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[Story]Der Schattenfürst
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11.08.2003, 19:53 #1
Fudler
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[Story]Der Schattenfürst
Thogarr ging durch den Hof im Schloss von Dwertin, dem herrschenden Reich der Mittelländer. Er schaute auf die Pflanzen, die neben den Wegen standen. Er erfreute sich an den kühlenden Schatten, die die Bäume auf ihn warfen. Er freute sich über das wuseln in den Straßen der Äußeren Mauerringe.
Und er freute sich über die Tatsache, dass Dwertin wieder so aussah wie früher, vor dem „Jahr des Wandernden Teufels“ , in dem ein Tanar-Ri mit einer übergroßen Armee aus Orks und Goblins Dwertin angriff. Dwertin wäre gefallen, wenn nicht die Verstärkung in letzter Minute gekommen wäre, und wenn nicht Thogarr gewesen wäre. Thogarr verlor in dieser Schlacht seinen rechten Arm, und diese Tatsache machte ihm auch noch Vier Jahre später zu schaffen. Er konnte sein Schwert aus Mithril nicht mehr richtig führen. Er konnte nur noch jungen Kriegern Ratschläge geben. Zwar war diese Aufgabe wichtig, aber Thogarr war eine Kämpfernatur. Er wollte lieber auf dem Schlachtfeld stehen, anstatt Lehrer zu spielen.

Elundo Thaschgar’ Paristogarl saß auf seinem Thron aus schmerverzerrten Seelen, und folterte zu seinem Zeitvertreib die Körper anderer Teufelskreaturen. Elundo Thaschgar’ Paristogarl war ein Fürst. Ein Fürst der Dunkelheit.
Er fristete sein Untotes Dasein nun schon seit Jahrhunderten im Schattennebel, der Hölle, oder, wie es im Westen der Mittelreiche gesagt wird, dem Endlostief.
Es ist der Ort, an dem die Seelen der Besessenen leiden, der Ort, an dem sich die Tanar-Ri vergnügen, der Ort, an dem der Schrecken lebt.
Elundo war früher einmal ein König, ein König von Nimmertief. Nimmertief war unter seiner Führung das mächtigste Reich des Ostens geworden. Er eroberte den gesamten Norden, das Obere Mittelreich, das Mittelreich, und sogar das Untere Mittelreich. Jedoch nur den Osten dieser Gebiete.
Und Elundo wollte mehr. Zuerst führte er Krieg gegen die Mittleren Gebiete der Mittelreiche, dann gegen den Westen. Doch er gewann keinen der Kriege. Vor allem wegen der Tatsache, dass sich seine Feinde verbündeten. So hatte er keine Chance gegen sie. Schließlich ging er einen Pakt mit einem Tanar-Ri ein, um unbesiegbar zu werden. Jedoch zahlte Elundo dafür einen nicht geringen Preis: Er wurde zu einem ewigen Untoten Dasein verdammt.
Und Elundo Thaschgar’ Paristogarl führte weiter Krieg. Und Elundo gewann auch. Immer mehr Länder fielen ihm zum Opfer. Doch schließlich fanden die Reiche, die sich gegen Elundo verbündet hatten, einen Weg, ihn zu vernichten.
Ein einfacher Priester drang in die Festung von Elundo ein, und sprach einen Zauber, der Untote zerstört. Und der Priester tat auch, wie ihm geheißen.
Und Elundo musste nun den Zweiten Teil des Paktes erfüllen: Wenn er besiegt werden würde, würde er mit seinem Hofstaat in den Schattennebel verbannt werden. Ein Abgrund tat sich unter der Festung Elundos auf, und zog ihn mit seinem Hofe in den Nebel.
Nicht viele Großeltern erzählten ihren Enkeln vom Fall des Reiches, und nicht viele der zukünftigen Großväter berichteten ihren Enkeln davon. Und keine Schrift deutete mehr darauf hin, dass jemals solch ein Reich existiert hatte. Das Reich und die Schlacht gerieten in Vergessenheit.
Und nun hockte er, Elundo Thaschgar’ Paristogarl, seit Jahrhunderten auf seinem Thron in der Unterwelt, und wartete darauf, dass ein weiteres Jahrtausend vergeht. Denn das ist die einzige Möglichkeit, aus dem Schattennebel herauszukommen.
Und Elundo Thaschgar’ Paristogarl wusste, dass in ein paar Tagen Tausend Jahre um sein würden.

König Girt’anhga gab Anweisungen für das Fest, das in ein paar Tagen stattfinden sollte. Ein Fest, um den Sieg von Dwertin zu feiern, der vor fast fünf Jahren errungen wurde. Das größte Ereignis sollte ein Schaukampf zwischen Thogarr und Kachjag, dem Obersten Meister der Klinge aus der Hauptstadt des Kontinents, Galaroh’, werden.
Die Zeit verging, bis die Sonne hinter den großen Bergen versank.
Der König ging erschöpft in sein Gemach, und fiel müde auf sein Himmelbett. Er wusste nicht, dass genau zu jenem Zeitpunkt, vor genau einem Millennium, der König des Reiches Nimmertief in den Schattennebel verbannt wurde.
Und er wusste auch nicht, dass Elundo Thaschgar’ Paristogarl gerade durch ein Tor schritt, dass sich ihm offenbarte. Ein Tor, dass nur alle Tausend Jahre vor Schattenfürsten erscheinen.
Und König Girt’anhga ahnte ebenfalls nicht, dass Elundos gesamte Armee hinter dessen Rücken stand, und unruhig darauf wartete, den Offizieren und Befehlshabern durch das Tor zu folgen.
Elundo stieg aus dem Tor wieder heraus. Doch diesmal trat er nicht auf den blutenden Boden des Schattennebels, sonders auf den blanken Marmor des Palastes. Er stolzierte in die Richtung des Zimmers von König Girt’anhga, bis ihm eine Wache entgegen kam, die schockiert inne hielt, als sie den madenzerfressenen Leichnam Elundos sah.
„Was... willst du hier?“, stotterte die Wache. Elundo hob seine Hand, und streckte seine Finger in Richtung der verängstigten Wache. Die versteiften Nägel der Hand berührten die Halsschlagader der Wache. Diese hob ihren Speer an, um Elundo zu töten, doch bevor sie mit ihrem Speer zuschlagen konnte, hatte Elundo schon die Ader aufgeschlitzt, und einen stummen Schrei ausgestoßen, der die Wache an die Wand krachen ließ.
So verfuhr der Schattenfürst auch mit den anderen Wachen, die herbeigeströmt waren, um Widerstand zu leisten.
Und niemand in der gesamten Festung hörte etwas.

Cufosier, ein Jäger, der aus dem Wald herausrannte, blickte sich hektisch um. Er wurde von einem erzürnten Waldläufer verfolgt, der ihn nun jagte, weil Cufosier bedenkenlos Vögel und Fische tötete, und die Natur zerstörte. Aber Cufosier wusste nicht, dass dieser Waldläufer überall Tiergefährten hatte, die den gesamten Wald überwachten.
Cufosier nahm ein Rascheln wahr. Er drehte sich hektisch um, doch er sah nur einen Fuchs, der aus einem Busch rannte. Plötzlich spürte der Jäger einen kalten Schauer über seinen Rücken laufen. Dann einen stechenden Schmerz.
Nun trat der Waldläufer aus dem Gebüsch, um seine Beute zu begutachten. Er zog seinen Pfeil aus Cufosiers Rücken heraus, und steckte ihn in seinen Köcher. Cufosier versuchte sich zu bewegen, doch er konnte es nicht.
„Du bist also in meinen Wald eingedrungen...“, sagte der Waldläufer. Er packte den Jäger unter den Achseln, und schleppte ihn in den Wald zurück. Er zog den Jäger in eine notdürftig eingerichtete Hütte, die in eine Höhle gebaut war. Der Protektor des Waldes band Cufosier an einem Baumstamm vor der Hütte fest, und befahl seinem Vertrauten, einem Bären, auf ihn aufzupassen. Dann ging der Waldläufer aus seinem Wald heraus, zu dem Ort, an dem er Cufosier einfing.
Er untersuchte den Boden, und erhielt eine Bestätigung, dass es gut war, den Jäger zu fangen. Obwohl er gewildert hatte, konnte er den Jäger nicht einfach hier zurücklassen.
Vor allem nicht, weil er schon in der Nacht Spuren von fremden Wesen fand, und der Waldläufer wusste, dass es Untote Soldaten waren, die durch den Wald streiften.
Er ging zurück zu seiner Unterkunft, als er plötzlich ein lautes Stöhnen hörte. Untote suchten die Umgebung nach möglichen Widersachern ab. Der Waldläufer sah schon einen knochigen Fuß aus dem Wald kommen, als er schnell zwischen die Bäume hastete, und zu seiner Höhle rannte. Er band den Jäger vom Baum los, zerrte ihn in seinen Unterschlupf, und befahl dem Bären mit hineinzukommen. Dann zog der Protektor an einem Seil, und ein Tor raste von der Höhlendecke zum Boden hinunter. Schließlich öffnete er eine kleine Luke, um zu beobachten, was die Untoten im Wald treiben würden.

„Verdammt, was bist du?“
König Girt’anhga war verängstigt, seit Elundo sein Gemach betrat. Girt’anhga blickte sogleich zu der Leiche einer seiner Wachen, mit der der Schattenfürst die Tür einschlug.
„Ich bin Elundo Thaschgar’ Paristogarl, ein Schattenfürst.“, sagte Elundo mit einer Stimme, die mehr Röcheln als Reden war. Immer, wenn er seinen Mund öffnete, konnte man den Hauch des Todes spüren.
„Was willst du von mir?“, schrie ihn Girt’anhga an.
„Deine leere Hülle werde ich zur meinigen machen.“, drohte Elundo.
„Dann komm her, Bestie, und lauf in meine offene Klinge!“
Der König griff neben sein Bett, und nahm seine Mithrilklinge. Er hielt sie mit beiden Händen, obwohl er nur eine gebraucht hätte. Schweiß bildete sich auf seiner Stirn.
Elundo packte den Schaft seines Langschwertes, das an seiner Seite baumelte. Er zog es aus der Halterung, und streckte seinen verkrüppelten Schwertarm aus. Die Klinge berührte fast die Stirn des Königs. Dieser duckte sich jedoch sogleich, und sprang auf seinen Widersacher. Elundo wurde von dem Gewicht
Girt’anhgas umgehauen, doch nur, um mit Leichtigkeit wieder aufzustehen, und den König wegzuschleudern. Dann holte er aus, und wollte den Herrscher Dwertins enthaupten.
Girt’anhga blickte Elundo in die leeren Augenhöhlen, aus denen nur grüner Rauch stieg, und fragte sich, warum er nun auf solch eine Weise sterben müsse, als plötzlich Thogarr in das Zimmer hereinplatzte, und sein Schwert in den Rücken Elundos bohrte. Er durchbrach das Rückrat und einige Rippen des Untoten.
Elundo spürte, wie etwas seinen Rücken durchstieß, und drehte sich schnell um.
„Verdammter Sterblicher, was erlaubst du dir zu tun?“, schrie der Schattenfürst.
Thogarr zog nur sein Schwert aus Elundo heraus, um Schwung zu holen, und ihn zu enthaupten. Der Schädel fiel auf den Erdboden.
Dann nahm Thogarr den Schädel, und warf ihn aus dem Fenster in den Burggraben.
Am nächsten Morgen, am Tag des Turniers, erreichte die Nachricht, dass ein Untoter in den Palast eindrang, und unzählige Wachen tötete, die Bürger. Auch dass Thogarr das Reich erneut retten konnte, wusste bald jeder.


Während Elundo ins Schloss eindrang, bemerkten die Untoten in den Wäldern die Höhle des Waldläufers. Sie schlugen das Tor ein, doch niemand befand sich mehr in der Höhle.
Die Untoten untersuchten alles, doch sie konnten nicht erkennen, dass die Höhle größer war, als sie dachten. Nur ein weiteres Tor, das mit Steinen bedeckt war, schirmte die Wohnhöhle von den Gängen ab. In den Gängen befand sich der Protektor mit dem Bär und dem verängstigten Jäger. Er wusste, dass nicht einmal ein geübter Dieb das Tor entdecken würde, und so schloss er aus, dass die Untoten zu ihm kommen würden. Nun ging er mit dem Jäger tiefer in die Höhle hinein, wobei ihnen der Bär folgte, und aufpasste, damit keine ungebeten Gäste erscheinen würden.
Schließlich erreichten sie eine weitere kleine Wohnhöhle, in der der Waldläufer seine Vorräte aufbewahrte. Die beiden setzten sich auf zwei kleine Baumstümpfe, die als Stühle dienten.
„Wie ist Euer Name?“, fragte der Waldläufer den Jäger.
„Ich bin Cufosier, ein Jäger.“
„Wilderer.“, korrigierte der Protektor des Waldes.
„Nein“, sagte Cufosier, „Ich musste die Fische und Vögel töten, um sie auf dem Markt zu verkaufen. Meine Familie braucht das Geld, das ich so verdiene.“
„Ihr wisst doch sicherlich, dass Ihr nur wenige Tiere jagen dürft, und auch nur soviel, wie Ihr benötigt.“
„Schon, aber wir brauchen das Geld nun mal!“
„Ihr wisst, wenn ich Euch noch einmal erwische, wie Ihr mehr Lebewesen als benötigt tötet, werde ich Euch zum Richter persönlich bringen, und ich habe dann keine Macht mehr, um Euch vor Eurem Strafe zu bewahren. Das ist eine Warnung. Nehmt sie Euch besser zu Herzen.“
„Ich werde es tun, Herr...“
„Ich bin Hodjo H’urosiele.“
„Ich werde Euren Rat befolgen, Hodjo. Doch, wisst Ihr etwas über die Untoten, die durch den Wald streifen?“
Der Waldläufer stand auf, und holte ein Stück Brot für Cufosier. Er warf es ihm zu, und setzte sich wieder.
„Ich weiß nichts über sie. Ich beschütze den Wald nun seit fast Fünf Jahren, seit der alte Protektor im Jahr des Wandernden Teufels verstarb. Er wurde von Untoten getötet.
Dennoch habe ich noch nie solche Wesen hier angetroffen.“
„Und was wollt Ihr nun tun? Die Vorräte gehen doch auch langsam zu Ende.“
„Dieses Höhlensystem führt bis unter die Burg. Genauer gesagt, bis in den Kerker. Ich werde dorthin gehen, und den König benachrichtigen. Ich werde im übrigen gleich losgehen.“
„Aber Ihr habt doch keinerlei Waffen, die wirklich etwas taugen!“
Der Waldläufer streifte seinen Umhang zurück, und Cufosier konnte deutlich zwei schimmernde Langschwerter erkennen, die Hodjo trug.
Hodjo verrammelte das Tor der Höhle, und verschwand in einen der Gänge.
Cufosier, der nun mit dem Bär alleine war, fragte sich, wo das alles noch hinführen solle.

Unter lautem Getöse und Trompetenschall wurde das Tor der Burg geöffnet. Ein paar Soldaten, in glänzender und prächtiger Rüstung, rannten in den Hof hinein. Sie stellten sie in Reih und Glied auf, und hielten dabei ihre Schwerter an ihre Brust.
Dann schritt ein Reiter auf seinem Schimmel durch das Tor. Er bewegte sein Pferd bis zum Ende der Soldatenreihe. Dann stieg er ab, und der Schimmel schnaubte erleichtert durch seine Nüstern, da er nun endlich von seiner schweren Last befreit war. Sogleich eilte ein Knappe Dwertins herbei, und führte das Pferd in die besten Stallungen, die sie zu bieten hatten.
Der Reiter blickte zu einem Podest des riesigen Turmes, dessen Schatten bis in die Wälder reichte, hinauf. Er sah dort König Girt’anhga und seine Gemahlin sitzen. Hinter ihnen standen Zehn verhüllte Gestalten, Männer und Frauen gleichermaßen.
Das mussten wohl die mächtigen Alten sein, dachte sich der Ritter, Die fähigsten Magier der drei Mittleren Gebiete.
Dann erklangen erneut die Trompeten, und zwei Soldaten ließen riesige Banner des Reiches vom Balkon des Königs fallen. Erneut bliesen die Trompeter in ihre Instrumente.
Dann trat einer der Alten hervor und schnipste mit den Fingern. Er trat wieder zurück. Nun stand der König selbst auf, und schritt bis zur Spitze des Balkons.
„Willkommen, Krieger von Galaroh’!“, begann er seine Rede, und seine Stimme konnte man wundersamer Weiße in der gesamten Stadt hören.
Also eine Verzauberung für seine Stimme, dachte sich der Ritter.
„Auch du sollst Willkommen sein, Kachjag, Klingenmeister von Galaroh’!“
Die anwesenden Bürger johlten und applaudierten, als sie den Namen „Kachjag“ hörten. Dieser hob nur bescheiden seine Hand, und gebar dem aufgebrachten Volk, Ruhe zu bewahren. Dann nahm er seinen Helm ab, und sein rabenschwarzes Haar fiel herunter. Erneut johlte die Menschenmasse, aber diesmal genoss es Kachjag sichtlich. Nach kurzer Zeit hob er erneut seine Hand, und es herrschte Ruhe.
Wenn alle Soldaten aus Galaroh’ so sind wie der, so eitel und hochmütig, dachte sich Thogarr, der Klingenmeister Dwertins, Dann werde ich mich nicht wundern, wenn sie den Krieg gegen die Dunkelzwerge verlieren, falls sie wieder einmal auf die Idee kommen, aus ihren Löchern zu kriechen, und gegen uns in den Krieg zu ziehen...
Der König fuhr nun mit seiner Rede fort, die noch fast eine Stunde andauerte. In seinem Schlusswort meinte er, dass er sich freue, wenn an diesem Abend Kachjag und Thogarr gegeneinander antreten.
Dann trat erneut einer der Alten hervor, und hob seine Hände gen Himmel. Er spreizte seine Finger, und aus jedem Finger schoss ein anderer Zauber heraus. Die Zauber trafen sich in der Lüfte, und ein gewaltiges Feuerwerk entsprang aus dem Zusammentreffen.
Damit galt das Fest als eröffnet.

Thogarr ging nach der Eröffnung zu Gor’ Anaid, der Führerin der Alten.
„Habt Ihr etwas gefunden?“, fragte Thogarr aufgebracht.
„Ich habe wahrlich etwas gefunden. Einen Zauber in einem alten, verstaubten Buch, der den Wachstumsprozess beschleunigt. Ihr müsst wissen, Thogarr, jedes Körperteil wächst, wenn es fehlt, wieder nach. Jedoch ist Euer Leben zu kurz, um es nachwachsen zu lassen. Wenn Ihr noch Tausend Jahre leben würdet, könntet Ihr es vielleicht noch sehen, wie Euer Arm nachwächst. Dieser Zauber, den ich fand, ist wahrlich sehr mächtig. Es verkürzt diesen Wachstumsprozess auf ein paar Stunden.“
Thogarrs Gesichtsausdruck hellte auf.
„Könnt Ihr ihn jetzt anwenden? Kann mein Arm bis zum Turnier heute Abend nachwachsen?“
„Sicher habe ich den Zauber gelernt, und ich kann ihn auch einsetzen. Jedoch weiß ich nicht, ob Euer Arm bis Abend nachwächst.“
„Es ist egal.“ Thogarr freute sich sichtlich. „Sprecht ihn! Sprecht Euren Zauber!“
Beide gingen in das Studierzimmer der Alten.
Dann begann die Alte magische Worte zu murmeln. Die Beschwörung dauerte nur ein paar Minuten. Dann ging Thogarr, da es ihm schon komisch zu Mute war, und legte sich in sein Bett. Dort durchfluteten ihn starke Schmerzwellen.
Der Armstumpf streckte sich langsam.

Hodjo, der Waldläufer Dwertins, erreichte am Abend das Schloss von Dwertin. Er rannte aufgebracht durch die Höhlen, denn er musste es schaffen, den König zu warnen, dass er Untote in den Wäldern sah, und dass sie nicht nur zum Besuch hier waren. Hodjo erreicht schließlich die Falltür, die zum Kerker führte, und öffnete sie. Was er dort sah, wird er nie vergessen:
Überall auf dem Steinboden bildeten sich große Blutlachen, die keine Quelle besaßen. Von überall her erklangen gequälte Schreie, und Hilferufe. Hodjo blickte zu einigen der Zellen, und sah furchtbar entstellte Gefangene. Er wollte gar nicht erst wissen, was mit den Anderen geschah, und so rannte er schnell zur Kerkertür.
Plötzlich hörte er ein Schlurfen, und sah einige Untote, die ihm entgegen kamen. Hodjo holte schnell seinen Kerkerschlüssel heraus, den er vom König bekommen hatte. Er steckte ihn hastig ins Schlüsselloch, und drehte wie wild am Griff des Schlüssels, jedoch schaffte er es nicht, die Tür aufzubekommen. Dann steckte er den Schlüssel noch einmal hinein, und drehte ihn langsam herum. Schließlich schaffte er es, die Tür aufzubekommen. Gerade rechtzeitig verschwand er in den Gängen. Er verschloss die Tür schnell wieder, und sah noch ein Dimensionstor, durch das immer mehr Untote kamen. Hodjo rannte nun schnell ins Schloss hinauf.

Kachjag trat unter lautem Getöse in die Arena. Dann betrat Thogarr ebenfalls die Arena, und zur Verwunderung aller Anwesenden hatte Thogarr plötzlich wieder zwei Arme.
Aufgeregtes Murmeln ging durch die Menschenmasse, bis Gor’ Anaid erklärte, wieso Thogarr nun wieder zwei Arme habe.
Kachjags überhebliches Lächeln verschwand nun, und er sah sich nun nicht mehr als Gewinner.
Der König sprach nun erneut seine Worte, und eröffnete somit den Kampf.
Kachjag stürmte wild auf Thogarr zu, der seine Klinge hob, um den folgenden Angriff abzuwehren, jedoch hielt Kachjag kurz vor Thogarr an, und schlug Thogarr in die Seite. Die gesamte Luft verschwand aus Thogarrs Lungen, jedoch war dies kein Grund, aufzugeben.
Er drehte sich in Kachjags Richtung, und schlug ihm mit der flachen Seite seines Schwertes ins Genick. Der Klingemeister aus der Hauptstadt war kurz davor, umzukippen, doch konnte er sich im letzten Moment halten. Er hieb erneut mit seinem Schwert auf Thogarr ein, doch traf er diesmal nur den nachgewachsenen Arm, der sowieso noch etwas taub war. Thogarr empfand keinerlei Schmerz, und schlug zurück. Beide Kämpfer gingen wieder auf Distanz.
Dann rannten sie erneut auf einander zu.

Hodjo rannte durch die Burg. Das Stöhnen der Untoten hörte er noch immer in seinen Ohren, obwohl sie viele Meter hinter ihm waren. Er rannte in den riesigen Turm hinauf, und hielt an einem Fenster an, bis ein lauter Schrei ertönte. Das veranlasste den Waldläufer weiterzurennen, bis er den Balkon des Königs erreicht hatte. Dort drängelte er sich durch die Wachen, die ihn zuerst nicht durchlassen wollten, bis sie ihn jedoch als den Protektor der Wälder erkannten. Hodjo ging zum Thron des Königs, der leer war. Er sah dessen Frau, die sich mit angsterfülltem Blick die Hände vor den Mund hielt.
Der Waldläufer blickte über die Brüstung, und sah den König auf den Hof schweben.
Schweben.
Schweben?
Hodjo wurde es nun selbst komisch zu Mute.
11.08.2003, 19:55 #2
Fudler
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Thogarr blickte gebannt auf den schwebenden König, der schließlich landete, und zu den Beiden Kontrahenten ging.
„Kö- König...“, stammelte Thogarr, „Wie... Was macht Ihr?“
Girt’anhga lachte nur, doch diesmal klang seine Stimme kehlig.
„Ich kann es nicht mit ansehen, euren Kampf, wie ihr das nennt. Bei Myrkul, ich werde euch helfen, den Kampf zu beenden.“
Dann löste sich allmählich Girt’anhgas Haut von seinem Körper, und er veränderte seine Statur. Er nahm seine Hand, an der die Nägel schon versteift waren, und trennte mit einem gezielten Hieb Kachjags Kopf ab.
Ein lauter, und schriller Schrei ertönte aus dem Mund der Königin. Der Untote drehte sich zu ihr um, und sagte nur:
„Du bist auch noch dran. Keine Angst.“
Dann schwebte er auf den Balkon, wo er schon von der Leibwache des Königs empfangen wurde. In kurzer Zeit gab es keine Leibwache mehr. Hodjo und die Alten zogen sich mit der Königin zurück, wurden in den Gängen jedoch schon von den Untoten empfangen.
Der Waldläufer zog seine zwei Langschwerter, und trennte dem ersten Untoten den Kopf, während die Alten einen Teleportzauber vorbereiteten. Nach einigen Sekunden verschwanden die Alten, die Königin, Hodjo und Thogarr in das Studierzimmer der Magier.

Elundo Thaschgar’ Paristogarl saß nun zufrieden auf Girt’anhgas Thron. Die aufgebrachte Menge unter ihm versuchte zu flüchten, allerdings standen schon Untote vor den Toren der Stadt, um die Menschen einzupferchen.
„Ich bin Elundo Thaschgar’ Paristogarl“, schrie der Schattenfürst, und lachte dabei laut auf, „Ich werde nun euer neuer König sein. Ihr habt sicher schon eure neuen Mitmenschen kennen gelernt!“ Elundo lachte bei dem Wort Mitmenschen erneut laut auf, als er an die Untoten dachte.
„Wir werden sicher gut miteinander auskommen. Und wenn ich mich um diese Idioten im Turm gekümmert habe, werde ich mich mit euch beschäftigen. Lebt wohl!“ Wieder lachte er, und ging mit seinen Leibwachen in den Turm.

„Beruhigt Euch!“, sagte einer der Alten zur Königin, die gerade mit ansehen musste, wie ihr Mann stirbt. Sie heulte noch immer laut, und der Alte bereitete schon ein paar Beruhigungszauber vor.
Die anderen Alten saßen mit Thogarr und Hodjo zusammen.
„Was oder wer ist das?“, fragte Thogarr, dem noch immer der Schrecken im Gesicht stand.
„Das ist ein Schattenfürst“, meinte Gor’ Anaid, „Und zwar Elundo Thaschgar’ Paristogarl. Er hatte vor Tausend Jahren einen Pakt mit einem Tanar’Ri geschlossen, und wurde dann in den Schattennebel verbannt. Jedes Millennium öffnet sich ein Tor, durch das ein Schattenfürst erneut auf die Erde kann. Und das ist wohl hier der Fall.“
„Er hat eine riesige Armee aus Untoten!“, fügte Hodjo hinzu, „Wie sollen wir die schlagen?“
„Die restlichen Soldaten kämpfen in der Stadt gegen diese Bestien.“, sagte Thogarr.
„Wenn der Fürst verbannt wurde, durch einen mächtigen Zauberspruch, den wir erst vorbereiten müssen, wird auch seine Armee verbannt.“
„Aber in den Legenden hat doch ein einfacher Priester Elundo getötet!“, protestierte Hodjo.
„Ja, aber bei Schattenfürsten, die aus dem Nebel zurückkommen, reicht das nicht.“, erklärte Anaid.
„Gut, dann heißt das, dass ich und...“
„Hodjo.“
„Dass ich und Hodjo gegen Elundo kämpfen, während Ihr Euren Spruch vorbereitet. Wie lange dauert das?“, fragte Thogarr.
„Eine Stunde oder länger. Ihr müsst auf jeden Fall lange kämpfen.“
Bei diesen Worten hämmerte es auch schon gegen die Tür.
„Geht jetzt, wir bereiten die Verbannung vor!“

Thogarr und Hodjo standen mit gezückten Waffen hinter dem Tor. Die Untoten hämmerten dagegen. Wenn sie die Tür aufgebrochen haben, würden die Ersten von den unzähligen Schutzrunen getötet werden. Den Rest müssten sie selbst bekämpfen.
Nach einigen Minuten des bangen Wartens brachen die Untoten die Tür auf, und sogleich zuckten Blitze aus den Runen, und Magische Geschosse flogen ihnen um die Ohren. Die erste Reihe fiel verbrannt um.
Thogarr sah jedoch zuerst die wahre Größe von Elundos Leibwächtern, und die war wirklich gewaltig. Die nächste Reihe rannte herein, wurde jedoch ebenfalls von den Runen aufgehalten. Die paar, die durchkamen, wurden sogleich von Hodjos Klingen zerstört.
Dann kam die dritte Welle, von denen nur wenige von den Runen ausgeschaltet wurden. Jetzt war Thogarr an der Reihe, der mit schnellen Bewegungen die Köpfe der Untoten abtrennte. Bei der nächsten Welle arbeiteten wieder Beide zusammen. Das schwarze Blut der Untoten tränkte den Boden.
Die fünfte Welle ging nicht mehr so ungeordnet vor, sondern sie kamen in einer geschlossenen Formation durch das Tor.
Thogarr und Hodjo hörten schon den Gesang der Magier, die ihren Zauber vorbereiteten.
Hodjo stürmte vor, und halbierte einige der Untoten, wurde jedoch von den restlichen mit offenen Armen empfangen. Sie schlugen mit erstaunlicher Geschwindigkeit auf den Protektor ein. Hodjos kippte bewusstlos nach vorn um, und begrub einen Zombie unter sich.
Thogarr hatte derweil auch Probleme gegen die Untoten zu bestehen, schaffte es jedoch, einige von ihnen niederzustrecken, bis er selbst nach hinten gedrängt wurde. Dort stand er mit dem Rücken an der Wand, und hatte keine Möglichkeit auszuweichen.
Plötzlich fielen die Zombies von hinten um. Hodjo entwickelte eine Raserei, weil er hier seinen Erzfeinden, den Untoten, gegenüber stand. Auch Thogarr ergriff wieder die Initiative, und stimmte dabei ein altes Lied ein, das auch schon im Jahr des Wandernden Teufels von ihm gesungen wurde. Hodjo stimmte ein, und zusammen schlugen sie sich von beiden Seiten durch die Masse, bis sie sich in der Mitte trafen.
Die nächste Welle der Untoten wurde von den Runen aufgehalten, die sich wieder aufgeladen hatten. Aufladbare Runen, dank an den, der sie erfand, dachte Hodjo, und sang dann weiter.
Schließlich kam die vorerst letzte Welle durch das Tor geeilt. Thogarr und der Waldläufer wirbelten singend durch die Masse an Untoten. Thogarr rammte sein Schwert schließlich in den letzten der Zombies, und wartete nun gespannt auf Elundo.
„Ihr habt euch gut gehalten, Narren“, sagte er ruhig und unbeeindruckt, „Einfach meine Leibgarde abmetzeln.“
Wieder lachte er mit seiner abscheulichen Stimme.
„Erwartet ihr denn, dass ich euch nun am Leben lasse? Da habt ihr euch aber geschnitten. Ich werde euch einen schönen, grausamen Tot sterben lassen, bevor ich die Magier und die Alte in dem Raum dort hinten zur Strecke bringe.“
Elundo, der Schattenfürst, griff nach seinem eigenen Schwert, das das Leben seiner Opfer aussaugt.
Er ging langsam auf Thogarr zu, der wie gelähmt war, und legte seine Waffe auf dessen Schulter. Thogarr wurde etwas schwächer, und der Fürst freute sich schon über seinen Sieg. Jedoch hatte er die Rechnung ohne den Waldläufer gemacht, der von der Seite in den Kampf eingriff. Elundo zuckte herum, ließ seine Hand in dessen Richtung sausen, und hielt Hodjo fest. Thogarr klappte schließlich fast in sich zusammen. Der Protektor sah nur noch eine Möglichkeit, aus seiner misslichen Lage herauszukommen. Elundos Arm war steif, und hielt auch einiges an Gewicht aus.
Hodjo sprang hoch, schlang ein Bein um den Arm, und konnte so sein Anderes frei in der Luft hängen lassen. Er holte Schwung, und trat Elundo in die Rippen. Dieser fuhr blitzartig herum, und rammte sein Schwert in Hodjos Bauch. Elundo machte sich keine Sorgen um Thogarr, der sowieso gleich zusammenbrechen würde.
Doch dieser war noch lange nicht so weit, und griff nach seinem Schwert, das vor ihm am Boden lag. Er rammte es in Elundos Hals, und zog es nach hinten wieder raus. Der Kopf des Schattenfürsten kippte nach vorne um, aber einem Untoten macht so was nichts aus.
Er murmelte etwas vor sich hin, und wurde dann von einem Schwarzen Nebel umhüllt. All seine Wunden waren wieder verschlossen, auch sein Kopf saß nun gerade.
Verdammt, dachte Thogarr, Wie sollen wir diesem Tier beikommen?
Er nahm sein Schild, und schubste damit Elundo, der diesmal das Gleichgewicht verlor, und hinfiel.
„Du willst mich besiegen?“, schrie Elundo, und durchstieß Thogarrs Brustpanzer. Thogarr schlug jedoch Elundos Nägel ab, und drückte sein Schild fest auf Elundos Körper. Dieser schaffte es nicht aufzustehen.
„Hodjo, steht auf, und bereit seinem Dasein ein Ende!“
Der Waldläufer kroch mehr, als dass er lief, aber er erreicht sein Ziel. Er holte mit seiner Waffe aus, und schlug Elundos Kopf ab.
Die Krieger ruhten sich kurz aus, als der Körper Elundos aufstand, und Thogarr wegschob. Er packte sich seinen Kopf, und trug ihn nun unter seinem Arm. Der Kop murmelte erneut etwas, und schon stand Elundo erneut geheilt da.
„Wie wollt ihr das machen?“, fragte Elundo höhnisch.
Wieder drängten die beiden Kämpfer auf ihn ein, aber er konnte sie erfolgreich abwehren. Allerdings schafften sie es, ihn bis zum Tor zurückzudrängen, wo er von den Runen getroffen wurde. Blitze durchzuckten seinen Leib, und Feuer brannte auf seinen Knochen.
Dann schubste ihn Thogarr zu Boden, als die Runen ihre Wirkung verbrauchten.
„Was wollt ihr gegen mich ausrichten?“
Ein weiteres Mal versuchten die Beiden, Elundo zu besiegen. Plötzlich zerbrach Hodjos Klinge an Elundos Bein, und so musste er mit einer Waffe kämpfen.
Elundo schlug nun den Waldläufer zu Boden, und diesmal war er wirklich bewusstlos. Thogarr erging es nicht anders, er war zu schwach, um weiter zu machen.
Nun wollte Elundo Thogarr den Kampf beenden, allerdings kamen nun die Magier aus ihrem Zimmer heraus, und stimmten in ein heiliges Lied ein.
Als Elundo die klänge hörte, verzog er sein Gesicht zu einer hässlichen, und schmerzerfüllten Grimasse.
„Das könnt ihr nicht tun!“, protestierte Elundo.
Die Alten sangen weiter.
„Hier! Ich gebe euch Gold, Macht, soviel ihr wollt! Ihr könnt den Ughilhtat beherrschen! Hört auf zu singen!“
Elundos Stimme wurde zu einem schrillen Kreischen, als der Schattenfürst in einem hellen Licht aufging.
Den Untoten im ganzen Land erging es eben so, wie Elundo. Die Plage war vorbei, und die Magier heilten Hodjo und Thogarr wieder.
Als Tage später der Sohn des Königs aus Galaroh’ zurückkehrte, wurde er von den Alten zum Herrscher Dwertins gekrönt.
Es herrschte wieder Frieden im ganzen Land.

Elundo Thaschgar’ Paristogarl hockte erneut auf seinem Thron im Schattennebel, im Endlostief, in der Hölle.
Er wartete begierig darauf, dass Tausend Jahre vergehen würde. Denn in Tausend Jahren würde er die Nachfahren dieser Krieger grausam zu Tote foltern.
Dann würde er das Reich übernehmen, und die anderen Länder erobern.
Er wartete begierig auf das nächste Tor, das ihn aus dem Schattennebel führen würde. Er wartete begierig auf diesen Tag.
Und dieser Tag würde kommen, das wusste Elundo Thaschgar’ Paristogarl einfach.
26.04.2004, 16:32 #3
Joni Odin von Hassenstein
Beiträge: 3.925

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