World of Gothic Archiv
Alle Beiträge von I-Guthwulf-I
Seite 3 von 3  1  2  3 
29.05.2003, 21:06 #51
I-Guthwulf-I
Beiträge: 58
[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 3 -
Klirrend traf Stahl auf Stahl, kreischend schabten die blankgeschliffenen Klingenblätter aneinander, lösten sich ruckartig voneinander, nur um gleich darauf silbrigen Sicheln des Todes gleich in ihren bizarren Tanz fortzufahren.
Guthwulf atmete schwer. Die Beine angewinkelt, das weite Ledercape zurückgeschlagen umkreiste er seinen flinken Gegner, die beiden erzverstärkten Zwillingsklingen blitzten bedrohlich im kalten Licht des Mondes. Der Hut war dem Kopfjäger während eines hitzigen Kampfmanövers vom Kopf gerutscht, lag nun reglos zwischen den dürren Halmen im Gras, ein weiterer schwarzer Schatten im eintönigen Grau der Nacht. Aus zusammengekniffenen Augenlidern musterte der Wolf seinen Gegner. Hagerer Typ, jung, doch nicht unerfahren im Kampf. Verdammt flink, ein wahrlicher Meister der Klinge, soviel musste Guthwulf neidlos zugeben. Doch im Gegensatz zum Wolf hatte der Kultist lediglich ein einziges Schwert, was ein deutlicher Nachteil war. Oder?
Ansatzlos katapultierte der Kultist seinen schmalen Leib durch die Luft, schoss einem Falken gleich auf den Kopfgeldjäger hinab, sein Schwert ein tödlicher Lichtblitz im Dunkel der Nacht. Blitzartig ruckten Guthwulfs Arme nach oben, Stahl traf klirrend auf Stahl, der Wolf wirbelte zur Seite, drehte sich einmal um die eigene Achse und schwang seine Klingen in einem synchronen Sichelhieb. Sein Gegner sprang zurück, versuchte sich so aus der Reichweite der Zwillingswaffen zu bringen, wurde jedoch immer weiter hügelaufwärts gedrängt. Guthwulfs Hände verwandelten sich in tanzende Schatten, die in einer einzigen, fließenden Bewegung um den Körper des Kopfjägers zu tanzen schien, ein Vorhang aus sirrendem Stahl, scharf und absolut tödlich. Immer wieder stießen die Waffen mit vipernartiger Geschwindigkeit aus diesem Schild hinaus, versuchten den flinken Kontrahenten auf dem falschen Fuß zu erwischen, doch stets verstand dieser es, die eigene Klinge zwischen ihn und den Tod zu bringen. Immer näher kamen sie dem Leichenwald auf dem Hügel, doch dann ging der Kultist in die Knie, drückte sich vom Boden ab und sprang mit einem gewaltigen Salto über den Kopf des Wolfes. Dieser ruckte ansatzlos herum, doch der junge Kämpfer war schneller. Seine Klinge blitzte auf, schlug wuchtig gegen die Parierstangen des linken Erzschwertes, riss es dem Wolf fast aus der Hand, dann schoss der bestiefelte Fuß nach vorn und traf Guthwulf kraftvoll an der Brust. Von einer Sekunde auf die andere verlor der Kopfjäger den Boden unter den Füßen, flog einen guten Meter nach hinten, um dann stöhnend auf dem harten Grasboden aufzuschlagen. Instinktiv rollte er sich zu einer Kugel zusammen, versuchte die Wucht des Sturzes so gut wie möglich abzufangen und nutzte die verbleibende Energie, um sich noch ein paarmal zu überschlagen. Er spürte, wie etwas hartes ur Zentimeter vor ihm in den Erdboden drang, spürte die Lehmklumpen gegen seinen Panzer prallen, als es wieder herausgerissen wurde. Sobald der alte Krieger wieder Boden unter den Stiefelspitzen spürte, streckte er seinen Körper mit aller Gewalt, bog die Wirbelsäule durch, vollführte einen Rückwärtssalto in der Luft, um schließlich mit klirrenden Waffengurten zwischen zwei gepfählten Leichen zu landen. Der Kultist war schon zur Stelle, stieß sich mit unglaublicher Anmut vom Boden ab und sprang erneut auf den Kopfjäger zu. Dieser einem hohen Sprungtritt geschmeidig aus, sprang hinter einen der zahllosen Pfähle und zirkelte blitzartig um den aufgespießten, während das Bein seines Kontrahenten abermals ins Leere stieß. Guthwulf war nun im Rücken des Mannes, stieß mit der rechten Erzklinge ansatzlos nach vorn, während die Linke abwehrend erhoben blieb. Der Kultist sprang zurück, doch inzwischen hatte der Wolf die Technik seines Gegners lange genug studiert, um die Ausfallbewegung vorherzusehen. Seine Knie knickten ein, nur um sich einen Lidschlag später wieder zu strecken, sehnige Muskelstränge katapultierten den hageren Leib des Jägers durch die Luft, sein Bein schoss nach vorn, traf den jungen Kämpfer in der Magengrube, dann wirbelte der Wolf herum, sammelte Schwung, nur um seinem Kontrahenten einen weiteren hohen Sicheltritt zu verpassen. Noch während dieser von den Wucht des Schlages nach hinten flog ließ Guthwulf die Schwerter über seine Schultern schwingen und zog sie anschließend kraftvoll wieder nach vorn. Die behandschuhten Hände lösten sich von den Griffen, und die beiden silbernen Blitze rasten durch die kühle Nachtluft, drehten sich in der Luft wie zwei rotierende Sichelblätter, um sich dann gleichzeitig in beide Seiten die Brustkorbes zu bohren, den Körper des erschrockenen Kultisten zu durchstoßen und den jungen Mann an der hinter ihm steckenden Leiche festzunageln. Mit einem metallischen poltern fiel ihm die eigene Klinge aus der Hand, sein Mund öffnete sich zu einem unartikulierten Gugeln, roter Schaum quoll über seine Lippen. Während der akrobatische Kämpfer sein Leben aushauchte, stemmte der Wolf die Arme in die Oberschenkel und versuchte zu Atem zu kommen. Seine Lungenflügel brannten wie Feuer, glitzernde Schweißperlen rannen dem Kopfjäger über das hagere Antlitz. Mit erschöpft-verkniffenem Gesicht hob er den Kopf und sah dabei zu, wie sein Gegner langsam aber sicher verstarb.

"Da...haste mich aber...ziemlich zum Laufen gebracht...Gringo."
Der Kultist erwiderte Guthwulfs Blick aus gebrochenen Augen. Langsam rappelte der Kopfjäger sich auf, trat an die reglose Leiche heran und zog seine Schwerter aus dem dünnen Körper. Knirschend und glitschend kam der polierte Stahl frei, eine dünne Blutschicht glitzerte auf der geschliffenen Klinge. Der Wolf wischte sie an den Kleidungsfetzen seines Opfers trocken so gut es ging, um sie anschließend wieder in die Scheiden zu stecken. Ohne Elle stapfte er über die Wiese, fand Hut und Armbrust im feuchten Gras liegen, dort, wo er sie fallengelassen hatte. Als Waffe und Kleidungsstück wieder an ihren angestammten Plätzen saßen, blickte der alte Krieger sich kurz auf dem Hügel um. Leichen auf Pfählen, Leichen im Gras, und zwei kämpfende lebende Männer. Von Lehna keine Spur. Schade, und das, wo der Wolf doch noch etwas für sie hatte. Er mochte es nicht, unbezahlte Rechnungen offen zu lassen, egal, wer wem etwas schuldete...
30.05.2003, 15:48 #52
I-Guthwulf-I
Beiträge: 58
[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 3 -
Mit der ruhigen Gelassenheit eines Kriegsveteranen klopfte Guthwulf sich Staub und Lehm von seinem Cape, klappte dann mit geübten Bewegungen die klobige Armbrust zusammen, mit der er den tödlichen ersten Schuss abgegeben hatte, der gleichzeitig auch eine Art Eröffnung für den folgenden, ziemlich bizarren Kampf gewesen war. Scharrend glitt die auseinandergebaute Schusswaffe in das Lederholster am Rücken des Kopfjägers, sein Blick hob sich, stahlgraue Augen musterten die auf der Hügelkuppe stehende schwarze Gestalt. Ihr Gegner war gefallen, mehrere dünne, schwarze Stäbe ragten aus seinem Rücken. Also war es nicht der Verdienst des merkwürdigen schwarzen Burschen, sondern wohl eher das Werk des untersetzten älteren Herren, der in einigen Dutzend Metern Entfernung im hohen Gras stand und die Szenerie ebenso reglos beobachtete wie der Wolf selbst. Sollte heute auf diesem kleinen Berg ein Volksfest stattfinden, oder warum fand sich halb Gorthar langsam aber sicher hier ein? Guthwulf spuckte auf den Boden. Dieser Leichenwald schien die Menschen anzuziehen wie Scheiße die Fliegen, warum sonst waren Frost und sein kleiner Lakai sowie dieser alte Kultist gerade jetzt hier aufgekreuzt?
Andererseits wäre es ziemlich ungemütlich geworden wenn der Kopfjäger den Kampf hätte allein bestreiten sollen. Vielleicht war es ganz gut so, dass er ein wenig unfreiwillige Rückendeckung erhalten hatte. Ohne Eile setzte der Wolf sich in Bewegung, stapfte langsam den Hügel hinab um einige Meter neben Adolf zum Stillstand zu kommen. Das hagere Gesicht war dem Waldrand zugewandt, die Augen im Schatten des Hutes verborgen.

"Hast grade deine eigenen Leute umgelegt. Wird deinem Boss nicht gefallen."
30.05.2003, 16:52 #53
I-Guthwulf-I
Beiträge: 58
[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 3 -
Guthwulf griff an seinen Gürtel und zog einige schmutzigbraune Tabakblätter hervor, die er dann mit routinierten, mechanischen Bewegungen zu rollen begann. Wie immer, wenn er den Geruch des frischen, noch nicht angezündeten Tabaks wahrnahm, wünschte er sich, man möge doch endlich tragbares Feuer erfinden. Bis zur nächsten Fackel war es noch ein guter Marsch, und er war hier noch nicht ganz fertig. Wirklich ärgerlich.
Während er seine Jägerpfeife drehte, beobachtete der Kpfgeldjäger die schwarze Gestalt, die einige Dutzend Meter entfernt auf dem Hügelkamm stand und sich nun seit geraumer Zeit nicht bewegte. Hatten die Kultisten diesen Frost nun doch erwischt? Nein, das hätte er mitbekommen. Ausserdem konnten Verletzte nicht so still auf einem Fleck stehen. Sicher hielt ihm sein Gewissen gerade eine Standpauke, forderte ihn zum Selbstmord oder Zölibat auf, was auch immer. Davon hatte der Wolf damals in der Kneipe bereits genug zu hören bekommen.

"Wo ist die Kleine?"
Obwohl Guthwulf den neben ihm stehenden Kultisten nicht anblickte, stand ausser Frage, dass die Worte an ihn gerichtet waren.
30.05.2003, 17:43 #54
I-Guthwulf-I
Beiträge: 58
[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 3 -
Der Wolf zog seinen Hut ein wenig tiefer in das hagere Antlitz.
"Mach dich nicht lächerlich."
Langsam wandte er sich um, blickte auf das dunkle Leichenfeld, während seine behandschuhten Finger die letzten Griffe an der Jägerpfeife taten. Ohne Eile stapfte er den Hügel hinauf, durchquerte den Wald aus besudelten Pfählen, bis er die Stelle Fand an der er mit dem flinken Kultisten gekämpft hatte. Schweigend nahm er der Leiche Schwert und Dolche ab, bevor er sich wieder an den Abstieg machte. Kopf verdreht, Blödsinn. Der Kopfjäger war viel zu alt und zu erfahren, um sich mit Gefühlen wie Liebe zu befassen. Außerdem gab es da durchaus eine weibliche Person in seinem Leben, die mehr war als nur eine von zahllosen Prostituierten, de ein Mann im Vollrausch mit in sein Bett nahm. Jetzt, wo Guthwulf näher darüber nachdachte, würde er dieser Frau vielleicht mal wieder einen Besuch abstatten. Sicher vermisste sie ihn schon.
Die Sache mit Lehna war völlig anderer Natur. Wenn er dem Mädchen in die Augen blickte, kam es ihm vor, als würde er in einen Spiegel sehen, einen Zeitspiegel, der ihm gleichzeitig die eigene Vergangenheit und die Zukunft der Kleinen zeigte. Nur war der Wolf nicht sicher ob das Mädchen für diese Art Zukunft geeignet war. Bei allen Göttern, wer war schon geeignet für ein Leben des Kampfes und der Unsicherheit? Der alte Krieger hatte lange Zeit gedacht, dass er mit dem Beruf des Kopfgeldjägers sein Schicksal selbst in die hand nehmen konnte. Dies stimmte aber nur zum Teil. Sicher, er war frei, niemand konnte ihm Befehle erteilen und er lebte, wie es ihm gefiel, aber um welchen Preis? Woche um Woche schleppte er weitere Köpfe durch die Straßen der Hafenstadt, blutige Trophäen, die er gegen bare Münze eintauschte. Im Laufe der Jahre hatte er sich daran gewöhnt, für ihn war diese Art zu leben durchaus erträglich, aber musste dieses junge Mädchen deshalb denselben Weg gehen?
Wortlos schritt der Wolf an Adolf vorüber, um Sekunden später in das Dunkel des Waldes einzutauchen...
30.05.2003, 18:37 #55
I-Guthwulf-I
Beiträge: 58
[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 3 -
Mit schlafwandlerischer Sicherheit war Guthwulf der Fußspur im Wald gefolgt, hatte sich durch das dunkle Dickicht geschlagen, bis er den schwarzen Umriss eines Höhleneinganges vor sich erkennen konnte. Die Abdrücke im feuchten Lehm waren noch frisch und führten schnurstracks in die Finsternis dieses wahrscheinlich verlassenen Baus eines Schattenläufers. Ohne Eile setzte er seinen Weg fort, duckte sich unter dem Teppich aus herabhängenden Wurzeln hindurch, folgte dem schmalen Erdgang, bis er schließlich zwei schwarze Schemen im Dämmerlicht des Tierloches erkennen konnte. Ein Mann und eine Frau kauerten in der Dunkelheit und starrten den Kopfjäger aus gehetzten Augen an. Während das Mädchen versuchte, sich weiter in die Höhle zurückzuziehen, versuchte ihr männlicher Begleiter sich mit dem Mut der Verzweiflung auf den alten Krieger zu stürzen. Guthwulf packte die heranschießende Faust am Handgelenk, drehte sie im Gelenk und trat dem Jüngling kraftvoll vor den Brustkorb. Der Mann wurde von den Füßen gerissen, krachte wuchtig gegen die lehmige Höhlenwand, an der er dann langsam herunterrutschte. Der Wolf blinzelte den reglosen Körper unwirsch an. Seine Stimme, leise und rauh wie immer, klang weder ungehalten noch drohend.
"Zurück in deinen Korb, Welpe."
Langsam trat er an die leise wimmernde Gestalt heran, die sich mit aller Gewalt in eine der Gangnischen drängt, als wolle sie versuchen, mit der Wand zu verschmelzen. Selbst in dieser fast absoluten Dunkelheit konnte der Wolf Lehnas Züge erkennen.
Kommentarlos griff Guthwulf an seinen Gürtel. Die Augen der Frau weiteten sich, doch der Schrecken in dem jungen Gesicht verwandelte sich in ängstliche Überraschung, als plötzlich eine stattliche Anzahl von Münzen über den lehmigen Boden klimperte.

"Zweihundertfünzig Goldstücke, die Hälfte vom Lohn. Wusste nicht dass sie dich umbringen wollten."
Der Wolf warf dem Mädchen die Waffen des toten Kultisten vor die Füße, um sich dann langsam abzuwenden.
"Lern damit umzugehen. Werd nicht immer da sein, um dich rauszuschlagen. Bleib am Leben."
Ohne eine Antwort abzuwarten, strebte Guthwulf schweren Schrittes wieder auf den Ausgang zu. Sein Waffengurt klirrte bei jeder Bewegung, das Leder seiner Kleidung knarzte. Bald darauf zeugte nur noch der verhaltene Geruch nach Tabak und hochprozentigem Schnaps von der Anwesenheit des alten Kriegers...
04.06.2003, 11:59 #56
I-Guthwulf-I
Beiträge: 58
[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 4 -
"...ich parierte den Angriff mit einer schnellen Bewegung, um mich dann kräftig nach vorn zu werfen!" Lautstark dröhnte die alkoholschwangere Stimme des gorthanischen Soldaten durch den stickigen Schenkenraum, als der junge Krieger damit begann, mit den Händen ein imaginäres Schwert gegen unsichtbare Feinde zu führen. Das Bier des Welpen spritzte über den Rand seines Kruges, bildete schaumige Flecken auf den groben Fußbodenbrettern.
"Tannenberg musste zurückweichen, aber ich hab ihm keinen Spielraum gelassen. Fast hätte er mich am Arm erwischt, doch ich wich mit einem Satz zur Seite, um die Attacken fortzusetzen." Ein schiefes Grinsen erschiwn auf den jugendlichen Zügen des Raufbolds. "Ich konnte die Angst in seinen Augen sehen."
Die beiden Schankdirnen, die sich während der gesamten Geschichte an die Brust des Prahlhanses drückten, staunten mit offenen Mündern über den ach so heroischen Mut des angeheiterten Soldaten.
Zumindest solange, bis eine leise, rauhe Männerstimme die ausgelassene Atmosphäre zerplatzen ließ.

"Wie viele Ringe hatte Tannenberg an seinen Fingern?"
Der junge Soldat hielt inne, drehte den Kopf, wischte sich das strähnige haar aus der Stirn und musterte die hagere, in einer schattigen Raumecke sitzende Gestalt. Durch die rauchverhangene Schenke konnte der unerfahrene Krieger nicht mehr als einen dunklen Schemen erkennen, vage Umrisse eines langen Mantels, die schwarzen Linien eines breitkrempigen Hutes und das rötliche Glühen eines schiefen Tabakstengels. Der Soldat straffte seine Haltung.
"Was?"
Die Gestalt bewegte sich um keinen Millimeter. Es schien, als hätte der Wirt eine sprechende Holzstatue an diesen Tisch gesetzt, um seine Gäste zu unterhalten. Leider war die Art der Unterhaltung alles andere als amüsant.
"Wie viele Ringe hatte Tannenberg an den Fingern?"
Der Soldat nahm einen tiefen Schluck aus seinem Bierkrug, um die Schattengestalt dann gereizt anzufunkeln.
"Ich bin nicht dazu gekommen, sie zu zählen, Bursche. Ich hatte einen Kampf zu bestehen. Aber davon versteht ein Bauer wie du ohnehin nichts."
Stille war in der Schenke eingekehrt. Die Augen aller Besucher ruhten nun auf dem hageren Mann, verfolgten mit gespannter Erwartung, wie er sich mit langsamen, fast apathischen Bewegungen von seinem Tisch erhob, um dann langsam an den Kneipentresen heranzutreten. Den Kopf hielt er leicht gesenkt, so dass sein Antlitz weiterhin in der Dunkelheit der Hutkrempe verborgen blieb. Leder knarzte, Stahl klickte, als der hochgewachsene Kerl sich mit einem Ellenbogen seitlich auf der Theke aufstützte. Behandschuhte Finger glitten an den schmalen, von bräunlich-blonden Bartstoppeln umrahmten Mund, zogen den qualmenden Tabakstummel zwischen den Lippen hervor, um ihn mit provokativ langsamen Bewegungen direkt vor dem Tonkrug des Soldaten auszurücken. Der Kopf wurde gehoben, und stahlgraue Augen nagelten den Blick des gorthanischen Gardisten mit der Unerbittlichkeit von Kriegslanzen fest.
"Du hast nicht gegen Tannenberg gekämpft."
Es war deutlich zu sehen, wie es im Gesicht des Soldaten zu arbeiten begann. Brennende Wut kämpften mit mißtrauischer Furcht, der Gedanke an Rache für diese Beleidigung stand gegen die Bedenken, dass der hagere Kerl nicht so selbstsicher auftreten würde, wenn er nicht das eine oder andere vom Kämpfen verstünde. Der Alkohol gab schließlich den Ausschlag.
"Nennst du mich etwa einen Lügner?" Die Stimme des jungen Kriegers war zischend geworden, als er sich vorlehnte, die eine Hand auf der Theke, die andere am Knauf seines Schwertes.
"Aye." Die gelassene, einsilbige Antwort erstaunte nicht nur den Soldaten, sondern sorgte auch dafür, dass die beiden Schankdirnen zusahen, sich in eine der Raumecken zu begeben. Der gorthanische Krieger sog wütend die rauchige Schankluft in seine Lungen, um dann wuchtig auf die Theke zu schlagen.
"Hör mal, Väterchen! Entweder du entschuldigst dich, mich der Lüge bezichtigt zu haben, oder..."
Ansatzlos zuckte die hand des hageren Mannes nach vorn, schloss sich um den Nacken des Prahlhanses, um dessen Kopf dann kraftvoll gegen die Tresenplatte krachen zu lassen. Das lederne Cape flappte, als der ältere Kerl sich um den ächzenden Soldaten drehte, in seinen Rücken kam und die zuckende Schwerthand des Recken anschließend gnadenlos auf bis zu den Schulternblättern hinaufzudrücken. Der Gardist schrie auf, die Tavernenbesucher wichen erschrocken zurück. Allein der hochgewachsene Mann blieb völlig ruhig.
"Und jetzt erzählst du mir was wirklich in der Burg los war, Welpe."
Der Soldat stöhnte auf. Ein feiner Speichelfäden rann aus dem Mundwinkel das auf die Thekenplatte gepressten Gesichts.
"Wir haben...die Burg gestürmt..."
-"Wer ist > wir < ?"
"General Telarons Truppen...dieser dunkle Kerl...und einige Freiwillige."
Unter der Hutkrempe blitzte es auf.
"Sprich weiter."
Wieder ein schmerzhaftes Ächzen, dann bemühte sich der Gardist um weitere Worte.
"Der...Widerstand war heftig...der Feind konnte entkommen...wir haben....vierzehn Mann verloren..."
-"Wohin flohen sie?"
"Das...weiß ich nicht."
Der Druck auf den Schwertarm verstärkte sich in gleichem Maße, wie die Schreie des Soldaten an Intensität zunahmen.
"Nein bitte! Ich weiß nur dass sie im Wald verschwanden! Das ist die Wahrheit, mehr weiß ich nicht! Arrrgh..."
Der Mann nickte langsam, zog die Hände zurück und gab dem Gardisten einen leichten Stoß mit dem Stiefel. Haltlos polterte der junge Krieger zu Boden, um sich stöhnend den Arm zu massieren.
"Bleib in Zukunft sofort bei der Wahrheit, Junge. Lügen machen nur Probleme."
Mit diesen Worten wandte der Krieger sich ab, um die Taverne schweren Schrittes zu verlassen. Die Straße war wie leergefegt, fast alle Bewohner der Hafenstadt befanden sich in ihren Häusern, um zu Mittag zu essen, allein einige geschäftige Händler trieben sich noch auf den gepflasterten Gassen der Stadt herum.
Guthwulf nahm den breitkrempigen Hut vom Kopf, um sich mit einem faserigen Lappen den Schweiß von der Stirn zu wischen. Aus zusammengekniffenen Lidern blickte er zum Himmel hinauf, von dem eine unerbittliche, glühende Sonnenscheibe gnadenlos auf die Menschen herniederbrannte. Der Sommer zog ins Land, und mit ihm die schwüle Hitze. Dem Wolf war es egal, er hatte bereits unzählige dieser heißen Monate hinter sich, wie die ledrige, braungebrannte Haut in seinem Gesicht bewies. Gelassen zog er den Hut wieder über das zerzauste Haar, stapfte dann die Gasse entlang.
Die Inquisition war also vertrieben worden, und Gorthar bekam einen neuen Rat. Für den Kopfjäger war dies ohne Bedeutung. Weder die Diener Innos noch diese fettleibigen Adligen würden ihm bei der Suche nach Tak behilflich sein.
Tak. Gegen seinen Willen schlich sich ein ironisches Lächeln auf die spröden Lippen des Wolfes. Welchem Gespenst jagte er da eigentlich hinterher?
Guthwulf war Realist, es berührte ihn in keinster Weise, sich einzugestehen, dass er absolut keine Spur, keine Fährte, nicht einmal einen Hinweis hatte. Er stand völlig im Dunkeln. Der Kopfjäger gab die Schuld daran jedoch nicht sich selbst. Er war ein Mensch, ein Wesen aus Fleisch und Blut, seine Aufgabe war es, andere Menschen zu jagen, Menschen, die Spuren hinterließen, die von anderen Menschen gesehen wurden, die sich unterhielten, die sich zeigten. Er war kein Geisterfänger. Wenn der Kult einen Schatten fangen wollte, sollte er einen Dämon anheuern. Sicher, es war schade um das Kopfgeld, aber es war ebenso sinnlos, seine Zeit mit stumpfsinnigem Warten zu vergeuden. Niemand wusste, wo dieser Tak war. Vielleicht war er ja auch schon lange tot, in irgendeiner stinkenden Waldhöhle verreckt, auf den Luzkanzacken erfroren, im Meer ertrunken oder von den Orks getötet worden. Guthwulf war kein Magier, er konnte weder in die Zukunft sehen, noch besaß er andersartige Gaben, seine Opfer aufzuspüren. Er hatte Augen und Ohren um Spuren zu lesen, Hände und Füße um ihnen nachzugehen. Für normalsterbliche Menschen war dies völlig ausreichend. Die wenigen Hinweise, die er erhalten hatte, waren absolut nutzlos. Was war das für ein Kult, der nicht wusste, wo sich sein Anführer befand? Geister, Schatten und Gerüchte, hinter mehr war der Wolf momentan nicht her. Es war an der Zeit, dieses Narrentheater aufzugeben.
Guthwulf beschleunigte seine Schritte. Sein Ziel war das Armenviertel. Es war an der Zeit, mit einigen Leuten zu sprechen, die wiederum Kontakt zu anderen Leuten hatte. Gute Jäger wurden immer gebraucht, und der Wolf war der Beste...
10.06.2003, 14:13 #57
I-Guthwulf-I
Beiträge: 58
[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 4 - Irgendwo ausserhalb der Hafenstadt
Es war ein heißer Tag. Gelb und gleißend brannte die erbarmungslose Sonnenscheibe auf den von hohen Hecken umkränzten Vorhof des großen Herrenhauses, bleichte die steinernen Pfade, die sich zwischen sorgsam gestutzten Buschwerk und bunt blühenden Blumenbeeten dahinschlängelten, brach sich in den glänzenden Wasserperlen eines marmornen Zierbrunnens, ließ die polierten Fliesen der weitläufigen Veranda in blendender Pracht erstrahlen.
Quietschend schwang das stählerne Eingangstor in den massiven Angeln, gab, gezogen von starken Männerhänden, den Blick auf eine breite Pflasterstraße frei, über die in diesem Moment eine reich verzierte Sänfte getragen wurde. Die vier Burschen, die das gewichtige Transportmittel trugen, marschierten in zügigem Laufschritt, die jugendlichen Gesichter glänzten vor Schweiß, die Köpfe waren gerötet, das Haar zerzaust. Holpernd und polternd passierte die Sänfte das Tor, welches daraufhin augenblicklich wieder geschlossen wurde. Die Stiefel der Träger knirschten über den bleichen Kies, kamen erst wenige Meter vor den breiten Verandastufen zum Stillstand. Vorsichtig wurde sie abgesetzt, dann brachen die vier Männer keuchend in die Knie, um sich keuchend und prustend von den Strapazen des Marsches zu erholen. Der Vorhang der Sänfte wurde zurückgeschoben, und ein feister, glatzköpfiger Mann trat in das gleißende Sonnenlicht. Es war deutlich zu erkennen, dass die Hitze auch ihm zu schaffen machte, was jedoch nicht weiter verwunderlich war, betrachtete man die prunkvollen, reich verzierten Brokatgewänder, in die der ältere Herr gekleidet war.
Kaum hatte er seine Sänfte verlassen, als auch schon mehrere Männer aus dem Eingangsportal des Herrenhauses gestürmt kamen. Die muskulösen Körper steckten in Rüstungen aus gehärtetem Leder, ihre schweren Waffengurte klirrten bei jedem Schritt.

"Beschützt mich! Er ist sicher bald hier!"
Der Mann gestikulierte mit den feisten Armen, während er schnaubend und stolpernd die Verandatreppen hinaufeilte. Ein hochgewachsener Krieger, dessen Rüstung sich durch einige goldene Verzierungen von denen seiner Kameraden abhob, begrüßte den beleibten Hausherren vor der schweren Eichentür.
"Was ist passiert, Herr?"
-"Ach ich weiß auch nicht!" Der Mann wischte sich mit einem purpurnen Seidentuch über die glänzende Glatze. "Wahrscheinlich dieser verfluchte Rutgar. Dieser Sohn einer Ratte will schon lange Rache für sein Bordell."
Der Krieger überlegte kurz, nickte dann zustimmend.
"Seid unbesorgt, ich kümmere mich um die Angelegenheit. Geht bitte ins Haus."
Der feiste Mann stapfte durch das Portal, welches hinter ihm geschlossen wurde. Der hochgewachsene Recke zupfte nachdenklich an seinem kurzgeschorenen Bart, winkte dann den sechs anderen Männern zu, die sich auf dem Vorhof aufhielten.
"Verteilt euch!"
Schabend fuhren geschliffene Schwerter aus ihren ledernen Betten, schwere Kampfstiefel hallten über die polierten Marmorfliesen als die Kämpfer hinter Blumenbeeten oder Heckenfiguren in Stellung gingen. Der Hauptmann postierte sich neben einer breiten Steinsäule, die das Vordach der Veranda stützte, und spähte zum Tor hinüber. Langsam senkte sich Stille über den Hof, allein das leise Zwitschern der Vögel und das verhaltene Rauschen des sanften Sommerwindes sorgten für eine sachte Klangkulisse. Über allem brannte die heiße Sonnenkugel, betrachtete die unwirkliche Szenerie mit glühender Gleichgültigkeit.
Minuten verstrichen, dann mischte sich ein neues Geräusch in den Tiergesang. Der Hauptmann horchte auf. Es klang nach einem...Poltern, als rolle irgendetwas über steinigen Untergrund...
Das Geräusch wurde lauter, war nun nicht mehr zu verkennen. Einer der Männer wagte sich aus seiner Deckung und schritt auf das Tor zu.

"Was zum...verdammt!"
Mit einem Satz sprang der Bursche nach hinten, während etwas Großes, Rundes mit donnerndem Krachen gegen die stählernen Gitterstäbe des Tors krachte. Der Hauptmann spähte um die Säule. Es war ein Fass. Ein Fass?
"Hey, das Ding ist leck..."
-"Komm da sofort weg! SOFORT!"
Der Krieger drehte sich auf dem Absatz herum und spurtete davon. Keine Sekunde zu früh, denn plötzlich begannen Flammen an der Holzverkleidung des Fasses zu züngeln, welches nur einen Lidschlag später mit einem ohrenbetäubenden Knall explodierte. Quietschend und knirschend wurden die Torflügel aus den Angeln gerissen, Stahl bog sich in einem Inferno aus brennendem Holz und schwarzem Rauch, glühende Trümmerstücke flogen durch die Luft, prasselten in einem heißen Regen auf die Erde nieder, landeten zischend in den Beeten und Hecken.
Der Hauptmann, der sich während der Explosion hinter die Säule gekauert hatte, kam nun wieder auf die Beine, trat aus seiner Deckung hervor und blickte auf den weitläufigen Hof hinaus.
Dort, wo einmal das Eingangstor gestanden hatte, gähnte nun ein zahniges Loch in der Heckenmauer, der Boden war schwarz und von glimmenden Holzsplittern übersäht. An den Seiten des Lochs ragten die verbogenen Gitterstäbe der Türflügel dem zerfetzten Brustkorb eines Urtieres gleich aus dem brennenden Heckengestrüpp hervor, bildete so einen scharfen Kontrast zum unbeeindruckt vor sich hinplätschernden Zierbrunnen, der von der zerstörerischen Kraft des Fasses völlig unberührt geblieben war.
Nun kamen auch die üblichen Krieger aus ihren Verstecken hervor. Zwei, vier, sechs. Der Hauptmann war zufrieden. Niemand schien verletzt zu sein.

"Haltet euch bereit!"
Der hochgewachsene Recke wandte den Blick wieder in Richtung des zerfetzten Tors - und zuckte überrascht zusammen.
Auf dem geschwärzten Pflaster, umgeben von dürren Schwaden gräulichen Rauches, stand eine reglose Gestalt. Den hageren Körper in ein wallendes Ledercape gehüllt, das Gesicht unter einem breitkrempigen Hut verborgen blieben die genauen Züge des merkwürdigen Burschen im Verborgenen. Der Hauptmann packte sein Schwert fester. Ein Windstoß fegte über den Hof, kühlte die schweißnasse haut der Kämpfer, bauschte das Cape des unbekannten Mannes auf, enthüllte eine zerschlissene Lederrüstung und einige breite Ledergurte, an denen es metallisch aufblitzte.

"Heda, Kerl!" Dem Hauptmann wurde dieses Spielchen nun zu dumm. "Hast du das Fass vor das Tor gerollt?"
Langsam hob der Angesprochene sein Haupt, schmale Augenschlitze blickten aus dem Schatten der Hutkrempe über den Hof.
"Aye."
Mit einem Nicken gab der Hauptmann seinen Männern zu verstehen, sich dem Burschen zu nähern. Langsam pirschten sich die Krieger an ihr Opfer heran.
"Was hast du hier zu suchen?"
Der Hauptmann schritt mit absichtlich gemächlichen Bewegungen die Verandatreppe hinunter. Das Schwert hielt er gelassen in der rechten Hand, seine schweren Stiefel klackten bedrohlich auf dem glatten Marmor. Der hagere Mann am Tor griff nach oben, zog einen bräunlichen, seltsam glimmenden Stengel aus seinem Mundwinkel, den er achtlos zu Boden fallen ließ, um ihn dann zu zertreten. Seine Stimme war rauh und leise, der Hauptmann hatte Mühe, sie zu verstehen.
"Ich suche den Herrn des Hauses."
-"Und was ist dein Anliegen?"
"Geschäftlich."
Der hochgewachsene Krieger hatte den Fuß der Treppe erreicht. Aus den Augenwinkeln kontrollierte er die Position seiner Kameraden. Sie hatten sich dem Eindringling bis auf wenige Meter genähert, bildeten nun einen weiten Halbkreis, dessen offenes Ende durch die Hecke begrenzt wurde. Der einzige Fluchtweg für den hageren Streuner war durch das aufgesprengte Eingangstor.
Das bärtige Gesicht des Hauptmannes verzog sich zu einem hämischen Grinsen.

"Ich muss dich enttäuschen, der Hausherr ist nicht zu sprechen. Doch fürchte ich, dass du ihm nun etwa eintausend Goldstücke schuldest, die sofort zu bezahlen sind."
Der Fremde gab keine Antwort, sondern blieb weiter still im Torbogen stehen, die behandschuhten Hände in die Waffengurte gehakt, das braungebrannte Gesicht verkniffen. Sekundenlang starrten die beiden Männer sich an, die Augen starr aufeinander gerichtet, die Blicke ineinander verkantet.
Einer der Hauswachen verlor die Geduld. Ruckartig riss er das Schwert hoch und sprang auf den Eindringling zu. Dessen linke hand zuckte einer Viper gleich zur Seite, ein metallisches Klicken war zu hören, dann sirrte ein dünner Schemen durch die Luft. Der Kopf des Angreifers ruckte nach hinten, die Füße verloren den Halt, so dass der gesamte Leib wie vom Blitz getroffen zu Boden polterte. der hölzerne Schaft eines Bolzens ragte, umkränzt von einem blutigen Blumenmuster, aus seiner Stirn.
Kaum hatte den Burschen das Leben verlassen, da sprangen die restlichen Krieger nach vorn. Der Hauptmann schwang sein Schwert, stieß es kraftvoll nach vorn, versuchte den hageren Leib des Fremden zu durchbohren. Klirrend schlug Stahl auf Stahl, die Beine des Feindes knickten ein, dann sprang er mit einem gewaltigen Satz zur Seite, drehte sich in der Luft, um dann mit klackenden Stiefeln hinter einer weiteren Hauswache zu landen. Metall blitzte auf, Knochen knirschten, dann spritzte eine beträchtliche Blutfontaine an der Stelle, an der sich eben noch ein überrascht dreinblickender Männerkopf befunden hatte.

"Tötet ihn!"
Vor Wut aufbrüllend warf sich der Hauptmann nach vorn, hieb wuchtig auf den Kontrahenten ein. Dieser parierte die Schläge mithilfe seiner beiden Zwillingsklingen, bewegte sich fast schlafwandlerisch durch die Gruppe der Angreifer, sein ganzer Körper war ständig in Bewegung, die geschliffenen Waffen schienen ein Eigenleben zu entwickeln, ihn wütenden Hornissen gleich zu umkreisen, immer zur Stelle, wenn einer der Attackierenden ihrem Herren zu nahe kam. Der Hauptmann spürte, wie ihm etwas Warmes in das bärtige Antlitz spritzte. Neben ihm keuchte ein Kamerad überrascht auf, taumelte unbeholfen nach hinten, während er mit beiden Händen versuchte, seine Innereien davon abzuhalten, aus seinem aufgeschnittenen Körper zu fallen. Nur wenige Sekunden später brach auch er in die Knie, hauchte schließlich in einer Lache seines eigenen Blutes den Rest seiner Lebenskraft aus.
Metall klirrte, Funken sprühten, der Hauptmann stieß vor. Sein Gegner wich zurück, stieß sich ansatzlose vom Boden ab, wirbelte durch die Luft, um dann genau auf den Schultern einer Hauswache zu landen. Während der Krieger schreiend in den Staub polterte, riss sein hagerer Kontrahent die Klingen nach oben, parierte somit die beiden synchronen Hiebe der verbleibenden Kämpfer. Ein gestiefeltes Bein schoss nach vorn, traf den Hauptmann kraftvoll in der Magengegend, ließ den älteren Recken stöhnend zurücktaumeln. Durch tränende Augen sah er, wie sein Feind noch in derselben Bewegung herumwirbelte, sich unter einem Sichelförmigen Hieb hinwegduckte und dem letzten Hauswächter das linke Schwert von unten durch den Kiefer rammte. Ein hässliches Knacken war zu hören, dann brach die Klinge durch die Schädeldecke, nur um in einer Gischt aus glitschigen Körpersäften wieder herausgezogen zu werden. Das, was von dem einstmals lebensfrohen Jüngling übrigblieb, fiel klatschend zu Boden. Dem Hauptmann wurde übel. Sein Magen brannte noch immer von der Wucht des Trittes, doch er schaffte es, sich aufzurichten und sein Schwert zu heben. Schwer atmend starrte er den langsam näherkommenden Eindringling an.

"Wer...bei allen Göttern...bist du?"
-"Ich bin der Wolf, und du bist meine Beute."
Mit diesen Worten sprang der Fremde nach vorn, schlug die erhobene Waffe des Hauptmannes mit einer fast beiläufigen Bewegung zur Seite, um dem hochgewachsenen Recken dann die freie Klinge in die Brust zu treiben. Der erzüberzogene Stahl drang mühelos durch den Lederharnisch, durchstieß die Haut, um sich dann tief in den Körper des keuchenden Mannes zu bohren. Der Krieger sackte in die Knie, röchelte, schnappte nach Luft, während seine trüben Augen auf seinen Gegner gerichtet waren. Das stoppelbärtige Gesicht war ausdruckslos, gelassen wartete der hagere Angreifer ab, bis das Leben aus dem Leib des Hauptmannes geflossen war. Erst jetzt zog er das Schwert aus der Brust, um es anschließend an der Kleidung seines Feindes abzuwischen.
Guthwulf spuckte auf das heiße Steinpflaster, griff gelassen an seinen Hut, um die Krempe ein wenig tiefer in das schmale Gesicht zu ziehen. Der Blick der grauen Pupillen wanderte über die Front des großen Herrenhauses, suchte in den Fenstern nach Bewegung.
Nichts.
Langsam, ohne sonderliche Eile stapfte der Wolf zur Verandatreppe. Seine beschlagenen Stiefel dröhnten über den polierten Marmor, hinterließen, staubig-braune Abdrücke auf dem blitzenden Stein. Mit einem wuchtigen Tritt wurde die schwere Eingangstür aufgebrochen und der Kopfjäger trat in die große Empfangshalle. Hier war es deutlich kühler, die dicken Steinmauern hielten die Hitze draußen, sorgen für angenehme Temperaturen innerhalb des Anwesens. Guthwulf sah sich um. Kunstvolle Skulpturen, schwere Wandbehänge.
Ziemlich nobel die Hütte. Der Wolf spuckte abermals aus, schritt dann die breite Steintreppe hinauf, die zu einer weitläufigen Galerie führte, an deren linker Seite sich eine weitere Flügeltür befand. Behandschuhte Finger legten sich auf die Klinke und versuchten sie herunterzudrücken - verschlossen. Der Kopfjäger hatte nichts anderes erwartet. Gelassen trat er einen Schritt zurück, um sein Bein dann abermals vorschnellen zu lassen. Wieder splitterte Holz, polternd schwangen die Türflügel in den Angeln, gaben den Blick auf einen großen, prunkvoll eingerichteten Arbeitsraum frei. Der Boden war vollständig von gefärbten Fellen bedeckt, der wuchtige Schreibtisch und die hohen Wandregale schienen aus feinstem Ebenholz geschnitzt worden zu sein. Die Rückwand wurde von einem enormen Fenster beherrscht, durch das man einen fantastischen Blick auf die kunstvollen Gartenanlagen des Anwesens hatte. Freilich, nun waren sie nicht mehr ganz so kunstvoll.
Die brennenden Trümmer, die in den Blumenbeeten und Hecken gelandet waren, hatten das trockene Holz inzwischen entzündet, so dass sich an einigen Stellen bereits dünne Rauchschwaden in den Himmel schraubten. Guthwulf schätzte, dass hier in etwa einer Stunde alles in Flammen stehen würde, sollte niemand vorher mit den Löscharbeiten beginnen.
Gemächlich schritt er durch den Raum, betrachtete die Bücherregale, umrundete den Schreibtisch, schaute aus dem Fenster auf den Balkon. Der Raum war leer.
Zumindest hatte es den Anschein. Der Blick des Wolfes fiel auf einen breiten Wandschrank. Hatten diese Adeligen denn gar keine Ehre? Der hagere Krieger schüttelte schweigend den Kopf, trat dann an die Holztür heran, um sie mit einem gezielten Hieb seiner Schwerter zum Bersten zu bringen. Eine dickliche gestalt zuckte im Dunkel zusammen, panisch geweitete Augen starrten den Kopfjäger an.

"Nein, bitte nicht, ich habe nichts verbrochen!"
Der Wolf packte den untersetzten Mann am Kragen und schleuderte ihn achtlos durch den Raum.
"Komm da raus und lass dich ansehen."
Der Hausherr kugelte haltlos über den gepolsterten Boden, schlug dann mit dem Rücken gegen den Schreibtisch, kam wimmernd zum Stillstand. Ruhig, als wäre er gerade dabei, seine Wäsche zu waschen, griff Guthwulf an seinen Gürtel, um ein vergilbtes Pergamentstück dahinter hervorzuziehen. Die grauen Pupillen wanderten mehrmals von der Kohleskizze eines Kopfes zum Gesicht des auf dem Boden liegenden Herren. Wortlos drehte der Wolf das Pergament um, zeigte es dem feisten Kerl. Dessen Augen weiteten sich vor panischem Entsetzen.
"Ich zahle dir alles! Du bist ein reicher Mann wenn du mich verschonst!"
-"Geschäft ist Geschäft."
Der hagere Kämpfer trat langsam an seine Beute heran, packte den Mann erneut, riss ihn auf die Füße, um einen Kopf dann auf die Platte seines Schreibtisches zu drücken. Stahl sirrte durch die Luft, Knochen brachen, und ein blutiger Torso rutschte zu Boden.
Schweigen ließ der Kopfjäger das tropfende Beweisstück in seinen Beutel fallen, zog die Kordeln dann stramm und hängte die leblose Last an seinen Gürtel. Die Schwerter wurden den kostbaren Fellteppichen abgewischt, bevor sie wieder in die Scheiden fuhren. Schnell durchsuchte Guthwulf die Schreibtischschubladen, erbeutete einen Beutel klimpernder Münzen, bevor er sich endlich auf den Rückweg machte. Als er die Treppe hinunterschritt, stürmte ein junger Page aus einer Seitentür, blieb jedoch sofort stehen, als er den Kopfjäger erblickte. Angstvoll presste er sich gegen die Hallenwand. Der Wolf tippte jedoch nur grüßend an seinen Hut.

"Jemand sollte das Feuer im Garten löschen. Wär 'ne Schande wenn die Hütte abbrennen würde."
Gemächlichen Schrittes durchquerte der Krieger den Vorhof, passierte die reglosen Körper der sechs Hauswächter, bevor er schließlich durch das zerfetzte Tor verschwand.
Die Straße vor ihm war leer, kein Wunder, befand sich das Anwesen doch ausserhalb der Hafenstadt, abseits der Haupthandelsstraße. Es hatte einem Verbrecherführer gehört, einem reichen Mann, der durch den Besitz mehrerer Bordelle, Würfelstuben und Diebesnester zu beträchtlicher Macht gekommen war. Guthwulf hielt nichts von derlei Arbeit, verdammte sie andererseits jedoch auch nicht. Der Grund, der ihn heute hierhergeführt hatte war schlicht und ergreifend der Auftrag eines anderen Räuberbarons.
Nun, es schien wohl so, als wäre der Machtkampf im Rotlichtbezirk Gorthars nun entschieden. Der Wolf klopfte auf seinen Beutel. Dieses feiste Stück Fleisch würde ihm eine hübsche Stange Geld einbringen, davon war der Kopfjäger überzeugt. Sobald er wieder in Gorthar war, würde er das abgeschlagene Haupt an die richtigen Männer übergeben, die sich anschließend mit weiteren Männern in Verbindung setzen würden. Das Ende vom Lied wäre dann ein prall gefüllter Geldsack und ein hochzufriedener Räuberbaron. Das Leben konnte so einfach sein...
12.06.2003, 12:51 #58
I-Guthwulf-I
Beiträge: 58
[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 4 - Die Stadt Gorthar
Misstrauisch musterte der untersetzte Mann seinen Gegenüber. Die Hitze der mittäglichen Sonneneinstrahlung hatten ihm den Schweiß auf die Stirn getrieben, der dem kantigen, von einem schlecht rasierten Schnurrbart gezierten Gesicht nun einen öligen Glanz verlieh.
"Hast du Beweise dafür?"
Die Stimme des Kriegers klang rauh und barsch, das typische Bellen eines angeleinten Wachhundes. Guthwulf zog die Krempe seines Hutes ein wenig tiefer in das sonnengebräunte Gesicht.
"Aye."
In schweigender Erwartung starrte der Mann den Kopfjäger an, doch dieser dachte garnicht daran, dieses Thema auch nur ein wenig wortreicher auszuführen. Gelassen lehnte er am Fensterbrett im oberen Stockwerk des großen Zunfthauses, den Kopf leicht gesenkt, die behandschuhten Finger in die beiden breiten Waffengurte gehakt.
Schließlich war es wieder die Wache, die die Stille des breiten Steinkorridors brach.

"Dann zeig sie mir, oder brauchst du eine Einladung?"
Der Wolf blickte nichteinmal auf, sondern wandte lediglich das Haupt, um aus dem staubigen Glasfenster hinaus auf die belebte Pflasterstraße zu starren, auf der die zahlreichen Bürger Gorthars gerade ihren täglichen Geschäften nachgingen.
"Nein."
Am Knarzen des Leders konnte Guthwulf hören, wie der Krieger seine Haltung straffte.
"Was?!"
Der Kopfjäger rieb sich über das stoppelbärtige Kinn, stieß sich dann langsam von dem Fenstersims ab, um an den untersetzten Kämpfer heranzutreten.
"Hab das Geschäft mit deinem Boss abgeschlossen. Ich rede nur mit ihm."
Das Gesicht des Wachmannes verzog sich zu einer Grimasse der Wut, während das Antlitz des Wolfes so ausdruckslos blieb wie zuvor. Gelassen erwiderten die grauen Augen den zornigen Blick des bärtigen Recken. Plötzlich erklang das hohle Klacken schwerer Stiefel auf dem groben Steinboden. Der Wachmann drehte den Kopf, und die zornige Grimasse verwandelte sich in ein schmallippiges Grinsen, dann spürte der Wolf, wie ihm der Hut vom Kopf gezogen wurde.
"Heda, macht der Bursche Ärger?"
Mehrstimmiges Männergelächter folgte. Der Wolf blieb weiterhin reglos stehen, die Hände in den Gürtel gehakt, die Augenlider zu schmalen Schlitzen verengt. Schweigend sah er dabei zu, wie die Burschen sich im Gang verteilten und sich den Hut grinsend gegenseitig zuwarfen. Sie waren zu viert, vier abgerissen aussehende Schläger, gekleidet in zerschlissene Stoffhemden und alte Lederhosen, bewaffnet mit schmucklosen Langdolchen. Es wäre keine sonderliche Herausforderung, diese Ratten zu töten, doch Guthwulf hatte sein Kopfgeld bisher nicht erhalten, und er wollte dem Hausherren keinen Grund geben, es ihm vorzuenthalten.
"Komm schon, hol dir deinen Hut hehehe!" Unter dem Gelächter der anderen Kerle wedelte der Wachmann mit dem ledernen Kleidungsstück vor der Nase des Kopfjägers, wartete darauf, dass dieser danach schnappte. Der Wolf stand nur schweigend da und starrte den Burschen mit ruhigem Desinteresse an. Schließlich gab der untersetzte Schläger es auf, stülpte Guthwulf den Hut mit einem enttäuschten Murren wieder auf den zotteligen Kopf.
"Du hast echt keinen Mumm, Bursche. Los geh durch und hol dir deinen Sold, und dann verschwinde."
Lachend stapften die Männer den Korridor hinab, gaben somit den Weg zur wuchtigen Holztür frei, hinter der sich das Büro des Auftraggebers befand. Der Wolf zog sich seinen Hut zurecht, schritt dann gelassen über den steinernen Boden. behandschuhte Finger langten nach der Messingklinke, die Tür schwang in den Angeln, und der hagere Krieger trat in einen großen, von einem wuchtigen Schreibpult beherrschten Raum. Stille beherrschte das Zimmer, allein das trockene Kratzen einer Schreibfeder auf dünnem Pergament untermalte die hohl klackenden Geräusche der Stiefelabsätze des Kopfjägers. Ein hochgewachsener, dünner Mann stand an dem Schreibpult, das hagere Antlitz über ein dickes Buch gebeugt, in der deinen Hand eine Schreibfeder haltend, die Finger der anderen als organisches Lesezeichen zwischen die Pergamentseiten geklemmt, um somit schneller in den einzelnen Passagen des Wälzers blättern zu können. Die schlohweißen Haarsträhnen waren zu einem ordentlichen Seitenscheitel gekämmt, unter denen altersfleckige Kopfhaut durchschimmerte.
"Ah, da bist du ja." Das Väterchen sah von seinem Buch auf, musterte den Kopfjäger mit durchdringenden, für das fortgeschrittene Alter des Mannes sehr klaren Augen.
"Hattest du Erfolg?"
Guthwulf langte an seinen Gürtel, öffnete die Kordel des groben Stoffsackes und ließ seinen Inhalt achtlos auf den Boden fallen. Mit einem dumpfen Aufschlag landete der abgetrennte Männerkopf auf den Steinfliesen, gebrochene Augen starrten aus einem kreideweißen Gesicht in das Nichts des Todes, die feisten Züge waren erschlafft, der Mund leicht geöffnet.
"Aye."
Das Väterchen trat hinter seinem Pult hervor, beugte sich hinab und begutachtete den Kopf mit verkniffenem Gesicht. Als er sich schließlich wieder erhob, lag ein zufriedenes Lächeln auf dem faltigen Antlitz, gab dem Mann das Aussehen eines gütigen Großvaters. Wie sehr der äußere Schein doch täuschen konnte.
"Gute Arbeit. Pah, dieser Sohn einer Hündin dachte wohl, ich würde ihm verzeihen, dass seine Huren in meinem Viertel umherstreifen. Ha, jetzt siehst du was du davon hast, du feistes Schwein."
Der ältere Herr gab dem rumpflosen Haupt einen schwachen Tritt, der ihn über den Boden kullern ließ, dann humpelte er zu einer Raumecke, um sich an der dort stehenden Truhe zu schaffen zu machen. Etwas Schweres, Klimperndes flog durch die Luft, sauste auf Guthwulf zu, der es mit einer geschickten Bewegung auffing. Prüfend wog er den Lederbeutel in der Hand.
"750 Goldstücke. Das sollte dich für deine Mühen entschädigen."
-"Aye."
Der Wolf wandte sich ab und verließ ohne weiteren Kommentar den Raum, schritt den breiten Korridor entlang, trat jedoch nicht durch den Haupteingang des Hauses auf die Straße, sondern stapfte schnurstracks zum Hinterhof. Auf dem kleinen, annähernd rechteckigen Platz fand er die vier Raufbolde, die zuvor mit seinem Hut gespielt hatten. Nun saßen sie auf den Überresten eines zerbrochenen Fuhrkarren und riefen sich gegenseitig derbe Scherze zu. Als Guthwulf sich ihnen gelassenen Schrittes näherte, wandten sie die Köpfe und stießen schrille Pfiffe aus.
"Schau mal an, wen haben wir denn da! Haben wir dir nicht gesagt, dass du verschwinden sollst!?"
Der Kopfjäger blieb einige Meter vom Wagen entfernt stehen und räusperte sich.
"Das hatte ich auch vor, wisst ihr, ich weiß ja dass ihr euch nur einen Scherz erlauben wolltet, das wäre auch gar kein Problem..."
-"Hört hört!" Wieder brachen die Burschen in schallendes Gelächter aus. Der Wolf redete unbeirrt weiter.
"...aber es ist so, dass mein Hut nicht so viel Spaß versteht. Ich fürchte ihr habt ihn beleidigt, und er will dass ihr euch bei ihm entschuldigt."
Das Gelächter verstummte. Verwirrt blickten die Raufbolde den Kopfjäger an.
"Wir sollen und bei deinem Hut entschuldigen? Du spinnst doch, Kerl!"
Gerade als die Gesichter der Männer sich wieder zu einem grinsen verziehen wollten, schlug Guthwulf mit einer lässigen Bewegung das schwere Ledercape zur Seite, entblößte somit die beiden glänzenden Zwillingsschwerter sowie eine lange Reihe bedrohlich blitzender Wurfmesser. Die Stimme des Wolfes war das leise Grollen eines Raubtieres.
"Ich sagte euch doch schon, dass mein Hut keinen Spaß versteht."
Die vier Männer sprangen auf und zogen ihre Dolche, um gleich darauf zum Angriff überzugehen. Schabend glitten die beiden Schwertklingen aus ihren Scheiden, Stahl traf klirrend auf Stahl, und das erste Messer wirbelte durch die Luft. Der Kopfjäger duckte sich unter einem weiteren unbeholfenen Hieb hinweg und donnerte dem ersten Kontrahenten den Kauf seiner rechten Waffe in das narbige Gesicht, während er gleichzeitig herumwirbelte und dem nächsten Burschen die beschlagene Stiefelspitze in die Seite rammte. Jaulen wie verletzte Straßenköter gingen die beiden Männer zu Boden, der Rest wich angstvoll zurück.
"Ist ja gut, du bist der Bessere. Kein Grund so brutal zu werden."
Schweigend trat Guthwulf an die beiden Kerle heran, drängte sich so gegen die Wand des großen Zunfthauses. Erst jetzt blieb er stehen, musterte die angespannten Gesichter der Raufbolde mit kalten Augen, bevor er seine Schwerter ansatzlos wieder in die ledernen Betten zurückgefahren ließ. Wortlos tippte er an seinen Hut. Die Männer seufzten, blickten dann aber zur Krempe hinauf.
"Entschuldigung dass wir dich herumgeworfen haben. Wir machen es nicht nochmal."
Der Kopfjäger spuckte auf den Boden, um sich dann abzuwenden.
"Er nimmt die Entschuldigung an. Schönen Tag noch."
Ohne Eile verließ der hagere Krieger den Hof, trat erst jetzt auf die Straße der Hafenstadt hinaus, um dann im Strom der Leute unterzutauchen. Fröhlich klimperte der gut gefüllte Lederbeutel an seinem Gürtel, versprach dem Wolf einige wirklich gute Mahlzeiten sowie den ein oder anderen Schlauch Bier. Vielleicht würde auch Ratho mal wieder etwas Neues zu erzählen haben. Den rattengesichtigen Dieb hatte er nun schon lange nicht mehr gesehen. Es war wohl an der Zeit, ihm mal wieder einen Besuch abzustatten...
Seite 3 von 3  1  2  3