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Das Amazonenlager # 9
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01.06.2003, 12:03 #301
Satura
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Toll. Also seit er sie getroffen hatte.

"Ich habe schon mehr in meinen Träumen gesehen als bloß das... manchmal kommen mir diese Träume realer vor als die Wirklichkeit selbst." Sie schwieg kurz, als sie an Cord dachte. "Er will uns helfen, Leon. Warum wehrst du dich so dagegen? Und wer sagt, dass du in Zukunft nicht wieder durch die Wälder streifen kannst... Auch in Gorthar gibt es welche. Aber ich versteh wenn du..." sie stockte und senkte den Blick. "Wenn du nicht mehr mit mir kommst, wenn ich deiner Meinung nach schuld daran bin, dass du Albträume hast."
Trotzig setzte sie noch hinzu: "Ich habe dich nicht nach Gorthar geschickt." Sie hielt kurz inne und sah ihn fragend an: "Wie ist es überhaupt dazu gekommen?"
01.06.2003, 12:10 #302
Skeleon
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Er schaute sie traurig an.
"Ich sagte nicht, du bist schuld daran. Ich weiß von allen hier wohl am wenigsten, was vor sich geht ..."
Mit einem unsicheren Grinsen fügte er hinzu:
"Ich ... ich hatte in Gorthar was zu erledigen. Und dort bin ich auf diese Gruppe von Menschen getroffen, die ihrem Leben einen echten Sinn geben wollten, verstehst du. Und das war ..."
Der junge Dieb verstummte.
Nach kurzem Zögern sagte er noch:
"Aber was immer er war, er hat Recht. Ich hatte dir versprochen, dich zu begleiten, bis du Sagitta aufsuchst. Und wenn Cords Hinweisen folgen willst, werde ich dich unterstützen ..."
Es war offensichtlich, dass er nicht gerne nach Gorthar zurückkehren würde, aber mehr sagte er dazu nicht.
01.06.2003, 12:29 #303
Satura
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Wie immer bekam man von Leon keine Antwort. Soso, er hatte etwas zu tun in Gorthar... Nun, über kurz oder lang würde sie es schon noch herausfinden, was ihn dorthingeführt hatte.
Das was sie erschreckte, war eher... "Du glaubst noch immer, dass die Kultisten nur ein Haufen netter Menschen sind, die ihrem Leben einen Sinn geben wollen?" Sie schüttelte den Kopf. Ein unangenehmes Schweigen legte sich über die beiden, keiner wußte so recht was zu sagen war.

In diesem Moment trat Jamira an Satura heran. "Saria ist aufgewacht. Wenn du willst, kannst du jetzt zu ihr." Satura nickte und entschuldigte sich bei Leon.

Sie folgte Jamira zu Sarias Zimmer hinauf und klopfte dann vorsichtig an. Knarzend drückte sie die schwere Tür auf.
In dem Bett lag ein kleines Bündel zerstörte Amazone; richtig verloren sah die sonst so stolze junge Frau in den weichen Decken aus.
Vorsichtig setzte Satura sich an den Rand des Bettes und senkte traurig ihren Kopf. "Es tut mir so leid, Saria. Ich - ich war zu langsam."
01.06.2003, 12:42 #304
Dragonia
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Dragonia hatte den gestrigen Tag damit verbracht sich das Lager anzusehen, sie kannte die Insel auf die das Amazonenlager lag fast bis in den kleinsten Winkel.
Sie hatte auch mit einigen Amazonen gesprochen und einigen Amazonen auf dem Trainingsplatz zugesehen und selbst die Zielscheiben die eigentlich von den Bogenschützinnen benutzt wurden mit ihren Wurfmesserübungen missbraucht.

Am gestrigen Abend ging sie früh schlafen und war auch wieder früh auf den beinen heute Morgen.
Nachdem sie wieder mit Ihren Wurfmesser die Zielscheiben malträtiert hatte ging sie hinunter an den Strand in der nähe des Bootshauses und legte sich dort in den Sand und genoss die Sonne die Heute von keinem Wölkchen getrübt wurde.
01.06.2003, 12:48 #305
Skeleon
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Was denn sonst? dachte Leon missmutig.
Sie hatte doch auch gesehen, was die Leute für die Armen und Hungernden getan hatte, sie hatte gesehen, wie sich die Krieger für ihn eingesetzt hatten auf dem Schlachtfeld.
Und er hatte sie verraten.
Das musste der Grund sein, weshalb er sich so falsch, so leer fühlte.

Satura verschwand, um nach Saria zu sehen. Ha, Diebin wird ausgeraubt, peinlich, peinlich.
Leon erhob sich und verließ die Taverne. Strahlender Sonnenschein empfing ihn, doch schon jetzt herrschte drückende Hitze. Er schlenderte eine Weile im Lager umher, bis er es Leid war. Schon ziemlich verschwitzt suchte er sich den Schatten eines Baumes, nahe des Meeres. Eine salzige Brise wehte über das meist grasbewachsene Land hier und die Blätter der vereinzelten Bäume rauschten.
Die Sonne brannte heiß und das Salz in der Luft machte den jungen Dieb durstig.
Aus seiner zusammengeschnürten Jacke holte er den Weinschlauch und die anderen Fressalien, die er noch aus Gorthar hatte, hervor, setzte sich im Schneidersitz hin und nahm ein karges, aber angenehmes Mittagsmahl zu sich.
Während er an dem Pfefferbeißer herumknabberte blickte er aufs Meer hinaus, in der Ferne konnte er Segel von Booten und Schiffen ausmachen, die vom Amazonenlager weg oder dorthin oder nach Süden fuhren.
Eine Idylle, eine Ruhe, die er sich lange gewünscht hatte.
01.06.2003, 12:57 #306
Saria
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Irgendwann, es musste gegen Mittag gewesen sein, doch Saria hatte kein wirkliches Gefühl mehr für die verstrichene Zeit, öffnete sich die Tür ihres Zimmer. Die Diebin rührte sich kein Stück, ihr Blick war starr auf die Wand gerichtet.
Mittlerweile kannte sie das nur aus haarfeinen Linien zu bestehen scheinende Relief der Holzverkleidung wahrscheinlich sogar besser als die Verstecke ihrer auf unzähligen Raubzügen gewonnen Beute. Die Linien in dem hellen Holz bildeten ein unregelmäßiges Muster. Und doch bestand ein gewisses System. Unschwer waren die deutlich dunkleren, ovalen Flecken zu erkennen, an denen wohl einst ein Ast entsprungen war. Wie Wellen auf dem Wasser, nur deutlich in die Länge gestreckt, breiteten sich von diesen Punkten ausgehend dunkelbraune Linien aus, verbreiterten sich stellenweise ebenfalls oder vereinigten sich mit ihren entgegenkommenden Geschwistern.
Erst als sie spürte, wie sich die Decke etwas eindrückte, zuckte die junge Amazone erschrocken zusammen. Doch anstatt nachzusehen, wer sich da neben sie gesetzt hatte, starrte sie weiterhin auf die Wand.
Jetzt kam auch noch Satura zu ihr und wollte sich bei ihr, ausgerechnet bei ihr, entschuldigen. Dabei konnte sie doch am allerwenigsten etwas dafür, dass das Gold verloren war. Im Gegensatz zu ihr hatte sie sich nicht gefangennehmen lassen. Und selbst wenn, die Diebin war sich sicher, dass Satura diesen Kerlen schon ihre Grenzen gezeigt hätte. Niemals hätte sie den Räubern das Gold überlassen.
Schluchzend drehte Saria den Kopf etwas weiter und vergrub ihn tief in dem Kissen.
01.06.2003, 13:13 #307
Satura
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Hilflos saß Satura neben der schluchzenden Amazone. Saria war wohl einige Jahre jünger als sie, und gerade deshalb empfand sie noch mehr Mitleid mit ihr. So jung wie jetzt war sie ihr noch nie vorgekommen. Sie war völlig am Ende.

Satura griff nach ihrer Hand und wollte sie festhalten, als ihr die Verbände auffielen. Offensichtlich hatte Thaleiia sich schon um sie gekümmert. Doch ob die seelischen Wunden so schnell verheilen würden?
Vorsichtig hielt Satura die Hand der Amazone. "Saria, bitte, schau mich an und sprich mit mir. Es hilft doch nichts, wenn du dich hier vergräbst." Ein lautes Schluchzen erhob sich aus den Polstern - anscheinend war Saria anderer Meinung. "Komm, lass uns ein bißchen in den Wald spazieren gehen oder so. Alle machen sich solche Sorgen um dich!"
01.06.2003, 13:25 #308
Saria
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Saturas Stimme klang als ob sie durch Watte an Sarias Ohren dringen würde. Sorgen... die anderen Amazonen machten sich Sorgen um sie? Sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, warum.
Wegen ihr würden sie hungern müssen. Ohne Geld keine Vorräte. Und es war alles ihre Schuld. Isiras Verletzung, das verlorene Gold, alles nur wegen ihr...
Saria spürte kaum, wie sich ihre Hand um Saturas verkrampfte. Ihre Schultern bebten, sie kam sich völlig ausgebrannt vor. Als hätte ihr jemand das Herz aus der Brust gerissen und dann liegen gelassen. An seiner Stelle gab es nur noch eine schmerzhafte, gähnende Leere.
"I-ich... kann nicht...", kam es schließlich stockend aus den Kissen.
"Die anderen Amazonen... ich... kann ihnen nicht mehr in die Augen schauen..."
Erneut wurde die Amazone von Krämpfen geschüttelt. Mittlerweile war das Kissen unter ihr feucht von all den Tränen.
01.06.2003, 13:35 #309
Satura
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Die anderen Amazonen? Nicht mehr in die Augen schauen? Was redete Saria da nur?
Erst langsam verstand Satura... Saria gab sich die Schuld, und dachte, dass jetzt alle enttäuscht von ihr waren!

"Aber du Dummerchen! Was willst du denn gegen acht oder neun Söldner ausrichten, die von Geldgier verblendet sind? Ich war zwar nicht dabei, aber Milena hat mir erzählt, wie brutal die waren. Niemand-" dabei drückte sie die Hand der Amazone - "niemand gibt dir die Schuld. Sofort als die Königin davon hörte, hat sie Truppen losgeschickt, dich und Isira zu suchen. Nicht ein einziges Mal war dabei von Gold die Rede, hörst du? Nicht einmal. Alle sind wir froh, das wir euch zwei lebend zurückbekommen haben! Sollen die Söldner doch glücklich werden mit ihrem mit Blut besudelten Geld..."
Sie streichelte sanft Sarias Hand. "Was glaubst du denn, das wir jetzt alle verhungern? Vor unserem Lager ist das Meer, reich an Fischen. Auf der anderen Seite der Wald, reich an Kräutern, Beeren und Tieren. Nein, verhungern werden wir nicht. Gold darf nie so wichtig sein wie ein Menschenleben, Saria. Glaub mir das, niemand gibt dir eine Schuld, wo höchstens bei den Söldnern eine zu finden ist."
01.06.2003, 13:43 #310
Saria
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Noch einmal lief ein deutliches Zittern durch Saria, dann drehte sie sich tatsächlich etwas auf die Seite. Zögernd, als ob sie Angst hätte, dass sich jeden Moment der Zorn der Götter selbst über ihr entladen würde, wanderte ihr Blick zu Satura.
Mit dem Handrücken fuhr sie sich über die Nase. Noch immer schaffte sie es nicht ganz, ihrer Amazonenschwester in die Augen zu blicken.
"A-aber... was ist mit... mit Thaleiia und Hummelchen? Die ganze Arbeit... alles umsonst..."
Neue Tränen fanden ihren Weg Sarias Wangen herab.
"Da-dabei hatte ich... Thaleiia versprochen... sie nicht zu... enttäuschen... Sie... sie hatte gesagt ich... ich wäre noch nicht weit genug... Und sie hatte Recht..."
01.06.2003, 14:01 #311
Satura
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Endlich drehte Saria sich zu ihr, vergrub sich nicht mehr in den Kissen. "Ich habe Thaleiia und Hummelchen noch nicht gesprochen, aber es liegt an ihnen und an unserer Königin, die Sache mit General Lee zu regeln. Nicht du bist schuld, dass ihre Arbeit umsonst war, nicht du Saria." Satura zwinkerte Saria fröhlich zu. "Ich wäre ja dafür, es diesen Grobianen mal heimzuzahlen... den Spieß sozusagen umzudrehen." Ein kampfeslustiges Funkeln trat in die sonst so sanften Augen der Amazone. Dann zuckte sie mit den Schultern. "Wir werden sehen," meinte sie.

"Am besten wäre es, du gehst zum Tempel, wo auch Isira liegt. Ich weiß nicht, wie es ihr geht, aber sie ist überm Berg, soviel hab ich gehört. Thaleiia kümmert sich um sie, und dann kannst du mit ihr selbst reden. Wenn du willst, komm ich mit. Es muss ja auch nicht gleich sein, aber ich kann dir nur noch einmal versichern, dass niemand denkt, du hättest versagt. Nur Donnra selbst hätte eine Chance gehabt, alleine gegen diese acht Verbrecher zu kämpfen. Du weißt ja, Männer kämpfen immer unfair, wenn es um Frauen geht. Sie verkraften es nicht, gegen eine Frau zu verlieren, und müssen deshalb in einer gewaltigen Überzahl sein. Gönne ihnen diesen einen Erfolg nicht, dass sie deine Freude und dein Selbstvertrauen zerstört haben."

Satura atmete tief durch und lächelte Saria an. "Ich kenne dich nicht gut, Saria. Und doch weiß ich, dass du stark bist, und stolz. Verkriech dich nicht in Selbstzweifeln, sondern stell dich deiner Angst. Du schaffst das - und gerade das wird Thaleiia beweisen, dass du weit genug bist."
01.06.2003, 14:11 #312
Saria
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Endlich schaffte es Saria, den bitteren Kloß in ihrem Hals herunterzuschlucken. Ihre vom Weinen geröteten Augen richteten sich doch noch auf Satura.
Sie hatte Recht. Hoffte Saria zumindest. Was hätte sie denn schon groß gegen diese Übermacht ausrichten können? Es war kein gerechter Kampf gewesen. Sie selbst schaffte es höchstens mit Mühe, ein Schwert halbwegs gerade zu halten und Isira war gleich zu Beginn niedergeschossen worden. Selbst wenn sie eine meisterhafte Schwertkämpferin gewesen wäre, hätte sie keine Chance gehabt.
Aber dennoch war das keine Entschuldigung dafür, dass sie die Truhe geöffnet hatte.
"Aber... was ist mit dem Gold?", fragte die Diebin schüchtern.
"Ich... wenn... nur ich konnte die Truhe öffnen. Hätte ich sie nicht geöffnet, wären diese Schweine niemals an das Geld gekommen. Aber... ich... ich war zu schwach... Ich hätte sie nicht öffnen dürfen... Doch ich hatte... ich hatte so Angst..."
01.06.2003, 14:20 #313
Satura
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Endlich sah Saria sie an - Satura fiel ein Stein vom Herzen. Sie konnte das Leid, das diese Augen austrahlten, zwar kaum ertragen, doch sie bemühte sich, stark zu bleiben. "Saria, jeder hätte Angst gehabt in der Situation... ich hätte mit Sicherheit viel schneller aufgegeben als du! Ich möchte gar nicht wissen, was diese Schweine dir angetan haben..." Satura ballte ihre Linke zur Faust, während ihre Rechte unvermindert sanft Sarias Hand hielt.
Ja, sie bewunderte das junge Mädchen dafür, dass sie es so lange ausgehalten hatte, den Söldnern zu widersprechen.
"Weißt du, Milena hat euch zunächst ja nur beobachtet. Sie hat gesagt, dass du alles getan hast, was du tun konntest. Wie ich gesagt habe, es ist nie wert, sein Leben oder seine Gesundheit für Gold zu riskieren. Du wirst sehen, es wird sich alles wieder einrenken."

Satura lächelte Saria aufmunternd an. "Und ausserdem ist heute ein Festtag, ich habe gehört, dass heute im Lager eine Hochzeit stattfinden soll. Du solltest feiern gehen, und dich freuen, dass du es heil überstanden hast!"
01.06.2003, 14:39 #314
Saria
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Milena hatte sich für sie ausgesprochen?
Das war Saria neu. Vielleicht hatte Satura ja doch Recht, und es war gar nicht in erster Linie um das Gold gegangen.
Doch Saturas Worte lenkten die Diebin schnell von ihren Gedanken ab.
"Festtag? Was denn für ein Fest und wie und warum?", brach sie verwirrt hervor.
"Achso, Hochzeit, aber wer und mit wem überhaupt?"
Jetzt war die Diebin vollends verwirrt. Ihre Gedankenwelt glich einem rasenden Strudel, es fiel ihr schwer einen klaren Gedanken zu fassen.
01.06.2003, 14:56 #315
Satura
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"Ja," plapperte Satura fröhlich drauf los, glücklich, das Saria wieder in die Wirklichkeit zurückgefunden hatte. "Ich habe es vorhin bei Jamira aufgeschnappt. Eine Liana soll heiraten. Wen, weiß ich allerdings nicht. Auf jeden Fall sollten wir abends feiern gehen!"

Saria seufzte noch einmal auf, doch es klang wie eine Erleichterung. Wenigstens hab ich sie ein bisschen aufgemuntert.
"So, und jetzt gehen wir zu Thaleiia, ja?" Saria nickte stumm und krabbelte aus dem Bett, während Satura das Zimmer verließ um vor der Tür auf sie zu warten.

Wenige Minuten später waren sie auch schon auf dem Weg zum Tempel, wo Satura Saria ablieferte. Sie klopfte ihr auf die Schulter und meinte: "Vergiß nicht, Saria. Es ist nicht deine Schuld, Thaleiia wird nicht anders darüber denken, ganz sicher nicht. Sei mutig!"

Dann verabschiedete sie sich von der Amazone und sah ihr zu, wie sie den Tempel betrat.
01.06.2003, 17:48 #316
Milena
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"Armes Mädchen."
Milena schüttelte langsam den Kopf, Satura drehte sich überrascht um, schon wieder hatte sie ihre Lehrmeisterin nicht kommen gehört.
"Diese verdammten Söldner... Ich denke ich werde bald nach ihnen suchen. Ein paar andere sind auch dabei. Vielleicht willst du ja mitkommen."
Milenas Gesichtszüge verhärteten sich, ihr Blick wurde kalt. Alles in allem gab sie so ein recht ungewohntes Bild ab, war sie doch normalerweise fast immer gut drauf.
"Aber bevor wir dazu übergehen solltest du noch ein wenig trainieren. Folge mir."
Die Schwertmeisterin drehte sich um und verließ - wie schon so oft in der letzten Zeit - das Lager...


Erneut führte Milena ihre Schülerin in den Wald. Sie blieb auf einer kleinen Klippe stehen, unter der sich eine Senke befand, die nur spärlich mit Bäumen bewahsen war. Ein Wolfsrudel streunte gut sichtbar unten herum.
"Siehst du die Wölfe, Satura? Ich will, dass du sie auslöschst. Es sind zu viele um einfach reinzurennen und rumzumetzeln. Denk dir etwas aus..."

Tak
01.06.2003, 18:35 #317
Satura
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Satura merkte, dass Milena ihre Wut mühsam unterdrückte; ihre Augen waren starr auf ein fernes Ziel gerichtet.
Auch Satura war wütend gewesen - zunächst. Doch mittlerweile, vor allem seit sie mit Saria gesprochen hatte, spürte sie nur mehr Verachtung für diese Männer. Aber natürlich würde sie den Trupp aus Amazonen begleiten, wenn es so weit sein würde.
Sie nickte und folgte ihrer Lehrmeisterin in den Wald.

Denk dir etwas aus. Na toll, ein ganzes Wolfsrudel auslöschen - einfach so? Nicht einmal ihres Felles wegen? Doch ihre Lehrmeisterin sah sie mit einem strengen Blick an, und so tat Satura achselzuckend wie ihr geheißen - sie dachte.

Es waren acht Wölfe, alle voll ausgewachsen, bis auf einen, der sich immer etwas abseits der Gruppe aufhielt und jung und neugierig wirkte. Dieser würde wohl leicht wegzulocken sein, sie bräuchte nur seine Neugier zu erwecken. Doch die anderen? Der Leitwolf war deutlich zu erkennen. Er stand auf einem Stein etwas erhoben, und überblickte die Gegend, während die anderen relativ ruhig herumstreiften oder faulenzten. Zwei Männchen balgten sich, bis der Alte sie zur Ruhe rief.

Vorsichtig und in weitem Bogen näherte die Amazone sich der Senke. bevor sie die schützenden Klippen verließ, prüfte sie, aus welcher Richtung der Wind kam, damit ihr Geruch sie nicht verriet. Dann schnappte sie sich ein paar große Blätter und hielt sie in der gleichen Hand wie die gezückte Klinge.
Satura legte sich hin und robbte auf dem Bauch langsam an den Wolfstrupp heran. Sie befand sich einige Meter von dem Felsen entfernt, auf dem der Leitwolf beobachtender Weise stand, weit genug weg, um nicht von ihm bemerkt zu werden, doch nahe genug an dem neugierigen Aussenseiter. Satura raschelte nur ein klein wenig mit den Blättern, um seine Aufmerksamkeit zu erregen. Der Kleine kam vorsichtig schnüffelnd näher, und die Tarnung der Amazone hielt nicht lange, denn er hatte schon ihr Gesicht entdeckt und schleckte es herzhaft ab. Dabei begann er leise zu winseln - Satura wurde ganz warm ums Herz.

Blitzschnell holte sie mit dem Schwert aus, und schlug den Griff der Waffe dem jungen Wolf hart in den Nacken, so dass dieser betäubt zu Boden ging. Milena musste es ja nicht merken...

Die anderen Wölfe schienen nichts bemerkt zu haben - noch nicht. Satura verharrte noch immer flach auf den Boden gepresst, ihren Atem kontrollierend. Dann griff sie nach einem Kieselstein in ihrer Nähe und zielte auf die Flanke des Leitwolfs.
Der erste Wurf traf, doch der Wolf reagierte nur mit einem leichten Zittern der Flanken, also probierte Satura es noch mal mit einem größeren Stein... Und jetzt ging es schneller, als es ihr lieb war. Mit einem Satz war der Wolf bei ihr, knurrend seine Lefzen hochziehend. Satura warf sich zur Seite und sprang in die Höhe, ihr Schwert nach oben reißend. Hinter dem Leitwolf hatten sich schon zwei weitere Wölfe drohend aufgebaut. Als der Alte zum Sprung ansetzte, blockte Satura mit quergestellter Klinge, sodaß der Wolf sich beim Zusammenstoß eine schwere Wunde an der Brust zufügte. Dann zog sie die lange Klinge sirrend durch die Luft, und noch ehe der Wolf zum nächsten Sprung ansetzten konnte, hatte ihr Schwert seinen tödlichen Auftrag ausgeführt. Ein Körper sackte leblos zu Boden.
Satura hatte keine Zeit zu trauern, denn die nächsten beiden Angreifer stürmten heran, den Tod ihres Anführers nicht realisierend. Sie duckte sich, griff in den sandigen Boden und warf eine Ladung Sand in das Gesicht des einen Angreifers, dem anderen zog sie ihr Parierkreuz über den Kopf, sodass er zu Boden ging. Die verbleibenden vier, die zunächst noch drohend vor ihr gestanden hatten, schienen erst jetzt das Ausmaß der Katastrophe zu begreifen - ihr Anführer war tot!
Jaulend und mit eingezogener Rute suchten die überlebenden Tiere ihr Heil in der Flucht. Satura versuchte gar nicht, ihnen nachzukommen - dazu waren sie eindeutig zu schnell.
Keuchend stützte sie sich auf ihren Oberschenkeln ab und sah auf den toten Leitwolf herab. Ein Schauer lief über ihren Rücken, und sie musste sich abwenden, um sich nicht übergeben zu müssen.
Hängenden Kopfes ging sie zu ihrer Lehrmeisterin zurück. "Zufrieden?" knurrte sie. "Ich würde lieber diese Söldner abstechen, als unschuldige Tiere."
01.06.2003, 18:36 #318
Milena
Beiträge: 128

Nachdem sie die Aufgabe verteilt hatte machte sie sich kurz auf um zu Cain zu gehen. Sie wusste wo er sich aufhielt un so fand sie ihn kurze Zeit später auch. Er saß wie immer am Strand und sah zur Sonne hinauf. Wunderlicher Typ. Hallo Cain. Bist du bereit für deine Aufgabe? sie sah ihn fragend an und fuhr gleich fort. Da ich wenig Zeit habe, habe ich mir eine Aufgabe für dich überlegt. Hier in der nähe sollen sich ein paar Banditen rumtreiben... wenn du mir ihre Schwerter bringst weiß ich, dass du würdig bist. . Sie fand die Aufgabe etwas komisch, doch auf die Schnelle fiel ihn nichts besseres ein. Sie verließ Cain wieder und ging zurück zu Satura...

Liana
01.06.2003, 18:42 #319
Cain
Beiträge: 3.358

Cain saß noch immer im Sand, als Milena schonwieder verschwunden war und es dauerte etwas, bis er sich aus der wunderschönen Sonne riss und sich seine Waffen umschnallte. Er würde seine Aufgabe erfüllen und Milena die Schwerter bringen. So schwer dürfte es ja nicht sein... So schritt er dann den Strand entlang, bis er schließlich die Brücke des Lagers erreichte und sie passierte. Die grimmigguckenden Amazonen, die dort Wache hielten schwitzen wegen der Sonne und Cain konnte sich so einen komischen Job nicht vorstellen. So schritt er dann richtung Wald.
01.06.2003, 18:48 #320
Milena
Beiträge: 128

Milena seufzte leise.
"Sag mir, was ist Unschuld?"
Satura schien etwas überrascht zu sein ob dieser Antwort, doch Milena zuckte nur die Schultern.
"Egal, du hast jedenfalls verstanden was du verstehen solltest. Du hast dein Ziel erreicht, ohne allzu viel Blut zu vergießen. Du bist fast bereit..."
Die Lehrmeisterin drehte sich um und ging langsam zurück zum Lager.
"Mal sehen, trainier noch ein bischen mit den Kriegerinnen oder so. Wir werden bald aufbrechen."
01.06.2003, 19:08 #321
Satura
Beiträge: 589

Milenas Worte überraschten sie zwar, vertrieben den bitteren Beigeschmack eines unnötigen Mordes jedoch keineswegs. Sie sah zurück auf die Senke, wo der kleine, neugierige Wolf gerade ausgiebigst winselnd seinen toten Rudelführer beschnupperte.

Satura wandte sich ab; sie konnte diese Szene nicht mitansehen. Dann folgte sie Milena zurück ins Lager. Sie würde Leon suchen, und ihm sagen, dass sie wegmusste. Wohin, war wohl besser ihm nicht zu sagen... je weniger er wußte, desto besser für ihn selbst.

Sie fand Leon unweit des Bootsstegs die letzten Strahlen der Abendsonne genießend. "Hallo, Leon." Sie setzte sich zu ihm.
01.06.2003, 19:14 #322
Skeleon
Beiträge: 793

Der junge Dieb sah auf und lächelte sie an.
Schien, als wäre seine Laune inzwischen wieder besser geworden.
In der Rechten hielt er ein Stück Brot, in der Linken den Laib, von dem er es abgerissen hatte.
Mit vollem Mund sagte er:
"Mwas hampft du dnn ganzn Tag gemamt? Mwie gehmts Sari-" er schluckte "-a?"
"Besser als vorher. Sie hat sich die Schuld für den Diebstahl gegeben, aber ich denke, sie ist wieder auf den Damm."
Leon nickte.
"Gut. Willst'n Stück?"
Er hielt er den Laib Brot hin.
"Weißt du, ich habe nachgedacht. Hatte ja etwas Zeit dazu. Ich will mit dir nach Gorthar gehen. Du vertraust dem Alten, also werde ich das auch tun."
Mit einem Grinsen schob er sich das nächste Stück Brot in den Mund.
01.06.2003, 19:28 #323
Satura
Beiträge: 589

"Danke!" Satura brach sich ein Stück vom Brot ab; jetzt erst merkte sie, wie sehr ihr Magen nach etwas Essbarem verlangte.
"Also du begleitest mich nach Gorthar? - Gut." Sie hatte gehofft, dass er sich so entscheiden würde - doch sicher war sie sich nicht mehr. "Woher das Vertrauen in Cord und in deine - unsere - Träume plötzlich? Und woher die gute Laune?"

Leon schmunzelte vor sich hin; er wirkte entspannt, was bei ihm selten genug der Fall war.

"Was Saria betrifft... sie war am Boden zerstört." Satura blickte betroffen zu Boden. "Ich weiß nicht was diese Bastarde ihr angetan haben..." Sie stockte - immerhin gehörte auch Leon nun zu diesen Bastarden.
01.06.2003, 19:44 #324
Skeleon
Beiträge: 793

Leon legte den Kopf schief.
"Es sind nur wenige so. Ich habe gehört, der General wusste nicht einmal, was vor sich ging, jetzt lässt er die Banditen suchen. Sicher geht's bei uns -" wie er betonte "- manchmal etwas rau zu, aber sie sind allesamt gute Kameraden."
Er grinste ein wenig, stopfte das nächste Stück Brot in seinen Mund und murmelte:
"Mnan muss sie gnur mnerstmah kenn'nlermn."
Er hob den Zeigefinger und schüttelte ihn gegen Satura.
"Aber ich wusste nicht einmal, dass es Saria so schlimm erwischt hat. Wo ist sie denn? Würde sich sicher freuen, mich zu sehen."
Leon musste ein wenig schmunzeln. Mehr als einmal hätte er ihr fast die Tour versaut, aber anders rum wars genauso verlaufen.
"Na, und was das Vertrauen angeht ... ich vertraue nicht auf meine Träume, auch nicht auf den alten Knacker." Satura blickte ihn etwas böse an. "Ähm, auf deinen Ziehvater. Aber ich vertraue dir, und wenn du was von diesem Hokus-Pokus hälst, dann bitte. Jedenfalls hat er dich nach Gorthar geführt, ob gut oder schlecht ..."
Noch ein paar Happen später war das Brot aufgebraucht, Leon hielt nur noch ein Stückchen in der Hand, Satura knabberte an ihrem letzten Fitzelchen.
"Meine gute Laune hat gleich mehrere Gründe."
Er sah sie übertrieben wehmütig an.
"Zuerst Mal, dass ich dich wiedergetroffen habe. Dann natürlich noch der Grund, wieso ich überhaupt dazu in der Lage war:"
Mit einem Grinsen deutete er auf seinen Rücken, die Spitzhacke fehlte.
"Ich trage zwar noch ihre Klamotten, aber ich bin keiner der Schürfer mehr. Ich bin von der Plackerei freigestellt. Jetzt kann ich endlich wieder durch Wälder streunen, bis spät nachmittags Pennen und machen, was ich will und wann ich es will."
01.06.2003, 19:55 #325
Satura
Beiträge: 589

Ach, daher seine gute Laune. "Tatsächlich? Warum hast du mir das nicht früher gesagt? Dann hätten wir feiern können..."
Leon sah sie schräg an. "Weißt du, ich muss nämlich weg, dann, Milena - meine Einhandlehrmeisterin - und ich müssen noch eine Trainingstour machen. Aber ich bin spätestens in drei Tagen wieder zurück, und dann setzen wir über nach Gorthar, ja?"

Insgeheim betete sie, dass er nicht nachfragte, was sie genau machten, auf dieser 'Trainingstour'. Es war besser, wenn er es nicht wußte. Nur gut, dass er hier, und nicht am Hof war.
Wie als Rechtfertigung hub sie erneut an zu sprechen: "Ich weiß doch, dass nicht alle so sind. Keine Angst. Schlechte Menschen gibt es überall."

Dann umarmte sie ihn ganz ohne Vorwarnung und legte ihren Kopf auf seine Schulter. "Ich bin so froh, dich wieder zu haben. Und ich komme auch bald zurück, versprochen."
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