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02.11.2003, 01:14 #1
Renata
Beiträge: 455
Spiele Comebacks -
Hallo Zusammen, ich lese zwar schon eine ganze Weile dieses Forum mit, bin heute aber das erste Mal aktiv.

Ich fände so eine Art "Ultima 7b" toll, Ultima 8 habe ich schon nicht mehr gespielt, weil es angeblich nicht mehr in Britannia angesiedelt war. Die danach folgenden Online-Varianten konnte ich mangels Internet-Zugang damals nicht spielen, interessieren mich auch nicht wirklich.

An Ultima hat mir immer der Wiedererkennungsfaktor bei Land und Partymembern gefallen (wie in einer Fernsehserie :) )
03.11.2003, 21:55 #2
Renata
Beiträge: 455
Vorstellungen: Zirkel um Xardas -
Name: Renata
Weiblich, Größe 1,75m, grün-braune Augen, fast weißes Haar
Alter: nicht bekannt, ca. 40
Herkunft: nicht bekannt
Waffen: keine
Rüstung: Magierrobe

Gilde: Zirkel um Xardas
Rang: Schwarzmagierin

Nebenskill: Barbierin

Eigenschaften: misstrauisch gegen Fremde, treu ihren Freunden, mundfaul, besonnen, bringt altersbedingt ein gerütteltes Mass an Lebensweisheit mit, kann lesen und schreiben.

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Renatas Erinnerungen reichten nicht sonderlich weit zurück. Genaugenommen nur bis letzten Sommer. Keinerlei Erinnerung an den vorletzten Winter, an die Sommer vor 3, vor 5 oder vor 10 Jahren; nicht an Kindheit, Elternhaus, Name, Bruder oder Schwester, nicht an Jugend oder Erwachsenwerden. Nicht an eine vielleicht existierende eigene Familie. Keinerlei Gesicht im Gedächtnis mit dem Wissen oder Erkennen "mein Kind" oder "mein Gefährte".

Die allererste in ihrem Gedächtnis verfügbare Erinnerung war die an einen leidlich warmen Spätsommertag, die Blätter der Bäume und die Wiesen dunkelgrün, leicht stumpf bereits; nicht mehr satt und saftig wie sie es im Frühling zu sein pflegten (woher wusste sie das?). Der Himmel war mal mehr, mal weniger grau und es regnete fast den ganzen Tag. Am deutlichsten erinnerte sie ich an das den Himmel beleuchtende Strahlennetz, für das Sie nur die Bezeichnung "Blitze" fand, obwohl sie irgendwoher wusste, dass Blitze nur kurz bei einer Art Entladung aufleuchten. Dieses Strahlennetz aber war kuppelförmig und erhellte diese ihr unbekannte Welt periodisch minuten- oder gar stundenlang.

Sie befand sich in der Nähe eines mit zwei Wächtern besetzen Tores. Jenseits des Tors lag ein kleiner schlammiger Tümpel, von dort durch das Tor hindurch führte eine Art Passweg unterhalb eines verlassenen Bergewerks vorbei. Sie hatte keine Ahnung, wie sie dort hin gekommen war. Das war schlimm genug , weitaus erschreckender aber war die Erkenntnis, dass sie generell von allen vorangegangnen Tagen keine Ahnung hatte. Die aus diesem Erschrecken wachsende Angst und Unsicherheit hielt sie lange Zeit von anderen Menschen fern. Darüber hinaus hatten die Wächter am Passtor, die sie damals - durchnässt und verängstigt - um Hilfe bat, nur einige rüde und vulgäre Bemerkungen für sie. Obwohl sich unweit des verlassenen Bergwerks eine von vielen Menschen bevölkerte Festung befand - genau dorthin führte der Passweg -, dauerte es bis zum Anfang des Herbstes, bis sie sich überwinden konnte, Kontakt zu Mitmenschen aufzunehmen. Damit wurde es notwendig, einen Namen zu führen; fortan nannte sie sich Renata, das hieß "Wiedergeboren" in der Sprache des Südvolkes (wann hatte sie sich dieses Wissen angeeignet?).

Wie auch immer ihr Leben vor diesem Tag, den sie später den "Ersten" nennen würde, ausgesehen haben mochte, es musste gut und üppig gewesen sein: Sie war mehr als gut genährt. Sie trug ein glattes langes Gewand aus Wolle, schmucklos, aber von exquisiter Qualität. Ihr Spiegelbild in einer Wasserpfütze zeigte ihr eine etwa 40jährige Frau. In dem dichten schulterlangen Haar, das einmal hellbraun gewesen sein mochte, überwogen jetzt die weißen und grauen Haare. Trotz ihres höheren Alters hatte sie noch alle Zahne. Sie trug keine Haube, obwohl sie zu wissen glaubte, dass ihr diese nach Stand und Alter zustehen würde..

Dem damaligen guten Ernährungszustand hatte sie wohl ihr Überleben in den ersten Wochen zu verdanken. Der magere Vorrat von essbaren Waldbeeren und Pflanzen, die sie gesammelt hatte, ließen nur kleine und karge Mahlzeiten zu. Einige Pflanzen schienen ihr bekann zu sein, bei ihnen wusste sie, dass sie essbar oder eben nicht essbar waren. Bei anderen musste sie durch vorsichtiges Probieren herausfinden, ob sie der Lebenskraft zuträglich waren. Auf der Suche nach diesen Pflanzen hatte sie einige Felsvorsprünge in unmittelbarer Umgebung der stillgelegten Mine erklettert und befand sich unversehens auf einem Hochplateau, auf dem sie einen Molerat gewahrte. Mit viel, viel Glück gelang es ihr, dieses felllose Tier aus sicherer Höhe, nämlich von einem weiteren Felsvorsprung aus, mit einem kürbisgroßen Stein zu erschlagen, den sie einfach über die Kante des Vorsprungs rollte.

Sie nistete sich in der kleinen Höhle, die der Molerat bis dahin bewohnte, ein und polsterte sie dick und warm mit langen trockenen Halmen des Grases aus, das auf dem Hochplateau üppig wuchs. Das sorgfältig eingeteilte Fleisch des erlegten Molerats nährte sie für mehrere Wochen. Ohne sich zu erinnern, wann, wo und wie sie es gelernt hatte, konnte sie ein Lagerfeuer unter Zuhilfenahme zweier trockener Hölzchen entfachen.

Bei einem Streifzug durch die nähere Umgebung - auf der Such nach Beeren, nur kurze Zeit, nachdem sie den Molerat erschlagen hatte - fand sie den übel zugerichteten Leichnam eines kräftigten Mannes. Offensichtlich hatte er es mit mehr wilden Tieren auf einmal aufgenommen, als gesund für ihn war,. Dieser Mann war mit einem knöchellangen Kapuzenmantel bekleidet. Renata überwand ihren Ekel und zog dem Leichnam dieses Kleidungsstück aus. Wams und Hose des Mannes waren zu sehr und zu lange von seinem Blut getränkt gewesen, als dass sie noch von Nutzen sein konnten. Der Hunger einiger fleischfressender Spezies hatte ein Weiteres getan. Unmittelbar bei der Leiche fand Renata einen mannshohen Wanderstab und einen Beutel mit etwas jetzt ungenießbarem Brot, 2 Bröckchen Erz und einem fleckigen Pergament, das die Zeichnung einer nackten jungen Frau trug. Die wenigen Worte, die über dieser Zeichnung gekritzelt waren, konnte Renata ohne Probleme lesen. Aha, diese Fähigkeit besaß sie also auch.

Der Übergang vom Sommer zum Herbst war von kalten Stürmen geprägt. Der mit Glück gefundene Kapuzenmantel half, der Kälte Herr zu werden. Bei Ende des Sommers hatte Renata alles überflüssige Körperfett verloren. Knochig und kantig, in dem dunklen Mantel, dessen Kapuze sie meist übergezogen trug und Ihrem jetzt viel zu weitem Gewand war sie nur noch schwer als Angehörige des weiblichen Geschlechts zu erkennen. Ihr Haar trug sie jetzt kurz. Ihre vordem schulterlangen Locken verfilzten in der Wildnis in kurzer Zeit so sehr, dass sie es mit einem scharfkantigen Bruchstein auf etwa 3-Finger-breite Zotteln kürzte. Dabei gewahret sie erstmals die gezackte Narbe, die sich, hinter ihrem rechten Ohrläppchen beginnend, nach rückwärts aufwärts über Ihren halten Hinterkopf zog. Diese Narbe war fast vollständig verheilt, weich und wulstig, zu unregelmäßig ausgefranst, als dass sie von einer scharfen Waffe hätte stammen konnte. War der Umstand oder das Ereignis, das Ihr diese Narbe beschert hatte, auch verantwortlich für ihre fehlenden Erinnerungen? Für den Verlust von 40 Jahren?

Den ersten Winter brachte sie leidlich hinter sich, indem sie sich an den tranigen Geschmack von Fleischwanzen gewöhnte und bei den Händlern des Sumpflagers gesammelte Pflanzen und Kräuter gegen Nahrung eintauschte. Mit Beginn des Frühlings erhöhte sich sowohl das Nahrungsangebot als auch die Bewegungsfreiheit wieder. Das alte und das neue Lager mied Renata, gelegtenlich streifte sie in der Gegend des Amazonenlagers umher. Mittleiweile war wieder hoher Herbst. Sie hatte mit dem Gedanken gespielt, sich noch vor dem diesjährigen Winter dem Amazonenlager anzuschließen. Aber die Amazonen waren fort, gegangen nach dem Tot ihrer Priesterin, verstreut in alle Himmelsrichtungen. Zwar standen die Gebäude noch, die von einigen wenigen Zurückgebliebenen bewirtschaftet wurden, jedoch war die vormalige, das Lager auszeichnende Spiritualität mit der Amazonenpriesterin gegangen.

Die Barriere, die sich in dem schon am ersten Tag von Renata bewunderten Strahlennetz manifestiert hatte, war in der Zwischenzeit gefallen. Viele der bis dahin in der Barriere eingeschlossenen Menschen, insbesondere diejenigen aus dem alten und dem neuen Lager, hatten sich in Richtung der Stadt Khorinis aufgemacht. Deren Spuren folgte Renata auf den jetzt weitestgehend monsterfreien Wegen. Die noch verbleibenden kleinen Gruppen von Scavangern, Blutfliegen und Waranen konnte sie problemlos umgehen. Nach Khorinis also.......

Mail: renate.kerp@t-online.de
ICQ: 299750834

Zitat Rhodgar:
Genau in diesem Moment schlenderte nämlich Renata, Rhodgars leicht betagte "Aushilfsmutter", an ihnen entlang, sah sich das Schauspiel nur einmal kurz an und stürmte dann herbei.


zugelasen
04.11.2003, 22:22 #3
Renata
Beiträge: 455
Im Minental # 4 -
Renata ging leichten Schrittes. Der Himmel war wolkenlos, die von der strahlenden Sonne angenehm erwärmte Luft genau richtig für einen strammen Marsch. Sie war schon früh, noch vor Sonnenaufgang, aufgebrochen. In der Dunkelheit war die Luft noch feucht, das am Boden liegende Herbstlaub verströmte einen leicht erdigen aber angenehmen Duft. Jetzt, im strahlenden Sonnenschein, leuchteten die noch reichlich an den Ästen verbliebenen Blätter der Laubbäume teils in einem satten Sonnenblumengelb, teils in allen Schattierungen von Hellrot bis hin zur Farbe getrockneten Blutes. Ihren Kapuzenmantel hatte sie lose über die Schultern gehängt. An ihrem Gürtel hingen ihre wenigen, in ein Tuch geknotete Habseligkeiten.

“Ein wunderschöner Tag” dachte Renata , “ich will dies als gutes Ohmen für mein Vorhaben nehmen”. Nachdem sie ihre Entscheidung, nach Khorinis zu gehen, einmal getroffen hatte, setzte sie den Plan schnell in die Tat um. Aus dem Minental kommend, lief sich nun schon einige Stunden den Passweg entlang. Bis jetzt war ihr noch keine Menschenseele begegnet, auch von irgendwelchem Getier hatte sie noch nichts gesehen, lediglich ein gelegentliches Rascheln links oder rechts des Weges kündete von der Anwesenheit kleinerer Lebewesen. Um die Mittagszeit hatte sie nur für eine kleine Mahlzeit am Wegrand innegehalten. Kurz darauf kam sie bereits an die Grenze des ihr bis dahin bekannten Geländes. Das folgende Neuland war Grund für ihr frühes Aufbrechen: dieses noch ungesehene Land wollte sie lieber bei Tageslicht als bei Nacht durchqueren.

Als der Abend dämmerte, erreichte sie das Passtor. Bevor sie es durchquerte, zog sie die Kapuze des Mantels hoch und ein bisschen in die Stirn, so dass ihre Augen für den flüchtigen Betrachter im Schatten lagen. Sie nickte den Wachen, als sie sie passierte, einen Gruß zu, diese nickten nicht unfreundlich zurück. Nach ein paar Dutzend Schritten hielt Renata inne und ging zu den Wachen zurück. “Verzeiht” sagte sie “ich reise alleine in einem mir fremden Land und ohne zu wissen, welche Ungeheuer hinter der nächsten Wegbiegung auf mich warten. Ich würde mich sicherer fühlen, könnte ich mein Nachtlager in Eurer Sichtweite aufschlagen, so Ihr erlaubt.”

“Ihr macht nicht den Eindruck, als würdet ihr uns während des Schlafes hinterrücks ermorden, zumal einer von uns immer Nachtwache hält” erwiderte einer der Wachen, “fühlt Euch also frei, Euer Haupt zu betten, wo immer es Euch beliebt”. So legte sich Renata auf einen schnell zusammengekratzten Laubhaufen, wickelte sich fest in ihren Mantel (welch glückliche Fügung der Götter, die sie ihn hatten finden lassen) und zog zuletzt die Arme aus den Ärmeln nach innen in ihren Kokon hinein. So schlief sie ein.
05.11.2003, 23:24 #4
Renata
Beiträge: 455
Im Minental # 4 -
“Bei den Göttern, war das eine kalte Nacht” Renata streckte sich vorsichtig auf ihrem Lager aus Laub “das ist nicht sehr bekömmlich für meine alten Knochen”. Steif, mit knackenden Gelenken, richtete sie sich auf. Der Himmel war sternenklar, es würde voraussichtlich wieder ein sonniger Tag werden. Nachdem sie sich von den Torwachen den weiteren Weg hatte beschreiben lassen, winkte sie kurz zum Abschied und wandte sich gen Norden.
06.11.2003, 00:29 #5
Renata
Beiträge: 455
Taverne "Zur toten Harpyie" #3 -
Schon bald, nachdem Renata vom Passtor aufgebrochen war, dämmerte der Tag und sie sah mehr von ihrer Umgebung. Sie befand sich auf einer Ebene, soweit sie dass im morgendlichen Dunst erkennen konnte, weitläufig und zumindest von zwei Seiten von hoch aufragenden Felswänden gesäumt. Der Tag hielt, was die sternenklare Nacht bereits versprach; nachdem sich der Frühnebel verzogen hatte, lag die Landschaft wie am Tag zuvor wieder unter einem sonnigen blauen Himmel. Gegen Mittag erreichte Renata den ersten Wegweiser, der den Weg nach Khorinis deutete. In die gleiche Richtung zeigend, lockte ein Schild “zur Taverne” die vorbeikommenden Reisenden. Bei Innos, das war eine gute Nachricht. Sie hoffte, dort nächtigen zu können. Doch zunächst galt es, dieses Ziel erst noch zu erreichen. Bis auf ein kleines Rudel Scavanger und zweier Lurker, die sich den Göttern sei Dank in ausreichender Entfernung befanden, sah Renate auch diesmal keine größeren Lebewesen.

Sie hatte sich während ihres Marsches an diesem Tag immer an der westlichen Felswand orientiert, an deren Fuß sie sich in nördlicher Richtung bewegte. Einige Meilen, nachdem sie den Wegweiser passiert hatte, wich diese Mauer aus Felsgestein plötzlich zurück, der Weg bog nach Nordwesen ab, jetzt bergan führend. Genau an dem Punkt, als das Gelände wieder eben wurde, stand die offensichtlich sehr alte Taverne “Zur toten Harpyie”. Es mag an dem noch frühen Nachmittag gelegen haben, dass sich außer dem Wirt und einem trunken Schlafenden niemand in der der Schenke befand, als Renata sie betrat.

“Seid gegrüßt” sprach Renata den Wirt an “ich hätte gerne ein Bett für die Nacht, wenn ich es mir leisten kann”. Der für die Übernachtung verlangte Preis war dann auch mehr als happig. Nachdem sie sich noch einen heißen kräftigen Wein mit Gewürzen hatte geben lassen, war ihr Geldbeutel so gut wie leer. Sei´s drum. Um den hohen Zimmerpreis bis zum letzten Penny auszunutzen, zog sie sich mit ihrem Wein ziemlich bald zurück, aß noch etwas von ihrem eigenen Proviant und freute sich dann über das üppige Federbett.
06.11.2003, 23:45 #6
Renata
Beiträge: 455
Taverne "Zur toten Harpyie" #3 -
Renata wachte erst auf, als die Sonne schon ziemlich hoch am Himmel stand und in das Fenster ihrer Kammer schien. “Hmmmmm....wonnig, so ein Bett” dachte sie und gönnte sich noch eine kleine Weile. Als sie dann am fortgeschrittenen Vormittag den Schankraum durchquerte, dachte sie bei sich, was den Wirt dazu gebracht haben mochte, ihr so grimmig entgegenzuschauen. Gestern schon kein Ausbund an Frohsinn, schien er heute morgen noch eine Spur brummiger zu sein. “Hallo Herr Wirt“ sprach sie ihn an “verrate mir doch bitte, wie weit der Weg nach Khorinis noch ist und ob ich es schaffen kann, heute noch dort anzukommen” Eine Hand hatte sie auf die Theke gelegt - aber nur kurz. Merkwürdig. Wie konnte etwas so glattes und spiegelnd glänzendes....klebrig sein?
09.11.2003, 00:43 #7
Renata
Beiträge: 455
Taverne "Zur toten Harpyie" #3 -
Hm, das würde bedeuten, dass sie - wenn sie dem Guten Rat des Wirtes folgte - zumindest noch eine weitere Nacht hier würde bleiben müssen? Na toll, und dass, nachdem Renata ihr ohnehin nur weniges Geld fast ganz für die gestrige Übernachtung in dieser Taverne verprasst hatte. Nun, nicht mehr zu ändern. Was hatte der Wirt noch gefragt? „Wo ich herkomme? Weder aus den nördlichen Ländern noch aus Drakia oder Gorthar. Ich komme zwar aus südlicher Richtung, war aber nicht mal annähernd in der Nähe dieser beiden Städte und kenne deren Namen auch nur aus Erzählungen“ Bei dieser Gelegenheit betrachte Renata ihr Gegenüber erstmals etwas genauer. Dem Mann fehlte ein Bein, an dessen Stelle jetzt ein Holzstumpf geschnallt war. Während er hinter dem Tresen hantierte, war Renata schon das „Tapps-klonk-Tapps-klonk“ seiner Schritte aufgefallen. Irgendwie melodisch..

„Hör zu, Wirt“ sprach Renata ihn an „so wie´s aussieht - nämlich wenn ich meinen leeren Geldbeutel so betrachte - stellt sich mir nicht die Wahl, ob ich einen weiteren Tag auf Tageslicht oder eine Begleitung warte oder ob ich jetzt sofort aufbreche und vielleicht in mein Verderben renne. Obwohl....“ hier machte sie eine kleine Pause, um sich der Aufmerksamkeit des Wirtes sicher zu sein „im Gegensatz zu Dir habe ich zwei wenn auch nicht mehr junge so doch gesunde Beine. Lass uns einen Handel machen: ich werde Dir heute Abend alle Wege in der Schenke abnehmen und Deine Gäste bedienen. Dafür erlaubst Du mir, im Stroh Deines Stalles zu übernachten. So bekommt Dein armes Bein ein wenig Ruhe, der Ruf der Taverne wird nicht beschädigt und ich werde die kommende Nacht weder erfrieren noch von einer Bestie gefressen. Was hältst Du davon?“
09.11.2003, 22:30 #8
Renata
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Taverne "Zur toten Harpyie" #3 -
„Nenn´ mich Renata. Für wen sind die?“ fragte sie den Wirt mit Blick auf die ihr hingehaltenen Bierkrüge. „Für die drei an der Tür? Dann mach noch einmal vier für die Gruppe am Kamin und der an der Treppe will noch einen Reiswein“. Unter den Gästen waren einige mit ziemlichem - oder eher unziemlichem - Fassungsvermögen, was die geistigen Getränke anging. Andere wiederum nippten nur an ihrem Bier, was wohl eher am kleineren Geldbeutel als am kleineren Durst lag. Der Geräuschpegel in der Schankstube war hoch, die Gespräche wurden teilweise hitzig, wenn zu einem Thema unterschiedliche Meinungen aufeinander prallten.
10.11.2003, 06:23 #9
Renata
Beiträge: 455
Taverne "Zur toten Harpyie" #3 -
Die vergangene Nacht war nur kurz: Mitternacht war schon vorbei, als die letzten Gäste gingen. Bei den Göttern, dieser Abend in der Taverne war anstrengender gewesen als ein Halbtages-Marsch, der nur bergauf führt. Ihr mit dem Tavernenwirt ausgehandelter Schlafplatz im Stroh hatte sie vor der Kalte geschützt, war aber trotzdem nicht von der Art, dass er zum Verweilen eingeladen hätte.

Sie war schon seit Sonnenaufgang wieder unterwegs. Dem Wirt hatte sie schon beim Verlassen der Schankstube für den Schlafplatz gedankt und sich von ihm verabschiedet. In Erinnerung seine Worte vom vorangegangenen Tag hielt sie Ausschau nach einem Ast, einem Knüppel, mit dem sie sich vielleicht gegen Angreifer wehren konnte. Ha, gegen Fleischwanzen allenfalls. Größeres Getier würde so ein Knüppel nur wenig beeindrucken. Sie fand einen geeigneten Ast, knapp so lang wie ihr Arm, hoffte aber, ihn nicht benutzen zu müssen.

Den Wegweisern folgend, bewegte sie sich nun in westlicher Richtung.
11.11.2003, 01:42 #10
Renata
Beiträge: 455
Die Stadt Khorinis #21 -
Khorinis war ein ganzes Stück größer als Renata erwartet hatte. Seit einigen Stunden lief sie nun schon im Gewirr der Gassen umher. Der Zugang zur sogenannten “Oberstadt” wurde allem einfachen Volke von zwei Gardisten schlichtweg verwehrt. Je näher sie dem Hafen kam, desto enger und dunkler wurden die Gässchen. Zwischen Hafen und Oberstadt lag ein rühriges Viertel mit allerhand Händlern und Handwerkern.

Betreten hatte sie die Stadt durch das Osttor. Hinter dem Tor befand sich gleich der Marktplatz, wo sie an einem der Stände einige Handvoll der getrockneten Pilze, die sie als Proviant mit sich führte, gegen ein paar armselige Münzen tauschen konnte. Mittlerweile waren die vorher noch bevölkerten Strassen leer und es wurde höchste Zeit, eine Schlafstelle zu finden, wenn sie die Nacht nicht im Freien, in irgendeiner Mauernische kauernd, verbringen wollte. Sie kam jetzt schon zum zweiten Mal an einer Herberge vorbei, in der ihre Barschaft vielleicht sogar für ein Bett im Schlafsaal hätte reichen können. Andererseits neigte sich ihr Vorrat an Essbarem, nicht zuletzt durch den Handel von vorhin, dem Ende entgegen. Sie musste dringendst einen Weg finden, Geld für Nahrung und Unterkunft zu verdienen.

Unweit von der Herberge befand sich ein Wirtshaus, aus dem immer noch der Gesang trunkener Nachtschwärmer nach draußen drang, Unversehens öffnete sich die Tür und ein kleiner dürrer Mann, hoch an Jahren, torkelte ins Freie, für einen Augenblick orientierungslos. Nach ein paar Schlenkern hatte er aber offensichtlich seine Richtung wiedergefunden und folgte dieser leise kichernd und hicksend, sich seinem angepeilten Ziel in Schlangenlinien nähernd. Aus dem Schatten der Arkaden des der Schenke gegenüberliegenden Hauses löste sich verstohlen ein Schatten, in dem Alten offensichtlich leichte Beute witternd.

“So nicht, Freunde der Nacht” dachte Renata und hatte den Greis mit 4, 5 großen Schritten schon eingeholt. Kurzentschlossen fasste sie den Alten, der gut einen Kopf kleiner war als sie, um die Schulter und sprach ihn in einer Lautstärke an, die man allenthalben bei Schwerhörigen benutzt, damit dem Halsabschneider auch ja kein Wort entging: “Komm mit, mein Lieber, ich sorge dafür, dass Du Dein Bett heute sicher findest”. Dabei versuchte sie, sich unter ihrem Mantel ein bisschen mehr aufzuplustern, um im Licht der die Strasse nur mäßig beleuchtenden Fackeln eine größere und breitere Silhouette abzugeben.

Der total verdutzte Mann ließ sich willenlos führen und starrte Renata nur mit offenem Mund, aus dem der Speichel troff, an. Nachdem sie sicher war, dass der Halunke ihnen nicht folgte, lockerte sie den Griff um den Greis, worin dieser offensichtlich eine vermeintliche Chance zur Flucht sah und sich erstaunlich hurtig in Richtung des Hafenviertels bewegte. Trotzdem bereite es Renata keine Mühe, ihm zu folgen. Nach ein paar Dutzend Metern öffnete er eine Hütte und stürzte hinein. Renata hatte jedoch schon einen Fuß in der Tür, ehe der Alte sie hinter sich zuwerfen konnte. “Alter Mann, hab´ keine Angst” versuchte sie ihn zu beruhigen “meine Absicht ist weder, dir Schaden zuzufügen, noch Dich Deiner Habschaft zu berauben. Ich bitte lediglich um ein Eckchen, in dem ich schlafen kann, als Entlohnung dafür, dass ich dich vor einem Halsabschneider rettete, der Dir sicher Übles wollte”. Der Alte war inzwischen auf den einzigen Stuhl in der Hütte gesunken, starrte sie an, hickste ein ums andere Mal und sprach immer noch kein Wort. Dennoch schien er sich langsam zu beruhigen. Seine Augenlider wurden schwer und nach wenigen Minuten schlief er, immer noch sitzend ein, nachdem er sich leise rülpsend Erleichterung verschafft hatte.

Mit einem Achselzucken nahm Renata das Bett für diese Nacht in Besitz. Im Einschlafen dachte sie noch seufzend “sturzbetrunkene Greise im Dunkeln nach Hause bringen, bei den Göttern, was für ein Geschäft”.
12.11.2003, 21:28 #11
Renata
Beiträge: 455
Die Stadt Khorinis #21 -
Es war warm. Sehr warm. Die Sonne schickte ihre Strahlen schräg auf die üppig grüne Wiese, auf der dicht an dicht Frühlingsblüten standen. Es war die erste Stunde nach dem Morgengrauen. Etwas brannte irgendwo. Die Vögel zwitscherten. Ein weißes Kaninchen kam auf die Wiese gehoppelt, stellte sich auf die Hinterpfoten, schnupperte, kräuselte die Nase und hüpfte weg. Irgendwas störte. Ein pfeifendes Geräusch, lang und immer lauter werdend, endete mit einem “Platsch” und etwas schlug auf dem Boden auf, das ein etwa 2 Handbreit tiefes Loch hinterließ. Das Loch hatte den Umriss eines dünnen Tieres mit breiter Schnauze und einem langen Schanz, das alle viere links und rechts von sich gestreckt hatte. Ein diesem Umriss entsprechendes Lebewesen, ganz in rosarot, kletterte aus diesem Loch, zuckte die Schultern und ging aus Renatas Blickfeld. Das weiße Kaninchen......
“Aufwachen, aufwachen! He, werd` endlich wach, äääh....Mädchen”. Jemand schüttelte Renata “Dein Kopf liegt jetzt schon seit ein paar Minuten auf meiner Schulter und Du sabberst mir auf die Uniform. Wenn Du die Wärme des Kamins und den Qualm unseres Sumpfkrauts nicht verträgst, solltest Du Dir einen Nichtrauchertisch suchen”. Benommen rappelte Renata sich auf, noch verwirrt von ihrem Traum. Dort, wo sich normalerweise ihr Gehirn befand, glaubte sie einen riesigen nasskalten Fisch zu fühlen, der ihren Schädel scheinbar unbedingt durch ihr Stirn verlassen wollte. Als sich ihr Blick endlich klärte, fand sie sich zwischen zweier Gardisten sitzend, jeder an einem Stängel Sumpfkraut saugend. “Ich muss hier raus” nuschelte sie und stürzte aus der Hafenkneipe ins Freie. Die frische kalte Nachtluft machte dem Fisch in ihrem Kopf den Garaus, sie konnte wieder klar denken.
14.11.2003, 19:35 #12
Renata
Beiträge: 455
Die Stadt Khorinis #22 -
Vor dem Tempel des Adanos in der Unterstadt hatten sich etwa zwei Dutzend Menschen eingefunden, um dem dortigen Prediger zu lauschen

"....und Adanos sprach zu Innos...."

Ein wenig abseits und von allen ignoriert stand ein fliegender Händler mit einem Bauchladen, der diverse Adanos-Devotionalien feilbot. Er hielt direkt auf Renata zu.

"Ah, ein neues Gesicht in der Stadt. Nun werte Dame, wollt Ihr nicht Euer geneigtes Auge auf mein Angebot werfen, anspruchsvolle Fan-Artikel für jeden Geldbeutel, nur bei mir zu haben, alles was der passionierte Sammler begehrt“

Auf seinem „Ladentisch“ hatte er säuberlich seine Auslage platziert:
- Adanos-Talismane (flache Flusskiesel, auf die jemand ungelenk in verschiedenen Farben ADNOS geschrieben hatte. Auf das fehlende "A" angesprochen, erwiderte der fliegende Händler, sooo viel Platz würden so kleine Steine ja nicht bieten)
- Adanos-Leckereien (Süßwaren-ähnliche Dinge, tunlichst nicht zum Selbstverzehr sondern als Geschenk für den derzeitigen Lieblingsfeind anzuraten)
- Adanos-Schneekugeln (kleine, bauchige Flaschen, ursprünglich wohl mit einem Heiltrank, jetzt randvoll mit Wasser gefüllt und mit einem Korken verschlossen. Eine kaum daumengroße Adanos-Statue war auf die dem Wasser zugewandte, also nach innen weisende Seite des Korkens geklebt. Schüttelte man die Flasche, wirbelte ebenfalls in der Flasche enthaltener Sand auf und die Statue verschwand in der schlammigen Brühe. Es würde Stunden wenn nicht gar Tage dauern, bis sich alle Partikel wieder gesetzt hatten, das Wasser halbwegs klar und die Statue wieder sichtbar wurde. Allein Beliar mochte wissen, ob es sich um eine Metapher handelte und wenn ja, welche tiefere Symbolik sich dahinter verbarg)
- Adanos-Wetteranzeiger (ein aus Stein geschnittenes Abbild der Gottheit)

„...und Innos sprach zu Adanos...“

Die beiden letztgenannten Artikel weckten Renatas Neugierde "Und wie funktioniert der Wetteranzeiger?" "Ein Triumph der Wissenschaft“ sagte der Händler „ein Wunder der Technik: das Prinzip ist so einfach wie genial, bedingt allerdings, dass man sich ins Freie begibt. Wird der Wetteranzeiger nass, regnet oder schneit es. Bleibt der Wetteranzeiger trocken, regnet es nicht, vielleicht scheint sogar die Sonne (Details wären in diesem Fall durch eingehende Betrachtung der Umgebung zu klären: weiße Landschaft = Schnee usw., Du weißt schon...)"

"Siehst Du diese Hand?" Renata hatte die rechte Hand leicht vorgestreckt, Handfläche nach oben "Sie funktioniert genau wie Dein Wetteranzeiger, und das sogar bei Dunkelheit. Und kann noch viel, viel mehr. Zum Beispiel Ohrfeigen an diejenigen verteilen, die versuchen, mich auf den Arm zu nehmen".

Damit ließ sie den Mann stehen.

".....und Adanos sprach zu Beliar...."

Als sie sich nach einigen Schritten noch einmal umwandte, sah sie den fliegenden Händler vollkommen entrückt noch an der gleichen Stelle stehen, seine Handfläche betrachtend. Wahrscheinlich heckte er gerade ein paar neue geniale Geschäftsideen aus.
15.11.2003, 14:24 #13
Renata
Beiträge: 455
Die Bürgerwehr #4 -
hi, ich möchte mich auch bei der Bürgerwehr anmelden
(Feuer ist zwar schon gelöscht, es bleibt aber noch viel aufzuräumen) (Oder verschwinden die Toten wie im Game nach einer Weile von ganz allein?)
15.11.2003, 14:32 #14
Renata
Beiträge: 455
Die Bürgerwehr #4 -
und schon hab ich einen Beruf! (War/hatte bis jetzt noch nix)


edit: wie heißt die weibliche Fom von Barbier? Barbierin? Barbeuse? :D
15.11.2003, 14:48 #15
Renata
Beiträge: 455
Die Stadt Khorinis #22 -
überall dieser Qualm. Zwar war das Feuer gelöscht, totzdem brannte der in der Stadt gefangene Rauch in den Lungen. Renata ging durch Chaos und Zerstörung, viele Tote lagen herum, einige bestialisch verstümmelt. Der Hauptkampf hatte wohl auf dem Marktplatz stattgefunden, auf dem dicht an dicht Menschenleiber lagen.

Langsam ging sie durch die Reihen der Gefallenen, in der Höffnung, noch Lebende zu finden. Auch andere hatten sich eingefunden, um zu helfen oder nach Freunden zu suchen.

Dort, gleich an der Stadtmauer, bewegte sich noch einer. Der Mann blutete aus mehreren Wunden, seine Kleidung war teilweise verbrannt. Da, wo man Haut sehen konnte, waren Verbrennungen zu erkennen.

"Halt aus, ich versuche zu Helfen". Wo bekam sie jetzt Verbandstoff her? Kurzentschlossen riss sie einem der Umliegenden, dem eindeutig nicht mehr zu helfen war, das Hemd vom Leib, um es anschliessend in Stücke zu reissen.

"Bleib wach" sprach sie den Verletzten an "sag mir Deinen Namen"
15.11.2003, 15:03 #16
Renata
Beiträge: 455
Wie alt seid ihr denn? -
ich bin weiblich und 45 Jahre alt.

Komme keiner auf die Idee, Oma zu mir zu sagen.
Allenfalls Granny würde ich evtl. noch akzeptieren (:D )
15.11.2003, 15:17 #17
Renata
Beiträge: 455
Die Stadt Khorinis #22 -
"Gut, halte aus, hier, drück das so fest Du kannst auf die Wunde an der Brust, damit die Blutung gestillt wird" Renata hielt ihm einen Fetzen des zerrissenen Hemdes auf die stark blutende Schnittwunde "Du hast wohl auch einen netten Schlag auf dne Kopf bekommen, darum werde ich mich als Erstes kümmern". Sie legte ein kleines Stück Stoff, klein zusammengefaltet, als Kompresse auf die Platzwunde und verband das ganze fest mit einem Streifen des Hemdes.

"Ich werde Dich immer wieder ansprechen, versuche, bei Bewustsein zu bleiben. Um Deine Brandwunden zu versorgen, bräuchte ich Wasser". Sie blickte sich kurz um und pfiff einen offensichtlich Unverletzten zu sich heran, der suchend durch die Reihen der Toten lief und trug ihm auf, einen Eimer oder eine Schüssel sauberes Wasser zu besorgen.

"Du hast noch etliche kleinere Schnittwunden, am schlimmsten ist der Hieb gegen Deine Brust gewesen. Bei den Brandverletzungen wird Dir das kalte Wasser erste Linderung verschaffen. Dann sehen wir weiter".
15.11.2003, 15:59 #18
Renata
Beiträge: 455
Die Stadt Khorinis #22 -
Der neben Jabasch liegende Mann, den Renata für tot gehalten hatte, bewegte sich plotzlich und richtet sich stöhnend auf. Auf den ersten Blick fiel der in seiner Schulter steckende Pfeil auf.

"Hey Du" sprach sie ihn an, "lehn´ Dich an die Mauer, damit ich mir Deine Schulter ansehen kann. Der Pfeil muss raus".

Langsam sollte irgend jemand kommen und die nicht gehfähigen Verwundeten ins Lazarett schaffen - auf den Schultern oder auf Tragen.

"Das wird Dir sicher mehr weh tun als mir, aber das ist leider nicht zu ändern" Der Pfeil hatte die Schulter durchbohrt, die Pfeilspitze ragte an der Austrittsstelle etwa 2 Finger breit heraus. Renata hatte einen der vom Kampf noch herumliegenden Dolche genommen und entfernde mit einem schrägen Schnitt durch den Pfeilschaft die eiserne Spitze. Bereits das verursachte bei dem Verletzten starke Schmerzen, doch das war erst der Anfang. Jetzt galt es den Pfeil aus der Wunde zu bekommen. Sie kniete sich auf das rechte Bein, drückte ihr linkes Knie gegen seine Schulter, fasste den Pfeilschaft und zog gleichmäßig aber mit aller Kraft. Der Pfeil bewegte sich nur langsam und sie hoffte, dass keine Splitter in der Wunde bleiben würden.

Die damit verbundenen Schmerzen hatten den Soldaten wieder bewustlos werden lassen - zu seinem Glück. Plotzlich gab die Wunde den Pfeil frei, der Soldat, vom Gegendruck, der ihn an der Mauer aufrecht sitzend hielt, befreit, sackte zusammen. Renata versorgte seine Schulter noch provisorisch. Das musste halten, bis er im Lazarett war.
15.11.2003, 16:17 #19
Renata
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Die Stadt Khorinis #22 -
Irgend jemand hatte - den Göttern sei Dank - in aller Eile ein Zeltlazarett aufgeschlagen. Die notdürftig aufgebauten Liegen waren schon zu einem grossen Teil belegt. Helfer und Feldscherer versorgten die Verwundeten, so gut es eben ging. Aber es waren viel zu wenige, um der Menge an Verletzten Herr zu werden.

Renata forderte 2 kräftige junge Männer auf, die beiden an der Stadtmauer zurückgelassenen Verletzten ins Lazarett zu schaffen. Derweil ging sie durch die Reihen der Betten, nach noch unversorgten Neuzugängen Ausschau haltend.

Ein Mann lag auf der rechten Seite, den linken Arm angewinkelt und noch oben weg gestreckt. Etwas unterhalb der Achselhöhle hatte er ein recht tiefe Schnittwunde.

"Also gut, Meister" sprach Renata ihn an "lass mich das einmal ansehen. Hm. Die Wunde ist zwar recht tief, die Klinge prallte aber offensichtlich an den Rippenknochen ab und die Lunge ist nicht verletzt. Es wird reichen, wenn die Wundränder mit einigen Stichen genäht wird und Du einen festen Brustverband erhälst. Das wird noch eine ganze Weile hübsch weh tun aber Du wirst es überleben.

Glücklicherweise verfügte das vom der Stadtmiliz organisierte Lazarett sowohl über Nadeln für die Wundnähung als auch über Alkohol und Verbandzeug. Ein bißschen des Alkohols bekam der Patient zu trinken, etwas wurde über die Wunde geträufelt, was zwar höllisch brannte, die Nähstiche aber kaum noch spüren liessen. Anschliessend wurde die Brust des Verletzten fest mit einem Verband umwickelt,
15.11.2003, 20:58 #20
Renata
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Die Stadt Khorinis #22 -
Den Göttern sei dank war nach Einbruch der Dunkelheit ein leichter Wind aufgekommen, der ein gut Teil der über der Stadt hängenden Rauchwolken weggeblasen hatte. Die, die sich seit den letzten Stunden in der Unterstadt befanden, husteten sich die Lunge aus dem Leib. Bei den Verletzten drohten frisch versorgte Wunden mit den Hustenanfällen wieder aufzubrechen.

Im Feldlazarett waren immer noch mehr als die Hälfte der Notbetten belegt, ein paar der Verwundeten würden die Nacht wohl nicht überleben. Aus einigen Betten hörte man ein mehr oder weniger lautes Stöhnen, aus anderen nur ein leises Wimmern. Ein Teil der Verletzen war sofort wieder aufgebrochen, sobald ihre Verletzungen versorgt waren. So auch der ihr namentlich unbekannte Krieger mit der Schnittwunde unter der linken Achsel.

Sie hatte sich vergewissert, dass die beiden, die sie an den Mauern des Marktplatzes als erstes gefunden hatte, zwischenzeitlich im Lazarett nachversorgt und die provisorischen Verbände durch frisches Material ersetzt wurden.

Einen der immer einmal wieder auftauchenden Milizionäre hatte sie kurz angesprochen, dass sie sich der städtischen Bürgerwehr anschliessen wolle. Der Soldat, verständlicherweise in Eile, erwiderte nur: “Schon recht, sei uns willkommen. Und jetzt mach´ Dich nützlich”.
15.11.2003, 21:33 #21
Renata
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Wie alt seid ihr denn? -
@ Elite-Gardist:
Herzlichen Glückwünsch nachträglich!

und ich fänd´s auch toll, wenn sich der männliche UHu (U nter Hu ndert) auch mal outen würde. Danke. (War wohl doch nur´n Fake.)
15.11.2003, 21:53 #22
Renata
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Lets fetz -
Hi, sagt ruhig, es gäbe mich nix an aber...

was passiert mit den vielen Gefallenen in Khorinis (von beiden Seiten), bleiben die jetzt einfach liegen (bäh-bäh)?

edit: (*grübel* die Bürger und Milizionäre in einem Hügelgrab vor dem Südtor, tränenreiche Zeremonie ala` Theoden im HdR, *nachdenk* die Banditen vor das Osttor gekarrt, dem Hunger der Aasfresser anheim gegeben, *grübel*) :D
16.11.2003, 20:23 #23
Renata
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Die Stadt Khorinis #22 -
Jetzt schien auch der letzte der Verwundeten über den Berg zu sein. Es war nur noch erforderlich, Wundverbände regelmäßig zu wechseln und Brandwunden mit Salbe zu versorgen. Die Barbiere, die seit dem Vortag im Lazarett tätig waren, konnten zu einer etwas ruhigeren Gangart wechseln. Um wie viel einfacher wäre es für die Verletzten und ihre Helfer gewesen, hätte man in ausreichender Mange über die Heiltränke der Schwarzmagier verfügen können.

Die Stadt wirkte merkwürdig still an diesem Abend, die meisten ihrer Bewohner schienen zu erschöpft, den zu dieser Stunde sonst üblichen munteren Geselligkeiten nachzugehen.

Das mit Eintritt in die Bürgerwehr erworbene kostenlose Wohnrecht in der der Kaserne gegenüberliegenden Herberge lockte Renata genau dort hin. Nachdem sie sich in einem Zuber heißen Wassers von Blut, Dreck, Schweiß und Ruß befreit hatte, gönnte auch sie sich ein paar Stunden Schlaf.
19.11.2003, 20:50 #24
Renata
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Die Stadt Khorinis #22 -
Blöder Schnuppn. Ganss, ganss blöder Schnuppn. Ihre Hilfe im Feldlazarett nach dem Banditenüberfall auf die Stadt vor ein paar Tagen war anstrengend gewesen und hatte Renata wohl ein wenig anfällig werden lassen. Im Moment hätte sie ihre triefende Nase gerne in die Obhut eines Heilers gegeben (wenngleich sie wohl weniger auf Heiler sondern allenfalls auf die etwas rustikalere Heilkunst der anderen Barbiere würde zurückgreifen können). Gleichwohl hatte ihr der Lazarettdienst ein paar Goldmünzen von der Bürgerwehr eingebracht.

Einige dieser frisch verdienten Münzen hatte sie gerade in der Taverne hinter der Herberge in einen Krug Rotwein investiert, kochend heiß und mit Kräutern gewürzt. Dieser Trunk sollte die Kälte aus ihren Gliedern treiben. Zusätzlich wurde eine ordentliche Dosis eines von heilkundigen alten Frauen bei Vollmond gebrannten Elixiers, Melissengeist genannt, in den Wein gegeben, was dem Abklingen ihres Schnupfens förderlich sein sollte.

Nach einem kurzen Innehalten unmittelbar nach dem Banditenüberfall war die Stadtbevölkerung wieder zu ihrer normalen Betriebsamkeit zurück gekehrt. In der Taverne war es voll, die Menschen redeten viel und laut. Trotzdem musste Renata sich konzentrieren, wollte sie verstehen, was in ihrer unmittelbaren Nähe gesprochen wurde. Es war, als wäre eine dicke wattige Aura um sie herum, welche die Worte erst durchdringen mussten, ehe sie ihr Ohr erreichten. Auch senkte sich eine entspannte Müdigkeit über Renata, so dass sie beschloss, Ihrem Bett in der Herberge einen Besuch abzustatten, wenngleich der Abend noch jung war.

Der Weg dorthin zurück war aus irgend einem Grunde länger geworden, länger als der Hinweg vorhin von dort in Richtung Taverne. Das war irgendwie albern. Renata kicherte. Das musste mit diesem albernen Schnuppn zusammenhäng´n, sow´s Blödes aber auch. Das war wirklich total albern. Immer noch kichernd erreichte Renata die Herberge, stolperte die Treppe in den ersten Stock hinauf und ließ sich auf ihr Bett fallen. Eine Bettstatt, warm und weich, die sie der Bürgerwehr zu verdanken hatte. Prima Jungs, disse Bürgerw´r. Die Mädels auch. Ein Hoch auf die Bürgerw´r, Hipphipp-Hurra für die Jungs unn Mädels vonner Bürgerw...... ZzzzzzzzzzzZzzzz.
21.11.2003, 20:37 #25
Renata
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Die Stadt Khorinis #22 -
Der Melissengeist (oder war es doch der Rotwein?)(oder die Bettruhe?)(oder gar die Kräuter?) hatte tatsächlich geholfen. Ob es aber vorteilhaft war, Schnupfen-Kopfschmerzen durch Kater-Kopfschmerzen zu ersetzen, würde sie wahrscheinlich erst im nächsten Leben ergründen. Im Moment dürstete es Renata nach frischer Luft. Leider roch es in der Stadt immer noch ein bisschen nach Rauch, ein bisschen nach Meer (was nichts anderes heißt als: nach fauligen Algen und toten Fischen) und ein bisschen nach Menschen (was nichts anderes - aber lassen wir das). So schlenderte sie an der Stadtmauer entlang, bis sie auf das östliche Stadttor traf.

Jenseits dieser Mauer konnte die Luft nur besser sein, daher schritt sie kurzentschlossen durch das Tor, um die hoffentlich weitestgenden geruchsfreie Nachtluft im Wald unmittelbar vor Krorinis zu geniessen. In der Nähe der Wachen des Stadttores würde sie ja nicht gleich irgend ein Untier zerfleischen (hoffte sie zumindest). Vielleicht liessen sich ja auch einige Pilze finden.
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