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[Story]Die Kronenburg
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15.04.2004, 18:23 #76
Heimdallr
Beiträge: 12.421

Als die Wachen sich der Tür näherten, war es schon zu spät für sie, Talos hatte den Dolch schon gezogen und Imoe hatte verstanden. In Gedanken war sie noch immer verwirrt, aber sie führte die Tätigkeit dennoch aus, als wäre es normal. Als der erste Kopf durch die Schwelle kam, schoss Talos hervor, nahm den Mann am Kragen und zog ihn nach vorne, so dass die zweite Wache nur ihn im Auge behielt. Er spürte sogleich heftigen Gegendruck, doch er war längst kein Schwächling, der sich nicht gegen soetwas erwehren konnte, nach kurzer Zeit platzierte er seinen Dolch im Magen der Wache, die daraufhin einen Schrei ausstoßen wollte, doch schon in den Ansätzen daran gehindert wurde, indem Talos ihr den Mund zuhielt und dann einen Schlag verpasste. Die zweite Wache kam dicht dahinter, als sie die Situation wahrnahm, war es aber schon zu spät...

"Ala..."

Imoe hatte sich ungehindert in den Rücken des Mannes geschlichen, da dieser ja auf das kämpfende Pärchen geblickt hatte. Kaltblütig und ohne Gnade hatte sie dann den Mann von hinten gepackt und ihm mit einem schnellen Zug die Kehle aufgeschnitten. Wie der Bach, an dem sie noch vor kurzem waren, strömte Blut aus der Wunde und der Mann war nicht mehr fähig zu sprechen oder weiterhin einen "Alarm" anzukündigen. Wie ein Stück Holz fiel er um, direkt auf den Boden, ohne Bewegung. Der andere, noch immer in den Händen seines Bruders, war offensichtlich noch nicht ganz fertig, doch sie ließen ihn noch lebend liegen.

Gnade? Talos und Imoe? Gnade? Hatte man ihnen damals Gnade geschenkt? Reichte denn der zehnte Peitschenhieb nicht, das kleine Kind zu zügeln, für nichts und wieder nichts zu strafen? Mussten es denn zwanzig sein? Waren die perversen Spielchen an dem jungen Mädchenkörper keine Folter, die immer wieder stattfand, trotz der anfänglichen Gegenwehr? War das Gnade?

Talos und Imoe kannten keine Gnade...nicht mehr...
15.04.2004, 21:27 #77
Heimdallr
Beiträge: 12.421

Talos hatte das Schwert genommen, das an dem Körper der zweiten Wache hing, genau wie auch der Gürtel mit der Scheide. Ein Toter würde das sowieso nicht mehr brauchen. Ansonsten ließ er die Körper aber in Ruhe, durchsuchte sie nicht nach dem Gold, dass sie sicherlich dabei hatten. Vielleicht wäre es auch sinnvoll gewesen die Rüstungen anzuziehen, damit sie besser getarnt waren, doch die Rüstungen waren voller Blut, wie sah das denn aus...

Als sie nun wieder über die Schwelle in den Hof traten, war es absolut still, kein Mensch war mehr zu sehen und sie konnten sich ungehindert bewegen. Die perfekten Bedingungen für zwei nächtliche Katzen. Ohne Hindernisse ging es weiter, immer an irgendwelchen Mauern oder Wänden entlang. Nie standen sie auf freiem Feld, nur wenn es sich nicht vermeiden ließ, was so gut wie nie der Fall war. Talos hatte eine gute Ausbildung genossen, jetzt merkte er, wie ihm das zugute kam.

Imoe hatte das Blut von ihrem Dolch entfernt, mit einem kleinen bisschen Wasser, Wasser, das sie jetzt nicht mehr im Überfluss hatten. Eigentlich war es eine Verschwendung, aber das Mädchen wollte einfach kein Blut von solch unwürdigen Menschen an ihrer Kleidung haben. Das Blut interessierte Talos nicht, er verschwendete nichts dafür und hatte den Dolch einfach wieder weggesteckt. Aber dank der spendablen Wache hatte er nun ein Schwert. Es war kein gutes Schwert, oh nein, es war ein stinknormales Schwert eines mittelmäßigem Waffenschmieds, aber es war zumindest nicht rostig und vom Zusammenbruch bedroht. Mit einem Schwert konnte er doch weitaus besser umgehen, als mit einem Dolch, viel besser sogar...
15.04.2004, 21:35 #78
Heimdallr
Beiträge: 12.421

Ohne sich von irgendetwas aufhalten zu lassen, setzten sie ihren geduldigen Weg fort. Ohne Hast, manchmal sogar mit einer Rast an einem unbedeutenden Punkt und dennoch mit präziser Genauigkeit, kamen sie dem Norden der Anlage immer näher, denn genau dies war ihr Ziel, Richtung Norden. Ein paar Häuser kamen zu ihren Seiten vorbei, sie wirkten arm und wenig pompös und doch waren sie so viel besser, als die von den meisten Bewohnern der Stadt. Ein paar Schilde verrieten ihre Einwohner, das Zeichen eines Bierkrugs zum Beispiel. Ein recht großes Haus hatten sie sich da ausgesucht, für ihre Taverne. "Zum güldenen Tropfen", so der Name des Wirtshauses. In dem Gebäude brannte selbst zu dieser Stunde noch Licht, die Musik eines Lautenspielers drang ins Freie, trotz verrammelter Fenster und geschlossener Türe. Einen Moment blieb Talos stehen, bog leicht abwesend in die Nische zwischen der Taverne und dem angrenzenden Gebäude ein, verharrte dort kurz. Er überlegte, ob es sich lohnen würde dieses schöne Gebäude ein wenig "aufzupolieren", gleichzeitig genoss er die schöne Musik, doch auf das Zerren seiner Schwester entschloss er sich für keine der beiden Möglichkeiten und ging weiter. Wie lange es noch dunkel war, wussten sie schließlich nicht, es musste zumindest ein sicherer Ort zum schlafen gefunden werden. Irgendwann mussten sie schließlich mal schlafen. Moment jedoch fühlte er sich dazu außer Stande. Schlafen...welch grausam schöne Erinnerung an ein normales Leben. An Schlaf konnte ein Sklave nur mit offenem Munde denken. Schlaf...er brauchte ihn nicht...nicht jetzt.
16.04.2004, 22:23 #79
Heimdallr
Beiträge: 12.421

Plötzlich hörten sie ein stampfendes, trampelndes Geräusch, eine massive Tür öffnete sich, genau die, die er schon die ganze Zeit im Auge gehabt hatte. Das Gebäude war riesig und konnte sicher nicht mehr als "Haus" bezeichnet werden, doch es gab auch noch andere Wege, sicherlich gab es diese. Aber er hätte bei passender Gelegenheit schon diesen Weg genommen, wenn es nur irgendwie möglich war. Auf einmal kamen fünf Männer heraus, alle trugen sie die Rüstung der einfachen Wachen, Talos überlegte. Eine Wachablösung? Durchaus vorstellbar, doch viel mehr interessierte ihn die Tatsache, dass nach den Fünfen ein Sechster kam. Der Typ hatte einen Helm auf, sah auch aus wie der Anführer. Er sah von der kleinen Treppe auf die nicht weit unter ihm stehenden Soldaten zu, gab ihnen Anweisungen. Mit Fingerzeigen und Worten verteilte er die Aufträge, die Einsatzorte usw., leider standen die beiden zu weit weg, um etwas zu verstehen. Dann ertönte ein lautes Jawohl und die Soldaten machten kehrt, marschierten den Hof herab. Vielleicht würden sie jetzt die beiden toten Wachen bemerken, doch eigentlich war es ihnen egal.

Noch immer fixierte Talos den Mann, der sich an einen Holzbalken lehnte und in die Sterne schaute, doch stand er dabei weg von ihnen. Zuerst wollte er es gar nicht, aber dann schlich er im Schutze von einigen Fässern zu der Tür ran. Er hatte sich schon zwei Meter vom Schlüsselinhaber hinter die letzte Mauer gelehnt, da kam diese Pfeife an und lehnte direkt über der Wand. Er hatte seinen Dolch gezogen, sah das Kinn des Behelmten, doch dann wich dieser im letzten Moment zurück und kehrte in das Haus zurück, wo er hinter sich abschloss.

Leise Flüche spie er in die Nacht, kehrte rasch zu Imoe zurück. Ein klassischer Reinfall...
16.04.2004, 22:32 #80
Heimdallr
Beiträge: 12.421

"Schade drum, macht aber nichts", sagte sie fröhlich grinsend, als er wieder zu ihr kam.
"Warum, was ist?"
"Ich habe es mir erlaubt mich mal umzusehen, ich habe einen Weg entdeckt, komm mit."

Imoe fuhr um die Häuserwand herum und ihr Bruder folgte ihr, hatte er doch noch im Moment des Verschwindens ein Wachduo um die Ecke patrouillierend gesehen. Imoe indes führte weiter, die kleine Stelle, die sie entdeckt hatte. Es gab sicherlich tausende Wege, aber diese fand sie am besten und einfachsten. Sie nahm etwas Anlauf auf den letzten Metern, sprang dann federleicht ab, nahm das Fass als Zwischenstopp und hechtete dann die Mauer hoch, die hier nicht so hoch war, wie die eigentliche Burgmauer.

"Na komm schon, hier geht's lang."

Sie grinste, doch Talos hatte keine Probleme mit dem zwei Meter hohen Stück und landete in Hocke vor ihr. Lautlos hielt sie der Stein und auch die beiden Wachtürme waren zu sehen. Von hier oben spähte Imoe zufällig in ein offenes Fenster der Taverne und sah, wie ein heftiger Streit ausbrach. Jetzt hörte man es auch, denn es wurde immer lauter, erste Keilereien der späteren Schlägerei entstanden. Grinsend sah sie kurz zu, dann aber stürmten ein halbes Duzend Männer aus der Tür, durch die sie eben noch wollten - wenn es nach ihrem Bruder gegangen wäre - und sie sprangen in die Tiefe, es wurde zu heiß auf der Mauer...
18.04.2004, 17:46 #81
Heimdallr
Beiträge: 12.421

In einem kleinen Hinterhof landeten sie, kleine Grasbüschel huschten durch ihre Füße, hatte sie doch schon lange keiner mehr geschnitten. Dicke Erdschichten hatten sich aufgetürmt, der Regen hatte deutliche Spuren hinterlassen, Steine aufgerissen. In der Nähe war ein großes Haus zu erkennen, eine Art Kapelle musste das sein. Sie war hell erleuchtet, kleine Fackeln schienen auf dem Platz. Sie waren direkt in eine ziemliche Falle gesprungen, war der Bereich doch von einem kleinen Zaun umzäunt. Doch niemand war hier, ein Stück, das in Vergessenheit geraten war. Elegant wie zuvor huschten sie in der Nacht entlang, wieder waren es alte Kisten, die ihr einsames Dasein fristeten und nun als Brett benutzt wurden, direkt über den Zaun herüber. Neben ihnen die Wand, in deren Nähe sie noch eben standen, Lärm drang an ihre Ohren. Es gab Ausschreitungen, eine handfeste Schlägerei, egal wie viele Wachen auch einschreiten wollten. Das sollte sie beschäftigen...

Plötzlich nahmen sie zwei patrouillierende Körper war, zuerst waren es nur schwarze Umrisse, dann - im Licht einer Fackel - wurden menschliche Körper daraus. Sie gingen nicht nah beieinander, verfolgten unterschiedliche Wege, auf dem großen Platz schienen noch mehr zu sein, sie wirkten unbeeindruckt von dem Lärm, der über die Mauer herüber kam, gingen ohne Probleme ihre Wege weiter. Die schweren Eisenstiefel klackten dabei auf die groben Pflastersteine, ein immergleicher Rhythmus, von fast beängstigender Natur. Doch die Geschwister machten sich die Dunkelheit weiterhin zum Vorteil und bewegten sich ohne Geräusche fort. Leise, in Richtung Kapelle.
26.04.2004, 18:33 #82
Diego | R@PC
Beiträge: 3.525

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