World of Gothic Archiv
Alle Beiträge von Aêhi
Seite 1 von 1  1 
13.04.2004, 07:45 #1
Aêhi
Beiträge: 12
Vorstellungen: Neulinge (Rang Bürger) -
Name: Aêhi

Alter: 23

Skillpunkt: Barbier

Eigenschaften: verschlossen; Einzelgänger; weiß, was er will;

Vorgeschichte:
Aêhi saß stumm an einem Tisch in der Ecke der schäbigen Hafentaverne von Khorinis und spielte gedankenverloren mit dem Schattenläuferhorn, das er an einer Schlaufe seines ledernen Gürtels befestigt hatte. Es war das einzige, was ihm von seinem Vater geblieben war, sein letztes Andenken.

Es waren schon sechs Sommer ins Land gezogen, seit sein Vater - ein Paladin des von ihm so verehrten Königs - in den Krieg gegen die Orks gezogen war. Aêhi sah ihn noch vor sich, an dem Tag, an dem er ging - wie prächtig seine polierte Rüstung geglänzt hatte, und wie dieser Glanz sich in seinen stolzen Augen widerspiegelte. Er würde bald wiederkehren hatte er versprochen, bald würden die Orks besiegt sein, und siegreich würde er heimkehren, mit Gold und Juwelen im Gepäck, soviel, dass er es kaum würde tragen können... er hatte Aêhi noch aufmunternd auf die Schultern geklopft, und dann war er auf das prächtige Schiff gestiegen.
Doch aus Tagen wurden Wochen, aus Wochen Monate, und aus Monaten Jahre. Er kehrte nicht heim. Eines Tages stand ein Bote vor der Tür, mit einer Botschaft, die das Siegel des Königs trug. "...Ehrenvoll gefallen..." Wie Hohn klang es in Aêhis Ohren. Und so dauerte es nicht mehr lange, bis das einst ordentliche Vermögen seiner Familie aufgebraucht war, und Aêhi mit seiner Mutter ins Hafenviertel ziehen mußte. Wenige Monate später nahm sie sich mit einem schäbigen Dolch das Leben, und den Ausdruck ihrer brechenden Augen würde Aêhi niemals vergessen können.

email adresse: hora_mortis@web.de
icq#: 220861143 (web- icq)

zugelassen
13.04.2004, 19:40 #2
Aêhi
Beiträge: 12
Opfistrudl #2 -
Na sowos, a Österreicherthread :) i füi mi glei wia daham...
Woher seid's ia denn so aus Österreich? Jemand aus meiner Nähe dabei? (Leoben)
13.04.2004, 19:57 #3
Aêhi
Beiträge: 12
Rund um Khorinis #18 -
Der Tag neigte sich seinem Ende zu, und die Sonne war schon hinter den Bergen verschwunden, als Aêhi beschloß, eine Pause einzulegen. Er hatte es in der Stadt nicht mehr ausgehalten; zu drückend lag die Last der Erinnerung auf seiner Brust, und jedes bekannte Haus, jede bekannte Straße, jeder bekannte Stein schien ihm sein Schicksal entgegenzuschreien; in jedem Fenster sah er das Gesicht seiner Mutter, in jeder Welle, die sich an der Hafenmauer brach, ihre Tränen. Unbewußt ballte sich seine Hand zur Faust, und seine Nägel gruben sich in das weiche Fleisch seiner Handinnenfläche. Er machte das immer, wenn er spürte, wie Tränen in ihm aufzusteigen drohten und seinen Hals zuzuschnüren schienen; wenn der Druck in seiner Brust so stark zu werden schien, dass er glaubte, sein Brustkorb müsste zerspringen.

Mittags hatte er die Stadt verlassen; klammheimlich wie ein Dieb hatte er sich davongeschlichen, und genauso kam er sich auch vor: wie Abschaum; mehr war er wohl auch nicht mehr, seit er und seine Familie aus der Oberstadt ins Hafenviertel verbannt worden waren. Er war nun einer jener, die er jahrelang gemieden hatte...
Er ließ sich auf das weiche Moos fallen, das sich ihm als Kissen unter dem schützenden Dach eines alten Baumes anbot. Fern sah er den Fackelschein, der von den Toren der Stadt her zu ihm herüberschlich und kleine, tanzende Lichter an knorrige Stämme zeichnete.

Tief sog er die würzig-frische, abendkühle Luft ein, in der ein leichter Duft nach gebratenem Moleratfleisch und herbem Bier lag. Kein Vergleich zu der ranzig-schweren, mit dem Geruch verfaulten Fisches getränkten Luft des Hafenviertels, in die sich ab und an auch noch der ekelhaft aufdringliche Geruch eines billigen Parfums mischte, das eines der Mädchen aus der Roten Laterne im Übermaß aufgelegt hatte, um den Schweißgestank der vielen Männer zu übertünchen, die sie besucht hatten.
Er schloß seine Augen und lehnte sich zurück. Er spürte die rauhe Rinde des alten Baumes durch sein dünnes Leinenhemd, und den Wind, der über seine Haut strich und die Blätter der Eiche zum Rascheln brachte. Es war ein leises Rauschen, das das feine Zirpen der Grillen untermalte und mit dem fernen Heulen eines Wolfes zu einer Sinfonie wurde.

Es war das erste Mal, dass ihm die Welt so klar, so deutlich und unverfälscht erschien. Es war, als hätte sich ihm in diesen Minuten eine neue - eine wirklichere - Welt eröffnet. Als wäre er blind durch ein Tor gestolpert, hinter dem sich ihm eine Realität voller Magie offenbarte. Als hätte der Schmerz, der ihn fast zerissen hatte, ihn zu einem Teil von sich gestoßen, den er bis jetzt unterdrückt hatte.

Er grub seine Finger in das weiche, feuchte Moos, und sah durch die knorrigen Äste hindurch zum Himmel auf, an dem die Sterne so klar strahlten, wie es ihm noch nie bewußt gewesen war. Aêhi schloß wieder die Augen, und ehe er einschlief, faßte er einen Entschluß: er würde sein Leben ändern. Er würde aus dem Hafenviertel wegkommen, ein neues Leben anfangen... egal wie.
13.04.2004, 20:27 #4
Aêhi
Beiträge: 12
Opfistrudl #2 -
hm...wien... war das nicht so 'n kleines provinznest nördlich von Leoben? *nachdenk*

;)
13.04.2004, 20:39 #5
Aêhi
Beiträge: 12
Opfistrudl #2 -
hmm... naja, viel kernöl essen -beugt dem herzinfarkt vor ;)
13.04.2004, 20:49 #6
Aêhi
Beiträge: 12
Opfistrudl #2 -
Danke :)

Freu mich dass ich so nett aufgenommen werd! Aber der Österreicherthread ist auch eine lustige idee... gibt es so viele von uns hier? Muss mal nachschaun wer den Thread gegründet hat... is ja "erst" der zweite wie ich gesehen hab

pS: Leoben ist in der Steiermark, genau
wir haben sogar eine Uni, die Montanuni *stolzbin*
14.04.2004, 14:31 #7
Aêhi
Beiträge: 12
Rund um Khorinis #18 -
Die Sonne hatte ihren Zenith schon längst überschritten, als Aêhi unsanft aus traumlosem Schlaf gerissen wurde. Es dauerte einige Momente, bis er realisierte, dass er nicht von selbst aufgewacht war. Verschlafen rieb er sich die Augen, und seine Linke glitt in einer unbewußten Bewegung, die er sich in den Wochen, seit er im Hafenviertel wohnte, angeeignet hatte, auf den Griff seines Dolches.
Vor ihm stand ein junger Mann in Bauernkleidung, eine Laute in der Hand und einen einfachen Dolch im Gürtel. Aêhi entschied, dass der Mann wohl kein Bandit war - zumindest hatte er noch nie etwas von musikalischen Banditen gehört - und brachte ein rauhes "Guten Morgen" über seine trockenen Lippen. "Kann ich Euch helfen?" fügte er hinzu, sich fragend, was ein Städter wohl ausserhalb der Mauern von Khorinis von ihm wollte. Nun, vielleicht war es auch einer dieser fahrenden Musiker, und wollte sich ein paar Goldstücke dazuverdienen. "Ich habe kein Gold..." murmelte Aêhi. Und etwas lauter sagte er: "Guter Mann, ich muß Euch enttäuschen, aber ich kann Euch kein Gold geben, falls ihr gedenkt, mich mit Eurer Musik zu erfreuen. Versucht es doch in der Taverne 'Zur toten Harpyie', vielleicht können sie dort Eure Dienste gebrauchen." Damit schien das Gespräch für Ihn beendet und er schloß wieder seine Augen, in der Hoffnung, der junge Mann würde weiterziehen und ihn mit seinen trübsinnigen Gedanken alleine lassen.
14.04.2004, 15:07 #8
Aêhi
Beiträge: 12
Rund um Khorinis #18 -
Seufzend öffnete Aêhi wieder die Augen, erhob sich betont langsam und klopfte seine Hose ab. Vielleicht kam dieser Typ gar nicht so ungelegen, dachte er bei sich. Immerhin war der Weg zur Taverne zu zweit nur mehr halb so gefährlich, und so viel Aêhi sich erinnern konnte, gab es in der Nähe einen Innos-Schrein, zu dem er und sein Vater oft spaziert waren, als Aêhi noch klein war. Sein Vater war ein gottesfürchtiger Mann gewesen, und vielleicht würde Innos ihm auch einen neuen Weg aufzeigen, wenn er zu ihm betete. Einen Versuch war es wert, und besser, als noch länger hier im feuchten Moos zu sitzen und trübselige Gedanken zu spinnen.
"Es tut mir leid," begann Aêhi, "wenn ich Euch in Eurer Ehre beleidigt habe. Lasst mich Euch zur Versöhnung zur Taverne begleiten, und Euch das 'du' anbieten." Er zögerte kurz, und es schien, dass dem Fremden gefiel, was er hörte. "Nun... wenn wir zügig gehen, sollten wir die Taverne bald erreichen, noch lang vor Einbruch der Dunkelheit. Aber sagt..." Aêhi stockte kurz. "Sag, mein Freund, warum bist du dort auf der Suche nach einem Lehrmeister, wo es in der Stadt doch einige gibt? Die Schwertkämpfer der Miliz und der Paladine genießen höchstes Ansehen in Khorinis."
14.04.2004, 15:37 #9
Aêhi
Beiträge: 12
Rund um Khorinis #18 -
"Da lang." Aêhi deutete in Richtung des Weges, der sich eng an die Felswand gepresst aufwärts schlängelte, sich auf halber Höhe unter eine Brücke duckte und dann in einer Biegung verschwand.
Eine Weile lang stapften die beiden Männer schweigend nebeneinander her, bis Aêhi - scheinbar zusammenhangslos - zu sprechen begann. "Nicht alle Paladine sind hochnäsig - ich weiß nicht, ob es ein einziger von ihnen ist. Sie sind Krieger Innos' - Fanatiker vielleicht, aber sie suchen in Treue und Redlichkeit ihresgleichen." Er zögerte kurz. "Zumindest war mein Vater ein solcher. Er starb für König und Vaterland." Er war fast erschrocken über seine eigenen Worte - vor allem die letzten, die in so verächtlichem Ton seine Lippen verließen. "Aber laß uns von etwas Anderem reden."
Wieder kehrte Schweigen ein, und erst, als sie die Anhöhe erklommen hatten und die Brücke hinter sich gelassen hatten, erhob Aêhi wieder seine Stimme. "Die Söldner also. Tapfere Kämpfer, aber gesetzlos und rüde. Ich wünsche dir viel Glück, mein Freund. Du wirst es brauchen, nach allem was ich von ihnen gehört habe. Wir sind gleich da, siehst du."

Ein hölzernes Dach lugte wenige Schritte von ihnen entfernt zwischen den Baumwipfeln hervor. "Vergiß mich nicht, wenn du einmal zu den tapferen Kämpfern des Großbauern gehörst. Und verlerne neben dem Kämpfen nicht auch das Spielen." Aêhi deutete auf die Laute seines Gegenübers. Er lachte. "Eine Frau betörst du nicht durch den Klang des Kampfes!" Aêhi wurde wieder ernst. "Hier trennen sich unsere Wege zunächst. Aber so die Götter wollen, werden sie sich irgendwo wieder kreuzen." Er streckte ihm seine Hand entgegen. "Ich war unhöflich, ich vergaß, mich vorzustellen: Aêhi ist mein Name."
14.04.2004, 20:40 #10
Aêhi
Beiträge: 12
Rund um Khorinis #18 -
Aêhi hatte sich nicht getäuscht gehabt. Er hatte den Schrein gefunden, nur ein paar Schritte abseits des Weges, der zum Kloster führte, befand sich ein Schrein, der Innos geweiht war. Und er sah immer noch so aus wie in seiner Erinnerung; der Stein war nicht abgebröckelt, und die Konturen waren noch immer so scharf wie sie an dem Tag waren, als ein begnadeter Bildhauer sie aus heiligem Stein geschlagen hatte. Am Sockel des Schreins hatte ein gottesfürchtiger Mensch eine Kerze aufgestellt, und die kleine Flamme tauchte das steinerne Gesicht des Gottes in ein eigenartiges Licht; es schien fast, als würde die Statue von innen heraus strahlen.

Es war Nacht geworden, und die Dunkelheit um Aêhi war voller Leben. Es raschelte, zirpte und wuselte überall um ihn herum, die Bäume sprachen leise Worte miteinander, in einer Sprache, die er nicht verstand. Er war lebendig in einer Welt voller Leben, und doch fühlte er sich tot. Oder vielleicht nicht tot - nur einfach nicht lebendig; auf eine unbeschreibliche Art konsistenzlos, körperlos. Ein Fühlender in einer Welt voller Gefühle. Nicht greifbar.
Widerwillig schüttelte er seinen Kopf, als könnte er so diese seltsam-verworrenen Gedanken loswerden, und beschloß, sich zu konzentrieren, und Hilfe im Gebet zu suchen.

Er fiel auf die Knie vor Innos' Abbild, und begann leise murmelnd Gebete zu rezitieren, wie er sie von seinem Vater gelernt hatte.
25.04.2004, 19:02 #11
Aêhi
Beiträge: 12
Rund um Khorinis #18 -
Aêhi mußte einen schrecklichen Anblick abgeben. Sein Haar war zerzaust, seine Kleidung schmuddelig und verschwitzt. Die ungewohnt starke Frühlingssonne der letzten Tage hatte seine Haut gerötet, und nun löste sie sich auch noch zu allem Überfluß in kleinen, dünnen Fetzchen ab.
Er wußte nicht, wieviele Nächte er nun schon unter freiem Himmel geschlafen hatte; ein Tag war wie der andere: frühmorgens erwachte Aêhi aus unruhigem Schlaf, aß ein paar Krumen harten Brotes und kniete sich schließlich vor den Schrein, leise Gebete murmelnd. Anfangs noch waren es Bitten, höflich und hoffnungsvoll vorgetragen. Doch die Tage verstrichen, und Innos schickte Aêhi kein Zeichen. Nicht einmal ein kleines... keinen Hoffnungsschimmer, keine Hilfe.
Seine Sinne schienen immer schwächer zu werden; kaum mehr spürte er die Kälte der Nacht oder die Hitze des Tages, Hunger oder Durst. Es war, als hätte sich sein Geist von diesem sterbenden Körper gelöst.
Denn je mehr sein Körper durch die Askese geknechtet war, desto freier schien sein Geist zu werden. Und je freier sein Geist wurde, desto mehr keimte Wut in ihm auf...
25.04.2004, 20:17 #12
Aêhi
Beiträge: 12
Rund um Khorinis #18 -
Erneut war die Nacht hereingebrochen, und gnädig bedeckte die Dunkelheit die gebeugte Gestalt, die vor dem Innos-Schrein nahe der Taverne kniete.
Aêhi kniete, den Oberkörper leicht nach vorne gebeugt, den Kopf gesenkt. Sein dunkles Haar hing ihm in klebrigen Strähnen ins Gesicht. Er hatte die Augen geschlossen, und Vorbeigehende hätten ihn für einen ins Gebet versunkenen Pilger halten können.

Doch in ihm brodelte es. Sein Brustkorb hob und senkte sich rasch und kraftvoll; in ihm pochte ein starkes, wütendes Herz. Er verharrte so einige Minuten, und spürte, wie die Wut an Kraft gewann und von seinem Brustkorb aus in jeden Nerv seines Körpers gepumpt wurde, bis er meinte, vor Anspannung explodieren zu müssen.
Plötzlich erwachte er aus seiner Starre, breitete seine Arme weit aus, legte seinen Kopf in den Nacken und schrie. Er schrie den ganzen Schmerz, die ganze Wut aus sich heraus.

"Was willst du noch von mir, du grausamer Gott?" Seine Stimme war fest und stark. "Welche Opfer soll ich dir noch bringen? Reicht dir mein Leben, meine Familie noch nicht? Was muß ich noch tun?"

Er erhob sich; spähte einen letzten kurzen Moment nach einem Zeichen... doch es kam keines. Er zog seinen Dolch, der im unpassend sanften Mondlich schimmerte und setzte ihn an seiner linken Wange an. Wie ein eisiger Pfeil drang das blanke Metall mühelos durch seine Haut.
Durch die Entbehrungen der letzten Tage spürte Aêhi auch diesen Schmerz nicht mehr. Er führte die Klinge bis an sein Kinn, und aus dem Schnitt quoll bald warmes Blut, im Takt seines lebendig pochenden Herzens.
"Hier, Innos, Gott des Feuers... Hier, ich opfere mein Blut an deinem Schrein... Ich opfere es Beliar! Verdammt seist du, der du die Hilfesuchenden vergißt... und hier, an deinem Schrein... werde auch ich dich vergessen!"

Voller Wut verschmierte Aêhi das Gesicht der Innos Statue mit seinem Blut. Mit bloßen Fäusten schlug er auf sie ein, und schließlich nahm er seinen blutigen Dolch - und rammte es dem steinernen Abbild in die Brust... und die Klinge durchdrang den Stein mühelos, als würde sie durch menschliches Fleisch gleiten.
Aêhi hielt kurz inne in seiner Wut - verwundert. Und plötzlich begriff er: Das war das Zeichen. Ein Zeichen - von Beliar.
Seite 1 von 1  1