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[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 3
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10.05.2003, 16:03 #26
Engardo
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Erstellt von Skeleon on 02.05.2003 21:22:

Leon hatte sich kurz nachdem der Kultist ihm seinen Auftrag gestellt hatte abgewandt und war aus dem Raum hinaus in die Gaststube der Taverne getreten.
Hier stand er nun und blickte sich unsicher um.
All diese Menschen waren Kultisten, offensichtlich von mehr oder weniger hohem Rang. Doch sie alle waren in einfache Straßengewänder gekleidet. Vom Händler bis zum Bettler schien alles vertreten zu sein, Menschen so verschieden wie Tag und Nacht, Männer, Frauen, ja sogar einige Kinder. Und dennoch hatten sie zwei Dinge gemein: Die eiserne Kette die um ihren Hals baumelte, an der das Zeichen des Ordens - unter der Kleidung versteckt - befestigt war. Und die seltsame, fast fanatische Euphorie, mit der sich die Kultisten gegenseitig und anderen Menschen begegneten.
War dieser Kult wirklich so falsch? Es war ein Haufen Spinner, schon wahr. Aber was taten sie schon? Das einzige, was der Inquisition ernsthaft sauer aufstoßen könnte war ihr Irrglaube an den Erlöser ... aber war das so schlimm? Sie schadeten niemandem damit, nein, viel eher halfen sie den Armen und Entkräfteten.
Leon schüttelte energisch den Kopf, einige der Kultisten sahen etwas verwirrt zu ihm.
Lass dich nicht von ihnen beeinflussen. Dieser Manfred ist ein ganz Gerissener. Ich werde aufpassen müssen ... aber jetzt kümmere ich mich erstmal um den Auftrag, damit sie mir ernsthaft vertrauen.
Und damit stapfte Leon auf den Wirt der Taverne zu, der ihm freundlich lächelnd, jedoch etwas debil, entgegenstarrte.
Leon fischte nach der Plakette und hielt sie ihm vor die Nase.
"Ich suche unseren Bruder Pertus."
Das Lächeln des Wirtes wurde noch breiter und erzeugte allmählich den Eindruck eines Sumpfkrautjunkies im Vorratslager von Fortuno.
Schließlich brachte der Mann seine Lippen wieder in eine waagrechte Position und antwortete:
"Scheint als wärst du nun ein volles Mitglied unserer Bruderschaft. Manfred hat mich bereits informieren lassen. Dein erster Auftrag. Bist du nervös?"
Was geht dich das an? Sag mir lieber wo der Kerl steckt!
Laut sagte Leon:
"Ein wenig. Aber ich hoffe dem Orden so gut wie möglich dienen zu können."
"Das wirst du auch." erwiderte der Wirt aufmunternd. "Pertus findest du im Obergeschoss, in der ersten Gastkammer rechts. Er wurde ebenfalls informiert und wartet auf dich."
Mit einem zufrieden-dümmlichen Grinsen wandte sich der Wirt schließlich wieder seinen Geschäften zu - Freibier für Kultisten und Gläserspülen.
Leon verließ die Gaststube und stieg die Treppe zu den Wohnräumen empor. Er folgte einem fensterlosen und nur schwach von Kerzen beleuchteten Gang und stand schließlich vor der ersten Tür zu seiner Rechten.
Vorsichtig klopfte er an. Und nur einen Sekundenbruchteil später wurde die Tür bereits von einem jungen Mann aufgerissen - er musste regelrecht auf Leon gelauert haben - und der bat ihn sofort mit einer höflichen Handbewegung herein.
Wie unten in der Gaststube war die Einrichtung nicht gerade luxuriös aber dennoch geschmackvoll und anheimelnd. Ein weiches Bett, grobgeschnitzte Stühle und ein Tisch, wie aus einem Baumstamm gefertigt. Das einzige Fenster wies nach Süden und die rötliche Abendsonne schien gerade noch so herein.
Leon musterte sein Gegenüber - der andere tat es ihm gleich.
Der junge Kultist trug eine graue Robe und hatte einen einfachen Dolch an der linken Hüfte festgeschnallt. Sonst trug er keine Waffen und auch keinen Gedlbeutel - zumindest nicht offen.
Sein Gesicht erschien recht durchschnittlich, ein wenig naiv vielleicht. Sein kurzgeschorenes dunkles Haar stak hier und da wirr empor oder hing ihm in die Stirn. Aus dunklen doch wachen Augen beäugte er Leon seinerseits.
Schließlich lächelte der Mann.
"Mein Name ist Pertus. Und du - du bist Leon, richtig?"
Leon nickte stumm.
"Dann arbeiten wir jetzt wohl zusammen!" lächelte der Mann noch breiter.
Leon zwang sich zu einem schiefen Grinsen und sagte:
"Scheint so ... du weißt, was ich tun soll?"
Pertus schüttelte erst nur den Kopf. Dann antwortete er:
"Nein, nicht wirklich. Aber ich kann's mir denken. Du sollst etwas für den Orden beschaffen. Und ich soll dich zum Wohnhaus des Bücherwurms führen."
"Bücherwurm?"
"Ja, so nennen wir den Magus. Er studiert und studiert, Tag aus, Tag ein, obwohl er seine Kräfte doch auch für die Bedürftigen nutzen könnte, so wie wir. Aber nein, er liest in seinen Büchern und ist inzwischen so verstaubt wie seine ganze Bibliothek."
Leon zuckte die Achseln.
"Ich soll ihm einen Besuch abstatten."
"Hab ich mir fast gedacht!" erwiderte Pertus grinsend. "Dann gehen wir, oder?"
Leon nickte zögerlich, doch Pertus nutzte schon das erste Anzeichen einer Zustimmung um geschwind an Leon vorbei aus dem Zimmer zu stürmen. Der wandte sich auf dem Absatz um und hetzte hinter ihm her.
Pertus führte ihn aus der Taverne heraus und ein Stück durch die Hafengegend.
Der junge Mann lief schnell vor Leon her und schien nur hin und wieder den Weg suchen zu müssen. Dennoch wandte er sich häufig um und wartete, bis Leon ihn eingeholt hatte, denn der lief zwar recht schnell, hielt aber nicht mit dem begeisterten - fanatischen? - Pertus mit, der wie vom wilden Affen gebissen rannte.
Hier und da fing Leon die misstrauischen Blicke der Bürger auf. Andere sahen mitleidig zu dem jungen Ordensbruder, andere schon fast flehend ... diese Menschen erwarteten allesamt etwas von den Kultisten, was sie niemals bekommen würden ...
Pertus führte Leon schließlich aus der Hafengegend heraus, über die Hauptstraße weiter ins Landesinnere. Die Häuser wandelten sich von hölzernen und steinernen Wohnbaracken zu soliden Handwerkerhäusern und schließlich zu reich verziehrten Patrizierresidenzen.
Schließlich bog Pertus in eine der Seitengassen ein und blieb nach etwa zwei weiteren Minuten schnellen Marsches vor einem großen, weißen Gebäude stehen. Das Eingangstor, die Fensterrahmen und die Dachschindeln schienen in der Abendsonne wie blankpoliertes Kupfer (bei näherem Hinsehen erkannte Leon, dass diese Teile aus Stahl oder einem noch edleren Metall bestanden), der Rest des Hauses erstrahlte trotz dem rötlichen Licht wie in reinem weiß verputzt.
Pertus wandte sich schließlich von dem seltsam schönen Anblick ab und grinste Leon dumm-dreist an.
"Da sind wir. Ich denke, du wirst sowieso nicht anklopfen wollen. Also schau ich mich in den Nebenstraßen um und warne dich notfalls ..."
Pertus schritt ohne ein weiteres Wort davon und patroullierte die Gasse auf und ab.
Hier war zwar ein reicheres Viertel, aber die meisten Menschen waren dennoch auf der Hauptstraße unterwegs ... trotzdem, vielleicht würde sich ja doch eine Wache hierher verirren.
Durch Pertus abgesichert - der Junge schien zwar dumm wie Brot, aber der erste Eindruck hatte wohl getäuscht - machte Leon sich nun an den Aufstieg.
Hier und da fand er im reinweißen Putz guten Halt und kletterte so langsam an der Hauswand empor.
Seltsam sah er aus, wie er da hing: Eine schwarze, vierbeinige Spinne, die vor der weißen Wand richtig hervorstach. Er war ganz einfach nicht zu übersehen ... blieb also nur zu hoffen, dass Pertus seine Aufgabe gut machte.
Schließlich schaffte es Leon, eines der Fenster im ersten Geschoss zu erreichen. Er schwang sich auf die Fensterbank und schlitterte auf der glatten Stahloberfläche hinein ins Zimmer. Mit einem schmerzhaften THUD landete Leon auf hartem Steinboden, der Teppich, der im Zimmer ausgelegt war lag zwanzig Zentimeter entfernt.
Mit einem ärgerlichen Grunzen richtete Leon sich auf.
Der Raum war eine riesige Bibliothek, an allen Seiten des Raumes standen Regale, sogar neben und über Fenstern und Türen stapelte sich das gebundene Papier.
Wär das Buch diesem Bücherwurm was wert wäre es wenigstens einfacher zu finden, auf einem Podest oder so ... diese ganze Bibliothek zu durchforsten wird eine Weile dauern ...
In der Mitte des Raumes stand ein edler Holztisch, doch er war alt und abgegriffen und überall war die Tischplatte von Kratzern und Dellen verschandelt.
Bis auf diesen Tisch, den Teppich und all die Bücher war der Raum vollkommen leer.
Im Vorbeigehen überflog Leon die Beschriftung auf den Buchrücken, erwartete jedoch nicht auf gut Glück gleich sein Ziel zu finden.
Er näherte sich einer der beiden Türen, drückte langsam und vorsichtig die Klinke herunter und öffnete die Tür zu einem Spalt.
Mit einem Ächzen taumelte Leon zurück.
Er ging schnellen Schrittes zu der anderen Tür und öffnete auch sie - dasselbe Bild. Alle drei Räume waren von oben bis unten mit Büchern vollgestopft.
Seine Hoffnung das Buch noch zu Lebzeiten zu finden schwand radikal.
Als Leon schließlich die zwei anderen Räume abschritt und die Tür zu einem vierten Raum öffnete war er nicht überrascht, noch eine Bibliothek vorzufinden.
Hatte dieser Mensch nichts anderes? Grobes Gestühl, ein alter Teppich in jedem Raum und verstaubte Bücher? Wo waren all die Wertsachen?

Einige weitere Minuten schritt Leon das Haus ab.
Insgesamt gab es sieben Bibliotheken, ein schmuckloses Zimmer nur mit Ohrensessel und offenem Kamin und eine Speisekammer.
Außerdem hatte Leon die Tür zum Schlafzimmer des Magus gefunden.
Nachdem er sich ein paar schmackhafte Vorräte besorgt hatte, machte Leon sich an die Erkdundung des Schlafzimmers.
Ein weit ausladendes Bett stand direkt gegenüber der Tür.
In ihm war die Gestalt des Magus zu sehen, der offensichtlich tief und geräuschvoll schlief.
Auch in diesem Saal fand Leon einige Bücher und keinerlei Wertsachen vor. Doch dann fiel sein Blick erneut auf das Bett des Magus.
In der Linken, die unter der Bettdecke sichtbar war, hielt der Alte ein dickes Buch!
Leon grinste unwillkürlich und näherte sich dem Bett.
Mal sehen, was der Mann fürne Abendlektüre hat ...
Fast scherzhaft redete er sich ein, dass er bestimmt "Das gläserne Reich", ob seines vielversprechenden Titels, gelesen hatte.
Und als Leon den Buchrücken sah hätte er vor Überraschung fast laut aufgeschrien.
Was der Mann da in seinen blassen und staubigen Griffeln hielt war tatsächlich ausgerechnet das Buch, das Manfred gefordert hatte.
Vorsichtig fuhr Leon mit der Rechten in Richtung des Bandes, überlegte es sich dann aber anders.
Er umwickelte seine Hand mit dem Laken, in das sich der Alte gebettet hatte. Jetzt fasste er, so sanft er konnte, die Hand des Magus und führte sie langsam und vorsichtig von dem Buch weg.
Mit einem freudigen Grinsen schnappte sich Leon den Band und verschwand geschwind aus dem Zimmer.
Der Schlaf des Mannes blieb unverändert ruhig und laut, als Leon bereits seinen Weg zurück zum Fenster fand.
Das war fast zu einfach! Was soll's, lieber so, als all die Regale zu durchforsten. Nur schade, dass der Spinner all sein Geld in Bücher investiert hat ...
Geschwind sprang Leon auf das Fensterbrett und wollte sich an den Abstieg machen - aber erneut rutschte er auf dem blanken Stahl aus, schlitterte diesmal jedoch nach Draußen statt ins einigermaßen sicher Zimmer.
Er verlor den Boden unter den Füßen und sah ihn schließlich mit dem Kopf voran wieder auf sich zu kommen.
Einen Augenblick später und ein Stockwerk tiefer schlug er unsanft auf den Pflastersteinen der Gasse auf.
Noch ehe er den Schmerz spürte wurde ihm schwarz vor Augen.
10.05.2003, 16:04 #27
Engardo
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Erstellt von Satura on 02.05.2003 22:27:


Verdammt, wo war sie hier? Sie befand sich in einem scheinbar unendlich großen weißen Raum; es war hell, ohne dass sie die Quelle des Lichtes ausmachen konnte. Nichts schien plastisch, nichts real - und doch, sie war hier, sie war doch wirklich?

Intuitiv warf sie einen Blick auf ihr Amulett; sie war erleichtert, denn es glühte nicht - der rote Stein war blaß und kühl.
Satura begann zu laufen, irgendetwas musste sie doch tun? Und tatsächlich - der Raum schien sich zu verändern! Sie spürte Boden unter ihren Füßen, hartes Pflaster, wo zuvor noch 'nichts' gewesen war, und in der nächsten Sekunde nahm es um sie herum Gestalt an. Neben ihr erschienen Häuser, Menschen, Gassen... und sie stand eindeutig in einer Gasse mitten in einer ihr unbekannten Stadt...

Sie schüttelte ungläubig den Kopf. Das kann doch nicht....

"Leon!" Ihr Herz schlug schneller vor Freude, ihren alten Begleiter wiederzusehen. Leon stand da, mitten in der Gasse, und rieb sich den Kopf. Er schien sich überhaupt nicht auszukennen - noch verwirrter schien er zu werden, als er Satura erkannte. "Was...wie...wo kommst du denn her?" stammelte er.
"Ich habe keine Ahnung - wo sind wir hier?" meinte Satura. Leon legte den Kopf schief. Was zum... war hier los?? Er sah sich um. Kein Zweifel - das war noch immer... "Gorthar." sagte er trocken. Doch war er nicht eben noch aus dem Fenster gefallen? "Wie kommst du..." begann er zu Satura gewandt.

Satura sah sich um - und verstand. Sie war nicht wirklich in Gorthar - sie träumte.

'Du glaubst, zu träumen... auch ich kann dich nur im Traum finden... Deine Welt ist zu weit entfernt, und nur im Traum schweben Menschen zwischen den Welten...'

Das waren Cords Worte gewesen, als sie ihm in einem Traum begegnet war. Und, wie auch immer, irgendwie hatte sie nun Leon erreicht... "Das hat etwas zu bedeuten," begann Satura. "Es hat etwas zu bedeuten, dass ich zu dir gefunden habe..." Leon sah sie immer noch entgeistert an. Sie lächelte - wie sollte sie das einem Skeptiker wie Leon nur erklären? Und plötzlich fiel es ihr wie Schuppen von den Augen - es gab einen Grund, warum sie hier war. Und das konnte nur einer sein. "Du bist in Gefahr..." begann sie plötzlich, "egal worin du gerade verwickelt bist, du bist in Gefahr!"

Leon schüttelte ungläubig den Kopf - da begann sie, ihm zu erzählen: von der Begegnung mit Cord in der 'Traumwelt', und von all dem, was er ihr erzählt hatte. Auch darüber, das Leon sie, ohne es zu wissen, beschützt hätte - vor dem 'Fremden'.
"Du hast große Kraft in dir, hat Cord gesagt. Nütze sie für die richtigen Dinge... Und gib acht auf dich..."
Satura nahm Leons Hand. Sie dachte daran, wie das Amulett, das in ihren Träumen geglüht hatte, wirkliche Wunden hinterlassen hatte... "Zum Beweis, das ich da war..." Noch ehe Leon reagieren konnte, hatte sie mit ihrer Linken seinen Dolch gezogen und fügte ihm einen leichten Schnitt am Handrücken zu.
"Spinnst du??" rief Leon entgeistert. Sogar in seinen Träumen schien Satura etwas durchgedreht zu sein...

Satura spürte, dass sie gehen musste: das Bild begann zu verschwimmen, alles wurde auf eine eigenartige Art durchsichtiger... "Pass auf dich auf, Leon! Verschwende deine Kraft nicht an die falschen, lass dich nicht verleiten..." Und dann entglitt ihr das Bild der Stadt, und auch Leon verschwand wie in einem Nebel...




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Erstellt von Skeleon on 03.05.2003 10:27:

Als Leon wieder zu sich kam sah er noch immer das lächelnde Gesicht von Satura vor sich.
"Hee ... du bist ja wirklich hier." sagte Leon erfreut.
Doch einen Moment später verschwamm der Eindruck zur grinsenden Fratze des Ordensbruders.
Leon wich ein Stück zurück und fühlte eine Wand im Rücken, nur einen Augenblick später einen dumpfen Schmerz an der Stirn. Er spürte, wie ihm warmes Blut aus seinem Haaransatz bis in sein Gesicht hinunter lief.
Pertus hielt ihm wortlos grinsend die Hand hin. Nach einigem Zögern wurde sie von Leon ergriffen und er wurde empor gezogen.
"Dich hat's ziemlich erwischt! Bist du in Ordnung?" fragte Pertus und das erste Mal, seit er ihn kannte verschwand das dümmlich-fröhliche Lächeln von seinem Gesicht.
Leon nickte und kramte einen unsauberen Lappen hervor, mit dem er sich über die Stirn wischte.
Als er den Unterarm beugte sah er auf seinen Handrücken: Ein langer Schnitt zog sich von seinem Handgelenk bis zum Knöchel des Mittelfingers.
"Was zum Teufel ..."
Pertus erblickte die Wunde.
"Wo hast du dir das geholt? Eben beim Sturz oder schon da drinnen?"
Dabei deutete er auf das Haus des Bücherwurms hinter ihm.
Leon schüttelte verwirrt den Kopf und stiefelte die Gasse entlang, wie in Trance.
"Hey, warte! Hast du erledigt, was immer du machen solltest?!"
Leon sah einen Moment über die Schulter, brachte ein "ja" hervor und marschierte weiter, den Weg Richtung Hafenviertel und damit zur Taverne 'Zum Hecht im Karpfenteich'. Pertus stapfte ihm hinterher, ließ ihn jedoch wenigstens jetzt mit seinem dummen Gegrinse in Ruhe.
Während Leon sich durch die Menschenmenge schob dachte er über diesen Traum nach ... und die Resultate: Die Verletzung am Kopf war einfach zu erklären, er war kopfüber aus dem Fenster gefallen - wie ein verdammter Anfänger! Er schlug sich selbst vor den Kopf und bereute es sofort wieder.
Dann blickte Leon auf die Wunde an seinem Handrücken.
Der Schnitt war nicht tief, aber recht lang gezogen. Er blutete nicht mehr - es hatte sich bereits ein Schorf gebildet - aber er war da!
In Gefahr? Na, das kann schon stimmen. Ich bin hier Teil eines Kultes, der sich für Weltenretter hält und von ein paar Wahnsinnigen abgeschlachtet wird. Vielleicht ist es wirklich nicht so klug, ausgerechnet jetzt hier zu sein?
Doch dann drang der Gedanke an die Belohnung von 2000 Goldstücken durch.
Pah, nicht gleich wieder überreagieren. Ich liefere jetzt dieses verdammte Buch ab und werde dann schon sehen, was passiert.

Und obwohl er sich selbst beständig das Gegenteil einredete, spürte er, dass er den Traum nicht auf die leichte Schulter nehmen durfte.
Was ihn aber am meisten irritierte war, dass die Wunde an der Stirn wieder aufgeplatzt war.
Leon fühlte mit der unverletzten Hand danach und schüttelte stumm den Kopf als er auf seine Finger blickte. Kalter Schweiß.

Er wischte sich erneut mit dem Lappen über die Stirn und beschleunigte seinen Schritt weiter, bis er schließlich im Hafenviertel ankam und die Schwelle zur Taverne übertritt.
Pertus verabschiedete sich stumm und holte sich ein, zwei Bier an der Theke - inzwischen grinste er wieder ... doch Leon marschierte gleich weiter zum hinteren Raum, in dem Manfreds Büro aufgebaut war.


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Erstellt von Sarevok [NPC] on 03.05.2003 13:45:

Manfred sah von seinen Notizen auf, als die Tür geöffnet wurde. Als Leon eintrat, begrüßte er den Dieb mit einem freundlichen Lächeln, das einem fragenden Heben der Augenbrauen weichen musste, als er die Verletzungen Leons sah.
"Kleiner Unfall, nichts wichtiges..." beschwichtigte ihn dieser, Manfred zuckte daraufhin mit den Schultern.
"Falls du etwas brauchst, um die Wunden zu versorgen, rede mit dem Wirt. Aber gut... Hast du das Buch?"
Leon griff unter seine Lederweste und holte das Werk hervor, Manfred nahm es zufrieden grinsend entgegen. Der Kultist schlug das Buch sofort auf und blätterte es kurz durch, schließlich hatte er wohl gefunden was er suchte - eine Landkarte.
"Weißt du, die Legende vom gläsernen Reich ist uralt.", begann Manfred, ohne den Blick von der Karte zu nehmen. Sein Finger fuhr über das Papier und schien einen Weg zu verfolgen, als wollte er sicherstellen, dass es sich bei der Karte nicht etwa um eine Illusion handelte.
"Angeblich lebte vor ewigen Zeiten, als die Menschheit noch jung war, ein mächtiger König. Er wurde von seinen Untertanen wie ein Gott verehrt. Nach seinem Tode bestatteten sie ihn im Gletscher. Aber nicht einfach irgendwo, es heißt, dass sich sein Grab in einer Höhle tief unter dem Gletscher befindet, einer Höhle, die fast gänzlich aus wunderbaren Kristallen besteht. Mächtige Schutzzauber beschützen das Grab und halten Räuber fern - ganz einfach, indem niemand den Eingang finden kann."
Manfred schwieg und vertiefte sich kurz in die Karte, dann schlug er das Buch zu und hob den Kopf.
"Aber das sind keine einfachen Legenden und Märchen. Das gläserne Reich, wie diese Grabstätte genannt wird, gibt es wirklich. Und wir müssen dort hin, denn dort gibt es etwas, das uns den Tag näher bringt, an dem der Erlöser erscheinen wird. Wir haben schon viel herausgefunden über das gläserne Reich und seine Schlüssel, und die letzten Hinweise, die wir benötigen, befinden sich in diesem Buch."
Der Kultist legte das Werk auf den Tisch und begann, sich seiner Robe zu entledigen. Darunter trug er einen einfachen Lederwams und eine schlichte Leinenhose, seine Füße steckten in ausgelatschten Stiefeln. Anschließend nahm er noch seine Kette ab, die ihn als Mitglied des Ordens identifizierte, und ließ sie in einer an seinem Gürtel befestigten kleinen Tasche verschwinden.
"Du solltest dein Amulett auch besser in irgend eine Tasche stecken.", wandte er sich an Leon und ging dann zu dem einzigen großen Schrank in seinem Zimmer.
"Die Stadtgarde ist misstrauisch geworden, was Halsketten anbelangt."
Der Kultist öffnete die Schranktür und holte einen etwa 1,80 Meter langen, in ein schmutziges graues Tuch eingewickelten Gegenstand heraus. Er wickelte ein Stück des Tuches ab, zum Vorschein kam der mit Lederriemen umwickelte Griff eines Zweihandschwertes.
"Der Rechtbringer. Diese Waffe war ein Geschenk des Auserwählten an mich. Sie wiegt nur wenige Pfund, also viel weniger als ein normales Schwert dieser Größe, und ist scharf wie ein Rasiermesser. Egal wie oft die Schneide beansprucht wird, sie verliert ihre Schärfe nicht."
Manfred befesetigte wieder sorgfältig das schmutzige Tuch um den Griff, damit die Waffe vor den Augen derer, die sie nicht sehen sollten, verborgen blieb. So verpackt wirkte das Schwert wie irgend ein Gut aus dem Hafen und würde kaum Aufmerksamkeit erregen. Der Kultist nahm noch das Buch und ließ es unter seiner Weste verschwinden. Er blieb noch kurz stehen, überlegte, ob er auch nichts vergesen hatte, und nickte dann zufrieden. Mehr zu sich selbst als zu Leon.
"Gehen wir." meinte er knapp und verließ das Zimmner, danach die Taverne. Leon folgte ihm.

Manfred führte den Dieb irgendwelche verschlungenen Gassen entlang, dem Stadttor entgegen. Die Wache am Tor hob unmerklich die Hand, um Manfred zu grüßen, dieser grinste Leon daraufhin vermitzt an.
"Ja ja, wir sind überall..."
Ihr Weg führte die beiden weg von der Stadt in einen Wald. Der Kultist benutzte irgendwelche Trampelpfade, die Leon kaum erkennen konnte, die aber dennoch existierten. Nach einem längeren Fußmarsch durch das Unterholz erreichten sie schlielich eine verwachsene Höhle.
Manfred betrat die Höhle ohne zu zögern, und sofort wurde er von einigen Leuten begrüßt. Diese trugen lange schwarze Mäntel, darüber schützten sie sich mit hochwertigen Schienenpanzern. An ihren Gürteln hingen Schwerter und Streitäxte, einige waren auch mit Bögen oder Armbrüsten bewaffnet. Ein jeder von ihnen trug eine Amulett um den Hals, das Symbol des Ordens.
"So, Leon, dies hier ist sozusagen unser geheimer Stützpunkt.", erklärte Manfred, "Die besten Kämpfer unseres Ordens werden hier ausgebildet, bewaffnet und untergebracht. Das Hölhlensysthem hier ist wesendlich größer als es von außen vermuten lässt, wir lagern hier unsere Waffen und andere Dinge, die wir nicht ohne weiteres in die Stadt bringen können. Folge mir..."
Der Kultist führte Leon durch einige Stollen zu einer kleineren Nebenhöhle. Diese war angefüllt mit Rüstungen und Waffen aller Art - Kettenhemden, Schienenpanzer, Schwerter, Dolche, Streitkolben, Äxte, Bögen, Armbrüste und auch die entsprechende Munition.
"So Leon, rüste dich mit allem aus was du deiner Meinung nach brauchen kannst. Und sei nicht sparsam - was du hier siehst ist nur ein kleiner Teil unserer Ausrüstung. Du fragst dich, warum wir all diese Waffen haben? Ob wir einen Krieg führen wollten? Nun, wir wollen es nicht - wir müssen. Man kann leider nicht vollkommen friedlich gegen das Unrecht vorgehen, so gerne wir das täten. Nun ja, rüste dich aus, wenn du fertig bist komm zum Eingang. Wir brechen bald auf..."
Ohne eine Antwort abzuwarten drehte sich Manfred um und stapfte davon. Er musste sich selbst noch bewaffnen und die Leute zusammentrommeln, die er mitnehmen wollte. Er bezwifelte zwar, dass ihr Vorhaben allzu gefährlich werden würde, aber Vorsicht war immer besser als Nachsicht...
10.05.2003, 16:06 #28
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Erstellt von Skeleon on 03.05.2003 14:31:

Leon sah sich in der Waffenkammer um.
Diese Kultisten hatten ein Lager, fast so groß wie eine kleine Armee!
Waffen, Rüstungen und alles andere, was hier gestapelt wurde, war in jeder Form und Qualität vorhanden.
Schien als hätte jedes Ordensmitglied seinen Teil so gut es ging geleistet - hier lehnte eine Mistgabel an der Wand, dort lag ein langer Einhänder in edel verzierter Lederscheide.
Leon warf seine Robe ab und darunter kam seine Jacke zum Vorschein. Den Anhänger hatte er in einer ihrer Taschen verstaut. Auch der Jacke entledigte er sich und stand nun in seinen alten Lumpen da.
Vorsichtig wog er die Rüstungen ab, hier ein Lederwams, da eine schwere Plattenrüstung ... am Ende entschied er sich für ein leichtes Kettenhemd.
Er warf es sich über und musste sich zunächst gegen das zusätzliche Gewicht stemmen, nach kurzer Zeit stand er jedoch wieder aufrecht.
Alles eine Frage der Gewöhnung, nehm' ich an.
Er warf sich den verschlissenen Kaputzenmantel über.
Und mit einigen Lederriemen machte er seine zu einem Bündel verknotet Jacke an seinem Rücken fest. Er achtete darauf, dass sämtliche Wertsachen in den Innentaschen verstaut waren, sodass unterwegs nichts herausfallen könnte.
Nun wandte er sich den Waffen zu.
Das meiste, was er sah, schien ihm zu schwer: Hämmer, Knüppel, schartige Zweihänder ...
Anstatt sich noch mehr Gewicht aufzuladen suchte er sich einen leichten und langen Dolch heraus.
Dann fand er noch etwas interessantes:
Ein Dolch mit kurzer Klinge und einem weit ausladenden Parierkreuz. Eine typische Paradewaffe.
Die lange Klinge machte er sich an der linken, den Parierdolch an der rechten Hüfte fest.
Leon's Blick fiel auf ein Bündel von Wurfmessern.
Der Stahl war kurz gehalten und beidseitig geschliffen. Leon wog eines der Messer in der Hand ab.
Sehr leicht und kompakt.
Kurzerhand nahm er auch das Bündel Messer mit.
Als letztes fand er noch eine schöne Einhandwaffe:
Eine klinge, fast so schmal wie die eines Floretts und darum sehr leicht, doch an beiden Seiten geschliffen.
Zusammen mit der edel verziehrten Lederscheide schob er die Klinge in seinen 'Buckel'.
Er ging ein paar Schritte, sprang in die Luft und wirbelte sich herum, um zu sehen, wie er mit dem zusätzlichen Gewicht zurande kam.
Das Kettenhemd wiegt schon 'ne Menge ... bei einer schnellen Flucht muss ich es vielleicht zurücklassen ... aber ansonsten geht's eigentlich.
Zufrieden verließ Leon die Waffenkammer und stiefelte durch die verschlungenen Gänge zurück zum Eingang.
Hier hatten sich inzwischen noch mehr Kultisten gesammelt, gegen das Tageslicht außerhalb der Höhle standen sie wie lebende Schatten vor dem Durchgang.
Leon erkannte den Schemen von Manfred und ging auf ihn zu ...


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Erstellt von Sarevok [NPC] on 03.05.2003 15:08:

Manfred trug inzwischen einen dunkel gefärbten Schienenpanzer mit einem Kettenhemd darunter, an seinem breiten Ledergürtel hingen ein schmuckloses, aber gefährlich aussehendes Kurzschwert sowie ein Langdolch. Seine Füße steckten in schweren ledernen Kampfstiefeln, Lederhandschuhe schützten seine Hände. An seinem Rücken war die lange Scheide des Rechtbringers befestigt, das Schwert selbst hielt er in den Händen und ließ die Klinge gekonnt durch die Luft schneiden. Das Metall, aus dem die Waffe gefertigt war, war sehr dunkel, fast schwarz. Sonderbare Runen, bei deren Betrachtung einem die Augen schmerzten, zogen sich über die Klinge.
Drei weitere Kultisten hatten sich bereits vor der Höhle versammelt. Ein kleiner, schmächtiger Kerl mit wirren schwarzen Haaren und kleinen, stechenden Augen, die immer in Bewegung waren und keinem Blick standhalten konnten. Er trug eine Lederrüstung, darüber einen langen schwarzen Umhang, und war mit einem Kurzschwert und vor allem einem gefährlich aussehenden Komposit - Langbogen bewaffnet.
Ein hochgewachsener, schlanker junger Mann mit schulterlangen blonden Haaren und offenen, freundlichen braunen Augen. Er trug ein Kettenhemd, bewaffnet war er mit einem Langschwert und zwei Dolchen.
Und zuletzt war da noch ein etwas kleinerer, aber ausgesprochen muskulöser Glatzkopf, der mit zusammengekniffenen Augen misstrauisch in die Gegend starrte. Ein Brustharnisch schützte seinen Oberkörper, in der Hand hielt er einen schweren Kriegshammer.
Als Leon aus der Höle trat, ließ Manfred sein Schwert sinken und steckte es einen Augenblick später in die Scheide zurück.
"So, wie es scheint sind wir vollzählig.", verkündete er, die anderen Kultisten nickten zustimmend. Der Trupp setzte sich in Bewegung...

Wieder folgten sie irgendwelchen Pfaden, die kaum zu sehen doch vorhanden waren.
"Um das gläserne Reich betreten zu können, benötigt man einen Schlüssel.", erklährte Manfred dem neben ihm gehenden Leon.
"In den alten Schriften stht, man bräuchte Herz, Geist und Kraft. Wir sind inzwischen zu dem Ergebnis gekommen, dass das symbolisch gemeint ist. Der Kristallkönig - wie der alte Herrscher auch genannt wird - hatte drei Töchter. Da es damals üblich war, dass nur ein männlicher Nachkomme den Thron erben konnte, vermachte der Kristallkönig sein Reich seinem engsten Vertrauten, seinem General. Dieser allerdings war größenwahnsinnig und setzte sich das Ziel, eines Tages anstatt seines Vorgängers in der Kristallhöhle, im gläsernen Reich, bestattet zu sein. Doch nebenbei richtete er das Reich zu Grunde.
Die Töchter des Kristallkönigs fassten einen Plan, um das Grab ihres Vaters vor dem Zugriff des verrückten Generals zu schützen. Eine jede von ihnen gab einen Teil von sich, um einen mächtigen Schutzzauber zu weben. Niemand, der nicht den passenden Schlüssel hat, wird das Grab jemals finden, und wenn er das gesamte Gebirge zentimeterweise absucht. Dieser passende Schlüssel besteht aus drei Teilen und jede der Prinzessinnen nahm eines dieser Teile mit ins Grab, nachdem die Schaffung des Schutzzaubers sie das Leben gekostet hatte. Wir haben die Standorte ihrer Gräber herausgefunden, na ja, bis auf eines, das ist in dem Buch beschrieben welches du uns gebracht hast. Wir müssen nun also den Schlüssel zusammensuchen. Und dann können wir das gläserne Reich betreten..."


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Erstellt von Tak on 03.05.2003 15:45:

keiner der Kultisten bemerkte den Schatten, der ihnen folgte. Lautlos sprang er von Baum zu Baum, verborgen hinter Geäst und Blättern behielt Tak die kleine Gruppe im Blick. Das gläserne Reich... Ein Schlüssel aus drei Teilen...
Der Druide wusste, dass er die Kultisten ohne weiteres hätte töten können. Er hätte sich ihnen nicht einmal weiter nähern müssen. Doch das würde ihn nicht weiterbringen. Früher oder später würden sie ihr Ziel ja doch erreichen, und je mehr er sie jetzt störte, desto vorsichtiger würden sie werden. Nein, er musste sie beobachten. Ihre Ziele kennen. Ihnen folgen...


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Erstellt von Superluemmel on 03.05.2003 18:30:

Ein leises Klopfen, dann öffnete sich die schwere Eichenholztür zu Tannenbergs Zimmer.
Hinein trat ein hochgewachsener, etwas hagerer Mann. Mit ihm schien ein Teil der Dunkelheit des Korridors in das Zimmer zu schlüpfen. Die Kleidung der Gestalt als schwarz zu bezeichnen, war schon beinahe untertrieben. Sowohl Mantel wie auch die darunter liegende Rüstung hüllte sich in völlige Finsternis. Eines der beiden Mantelenden schien leicht angesengt.
Ein eisiger Luftzug spielte einige Momente lang mit den silbergrauen Haarsträhnen des Mannes, dann entfloh er in die Kammer, ließ ein paar Pergamentblätter flattern und die Augenbrauen des Inquisitors näher zusammenrücken.
"Ich grüße euch, Inquisitor Tannenberg", begann Frost das Gespräch nachdem er die Tür geschlossen und den Wind ausgesperrt hatte.
"Mein Name ist Frost und ich bin hier aufgrund der aktuellen... Ärgernisse hier in Gorthar. Ich denke ihr wisst über den Zwischenfall im "Hinkenden Orkhund" bereits Bescheid."
Zu keiner Sekunde wichen Frosts kalt funkelnde Augen von Tannenbergs Gesicht ab. Kein Muskelzucken, kein Blinzeln entging dem scharfen Blick des Waffenmeisters. Er wusste, dass der Mann vor ihm gefährlich war. Ein Raubtier, lauernd hinter der Fassade eines menschlichen Körpers.
Er wusste nicht, wieviel Tannenberg über seine eigene Persönlichkeit wusste. Doch seiner Eisnchätzung zufolge hatte er sich schon vor seinem Aufbruch nach Gorthar mit möglichen Problemen auseinandergesetzt.
In den Augen des Innoskults war Frost ein Problem.
Es war besser, Vorsicht walten zu lassen.
"Der Rat von Gorthar bat um meine Hilfe in dieser Angelegenheit. Er meinte, ihr solltet euch besser auf das eigentlichen Problem, diesem neu aufgetauchten Kult, konzentrieren."
Der Krieger machte eine Pause, um seinem Gegenüber Gelegenheit zu geben, das Gesagte zu verdauen.
"Wie ich in Erfahrung bringen konnte, befinden sich einige der Überlebenden des Tavernenbrandes in eurem Gewahrsam. Einer von ihnen könnte Informationen besitzen, die für die Erfüllung meines Auftrages von essentieller Bedeutung sind. Allerdings müsste ich mit ihm sprechen, bevor ihr mit ihm fertig seid."


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Erstellt von Die Inquisition on 03.05.2003 18:47:

Tannenberg schwieg und betrachtete den Neuankömmling genauso ungerührt, wie dieser den Inquisitor. Ohne Eile sammelte der Hexenjäger die verrutschten Pergamente zusammen und erhob sich dann langsam.
"Frost also?" fragte er kühl, erwartete jedoch keine Antwort. Er bekam auch keine.
"Wären wir hier in Torin, hätte ich Euch getötet."
Es schien fast, als würde ein wenig Bedauern in der Stimme des Inquisitors mitschwingen. Tannberg kam langsam um den Schreibtisch herum, ohne Frost aus den Augen zu lassen. Hatte der Rat tatsächlich diesen Mann angeheuert? Frost war ein Abtrünniger. Ein Verräter. Er war Abschaum...
Tannenberg wusste jedoch auch, dass er Feinde im Rat hatte. Das wahrscheinlich sogar der Kult den Rat bereits infiziert hatte. Es könnte also durchaus stimmen. Wut stieg in ihm auf, er wusste das dies hier kein ehrliches Spiel war - doch er konnte nichts tun...
Noch nicht.
"Nun, Frost, die Vorfälle in beiden Tavernen hängen durchaus mit dem Kult zusammen. Jedes Mal waren Kultisten diejenigen, die die Metzelei ausgelöst und letztendlich auch den Kürzeren gezogen haben. Das heißt, wenn wir den 'Tavernenkiller' finden, wären wir auch schon in Bezug auf den Kult ein ganzes Stück weiter. Wir bekommen zwar immer wieder Kultisten in die Hände, aber die wissen entweder nichts oder sie sagen es nicht."
Der Inquisitor bedachte Frost mit einem leicht überheblichen Blick.
"Warum glaubt Ihr, Ihr wäret besser dazu geeignet, diesen Mann zu finden, als wir?"
10.05.2003, 16:07 #29
Engardo
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Erstellt von Superluemmel on 03.05.2003 19:09:

"Ich war sein Lehrmeister."
Die Stimme des Waffenmeisters zeigte genauso wenig Emotionen wie seine Miene.
Der Inquisitor mochte einiges über seine Vergangenheit herausgefunden haben. Doch von Taks Ausbildung wusste er definitiv nichts. Diesen Vorteil konnte sich Frost nun zunutze machen.
Die Inquisition lebte von ihrem ausgedehnten Informationsnetzwerkes. Sobald jemand mehr wusste als sie selbst, wurde sie verwundbar. Tannenberg wusste ebenso wie Frost von diesem Umstand.
Welcher Wahnsinnige hatte ausgerechnet Tannenberg nach Gorthar gerufen?
Dieser Mann war ein Mörder. Ein Metzger, der nur auf weitere Schafe wartete um sie zur Schlachtbank zu führen. Er war ein Diener Innos'....
Frost wusste, dass ein Teil des Rates hinter dem Inquisitor und seinen Methoden stand. Doch längst nicht alle. Als diese Ratsmänner von Frosts Aufenthalt in Gorthar erfuhren, hatten sie ihn sofort zur Festung rufen lassen. Dem Waffenmeister war dieser Vorfall recht gelegen gekommen, da er sich so nicht mit der Stadtgarde herumschlagen musste. Diese hatte auf den Brand recht ungehalten reagiert und einige Personen festgenommen.
Somit bestand Frosts Aufgabe nicht allein aus dem Aufspüren Taks. Wenn er der Inquisition einen Strich durch die Rechnung machen konnte, tat er sowohl sich selbst wie auch den Ratsmännern einen Gefallen.


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Erstellt von Die Inquisition on 03.05.2003 19:27:

Tannenberg zog überrascht die Augenbrauen hoch, dann wurde sein Blick gleich noch ein paar Grad kälter.
"Ihr habt ihn also ausgebildet? Ihr habt ihm also beigebracht, rücksichtslos anzugreifen und Schuldige wie Unschuldige gleichermaßen niederzumetzeln auf seinem sinnlosen Feldzug?"
Der Inquisitor verzog die Lippen zu einem hinterhältigen, leicht spöttischen Lächeln.
"Ich hatte nichts anderes von Euch erwartet, Frost..."
Seine Miene wurde wieder kalt und ausdrucklos, er ging an dem Waffenmeister vorbei zur Tür und trat auf den Gang hinaus.
"Gut, Ihr bekommt diesen Gefangenen, er weiß scheinbar ohnehin nichts, was für uns wichtig sein könnte. Ich will allerdings den Tavernenkiller haben. Und zwar lebendig."

Der Inquisitor führte Frost in den Kerker, bei einer Zelle blieb er stehen und ließ diese von dem Wärter öffnen. Die fette Vettel saß darin und drückte sich verängstig in eine Ecke.
"Liesellotte, eine Überlebende des Brandes. Ich hab sie erstmal auf Nulldiät gesetzt. Und dann haben wir noch Esteron. Der wird gerade von meinem Kollegen verhört. Wen willst du haben?"


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Erstellt von Superluemmel on 03.05.2003 19:48:

Bei dem Anblick der Gefangenen wusste Frost nicht, ob er laut loslachen oder weinen sollte. Das war ja mal wieder typisch für die Inquisition.
"Falls ihr wirklich glaubt, dass diese Frau irgendetwas über den Vorfall in der Taverne geschweige denn von dem Kult weiß, habe ich euch wohl gewaltig überschätzt. Führt mich zu dem anderem."
Die Kerkertüre fiel wieder ins Schloss und Tannenberg führte den Waffenmeister tiefer in die Kellergewölbe. Schon bevor der Krieger die schmerzerfüllten Schreie hörte, wusste er wohin sie ihr Weg führen würde.
Die Folterkammer.
Dieser Raum war prinzipiell die erste Anlaufstelle für jeden auch nur halbwegs verdächtigen Unglücksraben, der der Inquisition in die Klauen fiel. Wenigstens dort bekamen die Inquisitoren einmal das zu hören, was sie hören wollten. Dass diese Aussagen mit der Wahrheit meist rein gar nichts zu tun hatten, war dabei nebensächlich.
"Ach übrigens, was meinen Schüler betrifft - ich habe ihm nur beigebracht wie er länger am Leben bleibt. Falls er eine Aubsildung zum rücksichtslosen Töten von Schuldigen sowie Unschuldigen gefordertr hätte, so hätte ich ihn bedenkenlos zu einem Inquisitor geschickt."
Frosts Tonfall erinnerte an ein gewöhnliches Gespräch mit einem alten Bekannten. Ein beiläufiger Kommentar am Rande, mehr nicht.


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Erstellt von Die Inquisition on 03.05.2003 20:05:

"Da wäre sein Talent auch garantiert besser aufgehoben gewesen." antwortete Tannenberg trocken und ging bis zu einer Zelle am Ende des langen, schmalen Ganges, an dem die Folterkammern angeordnet waren. Der Inquisitor stieß die unverriegelte Tür auf. Der kleine Raum dahinter beinhaltete einen groben Eichentisch und zwei Sitzgelegenheiten. Auf dem Tisch hatte sich mittlerweile eine Daumenschraube eingefunden, allerdings schien Dorrien sie noch nicht benutzt zu haben. Der junge Hexenjäger wischte sich jedenfalls noch immer das Blut von den Fingern, auch wenn das, was noch an selbigen klebte, schon längst getrocknet war.
"Hatte er irgend etwas interessantes zu sagen?" fragte Tannenberg und deutete auf den verängstigten Esteron, Dorrien schüttelte allerdings langsam den Kopf.
"Der Kerl kann plappern wie ein Wasserfall, aber etwas wichtiges ist nicht aus ihm rauszukriegen. Um genau zu sein, ich bezweifle, dass er etwas weiß das wir nicht auch wissen."
Tannenberg nickte langsam und winkte dann den Gefängniswärter zu sich, etwas später war Esteron von seinen Ketten befreit. Dorrien beobachtete das ganze ein wenig verwundert, abschätzend musterte er den schwarz gerüsteten Krieger hinter Tannenberg.
Der alte Hexenjäger wandte sich wieder an Frost und wünschte ihm viel Spaß mit seiner Errungenschaft, dann verließ er mit langen Schritten den Kerker, ohne sich nooch einmal umzudrehen.
Er würde sich wohl erst einmal um diesen verdammten Rat kümmern müssen...


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Erstellt von Superluemmel on 03.05.2003 20:29:

"Folgt mir. Ich habe andere Pläne als euch in diesem Loch vergammeln zu lassen."
Mit einem Nicken zu der Wache verließ Frost zusammen mit Esteron das Verließ. Erst beim Ausgang des Verließtraktes wurden sie von einer Wache angehalten.
"Wo gedenkt ihr mit dem Gefangenen hinzugehen?"
Frost winkte ab.
"Beruhigt euch, es hat schon alles seine Richtigkeit. Dieser Mann ist unschuldig. Mit freundlicher Genehmigung von Ratsherr Norlin."
Die Wache musterte den Waffenmeister und seine Begleitung abschätzend. Doch dann trat sie zur Seite.
"Na schön. Aber seid euch gewiss, dass ich dem Ratsherren Bericht erstatten werde."
Der Waffenmeister lächelte.
"Tut was auch immer eure Pflicht ist. Falls es Probleme geben sollte, mein Name ist Frost. Ach, bevor ich es vergesse : Wenn ihr so nett wäret, meinem Begleiter sein Hab und Gut wiederzugeben...."
Leise murrend verschwand der Soldat in einem angrenzenden Raum und kam kurze Zeit später mit einem Schwert und einigen anderen Habseligkeiten zurück. Nachdem Esteron seine Habe an sich genommen hatte, trat Frost unter dem eisernen Gittertor hindurch und stieg die enge Wendeltreppe des Kellergewölbes nach oben.
Erst als sie das Tageslicht erreichten und sich auf dem Weg hinunter in die Stadt befanden, erhob Frost abermals seine Stimme.
"Euer Name ist Esteron?", fragte er mit einem Seitenblick auf seinen Begleiter.
"Dankt den Göttern, dass ich euch rechtzeitig rausgeholt habe. Nicht jeder verlässt die Kerker der Inquisition lebend. Doch um gleich etwas klarzustellen : Ich habe euch nicht aus reiner Freundlichkeit befreit. Und ich kann euch nicht einfach so laufen lassen."


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Erstellt von manmouse on 03.05.2003 23:50:

Esteron sah den Waffenmeister mit Verwunderung an. Es war ja schön und gut, das sich der Wanderer wieder auf freiem Fuß befand. Aber das der Mitverursacher an der Tavernenschlägerei, einen Dienst dafür verlangte war ja schon Dreist. Was bildete sich dieser Kerl überhaupt ein?

“ Das könnt ihr euch von der Backe putzen. Durch euch bin ich doch erst in diese Lage geraten. Und jetzt verlangt ihr einen Dienst dafür?“ Esteron blieb stehen und stapfte wütend auf, bevor er in kaltes Gelächter verfiel.

“ Ihr seid echt witzig. Ich denke wir sind quitt. Sagt mir lieber ob mein Freund noch am leben ist. Vorher gehe ich nicht weiter.“

Esteron machte keinerlei Anstalten auch nur einen Fuß vor den anderen zu setzten, bevor er nichts über den Verbleib von Krieger in Erfahrung gebracht hatte. Was führte der Waffenmeister nur im Schilde? Wieso hatte er sich die Mühen gemacht Esteron zu befreien.
10.05.2003, 16:08 #30
Engardo
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Erstellt von Skeleon on 04.05.2003 14:10:

Der Kultist Manfred stapfte wie zuvor voraus und brach mehr durch das Unterholz, als dass er Pfade benutzte. Den Blick meistens auf die Karte gerichtet fand er seinen Weg durch den dichten Wald, blieb hier und da einen Moment stehen um sich neu zu orientieren und marschierte dann weiter.
Leon folgte dem Kultisten auf den Fuß, die kleine Gruppe von Kriegern bildete die Nachhut.
Der junge Dieb war nervös - irgendetwas schien hier nicht zu stimmen.
Oft genug war er allein in den Wäldern unterwegs gewesen, um zu wissen, wie wenig sich die Vögel des Waldes um ein paar Menschen kümmerten, die durch das Unterholz preschten. Sie setzten für gewöhnlich ihr fröhliches Lied ungehindert fort. Doch hier ...
Absolute Stille.
Keiner der Männer sprach, nur das Knacken von zertretenen Ästen oder das leise Kratzen von Blättern auf Kleidung war zu hören.
Ungewöhnlich ... als würde der ganze Wald den Atem anhalten und die Gruppe anstarren.
Leon warf einen Blick über die Schulter - er war nicht der einzige, den die Stille beunruhigte, die anderen spähten angespannt in den Wald um sie herum hinein. Nur Manfred schien sich nicht beirren zu lassen und trampelte sich seinen eigenen Pfad durchs Unterholz.

Leon atmete erleichtert auf, als er schließlich nach Manfred aus dem düsteren Wald heraustrat.
Sie befanden sich auf einer großen Lichtung, schwaches Sonnenlicht fiel auf die Wiese vor ihnen. Inmitten des weiten Grasgebietes staken einige Steinquader aus der Erde, bereits dick mit Moos überwuchert, hier und da war der blanke Granit jedoch noch zu erkennen.
Manfred blieb am Waldrand stehen und betrachtete einen Moment die Szenerie.
Mehr zu sich selbst als seinen Leuten murmelte er:
"Nun endlich haben wir unser Ziel erreicht ... kein Wunder, dass unsere Späher es nie finden konnten, so tief im Wald und in diesem abgelegenen Tal. Ich frage mich, ob vor uns je jemand hier war seit den Tagen nach dem Kristallkönig."
Er beschleunigte seinen Schritt und hielt genau auf die steinernen Überreste zu. Die übrigen Kultisten folgten ihm schweigend, Leon blieb noch einen Augenblick zurück.
Er hatte eine unbestimmbare Bewegung im dunklen Wald hinter sich gesehen. Gesehen. Oder eingebildet?
Er rieb sich über die Augen und spähte noch einmal zurück.
Nichts.
Mit einem Kopfschütteln - Paranoia, krieg dich wieder ein ... - machte er sich daran, den Kultisten zu folgen und ließ den dunklen Wald hinter sich.
Dort huschte eine Gestalt noch schwärzer als die Schatten von Baumstamm zu Baumstamm und näherte sich ebenfalls der Lichtung.

Vor der kleinen Gruppe ragten alte Säulen und Steinquader aus uraltem Granit auf, den Bergmassiven der letzten Jahrhunderte entrissen.
Wer mit ein wenig Phantasie die gesamte Szeneria beobachtete konnte die in den Himmel stakenden Säulen für die Rippen einer riesigen Kreatur halten, die hier zugrunde gegangen war.
Wer hingegen mit ein wenig Architekturwissen hinsah erkannte einen Säulengang, der mit großen Granitplatten gepflastert war.
Manfred schritt erneut voran und durchquerte einen Teil des Säulengangs. Nach etwa der Hälfte des Weges tat sich vor ihnen eine Grube aus Dunkelheit auf. Einer der Kultisten entzündete eine Fackel und reichte sie Manfred. Der leuchtete die Vertiefung aus:
Grobe Steintreppen, wie direkt in den Fels gehauen, suchten sich hier ihren Weg hinunter ins Erdreich.
Langsam machte sich die kleine Gruppe an den Abstieg.
Zu beiden Seiten ragten nun die ebenfalls mit Granitplatten verkleideten Wände empor und schlossen das letzte Sonnenlicht aus.
Und je tiefer sie in die Erde eindrangen desto düsterer schien auch das Licht der Fackel zu werden.
Die Wände wurden nach einer Weile zu beiden Seiten überhängend und näherten sich schließlich aneinander an.
Als sie sich in der Mitte trafen und die Kultisten mit Leon als letztem den Tunnel betraten schien die Welt um sie herum in den Schatten zu schrumpfen.
Nur Leon sah noch einmal über die Schulter - ein leises Rauschen wie von Gewändern im Wind hatte ihn aufgeschreckt. Doch nichteinmal seine scharfen Augen konnten die Finsternis durchdringen.

Seiner Gefühle ungewiss wandte er sich schließlich ab ... und beschleunigte seinen Schritt, um die Kultisten einzuholen.

Soweit Leon das im schwachen Fackelschein sagen konnte waren die kunstvoll mit Granitplatten bedeckten Wände und der Boden einem grob aus dem Gestein gehauenen Tunnel gewichen.
Hier und da waren eiserne Halterungen in die Tunnelwand geschlagen worden, doch in keiner war mehr eine Fackel vorzufinden.
Mit der Zeit wurde der Tunnel ausladender und die Decke wich nach oben zurück, während der Boden sich immer noch tiefer in die Erde hineingrub.
Schließlich nach einem schier endlosen Marsch in der Dunkelheit - Leon fragte sich bereits, ob der Tunnel vielleicht in Khorinis herauskommen würde - hörte der Boden des Tunnels auf abzusinken.
Er war nun wieder - genau wie die Wände - mit Granitplatten ausgelegt. Hoch über sich konnte Leon die Decke nur noch erahnen, das Licht der Fackel schien auf halbem Wege geschluckt zu werden.
Vor ihnen tat sich nun der Tunnel weiter auf und endete schließlich in einer geräumigen und hohen Kammer.
Getragen wurde die Decke von vier hohen, grobbehauenen Granitsäulen, die etwa auf halber Entfernung zwischen den Ecken und der Mitte des Raumes postiert waren.
Dort, in der Mitte der Halle, war ein Altar oder Schrein errichtet worden, auf den Manfred nun direkt zustrebte, dicht gefolgt von den anderen Kultisten, die sich misstrauisch in der Gruft umblickten.
Leon schien es fast, als würden sich einige der Schatten bewegen oder mit einander wispern ... ein leises Rascheln, der Tritt leiser Füße ... und das Flackern ihrer einzigen Lichtquelle tat sein Übriges.
Doch auch Leon näherte sich nach einigem Zögern dem Schrein. Als er näher kam entpuppte der sich als großer, steinerner Sarkophag, an den Seiten reich mit Verziehrungen ausgestattet.
Auf dem Deckel lag ein inzwischen von Staub und Dreck verunreinigtes Tuch aus dunkelblauer Seide.
Manfred packte es grob an einer Seite und zog es beiseite, der Staub wirbelte in einer großen Wolke umher und fing das Licht der Fackel auf.
Zwei der anderen Kultisten nahmen lange und dicke Eisenstangen zu Hand und stemmten sie gemeinsam an einer Seite zwischen den Steindeckel und den Sarg.
Begleitet von grässlichem Kratzen und Scharren schoben die Männer den Sargdeckel beiseite. Ein Moment der Stille in dem die Steinplatte zu Boden raste, ein lauter Knall der die unheimliche Ruhe dieses Ortes zu entweihen schien - und der Sargdeckel lag entzweit und in Stücken auf dem Boden.
Manfred beugte sich über den Sarg, die Kultisten und Leon taten es ihm gleich.
Ein menschliches Skelett lag in einer Pose der Ruhe darin, die Hände auf der Brust gefaltet, noch immer ein reichverziehrtes, silbernes Kettenhemd und darunter uralte, doch edle Gewänder tragend.
Auf der Stirn der Prinzessin befand sich noch immer ihr schmales, silbernes Krönchen.

Manfred fasste sanft und vorsichtig nach den Händen des Skeletts. Er öffnete seinen Griff um einen seltsamen Gegenstand.
Das kleine Etwas rutschte beiseite und fiel neben der Leiche in den Sarg.
Der Oberkultist ordnete in einer Geste seines Respekts ihre Hände wieder in ruhender Position an und schnappte sich dann das kleine Ding.
In seiner offenen Rechten lag ein etwa eine Handbreit langer Kristall. Seine Oberfläche schien stumpf und glanzlos, die Farbe war von einem dunklen und tiefen Königsblau. Bis auf eine Stelle war der Kristall fast unbearbeitet, nur grob angeschliffen. Doch dort wo sich die Hände der Prinzessin getroffen hatten war der Stein zum Glanz geglättet und ein Kreuz eingeritzt. Nein, kein Kreuz. Ein kunstvoll gemeißeltes Schwert! Bei näherem Hinsehen erkannte man auf der Klinge feine Runen und einzelne Scharten. Leon war unverständlich, wie es dem Künstler gelungen war, auf so kleinem Raum soviele Details unterzubringen.
Nur einen Moment später schloss sich Manfreds Hand um den Kristall und er ließ ihn in einer seiner Ledertaschen verschwinden.
Dann gab er Befehl an einige seiner Ordensbrüder eine der Steinplatten aus der Wand heraus zu brechen und als neuen Sargdeckel über das Grab zu legen. Danach wäre das dunkle Tuch, gesäubert von Dreck und Staub, wieder über das Grab der Prinzessin auszubreiten.
"Ich werde ihre Ruhe nicht wieder stören ... und es keinem Grabräuber erlauben, ihre Schätze zu stehlen." sagte Manfred auf Leon's fragende Blicke.

Nach einigen Minuten war die Arbeit erledigt, der Sarg abgedeckt und das Tuch ausgeklopft. Eben bereite Manfred es über den steinernen Deckel aus und wandte sich schließlich ab.
"Gehen wir."

Und so machten sich die Kultisten auf den Rückweg, in Besitz ihrer winzigen, doch kostbaren Beute.
Sie marschierten geschwind den dunklen Tunnel entlang und schienen sich bereits wieder dem Ausgang zu nähern - ein kalter Luftzug strich über Leon's Wangen.
Plötzlich begann die Fackel zu flackern und zu qualmen.
Einen Augenblick später verlosch sie mit einem leisen Zischen.
Die Männer hinter Leon schienen ihre Angst, die sie die ganze Zeit zu unterdrücken versucht hatten, nicht mehr zügeln zu können.
Leon hörte schreckenserfülltes Geschrei hinter sich, die schweren Schritte von Manfred vor sich.
Und er hörte, dass sich die Schritte entfernten.
So schnell er konnte wetzte Leon hinter ihm her, hinter sich hörte er die Schreie der Männer leiser werden. Irgendwo neben ihm liefen einige der Kultisten, die auch die Nerven behalten hatten.
Zum Glück war der Weg gerade und ohne jede Gabelung und so spürte Leon schon bald die frische Luft der Nacht auf seiner Haut.
Nun brach er aus dem Tunnel hervor, raste die Treppe empor und fand sich im Säulengang wieder. Erleichtert atmete Leon auf, als er das matte Licht des Mondes erblickte.
Hier saß Manfred auf einem abgebrochenen Säulenstück und blickte ihm entgegen. Mit Leon hatten noch vier andere Kultisten den Tunnel verlassen.
"Wo sind die anderen?" fragte Manfred in die Runde
Doch weder Leon noch die Ordensbrüder konnten ihm diese Frage beantworten.
Plötzlich durschnitten zwei Schreie die Nacht.
Leon blickte zurück zum Zugang der Gruft.
Im schwachen Licht sah er eine Gestalt am Boden liegen und eine andere gekrümmt die Treppe emporsteigen.
Auf dem obersten Absatz brach der Kultist zusammen.
Manfred, Leon und die anderen sprangen auf und rannten zu ihm.
Im Rücken des Mannes steckten zwei kurze Wurfmesser, die Kehle, die sich der Tote bis eben noch gehalten hatte war aufgeschlitzt worden. Seine Robe verfärbte sich noch dunkler und unter seinem Hals bildete sich eine im Mondlicht schwarze Lache.
Angewidert wandten sich Leon und die übrigen Kultisten ab.
Manfred zog eines der Wurfmesser mit einem ekelerregenden Geräusch aus dem Rücken des Ordensbruders.
Er wog es in der Hand, wie um sein Gewicht zu schätzen.
"Du bist also hier." murmelte er schließlich.
10.05.2003, 16:10 #31
Engardo
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Erstellt von Krieger-BP on 04.05.2003 17:02:

„Hey, Vettel, ich bins, Krieger! Wie geht’s dir?“, fragte der durch die Fenstergitterstäbe guckende Krieger. Aus einem tränenschweißmixigen Blick sprach sie ihm mit weinerlicher und zitternd lauter Stimme entgegen „Bitte, befreit mich! Es ist so schrecklich hier!“
„Psst, nicht so laut! Du holst nur die Wachen!“, flüsterte Krieger ihr zu.

Hey Peter, hast du das auch gehört?
Was soll ich gehört haben?
Na dass gerade!
Ich geh mal nach schauen.

„Vettel, ich muss weg, aber ich komme wieder. Du musst nicht mehr lange aushaaren! Sag mir nur noch schnell, was mit Esteron, dem Blondschopf, geschehen ist!“
„Sie haben ihn freigelassen! Irgendjemand hat ihn weggeschafft, aber ich weiß nicht wer. Bitte helft mir!“
„Verlass dich drauf. Ich werde dich befreien!“

Im nächsten Moment war Krieger in der Dunkelheit verschwunden. Von Gebüsch zu Gebüsch hüpfend, hinter Bäumen versteckend und an Wachen vorbeirobbend, schaffte er es sich wieder sicher von der Burg zu entfernen. Er wäre niemals hineingekommen, doch zum Glück hatte jede Zelle ihr eigenes Gitterfenster. Wie sollte er da nur die Vettel rausholen und wo war Esteron hin?

Es war spät Nachts. Krieger schlenderte durch die Gassen Gothars und kaum eine Menschenseele war noch zu sehen. Knarschend wog der Wind die Bruchbuden des Hafenviertels, wobei sich das elend penetrante Geräusch bis zu Krieger ausbreitete, der es sich mittlerweile hinter einem Haus gemütlich gemacht hatte und versuchte einzuschlafen. Die Erschöpfung gewann und gewährte ihn den Schlaf, den er, nach all den Strapazen, so dringend benötigte.

Krieger wachte er am späten Mittag des darauffolgenden Tages auf. Die Sonnenstrahlen bohrten sich in sein Gesicht, das im Schlaf wohl schon die ganze Zeit angespannt war und jetzt leicht schmerzte. Mit einem Stöhnen rappelte er sich auf und streckte die Glieder in alle Richtungen aus. Dann wandte er sich wieder der Stadt zu. Er musste seinen Freund und Reisebegleiter finden. Ohne in würde er hier nicht wieder verschwinden...


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Erstellt von Tak on 04.05.2003 18:33:

Eine Bewegung im Schatten, der Kultist fuhr herum. Nichts, nur die Dunkelheit des Grabes hinter ihm. Doch irgendwie war ihm, als würde die Dunkelheit zurückstarren..
Plötzlich schien seine Fackel zu leben, das frische Holz verformte sich, wuchs über die Flamme. Ein leises Zischen. Dunkelheit...
Zuerst Stille. Eine Klinge sang ihr tödliches Lied, als sie durch die Luft schnitt. Ein erstickter, gurgelnder Schrei...
Tak lächelte eiskalt. Sein behandschuhter Finger fuhr über die Schneide seiner Waffe. Ein einzelner Blutstropfen fiel zu Boden. Tak sah ihn nicht, er hörte es...
Die Kultisten flohen aus dem Grab, doch bevor sie es schafften holte das Schwert des Druiden blutige Ernte ein. Eigentlich wusste Tak garnicht so recht, warum er die Leute hier unten abschlachtete. Aber nun ja, seit wann brauchte der Tod einen Grund...?


"Nicht nur hier. Ich bin überall."
Manfred wirbelte herum, ließ die Wurfmesser fallen und riss mit einer fließenden Bewegung sein Schwert aus der Scheide. Die anderen Kultisten sowie Leon taten es ihm gleich. Wie konnte dieser Mensch nur ungesehen aus dem Grab kommen und plötzlich hinter ihnen stehen? War es überhaupt ein Mensch, mit dem sie es da zu tun hatten?
Nein.
Es war ein Baum...
Ein alter, knorriger Baum am Rande des Waldes, ein Gesicht hatte sich im Holz gebildet. Aber keineswegs ein nettes Gesicht, wie es die sprechenden Bäume in den alten Sagen hatten, sondern eine verzerrte Fratze. Aus den hölzernen Augen schien den Kultisten der Tod persönlich entgegenzustarren. Der in den Stamm geschnittene Mund war gespickt mit kurzen, aber verdammt spitzen Zähnen, die Äste bewegten sich wie klauenbewehrte Tentakel...
Manfred fluchte leise, seine Hände schlossen sich fester um den Griff seines Schwertes, langsam wich er zurück.
"Vergesst nicht wer ich bin. Ich bin die Dunkelheit. Ich bin der Wald. Ich bin der Jäger..."
Die Stimme des Baumes klang knarrend, schabend.
"Gebt es auf nach mir zu suchen. Wenn ihr glaubt, ihr hättet mich gefunden, dann habe ich euch gefunden. Wenn ihr glaubt, ihr würdet mich verfolgen, dann führe ich euch nur dort hin, wo ich euch haben will. Denk immer daran, für mich seid ihr nur Beute. Sonst nichts."
Der Baum schwieg kurz, um die Worte wirken zu lassen. Manfred kniff die Augen zusammen. Es sah fast aus, als stimmten diese Worte...
"Geht nun. Ich habe im Moment nicht vor euch zu töten. Doch seid euch stets bewusst dass ich es jederzeit tun könnte."
Stille.


Tak stützte sich an der Wand des Grabes ab, seine andere Hand presste er gegen seine Schläfe. Er fühlte sich ausgelaugt, leer. Der Zauber hatten ihn eine unheimliche Kraft gekostet. Aber er hatte hoffendlich gewirkt. Es konnte nicht mehr lange dauern, bis die Kultisten Sarevok davon berichteten. Sarevok. Der ausrwählte, wie sie ihn nannten. Ihr falscher Prophet.
Tak war fast schon belustigt bei dem Gedanken daran, warum sie diesem Wesen folgten. sarevok war definitiv kein Geschöpf Innos'. Und selbst wenn, für Tak hätte es keinen Unterschied gemacht...
Sarevok musste vernichtet werden. Der Kult spielte keine Rolle.


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Erstellt von Der Inquisitor on 04.05.2003 21:11:

Die Tür im Tor der Burg öffnete sich, Dorrien trat heraus. Er trug allerdings nicht mehr seine Novizenrobe, sondern einen roten Mantel. Sein Oberkörper wurde von einem Schienenpanzer geschützt, vergleichbar mit dem eines römischen Legionärs. Neben seinem Schwert hing auch ein Lederbeutel an seinem Gürtel, auf seinem Rücken befanden sich sein Bogen und ein frisch gefüllter Köcher.
Der Hexenjäger blinzelte ins Licht der sonne. Mit dieser neuen Ausrüstung fühlte man sich doch gleich viel besser. Und wahrscheinlich würde sie auch bitter nötig sein...
Frost und Esteron waren noch nicht weit gekommen, sie standen vor der Burg herum und stritten sich über irgend etwas. Der inquisitor grinste leicht spöttisch und ging den beiden entgegen.
Frost begrüßte Dorrien mit einem frostigen Blick, der Inquisitor ließ sich davon allerdings nicht beeindrucken.
"Ich werde euch begleiten. Tannenberg traut euch nicht... Und ich auch nicht. Daher werde ich mitkommen."
Aus dem Tonfall des Hexenjägers ging zweifelsfrei hervor, dass jeglicher Widerspruch ihm an seinen fünf Buchstaben vorbeigehen würde...

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Erstellt von Superluemmel on 04.05.2003 22:06:

Auch Frost blieb stehen und drehte sich zu Esteron herum.
In einer bewusst langsamen Bewegung verschränkte er die Arme vor der Brust und sah seinen Begleiter ruhig an.
"Im Gegensatz zu euch wurde ich nicht der Brandstiftung angeklagt. Zudem habe ich die Schlägerei nicht ausgelöst sondern versucht die Leben Unschuldiger zu schützen. Falls ihr damit ein Problem haben solltet, bitte! Ihr könnt auch gerne wieder zurück in den Kerker wandern. Ich bin mir sicher, dieser Inquisitor würde sich freuen."
Einige Sekunden lang herrschte Schweigen. Dann fuhr Frost fort.
"Was euren Freund betrifft, ich habe ihn seit dem Brand nicht mehr gesehen. Ich bilde mir ein, dass er noch einmal zurück in das Haus gerannt ist. Tut mir leid."
Schlagartig verfinsterte sich das Gesicht des Kriegers, als er eine Gestalt in einem roten Mantel aus der Festung kommen sah. Das hatte ihm ja gerade noch gefehlt.
Seine Hände wanderten zu seiner Hüfte um sich um die dort liegenden Schwertgriffe zu schmiegen.
"Wer mich begleitet, entscheide immer noch ich", knurrte er den neu dazugekommenen Inquisitor an.
"Falls ihr euch wirklich einbilden solltet, dass ich mich mit euresgleichen abgebe, habt ihr euch gehörig getäuscht. Eher gehe ich ein weiteres Mal durch den Tod. Macht dass ihr wegkommt, Inquisitor."
Was bildeten sich diese Innostrottel eigentlich ein?
Ständig mussten sie ihm an der Ferse kleben. Wie ein Krebsgeschwür, das sich unaufhaltsam weiter ausbreitete. Erst dieser Paladin beim Herzen des Feuers und jetzt auch noch einer dieser großmäuligen Inquisitoren.
Vielleicht wurde es einfach Zeit, diesen Speichelleckern zu zeigen dass sie in diesen Landen ungewünscht waren....
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Erstellt von Der Inquisitor on 04.05.2003 22:17:

"Das entscheidet Ihr?"
Dorrien zog spöttisch die rechte Augenbraue hoch.
"Falsch, Frost. Ihr arbeitet für den Rat. Und der Rat will nunmal dass Ihr nicht... unbeobachtet bleibt. Es mag ja sein, dass Ihr Freunde habt im Rat. Aber die haben wir auch..."
Der Blick des Inquisitors wanderte kurz zu Esteron, dann wieder zurück zu Frost, der ihn noch immer hasserfüllt anstarrte.
"Wenn Euch das nicht passt kann ich Esteron auch gerne wieder mitnehmen und Euch die Aufgabe wieder abnehmen. Niemand hat Eure Hilfe - wenn man das überhaupt Hilfe nennen kann - gefordert. Nur ein kleiner Teil des Rates. Also entweder Ihr spielt hier nach unseren Regeln, oder Ihr verschwindet aus Gorthar. Die Entscheidung überlasse ich Euch."


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Erstellt von Superluemmel on 04.05.2003 22:29:

Jetzt war es an Frost, die Mundwinkel zu einem bösen Grinsen zu verziehen.
"Ach ja? Nur um eurem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen : Der Beschluss, die Inquisition nach Gorthar zu rufen wurde ebenfalls nur von einem Teil des Rates durchgesetzt. Und dank eurer ach so unfehlbaren Methoden ist ein weiterer Teil sogar schon nach so kurzer Zeit nicht sonderlich zufrieden mit eurer Arbeit."
Das Funkeln in Frosts Augen wich einem wahren Blizzard.
"Also entweder passt ihr in Zukunft besser auf, oder ihr verschwindet aus Gorthar ebenso schnell wie ihr gekommen seid. Vergesst nicht, hier gelten andere Regeln als auf dem Festland. Dieses Land hat schon viel durchgemacht, ich glaube das Volk sehnt sich nicht nach einem Beschützer, der die eigenen Lämmer schlachtet."


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Erstellt von Der Inquisitor on 04.05.2003 22:37:

"Diejenigen, die im Rat hinter uns stehen, bilden noch immer die Mehrheit, Frost. Und das wird auch so bleiben." meinte Dorrien trocken, verschränkte die Arme vor der Brust und sah einfach nur den dunklen Krieger an. Es hätte keinen Sinn, sich mit ihm zu streiten. Er konnte Dorrien genausowenig ausstehen wie der Inquisitor ihn. Aber trotzdem - oder auch gerade deshalb - durfte man ihn nicht aus den Augen lassen. Und um den Rat würde sich Tannenberg schon kümmern...
10.05.2003, 16:11 #32
Engardo
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Erstellt von Skeleon on 05.05.2003 13:17:

Mit einem dumpfen Knarren verformte sich die Fratze des Baumes noch ein wenig und verlor ihre Form. Ein Ächzen und Zittern ging durch den Baum, dann Stille.
Manfred sah sich entgeistert um: Von seinem Schwert zu dem Baum am Wegesrand, zurück auf die beiden Leichen am Grufteingang und schließlich zu Leon und den verbliebenen Kultisten.
Mit einem erbosten Schnauben wandte er sich dem Weg aus dem Säulengang zu, sein Schwert wirbelte er in einer einzigen, fließenden Bewegung zurück in seine Scheide.
Leon und die Kultisten ließen ihre Waffen sinken und starrten noch einen Moment auf das hölzerne Etwas vor ihnen.
"Kommt! Oder wollt ihr hier Wurzeln schlagen?!" rief Manfred ihnen zu und langsam, einer nach dem anderen, lösten sie sich aus ihrer Trance und folgten ihrem Anführer hinaus aus dem Säulengang und zurück zum Waldrand.
Schließlich fand einer der Kultisten die Sprache wieder.
"Warte! Was ist mit den anderen?"
Manfred sprach aus was alle dachten.
"Sie sind tot. Oder glaubst du, die zwei an der Treppe wären die einzigen?! Los jetzt! Die Sonne geht bereits auf, wir haben, was wir wollten und haben teuer genug dafür bezahlt. Verschwinden wir von hier."
Langsam setzte sich die nun entschieden kleinere Gruppe in Bewegung. Sehr viel schneller als bei ihrem ersten Marsch fanden sie nun ihren Pfad durch abgebrochenes Geäst und zertretene Pflanzen und Büsche. Leon blickte sich gehetzt um. Viel intensiver als bei ihrem Hinweg spürte er nun die Wachsamkeit des Waldes. Äste knarrten, Blätter und Grashalme raschelten und irgendwo ein Stück hinter ihnen suchte sich ein Schatten seinen Weg. Er hatte Blut gewittert und geschmeckt.
Die Kultisten waren nun gewarnt und Sarevok würde von ihren Verlusten in Kenntnis gesetzt werden - Tak war nun einen Schritt näher daran, ihn ausfindig zu machen. Und letztenendes zur Strecke zu bringen. Die Kultisten waren die Bauern in diesem Spiel, Sarevok hatte jedoch inzwischen zuviele von ihnen geopfert, um weiterhin untätig dabeizustehen.
Erleichtert atmeten die Wanderer auf, als sie endlich den Anstieg hinter sich gebracht hatten und sich vor ihnen der Höhleneingang auftat, flankiert von zwei schwerbewaffneten Kultisten.
Ohne Fragen zu stellen ob ihrer geschrumpften Anzahl ließen sie Manfred passieren.
Leon folgte ihm erneut an zweiter Stelle und spürte die sanfte Kälte des Bergesinneren. Eine fast angenehme Düsternis schloss sich um ihn als er Manfred die wirren Gänge hinterherfolgte und so immer tiefer in die unterirdische Festung des Kultes eindrang.


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Erstellt von Sarevok [NPC] on 05.05.2003 16:37:

Fast schon depressiv starrte Manfred auf die glatt geschliffene Oberfläche des Edelsteins, auf das eingravierte Schwert. Eine unheimliche Macht ging von diesem Gegenstand aus. Der Kultist schüttelte langsam den Kopf. So ein kleiner Stein, so viele Tote...
Er legte den Stein behutsam auf den niedrigen Holztisch vor ihm. Leises Plätschern erfüllte die Höhle, in der er saß, als er sich einen Becher mit dem getränk füllte, welches in der Kanne auf dem Tisch bereitstand. In einem Zug kippte er den hochprozentigen Reiswein hinunter.
Seine Finger glitten über die rasiermesserscharfe Kilnge seines Schwertes. Er fühlte den kalten Stahl - falls es stahl war, was er bezweifelte. Fülte die sonderbaren Runen, die Aura des Todes, die diese Waffe umgab.
Er kämpfte für Gerechtigkeit. Dafür, dass niemand mehr leiden musste. Er wollte die Menschen zum frieden führen, doch alles, was er fand, wohin er auch ging, war der Tod. Er verfolgte ihn, war schon fast ein guter Bekannter geworden. Wie viele gut Leute hatte er schon verlohren. Gefährten. Freunde.
Manfred schüttelte langsam den Kopf und vergrub das Gesicht in den Händen. Wie weit mussten sie noch gehen? Wie viele mussten sich noch opfern? Sarevok hatte ihnen Friede und Gerechtigkeit versprochen. Doch konnte dieser Weg, dieser blutgetränkte Pfad wirklich an ein solches Ziel führen?

"Der Bote ist unterwes."
Manfred hob den Kopf und ah zu dem Kultisten, der gerade sein 'Zimmer' betreten hatte. Ein müdes Nicken war Manfreds Antwort für den Mann.
"Sarevok muss diesen 'Jäger' zur Strecke bringen. Ich sehe keine andere Chance mehr. Wir haben keine Chance gegen ihn, er schlägt immer dann zu, wann er es will. Er taucht nur dann auf, wenn er es will. Wenn wir glauben, wir hätten ihn gefunden, dann hat er uns gefunden..."
Manfred schüttelte langsam den Kopf. Er wusste nicht so recht weiter. Nun ja, eigendliich wusste er doch weiter - es gab nur eine Sache, die er tun konnte. Den Plan weiterhin verfolgen. Die Schlüssel auftreiben. Das gläsrerne Reich finden...
Entschlossen erhob er sich den dem Schmel, auf dem er gesessen hatte.
"Die Männer sollen sich ausruhen und alles für den Aufbruch vorbereiten. Morgen geht es los. Zum Gletscher."


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Erstellt von Skeleon on 05.05.2003 17:14:

Leon war zusammen mit den vier anderen, überlebenden Kultisten in eine Art große Wohnhöhle getreten. Manfred hatte sich stumm von ihnen verabschiedet, schien als wolle er irgendetwas wichtiges bereden oder den nächsten Schritt planen.
Meter an Meter waren hier einfache Feldbetten aufgereiht an beiden Flanken des langen und breiten Stollens. Die niedrige Decke ließ die Höhle trotz ihrer Ausdehnung schon wieder beklemmend eng aussehen. In der Mitte waren lange, einfache Holztische aufgebaut, um die sich eine große Anzahl Kultisten drängte.
Scheint als hätte Manfred noch einige Truppen in der Hinterhand. Trotzdem sah er sehr besorgt aus, kein Wunder wenn dieser Irre seine Leute tötet, wie es ihm beliebt. Ich frage mich, was er jetzt macht ...
Einen Augenblick lang spielte Leon mit dem Gedanken, Manfred zu suchen und eventuell zu belauschen. Doch dann ließ er es bleiben, der Oberkultist würde ihnen seine Pläne mitteilen, wie er es bisher getan hatte. Schien als vertrauten sich die Menschen hier gegenseitig fast blind, doch das schützte sie nicht vor dem Tavernenkiller, wie er genannt wurde. Aber es sah fast so aus, als würde er sich inzwischen nicht mehr nur auf Tavernen beschränken.
Einer der Kultisten zeigte an Leon gewandt auf das Feldbett vor ihm.
"Das da ist meines. Nimm eines dahinten in der Ecke - die Männer und Frauen, denen sie zugeteilt waren kommen nicht mehr zurück."
Schweigend stapfte Leon in die ihm gewiesene Nische, ein halbes Dutzend Feldbetten war hier aufgestellt.
Der Dieb ließ sich mit einem Ächzen auf das nächstbeste sinken, richtete sich nocheinmal auf, streifte 'Buckel', Kapuzenmantel und Kettenhemd ab und ließ sich auf das Bett zurückfallen.
Er war vollkommen ausgelaugt, den ganzen Tag das Gewicht seines Gepäcks und das des Kettenhemdes noch dazu mit sich herumzuschleppen ging an die Kraftreserven.
Im Liegen kramte Leon nach einigen der Speisen, die er im Haus des Magus mitgehen ließ - Honig und Sahne kamen zum Vorschein, ein seltsames doch schmackhaftes Mahl.
Er lag noch viele Minuten, vielleicht sogar einige Stunden mit von sich gestreckten Gliedmaßen auf dem Bett und atmete langsam ein und aus. Zu erschöpft um sich zu den anderen Kultisten zu gesellen, doch zu aufgeregt um zu schlafen sammelte er so im Wachen langsam neue Kräfte.
Plötzlich mischte sich ein Ruf unter das allgemeine Gemurmel der Wohnhöhle.
"Die zehnte Gruppe und ein Bruder namens Leon sollen sich auf den Weg machen - sie haben sich am Tunnelausgang mit Manfred zu treffen, um die nächsten Schritte zu bereden und auszuführen."
Etwa ein Dutzen Ordensbrüder machten sich auf den Weg, Leon stolperte hinter ihnen her und versuchte sein Gepäck wieder auf den Rücken zu bekommen.
Als er aus der Höhle heraustrat standen die anderen schon in einem Halbkreis um Manfred.
Seltsam, es schien als wäre es früher Morgen. Hatte er den restlichen, gestrigen Tag verschlafen?
Leon gesellte sich zu der Versammlung und wartete ab, was Manfred zu verkünden hätte.


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Erstellt von Sarevok [NPC] on 05.05.2003 17:51:

Manfred sah ruhig von einem der Ordensbrüder zum anderen. Es waren die besten und zuverlässigsten Kämpfer, die er auf diese Mission mitnehmen würde. Und die brauchte er auch. Dem Mann lief ein kalter Schauer über den Rücken, wenn er daran dachte, wo sie jetzt hin mussten. Und wenn er daran dachte, dass wohl nicht alle zurückkehren würden, die nun aufbrachen...
"Brüder Der erste Stein, der erste Teil des Schlüssel war einfach zu finden und..."
Manfred stockte kurz, als er an die Leute dachte, die nicht zurückgekommen waren.
"...ohne weiteres zu bergen. Doch der zweite Schlüssel liegt weit weg, im Gletscher."
Der Kultist überlegte kurz, ob er noch hinzufügen sollte, dass es sich um das Jagdgebiet der Luzkans handelte, entschied dann aber, es sein zu lassen. Eine demoralisierte Gruppe wäre auch nicht gerade praktisch. Und eine Reise zum Gletscher schlug auch so schon genug auf den Magen.
"Wir müssen nun aufbrechen. Ich will das alte Schlachtfeld noch vor Sonnenuntergang hinter mir gelassen haben - seit der großen Schlacht der Gefangenen gegen Kaszan Toras geht dort irgend etwas nicht mehr mit rechten Dingen zu. Wir sollten dann heute abend den Fuß des Gletschers erreicht haben, wo einige Brüder bereits eine Basis errichtet haben. Dort werden wir übernachten und uns mit allem ausrüsten, was wir für die Gletschertour benötigen. Los jetzt."
Mit Manfred an der Spitze setzte sich die kleine Gruppe aus Kämpfern des Ordens in Bewegung...
10.05.2003, 16:12 #33
Engardo
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Erstellt von Skeleon on 05.05.2003 13:17:

Mit einem dumpfen Knarren verformte sich die Fratze des Baumes noch ein wenig und verlor ihre Form. Ein Ächzen und Zittern ging durch den Baum, dann Stille.
Manfred sah sich entgeistert um: Von seinem Schwert zu dem Baum am Wegesrand, zurück auf die beiden Leichen am Grufteingang und schließlich zu Leon und den verbliebenen Kultisten.
Mit einem erbosten Schnauben wandte er sich dem Weg aus dem Säulengang zu, sein Schwert wirbelte er in einer einzigen, fließenden Bewegung zurück in seine Scheide.
Leon und die Kultisten ließen ihre Waffen sinken und starrten noch einen Moment auf das hölzerne Etwas vor ihnen.
"Kommt! Oder wollt ihr hier Wurzeln schlagen?!" rief Manfred ihnen zu und langsam, einer nach dem anderen, lösten sie sich aus ihrer Trance und folgten ihrem Anführer hinaus aus dem Säulengang und zurück zum Waldrand.
Schließlich fand einer der Kultisten die Sprache wieder.
"Warte! Was ist mit den anderen?"
Manfred sprach aus was alle dachten.
"Sie sind tot. Oder glaubst du, die zwei an der Treppe wären die einzigen?! Los jetzt! Die Sonne geht bereits auf, wir haben, was wir wollten und haben teuer genug dafür bezahlt. Verschwinden wir von hier."
Langsam setzte sich die nun entschieden kleinere Gruppe in Bewegung. Sehr viel schneller als bei ihrem ersten Marsch fanden sie nun ihren Pfad durch abgebrochenes Geäst und zertretene Pflanzen und Büsche. Leon blickte sich gehetzt um. Viel intensiver als bei ihrem Hinweg spürte er nun die Wachsamkeit des Waldes. Äste knarrten, Blätter und Grashalme raschelten und irgendwo ein Stück hinter ihnen suchte sich ein Schatten seinen Weg. Er hatte Blut gewittert und geschmeckt.
Die Kultisten waren nun gewarnt und Sarevok würde von ihren Verlusten in Kenntnis gesetzt werden - Tak war nun einen Schritt näher daran, ihn ausfindig zu machen. Und letztenendes zur Strecke zu bringen. Die Kultisten waren die Bauern in diesem Spiel, Sarevok hatte jedoch inzwischen zuviele von ihnen geopfert, um weiterhin untätig dabeizustehen.
Erleichtert atmeten die Wanderer auf, als sie endlich den Anstieg hinter sich gebracht hatten und sich vor ihnen der Höhleneingang auftat, flankiert von zwei schwerbewaffneten Kultisten.
Ohne Fragen zu stellen ob ihrer geschrumpften Anzahl ließen sie Manfred passieren.
Leon folgte ihm erneut an zweiter Stelle und spürte die sanfte Kälte des Bergesinneren. Eine fast angenehme Düsternis schloss sich um ihn als er Manfred die wirren Gänge hinterherfolgte und so immer tiefer in die unterirdische Festung des Kultes eindrang.


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Erstellt von Sarevok [NPC] on 05.05.2003 16:37:

Fast schon depressiv starrte Manfred auf die glatt geschliffene Oberfläche des Edelsteins, auf das eingravierte Schwert. Eine unheimliche Macht ging von diesem Gegenstand aus. Der Kultist schüttelte langsam den Kopf. So ein kleiner Stein, so viele Tote...
Er legte den Stein behutsam auf den niedrigen Holztisch vor ihm. Leises Plätschern erfüllte die Höhle, in der er saß, als er sich einen Becher mit dem getränk füllte, welches in der Kanne auf dem Tisch bereitstand. In einem Zug kippte er den hochprozentigen Reiswein hinunter.
Seine Finger glitten über die rasiermesserscharfe Kilnge seines Schwertes. Er fühlte den kalten Stahl - falls es stahl war, was er bezweifelte. Fülte die sonderbaren Runen, die Aura des Todes, die diese Waffe umgab.
Er kämpfte für Gerechtigkeit. Dafür, dass niemand mehr leiden musste. Er wollte die Menschen zum frieden führen, doch alles, was er fand, wohin er auch ging, war der Tod. Er verfolgte ihn, war schon fast ein guter Bekannter geworden. Wie viele gut Leute hatte er schon verlohren. Gefährten. Freunde.
Manfred schüttelte langsam den Kopf und vergrub das Gesicht in den Händen. Wie weit mussten sie noch gehen? Wie viele mussten sich noch opfern? Sarevok hatte ihnen Friede und Gerechtigkeit versprochen. Doch konnte dieser Weg, dieser blutgetränkte Pfad wirklich an ein solches Ziel führen?

"Der Bote ist unterwes."


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Erstellt von Skeleon on 05.05.2003 19:48:

Und wieder brach eine kleine Gruppe von Kultisten von dem dunklen Loch auf, das sie ihre Festung nannten. Leon fragte sich, ob diese Reise mit mehr Glück bedacht würde, als ihre letzte. Denn von dem Dutzend Ordensbrüder waren weniger als die Hälfte lebend zurückgekehrt.
Ich frage mich, warum er mich mitgenommen hat. So wie das klingt bräuchten sie einen Feuerteufel und keinen Dieb für ihre eisige Expedition ...
Manfred hatte ihn rufen lassen und einfach mitgeschleift, ohne einen Grund zu nennen. Doch so merkwürdig es klingen mochte, Leon begann dem Mann zu vertrauen. Sicher, sie hatten wirre Ideale, doch sie glaubten an die rechte Sache. Und allmählich hoffte Leon, den Erfolg des Kultes mit zu tragen.
Während Leon so nachdachte stapfte die Gruppe durch einen lichten Gebirgswald. Anders als am Vortag waren sie nicht in die Täler hinabgestiegen sondern unterhalb der Bergkette immer auf gleicher Höhe nach Osten marschiert. Die Gegend wurde felsiger und zerklüfteter - Leon mochte diese raue Schönheit der Gebirge.
Ein paar Meilen vorraus sah Leon die Bergkette zu ihrer Rechten langsam absinken und in ein Joch übergehen. Und mit seinem scharfen Augen sah er den Pfad direkt zu diesem Pass führend.
Schweigend stapfte er weiter - auch die anderen sprachen nicht oder nur wenige Worte um die nächsten Schritte klar zu machen. Eine seltsame Stille lag auf diesem Ort, nur gestört von dem sanften Heulen des Windes in den Zacken der Berggipfel zu ihrer Rechten.
Der Wald - eine lose Ansammlung von Bäumen, hier und da auf dem felsigen Untergrund verstreut - endete schließlich vollends und wurde von einem weitläufigen Geröllfeld abgelöst.
Hier und da standen alte, ausgedörrte Bäume, seit vielen Sommern blattlos und tot.
Inzwischen war bereits früher Nachmittag geworden - die Sonne brannte auf die Kultisten herab und wurde von dem weißen Geröll unter ihnen reflektiert.
Nicht nur Leon spürte, wie ihm der Schweiß von der Stirn perlte und seine Beine langsam schwer wurden. Doch Manfred trieb sie weiter mit sich, forderte sie zur Eile auf und sprach immer wieder davon, bis zur Abenddämmerung den Fuß des Gletschers, ihres Ziels erreicht zu haben. Leon fragte sich, was Manfred so sorgte. Fürchtete er, dass auch andere auf der Suche nach dem zweiten Schlüsselteil waren? Dass sie zu spät kommen würden?
Erleichtert atmete die Gruppe auf, als sie in den spärlichen Schatten eines toten Waldes traten. Sie hatten das Geröllfeld endlich hinter sich gebracht und standen nun an der Schwelle zum Joch.
Unter Führung von Manfred kam die kleine Gruppe schließlich an den Rand des Passes. Von hier begann der Pfad die brachen Hügelgebiete herabzusteigen und schließlich in eine schier endlosweite, graue Ebene überzugehen.
In der Ferne, jetzt in verspäteten Wolkendunst gehüllt, sah Leon die nächste Reihe von Bergen aufragen. Und in einem der zerklüfteten Trogtäler schien unnatürlich weiß ein ausgedehnter Gletscher.
Manfred wies darauf.
"Dort ist unser Ziel. Und wir müssen es noch bei Tageslicht erreichen. Macht rasch, die Sonne ist auf ihrem Weg schon weit fortgeschritten - wir müssen sie einholen."
Und damit machte er sich an den Abstieg in die weite und trostlose Ebene, nicht zurückblickend.
Murrend und übelgelaunt folgten ihm die Kultisten. Sie hatten sich nach dem langen Marsch in der Hitze eine Pause erhofft.
Doch Manfred trieb sie unerbittlich weiter.
Das Schlachtfeld, wie dieser Ort genannt wurde, war Leon völlig unbekannt. Auch die anderen Kultisten, die bisher wohlbehütet ihre einfachen Leben geführt hatten, schienen diesen Platz nicht zu kennen oder höchstens aus Erzählungen.
Der braune Schlamm hatte sich mit dem Blut zahlloser Soldaten und Rebellen vermengt. Und die Sonne hatte den Boden ausgetrocknet. Die Ebene war ein Brachland von unermeßlicher Größe. Der Boden schien nach der Kälte des Winters und der Dürre des frühen Sommers nach Flüßigkeit zu dürsten. Der ganze Ort war bedrohlich und schien das Eindringen der Lebenden sowohl mit Argwohn, als auch mit Gier zu realisieren.
Als die kleine Gruppe tiefer in diese Wüste eindrang entdeckte Leon hin und wieder das helle Aufflackern wie von Stahl in der Sonne. Hier und da strahlte ihm bleiches weiß entgegen.
Leon machte ein paar Schritte seitwärts.
Was zum Henker ...
In der Sonne glitzerte blanker Stahl und rostiges Eisen. Schwerter, Rüstungen, Speer- und Pfeilspitzen lagen überall auf der Ebene verstreut.
Von Wind und Wetter und der brennenden Sonne ausgebleichte Knochen staken hier und da aus dem vertrockneten Morast.
Verunsichert lief Leon zurück zu den Kultisten und holte soweit auf, dass er mit Manfred auf einer Höhe lief.
"Was ist das für ein Ort? Hier liegen die Gebeine von Zahllosen, und Waffen und Rüstungen einer stolzen Armee!"
Manfred nickte nur stumm.
Schließlich sagte er:
"Ich hatte gehofft diesen Ort umgehen zu können. Aber die Karte war eindeutig, unser Ziel liegt in dem Gletscher dort vorne. Diese Ebene war der Schauplatzes einer großen Schlacht, die sich allzubald in ein blutiges Massaker auf beiden Seiten wandeln sollte. Die Menschen sprechen in ihren Geschichten von diesem Ort als wäre er ein böser Traum. Und sie haben recht - seit dem Tag, an dem die Heere Gorthars und die Truppen der Gefangenen aufeinandertrafen ist dieser Ort verflucht. Verstehst du nun, wieso ich euch zur Eile treibe? Verstehst du, warum ich nicht bis nach der Abenddämmerung hier sein will?"
Leon nickte.
Mit der Rechten beschirmte er seine Augen und spähte zur Sonne.
Es musste bereits später Nachmittag sein und die Sonne schien schnell zu sinken. Schon begann ihr Licht einen rötlichen Schimmer anzunehmen.
Gegen das Licht machte Leon eine Gruppe von abgestorbenen Bäumen aus, ihre blattlosen Äste krallten sich wie knorrige Klauen in den Himmel.
Leon schauderte.
Mit einem Mal schien ihm der ganze Ort wie lebendig. Der Wind strich mit einem leisen Heulen über die staubige Erde, sonst regte sich hier nichts. Und doch ...
Nein, lebendig war das falsche Wort.
Wachsam.
Hier war seit langem nichts mehr am Leben, doch die Ebene und alles darin schien die kleine Gruppe zu beobachten.
Leon beschleunigte seinen Schritt etwas, Manfred tat es ihm gleich.
Ein Grummeln ging durch die Reihen der Kultisten, als sie zu noch schnellerem Marsch angetrieben wurden.


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Erstellt von Krieger-BP on 05.05.2003 22:15:

„Ja mei, wer seits den ihr?“, stammelte der Wirt dieser äußerst volkstümlichen Kneipe. An den Wänden hangen komische blau weise Wappen und die meisten Besucher hatten spitze Bärte. War das hier der Wichtelclub? Krieger kratze sich am Kopf und wandte sich dem Wirt zu.
„Man nennt mich Krieger, Krieger aus dem Sumpf!“. Krieger drehte sich um und bemerkte, dass ihn plötzlich jeder Anwesende mit bohrenden Blicken musterte. Verängstigt wandte er sich wieder dem Wirt zu. „Ich bin eigentlich nur auf der Suche nach einem Freund von mir, werter Wirt!“
„Ja bist du denn närrisch? Gothar ist doch so etwas von groß. Sagt mir Krieger, wie schauts er denn aus?“
„Naja, eigentlich ist er leicht zu erkennen. An ihm ist nicht viel dran und, bitte versteht das jetzt nicht falsch, er ist blond! Man ruft ihn Esteron und meistens hört er auch auf diesen Namen. Und? Könnt ihr mir weiterhelfen?“ Krieger ließ den Blick wieder über seine Schulter in den Raum wandern. Immer noch hafteten alle Blicke auf ihm. Starren die hier alle Ausländer so an oder hatte er irgendetwas komisches an sich?
„Esteron; lasst mich überlegen?“ Minuten später „Nein, dass sagt mir nichts, aber ich frag mal die Elfriede. ELLFRIEDEE“, brüllte der ebenfalls spitzbärtige Wirt mit dem leichten Bierbauch und Oberarmen dick wie Bäumen. „ELFRIEDE!“
Eine kleine mopsige Frau lugte plötzlich über die Ladentheke. Krieger hatte sie gar nicht ankommen sehen. Ein zarter Frauenbart zierte die Fläche über ihrer Oberlippe und an ihrer Unterlippe breitete sich bereits eine große Herpesblase aus.
„Verzeiht das Gebrüll meines Mannes Reisender. Er hat manchmal ein ziemlich lautes Organ und ...“ die kleine Frau wendete sich dem Wirt mahnend zu, „.. Zähne putzen tut er sich auch nie!“ Nun wieder zu Krieger gewand fuhr sie fort. „Was wolltet ihr? Mein Mann kann sich oft nicht richtig artikulieren!“
Krieger wiederholte die Beschreibung Esterons.
„Mh“, erwiederte die Frau, „tut mir Leid, er ist mir noch nicht über den Weg gelaufen. Da hilft wohl nur, weiter fragen, einen besseren Tipp kann ich euch da leider nicht geben!“
Krieger nickte ihr zu. „Dann möchte ich euch nicht weiter stören! Auf wiedersehen.“ Eine Drehung um 180° folgte, was seine Front direkt in die beisenden Blicke der Insassen des Hauses brachte. Krieger kratzte sich verlegen am Kopf. „Äh, * grumel * ich werd dann mal gehen. Noch einen schönen Tag die Herren und Damen.“ Keine Antwort.

„Hey, Elfriede! Der hat gesagt, dass er aus dem Sumpf kommt!“
„Ja!“
„Du weist, was es dort gibt. Erinnerst du dich? Als wir noch jung waren?“
„Ja ja.“
„Du hörst mir gar nicht zu!“
„Ich bin ganz deiner Meinung.“
„ich wusste es, na ja egal!“, der Wirt drehte seinen Kopf in Richtung Krieger, der gerade die Taverne verlassen wollte. „Herr Krieger ... Herr Krieger, haltet ein!“

Krieger wendete sich wieder dem Wirt zu. „Was ist los?“
„Nun ja, ihr kommt doch aus dem Sumpflager, wenn ich mich irre oder?“
„Stimmt, und?“
„Nun, wie soll ich das sagen? ... ... ... Elfriede, sag doch auch mal was!“
Elfriede schaute wieder auf. „Mensch, er will fragen, ob du was dabei hast!“
Krieger schaute verdutz in den Raum. Alle Augen waren wieder erwartungsvoll auf ihn gerichtet. Ein Schweißperle rollte zu Boden. Er durfte jetzt nichts falsches sagen.
„Öhm, ja, ich glaube schon!“
Ein Grölen durchfuhr die Taverne. Da wo einst Stille war herrschte nun bloße Begeisterung und Vorfreude.
„Wie viel? Wie viel habt ihr dabei?“, rief eine Stimme aus dem Raum.
„Naja, 300 Stängel dürften doch für euch reichen oder?“
„Ja, wie viel? Wie viel wollt ihr dafür haben?“
„1000 Gold!“
Urplötzlich trat Stille in die Taverne. „1000 Gold? Das ist doch betrug!“ „Nein ist es nicht!“
„Ok, na dann müssen wir alle zusammenlegen!“
Ein Sack ging durch die Runde und füllte sich mehr und mehr mit Gold. Das wunderbare Aneinanderklingen von Goldstücken drang in Kriegers Ohr. Es klang nach Reichtum. Schnell löste er die Tasche von seinem Gürtel, schnappte sich den Beutel und schmiss im Gegenzug die Tasche hin und verschwand aus der Taverne. Hinter ihm war erfreutes Gejaule und das poltern von Füßen auf Tischen zu hören, doch er war weg. Er musste seinen Freund Esteron finden, denn das war oberste Priorität...
10.05.2003, 16:14 #34
Engardo
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Erstellt von Saria on 05.05.2003 22:45:

Im Vergleich zu Khorinis war Gorthar schon eine seltsame Stadt.
Beim Hafen schon angefangen schien alles viel größer, ein Gewirr aus Gassen verband die größeren Straßen miteinander wie das Netz einer gigantischen Spinne.
Nicht, dass das Saria stören würde. Je mehr Straßen, desto mehr Verstecke und Möglichkeiten, eventuelle Verfolger abzuhängen. Und je größer die Stadt, desto mehr Leute und folglich mehr Beute. Kurz : Alles was eine Diebin brauchte.
Allerdings war Saria nicht nach Gorthar gekommen, nur um kleine Fische zu fangen. Sie brauchte einen Anhaltspunkt, irgendetwas um einen guten Coup landen zu können. Die Diebe aus Khorinis würden Augen machen, wenn sie sahen was die Amazone seit ihrem letzten Besuch alles erworben hatte....
Der letzte Bruch in der Hafenstadt war zwar nicht übel gewesen, doch noch lange nicht genug für die Diebin. Eher hatte er ihr Verlangen nach etwas wirklich Außergewöhnlichem noch weiter gesteigert. Wenn sie etwas einzigartiges stehlen konnte, würden die Diebe sie vielleicht endlich respektieren.
In einem Schluck verschwand der scharfe Schnaps in Sarias Kehle. Noch bevor das Brennen in ihrer Kehle abgeklungen war, wandte sie sich schon an den Wirt.
"Willst du mir nicht mal was hörenswertes über die Stadt erzählen?"
Zusätzlich zu den Münzen für den Schnaps wanderte eine zusätzliche Münze zwischen Sarias Fingern hin und her. Ein schmales Grinsen machte sich auf den Zügen des Wirtes breit.
"Was willst du denn wissen?"
Scheinbar gedankenverloren folgte Sarias Blick dem Weg der Münze.
"Du bekommst hier doch sicherlich 'ne Menge mit. Was is'n hier in letzter Zeit so alles passiert?"
Der Wirt lehnte sich auf den Tresen und pulte etwas zwischen seinen Zähnen hervor.
"Die Inquisition hat sich in der Festung eingenistet. Bisher hat sie noch nicht viel von sich blicken lassen, aber es ist sicher nur eine Frage der Zeit. Offensichtlich macht dieser neue Kult Schwierigkeiten...."
"Was für'n Kult?", unterbrach Saria den Wirt.
"Irgendsolche religiösen Spinner. Keine Ahnung warum die Inquisition hinter denen her ist. Am Hafen treiben sich öfters mal welche von denen rum und verteilen Almosen an die Armen. Kannst ja mal bei denen nachfragen, falls du dich für sowas interessierst."
"Ich werd's mir merken. Was gibt's sonst noch?"
Eine weitere Goldmünze blitzte zwischen Sarias Fingern auf.
"Lass mich mal überlegen...."
Der Wirt fuhr sich durch seinen spitz zulaufenden Bart.
"In letzter Zeit laufen lauter Verrückte durch die Stadt. Zuerst veranstaltet einer ein riesen Gemetzel in einer Taverne, kurz darauf brennt ein anderer 'ne weitere Absteige ab. Ich hoffe mal, dass diese Kerle von mir fernbleiben."
Bei den Göttern, das hörte sich ja schrecklich an. Vielleicht sollte sie besser aufpassen, wo sie sich herumtrieb. Wenn hier lauter Wahnsinnige rumliefen....
Der Wirt strich sichtlich zufrieden die Goldstücke ein, während Saria mit dem leeren Becher herumspielte. Das waren jetzt aber auch nicht die interessantesten Informationen gewesen.
Die Diebin wunderte sich etwas, als ein nach Sumpfler aussehender und nach Sumpfkloake stinkender Kerl neben sie trat und anfing, mit dem Wirt ein kleines Schwätzchen zu halten. Offensichtlich suchte er seinen Freund. Typisch Sumpfler, der hatte mit Sicherheit zu viel geraucht.
Gerade als sich die Diebin gelangweilt umdrehte, flog die Tür auf und ein sichtlich miesgelaunter, älterer Herr stampfte in den Raum.
"Dreckiges Pack! Bestohlen haben sie mich! Diese Lausbuben! Elende Landstreicher! Ganoven!"
Einer der wichteligen Tavernenbesucher stand auf und legte seinen Arm beruhigend um die Schulter des aufgebrachten Alten. Zusammen entfernten sie sich zu einem der Ecktische. Saria spitzte die Ohren. Wenn es um Diebe oder Diebstähle ging, war sie ganz Ohr.
"Ach Wurmbald, beruhige dich doch erstmal. Wer soll dich bestohlen haben?"
"Diese Mistkerle! Banausen! Im Schlaf bestohlen haben sie mich! Mein wertvollstes Buch aus den Fingern geklaut! Das waren mit Sicherheit diese Kultisten!"
Wenn Saria gewusst hätte, dass man auch kostenlos an solche Informationen kommen konnte, wäre der Wirt jetzt um einige Goldstücke ärmer. Das war doch mal um einiges aufschlussreicher.
Offensichtlich lohnte es sich doch, mal bei diesem Kult vorbeizuschauen. Saria wollte schon aufstehen, um die Taverne zu verlassen, als plötzlich rege Bewegung in die zuvor so träge wirkenden Besuchermassen kam.
Irgendjemand plärrte etwas von tausend Goldstücken durch den Raum. Stille war die Folge. Doch dann ging es erneut los. Der Sumpfler wurde auf einmal von Dutzenden von Leuten bedrängt.
Die wollten alle sein Sumpfkraut!
Für tausend Münzen!
Sarias Herzschlag raste in astronomische Höhen. So viel hatte sie in Monaten nicht eingenommen. Und jetzt wollte dieser Sumpfler einfach so mit der ganzen Kohle durch die Tür verschwinden. Den plötzlichen Trubel ausnutzend, drängelte sich die Diebin durch die Massen und zwängte sich gleichzeitig mit dem Krautdealer aus der Tür.
"'Tschuldigung, hab's eilig!", keuchte sie noch, dann drückte sie sich an ihm mit einigem Ellenbogeneinsatz vorbei und auf die Straße hinaus.
Bei so viel Körperkontakt fiel es gar nicht auf, wenn Geldbeutel mehr oder weniger freiwillig den Besitzer wechselten....
Hastig verschwand die Amazone in einer der nahen Gassen und streunte in Richtung Hafen davon. Jetzt würde sie ja sehen, wieviel diese Kultisten wussten.
Liebevoll strich ihre Hand über die Circe Rune....


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Erstellt von Sarevok [NPC] on 05.05.2003 23:41:

Ein unmenschlicher Schrei zerriss die bedrückende Stille.
Die Kultisten zucken zusammen, wie ein Mann zogen sie die Waffen, sofern sie dies nicht schon längst getan hatten.
"Es ist soweit..." murmelte Manfred, seine Hände schlossen sich fest um den Griff seiner Waffe. Die dunkle Klinge des Rechtbringers schimmerte unheilverkündend im Licht der langsam hinter dem Horizont verschwindenden Sonne.
"Kampfformation einnehmen!" rief Manfred, die Krieger reagierten sofort und bildeten einen Kreis, in deren Mitte sich die Fernkämpfer einfanden.
"Und jetzt weiter! Schnell!"
Die Kultisten bewegten sich weiter über die staubige Ebene, ohne die Formation aufzulösen. Die Rüstungen und Waffen der Kämpfer bildeten einen scheinbar undurchdringlichen Ring aus Klingenstahl. Trockene Zweige und bleiche Knochen brachen unter den Stiefeln der Krieger, verbissen hielten sie nach jeder Gefahr ausschau...
Ein Schatten huschte von einem Felsen zum nächsten. Spitze Hornkrallen kratzten leise auf dem spröden Gestein.
Ein Pfeil schoss sirrend von der Sehne, bohrte sich in die trockene Erde. Der Kultist zog sofort das nächste Geschoss aus dem Köcher...

Ein Fauchen. Bestialisch, doch erschreckend menschlich. Stahl quietschte gequält, als rasiermesserscharfe Krallen ihn aufschlitzten. Blut besudelte den staubigen Boden und wurde von ihm aufgesogen, als wartete er seit Jahren darauf. Der Kultist schrie schmerzgepeinigt, doch nur kurz, sein Streitkolben fiel zu Boden. Zwei glutrote Augen in der Dunkelheit des späten Abends, bestialisch, wahnsinnig...
Pfeile surrten durch die Luft, doch sie trafen nur den trockenen Sand.
Es war weg.

"Verdammt, was war das?"
Manfred warf einen Blick auf den toten Kultisten. Sein Brustkorb war der Länge nach aufgeschlitzt, genau wie das Kettenhemd, das ihn hatte schützen sollen. Es stellte scheinbar keinen nennenswerten Widerstand dar.
"Los, wir müssen hier raus!" rief Manfred, und niemand bezweifelte seine Worte. Die Formation begann sich aufzulösen, als jeder sein Heil in der Flucht suchte. Nichts wie weg von diesem verfluchten Ort...

Leise Schritte. Schritte? Der Kultist drehte sich um. Etwas kam mit unglaublicher Geschwindigkeit näher. Glutrote Augen in der Dunkelheit,
bestialisch, wahnsinnig...
Der sehnige Körper katapultierte sich in die Luft, rasiermesserschrfe Krallen zerschnitten selbige. Der Kultist stieß sein Langschwert nach vorn, die Kreatur quietschte überrascht. Die Klauen berührten den Schädel des Kultisten, im nächsten Augenblick war nichts mehr für den Mann...

Manfred wirbelte herum, er sah gerade noch wie das Wesen, das sie angegriffen hatte, den Kopf eines Kämpfers mit seinen Krallen innerhalb von Augenblicken in handliche Stücken zerlegte. Einen Herzschlag lang trafen sich ihre Blicke, die letzten Strahlen der sonne fielen auf die fleckige, schmutzige Haut des Angreifers.
Es war ein Mensch...
Zumindest war es als Mensch geboren worden. Inzwischen konnte man das wesen nicht mehr so recht einordnen. Die Haut war dreckig - braun und ledrig, lange Büschel dünnen weißen Haars hingen vom abgeflachten Schädel der Kreatur. Die Hände waren mit mindestens zehn Zentimeter langen, rasiermesserscharfen Krallen bewehrt, die Beine schienen zusätzliche Gelenke und unglaubliche starke Muskeln zu besitzen.
Das Geschöpf wirbelte herum und verschwand mit einem gewaltigen Satz irgendwo im Schatten. Doch Manfred erkannte einen tiefen Schnitt in seiner Hüfte, dort wo der eben getötete Ordensbruder das wesen noch mit dem Schwert erwischt hatte.
"Los, weiter, schnell!" brüllte Manfred, doch die Leute brauchten schon lange keine derartige Ermunterung mehr...


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Erstellt von Krieger-BP on 05.05.2003 23:49:

Freudig schmiss sich Krieger einen seiner Notstängel in den Mund und zündete ihn sich an. „Diese Trottel, geben dir mir echt 1000 Gold dafür. Also hier komme ich auf jeden Fall wieder her!“, sagte er zu sich und lachte innerlich. Mit einem Schwung war der Sack auf seinem Rücken und wieder starrten ihn Leute ohne Blöße an. Was hatte er denn nun schon wieder verbrochen. „Falls ihr Stängel wollt, ich hab keine mehr!“, schrie er die Meute an, „geht dort rein, dort drinnen sind genug!“
„Der Sumpfler spinnt total!“, ertönte es plötzlich aus den hinteren Reihen. Krieger zeigte der Menge einen Vogel und schritt mit federleichten Schritten weiter.
Federleichten? Da stimmt doch irgendwas nicht. Der Sack ist doch ....

„Er ist weg, verdammt noch mal so ein Mist, beim Schläfer wenn ich diesen Dieb in die Finger bekomme!“, schrie er wutentbrannt.
Doch seine Stimmung blieb nicht lange so, denn der 10 Meter entfernte Spuckwettbewerb zog seine Aufmerksamkeit magisch an. Drei alte Greise saßen im Kreis um einen Eimer, auf den sie unentwegt spuckten. Wer als erster das Ziel verfehlt hat verloren. Vor lauter Freude spuckte Krieger auch mal und obwohl er noch weit hinter den Greisen war, traf er.
„Hey Junge, du bist gut! Setz dich zu uns!“, sprach einer und spuckte wieder.
Krieger schnappte sich einen Hocker und setzte sich. Gerade wollte er wieder zum Schuss ansetzten, als er aus den Augenwinkeln jemanden in einer Gasse mit einem großen Sack erblickte, der an irgendwas herumhantierte. „Na wenn das nicht mein Dieb ist!“, sagte er laut vor sich hin. „Quatsch nicht, spuck lieber!“, fuhr ihn jemand an.

Krieger jedoch hörte gar nicht mehr auf die Stimme. Er hatte sich schon längst den Eimer gekrallt und war auf das Dach, das neben dem Dieb war gekraxelt. Er konnte sich ein leises Feixen nicht verkneifen, als er sich dem Abgrund näherte. Vorsichtig lugte er herunter. Es war gar kein Dieb, sondern eine Diebin! Sie rieb an irgendeinem Stein. Doch Krieger war das eigentlich Schnitte, denn diese Person hatte auch seinen Beutel. Erquickt richtete er sich auf, schaute hinunter und rief: „Überraschung!“, woraufhin das Mädchen nach oben schaute. Leider konnte sie dem Schwall Spucke nicht mehr entgehen. Dieser prasselte volle Kanne auf sie und beschmudellte sie von Oben bis unten.
„Sie sieht ja gar nicht mal so schlecht aus, mit dem mit Spucke getränkten Haar, welches ihr am Gesicht klebte!“, dachte sich Krieger erfreut.
„Und? Was ist nun mit euch? Jetzt seit ihr Sprachlos, wa, aber wer mein Gold stielt muss mit so was rechnen!“, sprach er laut. Meine Güte, seine Rede war ja gar nicht mal so schlecht...
10.05.2003, 16:15 #35
Engardo
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Erstellt von Saria on 06.05.2003 00:11:

Noch während sich der Fremde ob seiner gar großartigen Tat rühmte, hatte Saria schon ihre Beine in die Hand genommen.
Und einem Schatten gleich in der nahen Gasse verschwunden. Als ob Beliar selbst hinter ihr her wäre, sprintete sie die enge Gasse hinab, warf sich schwungvoll in eine abzweigende Gasse und hetzte weiter.
Vor ihr schimmerte das Wasser des Hafenbeckens in der Dunkelheit der Nacht. Ohne abzubremsen stürzte die Diebin aus der Gasse hinaus und auf die Straße.
Ein gehetzter Blick nach links, dann nach rechts. Nicht mehr viel los auf den Straßen. Ihr Atem ging stoßweise. Ihre Haare klebten von dem Speichel. Widerlich, einfach widerwärtig....
Sie hoffte einfach, dass sich der Sumpfler ähnlich schlecht in der Stadt auskannte wie sie und stürmte nach rechts weiter. Ein vorbeihumpelnder Mann taumelte zurück, als die Diebin ihm seinen Wasserschlauch entriss und sich den Inhalt kurzerhand über den Kopf goß. Angewidert schüttelte sie den Kopf. Hoffentlich war dieser Sumpfler so bekifft, dass er bei ihrem Tempo nicht mithalten konnte.
War dieses Zeug eigentlich schädlich für die Lunge?
Mit Sicherheit.


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Erstellt von Krieger-BP on 06.05.2003 00:21:

Krieger zückte die Klinge. Da läuft dieses Weibstücks einfach weg.
Eine Rolle vorwärts, dann auf dem alten Knacker darunter landend und seinen Jungen Sohn wegstosend, lief er ihr hinterher.
Wie war das jetzt noch mal? Links, dann rechts? Ach, einfach Fragen.

„Hey, habt ihr eine Junge Frau hier lang laufen sehen?“, rief er jemandem im laufen zu. Der zeigte nur mit dem Zeigefinger in die Richtung, in die sie gelaufen war. Krieger nickte ihm zu und lief weiter. Mit großen, ausgreifenden Schritten bahnte er sich seinen Weg durch die Gassen. Nur kurz sah er die Frau um die Ecke huschen, doch im Vorbeirennen stahl er ein paar Mandarinen und warf eine nach ihr. Daneben. So ein Mist.

Um die nächste Ecke gebogen sah er sie schon. Sie kauerte in einer Sackgasse. Erfreut stütze sich der Templer auf seine Knie um sich zu rehabilitieren. Frauen können dermaßen anstrengend sein! Dann wandte er sich ihr schnaubend zu.
„Und? Was ist nun? Gib mir mein Geld zurück, oder ich werfe mit Mandarinen!“


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Erstellt von Saria on 06.05.2003 00:32:

Gehetzt wie ein wildes Tier blickte sich Saria um. Vor ihr eine massive Hauswand, hinter ihr ein Wahnsinniger der mit Mandarinen und einem gefährlich blitzenden Schwert bewaffnet war.
Über ihr ragten die Häuser in den Sternenhimmel. Zu hoch um emporzuklettern.
Doch der Sumpfler schien von der Lauferei erschöpft zu sein. Also war das Kraut doch schädlich für die Kondition. Langsam wich Saria vor dem Sumpfler zurück. Ihr Rücken berührte den kalten Stein der Mauer.
Während ihre Rechte zu dem Dolchgriff an ihrem Oberschenkel kroch, vergrub sich die andere Hand in ihrer Manteltasche. Jetzt war die Zeit für eine Feuerprobe gekommen.
Da der Krautsüchtige noch immer nach Atem rang, nutzte Saria die Gelegenheit um die Augen zu schließen und tief durchzuatmen. Ein Kribbeln lief ihren linken Arm hinauf. Sie spürte wie sich die Magie in ihrem Körper entfaltete, wie ein neugeborener Vogel die Flügel spreizte um sich erneut in die Luft zu schwingen.
Wie schon in der Taverne war ihr Kopf mit einem Mal erfüllt von fremdartigen Gedanken.
Wolltest du dir die Mandarinen nicht selbst ins Gesicht schmieren?, flüsterte die Diebin in die Gedanken des Sumpflers.


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Erstellt von manmouse on 06.05.2003 00:35:

Esteron sah die beiden Kerle an und fiel in lautes Gelächter aus. “Ich bin zwar neu in Gorthar und eure Angelegenheiten gehen mich auch nichts an. Aber ihr solltet Eure Unstimmigkeiten auf einen anderen Tag verschieben.“

Der Wanderer wunderte sich über sich selbst. Hatte er diese Worte gerade gesagt? Nein das war nicht er, er waren nicht seine Gedanken. Nicht seine Worte, die soeben von den Lippen geformt wurden. Es war die Seelenseite des toten Generals, die noch immer in Esteron hauste. Sie war zwar ein Teil von ihm, aber trotz allem hatte er sie nicht unter Kontrolle.
Der Wanderer sah dem Waffenmeister mit ruhigen Augen an. “ Ich denke wir sollten weiter ziehen, mir gelüstet es zu speisen. Lasst uns in eine Schenke gehen. Irgendeine wird es wohl noch geben, in diesem Kaff.“

Esteron sah in das ihm unbekannte und auf andere Weise doch bekannte Gesicht, drehte sich um und schritt voraus, in der Hoffnung das ihm Frost folgen würde.
“ Kommt Ihr, Frost?“

Esteron schluckte, den Namen hatte er nie zuvor gehört. Und wieder waren es die Lippen die Worte formten auf die der junge Mann keinen Einfluss hatte. Aber Moment. Das Gesicht, er hatte das Gesicht schon mal gesehen. Damals im Kastell, als ihm die Hüterin erklärt hatte, das er der Wiedergeborene war.
Was in Innos Namen trieb der Kerl in Gorthar? Konnte er ihm gar helfen, die Abzugtrichterhaube zu finden?


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Erstellt von Superluemmel on 06.05.2003 15:46:

Frosts Pupillen ruckten zum Rande seines Sichtfeldes, seine Augenbrauen rückten ein kleines Stück näher zusammen.
Was hatte Esteron gerade gesagt?
Zögernd kletterte die rechte Augenbraue des Kriegers nach oben. Dieser Kerl war sonderbar. Entweder extremst wankelmütig oder shizopfhen. Vielleicht auch beides.
Er würde ihn im Augen behalten. Seinem derzeitigen Eindruck nach zu urteilen, war Esteron unberechenbar. Nicht gerade das, was er momentan gebrauchen konnte. Im schlimmsten Fall arbeitete er noch mit der Inquisition zusammen. Den Torinern traute Frost alles zu.
"Bleibt mir vom Hals", war sein einziger Kommentar zu dem Inquisitor.
Dann schloss er zu Esteron auf und schritt zusammen mit ihm die Straße hinab. Von seiner Unsicherheit war nichts zu erkennen. Frosts Gesicht war ausdruckslos wie eh und je.
"Folgt mir. Wenn ich mich nicht irre, gab es dort vorne eine recht gute Gaststube."


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Erstellt von manmouse on 06.05.2003 17:36:

So zogen die beiden Kerle durch die dunklen Gassen von Gorthar und erreichten nach einem kurzem Fußmarsch die Taverne „Hecht am Karpfenteich“.

Von draußen waren die kräftigen Stimmen der Tavernengäste zu hören. Gesang, und dreckiges Lachen. Esteron blickte zu dem Waffenmeister.
“ Ich möchte einfach nur ein Bier trinken. Nicht mehr und nicht weniger.“ Grinste der Wanderer. Dann durchritt die Tavernentür als erstes.

Rauch und wieder dieser ekelhafte Gestank von Schweiß und verkippten Bier, trat den beiden Helden in die Nasenflügel. Esteron rümpfte abfällig die Nase. An dieses Geruch würde er sich wohl nie gewöhnen können.

Der Wanderer lies seinen Blick im Schankraum schweifen. Doch Krieger konnte er hier nicht ausmachen.
Plötzlich stieß der Waffenmeister Esteron an die Schulter und zeigte auf einen leeren Tisch in der hintersten Ecke. Esteron nickte kurz und schritt auf den Tisch zu.

Dort angekommen ließen sich die beiden Männer nieder und bestellten je einen Becher Bier. Die freundliche Bedienung brachte den beiden ihre Bestellung und verschwand daraufhin wieder in den Maßen der Gäste.
“ Auf euer Wohl“, grinste Esteron den Waffenmeister an und nahm einen tiefen Schluck.


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Erstellt von Superluemmel on 06.05.2003 17:51:

Erneut hob sich Frosts Augenbraue. Seltsam.
Auf eine unerklärliche Art und Weise kam ihm Esteron bekannt vor. Dieses verschmitzte Grinsen, ja, sogar seine Trinkhaltung glaubte Frost schon einmal gesehen zu haben. Nur war das schlichtweg unmöglich. Der Krieger war sich sicher, dem Mann noch nie zuvor begegnet zu sein.
"Und zu eurem", meinte der Waffenmeister auf Esterons Trinkspruch hin und nahm ebenfalls einen Schluck aus seinem Krug.
Klackend setzte der tönerne Krug auf der Tischplatte auf. Frosts Gesicht verschmolz mit den Schatten, als er sich zurücklehnte.
"Erzählt mir von euch", forderte er seinen Begleiter auf, ohne den Blick von ihm zu nehmen.
"Ihr sprecht nicht wie ein Gorthaner. Woher kommt ihr? Was treibt euch in dieses Land? Tavernen kann man immerhin auch anderswo anzünden."
10.05.2003, 16:17 #36
Engardo
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Erstellt von manmouse on 06.05.2003 18:04:

Esteron blickte Frost einen längeren Moment in die Augen, dann ging er erst auf die Fragen ein.
“ Ihr habt recht. Ich komme nicht von hier. Und ich kenne diesen Ort nicht.“ Wieder nahm Esteron einen Schluck um so eine künstliche Pause herauf zu beschwören. Dann fuhr er fort.

“Wer ich bin steht nicht zur Debatte.“ Esteron grübelte. Konnte er diesem Mann sein Vertrauen schenken?
Ihr erstes aufeinander treffen war nicht gerade rosig gewesen. Und doch irgendetwas an diesem Kerl, kam Esteron bekannt vor.

“Ich bin auf einer wichtigen Mission, müsst ihr wissen. Einer Mission voller Gefahren. Doch ohne meinen Gefährten den ich verloren habe, wird es mir kaum möglich sein sie zu bestehen.“
Schmückte Esteron die eigentlich biedere Suche nach der Abzugtrichterhaube aus gehärtetem Schwarzstahl, aus.

Wieder nahm der junge Mann einen Schluck, leerte den Krug und bestellte einen neue Runde.
“ Und ihr? Was treibt Ihr, außer euch mit Kerlen in Kutten anzulegen, und unbescholtene Bürger aus dem Kerker zu befreien?“ Esteron wurde langsam warm und sprach wie ein Wasserfall.
“ Ach ja, und ihr sagtet mir vor den Toren der Festung, das ihr einen Gegendienst für meine Befreiung verlangt. Was genau schwebte euch da vor Augen? “


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Erstellt von Skeleon on 06.05.2003 19:59:

Leon fühlte den Schweiß in Strömen von seiner Stirn rinnen, während er durch die graue Einöde hetzte. Vor, neben und hinter ihm rannten die anderen Kultisten, ein Stück weiter zurück rief Manfred sie zu noch größerer Eile an.
Im Laufen hatte Leon den langen Kampfdolch mit der Rechten und die Parierklinge mit der Linken gezogen ... doch was hatte er mit so läppischen Spielzeugen gegen eine Kreatur auszurichten, die Eisenplatten wie Butter zerschnitt?!
Er stolperte weiter durch die Dunkelheit und verfluchte in Gedanken sein nun viel zu schweres Kettenhemd - er brauchte den Atem noch.
Mehrere Minuten-, wenn nicht Stundenlang trieb Leon sich zum Weiterlaufen an - die anderen waren trainierte Kämpfer und für Gewaltmärsche wie diesen mehr oder weniger gut ausgebildet, doch er?!
Nicht lange und er hing einem der Kultisten an der Schulter und wurde mehr mitgeschleift, als dass er ging.
In der Ferne ertönte ein schauerliches, gurgelndes Heulen.
Der Laut nahm zu und wieder ab, beinahe einem Muster folgend, um schließlich in einem leiser werdenden Röcheln zu ersterben.
Hatte der Kultist die Bestie tödlich verwundet, ehe er selbst zugrunde gerichtet worden war?
Es war egal, der Lauf musste weiter gehen, denn nun schien die Ebene von grausigen Augen bevölkert zu sein, die die kleine Gruppe beobachtend, einen immer enger werdenden Kreis um sie zu schließen schienen.
Eine lauernde Stille hatte sich über das Schlachtfeld gelegt, nur gestört von den stampfenden Schritten der Männer und ihrem keuchenden Atem. Doch auch die längste Nacht geht einmal vorbei ... und nach einem schier endlosen Marsch schienen die ersten, schwachen Sonnenstrahlen über den Rand der östlichen Berggipfel. Gegen das Licht war der Gletscher in dem hochgelegenen Trogtal kaum noch zu erkennen, doch sie hielten weiter darauf zu.
Erst als die Sonne die Bergkette vollständig überwunden hatte rief Manfred sie zu einer Rast an - das schlimmste hatten sie wohl hinter sich.
Um sie herum war noch immer die graue Leere des Schlachtfeldes, durchsetzt mit Gebeinen und Stahl. Nirgendwo war eine Spur von der grausigen Kreatur der letzten Nacht zu sehen und die Augen schienen sich anderen Dingen zugewandt zu haben ... Leon atmete erleichtert auf, als wäre eine schwere Last von seiner Brust genommen.
Die Männer rasteten einen Moment, tranken frisches Quellwasser aus ihren Lederschleuchen und Feldflaschen, doch für eine Mahlzeit war keine Zeit.
"Wir haben die Nacht widererwarten überstanden, doch dennoch will ich hier nicht länger als nötig bleiben. Verschnauft noch eine Weile, dann geht es weiter ... wir haben bereits dreiviertel des Weges hinter uns, vor dem Zenit der Sonne werden wir den Fuß des Gletschers erreicht haben." redete Manfred den Kultisten und Leon zu.
Und so taten sie, wie ihnen geheißen ward. Sie packten alles zusammen und machten sich fertig für ihren weiteren Marsch.
In einem zügigen, doch in der schwachen Morgensonne angenehmen Tempo marschierten sie weiter durch die Ebene, die nun bei Tageslicht wieder den Großteil ihres Schreckens eingebüßt hatte.
Über die beiden toten Kultisten verloren sie kein Wort und schienen das Ganze eine Weile vergessen zu wollen.


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Erstellt von Satura on 06.05.2003 20:19:

Es schien eine Ewigkeit zu dauern... wie lange ruderten sie nun schon über das Meer? Der Fischer hatte sich zunächst immer nahe der Küste gehalten, war dann aber auf das offene Meer abgedreht. Ein kühler Wind kam auf, und Satura fröstelte. Sie schlang ihren neuen Umhang eng um ihren Körper. Auch Isgaron war unruhig geworden und ließ seinen Blick über die Wasseroberfläche gleiten, die still glitzernd das Sonnenlicht zurückwarf. Sie sprachen kein Wort, und die Sonne näherte sich dem Horizont.
Einige Kilometer weit links glaubte sie einige Felsen zu erkennen... "Ist das...?" fragte sie, doch der Fischer unterbrach sie. "Das sind die Schlachtschiffe der Orks... ich möchte ihnen nicht zu nahe kommen. Könnte ungemütlich werden." Isgaron sah auf - von da an behielt er die Felsen argwöhnisch im Auge.
Satura wurde langsam immer grüner im Gesicht - sie konnte diese Bootsfahrten nicht ausstehen. Obwohl kaum Wellengang war, fühlte sie, dass ihr Magen zu revoltieren begann... wann würden sie endlich dieses Gorthar erreichen?

Etwa eine Stunde später sah Satura einen Landstrich sich aus dem Wasser erheben - Gorthar? "Wir sind bald da." meinte der Fischer knapp, der Saturas hoffnungsvollen Blick Richtung Land bemerkt hatte.
Endlich! Je näher sie der Küste kamen, desto deutlicher wurden die Umrisse einer großen Stadt: Häuser, wesentlich grösser als die in Khorinis, und eine mächtige Mauer, die den Ort umgab.
Dies also war Gorthar. Geheimnisvolle Stadt, die sich in meine Träume geschlichen hat... Was hast du für mich vorbereitet, wohin wird mich diese Reise führen?
Satura hörte Samanthas Warnung in den Ohren...
Wenig später hatten sie den Hafen von Gorthar erreicht. Satura war froh, endlich wieder festen Boden unter den Füßen zu haben...

Was für eine Stadt! Pulsierendes Leben, wo man nur hinsah. Irgendwie hatte sie gedacht, Gorthar wäre - kleiner... wie sollte sie Leon hier nur finden??
Isgaron stand neben ihr und sah sich fasziniert um...


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Erstellt von Krieger-BP on 06.05.2003 20:25:

Ein plötzlicher Anfall von Gleichgültigkeit befiel Krieger. Alles was er dachte, was er sah oder was mit ihm geschehen würde, war ihm egal.
„Macht was ihr wollt! Ich schmiere mir jetzt erst einmal diese Mandarine ins Gesicht!“, sprach Krieger zur Dieben und tat sogleich was er sagte. Das saftige Fruchtfleisch bohrte sich in seine Nase. Große Topfen des Mandarinennektars quollen hervor und sammelten sich auf seiner Oberlippe um kurz darauf mit der Zunge in den Mund befördert zu werden.
„Schmeckt lecker, wollt ihr auch eine?“ Krieger wartete die Antwort gar nicht erst ab, sondern warf der Diebin eine Mandarine zu, die sie verdutz fing. Nun ließ sich Krieger zu Boden sinken und lehnte sich an die Wand. „Ach, eigentlich ist doch alles egal oder, werte Frau?“

Ein Klirren näherte sich. Das Geräusch von schwankendem Metall. „Da, da ist der Dieb!“
Die Obsthändlerin kam mit ein paar Soldaten um die Ecke, sah jedoch verdutzt auf die zwei Personen in der Gasse und konnte sich nicht richtig entscheiden, auf wenn sie zeigen sollte. Saria oder Krieger? Leider hatte Saria zu dem Zeitpunkt die Mandarine in der Hand. Taktisch unklug, denn der ausgestreckte Zeigefinger zeigte auf sie. „Sie war es! Das ist die Diebin!“, sprach sie den beiden Wachen zu, die nun langsam in die Gasse schritten.
Der eine beugte sich zu Krieger. „Geht es euch gut?“
„Ach ist doch egal!“
„Hat sie euch etwas angetan?“
„Ach, sie hat nur meine 1000 Gold gestohlen, doch das ist mir egal, soll sie machen!“

Die Wache wendete sich wieder dem Kollegen zu, „der Sumpfler spinnt! Aber sie hat wirklich einen ziemlich großen Beutel bei sich, vielleicht können wir ihn uns krallen!“
Der andere Wächter grinste ihn nur erfreut an und zog darauf hin sein Schwert. Der andre tat es ihm gleich.
„So, junges Mädchen. Diebstahl ist in Gothar untersagt! Uns bleibt keine andere Wahl. Du musst mit uns kommen!“
Die Männer näherten sich der Amazone immer und immer näher. Krieger jedoch reagierte nicht. Ihm war es egal...


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Erstellt von Isgaron on 06.05.2003 21:56:

Wirklich faszinierend. Fast wie Khorinis, dieses Gorthar, nur ein bisschen größer. Eine Stadtmauer schützte das Städtchen ringsherum vor unvermittelten Angriffen aus dem Land herum. Zum Fjord hin lag ein großer belebter Hafen, an dessen Landzunge ein Leuchtturm stand und sein mattes Licht auf das Wasser warf. Inzwischen war es schon dämmrig geworden, die Sonne hatte sich im Meer versenkt und schickte nun nur noch ein paar vereinzelte Strahlen herüber, die man kaum wahrnehmen konnte. Längst hatte der Mond seinen Platz am Horizont erobert und prangte nun hell und klar über dem kleinen Städtchen.
Nun fing das Nachtleben an. Und sie hatten immer noch keine Unterkunft. Aber es würde hier sicher auch ein Gasthaus geben.
"Ein schöner Ort. Auch wenn ich immer noch dieses kribbelnde Gefühl im Nacken loswerden kann. Das kommt immer wenn Gefahr in der Nähe ist..."
Isgaron schaute zu der Amazone hinüber. "Wir sollten vorsichtig sein. Wollen wir uns erstmal eine Unterkunft für die Nacht suchen, was meinst du? Und eine Taverne zum Stärken wäre auch nicht schlecht, die Früchte sind schon fast alle und das Brot ist auch zur Hälfte weg. Wir sollten den Proviant aufsparen, wer weiß was uns noch so erwartet hier draußen."
Er zog sich den Umhang dichter um den Körper und schaute sich achtsam um.


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Erstellt von Saria on 06.05.2003 23:14:

Die Diebin stand im wahrsten Sinne des Wortes mit dem Rücken zur Wand.
Verfluchter Sumpfler. Wegen dem hatte sie nun die Gardisten am Hals. Sie brauchte eine Notlösung, und zwar schnell. Die Rune pulsierte noch immer wie ein Herz in ihrer Hand und sandte wohlige Wärme durch ihren Körper.
Saria hatte nur eine einzige Chance. Obwohl sie spürte, wie ihre Kräfte langsam zur Neige gingen, setzte sie alles auf eine Karte.
"Warum denn Diebstahl?", fragte Saria mit perfekt gespieltem Schrecken.
"Ich habe doch nichts gestohlen!", beteuerte sie mit dem unschuldigsten Gesicht das sie je aufgesetzt hatte.
"Ich kam vom Markt und war auf dem Weg nach Hause als mir dieser Fremde auflauerte! Natürlich versuchte ich wegzulaufen, aber er drängte mich in diese Sackgasse! Ich bin so froh dass ihr gekommen seid! Wer weiß was er mir angetan hätte? Da schaut, ich habe nichts zu verbergen", meinte die Diebin und reichte dem Soldaten den Sack.
Dieser öffnete ihn und sah hinein.
"Hm, nur Kartoffeln und Gemüse."
Der Gardist zuckte mit den Schultern und reichte den Sack zurück.
"Nun, dann lasst mal hören was ihr zu eurer Verteidigung zu sagen habt", forderte er den Sumpfler auf.
"Geh lieber nach Hause, Kleine. Sonst macht sich deine Mutter noch Sorgen. Wir kümmern uns schon um diesen Kerl."
"Habt vielen Dank! Ich kann euch gar nicht genug danken, dass ihr mich gerettet habt!"
Das war ja nochmal gut gegangen. Eilig verschwand die Diebin aus der Gasse und verschwand in der Dunkelheit. Dieses Zaubern ermüdete unglaublich. Sie sollte wirklich mal mehr üben...


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Erstellt von Satura on 06.05.2003 23:40:

"Ja, du hast recht... wir sollten uns eine Unterkunft suchen."
Mittlerweile war es dunkel geworden, und die Laternen tauchten die Straßen von Gorthar in flackerndes Licht. "Laß uns hier am Hafenviertel entlanggehen, da muss es irgendwo eine Unterkunft geben, oder zumindestens eine Taverne, wo man etwas zu essen bekommt." Isgaron nickte, und so streiften die beiden durch das Hafenviertel.

Satura fühlte sich in ihrer neuen Rüstung etwas sicherer, trotzdem sah sie sich des öfteren nervös um. Viele Leute waren noch unterwegs zu dieser späten Stunde - seltsame Leute zum Teil. Und zum Teil auch offensichtlich sehr arme Leute in zerlumpter Kleidung...
Isgaron riß sie aus ihren Gedanken; er stupste sie an und deutete auf eine Taverne.
"Zum Hecht im Karpfenteich" las Satura. "Seltsamer Name - wer denkt sich sowas nur aus?" Sie schüttelte den Kopf und trat ein, hoffend, dass das keine typische Hafenkneipe mit lauter schrägen Vögeln war, die zuviel getrunken hatten...

Alle Augen richteten sich auf das seltsame Paar, das da durch die Tür trat. Satura fühlte sich unwohl und ging schnurstracks zur Theke, wo sie der Wirt schon breit grinsend empfing. "Guten Abend junge Dame, was darf es denn sein?" Satura ließ sich nicht irritieren und meinte: "Zwei Zimmer" - sie betonte zwei - "und zwei kühle Bier." Das Lächeln des Wirtes erlosch ob des kühlen Tons der Amazone, die damit eigentlich nur ihre Unsicherheit überspielen wollte. Isgaron hieb sie kaum merkbar in die Seite. Satura besonn sich und bezahlte die Bier gleich - "Der Rest ist für Euch." sagte sie zum Wirt gewandt. Dann setzten sich die beiden an einen noch freien Tisch und tranken ihr Bier...

Seltsame Leute, dachte Satura sich als sie sich umsah. Es war, als wären sie - ohne es zu wissen - in eine geschlossene Runde eingedrungen...
Satura fühlte sich nicht sonderlich wohl, langsam fragte sie sich, ob es eine gute Idee war hierherzukommen. Wenn Leon wirklich in Gefahr sein sollte - wie bei Innos sollte sie ihn dann schützen?

Der Novize und die Amazone beschlossen bald, sich zur Ruhe zu legen. Sie begaben sich in den ersten Stock; der Gang wurde von Fackeln erhellt. Es wirkte alles etwas düster, aber gepflegt und sauber.
"Gute Nacht, Leon." sagte Satura. Isgaron sah sie verwirrt an. Hastig verbesserte sie sich: "...ich meinte Isgaron... schlaf gut, Isgaron." Satura wurde rot und verzog sich schnell in ihr Zimmer. Sie entzündete zwei Kerzen, die neben dem Bett standen und sah sich um. Die Einrichtung war einfach und auch hier war alles sehr sauber. Das Bett schien frisch gemacht zu sein, und in einer Ecke stand eine Schüssel voll frischem Wasser auf einem kleinen Tischchen.

Die Amazone legte ihre Rüstung ab und setzte sich auf das Bett. Ihr Blick schweifte durch das Fenster, auf den Hafen.
Schon wieder eine fremde Stadt... Ob sie je ein zu Hause finden würde?
10.05.2003, 16:18 #37
Engardo
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Erstellt von Superluemmel on 06.05.2003 23:52:

Selbst ein Blinder hätte bemerkt, dass Esteron nicht mit der ganzen Wahrheit rausrückte.
Nun gut, es war seine Entscheidung.
"So so, eine wichtige Mission also..."
Der Krieger nahm einen weiteren Schluck und ließ den Krug in seinen Schoß sinken. Gedankenverloren starrte er in das Tongefäß.
"Was mich betrifft, gibt es nicht viel zu erzählen. Ich bin eine wandernder Krieger, nicht mehr, nicht weniger."
Er legte eine demonstrative Pause ein, ohne den Blick zu heben. Dann stellte er den Krug auf den Tisch zurück und sah Esteron ernst an.
"Was den Gefallen anbelangt... Ihr werdet mir bei einer kleineren Angelegenheit behilflich sein. Sicherlich erinnert ihr euch an den zweiten Kämpfer in der Taverne. Schwarzer Mantel, finsterer Blick und bewaffnet mit einem Speer sowie zwei Schwertern. Er war einer meiner Schüler. Doch jetzt scheint er etwas vom rechten Weg abgekommen zu sein. Ich will ihn zurückführen. Und ihr dürft mir dabei helfen."


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Erstellt von manmouse on 07.05.2003 00:06:

Soso, ich darf ihm also dabei helfen. Esteron sah den Verrückten mit einen häbigen Blick an, besann sich aber dann auf seine gute Manieren.

“Warum in Innos Namen sollte ich euch denn helfen wollen? Meine Mission für den Vorsitzenden des Kastells ist von ungeheurer Wichtigkeit, sie duldet keinen Aufschub.“ Esteron nahm wieder einen Schluck von dem Gesöff was sich Bier schimpfte.

“Allerdings.....“ Esteron wurde unterbrochen, denn ein seltsames Pärchen hatte die Taverne betreten und sich dann in den oberen Stock verzogen.

Der Wanderer blickte den beiden Gestalten nach und sein Blick verweilte noch einen Moment auf der Treppe ehe er sich zu Frost herumdrehte und fortfuhr.

“ Allerdings wenn ihr meine verlorene Zeit entlohnen würdet, wäre ich sicher bereit euch zu helfen, euern Missratenen Ex Schüler wieder auf den rechten weg zu bringen. Überlegt es euch.“


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Erstellt von Krieger-BP on 07.05.2003 00:18:

„Ich? Zu meiner Verteidigung? Ach, ist mir egal!“
„Egal ist acht und achtzig! Da können wir dich ja gleich einsperren!“
„Ist mir Wurstwasser! Macht was ihr wollt!“
„Wie ihr wollt!“, sprach der eine Gardist, packte ihm am Arm und führte den willenlosen Krieger aus der Gasse, weg von dieser Amazone. Und je weiter er weg kam, desto mehr legte sich seine Gleichgültigkeit und desto mehr wurde ihm bewusst, was er hier eigentlich getan hatte! Krieger rieb sich die Augen. War das ein Traum? Ein Hirngespinst, wie er es schon so oft gehabt hatte?
Nein, nichts dergleichen. Es war die bittere Realität, die daraus bestand, dass er in den Kerker wanderte. Sich nun seiner Gedanken und vor allem Wort bewusst seiend riss er sich los und rannte ein paar Meter weg, um sogleich sein Schwert zu ziehen.
„Ich war es nicht, der gestohlen hatte! Na ja, eigentlich schon, aber ...“ er legte eine kleine Pause ein, um sich die Worte die er sagen wollte in Gedanken zurecht zulegen.
„Aber...“, fuhr ihn einer der Gardisten an.
„aber, ich habe die Mandarinen genommen, um diese kleine Göre zu bekommen! Sie hat mir ganze Tausend Goldstücke gestohlen! Ihr müsst sie doch gesehen haben! Sie waren in dem Sack, den sie bei sich trug.“
„Da waren nur Kartoffeln drinnen du kleiner Lügner und Gauner!“, antwortete die Wache.
„Wollt ihr mich verarschen? Das war pures Gold! Nichts anderes, ihr schielt wohl!“
„Das reicht! Jetzt beleidigst du auch noch einen Beamten. Dafür gibt’s lebenslänglich Kerker und Folter!“
„nur über meine Leiche!“, brüllte Krieger.

Einer der Gardisten stürzte sich auf ihn. Krieger ließ das Schwert nach oben schnellen und blockte den Hieb gekonnt ab, um kurz darauf einen Fußtritt walten zu lassen. „Das habt ihr nun davon, dass ihr euch mit einem Templer anlegt!“, sprach er, während er nach vorn schnellte und der einen Wache eine heftige Schnittwunde am Arm zulegte.
„nun geht ihr zu weit! Das bedeutet Todestrafe!“
„Pah, dass ich nicht lache!“
Die Gardisten griffen nun von zwei Seiten an. Krieger duckte sich weg und rollte gerade Wegs nach hinten, um kurz darauf wieder auf den Beinen zu landen. Leider zu spät, denn eine harte Schulter rammte ihn in den Magen und er flog zurück.
Und krachte in einer Fensterscheibe, flog hindurch und landete auf einem Tisch, der unter seinem Gewicht zu Bruch ging. Die Taverne „Hecht am Karpfenteich“, war im wilden Aufruhr. Langsam rappelte sich Krieger wieder auf und ging in Kampfstellung. Sollten die beiden Typen, mit ihren schicken roten Kleidern doch kommen!


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Erstellt von Superluemmel on 07.05.2003 00:32:

Ein leises Lachen war aus den Schatten zu vernehmen.
Das war ja ein pfiffiger Geselle. Dem hatte das Leben noch nicht den Witz der Jugend genommen.
"Um mal etwas klarzustellen", sprach Frost schließlich mit ruhiger Stimme.
"Ich würde euch nicht einmal besolden, wenn ich es könnte."
Erneut stahl sich ein schmales Lächeln auf die Züge des Waffenmeisters. Als ob er so viel Geld hätte...
"Falls ihr einen Funken Anstand besitzen solltet, dann denkt daran dass ich euch vor der Inquisition gerettet habe. Zur Erinnerung : Diese Männer machen sich selbst dann eine Freude daraus, euch zu foltern wenn sie wissen dass ihr für sie keinen Nutzen habt. Einfach...", der Krieger stützte die Ellenbogen auf die Tischplatte und faltete die Hände.
"...nur zum Spass. Seid besser froh, dass ihr überhaupt wieder aus diesem Loch herausgekommen seid."
Frost lehnte sich wieder zurück und leerte seinen Krug.
"Von mir aus könnt ihr natürlich auch wieder zurückgehen, wenn euch das lieber ist. Ich dachte, ich gebe euch eine Chance euren guten Willen zu beweisen..."
Kaum hatte er seinen Satz beendet, da krachte etwas gegen eines der Fenster und brach mitsamt dem Fensterkreuz in den Schankraum. Noch bevor der Mann zu Boden ging, war Frost aufgesprungen und riss das Schwert halb aus der Scheide.
Ging das schon wieder los...
10.05.2003, 16:19 #38
Engardo
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Erstellt von manmouse on 07.05.2003 00:52:

“Wer sprach denn von Besoldung“, rutschte es Esteron noch von den Lippen, als es schon schepperte. Die Blicke der Tavernengäste ruhten nun alle auf den Störenfried, der soeben durch das braunfarbene Fenster gefallen war.
Eine Raunen ging durch die Gruppe. Der Waffenmeister war Reflex artig aufgesprungen bereit zum Kampf.
Esteron schluckte, was beklagte sich der Kerl darüber das sein Ex Schüler den falschen Weg eingeschlagen hatte? Der Waffenmeister war ja selbst nur ne Kampfmaschine.
Dann lichteten sich die Gruppe von Männern, und der Störenfried lief durch die Reihe hindurch. Es war Krieger.
Krieger war nicht dumm, denn er erkannte seinen Freund sofort und lief auf ihn zu.

“ Täddääää! Da bin ich nun. Hast du mich vermisst mein Freund? “ Die Gäste der Taverne blickten zuerst auf Krieger dann auf Esteron und zu guter Letzt auf Frost.

Esteron wusste nicht so recht ob er sich freuen sollte oder nicht. Dann blickte er zu Frost.

“ Okay, ich helfe euch. Dafür müsst ihr uns drei jetzt aber unbehelligt aus der Taverne führen. Zwei Männer können euch sicher besser helfen. Abgemacht? “ Esteron sah den Waffenmeister flehend an, in der Hoffnung das sie heil aus dieser Sache herauskommen würden. Und hoffentlich ohne Schlägerei.


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Erstellt von Superluemmel on 07.05.2003 09:40:

Das war also Esterons Freund. Ein riesen Depp der Typ.
Platzte einfach mit der Stadtgarde im Anhang in die Taverne. Das Blut an seiner Schwertklinge ließ darauf schließen, dass er einen der Soldaten verwundet hatte.
Na das konnte ja heiter werden. Frost wusste zwar nicht, aus welchem Grund Esterons Freund von den Wachen verfolgt wurde und warum er sich ausgerechnet auf einen Kampf mit ihnen eingelassen hatte, aber auf jeden Fall hatten sie jetzt ein gewaltiges Problem.
Die Gedanken des Waffenmeisters überschlugen sich. Dieser Idiot gefährdete seine gesamte Mission. Und jetzt forderte Esteron auch noch, dass er sie unbehelligt aus der Taverne brachte!
Der Jugend von heute fehlte wirklich der Blick für die Realität. Wie sollte es bitte möglich sein, aus einem prallgefüllten Schankraum unbemerkt zu entkommen?
Solange Frost alleine blieb, lag es vielleicht noch im Bereich des Möglichen, aber zusammen mit diesen beiden wandelnden Problemen?
Frosts Blick ruckte zur Tür. Zwei aufgebrachte Soldaten stürmten in den Raum, der eine presste seine Hand auf eine Schnittwunde an seinem Arm. Mit hasserfüllten Gesichtern sahen sie sich um. Da nahezu die gesamte Aufmerksamkeit des Raumes auf Frost und den beiden anderen lag, konnte es nur Sekunden dauern, bis sie den Flüchtling entdeckt hatten.
Der Krieger fluchte leise in sich hinein. Half er jetzt Esteron und seinem Freund, riskierte er seine ohnehin wackelige Position und zog zudem noch seine wenigen Verbündeten in die Angelegenheit hinein. Als ob das nicht schlimm genug wäre, gab er der Inquisition auch noch einen Angriffspunkt.
Er würde ihn ausliefern müssen. Mit der Garde durfte er sich auf keinen Fall anlegen. Die stand zum größten Teil noch hinter dem Rat. Vielleicht gab es ein paar Maulwürfe des Kults, die sie unterwandert hatten, aber der größte Teil stand auf seiner Seite.
Frost hatte keine Wahl.
Wütend hämmerte er mit dem Schwertknauf auf den Tisch und lenkte somit die Aufmerksamkeit der beiden Soldaten auf sich.
"Kann man in dieser Stadt nicht mehr in Ruhe speisen?!"
Mit einem zornigen Brüllen sprang er vor, packte Esterons Freund am Kragen und ließ ihn nach hinten taumeln. Ohne nachzulassen zog er ihn in die Höhe und holte mit der freien Hand aus.
Der Eisbrecher blitzte im Schein der Kerzen. Dann krachte Frosts Faust in die Magengrube des Gesuchten und schleuderte ihn zurück. Haltlos stürzte er nach hinten und mit lautem Bersten und Brechen durch ein weiteres Fenster.
"Das nächste Mal kommst du nicht so glimpflich davon!", rief er Esterons Freund noch hinterher.
Und jetzt renn, verdammt nochmal..., fügte er in Gedanken hinzu.


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Erstellt von manmouse on 07.05.2003 15:11:

Esteron sah wie der Waffenmeister seinen Freund behandelt hatte. War das ein Teil seiner Strategie? Es der Gruppe so zu ermöglichen fliehen zu können? Doch dann sah wie Frost auf Krieger einschlug, ihn quasi bedrohte. Den Truppen wieder in die Hände spielte.
Krieger blieb nichts anderes übrig als wiederholt zu fliehen. Zu rennen. Um sein Leben!

Nachdem Krieger wieder weg war, und du Truppen hinter ihm her, beruhigte sich die Lage in der Taverne wieder. Der Wirt schnappte sich einen Besen und sorgte murrend für Ordnung, in dem er das Holz und die Glasscherben beseitigte.

Kühle Luft kam durch das zerbrochene Fenster in den Schankraum und sorgte für angenehme Frische Luft. Da die Taverne recht windgeschützt in den Gassen von Gorthar stand konnte der Tavernenbetrieb an diesem Abend ungestört weitergehen. Weshalb sich der Ärger des Wirtes schnell wieder legte.

Nach dieser fiesen Aktion von Frost, na der Waffenmeister wieder Platz am Tisch und trank mit gespielter Gelassenheit sein Bier weiter.
Esteron noch immer den Mund voller erstaunen geöffnet, fasste es nicht. Was hatte der Kerl da grade getan?

“ Mit Verlaub, spinnt ihr? Ihr wundert euch das Euer Ex Schüler auf dem falschen Weg ist, und seit selbst keinen Deut besser.“ schimpfte Esteron verächtlich. “ Kein Wunder das ihr keinen Freunde habt. Und wie soll es jetzt weitergehen? Und wehe ihr kommt mir mit einem dummen Spruch auf den Lippen das ich ihm hinterher jagen soll.“

Immer noch wütend blickte der Wanderer zum zerbrochenen Tavernenfenster. Sicher Krieger zog den Ärger wohl an, aber musste man so reagieren? Dachte siche Esteron im Stillen.


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Erstellt von Superluemmel on 07.05.2003 16:49:

Scharf zischend entwich die Luft zwischen Frosts Zähnen.
Er zwang sich geradezu, die Augen zu schließen und sich entspannt zurückzulehnen. Erstmal beruhigen...
"Hört mir mal gut zu", begann er schließlich mit gedämpfter Stimme.
"Euer Freund hat mehr als nur einen Haufen Ärger am Hals. Falls es euch entgangen sein sollte, er hat einen Soldaten angegriffen. Wisst ihr was darauf steht?"
Der Krieger wartete einen Moment, bevor er seine Frage selbst beantwortete.
"Die Todesstrafe. Ich weiß nicht, was euer Freund verbrochen hat, aber wenn ihn die Wachen erwischen, ist er so gut wie tot. Ich habe ihm einen verdammten Gefallen erwiesen, als ich ihn aus dem Fenster schmiss."
Frost gestattete sich eine kurze Pause, um sich zu sammeln.
"So hat er zumindest eine kleine Chance, der Garde zu entkommen. Eigentlich hätte ich ihn ausliefern müssen, da ich momentan selbst im Dienst der Stadt stehe. Und wie ihr vielleicht schon bemerkt habt, besitze ich hier nicht nur Freunde. Falls die Inquisition herausfinden sollte, dass ich einem Flüchtling geholfen habe, könnte meine ohnehin schon wackelige Position gehörig ins Wanken geraten. Wahrscheinlich wird sie dann an meiner Glaubwürdigkeit zu zweifeln beginnen. Und dann könnte sie auf die Idee kommen, dass ihr vielleicht doch mehr wisst als sie dachte. Was das bedeutet, könnt ihr euch denken."


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Erstellt von Saria on 07.05.2003 17:33:

Die Kultisten zu finden war nicht allzu schwer. Schon von weitem waren die in schwarze Kutten gehüllten Gestalten zu sehen. Meist standen sie in kleinen Gruppen in den Schatten der Häuser.
Während einer von ihnen Brot oder andere Kleinigkeiten verteilte, tauschte einer der anderen einige kurze Worte mit den Hilfebedürftigen. War das ein Wohltätigkeitsverein?
Seltsame Kerle. Klauten Bücher und verschenkten Nahrung an Arme. Brauchten die das Geld um die Almosen finanzieren zu können?
Egal, Saria brauchte das Gold genauso. In gewisser Hinsicht war sie also auch hilfsbedürftig. Nur würde sie sich die Hilfe halt gleich in bar nehmen. So groß war der Unterschied auch wieder nicht.
Groß herausputzen brauchte sie sich dank der ungewollten Dusche auch nicht. Den Rest erledigte ihre Schauspielkunst. Oder die Circe Rune.
Den Blick zu Boden gerichtet, stellte sie sich in die Reihe der Hungrigen und wartete. Während sie sich langsam vorwärts arbeitete, legte sie sich schon einmal einige Sätze zurecht. Wenn das Kultisten waren, würden sie sie doch sicherlich bekehren wollen. Die Diebin gab nichts auf ihre Religionszugehörigkeit, also konnte sie sich vorerst ruhig auf das Spiel einlassen. Es war besser, wenn sie ihre Magie so weit es möglich war zurückhielt.
"Na mein Kind, bedarfst auch du dem Beistand des Ordens der aufgehenden Sonne? Hier, nimm dieses Brot als Geschenk des Erlösers."
Ehe sich Saria versah, drückte der Kultist ihr einen Kanten Brot in die Hände.
Einige Sekunden lang starrte die Diebin mit gespieltem Unglauben auf das Brot in ihren Händen, dann hob sie zögerlich den Kopf und sah den Werber mit großen Augen an.
"I-ich...ich danke euch...", brachte sie schließlich hervor.
"Danke nicht mir sondern dem Erlöser!", predigte der Kultist mit gen Himmel erhobenen Zeigefinger.
"Er wird uns alle aus der Dunkelheit und einer neuen Sonne entgegen führen. Die Zeit des Leidens und des Hungerns wird ein Ende haben. Wenn er kommt, wird es keine Unterschiede mehr zwischen Arm und Reich geben, da jeder glücklich sein wird."
Saria hielt ihren Blick aufrecht, obwohl es ihr mit jeder Sekunde schwerer fiel. Als sie diese Typen als seltsam bezeichnete, hatte sie ja brutalst untertrieben. Die waren doch verrückt.
"Ich sehe, mein Kind, dein Herz ist noch unschuldig und rein."
Wenn der wüsste...
"Auch du kannst Teil an der neuen Welt haben", prophezeite der Kultist.
"Wenn du mehr wissen willst, gehe zur Taverne "Zum Hecht im Karpfenteich." Dort wirst auch du die Erleuchtung finden!"
Hilfe, die waren ja total wahnsinnig. Sichtlich eingeschüchtert tummelte sich die Diebin.
"Hecht im Karpfenteich"...
An der Taverne war sie doch erst vorhin vorbeigekommen. Also machte Saria auf der Stelle kehrt, um einige Gassen zuvor mit der Suche zu beginnen. Zu ihrem Glück konnte ein Passant nähere Auskunft geben und ihre Suche wesentlich erleichtern.
Als sich Saria dem Gasthaus näherte, fielen ihr zwei zerbrochene Fenster im Erdgeschoss auf. Hatte hier eine Schlägerei stattgefunden?
Mit gemischten Gefühlen betrat sie schließlich den Schankraum. Der Geruch von Bier und Tabak sowie etwas zu viel Schweiß schlug ihr wie eine Welle entgegen. Angewidert verzog sie das Gesicht.
Der Wirt wusste sicherlich genaueres. So erklärte die Diebin ihn zu ihrer ersten Anlaufstelle und setzte sich mit einem Seufzer auf einen der Schemel an der Theke. In ihrer Manteltasche spielte ihre Hand mit der Zauberrune herum.
Mal sehen, wieviel der Wirt wusste...
10.05.2003, 16:21 #39
Engardo
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Erstellt von Satura on 07.05.2003 17:53:

Satura hatte lange geschlafen; es war spät geworden gestern...
Nach dem Aufstehen genehmigte sie sich eine kleine Mahlzeit in der Taverne in der sie abgestiegen war. Seltsam, zwei Fenster waren zerbrochen... das musste passiert sein, nachdem sie nach oben gegangen war. Kopfschüttelnd aß sie den Eintopf, den der Wirt ihr gebracht hatte.
Isgaron schien noch zu schlafen, also beschloß Satura, alleine einen Stadtrundgang zu machen und trat aus der Taverne.

Bei Tag erschien ihr Gorthar lange nicht so gefährlich wie gestern Nacht. Das Hafenviertel war sehr belebt, doch waren die meisten Leute in Lumpen gehüllt. So große Armut wie hier hatte sie in Khorinis nicht erlebt!
Wie sollte sie in dieser riesigen Stadt nur Leon finden? Sie konnte doch nicht still da liegen und auf einen Traum warten... Hm, am besten wäre es doch zu fragen, wo in letzter Zeit etwas besonderes gestohlen worden war - immerhin war Leon ein Dieb... es schien die einzige Möglichkeit zu sein ihn aufzuspüren. Vielleicht saß er auch im Stadtgefängnis? Bei Leon konnte man nie wissen. Nur - wo sollte sie anfangen?

Plumps! Satura wurde erschrocken aus ihren Gedanken gerissen. "Was bei Innos?" Da war ihr doch tatsächlich ein Apfel vor die Füße gefallen. Als sie aufsah, sah sie viele arme Menschen vor sich, und einige seltsam gekleidete Männer, die Brot und eben Äpfel verteilten... Die Amazone blieb stehen und beobachtete die Männer unverhohlen. Irgendwie kamen sie ihr bekannt vor... woher nur?
Abseits saß ein weiterer dieser Männer und sprach mit den Leuten, die bereits Nahrungsmittel in den Händen hielten. "Informationen....Taverne... Hecht im Karpfenteich..." schnappte Satura auf.
Genau - daher kamen ihr die Männer bekannt vor - sie waren gestern im Schankraum gesessen! Was bei Innos war hier los? Warum verteilten diese Männer essen an die offensichtlich armen Menschen? Und was wollten sie im Gegenzug dafür?

Satura beschloß, zur Taverne zurückzukehren; es war schon spät geworden, und Isgaron würde sie sonst vielleicht noch suchen gehen... ausserdem musste sie ausloten, ob von der Taverne, in die sie eingekehrt waren, vielleicht eine Gefahr ausging? Diese Männer waren ihr etwas suspekt...

Als sie die Tür zur Taverne aufstieß, hielt sie kurz inne. Das konnte doch nicht sein... An der Theke stand eine Amazone... und nicht irgendeine! "Hey, Saria! Die Welt ist wahrhaft klein! Was machst du hier?" Satura freute sich, die Amazone zu sehen. Endlich jemand, den sie kannte... vielleicht wusste sie ja, wo Leon war?


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Erstellt von Skeleon on 07.05.2003 18:05:

Aus den Augenwinkeln warf Saria einen Blick in die Runde - die Menschen hier schienen aus allen möglichen Alters- und auch Gesellschaftsklassen zu stammen. Dennoch beteiligten sich ausnahmslos alle, als die Scherben zusammengefegt und der geborstene Tisch nach draußen geschafft wurde. In nur wenigen Minuten war der Schaden fast wieder wett gemacht.
Seltsam, wie die hier alle zusammenarbeiten ...
Sie blickte wieder zu dem Wirt, der sich inzwischen groß und breit wie ein Schrank vor ihr aufgebaut hatte. Auf seinem Gesicht lag ein seltsam zufriedenes Lächeln. War hier das Sumpfkraut inzwischen auch so verbreitet?
"Wassaffs sein, Frollein?" fragte er mit einer rauen, doch freundlichen Stimme.
Saria erwiderte das Lächeln unsicher.
"Erstmal ein kleines Bierchen."
Er nickte knapp, wandte sich ab und füllte mit einem leisen Zischen den Krug.
In einem Schwung wandte er sich um und stellte das Bier vor Sarias Nase ab.
"Neu hier, was? Der erste geht immer auf Kosten des Hauses."
Schon wieder so ein Samariter?
Saria dankte artig, dann fragte sie:
"Was ist eigentlich mit all diesen Leuten in Kutten, die zum Beispiel grad hier vor der Taverne Brot an Arme verteilen?"
Der Wirt nickte bestätigend.
"Sie gehören zu einem neuen Kult, dem Orden der aufgehenden Sonne. Seit sie hier sind tun sie gutes im Namen des Erlösers, wollen die Kluft zwischen Arm und Reich schließen und so die nichtigen Streitereien um Habseligkeiten beenden."
Schlimmer noch, kein Samariter - ein Prediger! Gehört der auch dazu?
Der Mann setzte seinen Redefluss noch einen Moment fort, bis er schließlich fragte:
"Aber warum interessiert dich das? Verspürst du nicht ebenfalls das Gefühl, gutes tun zu wollen?"
Er musterte sie mit gespielter Strenge.
"Äähm, sicher. Ich habe von dem Orden gehört und wollte ihm meine Dienste anbieten" log Saria.
Der Mann schien entweder sehr vertrauensselig oder strohdumm zu sein:
"Das freut mich! Du musst wissen, diese Taverne gehört dem Orden. Die meisten, die du hier siehst gehören zu unserem Bund. Wir helfen uns gegenseitig und all denen, die es nötig haben - wie du es dort draußen gesehen hast. Hier im Orden hat es Raum für jede treue Seele. Und ich glaube, ich sehe so jemanden vor mir."
Er lächelte wieder treudoof.
Dann fuhr er fort:
"Wenn du dich uns anschließen willst musst du allerdings noch eine Weile warten - unser Vertreter vor dem Erlöser ist auf wichtiger Mission unterwegs und wird erst in ein paar Tagen hier in Gorthar zurückerwartet. Bis dahin kannst du aber auf Kosten des Hauses hier wohnen ... und vielleicht den Männern und Frauen in den Armenvierteln bei der Verteilung der Speisen helfen?"
Saria nickte.
"Ich hatte gehofft, dass du so etwas sagen würdest."
Wichtige Mission? Klingt lohnend. Er sieht aber nicht so aus, als würde er mir noch mehr erzählen, ohne ... Beeinflussung.
Und damit fingerte sie mit der Rechten nach der Circe-Rune in einer ihrer Taschen.
Inzwischen schien sie ein Gespür für die Magie der Donnra zu bekommen, nach ein wenig Anstrenung spürte sie, wie die Wärme der Rune zunächst durch ihren Arm pulsierte und weiter hinaufwanderte um sich schließlich in ihrem ganzen Körper auszubreiten.
Sie konzentrierte sich auf den Wirt vor ihr und begann, wie schon einige Male zuvor, in die Gedanken des Mannes einzudringen.
Was glotzt mich dieses Mädchen so merkwürdig an? Taugt ihr das Bier nicht? - wurde mit sanfter Gewalt verdrängt von - Ich denke, ich sollte ihr noch mehr über den Orden erzählen - insbesondere was es mit dem Buch, das letztens gestohlen wurde, auf sich hat und wo wir unsere Wertsachen lagern.
Saria wandte sich ab und schloss einen Moment die Augen, ehe sie wieder zu dem Wirt blickte.
Der begann in diesem Moment zu erzählen ...
"Ihr seht mir aus, als wärt ihr viel herumgekommen. Bestimmt habt ihr schon von dem gestohlenen Buch des Magus Wurmbald gehört, oder? Ganz im Vertrauen ..." er lehnte sich verschwörerisch über die Theke "... das hat ein neuer Ordensbruder für uns getan. Unser Vertreter vor dem Erlöser hat uns erklärt, dass in eben diesem Buch wichtige Informationen für den Ritus lagern, den wir seit langem durchzuführen planen. Und nun ist er mit einigen seiner besten Krieger auf der Suche nach einigen einzigartigen Artefakten." Das war genau das, wofür sich Sarias Kumpane interessieren würden! "Wo das Buch ist ... ja, das wüsste der alte Wurmbald wohl gerne." Er grinste. "Es lagert zusammen mit unseren anderen Reichtümern in unserem Unterschlupf im Wald, jaja. Du musst nämlich wissen, dass jeder von uns soviel dem Orden zugetragen hat, wie es ihm möglich war. Ob arm, ob reich, jeder tat seinen Teil. Und so kam einiges zusammen, ohja. Aber das kannst du dir sicher denken. Ja, und aus diesem Grunde werden wir Erfolg haben - der Erlöser wird uns erhören und die Welt reinigen und schützen. Wir sind zu jedem Opfer bereit und ..." Es schien, als wäre die Macht des Zaubers verflogen und der Wirt sprach wieder in seinem üblichen Propagandeton. Saria erkannte, dass nun nichts mehr von wirklicher Bedeutung kommen würde.
Mit einem dankbaren Nicken wandte sie sich von dem Mann ab, der plötzlich eine verwirrte Grimasse schnitt. Fast hätte Saria erneut ihren Zauber eingesetzt, nur um zu wissen, was der Kerl jetzt dachte.
Sie grinste, doch in diesem Augenblick sah sie Satura über die Schwelle der Taverne treten und lächelnd auf sie zu eilen.


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Erstellt von Saria on 07.05.2003 18:22:

Obwohl sie Satura freundlich anlächelte, war Saria gar nicht zum Lachen zumute.
Leons Freundin kam in einem äußerst ungünstigen Moment. Bei dem Wirt war sie offensichtlich genau an den richtigen geraten. Ein großer, einfältiger Kerl der leicht zu beeinflussen war.
Allerdings war es sicherlich nicht allzu gut, wenn Satura von ihren Plänen erfuhr. Schlimmstenfalls würde sie noch einen Anteil an der Beute verlangen!
Nein, es war besser eine Unschuldsmiene aufzusetzen und sich erstmal zu wundern, wo Satura überhaupt herkam.
"Satura! Bin ich vielleicht überrascht, dich hier zu sehen! Was machst du denn hier? Ich dachte du bist mit Blutfeuer unterwegs? Oder wurde es dir im Lager auch zu langweilig? Genau deshalb bin ich nämlich hier."
Mit einem Seitenblick zu dem Wirt sprudelte sie weiter.
"Hier sind die Leute viel freundlicher und die Stadt ist auch nicht so verkommen wie Khorinis. Du weißt ja, dort laufen überall Diebe herum, wirklich schrecklich ist das. Erst neulich wurde im oberen Viertel eingebrochen!"
Jetzt bloß nichts falsches sagen...
"Weißt du zufällig, ob die Diebe inzwischen schon geschnappt wurden? Ich meine, im oberen Viertel! Das ist so schrecklich, mir wird ganz schwindlig allein schon beim Gedanken daran. Wenn man selbst dort nicht mehr sicher ist, wo dann? Aber gut dass du da bist, irgendwie komme ich mir so allein und verloren vor. Diese Stadt ist einfach zu groß. Andererseits ist das natürlich auch wieder schön, aber ich hab ständig Angst mich zu verlaufen. Zum Glück gibt es hier ja so viele hilfsbereite Leute."
Erneuter Blick zum Wirt, dann ein Lächeln.
"Bist du auch zum ersten Mal hier? Du musst nämlich wissen, das erste Bier geht auf's Haus! Ach, hier lässt es sich wirklich gut leben..."


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Erstellt von Satura on 07.05.2003 18:35:

Satura sah Saria verwundert an. Seit wann quasselt die soviel? Saria war ihr sonst immer eher... ruhig vorgekommen. Mit einem Achselzucken meinte sie: "Ich und mein Begleiter, der Novize Isgaron, sind gestern erst angekommen. Ich war im Sumpf und habe bei Samantha Einhand gelernt." Satura strahlte - sie wollte Saria beweisen, dass sie eine gute Amazone sein würde. "Ich bin schon richtig gut mit dem Schwert..." Sie warf einen Seitenblick auf den Wirt. "Soso, erstes Bier gratis... davon hab' ich noch nichts gemerkt. Wir haben uns gestern hier eingemietet." Sie zog Saria mit einer bedeutenden Geste zur Seite und flüsterte: "Du musst aufpassen... hier rennen eine Menge seltsamer Leute herum, vor allem in dieser Taverne... ein paar von den Typen habe ich am Hafen gesehen, wie sie Nahrungsmittel an Arme verteilt haben, aber das ist sicher nur ein Trick. Wer weiß, was die von den armen Menschen dann verlangen - vielleicht ist das so eine Verbrecherbande. Und der Wirt hat sicher auch was damit zu tun!" Saria sah die junge Amazone irgendwie komisch an, doch die ließ sich in ihrem Redeschwall gar nicht unterbrechen.
"Was ich dich eigentlich fragen wollte, und warum ich eigentlich hier bin - weißt du, wo Leon ist?" Satura rief dem Wirt nebenbei noch zu, dass er ihnen noch zwei Bier bringen soll.


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Erstellt von Skeleon on 07.05.2003 18:43:

Der Wirt lächelte freundlich.
"Macht ein Goldstück, für ein Bier! Für Fremde ist das erste immer gratis. Hatte mich schon gewundert, wieso ihr gestern nicht davon Gebrauch gemacht habt!"
Mit diesen Worten wandte er sich ab und zapfte die beiden Bier.
Saria erhob sich von dem Schemel und sie und Satura setzten sich an einen der grobgeschnitzten Holztische, in der Nähe der Theke.
Nur einen Augenblick nachdem sie sich gesetzt hatten stellte der Wirt freundlich lächelnd die Biere vor den beiden ab.
Er hatte wohl noch nicht vor zu kassieren, stattdessen quatschte er fröhlich drauf los.
"Und, meine Damen, habt ihr euch schon überlegt, was ihr hier im schönen Gorthar machen wollt? Ja, ich habe euch angesehen, dass ihr euch bereits kennt. Wisst ihr, wenn jeder so engagiert wäre wie du -" dabei sah er zu Saria "- wäre das Elend der Welt schon viel gelinder. Ja, das meine ich ernst! Ich denke, ihr solltet ein paar Tage hier Kost und Logis gratis bekommen. Ein ehrliches Mädchen wie sie -" dabei blickte er erneut zu Saria "- und ihre beiden Begleiter sind mir immer herzlich willkommen."
Und damit wandte er sich ab, stapfte wieder zurück zur Theke. Saria unterdrückte gerade noch ein Lachen, während Satura sie vollkommen entgeistert anstarrte.


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Erstellt von Saria on 07.05.2003 18:51:

"Ähm..."
Der unerwartete Redeschwall des Wirtes hatte die Diebin aus dem Konzept gebracht. Wo war sie denn stehengeblieben?
"Ach, Leon ist auch hier?", fragte sie verwundert nachdem sie zu ihren Gedanken zurückgefunden hatte.
"Das wusste ich ja gar nicht. Was macht er denn hier? Weißt du wo er hin ist?"
Schon wieder etwas, das ihr so gar nicht in den Plan passte. Konkurrenz war immer schlecht und fraß die Ernte weg. Letzten Endes war er ihr schon zuvorgekommen!
Nein, besser gar nicht dran denken. Außerdem war Leon viel zu tölpelhaft um all die Kultisten auszutricksen. Dem fehlte einfach das gewisse Etwas.
"Tut mir leid, aber ich bin selbst erst seit kurzem hier. Hätte ich gewusst, dass Leon hier ist, wäre ich schon längst selbst aufgebrochen um ihn zu suchen."
Allerdings wahrscheinlich aus anderen Gründen als Satura.


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Erstellt von Satura on 07.05.2003 18:58:

Verdammt... anscheinend hatte auch Saria keinen Plan wo Leon war.
"Hör zu," begann Satura ernst. "Leon ist in Gefahr, in großer Gefahr! Ich weiß nicht was es ist, aber wir müssen ihn finden, hörst du?" Saria sah sie verständnislos an. "Ich hatte einen Traum... und in diesem Traum bin ich Leon begegnet, und er hat mir gesagt, dass er in Gorthar ist. Ich weiß, was du jetzt denkst... aber hör mir zu, ich glaubte auch nicht, dass der Traum etwas zu bedeuten hatte, aber ich kannte Gorthar nicht, hatte noch nie etwas davon gehört - nur Leon konnte mir das sagen! Ich bin ihm begegnet, und das kann nur bedeuten, dass ich ihn finden muss, bevor ihm was schlimmes zustößt, verstehst du?" Satura war verzweifelt. Sie wußte, dass Saria eine Einzelgängerin war, aber sie brauchte ihre Hilfe.


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Erstellt von Isgaron on 07.05.2003 19:05:

Isgaron erwachte mal wieder viel zu spät. Wie immer hatte er bis mittags geschlafen, eine wirklich schlechte Angewohnheit, die er sich schnellstens wieder abgewöhnen sollte. Doch die Faulheit hatte mal wieder gesiegt und als der junge Mann aus den Federn kroch (recht harte Federn zugegebenermaßen) war der halbe Tag schon wieder vorbei.
Dafür hatte er das Frühstück ausfallen lassen und sich gleich hinaus begeben. Auch Gorthar hatte einen Markt, viel größer als der in Khorinis. Sehr zur Freude des auswärtigen Diebes.
Nachdem ihm aber den ganzen Tag über die Sonne aufs Haupt gebrannt hatte und seine Füsse plattgelaufen waren, beschloss Isgaron zurück zur Taverne zu gehen. Satura musste inzwischen bestimmt auch dort aufzufinden sein, mittags jedenfalls hatte er sie wohl verpaßt.
So trat Isgaron nun in den gemütlich eingerichteten Schankraum und schaute sich um. Tatsächlich, in einer Ecke konnte er die Amazone ausmachen, in angeregter Unterhaltung mit einer anderen Amazone, die er aber nicht kannte. Vorsichtig kam der junge Novize näher. Zwei Amazonen jetzt schon, das wurde immer besser. Ob sie ihm auch gleich ein Schwert an die Kehle halten würde?


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Erstellt von Saria on 07.05.2003 19:14:

Bei den Göttern, drehten jetzt alle durch?
Erst diese Massen an verrückten Kultisten, jetzt auch noch Satura. Wohin sollte das nur führen?
Ließen sich Verrückte eigentlich leichter beklauen?
In diesem Fall...Saria war für alle Änderungen offen!
"Aber warum willst du denn wissen, dass Leon gleich in Gefahr ist?", hakte die Diebin nach.
"Du kannst dich doch nicht einzig und allein auf einen Traum verlassen. Das war doch sicher nur ein Alptraum. Wo kämen wir denn hin, wenn wir immer auf unsere Träume hören würden? Wenn ich träume, dass ich von einem geifernden Ork erschlagen werde, habe ich natürlich Angst, aber sobald ich aufgewacht bin ist es doch vorbei. Ich renne dann doch nicht den ganzen Tag herum und fürchte mich, dass mich jeden Moment ein Ork anspringen könnte. Oder wenn du träumst, du findest einen Sack Gold beim Verlassen einer Taverne..."
Saria blinzelte. Was redete sie da eigentlich?
"Naja, du weißt schon was ich meine", verbesserte sie sich hastig.
Da sah sie aus den Augenwinkeln, wie ein Mann an ihren Tisch trat. Wer war das denn?
Noch so ein Sumpfler?
Hier musste es ein Nest von denen geben. Oder sie hatten gemerkt, dass ihr Sumpfkraut auch im Ausland begehrt war. Zumindest hoffte sie das. Denn diese Kerle waren eine äußerst lukrative Einnahmequelle...
10.05.2003, 16:22 #40
Engardo
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Erstellt von Satura on 07.05.2003 19:23:

Satura grüßte Isgaron nur knapp. "Guten Morgen" -sie zwinkerte - "das ist Saria, Saria - Isgaron. Setz dich doch, du hast noch ein Gratisbier gut..." Der Wirt kam auch schon angedackelt und hatte wieder seinen freundlich-naiven Gesichtsausdruck.

Dann wandte Satura sich wieder an Saria. "Hör zu, ich weiß es einfach." sagte sie eindringlich. "Ich bin keine naive Spinnerin, ich bin eine Amazone wie du. Und als deine Schwester bitte ich dich, mir zu helfen. Du hast etwas gut bei mir, was es auch sei. Und erinnere dich, an die Sache auf Onars Hof, ich habe dir auch geholfen! Ich glaube, dass das eine wichtige Sache ist. Nicht nur für Leon und mich, sondern auch für uns.. für uns alle." Gut, das war vielleicht ein bisschen zu theatralisch... Saria sah sie noch immer skeptisch an. Satura überwand sich und erzählte ihr in Kurzversion alles über ihr Amulett und wie sehr ihre Träume mit der Realität vernetzt waren. Zum Beweis zeigte sie der Amazone die Brandwunde unter dem Amulett, die zwar schon fast abgeheilt, aber immer noch sichtbar war.
Isgaron saß neben den beiden und sah verwundert immer wieder von einer zur anderen.


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Erstellt von Isgaron on 07.05.2003 19:32:

Isgaron hockte daneben und blickte mit unscheinbarem Gesichtsausdruck von einer Frau zur anderen. Er hatte keinen blassen Schimmer wovon die beiden da redeten, aber er hoffte es würde trotzdem für sie einen Sinn ergeben, jedenfalls schaute diese Saria mit ihren blonden Haaren nicht so verständnislos drein wie er.
Isgaron beschloß sich nicht weiter Gedanken um das Gespräch der beiden Frauen zu machen und bestellte sich beim Wirt ein Bier. Das würde den Kopf wieder kühlen und sein Gehirn frei machen.


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Erstellt von Saria on 07.05.2003 19:41:

Saria nickte nur. Gut. Jetzt war alles klar.
Satura war verrückt.
"Findest du nicht, dass sich das alles etwas arg übertrieben anhört? Ich glaube du machst dir einfach zu viele Sorgen. Was soll Leon denn schon groß passieren? Der weiß doch, wie er auf sich aufzupassen hat."
Hatte sie das wirklich gesagt?
Leon und aufpassen... Das war ja schon mehr als widersprüchlich. So wie der rumtrampelte, saß er schon längst im Knast.
Die Diebin bemerkte die Blicke Isgarons. Irgendwie fühlte sie sich unwohl in seiner Nähe. Viel zu schweigsam. Und zu neugierig. Denn sie konnte sich denken, dass er die Abwesenheit nur spielte. In Wirklichkeit achtete der doch genau auf jedes Wort. Satura sollte wirklich mal aufpassen, mit wem sie herumlief.


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Erstellt von Satura on 07.05.2003 19:49:

Satura seufzte lautlos. Diese Saria war eine selten dickköpfige Frau. Wie sollte sie sie nur überzeugen, überzeugen, dass ihre Träume real waren?
Sie zuckte die Achseln. "Gib mir einen letzten Versuch..." Satura sah zu Isgaron und auf seine rechte Hand. Sie grinste. "Ich weiß, dass das nicht deine Art ist, aber konzentriere dich darauf, dass du mein Amulett stehlen willst und versuche es, mir zu stehlen... dann wirst du sehen, dass ich wahr gesprochen habe. Aber du musst es wirklich fühlen, dass du es stehlen willst, also versuch wirklich, dich darauf zu konzentrieren, auch wenn es schwer für dich ist." Satura deutete auf den Drachen, der den matten roten Stein umklammerte.

Wenn das bei Isgaron funktioniert hatte, würde es bei Saria auch klappen.. Doch die Amazone sah sie nur seltsam an. "Hey, wenn du es stehlen kannst, darfst du es auch behalten." Satura grinste Saria an. Innerlich aber schluckte sie. Wer sagte ihr, dass das bei Isgaron nicht nur ein blöder Zufall gewesen war?


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Erstellt von Saria on 07.05.2003 19:54:

Die Überraschung in Sarias Blick wich schierer Entgeisterung.
"Aber warum sollte ich dir denn das Amulett stehlen wollen?", fragte sie verständnislos.
Eigentlich würden ihr ja zig gute Gründe einfallen. Es glänzte schön, war sauber gearbeitet, sicherlich einiges wert...und es befand sich noch nicht in ihrem Besitz.
Dennoch, sie musste ja ihren guten (?) Ruf wahren.
"Ich kann mir das einfach nicht vorstellen. Warum sollte ich überhaupt jemanden bestehlen? Die Leute sind doch ohnehin schon arm genug. Ihnen weiteres Leid zuzufügen wäre nicht gerecht. Ich...ich kann das gar nicht..."
Hilflos starrte sie Satura an.


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Erstellt von Isgaron on 07.05.2003 19:56:

Isgaron hatte gerade an seinem frischen Bier gesüffelt, als er aufhorchte. Amulett? Was war Satura da gerade im Begriff zu tun? Wollte sie ihrer amazonischen Schwester etwa auch die Finger verglühen?
Er war im Zwiespalt. Sollte er lieber die Klappe halten oder doch die andere Frau warnen? Das Ding hatte wirklich ziemlich wehgetan, sowas machte man nicht freiwillig ein zweites Mal.
"Ehem", er räusperte sich, "ich würd die Finger davon lassen..."
Er hielt beiläufig seine immer noch verbundene rechte Hand in die Höhe und griff dann mit ihr wieder zu seinem Glas.


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Erstellt von Satura on 07.05.2003 19:59:

"Aber sicher kannst du es. Du brauchst nur daran zu denken, wie viel es wert ist, und wie schön es ist, und gegen was du das tauschen könntest... Probier es, ich will dir doch nur beweisen, dass meine Träume wahr sind!" Satura war verzweifelt.

In dem Moment mischte Isgaron sich ein... Saria sah den Novizen verständnislos an. Satura meinte trocken: "Er hat versucht, es zu stehlen." Sie sah Isgaron auffordernd an.


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Erstellt von Isgaron on 07.05.2003 20:01:

Versucht war gut. Er hatte ja nicht mal eine faire Chance gehabt. Diese hexerische Ding hatte jede Möglichkeit eines Diebstahlt sofort im Keim erstickt.
"Achwas, ich stehl doch nichts. Niemals. Ich wollte es mir nur näher anschaun, aber es hat ihm wohl nicht gefallen.
Er konnte den Heiligenschein über seinem Kopf regelrecht spüren. Nachdrücklich kippte er den Rest seines Bieres hinunter.


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Erstellt von Satura on 07.05.2003 20:07:

Satura lächelte süffisant. Genau, er wollte es nicht stehlen...
"Ja, Isgaron hatte eine ordentliche Brandblase. Das Amulett hat ein Eigenleben... aber es schützt mich."

Zu Saria gewandt meinte sie: "Vielleicht reicht dir das ja als Beweis. Übrigens - was hast du vorher mit dem Wirt beredet? Du solltest aufpassen, der Typ kommt mir seltsam vor. Ein paar der Männer, die gestern hier in der Taverne waren, habe ich heute in seltsamem Gewand Brot an die Armen austeilen sehen... und komische Reden schwingen... weißt du was darüber?"


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Erstellt von Saria on 07.05.2003 20:24:

"Natürlich!", entfuhr es Saria.
Besser, einen auf naiv zu machen. Dass mit den Kultisten etwas nicht stimmte, merkte ja sogar ein Blinder.
"Sind ziemlich nette Leute. Total hilfsbereit. Wenn's auf der Welt mehr von diesen Leuten geben würde, gäbe es keine Armut und keinen Hunger mehr. Weißt du, selbst diese Taverne gehört zum Orden. Ist das nicht toll, wie freundlich die alle sind? Denk nur an das Bier..."
10.05.2003, 16:23 #41
Engardo
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Erstellt von Skeleon on 07.05.2003 20:24:

Manfred hatte sich erneut getäuscht.
Der Marsch durch die graue Einöde hatte Stunden um Stunden an Zeit benötigt.
Als sie schließlich einen flachen Hügel erklommen, war die Sonne schon fast wieder hinter der Bergkette im Westen versunken. Die roten Strahlen beschienen die tiefhängenden Wolken von unten und vermittelten den Eindruck eines Himmels aus Feuer.
Leon verdrängte den Gedanken.
Vor ihnen stieg ein schmaler Pfad langsam in das breite Trogtal auf. Bei näherem Hinsehen stellte sich der Weg als ausgetrocknetes Flussbett heraus - nur im Hochsommer war die Sonne brennend genug, um Wasser vom eisigen Gletscher hinab in die Einöde zu treiben, wo es im durstigen Brachland fruchtlos versickerte.
Vorsichtig warf Leon einen letzten Blick über die Schulter.
Hier und da schimmerte Weiß und Silber auf der Einöde, wie am Tag zuvor. Ansonsten graue Leere.
Plötzlich kniff er die Augen zusammen.
War da nicht etwas? Ein schmaler Schatten, der von in den Himmel ragender Felszacke zu Steinbrocken huschte, nur um sofort wieder in den länger werdenden Schatten zu verschwinden.
War ihnen jemand gefolgt? War es die Kreatur der letzten Nacht?
Leon sagte den anderen nichts, beschleunigte seinen Gang jedoch ein wenig. Der Weg den Hügel ins Tal hinauf lag ihm Schatten der Berge und Leon fühlte neue Kräfte in der angenehmen Kühle erwachen.
Ein frostiger Wind kam von dem Gletscher herunter und wehte bis weit in das Schlachtfeld hinaus.
Bald würde sich Leon nicht mehr so wohlig fühlen - wenn sie dem Gletscher noch näher kommen sollten.
Im Schatten einiger hochaufgetürmter Felsbrocken schlugen die Kultisten ihr Lager auf. Totes Holz lag hier verstreut und war schnell zu einem prasselnden Wachtfeuer entfacht. Leon blickte sich nocheinmal um. Unten in der Ebene bewegte sich nichts - nicht einmal ein Schatten. Er hoffte, dass sie nun weit genug davon weg waren, nicht dass diese Bestie in der Nacht zurückkäme ...
Dann sah er nach oben. Sie waren noch etwa zwei Meilen langsam ansteigenden Pfades von den ersten Ausläufern des Gletschers entfernt. Morgen Vormittag würden sie ihr Ziel spätestens erreichen.


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Erstellt von Satura on 07.05.2003 20:33:

"Was? Das meinst du aber nicht ernst, oder? Du glaubst doch nicht wirklich, dass sie das machen, einfach nur weil sie so nette Menschen sind? Die führen doch irgendwas im Schilde!"
Sie sah Saria entgeistert an, doch die Amazone zeigte nicht eine Regung. Plötzlich verstand Satura. Sie sah Saria in die Augen. "Natürlich weißt du es. Komm schon, was gibt es dort zu holen für uns?" Satura betonte 'uns', und Saria verzog das Gesicht. Nein, so leicht würde ihr die Amazone nicht davonkommen. Wenn sie ihr schon nicht bei der Suche nach Leon helfen wollte, so würde sie Satura trotzdem nicht los werden - vielleicht konnte sie ja auch so etwas über Leons Verbleib herausfinden. Irgendetwas schien in diesem Gorthar sowieso ganz und gar nicht zu stimmen, es war besser, vorsichtig zu sein - sehr vorsichtig. Seit sie hier war, hatte sie das Gefühl, dass ihr Amulett irgendwie... wärmer war als sonst. Es glühte nicht direkt, aber es war auch nicht so metallisch kühl wie sonst. Der Stein war matt, doch ab und zu durchliefen ihn leichte Lichtschimmer... so, als wäre es keine unmittelbare Gefahr, sondern ein stetiges Gefühl der Bedrohung.


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Erstellt von Saria on 07.05.2003 20:42:

"Was es bei ihnen zu holen gibt?", fragte Saria verwundert.
Jetzt musste sie tief in die Trickkiste greifen. Sie war doch nicht verrückt und teilte mit irgendwem ihre Beute. War schon schlimm genug gewesen, dass sich Leon bei ihrem letzten Raubzug eingeklinkt hatte.
"Die ewige Erlösung! Sag bloß, du hast dich noch nie mit einem von ihnen unterhalten?"
Saria klang richtiggehend bestürzt.
"Sie glauben an das Erscheinen des Erlösers, der kommen wird um uns alle aus der Finsternis zu führen.", rezitierte sie die Worte des Werbers.
"Wenn er kommt, werden sich alle Kluften zwischen den Gesellschaften schließen und alles Leid verschwinden."
Ein träumerischer Ausdruck trat in Sarias Augen. Gedankenverloren stützte sie ihren Kopf in die Hand.
"Ach, wäre das nicht wundervoll...?"


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Erstellt von Satura on 07.05.2003 20:48:

"Hat dir das der Wirt erzählt?" fragte Satura, Sarias schlechtes Schauspiel ignorierend. "Und wo sind die anderen? Was ist das eigentlich, was für ein Erlöser? Ich dachte, du hältst dich an Donnra - wie kannst du es wagen, um ihre Kraft zu bitten und gleichzeitig an einen anderen 'Erlöser' glauben?" Satura schüttelte ihren Kopf. "Hör zu, du kannst ja machen was du willst hier - das einzige was ich will, ist Leon finden und endlich herausfinden was bei Innos mit ihm los ist. Er sollte doch hier sein, verdammt, irgendjemand muss ihn gesehen haben!"
Satura war immer lauter geworden, sie merkte nicht, dass sie mittlerweile die ungeteilte Aufmerksamkeit der Tavernenbesucher und des Wirtes hatte. Sie war wütend, niemand hier konnte ihr sagen, was hier eigentlich los war. Oder niemand wollte etwas sagen.

"Was ist hier eigentlich los?!" Satura schrie beinahe schon.


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Erstellt von Skeleon on 07.05.2003 21:02:

Der Wirt warf einen verstohlenen Blick zu der kleinen Gruppe hinüber.
Leon? War das nicht der Name von dem neuen Ordensmitglied? Manfred hatte ihn doch gleich eingespannt für diese Buchaktion ...
Langsam stiefelte der Wirt auf sie zu.
"Bitte wahre die Form, Frollein." sagte er zu Satura gewandt, die verwirrt zu ihm aufsah. "Dies soll ein Ort der Erholung sein, wenn du deine Gefährten so anzubrüllen hast, mache das bitte woanders."
Er kratzte sich am Kinn.
"Aber ich kam ja schlecht drum-rum von deinem Anliegen zu hören. Du suchst also einen Kerl namens Leon? Du kannst ganz beruhigt sein! Er war vor ein paar Tagen hier, ein ganz engagierter junger Mann." Er blickte wieder auf Saria und schien fast zu erhoffen, sie würde auf Knien um Mitgliedschaft flehen. "Manfred hat ihn mitgenommen, ihm geht es gut, da bin ich mir sicher."
Er lächelte, diesmal war Satura nicht sicher ob es freundlich-naiv oder schrecklich hinterhältig war. Die anderen schienen nichts davon mitzubekommen.
"Die aufgehende Sonne wacht nun über ihn. Er ist einer unserer Brüder."
Und damit wandte er sich freundlich lächelnd wieder ab, scheinbar denkend, diese Tatsache ließe sämtliche Gründe zur Besorgnis in Nichts verpuffen.


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Erstellt von Satura on 07.05.2003 21:09:

Satura sah zu dem Wirt - sie wußte nicht ob sie wütend oder dankbar sein sollte. "Aufgehende Sonne? Bruder? Was soll das heißen?" Irgendwie hörte sich das streng nach irgendeinem Kult an. Leon als engagiertes Sektenmitglied - nein, diese Vorstellung war wirklich zu komisch! Wer weiß was ihn dazu getrieben hatte, hier mitzumachen... wahrscheinlich gab es da irgendwelche wertvollen Sachen zu holen. Doch was wollte Saria dort? Ob sie vielleicht von der Königin als Spionin geschickt worden war? Das würde einiges erklären...
Der Wirt hatte Satura streng angesehen - nein, so würde sie sicher nicht mehr erfahren. "Entschuldigt bitte mein ungebührliches Benehmen, aber ich war voller Sorge um Leon. Bitte, erzählt mir mehr, mehr von euren guten Taten!" sagte Satura zerknirscht. Sie versuchte zu lächeln, doch irgendwie funktionierte das nicht so ganz.


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Erstellt von Skeleon on 07.05.2003 21:16:

Der Wirt hatte sich schon zu den Gästen am Nebentisch umgewandt, als Satura seine Aufmerksamkeit erneut unangenehm beanspruchte.
"Bitte warte einen Moment, ich muss erst noch die Bestellungen aufnehmen."
Er warf ihr einen misstrauischen Blick zu - natürlich ohne sein Lächeln zu verlieren.
Dummes Gör, was störst du mich noch weiter? Als hättest du Interesse an dem Orden.
Leise vor sich hingrummelnd wandte der Wirt sich wieder den anderen Gästen zu, nickte und machte sich kurze Notizen, nur um einen Augenblick später in Richtung Theke abzuschwirren.
Schien als müsste Satura erst etwas Geduld aufbringen.


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Erstellt von Satura on 07.05.2003 21:29:

Satura schluckte ihre Wut hinunter, doch die blieb wie ein dicker Knopf in ihrem Hals stecken, und sie spürte, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen.
Jetzt hatte sie endlich jemanden gefunden, der etwas über Leon wusste, und er wollte es ihr nicht sagen...
Hilflos sah sie zu Saria, die Saturas Wut eher zu erheitern schien. "Tu doch was!" zischte Satura. Saria zuckte mit den Achseln, als wäre sie unbeteiligt.
Satura beschloß, die Sache selbst in die Hand zu nehmen.
"Wie könnt ihr nur so hartherzig sein," sagte sie zu dem Wirt gewandt. "Ich bin weit gereist, um endlich einen Ort der Ruhe zu finden. Ich weiß zu schätzen, das Ihr uns Unterkunft und Essen gewährt. Gebt einer verzweifelten jungen Frau doch eine Chance!" Satura war wirklich verzweifelt. Sie konnte mit solchen Situationen nicht umgehen - Situationen, die man nicht mit der Waffe lösen konnte (oder durch schreien und herumhüpfen). Sie sah den Wirt mit einem treuherzigen Blick aus ihren grünen Augen an.


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Erstellt von Skeleon on 07.05.2003 21:35:

Der Wirt wandte sich grunzend um und war kein bisschen überrascht, als er wieder die nervige, junge Frau vor sich sah. Jetzt wurde er schon wieder von ihr behelligt.
Schweigend schüttelte er kurz den Kopf, dann sah er wieder zu ihr auf.
"Also gut, hört zu. Ich erledige meine Arbeit hier und dann können wir reden. Aber hört auf mich zu stören!"
Ohne ein weiteres Wort blickte er wieder zu dem Krug, den er gerade mit Bier anfüllte. Insgesamt hatte er nun 5 Krüge in seinen großen Pranken, stapfte hinüber zu dem Tisch, an dem sie bestellt worden waren und stellte sie mit seinem fachmännisch einstudierten Lächeln ab.
"Macht 4 Goldstücke. Das erste ist immer auf Kosten des Hauses."
Wann würde er dieses Spruches überdrüssig werden? Nicht ehe er der jungen Frau überdrüssig würde, die immer noch neben der Theke stand, die Hände vor der Brust gefaltet.
Ein weiteres Grummeln, ein Stuhlrücken, dann setzte er sich an den Tisch, an dem auch schon Saria und Isgaron saßen. Der Wirt winkte Satura herbei, sich auch wieder zu setzen.
Während Isgaron weiter mit seinem Bier beschäftigt war blickte Saria neugierig von einem zum andren.
Was hatte Satura vor?


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Erstellt von Satura on 07.05.2003 21:43:

Dieser Wirt schien doch nicht so einfach gestrickt zu sein, wie sie zunächst vermutet hatte. Langsam flaute die Wut in ihr ab, und Satura hatte sich wieder unter Kontrolle. Egal was es kostete, sie würde Leon finden. Und mit Druck kam sie nicht weiter, das hatte sie jetzt bemerkt... Sie versuchte, souverän zu wirken, als der Wirt sich zu ihnen setzte. Er musterte Satura genau, seine kleinen stechenden Augen schienen durch sie durch zu leuchten, als versuchte er, ihre Gedanken zu lesen...

"Bitte, erzählt mir von Eurer Gemeinschaft. Wenn mein guter Freund Leon zu euch gefunden hat, dann muss er einen Grund gehabt haben. Er ist sehr weise in seinen Entscheidungen und ich vertraue ihm." Sie machte eine kurze Pause und ließ ihre Worte wirken. Sie hob ihren Blick und sah in die Augen des Wirtes, hielt seinem Blick stand und hub erneut an zu sprechen. "Und wenn ich Euch erst einen Beweis bringen müsste, dass ihr mir vertrauen könnt, so verlangt ihn."


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Erstellt von Skeleon on 07.05.2003 21:50:

Der Wirt legte den Kopf schief.
Seltsam, wie zahm das Mädchen plötzlich schien.
Sein Mund verzog sich zu einem weiteren, nichtssagenden, freundlichen Lächeln.
"Dass er eine gute Entscheidung getroffen hat musst du mir nicht erst sagen. Er hat seinen Weg zu unserem Orden gefunden - das sagt genug, oder nicht? Nun, er fiel einem unserer Brüder an einer Almosenstelle im Hafengebiet auf. Er war gleich so eifrig uns zu helfen. Er wurde zu unserem Vertreter vor dem Erlöser geschickt und der hat ihn auf die Probe gestellt."
Er nickte bekräftigend.
"Er hat uns nicht enttäuscht. Unser Vertreter, Manfred mit Namen, hat ihn mit zu sich auf eine große Mission genommen. Mehr kann ich dir nicht sagen. Aber sei versichert, es geht ihm gut. Und er setzt seine Kraft für die rechte Sache ein."
Der letzte Satz klang wie ein Hohn in Saturas Ohren.
"Du schlägst uns vor, deine Vertraubarkeit zu testen? Nun, dazu müsste ich deine Talente kennen. Du musst wissen, jeder hier muss seinen Teil zum Wohle des Ordens beitragen. Ich habe das getan, Leon hat das getan und alle in diesem Raum. Da Manfred nicht hier ist werde ich an seiner Stelle entscheiden, ob du den rechten Glauben hast. Sag mir, was du kannst."
Sein prüfender Blick maß Satura von oben bis unten ab, hatte jedoch seine Aggression verloren.
10.05.2003, 16:26 #42
Engardo
Beiträge: 1.626

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Erstellt von Satura on 07.05.2003 21:58:

Satura merkte, dass die Situation sich merklich entspannt hatte. Sie nickte eifrig. "Ich und meine beiden Freunde - sie deutete auf Saria und Isgaron - wir sind ein eingespieltes Team. Isgaron versteht sich gut darauf, Dinge zu 'besorgen'" - sie zwinkerte vielsagend - "Saria setzt ihre geistige Kraft ein, um anderen zu Helfen"- jetzt musste sie ein Grinsen unterdrücken - "Und ich verstehe mich in der Herstellung erlesenster Heilsalben und -Tinkturen. Ausserdem bin ich eine gute Schwertkämpferin."
Satura sagte das so locker, dass es ihr selbst schon vorkam wie die Wahrheit...
Saria trat ihr unter dem Tisch in Schienbein. Satura sah zu ihr und nickte ihr zu. Nun sind wir ein Team... dachte Satura. Sarias Augen blitzten wütend. Wenn sie es sich mit dem Orden nicht verderben wollte, musste sie Saturas kleines Spiel wohl mitspielen... nun, zumindest so lange, bis sie die Möglichkeit hatte sich abzuseilen.
Satura wandte sich wieder an den Wirt. "Mein Ziel als Heilerin war es immer schon, anderen zu helfen. Warum also nicht im Dienste einer starken Gruppe?"


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Erstellt von Skeleon on 07.05.2003 22:06:

Der Wirt nickte zufrieden.
"Eine Heilerin können wir gut gebrauchen. Ihr habt doch sicher von den Tavernenmassakern gehört?"
Satura sah ihn fragend an, darum fuhr er fort.
"Ein Wahnsinniger ging von Taverne zu Taverne und richtete ein Blutbad nach dem anderen an. Viele Ordensbrüder hat er umgebracht, doch stets auch einfache Passanten. Wer immer es ist muss ein Diener des Chaos sein, er muss ein Feind des Erlösers und damit unser aller Feind sein."
Er atmete tief durch.
"In der letzten Zeit jedoch kam es nicht mehr zu solchen Tragödien. Wir wissen nicht, was passiert ist. Aber es kommt auch immer öfter zu Kämpfen zwischen Ordensbrüdern und -schwestern und Stadtwachen oder Inquisitionsanhängern. Viele Verwundete leiden und können keine Besserung erfahren. Du siehst, wir brauchen deine Hilfe. Was Isgoron - so war doch der Name? - angeht, so brauchen wir viele mit seinen Talente ... die meisten wurden in sinnloser Wut von dem Tavernenkiller abgeschlachtet. Was Magie angeht bin ich überfragt." Dabei blickte er zu Saria. "Dennoch bin ich froh, dass sich jemand mit übersinnlichen Fähigkeiten und überdurchschnittlichem Eifer uns anschließen möchte."
Er lächelte noch einmal in die Runde und wartete ab.


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Erstellt von Saria on 07.05.2003 22:14:

Sarias Blick schien noch immer zu einem weit entfernten Platz zu driften.
"Ja...", meinte sie mit seltsam monotoner Stimme ohne den Kopf zu heben.
"Ich kann meine Fähigkeiten dazu einsetzen, viele Menschen glücklich zu machen."
Und praktischerweise mich gleich mit, fügte sie in Gedanken hinzu.
"Endlich habe ich etwas gefunden, das ich mir insgeheim schon immer gewünscht habe. Hoffentlich kommt der Erlöser schon bald..."


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Erstellt von Satura on 07.05.2003 22:18:

Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken, als der Wirt von den Massakern erzählte. War sie nicht gewarnt worden, hierherzukommen? Was sollte sie tun, wenn so ein Verrückter sie von hinten niedermetzelte... gut, dass sie sich zumindest eine Rüstung besorgt hatte.

Saria schien seltsam abwesend zu sein, doch Satura beschloss, das zu ignorieren. Isgaron sagte zu der ganzen Sache gar nichts - anscheinend hatte er sich damit abgefunden. Nun, für einen Sumpfler war so eine Sekte wahrscheinlich auch etwas ganz normales.
"Ich bin gerne bereit, meine Heilkünste euch zur Verfügung zu stellen, Euch und Eurer Sache." sagte Satura. "Doch erzählt mir von diesem Erlöser und von Euren Zielen!" Die Amazone ließ eine Euphorie in ihrer Stimme mitschwingen, die der Wirt positiv deutete. Auch wenn Satura eher glücklich darüber war, einen Weg zu Leon gefunden zu haben... so er denn noch am Leben war...


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Erstellt von Skeleon on 07.05.2003 22:34:

Der Wirt nickte zufrieden und blickte in die Runde.
"Ich werde jedem von euch eine Aufgabe zu teil werden lassen, um euch zu prüfen. Manfred ist nicht zugegen und ich weiß nicht, was er fordern würde. Darum stelle ich euch die Aufgaben, die mir auf der Seele lasten."
Zunächst wandte er sich an Satura.
"Wie ich vorhin schon sagte, die Kämpfe zwischen der verhetzerischen Innoskirche und unseren Ordensbrüdern werden allmählich heftiger. Du wirst von Bruder Pertus in eine Lagerhalle in den Docks geführt werden, wo wir unsere verwundeten Ordensbrüder und -schwestern notdürftig aufgebahrt haben. Hilf' ihnen! Das ist alles."
Dann wandte er sich zu Isgaron um.
"Manfred war stets auf der Suche nach Hinweisen, die uns helfen sollten den Erlöser zu erreichen. Doch davon weiß ich nicht genug. Mit deinen Talenten sollte es dir aber möglich sein, Geld für zusätzliche Arzneien herbeizuschaffen, um die Verwundeten besser versorgen zu können." Dabei warf er einen Seitenblick auf Satura.
"Sieh' dich außerdem für den Orden auf der Straße um. Versuche herauszufinden, wo sich der Tavernenkiller herumtreibt. Er ist gewiss noch irgendwo in Gorthar unterwegs und bevor er wieder zuschlägt müssen wir ihn aufspüren."
Der Wirt ahnte nicht, dass Tak in Wahrheit in eben diesem Moment die Einöde des Schlachtfeldes hinter sich ließ und sich in der Nähe von Manfred, Leon und den verbliebenen Kultisten ein Lager für die Nacht einrichtete.
Zuletzt wandte er sich zu Saria.
"Mit deinen Fertigkeiten ... weiß ich nichts anzufangen. Gewiss ist Magie eine schöne Kunst, doch wie kannst du sie zum Nutzen des Ordens einsetzen?"
Saria konzentrierte sich einen Augenblick und schloss die Augen.
Plötzlich sagte der Wirt:
"Ich sage dir was: Du bleibst einfach 'ne Weile hier und ruhst dich aus. Vielleicht kannst du mir ja etwas von deiner Magie zeigen und wir finden später einen Nutzen dafür."
Wenn er wüsste, dass er gerade eben eine schöne Vorführung ihrer Möglichkeiten hatte ...
Solange er mir nicht vollends vertraut würde es mir ohnehin nichts bringen, den genauen Aufenthaltsort des Buches und der anderen Schätze zu wissen. Besser also, ich quetsche ihn nach und nach aus. dachte Saria, nickte dem Wirt jedoch bestätigend zu.
"Ich werde also hier bleiben und meine Fähigkeiten einsetzen, wenn es von Nöten ist."
Und damit erhob sich der Wirt lächelnd, machte ein paar Schritte von dem Tisch weg und sah sich dann nocheinmal um.
"Ihr wisst alle, was ihr zu tun habt. Zeigt mir, was ihr bewerkstelligen könnt."
Und damit stiefelte er wieder hinter seine Theke und gab das nächste Freibier aus - "das erste ist für Fremde immer gratis". Interessant, wieviele Fremde in letzter Zeit hier auftauchten.


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Erstellt von Krieger-BP on 07.05.2003 22:55:

Krieger Bauch schmerzte. Er rannte um sein verdammtes Leben. Er musste hier weg. Wenn die roten Heinis erst mal all ihre Freunde holen würden, wäre er in der Klemme. Er musste aus Gothar verschwinden, zu mindestens für eine Weile. Doch sein Freund Esteron war noch hier! Ob der komische Kauz an seiner Seite, der ihm in den Magen gehaunen hatte, auf ihn aufpassen würde? Krieger machte sich ernsthafte Sorgen, doch er würde zurückkommen, beim Schläfer, er würde!

Mit einem Satz katapultierte er sich über den Stand, der vor ihm den Weg versperrte, schubste die dahinterstehende Frau zu Boden und rannte wie vom Teufel gebissen weiter. Er musste schleunigst zum Hafen, in sein Boot, bloß weg von hier.
Wieder bog er um die nächste Ecke, ließ einen ahnungslosen Passanten seine Schulter spüren und trat ihm zudem versehentlich ins Gesicht. Doch er konnte nicht stehen bleiben! Er musste hier einfach weg.

Zum Glück kam am bald das vertraute Geräusch des Hafenbeckens näher. Das Schwappen der Wellen an die Mauern, wies ihm den Weg. Ohne zu zögern sprang er vom Beckenrand ab und landete in seinem Boot. Schnell die Leine ab gewunden und die Ruder in die Hand genommen und schon glitt das Schiff aus Gothar heraus.

„Mein Freund, vielleicht erreichen dich diese Gedanken ja! Ich werde wiederkommen. Doch in anderer Gestallt und als Meister des Einhändigen Kampfes. Ich werde dich aus dieser Gegend befreien und wir werden zusammen unsere Mission erfüllen! Bitte verzage nicht; Ich werde wiederkommen!“

und schon verließ er den Hafen und ruderte aufs Meer hinaus.


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Erstellt von Satura on 07.05.2003 22:57:

Satura sah Saria und Isgaron triumphierend an. Sie war ihrem Ziel einen Schritt näher gekommen...
In diesem Moment trat ein junger Kultist an ihren Tisch. "Ich werde euch zu den Docks führen, Schwester Satura und Bruder Isgaron." sagte er in einem melancholischem Singsang.
Das ging aber schnell... dachte Satura. Sie musterte den Jungen. Er trug eine einfache graue Robe aus schwerem Stoff und einen Dolch als Waffe. Er stand geduldig wartend neben ihrem Tisch und sah Satura und Isgaron an, ohne sie wirklich anzusehen - irgendwie ging sein Blick ins Leere, durch sie hindurch... Ein kalter Schauer lief Satura den Rücken hinunter. Genauso hatte sie sich Sektenmitglieder immer vorgestellt... "Dann musst du Bruder Pertus sein!" sagte Satura schließlich und neigte ihren Kopf zum Gruße.

Isgaron und Satura erhoben sich. Sie verabschiedeten sich von Saria, die darüber nicht besonders unglücklich zu sein schien, und folgten Pertus.


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Erstellt von Saria on 07.05.2003 23:06:

Kaum waren Satura und Isgaroth verschwunden, da ging Saria eine plötzliche Veränderung durch.
Jeglicher Ausdruck der Träumerei verschwand aus ihrem Blick. Ein leiser Seufzer war zu hören, dann stand sie auf und ging zurück zur Theke, um sich schwer auf sie zu stützen.
"Wirt?", fragte sie schon beinahe flüsternd und sah ihn mit blitzenden Augen an.
"Du wolltest doch noch mit mir reden?"
Natürlich wollte er das. Da war sich Saria sicher. Um diese Sicherheit zu gewährleisten, legten sich ihre Finger um die Rune in ihrer Tasche.
"Wo waren wir denn stehengeblieben? Ach ja, du wolltest mich gerade über das Versteck und das Buch aufklären..."
10.05.2003, 16:28 #43
Engardo
Beiträge: 1.626

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Erstellt von Sarevok [NPC] on 08.05.2003 00:27:

Ach, wie schön es doch war, mal ganz offen mit jemandem zu reden, ohne Geheimnisse, ohne lügen. Genau das hatte er schon lange mal wieder gebraucht.
Der Wirt lächelte dümmlich - vergnügt und nickte dann.
"Ja, Bruder Decker und Bruder Kessler dort hinten..."
Er deutete auf zwei Kultisten, die in der Nähe der Tür saßen. Sie trugen lange schwarze Mäntel, die von breiten Ledergürteln zusammengehalten wurden. Diese Gürtel waren eigeutig dazu gedacht, eine Waffe daran zu befestigen, im Moment war allerdings keine zu sehen. Aber das war nicht sonderlich überraschend, hier versuchten die beiden ja den Eindruck normaler Bürger zu erwecken (auch wenn das ziemlich misslang).
"Sie gehören zu den Kriegern des Ordens. Sie werden in Kürze aufbrechen. Nachts ist es sicherer in den Straßen von Gorthar. Ich werde ihnen sagen, dass du sie begleiten wirst."


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Erstellt von Saria on 08.05.2003 00:35:

Saria setzte wieder ihr träumerisches Lächeln auf.
"Das ist nett von dir."
Besonders vertrauenserweckend sahen die beiden ja nicht aus. Die Diebin schluckte.
Der Blick der düsteren Gesellen passte eher zu kaltblütigen Mördern als zu barmherzigen Helfern der Armen. Der Wirt hatte sie nicht umsonst als Krieger des Ordens bezeichnet.
Der Diebin behagte der Gedanke, allein mit diesen Kerlen durch die Nacht zu wandern überhaupt nicht. Hoffentlich wirkte ihre Tarnung. Anderenfalls...
Im Moment war sie zwar noch recht fit, aber wer wusste schon, wann die plötzliche Erschöpfung durch die häufige Magieanwendung einsetzen würde?
Vielleicht hatte sie bisher auch einfach Glück. Oder sie gewöhnte sich an den kräftezehrenden Prozess des Zauberns. Hoffentlich brachen sie bald auf. Je schneller diese Sache gelaufen war, desto besser.


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Erstellt von Sarevok [NPC] on 08.05.2003 00:49:

Der Wirt ging schnurstraks zu den beiden Kriegern und verschwand wenig später mit ihnen in einem Raum hinter der Theke. Es dauerte einige Minuten, bis sie wieder herauskmen. Decker und Kessler trugen beide ein recht großes Bündel auf dem Rücken, scheinbar befand sich unter den schmierigen Tüchern irgend etwas metallisches. Rüstungen und Waffen wahrscheinlich.
Kessler stellte sich vor Saria. Der Ordenskrieger war fast zwei Köpfe größer als sie, sein schmales, sonnengegerbtes Gesicht war etwas zu faltig für sein Alter. Sein schwarzes, fettiges Haar verteilte sich ungekämmt über seinen Kopf, mit nichtssagenden Blick musterte er die Amazone.
"Du willst also mitkommen? Warum?" fragte er. Seine Stimme verriet keinerlei Gefühlsregungen.


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Erstellt von Saria on 08.05.2003 00:56:

Noch immer umklammerte Sarias Hand die Rune.
"Der Wirt hat gesagt, ich soll euch begleiten. Stimmt's?", wandte sie sich an den Wirt.
Der grinste sein debildes Grinsen und nickte nur.
"Ich bin schon etwas länger bei euch, aber erst jetzt soll ich ins Hauptquartier. Vielleicht gibt es ja eine spezielle Aufgabe für mich?"
Ein seltsamer Glanz trat in Sarias Augen.
"Ach, ich würde alles tun um dem Erlöser dienen zu können..."


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Erstellt von Sarevok [NPC] on 08.05.2003 01:02:

Kessler starrte kurz über ihre Schulter hinweg, scheinbat dachte er nach. Schließlich nickte er langsam.
"Nun gut. Ich werde dich dort zu Bruder Randolf bringen, vielleicht hat der ja tatsächlich eine Aufgabe für dich. Groß anstellen können wirst du ohnehin nichts..."
Der Kultist stockte und schüttelte unmerklich den Kopf, mehr zu sich selbst denn zu irgendwem sonst. Jetzt warf er auch noch einer Ordensschwester vor, sie würde nur Blödsinn anstellen wenn sie die Möglichkeit bekam. Er sollte besser auf seine Einstellung achten, er war einfach viel zu misstrauisch. Damals, während seiner Zeit als Söldner in Gorthar, mochte ihm dieses Misstrauen ja geholfen haben, doch jetzt, anderen Ordensmitgiedern gegenüber, war es eindeutig fehl am Platze. Randolf würde schon wissen, wozu er die junge Frau brauchte.
"Gehen wir." meinte Kessler kühl und schritt an Saria vorbei, direkt auf die Tür der Taverne zu...


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Erstellt von Saria on 08.05.2003 01:07:

Erneut musste Saria schlucken. Hatte der grobe Klotz Verdacht geschöpft?
Aussteigen konnte sie jetzt nicht mehr. Dafür war es zu spät. Verdammt, irgendwie hatte sie sich schon wieder ganz schön tief hineingeritten.
Jetzt gab es kein Zurück mehr. Entweder sie brachte ihre Sache durch oder sie geriet in ernste Schwierigkeiten. Doch ob es ihr gefiel oder nicht, sie musste das Spiel zu Ende spielen.
So zog die Diebin den Mantel enger um die Schultern und folgte dann ihrem neuen Begleiter hinaus in die Nacht von Gorthar, einem ungewissen Ziel entgegen.


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Erstellt von Sarevok [NPC] on 08.05.2003 01:31:

Ihr Weg führte die drei Gestalten durch die engen Gassen Gorthars. Kessler, der vorrausging, vermied es, größere Straßen zu nehmen, um nicht etwa einem Nachtwächter in die Arme zu laufen. Zwar wäre auch in diesem Fall die Gefahr für sie nicht allzu groß sein, aber man musste ja nicht unnötig unvorsichtig werden...
Nach einiger Zeit ließen die Kultisten die Stadtmauern hinter sich. Kessler führte sie in den angrenzenden Wald, über Pfade, die kaum sichtbar waren, durchs Unterholz.
Irgendwann erreichten sie schließlich eine Lichtung, auf der sich ein kleiner Hügel erhob, in dem ein Tor den Eingang zur darunterliegenden Höhle. Scheinbar wurden sie schon erwartet, kaum trat Kessler auf die Lichtung, da schwang die Tür auch schon auf und ein weiterer Kultist empfing sie. Er trug einen schwarzen Mental, wie die beiden Krieger, die Saria begleiteten, doch darüber trug er einen Schienenpanzer um seinen Oberkörper zu schützen und an seinem Gürtel hingen ein Langschwert sowie ein Dolch.
"Willkommen in unserem wahren Hauptquartier!" wandte sich Kessler an Saria. Falls das fröhlich klingen sollte, dann hatte der Krieger gründlich versagt...


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Erstellt von Satura on 08.05.2003 17:27:

Satura und Isgaron waren Bruder Pertus in stiller Demut gefolgt... zumindest schien es Bruder Pertus so. Die Gedanken der Amazone kreisten nur mehr um Leon, und was dieser seltsame Kult mit ihm angestellt haben musste... Wie war er überhaupt auf die Idee gekommen nach Gorthar zu fahren? - Keine Frage, da musste Gold im Spiel sein... viel Gold. Nun, das dürfte zumindest auch ein Argument sein, um Isgaron bei der Stange zu halten - der Novize schien von dem Kult angewidert zu sein. Klar, immerhin ging es um einen Erlöser, der nicht der Schläfer war...

Bruder Pertus musterte Satura, warf dauernd verstohlene Blicke in ihre Richtung - glaubend, die Amazone merke das nicht. Hm, der könnte mir vielleicht noch von Nutzen sein...Sie grinste Innerlich.
Der Kultist redete nur das Nötigste; er war ein stiller Typ, was Satura als Unsicherheit deutete. Ob es bei den Kultisten gleich war wie beim Orden Innos - keine Frauen? Die Amazone grinste. Wer weiß, was man aus dem noch herausquetschen kann... Satura beschloss, abzuwarten.

"Wir sind da..." Pertus hatte sie zu einer Lagerhalle an den Docs geführt. Die schwere Holztür knarrte laut, und Satura und Isgaron traten in einen halbdunklen Gang, der in unregelmäßigen Abständen von Fackeln erleuchtet wurde. Es dauerte eine Weile, bis Saturas Augen sich an das schummrige Licht gewöhnt hatten. Links und rechts gingen Türen weg, und man konnte unterdrücktes, schmerzvolles Stöhnen vernehmen. Satura schauerte.
Bruder Pertus verabschiedete Satura und forderte Isgaron auf, mit ihm zu kommen... die Amazone hätte lieber gehabt, wenn der Novize bei ihr geblieben wäre. Sie schluckte, und ging dann in einen Raum auf der linken Seite des ganges, aus dem die schmerzverzerrten Laute drangen.
Im Halbdunkel lagen etwa ein halbes Dutzend Verletzte; eine junge Kultistin in grauer Robe huschte hin und her und versorgte sie mit dem Nötigsten, doch sie war eindeutig überfordert. Sie grüßte die Amazone mit einem Nicken, und eine Strähne ihres blonden Haares löste sich. Eilig wischte sie die Strähne aus dem Gesicht und lächelte Satura an. "Sei gegrüßt. Ähm- ich soll dir helfen, die Menschen zu versorgen." begann Satura, unsicher an ihrem Umhang zupfend. Die Ordensschwester me

Sie ging von Bett zu Bett; es waren durchwegs Frauen, junge Frauen in Saturas Alter. Die Amazone spürte, wie eine leichte Übelkeit in ihr aufstieg - so viel Leid und Elend hatte sie noch nie gesehen. Des öfteren war sie kurz davor, der Versuchung, sich abzuwenden und zu gehen, zu erliegen. Doch sie besann sich - diese Menschen brauchten sie. Sie konnte sich nicht einfach umdrehen und so tun, als hätte sie es nicht gesehen. Die meisten Verletzten hatten Brand- und Schnittwunden, ihre Haut war gerötet und brandig. Was für ein Untier hatte ihnen das nur antun können? Wie konnte man nur so kalt sein... Nur weil sie einem Kult anhingen, der irgendjemandem nicht in seinen Kram passte?

In dem Krankenraum hing feuchtwarme, drückende Luft und ein übler Geruch von Krankheit und Tod. Satura hatte das Gefühl, alle Fenster aufreißen zu müssen... wenn da Fenster gewesen wären!
Wie lange vegetierten diese armen Frauen hier schon in dem dunklen Loch? Satura hatte nicht bemerkt, dass die Ordensschwester sich neben sie gestellt hatte. "Wir müssen sie verstecken, vor ihm, bis der Erlöser kommt." Bei Innos, nicht schon wieder dieses Erlösergequatsche! Die waren ja ärger als die Sumpfler mit ihrem Schläfer... Satura unterdrückte ihre Wut und sagte mit fast zu sanfter Stimme: "Ich verstehe... Wo liegen die Männer?" Die Kultistin nickte und bedeutete ihr mit einer fließenden Handbewegung, ihr zu folgen.
Schräg gegenüber in dem anderen Raum lagen etwa zehn Verletzte; auch mit teilweise schweren Brandverletzungen, oder auch Verletzungen vom Kampf. In diesem Moment erstarrte Satura. Was wenn Leon unter ihnen ist? Eine furchtbare Angst umklammerte ihr Herz, und sie schritt schnell von Bett zu Bett... nein, Leon war nicht unter den Verletzten. Aber was, wenn er unter den Toten war?

Die Kultistin berührte Satura sanft an der Hand und zog sie zu einem Bett. "Er hier ist am Schlimmsten verletzt... möge der Erlöser seine heilende Kraft durch deine Hände fließen lassen."
Die Amazone atmete noch einmal tief durch. Nein, Wunder vollbringen konnte sie nicht - aber das schlimmste Leid lindern. "Gut, dann beginnen wir..." sie gab der jungen Kultistin Anweisungen, die diese trotz der späten Stunde voller Eifer erfüllte. Der junge Kultist war dem Tode näher als dem Leben... sein Atem ging rasselnd und schwer. Satura entfernte vorsichtig den Verband - knapp unter dem Herzen war eine eitrige Wunde, die wohl von einem Speer stammen musste... ein Wunder, dass dieser Junge überhaupt noch am Leben war! Satura verlangte nach einem Fläschen mit reinem Alkohol - prompt gab ihr die junge Kultistin eines. Gut ausgestattet schien dieses Lazarett ja zu sein, das erleichterte ihre Arbeit um einiges. Doch mit so schweren Verletzungen hatte Satura es noch nie zu tun gehabt.

Vorsichtig tröpfelte die Amazone den Alkohol auf die Wunde, um sie sich genau ansehen zu können. Mit einem weichen Tuch rieb sie vorsichtig Schorf und Eiter ab. Der Junge stöhnte auf und riß plötzlich seine Augen auf. "Da ist er wieder! Gib acht! Er ist da, er ist überall er wird...wird..." seine Worte erstickten in einem Röcheln. Satura sah die Kultistin an und schüttelte traurig den Kopf. "Die Wunde ist zu tief, er wird es nicht schaffen." Sie schwieg kurz, als sie sah, dass sich die Augen der jungen Frau mit Tränen füllten. "Ich gebe ihm etwas, das seine Schmerzen lindert, aber mehr kann ich nicht tun. Der Wundbrand fiebert in ihm." Sie holte ein kleines Fläschen hervor, dass Cord ihr mitgegeben hatte. Sie hatte es noch nie gebraucht... und das war auch gut so. Das Mittel war genau für solche Situationen gedacht - den Sterbenden das Hinübergehen zu erleichtern. Auch Cord hatte es genommen, bevor er eingeschlafen war.
Prüfend hielt sie das braune Fläschchen in das Licht einer Fackel. "Abschiedstau" stand in wackeligen Buchstaben darauf. Schweren Herzens öffnete sie mit der linken Hand den Mund des Dahinscheidenden und tropfte ein wenig der klaren, farblosen aber stark riechenden Flüssigkeit in seinen Mund. Dann strich sie ihm über die Lider und schloss sie. "Auf dass deine Leiden von Innos Güte ausgelöscht werden, und dein Leben unter Seinen Augen weitergehe." murmelte sie kaum hörbar. Laut sagte sie: "Der Erlöser nehme sich deiner an."

Stundenlang verarztete sie Verletzte, strich Salben auf Wunden, gab der jungen Ordensschwester Tipps.
In einem Bett lag eine junge Kultistin. Ihr Gesicht war durch Brandwunden bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Satura schätzte ihr Alter auf etwa 18 Jahre... Das Mädchen musste irrsinnige Schmerzen haben, und doch klagte sie nicht, als Satura mit sanften Bewegungen ihr Gesicht mit einer heilenden Salbe eincremte. Als Satura sich erhob, hielt das junge Mädchen sie fest. "Danke Ihnen, edle Heilerin." Die Amazone lächelte. So hatte sie noch nie jemand genannt. "Nennt mich Satura." Die Verletzte öffnete vorsichtig ihre Augen. "Ich bin Lenia. Sagt mir nur, ist der Erlöser nahe?" Satura nickte. "Ja, er wird kommen, auf dass unser aller Leiden ein Ende hat." Sie konnte nicht anders - irgendwie musste sie dem Mädchen Trost spenden...
"Hier, nehmt das an, Satura. Ich bitte Euch. Nehmt es als Dank für Eure Hilfe." Das Mädchen deutete auf einen Beutel, der am unteren Ende des Bettes hing. Satura wollte nicht widersprechen... und, nun ja, ein paar Goldmünzen könnten auch nicht schaden. Sie saß noch lange bei der Verletzten, die ihr einiges über den Kult erzählte, und über seine Verfolger - die Inquisition und einen mysteriösen Killer.

Satura war nicht wohl bei dem Gedanken noch länger an diesem Ort bleiben zu müssen- langsam erst begriff sie, auf welch heißes Pflaster sie sich begeben hatte. Aber war sie nicht gewarnt worden? In Momenten wie diesen verfluchte sie ihre Dickköpfigkeit.
Erst in den frühen Morgenstunden kam sie in einem kleinen Nebenraum, den ihr die Ordensschwester gezeigt hatte, zu ihrem wohlverdienten Schlaf.

Doch sie schlief unruhig, die Bilder der Verletzten hatten sich in ihre Gedanken eingebrannt...

Sie öffnete die Tür zu dem Raum der Verletzten und kontrollierte noch einmal, ob es auch allen gut ging. Satura ging von Bett zu Bett - bis sie an der Ruhestatt des toten Jungen stand. Traurig sah sie zu Boden und schloß die Augen, um zu Innos zu beten... in diesem Moment vernahm sie eine Stimme.
'Satura, wo bist du? Ich brauche dich...' Sie riß die Augen auf - ihre Pupillen weiteten sich vor Schreck: der tote Junge hatte sich aufgesetzt und war... es war Leon! Die Amazone wich zurück. Verdammt, was sollte das schon wieder?
'Reich mir deine Hand, schnell!' Satura dachte nicht nach, streckte ihre Hand aus-
und wurde in einen Sog aus weißer Leere gezogen. Alles drehte sich, schneller und schneller, drehte sich einfach in endloser Spirale nach unten und... ihr wurde schwindelig und sie ließ sich einfach fallen.
Als sie wieder bei Sinnen war, befand sie sich draußen, auf einer weiten, kahlen Ebene. Leon stand neben ihr und sah sie an. 'Wo sind wir hier?' fragte sie ihn, doch er sagte nichts. Er war wie... eingefroren. Keine Regung, er blieb stumm.
Die Amazone sah sich verwirrt um. Der Boden war staubig und ohne Leben - im Gegenteil, überall lagen Knochen, die von Menschen und die von... was auch immer. Ein gewaltiger Gletscher erhob sich in der Ferne; das Eis spiegelte das Licht der sengenden Sonne wieder.
Und Leon stand noch immer wie angewurzelt da... Satura drehte sich um - gerade noch rechtzeitig, um mit einem Satz zur Seite springen zu können. Und doch zu spät - das gewaltige, zottelige Monster streifte sie mit der riesigen Pranke, und sie fiel...



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Erstellt von Sarevok [NPC] on 08.05.2003 17:58:

Der Wirt klopfte an die Tür der jungen Heilerin, leise, um sie nicht zu wecken falls sie noch schlief. Doch wie sich herausstellte, indem sie den Wirt hereinrief, war sie schon lange wach.
Satura saß an dem kleinen Tisch in ihrem Zimmer und rührte irgendwelche Salben an, das Zimmer war erfüllt vom Duft der Kräuter. Als sie sich umdrehte, hielt der Wirt ihr ein Amulett hin. Es sah fast genauso aus wie das, das die Leute bekamen, wenn sie im Armenviertel auf die Kultisten stießen, allerdings war auch eine kleine, kunstvolle Gravur darauf angebracht.
"Glückwunsch, Satura."
Der Wirt grinste breit, fast schon ein wenig debil.
"Du bist jetzt vollwertige Angehörige unseres Ordens. Willkommen, Schwester..."
Er drückte der Amazone das Amulett in die Hand und fuhr fort, bevor sie etwas erwiedern konnte.
"Deine Fähigkeiten werden schon wieder gebraucht. Diesmal allerdings an anderer Stelle. Eine Gruppe unserer Krieger ist zum Gletscher aufgebrochen, sie haben dort eine Mission zu erfüllen. Sie könnten dich sehr gut gebrauchen als Unterstützung. Mach dich fertig, unten warten einige Brüder, sobald du bereit bist werdet ihr aufbrechen."
Der Wirt lies keinen Widerspruch zu und verschwand aus Saturas Zimmer. Ja, eine gute Heilerin war in der Situation, in der sie sich befanden, mehr als Gold wert...


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Erstellt von Satura on 08.05.2003 18:42:

Diese Kultisten waren wirklich verdammt schnell... Satura war noch nicht einmal richtig wach, und der Alptraum hielt noch ihre Gedanken umklammert, als sie den Wirt hereingebeten hatte.
Und sie ließen ihr keine Ruhe... Gletscher? Nun, dann konnte sie nur hoffen, dass das nicht der Gletscher aus ihrem Traum war. Ach was, diese Träumerei - sie konnte sogar verstehen, dass Saria sie nicht ernst genommen hatte. Allerdings, wenn ihr Traum etwas mit der Realität zu tun hatte, dann würde sie ja auch Leon finden... Und von einem gewaltigen Monster mit rasiermesserscharfen Krallen umgebracht werden. Gute Aussichten.

Sie hielt das Amulett, dass ihr der Wirt überreicht hatte, nachdenklich in der Hand und betrachtete es. Es war sehr fein gearbeitet und zeigte eine aufgehende Sonne. Sie strich mit dem Finger vorsichtig über das Symbol und spürte die zarten Linien, die in das Metall gearbeitet worden waren. Unter dem Symbol entdeckte sie eine feine Gravur. Es sah aus wie Zeichen einer fremden Sprache - sie hatte so etwas noch nie gesehen. Als wäre es ein ihr unbekannter Code, den sie trug, ohne ihn zu verstehen.

Sie seufzte leise. Gut, dann auf zu diesem Gletscher... Sie legte sich das Amulett um den Hals - das heißt, sie wollte es sich um den Hals legen. In dem Moment, als das Kultistenamulett ihr Drachenamulett berührte, begann dieses heftig zu glühen, und Satura fühlte einen stechenden Schmerz durch ihren Brustkorb direkt in ihren Kopf schießen. "Bei Innos - was ist das?" schrie sie auf und riß sich das Amulett mit der aufgehenden Sonne vom Hals. Augenblicklich erlosch der Stein in ihrem Schutzamulett und der Schmerz verging... Schwer atmend hielt sie das unscheinbare Zeichen in ihrer Hand und umschloss es. Was war hier nur los? Irgendwas ging hier wahrhaft nicht mit rechten Dingen vor sich. Langsam öffnete sie die Faust. Auf der Rückseite war das Metall geschmolzen und in der Form eines Abdruckes des Drachenkopfes wieder erstarrt. Was für eine unglaubliche Hitze ihr Amulett ausstrahlen konnte, hatte sie an ihrem eigenen Leib schon gespürt - doch eine derart heftige Reaktion, dass sogar Metall schmolz? Was hatte das alles nur zu bedeuten? Sie beschloss, das Amulett des Ordens innen an ihren Umhang zu heften, sodass sie es bei bedarf verdecken oder zeigen konnte. Wenn jemand sie fragen würde, warum sie es nicht um den Hals trug... nun, ihr würde schon etwas einfallen.

Satura packte schnell ihre Sachen zusammen und ließ der Ordensschwester, die sich um die Kranken kümmerte, einige frisch bereitete Salben hier, den Rest packte sie ein. Nach dem, was ihr ihr Traum prophezeit hatte, würde sie die Salben mehr als dringend brauchen.

Vor der Lagerhalle standen fünf Kultisten regungslos in der prallen Sonne. Schweißperlen hatten sich auf ihrer Stirn gebildet, und sie schienen nur noch auf Satura gewartet zu haben, denn kaum stieß die Amazone zu ihnen, setzten sie sich ohne ein Wort in Bewegung.


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Erstellt von manmouse on 08.05.2003 18:47:

Nachdem sich die Männer an Speisen und Getränken gelabt hatten und sich halbwegs einig über die Situation waren. Bezahlten sie ihre Zeche und verließen die Taverne „Hecht am Karpfenteich“.

“ Wohin führt uns nun unser Weg? Wie ihr wisst bin ich vollkommen ortsfremd.“ grinste Esteron verlegen.

Der Waffenmeister nickte ohne ein Wort zu verlieren und schlug den Weg in die rechte dunkle Gasse ein und ließ den Wanderer einfach stehen.
Esteron sah Frost eine Weile hinterher und beeilte sich dann um zu ihm aufzuschließen.
Nach einigen Momenten des Weges durch die Gassen von Gorthar erreichten die beiden Männer ohne Vorkommnisse oder Begegungen mit den Kultistenanhängern die Stadtgrenze.

“ Und nun? Wie geht es jetzt weiter?
10.05.2003, 16:29 #44
Engardo
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Erstellt von Saria on 08.05.2003 19:38:

Gähnend streckte Saria ihre müden Glieder. Sie waren gestern bis spät in die Nacht hineingewandert, bevor sie das geheime Versteck erreichten.
Und dieser Schlafsaal war nicht sonderlich bequem. Zwar waren mehrere Decken und Matten ausgebreitet worden, doch waren die auch nicht sehr viel weicher als der kalte Felsboden. Träge rieb sich die Diebin den Schlaf aus den Augen. Dieses Höhlensystem musste gigantisch sein. Die Müdigkeit hatte es ihr schwer gemacht, sich den Weg einzuprägen.
Es war besser, ihn sich von Zeit zu Zeit ins Gedächtnis zu rufen, um ihn nicht zu vergessen. Sonst verlief sie sich noch und irrte für alle Ewigkeit durch dieses an einen Ameisenhaufen erinnernde Ganggewühl.
Nachdem sie das Tor in den Hügel durchschritten hatten, folgten sie einem langen Gang der steil in das Innere der Erde hineinführte. Ein eisiger Luftzug blies durch den Tunnel. Unwillkürlich musste Saria an die Geschichten denken, die man sich von dem Vorhof zu Beliars Reich erzählte.
Zu ihrer Erleichterung endete der Gang nicht an der Pforte zur Hölle, sondern in einer ausladenden Höhle. Eine fast senkrecht abfallenden Wände einer natürlichen Schlucht begrenzten den Pfad auf wenige Schritt Breite. Ehrfurchtsvoll blickte die Amazone an den Schluchtwänden empor.
Im Falle eines Angriffs mussten die Angreifer durch diese Schlucht. Es gab keinen anderen Weg, der Tunnel mündete direkt in diese Todesfalle. Der Kult wusste diesen Vorteil zu nutzen und hatte direkt an den Klippen kleine Türme aus Holz errichtet. Mit Armbrüsten bewaffnete Wachen musterten aufmerksam die kleine Gruppe, als sie ihren Weg fortsetzte.
Innerlich verfluchte sich Saria für ihren Leichtsinn. Wo war sie da nur wieder hineingeraten?
Falls sie hier jemals wieder lebend herauskommen wollte, musste sie unbemerkt bleiben. Sobald der Diebstahl auffiel, war sie geliefert. Aus dieser Festung war kein Entkommen möglich, wenn die Kultisten den Eingang dichtmachten.
Hinter der Schlucht verbreiterte sich die Höhle zu einer Art Halle, von der unzählige Gänge abzweigten. Wie sich die Kultisten hier zurechtfinden konnten, war Saria schleierhaft. Ihr düsterer Begleiter hatte sie ohne viele Worte zu verlieren in einen der zentral gelegenen Gänge und daraufhin durch einen wahren Irrgarten an Quergängen geführt. Schließlich hatte er sich mit ein paar knappen Worten von ihr verabschiedet und sie in eine weitere Höhle geschickt, welche wohl als Schlafsaal diente.
Jetzt saß sie hier auf ihrem Schlaflager und überlegte, was als nächstes zu tun war. Es war besser, den Diebstahl so schnell wie irgendwie möglich über die Bühne zu bringen.
Die Nähe zu all diesen Kultisten machte die Diebin fast wahnsinnig. Lauter Verrückte, und sie mitten unter ihnen...
Allerdings kümmerte sich im Moment niemand um sie. Das hieß...sie hatte freie Hand!
Viel mitgenommen hatte Saria ohnehin nicht. Deshalb wanderte sie schon kurz darauf scheinbar tief in Gedanken versunken durch die in schumrriges Fackellicht getauchten Tunnel. Ständig musste sie mit sich selbst ringen, um nicht beim ersten Anzeichen eines weiteren Kultisten in die Schatten einzutauchen. Bloß nicht auffallen...
Doch wo sollte sie ihre Suche beginnen?
Das Tappen von schweren Stiefeln riss sie aus ihren Gedanken. Sofort wollte sie sich nach einem Versteck umschauen, besann sich dann jedoch. Mit gesenktem Blick setzte sie ihren Weg fort und stapfte langsam den Gang entlang.
Ein hochgewachsener Mann kam ihr entgegen. Schwere Panzerplatten bedeckten seinen Oberkörper sowie einen Teil seiner Beine, ein geschwungenes Schwert hing an seiner Seite. Als er Saria bemerkte, nickte er fast unmerklich und marschierte weiter.
Hilfe, warum mussten hier nur solcher wandelnden Muskeln herumlaufen...
Doch dann kam Saria eine Idee. Dieser Kerl wusste doch sicherlich, wo das Buch versteckt war.
"He, wolltest du mir nicht verraten, wo ich das Buch "Das gläserne Reich" finde?", fragte die Diebin.
Die Rune in ihrer Hand schien zu glühen. Saria konnte spüren, wie sich die magischen Ströme ihren Arm hinaufwanden, ihren Puls beschleunigten und ihrem Geist ermöglichten, in das Denken ihres Gegenübers einzudringen.
"Erster Gang links, übernächster rechts, geradeaus durch die Halle und dann durch die achte Tür von rechts", kam unvermittelt die Antwort.
"Danke", verabschiedete sich Saria mit einem verschmitzten Grinsen.
Wirklich verblüffend, wie auskunftsfreudig diese Kerle waren. Hatte sie gar nicht erwartet.
Dank der Beschreibung des Ordenskriegers war es ein leichtes, die gesuchte Tür zu finden. Allerdings wunderte sich die Amazone, warum der Raum nicht bewacht wurde. Auf dem Gang war keinerlei Krieger zu finden. Wahrscheinlich erwartete der Kult keinen Verrat aus den eigenen Reihen.
Noch einmal versicherte sich die Diebin, dass sie nicht beobachtet wurde, dann zog sie die Türe auf und betrat den dahinterliegenden Raum. Es handelte sich um eine annähernd runde Höhle mit kuppelförmiger Decke. Ein feines, sternförmiges Relief war in die Kuppel hineingearbeitet, mehrere Bücherregale drängten sich an den Wänden nebeneinander.
In der Mitte der Höhle stand ein weiterer Kultist, ebenfalls geschützt durch einen schweren Metallpanzer. Die Hände auf den Griff einer monströsen, doppelblättrigen Axt gestützt, wirkte er wie eine der Kriegerstatuen, die man des Öfteren in Palästen oder Tempeln fand. Würde sich sein Brustkorb nicht in regelmäßigen Abständen heben und senken, hätte die Diebin ihn wahrscheinlich wirklich mit einer steinernen Skulptur verwechselt.
Selbst als sie sich einem der Regale näherte, rührte er sich kein Stück. Unbeweglich, starr, tot. Das waren die einzigen Wörter, mit denen Saria den Mann beschrieben hätte.
Mit einem Schulterzucken wandte sie sich den Büchern zu. Die türmten sich in völliger Willkür auf den schmalen Regalbrettern und vermittelten den Eindruck eines perfekten Chaos'. Wie sollte sie da nur das Buch finden?
Erneut fiel ihr Blick auf den Wächter. Und ihre Hand zu der Circe Rune.
"Wärst du so freundlich, mir das "Gläserne Reich" herauszusuchen?", fragte die Diebin mit einem zuckersüßen Lächeln.
Schwerfällig setzte sich der Krieger in Bewegung, schwang die mächtige Axt über seine Schulter und stampfte zu einem der Regale. Dort fischte er eines der obersten Bücher heraus und brachte es mit schepperndem Getös zu Saria. Bei den Göttern, so musste man sich fühlen, wenn ein Troll heranwankte...
Mit zitternder Hand griff Saria nach dem Buch und ließ es kurz darauf unter ihrem Mantel verschwinden. Geradezu fluchtartig verschwand sie wieder aus der Bibliothek. Lauter Verrückte...
Doch allmählich machte sich ein Gefühl des Triumphes in ihr breit. Sie hatte das Buch!
Ihre Kumpanen in der Diebesgilde würden Augen machen, wenn sie ihnen diesen Schinken brachte. Ein breites Grinsen machte sich auf Sarias Gesicht breit, als sie sich von der Bibliothek entfernte. Es kostete sie etwas Mühe, ihre Mundwinkel wieder nach unten zu zwingen.
Das war ja einfach gewesen.
Gerade als sich die Diebin auf den Rückweg machen wollte, schoss ihr ein Gedanke durch den Kopf. Was war das nochmal für ein Stein, von dem der Wirt geredet hatte?
Unbezahlbar und einzigartig sollte er sein...
Sarias Hand fing an, leicht zu zittern. Wummernd schlug ihr Herz gegen ihren Brustkorb, schien geradezu versuchen zu wollen, aus seinem Gefängnis herauszubrechen. Unbezahlbar...
Wenige Minuten später verschwand die Amazone erneut in dem Dunkel der Gänge. Zu ihrer Freude schienen die Krieger hier allesamt gut informiert zu sein. Denn dank Sarias Überzeugungskraft klärte sie ein weiterer bereitwillig über den Verbleib des Objekts ihrer Begierde auf.
Getrieben von freudiger Erwartung brauchte Saria nicht lange, bis sie den Raum gefunden hatte. Ein kurzer Korridor führte zu einer massiven und mit eisernen Belegen verstärkten Holztür. Allein schon der Blick der beiden grimmig dreinblickenden Wachen machte Saria klar, dass sie hier nichts zu suchen hatte. Und sie besser sofort verschwinden sollte.
Krampfhaft schluckte Saria den drückenden Kloß in ihrer Kehle herunter. Dann konzentrierte sie sich und fasste die Rune fester.
Plötzlich klappte der Arm der einen Wache schlagartig aus. Ihr Handballen traf seinen Kameraden hart am Hals. Wie vom Blitz getroffen klappte der Krieger zusammen und blieb reglos liegen.
Ein mulmiges Gefühl machte sich in Sarias Magengrube breit. Der Kerl hatte einen ganz schönen Schlag drauf. Hoffentlich hatte er seinen Ordensbruder nicht umgebracht. Doch als die Diebin neben die Tür trat, atmete sie auf. Die Wache war nur bewusstlos.
Klackend sprang das Schloss der Türe auf. Die verbleibende Wache packte kurzerhand ihren Kameraden und schleifte ihn in die kleine Kammer. Dann ging sie zu einer reich verzierten und mit einem kompliziert gefertigten Schloss versehenen Truhe. Zusammen mit dem Schlüssel der zweiten Wache schloss sie die Truhe auf und nahm einen gerade mal faustgroßen Stein von seinem samtenen Bett.
Ohne ein Wort zu sagen, ließ er ihn in Sarias offene Hand fallen. Nachdem die Diebin aus dem Raum verschwunden war, schloss er die Tür wieder sorgfältig ab und nahm wieder seine Position ein.
Erst als die Amazone eine ordentliche Distanz zwischen sich und der Kammer gebracht hatte, erlaubte sie sich eine Verschnaufspause. Das ständige Erneuern des Zaubers hatte sie Kraft gekostet. Viel Kraft.
Dennoch, es wurde Zeit, dass sie von hier verschwand.
10.05.2003, 16:31 #45
Engardo
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Erstellt von Superluemmel on 08.05.2003 20:41:

Frosts Blick schweifte in die Ferne. In weiter Ferne, nur als kleiner Fleck am Horizont erkennbar, schimmerte das Weiß des Gletschers zwischen den Berggipfeln hervor.
Dort, zu dem höchsten Gipfel der Luzkanzacken würde ihn sein Weg führen. Zum Göttersitz, wie der Berg vom Volk seit Urzeiten genannt wurde.
Ohne die richtige Ausrüstung war der Aufstieg reiner Selbstmord. Die Kälte des Gletschers war mörderisch. Schneestürme peitschten die eisige Einöde und wurden zu einer tödlichen Gefahr für jeden Wanderer, der tollkühn genug war, sich gegen die Macht des ewigen Winters zu stellen.
Der Göttersitz selbst ragte senkrecht ansteigend in den Himmel. Der Überhang ließ ihn wie eine überdimensionierte, für alle Ewigkeit zu Stein erstarrte Welle erscheinen. Bedrohlich hing sie über dem Gletscher. Erweckte den Eindruck, jederzeit über ihm zusammenzustürzen und die Welt unter sich zu begraben.
Zwar fehlte dem Göttersitz seit einem schweren Erdbeben ein Teil seiner ausladenden Spitze, doch büßte das gewaltige Massiv dadurch nichts von seiner Ehrfurcht erregenden Ausstrahlung ein. Den Berg von seinem Fuß aus zu besteigen, war ein fast unmögliches Unternehmen. Allein schon die senkrecht abfallende Felswand stellte ein ernstzunehmendes Problem dar. Zudem handelte es sich bei dem Gestein Frosts Wissen nach um puren Granit. Mit gewöhnlichen Kletterhaken war dort kaum etwas zu erreichen.
Also würde er ihn von der Flanke oder der Rückseite anpacken müssen. Leider war der Berg selbst nicht das einzige Problem.
Der Gletscher war die Heimat der Luzkan, mörderischen Schneebestien mit gewaltigen Grabklauen. Schon ein Treffer konnte ausreichen, einem Mann sämtliche Rippen zu brechen oder gar zu töten.
So betrachtet war es eine Reise ohne Wiederkehr.
Doch Frost musste dort hinauf. Er hatte noch eine Rechnung offen. Es gab keine Alternative. Koste es was es wolle, er würde den Berg bezwingen.
Momentan hatte er jedoch noch ganz andere Probleme. Zum Beispiel Tak. Dem Waffenmeister war schleierhaft, was in seinen Schüler gefahren sein konnte. Gut, er war schon immer etwas seltsam gewesen, aber es gab doch noch einen gewaltigen Unterschied zwischen einem Querdenker und einem Wahnsinnigen.
"Wir werden nach einem Anhaltspunkt meines Schülers suchen. Er macht sich nicht einmal die Mühe, seine Spuren zu verwischen. Also sollte es nicht allzu schwer werden."
Gerade diese offensichtliche Schlampigkeit vo Taks Vorgehen irritierte Frost. Und beunruhigte ihn. Auch wenn er sich wie gewohnt keinerlei Emotion anmerken ließ.
"Ich glaube er hat es auf die Kultisten abgesehen. Oder auf etwas in ihrem Besitz. Die Vorfälle in der Stadt waren nur nebensächlich."
Der Waffenmeister verzog das Gesicht. Seine Züge verhärteten sich.
"Zumindest für ihn."
Eine Zeitlang schritten die beiden Wanderer schweigend nebeneinander her. Staub stieg von den nahen Feldern auf, umwehte in Form winziger Wirbel die Stiefel der Reisenden. Die Sonne hing tief über den Gipfeln der Luzkanzacken und tauchte die Szenerie mit ihrem Schein in ein feuriges Rot. Der Abend nahte.
Während auf den Feldern die Bauern noch einmal ihre Kräfte mobilisierten, um das letzte Licht des Tages voll auszunutzen, marschierten Frost und Esteron seelenruhig die Straße entlang.
Für Frost hatte der Tag gerade erst begonnen.


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Erstellt von Skeleon on 08.05.2003 21:04:

Schweißgebadet schreckte Leon hoch.
Unsicher sah er sich um. Über ihm verdeckten große, überhängende Felsbrocken den Himmel, rund um ihn saßen oder lagen die Kultistenkrieger.
Leon fühlte sich ... unwirklich. Als wäre er eben aus einem realen Traum erwacht. Er erinnerte sich nur an ein nagendes Gefühl von Hilflosigkeit und Schmerz.
Er schüttelte den Kopf, wie um die Geister der letzten Nacht abzuwerfen.

Die kleine Gruppe war gerade dabei, ihr Lager wieder abzubrechen. Ein paar Kultisten lagen noch in tiefem Schlummer, andere waren schon geschäftig bei der Arbeit. Manfred stand, auf sein Schwert gestützt, etwas abseits und starrte zurück über die Ebene.
Leon zählte kurz nach. Fehlten hier nicht zwei weitere Kultisten?
Er sprach seine Frage wohl laut aus oder sie war von seinem Gesicht abzulesen, denn einer der Kultisten blickte ihn an und sagte:
"Manfred hat zwei von uns zurück zur Festung geschickt, bei Morgengrauen. Sie dürften ihr Ziel inzwischen erreicht haben. Manfred fordert Unterstützung an - es hat nicht alles so geklappt, wie er es sich vorgestellt hat. Wir werden noch ein paar Meilen weitermarschieren, bis wir den Fuß des Gletschers erreicht haben und dort ein längerfristiges Lager aufschlagen. Dort warten wir dann ab."
Er warf einen Seitenblick auf Manfred, dann sprach er weiter.
"Sprich ihn besser nicht an. Er hat eine üble Laune, nachdem, was vor zwei Tagen geschehen ist. Er wollte unsere Brüder retten."
Dann sah der Kultist zu Boden, schüttelte verzweifelt den Kopf und wandte sich wieder seiner Arbeit zu.

Etwa eine halbe Stunde später waren die Arbeiten erledigt und die restlichen Kultisten mehr oder weniger sanft geweckt.
Die kleine Gruppe machte sich auf den Marsch, Manfred stapfte schweigend und mit gesenktem Kopf voraus, er warf nur hin und wieder einen Blick hinauf zum langsam näherkommenden Gletscher um den Weg zu kontrollieren.
Dann folgten die Kultisten, Leon lief etwa in der Mitte des Zuges.

Langsam stiegen sie den Pfad empor, der mit der Zeit immer steiler und felsiger wurde. Ein paar Mal verloren sie die Spur und mussten dann quer über abschüssiges Erdreich oder ein Geröllfeld zurück auf den Pfad finden, doch langsam kam die hoch aufragende, schmutzig weiße Wand des Gletscherabbruchs näher und mit ihr ein immer frostiger werdender Wind.
Leon zog seinen Kapuzenmantel enger um seine Schultern und verbarg sein Gesicht so gut es ging vor den schneidenden Böhen. Und die kleine Gruppe zwang sich weiter den Berg empor.
Schließlich fand Leon sich direkt unterhalb der Mauer aus Eis wieder - ein wenig abseits waren Felsbrocken von der rechten Talseite aus herabgestürzt. Hierhin strebte nun Manfred, parallel zu den Ausläufern des Gletschers.
Im Schutze der Felsen errichteten sie erneut ein Lager, ganz wie in der letzten Nacht. Inzwischen hatte die Sonne ihren Höchststand erreicht und begann wieder zu sinken. Die Krieger errichteten aus umherliegenden Steinbrocken einen kleinen Wall rund um das Lager, zur Talseite hin, die Bergrichtung war ja von den Felsen gegen Angreifer und auch den Wind geschützt.
Manfred entsandte zwei seiner Krieger erneut um Feuerholz zu suchen und etwa eine Stunde später kamen sie, über und über mit altem Gras und kleinen Ästen beladen zurück zum Lager. Ein großes Wachtfeuer wurde entzündet und mit ständigem Nachlegen am Brennen gehalten - es sollte ein Zeichen für die Verstärkung und eine Warnung für Feinde sein.
Ob sich so Kreaturen, wie in der Ebene, von Feuer einschüchtern lassen? dachte Leon zweifelnd. Mit der Rechten warf er noch etwas Reisig ins Feuer, das prasselnd in Flammen aufging.
Er fühlte sich seltsam nutzlos. Was hatte er bisher groß für den Orden leisten können? Bis hierher war er nur eine Last gewesen.
Er blickte betrübt zu Boden. Hoffentlich würde er Manfred noch einmal nützlich sein können, ehe sie den zweiten Stein finden würden.
10.05.2003, 16:32 #46
Engardo
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Erstellt von Satura on 08.05.2003 21:38:

Ihre Begleiter waren in lange graue Roben aus schwerem Stoff gekleidet, und sie wirkten kräftiger als die Laufburschen des Ordens, wie etwa Bruder Pertus.
Die Amazone trottete hinter den fünf Männern her, die - ihre Begleiterin ignorierend - zügig voranschritten. Sie mieden größere Straßen, wohl aus Angst, die Stadtwachen könnten aufmerksam werden und die wichtige Mission vereiteln. So schlichen sie durch die verwinkelten Gassen und Gässchen Gorthars, darauf bedacht, sowenig Aufsehen zu erregen wie nur irgend möglich.

Sie verließen die Stadt in Richtung der untergehenden Sonne, und bald hatte Satura Mühe, mit dem Tempo mitzuhalten, dass 'ihre' Ordensbrüder vorlegten. Vor den Toren Gorthars erstreckten sich weite Felder, die in saftiges Grün getaucht waren. In der Ferne hinter den Wäldern sah sie, bläulich verschwommen, die Umrisse eines gewaltigen Bergmassivs.
Kaum waren sie aus der Sichtweite der Stadtwachen verschwunden, kam Leben in den zuvor so ruhigen Trupp. Die Kultisten legten ihre einfachen grauen Roben ab, und nun sah Satura, wieso sie so kräftig gewirkt hatten. Unter den Roben kamen prächtige Rüstungen zum Vorschein, die allesamt das Symbol der aufgehenden Sonne auf dem Brustpanzer trugen. Zwei der Kämpfer hatten ein gewaltiges Zweihandschwert auf dem Rücken, die anderen drei trugen leichte Einhänder an ihrer Seite und je eine große Armbrust auf ihrem Rücken. Satura kam sich mit ihrem edlen Kurzschwert richtig wehrlos vor und beschloss, ihren Umhang nicht abzulegen, obwohl sie bei diesem Tempo schon ziemlich ins Schwitzen geriet.

Zunächst hielt sich die kleine Gruppe noch auf den Feldwegen, doch sobald die nächste Ansiedlung von Menschen in Sichtweite kam, schlugen die Kultisten einen Waldweg ein, der in sicherer Entfernung an dem Dorf vorbeiführte.
Der Gletscher rückte immer näher, und Satura fühlte, dass ihr Amulett sich wieder rührte... es begann ganz leicht wärmer zu werden. Nun, eigentlich hatte sie nichts anderes erwartet.

Ihre Begleiter trieben sie immer mehr zur Eile an; es schien als wären sie nervös. "Es ist wichtig, das Manfred heute noch Verstärkung bekommt... wer weiß, ob wir sie morgen noch lebend vorfinden." meinte einer. "Ja, aber du weißt genau, dass wir nie rechtzeitig über das Schlachtfeld kommen...die Sonne ist schon beinahe untergegangen." Schlachtfeld? Das wurde ja immer besser. Satura beschloss, nicht nachzufragen - sie war sich sicher, dass sie es nicht wissen wollte.
Schweigend ging sie hinter den fünf Kriegern her. Sie schien für die Gruppe so und so mehr Ballast zu sein als Hilfe.

Der Anführer des kleinen Trupps blieb stehen und hob seine Hand. Vor ihnen tat sich eine riesige Schlucht auf, die von wilden Pflanzen überwuchert war, und nur wenige Schritte weiter tat sich eine kleine Höhle in dem Fels auf. "Wir machen Halt."
Die anderen akzeptierten das ohne Widerrede und fingen an, die Höhle zu sichern und Holz für ein Feuer zusammenzutragen.
Zwei der Krieger verschwanden kurzzeitig im Dickicht und kehrten kurze Zeit später mit einem erlegten Molerat zurück...
Satura war erschöpft und machte es sich am Feuer bequem.


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Erstellt von Satura on 08.05.2003 23:52:

Die Dunkelheit hatte sich über die Schlucht gelegt, die in ihren wilden Kluften jedes Mondlicht verschluckte. Der Widerschein des Lagerfeuers malte absonderliche Schattenfiguren an die Höhlenwand, und Satura machte sich ein Spiel daraus, bald der einen, dann der anderen Figur eine Geschichte anzudichten. Sie hatte sich nach dem Essen etwas abseits des Feuers gesetzt und war in Gedanken versunken.
Ein kalter Wind wehte vom nahen Gletscher her, und er trug seltsame Laute mit sich, einem entfernten Wehklagen ähnlich. Satura zog ihren Umhang enger an ihren Körper - sie fröstelte. Lediglich an ihrem Herz war das leichte Glühen des Drachenamuletts als wohlige Wärme zu spüren...

Ein Kultist hatte sich breitbeinig am Höhleineingang aufgebaut und schob Wache, während die anderen eifrig diskutierend um das Feuer saßen. Sie sprachen von der Kraft des Erlösers und wann er wohl erscheinen würde... Satura schüttelte den Kopf. Sie stand auf und trat vor die Höhle, den mißbilligenden Blick des Wachpostens ignorierend. Sie sog die frische, würzige Luft tief in ihre Lungen und konzentrierte sich. Sie musste Leon ganz nahe sein, da war sie sich sicher. Die Amazone schloß ihre Augen und hörte auf den Wind, der so viele seltsame Geräusche auf seinen Schwingen trug. Es war ein an- und abschwellendes Wehklagen, das die Schlucht erfüllte.
Satura öffnete ihre Augen wieder. Sie war nicht die einzige, die das bemerkt hatte; auch der Wachposten lauschte angestrengt in die Dunkelheit. "Was sind das für schreckliche Geräusche?" fragte sie in seine Richtung. Der Kultist sah sie überrascht an - es war das erste Mal, dass die Amazone einen ihrer Gruppe direkt anredete. Er räusperte sich, ehe er bedeutungsschwer sagte: "Das kommt vom Schlachtfeld... verstehst du jetzt, warum man es bei Nacht nicht betreten sollte?" Nein, eigentlich verstand sie nicht. Wegen - Geräuschen? Wegen dem Heulen des Windes? Andererseits - wenn Kampfmaschinen wie diese Männer das 'Schlachtfeld' mieden, dann musste es wirklich ein bedrohliches Geheimnis bergen.

Die Amazone wandte ihren Blick wieder in die Dunkelheit. Was ist denn jetzt schon wieder? Ihr schien, als würde ihr Amulett wieder stark zu glühen beginnen. Sie lauschte in die Dunkelheit- doch da war nichts. Die Blätter der Bäume raschelten vom Wind bewegt, und irgendwo knackte ein Ast, zirpte ein Vogel, heulte der Wind... knackte ein Ast? Nein, er brach mit lautem Krach. Im nächsten Augenblick löste sich ein Schatten und durchbrach die Wand aus Finsternis. Ein wütendes Brüllen, begleitet von fauligem Geruch zerriß die Geräuschkulisse des Waldes, als das gewaltige Tier auf den Höhleneingang zustürmte. Es hatte einen riesigen Schädel, der in der Mitte von einem imposanten Horn geschmückt war. Seine Lefzen waren drohend zurückgezogen, und seine gefährlich langen Eckzähne waren freigelegt.
"Bei Innos, was ist das?" Satura wurde bleich und zog ihr Schwert eine Sekunde zu spät. Ein Prankenhieb des schwarzen Riesen verfehlte sie nur knapp, doch alleine der Luftzug reichte, um die Amazone ins Wanken zu bringen. Sie fing sich und versetzte dem Riesen, der mit dem Hinterteil zu ihr stand, einen Hieb mit ihrem Schwert. Keine Reaktion - die Klinge verletzte nicht einmal die Haut des Fellkolosses!
Der Wachposten hatte seinen Zweihänder gezogen und versetzte dem ihm zugewandten Tier einen Hieb nach dem anderen, während einer der Armbrustschützen es mit Bolzen eindeckte. Das Monster wich zurück, aber nur um erneut anzugreifen. Es blutete mittlerweile aus vielen Wunden, doch das schien es nicht in seiner Angriffslust zu bremsen. Es machte einen gewaltigen Satz nach vorne - und sprang direkt in die gestreckte Klinge des Kultisten, die die ledrige Haut des Monsters wie nichts durchtrennte und sich direkt in dessen Herz bohrte. Ein letzter gurgelnder Schrei, und das Tier sackte in sich zusammen.
Der Kultist wischte seinen Zweihänder am Fell des Tieres ab und steckte ihn zufrieden weg.
Satura stand - noch immer mit gezogener Waffe - wie angewurzelt da. Ihr Gesicht war kalkweiß. "Verdammt - was war das denn??" Der Wachposten sah sie freundlich lächelnd an. "Das war ein Schattenläufer. Er liefert gutes Fell, viel Fleisch und ausserdem dies prächtige Horn. Aber dies Tier, das dich so erschreckt hat, ist nichts gegen das, was uns noch erwarten wird." Bei den letzten Worten wurden seine Gesichtszüge wieder ernst. "Leg dich nun schlafen, Schwester. Du wirst deine Kraft morgen brauchen. Bruder Hakon wird dir eine Decke geben."

So geschah es, und bald kuschelte Satura sich dann in die Nähe des Feuers, während einer der Kultisten den Schattenläufer zerlegte.
Sie merkte erst jetzt, wie müde sie war; der Marsch heute war ein Kraftakt gewesen. Die Amazone schlief bald tief und fest, während ihre Ordensbrüder über sie wachten.


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Erstellt von manmouse on 09.05.2003 05:09:

Soso, der ehemalige Schüler von Frost hinterlies also Spuren. Spuren die er nicht einmal verwischen wollte.
Esteron fragte sich im innersten, von was für Spuren der Waffenmeister da sprach. Denn der junge Wanderer konnte sie beim besten Willen nicht erkennen.

Überhaupt schienen die Kerle hier in Gorthar komisch zu sein. Lag das an dem rauen Klima? Oder woran? Esteron beschloss fürs erste, Frost ein wenig näher zu beobachten, bevor er ihm sein vollsten Vertrauen schenken würde.

Die beiden Männer, schritten immer weiter den Weg in die Ödniss entlang. Die Sonne war bereits lange hinter dem Horizont verschwunden und die Bauern hatten mit ihren Arbeitern die Felder verlassen. Die beiden Wanderer störten sich nicht an dem Umstand das die Nacht hereinbrach. Sie wanderten ohne Pause.
Die Felder waren der Einöde gewichen. Hatten Platz gemacht für eine bräunliche unerschlossene Steppe. Hier und da eine vereinzelte Baumgruppe, aber das war es dann auch schon.

Der Mond schien voll und völlig frei vom Himmel und wies den beiden Männern den Weg in der Dunkelheit. Esteron wurde mit jedem Schritt müder, doch Frost schien davon unberührt zu sein. Nein, im Gegenteil. Es war, als wenn er den jungen Wanderer gar absichtlich, zu mehr Leistung antreiben wollte. Unermüdlich legte an Tempo zu, so das Esteron ebenfalls einen Zahn zu legen musste.

Was trieb Krieger eigentlich gerade? Hatte er es geschafft vor den Soldaten zu fliehen? War er nun auf dem Weg zurück, zu dem Vorsitzendem des Kastells, um ihm mitzuteilen, das die Mission, um die Abzugtrichterhaube, zu kippen drohte? Das Esteron quasi genötigt wurde eine Schuld zu begleichen, in die er unschuldig geraten war? Oder saß Krieger mittlerweile in der Festung von Gorthar und wurde von der Inquisition gefoltert?

Esteron grübelte. Grübelte ohne Einlass. Fragte sich mit jedem Schritt in was für ein Abenteuer er da geraten war.
Sicher Esteron hatte schon soviel verstanden, das Frost ihn brauchte. Brauchte um seinen missratenen Ex- Schüler zu finden, ihn zu stellen. Wusste der Geier warum und wozu. Aber was Esteron bei der ganzen ausrichten sollte blieb dem jungen Mann ein Rätsel. Ein Rätsel das er sicher nicht lösen würde.

Wo bestand der Sinn, einen jungen Mann mit in eine Mission zu nehmen, der vollkommen unerfahren und keinesfalls kampferprobt war. Sicher Esteron hatte schon an der Seite von Horaxedus, Shark, Rock und einigen andern Schwarzmagiern ein Abenteuer bestanden. Ein Abenteuer in das er auch eher durch Zufall geraten war.

Esteron schmunzelte ein wenig, über diesen Umstand. Er war erst seit einigen Monden auf der Welt und hatte in dieser kurzen Zeit schon ausreichend Abenteuer erlebt. Womöglich war dies der Preis dafür, das ihn die Schwarzmagier damals aus dem Reich der Toten geholt hatten. Ein Leben ohne Rast. Immer auf Reisen. Um sein neugewonnenes Leben bangend. Esterons schmunzeln war einer Gänsehaut gewichen.

Erst jetzt bemerkte der junge Mann, das er von seinen eigentlichen Gedanken abgewichen war. Esteron rief sich zu ein wenig Ordnung auf und grübelte, auf was genau er da eben hinaus wollte. Dann beim Blick auf den voran stapfenden Waffenmeister und dem aufblitzen seiner Waffen, fiel es dem jungen Esteron wie Schuppen von den müden Augen.

Wozu brauchte der Waffenmeister den jungen Mann. Zum kämpfen sicher nicht. Esteron war froh darüber, das er seinen stumpfen Einhänder gerade mal mit einer Hand halten konnte.
Zum Fährtenlesen? Nein, dazu sicher auch nicht. Esteron lebte erst kurz in den Wäldern von Khorinis. Er konnte ja nicht einmal die Spur einer Scavengerherde lesen.
Wenn also nicht diese beiden Gründe waren was dann? Seinen Irren Ex- Schüler kannte Esteron ebenso wenig. Das einzigste was er von Tak kannte, war seine zerstörerische Ader, die Kampfkunst und die Körperbeherrschung.

Esteron überlegte, sosehr das sein Kopf zu schmerzen begann. Doch ohne auf eine für ihn plausible Erklärung dafür zu kommen.

Die Stadt war schon lange nicht mehr im Rücken der beiden Männer auszumachen, als Frost plötzlich anhielt und Esteron anwies hier an dem Baum eine Rast einzulegen. Die beiden verzichteten auf ein offenes Feuer, und aßen nur ein paar Beeren die sich im vorbeilaufen an den wenigen Büschen gesammelt hatte.

“ Seht zu, das ihr ein wenig zur Ruhe kommt. Das was wir heute hinter uns gelassen haben, ist nichts zu dem, was uns noch erwartet. “ sagte Frost kühl. Dann lehnte sich der Waffenmeister selbst an den Baum und blinzelte in die Dunkelheit.

Esteron hingegen, war vollkommen am Ende mit seinen Kräften. Sein Rücken und die Wadenbeine, schmerzten von der ungewohnte Tortour. Der junge Mann wollte nicht einschlafen. Er wollte wach bleiben. Konnte er dem Kerl nun trauen? Er kannte ihn, oder nein der alte General in ihm kannte den Waffenmeister.
Esteron bemerkte nicht, wie er sich schon wieder in seinen Fragen zu verstricken begann, und so schnell und ohne Umschweife völlig erschöpft einschlief.

Nichts ahnend was ihn am darauf folgendem Tag wiederfahren würde.
10.05.2003, 16:34 #47
Engardo
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Erstellt von Isgaron on 09.05.2003 14:02:

Guter Mann, niemals könnt ihr für drei so einfache Krüge 300 Gold verlangen. Das ist doch Abzockerei!"
Der Händler schien etwas ärgerlich über Isgarons harschen Ton.
"Das ist feinste Ware, jeder Krug ein kleines Kunstwerk für sich. Sie wurden eigens vom Festland übergeführt und das hat eben seinen Preis!"
Isgaron hob eine Braue und zog seinen Umhang enger um sich.
"Na wenn ihr meint. Dann werd ich mich anderweitig umschaun."
Nachdenklich schritt Isgaron weiter über den Markt. Hier war eindeutig zu wenig los. Wenn der Markt doch nur wieder proppen voll war wie gestern Nachmittag, da konnte man wenigstens anständig seine Taschen füllen. Aber so hatte jeder Händler viel zu viel Zeit um sich seine Kundschaft ganz genau anzuschaun. Keine guten Zeiten für einen Dieb. Vielleicht sollte er doch wieder zurück nach Khorinis gehen? Dort konnte man wenigstens anständig klauen. Aber das hieße ja die Amazone hier zurück zu lassen. Das behagte ihm auch nicht sehr. Andererseits konnte die junge Frau sehr gut auf sich selbst aufpassen, das hatte er mehr als deutlich zu spüren bekommen.
Isgaron beschloß zur Taverne zurückzukehren und seine Sachen zu packen. Danach konnte er immer noch sehn, ob er wieder zurück fuhr oder noch ein bisschen hierblieb. Diese ganze Kultistenkram jedenfalls war ihm nicht recht geheuer, er war lieber sein eigener Herr.


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Erstellt von Superluemmel on 09.05.2003 14:04:

Der Tau perlte noch von dem Farn, als Frost bereits auf den Beinen war und sich lautlos in den Dunst der Morgensonne davonstahl.
Einige Dutzend Schritt von der Lagerstätte entfernt blieb er stehen und legte den Kopf in den Nacken. Rotgoldene Lichtlanzen stachen durch das dichte Blätterdach des Waldes hindurch und liebkosten seine Haut mit ihrer wärmenden Berührung.
Frost seufzte.
Ein Ausdruck der Ruhe und Gelassenheit lag auf seinen Zügen, als er für ein paar Momente die Augen schloss und tief durchatmete. Er liebte diese Ruhe. Es gab nur sehr wenige Menschen, die um eine derartig frühe Uhrzeit schon auf den Beinen waren. Und von diesen war garantiert keiner in seiner Nähe.
Für die Dauer einiger Minuten blieb Frost einfach reglos stehen, die Augen geschlossen, die Atmung ruhig. Seine Gedanken drifteten frei umher, waren weit weg von jeglichen Kämpfen, fern von all den Problemen dieser Welt.
Das leise Zwitschern eines Vogels drang an sein Ohr. Frost versuchte sich das Tier allein anhand seiner Stimme vorzustellen. Ein kleines, zierliches Wesen, wie es auf den dürren Zweigen einer Astgabel saß und sein Lied in die Welt hinauszwitscherte. Vielleicht erst wenige Wochen alt. Im Vergleich zu einem Menschen unglaublich winzig. Und doch...frei.
Würde ein Mensch jemals in den Genuss solcher Freiheit gelangen?
Einmal hatte Frost von ihr gekostet. Damals, als er zusammen mit seinen mutigen Gefährten den Himmel berührt hatte. Auf dem Rückflug von dem Herzen des Feuers.
Traurigerweise hatte ein Drache ihrem Flug ein jähes Ende bereitet. Den Menschen auf eindringliche Weise klargemacht, dass der Himmel nicht für sie bestimmt war.
Leise singend glitt der Eisbrecher von seinem Platz an Frosts Seite. Langsam schlug Frost die Augen auf, blickte direkt auf die blitzende Klinge vor seinem Gesicht. Inzwischen war die Sonne ein kleines Stück höhergeklettert. Ihr Licht war von dem sanften Rot in das kräftige Gold umgeschlagen.
Kleine Lichtpünktchen wanderten über den Waldboden, als Frost die Waffe leicht drehte. Ein schwer deutbarer Ausdruck lag in seinen Augen, als sein Blick über die präzise gearbeitete Schneide glitt. Fast unsichtbar für das bloße Auge zogen sich hauchdünne Linien durch das schimmernde Metall und verliehen der Klinge ihr ganz persönliches, einzigartiges Muster. Ein Erbe des aufwendigen Schmiedevorgangs.
Dieses Schwert war einzigartig. Geschmiedet und gehärtet in den Feuern Ironias. Der legendären Schmiede hoch im Gebirge der khorinischen Halbinsel. Es gab noch mehr Klingen, die in dieser Schmiede erschaffen wurden. Doch war jede einzelne von ihnen ein eigenes Meisterwerk, ja, vielleicht sogar eine eigene Persönlichkeit.
Frosts Blick erreichte die Spitze des Eisbrechers. Ein einzelner Lichtstrahl brach sich exakt an der Spitze der Klinge. Hoffnungsschimmer oder Verdammnis?
Schon unzählige Male hatte Frost durch das Schwert diese Entscheidung gefällt. Er hatte getötet und bewahrt. Über Leben und Tod entschieden. Wer gab ihm das Recht für eine derartige Entscheidung?
"Wohin führst du mich...?", murmelte Frost gedankenverloren, den Blick noch immer auf die Klinge gerichtet.
"So lange folge ich schon deinem Weg... War es der Richtige?"
Leise raschelten die Blätter unter einem sanften Windhauch. Eine einzelne Haarsträhne verirrte sich in Frosts Gesicht. Er schien sie gar nicht zu bemerken.
"Sag mir dass ich das Richtige getan habe... Sag mir... dass ich stets für etwas gerechtes gekämpft habe..."
Der Lichtstrahl wanderte weiter und das Blitzen der Klingenspitze erlosch. Was war mit dem Krieg in Gorthar?
Waren es nicht sie, die Sträflinge der Kolonie, gewesen, die sich gegen den König gestellt hatten? Gegen seinen ehemaligen Lehnsherren? Die Minen gehörten rechtmäßig dem König. Herzog Talron hatte versucht sie zurückzuerobern. Im Namen des Königs. Er hatte den höchsten Preis zahlen müssen. Mit seinem Leben.
Und war es nicht er, Frost gewesen, der zum Kampf gegen General Toras aufrief? Zusammen mit den Sträflingen in Gorthar einfiel. Das Land in einen Zustand des Chaos' stürzte. Unzähligen Menschen den Tod brachte.
Doch... was war mit der Freiheit?
Die Freiheit war so ein relativer Begriff. Unter der Kuppel der Barriere waren sie lange Jahre gefangen gewesen. Und doch waren sie auf eine kaum fassbare Art und Weise frei gewesen. Niemand hatte ihnen etwas vorschreiben können. Jetzt hatten die Paladine und die Orks das Land zurückerobert.
Frosts Augenlider zuckten leicht. Wofür hatte er all die Jahre gekämpft?
Jetzt arbeitete er schon für den Stadtrat von Gorthar, um einen verrückt gewordenen Killer zu stellen. Einen seiner ehemaligen Schüler. Dafür ließ er sich wie ein Söldner bezahlen.
Traurig schüttelte Frost den Kopf und steckte das Schwert zurück in die Scheide. Wie tief war er nur gesunken...
Manchmal sehnte er sich zurück zu den Tagen in der Armee. Damals hatte er stets ein Ziel vor Augen gehabt, für das es sich zu kämpfen lohnte. Seitdem er auf sich allein gestellt war, lebte er in einem Zustand der immerwährenden Unsicherheit. Nicht mehr als ein Schatten, ohne wirkliches Ziel oder Existenz.
Seinen Gedanken nachhängend, stapfte er zu Esteron zurück. Einige Zeit lang stand er neben seinem selig schlummernden Gefährten und blickte ihn stumm an. Ja, er konnte noch ruhig schlafen. Ihn quälten nicht die Geister der Toten, die nur auf den richtigen Zeitpunkt warteten um ihn mit schweren Alpträumen zu quälen. Dieser Mann... konnte noch leben.
Der Waffenmeister ließ sich auf die Knie sinken und rüttelte Esteron sanft an der Schulter.
"Es wird Zeit", sprach er mit seltsam tonloser Stimme.
"Und wir haben noch einen weiten weg vor uns."


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10.05.2003, 16:41 #48
Don-Esteban
Beiträge: 9.734

Der Inquisitor
erstellt am: 09.05.2003 um 14:50



Die Müdigkeit der letzten Stunden war mit einem Mal verschwunden, als Dorrien endlich Frost und Esteron in der Ferne entdeckte. Sie hatten wohl tatsächlich versucht, ihn abzuhängen. Nun ja, da hatten sie wohl eine der wichtigsten Eigenschaften der Inquisition unterschätzt - ihre Hartnäckigkeit...
Der Hexenjäger beschleunigte seine Schritte, leise knackend brachen einige dünne Äste unter den Sohlen seiner schmutzigen Kampfstiefel. Das Licht der aufgehenden Sonne spiegelte sich im Stahl seines Schienenpanzers. Er machte sich keine Mühe, irgendwie unauffällig zu sein - bei Frost hätte das ohnehin nicht das geringste gebracht. Stattdessen ging Dorrien ganz einfach direkt auf seine beiden 'Opfer' zu.
"Das könnte dem Stadtrat aber garnicht gefallen, dass ihr die Zusammenarbeit ablehnt!" rief er Frost aus einiger Entfernung zu, ein wenig Spott schwang in seiner Stimme mit. Der Waffenmeister wurde so langsam unvorsichtig. Er war zu sehr daran gewöhnt, sein eigener und einziger Herr zu sein. Wenn man es geschickt drehte, könnte diese Tatsache das Problem Frost eines Tages noch an den Galgen bringen...
Dorrien musste ein klein wenig grinsen bei diesem Gedanken. Doch jetzt gab es andere Dinge zu erledigen. Wenn Frost der Inquisition diesen Tavernen - Psychopathen liefern konnte, dann waren sie auch schon einen großen Schritt weiter. Um Frost selbst konnte man sich danach noch immer kümmern...


manmouse
erstellt am: 09.05.2003 um 14:50
“... wir haben noch einen weiten weg vor uns."
Es hatte eine weile gedauert, bis sich diese Worte den Weg in das Gedächtnis von Esteron gebannt hatten.
Müde und verschlafen blinzelte der Wanderer in das Antlitz des Waffenmeisters. Der aber kurz darauf schon wieder aufgestanden war und sich daran machte, die Reise die gestern begonnen hatte, fortzusetzen.
Esteron fluchte. Nicht einmal für ein freundliches Guten Morgen hatte dieser Kerl Zeit. Wenn der Wanderer nicht allein in dieser Gegend verweilen wollte, sollte er sich besser beeilen.
Halbwegs schnell, sprang der junge Mann auf, schlug mit seinen flachen Händen den trockenen Staub der Erde aus seinen Kleidern und machte sich dann daran, wieder zu Frost aufzuschließen, der schon einige Fußweit des Weges marschiert war.
Nachdem Esteron zu Frost aufgeschlossen hatte, reihte er sich neben ihm ein und versuchte das forsche Tempo halbwegs mitzuhalten. Am Horizont wuchs, mit jedem Schritt den die beiden machten, das Bergmassiv bedrohlich auf.
Der Wanderer lies seinen spärlichen Blick zu den Gipfeln von Gorthar gleiten
Noch nie zuvor im Leben, hatte der junge Mann eine so ruhige Gegend zu Gesicht bekommen. Wiesen, Felder und nur vereinzelte kleine Ansammlungen von Höfen und Häusern, jenseits des Weges. Besonders beeindrucjt war Esteron von den Imposanten Kräften der Natur. Es musste Jahrtausende gedauert haben, bis dieses Bergmassiv zu so einer Statur gekommen war. Sicherlich die beiden Männer waren noch weit vom Fuße der Gipfel entfernt, aber die grauweiße Silhouette des Gipfels wirkte schon auf diese weite Entfernung mehr als bedrohlich.
“ Wohin genau, führt uns dieser Weg? " fragte Esteron den Waffenmeister. Das zurufen des Verfolgers hatte Esteron nicht mit bekommen.


Satura
erstellt am: 09.05.2003 um 15:01
"Schwester, erhebe dich. Wir müssen aufbrechen." Satura schlug die Augen auf und sah in das freundliche Gesicht von Hakon. Er hielt ihr einen Becher mit einem heißen, intensiv nach Kräutern riechenden Gebräu entgegen. Die Amazone setzte sich auf und nahm das Getränk dankend entgegen. Der Kultist erhob sich und gesellte sich zu seinen Freunden, die dabei waren, die Spuren des Lagers zu verwischen.

Es war noch sehr früh morgens, die Dämmerung hatte eben erst eingesetzt, und vor der Höhle tönte das laute Konzert der Vögel.
Die Amazone rubbelte die Müdigkeit aus ihren Augen und streckte ihre verspannten Glieder. Was würde sie heute wohl noch erwarten? Mit Schaudern dachte sie an ihre gestrige Begegnung mit dem Schattenläufer - was für ein imposantes Tier. Ihr Amulett hatte sie sogar gewarnt... sie sollte mehr darauf hören, denn um ein Haar hätte das Tier ihr eine Riesenohrfeige verpaßt.
Sie hob prüfend ihr Amulett - nein, diesmal hatte sie keine Brandwunde. Anscheinend bekam sie langsam Hornhaut - oder das Amulett musste sich nicht mehr so heftig rühren, weil sie ihm mehr vertraute?

Wenige Minuten später war sie marschbereit, und der kleine Trupp setzte sich in Bewegung. "Wir durchqueren nun die Schlucht. Wir halten uns auf der linken Seite, da ist der Wuchs der Pflanzen zwar wilder, aber auf den Wegen könnten wir zu viel Aufsehen erregen... man kann nie wissen." befahl Hakon mit ernstem Blick. Er legte seine Stirn nachdenklich in Falten. "Ich hoffe nur, dass uns nicht auch noch irgendwelche Banditen in die Quere kommen... Das würde uns nur unnötig aufhalten."

Die sechs schlugen sich durch das noch taunasse Dickicht, das die Schlucht auf dieser Seite fest in der Hand hatte. Obwohl Satura hinter zwei Kultisten in der Mitte des Trupps ging, fing sie doch des öfteren einen Ast ab, der ihr ins Gesicht schnalzte, oder wurde von dornigen Ranken, die an ihrem Umhang hängen blieben, zurückgehalten.
Inzwischen stand die Sonne hoch am Himmel, und es wurde drückend feucht-warm unter dem dichten Blätterdach.
Satura stand bald wieder der Schweiß auf der Stirn, denn wie auch am Vortag ging es recht zügig vorwärts.

Erst am frühen Nachmittag machten sie Rast. Sie waren am Ufer eines reißenden Flusses angelangt, in dessen Nähe es angenehm kühl war.
Hakon hielt Wache, während die anderen fünf sich unter den Schatten der Bäume ausruhten.
Die Amazone suchte sich eine seichte Stelle am Flußufer, zog ihre Stiefel aus und hielt ihre warmen Füße in die kühle Strömung. Ab und zu sah sie kleine silberne Schatten unter der Oberfläche dahinhuschen.
Das Wasser des Flusses war angenehm kalt, wahrscheinlich kam der Fluss direkt aus dem Gletscher, der sich in der Nähe drohend erhob.

Hakon war eine aufmerksame Wache; er stand beinahe regungslos in der prallen Sonne. Das Symbol des Ordens glänzte in dem Licht, das sich auf der polierten Oberfläche seines Brustpanzers spiegelte. Satura war verwundert, dass ein Mann wie Hakon, der aussah wie eine Kampfmaschine, gleichzeitig so freundlich und voller Geduld war.
Die anderen Kultisten hatten es sich im Schatten unter einem Nahen Baum gemütlich gemacht und aßen und tranken vom Proviant. Satura verspürte keinen Hunger, und sie trank etwas von dem kühlen Flusswasser, das sie mit der Hand aus der Strömung schöpfte.


Superluemmel
erstellt am: 09.05.2003 um 15:23
Die Hand des Kriegers fuhr durch den kurzgeschorenen Bart. Natürlich wusste er, wohin diese Straße führte.
Und allein schon der Gedanke gefiel ihm ganz und gar nicht.
"Zuerst ein kleines Stück am Fluss entlang. Dann durch eine tiefe Schlucht. Wir sollten dort besser aufpassen. Seit dem Kriegsende streunt allerhand Gesindel durch das Land."
Sie marschierten einige Zeit weiter, bevor Frost weitersprach. Doch zeigten sich nun deutlich Sorgenfalten auf seiner Stirn.
"Hinter der Schlucht liegt eine weite Ebene, die in Hügelland übergeht. Bevor wir diese Ebene erreichen, werden wir eine Rast einlegen. In der Nacht bringen mich keine zehn Trolle auf diese Ebene."
Esteron schien zu spüren, dass mit dem Waffenmeister etwas nicht stimmte. Jedoch bohrte er nicht weiter sondern setzte grübelnd seinen Weg fort.
Da durchbrach das Knacken von Zweigen die Stille. Genervt schloss Frost die Augen. Schon bevor er sich umdrehte, wusste er wer sich da näherte.
"Ihr seid penetranter als der Gestank von Trollkot", begrüßte er den Inquisitor.
"Von all den Übeln der Welt seid ihr das nervigste. Sagt mir, was habe ich euch getan, dass ihr mich dermaßen quält?"


Der Inquisitor
erstellt am: 09.05.2003 um 15:31
"Ihr wolltest Esteron haben. Ihr wolltet unbedingt diesen Typen jagen. Also fragt nicht solchen Quatsch." antwortete Dorrien kühl und brachte die letzten Meter, die noch zwischen ihm und den beiden Wanderern lagen, hinter sich.
"Ich werde nicht diskutieren, Frost. Tut was Ihr tun müsst, ich werde euch begleiten."
Er stellte sich neben den Waffenmeister und musterte den dunklen Krieger abschätzend. Sein Blick verriet genau, dass er nicht vorhatte, sich irgendwie von seinem Vorhaben abbringen zu lassen. Eine Eigenschaft, die die Gegner der Inquisition nicht ausstehen konnten - so wie Frost...


manmouse
erstellt am: 09.05.2003 um 15:46
Esteron dachte noch über die Worte von Frost nach. Diebisches Pack, Gesindel und unbekannte Gefahren. Selbst der Waffenmeister würde nicht bei Nacht reisen, also schien es wirklich so zu sein.
Zu allem Verdruss kam jetzt auch noch der komische Kerl dazu. Das konnte ja heiter werden. Musste sich Esteron das Geplänkel der beiden, jetzt während der ganzen Reise anhören?
Er konnte den Kerl der soeben zu ihnen gestoßen war einfach nicht ab. Aber Moment, übles Gesindel, ein Kerl der immer dann auftauchte wenn man es nicht wollte.

“ Wenn ihr uns schon begleiten wollt, dann lauft voraus. Spielt mit dem Gesindel was sich uns in den Weg stellt. Doch seit so gut und belastet unser Gehör nicht weiter, mit eurem Gefasel.“
Esteron schluckte, musste die Seite des Generals immer in solchen Situationen aus ihm raussprudeln? Wieso in Innos Namen, immer dann, wenn es vollkommen unangebracht war?

Der junge Wanderer, würde sich später für diese voreiligen Worte bei Frost entschuldigen. Aber nicht jetzt, er musste jetzt zu den ungewollten Worten stehen, und versuchte deshalb, einen genervten Blick in die Richtung von Dorrien zu werfen, was ihm auch halbwegs gelang. Dann stapfte Esteron weiter. Die beiden Kerle würden sicher nicht ewig dort stehen bleiben und diskutieren.

Nachdem Esteron den beiden Männern den Rücken zugekehrt hatte, versuchte er sich etwas zu entspannen. Das Problem mit dem General musste er in Zukunft besser in den Griff bekommen.


Satura
erstellt am: 09.05.2003 um 15:48
Noch hatte niemand den Diebstahl bemerkt. Zumindest ließ die Ruhe in der unterirdischen Festung diesen Gedanken aufkommen.
Umso besser für Saria.
Sobald der Diebstahl bemerkt wurde, würde es hier unten verflucht heiß werden. Zu heiß für ihren Geschmack. Bis dahin musste sie weit weg sein. Am besten über alle Berge.
Oder... über den Fjord.
Natürlich... Sie brauchte ja nicht einmal das Risiko eingehen und den Haupteingang benutzen. Ein Moment der Ruhe und Saria würde einfach verschwinden. Als ob sie nie existiert hätte.
In dem Stollen herrschte Totenstille. Scheinbar handelte es sich um einen stillgelegten oder er war noch nicht fertig ausgebaut. Zumindest war der Fels nur grob behauen und Fackeln waren eine echte Rarität.
Also geradezu prädestiniert für die Diebin.
Hastig schlug sie die Kapuze ihres Mantels nach oben und griff nach ihrer Teleportationsrune. Die Kultisten würden nicht einmal merken, dass sie da gewesen war. Mit einem tiefen Durchatmen versuchte sie ihren rasenden Puls zu beruhigen. Ganz aufs Atmen konzentrieren. Sie hatte alle Zeit der Welt, also bloß nicht hetzen.
Verborgen von den Schatten presste Saria die Rune fest an die Brust und senkte den Kopf in stiller Demut. Möge die Kraft Donnras sie in Sicherheit tragen.
Ein schwaches, bläuliches Licht erstrahlte in ihren Händen. Einem feinen Gespinst gleich legten sich die wabernden Lichtfäden um den Körper der Amazone. Von einem Moment auf den anderen kam sie sich seltsam leicht vor.
Die feucht schimmernde Stollenwand verschwomm vor ihren Augen und machte Platz für ein Meer aus alles verschluckender Schwärze. Jetzt.. musste sie nur noch ihre Gedanken zu ihrem Zielort lenken.
Der Donnratempel.
Vor ihren Augen baute sich das Heiligtum der Göttin aus einem feinen Netz aus leuchtenden Fäden auf. Dann schlug die Dunkelheit über Saria zusammen und riss sie mit sich. Fort, zu jenem fernen Ort ihrer Gedanken.
10.05.2003, 16:43 #49
Don-Esteban
Beiträge: 9.734

Satura
erstellt am: 09.05.2003 um 15:56
Die Rast war nur kurz, aber erquickend gewesen, als Hakon sie wieder zum Aufbruch antrieb.
Satura schlüpfte schnell in ihre ledernen Stiefel, die von dem langen Marschieren schon etwas mitgenommen waren, und eilte sich, den Kultisten zu folgen, die sich bereits auf der steinernen Brücke befanden, die den reißenden Fluss wie ein Torbogen zum Gletscher überspannte.

Hinter dem Fluß tat sich eine weite Ebene auf, die wie eine einladend geöffnete Hand zwischen Hügeln und Bergketten lag. Doch diese Ebene war der krasse Gegensatz zur üppig wilden Schönheit der Schlucht - sie war kahl und tot. Der Boden war mit grauem Staub bedeckt, der bei jedem Schritt aufgewirbelt wurde und die Reisenden in eine dichte Wolke hüllte. Satura spürte die kleinsten Partikelchen in ihre Lunge eindringen und konnte ein Husten nur schwer unterdrücken.
Diese Ebene war bizarr; kein Baum wuchs hier, und ungeschützt pfiff der Wind, der vom Gletscher herunterfiel, über sie und trug Schicht um Schicht des Bodens ab.
Endlos weit schien sie zu sein, endlos weites Grau...
Satura wandte sich angewidert ab, als sie ein eindeutig menschliches Skelett aus dem Boden ragen sah. Ein rostiges Schwert steckte zwischen den fleischlosen Rippen. Erst jetzt fiel ihr auf, das die ganze Ebene, soweit das Auge reichte, mit Knochen, Schädeln und zerstörtem Kriegsgerät bedeckt war. Es war eindeutig - diese Ebene war wirklich tot. Einst musste eine heftige Schlacht hier getobt haben, und bis heute hielt das Sterben auf diesem Landstrich an. Kein Grashalm, kein Lebensfunke konnte hier bestehen. Dies war noch immer ein Schlachtfeld, das beständig nach frischem Blut schrie. Satura schauderte; sie wollte sich nicht ausmalen, was hier des Nächtens vor sich ging...

Auch ihre Begleiter fühlten sich offensichtlich unwohl, denn sie trieben sich zu noch mehr Eile an. Die Amazone hatte Mühe, in der sengenden Hitze den weit ausholenden Schritten der Krieger nachzukommen. Hakon ließ seine Blicke beständig nervös über die Ebene gleiten.
Die sengende Hitze presste den letzten Schweißtropfen aus ihren Poren, und die Amazone sehnte sich wieder nach dem kühlen Ufer des Flusses zurück...
Die Luft über der Ebene flimmerte vor Hitze, und Satura vermeinte, da und dort eine Bewegung wahrnehmen zu können. Doch ihr Amulett schwieg, zeigte nur das beständig sanfte Schimmern, das es seit ihrer Ankunft in Gorthar hatte.


Satura
erstellt am: 09.05.2003 um 19:19
Die Kultisten hatten die Ebene im Laufschritt überquert - Satura war ihnen stolpernd gefolgt - und trotzdem hatte es gedauert, bis sie endlich die grünen Hügel jenseits der Ebene erreichten.
Sie gingen nun einen stetig ansteigenden Pfad entlang, und trotz der Steigung verlangsamte der Trupp sein Tempo kein bißchen.
Saturas Zunge klebte an ihrem Gaumen und ihr Körper war schweißnass. Sie war solche Anstrengungen nicht gewöhnt, und die Kultisten waren alles andere als zimperlich.
Verdammt, wie lang geht diese Steigung noch? Satura fühlte ihre Kräfte schwinden, lange würde sie dieses Höllentempo nicht mehr durchhalten... sie strauchelte, fing sich gerade noch - und fiel dann. Um sie herum bildete sich eine wattigweiche Schwärze, deren Verlockung zu groß war; die Amazone gab sich ihr dankbar hin.

"Hey, sie bewegt sich!" Satura schlug die Augen auf und fand sich liegend auf einer Decke, die zur Bahre umfunktioniert worden war und von zwei Kultisten getragen wurde. Sie hielten an, und Hakons lächelndes Gesicht beugte sich über sie. "Endlich bist du wieder erwacht, Schwester. Es scheint als hätten dich deine Kräfte verlassen. Ruh dich nur noch ein wenig aus, Arion und Sandor werden dich noch eine Weile tragen."
Nun, solch ein Angebot kann ich nicht ausschlagen... Hakon reichte ihr noch einen Schlauch, der mit - durch die Hitze - warmem Wasser gefüllt war. Die Amazone labte sich an der klaren Flüssigkeit, und dann setzte sich der Trupp auch schon wieder in Bewegung.
Satura kam sich vor wie eine Königin; die beiden Krieger schienen ihr Gewicht kaum zu bemerken, denn sie hielten leicht mit der von Hakon vorgegebenen Geschwindigkeit mit.
Inzwischen war der Gletscher fast schon greifbar nahe, und sein kalter Atem strich über Saturas Gesicht. Sie gingen weiterhin bergaufwärts, und um sie herum war saftig grüne Hügellandschaft. In der Ferne und in Nebel eingehüllt erhob sich der Göttersitz...


Skeleon
erstellt am: 09.05.2003 um 21:28
Mit einem langanhaltenden, seltsam angenehmen Geschaukel wurde Satura von den Kultisten den Berghang hinaufgeschafft.
Die Sonne begann inzwischen wieder im Westen zu versinken und die Ebene hinter ihnen lag bereits wieder in langen Schatten.
Irgendwo in der Ferne erklang ein schauerliches Heulen.

Mit einem viel unangenehmeren Schlag wurde Satura von den Kultisten auf den steinigen Erdboden abgesetzt - die hügelige Graslandschaft war inzwischen von Geröllfeldern abgelöst worden, durch die hier und da leise ein Bächlein von Schmelzwasser hinab tröpfelte, um das saftige Gras weiter unten an den Hängen zu tränken oder im toten Land darunter zu versickern.
Satura setzte sich auf und blickte sich um.
Hinter ihr - in Richtung des Gletschers - sah sie die Gestalt von Arion, der das Kopfende getragen hatte, ein Stück voraus marschierte Hakon bereits weiter den Pfad herauf. In einiger Entfernung erblickte sie schwachen Feuerschein, noch ein Stück den Hang empor und rechts vom Hauptweg.
Vor ihr sah sie Sandor's Schemen und die undeutlichen Gestalten der beiden anderen Templer. Hinter ihnen erstreckte sich die düstere Ebene. Unsichtbare Bewegungen. Das Verschmelzen von Schatten, einer grässlicher als der andere. Dieses Schlachtfeld war nicht tot, es war viel mehr als das.
Satura wandte ihren Blick ab und sah zu den Kultisten. Langsam stiefelten sie an ihr vorbei, nur Sandor beugte sich zu ihr hinunter.
Leise wisperte er ihr zu:
"Wir sind fast an unserem Ziel angelangt. Die letzten paar Meter solltest du mit uns gemeinsam gehen, Schwester. Manfred wird es nicht gerne sehen, wenn die Verstärkung bereits erschöpft und kraftlos hier ankommt, also nimm dich zusammen. Die Männer, die hier geblieben sind, haben weitaus Schlimmeres durchgemacht - bis auf Arion und Hakon vielleicht, die von Manfred zurückgeschickt worden sind um uns zu holen."
Er streckte ihr im Halbdunkel die Hand entgegen, Satura ergriff sie und wurde empor gezogen.
Ein wenig wackelig auf den Beinen fühlte sie sich schon ... aber in der Kühle spürte sie schnell neue Kraft in ihre Glieder strömen. Es war beinahe schon wieder zu kalt. Nur ein Stück weiter oben war in der Dunkelheit vage die weiße Masse des Gletschers auszumachen. Fröstelnd zog Satura den Mantel enger um ihre Schultern.
Flankiert von Sandor machte sie sich an den Aufstieg, das Ziel war wohl schon sehr nahe, denn das flackernde Licht kam schneller als erwartet näher. Gegen das Licht stand die hoch aufgebaute Gestalt eines schwerbewaffneten Kultisten, offenbar die Nachtwache.
Mit einem stummen Nicken passierte die kleine Gruppe einen grob aufgehäuften Steinwall und trat ins Innere des hastig errichteten Lagers:
Rund um ein großes Lagerfeuer waren mehrere Felddecken als provisorische Betten ausgelegt, auf einigen davon lagen oder saßen Kultisten. Etwas abseits saß ein Mann in schwerer, schwarzer Rüstung. Auf seinem Rücken war ein Zweihänder festgeschnallt.
Erwartungsvoll blickte er ihnen entgegen und Hakon stapfte bereits auf ihn zu.
Plötzlich wurde Satura einer anderen Gestalt gewahr, ein schmaler Schatten, eingehüllt in einen dunklen Mantel, die Kapuze zurückgeschlagen, ganz in der Nähe am Lagerfeuer sitzend. Das dunkle Haar stand wirr in alle Richtungen ab, das Gesicht war von Satura abgewandt doch es schien als starre der junge Mann gedankenverloren ins Feuer und folgte den aufspringenden, hellroten Funken mit den Augen in den nachtschwarzen Himmel, bis sie geräuschlos vergingen.


Sarevok [NPC]
erstellt am: 09.05.2003 um 21:55
Die Panzerplatten seiner Rüstung schabten leise aneinander, als Manfred sich erhob. Er lächelte matt, scheinbar hatte es wenigstens die Verstärkung vollzählig über das Schlachtfeld geschafft. Wenigstens ein Hoffnungsschimmer. Doch ob dieser die unbarmherzige Kälte des Gletschers und die gnadenlosen Pranken der Luzkans, gefolgt von der erdrückenden Enge und dem Verwesungsgestank des Grabes, lange überleben würde, blieb fraglich. Außerdem streifte irgendwo da draußen der Tavernenkiller herum... Wobei dieser Spitzname, dieses Synonym, nicht mehr wirklich passte. Vielleicht war 'Jäger' ein besserer Ausdruck...
Denn genau das war er. Schon lange hatten sie nichts mehr von ihm gesehen, doch Manfred wusste, dass er hinter ihnen her war. Um sie herumschlich. Ihre Fährte nicht aus den Augen ließ, seine Beute verfolgte, umkreiste, mit ihr spielte. Er würde eines Tages wieder zuschlagen...
Was hatte Bruder Detor doch gesagt? Sie saßen hier wie auf einem silbernen Tablett, der Jäger musste nur zugreifen. Und genauso war es auch...

Manfred schüttelte kurz den Kopf, solche depressiven Gedanken waren nicht gerade das, was die Mission voranbrachte. Immerhin hatte er jetzt mehr Leute und außerdem eine Heilerin. Die würde er wahrscheinlich alle dringend benötigen...
10.05.2003, 16:48 #50
meditate
Beiträge: 6.868

Satura am 10.05.2003 um 9:38 uhr

Leon! Saturas Herz machte einen Sprung vor Freude - endlich war sie am Ziel ihrer Reise, sie hatte ihn gefunden.
Sie verbarg ihr Gesicht im Schatten der Kapuze ihres Umhanges, was eigentlich nicht nötig gewesen wäre, da Leon so und so nicht zu ihr hersah. Satura war sich nicht sicher, ob es gut wäre, wenn Manfred und die anderen Mitglieder der Gruppe wußten, dass Leon und die Heilerin sich kannten.
Sie begrüßte Manfred mit einem Kopfnicken. Manfred musterte die Amazone von Kopf bis Fuß, und meinte dann in Befehlston: "Kümmere dich um die Verletzten."

Satura war todmüde und hätte sich am liebsten auf eine der weichen Decken am Feuer gelegt, doch sie folgte dem Befehl.
Die verletzten Kultisten brauchten ihre Hilfe dringend, und Satura widmete sich jedem Einzelnen. Was für ein Wesen kann solche Wunden zufügen? Einige der Kämpfer waren sehr geschwächt, hatten tiefe Wunden davongetragen. Satura verarztete sie so gut sie es konnte, und behandelte die Verletzungen mit Alkohol und Heilsalben, die den Schmerz linderten.
Sie erntete dankbare Blicke von den Verwundeten, die durchwegs sehr junge, aber kräftige Kämpfer waren. Mit einem Schaudern registrierte die Amazone, das die starken Rüstungen der Krieger teilweise aufgerissen waren; als hätte ein scharfes Messer durch Stoff geschnitten. Doch die Rüstungen waren aus Metall...

Während sie die Kultisten versorgte, warf sie immer wieder einen Blick zu Leon, der sie noch nicht erkannt hatte. Er wirkte seltsam abwesend... so kannte sie ihn nicht. So groß ihre Freude auch war, ihn zu sehen - irgendetwas in dem jungen Dieb hatte sich verändert. Argwöhnisch registrierte Satura, dass er das Amulett des Ordens offen trug...
Die Amazone mied ihren jungen Freund, der - Innos sei Dank! - nicht verletzt war.

Nach einem ausgiebigen Mahl bestehend aus am offenen Feuer gebratener Schattenläuferkeule wickelte Satura sich etwas abseits des Feuers in eine Decke und ruhte sich aus. Es war schon spät in der Nacht, doch sie konnte nicht schlafen. Zu viele Gedanken kreisten in ihrem Kopf... endlich hatte sie Leon gefunden, und doch schien sie ihm ferner zu sein als je zuvor. Er war den ganzen Abend wortlos am Feuer gesessen und hatte ins Nichts gestarrt; hatte die Neuankömmlinge scheinbar nicht einmal registriert!
Vielleicht, dachte Satura, war es ja nur Tarnung... und er wollte nicht, dass dieser Manfred merkt, dass wir uns kennen?
Die Amazone lauschte noch lange der Nacht, die eine Symphonie aus Geräuschen komponierte: das Heulen des Windes vereinte sich mit dem Zirpen von Grillen, dem Knacken von Ästen im Wald und dem Prasseln des Feuers zu einem wehmütigen Klagelied.
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