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[Story]Der Fluch des Drachen
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14.09.2003, 12:41 #1
Billy
Beiträge: 1.104
[Story]Der Fluch des Drachen
Der Fluch des Drachen

Es war einmal vor langer Zeit, als Menschen noch das Hässliche dem Bösen zuordneten, da gab es noch Drachen. Das große Unglück jedoch war, dass Drachen als sehr bösartig galten. Sie waren schwarz, hässlich, mit Flügeln und hatten überall Stacheln. Man sagte, ihr Speifeuer sei tödlich und brennend. „Verheerende Feuerbälle werfen sie auf alles, was sich bewegt!“, berichtete Bruder Zifanius dem Abt. Der Abt kräuselte seinen Bart und entschloss sich dem Herzog einen Brief zu schreiben:

Sehr geehrter Herzog,
ich möchte Euch erläutern,
wie euer gesamtes Land in Gefahr
vor den Lindwürmern lebt.
Ich bitte Euch, im Namen aller,
etwas zu unternehmen.
Die Bedrohung und letztendlich
auch Eliminierung unserer
Gesellschaft steht sonst bevor.
Mit freundlichen Grüßen
Bruder Porticus, der Dritte,
Geistlicher Abt von Lindenfels
und Vorsitzender des Schwarznauklosters.

Der Herzog war informiert und informierte wiederum den großen Rat der Weisen. Der wiederum gab die Zustimmung alle Drachen der Erde zu vernichten. So schickten die zwei Könige der beiden großen Reiche der Welt spezielle Ritter, um die Drachen zu erlegen, die sogenannten
Drachentöter.
Nach 7 Jahren Krieg zwischen Menschen und Lindwürmern gelang es den gigantischen Drachentöterarmeen endlich die Drachen auszurotten. Niemand konnte ahnen, dass genau einer fehlte...
Weitere 7sieben Jahre waren vergangen und die Menschen lebten ohne Angst vor den Drachen ruhig weiter.
So auch in dem kleinen Dorf Mühleckerschlucht. Die Leute dort waren ordentliche Bauern und Steuernzahler. Allerdings arm wie die Kirchenmäuse. Nur wenige, sehr weise von ihnen dachten daran, dass die Drachen vielleicht ganz freundlich gewesen waren. Doch niemand dachte mehr daran, dass auch sie dazu beigetragen hatten, dass das Gerücht in die Welt gesetzt worden war, das schließlich zur Beseitigung der Drachen geführt hatte. So war es allerdings Zufall, dass sich Gaumeron gerade dieses Dorf ausgesucht hatte. Gaumeron, der letzte der schwarzen Drachen, hatte seit sieben Jahren nur noch einen Gedanken: Rache für sein Volk. Er wusste sehr gut, dass die Ausrottung der Menschen zu mild wäre. Er wusste, dass der Tod da nicht die schlimmste Strafe wäre.
Insgesamt war es ein ruhiger Mittag. Es war Markt und so gut wie alle waren auf dem großen Platz, um den herum die Hütten standen. Die Leute hätten viel erwartet, aber nicht das, was schließlich kam. Niemand bemerkte den großen Schatten, bis ein kleiner Junge rief: „Guck mal, Mama, der Vogel da oben ist ja riesig!“ Alle starrten nach oben und erstarrten vor Schreck. Bevor irgendjemand etwas sagen konnte, blies Gaumeron sein blaues Feuer über das ganze Dorf. Doch das Feuer brachte eben nicht den Tod. Von nun an waren die sonst so schönen Menschen dazu verflucht, bis zu ihrem qualvollen Lebensende hässliche, garstige Echsenwesen zu sein. Sie konnten sich nicht unterhalten, sondern nur heulen. Gehen konnten sie auch nicht, denn ihre Beine waren verkrüppelt. Und statt zu verhungern fraßen sie Ratten oder sich gegenseitig. Das ganze Dorf war betroffen mit einer Ausnahme: Taron, der großherzige, tapfere junge Mann. Er kümmerte sich nicht nur um seine Familie, sondern um das ganze Dorf. Vielleicht wurden ihm deshalb solche Kräfte verliehen. Wieder vergingen sieben traurige Jahre. Taron hatte Freunde sterben sehen und neue Geburten erlebt. Doch die Neugeborenen waren nicht anders. Sie waren nie Menschen gewesen.
Taron hielt in seiner rechten Hand eine fette Ratte. Einäugig und hässlich. Und trotzdem schöner als seine Verwandten und Freunde. Taron presste die Hand zusammen, sodass die Ratte zerfetzte. „Das wird mir dieser verdammte Drache büßen!“, schrie er so laut er konnte. Und nun fasste er einen Entschluss. Er zog sich seine ledernen Stiefel an und schnallte sich sein Schwert um den Rücken. Er nahm ein Stück Kohle und malte sich rechts und links einen schwarzen Strich auf die Wangen als Zeichen seiner Entschlossenheit. Nun machte er sich auf den Weg. Den Weg zur Drachenhöhle.
Nach zwölf Tagen erreichte er die schwarzen Berge. Dort wo die Höhle des Drachen war. Nach langem vergeblichen Suchen wollte er schon aufgeben. Er seufzte und trat wütend einen Stein zur Seite. Da stürzte er plötzlich in die Tiefe. Als wäre der Boden unter ihm zusammen gekracht. ER landete unsanft auf dem Boden. Als er die Augen aufmachte, dachte er zuerst er träume. Er rieb sich die Augen doch was er sah veränderte sich nicht. Vor ihm standen in zwei Meter großem Abstand voneinander zwei Kristallsäulen. Dahinter war eine große schwarze Höhle. Taron rappelte sich auf und klopfte sich den Dreck vom Mantel. Laut brüllte er: „Gaumeron, zeig dich, du Lindwurm!“ Da kam ein riesiger, schwarzer, behaarter Drachenkopf aus der Höhle. „Ach du bist es, Menschlein. Sprich, was willst du? Reicht es nicht, dass ich dich verschont habe? Wenn auch nicht mit Absicht?“, schnaubte Gaumeron zornig. Taron streckte seinen Arm aus, als wolle er dem Drache an die Gurgel fassen. „Bitte. Ich flehe dich an: Erlöse meine Freunde und mach sie wieder zu Menschen, denn dein Zorn traf die Falschen.“ Gaumeron grinste: „Und wenn ich es könnte, ich würde es nicht tun. Und ich kann es nicht.“ „ Du lügst,“, protestierte Taron, „ich weiß, dass du es kannst.“ „Na schön.“, murrte der Lindwurm, „Angenommen ich könnte es. Wieso sollte ich? Aber ich hätte da eine Idee...“ „Und die wäre?“, knurrte Taron. Doch innerlich spürte er einen neuen Hoffnungsschimmer. Gaumeron fing langsam an zu reden: „Wenn du drei von mir gestellte Prüfungen erfolgreich absolvierst, erlöse ich dein Dorf von dem Fluch und verfalle in einen ewigen Schlaf. Solltest du aber scheitern, so musst du mir helfen, die gesamte Menschenwelt zu verfluchen. Einverstanden?“ „Na gut.“, hauchte Taron. Innerlich zitterte er. „Hier, fang! Das hier brauchst du.“ Gaumeron warf Taron eine schwarze Münze mit einem Drachenkopf darauf zu. „Die Münze kann sprechen“, fügte der Drache hinzu. „Viel Glück, haha, haha!“, lachte er und verschwand in der Höhle. Taron kam sich albern vor. Was sollte er jetzt tun? Da hörte er plötzlich eine Stimme: „Fangen wir mit der ersten Prüfung an.“ Taron braucht eine Weile, bis er feststellte, dass es die Münze war, die zu ihm sprach. Sie tönte weiter: „ Auf einem schwarzen kleinen Feld in dieser schwarzen Welt, egal was sagt der Ohm, du wirst würfeln mit ’nem Gnom. Doch Glück allein, das ist nur Mist, du brauchst auch eine kleine List.“ „Oh Gott, wie soll ich denn ein schwarzes Feld finden?“, dachte Taron. Doch ehe er sich versah, stand es auch schon vor ihm. Mitten darin war ein Tisch aus Ebenholz und zwei Stühle. Auf einem der beiden Stühle saß eine kleine Gestalt. Sie sah aus wie ein Mensch, nur kleiner. Der Kerl hatte rote Haare, einen großen albernen, grünen Hut und eine auffällig krumme Nase. „Willkommen!“, piepste der Kleine, „ich bin Glückspilz von Kleeblatt, stets zu euren Diensten. Ich soll mit euch würfeln?“ „Ja, bitte!“, sagte Taron hastig. „Na schön, die Regeln sind einfach: Ich würfle zuerst. Ihr müsst dann eine höhere Zahl würfeln, sonst habt Ihr verloren. Bei einem Unentschieden habe ich ebenfalls gewonnen. Hihi. Verstanden?“ „Alles klar!“, antwortete Taron wieder. „Ich beginne, denn ich bin der Kleinste!“, zwitscherte der Gnom und warf einen schwarzen Würfel auf den Tisch. „Sechs. Hihi.“, kicherte der Gnom. Taron konnte es nicht fassen. Wie sollte er denn das überbieten? Da kam ihm die rettende Idee. Er nahm sein Schwert und schlug den Würfel entzwei. Dann ließ er die beiden Teile auf den Tisch purzeln. „Eins und sechs! Oh nein!“, jammerte der Gnom. „Gut gemacht!“, gratulierte die Münze,
„doch höre: Auf dem siebten Berg triffst du den Zwerg, doch klein heißt nicht Fliegengewicht. Deshalb gib auf, gib auf, versuch’s nicht mehr, denn die Prüfung ist zu schwer.“ „Ich denk nicht dran“, polterte Taron und vor ihm erschienen sieben Berge in einer Reihe, links und rechts schwarzes Wasser. So musste Taron den ersten, den zweiten, den dritten, den vierten, den fünften, den sechsten und schließlich auch den siebten Berg erklimmen, um endlich den Zwerg zu erreichen.
Der Zwerg war zwar ungemein klein, aber dafür sehr breit und er hatte eine stählerne Rüstung an. „Sei gegrüßt, Langer!“, brummte der bärtige Zwerg. „Sei gegrüßt, Breiter!“, erwiderte Taron. „Werd nicht frech, Langer, denn die Prüfung ist gerade deshalb nicht zu schaffen. „Wieso? Was muss ich tun?“, fragte Taron aufgeregt. „Tja Langer, du musst mich wohl oder übel hoch stemmen. He he. Mit beiden Händen mich über deinen Kopf heben!“ Taron war geschockt. Er wusste, dieser Kerl müsste selbst ohne die Rüstung eine halbe Tonne wiegen! Er versuchte es immer wieder mit voller Kraft, doch es gelang ihm nicht. Da schloss er die Augen und konzentrierte sich. Er musterte seinen Prüfer noch einmal, dann war er sich sicher. Er zog erneut sein Schwert und schlug die Kleidung samt der Rüstung auseinander und so kam seine richtige Gestalt zum Vorschein. Ein zierlicher kleiner Kerl, von gerade mal fünf Kilogramm. Taron lächelte, packte den Zwerg am Kragen und hob ihn hoch. „Habt Erbarmen, Ihr habt ja gewonnen. Lasst mich bitte runter!“, winselte der Betrüger. „Na schön!“, sagte Taron und warf den Zwerg zum vierten Berg. „Gut gemacht!“, applaudierte die Münze, „helf’ dem Elf, er ist in Gefahr, es ist furchtbar. Nur mit...“, weiter kam die Münze nicht. Vor ihnen brach plötzlich eine schwarze Explosion aus und ein Drache kam angeflogen. Es war kein anderer als Gaumeron persönlich. „kleine Planänderung!“, brüllte er, „eigentlich sollte Kroton, der schwarze waldelf die letzte Prüfung übernehmen, aber das wäre zu leicht. Deshalb mach ich das jetzt.“ „Und was ist das für eine Prüfung?“ fragte Taron. „Wir kämpfen gegeneinander!“ dröhnte Gaumeron.
Er spuckte auf den Boden und Hunderte von Gestalten aus schwarzem Gestein kamen zum Vorschein. Taron zog sein Schwert. Drei schwarze Steinklingen schlugen auf ihn ein. Er wehrte sie ab und kämpfte sich nach vorne weiter. Immer, wenn er einem Feind einen Schlag verpasst hatte, fielen die einzelnen Steine zu Boden und blieben auch dort. Als er endlich alle niedergemetzelt hatte, rannte er mit erhobenen Schwert auf Gaumeron zu. Gaumeron spuckte einen blauen Feuerball gegen Taron. Taron duckte sich und schlug mit seinem Schwert dagegen an. Ein blauer Blitz schoss zurück und mitten in Gaumerons schwarzes Herz. Gaumeron strauchelte und fiel um. Taron steckte sein Schwert zurück in die Scheide und ging zu dem regungslosen Gaumeron. Der Lindwurm flüsterte: „Taron! Taron, hört mich an. Ich weiß, dass Ihr es noch nicht verstehen könnt, aber Ihr werdet es vielleicht noch verstehen. Im Grunde sind Drachen und Menschen das selbe. Wir sind dumm und primitiv. Wir sind beide Krieger, Taron. Wir sind geboren, um zu töten. Doch wir töten nicht nur. Wir beschützen auch. Ihr müsst Respekt haben vor allem Leben und noch mehr Respekt und vor allem auch Furcht vor Eurer Fähigkeit es zu nehmen. Ansonsten seid Ihr nicht mehr und nicht weniger als ein Mörder. Auch ich tötete nicht ohne grund. Genauso wenig wir Ihr. Es ist wohl besser so, wenn es keine Drachen mehr gibt. Lebt wohl, Taron.“ „Du auch, Gaumeron. Gott segne dich, mein Freund.“
Taron dachte noch lange über Gaumerons letzte Worte nach. Doch schließlich ging er nach Hause und konnte endlich wieder unter Menschen sein. In seinem Dorf war er ein Held. Doch Leute wie der Abt, der Herzog und die Könige würden nie von ihm erfahren. Und wenn sie nicht gestorben sind, denken sie noch immer schlecht über Drachen. Alle außer Taron. Durch seinen Freund Gaumeron.


B.B.
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26.04.2004, 16:40 #2
Joni Odin von Hassenstein
Beiträge: 3.925

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