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[G][M-Story]Suicide Commando
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20.07.2003, 22:11 #51
Superluemmel
Beiträge: 3.057

"Keine großen Fragen, mach lieber dass du auf die andere Seite der Halle kommst", forderte Frost den Polizisten auf und verstärkte seine Worte mit einem Stoß des Sturmgewehrs.
"Falls du willst, dass diejenigen, die für den Tod der Kleinen verantwortlich sind, ihre gerechte Strafe erhalten, solltest du dich besser beeilen. Anderenfalls könnte es hier etwas... eng werden. Besuch ist schon unterwegs, wir haben vielleicht dreißig Minuten, bis es hier vor Klappermännern nur so wimmelt. Also komm in die Gänge. Weitere Anweisungen über Funk."
Ohne eine Antwort des Bullens abzuwarten, joggte Frost in Richtung einer Leiter, die zu einem über der Halle aufragenden Kontrollraum führte. Eilig kletterte der Söldner die stählernen Sprossen hinauf, zog sich behende in den engen Raum und sah sich mit kritischem Blick um. Überall waren die unterschiedlichsten Schaltkonsolen und Anzeigegeräte damit beschäftigt, mit lautem Piepen oder mit blinkenden Lichtern und statisch wirkenden LCD-Displays ihre Messwerte und Statistiken um die Aufmerksamkeit Frosts zu kämpfen.
"Das Schaltpult dort drüben", klärte ihn Nightsky zuverlässig auf und hob in Frosts Sichtprojektion eines der Pulte mit einem leuchtenden Rahmen hervor.
"Erhöh den Ventildruck", brummte Owl in sein Ohr, nachdem er das Schaltpult erreicht hatte.
"Generatorspannung ebenfalls erhöhen, überbrück die Sicherheitsabschaltung."
Frost folgte den Anweisungen mit sicheren, routinierten Handgriffen, schob Hebel bis zum Anschlag, legte gewissenlos Schalter um, missachtete das protestierende Heulen einer Warnsirene ohne mit der Wimper zu zucken, als er das System langsam aber sicher bis zur völligen Überlastung trieb. Draußen nahm das peitschende Knallen der Entladungen und das Summen und Brummen der Generatoren zuerst ohrenbetäubende, dann geradezu apokalyptische Maßstäbe an, als die Deckenbeleuchtung auf eine bedrohlich rote, flackernde Notbeleuchtung umschalteten.
"Für die letzten Sicherheitsblocks brauchst du die Unterstützung des Bullens. Die Schalter müssen zeitgleich betätigt werden. Zudem wird ein Sicherheitscode benötigt, aber auf den kannst du scheissen, den haben wir längst geknackt. Sobald die Systeme überbrückt wurden, hast du fünfundvierzig Minuten, bevor die Generatoren überlasten und dieses verdammte Kastell in den Orbit blasen. Also beeil dich."
Fünfundvierzig Minuten. Genug Zeit, um ein paar faule Eier zu hinterlassen. Nur, um auf Nummer sicher zu gehen.
20.07.2003, 22:33 #52
Skeleon
Beiträge: 793

"Komm hier rauf!" erklang es in Krugers Ohr. Skeptisch blickte der die Leiter empor, humpelte darauf zu, hielt sich mit der einen Hand fest und ließ die Aluminiumstütze los. Die Maschinenpistole ließ er nun locker an der Schulter baumeln, als er mit der zweiten Hand und dem einen Bein umständlich begann, sich emporzuhieven. Keuchend langte er oben an und sah den Mann, wie er eiligst hin und her lief, Schalter betätigte und Hebel umlegte. Das Dröhnen der Generatoren schwoll immer weiter an. Kruger ächzte vor Schmerz, als er sich trotz seines steifen Beines aufrichtete.
"Hier rüber - wenn ich auf drei gezählt habe musst du den Schalter betätigen - zeitgleich mit mir, klar?"
Kruger nickte stumm, er hätte ohnehin die Zähne nicht mehr auseinandergebracht. Allgemein recht wortkarg - "Ungh, Arg, Ächz" - bahnte er sich seinen Weg hinüber zu dem Schaltpunkt, von dem der Soldat oder was immer er war, gesprochen hatte.
"Alles klar." presste der Bulle hervor, als er sich mit der einen Hand auf dem Pult abstützte, die andere an den Schalthebel legte.
Fast flüsternd zählte der Mann ihm gegenüber langsam herunter.
"Drei."
Kruger spannte sich.
"Zwei."
Kruger knickte kurz ein, richtete sich auf und verstärkte seinen Griff um den Hebel.
"Eins."
Kruger wippte ungeduldig auf seinem gesunden Bein.
"Null."
Der Mann begleitete dies mit einem auffordernden Nicken - im selben Moment drückten er und Kruger den Hebel herunter. Ein Zischen drang aus dem Generatorenraum unter ihnen, keuchend entlud sich ein aufgestautes Dampfrohr, das Brummen brach ab und wich einem ungesunden, metallischen Rasseln.
"Okay, du hast fünfundvierzig Minuten, um hier rauszukommen. Weitere Anweisungen folgen."
Der Mann packte die Leiter und ließ sich ohne ein weiteres Wort daran hinunterrutschen. Erst blickte Kruger im verdattert hinterher, dann wütend. Was war er, ein Schalterdrücker?
"Steh da nicht rum." erklang die bekannte Stimme in seinem Ohr - auch wenn es sich diesmal um Nightsky handelte, was er nicht ahnen konnte.
"Mach dich auf den Weg nach draußen, zurück ins Erdgeschoss. Dort werde ich dich später wieder aufsammeln, wenn ich meine Aufgabe erledigt habe - und mach hinne!"
Ächzend machte sich Kruger daran, den Befehl auszuführen.
Erstens blieb ihm nicht viel andres übrig, zweitens wollte er keine Zeit mehr in diesem Drecksraum verbringen.
"Beeil dich und du kannst den Klappermännern entgehen." fügte die Stimme noch hinzu. Klappermänner? Kruger hätte es nicht gewundert, jetzt noch eine Horde Skelette mit Äxten auf sich zurennen zu sehen. Er lag gar nicht so falsch, auch wenn die Bewaffnung weitaus gegenwärtiger ausgerichtet war. Mit etwas Glück würde ihm der Anblick jedoch erspart bleiben. Erneut trieb ihn Nightsky mit Frosts Stimme zur Eile an. Vielleicht würden sie den Kerl nochmal brauchen, er sollte also zumindest in einem Stück im Erdgeschoss ankommen ...
20.07.2003, 23:17 #53
Superluemmel
Beiträge: 3.057

Ein leises Lied vor sich hinsummend, platzierte Frost eine weitere Haftmine mit einem Wurf aus der Hüfte an einem der Generatorhalterungen. Zuerst blinkte eine Leuchtdiode kurz rot auf, dann verwandelte sich das Blinken in ein unruhiges Flimmern. Die Mine war scharf. Und zusammen mit ihren zahlreichen Geschwistern würde ihre Sprengkraft ausreichen, den Rotationskörper des Kreiselgenerators aus seiner Bahn zu werfen, vermutlich mit der Reaktorabschirmung kollidieren zu lassen und dabei eine kleine Kettenreaktion auslösen, die sich binnen weniger Sekunden in eine größere wandeln, schließlich eine der anderen Fusionskammern erreichen würde, diese ebenfalls in einer unkontrollierten Abfolge stärker werdender Starkstromimpulse implodieren lassen und zu guter Letzt den gesamten Generatorkomplex mit Mann und Maus pulverisieren würde.
Das Liedchen des Söldners wurde zunehmend fröhlicher, als ein mit TNT gefülltes Päckchen polternd in einem der Kühlungskanäle verschwand, dicht gefolgt von einem zweiten und dritten Sprengsatz. Endlich konnte Frost den ganzen Ballast loswerden. Seltsam, wenn er so darüber nachdachte, wie viel Sprengstoff er die ganze Zeit über am Leib getragen hatte, fragte er sich doch langsam, wie er dennoch so ruhig bleiben konnte, und das selbst im schwersten Kugelhagel. Musste an all den Jahren liegen, irgendwann verkümmerten derartigen Dinge wohl zu reinen Nebensächlichkeiten...
Vielleicht brauchte er auch einfach mal wieder etwas Urlaub. Zusammen mit Nightsky auf eine gemütliche, kleine Insel in der Gegend von Australien, eventuell auch Griechenland. Etwas abspannen, die Gedanken vom Job lösen. Das Leben mal wieder genießen, nicht durchgehend unter Adrenalin stehen, ständig mit der Gewissheit leben müssen, dass die nächste Kugel vielleicht diejenige sein könnte, die seinem Leben ein äußerst brutales Ende setzen würde. Nightsky... Frost freute sich schon darauf, die Hackerin wiederzusehen, sobald er diesen verdammten Job erledigt hatte. Zwar stand er durchgehend über Funk mit ihr in Kontakt, doch war diese Art der Verbindung viel zu... unpersönlich. Obwohl schon allein ihre Stimme eine beruhigende Wirkung auf den Söldner ausübte. Trotzdem, hier im Einsatz hatten sie nie ein paar Minuten, waren ständig damit beschäftigt, ihre Arbeit zu verrichten. Nightsky damit, Frost mit den nötigen Informationen zu versorgen und er selbst hatte meist alle Hände voll zu tun, um am Leben zu bleiben.
Ja, der Gedanke an Urlaub war verlockender als je zuvor. Frost würde ihm weiter ausarbeiten müssen, sobald er hier raus war und das Geld in der Tasche hatte. Selbst nach Owls Beteiligung würde noch mehr als genug übrig bleiben. Vielleicht sogar genug, um sich zur Ruhe zu setzen.
"Kruger ist auf dem Weg nach oben?", funkte er Nightsky an, nachdem die letzte Sprengladung platziert war.
"Ist er. Und du solltest dich ebenfalls langsam beeilen. Du hast noch vierunddreißig Minuten. Ich habe etwas aufgespürt, was dir gefallen könnte. Ein uralter Lastenaufzug ein Stück nördlich deiner Position. Mit dem kannst du die unteren vier Stockwerke abhaken ohne mit Feindkontakt rechnen zu müssen. Mach was draus, und beeil dich bitte, bevor dir der Schuppen um die Ohren fliegt!"
"Over and Out!", meldete sich Frost ab und durchquerte mit wehendem Mantel die zum Untergang verdammte Generatorhalle um sich seinem Fluchtweg zu widmen - Und diesen notfalls mit Waffengewalt freizuräumen.
25.07.2003, 09:10 #54
Skeleon
Beiträge: 793

Schweren Schrittes überwandt Kruger die letzte Stufe und blickte die nächste Treppenflucht empor. Ein schmales, rotes Rinnsal bahnte sich seinen Weg von den zerschundenen Körpern seiner Kameraden und tropfte in grausiger Stetigkeit auf den Bullen herab. Mit einem Kopfschütteln wandte er sich ab und humpelte das kurze Stück bis zu der aus den Angeln gerissenen Tür, schritt über die knirschenden Glas- und Zementteilchen hinweg und trat in die Vorhalle hinaus.
Staub schwebte in der Luft, legte sich auf Schrott, Schutt und Leichen gleichermaßen. Nichts hatte sich geändert, seit er das letzte Mal dieses Stockwerk besucht hatte.
"Gehe in die Halle, wo deine Leute eine Barrikade aufgestellt hatten. Verschanze dich dort und warte auf mich."
Er nickte überflüssigerweise und stapfte los, verließ den Raum durch einen der beiden Korridore und steuerte auf die große Halle zu. Als er seinen Kopf um die Ecke streckte erblickte er dasselbe Chaos wie bei ihrem Abmarsch. Verfaulte Fleischfetzen und Knochensplitter zierten den Boden, inmitten der Überreste der Untoten lag die verkrümmte Leiche seines unglückseligen Kameraden. Die Beine der verchromten, als Blockaden auf die Seite gelegten Tische standen in merkwürdigen Winkeln ab, die Platten waren durchschlagen und verbeult von Querschlägern. Patronenhülsen bedeckten den Platz, an dem sich die Schützen aufgebaut hatten. In der Ecke, in der die beiden verletzten Kameraden aufgebahrt gewesen waren zeichnete sich eine vertrocknete Blutspur vom kalten, weißen Marmorboden ab.
Kruger humpelte hinüber zu einem der großen Panoramafenster - die Hälfte davon war herausgebrochen, das Nachbarfenster in einem Stück die Klippe hinuntergeflogen - lehnte sich mit dem Rücken gegen die Brüstung und ließ sich an der Wand hinuntergleiten. Scheppernd fiel die Aluminiumstütze neben ihm zu Boden, klackend brachte er seine Maschinenpistole in Stellung.
"Bereite dich auf Unannehmlichkeiten vor."
Das ist ja was ganz neues! Unannehmlichkeiten! Dabei hatte es sich Kruger doch schon so gemütlich hier gemacht. Er schnaubte verächtlich in sein Mikrophon und legte seinen Blick auf die Doppeltüren - den einzigen Eingang der Halle.
Plötzlich horchte er auf.
Er bildete sich ein, ein unregelmäßiges, hölzernes Klappern zu hören. Es näherte sich. Aber dann erkannte der Polizist es als etwas anderes - das Aneinanderschlagen zahlloser Knochen, die gemeinsam eine schaurige Musik erzeugten.
Kruger riss seine Waffe hoch und schlug den Abzug durch, mit hellem Pulsieren wurden mehrere Projektile abgegeben, dumpf klingend schlug eines davon in den Eisentüren auf und hinterließ eine tiefe Beule, zwei weitere trafen die Chromverkleidung des Korridors und rissen sie aus der Wand, die restlichen fünf schlugen mit dem Geräusch berstender Knochen in etwas ein. Auf zittrigen Beinen stolperte es um die Ecke in die Halle. Der Kopf war weggeschossen worden, der Brustkasten zertrümmert. Dennoch erkannte es der Bulle als menschliches Skelett.
Mit einem panischen Schrei drückte der Bulle erneut ab und sah, wie zahllose Kugeln die Knochen des Untoten zerbersten ließen, die Ingram flog beiseite, die knöcherne Hand noch immer um den Haltegriff gekrallt.
Schnell kroch Kruger darauf zu, packte die Waffe und kroch hinter einem der Tische in Deckung. Er lud seine Maschinenpistole durch, hielt sie mit beiden Händen und ließ die Ingram neben sich liegen, als Alternative.
In sein Mikrophon sprach er:
"Hey, es wird wirklich unangenehm und ich habe nur noch zwei Magazine und eine Ladung für - meine andere Waffe."
Er warf dem zerborstenen Haufen Knochen einen misstrauischen Blick zu und spitzte seine Ohren.
"Ich glaube, es nähern sich noch mehr Klappermänner!"
26.07.2003, 10:35 #55
Arson
Beiträge: 687

Mit einem metallischen "Pling" kam die stählerne Aufzugkabine zum stehen, starke Metallseile zogen an mattschimmernden Panzertüren, zogen die dicken Platten nahezu lautlos durch dafür vorgesehene Führungsrinnen, sorgten dafür, dass die beiden Schotthälften anstandslos auseinanderglitten. Schwarze Schatten traten aus dem Licht der Kabine hinein in die neblige Dämmerung der weitläufigen Lagerhalle, schwere Kampfstiefel knirschten dumpf auf körnigem Beton, zertraten winzige Glas- und Holzsplitter unter ihren dunklen Hartgummisohlen. Faltenlose Augenlider verengten sich zu schmalen Schlitzen, als der Blick der darunter verborgenen Pupillen über die endlose Anzahl bizarrer, kegelförmiger Glastanks schweifte, welche hier zu einem den finsteren Gestalten unbekannten Zweck in langen Reihen aufgestellt worden waren. Waren die meisten nicht mehr als leere, von stinkenden Wasserpfützen umgebene Gefäße, so waren in anderen die undeutlichen Umrisse humanoider Wesen zu erkennen, die, verkabelt durch zahllose Schläuche und Kanülen, in einer trüben Flüssigkeit schwammen.
"Das gefällt mir nicht."
Hasegawa, der als erster aus dem Aufzug herausgetreten war, hatte sich wenige Meter vor der Kabine aufgebaut, die Beine für einen besseren Stand leicht gespreizt ruhte der schwarze Leib der Viper MP bedrohlich in der gleichfarbigen Armbeuge des Yakuzas, der gehobene Lauf folgte den Bewegungen des maskierten Kopfes, bereit, jegliche Bedrohung auf der Stelle zu neutralisieren. Arson trat neben seinen Kameraden, musterte die unvertraute Umgebung mit einem langen Blick, um sich dann umzudrehen und den Rest der Einsatztruppe zu sich zu winken. Der Halbjapaner teilte die Befürchtung des hageren Yakuzas, sah jedoch keine Veranlassung, schon jetzt nervös zu werden.
"Welche Richtung?"
Hasegawa blickte auf das leuchtende Siliziumdisplay seiner Navigationseinheit. Der Lauf der MP schwenkte nach Halblinks.
"Dort entlang."
Schweigend setzten sich die Yakuza in Bewegung, stapften durch die stummen Reihen der merkwürdigen Tanks, begleitet nur vom leisen Blubbern der intakten Schlauchkonstruktionen und dem monotonen Klacken ihrer Schritte. Sekunden wurden zu Minuten, vereinigten sich zu einer spannungsgeladenen Schnur der Stille, zerrten an den Nerven der Krieger, verdammte sie zu einer nebligen Suche in einem Universum der trüben Nebel und gestaltlosen Schatten.
Dann brach die Hölle auf das Kastell hernieder.
26.04.2004, 16:28 #56
Diego | R@PC
Beiträge: 3.525

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