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26.01.2004, 16:41 #1
Pater Anderson
Beiträge: 6
[Story]Unendlichkeit -
Ha-ha-ha-ha-ha. Unheilige Kreaturen unter dem Licht des Herrn. Sie genießen kein Recht zu leben, genießen kein Recht zu existieren. Ich bin kein Mörder, ich bin ein Retter. Und ihr seid nichts mehr, wie meine nächste Beute. Mein Werk ist vollendet, wenn die fünfundzwanzigste Ziffer eurer Brut gestorben ist. Zittert nur, bald werdet ihr keine Gelegenheit mehr dazu haben, denn bald wird euer Blut zu dem der Anderen fließen.

Der Pater schloss seine Augen und rückte seine Brille ein wenig zurecht, eher er sich wieder diesem "letzten Problem" widmete. Dieses widerwärtige Geschöpf hatte sein Schwert gezogen, ein altes, rostiges Schwert, an dem der Tod klebte und mit ihm die Unheiligkeit dieser Kreatur. Mit diesem Schwert wurden diese vierundzwanzig toten zu seinesgleichen. Es waren alles einmal Menschen, ehrenwerte Menschen. Doch er hatte sie alle niedergestreckt und durch die Kraft des Schwertes wurden sie zu Geschöpfen wie er es war. Es gab für sie keine Heilung, denn Tote konnte man nicht heilen, man musste sie töten. Der Pater wusste das und so handelte er auch, Gefühle brauchte er nicht zu haben, denn für ihn waren es keine Menschen mehr, in keiner Sekunde seines Nachdenkens fühlte er Reue oder Schuldgefühle. Und das auch vollkommen zu Recht, denn er erlöste die unheiligen Seelen von dem Bann, der auf ihnen lag und führte sie so ins echte Reich der Toten. Das war seine Aufgabe und diese würde er auch ausführen, er wurde mit der Macht dazu ausgestattet, diese schwierige Aufgabe zu tun.

Die Kreatur fletschte mehr oder weniger die Zähne, sie hatte nämlich schon einige Zahnlücken, nun ja, eigentlich besaß sie noch ganze sechs Zähne, doch eine solche Kreatur brauchte keine Zähne, wozu auch essen, wenn man eh schon tot ist. Die wenigen Haare wirkten wie aufgeklebt und das Gesicht war narbenüberzogen doch am ekligsten war wohl der grüne Schleim, der aus dem Mundwinkel lief. Nicht viel Zeit blieb, um diesen Anblick zu genießen, denn dann griff die Kreatur an, es war ihr mittlerweile vollkommen egal, was geschah, sie wollte ihn nur noch töten.

Doch schon der erste Schlag sollte der letzte sein. Das Schwert das durch seine Brust gehen sollte blieb kurz davor stehen, in den beiden Handhälften von Anderson.
26.01.2004, 16:45 #2
Pater Anderson
Beiträge: 6
[Story]Unendlichkeit -
Hahahaha, seid doch kein Narr, habt ihr wirklich geglaubt, ihr könnt mich mit diesem Käsedolch besiegen. Wohahahaha. Aber ihr sollt nicht dumm sterben. Die Macht Gottes hat dieses Schwert gestoppt, genauso wie sie nun euer Schicksal besiegeln wird, unheilige Kreatur.

Mit einer einfachen Handbewegung ließ er das Schwert entzwei brechen, ehe das Ding anfing zu laufen, oder besser gesagt zu fliehen. Doch das war nicht so wichtig, denn schon bald hatte er den ersten Griff bei sich. Asche zu Asche... und schon flog das erste Schwert dem wegeilenden Wesen hinterher. Staub zu Staub... Und schon machte sich das zweite auf den Weg. Amen! Und damit flog auch das dritte Schwert seinen Weg. Das ganze spielte sich nicht sehr lange ab, gerade mal zehn Sekunden hatte er dafür gebraucht und auch nur deshalb, weil er langsam redete und der Kreatur einen Vorsprung gönnte, ja, er war wahrlich grausam.

Mit einem Schrei endete das Leben des "Grauens" wie es die Menschen hier in der Umgebung nannten, viele hatten große Angst vor diesem etwas gehabt, doch jetzt war es tot, einfach so tot und mit ihm vierundzwanzig andere Dämonen. Das Blut würde der Regen bald wegwaschen und schon bald würde sich niemand mehr an diesen Ort erinnern. Der Pater streute noch Silberwasser auf die übriggebliebenen Leichen, dass auch sie zu dem werden ließ, was sie waren, Staub und Asche. Seine Schwerter blieben nicht in den Körpern, sie waren wieder beide an seinen verborgenen Seitenscheiden. Noch kurz überzeugte er sich davon, was er eigentlich längst wusste, aber das "Grauen" war wirklich und wahrhaftig tot, sein knochiger Schädel war das letzte, was noch blieb.
Mit einem Knacken und Brechen zerbarst auch dieses Teil unter seinen Stiefeln, als er sch wieder aufmachte. Es warteten noch einige andere unheilige Kreaturen auf ihn...
28.01.2004, 18:43 #3
Pater Anderson
Beiträge: 6
[Story]Unendlichkeit -
Es waren dunkle Tage, in denen man hierzulande reiste. Es war das Herz des Winters und kalte Stürme fegten ihm um die Nase, es waren sehr kalte Stürme, die immer wieder Regen oder Schneeregen mit sich brachten. Richtiger Schnee mochte sich aber nicht so richtig hier halten. Aber woanders lag der Schnee bestimmt schon und hüllte alles unter eine weiße Decke. Hier oben, am Fuße der grauen Berge, da war es sowieso immer kalt und diesig, das war reine Gewöhnungssache.
Anderson kam heute in einen nicht minder heftigen Sturm herein, wie auch die anderen Tage, es waren noch morgens angenehme Temperaturen geherrscht, hatten den Pater einen guten Morgen bereitet. Nach einem kargen Frühstück aus Zwieback und Wasser und einem morgendlichen Gebet machte er sich zur Weiterreise auf, er wollte weiter nach Norden vordringen, in die Nähe von Graustein. Ihm war zu Ohren gedrungen, das sich dort immer mehr Spukgestalten breit machen, man berichtete von einem großen Haus, einem Gespensterhaus, dort sollten menschenähnliche Wesen leben, einige sahen aus wie die Bibelbekannten Untoten und Hexen, doch andere sollten keine Materie haben und total transparent sein. Es war dort eine ländliche Gegend, dennoch hatte er sich über dieses Haus informiert.

Es war ein altes Haus, erbaut vor zweihundert Jahren von einem adligen Großgrundbesitzer. Es musste einst ein sehr großes und sehr prachtvolles Haus gewesen sein, doch nun schien es eine Ruine. Er musste sich selbst ein Bild machen, ob an dem Gemunkel etwas dran war, oder ob das Landvolk sich nur wieder seine Märchen spann, aber er hoffte nicht. Seiner Klinge dürstete es wieder nach Blut, nach unheiligem Blick.
28.01.2004, 18:44 #4
Pater Anderson
Beiträge: 6
[Story]Unendlichkeit -
Unter seinen Stiefeln zergingen der Match und das wenige Grün, alles presste sich in den Schoss von Mutter Natur und wurde zerstört, in seinen tiefen, grünen Giftaugen sah er schon bald ein erstes Zwischenziel. Anderson rückte seine Brille zurecht und putzte sie ein weiteres Mal, er wirkte wie ein normaler Reisender, ein Pater auf Reisen. Nicht das diese Tatsache komisch vorkomme, nein, natürlich nicht, viel mehr waren es seine Ziele die der Inquisitor suchte. Nicht er wurde gefunden, er fand. So musste es immer sein, so und nicht anders. Immer noch war er taub und blind sich seiner Suche zu widmen, befand sich noch immer in einer Art Rausch zu suchen und zu töten. Weniges andere drang zu ihm vor. Aber irgendwann würde auch er seine Arbeit beendet haben, damit er sich wieder seiner eigentlichen Aufgabe widmen kann. Langsam nahm die Sucht ab, seine Gebete wurden wieder intensiver und echter, immer weniger geschah so linear. Er würde schon bald wieder suchen, doch dann nicht mehr das Leben von Dämonen, Untoten, Geistern und Hexen, sondern viel mehr nach dem was er schon immer suchte. Doch bis dahin war es noch eine gewisse Zeit, in der er etwas ableisten, man konnte sagen, abbezahlen wollte.

Vor ihm wurde das kleine Dorf immer größer, Meter um Meter schleppte er seinen großen, breiten Körper weiter nach vorne. Lief über ein gefrorenes Feld, auf dem im Frühling Kartoffeln oder Spargel angebaut wird, so genau wusste er das nicht. Es war erfrorene Erde und man musste Acht geben, wenn man nicht hinfallen wollte. Eigentlich müsste ihm kalt sein und er müsste frieren, denn er trug nicht viel unter seinem kirchlichen Gehrock, aber es war nicht so, ihm war weder kalt noch zitterte er. Es war ein angenehmes Gefühl der Wärme um ihn, trotzdem war der peitschende Wind rau und ohne Gnade. Die Bartstoppeln waren selbst ihm ausgesetzt, er sollte sich mal wieder rasieren, langsam sah er aus wie ein Landstreicher, der einen Pfarrer überfallen hat. Aber das kümmerte ihn herzlich wenig, so etwas hatte Anderson nicht zu interessieren.
28.01.2004, 18:46 #5
Pater Anderson
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[Story]Unendlichkeit -
Ein kleiner Hof machte den Anfang auf dem Weg in ein kleines Dorf. Es war ihm gänzlich unbekannt, doch es lag auf seinen Weg und würde ihm sicher einen Unterschlupf für die Nacht bieten, irgendein Zimmer oder was zu essen. Hunger hatte er auch nicht, aber schon lange nichts mehr gegessen außer Zwieback und Wasser. Genauso wenig plagten ihn Durst oder Krankheit, keine Erschöpfung und Müdigkeit. So etwas gab es bei Anderson selten, aber auch nur weil man sich nicht traute den Begriff "nie" zu benutzen.
Es war altes Holz, bestimmt schon hundert Jahre alt. Der Hof war verlassen und verwittert, doch als er ihn schon links liegen lassen wollte, blieb er noch einmal stehen und sah zurück. Irgendetwas hatte er in diesem einen Moment gespürt, eine Art Bekanntschaft mit dem Tod. Es war nur ein einziger Hauch, so eine Art gruseliges Zittern dicht an seinem Ohr vorbei. Der Pater überlegte, ob es ein einzelner Hof wert wäre seine kostbare Zeit zu verschwenden, aber da es just in diesem Moment auch anfing zu regnen, kam ihm ein Unterschlupf gerade Recht.

Er rannte schnell Richtung Gebäude und fackelte auch nicht lange, da hier eh niemand mehr lebte, trat er die morsche Tür einfach ein. Mit einem Krachen wurde sie aus den Angeln gehoben und fiel in fünf Teile zerberstend auf den Boden.
So weit so gut... Unter seiner Brille schielten Luchsaugen hinaus, das Grün schob sich hervor und suchte alles ab. Ratten verkrümelten sich in alle möglichen Richtungen, in Löcher und andere Behausungen, wie die hier bloß satt wurden? Vielleicht suchten sie auch nur ein Dach über dem Kopf. Als er weiter suchte entdeckte er noch das Mobiliar aus vergangenen Zeiten, ein Tisch, ein Bein fehlte schon und er hielt sich nur noch so, weil Staub und Spinnennetze sie an anderen Orten festmachten. Eine alte Küche, selbst das Geschirr stand noch da. Es war unheimlich, es wirkte so, als ob niemand diesen Ort verlassen hätte, als ob noch jeder hier wäre. Aber irgendwer muss doch mal hier gelebt haben? Hat es niemand gekümmert? Oder war es nicht nur reiner Zufall. Anderson hatte schon eine Idee, die er aber noch nicht preisgeben wollte, da sie noch zu abstrus gesponnen war.

Er fühlte sich nicht unbedingt wohl in diesem Haus, doch Angst verspürte er keine, warum auch, es gab nichts, vor das man sich fürchtet müsste, wenn man nicht Angst vorm Dunkeln hat. Ja es war Dunkel geworden, der Regen und die dunklen Wolken hatten alles sehr schnell gemacht, hier jedoch fand er eine Kerze, die auf dem Tische als einziges Teil stand. Mit ruhigem Wühlen kramte er seine Zunderhölzer heraus und entzündete eines, um so die Kerze leuchten zu lassen.
28.01.2004, 18:49 #6
Pater Anderson
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[Story]Unendlichkeit -
Nun bot sich da im Lichte noch mehr als zuvor, ein kleiner Apothekerschrank, dazu noch zwei Regale, wobei beide eine gewisse Schieflage nicht vermissen ließen und zum Schluss noch ein alter Gang. Es war erstaunlich, aber er konnte tatsächlich die Bilder noch erkennen, alte, sehr alte Familienbilder. Es waren Frauen und Männer, manchmal auch sehr junge Menschen, es schienen Bilder von engen Familienangehörigen zu sein, immer wieder waren kleine Jahreszahlen zu sehen. Doch als er an die hinteren Fotos kam sah er immer wieder gewisse Ähnlichkeiten. Sie saßen alle in derselben Pose da und es schienen immer dieselben zu sein. Immer ein Frau, auf einem Stuhl sitzend, sie war auf jeden Bild sehr jung und sehr schön, daneben ein Mädchen und ein Junge und hinter dem Stuhl ein Mann, stehend. Er hatte auf jedem Bild die Arme auf die Schulter der Frau gelegt. Es war tatsächlich immer dasselbe Foto und es waren tatsächlich immer dieselben vier, nur mit veränderten äußerlichen Merkmalen. Anderson rückte seine Brille sehr genau, das tat er immer, wenn er am überlegen war. Sollten es vermutlich echte Gespenster sein? Er mochte nicht daran glauben, denn er hatte eine andere irrationale Theorie. Eine gewisse Unsterblichkeit könnte auf diesen Fotos prangern. Seine Nackenhaare hatten sich aufgerichtet, er fröstelte, doch er hatte keine Angst. Er war nicht fähig vor so etwas Angst zu haben, auch wenn er genau wusste, wie sehr es doch unheimlich war. Der Kerzenschein, nur sehr langsam und das immer wieder tanzende Feuerbild, die düster gehaltenen Bilder und das Haus, das scheinbar lebte, zumindest das Holz tat das wortwörtlich und knarrte und bog sich im Wind.

Noch einmal tauchte er in eines der Bilder ein, doch eher aus einem persönlichen Grund, denn er fand die Frau darauf wirklich sehr schön. Doch ein krachendes Geräusch ließ ihn endgültig davon abweichen und forderte seine Konzentration. Doch bis auf das Krachen war nichts mehr zu hören. Weiter ging es mit der Kerze in der Hand und immer wieder durch diesen dunklen Korridor. Er mochte bei einem Hof groß sein, doch dann schien ein Ende in Sicht. Es führten zwei Wege entlang, einer führte nach oben, vermutlich in den ersten Stock oder sogar schon zum Dachboden, der andere führte durch ein Loch im Boden und einer Fallluke in den Boden, oder besser in den Keller.
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