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[GM] Willkommen im Neuen Lager #22
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23.08.2002, 00:45 #401
Nienor
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Am Morgen, als Nienor aufgewacht war, malte sie sich aus, wie sie gleich an den See gehen würde, um sich dort zu waschen. Doch als sie die Augen aufschlug, kam die Erinnerung wieder. Das Unwetter. Der Damm. Sie sprang auf. Ihr klebten die dreckigen Klamotten am Leib, die sie gestern angehabt hatte. Müde und zerschunden sah sie aus. Doch innerlich war sie voller Hoffnung, daß die Lage heute besser sein würde. Schnell lief sie in Richtung des Dammes, um nachzuschauen, wie es denn heute um ihn bestellt sei.

Das Loch im Damm war natürlich noch immer da. Doch unterhalb wuchs der Abflußkanal aus Sandsäcken immer höher. Quer über die Felder verlief er in den See. Die Reisfelder waren durch die Flut ziemlich in Mitleidenschaft gezogen worden. Den Rest besorgten die Stiefel der Männer, die den Damm errichteten. Naja, Nienor hatte Reis sowieso nie sonderlich gemocht. Reisschnaps erst recht nicht. Und im Außenposten wuchs ja eine weitere Ernte heran, und die bestand nicht aus Reis sondern aus Brotgetreide.

Eigentlich sollte sie dem geheimnisvollen Alagarus bald mal einen Besuch abstatten. Jeder redete davon, wie schön es dort sei und wie wunderbar einem dort alles erscheinen würde. Die Barriere schien dort ihren Schrecken verloren zu haben. Oder sprach aus den Worten der Männer, die von dem Außenposten erzählten, nur die Verzückung von in ein eigenes Fleckchen Erde Verliebten? Die meisten hier waren draußen arme Schlucker gewesen, die sich nun endlich den Traum von der eigenen Unterkunft und einem halbwegs freiem Leben erfüllen konnten.

Die Banditin reihte sich in die Kette der Sandsackträger und -weiterreicher ein. Woher kamen nur all die Säcke? Und woher kam nur all der Sand. Komisch. Es gab ein Unglück und schwupps, waren Säcke und Sand im Überfluß da. Naja, immernoch besser, als wenn es daran gefehlt hätte. In der Nähe ging Homer vorbei. Er machte schon wieder einen recht ordentlichen eindrcuk, nachdem er in den letzten Tagen eher fahrig und verzweifelt wirkte, was ja auch kein Wunder war. Sein Lebenswerk, der Damm, war eingebrochen.

Trotzdem machte ihm keiner einen Vorwurf. Jeder wußte, es war nicht seine Schuld. Homer erzählte schon wieder jedem, der es hören wollte und auch sonst jedem von seinen neuen Plänen. Diesmal würde er den Damm noch viel besser konstruieren. Alles würde viel sicherer werden. Sobald die Verbindung in die Außenwelt wiederhergestellt worden war, würde er mit einem Trupp Holzfäller aufbrechen und sich geeignetes Holz als Baumaterial für den neuen Damm aussuchen. Doch bis dahin konnten noch ein paar Tage vergehen.

Außerdem mußten die Trümmer des alten Dammes weggeschafft werden, die um das Loch herum aus dem Wall ragten. Zersplitterte Holzbalken, Steinpackungen, Bretter und Bohlen. Teilweise waren sie noch zu gebrauchen, so Homers Einschätzung. Während Nienor Sack um Sack weitergab, erzählte ihr Homer unablässig in einem nicht endenwollenden Wortschwall, was er alles machen würde, wie er es anstellen würde, den Damm wieder aufzubauen und welche Holzsorten besonders geeignet für den Damm wären, da sie unter Feuchtigkeitseinfluß nur sehr langsam verrotten würden.

Außerdem wollte er Teer kochen und die Balken damit behandeln, um sie so unempfindlicher gegen Nässe zu machen. Außerdem wollte er ein Schleusensystem einbauen, mit dem die Reisfelder unabhängig voneinander bewässert werden konnten. Homer hatte unerschöpflich viele Ideen. Ein seltsamer Mensch, fand Nienor. Homer war längst wieder weg, als immernoch am Wall für den Abflußkanal gearbeitet wurde. Den ganzen Tag ging es noch so. Es passten unglaublich viele Säcke in den Wall.

Gegen Abend schlich Nienor wieder totmüde von der Unglücksstelle. Tagsüber hatte sie sich nur einige kurze Pausen gegönnt. Die Taverne sah auch schlimm aus. Kein Wunder, sie stand fast mitten auf dem See, entfernt von der Sicherheit der Wohnhöhle. Der Blitz hätte hier sicher auch ein gutes Ziel gefunden. Doich das abgedeckte Dach hatte auch gereicht. Nach diesem Tag fiel Nienor wieder schnel lin einen tiefen Schlaf. Gegessen hatte sie tagsüber das eine oder andere, jetzt war sie zu müde dafür. Morgen würde es weitergehen mit den Arbeiten.
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