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[GM] Der Gletscher
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14.08.2002, 16:34 #1
Kaszan Toras
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Wie ein weiße Decke erstreckte sich der Luzkangletscher in der Talsenke. Meilenweit reichte das ewige Eis des Gletschers, bis zu dem Gipfel der Luzkanzacken.
Der höchste Berg des Gebirges trug den Namen Göttersitz, denn der Gipfel verengte sich nicht nach oben hin, sondern neigte sich immer weiter zum Gletscher hin und bildete somit eine gewaltige, plattformartige Ebene, die weit in die Schneeebene hineinragte.
Kaszan erinnerte dieser Anblick an eine überdimensionale Hand, die gierig nach den unter ihr liegenden Landen griff. Dabei warf sie einen riesigen Schatten über den Ursprungspunkt des Gletschers.
Dort lag das Ziel des Trupps : Die Ruinen von Va'Shezum.
Doch um dorthin zu gelangen, mussten sie erst die Schneefelder des Gletschers mit all ihren tückischen Spalten und Bewohnern überwinden. Das Gebirge wurde nicht umsonst Luzkanzacken genannt, stellten diese riesenhaften Biester doch eine tödliche Gefahr für alle Reisenden dar.
Dies war die Heimat der Luzkan, der mörderischen Schneebestie, des Totengräbers.
15.08.2002, 10:30 #2
Kaszan Toras
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Zusammen mit den ersten Sonnenstrahlen hatte sich der Trupp wieder auf den Weg gemacht. Kaszan hatte Befehl gegeben, den gesamten Tag durchzuwandern, in der Nacht wurde es einfach zu gefährlich, auch so begleitete die Gefahr eines Angriffs der Luzkan den Trupp wie ein schleichender Schatten, der nur auf einen geeigneten Moment wartete, zuzuschlagen.
Angeführt wurde die Gruppe von Pikenieren, die ihre langen Stangenwaffen dazu benutzten, den Schnee zu durchfahren und so versteckte Schneebestien sofort aufzuspüren.
Kaszan hielt sich zusammen mit dem Hofmagier in der Mitte des Trupps. Dummerweise hing der Erfolg der Mission unter anderem davon ab, dass der Magier Gorthar unbeschadet wieder erreichte. Liebend gerne hätte Toras Sorim in einer der Gletscherspalten verloren. Doch jetzt durfte er auch noch das Kindermädchen für ihn spielen....
16.08.2002, 14:39 #3
Kaszan Toras
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"Da ist eins!", brüllte einer der Pikeniere, als seine Waffe auf Widerstand unter dem Schnee stieß.
Sofort sprang der Mann zurück und auch die anderen Lanzenträger stellten sich kampfbereit auf.
Keine Sekunde zu früh. Noch bevor der erste Blutstropfen von der Pike auf den Schnee tropfte explodierte der Schnee und überschüttete die Gruppe mit einem Hagel aus Eiskörnern. Begleitet wurde er dabei von einem markerschütternden Brüllen, einem Orkan gleich, der durch die Präsenz der Menschen entfesselt wurde.
In dem Vorhang aus Schnee bewegte sich ein gewaltiger Schemen. Die Schneebestie hatte sich auf ihre Hinterläufe aufgebäumt und brüllte ihren Schmerz in die Welt hinaus.
"Abwehrformation einnehmen!"
Kaszan hatte gerade noch genug Zeit, seine Waffe zu ziehen, dann stürmte der Luzkan auch schon auf die Gruppe zu. Mit der Gewalt eines Rammbocks brach das Monstrum durch die Reihe der Pikeniere, rammte sich dabei die langen Speere tief in den Körper, doch wurde es dabei nicht gebremst. Im Gegenteil, der Schmerz ließ sie nur noch wütender werden.
Ein einziger Schlag ihrer gewaltigen Pranken schleuderte die Männer zur Seite und in den Schnee.
Es war nicht das erste Mal, dass Kaszan auf einen Luzkan traf. Doch hatte er die Biester nicht mehr so gewaltig in Erinnerung. Oder sie waren hier in ihrer Heimat prinzipiell größer.
Die Schneebestie war breiter gebaut als ein Waran und mehr als doppelt so hoch. Als sie sich erneut auf die Hinterläufe aufrichtete, überragte sie die Menschen um locker anderthalb Manneslängen.
Die riesige, grabschaufelähnliche Klaue hob sich abermals, dann traf sie einen weiteren Soldaten an der Brust und schleuderte ihn meterweit davon.
Gleich darauf schnappte sie nach Kaszan. Das Maul klaffte auf, heißer Atem schlug dem General entgegen, die Zahnreihen blitzten wie ein Meer aus Dolchen im Sonnenlicht.
Mit einer blitzschnellen Drehung brachte sich Kaszan aus der Gefahrenzone und schlug gleichzeitig mit dem Kristallfluch zu. Das Schwert schnitt durch die Lefzen der Schneebestie und trennte einen der beiden armlangen Zähne ab, die aus dem Unterkiefer wuchsen.
Einen Moment später spürte Kaszan kalten Schnee unter sich. Er hatte gar nicht mehr mitbekommen, wie ihn die andere Pranke des Monsters erwischt hatte. Mühsam richtete er sich auf und spuckte Schnee und Blut aus.
Mittlerweile hatten sich die Pikeniere erneut gesammelt und gingen gezielt auf den Luzkan los, hielten das Biest mit ihren Stangenwaffen auf Distanz und versetzten ihm immer wieder tiefe Wunden.
Das zottelige, weiße Fell der Schneebestie hatte sich an unzähligen Stellen rot gefärbt und auch die Bewegungen schienen langsamer zu werden. Noch einmal richtete sich das Monstrum brüllend auf. Die Pikeniere nutzten die Gelegenheit um dem Biest den Rest zu geben.
Mitten in der Ausholbewegung verließ die Klaue die Kraft. Ein seltsamer Ausdruck lag in den Augen des Tieres, als es mit einem langen, wehklagenden Wimmern zu Boden ging.
Sofort wurden die Verletzten versorgt. Doch für einen der Soldaten kam jede Hilfe zu spät, mit weit aufgerissenen Augen starrte er in die Leere. Seine Rechte hatte sich auf das klaffende Loch in seinem Harnisch gepresst. Kaszan schloß ihm die Augen. Verdammt, und das war gerade mal eines dieser Monster gewesen....
18.08.2002, 18:16 #4
Kaszan Toras
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Höllischer Schmerz brannte in Kaszans Schulter und trieb ihm die Tränen in die Augen. Warmes Blut sickerte aus der klaffenden Wunde und färbte das schimmernde Metall seines Brustpanzers rot. Zischend bließ der General die Luft zwischen seinen Zähnen hindurch, sein Atem ging stoßweise, jeder Zug wurde mit einem leisen Rasseln begleitet.
Ein Teil seines Verstandes registrierte noch, wie die Luft durch die klirrende Kälte sofort zu kleinen Wölkchen gefror, der Rest verschaffte sich schlagartig einen Überblick des Kampfes.
Die Mauer aus stoßbereit gereckten Piken hatte dem Ansturm der Luzkan keine Sekunde lang standgehalten. Wie Strohhalme waren mehrere Speere unter dem Aufprall der massigen Körper gesplittert, die gewaltigen Grabklauen der Schneebestien hatten die Verteidiger hinfortgefegt wie lose Blätter.
Mindestens drei von Kaszans Männern waren tot, sie waren bei dem Sturmangriff sofort gefallen, hatten vieleicht gerade mal noch die Gelegenheit gehabt, ihre Waffen zu ziehen.
Diese Biester waren intelligent, dessen war sich Kaszan sicher. Verflucht intelligent.
Und sie trugen nicht umsonst den Spitznamen Totengräber. Von dem Schnee des Gletschers verdeckt hatten sie dem Trupp aufgelauert. Die Pikeniere hatten wie beim ersten Mal eine der Schneebestien aufgespürt.
Nur war keiner des Trupps darauf vorbereitet gewesen, von drei Seiten gleichzeitig angegriffen zu werden.
Wie auf Kommando waren auch die anderen beiden Luzkan aus ihren Verstecken gesprungen und hatten sich sofort auf die Soldaten gestürzt. Es war ein Wunder an sich, dass überhaupt noch jemand am Leben war.
"Armbrustschützen nach hinten! Schwertkämpfer vor die Armbruster! Lanzenträger nach rechts, haltet das Biest auf Distanz!"
Kaszans Befehle waren laut und eindeutig, doch auch in seiner Stimme schwang Erschöpfung mit.
"Sorim! Macht euch gefällig mal nützlich!"
Dieser verfluchte Feigling stand inmitten des Kreises, den die Soldaten gebildet hatten und sah gehetzt von einem Luzkan zum anderen. Und sowas nannte sich Magier....
"Hark, ich brauch deine Hilfe!"
Irgendwo in Kaszans Rücken erscholl der Tenor Harkadons.
"Nur einen Moment!"
Der Luzkan vor Kaszan bäumte sich auf, als ihn ein Bolzen am Hals traf. Das gewaltige Maul öffnete sich und blies Kaszan eine Wolke aus gefrorener Luft entgegen.
Dann stürmte das Biest nach vorne.
Kaszan schickte ein Stoßgebet zu den Göttern. Einen weiteren Aufprall überlebte er nicht.
Seine Hand schloß sich fest um den lederumwickelten Griff des Kristallfluchs. Das Schimmern der Kristalle schien intensiver zu werden, so als spürte die Klinge die nahende Gefahr.
Mit einem gewaltigen Brüllen klaffte die Fänge des Luzkan scheunentorgleich auseinander, die tödlichen Fangzähne stießen nach vorne.
Kaszan ließ sich nach hinten fallen, hoffte dass die Schneebestie zu weit sprang.
Der General konnte den Luftzug spüren, als die Bestie knapp an seinem Gesicht vorbeischnappte, das struppige Fell fuhr ihm durchs Gesicht.
Noch im Fallen riß Kaszan seine Waffe nach oben, die Klinge aus rotierenden Kristallsplittern schnitt durch das Fleisch des Totengräbers wie durch warme Butter. Kurz darauf ergoß sich ein Schwall aus warmen Blut über den General, als sich der Luzkan von seinem eigenen Schwung getragen der Länge nach an dem Schwert aufschlitzte.
Die Schneebestie brüllte vor Schmerz und Wut, stieß auf die Hinterbeine hoch und hob die Klauen um ihren Peiniger unter sich zu zerschmettern.
Ein Schatten flog über Kaszan hinweg, bohrte sich ungebremst in den Bauch der aufrecht dastehenden Bestie. Das Schneemonster verlor durch die Wucht des Aufpralls die Balance, brüllte abermals auf und versuchte nach dem neuen Angreifer zu schnappen.
Dann kippte sie wie ein Baumstamm nach hinten um.
Kaszan nutzte die Gelegenheit um wieder auf die Beine zu kommen. Gleichzeitig sah er sich nach seinem Retter um.
Harkadon stand mitten auf der auf dem Rücken liegenden Schneebestie und hackte ungestüm mit seinem Schwert in die ohnehin schon riesige Wunde, die Kaszans Waffe aufgerissen hatte. Der Luzkan schlug wie wild mit seinen Klauen nach dem Hünen, doch dieser wich geschickt aus und rammte sein Schwert noch tiefer in den Leib. Nach wenigen Sekunden erstarben die Bewegungen des Monstrums.
"Da sagt man man braucht nur 'ne Sekunde und schon lässt du dich in der Zeit umbringen...", meinte Harkadon, als er auf Kaszan zukam.
"Schwing keine Reden, der Kampf ist noch nicht vorbei!", bellte Kaszan.
Mittlerweile war auch ein weiterer Luzkan zu Boden gegangen, zwei Pikeniere gaben ihm mit gezielten Stößen den Rest. Doch der Letzte pflügte gerade durch die Reihen der Schwertkämpfer, scheinbar wollte er die Armbruster niedermachen, welche so schnell feuerten wie es ihre Waffen zuließen.
"Zurück, zurück!!!", brüllte der General, als die Schneebestie mit einem weiteren Hieb eine Lücke in die Verteidigung riß.
Die Armbrustschützen versuchten einen halbwegs geordneten Rückzug anzutreten, während sie weiterhin nachluden und feuerten. Einer der Männer strauchelte und fiel hin.
Harkadon und Kaszan versuchten die Schneebestie aufzuhalten, doch war sie noch einige Meter entfernt. Sie hatten keine Chance, sie rechtzeitig zu erreichen.
Der Soldat kroch rücklings vor dem näherrückenden Monstrum fort, während die Schwertkämpfer immer wieder nach vorne sprangen und ihr kleinere Wunden zufügten. Trotz der heftigen Attacken stürmte das Monster weiter.
Angsterfüllte Schreie erklangen, als sich der Luzkan wie ein Bär aufbäumte und mit den Klauen ausholte.
Kaszans Blick fiel auf den Hofmagier. Sorim kniete im Schnee, die Augen geschlossen und mit einem Ausdruck der höchsten Konzentration auf dem Gesicht. Der würde doch nicht wirklich mal was unternehmen?
Die Grabklauen des Luzkan fuhren nach unten. Ein langer, schmerzerfüllter Schrei hallte durch das Gletschertal, als sich die mehr als armlangen Krallen durch die Brust des Armbrustschützen bohrten und ihn am Boden festnagelten.
Kaszan brüllte voller Hass auf und rannte, die Schemerzen in seiner Schulter missachtend auf die Schneebestie zu, welche sich schon den nächsten Gegnern zuwandte.
In dem Moment richtete sich Sorim blitzartig auf. Der Magier hatte noch immer die Augen geschlossen, sein Mund formte lautlose Worte. Langsam hob er die Hände.
Die Erde begann zu vibrieren.
Langsam erhoben sich lange Eiszapfen aus dem Schnee zu den Füßen des Hofmagiers, formierten sich vor ihm zu einem Wall aus spitzen Speeren.
Dann machte er eine wegwerfende Handbewegung.
Die Eiszapfen stiegen hoch in die Luft, sirrten in hohem Bogen auf den Luzkan zu. Die Schnebestie zuckte unter dem Aufprall der Eiskristalle zusammen, mehrere der Geschosse durchschlugen den massigen Körper als ob er aus Papier bestehen würde. Wie vom Blitz getroffen fiel der Luzkan in sich zusammen.
19.08.2002, 11:51 #5
Kaszan Toras
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Knisternd lösten sich kleine Sterne aus dem lodernden Inferno des Feuers, stoben Richtung Himmel auf und verglühten langsam in der Schwärze des Nachthimmels. Kaszan starrte den Funken nach ohne sie richtig wahrzunehmen. Die Wärme des Lagerfeuers ließ ihn die klirrende Kälte um ihn herum vergessen, gab ihm Gelegenheit seinen Gedanken nachzuhängen.
Heute waren viele Menschen gestorben. Soldaten, Kameraden, seine Freunde. Er hatte sie alle gekannt, Rekart, Mjorn und Deron die Schwertkämpfer, Werlas und Arten, die Pikeniere und Hiros den Armbruster.
Zahllose Schlachten hatte er zusammen mit diesen Männern überstanden, jeder von ihnen hatte in den Orkkriegen gekämpft, war in Khorinis dabei gewesen. Und jetzt waren sie tot, getötet von...Tieren!
Kaszan hatte genau wie der Rest des Trupps gewusst, dass einige der Ausgewählten nicht mehr zurückkommen würden. Die Luzkanzacken forderten ihren Tribut von jedem. Dennoch kam es ihm so falsch vor.
Kaszan hörte den Schnee hinter sich knirschen.
"Es tut mir leid um eure Männer." Kaszans Hände ballten sich zu Fäusten, seine Fingernägel bohrten sich tief in seine Haut als er die Stimme des Hofmagiers hinter sich hörte.
"Ich kann mir vorstellen wie-"
Kaszan fuhr herum und streckte den Magier mit einer gezielten Rechten nieder. Sorim krachte hart in den Schnee, auf diese Reaktion war er nicht vorbereitet gewesen. Kaszan war sogleich wieder über ihm, beugte sich zu dem Magier herab und zog ihn am Kragen nach oben, so dass sich ihre Gesichter auf gleicher Höhe befanden. Von Sorims Lippe tropfte Blut in den Schnee.
"Erzählt mir nichts von eurem Mitleid!", zischte Kaszan mit mühsam beherrschter Stimme.
"Letztendlich sind euch diese Menschen doch egal! Wenn ihr auch nur eine Sekunde früher reagiert und nicht dumm herumgestanden hättet, würde Hiros noch leben!"
Mit einer wütenden Bewegung ließ Kaszan den Magier los. Schnaubend stand der General auf und wandte sich ab.
"Ich habe diese Männer in diesen von den Göttern verlassenen Gletscher geführt. Sie riskieren hier ihr Leben für einen Gegenstand, von dem ihr nicht einmal wisst ob er existiert!"
Kaszans Stimme troff nur so vor Verachtung. Aus dem Augenwinkel konnte er beobachten, wie sich Sorim aufrappelte. Mit einer Hand befühlte er seine Lippe, die inzwischen kräftig angeschwollen war.
"Ich dachte ihr würdet euch vieleicht besser fühlen, wenn ich mich für mein Verhalten entschuldigen würde. Aber anscheinend seid ihr da ja anderer Meinung."
Mit diesen Worten verschwand der Magier im Dunkel der Nacht. Kaszan starrte weiter in die Flammen. Eine riesenhafte Gestalt gesellte sich neben ihn, den Blick in das Feuer gerichtet.
"So kenn ich dich ja gar nicht. Saubere Rechte."
"Spar dir deine Witze Hark. Ich bin echt nicht in der Stimmung für Scherze."
"Ich weiß nicht ob deine Reaktion so gut durchdacht war. Nimm dich besser in Acht. Dieser Sorim ist so gespalten wie die Zunge einer Schlange."
Durchdacht? Kaszan hatte gar nicht gedacht, er hatte nur reagiert und zugeschlagen.
"Ich kann diesen Honigschmierer mit seinen Schleimereien nicht leiden. Ich weiß nicht wie er meine Abwesenheit in Gorthar genutzt hat, aber Fakt ist, dass Herzog Talron einer solchen Aktion früher niemals zugestimmt hätte. Sorim hat irgendetwas vor, ich weiß nur nicht was. Aber früher oder später wird er auf seiner eigenen Schmiererei ausrutschen und sich das Genick brechen."
21.08.2002, 18:17 #6
Kaszan Toras
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In den letzten Tagen war es zu keinen weiteren Angriffen gekommen. Aber Kaszan wusste dass die Luzkan dort draußen waren, sie belauerten den Trupp, warteten auf eine Gelegenheit, zuzuschlagen und ihr Werk zu vollenden.
Doch nicht nur die Schneebestien stellten eine Gefahr dar. Mittlerweile war die Gruppe in den Schatten des Göttersitzes eingetaucht, wie eine gigantische Flutwelle ragte der Berg über dem Gletscher auf, seine massige Gestalt hüllte diesen Teil des Gletschers in ewige Dunkelheit.
Und mit der Dunkelheit kam die Kälte.
Selbst auf dem Sonnenbeschienenen Teil des Gletschers war es eisig. Aber hier war die Kälte mörderisch.
Schnee lag hier nur noch wenig und die dünne Schicht bestand vollkommen aus harten Körnern. Unter dem Schnee befand sich eine meterdicke Eisschicht. Wie dick die Eisschicht war, konnte niemand sagen. Doch sie wuchs noch immer an, da das Eis in diesem Teil des Gletschers niemals schmolz.
Vieleicht würde der Gletscher irgendwann ganz Gorthar bedecken.
Kaszan schlang den schweren Fellmantel enger um die Schultern. Wahrscheinlich würde der Trupp schon lange vor den Ruinen erfroren sein. Aber Kaszan nahm sich vor zumindest so lange am Leben zu bleiben, bis Sorim an der Kälte zugrunde gegangen war.
Das Eis unter seinen Füßen erzitterte.
Sofort blieb der General stehen und griff nach dem Schwertgriff. Auch der Rest des Trupps hatte angehalten und sah sich alarmiert um.
"Macht euch bereit", lautete der Befehl des Generals.
Abermals erzitterte der Boden, ein lautes Knacken sandte Kaszan einen eisigen Schauer über den Rücken.
Dann bildete sich ein Riß in dem Eis, fuhr verästelt wie ein Blitz durch den Boden.
Ein weiterer Riß bildete sich und lief geradewegs auf den Ersten zu. Dabei bildete sich eine Scholle auf dem Eis, die sich langsam zur Seite neigte.
"Weg da!", brüllte Kaszan.
Sofort sprangen die Soldaten zur Seite, versuchten so weit es ging von dem Riß wegzukommen. Einer hatte das Pech, direkt auf der Scholle gestanden zu haben. Mit Donnergrollen stürzte das Eisstück in die Tiefe und riß den Mann mit sich.
Gleichzeitig löste sich ein ganzer Teil des Eises an der Seite des Risses. Solef ließ seine Armbrust fallen und hechtete nach vorne, gerade noch rechtzeitig um nicht mitsamt des Eises abzustürzen. Der Armbruster schaffte es gerade noch, sich mit beiden Händen an der Kante des Risses festzuklammern.
"Verdammt, helft mir!", schrie er.
Kaszan sprang nach vorne, packte die Hand des Mannes und versuchte ihn über die Kante zu ziehen. Doch er fühlte wie ihm die Hand zu entgleiten drohte.
"Halt dich fest, ich schaff es sonst nicht!", keuchte Kaszan.
"Ich kann...nicht....Meine Finger sind...so...kalt...."
"Hark! Hilf mir!", rief der General und stemmte sich mit seinem ganzen Körpergewicht nach hinten.
Dann krachte er in den Schnee als die Finger des Armbrusters aus seiner Hand glitten.
Mit einem Satz war er an der Kante.
"Solef!"
Kaszan konnte gerade noch sehen, wie Solef ein Dutzend Schritt tiefer aufschlug, dann stürzten auch schon mehrere weiße Schemen über den Armbruster.
"Nein!"
Harkadon trat neben ihn und starrte in die Tiefe. Seine Faust krachte in das Eis und brach ein ganzes Stück heraus.
"Diese verdammten Biester!"
Jetzt wusste Kaszan warum die Luzkan nicht mehr angegriffen hatten. Und Kaszan hatte keine Chance gehabt, der Falle zu entgehen.
23.08.2002, 21:12 #7
Kaszan Toras
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Wie oft Kaszan Sorim bereits verflucht hatte, eine solche Reise zu unternehmen, wusste er schon nicht mehr.
Aber das hinderte ihn nicht, ihn weiterhin zu verwünschen.
Zwei weitere Männer waren gestorben. Dieses Mal waren nicht die Luzkan oder eine ihrer Fallen schuld an ihrem Tod, nein, es war die Kälte gewesen, der unsichtbare Begleiter der sich nur ab und zu in der Form von gefrorenen Atemwölkchen zeigte.
Die Beiden waren eingeschlafen und hatten sich nicht mehr gerührt, als Harkadon am nächsten Morgen das Iglu betrat, um zu sehen warum sie nicht kamen.
Diese gesamte Exkursion war jetzt schon ein Fehlschlag. Nur noch einundzwanzig der ehemals vierzig Mann waren noch am Leben. Wer nicht im Kampf gegen die Luzkan fiel, den holte die Kälte.
Kaszan fragte sich, wie viele Zehen er noch haben würde, wenn er hier wieder rauskam. Wenn er den Gletscher jemals wieder verlassen würde.
Immerhin hatten sich die Luzkan scheinbar zurückgezogen. Aber wahrscheinlich gruben sie nur wieder eine weitere, tödliche Falle. Dem General war es mittlerweile egal. Diese gesamte, von den Göttern verdammte Expedition war ihm egal. Das einzige was ihn dazu trieb, sich weiterzuschleppen waren seine Männer. Ohne seine Führung war es unwahrscheinlich, dass überhaupt jemand zurückkehrte.
Zumindest das war er ihnen schuldig.
Erschöpft hob Kaszan den Kopf und spähte in die Ferne. Eigentlich sollte es nicht mehr lange dauern, die Ruinen zu erreichen. Die Gruppe hatte schon fast den Ursprung des Gletschers erreicht. Nur konnte man in der Dunkelheit fast nichts sehen, die Fackeln trieben die ewige Nacht nur ein paar Schritt zurück.
24.08.2002, 11:51 #8
Kaszan Toras
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"Und wo sollen jetzt diese Ruinen sein?"
Kaszans Fackel leuchtete in die immerwährende Dunkelheit hinein. Die Wärme des Feuers schaffte es zwar nicht vollständig, die klirrende Kälte zu vertreiben, aber allein schon ihr Licht erschien wie ein Leuchtfeuer der Hoffnung.
Viel mehr hatte man hier oben auch nicht.
Eigentlich sollten sich genau an dieser Stelle die Ruinen von Va'Shezum befinden. Der Legende nach waren sie so gigantisch, dass man sie gar nicht übersehen konnte.
Doch hier war nichts.
Nichts außer den frierenden Männern der Expedition.
Sorim wanderte seit einer geraumen Viertelstunde auf dem Eis herum, kniete sich von Zeit zu Zeit hin und starrte auf den Boden. Vieleicht war er ja endlich vollkommen durchgedreht.
"Die Ruinen sind hier! Ich weiß es!"
"Na klar...", murmelte der General zu sich selbst.
"Für mich sieht das Ganze so aus..."
"Schaut mal hier drüben!", rief einer der verbleibenden Pikeniere und deutete auf einen Punkt in der Dunkelheit.
Als sich die Gruppe dem Punkt näherte, war ein dünner Lichtstrahl zu erkennen, der in senkrechtem Winkel auf das Eis traf.
"Was bei Beliar...."
Kaszan legte den Kopf in den Nacken und spähte gen Himmel. Der Lichtstrahl schien durch das Gestein des Göttersitzes zu brechen.
"Wie kann das Licht senkrecht auf den Boden treffen, wenn es eigentlich früher Morgen sein sollte?", sprach Kaszan seine Gedanken laut aus.
"Das ist es", flüsterte Sorim und eilte auf das Licht zu.
"Seht! Dort unten im Eis!"
Wie auf Kommando richteten die Männer des Trupps ihre Blicke auf den Boden. Auf den ersten Blick erkannte Kaszan rein gar nichts.
Doch dann glaubte er weit unten in der Dunkelheit Umrisse erkennen zu können.
"Könnten auch Felsen sein."
"Narr! Das sind die Ruinen!", fauchte Sorim zurück.
Toras verdrehte die Augen.
"Nun, Herr Alleswisser, dann wisst ihr doch sicherlich auch, wie man durch eine zig Tausend Schritt dicke Eiswand kommt."
Sorim betrachtete eingehend die Stelle an der das Licht auf das Eis traf.
"Es muss einen Weg geben. Vieleicht ein versteckter Mechanismus. Sucht nach irgendwelchen Anhaltspunkten!"
Tolle Idee. Der Gletscher war ja nicht groß genug....
"Ich glaube ich hab etwas", brummte Harkadon zu Kaszans Rechten.
Direkt unter ihm befand sich eine kreisrunde Steinplatte im ewigen Eis. Geschwungene Zeichen und Linien bedeckten die Oberfläche der Platte. Und ein kleines Stückchen über ihr war ein kleiner, prismaförmiger Kristall zu erkennen.
Nur versperrte eine meterdicke Eisschicht den Weg zu der Platte.
"Hier sind noch mehr solche Dinger!", erscholl ein Ruf.
Tatsächlich, wenn man wusste wo man zu suchen hatte, konnte man noch fünf weitere solcher Platten erkennen. Sie lagen in der Form eines Sechsecks da, dessen Mittelpunkt die Lichtlanze bildete.
Sorim lag auf dem Bauch und starrte in das Eis unter sich.
"Dort unten liegt ein Kristall. Das Licht trifft genau auf ihn und wird in sechs weitere Strahlen gebrochen die sich in der Dunkelheit verlieren. Ich glaube das ist des Rätsels Lösung! Ich werde versuchen, ihn etwas anzuheben so dass das Licht die anderen Kristalle trifft!"
Kaum hatte der Magier ausgesprochen, hallte auch schon ein donnerndes Knurren über den Gletscher.
Augenblicklich fuhren die Männer herum, scharrend wurden Schwerter aus den Scheiden gerissen, Piken in die Dunkelheit gestreckt und klappernd Bolzen in die Armbrüste gelegt.
In der Dunkelheit zeichneten sich die Schemen massiger Kreaturen ab. Luzkan.
Langsam stapften die Totengräber heran, die gewaltigen Grabklauen hinterließen tiefe Furchen im Eis, die beiden charakteristischen, langen Reißzähne ließen die Schwerter der Männer lächerlich wirken.
Hinter der ersten Schneebestie schritten weitere heran. Es mussten mindestens ein Dutzend sein.
"Was auch immer ihr vorhabt, macht es schnell!", bellte Kaszan zu dem Hofmagier.
"Deckt die Armbruster. Feuer auf meinen Befehl."
"Kaszan, ich glaube nicht dass uns das noch viel helfen wird....", murmelte Harkadon an seiner Seite.
Die Lawine aus buschigem Fell und Muskeln breitete sich halbkreisförmig aus und zog sich wie die Schlinge eines Galgens langsam enger.
Die Männer wichen zurück. Jeder der Soldaten wusste wie weit ein Luzkan springen konnte. Doch sehr viel weiter konnten sie nicht zurückweichen.
Hinter Kaszan ertönte ein leises Knacken im Eis. Sorim kniete auf dem Boden, hatte beide Hände krallenartig ins Eis gerammt und hatte die Augen geschlossen. Mit unendlicher Langsamkeit hob sich der Kristall im Eis auf das Licht zu.
Die vorderste Schneebestie fauchte und schlug mit ihrer Pranke auf den Boden, sodass der gesamte Gletscher zu erzittern schien.
"Niemand schieß bevor ich es sage!"
Einige Armbruster schienen Probleme damit zu haben, dem Befehl nachzukommen, denn ihre Blicke sprachen Bände.
Eine Schneebestie sprang nach vorne.
"Feuer!", brüllte Kaszan.
Sofort verließen klackend mehrere Bolzen die Amrbrüste und bohrten sich mit erstaunlicher Präzision nur wenige Spann nebeneinander in den Luzkan.
"Pikeniere vorwärts!"
Die beiden letzten Lanzenträger stürmten auf den Berg aus purer Urgewalt zu. Der Totengräber sprang abermals-und genau in die gestreckten Piken hinein. Holz splitterte unter dem Aufprall mehrerer Hundert Kilo, gerade noch rechtzeitig konnten die Pikenierbrüder zur Seite springen.
Die Schneebestie strauchelte, knickte mit den Vorderläufen ein, schlitterte von ihrem eigenen Schwung getragen einige Meter weiter.
Dann feuerten die Amrbrustschützen ein weiteres Mal.
Ein Jaulen ertönte als die Bolzen den Kopf und die Schnauze des Monstrums trafen, dann lag die Bestie still.
Einer der Schützen hatte das Auge getroffen.
"Kortan, Gelm, zurück!"
Auch ohne Befehl machten die Brüder dass sie zurückkamen. Der jüngere der Beiden, Gelm, hatte sein Schwert gezogen, da seine Pike unter dem Ansturm des Schneegiganten zersplittert war.
Kaum hatten die Beiden die Gruppe wieder erreicht, ließ die vorderste Schneebestie abermals ihr Knurren ertönen.
Scheinbar war das das Kommando gewesen, denn die Luzkan stürmten alle gleichzeitig nach vorne.
"Konzentriert euch auf einen!"
Hinter Kaszan erscholl ein leises Stöhnen. Schweißperlen strömten über Sorims Gesicht.
Dann brach eine gewaltige Lichtlanze aus einer der Steinplattformen. Die Luzkan ließen ein enttäuschtes Jaulen erklingen, versuchten ihren Ansturm abzubremsen.
Auch aus den restlichen Plattformen schossen Lichtlanzen zur Decke empor. Mit einem Mal war das gesamte Umfeld in gleißendes Licht getaucht. Kaszan kniff die Augen zusammen, war er doch noch immer das schwache Licht der Fackeln gewöhnt.
Das gesamte Sechseck erstrahlte in dem Licht. Gleichzeitig war ein lauter werdendes Summen zu hören. Ein Wirbel aus purem Licht bildete sich, das Summen verschluckte sämtliche Geräusche.
Hinter der Barriere aus Licht konnte Kaszan den Anführer der Luzkan erkennen. Ihre Blicke trafen sich. Und er wusste dass er sich täuschen musste, aber er glaubte Bedauern in dem Blick des Tieres erkennen zu können.
Dann spürte Kaszan, wie sich sein Körper auflöste, er hinabgerisen wurde in die Schwärze des Gletschers. Ein Prickeln lief durch seinen nicht mehr vorhandenen Körper, er hatte das Bedürfnis zu schreien, aber er konnte nicht.
In rasendem Tempo stürzte er auf die Ruinen herab.
Und dann stand er zusammen mit den anderen Mitgliedern der Expedition in einer Halle. Die Decke war so hoch, dass man das Relief mit bloßem Auge kaum noch erkennen konnte, die Ausläufer der Halle verliefen sich in der Unendlichkeit.
"Ich glaube ich muss...", murmelte ein Schwertkämpfer zu Kaszans Linken und übergab sich würgend.
Kaszan nahm ihn fast gar nicht zur Kenntnis. Staunend ließ er seinen Blick an den Wänden der Halle entlanglaufen. Gewaltige Fresken ihm unbekannter Kreaturen und Monstren schmückten die steinernen Wände, Kaszan bestaunte die Kunstfertigkeit mit denen die Fresken gearbeitet wurden.
"Das ist unglaublich", murmelte Harkadon.
Sorim trat nach vorne und starrte in die Dunkelheit.
"Nein. Das sind die Hallen von Va'Shezum."
04.09.2002, 11:25 #9
Kaszan Toras
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Das Tor war aufgebrochen. Die Trümmer des mächtigen Holztores lagen teils Dutzende Schritt vom Torbogen entfernt in der Halle herum. Nur noch der linke Torflügel hielt sich mit letzter Kraft halbwegs in seiner Fassung. Eine der riesenhaften Statuen, die den Rahmen des Tores bildeten hatte einen Arm verloren, mit dem sie zuvor den Torbogen gestützt hatte.
„Was hat das zu bedeuten?", fragte jemand.
„Wer auch immer das Tor vernichtet hat, er kam von innen", meinte Harkadon zu Kaszans Rechten.
„Das schmeckt mir alles nicht. Wir sollten nicht hier sein." Gelm fingerte an seinem Schwertgriff herum.
Kaszan kniete über einem der Trümmerteile nieder. Das Holz wies an mehreren Stellen gut armdicke Löcher auf. Als der General mit dem Finger an den Rändern entlangfuhr, fühlte sich das Holz seltsam glatt an, so als hätte jemand Stunden damit verbracht, das Holz abzuschleifen. Bruchstellen waren keine zu erkennen, das Holz war einfach glatt abgeschnitten. An anderen Stellen waren lange Kratzspuren zu erkennen. Aber warum sollten die Luzkan ein meterhohes Tor einreißen, und noch dazu von der Innenseite?
Kaszan erhob sich wieder und sah zu der Gruppe.
„Ich glaube kaum dass der Verursacher dieser Zerstörung noch hier ist. Was auch immer hier war, es wollte raus. Lasst uns weitergehen und dieses Artefakt suchen, damit wir hier endlich verschwinden können."
Zögernd kam der Trupp wieder in Bewegung. Die Nervosität war deutlich spürbar, es gab niemanden der seine Hände nicht an der Waffe hatte.
Die nachfolgende Halle war nur unmerklich kleiner als die vorherige. Geschwungene Reliefzeichnungen von Kaszan unbekannten Kreaturen liefen die Wände hinauf bis zur Decke, welche aus sich scheinbar ständig in Bewegung zu befindenden Kristall geformt war. Irgendwo dort oben in der Schwärze des Eises glaubte Kaszan einen Lichtpunkt erkennen zu können.
Weiter ging es, an unzähligen Abzweigungen vorbei in die Dunkelheit der Ruinen. Schließlich erreichte die Gruppe ein weiteres Tor. Wie die anderen Wände wurde auch dieses von kunstvoll gefertigten Reliefs umsäumt, der Rahmen bestand aus zwei Händen die mit ihren aneinandergelegten Fingerspitzen den Torbogen bildeten.
„Das ist es! Wir sind auf der richtigen Spur!"
Sorim stürzte nach vorne und beäugte das Tor genauer.
„Hier sind Schriftzeichen", meinte er und betrachtete dabei die Handfläche der linken Hand.
„Könnt ihr sie entziffern?", fragte Kaszan obwohl er die Antwort schon zu kennen glaubte.
„Entziffern schon....Nur ob ich ihren Sinn erkennen kann weiß ich nicht."
Kaszan verdrehte die Augen. Das war ja irgendwie klar gewesen....
Trotzdem schluckte er die bissige Bemerkung die ihm auf der Zunge lag herunter. Die Moral war ohnehin schon schlecht genug.
Stattdessen trat er nach vorne und sah sich die Reliefzeichnungen an. Seltsames Material. Es sah aus wie Gold, aber schien ständig den Farbton zu ändern, einmal war es klar und hell schimmernd, dann wieder dunkel und lichtabweisend. Als Kaszan einen Schritt zurücktrat sah es so aus, als würde die gesamte Wand pulsieren.
Eine der Kreaturen stach dem General ins Auge. Ein riesenhaftes Tier, auf die Hinterläufe aufgebäumt, die langen Klauen seitlich zum Körper ausgestreckt und das Maul mit seinen beiden langen Fangzähnen weit aufgerissen. Die Zeichnung war eindeutig. Doch was wollte diese Zeichnung aussagen?
Zur Rechten des Luzkan waren zwei Hände abgebildet, von etwas voneinander getrennt, das wie ein Spalt aussah. Dann war da noch etwas, ein seltsames Wesen mit Spinnenbeinen und einem entfernt menschenähnlichen Körper, der dort entsprang wo sich bei einer Spinne normalerweise der Kopf befinden würde. Jedoch verfügte die Kreatur nur über einen Arm, oder der andere war absichtlich so verwaschen gezeichnet worden. Zwei fledermausartige Flügel entsprangen dem Rücken des Wesens, der Kopf war kaum zu erkennen, er schien so wie der restliche Körper fast nur aus Hörnern und Zacken zu bestehen.
Dieses Wesen musste in irgendeinem Kontext zu dem Luzkan stehen....
05.09.2002, 12:05 #10
Kaszan Toras
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„Die Hände des Spaltens spalten nicht nur den Verstand sondern auch Raum, Zeit und die Barrieren....Was soll das? Ich dachte das hier sei ein Hinweis zum öffnen des Tores, aber es ist nichts als Kauderwelsch!"
Sorim hatte die letzten paar Stunden jede Menge solcher lyrischer Meisterwerke entziffert. Und jedes Mal hatte er lauthals herumgekeift wenn er ihren Sinn nicht erkennen konnte.
Kaszan lag auf dem Rücken, starrte an die Decke und spielte an dem Schwertgriff herum. Der Rest der Gruppe hatte sich in der Nähe niedergelassen und starrte entweder in die Dunkelheit oder machte sich über die Reste des Proviants her.
„Vielleicht gibt sie ja nach wenn ihr ganz höflich darum bittet", spottete der General.
„In Sachen Höflichkeiten seid ihr doch sonst auch so gewitzt. Um nicht zu sagen heuchlerisch...."
Der letzte Satz war nur für seine eigenen Ohren bestimmt gewesen, er hoffte einfach dass ihn sonst keiner verstanden hatte.
„Ja, macht euch nur über mich lustig, großer Heerführer! Beflügelt euren „taktischen Scharfsinn" doch lieber einmal um dieses Tor zu öffnen!"
Sorims Augen funkelten in unbändiger Wut.
Kaszan setzte sich bewusst langsam auf.
„Ich dachte ihr seid hier der Bücherwurm? Ich bin nur dafür zuständig dass euch nichts passiert. Für derartige Spielereien seid ihr zuständig."
„Ach ja? Dann wollt ihr wohl hier unten verrotten! Denn ich weiß nicht wie wir zurückkommen wollen! Der Teleportationszauber wirkt nur in eine Richtung!"
Mittlerweile hatte sich Kaszan vollends aufgerafft und bis auf wenige Fuß dem Magier genähert.
„Das hättet ihr euch vielleicht früher überlegen sollen! Ich habe von Anfang an gesagt dass diese Reise zum Scheitern verurteilt ist!"
Die letzten Worte hatte Toras geschrien. Sorims Augen glichen Schlitzen, seine rechte Hand fing an zu zittern.
„Nun gut", meinte er mit mühsam beherrschter Stimme, „Dann versucht doch mal das Tor aufzubekommen!"
Mit diesen Worten trat er zur Seite.
„Harkadon, Gelm, Kortan, ich brauch mal eure Hilfe", winkte der General die Männer heran.
Für einen kurzen Moment ließ Kaszan seinen Blick über das Tor gleiten. Die Torflügel waren aus Stein gehauen, aber in der Mitte gab es einen schmalen Schlitz. Zudem gab es an jedem der Flügel eine kleine Einbuchtung in der Mitte.
„Hark, du übernimmst den rechten Flügel, Gelm, Kortan ihr den linken. Ich versuch das Tor etwas aufzustemmen."
Während die Männer in Position gingen, näherte sich Kaszan dem Schlitz und löste die Schwertscheide vom Gürtel. Mal sehen ob das klappen würde....
Der General ging in die Knie und drückte die Scheide mit der Kante gegen den Schlitz, dann umfasste seine Rechte fest den Schwertgriff.
Mit einem Ruck riß Kaszan den Kristallfluch aus der Scheide, presste den Griff sofort gegen den Schlitz und sprang gleichzeitig auf. Ein ohrenbetäubendes Scharren peinigte seine Ohren, als die Kristallsplitter versuchten ihre Kreisbahnen einzunehmen, dabei aber durch die Steinflügel gestört wurden. Funkenschauer übergossen den General, das Schwert ließ sich kein Stück mehr rühren, die Kristalle versuchten mit aller Kraft freizukommen.
Kaszan ging abermals in die Knie, lehnte sich mit dem Rücken an das Tor und griff mit beiden Hände zu. Dann stemmte er sich mit aller Macht von unten gegen den Schwertgriff.
Aus den Augenwinkeln konnte er erkennen wie Harkadon und die Pikenierbrüder versuchten, das Tor zu bewegen, ihre Mienen spiegelten höchste Anstrengung wieder.
Schweiß perlte von Toras’ Stirn, lief zu kleinen Sturzbächen zusammen die auf seine Rüstung tropften.
Dann fiel er nach vorne als der Kristallfluch kreischend freikam. Knirschend bewegten sich die beiden Torflügel, millimeterweise aber sie bewegten sich.
Schließlich war eine gut mannbreite Öffnung frei. Die Männer ließen sich erschöpft zu Boden sinken.
„Erstaunlich....", murmelte Sorim.
„Irgendetwas hat sich da bewegt", keuchte Harkadon und zeigte auf die kleine Einbuchtung an dem Torflügel.
„Bei mir auch", röchelte Kortan.
„Hauptsache der Weg ist frei", murmelte Kaszan und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
„Noch einen Moment zum Verschnaufen, dann ziehen wir weiter. Ich will endlich aus diesem Loch heraus."
Erschöpft ließ sich der General auf die Fliesen zurücksinken und schloß die Augen. Dann riß er sie urplötzlich wieder auf. War da nicht eine Erschütterung zu spüren gewesen?
08.09.2002, 00:46 #11
Kaszan Toras
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Hinter dem Tor wartete ein schier unendlich langer Gang auf die kleine Gruppe. Die Wände und die Decke des Korridors waren über und über mit diesen fremdartigen Zeichnungen geschmückt. Durch das enorme Alter ließen sich manche kaum mehr entziffern, doch meistens handelte es sich um Bilder von den schon zuvor gesehenen Händen, den Luzkan und anderen, grotesk erscheinenden Monstren.
Kaszan hatte sich nicht getäuscht. Schon nach wenigen Sekunden war eine weitere Erschütterung zu spüren gewesen. Und je weiter der Trupp vorstieß, desto deutlicher wurden sie.
Es war wie das regelmäßige Schlagen einen gigantischen Herzens, das die Ruinen mit jedem Herzschlag in ihren Grundfesten erzittern ließ.
Schon nach kurzem war gleichzeitig ein dumpfes Wummern zu hören. Und die Gruppe kam dem Ursprung dieser Geräusche immer näher.
Mittlerweile hatten alle ihre Waffen gezogen, Schwerter blitzten im Licht der Fackeln, Armbrüste waren schussbereit erhoben und die letzte Pike stoßbereit nach vorne gestreckt.
Schließlich mündete der Gang in einer weiteren Halle. Kaszan musste inzwischen aufpassen dass seine Zähne bei einem erneuten Beben nicht zu klappern anfingen.
Ein gigantischer Umriss schälte sich aus dem Mantel der Dunkelheit. Jetzt wusste Kaszan warum die Halle so riesig gebaut worden war.
Der Koloß füllte sie fast bis zur Decke hin aus.
Es musste sich um einen Golem handeln. Doch wer bei Beliar konnte ein derart riesiges Geschöpf schaffen?
Er musste mindestens acht Schritt in der Höhe messen. Sein Körper war vollkommen durchsichtig und sah so aus, als ob jemand versucht hätte mit einem Schmiedehammer die Skulptur eines Menschen aus dem Eis zu schlagen.
Bei jedem Schritt des Golems erzitterte die Erde wie unter einem Hammerschlag. Das Monstrum war noch gute fünfzig Schritt entfernt, doch griff es so weit aus, dass es die Gruppe binnen wenigen Sekunden erreichen würde.
Und es kam direkt auf sie zu.
08.09.2002, 18:42 #12
Kaszan Toras
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"Verteilt euch!", brüllte Kaszan und löste sich aus seiner Starre.
Einen Augenblick später stob die Gruppe auseinander. Das vertraute Klacken der Armbrüste drang an Kaszans Ohr, als die Armbruster ihre tödliche Ladung in Richtung des Golems schleuderten.
Die Geschosse sprengten kleinere Eispartikel aus dem Körper des Riesen, doch ließ sich dieser davon nicht im Geringsten beeindrucken.
"Gelm, Kortan, ihr greift von links an! Hark zu mir, wir übernehmen die andere Seite! Der Rest haut ab oder versucht das Montrum abzulenken!"
Sofort folgten die Männer den Befehlen des Generals. Sorim blieb stehen und reckte die Hände gen Hallendecke.
Hoffentlich würde er sich dieses Mal nicht so lange Zeit lassen....
Der Kopf des Golems pendelte von einer Seite zur anderen. Anscheinend wusste das Monster nicht, welchen der Menschen es zuerst zerquetschen sollte.
Dann stampfte es genau auf die beiden Pikenierbrüder zu.
Die gewaltige Faust hob sich, dann krachte sie wuchtig in den Hallenboden, als die Brüder blitzschnell zur Seite sprangen. Gesteinsbrocken schwirrten durch die Luft, als sich die Hand wieder hob, waren die Bodenplatten tief eingedrückt.
Währenddessen hatten sich Kaszan und Harkadon dem Golem von hinten genähert. Kaszan umfasste den Griff des Kristallfluchs mit beiden Händen, dann lies er die Klinge auf das mehr als baumstammdicke Bein des Riesen herabsausen.
Das Schwert drang tief in das stämmige Bein ein, ein Regen aus Eiskristallen ergoß sich über den General, als sie auf das massive Eis stieß.
Ein paar Sekunden lang sah sich der Golem nach seinem Peiniger um, lange genug um Kaszan Gelegenheit zu geben, noch ein paar Schläge nachzusetzen. Dann griff die gewaltige Pranke des Monsters nach ihm.
Kaszan knickte ein und katapultierte sich nach hinten und hinter das andere Bein des Golems. Etwas träge versuchte das Monstrum ihn mit der anderen Hand zu packen, doch Kaszan wich geschickt abermals aus.
Harkadon nutzte die Gelegenheit um auf den Arm des Golems zu springen und seine gewaltige Körperkraft auf selbigen zu entladen. Ganze Stücke aus Eis brachen aus dem Körper des Riesen als der Soldat wie ein Berserker auf den Arm einhackte.
Gelm und Kortan stürzten nach vorne und rammten ihre Waffen mit aller Kraft in das schon angeschlagene Bein des Giganten. Gleichzeitig prasselte ein erneuter Bolzenhagel gegen die Brustpartie des Golems, wieder ohne sichtbaren Erfolg.
Kaszan hatte währenddessen alle Hände voll zu tun, den wütenden Attacken des Kolosses auszuweichen, denn anscheinend hatte das Monstrum es auf ihn abgesehen. Nur knapp entging er einem tief angesetzten Schwinger indem er sich auf den Boden fallen ließ. Der Luftzug strich ihm einer Orkanböe gleich durch das Gesicht. Ein Schrei gellte durch die Halle als einer der Armbruster von dem Schlag mitgerissen und gegen die Wand geschleudert wurde.
Der Mann sackte zusammen und rührte sich nicht mehr.
Krachend landete ein gut mannshoher Eisbrocken auf dem Boden als Harkadon seine Bemühungen noch weiter verstärkte. Der Golem schüttelte sich wie ein Bär der ein lästiges Insekt loszuwerden versucht, jedoch ohne Erfolg.
Dann löste sich plötzlich der gesamte Arm des Riesen und zermalmte sowohl die Fliesen wie auch einen Schwertkämpfer, der das Pech hatte zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein. Auch Harkadon verlor dadurch seinen Halt und rollte meterweit über den Hallenboden.
Der Golem bäumte sich auf und griff mit der anderen Hand an die Amputationsstelle.
Gleich darauf formte sich ein neuer, unversehrter Arm aus dem Stumpf.
Kaszan keuchte vor Verblüffung auf. Wie sollten sie ein Monster besiegen, dass sich so schnell selbst regenerierte?
Ein Fauchen durchbrach den Kampflärm. Kaszan fuhr herum, gerade rechtzeitig um zu sehen wie Sorim beide Hände auf den Golem richtete. Die Luft vor ihm begann wie unter extremer Hitze zu wabern, dann stieg zischend Dampf von dem Körper des Eisgolems auf.
Sorims Zauber zog über die Brust des Golems und hinterließ dabei eine tiefe Schneise im Eis. Die Hände des Hofmagiers verkrampften sich zu Krallen, Schweiß rann dem Magier übers Gesicht und an seiner Schläfe pochte einem fetten Wurm gleich eine Ader. Anscheinend hatte er Probleme, den Zauber zu koordinieren.
Schwerfällig wankte der Koloss aus Eis auf den Magier zu.
"Los, lenkt ihn ab!"
Abermals wurden Bolzen geladen und gegen das riesenhafte Monster geschossen, die Nahkämpfer versuchten ihr Bestes um den Vormarsch des Berges aus Eis und roher Körperkraft aufzuhalten.
Harkadons Schwert brach abermals große Brocken aus dem Bein des Golems und Kaszan versuchte das Eis mit gezielten Hieben so zu schwächen dass es unter dem Gewicht des Giganten auseinanderbrechen würde.
Kortan sprang nach vorne, versenkte seine Pike in einem breiten Riß im Eis und hängte sich mit seinem vollen Gewicht an den Schaft der Waffe. Das Holz der Pike knackte hörbar, aber die Aktion zeigte Erfolg als sich plötzlich ein langer, gezackter Riß durch das halbe Bein zog.
Eni kurzer Blick zu Harkadon, dann rammten sowohl Kaszan wie auch der hochgewachsene Krieger ihre Schultern wie auf Kommando mit aller Kraft gegen das angeschlagene Bein.
Der Golem wankte wie ein betrunkener hin und her, dann brach das gesamte Bein auseinander. Der Balance beraubt stürzte der Koloss wie ein gefällter Baum um.
Sorims Hitzestrahl hatte mittlerweile ein gewaltiges Loch im Kopf des Golems hinterlassen.
Der Golem zuckte zusammen, versuchte sich mit den Händen nach vorne zu schleppen, doch dann fiel er in sich zusammen.
Kaszan atmete erleichter aus und schloß für einen kurzen Moment die Augen. Als er sie wieder öffnete, sah er wie der Golem erneut seine gewaltige Hand hob.
"Weg da!", schrie Kaszan zu dem Magier, welcher den Kopf gesenkt und die Linke auf seiner Brust ruhen hatte.
Dann schlug der Golem zu.
Gelm sprang nach vorne und stieß den Magier mit der Schulter zur Seite.
Die Faust des Golems zischte knapp über den Magier hinweg und traf stattdessen den Pikenier. Gelm schrie auf und wurde meterweit über den Boden geschleudert.
"Gelm!"
Kortan stürzte zu seinen am Boden liegenden Bruder. Auch Kaszan und Harkadon folgten ihm und beugten sich über den Pikenier.
Gelm lag in einer größer werdenden Blutlache und presste seine Hand auf eine klaffende Wunde an seiner Brust.
"Gelm! Sag doch was!"
Gelm hob leicht den Kopf und hustete qualvoll. Blut lief aus seinem Mundwinkel und färbte den Fellumhang rot.
"Kortan...es tut so weh..."
Der Pikenier musste abermals husten. Sein Atem ging stoßweise und er schien Probleme zu haben, die Augen offenzuhalten. Gelms ganzer Körper zitterte.
"Das sieht nicht gut aus....", murmelte Harkadon als er das Kettenhemd vorsichtig zur Seite zog.
Der Schlag des Golems hatte das Kettenhemd zerfetzt. Anscheinend waren Gelms Rippen unter der Wucht des Schlages gesplittert, denn aus der Wunde ragten bleiche Knochen.
"Sterb mir hier jetzt nicht weg Gelm!"
Kortans Stimme schwankte, er schien nur mühsam die Tränen zurückhalten zu können.
Kaszan hatte in der Zwischenzeit einen Verband mit einem Heiltrank getränkt und träufelte den Rest des Trankes in die Wunde. Dann legte er behutsam den Verband darauf. Der Pikenier stöhnte und zuckte zusammen.
Gelms Linke klammerte sich um die Hand seines Bruders.
"Verlasst mich nicht....Ich will noch nicht...sterb...en"
Kortan schüttelte den Kopf.
"Niemand sagt dass du sterben wirst! Halt durch!"
Ein erneuter Hustenanfall schüttelte den Pikenier und ließ ihn Blut spucken.
Kaszans Blick traf sich mit Harkadons.
"Lasst mich..ni.cht..in.diesem..verdammten...Gletscher...ver.....recken.."
Ein erneuter Schauer lief durch Gelms Körper.
Dann lag er still.
"Gelm! Gelm!"
Kortan brach schluchzend über seinem Bruder zusammen. Harkadon wendete sich ab und starrte an die andere Wand.
Kaszan senkte den Kopf und legte seine Hand auf Kortans Schulter. Hinter ihm begann sich der Eisgolem langsam wieder in Wasser aufzulösen.
10.09.2002, 12:47 #13
Kaszan Toras
Beiträge: 160

"Wir sind ganz nah dran, ich kann die Macht des Artefakts schon jetzt spüren!"
Sorims Stimme zitterte vor Aufregung.
Selbst Kaszan fühlte etwas. Ein seltsames Gefühl, als ob Tausende kleiner Würmchen durch seinen Körper kriechen würden und dabei ein wohltuendes Prickeln hinterließen.
Nur wenige Schritte vor Kaszan befand sich ein weiterer Torbogen, der von grotesken, dämonenartigen Fresken umsäumt war und durch den ein sanftes, pulsierendes Licht drang.
Sorim löste sich von der Gruppe und lief durch den leuchtenden Torbogen.
"Sorim! Dieser Narr....Los, hinterher!"
Sogleich folgte der gesamte Trupp dem Hofmagier und trat durch das Tor in das geheimnisvolle Licht.
Hinter dem Tor lag ein kuppelförmiger Raum. Der Raum war groß genug um der vierfachen Anzahl an Männern Platz zu bieten, selbst wenn die Gruppe vollzählig gewesen wäre.
In einer Nische an der linken Seite des Raumes befand sich eine kreisförmige Plattform, ähnlich der über die der Trupp die Ruinen betreten hatte. In der Mitte der Plattform befand sich eine Vertiefung, aus der ein Lichtstrahl entsprang, der sich knapp unter der Decke in einem Kristall brach und von dort Dutzendfach reflektiert wurde.
Doch Kaszans Augenmerk galt etwas anderem. In der Mitte des Raumes stand eine Statue. Es handelte sich um das Abbild eines Menschen, knieend, den Blick zur Decke gerichtet und die Hände vor der Brust erhoben, die Handrücken zeigten in Richtung des Tores durch das Kaszan gerade geschritten war. Die komplette Statue war aus verschiedenfarbigen Kristallen gearbeitet, Kaszan staunte über die Kunstfertigkeit und Detailverliebtheit, mit der sie bis ins kleinste Detail geformt worden war.
Der Hofmagier stand nur wenige Schritt vor der Statue, sein Blick haftete an ihren Händen.
Von dort kam auch das seltsame Licht.
Die Statue trug zwei Handschuhe. Beide waren scheinbar aus Leder gearbeitet, die Fingerspitzen des Linken waren mit funkelnden Edelsteinen besetzt, auch auf dem Handrücken des Handschuhs leuchtete ein Stein.
Hinter der Statue hingen zwei gewaltige Ringe in der Luft. Kaszan verstand nicht, wie die Ringe einfach so ohne weiteres in der Luft hängenbleiben konnten. Musste wohl auch wieder irgendso eine Magie sein. Es handelte sich um einen größeren Ring, der den anderen genau umschloß. Beide wurden von den schon zuvor gesehenen Fratzen und Reliefs geschmückt und hatten dadurch eine bedrohliche Ausstrahlung. Manche der Gesichter sahen aus, als würden sie gleich ihren Rahmen verlassen und auf die Gruppe losspringen.
Kaszan trat näher und sah sich die Handschuhe genauer an. Das prickelnde Gefühl wurde so intensiv, dass es schon fast unangenehm war. Bei genauerem Hinsehen konnte er erkennnen, dass der große Edelstein auf dem Handrücken durch haarfeine Linien mit denen an den Fingerkuppen verbunden war.
Auf der Handfläche des Rechten befand sich ein kompliziertes Netz aus feinen Linien. Es sah ein wenig aus wie ein Spinnennetz, konnte aber genauso gut einen Strudel darstellen. In den Freiräumen zwischen den Linien waren winzige Runen eingebrannt.
Das Leuchten kam von dem großen Edelstein des linken Handschuhs und schien intensiver geworden zu sein, als sich Kaszan näherte. Der Edelstein war dunkelblau gefärbt, ab und zu liefen winzige Blitze durch ihn hindurch und wanden sich die Linien entlang bis zu den Edelsteinen an den Fingern.
"Ist das das Artefakt von dem ihr gesprochen habt?", fragte Kaszan ohne den Blick von den Handschuhen zu nehmen.
Sorim trat neben den General und sah mit funkelnden Augen auf die Artefakte herab.
"Das ist es", sprach er mit leiser Stimme.
"Das sind die Hände von Kol'Sheraz."
"Nun gut", meinte Kaszan und drehte sich schließlich doch um.
"Packen wir uns diese Dinger und verschwinden von hier. Diese Plattform in der Ecke, ist das ein weiterer Teleporter?"
Sorims Blick haftete noch immer an den Handschuhen.
"Ja, ziemlich sicher. Allerdings kann man sich nie ganz sicher sein."
Kaszan verdrehte die Augen.
"Also los, nichts wie weg hier. Je mehr wir uns beeilen, desto eher sind wir wieder in Gorthar."
Endlich erwachte Sorim aus seiner Starre und zog vorsichtig die Handschuhe von den Finger der Statue. Im selben Moment erlosch das Licht und der Raum wurde nur noch von dem Licht des vermeintlichen Teleporters erhellt.
Als der erste der Gruppe in das Licht der Plattform trat, erstrahlte sein Körper in einem inneren Licht, dann verschwammen seine Konturen bis schließlich nichts mehr von ihm zu sehen war. Das Licht der Plattform flackerte, dann schien es genauso hell wie zuvor.
Kaszan bildete den Abschluss des Trupps.
Wie schon beim ersten Mal fühlte er einen seltsamen Sog als er in das Licht trat, dann wurde er nach oben gerissen, mitten in die Schwärze des Gletschers.
10.09.2002, 13:05 #14
Lebendes Dunkel
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Kaum hatte der letzte der Menschen den Raum verlassen, da ertönte auch schon ein lautes Klacken. Das Licht des Teleporteres erlosch, an seine Stelle trat ein schwaches, rötliches Leuchten welches von den beiden schwebenden Ringen ausging.
Ein Zischen hallte durch die Stille der Ruinen, dann begannen die beiden Ringe erst stockend, dann immer schneller werdend gegeneinander zu rotieren. Schon nach wenigen Sekunden waren sie nur noch als flirrende Schemen zu erkennen.
Schwarzer Nebel bildete sich wie ein Vorhang zwischen den Ringen, verdichtete sich zu einer einzigen, wabernden Masse.
Dann schob sich ein großes, schwarzes Etwas aus der Masse. Ein paar Sekunden nachdem der massige Körper aus dem Nebel getreten war, verlangsamte sich die Rotation der beiden Ringe bis sie schließlich wieder zur Ruhe kamen.
Valentoth streckte seine vielen, müden Glieder. Flappend breiteten sich die mächtigen Schwingen aus und falteten sich wieder an seinem Rücken zusammen.
Rasselnd sog der Sphärenlord die stickige Luft der Ruinen ein.
Jemand war hier gewesen.
Valentoths Blick fiel auf die in Dunkelheit liegenden Statue. Die Artefakte fehlten. Nach all den Jahrhunderten der Ruhe hatte sich abermals jemand der Macht der Hände von Kol'Sheraz bemächtigt.
Ein seufzerähnliches Geräusch entrann Valentoths Kehle.
Wie ein Mantel legten sich seine Flügel um seinen Körper, seine vielen Beine suchten sicheren Halt, sein linker Arm zeichnete ein komplexes Muster in die Luft.
Dichter Nebel breitete sich von der Stelle aus, an der der Sphärenlord einen Moment zuvor noch gestanden hatte.
Im nächsten Moment stand Valentoth auf dem Göttersitz. Er fühlte die Macht der Artefakte durch den Felsen, weit konnten die Räuber nicht sein....
11.09.2002, 12:34 #15
Kaszan Toras
Beiträge: 160

Glücklicherweise hatte der Teleporter nicht zu dem zuerst entdeckten sondern ein gutes Stück weiter unten am Gletscher mitten aufs Eis geführt.
Nun musste die Gruppe nicht den ganzen tödlichen Weg durch den Schatten des Göttersitzes zurückmarschieren. Wenn sie ein weitres Mal durch diese Eiseskälte hätten laufen müssen, wären von dem mittlerweile auf zwölf Mann geschrumpften Trupp nicht einmal mehr die Hälfte übriggeblieben.
Kaszan war froh, endlich wieder unter dem Licht der Sonne zu wandern. Die Dunkelheit des oberen Gletschers und die bedrückende Stille der Ruinen schlugen nach einiger Zeit gehörig auf das Gemüt.
Doch jetzt galt es ein weiteres Mal den Luzkan entgegenzutreten. Schon wenige Minuten nachdem sich der General wieder materialisiert hatte, hatte er das Gefühl beobachtet zu werden. Er war sich absolut sicher, dass irgendwo hinter einer Schneewehe oder unter der dicken Eisschicht die Schneebestien nur darauf warteten, die Gruppe erneut in eine tödliche Falle zu locken.
Doch sie waren so weit gekommen, jetzt würden sie sich auch von den Totengräbern nicht mehr aufhalten lassen.
11.09.2002, 14:19 #16
blutfeuer
Beiträge: 5.016

als die beiden den gletscher entdeckten, verschlug es ihnen erst mal die sprache. der bach entsprang einem riesigen tor das sich am fuß einer kalten weiße fläche auftat, die von weitem völlig eben aussah, so wie eine schneebedeckte fläche eben aussieht. erst als die beiden immer näher kamen, konnten sie entdecken, dass diese weiße fläche alles andere als eben war. tiefe risse zerlegten sie in lauter kleine schluchten und gipfel. die risse verliefen kreuz und quer. dort konnte man mit sicherheit nicht herumklettern. denn schon von hier unten war zu erkennen, dass das nicht eben mal so risse waren, sondern tödliche tiefe fallen.

blutfeuer starrte fasziniert auf dieses gigantische etwas, dass sich hoch über ihnen auftürmte. direkt vor ihnen sah das tor aus, wie der eingang in eine wundervolle blaue kathdrale, deren wände ein blau zeigten, wie blutfeuer es noch niemals erblickt hatte.



"sieh dir bloß mal an, wie schön das ist."

hier erfasste selbst die abgebrühte blutfeuer ein staunen, dass sie nicht für möglich gehalten hatte. was war das nur für ein wunder. ein blaues wunder im wahrsten sinne des wortes, wenn man wirklich vorhatte, hier in den gletscher einzusteigen.

"ich denk mal, wir müssen am rand auf den gletscher steigen. da wo noch der felsen ist. von hier aus kann man niemals in das eis klettern. weiter oben sieht es aber etwas stabiler aus. dort könnten wir es versuchen."

inzwischen froren die beiden auch schon ganz schön, weil der wind, der über den gletscher kam, auch seinen eishauch mitbrachte.

die beiden setzten sich hin und begannen sich in die stinkenden schaffelle einzuwickeln.
12.09.2002, 08:17 #17
blutfeuer
Beiträge: 5.016

der gletscher trug an seiner vorderen bruchkante einen dicken ring von steil aufragenden eissplittern, die übermannshoch waren. hier hätte man niemals in den gletscher einsteigen können, aber weiter oben sah das schon etwas besser aus.

direkt über dem boden hatte der gletscher ein riesiges maul, aus dem der bach entsprang, den sie schon die ganze zeit entlanggegangen waren. dieses gletschermaul war von so einem unglaublichen blau, dass blutfeuer beschloss, irgendwann würde sie diesen blauen dom mal betreten. allerdings konnte man mühelos erkennen, dass hier ständig eisbrocken abbrachen und ins wasser fielen.

da diese eisbrocken riesig waren, war es sicher nicht ungefährlich in diesem eisdom, aber was war die würze des lebens? klar - die gefahr!

mit hilfe der bänder wickelten sich yenai und blutfeuer die schaffelle dicht um die beine und stopften ihre kleidung mit ebensolchen fellen aus.

"mann, ist das kalt hier neben dem eis. ich fürchte mal, wenn wie erst drauf sind auf diesem eisbrocken werden wir uns den arsch abfrieren. trotzdem will ich es mal probieren. wenn dieser seltsame general das kann, dann kann es blutfeuer auch. und da du es nun mal nicht lassen konntest mir zu folgen, musst du einfach mit."

blutfeuer bespannte den bogen wieder und hängte ihn sich über die schulter. dann holte sie aus ihrem gürtel handschuhe, die sie sich mal zum klettern im fels zugelegt hatte und begann, seitlich am gletscher am felsen emporzuklettern.

nach kurzem zögern folgte yenai ihr nach. zuerst ging es eine zeitlang im felsen aufwärts und dann hatten sie eine stelle erreicht, an der blutfeuer das gefühl hatte, dass man von hier den schritt aufs eis wagen konnte. die stark zerklüfteten bruchstücke der eiskante hatten sie hinter sich gelassen und die eisfläche sah hier homogener und stabiler aus.

mit einem sprung ließ blutfeuer sich auf eine feste stelle im eis fallen und richtete sich sofort wieder auf:

"aua, ich dachte, ich spring in weichen schnee! das zeug ist ja hart wie fels! komm hinterher oder soll ich dich auffangen?"
12.09.2002, 08:59 #18
blutfeuer
Beiträge: 5.016

es war ein eigenartiges laufen auf dem gletscher. man hatte immer das gefühl, dass man in weichen schnee treten würde, aber das zeug wir wirklich steinhart. beim laufen über das eis, gab der boden seltsame geräusche von sich und immer wieder lief ein knirschen und knistern durch den gletscher, als würde er sich aufbäumen und sie warnen wollen.

yenai versuchte einige male blutfeuer zum umdrehen zu bewegen, aber gaenausogut hätte er den gletscher überreden können, den berg wieder zurückzugleiten. was blutfeuer sich einmal in den kopf gesetzt hatte, konnte wohl nur sie selbst wieder aus ihrem kopf heraus bekommen.

der gletscher erstreckte sich so weit man sehen konnte und strebte immer weiter himmelwärts. in der ferne sah man ein felsmassiv, dass der alte sitz der götter oder so ähnlich genannt hatte. das war eine felsformation, die sich wie eine welle über das darunter liegende eis beugte. das sah sehr unheimlich aus, als wolle der fels nach dem millionen monde alten eis unter sich greifen.

unter dieser welle war es dunkel. das konnte man sogar schon von hier aus sehen. ein dunkler raum, in den wohl nie das licht der sonne gelangte.

dafür spiegelte sich die sonne auf der fläche, die sie gerade überschritten mit umso stärkerer intensität. nach einer weile hatte blutfeuer das gefühl, dass sie langsam blind würde. die sonne und der funkelnde schnee spiegelten ihr zunehmend dinge vor, die es einfach nicht gab, nicht geben konnte.

ihr fielen wieder die erzählungen des alten von dem schneemonster ein. irgendwie lächerlich vor so etwas angst zu haben! hier konnte man meilenweit sehen und so ein riesiges untier musste man schon aus ganz sicherer distanz sehen können. so wie jetzt die schwarzen pünktchen in der ferne.

"yenai, siehst du auch was ich sehe? bewegt sich da etwas oder kommt mir das nur so vor?"
12.09.2002, 10:37 #19
blutfeuer
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der buddler nickte und meinte, man solle doch jetzt lieber umdrehen. sicher seien das diese verfluchten schneemonster und im moment hätten sie noch genügend abstand, um sich in sicherheit zu bringen.

blutfeuer war da allerdings etwas anderer meinung.

"reiß dich doch mal zusammen. ein schneemonster ist mit sicherheit weiß und der alte hat davon gesprochen, dass es sich unbemerkt und schnell nähert. das würden wir doch nicht aus einer entfernung von ein paar hundert meter sehen. ich sage dir, das sind menschen. möglicherweise abenteurer wie wir. vielleicht aber auch einige aus der truppe von kaszan toras. ich will wissen, was hier abgeht. lass uns lieber mal zusehn, dass wir uns irgendwie verstecken."

inzwischen waren sie auf dem gletscher schon ein ganzes stückchen vorwärts gekommen und befanden sich auf einem gletscherfeld, dass durhc einige tiefe spalten gekennzeichnet war. dazwischen hatten sich offensichtlich immer wieder eisplatten aufgebäumt, die wie riesige korngarben in die höhe standen. das vorwärtskommen war hier ungleich schwerer als in der nähe der felsen und man musste höllisch aufpassen, nicht in einer der spalten zu verschwinden. andererseits boten die aufragenden eisplatten einiges an schutz und so konnten die beiden sich vorsichtig vorwärtspirschen. auf keinen fall wollte blutfeuer, dass die fremden sie sahen, bevor sie sich selbst zu erkennen geben würden.

blutfeuer konnte darauf vertrauen, dass die fremden sie noch nicht gesehen hatten, denn die sonnen befand sich hinter ihrem rücken. wie sie selbst feststellen konnte, war gegen die sonne auf diesem funkelnden eis- und schneefeld nichts zu erkennen. also befanden sie beide sich erst mal im vorteil.

langsam kamen die dunklen punkte näher und man konnte inzwischen deutlich erkennen, dass es menschen waren. im gleichen moment entdeckte blutfeuer auch einen tiefen und sehr langen riss im eis. die fremden mussten an diesem riss entlangkommen, den konnte man mit sicherheit nicht so schnell überqueren. also blieb genug zeit sich zu verbergen.

eine dieser eisgarben bot doch einiges an schutz. wenn sie zwischen die eisplatten schlüpfen würden, dann sollten die leute sie eigentlich nicht entdecken. vielleicht konnte man im geeigneten moment ja hinter den eisplatten hervortreten und guten tag sagen.

aber wie man so schön sagt, vorsicht ist die mutter der porzellankiste. also versteckten die beiden sich erst mal.
12.09.2002, 10:59 #20
Kaszan Toras
Beiträge: 160

"Was wollen wir dann eigentlich mit diesen komischen Dingern anstellen?", fragte Harkadon.
Kaszan starrte geistesabwesend nach vorne, beinahe hätte er die Frage seines Freundes überhört. Irgendwo am Horizont zeichnete sich ein dunkler Fleck ab. Der Fjord. Und in derselben Richtung lag Gorthar. Kaszan sehnte sich im Moment nach nichts mehr, als in die Umgebung seiner Familie....
Der kalte Wind schnitt wie Messer in das Gesicht des Generals, selbst die dicken Felle schützten nur unzureichend vor der Kälte, obwohl außer Kaszans Augen nichts dem Wind direkt ausgesetzt war. Die feinen Haare des Felles hatten schon kurz nachdem der Trupp die Ruinen verlassen hatte kleine Eiskristalle angesetzt.
"Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung. Wahrscheinlich wird unser Bücherwurm über sie herfallen, um herauszufinden wie sie funktionieren. Bei Innos, ich kann wirklich mal wieder etwas Abstand von den ständigen Kämpfen gebrauchen...."
Ein humorloses Lachen drang an Kaszans Ohren.
"Da bist du nicht der einzige, Kaszan. Glaub mir, ich werde bis zum Angriff auf Khorinis kein Schwert mehr anrühren."
"Verdammtes Khorinis. Schau dir die Männer an, Hark. Jeder von ihnen ist am Ende seiner Kraft angelangt. Und wir sind mit vierzig Mann aufgebrochen. Vierzig Mann, Hark! Es war mir klar dass nicht alle zurückkehren würden, jeder hat das Risiko gekannt, aber wir sind nur noch ein knappes Dutzend!"
"Wir können echt froh sein, dass uns die Luzkan bisher in Ruhe gelassen haben. Vieleicht fürchten sie sich ja vor etwas...."
12.09.2002, 11:36 #21
blutfeuer
Beiträge: 5.016

aufmerksam beobachteten die beiden eisforscher die männergruppe, die sich ihnen da näherte. dass es männer waren, hatten sie schon seit einiger zeit ausmachen können, auch dass die schwer bewaffnet waren, es also mit sicherheit besser war, versteckt zu bleiben.

zum glück folgten die bewaffneten dem spalt im eis, wie es blutfeuer schon vorausgesehen hatte. je näher die männer kamen, desto angespannter lauschte die jägerin. die männer unterhielten sich und so wie sie aussahen, waren es leute der expedition dieses generals. aber warum nur so wenige? wo waren die anderen?

blutfeuer hielt den atem an, als die männer immer näher kamen. yenai wurde mit einem finsteren und beschwörenden blick bedacht, der ihn zu absoluter stiller ermahnen sollte.

und dann hörte sie den namen:
einer der männer hatte einen anderen mit kaszan angeredet!
und er sprach von einem angriff auf khorinis!
und von riesenverlusten, dass sie nur noch so wenige wären!
und von luzkan!

blutfeuer drückte sich noch tiefer in das eis. hoffentlich blieben sie unentdeckt.das war der leibhaftige feind vor ihnen, dem wollte sie nun wirklich nicht in die hände fallen. und dem luzkan eigentlich auch nicht, was immer das auch sein mochte. blutfeuer warf wieder einen blick zu yenai, weil sie ein plötzlich lauteres atemgeräusch hörte.

das konnte doch nicht wahr sein! der strich sich mit den fingern über den nasenrücken und war puterrot im gesicht! was ging denn jetzt ab? der würde doch nicht etwa??????????????????

DOCH, ER WÜRDE!!!!

yenai explodierte förmlich. viel zu lange hatte er gegen den niesanfall gekämpft. es ging einfach nicht mehr. was das schicksal im da in die nase gelegt hatte musste raus. es half alles nichts. dem buddler liefen die tränen übers gesicht, aber er konnte nichts machen.

blutfeuer wünschte sich im gleichen momnt, dass sich ein spalt unter ihm auftun möge und ihn in die hölle holte. aber es gab keinen spalt, keine hölle aber den feindlichen general!
12.09.2002, 11:51 #22
Kaszan Toras
Beiträge: 160

"Ahuuuuuaaaaaachüm!"
Kaszan hielt mitten im Satz inne. Was war das? Hörte sich an wie ein Niesen....
Und es kam direkt aus dieser Eisspalte.
Auf einen Wink hin verteilten sich die Männer und näherten sich vorsichtig und mit gezogenen Waffen der Spalte. Kaszan hob die Hand und deutete auf den Spalt. Leise wurde Armbrüste gespannt und Bolzen eingelegt. Die letzte verbleibende Pike senkte sich, Kortan ging leicht in die Knie und näherte sich dem Riß im Eis.
Kaszan selbst sprang nach vorne, sah irgendetwas dunkles und griff zu. Ein schmerzerfüllter Schrei ertönte als er eine junge Frau an den Haaren packte und nach oben zog.
Neben der Frau saß ein Mann mit hochrotem Gesicht und wischte gerade irgendetwas an seiner Kleidung ab.
Ein erleichtertes Aufatmen ging durch die Reihen. Kaszan ließ die Frau los und verdrehte die Augen. Mit einem leisen Scharren verschwand der Kristallfluch in seiner Scheide.
"Bei den Göttern, seid ihr lebensmüde?! Ganz allein in den Luzkanzacken! Und dann auch noch mit einer solchen Ausrüstung! Stellt euch vor was passiert wäre, wenn euch ein Luzkan entdeckt hätte!"
Kaszan schüttelte den Kopf. Wie leichtsinnig diese jungen Männer sein konnten....
12.09.2002, 12:02 #23
blutfeuer
Beiträge: 5.016

"he, danke schön, das war ja sehr freundlich. jetzt lauf ich sicher den ganzen tag mit kopfschmerzen rum. musst du so ziehen?"

in blutfeuers kopf wechselten die begründungen in einem rasenden tempo, bis es aus ihr herausbrach:

"sollen die lustan uns doch entdecken. wir haben ja auch waffen! wir müssen ein paar schafe suchen, die im gebirge ausgerutscht und auf das eis gefallen sind. unser herr reißt uns die ohren ab, wenn wir sie nicht wieder bringen. und gegen unseren herrn sind diese lustan nur lieliche lämmer, kann ich euch sagen."

blutfeuer fand ihren mut langsam wieder

"wir sind erfahrene lustan-jäger. sieht man uns vielleicht nicht an aber yenai, mein gefährte, hat schon mal einen mit bloßen händen niedergerungen. und ich bin die ultimative jägerin überhaupt. was vor meinen bogen gerät, lebt nicht mehr lange.

aber was macht ihr denn hier im eis? sollen wir euch lieber begleiten, bis ihr in sicherheit seid? wie ich gehört habe, war euer ausflug ins eis ein schreckliches fiasco! wir könnten euch sicher bis an die vorderkante begleiten!"

yenai machte ein sehr unglückliches gesicht bei blutfeuers heillosem geschwätz und er ließ die bewaffneten durch sein minenspiel nicht darüber im ungewissen, dass er an blutfeuers verstand zweifelte. hinter ihrem rücken tippte er sich mit dem finger an die stirn, so dass seine meinung zu blutfeuers angebereien wirklich offensichtlich war.
12.09.2002, 12:22 #24
Kaszan Toras
Beiträge: 160

Bei den Göttern, an was für eine Irre war er denn da geraten?
"Luzkanjäger, so so. Der berühmteste Jäger der mir bekannt ist hat es geschafft drei der Biester eigenhändig zu erlegen bevor sie ihn zerrissen haben. Und der hatte sein gesamtes Leben dem Gletscher und den Totengräbern gewidmet."
Irgendwie hatte Kaszan das Gefühl dass die Kleine nicht so recht bei Sinnen war. Vieleicht durch die Kälte? Anscheinend war nicht nur er der Meinung, wenn er sich die Gesichter seiner Gefährten oder dem Begleiter des Mädchens ansah....
"Eure "Schafe" könnt ihr wohl getrost vergessen, hier oben findet ihr nur den Tod. Geht besser wieder nach Hause. Ich denke es wäre am besten, wenn wir euch bis zum Fuß des Gletschers begleiten, die Luzkan haben uns schon seit einiger Zeit nicht mehr angegriffen. Und ich muss sagen dass ich darüber nicht unbedingt unglücklich bin."
Die Frage nach dem Ziel der Gruppe überging Kaszan absichtlich. Das war eine Sache die nicht unbedingt für die Ohren von Zivilisten bestimmt war.
12.09.2002, 13:32 #25
Yenai
Beiträge: 1.478

Heimgehen? Dieser General war viel freundlicher und klüger, als Yenai im ersten Moment gedacht hatte. Nach Hause gehen war ein wirklich guter Vorschlag, sie würden sich hier noch den Tod entweder durch die Luzkan oder den Schnupfen holen. Und Blutfeuer schien auch nicht mehr richtig bei Verstand zu sein, falls sie das je gewesen war. Hinter ihrem Rücken versuchte der Buddler den Soldaten des Generals mittels Zeichensprache zu bedeuten, dass sie eine gefährliche Irre vor sich hätten und das man die Amazone besser fesseln, mit nach unten nehmen und ihm dort überlassen solle. Doch die Leute verstanden nicht, was vielleicht auch an Yenais Zeichensprache lag, die er gerade erfunden hatte. Für ihn war allerdings klar, dass gewöhnliche Soldaten wohl einfach zu blöde waren, seine Anweisungen zu verstehen.

Er fuchtelte weiter wild mit den Händen, um ihnen noch einmal alles zu erklären, doch leider waren inzwischen alle Blicke auf ihn gerichtet, einschließlich Blutfeuers’, die von seinen Zeichen anscheinend wenigstens das „irre“, „fesseln“ und „ihm überlassen“ verstanden hatte. Im nächsten Moment zerriss ein Knall die Stille und der Buddler taumelte winselnd zurück, an seiner Backe den Abdruck einer Hand. Wieso hatte Blutfeuer keine Handschuhe an? Das hätte wenigstens nicht gar so sehr wehgetan.

Nun war es wohl aus mit dem Traum vom Heimgehen, wie er dem wilden Blick der Amazone entnahm. Seine Versuche, sie hinterrücks zur Umkehr zu zwingen, schienen ihren Ehrgeiz erstrecht angestachelt zu haben. Und die Aussicht, allein mit diesen Feinden der Kolonie mitzugehen, war auch nicht gerade verlockend. Er würde sich sicher verplappern und hingerichtet werden. Außerdem sah Blutfeuer selbst dermaßen dick eingepackt noch bezaubernd aus. Vielleicht würde sie ihn ja am Ziel de Reise für seine Mühen belohnen? Also war seine Entscheidung getroffen: „Die Luzkans sind doch kein Problem, man muss doch nur wissen, wo man sie treffen muss, dann sind sie in Nullkommanix weg. Damit haben wir keinerlei Probleme, wir ziehen weiter und suchen unsere, ääh, Schafe.“
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