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28.12.2002, 00:13 #1
syronth
Beiträge: 2
Die Lümmelkritik (Meine fünf Cents) [Spoiler inklusive] -
Wow, gerade dachte ich noch, eins der geilsten Spiele aller Zeiten gedaddelt zu haben und dann soll es nur ein Haufen unfertiger Mist sein? ;-)

Leider hab ich Volldepp G1 nicht gespielt (O-Ton damals: "Mit ner Axt in 3rd-Person durch die Gegend rennen und irgendwelche Monster plätten?! ARGH!"). Ich bin mir nicht sicher, ob es die Demo davon war, jedenfalls hat mich kurz davor irgendein Spiel tierisch aufgeregt, weil ich mit dem 3rd-Person-Kampf nicht klargekommen war, während mich nervös herumflatternde Monster zu Brei verhackstückten.
Whatever - ich denke, ich mache damit auch klar, daß ich kein Rollenspielfreak bin. Noch :-)
Gothic 2 hab ich mir dann doch mal spontan zugelegt, weil es vorab schon als Tophit gehandelt wurde. Da mußte doch was dran sein mit der Axt und den Monstern...

Zur Story: Da ich eigentlich mit dem Fantasy-Genre sonst nichts am Hut habe, erschien mir die schroffe Gut/Böse-Polarität nicht als abgelutscht - ich erwartete nichts anderes ;-)
Das Götter im Spiel sind, fand ich sogar reizvoll, das hebt es doch stark von jedem andere Genre ab. Die Götter-Story ist zwar recht simpel gestrickt, aber zumindest wußte ich dann, warum mich die Scheißviecher die ganze Zeit attackieren. Eine mittelalterliche Welt voller Magie kann ich mir ohne präsente Gottheiten gar nicht so recht vorstellen. Und durch Ihre Gegenward wird die Schlacht doch zu einem monumentalen, existentiellen Ereignis und nicht nur zu einem banalen Intermezzo zwischen zwei Parteien, die ein paar Meinungsumstimmigkeiten haben. Dass ich als erstes den Weg des Paladin einschlug, brauche ich wohl nicht mehr zu erwähnen ;-)
GII ist durch und durch ein erstklassiges Klischee-Heldenepos und nicht ohne gesunde Selbstironie dabei. Hat nur noch eine Frau gefehlt (=>Wink mit dem Zaunpfahl an die Entwickler: wie kann das? Ein Held ohne schöne Maid?!)
Außerdem scheint die Angelegenheit ja alles andere als gelöst zu sein, ich kam mir am Ende jedenfalls ziemlich belämmert vor, als Xardas mir offenbarte, daß er die Kraft des Drachen aufgesogen habe und er nun überlege, was er damit mache. Das ist eine interessante Wendung: der Held ist vielleicht letztlich in eine Falle gelaufen. Der Drache hat ihn ja sehnsüchtig erwartet, vielleicht war seine Bestimmung nicht, die Welt zu unterwerfen sondern Xardas die Möglichkeit zu geben, seine Kraft aufzusaugen, der dann der wirkliche, apokalyptische Avatar Belias wird. Somit muß der (einfältige) Held erkennen, daß er in Wahrheit ein Werkzeug des Bösen war... (als Innos-Komponente in dem fatalen Magie-Mix)
Das würde auch erklären, warum der Untote Drache so schnell den Geist aufgab - er sollte nie siegen.
GIII wird's zeigen.

An den Storyabschnitten hab ich - wohl auch wegen meiner nichtvorhandenen Erfahrung in der Fantasywelt - eigentlich wenig zu kritisieren. Ich hab, wie üblich, meist irgendeine Kleinigkeit übersehen, die mich lang genug in jedem Abschnitt aufhielt, um nahezu jeden Winkel erkundet zu haben. Das die letzte Episode dann recht zügig voranging, sehe ich nicht als Makel. Es war für meine sensible Natur ausreichend gespenstisch, brrr.
Die Atmosphäre ist einfach erstklassig und ich will hier auch mal das absolut großartige Design der Insel loben, die absolut natürlich wirkt. Auf der einen Seite die grüne Idylle von Khorinis mit ihrer Kleinstadt auf der anderen Seite das düstere Minental und dann der Abschluss mitten im Grauen der Unterwelt. Da steckt viel Liebe im Detail, so etwas klatscht man nicht mal eben baukastenmäig zusammen. Okay, es war für mich neu, ich weiß nicht, wie weit Gothic I schon war. Dazu werden die 3 Dimensionen weidlich ausgenutzt. Egal, wohin man sich auch verirrte, am Ende fand man ein kleines Abenteuer oder etwas Wertvolles, sodaß sich der Fußmarsch gelohnt hatte. Nie vergessen werde ich den Atzeken-Tempel, den ich nach im Morgengrauen vorfand, nachdem ich mich einmal komplett verlaufen hatte, oder die Burg des Steindrachen, die ich in der Nacht mit einem Kollegen erklomm. Das war Atmosphäre pur, wie sie kaum ein anderes Spiel hat.

Ich weiß, ich bin in eine Lobhudelei gerutscht und im Moment fegt das meine Kritikpunkte hinweg, obwohl es die auch gibt ;-). Langeweile im Kampf kam eigentlich nie auf, da ich zwar stark, aber kein Supergott war. Ich bin eben kein Rollenspiel-Spezie, die die Möglichkeiten bis in die letzte Ritze ausreizt. Jedenfalls hatte ich gut zu kauen an den Gegnern, zumal meine Sammlermenthalität ("Brauche ich später bestimmt dringender als jetzt") mir meist verbot, etwas anderes einzusetzen als die Klinge. So hatte ich am Ende zig Tausend Gold, einen ganzen Sack voll Spruchrollen und hätte mich in Mana- und Gesundheitsdrinks ersäufen können. Von vielen anderem Kram abgesehen. Hätte die Spielfigur einen physikalisch korrekten Rucksack verpaßt bekommen, hätte man an dessen Umfang vermuten können, ich würde einen Schwarzen Troll mit mir rumschleppen.
Als Paladin hat man wohl die besten Karten in dem Spiel, jedenfalls bin ich recht früh kaum mehr in materielle Nöte gekommen. Wenn ich's aber recht bedenke, war ich schon recht mächtig, was ich aber gut fand, da ich nicht so der Fan von zermürbenden Kämpfen bin, die man erst nach dem x-ten Reload schafft.

Soviel bis jetzt, artet ja in einen Roman aus ;-) Ich will keineswegs die Kritiker Lügen strafen! So sieht wohl die Meinung eines Nicht-Freaks zu dem Spiel aus. Ich bin reichlich bedient worden und das Spiel war/ist jeden Cent wert.

PS: Komisch, daß ich schon registriert war. Ich kann mich nicht daran erinnern, mich hier je registriert zu haben. Seltsam...
Hoffe, mein Einstand ruft nicht gleich einen Flamewar aus :-)

cya
31.12.2002, 00:51 #2
syronth
Beiträge: 2
Die Lümmelkritik (Meine fünf Cents) [Spoiler inklusive] -
Der Held ist doch letztlich buchstäblich von den Toten auferstanden, auch wenn es nicht so genau gesagt wurde. Daß dadurch seine Skills verloren gehen ist damit imho abgefrühstückt, er kann froh sein, daß er (wieder) lebt. - Man hätte es so drehen können, daß der Held in GI nur durch eine Aktion, die auch seinen Tod bedeutete, den Schläfer vernichten konnte. Wobei dann aber schon angedeutet wäre, daß er dem Tod für den Preis seiner Skills ein Schnäppchen schlagen konnte, sodaß eine Wiedergeburt möglich war. Aus dem Grund, weil hinter allem eine größere Angelegenheit steckt, in deren Interesse es liegt, daß der Held weiterlebt. Eine "Angelegenheit", die sich erst im dritten Teil aufklärt. Aber ersteinmal muß er durch das Tal des Todes, unausweichlich. Ist zwar nicht neu, aber schön dramatisch und eher einleuchtend.
Bei GI hatte PB wohl noch keine Triologie im Sinn, daher wirkt die Wiedergeburt konstruiert, weil nicht vorbereitet.

Für den dritten Teil sehe ich aber schwarz, da der zweite damit ausgeht, daß der Held einfach mit dem Schiff am Horizont verschwindet, wenn er seinen Skill erneut urplötzlich verliert, wirkt es wirklich lächerlich, mein Ansatz funktioniert eh auch nur einmalig.
Es ginge, daß der Held nur noch mit übermächtigen Gegner zu tun hätte, die ihn viel stärker fordern. Aber dann hätte er von der Story her nur noch mit ihnen zu tun, Banditen und Konsorten würden nicht mehr vorkommen, weil zu schwach. Der Held wäre dann aber wirklich übermenschlich und würde als Befehlsempfänger oder Schüler von irgendwem nur noch albern wirken, sodaß er mindestens zum Oberbefehlshaber der gesamten Armee aufgestiegen sein müßte. Am Ende von GIII stünde dann das Amt als Gottkönig an, allein wegen seiner unfaßberen Taten und seiner schieren Macht, die er dann hat.
Nur die Leute, die dann mit GIII einsteigen, raffen dann gar nichts mehr und wären sicher nicht besonders angetan - was sich PB nicht leisten kann.

Also bleibt doch nur noch:

a) das Schiff wird vom rachsüchtigen Gott Belia höchspersönlich zerschmettert, um den Held zu vernichten, der aber arg geschwächt überlebt oder von Innos höchstpersönlich (erneut) zum Leben wiedererweckt wird, natürlich ohne Skills.

b) der alte Held tritt ab und macht Platz für einen neuen. Wobei - der alte Held könnte auch am Rad drehen, sich mit Xardas verbünden, und selbst zu dem Bösen werden, das der neue Held dann vernichten muß. Aber diese Wendung würde wohl eine Menge Leute auf die Palme bringen, hehe.

my 2 cents
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