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Eine Ballade
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29.06.2002, 01:34 #1
softicewarrior
Beiträge: 15
Eine Ballade
Dies Werk ist noch längst nicht vollendet,
drum sei der erste Teil nur gesendet.
Ich wünsche beim Lesen finstere Freud
Und grüße mit aller Herzlichkeit.


Die Träne

Die Nacht war finster, doch noch immer
Wachte der brave Knappe Rimmer.
Im Stall trank er den süßen Wein,
Vergessen wollt er die erlitt'ne Pein.

Sein Herr, der Herzog zu Tarylvan
Erschlug das Kind seines Untertan'
Zur Buße. Doch, für welch ein Vergehen?
Das sollte der Knappe nimmer verstehen.

Geschlagen durch des Herren Zorn,
,,Ach, wär ich doch nie gebor'n!"
So bitter greinte er in sich hinein
Und saß in einer Lache von Tränen und Wein.

Das matte Kerzenlicht wurde schwächer,
Müd zog es Rimmer in seine Gemächer.
Kaum trat der Knecht aus der Stallung
Traf ihn Entsetzen mit aller Ballung:

Der Himmel kracht mit Donner und Bö,
Der Regen prasselt aus der Höh´,
Ein Blitz schlägt grell ihm ins Angesicht,
Die Nacht verschwindet in blendendem Licht.

Als der Zorn des Himmels verhallte
Und die Nacht ihres Amtes verwalte,
Sah Rimmer um sich verbrannte Erde
Und hörte aus dem Stall das Wiehern der Pferde.

Was dann geschah, ich wags kaum zu sagen,
Ein geflügelter Dämon aus der Asche ragen
Mit Krallen, schärfer als Adlerklauen
Und Augen die töten, wagt man zu schauen.

Rimmer in unsagbarem Schrecken
Versucht mit Schreien die Wachen zu wecken,
Doch plötzlich versagen ihm seine Stimmen
Durch des Dämonen kaltem Augenglimmen.

,,Sterblicher, ich schenke dir Macht"
Sprach krächzend der gräßliche Schrat,
,,Zu töten deinen feudalen Tyrannen
Und dein Elend für immer zu bannen.

Schon allzu lang regiert dein Herr
Über das Land, das ich begehr´,
Diese soll sein seine letzte Nacht:
Das Schloß versinke in Flammenpracht!"

Ein schriller Schmerz durchzuckt den Knappen,
Die Stirn ward gebranntmarkt von teuflischen Wappen,
Die Augen starr vor Schrecken und Tod,
Zornentflammt glühend, blutig rot.

,,Hasserfüllt sei deine Seele,
Verdrängt seien all deine schwachen Gefühle!
Spürst du nun die dunkle Macht?
Nutze sie wohl, es ist vollbracht!"

,,Ich fühl sie! Welch teuflische Magie!
Solche Kraft spürt' ich noch nie!
Geplagt von Blutdurst lüstet mich Mord,
Durch Rache stirbt mein verhaßter Lord!"

,,So solls geschehen, doch Eile mit Weil'
Sei dir ein Wort der Warnung zuteil:
Wagst du zu Weinen, Wimmern, Zagen,
Statt beharrlich Fleisch zu jagen;

Eine Träne auf deinen Wangen,
Ein Funken von Mitleid oder gar Bangen,
Und Du wirst verschlungen werden
Von Finsternis, jenseits dieser Erden."

,,Nimmer wein ich mit Wimmern und Zagen,
Bei solch überirdischem Wohlbehagen!
Sollt ich jemals Mitleid verspüren,
Magst du mich in den Orkus führen."

In Feuersbrunst und Schwefeldampf
Rast der Verfluchte auf in den Kampf.
Die Wachen, manche noch im Nachtgewand
Werden zerhackt, verstümmelt, verbrannt.

Die Klauen reißen blutige Glieder
Sieh, da streckt er die Mauern nieder
Alles rennet, rettet, flüchtet,
Die Lahmen werden sogleich gerichtet.

Nachdem der erste Wahn getan
Strebt er zum Herzog zu Tarylvan
Die Treppen hinauf, durch diese Tür!
,,Der Höllen Rache bring ich dir!"

Der Herzog war vor Schrecken starr
Angstschweiß troff ihm von Kinn und Haar.
Wohl ahnt er, was zu rächen sei
Die Reu kommt spät, nun ist´s vorbei.

,,Was trieb dich meinen Sohn zu erschlagen?
Welch Leid muß ich durch dich ertragen!
Sieh mich an! Nur durch dich
Verlor ich den Sinn und das menschlich´ Gesicht!

Dich zu töten war mein Schwur,
Dich retten kann ein Wunder nur!"
Vor Fieber bebend, erbarmungslos
Hebt er die Hand zum Todesstoß.

Doch plötzlich, ein Licht von hellem Schimmer
Vertrieb die Schatten und zügelte Rimmer,
Der seine Augen vor dem Leuchten verdeckte,
Das ihn geblendet und gar verschreckte.

,,Vater, halt ein! Ich fleh dich an!"
Sprach´s aus dem Lichte in hallendem Sopran
Der Rasende traute den Sinnen kaum,
Die Stimme des Sohnes erfüllte dem Raum.

,,Mein Sohn, bist du? Ich seh dich nicht!
Doch hör ich deine Stimme aus dem Licht?
Welch Wunder, Zauberwerk wirkt hier?
Kann´s nicht erkennen, zeig dich mir!"

,,Vater, laß ab von sinnlosen Verbrechen
Mein Tod ist geschehen, es hilft nichts zu rächen
Die Toten verlangen nicht Buße und Recht,
Sie hoffen Glück für das Menschengeschlecht.

Lös den Teufelspakt, er ist nur Facette,
Der Dämon benutzt dich als Marionette!
Zerstörst du die Burg, verhilfst du der Hölle
Zu verschlingen der Welten Lebensfülle!"

Rimmer zittert, wagt kaum zu hauchen,
Die Adern pochen, die Gedanken stauchen.
,,Zu Brechen heißest du mich den Eid?
Und Mörder verschonen für Glückseligkeit?

Weiß nicht, was tun, was sagen, denken,
Dem Wahnsinn nahe, ich kann´s nicht lenken!
Betrug! Täuschung und Hexerei!
Dies Irrlicht spielt mir mit Narretei!"
26.04.2004, 15:42 #2
Joni Odin von Hassenstein
Beiträge: 3.925

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