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23.01.2004, 11:25 #1
Lisa Jewell
Beiträge: 16
Ein ganz normaler Supermarktbesuch - Ein ganz normaler Supermarktbesuch
Ein ganz normaler Supermarktbesuch...

Der Stress des Einkaufes beginnt in der Regel schon vor dem Geschäft, wenn man bemüht ist, einen Einkaufswagen zu ergattern.
Da es scheinbar Heerscharen von Menschen gibt, die diese drahtigen Ungetüme sammeln, oder einen sinnvollen Verwendungszweck für sie haben, sobald sie ein Dutzend ihr eigen nennen, war immer wieder zu beobachten, dass die Menge der Einkaufswagen eines Supermarktes im Laufe der Monate deutlich rückläufig war.
Um diesem Schwund vorzubeugen erdachte eine geniale Person das Prinzip des Pfandeuros (was meines Erachtens immer noch ein günstiger Preis für diese Geräte ist). Leider führt das in der Praxis zu ganz neuen Problemen.

Bei dem Supermarkt in meiner Nähe, stehen die Wagen draußen vor dem Laden in einem "U“-förmigen Gitter. Dieses "U" ist aber so eng, daß stets nur eine Person samt Einkaufswagen hineinpaßt.
So steht stets eine ganze Menschentraube vor diesem Gitter, teils in der Absicht ihren Wagen abzugeben, teils um sich einen neuen zu holen, aber alle mit dem festen Willen, sich möglichst schnell ganz nach vorne zu drängeln.
Das es auf diese Weise aber viel zu langsam von statten geht, entsteht in der Regel bereits vor dem „U“ ein schwungvoller Tauschhandel. Da wechseln Einkaufswagen und Geldstück den Besitzer (Pardon: Benutzer). 9 Groschen und 10 Kupfermünzen werden abgelehnt, aber über die halbe Schachtel Zigaretten läßt sich reden.

Ausgesprochen interessant zu beobachten ist, wie versessen die Menschen auf ihre kleinen Plastikmarken sind, die inzwischen oftmals das Geldstück ersetzt haben.
Neulich stand ich mal wieder vor unserem – wie immer - verstopften "U“ und winkte freundlich lächeln, mit meinem schon zurecht gelegten Euro, als ich eine Frau mit Einkaufswagen sah, die den Laden verließ. Mit einem bedauernden Gesichtsausdruck teilte sie mir mit, dass sich kein Geld, sondern so eine runde Plastikscheibe in dem Wagen befände.
„Das stellt gar kein Problem dar“, meinte ich zu ihr, und kramte meine eigene Kunststoffmarke heraus. „Nehmen sie doch einfach diese“ und streckte sie ihr entgegen.
Sie starrte mich an, als wäre ich der Teufel in Menschengestalt und wollte ihr die Seele entreißen. Von „bedauern“ war in ihrem Gesicht jedenfalls nichts mehr zu sehen, als sie mir in einem gereizten Tonfall erklärte, dass das IHRE Plastikmünze in dem Wagen wäre.
„Sicherlich ist das ihre“ entgegnete ich, „es wäre ja auch ihr Eurostück gewesen und trotzdem hätten sie es gegen meines getauscht. Solange sie keine persönliche Beziehung zu diesem Stück Kunststoff haben und es nur diese Funktion zu erfüllen hat, können sie es doch auch gegen meines tauschen.“
„Was weiß ich denn, wo du schon überall damit warst, da könnte ich mir ja wer weiß was holen.“ bellte sie mir entgegen.
Mal abgesehen, von der Tatsache, daß sie mich einfach duzte, fand ich, dass das eine ziemlich unfreundlich Unterstellung war und entgegnete ihr (nicht mehr ganz so liebenswürdig): „Das wüßten sie bei dem Eurostück ja auch nicht und sie hätten es trotzdem genommen“.
Der Umstand dass ich daraufhin den Einkaufswagen spürte, wie er mit voller Wucht gegen mein Schienenbein gestoßen wurde, signalisierte mir, daß sie wohl kein Interesse hatte, dieses Thema weiter zu vertiefen.

Glücklicherweise hatte die nächste Person die den Laden verließ, ein echtes Eurostück im Wagen und tauschte mit mir ganz anstandslos...auch wenn es ein bißchen dauerte, bis ich ihr – so auf einem Bein hüpfend, während ich das andere mit beiden Händen umklammert hielt – begreiflich machen konnte, dass ich es auf den Wagen und keineswegs auf ihre Einkäufe, oder gar ihre Handtasche abgesehen hatte.

Mit Stolz geschwellter Brust (und leicht humpelnd) betrat ich wenig später den Laden. Was gar nicht so leicht war, da die Räder des Wagen alle in unterschiedlichen Richtungen drängten, was eine kontrollierte Steuerung dieses Gefährt, nahezu unmöglich machte. Ich konnte von Glück sagen, daß ich nicht in den erst besten Dosenstapel hinein gerauscht bin.

Gleich zu Beginn meines Supermarktes, befindet sich die Gemüseabteilung und wie jeden Tag beherzigte ich den Ratschlag einer guten Freundin. Ich postierte mich zwischen Broccoli und Auberginen und versuchte einen besonders hilflosen Eindruck zu erwecken, während ich jeden Blumenkohl einzeln in die Hand nahm und meine prüfenden Blicke über ihn wandern ließ (sie waren alle „Dunkelweiß“ mit grünem Gestrüpp am unteren Ende).
Doch wie jeden Tag stürmten auch dieses mal keine Horden an jungen, bildschönen Verkäufern auf mich zu, um mir helfend beizustehen. Ich werde meiner Freundin wohl danach fragen müssen, was ich Grundsätzliches falsch mache.

Statt dessen, mußte ich mich von einer Schüleraushilfe, die ungefähr halb so alt und groß war wie ich, ermahnen lassen, nicht alles anzufassen.
So ließ ich den ollen Blumenkohl, Blumenkohl sein und besann mich darauf, dass Kartoffeln ohnehin viel besser schmecken ... also vermerkte ich „Tiefkühlpommes“ auf meiner geistigen Einkaufsliste.
So verließ ich die Vitaminabteilung rasch, allerdings nicht ohne mir die letzten beiden Pfirsiche ohne offensichtlichen Daumenabdruck, zu sichern.

Als nächstes steuerte ich den Pfandrücknahme-Automaten an.
Früher gab es da mal einen alten Mann, der hinter einem Tisch saß, einen drolligen Anblick bot und selten weniger als 5 Minuten benötigte, um das Pfand für drei Wasserflaschen und zwei Joghurtgläser zusammen zu addieren.
Heute haben sie ein Gerät, auf dessen Laufband man seine Flaschen stellt und nachdem es sie eingesogen hat, den Kunden mit einem kleinen Zettel belohnt, welcher den Pfandbetrag bestätigt.
Natürlich funktioniert dieses Gerät nicht. Zum einen passiert es mir in 8 von 10 Fällen, daß die Flaschen die ich auf das Band stelle, umfallen, sich quer legen und die Maschine verstopfen (glücklicher Weise habe ich mich noch nicht sehr weit von der Gemüseabteilung und der Schüler-Aushilfe entfernt). In den anderen zwei Fällen, beweist die Maschine schlechtere Rechenfähigkeiten; als der alte Mann hinter seinem Tisch.
Aber solange sie mir 9,50 Euro Pfand für 2 Cola- und 3 Saftflaschen gutschreibt, beschwere ich mich mal nicht zu laut...

Auf meinem weiteren Weg ergattere ich die letzte Flasche meiner Lieblingsbrause, bin persönlich dabei, wie ein kleiner Junge im Trikot von „Bayern München“ (Effenberg) sich den letzten „Kicker“ vor meinen Augen schnappt, den ich meinem Schatz mitbringen sollte und tarne ein genaues Studium des muskulösen halbnackten Models auf der „Mens Health“-Titelseite, in dem ich Interesse an „dem Magazin für den Gartenfreund“ vorgebe, und dabei arg schiele. Danach fülle ich meinen Einkaufswagen mit den schon erwähnten Tiefkühl-Pommes, Pizzen und anderen Fertiggerichten, achte darauf nicht zuwenig Ketchup zu besorgen und ärgere mich, daß ich nicht an meinen Lieblingsjoghurt heran komme, weil just zu dieser Zeit, drei Angestellte gleichzeitig die Fächer des Kühlregals auffüllen.

Letztlich komme ich bei der Fleischertheke an.
Tapfer stelle ich mich in die wartende Schlange, die von einem einzigen Metzger bedient wird, während zwei seiner Berufskollegen ihn lediglich dabei beobachten, wie gut er diese Aufgabe ganz allein bewältigt.
Wie ich da so in der Schlange stehe, drängelt sich plötzlich eine ältere Dame - auf einen Stock gestützt – an mir vorbei, mit den Worten „Junge Frau, lassen sie mich mal durch, ich habe ein schweres Hüftleiden“.
Nach mir läßt sie noch zwei weitere Wartende wie Slalomschlangen stehen, ohne jegliche Antwort von ihnen abzuwarten und steht geschwind ganz vorne. Mein letzter Rest Mitleid schwindet spätesten in dem Moment, als sie 10 verschiedene Aufschnittsarten wählt, in Mengen zwischen 50 und 80 Gramm... „oder doch lieber die Salami mit Pfefferrand?“

Minuten später komme ich dann tatsächlich selbst an die Reihe und kann meine Bestellung „ein Pfund gemischtes Hack bitte“, an den Metzger bringen. Allerdings bin ich zu dem Zeitpunkt schon nicht mehr gewillt Protest zu üben, als er bei 495 Gramm noch einmal eine ordentlich Portion nachgelegt und bei den dann resultierenden 570 Gramm lächelnd fragt: „Darf es ein bißchen mehr sein“?

Von dort führt mich mein Weg zu Toilettenpapier, Tampons, WC-Reiniger und anschließend direkt zu der Süßigkeitenabteilung.
Die „Rittersport mit Baileys“ die sich dann in meinem Einkaufswagen wiederfand, rechtfertige ich trotz strenger Diät mit dem Argument „Experimentelle Untersuchung neuer Produkte“ und dass ich mich schließlich über das aktuelle Sortiment genauestens informieren muss, um in Zukunft kompetent entscheiden zu können, was sich lohnt einzukaufen und was nicht.
Die Schokolade hatte ich zwar bereits am Vortag ausgiebig getestet, aber ich wollte schließlich ganz sicher gehen.

Als auch diese Hürde gemeistert war (wobei ich es als Erfolg verbuchte, lediglich eine einzige Tafel Schokolade gekauft zu haben), erreiche ich die Kassen, bzw. die Schlage, die sich vor den Kasse gebildet hat.
Entgegen aller Erwartungen, waren tatsächlich drei Kassen gleichzeitig geöffnet. Sonst bin ich es gewohnt, an einer einzigen stundenlang anzustehen. Offenbar lauern die Kassiererinnen dieser Welt nur darauf, dass ich meine Artikel auf das Fließband lege, um genau in dem Moment ihre Pause zu beenden und sämtliche bis dahin geschlossenen Kassen zu besetzen.

Dass dieses Mal jedoch gleich drei Kassen besetzt waren, erleichterte die Angelegenheit nur scheinbar. Plötzlich war ich gezwungen selbst eine Entscheidung zu treffen: Nimmt man die kürzeste Schlange, oder die mit den leersten Einkaufswagen? Die mit der fähigsten Kassiererin, oder die Schlange mit den wenigsten „alten Omis“?

Letztlich ist diese Überlegung aber auch gleichgültig, denn unabhängig davon wie ich es mache, das Ergebnis wird Murphys Gesetzen folgend, doch immer das Gleiche sein. Ganz egal wie lang die Schlange ist, in die ich mich einreihe, gleichgültig wie voll die Einkaufswagen der Leute sind, die vor mir stehen, "meine" Schlange braucht GRUNDSÄTZLICH am längsten (ähnliches gilt auch für Warteschlangen auf der Post und in Banken).
Ich finde mit unfehlbarer Sicherheit immer die Schlange, an der sämtliche Kunden bargeldlos bezahlen, aber mindestens 3 Versuche benötigen um ihre richtige Geheimzahl einzugeben (wenn überhaupt).
Oder Menschen stehen vor mir, die stundenlang in ihrem Kleingeld herumwühlen, weil sie den Betrag wirklich centgenau der Kassiererin geben wollen - was natürlich zumeist an fehlenden 5 Cents scheitert, die sich auch nach ausgiebigstem Durchwühlen sämtlicher Taschen und Beutel nicht finden lassen wollen, bis sie schlußendlich doch noch seufzend mit einem großen Schein bezahlen...den die Frau an der Kasse meist nicht wechseln kann und erst mal bei einer Kollegin umtauschen muß...
Gern und oft gesehen ist auch immer wieder, wenn genau vor mir, die Papierrolle in der Kasse gewechselt werden muß (das sich bei den ersten 5 Einspann-Versuchen natürlich jedesmal in der Maschine verheddert und verklemmt).
Ein Klassiker sind auch die Kunden, die bereits vor 30 Minuten ihre Einkäufe abgewickelt hatten, aber nach intensiven Nachrechnen auf einen Fehlbetrag von 30 Cent gestoßen sind und das jetzt und hier und auf der Stelle ausdiskutieren und erklärt haben wollen, wie das denn angehen kann. Anschließend wird noch über die neuen "Scanner-Kassen" gelästert und das früher ja alles viel besser war, als die Kassiererin es noch selbst mit der Hand eingetippt hat...
Ich stehe dann da und überlege mir, dass ich die Zeit auch mit dem Lesen von 2-3 guten Büchern, oder dem Schreiben meiner Diplomarbeit hätte nutzen können...und wie lange der Typ hinter mir, seinen Einkaufswagen eigentlich noch rhythmisch in meine Hacken rammen will. Immerhin tut er es im Takt zu dem Hardcore-Techno-Gestampfe, das so laut aus seinen Kopfhörern schallt, dass er damit sämtliche Kunden im Laden erfreut. Immerhin sind dadurch die unterschwelligen Werbebotschaften des Supermarktlautsprechers kaum noch zu hören.

Aber selbst das ist irgendwann, irgendwie überstanden und da ich nur unwesentlich beim Wechselgeld beschummelt wurde, packe ich meine Einkäufe zusammen und verlasse den Laden. Jetzt heißt es nur noch sich an dem Menschenauflauf vor dem "U“ vorbei zu drängeln.
Die wollten mich doch tatsächlich mit nur einem einzigen Euro für den schönen Einkaufswagen abspeisen. Von wegen, da könnte ja jeder kommen, ich will "meinen“ Euro wieder haben! ... Der streng genommen gar nicht „meiner“ ist, weil sie dem gehörte, der den Wagen vor mir hatte, aber mit solchen Spitzfindigkeiten mögen sich andere befassen.

Wie ich dann glücklich mein Fahrrad mit den Einkäufen belade, sehe ich noch die ältere Dame mit Hüftleiden, wie sie in jeder Hand eine schwere Einkaufstasche tragend, im Stiele eines Olympioniken dem Bus hinterher hetzt. Ihr Stock ragt dabei aus ihrem Rucksack hervor...

...und morgen muss ich wieder einkaufen...
23.01.2004, 13:59 #2
Lisa Jewell
Beiträge: 16
Ein ganz normaler Supermarktbesuch -
Man seid ihr neugierig... ;)

Alter: Aaaaaaaaaaalt... Die Zeiten in denen ich mich noch "Teenager" nennen durfte sind jedenfalls schon eine Weile vorbei...

Zeit: Was ich poste sind überwiegend Geschichten die sich in den letzten Jahren so angesammelt haben. Das schüttel ich nicht mal eben so an einem Abend aus dem Ärmel, zum schreiben muss ich auch in Stimmung sein. trotzdem werde ich eher "Tröpfchenweise" posten, man muss ja nicht sein ganzes Pulver auf einmal verschießen... ;)

Haustiere: Ich bin in der Tat eine Katzennärrin (wo hast du dann denn rausgelesen? ). Aber ein eigenes Haustier hab ich nicht. Ich lebe (meistens) allein und neben Beruf, Hobbys und Freundeskreis könntet ich mich viel zu wenig um das Tier kümmern. Damit täte ich weder der Katze noch mir einen gefallen. Folglich gibt es leider keine Katzengeschichte. Aber du hast recht, wenn ich eine hätte, wäre sie sicherlich ein ideales Objekt der Inspiration.

Berufswunsch: Schriftstellerin wäre nicht schlecht... *träum*
Aber ganz ernsthaft: Es gibt soooo viele, die sooo viel besser schreiben können als ich und trotzdem davon nicht leben können, weil die Menschen in Deutschland einfach zu wenig Bücher kaufen (und wenn ddann die Biografien von irgendwelchen "Stars"... ).
Aber mein Beruf hat was mit Schreiben zu tun, ich arbeite als Redakteurin bei einer Zeitschrift für Musik und Film. Jetzt in diesem Moment habe ich ganz normale Arbeitszeit und sitze in der Redaktion ... und wenn mein Chefredakteur wüßte, dass ich gerade lustig im Internet surfe, statt zu ernsthaft zu arbeiten, würde er nicht so freundlich zu mir rüber lächeln, wie er es gerade tut... ;)

"deprimierung": Oh, ich hab nicht nur lustige Sachen geschrieben. Kommt noch...
23.01.2004, 14:11 #3
Lisa Jewell
Beiträge: 16
Ein ganz normaler Supermarktbesuch -
quote:
Zitat von TobiTobsen
Aber bei den Kassen hast du was wichtiges vergessen.Nämlich die Schnellkasse wo man nur mit 10 Artikeln ran darf.Nur das die guten Leute zu gerne mit Absicht dieses Schild nicht lesen und sich dann mit ihrem vollgepackten Einkaufswagen an die Kasse stellen und ich mit meinem einem Artikel dumm gucke. :D Wenn man sie dann drauf anspricht heißt es natürlich "Oh,das habe ich ganricht gesehen",bleiben dann aber trotzdem in der Schlange "naja jetzt hab ich einmal ausgepackt",usw...;)



:D

Da fällt mir auch was ein: In einem Supermarkt bei mir in der Nähe hatte die den "glorreiche" Einfall, so eine Schnellkasse mit der Pfandrückgabe zu kombinieren (ich frag mich bis heute, wie man auf eine derart beknackte Idee kommen kann).
Wenn ich dann mit meienen Einkäufen an dieser Kasse stand, hatte das jedenfalls zur Folge, dass ich von "Leuten wie dir" mehr oder weniger freundlich darauf hingewiesen wurde, dass ich an der falschen Kasse stehe, weil ich mehr als drei Artikel kaufen will. Ich musste mich dann jedesmal damit rechtfertigen, dass ich ja schließlich irgendwo mein Pfand zurück geben muss.
Meistens wurde das dann knurrend von allen akzeptiert, aber eine Kassiererin wollte mir dann tatsächlich mal weismachen, dass ich mich zuerst bei ihr wegen des Pfandes anstellen muss und dann anschließend noch bei der normalen Kasse, um dort meine Produkte zu bezahlen ... das war das letzte Mal, dass ich diesen Laden betreten habe...
23.01.2004, 14:27 #4
Lisa Jewell
Beiträge: 16
Ein ganz normaler Supermarktbesuch -
quote:
Zitat von FERi
Was führt dich in so ein Forum?
Also ich glaube noch nicht einmal das du was mit Gothic am hut hast.



Du wirst lachen: Mein größtes Hobby sind Fantasie Rollenspiele. Ich habe heute noch eine Gruppe mit der ich regelmäßig "Mers" als Pen&Paper spiele und hab früher mal mit D&D angefangen (wegen eines Jungen... Der Typ ist schon lange Geschichte, aber meine Vorliebe für diese Spiele sind geblieben).
Bei Computer und Videospielen favorisiere ich zwar eher die Japan-RPGs wie Final Fantasy (und in so einem Forum hat blutfeuer mich auch gefunden) aber den ersten Teil von Gothic habe ich auch gespielt und sehr gemocht (jedenfalls deutlich mehr als Morrowind an dem ich ziemlich schnell die Lust verloren habe). Für den zweiten Teil fehlte es meinem altersschwachen Computer allerdings an der nötigen Leistung.
23.01.2004, 14:35 #5
Lisa Jewell
Beiträge: 16
Ein ganz normaler Supermarktbesuch -
quote:
Zitat von TobiTobsen
Da gibts schon ein paar nette und lustige Geschichten aus dem Alltag die man so erzählen könnte,ich werde auch mal eine schreiben,da fallen mir sicher genug Sachen ein...;)


Yupp, die "ganz normalen" alltäglichen Skurrilitäten sind eigentlich das beste über was man schreiben kann (am besten dezent übertrieben), weil sich (fast) jeder sofort darin wiedererkennt :)
Dinge wie: Warum werden Hot Dog Würstchen in 4er-Gläsern verkauft, die dazu passenden Brötchen aber in 6er-Packungen...

quote:
Zitat von TobiTobsen
Ist das ein Foto von dir auf deinem Ava? :D


Schön wärs... ;)

Die Frage kam in dem "Egal wie alt...." Thread auch schon auf, ich kopier nochmal meine Antwort:

quote:

Nein, auf dem Bild ist die echte "Lisa Jewell". Sie ist eine britische Schriftstellerin, von der ich letzten Sommer einen Roman gelesen habe. Kurz danach habe ich mich in einem Forum angemeldet und es war der erste Nick der mir einfiel (und nicht schon besetzt war). Seit dem hab ich ihn beibehalten.



...und jetzt muss ich mal wirklich wieder arbeiten, mein Chef guckt inzwischen gar nicht mehr so freundlich...
25.01.2004, 14:49 #6
Lisa Jewell
Beiträge: 16
Traum-Deutung -
Die Idee schräge Träume zu posten und die dann auch - vielelicht nicht ganz ernst gemeint - zu deuten, finde ich wirklich gut.

Ich makiere mir den Thread mal und schreibe dann was rein, wenn ich mal wieder was wirres Träume und mich daran auch noch erinnern kann :)
27.01.2004, 19:17 #7
Lisa Jewell
Beiträge: 16
Frauen sind furchtbar... - Frauen sind furchtbar...
...zumindest wenn sie sich in Rudeln zusammenrotten und dabei sämtlichen abschreckenden Klischees entsprechen...

Ich habe kürzlich an einem Kommunikations-Seminar teilgenommen und dabei recht interessante Erfahrungen gesammelt:

Wir waren 16 TeilnehmerInnen, 15 davon weiblich und die Hälfte von ihnen hieß Karin, Kerstin, Karen, Katrin, Katarina oder so ähnlich....
All die anderen vierzehn Vertreterinnen des zarten und feinfühligen Geschlechts entsprachen durchweg dem Klischee der politisch linken, alternativen, sozial engagierten, selbstbewussten modernen Ökokriegerin, wobei das Alter zwischen 20 und 60 lag. .
Auch wenn ihnen allen die feste Überzeugung gemein war, dass die Welt ganz allgemein und unsere Gesellschaft im speziellen schlecht und von Männern dominiert sei (was ihrer Auffassung nach durchaus in kausalem Zusammen steht), so gab es doch – je nach Alter – dezente Unterschiede wie dieser Protest ausgelebt wurde. Das reichte von „revolutionär“, über „seriös“ bis hin zu „leicht desillusioniert“. Ich konnte mich dabei des Gefühls nicht erwehren, dass die Damen in ihre eigene Zukunft, bzw. Vergangenheit blickten. Der jahrelange Kampf gegen das Establishment zermürbt auch die ambitionierteste Kämpferin.

Im Kern gab es jedoch viele Verhaltensweisen die sich bei nahezu allen – so zu sagen „generationsübergreifend“ wiederfanden, so etwa die Uniformierung: Damit angefangen, dass sie allesamt eher „ungesund-dürr“ als schlank waren, trugen sie durchweg kurze Haare, die allermeisten gefärbt und dies in der Regel in Rot.

seit meinem Schnuppersemester „Psychologie“ sind „kurze rot gefärbte Haare“ für mich das Sinnbild des Menschentyps, der zu 99,9% weiblich ist und die erstaunliche Mischung "planlosem Aktionismus", "verbissener Rechthaberei" und einer ganz "ausgeprägtem Humorlosigkeit" in sich vereint. Diese Erkenntnis habe ich keineswegs von einem Professor erfahren, sondern es reicht vollkommen aus meine Kommilitoninnen zu beobachten. Auch einer der Gründe warum es bei einem einzigen Schnuppersemester in diesem Fach blieb, aber ich schweife ab...

Die Kleidung der Kursteilnehmer war bequem, verhüllend, "modisch zeitlos" und nicht selten selbstgemacht. In der Farbwahl zumeist kunterbunt wobei Rot, Grün und Braun ganz weit vorne lagen. Ohne das genauer untersucht zu haben, glaube ich nicht, dass irgendjemand außer mir in dem Seminarraum einen BH trug und ähnliches galt für Make-Up.
Dafür führten sie alle einen Bündel Schals um den Hals spazieren, was ein bisschen an die Freundschaftsbändchen von „Wolle Petry“ erinnerte. Die zur Schau getragene Schuhmode war zudem höchst individuell, ohne dass sie viele Neider zu befürchten gehabt hätte.

Aber auch in ihrem Wesen waren viele Gemeinsamkeiten erkennbar. So konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass bestimmt die Hälfte der Damen alleinerziehende Mütter sind, die natürlich auch in ihren Pausen nicht andere zu tun hatten, als sich gegenseitig von ihren Bälgern vor zu schwärmen/jammern (je nachdem was die kleinen Racker grade wieder verbrochen hatten ... oder eben nicht). Dabei bemächtigten sie sich einer Sprache, deren Vokabeln in erster Linie aus Abkürzungen zu bestehen schien, deren Bedeutungen mir weitäsgehend unbekannt waren.

Da sie aber nun mal alle so schrecklich selbstbewusst und emanzipiert sind, hörte kaum eine der anderen zu, da sie viel zu beschäftigt damit waren, ihre eigenen wahnsinnig wichtigen und erzählenswerten Erlebnisse an die Frau zu bringen.

Dies geschah zuweilen auch ganz ungefragt und selbst eine eindeutig abwehrende Körpersprache wurde dabei komplett ignoriert: Ich konnte noch so sehr versuchen mich hinter meiner Zeitung zu verkriechen, letztlich musste ich doch, die mir völlig unbekannte "KiTa"-Betreuerin ob ihrer Krankheit bedauern. Dessen nicht genug, wurde von mir zudem noch ein mitfühlendes Nicken erwartet, weil Kerstin (KursteilnehmerIn, Anfang 30, alleinerziehend, kurze Haare - aber nicht rot) ganz abgehetzt sei und wegen der Krankheit der KiTaBe (hat die arme kranke Frau denn keinen richtigen Namen?) fast zu spät zum Seminar gekommen wäre, da der kleine Benjamin erst mit Verspätung in staatlicher Obhut zurück lassen werden konnte.

Ob nun mit oder ohne Kind, war den meisten von ihnen zudem eine gewisse Gemütlichkeit gemein, die mit gleichzeitiger Widersetzung gegen die Obrigkeit einher ging. Verspätungen in Größenordungen des akademischen Viertels waren selbstverständlich, ebenso wie eine konsequente Pausenüberziehung. Nicht wenige von ihnen zogen zudem als alleeerstes ihre Schuhe aus, nachdem sie den Raum betreten und sich gesetzt hatten und trotz ausdrücklichen Bitte, im Seminarraum nicht zu essen und zu trinken, hatten eigentlich fast alle zumeist eine Tasse Kaffe in der Hand oder knusperten mit ihrem Müsli. So war es auch nicht verwunderlich, dass ca. alle zwei Stunden jemand „Oups - Na ja, ist ja nicht so schlimm“ sagte, weil diejenige gerade eine Flasche oder ihren Kaffeebecher umgestoßen hatte.
Dem Gesicht des Seminarleiter nach zu urteilen, teilte er längst nicht in jedem Fall die Ansicht, dass das „nicht so schlimm“ sei...

Sehr emotional und hitzig wurde es hingegen, wenn es um Themen wie Rauchen, Belüftung, Raumtemperatur, Emanzipation oder Beleuchtung ging. Wobei es für mich erstaunlich war, wie schnell – themenabhängig - grade geschlossene Allianzen gebrochen und gewechselt wurden. Wenn etwa die militante Nichtraucherin, ausgerechnet in der bekennenden Kettenraucherin, mit der sie sich bis eben noch in den kurzen roten Haaren lag, die geeignete Verbündete sah, um sich für mehr (und vor allem freundlicheres) Licht einzusetzen und zu verhindern dass die Heizung herunter gedreht wird.
Gleichsam engagiert wurde zudem darüber diskutiert, ob sich die TeilnehmerInnen denn nun duzen oder siezen sollten. Nach langen schwierigen Verhandlungen einigte frau sich auf ein „Arbeits-Du“, was soviel hieß, wie dass wir alle uns für die Zeit des Seminars duzten, aber für die Zeit darüber hinaus die Beziehung erst wieder neu definiert und einzelnen miteinander abstimmen werden muss. In solchen Fällen wurde „political correctness“ ganz groß geschrieben.

Doch dem war nicht immer so: Ich fand es ausgesprochen faszinierend, zu beobachten, welch unglaubliche Inkonsequenz einige Menschen an den Tag legen können, ohne dass dies ihr Weltbild im geringsten zu erschüttern scheint.
Da hätten wir z.B. Karina. Karina lief in den Seminarräumen stets in ihren ausgelatschten Hauspuschen rum, trug jeden Tag den gleichen abgewetzten Pulli und war während des Seminars entweder mit Stricken beschäftig, löffelte in ihrem selbst zusammengestellten Früchte-Joguhrt-Müsli rum oder trat mal wieder ihre Cola-Flasche um (soviel zu gesunden Ernährung). Dazu trug sie eine schwarze Lederhose und kam jeden Tag mit dem Motorrad zum Institut.
In den Diskussionen war sie stets hellwach und immer bei der Sache, sofort jedem Verdachtmoment anprangernd, bei dem eventuell entfernt die Gefahr bestehen könnte, dass er auf soziale Ungerechtigkeit gegenüber Frauen, Ausländern, Tieren, Kindern und sozial schwächer gestellten hinauslaufen könnte (und wehe es ging um die Haustiere sozial schwächer gestellter ausländischer Frauen). Sie war auch immer die erste, die auf jedem Arbeitsblatt lautstark bemängelt, dass sämtliche „allgemeinen Pronomen“ wieder nur in der männlichen Form geschrieben seien und nicht in einer weiblichen, bzw. geschlechtsneutralen. Darüber hinaus kam sie aber jeden Tag eine halbe Stunde zu spät, weil 10 Uhr doch wirklich arg früh und ihr kaum zuzumuten sei, da sie ja schließlich ihrem Schatz noch Frühstück machen und zur Arbeit fahren musste (soviel zur Emanzipation)
Als im Rahmen eines „Kennenlernspiels“ jede TeilnehmerIn den Stadtteil vorstellen sollte, in dme sie wohnt, bestand Karina ganz stolz darauf aus dem Caro-Viertel zu stammen (ein in Hamburg als besonders „alternativ“ bekanntes Wohnviertel, was aber keinen eigenen Stadtteil darstellt). Nur wenige Minuten später hatte sie aber nicht die geringsten moralischen Gewissensbisse, gleichzeitig die Heizung voll auf zu drehen und das Fenster aufzureißen, weil ihr zwar kalt sei, aber sie schließlich ein Recht auf die Versorgung mit Frischluft hätte.

Mit anderen Worten: In einem ausgeschlafenen, halbwegs gut gelaunten Zustand, war diese Gruppe SEHR witzig und unterhaltsam ... andernfalls SEHR anstrengend und an den Nerven zerrend.

Ach ja, konkurrenzlos blödester Teilnehmer der Gruppe war natürlich der einzige Mann, das ist doch selbstverständlich, oder?
27.01.2004, 22:27 #8
Lisa Jewell
Beiträge: 16
Frauen sind furchtbar... -
Ich versuch mich mal an einer "Sammelantwort"...

quote:
Zitat von Vertigoxx
Ähm, ich bin mir wirklich nicht sicher, ob du überhaupt Antworten erwartest. Aber egal. Ich fand´s jedenfalls überaus amüsant.


Doch! Genau diese Antworten will ich... ;)


quote:
Zitat von K_Murx
Du hast "resigniert & zynisch" vergessen


Stimmt - Obwohl ... "zynisch" hätte schon wieder zuviel Humor vorrausgesetzt...


quote:
Zitat von K_Murx
Ah, wie hießen nochmal die idealistischen russischen "Intelektuellen", die am Vorabend der Revolution durchs Land zogen und versuchten den Bauern die Bildung nahezubrigen?


Oh je, das einzige was mir jetzt einfällt, ist die "Intelligentsia" - aber das war glaub ich doch noch etwas anderes...


quote:
Zitat von K_Murx
Ich fand den Ausdruck "ganzheitlich formlos" da immer sehr passend...


:D


quote:
Zitat von K_Murx
Mir kam da gerade das schöne Zitat "Das Problem der heutigen Jugend ist: Sie hat schwer erziehbare Eltern" in den Sinn


Wie sich wohl die Kinder schwer erziehbarer Eltern entwickeln...


quote:
Zitat von K_Murx
Ich würde "frau" konsequenterweise groß schreiben...


Ich nicht.
"frau" ist in dem Zusammenhang nicht das Gegenstück zu "Mann", sondern zu "man" und ist deswegen ganz bewusst klein geschrieben um das Wortspiel noch deutlicher zu machen (offenbar nicht deutlich genug...)


quote:
Zitat von K_Murx
"Streitabschnittsgefährtin"


:D - Genial


quote:
Zitat von K_Murx
Hey, der wollte doch nur seine unterdrückte weibliche Seite besser kennenlernen


Nein, das wollte er ganz sicher nicht. vielmehr wollte er meine weibliche Seite noch weiter unterdrücken...


quote:
Zitat von K_Murx
(jaja, muß ich denn zu allem einen Kommentar abgeben? Nö,aber macht mir Freude)

Mir auch... ;)


quote:
Zitat von Typhus
In dieses Thema, wenn du mal Zeit hast
und vor allem Lust, tiefer zu schwälgen,
wäre sicherlich sehr interessant.
Solche Sachen interessieren mich auch
ziemlich.


Das ist doch nur deshalb so interessant, weil das jeweils andere Geschlecht auf manchen Gebieten ein Mysterium darstellt.
Wenn man erst mal mit einem Exemplar der anderen Spezies zusammengelebt hat, ist das ziemlich desillusionierend. Vieles von dem man denkt, es sei spannend und aufregend, stellt sich dann als normal und langweilig heraus.
Meine Unterwäsche ist jedenfalls zu 90% bequem und praktisch... ;)


quote:
Zitat von Sly
wenn du dafür noch geld bezahlen musstest tuste mir leid

Dann freue ich mich über dein Mitgefühl... ;)


quote:
Zitat von Luye
Ich hab bisher noch keinen Text von dir gelesen bis auf den hier und ich finde ihn wirklich göttlich Amüsant.


Auch wenn es ein bisschen überheblich ist und Eigenlob stinkt: Die „Egal wie alt...“-Geschichte ist am besten.


quote:
Zitat von AYREON
...und ein paar Typen (5 an der Anzahl) die meinten ihre Chance zu erkennen, wie der Hahn auf dem Misthaufen.

:D Wie kommt mir das bekannt vor...
Wie gesagt, wenn ich einigermaßen gut gelaunt bin, kann ich genug Abstand wahren, um das alles sehr lustig zu finden.





Und auch noch ein ganz fettes DANKE an alle zu denen ich jetzt nichts geschrieben habe, oder die ihrerseits nichts geschrieben, aber den Text trotzdem gern gelesen haben.
Ich hoffe ihr hattet Spaß beim Lesen und ich freu mich (mal wieder) über die Schulterklopfer :)
28.01.2004, 13:12 #9
Lisa Jewell
Beiträge: 16
Frauen sind furchtbar... -
quote:
Zitat von Typhus

Das mit dem zuammen Wohnen, darüber kann ich noch nicht mit reden. Aber ich lasse mich immer gern eines besseren Belehren. Oder in diesem Falle, eines "schlechteren".


Um Gottes Willen - Nein!

Wenn du das gefühl hattest, ich würde davon abraten, mit dem Menschen zusammen zu ziehen, den man liebt, dann habe ich mich missverständlich ausgedrückt.

Tu das! Nutze die Gelegenheit! Es gibt keine andere Methode, einen Menschen besser kennen zu lernen.

Mit "desillusionierend" meinte ich, dass egal für wie außergewöhnlich und englesgleich man einen Menschen hält, wenn man mit ihm/ihr zusammenlebt, stellt man ganz schnell fest, dass auch diese Menschen rülpsen, furzen und gelegentlich Durchfall haben... ;)
30.01.2004, 10:31 #10
Lisa Jewell
Beiträge: 16
Berufe -
Ich bin Redakteurin bei einer Zeitschrift für Musik und Film.

Die Bezahlung in dem Bereich ist schlecht, der Arbeitsplatz sehr unsicher und die Arbeitszeiten nicht wirklich erfreulich.

Zwar geht man regelmäßig umsonst zu Konzerten und ins Kino (und für CDs und DVDs gebe ich eigentlich auch kein Geld aus) und trifft manchmal einen "Star" (naja, was sich so nennt... ) den/die man interviewen darf, aber wenn das rein beruflich geschieht und einen Musik oder Film nicht im geringsten interessieren, ist das auch nicht immer ein Vergnügen.
Zumal auch niemand auf die Idee kommt, diese Zeit als Arbeitszeit zu berechnen. Es wird erwartet, dass man das alles zusätzlich tut, zu den 40 Studnen die man ohenhin in der Redaktion ist.

Aber für mich ist es trotzdem ein Traumjob :)
30.01.2004, 10:46 #11
Lisa Jewell
Beiträge: 16
Frauen sind furchtbar... -
Yupp, das ist schon richtig was du schreibst.

Im Prinzip habe ich ja lediglich meine Eindrücke niedergeschrieben und ein bisschen sortiert. Das ist ja (noch) gar keine runde Geschichte.

Man könnte eine daraus machen, in dem man z.B. einen kompletten Tag bei so einem Seminar schildert und dann mehr auf Abläufe und Kleinigkeiten achtet und "echte" Erlebnisse schildert und nicht lediglich Klischees aneinanderreiht.

Vielleicht habe ich ja irgendwann mal Lust und Zeit dazu... Es hat schon seine Gründe, dass die meisten meiner Texte eher solche Gedankenspiele sind und keine strukturierten Geschichten. Letzteres ist eben viel aufwendiger zu schreiben und zu planen.... ;)
03.02.2004, 17:46 #12
Lisa Jewell
Beiträge: 16
Montag Morgen - Montag Morgen
Ein ganz normaler Montag Morgen im Leben von „Lisa Jewell“, oder “Irgend etwas ist ja immer..."

Ich liege am Strand, die Sonne scheint, die Palmen wiegen sich im Wind, die Branddung rauscht und keine Menschenseele ist in der Nähe...niemand außer dem „Coca Cola Light Mann“ der seiner Lieblingsbeschäftigung nachgeht, in dem er mir die Füße massiert und dabei glücklich seufzt und Brad Pitt der mich mit mundgerechte Kokosnussstückchen füttert, wann immer er nicht zu beschäftigt damit ist, mit frische Luft zu zu wedeln.

Doch scheinbar ist ihm etwas noch reizvolleres eingefallen, um mich glücklich zu machen, denn er beugt sich über mich, sein Haar streicht über mein Gesicht, kitzelt meine Nase und er flüstert mir ins Ohr:
„YOU’RE MY HEART YOU’RE MY SOUL“
Seit wann klingt Brad eigentlich wie Thomas Anders? Aber diese Frage beschäftigt mich nicht lange, denn solange er so etwas zu mir sagt, darf seine Stimme gern ein bißchen verschnupft klingen.
„YOU’RE MY HEART YOU’RE MY SOUL“
Aber muß er unbedingt so schreien?

Ich lehne mich zurück und genieße den Anblick den strahlend blauen Himmel...aber irgendwie erinnert mich das plötzlich eher an das dreckige Weiß meiner Deckentapete in meinem Schlafzimmer und klingt dieses Meeresrauschen nicht ein bißchen so, wie das Geräusch der Toilettenspülung bei meinen Nachbarn?
„YOU’RE MY HEART YOU’RE MY SOUL“
So langsam beginnt es mir zu dämmern, daß es nicht Brad ist, die mir da grade zärtlich in Ohr säuselt, sondern mein Radiowecker (und tatsächlich Thomas Anders) mit dem Versuch mich zu wecken.

Mit einem beherzter Schlag auf die Schlummertaste des Weckers und mich selbst wieder unter der Decke verkriechend, mache ich diesem makaberen Spiel ein Ende und ich bin wieder auf meiner Insel...
Aber irgendwie ist es nicht das Gleiche. All die Kleinigkeiten, die die Welt vorher so lebendig gemacht haben, fehlen plötzlich, die Farben stimmen nicht mehr, der „Coca Cola Light Mann“ ist verschwunden und einfach nur zu versuchen sich Brad mit nacktem Oberkörper vorzustellen, ist irgendwie nicht das gleiche wie träumen...
„MASCHENDRAHTZAUN“
Meine neun minütige Schonzeit ist abgelaufen, mein unerbittlicher Wecker schlägt zurück und als ob er wüßte wie er mich am besten aus den Federn treibt, geißelt er mich erneut mit einem ganz besonders edlen Stück deutscher Musikgeschichte...was kann man schon von einem Tag erwarten, der mit Modern Talking und Stefan Raab beginnt...

Schlaftrunken schleppe ich mich in ins Badezimmer, ringe mir ein freundliches Lächeln ab, für die Frau mit den verquollenen Augen und strubbeligen Haaren, die mich aus dem Spiegel anguckt (und siehe da, sie lächelt zurück) und drehe schon mal die Dusche auf, die immer ein wenig Zeit benötigt, um auf Temperatur zu kommen. Ich entledige mich des viel zu großen Schlafanzuges, der eigentlich meinem Freund gehört, lege schon mal ein Handtuch und frische Unterwäsche zurecht und betrete die Dusche.

Offenbar hat „Tim der Heimwerker-King“ über Nacht heimlich in meinen Durchlauferhitzer einen Turbolader eingebaut, denn ich habe wirklich keinen Grund mich darüber zu beschweren, daß das Wasser nicht warm genug sei. Fünf Sekunden auf einer Herdplatte zu sitzen, könnte kaum unangenehmer sein, als das Gefühl, des kochend heißen Wassers, dass auf meinen Körper prasselt. Glücklicherweise sind diese Schmerzen nur Sekunden später schon wieder vergessen, denn mit einem beherzten Sprung hechte ich aus der Dusche...immerhin nur knapp vorbei an der rutschfesten Badezimmer-Matte die auf dem Boden liegt. Mit meine nassen Füssen rutsche ich auf den nackten Fliesen aus und ich bin mir sicher, dass ich mir bei dem folgendem Sturz mindestens die Kniescheibe zertrümmert habe. Zumindest kann das nicht noch schmerzhafter sein.

Wie ein Gummiball hüpfe ich daraufhin durch die Wohnung (nur das Gummibälle nicht schreien), mit der einen Hand meinen Rücken abfühlend, ob sich die verbrannte Haut schon von meinem Körper schält und mit der anderen das Knie festhaltend, damit es sich nicht in seine Einzelteile zerfällt.

Ich muß wohl einen sehr lustigen Anblick bieten, wie ich da so laut brüllend durch die Wohnung hopse, denn sämtliche Handwerker die hinter unserem Haus arbeiten, scheinen in mein Fenster zu starren, mit dem Finger auf mich zu zeigen und sich vor Lachen beinahe auszuschütten. Tatsächlich kann sich einer nur unter erheblicher Mühe auf dem Baugerüst halten.
Und ich bin splitterfasernackt, von Schmerzen gepeinigt und habe nicht mal ein Handtuch um irgendetwas von dem Körper zu verbergen. Der Körper, den vor kurzem noch Brad Pitt zu verführen suchte (obwohl der sonst sicherlich bessres gewohnt ist – hoffe ich wenigstens für ihn).

Nachdem aber die Schmerzen tatsächlich nachlassen, die Haut sich nicht (mehr) von meinem Körper löst und auch mein Knie scheinbar noch aus so vielen Knochen besteht, wie ursprünglich von Mutter Natur vorgesehen (und nicht plötzlich aus ganz vielen kleinen), bringe ich mich aus dem Sichtfeld der Männer, die mittlerweile ihr Gesicht an meine Scheibe pressen und versuche meine Morgentoilette zu beenden.

Erstaunlicher weise passiert dies ohne weitere Katastrophe, der Fön kommt nicht plötzlich unter die Dusche geflogen, die Zahnbürste erweist sich als zu stumpf, um sich damit zu erdolchen und ich zeige auch keine lebensbedrohlichen allergischen Reaktionen auf meine Hautcreme...

Nach einem kritisch-prüfenden Blick in den Spiegel muss ich zwar zugeben, dass ich mir „sexy und unwiderstehlich“ doch irgendwie anders vorstelle, aber das ist wohl eher ein grundsätzliches Problem und schließlich komme ich gerade aus einem Badezimmer und nicht dem Operationssaal eines Schönheitschirurgen.
Dann werde ich mich wohl auch heute wieder in Treue üben müssen (wie all die Tage zuvor auch) und keine exotischen und amourösen Abenteuer erleben. Wäre auch irgendwie nervig, wenn mich ein strahlender Ritter auf einem weißen Pferd ausgerechnet auf dem morgendlichen Weg zur Arbeit versucht aus dem Bus zu zerren. Der soll sich gefälligst einen bessren Zeitpunkt aussuchen.

Mit diesen Gedanken halte ich mich jedoch nicht lange auf, denn ich freue mich darauf, mein frisch gewaschenes Lieblingsshirt an zu ziehen. Aber da erwartet mich schon die nächste Überraschung: Frisch gewaschen reicht allein leider noch nicht aus, offenbar hatte ich es gestern Abend verdrängt, dass man die Wäsche nach dem waschen auch noch in den Trockner umräumen sollte, wenn man gedenkt, sie am nächsten Tag zu tragen. Immerhin sorgte diese Entdeckung auch für das erste positive Ereignis des Tages, denn ich habe es bemerkt, bevor die feuchte Wäsche Schimmelflecken bekommen konnte – Was bin ich doch für ein Glückspilz!

Ich muß also bei meiner Bekleidung einen Kompromiß aus Verfügbarkeit und Qualität eingehen und da gestern Waschtag war, ist die Verfügbarkeit nicht grade überwältigend. Für frische Unterwäsche reicht es grade noch, aber der Pulli den ich letztlich anziehe, sieht verdächtig nach dem aus, den ich auch schon gestern trug....und an dem Tag vor Gestern...

Durch diese sämtlichen Verzögerungen ist es mittlerweile schon Zehn vor Sieben und mein einziger Fortschritt der mich dem Zustand des Ausgehfertigkeit seit dem Aufstehen näher gebracht hat, ist der Umstand, dass ich geduscht und (halbwegs) angezogen bin. In Windeseile klaube ich die Unterlagen zusammen, die auf meinem Schreibtisch liegen, in der Hoffnung, dass die Manuskripte dabei sein mögen, die ich heute benötige. Schnell noch in die Schuhe geschlüpft, den Mantel übergeworfen und....auf die Suche nach einem passenden Ersatzschnürsenkel gemacht, für den, der mir eben grade gerissen ist.

Aber selbst das Problem wird gelöst, der Rucksack geschultert, der Walkman angeworfen und sportlich und dynamisch das Fahrrad bestiegen. Etwas weniger Dynamik, wäre allerdings für meinen Steiß nicht ganz so schmerzhaft gewesen und ich bereue schon wieder, dass ich mich bei der Wahl auf welche Weise ich zu meinem Arbeitsplatz gelangen, kurzfristig für „Muskelkraft“ statt „öffentlichen Nahverkehr“ entschieden habe.

Aber irgendetwas ist ja immer...
03.02.2004, 21:07 #13
Lisa Jewell
Beiträge: 16
Montag Morgen -
quote:
Zitat von blutfeuer
ist diese geschichte jetzt ausgedacht, oder ist dir das wirklich passiert ?



Es sind alles Dinge, die mir tatsächlich passiert sind - Allerdings nicht alle an einem Montag... ;)
03.02.2004, 22:03 #14
Lisa Jewell
Beiträge: 16
Montag Morgen -
quote:
Zitat von blutfeuer
bei dir haben tatsächlich die handwerker durchs fenster gesehen ? und das beim duschen ?


Naja, nicht beim duschen selbst:
Ich dusche, trockne mich ab, stelle fest, dass ich keine frischen Klamotten im Badezimmer habe und gehe - ohne mir ein Handtuch umzuschlingen - ins Schlafzimmer, um in meinem Kleiderschrank nach etwas zum Anziehen zu suchen. Wie ich da so suche, fällt mein Blick zufällig auf/durch mein Fenster (Erdgeschosswohnung) und da sehe ich, wie einige Handwerker die im Innenhof arbeiteten, zu mir herein glotzen.
Seit dem habe ich Jalousienen vor den Fenstern... ;)
quote:

was ist eigentlich aus dem heiratsantrag im qfrat geworden?


Den habe ich auf die mir ganz eigene charmante Weise beantwortet...


@ AYREON & Gefreiter Jonas
Danke :)
03.02.2004, 23:44 #15
Lisa Jewell
Beiträge: 16
Montag Morgen -
quote:
Zitat von Superluemmel
betreibe ich hier mal brutale Haarspalterei


In diesem Fal hast du allerdings vollkommen Recht. Zumal es auch kein Einzelfall ist, sondern ein immer wiederkehrender Fehler.

Es ist eine Unart von mir, dass ich dazu neige, einen unausgesprochenen Witz anschließend dann doch noch durch eine Klammer zu erklären. Das macht den sehr schönen Effekt wieder kaputt, den Leser den Gedankengang alleine zu Ende denken zu lassen.
Meistens fliegt soetwas beim Korrekturlesen wieder raus ... aber eben nur meistens...

Naja, ich werde mich jetzt deswegen allerdings auch nicht vor den nächsten LKW werfen... ;)
04.02.2004, 14:31 #16
Lisa Jewell
Beiträge: 16
Montag Morgen -
quote:
Zitat von Pollux
Mich würd auch interessieren was unser Autor zu alldem meint


Dass dein Deutschlehrer und meine ehemalige Deutschlehrerin bestimmt gute Kegel-Kumpels wären.
Die hat statt zu diskutieren auch immer Floskeln von sich gegeben, wenn ihr die Argumente ausgegangen sind.

;)
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