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[GM] Abstieg in die Unterwelt #2
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20.09.2002, 04:46 #201
meditate
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meditate wirkte dennoch optimistisch. ihr ruf zu ihrem meister hatte gewirkt, also würde es auch einen weg weiter geben. warum sollte er sie sonst ein mal retten um sie danach diesem maul zu opfern. es musste sich nur eine lösung finden lassen.
21.09.2002, 08:18 #202
meditate
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die magierin hatte sich dieses maul eine weile grübelnd angesehen. da mussten sie wohl durch, wenn sie weiter kommen wollten. es war ganz klar, das war die pforte und sie wusste auch, dasss dahinter der don nicht mehr weit sein müsste.

wieder sandte sie ein stoßgebet an ihen dunklen gott. konnte er nciht wenigstens eine eingebung schicken? die golems würden in diesem fall nicht viel nutzen, die gerippe genauso wenig. man musste etwas finden, dass diesen türmechanismus blockierte.

harald beschwor einen steingolem, den er in die zähne schickte, aber das maul zerbröselte ihn in wenigen augenblicken. es war ein hilfloses unterfangen.
22.09.2002, 01:16 #203
meditate
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das Tor hatte sie entlassen. mitten in einer mahlenden bewegung, waren die zähne miteinander kollidiert und hatten sich verkloemmt. nacheinander konnten die magier durchsteigen. zum shluss kam das neue von harald geschaffene skelett mit den überresten von scabaeus.

meditate erblickte den raum zuerst. hoch wölbte sich ein blau-grauer himmel der eine seltsam gleichmäßige färbung hatte: nicht wie in der oberwelt, an den horizonten anders als am scheitelpunkt des gewölbes, nein anders – wie angemalt.

eine weite ebene erstreckte sich vor ihnen, von einem seltsamen gelben gras bedeckt, dass kein lufthauch bewegte. diesen himmel durchstreiften keine vögel und dieses gras beugte nie ein wind. aber menschen waren hier, die seltsam unbewegt vor sich hin schritten, kreuz und quer, ohne kontakt zueinander.

die magier liefen etwas verunsichert zwischen den menschen hindurch und versuchten immer wieder mal, den blick des einen oder anderen aufzunehmen – es war nicht möglich. diese menschen konnten keinen kontakt zu lebenden aufnehmen. sie waren tot und in ihrer neuen existenz gefangen.

meditate sah suchend um sich, wohin sollten sie weiter gehen. der raum erstreckte sich nach allen seiten in die unendlichkeit. sogar das klaffende maul war verschwunden. auch wenn sie sich umdrehte ging ihr blick in die unendlichkeit.

war das das reich der toten? die unendlichkeit? das, was sie alle erwartete nach dem hinscheiden? meditate hob die hand und berührte eines dieser unglücklichen geschöpfe und siehe da, es blieb stehen.

"darf ich dich stören? ich möchte wissen, was ihr hier macht?"

"wir sind"

"und das ist alles? nur da sein, ohne etwas zu tun?"

"was ist tun?"

"na irgendetwas schaffen, um zufrieden zu sein oder glücklich."

"was ist schaffen? was ist zufrieden? was ist glücklich?"

"das sind empfindungen. fühlst du denn nichts?"

"ich fühle nicht, ich existiere und warte."

die magierin blickte entsetzt. was waren denn das für seltsame geschöpfe. konnte ihr denn niemand auskunft geben?

ohne dass sie es auch nur gewünscht hätte, materialisierte sich plötzlich die kore vor ihr.

meditate sah ihr zu, wie sie gestalt annahm und stellte sofort die frage:

"warum existieren sie wenn sie nichts fühlen? sind sie nicht traurig? und worauf warten sie?"
22.09.2002, 01:23 #204
meditate
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"aber das ist doch ganz schrecklich! dann bist du vergessen?"
22.09.2002, 01:25 #205
meditate
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meditate begann sofort intensiver zu gucken. auch die anderen magier versuchten jetzt in jedem gesicht etwas bekanntes zu finden. wenn sie es richtig verstanden hatte, dann wären also menschen, die noch nicht vergessen waren, noch hier auf der ebene. das müsste bedeuten, dass hier auch noch freunde waren, deren tod sie noch nicht verwunden hatte. gnat zum beispiel oder alaerie.

suchend blickte sie den toten ins gesicht. irgendwelche bekannten züge?

plötzlich blieb sie wie angewurzelt stehen. dieses gesicht? das war doch nicht möglich! ihr wurde plötzlich entsetzlich übel und ihre beine vermochten sie nicht mehr zu halten. sie sank in das gras und starrte mit weit aufgerissenen augen auf den menschen, der gerade ihren weg kreuzte.
22.09.2002, 01:26 #206
meditate
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"väterchen? manmouse? du bist es nicht, oder?"

der general sah sie aus seinen gütigen augen an, die aber deutlich zeigten, dass er um erinnerung bemüht war.

"was ist dir zugestoßen, es kann doch nicht sein! das ist doch gar nicht möglich!"

meditates herz hörte fast auf zu schlagen, so entsetzt und traurig war sie. nie im leben hätte sie daran gedacht, dass ihr väterchen auch einmal sterben könnte, dass er sie verlassen könnte!

sie breitete die arme aus und schloss ihn so fest an ihr herz, dass man meinen konnte, sie würde seinem herzen ihre eigene kraft übertragen. sie spürte es doch dieses pomm, pomm, pomm, das so selbstverständlich war, aber sie spürte an ihrem herzen kein echo. so war es wohl doch wahr!

"was ist passiert mit dir? du warst doch so gesund! du hattest dich doch gerade verliebt? ich hatte davon gehört! eine junge frau, die ins lager gekommen war, hatte dein herz erobert. da stirbt man doch nicht. das kann doch nicht sein!"

meditate strömten die tränen übers gesicht. so hatte sie schon lange nicht mehr geweint. die tränen netzten dem alten mann das gesicht und er schaute sie verwirrt an.

"warum weinst du denn töchterchen? es ist alles in ordnung. es musste so kommen. meine tage waren gezählt und ich bin nun eingegangen in die ewigkeit des vergessens. irgendwann werde ich ein halm dieser millionen und abermillionen sein. irgendwann hast auch du mich vergessen. und das ist gut so. dort oben das ist eure welt, das hier unten ist nun meine. ich bitte dich, lass die dummen tränen und lass mich gehen. es ist alles gut so. denn hier gibt es keinen schmerz mehr. das erste mal seit ich denken kann, verspüre ich keinen schmerz. das ist wundervoll.

meditate mein mädchen, du kannst es dir nicht vorstellen. erst jetzt habe ich begriffen, dass wir nie ohne schmerzen waren. es ist ein schönes geschenk, dass du im augenblick des todes von beliar bekommst. und das, was du gibst, ist gern gegeben. mein leben gegen diesen immerdauernden schmerz. lass mich jetzt gehen, mein töchterchen. ich muss meinesgleichen suchen. ich hoffe, hier freunde vergangener tage wiederzufinden.

geh wieder in dein kastell. immer hatte ich geglaubt, du wärst auf dem falschen weg. heute weiß ich, du hast dir den richtigen herrn gewählt. er ist der gütigste. Leb wohl mein kind!"

damit wandte der general sich um und war in kurzer zeit unter den unendlich vielen menschen verschwunden.

meditate starrte ihm nach und versuchte ihm mit den blicken zu folgen. sie hatte ihn nicht gefragt, wie er zu tode gekommen war. es war auch nicht wichtig. sie würde ihn nie wieder sehn, nie wieder seinen weisen rat einholen können. es war ein weiteres stück ihres herzens abgestorben.

sehr müde sah sie sich zu ihren begleitern um.

"lasst uns gehen. wir haben eine aufgabe,"
23.09.2002, 00:05 #207
meditate
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der riesiger raum fand kein ende. sie waren fast am verzweifeln. harald, der als erster lief, prallte plötzlich gegen ein hindernis, dass niemand von ihnen erkennen konnte. davor und dahinter schien sich das gras ins unendliche fortzusetzen.

vorsichtig setzten die anderen fuß vor fuß, aber es ging allen genauso. vor ihnen erhob sich eine unsichbare wand. meditate tastete sie behutsam ab. die konsistenz war elastisch, wie eine schweinsblase. nur weicher. trotzdem verhärtete sich das material, je stärker man dagegen drückte.

meditate zog ihren kleinen dolch und versuchte, in das material hineinzustechen. es war vergeblich.

"dann lasst uns an der wand entlang gehen. irgendwo werden wir schon weiter kommen."
23.09.2002, 17:40 #208
Don-Esteban
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Er erfüllte die Idee mit Leben. Wenn das der Sinn war, daß durch Glauben Erdachtes Wirklichkeit wurde, so wollte er dafür sorgen, daß das so bliebe. Vielleicht war ja alles nur eine Idee. Wer sagte denn, daß er selber nicht auch nur erdacht und erträumt war. Was war Wirklichkeit? Mit neuem Vertrauen nahm Don-Esteban die Aufgabe, die Beliar ihm zugedacht hatte, wieder auf. Beliar, ja, es gab ihn. Egal warum und wie. Doch war ein Schwarzmagier wirklich der richtige für diese Aufgabe. Zu viel fehlte ihm. Er konnte die inneren Zweifel nicht abschütteln.

Vielleicht war dies nur eine Prüfung, zugegebenermaßen eine aufwendige, um zu zeigen, wie wenig das Oberhaupt der Schwarzmagier doch in den Augen Beliars wert war. Vielleicht war es aber auch ganz was anderes. Die Grübeleien ließen Don-Esteban nicht mehr los. Vielleicht sollte er zurück. Doch nein, wie sollte das zu bewerkstelligen sein? Nein, er mußte seine Aufgabe vollenden. Nicht zurückblicken. Vorwärts. Er wußte, daß jemand auf dem Weg zu ihm war. Wer es war und wann dieser sein Ziel erreichte, wußte er jedoch nicht.

Für Beliar war alles nur ein Spiel. Magier waren nur Bauern auf dem Schachbrett. Ersetzlich. Und doch, er hatte ihn auserkohren, schicksalhafte Entscheidungen zu treffen. War das noch Teil des Spiels oder schon mehr? Wo waren die Grenzen? Zweifel nagte an dem Meister des ZuX. Ob woanders andere an die gleiche Aufgabe gefesselt waren. Ein Wettlauf? Und schon wieder der Vergleich mit einem Spiel. Die Parallelen waren nicht zu verleugnen. Don-Esteban lächelte. Er hatte wieder Gefallen gefunden.
24.09.2002, 08:21 #209
meditate
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meditate hatte ihn sofort gesehen. da stand die vertraute und liebgewordene gestalt in der leicht verschmuddelten robe, die haare, die seit tagen nicht gekämmt waren standen nach allen seiten, vor allem, weil der don immer wieder mit beiden händen darin rumfuhrwerkte. die augen hatten eine fiebrigen glanz und das gesicht zuckte von irgendwelchen nervösen impulsen.

um sich herum hatte er merkwürdige gestalten zu stehen, die durchaus menschen glichen, aber dennoch unwirklich und unbewegt aussahen. er ging inmitten dieser unbeseelten lebewesen hin und her, sah sie an und redete vor sich hin. ab und an verhielt er um einem gedankengang nachzugehen, setzte dann aber seine wanderung fort.

meditate hielt die anderen zurück und ging vorerst allein auf den don zu. plötzlich prallte sie wieder auf dieses kautschukähnliche hindernis. das was ärgerlich und sah sicher auch verdammt blöd aus und ausgerechnet in diesem moment schien der don sie zu bemerken. er starrte sie zuerst wütend an und machte den eindruck, als wolle er auf sie losgehen, dann aber überzog sein gesicht ein schadenfrohes grinsen, hatte er ihr doch angesehen, dass sie nicht zu ihm gelangen konnte.
24.09.2002, 16:27 #210
meditate
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meditate fuhr mit ihren händen an dieser absolut fugenlosen wand entlang. der versuch von nathano war zwar gut gemeint, hier aber sicher absolut unpassend. es gab keine menschliche waffe, mit der man einer schöpfung des dunklen gottes schaden konnte.
trotzdem musste es einen zugang geben. den ganzen langen weg bis zum don hatte es immer ein weiterkommen gegeben. beliar wollte also schon, dass sie weiter kämen. es war irgendwie rätselhaft, aber nicht rätselhafter als alles, was sie bisher von beliar kennen gelernt hatte.
die golems und gerippe, die mächtigen zaubersprüche der gilde würden hier auch keinen gewinn bringen. irgendwie dachten sie falsch. es musste etwas anderes sein, dass diese wand durchlässig machen würde. nur was?
24.09.2002, 19:26 #211
Don-Esteban
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Der Fluß der Gedanken war plötzlich durch eine neue Komponente bereichert worden. Eine menschliche Komponente. Zuerst schwach nur nahm Don-Esteban sie immer mehr wahr, wurde sie immer deutlicher. Und dann sah er sie. Die Magier des Kastells. Waren sie von Beliar geschickt worden, um ihn zu verstärken? Oder waren sie aus eigenem Antrieb hier, hatten sie sich durchgekämpft durch diese fremde Welt? Wieso hatte man sie dann passieren lassen? Darüber mußte er nachdenken.
25.09.2002, 14:39 #212
meditate
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meditate suchte mit ihren gefährten einen zugang. sie hatten alle diese unsichtbare barriere abgeschritten und jeden zentimeter befühlt. diese langwierige arbeit hatte sie immer erschöpfter werden lassen, einen erfolg hatte es aber nicht gebracht.

meditate musste sich setzen. all ihre gefährten machten einen müden eindruck, bei harald konnte man sogar auf den gedanken kommen, dass er gleich zusammenbrechen würde. das war zumindest ungewöhnlich. meditate hatte schon erschöpfung erlebt hier in der unerwelt aber nicht in solchem maße. sie legte sich einen moment hin und dabei erblickte sie plötzlich ihre eigenen fingerspitzen. dort befanden sich seltsame rote flecken, die aussahen, als würden dort die finger vertrocknen. so etwas hatte sie noch nie gesehen. verwundert sah sie sich das an und bat auch die anderen, ihre hände mal zu betrachten. diese male hatten sie alle!

eigenartig! warum hatte sie so etwas überhaupt noch nie gesehen? und was machte sie eigentlich hier? wo kam sie her? und wo wollte sie hin?

meditate blickte entgeistert in die runde. wo waren sie hier und was wollten sie hier? meditate konnte sich an nichts mehr erinnern.
25.09.2002, 14:39 #213
Harald
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harald hatte diese seltsame wand schneller wieder losgelassen als die anderen. irgendetwas war unangenehm gewesen. diese berührung, die sich anfühlte, als würde etwas aus ihm heraus gesaugt. er hatte es dann dabei belassen, den don und seine merkwürdigen geschöpfe zu betrachten. diese menschen, oder was so aussah wie menschen, hatte überdimensionierte köpfe und irgendwie hatte es den anschein, als hätte der don diese geschöpfe miteinander verkabelt. als wolle er, dass alle an einer gemeinsamen aufgabe arbeiteten. harald kannte seinen don gut genug um zu wissen, was ihn wirklich reizte. es war immer nur das streben nach neuen erkenntnissen, dem bei don leider keine moralischen oder ethischen grenzen gesetzt war.

irgend sowas seltsames hatte er doch auch hier vor.

und dann entdeckte harald die feinen leitungen, die auch diese seltsame membrane mit den kopfriesen verband, die der don geschaffen hatte. diese menbrane hing also auch mit dem ganzen zusammen.

harald besah noch einmal seine seltsam verfärbten fingerkuppen und dann dämmerte ein verdacht herauf. was wäre, wenn diese membrane sie irgendwie anzapfte? vielleicht war seine erschöpfung und die der gefährten darauf zurück zu führen, dass sie angezapft wurden?

er ging zu meditate und teilte ihr seinen verdacht mit.
25.09.2002, 14:40 #214
meditate
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"welche membrane? wovon redest du? und wer bist du? kenne ich dich überhaupt?"
25.09.2002, 14:41 #215
Harald
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harald war entsetzt. er ging noch einmal auf die membrane zu und hielt seine fingerspitzen in einigem abstand dagegen. es war jetzt deutlich zu sehen, dass sich diese membrane seiner hand entgegenwölbte. wenn er die hand bewegte, dann folgte die membrane seinen bewegungen. da war also wirklich etwas faul.

harald drehte seine hand herum und versuchte es einmal mit dem handrücken. jetzt passierte genau das gegenteil. die wand wich deutlich vor ihm zurück. harald schleifte den noch ein wenig wacheren olirie an die wand und ließ ihn die gleichen bewegungen vollführen, immer in sicherem abstand zu der membrane. die handinnenflächen bewirkten die gleiche reaktion, aber die außenhand veränderte in diesem falle nichts an der reaktion der wand. harald überlegte.

dann hatte er plötzlich einen einfall. was war an seiner hand anders als an der von olirie? richtig, er trug den ring der kore. olirie nicht. das musste der schlüssel sein.

harald trat entschlossen zu der wand und berührte sie mit dem ring.
25.09.2002, 14:49 #216
meditate
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wie war sie hierhergekommen? irgendetwas war passiert. meditate kam sich vor, als sei sie aus einem tiefen traum erwacht. und jetzt fiel es ihr auch ein. sie hatten den weg zu don gesucht und ihn endlich gefunden. irgendetwas hatte dann den weg versperrt, was jetzt nicht mehr da war. sie konnte zu don. der weg war frei.
25.09.2002, 15:27 #217
Don-Esteban
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Nein! Das empfindliche Gleichgewicht wurde gestört. Diese... diese... diese Menschen. Diese dummen, tölpelhaften Menschen. "Was fällt euch ein? Ich arbeite hier an Aufgaben, die euer Vorstellungsvermögen um ein Vielfaches übersteigen und ihr habt nichts besseres vor, als mich hier aufzusuchen und meine Kreise zu stören." Der Magier war wirklich wütend. Wütend? Eine menschliche Regung. Ein sonderbares Gefühl. War es das, was er vermisst hatte. Die Erinnerung an sein Menschsein.

Konnte er nicht seiner Vergangenheit entfliehen, die vielleicht auf immer seine Bestimmung war?
"Also was sucht ihr hier? Ich wurde von Beliar berufen, meine Aufgaben liegen hier. Hier kann ich ihm besser dienen, als im Kastell. Soll euch etwa das gleiche Schicksal vergönnt sein? Hat er euch auch zu sich beordert?" Das plötzliche Auftauchen der anderen verunsicherte ihn. War er etwa nicht der einzige? War er wirklich nur einer unter vielen? Irgendetwas stimmte nicht.
25.09.2002, 17:50 #218
meditate
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die magierin bewegte sich vorsichtig durch diese seltsamen figuren hindurch, die der don da geschaffen hatte. als sie nahe genug heran war, war ihr völlig klar, dass das alles geschöpfe ihres freundes waren. alle hatten dasselbe tote gesicht, in denen sie eigene züge, aber auch den stolzen gesichtszug des don wiedererkannte. irgendwie hatte er es auch noch verstanden, elemente einer anderen weiblichen person einzuweben, in denen sie orphelia erkannten und ein kleines bisschen glaubte sie auch maleks schwarzes gesicht zu erkennen.

aber all diese gesichter waren leer und trugen ein gemeinsames merkmal - überdimensionierte schädel für ein überdimensioniertes hirn.

meditate ging auf den don zu und berührte ihn sanft mit der hand. eine leichte schmetterlingsberührung, wie bei einem schwerkranken.

"kannst du mich sehen und hören? wir sind da, wir wollen dich heimholen."
25.09.2002, 20:24 #219
Don-Esteban
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Und jetzt berührte sie ihn auch noch. Zuerst störte sie seine Konzentration, dann kam sie an und berührte ihn! War das nicht meditate? Irgendetwas berührte ihn in seinem Inneren. Und sie sagte irgendwas. Irgendwas unwichtiges. Heimholen. Was war heimholen? Heimholen! Er setzte zu einer Antwort an, doch stockte nach einer Weile. Sie hörte ihn nicht. Achja, reden... Er öffnete den Mund. Reden, ja, das hatte er früher nötig gehabt, um sich zu verständigen.

"Ich bin heimgegangen. Früher war ich woanders, doch jetzt bin ich zu Hause. Hier ist mein zu Hause. Also was willst du noch hier?" Reden war schon fast ungewohnt. Die Kehle schmerzte so dabei. Sie war trocken. War das immer so beim Reden? Er hatte es vergessen. Er hatte wahrscheinlich vieles vergessen. Panik bemächtigte sich seiner. "Sag, wie sieht es im Kastell aus. Es ist doch dunkel dort und es gibt eine große Bibliothek und im Kastell gibt es Dämonen? Sag schon! Und drumrum ist diese Barriere? Richtig, Sag, nun sag schon."

Er hatte gar nicht gemerkt, wie er die Magierin an den Schultern gepackt hatte und sie schüttelte. Hin und her. "Sag es mir, ich muß es wissen." Er verstummte. Und ließ sie los. Seine Züge waren eingefallen, sorgenvoll, der Blick unstet und hektisch. Die Augen wanderten hin und her, als ob sie nichts verpassen wollten. Er sackte in sich zusammen. "Was hab ich alles vergessen. Was hab ich verloren und aufgegeben. Und wofür." Don-Esteban war auf den Steinboden gesunken, den Kopf in die Hände vergraben, die zerzausten Haare fieln ihm über das Gesicht.
27.09.2002, 00:17 #220
meditate
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behutsam näherte sich die hüterin dem mann, der sie einst in das kastell geholt hatte. ganz zerbrochen sah er aus, wie er so auf dem boden lag und eine wehmut erfasste die magierin, die sie schon lange nicht mehr verspürt hatte. ja, sie hatte nicht mal mehr gewusst, dass überhaupt noch solche gefühle in ihrem herzen platz hatten.

sie sank neben dem don auf den boden und umfing ihn mit ihren händen.

"lass doch, es ist nicht wichtig. wir haben dich nicht vergessen. was deinem gedächtnis entschwunden ist, hat sich in unserem wieder gefunden.
wir warten auf dich. hier ist nicht der platz, an den du gehörst. komm mit mir."
27.09.2002, 00:53 #221
Don-Esteban
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"Mitkommen? Mit dir?" Ungläubig schaute der Magier meditate an. "Ich kann nicht. Ich habe hier eine Aufgabe. Eine Aufgabe, die ich lösen muß." Er schüttelte langam den Kopf. "Bevor ich diese Aufgabe nicht gelöst habe, kann ich nicht von hier fort. Und wohin sollte ich auch gehen? Mein Platz ist hier. hier bei Beliar. Alles, was früher war, ist unwichtig, ist verblasst. Beliar will mich hier haben."

Doch warum waren die Magier dann gekommen? Niemals hätten sie es bis hier hin geschafft, wenn nicht, ja wenn sie nicht eine Chance bekommen hätten, den Weg auch wirklich zurückzulegen, um ihn zu finden. Sollte er etwa gefunden werden? Don-Esteban war für einen Moment verwirrt. Dann aber kam mit dem Anblick der ehemals vertrauten Gefährten die Erinnerung. "Doch sag mir, wie sieht es im Kastell aus? Ich erinnere mich daran. Und diese Erinnerung hilft mir, daran zu denken, was ich bin. Ein Mensch. Vielleicht war ich das auch nur."

Den letzten Satz sagte er mehr zu sich selbst. Er blickte hoch, in das Gesicht der Magierin. Was hatte er hier wirklich zu tun. Warum schafften es seine ehemaligen Freunde, bis zu ihm durchzudringen. Wollte Beliar, daß er gefunden wurde. War dies vielleicht seine Prüfung? Zu erklennen, wo sein Platz war? Jetzt in diesem Moment erschien es ihm so klar wie nie vor Augen. Wie konnte er in seinem Hochmut nur glauben, daß ein Gott ihn benötigte, um seine Pläne zu vollenden?

Hatte er vor kurzem noch geglaubt, alles übernatürliche sei nur eine Idee, so fragte er sich jetzt, ob er nicht selber eine Idee des übernatürlichen war. Vielleicht diente alles materielle nur als Zeitvertreib der Götter, um ihre Langeweile zu vertreiben, ihre Neugier zu stillen und ihren Wissensdurst zu befriedigen. Waren Menschen nur die Versuchsobjekte? Vielleicht waren sie ja nach dem Abbild der Götter geschaffen. Gab es nicht irgendwo einmal Leute, die dies propagierten? Er schaute zu meditate auf, hoffend, daß sie das richtige sagen würde.
27.09.2002, 01:17 #222
meditate
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"don, mein freund, du bist ein mensch. diese welt ist die welt der toten, die welt der götter, vielleicht auch die welt der chimären, die du hier erschaffen hast. du bist aber viel mehr, fühle mal!"

damit führte sie die hand des don an ihr herz und sie hoffte, er würde ihren herzschlag spüren.

"hier lebt nichts. alles hier ist schein und betrug. unser gott kann sich mit dem leben nicht messen. überleg doch mal, wie lange er schon versucht, sich die welt der lebenden anzueignen? doch nur, weil wir etwas besitzen, das er nicht hat. wir kennen sehnsucht und wünsche, wir lieben und trauern, wir träumen und hoffen.
was gibt es vergleichbares bei beliar?
komm wieder, wir brauchen dich. bei uns können sich deine wünsche erfüllen. das geht hier nicht. hier gibt es keine wünsche. hier wird sich niemals etwas erfüllen."

meditate hielt ihren freund fest umklammert und hoffte, dass er durch sie spürte, was das leben war.

eine unglaubliche traurigkeit hatte sie erfasst. diesen freund würde sie sicher nicht hergeben. und wenn sie beliar selbst zum zweikamof herausfordern müsste.
27.09.2002, 01:32 #223
Don-Esteban
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"Oh rede nicht so über Beliar. Stell dich nicht über Götter." Er spürte ihren Herzschlag ganz deutlich. "Sie stehen über uns und wir können ihre Gedanken nur erraten, nicht verstehen, ihre Wünsche nur ausführen, nicht bestimmen und ihre Launen nur erahnen, nicht beeinflussen." Er ließ seine Hand wieder sinken, sah meditate jedoch weiter an. "Es mag sein, daß dies hier nur eine tote Welt ist, die unvollkommene Nachbildung der unseren. Doch gerade darum braucht Beliar uns Menschen. Er braucht unsere schöpferische Kraft aus Ideen Wirklichkeit werden zu lassen."

Und wieder macht er eine Pause. "Doch frag ich mich, warum er euch bis hierher durchgelassen hat, wenn er nicht gewollt hätte, daß ich euch begegne und so Zweifel in meine Gedanken gesät werden, ob ich hier am richtigen Platz bin. Sag mir, warum bin ich hier und was ist eure Rolle bei diesem Spiel. So es denn überhaupt ein Spiel ist und nicht bitterer Ernst. Denn ich vermute, das trifft es eher. Denn ich vermute, daß dies alles noch Teil meiner Prüfung ist.

Die Prüfung besteht darin, herauszufinden, wo ich hingehöre und euer Auftauchen läßt mich daran zweifeln, ob ich diese Prüfung auch alleine bestanden hätte. Also muß meine bisherige Entscheidung, hier zu bleiben, falsch sein." Die Verwirrung war auf Don-Estebans Gesicht deutlich abzulesen. Was war richtig, was falsch? Er schankte hin und her. Möglichkeiten wie hier hatte er noch nie und doch fehlten all die Dinge, die das Menschsein ausmachten. War dies wirklich der richtige Platz?
27.09.2002, 02:27 #224
meditate
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"diese entscheidung war mit sicherheit falsch, wir sind die lebendigen. alles was wir an schöpferkraft in uns haben, schöpfen wir aus dem leben. ich bitte dich, steh auf und komm mit uns."

meditate konnte die tränen nicht mehr zurückhalten. sie liefen ihren weg über die wangen, rollten an der nase entlang und tropften an den nasenflügeln auf den magier hinunter.

"steh auf, mein don! lass uns zurück gehen. komm wieder mit in die welt der fragen, der zweifel, der ängste, aber auch der hoffnung, der träume und der erinnerungen. nimm meine hand und lass uns zurück gehen."
27.09.2002, 02:50 #225
Don-Esteban
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Die Träne lief über die Wange und verharrte auf der Lippe. Irgendwie fand sie den Weg dorthin und von hier war es nicht mehr weit bis zur Zunge, wo der Geschmack des Salzes die Erinnerungen im Kopf des Don explodieren ließen. Sie hatte recht. Dies war nicht seine Welt. "Laß uns gehen. Ich komme mit zurück. Ich weiß nicht, was der Sinn meines Aufenthaltes hier war, doch ich weiß, wo ich hingehöre." Er stand auf und schaute an sich hinab. "Meine Güte, seh ich ungepflegt aus. Die schöne Robe."

Er klopfte sie ab, ohne daß dadurch wirklich etwas verbessert wurde. Dann schien er sich an etwas zu erinnern. Er sah meditate an. In ihren Augen glitzerte es feucht. "Laß uns umkehren, uns alle. Gehen wir zurück, suchen wir uns einen Weg zurück ins Kastell. In das, was unser zu Hause ist." Bereitwillig hatte er meditates Hand ergriffen und ließ sich von ihr fortführen. Nathano, olirie und Harald standen etwas abseits. Auch sie sahen erschöpft aus. "Wie steht es um eure magischen Studien?" Wandte er sich an die beiden erstgenannten.
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