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> Rollenspiel [GM] Die Katharsis der Magierin |
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28.06.2002, 16:12 | #26 | |||
meditate Beiträge: 6.868 |
die reise VI (das tor)
meditate krallte sich entsetzt in die lehnen des throns. gleich war es aus. die pranken der ungeheuer griffen noch daneben, ungenau, wie die bewegungen eines betrunkenen waren sie anzuschauen. langsam hoben sich die krallen, meilenlang, um den fliegenden felsen immer aufs neue zu verpassen. doch irgendwann würde eins der ungeheuer sie treffen und zerschmettern, wie eine mücke zerquetschen und seine unbändige wut damit für einen augenblick besänftigen. die höhle hallte wider von dem ohrenbetäubenden brüllen der erfolglosen jäger, die sie schon hinter sich gelassen hatten. plötzlich tauchte vor ihnen eine der riesigen kreaturen auf, immer höher schraubte sich der körper. der fels machte keinerlei anstalten, auszuweichen. er war doch sonst so sicher gesteuert worden, von wem auch immer, jetzt blieb er stur auf seiner bahn. immer näher kam er dem geschöpf, daß in seiner majestätischen schrecklichkeit meditate den atem nahm. sie vergaß einfach, angst zu haben. gebannt starrte sie auf den geschuppten körper, der sich aus dem fels emporhob und langsam, aber stetig an höhe gewann. der fels flog weiter darauf zu. und es öffnete sich ein widerliches maul, umsäumt von vielen reihen schrecklicher zähne, bestehend aus dem reinem feuer beliars, schwarze flammen, hoch wie berge, heiß wie magma und doch fest wie diamant, reihten sie sich wie zaunspfähle aneinander. in undefinierbare tiefen schien die öffnung zu führen. nichts entkam diesem schlund. immer weiter öffnete er sich, kam immer näher, der fels blieb auf seiner bahn geradewegs hinein. bald nahm das maul das ganze blickfeld der zauberin ein. jetzt schlug ihnen die hitze entgegen. der mund beliars stand ruhig neben der apathisch auf dem thron kauernden magierin. "der schlund der hölle. wir sind eben hindurch geglitten." erklärte der mund des dunklen gottes in aller ruhe mit seienr melodisch-monotonen stimme. und tatsächlich, hinter ihnen schloß sich das riesige maul, das tor zum inneren des ungeheuers, die hitze des maules, die ihnen entgegenbrandete, nahm meditate für kurze zeit die luft zum atmen. doch nun wurde es dunkel, immer dunkler. der felsen folgte irgendwelchen windungen. meditate spürte, wie er in kurven und spiralen flog. doch sie sah nichts, kein lichtstrahl drang hier in die tiefsten tiefen von beliars reich. die kreatur wälzte sich dem boden entgegen, um erneut tief im felsgestein zu verschwinden, es zu durchpflügen. |
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28.06.2002, 16:14 | #27 | |||
meditate Beiträge: 6.868 |
die ankunft
"wo sind wir? bin ich tot?" meditate wollte wenigstens die stimme des mundes hören, wenn sie schon nichts sah, die beruhigende, vertraute stimme des mundes. die bewegung hatte aufgehört. der fels schien stillzustehen. "wir sind im herzen von beliars reich." lange hatte meditate auf die antwort gewartet, fast schon glaubte sie, wieder allein zu sein, schon hatte die trauer mit gierigen fingern erneut nach ihr gegriffen. doch wurden sie im letzten augenblick zurückgezogen. "hier nun wirst du vor eine wahl gestellt werden, hier im herzen des dunklen reiches mußt allein du entscheiden, was du willst. ich war nur bis hierher dein begleiter, ab jetzt vertraue deinen eigenen entscheidungen." gemessen sprach der mund. betonte jedes wort und machte eine kurze pause nach jedem wort, als wollte er dessen klang nachspüren. dies alles geschah noch in völliger dunkelheit. doch langsam dämmerte es und von irgendwoher, meditate wußte nicht, von wo, brach sich ein fahles licht bahn, gewann immer mehr an kraft und erhellte die stelle, auf der meditate stand. ringsum blieb alles in dunkelheit gehüllt, nur sie selbst stand in einem kegel aus licht, der aus dem nirgendwo aufgetaucht war. die magierin sah an sich herab. noch immer bestand ihr äußeres aus verschiedenen tönen von grau. ja richtig, die dritte haut war ja noch da. sollte die wahl damit zu tun haben? die umgebung schien aus einer großen halle zu bestehen. ihre stimme hallte wider, zurückgeworfen von fernen wänden, die im schutz der dunkelheit lagen. "verlaß mich nicht. ich weiß nicht, wo ich mich befinde und was ich hier soll." "dir wird schon bald klar sein, was du hier sollst. doch meine zeit ist für diesmal abgelaufen." und schon wieder verließ der mund des gottes die magierin, die alleine in der sie umgebenden dunkelheit zurückblieb. mitten im kegel des lichtes, der nur sie dem dunkel entriß. eine stimme ertönte. kalt, hart, befehlend. tief und dunkel. "du wirst nun von vollends von der last befreit werden, die dir die herrin aufgebürdet hat." danach geschah eine weile nichts. meditate hatte jedes zeitgefühl verloren. wie lange war sie überhaupt unterwegs? tage? wochen? monate? gar jahre? oder war alles nur in einem augenblick geschehen, inmitten eines zwinkerns? |
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28.06.2002, 16:18 | #28 | |||
meditate Beiträge: 6.868 |
die heilung
"du wirst jetzt entgültig geheilt werden, die letzte schicht der haut wird von dir abfallen." ließ sich die stimme erneut vernehmen. und tatsächlich, wieder stellten sich die schmerzen ein, die die magierin diesmal aber still und äußerlich gefaßt über sich ergehen ließ. stumm stand sie im licht und wurde ein drittes mal zu stein, erstarrte und verschmulz mit dem fußboden, wie ein stalagmit, der seinen partner an der decke sucht. doch nicht lange hielt der zustand an, wieder bildeten sich risse. diesmal längs von oben nach unten, die ganze länge der figur entlang. und diesmal pellten sich die äußeren schichten ab, wie bei einer blüte, wie eine erblühende knospe erstand meditate wieder auf, die letzte schicht war von ihr gefallen, lag wie die hüllblätter einer kostbaren blume grau auf dem boden rings um sie. und jetzt kehrten auch die farben des lebens zurück, das rot der wangen und lippen, das blau der augen und die farbigen muster in der robe der dämonenbeschwörerin. "du hast nun deine magischen fähigkeiten zurück. so wie sie vorher waren. kein makel ist zurückgeblieben. nichts hindert dich nun daran, diese fähigkeiten einzusetzen." jetzt bekam die stimme kontur. eine gestalt, groß, schmal, doch in eine weite robe mit tiefgezogener kapuze gehüllt, trat in den kegel aus licht. das gesicht, wenn überhaupt eines vorhanden war, blieb unerkannt in der schwärze des schattens verborgen. wer war diese gestalt? ein ehemaliger schwarzmagier? überhaupt ein mensch? oder nicht? vielleicht ein höheres wesen? ein gott? beliar? ein teil beliars? ist beliar vielleicht ein bisschen in uns allen? die gedanken schossen meditate in immer schnellerer folge durch den kopf. fast vergaß sie, dem zuzuhören, was ihr die geheimnisvolle gestalt erzählte. er sprach davon, wie gering doch die macht der menschlichen dämonenbeschwörer sei. davon, daß er ihr ungeahnte möglichkeiten eröffnen könne. langsam umschritt er die magierin, die sich nicht vom fleck bewegte, den atem anhielt und nicht wußte, wie sie sich verhalten sollte. wo war sie wirklich und was hatte dies jetzt zu bedeuten? was hatte beliar oder wer auch immer mit ihr vor? wie sollte sie reagieren. die gestalt sprach weiter, doch meditate reckte sich und spürte neues leben bis in die letzte fingerspitze. ein prickeln ging durch ihren körper, die haare waren wie aufgeladen und als ihre finger sich berührten, nahm sie das gefühl unglaublich intensiv wahr. |
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11.07.2002, 03:31 | #29 | |||
meditate Beiträge: 6.868 |
die wahl
die fremde, kalte gestalt sprach indessen weiter. "dämonenbeschwörer sind das auge, das ohr und der mund beliars in dem reich, in dem er nicht herrscht, sondern seine brüder. deshalb entzieht er ihnen auch nicht seine gunst, obwohl sie nach seinen maßstäben schrecklich klein, unwissend und zerbrechlich sind, sie sind seine einzige verbindung in die welt des lebens. die kreaturen, die sie dank seiner gunst beschwören, sind lächerlich, winzig und absolut unwichtig. doch wenn er die schlacht gewinnen wird, werden sie unter seinen mächtigsten dienern sein. belohnt für ihre treuen dienste." er machte eine pause, doch umrundete weiterhin die magierin, während er schwieg. "du hast nun die wahl, zur mächtigsten aller dämonenbeschwörer aufzusteigen, du kannst die mächtigste dienerin beliars auf erden werden. deine magie kann mächtiger werden, als die aller anderen diener beliars auf erden. willst du die herausforderung annehmen?" beeindruckt von dem erlebten, neugierig gemacht von beliars macht, seiner macht in seiner eigenen welt, noch immer erschreckt, doch seltsam fasziniert durch die unzähligen geschöpfe von krieg, hunger, krankheit und tod, nicht wirklich angelockt durch das versprechen fast grenzenloser macht, doch erfüllt von ungeheurer neugier zögerte meditate nicht lange und tat den schwur derer, die ihren wissensdurst nicht zügeln können. "ja, ich will, ich werde die herausforderung annehmen. ich will magie beherrschen, wie sie vor mir noch niemand gesehen hat. jeder soll mich bewundern, schön und schrecklich will ich den schwachen erscheinen und beliars willen werde ich überall kraft meiner fähigkeiten durchsetzen." ihre neugier hatte sich durchgesetzt. daß, was beliar sie lehren konnte, wollte sie lernen. nicht, um unbedingt die mächtigste zu sein, doch ihr durst nach wissen gepaart mit der ihr eigenen neugier hatte gesiegt. die gestalt öffnete die in die ärmel geschobenen arme und sprach "ich selbst werde dir die macht der wahren magie offenbaren. was für unwissende zauberei ist, wird für dich ganz klar und einfach sein. doch bedenke, zu gegebener zeit wirst du geprüft werden, ob du wirklich bereit für diese herausforderung bist. oder ob du nur ein weiterer dieser schwachen gewöhnlichen menschen bist." doch meditate war nicht mehr aufzuhalten, sie wollte endlich das nachholen, was sie schon viel zu lange nicht mehr konnte. die magie anwenden, die ein teil der mitglieder des zirkels schon wie selbstverständlich benutzte, sie wollte ebendiese magie beherrschen. und darüber hinaus würde sie wissen erfahren, daß ihr zu ungeahnter macht verhelfen würde. war das nicht recht und billig? nach all dem, was sie durchmachen mußte? |
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11.07.2002, 03:33 | #30 | |||
meditate Beiträge: 6.868 |
der lehrmeister
"laß uns beginnen. der erste teil deines studiums wird konventionell sein. nimm alles in dich auf, was dir beim wirken der magie helfen wird." der lichtkegel verbreiterte sich und enthüllte einen studiensaal, voller bücherregale. "bücher? ich soll wie jeder andere auch profane bücher lesen?" meditate war enttäuscht. "bring es mir bei hieß nicht, gib mir bücher." die gestalt machte eine unwirsche bewegung. die regale verblaßten und ihre stelle nahm ein heller lichtschein ein, der die umrisse der noch vor kurzem an ihrem platz stehenden regale nachahmte und gleichzeitig den raum erhellte. der lichtkegel, in dem meditate stand, verschwand. jetzt genügte der schein des übrigen lichtes. "nun denn, du hast deine wahl getroffen." der lehrmeister schine zufrieden zu sein. wie aus heiterem himmel strömten stimmen auf die magierin ein, von überall her, hohe stimmen, tiefe stimmen, laute und leise, wispernde und laute rezitierende. im ersten moment wurde sie fast hinweggefegt von ihrer vielzahl. kopfschmerzen nisteten sich in meditates hirn ein. ein rauschen aus stimmen war alles, was sie vernahm, vermischt mit dem rauschen des durch ihren kopf strömenden blutes. sie war einer ohnmacht nahe, als sie eine einzelne stimme aus dem wirrwar heraushörte. ihr folgte sie. von magie erzählte sie ihr, von sinn und zweck derselben und vom erkennen und ausführen. wie in trance folgte sie den ausführungen der stimme. bald kam die nächste stimme hinzu, die wieder andere dinge enthüllte, über den ursprung und die richtige ausführung. und so ging es schlag auf schlag, immer mehr der stimmen in ihrem kopf verstand sie. und jetzt, da sie hörte, was ihr gesagt wurde, verstand sie es auch. neben meditate stand die vermummte gestalt und schien auf etwas zu warten. jetzt hob sie die arme um die kapuze zurückzuschlagen. meditate stockte der atem. "malek? seid ihr malek?" "ich kenne keinen malek. du irrst dich." der große hagere mann, der unter der kapuze hervor kam, verunsicherte die magierin. "ich habe die stimmen gehört und kenne ihre worte, doch ich habe nicht das gefühl, daß ich jetzt mehr magie beherrschen würde", antwortete sie. "dann mußt du sie selbst wirken, ihre macht spüren und ihren ursprung kennen. ich werde dir berichten, was es mit den verschiedenen erscheinungen der magie des dunklen gottes auf sich hat." |
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11.07.2002, 03:34 | #31 | |||
meditate Beiträge: 6.868 |
beliars hauch
meditate schwieg und lauschte, gespannt auf das, was kam. der lehrmeister begann. "jeder der dem menschenvolk von beliar gegebenen sprüche ist ausdruck einer wichtigen begebenheit im sein des gottes. denn durch die dinge, die beliar geformt hat und die ihn geformt haben, ist eine brücke zu allen seinen kreaturen geschaffen worden. die menschen gehören dazu und weil sie teil von beliars welt sind, haben sie teil an seinen gedanken, seinen bemühungen, seinem kampf und seinem schmerz." der magier hielt inne. "in den jugendtagen der götter geschah es, daß beliar als kleiner knabe die gärten der herespis entdeckte und dort herumtollte. niemand hatte es ihm gesagt, daß kein wesen, sterblich oder unsterblich dort jemals seinen fuß hineinsetzen darf, nicht gestern, nicht heute und nicht morgen. niemals. in den gärten der herespis wird von jeder pflanze ein exemplar aufbewahrt, um in den tagen des großen vergehens die neuerschaffung der welt, wie wir sie kennen beginnen zu können. von den kleinsten moosen bis zu den höchsten baumriesen ist alles dort vertreten und nichts darf durch den fuß eines besichers besudelt werden. kein grashalm geknickt, kein blatt abgerissen, keine blüte gepflückt, kein zweig gebrochen werden. doch beliar wußte dies nicht. er erfreute sich an den blumen und all den anderen pflanzen, er lag im schatten und träumte, er rannte über die wiesen und watete durch die bäche." meditate hörte gespannt zu. was würde wohl als nächstes passieren? dies alles war neu für sie. umso atemloser lauschte sie den worten des erzählers. "doch sein eindringen blieb nicht unbemerkt. die wächter des gartens, diejenigen, die als einzige hier sein durften, als hirngespinst, als alb, als geisterhafte erscheinung wurden auf ihn aufmerksam. sie kamen, um ihn zu strafen, als den frefler, der er war. doch beliar spürte ihr kommen und angst bemächtigte sich seiner, wie in einem albtraum fühlte er sich verfolgt von unheimlichen schatten, die ihn einkreisten und ihn seines verstandes berauben wollten. in seiner angst loderte der göttliche geist auf und gebar beliars hauch. denn nicht mehr als ein hauch waren die flammen aus schwarzem feuer, die den ring aus finsteren schatten sprengten und die verfolger zurückhielten, gefesselt in den flammen, gepeinigt vom beißenden schmerz. beliar entkam. und den menschen wurde später beliars hauch zur verteidigung geschenkt im andenken an beliars flucht aus dem garten der herespis. natürlich nur ein viel schwächerer abklatsch." |
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11.07.2002, 04:04 | #32 | |||
meditate Beiträge: 6.868 |
schattenbrand
"nach seiner flucht lag beliar darnieder und fiel in eine tiefe ohnmacht, so daß er für seine gegner eine leichte beute war. denn schon damals jagten ihn seine brüder, nicht älter als er und trotzdem schon vom schicksal der götter gezeichnet, daß sie dazu verdammte, ewig gegeneinander anzukämpfen, alles ihrem kampf unterzuordnen und als spielball ihres ewigen streits zu benutzen. so fanden ihn die schergen seiner widersacher. sie überwältigten ihn, banden ihn und schleppten ihn mit sich, um für ihren fang die belohnung einzufordern, die sie erwarteten. denn beliar war auf der flucht vor seinen brüdern, die um ihr schicksal wußten und ihn nicht ohne grund fürchteten. und trotz des wissens um die zukunft versuchen sie noch immer, seiner habhaft zu werden und dies taten sie auch damals. die furchtbarsten jäger wurden gegen ihn aufgeboten. äonen jagten sie ihn, bis sie ihn fassten, als er erschöpft in einen tiefen schlaf sank. lange reisten die jäger mit ihrer beute durch alle möglichen gefilde. beliar wußte von nichts, sein geist weilte woanders. doch irgendwann, nach wochen kam er zu sich und bemerkte die unzerreißbaren fesseln an sich, die für die götter geschmiedet waren. eine große wut erwachte in ihm, wer hatte es gewagt, ihn festzuhalten, ihm die fesseln anzulegen? in unbändigem zorn schrie er seine jäger an und so voller zorn war er, daß feuer - schwarzes feuer - aus seinem rachen kam und seine peiniger verbrannte. jeden, den er traf verbrannte auf der stelle zu asche. ein wahrer sturm erhob sich aus dem schwarzen feuer, so daß es jeden im umkreis traf. und von jeden, den das feuer verbrannte, sprang die schwarze flut weiter, unaufhaltsam, nur die letzten seiner häscher flohen weit weg. nie sah man einen von ihnen wieder. die schwarze flut hatte alles verbrannt, was ihm entgegenstand." meditate hatte wiederum atemlos zugehört. warum waren diese ereignisse im kastell nicht bekannt? krampfhaft versuchte sie, sich jedes detail der erzählung einzuprägen. ja nichts vergessen. kaum wagte sie zu fragen: "wie geht es weiter?" |
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12.07.2002, 01:01 | #33 | |||
meditate Beiträge: 6.868 |
schwarze flut
die gestalt war verstummt, in gedanken versunken und dem klang der eigenen worte nachlauschend, so als ob sie eigene erlebnisse, die lange zeit zurücklagen, wieder aus dem gedächtnis heraufgeholt hätte, stand sie da und ließ meditate warten. "jetzt erzähl, ich bitte dich." die neugier ließ meditate keine ruhe. wie ging die geschichte weiter? sie mußte es wissen. "jetzt erzähl doch weiter." der magier oder was auch immer er war sprach weiter, ruhig, fast monoton. "beliar war wieder allein, seine gegner vernichtet. doch noch fesselte die unzerreißbare kette ihn. und keine macht der welt konnte dies band wieder von ihm nehmen, einmal angelegt schnürte sie sich zusammen und blieb haften, unzerstörbar, nicht zu zerbrechen. beliar wand sich im staub, hin und her, wechselte die gestalt, tat alles, was in seiner macht stand, doch die fesseln blieben an ihm haften, so wie das ei einer gallwespe an einem blatt. nichts konnte ihn erlösen. in seiner not, geschlagen mit den unzerreißbaren fesseln blieb ihm keine andere wahl, als sich seine eigene hand abzureißen, er opferte seine rechte hand, um wieder frei zu sein. dies war beliars qual. seitdem ist er ohne seine hand." meditate erschauerte es. sich selbst die hand abreißen. schrecklich. "die göttlichen kräfte in ihm verhinderten seinen tod. doch die schmerzen machten ihn wahnsinnig. für eine zeit stieg der wahnsinn in seinen kopf und er streifte durch die lande, verbreitete pein überall, wo er hinkam. in seiner wut griff er alles und jeden an, was er nur treffen konnte. als geißel der welt wurde er bekannt, jeder klagte über beliar. so sehr häuften sich die klagen, daß die götter gegen ihn ihre tore öffneten und die zweite welle ihrer nimmermüden jäger losließen. furchterregende geschöpfe, wie du sie auf deiner reise gesehen haben magst, sofern dir die wahre armee beliars gezeugt wurde, denn für gewöhnlich führt die reise nur durch die gefilde der harmlosen kreaturen, der skelettarmee und durch die welten der verschiedenen meere." hatte meditate etwa nur ein paar spielereien des dunklen gottes gesehen? sie verstand nicht ganz, was ihr der lehrer mit seinen worten sagen wollte. "und wieder wurde beliar gejagt. wieder war er auf der flucht. die jäger kehrten das oberste nach unten, ließen berge einfallen und warfen neue auf, schufen tiefe spalten und ließen meere darein fließen. so wurde das antlitz der welt verändert. bald war beliar eingekreist. und in seiner verzweiflung gab er für einen moment seine flucht auf, ließ sich in den staub niederfallen und beklagte sein schicksal. doch die götter wissen um ihr schicksal, auf die eine oder andere weise und so kam die wut wieder in ihm auf, seine wunde brach auf und er schleuderte sein blut seinen jägern entgegen. dieses blut verwandelte sich in schwarzes feuer, alle gegner um ihn herum wurden davon erfaßt und verbrannt. sie zerfielen zu asche. doch beliar war wieder frei, hatte sich seiner häscher ein weiteres mal entledigt." |
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12.07.2002, 01:03 | #34 | |||
meditate Beiträge: 6.868 |
beschwören
"erschöpft versteckte er sich vor seinen feinden, ungesehen wollte er sein für zeitalter. seine wunde wollte er heilen und er verschloß sich in seinem versteck. tief in den wurzeln der erde lag er, träumte und schlief. beliar war verschwunden aus den weiten der welt. niemand wußte um sein schicksal. lange suchten seine brüder nach ihm, in ungewissheit über seinen verbleib. hatten sie wirklich gesiegt? war er vernichtet uns sie sich sicher über die ewige herrschaft? oder war er entflohen, auf rache sinnend? überall fragten sie nach ihm, doch keiner hatte beliar gesehen. langsam wurden seine feinde ihrer herrschafft immer sicherer, langsam vergaßen sie ihn und wandten ihre gedanken von ihm ab." die stimme verstummte. meditate schreckte auf, das plötzliche schweigen hatte sie verwirrt. "was ist mit beliar geschehen?" "er war verschwunden und blieb verschwunden. und bis heute ist er nicht wieder aufgetaucht. er hat sich sein eigenes reich geschaffen, mit all den wesen, die in ihm existieren. er hat sie erschaffen, beschworen. durch seine gedanken leben sie, durch seine wünsche sind sie realität. er beherrscht sie und er verleiht ihnen kraft aber auch wut. aus beliars geist sind sie entstanden, er dachte an sie und sie waren da, die kraft eines gottes zur schöpfung sprach aus seinen träumen und machte sie so zur wirklichkeit. und beliar träumt weiter. all sein denken ist auf den fernen tag ausgerichtet, an dem er mit dem, was er mit seinem geist erschaffen hat, hervorbrechen wird und seine brüder zur rede stellen wird, allen voran den gott des lichtes, dessen name hier nicht genant werden wird. denn er war es, der ihm das verwehrte, wonach es beliar am meisten dürstete. den platz, der ihm bestimmt war, den platz auf dem herrscherthron der welt. dort ist beliars platz. und nun, da du die herkunft dessen kennst, was von den menschen als die magie beliars bezeichnet wird, beherrschst du sie auch. nicht in der form, wie sie die schwachen menschen beherrschen, nicht die unwirksamen zauber, die er ihnen kraft seiner gnade verleiht. dir ist die ganze kraft seiner zauber offenbar, du kannst, was er kann. lähme deine gegner alle, verbrenne sie und erschaffe dir deine eigenen armeen." sollte meditate wirklich so große macht besitzen? kaum konnte sie sich vorstellen, was dies bedeutete. "dies alles gehört dir, nur eine sache mußt du noch über dich ergehen lassen, eine einzige prüfung steht dir noch bevor." |
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12.07.2002, 04:25 | #35 | |||
meditate Beiträge: 6.868 |
die prüfung
sorry, der originalpost war viel schöner, leider hat sich mein rechner beim schreiben desselben vor dem speichern verabschiedet - c'est la vie der magier trat zurück. hinter ihm erschien das auge beliars. freudig lief meditate darauf zu, glücklich einen freund zu sehen, dem sie erzählen konnte, was sie alles erlebt hatte. "ich kann jetzt wunderbare magie, ich bin sehr mächtig." das auge des gottes schwieg. doch meditate sprach schon weiter. "während du weg warst, hab ich viel über beliar glernt, ich glaube, ich weiß jetzt mehr, als jeder andere schwarzmagier vor mir." der lehrer schwieg zu den worten meditates. doch jetzt sprach er. "du kannst jetzt mehr, als jeder andere sterbliche vor dir, du hast die wahre wurzel der macht beliars gesehen und du kennst die ursprünge dieser seiner macht, die jetzt auch deine macht ist. dein geist hat all das aufgenommen, was beliar selbst ist und was er dir geben kann. du bist die mächtigste dämonenbeschwörerin, die die menschen jemals hervorgebracht haben." er schwieg und sah meditate bei dem auge des dunklen gottes. meditate wartete und freute sich, daß sie einen lang nicht gesehenen freund wiederhatte. wie lange war sie hier gewesen, um zu lernen? tage? wochen? sie wußte es nicht. jegliches zeitgefühl war ihr abhanden gekommen, voll konzentriert auf nur eine aufgabe, mit allen sinnen das neue ausnehmend und so die dunkle magie bis zu ihrer vollendung beherrschend, hatte sie die zeit vergessen. menschliche bedürfnisse hatte sie während der ganzen reise nicht gespürt. der lehrer lachte leise. es klang eher wie ein husten oder röcheln. "deine prüfung besteht darin, deine macht zu demonstrieren, du kannst ebenso wie beliar mit magie umgehen, er nennt es nicht magie, denn es sind seine natürlichen fähigkeiten, doch für euch menschen ist es unerklärlich und deshalb muß hier der ausdruck magisch genügen. zeige mir, daß du denkst, wie beliar, daß du in seinem sinne handelst und daß du die kraft, die dir nun innewohnt, so nutzen kannst, wie es nötig ist, laß deinen geist sprechen und mache wahr, was du fühlst. zerstöre diese kreatur." meditate verstand nicht und als sie verstand, konnte sie es nicht fassen. sie drehte sich zu dem magier. " ich soll... ich soll... ich soll dieses wesen zerstören? einfach so töten? niemals!" der lehrer lachte lauter, doch es klang trotzdem wie ein röcheln. seine stimme klang hohl. "niemals? sag nicht niemals. niemals sagte auch der dürstende in der wüste zu seiner geliebten, die ihm selbstlos das letzte wasser anbot, bevor er es ihr in der irrigen hoffnung, es könnte ihn retten, entriß. niemals ist ein zu großes wort für euch menschen." doch meditate blieb dabei. "ich werde das niemals tun. entreiße mir meine magie, wenn du willst, mach mich wieder zu dem, was ich vorher war, doch dies werde ich nicht tun." |
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12.07.2002, 04:27 | #36 | |||
meditate Beiträge: 6.868 |
der abschied
"dir deine magie entreißen? vielleicht wird dein wunsch schneller wahr, als du glaubst. du närrin, siehe, was geschehen ist." meditate drehte sich wieder um und sah noch, wie das auge beliars, ihr einziger freund in der wüstenei aus stein, die sie in den vergangenen wochen durchquert hatte, zerfloß, wie schnee in der sonne, das wesen lief einfach auseinander und die reste versickerten im boden. mit tränen in den augen stand meditate davor und schaute fassungslos zu. wie konnte sowas nur zugelassen werden? der magier sprach wieder "der zweck seiner existenz war erloschen. es gab keinen grund mehr, ihn zu erhalten. siehst du nun die last der götter? erkennst du es? kein gefühl darf ihren geist trüben, keine regung ihre handlungen beeinflussen. über allem müssen sie stehen. eins eurer geheimnisse sind eure gefühle, der, der sie nicht hat, versteht euch nicht und ist fasziniert von euch menschen. doch der, der sie hat, will sie anscheinend nicht loswerden. sind sie so wichtig? machen sie das menschsein aus? götter fühlen nichts, sie gehen nach notwendigkeiten." meditate dachte über die worte des magiers nach. ihre ganze macht war nichts wert, wnen sie dafür ihre empfindungen eintauschen mußte. traurig über diese schmerzhafte lektion sagte sie "nun, dann nimm mir meine magie wieder. ich habe mich entschieden, ich will sie nicht." "du hast sie schon verloren, sie ist dir genommen. doch bleibt dir die magie, die den menschen vorbehalten ist in voller stärke zuerkannt. doch nicht mehr. das sei alles, was du von hier mitnimmst. denn jetzt ist deine reise zu ende. du wirst große teile des hier gesehenen vergessen. ob du willst oder nicht. das menschliche gedächtnis ist begrenzt." "wie komme ich zurück? muß ich den gesamten weg wieder zurück wandern? an all den schrecklichen kreaturen vorbei, die noch nichtmal den wirklichen schrecken beliars darstellen?" die gestalt schüttelte den kopf. nein, du gehst den direkten weg. alles verblaßte, wurde unwirklich. meditate fiel, sie fiel in erwartung des bodens, doch kam sie nirgendwo auf, sie fiel in die unendlichkeit. keine angst bemächtigte sich ihrer, trotz des falles fühlte sie sich sicher. plötzlich war auch das fallen zu ende. und wieder war die prophezeiung nicht in erfüllung gegangen. wie lange noch zu warten war, wußte allein beliar, irgendwo wußte er es... |
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