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18.06.2003, 00:30 #26
Die Inquisition
Beiträge: 35
[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 5 -
Tannenberg schüttelte langsam den Kopf. Immer diese kleinen Möchtegern - Helden...
"Natürlich nicht. Du weißt nicht einmal deinen eigenen Namen, hm?"
Der Inquisitor ging langsam zu dem Bewusstlosen Esteron, löste seinen Wasserschlauch vom Gürtel und ließ das kühle Nass ins Gesicht des Wanderers plätschern, wobei er sich allerdings nicht die Mühe machte sich zu bücken. Einen Stiefeltritt gegen den Unterkiefer später schug Esteron langsam die Augen auf.
"Du willst es also nicht sagen? Ganz sicher nicht? Hast du Angst davor, zu sehen, wie andere deswegen leiden?"
Der Hexenjäger ließ sich neben Esteron auf die Knie nieder, packte ihn am Kinn und drehte seinen Kopf herum. Er griff nach dem Dolch in seinem Gürtel, zog ihn langsam heraus. Die geschliffene Klinge näherte sich bedrohlich dem linken Auge des jungen Mannes.
"Das können wir ohne Probleme ändern, wenn du willst. Dann gibts nix mehr zu sehen. Also, ich höre...?"
18.06.2003, 01:31 #27
Die Inquisition
Beiträge: 35
[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 5 -
Tannenberg erhob sich wieder und steckte den Dolch weg. Der Junge konnte ja doch reden. Ja wie kam das bloß...?
"Gut gut. Siehst du, is doch garnicht so schwer, was?"
Der Inquisitor verzog die Lippen zu einem raubtierhaften Grinsen.
"Bringt ihn wieder rein. Er weiß garantiert noch mehr, wir reden morgen weiter."
Der Inquisitionsgardist, an den der Satz gerichtet war, nickte langsam, packte Esteron an den Füßen und schleifte ihn hinter sich her in die Höhle. Tannenberg schenkte dem jungen Wanderer keine weitere Beachtung, er drehte sich um und stapfte zu Peligia, die noch immer an einem Baum lehnte und nachdenklich in den dunklen Wald starrte.
"Ist irgendwas?", fragte der Inquisitor und kniff ein wenig die Augen zusamen.
"Du siehst so nachdenklich aus."
Die junge Frau nickte langsam, rührte sich sonst aber nicht von der Stelle.
"Ich weiß. Irgend etwas ist da draußen, aber ich weiß nicht was..."
"Hm."
Der Hexenjäger nickte langsam. Peligia war ihm noch immer ein Rätsel, obwohl er sie jetzt schon fast fünf Jahre lang kannte, seit sie mit gerade mal sechzehn Jahren ihre Ausbildung beim Ordo Malleus begonnen hatte. Sie war schon jetzt eine der erfolgreichsten Dämonenjägerinnen überhaupt. Vor allem lag das an ihrer Fähigkeit, Dämonen auf eine Tannenberg unerklärliche Weise aufzuspüren. Einmal mehr fragte er sich, was mit ihr los war. Ganz normal war das jedenfalls nicht. Sie hatte irgend ein Gehemnis...
Der Hexenjäger drehte sich um und ging langsam zurück in die Höhle, während seine Kollegin noch immer keine Anstalten machte sich zu rühren. Solange sie ihre Fähigkeiten in den Dienst der Inquisition stellte war ja alles in Butter. Hoffendlich kam sie nicht eines schönen Tages auf die Idee abtrünnig zu werden, er würde sie nur ungern jagen und töten...
Aber er würde es tun.
18.06.2003, 15:40 #28
Die Inquisition
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 5 -
"Na, wie geht's und denn heute?"
Tannenbergs Stimme klang freundlich, fast schon großväterlich, allerdings war der spöttische Unterton nicht zu überhören. Der Inquisitor musterte Esteron kalt und ging langsam auf ihn zu, um ihn irgendwann mit der Stiefelspitze anzustupsen wie einen stinkenden Kadaver.
"Wenn Frost auf dem Gletscher ist... Was sollte er dort suchen, hm?"
Tannenberg wartete nicht bis Esteron irgend etwas sagen konnte, er ging neben seinem Gefangenen in die Hocke, packte den blonden Haarschopf des jungen Mannes und drehte sseinen Kopf, bis Esteron ihm in die Augen starrte, ob er nun wollte oder nicht.
"Hast du Durst? Wenn du etwas trinken willst musst du nur nichts sagen. Dann gibt's erst einmal einen kleinen Trichter in den Mund und eine Klammer auf die Nase und dann kannst du trinken. Und zwar viel, seeeehr viel. Dein Bauch wird sich ausdehnen, aussehen wie eine Kugel. Dann hängen wir dich kopfrum an einen Baum, das Wasser wird auf deine Eingeweide drücken. Und wenn wir lustig sind, dann stiefeln wir dir noch ein wenig in die Wampe."
Der Hexenjäger kniff seine kalten grauen Augen zusammen, musterte Esteron wieder.
"Also? Ich höre?"
18.06.2003, 20:22 #29
Die Inquisition
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 5 - Beim Versteck der Inquisition...
Tannenberg stapfte aus der Höhle, die gurgelnden Schreie Esterons interessierten ihn nicht weiter. Egal ob es die Wahrheit war oder nicht, dieser Hund hatte nichts anderes verdient...
Der Inquisitor trat ins Freie, sog die frische Luft ein. Sein Blick fiel auf Peligia. Sie lehnte noch immer an dem Baumstamm, an den sie schon gestern gestanden hatte, mit dem Unterschien dass sie ihren Umhang abgenommen hatte, der letzt neben ihr auf dem Waldboden lag. Ihre Hände lagen auf den Griffen ihrer Katanas, die Waffen waren heilig, speziell zum töten von Dämonen geschaffen.
Tannenberg zog die Augenbrauen ein Stück zusammen und ging dann zu ihr. Sie machte sich nicht die Mühe ihn anzusehen, ihr Blick war nur scheinbar ziellos in den Wald gerichtet. Gerade wollte der Hexenjäger den Mund aufmachen, doch sie ließ ihn nicht zu Wort kommen.
"Es geht los."
Mit einem leisen Klirren fuhren die Zwillingsklingen aus ihren hölzernen Scheiden, das polierte Erz glänzte im Sonnenlicht. Sie senkte die Spitzen der Waffen auf den Boden und wartete...
Tannenberg drehte sich um.
"Alaarm! Dämonen!", brüllte der Hexenjäger. Er wusste dass Peligia recht hatte, auch wenn noch nichts zu sehen war. Sie spürte die Dämonen...
Die Inquisitionsgardisten tauchten aus allen Himmelsrichtungen auf, sahen ihn überrascht an. Tannenberg selbst riss sein Breitschwert aus der verzierten Scheide, während um ihn herum Repetierarmbrüste bereitgemacht und Zweihänder gezogen wurden.
Peligia stieß sich von ihrem Baum ab, ihre Klingen wirbelten mit atemberaubender Schnelligkeit durch die Luft. Ein erst erbostes, dann schmerzerfülltes Fauchen.
Da waren sie...
19.06.2003, 10:51 #30
Die Inquisition
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 5 - Beim dämonischen Schlachtfest der Inquisition...
Der Dämon stieß ein erbostes Fauchen aus, als der schwere Kopf des Kriegshammers wuchtig gegen seine Schulter prallte. Mit hörbarem Knacken brachen die Knochen des wesens, die Höllenkreatur wurde von den Füßen gerissen und landete unsanft auf dem Waldboden. Ihr peitschenartiger Schwanz schnellte nach oben, traf den Inquisitionsgardisten in der Hüfte. Die Wucht des Treffers drängte den Krieger einen Schritt zurück, doch nicht weit genug. Erneut sauste der schwere Kriegshammer durch die Luft, krachend traf er diesmal auf den Schädel des Dämonen und zerschmeterte ihn wie eine reife Melone. Dunkelrotes, zähes Blut und gelblides Gehirn verteilte sich über den Waldboden.
Der Inquisitionsgardist drehte sich um. Überall im Wald waren die Geräusche des Kampfes zu vernehmen. Das Klacken der Repetierarmbrüste, das Fauchen der Dämonen, das Geräusch der Schwerter. Ein schnelles Flappen hinter ihm veranlasste den Krieger dazu herumzuwirbeln, gleichzeitig riss er seinen Kriegshammer hoch. Ein schriller, unmenschlicher Schrei peinigte seine Trommelfelle, als ein kleines geflügeltes Dämonenwegen von dem schweren Hammerkopf erfasst und zu Boden geschleudert wurde, sein Brustkorb wirkte ziemlich eingedrückt...
Weitere geflügelte Biester stürzten sich aus den Bäumen, der Krieger riss sein Kurzschwert aus dem Gürtel. Dann war auh schon der erste Angreifer da, doch der dürre Körper hatte dem geschliffenen Stahl nichts entgegenzusetzen.
"Wie läufts?"
Der Inquisitionsgardist sah sich kurz um, etwa zwei Meter neben ihm stand Verena. Die Gardistin hielt ihr blutbesudeltes Langschwert in der einen und eine ihrer Handarmbrüste in der anderen Hand. Ein lautes Fauchen ertönte, die Kriegerin wirbelte auf dem Absatz herum, klackend entlud sich die Schusswaffe. Ein Dämon, der aus dem Gebüsch heraus hatte angreifen wollen, wurde im Sprung zurückgerissen, als der kurze Bolzen sich in seinen Schädel bohrte. Mit einem dumpfen Plumpsen landete der schuppige Körper auf dem Waldboden.
"Ganz gut, Schwester.", antwortete der Krieger mit einem schmalen Grinsen im Gesicht, während er nach weiteren Gegnern Ausschau hielt. Verena nickte kurz.
"Hatte schon zähere Biester vor den Armbrüsten."
Ihr Blick verfinsterte sich kurz.
"Aber ich fürchte, das hier wird nur der Anfang."
Ihr Mitstreiter nickte und rannte dann los, er hatte einen weiteren Dämonen im Gebüsch ausgemacht. Verena warf noch einen kurzen Blick auf die Lichtung mit dem Versteck, es war keiner mehr dort. Bis auf den Gefangenen in der Höhle. Na ja, der dürfte eigentlich ohnehin nicht mehr in der Lage sein abzuhauen...
Die Inquisitionsgardistin zog mit einer hundertmal geübten Bewegung die Sehne ihrer Handarmbrust zurück, legte einen neuen Bolzen ein und lief dann weiter in den Wald, um wieder Anschluss an den Haupttrupp zu finden...
25.06.2003, 17:00 #31
Die Inquisition
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 5 -
Glycolus musterte sein Gegenüber misstrauisch, der stechende Blick seiner kleinen Augen wanderte vom Gesicht des Kriegers über die finstere Rüstung bis zum Brief in seiner Hand. Diese verdammte kleine Schlampe Satura...
Trotzdem, viel bringen würde es ihr nicht. Recht schnell gewann Glycolus die Fassung wieder, er sah dem Krieger vor ihm ungerührt in die eisblauen Augen und strich sich nachdenklich mit der Hand über sein Kinn.
„Und?“, fragte er schließlich. Obwohl das Gesicht des Kriegers vor ihm ausdruckslos blieb, vermutete Glycolus doch, dass Frost – wer sonst sollte der Kerl sein, wenn nicht Frost? – eine etwas andere Antwort erwartet hatte.
„Es ist nicht Angelegenheit der Stadt, wem ich Briefe schreibe, sondern Angelegenheit der Kirche. Wenn Ihr Euch darüber bei irgendwem beschweren wollt, dann tut dies im Kloster von Khorinis bei Bruder Pyrokar, und nicht bei mir.“
Der Priester wandte sich ab, verschränkte die Arme und ging langsam um den Altar herum, als wäre die Angelegenheit für ihn erledigt, bevor er sich einen Moment später wieder zu Frost umdrehte.
„Die Stadt hat mit den Angelegenheiten der Kirche nichts zu schaffen. Und nebenbei... Von welchem Brief redet Ihr?“
Ein schmales Lächeln zeichnete sich auf den Dünnen Lippen des Priesters ab, als sich zischend ein Feuerpfeil aus den Fingern seiner rechten Hand löste. Einen Lidschlag später ging das Schriftstück in Frosts Händen in Flammen auf, die sich schnell weiterfraßen und bald das Siegel verschlungen hatten, ebenso wie mittlerweile fast drei Viertel des Briefes.
„Ich danke Euch für Euren Besuch, Frost. Es hat mich gefreut, einen Mann wie Euch in meiner Kapelle begrüßen zu dürfen.“, sprach Glycolus mit einem spöttischen Lächeln weiter, wobei er den Schwertmeister noch immer abschätzende musterte.
„Doch nun muss ich mich wieder um die wirklich wichtigen Angelegenheiten kümmern. Einen schönen Tag noch, möge Innos Euch schützen.“
Das Lächeln verschwand, an seine Stelle trat ein ausdrucksloses Desinteresse. Ohne Frost weiter zu beachten drehte der Magier sich um und ging langsam in Richtung der Tür, aus der er gekommen war...
25.06.2003, 18:06 #32
Die Inquisition
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 5 -
Glycolus blieb stehen und drehte sich langsam um, wobei er ein wenig den Kopf schüttelte. Entweder Frost bluffte, oder er hatte tatsächlich noch den echten Brief. Abschätzend musterte der Priester den Waffenmeister vor ihm – mal wieder. Der Kerl schien nicht nur etwas gegen die Inquisition zu haben sondern auch gegen die Kirche Innos, den Orden der Feuermagier. Eines Tages könnte ihm das noch das Genick brechen...
„Dann zeigt mir doch was Ihr habt, ansonsten muss ich Euer Geschwätz als leere Drohung auffassen. Und versprecht Euch nicht zu viel vom Rat einer einzelnen Stadt – die Kirche Innos hat weitaus mehr Bedeutung.“
Ein schmales Lächeln huschte über die Lippen des Priesters, während er Frost wartend ansah.
„Also?“
25.06.2003, 19:22 #33
Die Inquisition
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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 5 -
Gloycolus rieb sich nachdenklich das Kinn. Hmm, Soldaten hatte der Fritze draußen postiert? Dummerweise bestätigte ein Blick zum Haupteingang, dass Frost nicht log.
„Bartolus!“, rief Glycolus plötzlich, woraufhin ein kleiner, schmächtiger Novize angelaufen kam, der sich zuerst verwirrt umsah, seinen Blick dann aber auf den Priester richtete. Dieser lächelte ein wenig amüsiert. Braves Hündchen...
„Bartolus, du musst eine dringende Botschaft an den Rat der Feuermagier auf Khorinis überbringen. Dieser nette Herr hier hinter mir will mich unbedingt festnehmen wegen irgendwelcher Sachen. Nun ja, bitte den Rat dass er mal ein paar Leute schickt um die Sache näher zu betrachten.“
Bartolus nickte eifrig und starrte Glycolus an, als wollte er unbedingt noch mehr Aufgaben möglichst schwierig und schmerzvoll. Der Priester jedoch nickte nur, und nach einer Sekunde des Zögerns lief der Novize los.
„Nun denn...“, wandte sich Glycolus wieder an Frost, seine Hand wanderte in die Tasche seiner Robe und brachte eine Licht – und eine Elementarpfeilrune zum Vorschein, die der Magier behutsam auf dem Altar platzierte.
„Einer der Novizen wird die Runen schon mitnehmen. Von mir aus können wir gehen.“
Der Priester verschränkte die Arme und ging langsam, mit derselben würdevollen Gangart, die auf manche Leuchte arrogant wirkte, als würde er vor die versammelten Gläubigen treten, in Richtung Tor, wo bereits die Soldaten warteten sowie eine verwunderte Novizen. Nun denn, Frost und Telaron würden schon sehen, was sie davon hatten, sich mit der Kirche Innos’ anlegen zu wollen...
11.01.2004, 18:35 #34
Die Inquisition
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[GM] Der Weg - [GM] Der Weg
Der beißende Rauch kräuselte sich im schneidenden Wind, reizte den Hals zusätzlich zur fast schon unerträglichen Kälte. Die schwarzen Qualmwolken wurden von den Böen in Fetzen gerissen und davongetragen, schon wenige Meter vom Meiler entfernt war nichts mehr von ihnen zu sehen.
Karl, einer der Köhler, die sich auf dieser kargen Lichtung niedergelassen und ein kleines Dörfchen - sofern man fünf windschiefe Blockhütten als Dörfchen bezeichnen konnte - stapfte grummelnd durch den Schnee, der unter seinen Schritten widerwillig knirschend nachgab. Bei dieser verfluchten Kälte jagte man doch keinen Hund vor die Tür...
Doch die Arbeit musste nun einmal getan werden, und je schneller er fertig war, desto eher würde er sich zu Hause mit einem heißen, dampfenden Glühwein wieder aufwärmen können. Karl verzog seine spröden Lippen zu einem vorfreudigen Grinsen, wärend er sich weiter dem qualmenden Meiler näherte.
Doch sehr viel weiter kam der Vater von vier Kindern nicht, ein deutliches Klacken, als würde ein Ast brechen, war das letzte Geräusch, das er in seinem Leben vernahm. Denn es war kein Ast - es war eine Armbrust, und keinen Herzschlag später bohrte sich der Bolzen in die Schläfe des Köhlers. Der Mann brachte nicht einmal mehr einen Schrei heraus, sein Kopf wurde zur Seite gerissen, doch sein Körper stand noch kurz aufrecht, bevor er endgültig in sich zusammensackte...
Zuerst Stille.
Niemand hatte den Tod eines einsamen Köhlers bemerkt, nur der Wind sang sein monotones, trauriges Lied.
Dann jedoch wurde die Stille von einem leisen, wahnsinnigen Gekicher gestört, Schnee knirschte. Schritte, langsam, vorsichtig näherten sich einige Gestalten aus dem Dickicht des Waldes, immer auf der Hut und bereit, beim ersten Anzeichen Gefahr die Flucht zu ergreifen - oder mit allen Mitteln zu kämpfen...

Keuchend setzte Inquisitor Heinrich Tannenberg einen Fuß vor den anderen, sein Atem ging gurgelnd, schnell und stoßartig. Die Welt vor seinen Augen war schon lange nicht mehr so fest wie sie hätte sein sollen, seine Bronchien schienen wie voll glühender Lava. So konzentrierte sich die gesamte Wahrnehmung des Inquisitors auf seine Schmezen, denn die übrigen, noch mehr oder weniger gesunden Körperteile spürte er vor Kälte schon lange nicht mehr...
Seit Monaten war die kleine Truppe des Hexenjägers nun schon in den Wäldern unterwegs, ohne eine Möglichkeit, zu Torin Kontakt aufzunehmen, in die Stadt zurückzukehren oder sich überhaupt nur in ihrer Nähe blicken zu lassen. Sie lebten wie Jagdwild in den Wäldern, und nicht einmal hier waren sie sicher. Immer wieder waren sie von Räuberbanden angegriffen worden, die fürchteten, dass die gut bewaffneten Inquisitoren ihnen ihre Beute streitig machen könnten, Kultisten waren hinter ihnen her gewesen. Obwohl die Hexenjäger aufgrund ihrer Ausrüstung und ihrer jahrelang antrainierten und hunderte Male geprobten Kampffähigkeiten aus den Scharmützeln immer wieder als Sieger hatten hervorgehen können, hatten die Auseinandersetzungen doch ihren Tribut gefordert.
Und jetzt forderte der Winter den Rest...
Gerade einmal sechs der Inquisitionsgardisten waren noch am Leben, halb Wahnsinnig vor Hunger und Kälte. Tannenberg selbst kämpfte seit Wochen mit dem Fieber, das ihn schon längst hätte übermannen sollen - doch der Hexenjäger hatte noch nie aufgegeben, egal wie aussichtslos die Situation war.
Und er würde jetzt garantiert nicht damit anfangen...

"Ich hab' ihn erwischt!", grinste Markus, als er, seine Repetierarmbrust noch immer in den Händen haltend, geduckt zu dem toten Köhler huschte, unter dessen Kopf sich langsam eine hellrote Blutlache im Schnee ausbreitete. Der Inquisitionsgardist begann angesichts seines 'Sieges' manisch zu kichern, während er in die glasigen, gebrochenen Augen der Leiche starrte. Tannenberg beobachtete den Mann kurz dabei und stellte mit resignierter Gleichgültigkeit fest, dass der Tod wohl das einzige war, das seine Männer noch irgendwie begeistern konnte. Oh, wie weit war es gekommen... Sie waren hier hergekommen, um ketzerische Kulte und Dämonen zu vernichten, und jetzt schlachteten sie stattdessen harmlose Köhler ab.
Doch wie er dies dachte, stellte Tannenberg fest, dass es ihn eigentlich überhaupt nicht interessierte...
Markus packte inzwischen den aus der Schläfe seines Opfers ragenden Bolzen und zog ihn mit einnem kräftigen Ruck heraus. Feine Knochensplitter fielen in den Schnee, gefolgt von gelblichen Bröckchen des ehemaligen köhlerschen Denkapperates und allerlei körpereigenen Flüssigkeiten, die den Schnee schmelzen ließen und sich mit diesem zu einer schmierigen Pfütze auf dem gefrorenen Boden vereinten.

"Das Dorf....", krächtste Tannenberg, seine Worte waren kaum verständlich und diese beiden waren auch die einzigen die er herausbrachte, bevor sein kläglicher Versuch, etwas zu sagen, in einem erstickenden Hustenanfall unterging. Der Hexenjäger hatte das Gefühl, als würde etwas von innen an seinem Hals fressen, der Schmerz zauberte glühende Sternchen in sein Blickfeld.
"Das Dorf ist nicht mehr weit entfernt.", vollendete die Inquisitorin Peligia den satz, und auch sie klang schon lange nicht mehr so, wie es einst der Fall gewesen war. Dennoch konnte man sie wenigstens verstehen.
Tannenberg blickte zu der jungen Frau. Sie war in einen dicken, behelfsmäßigen Umhang gehüllt, den sie aus einigen Wolfsfellen zusammengeschustert hatte. Ihre Ohren versuchte sie mit einem schmutzigen Stoffetzen vor der klirrenden Kälte zu schützen. Insgesamt hatte ihre Gestalt einiges ihrer ehemals beeindruckenden Autorität verloren - wie alle Kämpfer dieser verlorenen kleinen Gruppe -, dennoch strahlten ihre Augen und ihre unbewegten, blassen Gesichtszüge eine gnadenlose Kälte und die Entschlossenheit, bis zum Äußersten zu gehen, aus.
Tannenberg nickte auf ihrn Satz hin, sie sah ihn an. Er nickte noch einmal.
Mit einer eleganten Bewegung fuhr plötzlich eine schlanke, gebogene Klinge unter dem dicken Wolfspelzumhang hervor, hielt eine Sekunde lang in ihrer Bewegung inne, zerschnitt dann noch einmal mit einem leisen Pfeifen die Winterluft um anschließend endgültig in einer waagerechten Stellung zu verharren. Ohne Interesse daran zu haben, bemerkte Tannenberg, dass das rasiermesserscharfe Katana der Dämonenjägerin fast einem Eiszapfen glich.

Peligia wartete, aber nicht lange. Schnell formierten sich die Inquisitionsgardisten mit gespannten Armbrüsten hinter ihr, selbst Tannenberg zog sein Breitschwert und begab sich mit an die Spitze der Formation - bzw. des wilden Haufens.
Eine Sekunde später hob Peligia ihr Katana und ließ es gleich darauf wieder niederfahren - das Zeichen zum Angriff...
Wer vermutet hatte, die Inquisitoren wären jetzt barbarengleich unter wildem Kriegsgeheul in das Dorf gestürmt, der wurde schnell eines besseren belehrt. Wie Insekten schwärmten die Kämpfer in Zweiergruppen aus, suchten jede sich bietende Deckung zu nutzen und so unbemerkt wie möglich zum Dorf zu gelangen...
Eine schwere Aufgabe war das nicht. Die Köhler rechneten nicht damit, angegriffen zu werden. Obwohl in dieser Gegend zahlreiche Räuberbanden ihr Unwesen trieben, wussten diese doch, dass es bei den Köhlern nichts zu holen gab - zumal die Räuber mehr Vorteile davon hatten, sich mit den Köhlern gutzustellen, da diese ihnen für ein paar Anteile von der Beute desöfteren Unterschlupf gewährten oder ihnen anderweitig hilfreich sein konnten. So herrschte also ein friedliches Nebeneinander zum beiderseitigen Vorteil.
Doch all dies würde in Kürze Vergangenheit sein.

Ohne dass die Dörfler etwas bemerkten - bei dieser Kälte jagten sie nicht einmal ihre Hunde vor die Tür - näherte sich die Kriegergruppe den Blockhütten am Fuße eines kleinen, bewaldeten Hügels. Einige meiler qualmten, der Schnee lag Zentimeterdick auf großen Holzstapeln. Im gefrohrenen Matsch des Vorgartens der größten Hütte stand ein alter Leiterwagen, daneben lag ein großer Haufen Kohle. Eine verwarloste Straße führte in Richtung Stadt.
Doch für all dies hatten die Angreifer keine Augen. Als sie merkten, dass sie auf keinen organisierten Widerstand treffen würden, gaben die Inquisitoren ihre Vorsicht auf und stürmten ohne eine besondere Schlachtordnung den Hügel hinab. Selbst Tannenberg taumelte mit gezogenem Schwert hinterher, obwohl er kaum noch im Stande war, die Waffe zu halten...
14.01.2004, 14:43 #35
Die Inquisition
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[GM] Der Weg -
Ein schwerer Stiefel donnerte gegen eine massive Holztür. Doch wie massiv die Tür auch sein mochte, ihre Angeln hielten nicht stand und brachen aus dem Holz, mit einem dumpfen Aufprall landete sie auf den Holzdielen des Bodens. Entsetzt fuhr die ältere Frau, die eben noch am Herd gestanden hatte, herum, riss die Arme hoch und stieß einen entsetzten, schrillen Schrei aus.
"Hallo...", knurrte die Gestalt in der Tür, der eisige wind trieb Schneeflocken von draußen herein, die den Mann zusätzlich verschleierten. Sein schwarzer Umhang flatterte in selbigem Windzug, ebenso wie das fleckige Tuch, welches er sich zum Schutz vor der Kälte um den Kopf gebunden hatte und die darunter hervorhängenden Haarsträhnen. Er verzog sein ausgemergeltes Gesicht zu einem diabolischen Grinsen, seine durch Schlafmangel schwarz umrandeten Augen blitzten mordlüstern und vollendeten damit die geradezu dämonische Erscheinung des Eindringlings.
"Ich hoffe doch, ich störe nicht?", krächtste er, ein heiseres Lachen folgte. Das Licht der Fackeln spiegelte sich auf dem Stahl seines Zweihandschwertes, als er die Klinge langsam anhob und das Haus betrat.
"HILFEEE!", schrie die Hausfrau und versuchte zur Seite in ein Nebenzimmer zu entkommen. Doch sie war zu langsam. Mit einer Geschmeidigkeit, die man dem Inquisitionsgardisten nicht mehr zugetraut hätte, schoss er nach vorn und schwang gleichzeitig seinen Zweihänder in einem ausholenden Bogen. Einen Moment später traf die Klinge wuchtig die Hüfte der Frau, sie schrie einmal mehr auf, diesmal jedoch vor Schmerz, als der Schlag ihre Rippen zertrümmerte, eine klaffende Wunde in ihr Fleisch riss und sie zu Boden warf...
Lächelnd betrachtete der Inquisitionsgardist sein werk, beobachtete ein paar Sekunden lang, wie sich sein Opfer wimmernd auf den Holzdielen wand und noch immer versuchte, zu fliehen. Verzweifelt krallte sich die Frau in den ritzen zwischen den Brettern fest, versuchte sich fortzuziehen.
Der Inquisitionsgardist beugte sich lächelnd zu ihr hinunter.
"Mein Name ist übrigends Tyrus... Es freut mich, dich kennenzulernen!"
Grinsend ergriff er die Hand der keuchenden Frau und schüttelte sie kurz, nicht ohne dabei stark genug zuzudrücken, um ihr einige Mittelhandknochen zu brechen. Anschließend erhob er sich wieder, holte mit dem Schwert aus und rammte es ihr in den zitternden Leib.
Das Wimmern verstummte.

Tyrus zog sein Schwert aus dem toten Leib und ließ es achtlos auf den Boden fallen, um sich ein wenig in dem kleinen Raum umzusehen. Ein Kamin befand sich an der Wand, mit einem zwar recht alten, aber wohl dennoch bequemen Sessel davor. In einer Ecke stand ein kleiner Holztisch mit drei Stühlen, und auf dem Herd, an dem die alte Frau eben noch gekocht hatte, blubberte ein Eintopf vor sich hin. Etwas zu essen... Genau das, was er jetzt gebrauchen konnte...
Der Inquisitionsgardist nahm sich eine über dem Herd hängende Kelle und stocherte mit selbiger ein wenig in der Brühe herum, musste jedoch zu seiner Enttäuschung feststellen, dass diese fast nur aus Wasser bestand. Bei Innos, wie sollte er davon satt werden, geschweige denn die gesamte Truppe?
Leise fluchend warf er die Kelle weg und sah sich um. Hier musste doch irgendwo eine Speisekammer sein! Wenig später wurde Tyrus auch fündig - eine Tür führte in ein kleines Nebenzimmer, und dieses war voller Vorräte. Fleisch hing dort an den Wänden, ein paar Säcke mit Mehl und einige Früchte, die sich noch gehalten hatten. Sofort begann der Inquisitionsgardist, die wertvollen Utensilien zusammenzuraffen, wobei sein Magen schon beim bloßen Anblick des Essens rumorte.
Doch als er statt eines weiteren Fleischstückes einige Haare zu fassen bekam, stutzte er. Und zog daran. Ein angstvoller Schmerzensschrei war die Folge, und einen Moment später förderte der Inquisitionsgardist ein zitterndes Mädchen zu Tage. Zuerst verwundert, dann aber eher belustigt betrachtete Tyrus seine unbeabsichtigte Beute - sie musste etwa 20 Jahre alt sein, hatte weiches, kastanienbraunes Haar, einen zierlichen Körperbau und ein hübsches Gesicht - auch wenn dieses jetzt von Angst, Unverständnis und Verzweiflung gezeichnet war...
"Gehen wir.", meinte Tyrus knapp und verließ die Speisekammer wieder, wobei er das wimmernde Mädchen hinter sich her zerrte.
Im Wohnzimmer der Hütte, das gleichzeitig die Küche war, hatten sich inzwischen Tannenberg, Peligia und zwei Inquisitionsgardisten eingefunden. Der alte Hexenjäger saß auf dem Sessel vor dem Kamin, irgendwer hatte ihn in eine Decke gewickelt, und starrte mit leerem Blick in die Flammen. Die beiden Gardisten versuchten, die Tür zu reparieren um damit die kalte Luft auszusperren und Peligia sah sich ein wenig um. Als tyrus den raum betrat, war sie die erste, die sich zu ihm umdrehte. Ihr Blick fiel sofort auf seine unfreiwillige Begleiterin.
"Was willst du mit der da?", fragte sie, ihr Blick verriet jedoch, dass sie die Antwort schon längst kannte. Viele Möglichkeiten gab es ja auch nicht...
"Komm nicht auf dumme Gedanken. Du lässt sie laufen.", ordnete die Inquisitorin kalt an. Tyrus Blick verfinsterte sich.
"Damit sie uns sonstwen auf den Hals hetzen kann? Nein, sie bleibt hier und... leistet uns Gesellschaft."
Peligia schüttelte ein wenig den Kopf, bevor sie zur Tür ging, die gerade wieder einigermaßen fest in den Angeln hing, und diese demonstrativ aufriss.
"Raus mit ihr!", fauchte sie und funkelte Tyrus böse an. Der Inquisitionsgardist verdrehte genervt die Augen, stieß das Mädchen dann aber nach draußen. Peligia war nicht unbedingt eine angenehme Feindin...
Krachend fiel die Tür hinter ihr ins Schloss.
"Sie wird da draußen nicht lange überleben.", stellte Tyrus trocken fest und kniff lauernd die Augen ein wenig zusammen. Peligia ging an ihm vorbei zum Herd, ohne ihn noch einmal zu betrachten.
"Ich weiß."
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