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[G][Story]Auch Engel können sterben...
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26.07.2003, 17:01 #1
Incubus
Beiträge: 2
[G][Story]Auch Engel können sterben...
Eine Gestalt huschte im Schatten der kargen Mauer entlang, das fahle Licht der Laterne konnte seinen Schemen nicht einfangen, sosehr es sich auch bemühte, ihn aus der Reserve zu locken. Der Himmel war schwarz verhangen, kein Wetter um die Häuser zu verlassen. In der Ferne grollte ein Donner auf die Stadt herab, während ihm starke Regentropfen wie Peitschenhiebe ins Gesicht schlugen. Sie raubten ihm die Sicht, doch er liebte dieses Wetter, denn es kam ihm bei dem, was er heute vorhatte nur zugute. Incubus sah sich um. In der Ferne hinter ihm war ein Poltern auszumachen, ein Kreischen gefolgt von einem Jaulen.
„Ja Pussi, gib es ihnen!“ Gehässig und kalt zogen sich seine Mundwinkel nach oben. Nervös wandte er sich ab, und blickte um sich, wissend das ihm die Zeit davon lief. Er brauchte sie, am besten jetzt.
Seine Hand fuhr in die Innentasche seines langen Ledermantels, fast zärtlich ertasteten seine schwieligen Hände den Griff seines Santoku. Es würde seinen Durst heute Nacht noch stillen können. Dafür würde er schon sorgen.
Noch einmal ging sein Blick abschätzend über die vor ihm liegende Straße. Seine schwarzen Augen fixierten das beleuchtete Fenster. Gierig saugten sie die schwarze Silhouette von ihr auf. Noch zehn Minuten waren es etwa, bis sie ihr Haus verlassen würde, um sich dann auf den Weg zur Arbeit zumachen. Endlich, der Moment war nicht mehr weit.
Er kannte sie so gut. Wusste ihren Namen, wie sie aussah, kannte ihre Angewohnheiten. Ihren Duft den sie verströmte.
Gleich würde Pat das Haus verlassen. Sich wie jeden Abend erst nach links und dann nach rechts umsehen, bevor sie auf das Kopfsteinpflaster trat. Wieder würden die Tritte ihrer schwarzen Stiefel, klappernd durch die leere Straße hallen. Wie jeden Abend um diese Zeit.
Tipp-Tapp. Tipp-Tapp…
Heute würde er sie bekommen. Noch fünf Minuten.
Marc Miller zog sich den schweren Nassen Ledermantel enger. Hoffentlich freute sich Pat ihn endlich kennen zulernen. Wenn nicht würde sie umso mehr leiden müssen. Miller blickte auf, der Regen hatte ein wenig nachgelassen und der Himmel war etwas aufgezogen. Kaltes Licht zog über die Dächer. Und sein stiller Begleiter grinste ihn weiß und strahlend an. „Ja mein Freund. Heute wird sie mir gehören. Nur mir.“ Presste er im Schatten der Mauer stehend, erregt hervor. „Nur mir!“
Alles war so wie an jedem Abend.
Pat trat ans Fenster, und ihr Schatten wurde vom gelblichen Licht der Zimmerlampe nur noch betonend unterstrichen. Gleich würde sie das Fenster schließen und dann vom Fenster zurücktreten, um das Licht zu löschen und endlich das Haus zu verlassen. Sie freute sich bestimmt. Sie würde ihn heute kennen lernen, seinen heißen Atem in ihrem Nacken spüren. Heute war es soweit.

Die Tür öffnete sich. Pat trat auf den ersten Treppensims und schaute erst links dann nach rechts. Für einen kurzen Moment konnte Incubus in ihre Augen sehen. Ihre klaren edlen Gesichtszüge erkennen. Pat schien zu lächeln. Ja sie lächelte, sie freute sich. Incubus wurde unruhig, sein Herz schlug schneller. Er wollte sich endlich aus den Schatten lösen und zu ihr herüberlaufen. Sie überraschen. Nein!
Nein, er durfte seinen Plan nicht gefährden, denn noch war es zu früh. Sein Wagen stand einen Block weiter, er würde es kaum bewältigen können, Pat von hier aus unbemerkt dort hinzuschaffen. Geduld, Miller.
Fast hätte er versagt, sich treiben lassen.
Die junge Frau trat die drei Stufen herab, sie schwebte fast wie ein Engel. Doch auch Engel können fallen. Incubus grinste. Es war soweit.
Zielsicher glitt seine Hand in die rechte Manteltasche, beförderte ein kleines Fläschen und ein schwarzes Stofftuch hervor. Zitternd schraubte er den Verschluss von der Flasche ab, um dann das Tuch mit der Flüssigkeit zu tränken. Unsicher verschüttete Incubus dabei die halbe Flasche auf den Boden, doch es war genug Flüssigkeit würde reichen.
Hastig verstaute er die Flasche und das Tuch wieder in seiner weiten Manteltasche. Wieder glitt sein Blick zu Pat auf die andere Straßenseite herüber. Pat hatte den Weg zur Arbeit eingeschlagen. Es ging los.
Wie ein Raubtier, löste sich Incubus aus dem Schatten der Mauer und hechtete über den nassen Asphalt auf die andere Straßenseite, während seine Sinne das Opfer fixierten. Er konnte das Geklapper ihrer Schwarzen Kniehohen Stiefel bis hier her hören.
Tipp-Tapp. Tipp-Tapp…
Marc hechtete in den Schatten des Häusereingang, noch immer lag der Duft ihres süßen Parfüms in der Luft. Erregt sog er die Luft in seine Lungen. Pat hatte ihn noch nicht bemerkt, gut so. Unbewusst leise legte sich seine im schwarzen Lederhandschuh steckende Hand auf die Mauer, bevor Miller um die Ecke linste. Pat war noch nicht voran gekommen.
Grinsend löste er sich von der Wand und sprang betont laut auf das Kopfsteinpflaster, in eine Pfütze.
„Scheiße“, zischte "Incubus" laut, während sein Blick unschuldig zu seinem Opfer glitt. Pat hatte ihn bemerkt. Sie war stehen geblieben, hatte sich umgedreht, ihn einen Moment angesehen. Für Bruchteile von Sekunden trafen sich ihre Blicke. Marc lächelte Pat entschuldigend zu. Er wusste wie sie reagieren würde, zu oft hatte er sie beobachtet, war ihren Schritten gefolgt.
Pat lächelte schüchtern zurück, bevor sie ihren Kopf hastig nach vorne warf, ihn senkte und verlegen auf das Kopfsteinpflaster sah. Sie zögerte einen Moment, fast so als wenn sie abzuwägen schien was sie nun tun sollte.
„Geh endlich weiter Pat“, murmelte Miller. Und Pat gehorchte. Sie warf ihm noch einmal einen unschuldigen Blick zu und schritt dann weiter klackend über den Kopfstein.
Marc wartete einen winzigen Moment, bevor er sich daran machte Pat zu folgen. Er bemühte sich nicht gerade leise dabei zu sein. Er wollte mit Pat spielen. Wie eine Katze mit einer humpelnden Maus. Sie sollte es spüren.
Pat blickte wieder zurück. Sie beschleunigte ihren Gang, was nicht nur daran lag, das sie rechtzeitig ihren Bus erreichen wollte. Sie wollte fliehen. Panik stieg in der jungen Frau auf.
Marc beschleunigte seine Schritte ebenfalls. „Lauf mein Mäuschen.“
Gleich würde sie um die Ecke biegen und dann waren es nur noch zweihundert Meter bis zu der kleinen dunklen Gasse, wo sich sein schwarzer 75’ Dodge Pickup befand. Hier würde er sie bekommen.
Marc legte noch mehr an Tempo zu, Pat lief. Ihre weiße Kunstledertasche schaukelte unruhig auf ihren Becken hin und her. Sie schien zu ahnen was hier geschah. Ein Dieb, oder noch ein viel schlimmerer Verbrecher hatte ihr aufgelauert. Gehetzt ging ihr Blick zurück. Er sah ihr die Erschöpfung an. Und wieder fühlte er die Erregung in sich aufkeimen. Nur noch wenige Meter dann hatte er sie endlich eingeholt. Er keuchte, während seine Hand in die Manteltasche griff. Suchend fingerte er im Laufen nach dem Chlorophorm getränktem Tuch, das er ihr gleich auf das weiche kleine Nässchen drücken würde.
„Warten sie bitte einen Moment. Sie haben etwas verloren.“ Rief er außer Atmen. Pat blickte zurück. Konnte sie ihm trauen? Sie war allein und niemand würde ihr helfen.
„Bitte, sie können mir vertrauen!“ Und Pat blieb stehen. Unschuldig drehte sie sich zu ihm herum und wartete bis der Unbekannte bei ihr angekommen war.
Mit einem vorgetäuschtem Husten blieb Miller vor der Frau stehen, und stütze sich mit seinem Oberkörper auf seine Knien ab. Pat blickte mit einem fragendem Blick auf den Unbekannten Mann. „Geht es wieder?“
Marc schüttelte den Kopf, sie musste sich zu ihm herunterbeugen. Ihn stützen. Immer wieder hatte er sich darauf vorbereitet. „Helf mir endlich du kleines Flittchen.“ Seine Gedanken schlugen Purzelbäume. Noch immer sah Pat zu ihm herunter. Ihre dunkelblauen Glasklaren Augen blickten fragend zu ihm herab. Sie schien zu überlegen, nur kurz, dann trat sie einen Schritt nach vorn und legte dem Unbekannten die Handfläche auf den Rücken. Wie naiv die kleine doch war.
Miller wartete noch einen Sekundenbruchteil ab, dann schnellte sein Oberkörper nach oben. Ohne große Mühe umschloss seine schwielige Hand den dünnen Arm von Pat. Dann fuhr er mit seinem Körper herum und drückte den zierlichen Körper von Pat mit bestimmender Gewalt gegen die kalte Hauswand.
Pat keuchte auf, sie wollte schreien, doch das einzigste was über ihre rosigen Lippen kam, war ein leise krächzendes Wispern. Ihre Blicke trafen sich. Eine lange Sekunde lang starrten sie sich gegenseitig an, ehe Marc zu grinsen begann. In Pats Augen lag Panik, während es hinter ihrer Stirn sichtbar arbeitete.
Schien die junge Frau zu ahnen, was nun mit ihr geschehen würde?
„Ich gebe ihnen alles was sie wollen. Geld? Möchten sie Geld?“ In ihrer Stimme lag Verzweiflung. Die Augen von Marc verengten sich zu schlitzen. Lass sie zappeln Junge. Sie gehört nun dir.
„Was wollen sie von mir?“ Ihre helle Stimme gewann für den Moment an Kraft. Wie ein letztes verzweifeltes Aufbäumen, doch anstatt ihr zu antworten, hob Miller langsam seinen linken Arm, während sein Knie bestimmend in ihren Schritt glitt. Er lächelte. Tastend strich sein Zeigefinger zärtlich über die weiche Haut ihrer Wange. Sie war so hübsch, auch jetzt in dieser Situation ohne einen Ausweg.
„Bitte lassen sie das.“ Presste Pat weinend hervor. Ihre Tränen vermischten sich mit dem leichten Nieselregen, und ihr schwarzes Haar lag ihr strähnig im Gesicht.
„Nicht weinen Pat. Du hast es bald geschafft.“ Brachte Marc mit tiefer grollender Stimme hervor, während er ihren Hals an seine bärtige Wange rieb. Der Duft ihres Parfüms machte ihn verrückt. Marc lächelte sie noch einmal an und hob langsam die Hand, in der sich das Chlorophorm getränkte Taschentuch befand und drückte es ihr mit einem kalten Grinsen auf die weiche Nase.
„Süße Träume, liebste Pat.“ Ihre Augen weiteten sich fragend. Die junge Frau versuchte verzweifelt gegen die Ohnmacht anzukämpfen
26.04.2004, 16:29 #2
Joni Odin von Hassenstein
Beiträge: 3.925

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