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[GM] Licht und Schatten
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28.03.2004, 04:52 #276
erzähler
Beiträge: 68

Das Wesen, das über der Abtei schwebte, war Wantral. Ein Dämonengeist der alten Zeit. Von Innos unterworfen, von Bilar bewacht. Er gehorchte nur der Macht des Feuergottes, ließ jedoch nur von den Willen des Todesgottes lenken.

Die feinen Linen, es müssen mehr als tausend gewesen sein, stiegen schnell höher, trafen auf Wantral, durchfuhren ihn, umhüllten ihn, vereinigten sich mit seiner Essenz. Der Dämon brüllte wieder auf.
Violettes Licht wurde in seinen geballten Fäusten entfacht. Es wirbelte umher, verdichtete sich, formte sich. Von der einen Faust in die andere.
Nach und nach nahm es seine endgültige Gestalt an. Seine gigantische Kriegssense. Wantral hob den furchtbare Waffe an und jagte plötzlich los. Schneller als das Licht stieg er in immer höhere Lagen. Immer weiter, immer höher.

Als die Erde schon unter dem nächtlichen Wolkenhimmel verschwunden und der Horizont eine Krümmung angenommen hatte, verharrte Wantral.
Er ließ kurz den Blick schweifen, dann begann er die Sense über dem Kopf zu drehen. Erst langsam, dann schneller.
Die Sense wurde zum Wirbel, der Wirbel zur Scheibe, die Scheibe zu einem Kreis aus schwarzviolettem Licht.

Und dann zerbrach sie. In Milliarden kleiner Einzelfragmente, nicht größer als eine menschliche Faust. Wie ein überirdischer Schwarm aus Glühwürmern schwebten sie um den Dämonengeist.
Der breitete die Arme zu einer gebieterischen Geste aus. Die Fragmente wippten auf und ab und fuhren dann auseinander. Einige zurück zu Abtei. Andere mit brüllender Geschwindigkeit nach Norden.

Ein Kometenschwarm im Tiefflug donnerte über die Berge, südlich von Khorines. Bis hier hin hatte es das graue Heer schon geschafft, nicht einmal fünfzig Meilen von den ersten Bauernhäusern der Provinz entfernt.
Die Zombies marschierten wie eh und je durch das felsige Schneeland. Dann auf einmal trat Unruhe in die Menge. Die hintersten Monster drängten panisch vor. Ein Chaos ohne gleichen brach aus. Alles floh wild aus einander.
Der Himmel wurde plötzlich von lila leuchtenden Lichtern erhellt. Ihre Zahl war so gewaltig, dass es tatsächlich Taghell wurde.
Die Kugeln aus Licht setzten in Schwärmen zum Sturzflug an, mähten durch die Reihen der Monster. Jeder, der einer der Kugelblitze zu nahe kam, wurde zu Staub zerblassen. Die Zombies, Skelette, Trolle und anderen Monster der Abtei vergingen in weniger als vierzehn Minuten. Bis auf den letzten zuckenden Arm wurde das Graue Heer aus der Realität getilgt und es blieb nichts als Staub von ihm übrig.
Noch drei Tage später konnte man seltsamen, grauen Schnee auf den Gipfeln der südlichen Berge erblicken.
Doch mehr bekam Khorines von der Bedrohung nicht mit. Die Bürger, Waffenknechte, Söldner und Novizen, Mönche und Magierei. Sie alle waren ahnungslos. Und das war gut so. So sollte es sein. Es war der Wille der Götter.

Wantral schwebte über der Erde und lösste sich langsam in Luft aus. Nie wieder hat man von ihm etwas gehört.

Renata schlug die Augen auf und sah auf ihre Arme. Staub war dort zu sehen. Von Hilias zeugte nur noch ein Stück geschmolzenes Metall. Und der Anhänger, den ihn die Hüterin Meditate mitgegeben hatte.
Er war verblichen. Hilias Montrak, Sohn des Schmiedes Huglas Montrak, war nicht mehr.
Nie würde man seinen Namen ehren. Seinen Taten gedenken. Und doch hatte er sich das größte Gut erworben, das ihm je zuteil gewährt worden wäre.
Erlösung
28.03.2004, 05:21 #277
Renata
Beiträge: 455

Die Tür flog auf und ein leichter Wind fuhr durch das Schiff der Kathedrale, nahm den Staub, der von Hlias geblieben war, mit sich fort.

Herein trat Lama, für den es dort draussen nach Wantrals Wüten keine Gegner mehr gab.

Betäubt sahen er und Renata auf den Anhänger und die Halbmaske aus geschmolzenem Metall, die von dem Auserwählten Innos´ zurückgelassen wurden.

Alles war plötzlich still und friedlich.

"Renata. Lama."
28.03.2004, 05:34 #278
kore
Beiträge: 80

"Renata. Lama.

Kommt, hier gibt es nichts mehr, auf das zu warten wäre. Ich bringe euch zurück ins Kastell. Alle eure Freunde sind schon dort und in Sicherheit.

Haltet die Augen während unserer kleinen Reise geschlossen, damit ihr nichts von der Welt seht, durch die wir gehen werden."

Wieder breitete die lichte Gestalt die in helles Tuch gehüllten Arme aus, um die beiden letzten der Gefährten zurück zu bringen.

Zurück blieb nur Stille und ein bisschen Staub.
28.03.2004, 06:15 #279
erzähler
Beiträge: 68

Als die Kore mit Renata und Lama verschwunden war, kehrte wieder Ruhe in die Mauern der Abtei ein, die einst verderbt und kalt, jetzt nur noch kalt dalagen.

Staub lag in der Mitte eines Kreises aus Licht. Das Licht war nicht mehr Blutrot. Ein mattes Pfirsich bedeckte den Marmorboden. Lichtschein eines neu anbrechenen Tages.
Der Staub, grau und leblos, wurde in sanften Wellen vom Wind in eine schattige Ecke geweht. Dort, wo niemals Licht hinfallen würde. DEr Rücksack, der einmal einem Helden aus Khorines gehört hatte, wurde von einem heftigen Windstoß gepackt und umgeworfen. Die Klappe fiel auf, ein kleiner Beutel rollte auf den Boden.

Die Kordel was locker, der Wind konnte mühelos den feuchten Inhalt vorpusten. Auch er wurde in die schattige Ecke getragen, wo schon der aschefahle Staub sich gelegt hatte.
Es war Erde aus Khorines, die ein Held vor scheinbar Jahren mitgenommen hatte, weil er glaubte, es sei eine gute Idee, ohne zu wissen warum.
Die Erde rollte in dicken, feuchten Brocken über den Boden, der Wind schien sie wie kleine Glasmurmeln vor sich her zu treiben. Tabakreste klebten an dem Erdreich. Sie hatten noch in dem Lederbeutel geschlummert, übriggeblieben vor der heißen Verfeuerung im Pfeifenkopf, den der Held aus Khorines immer zum rauchen verwandt hatte.

Alles bild im Schatten der dunklen Ecke liegen. Staub, Erde und Pflanzenteile hatten sich vereint.
Das Schicksal hatte die Würfel für eine neue Runde in den Becher, der mit dem Leder der Toten gemacht waren, geworfen. Und dieser grimmige Spieler lächelte. Ein bösartiges Lächeln. Das Lächeln eines Wahnsinnigen, der von Macht, Zeit und Langeweile zuviel überig hatte.


Doch vorerst war die Welt gerettet. Die Würfel schwiegen geduldig im Becher. Vögel zwitscherten schon in den Ruinen der alten Abtei, die nun endgültig den Kampf mit der Zeit verlieren würde.
Das Leben kehrte zurück. Langsam, aber stetig.

Es kam sogar zu einem schattigen Platz im Inneren der Ruine. Tot gab Leben. Leben erzeugte unweigerlich tot.





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