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15.12.2002, 21:53 | #1 | ||
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[Story]Inquisitor
Während wir, die Magier des Feuers, die rechte Hand Innos' in Torin sind, so ist die Inquisition seine linke. Während wir uns zu tausenden über das Reich verteilen, verschwindet ihre Zahl im Dunkel. Während wir in überall in unseren vielfältigen Roben zu sehen sind, bewegen sie sich unerkannt auf der Spur finsterer Ziele. Wir haben unsere Meister und sie haben ihre, aber wir alle dienen Innos auf unsere Weise. Behindere sie nicht - jegliche Behinderung bedeutet den verdienten Tod. Suche nicht nach ihnen - sie mögen keine Fremden. Beneide ihre Freiheit nicht - diese Freiheit wurde mit Zwängen erkauft, die du dir nicht einmal vorstellen kannst. Fürchte sie, denn sie sind entsetzlich! Jeder trägt die Bürde des Todes, ist verantwordlich für die Auslöschung ganzer Dörfer und die Vernichtung der Schwachen. Hunderte von Seelen schneiden in ihr Bewusstsein und suchen sie im Schlaf heim. "Warum wir... Warum mussten wir sterben, wir hunderte von tausenden Toten." Sie dürfen kein Mitleid empfinden, denn Mitleid würde sie zerstören. Ich sage euch: "Habt Mitleid mit jenen, welche die linke Hand Innos' sind, denn sie selbst können kein Mitleid empfinden." Torin. Ein kleines Reich nordöstlich von Myrthana. Fruchtbarer Boden garantiert eine gute Versorgung der Bürger mit Lebensmitteln und Wolle, reiche Eisenerzminen und Steinbrüche im südlichen Gebirge liefern zusammen mit ausgedehnten Wäldern die meisten anderen benötigten Rohstoffe. Das wenige, was nicht in Torin selbst hergestellt wird, kommt durch den regen Handel ins Land - Gewürze, Edelmetalle und kostbare Stoffe aus den fernen östlichen Ländern zum Beispiel. Prunkvolle Tempel und Paläste erheben sich in den Städten, die im Schutze riesiger, wehrhafter Festungen errichtet wurden. Das torinische Heer verfügt über eine große Anzahl gut ausgebildeter Soldaten und ist mit hervorragenden Waffen ausgerüstet. Dennoch hat das Reich jetzt schon seit fast zwei Jahrhunderten keinen Krieg mehr geführt. Regiert wird Torin von den Priestern Innos', der Hohe Rat der Zwölf tagt im riesigen Tempel des Lichtes, dem größten und prunkvollsten Tempel Innos' in der gesamten bekannten Welt, der in der Hauptstadt des Reiches, Stanburg, steht. Wie sollte der uneingeweihte Betrachter ahnen, dass dieses glänzende Reich praktisch in Trümmern liegt? In Torin herrscht Krieg, seit fast zweihundert Jahren. Seit der Zeit der großen Finsternis, jener chaotischen Ära, in der Abhorash der Verfluchte, mächtigster der Feuermagier, Innos den Rücken kehrte und seine Seele der Unterwelt vermachte. Zwölf weitere mächtige Magier folgten ihm, deren Namen nur noch flüsternd genannt werden - Tarkol der Unsterbliche, Herrscher der Verstorbenen, Meister der Untoten, Zacharias der Schändliche, der finstere Prinz der Dekadenz und Perversion, Yawgmoth der Verfaulte, Herr der Krankheiten und des Verfalls, Sartos der Irre, Meister des Wahnsinns und Korbil der Schlächter, der dunkle Feldherr, sind die bekanntesten unter ihnen. Der Bund der Dreizehn gefallenen Magier hob eine gigantische Armee von Kultisten, Dämonen und Untoten aus, um Torin und die restliche Welt im Namen Beliars und seiner Erzdämonen zu erobern. Sie zerschlugen jede Armee mit leichtigkeit, die gegen sie entsandt wurde, bald standen sie vor den Toren der Hauptstadt. Die fürchterlichsten Ausgeburten der Unterwelt versuchten die Mauern zu stürmen, und es hätte trotz der tapferen Verteidiger, die jeden Fußbreit Boden so teuer wie möglich verkauften, nicht lange gedauert bis zu Fall der Hauptstadt. In jener finsteren Stunde aber trat ein Mann aus den Reihen der Verteidiger, ein junger Feuermagier, ein Erwählter des Innos, der als Manfred der Fromme in die Geschichte eingehen sollte. Nur mit einem hölzernen Kampfstab und seinem unerschütterlichen Glauben bewaffnet stellte er Abhorash den Verfluchten und erschlug ihn im Zweikampf. Die heiligen Schriften berichten, als Manfreds Stab den verdammten Körper Abhorashs berührte, sei der Zorn Innos über den Verräter gekommen und habe ihn in einem Inferno tosender Flammen vernichtet. Nach dem Tode Abhorashs sank die Moral der finsteren Diener des Verräters ins Bodenlose, zumal Manfred sich nun an die Spitze der Verteidiger stellte und den gerechten Zorn Innos' wie ein unaufhaltsamer Lavastrom, der sich seinen Weg durch einen Wald bahnt, über die unheiligen Schöpfungen Beliars brachte. Kurze Zeit später hörten die Angriffe auf und die Diener der Hölle suchten ihr Heil in der Flucht, doch nur wenige entkamen dem Zorn Manfreads. Manfred der fromme bestieg den Thron des obersten Feuermagiers von Torin, und unter seiner klugen Führung waren die größten Schäden des Krieges schnell beseitigt, die Versorgung war bald wieder hergestellt und das dezimierte Heer rasch wieder voll einsatzbereit. Doch der Krieg war noch lange nicht vorbei. Diejenigen Anhänger Beliars, die entkommen waren, fuhren mit ihren finsteren Machenschaften im Verborgenen fort, Gründeten blasphemische Sekten und Kulte und unterminierten das Reich, bereiteten den Sturz der Anhänger Innos' vor. Manfred der fromme aber sah diese Gefahr und begegnete ihr mit der Gründung der heiligen Inquisition. Die Inquisitoren sind die glaubensstärksten Krieger Torins, geschult im umgang mit allem Waffen und mit der Magie des Feuers. Jeder einzelne von ihnen stellt sein Leben ganz und gar in den Dienst Innos, indem er immer bestrebt ist, Verrat, Korruption und Häresie aufzudecken und zu bekämpfen, wo immer er sie antrifft. Die Inquisitoren streifen gelegendlich allein, meist aber mit einer kleinen Gruppe von Gefolgsleuten durch Torin und jagen die Anhänger Beliars. Manfred legte der inquisitoren strenge Richtlinien auf, nach denen niemand, dessen Schuld nicht zweifelsfrei bewiesen war, bestraft werden durfte. Nach dem Tod Manfreds aber weiteten sich die Aktivitäten der Anhänger Beliars immer weiter aus, und der Hohepriester des Innos, der als dritter nach Manfred den Thron bestieg - Angor II. - führte dies darauf zurück, dass der Inquisition zu wenig Spielraum gegeben wurde, und lockerte diese Beschränkungen. Tatsächlich gelangen den Inquisitoren bald darauf einige Erfolge. In den folgenden Jahrzehnten wurden die Einschränkungen immer weniger, inzwischen gibt es fast keine mehr. Heutzutage reicht einigen Inquisitoren der Hauch eines Verdachts gegen einen Dorfbewohner, um die gesamte Dorfbevölkerung zu töten. Auch der Feind war nicht untätig und sähte Zwietracht, mittlerweile ist die Inquisition in unterschiedliche Gruppierungen mit jeweils anderen Anschauungen aufgespalten, die sich teilweise sogar gegenseitig bekämpfen. Das Ende ist nah... |
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16.12.2002, 22:05 | #2 | ||
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Ungerührt beobachtete Inquisitor Heinrich Tannenberg, wie die Soldaten die Bevölkerung auf dem Dorfplatz zusammentrieben. Es wurde keine Ausnahme gemacht, Männer wie Frauen, Kinder wie Greise. Ein junger Mann stieß einen Fluch gegen Innos aus, sofort waren zwei Soldaten zur Stelle und entfernten ihn aus der Menge. Er würde für seine blasphemischen Worte eine Sonderbehandlung erhalten... Langsam bestieg Tannenberg das provisorische Podium, das in der Mitte des Platzes errichtet worden war. Seine schweren Stiefel polterten auf den Hölzernen Stufen, das reich verzierte Breitschwert an seinem Gürtel schlug gegen die Panzerplatten, die die Beine des Inquisitors schützten. Die Blicke der Dorfbewohner folgten Tannenberg, wärend er das Podium bestieg. In den Augen der meisten standen Angst und Verzweiflung, einige wenige drückten Unwissenheit und Verwunderung aus. Diese wenigen konnten sich glücklich schätzen, sie wussten noch nicht was ihnen bevorstand... Es war ruhig geworden, noch bevor der Inquisitor die oberste Stufe erreicht hatte. So ein Publikum lobte er sich, normalerweise musste ein Redner erst ein paar Minuten warten bis er beginnen konnte. Andererseits handelte es sich hier auch nicht gerade um eine einfache Rede. Tannenberg sagte zunächst nichts, sein kühler, mitleidloser Blick wanderte von einem zum anderen. Ein junges Mädchen brach in Tränen aus, was allerdings recht normal war in so einer Situation. "Leute!" erhob Tannenberg seine Stimme. Ich weiß nicht, wer von euch sich der Häresie schuldig gemacht hat. Vielleicht, niemand, vielleicht ihr alle. Aber besser es sterben einhundert Unschuldige, als dass ein Ketzer am Leben bleibt. Möge sich Innos der Seelen derer annehmen, die hier und heute ohne Schuld gestorben sind und möge Beliars ewige Folter jene erwarten, die sich gegen unseren Herren verschworen haben..." Pures Entsetzen stand in den Gesichern einiger Dörfler, andere waren mehr oder weniger gleichgültig, als wäre es eine tagtägliche Sache, hingerichtet zu werden. Einige brachen in Tränen aus, wenige Ohnmachstanfälle gab es auch. Nichts besonderes also... "Aber Herr, nur jonas hatte Innos den Rücken gekehrt! Sonst niemand! Warum müssen wir alle sterben...? WARUM?" Die Stimme des Bürgermeisters zitterte, Tannenberg betrachtete ihn nur ungerührt. "Jonas hatte fast drei Monate Zeit, seine blasphemischen Lehren zu verbreiten, bevor ich ihn aufgespühren und seiner gerechten Strafe, dem Tod durch das Pfählen, zuführen konnte..." Er deutete mit dem Daumen hinter sich, wo ein Rabe sich gerade an einem auf einem Pfahl steckenden Toten bediente. Die fauligen Überreste des Häretikers Jonas. Er war vor vier Tagen gepfählt worden, zwei Tage später war dann der Tod eingetreten. Tannenberg hatte schon wesendlich zähere Leute gesehen - bei denen machte es dann auch viel mehr Spaß, sie auf dem Pfahl zappeln und langsam sterben zu sehen. Aber man konnte ja nicht immer alles bekommen... "Aber das stimmt nicht! Er hat gar nichts gepredi..." "Schnauze!" bellte Tannenberg. "Sei lieber froh, dass ich dich nicht auch pfählen lasse!" Mit einer blitzartigen Bewegung schoss Tannenbergs Hand zum Schwertgriff. Die Klinge verließ in einem Sekundenbruchteil die reich verzierte Scheide, schnitt durch die Luft und anschließend durch den Hals des Bürgermeisters. Tannenberg wartete nicht bis zum entgültigen Tod seines Opfers, sondern drehte sich um und verließ das Podium. "Die Hinrichtung kann beginnen." meinte er beiläufig zum Hauptmann des Soldatenkontingentes, dieser nickte kurz. Wenig später legten die Elitekämpfer der torinischen Armee ihre Repetierarmbrüste an, auf den Ruf des Kommandanten hin begannen sie an den Kurbeln ihrer Waffen zu drehen. Die Sehen schossen vor und zurück, Bolzen um Bolzen pumpten die Kämpfer aus ihren hölzernen Magazinen die Menge...* Unbeteiligt beobachtete Tannenberg, wie die Elitesoldaten die Leichen der Dorfbewohner in die vorbereiteten Massengräber verfrachteten und unter einer dicken Schicht Erde und Sand begruben. Möge Innos sich der Seelen annehmen... *Derartige Repetierarmbrüste wurden wärend des europäischen Mittelalters in China eingesetzt. Es handelte sich praktisch um halbautomatische Waffen, die mit einem Magazin für Bolzen ausgerüstet waren. Die Sehne wurde mit Hilfe einer Kurbel gespannt, ein Bolzen rutschte nach und sobald die Sehne ihre maximale Spannkraft erreicht hatte, feuerte die Waffe automatisch. Zwar besaßen diese Armbrüste eine geringere Reichweite, Zielgenauigkeit und Durchschlagskraft als normale Einzelschuss - Armbrüste, aber durch ihre hohe Feuerrate waren sie vor allem gegen leicht gepanzerte Ziele sehr effektiv. |
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17.12.2002, 18:51 | #3 | ||
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Inquisitor Heinrich Tannenberg war ein großer, kräftig gebauer Mann mitte Fünfzig. Sein sonnengebräuntes Gesicht war von den Narben zahlreicher Kämpfe im Dienste Innos' bedeckt, sein Haar war schon früh grau geworden und inzwischen fast gänzlich weiß. Er trug eine reich verzierte Rüstung, einen langen schwarzen Umhang mit Pelzkragen und schwere Lederstiefel, die etwas schlichter aussahen als der Rest seiner Ausrüstung. Am Gürtel des Hexenjägers waren neben einigen Taschen, Dolchen und Messern auch Runen befestigt, mit deren Hilfe er seine Feinde mit der Magie Innos' vernichten konnte. Und schließlich darf man das lange Breitschwert, dessen Klinge mit heiligen Symbolen bedeckt war und das in einer reich verzierten Scheide steckte, nicht vergessen. Insgesamt machte Tannenberg den Eindruck eines erfahrenen, fähigen Kriegers, mit dem man sich besser nicht anlegen sollte, da er auch nicht zögern würde, einen ins Jenseits zu befördern - und genau so war es auch... Der beißende Rauch von Sumpfkraut schlug Tannenberg entgegen, als er das schummrige Gasthaus betrat. Es war kurz nach Sonnenuntergang, eine Zeit, zu der sich besonders viele Leute an der Bar bedienten, entsprechend groß war der Lärm und das Gedränge. Der Inquisitor schob im Weg stehende Personen mehr oder weniger Sanft zur Seite, ein betrunkener Bauer wurde kurzerhand vom Tresen entfernt. Der Wirt warf Tannenberg einen verwunderten Blick zu, es kam nicht oft vor das andere Wesen als Bauern und Arbeiter, ab und zu ein paar Reisende, bei ihm einkehrten. "Was kann ich für Euch tun?" fragte er sofort, immerhin sah der Inquisitor nicht gerade arm aus, und einem guten Geschäft war der Wirt niemals abgeneigt - zumal fast ein Drittel seiner Kundschaft anschreiben ließ... "Ein Bier. Und eine Antwort." meinte Tannenberg. "Bier kommt sofort... Und was für eine Antwort braucht Ihr?" "Ist hier eine Frau zu Gast? Eine bewaffnete? Ungefähr zwanzig Jahre alt?" Der Wirt schob Tannenberg das Bier zu. "2 Gulden macht das dann. Und... Ja, so eine Frau ist hier. Seit gestern. Zimmer zwölf." Der Inquisitor nickte, bezahlte sein Bier und kippte selbiges in einem Zug hinunter. Anschließend drängelte er sich wieder vom Tresen weg und stieg die Treppe zu den Zimmern hinauf. Zimmer zwölf war bald gefunden. Er klopfte. "Wer da?" ertönte von innen die Stimme einer jungen Frau. "Tannenberg!" antwortete der Inquisitor, kurz darauf wurde der Riegel zurückgeschoben und die Tür geöffnet. "Endlich. Ihr habt Euch Zeit gelassen." meinte die Frau trocken. Sie sah etwas jung aus für ihr Alter und hatte ein schönes, makelloses Gesicht und schulterlange, braune Haare. Ihre unschuldigen Augen passten so garnicht zu ihrer Kleidung - eine enge, mit Metallplatten verstärkte Lederrüstung. Vor allem aber die beiden Schwerter und die zahlreichen Messer und Dolche an ihrem Gürtel machten den Eindruck des unschuldigen Mädchens zunichte. "Ich habe mich beeilt, nachdem ich Eure Botschaft erhalten hatte, aber ich wurde leider aufgehalten." antwortete Inquisitor Tannenberg, und für eine Entschuldigung klang es viel zu gleichgültig. "Doch nun erzählt, was habt Ihr herausgefunden?" Der Hexenjäger setzte sich auf einen der beiden hölzernen Stühle im Zimmer und blicke erwartungsvoll zu der Frau. "Nun, ich fürchte fast, Tarkol und Zacharias sind wieder am Ruder." meinte sie trocken, Tannenbergs Augen weiteten sich. "Aber sie wurden doch beide bei der Schlacht um Sranberg getötet?" Die Frau lachte bitter. "Nein, getötet wurde nur Tarkol, Zacharias wurde nie gefunden. Der Herzog von Stranberg behauptet zwar, er habe Zacharias erwischt, aber ich - und die meisten anderen Inquisitoren auch - bezweifle, dass es die Wahrheit ist. Inquisitor Sorek untersucht das gerade genauer... Aber Zacharias ist es nicht, um den wir uns kümmern müssen, uns interessiert in erster Linie Tarkol, der Nekromant." "Ich hasse Untote..." knurrte Tannenberg. "Ich weiß nicht, wie oft Tarkol jetzt schon von irgendwem niedergemetzelt wurde, aber ständig taucht er nach ein paar Jahren wieder auf!" "Jawohl, das ist das Problem, um das wir uns kümmern müssen. Die Welt muss endlich ein für alle Mal von diesem Scheusal befreit werden! Wir müssen einen Weg finden, seine ständige Wiederauferstehung zu verhindern." meinte die Frau, ihre Stimme klang, als wäre es das alltäglichste überhaupt, den größten Nekromanten zu vernichten, den die Welt je gesehen hatte. "Ja, genau. Wir spazieren zu Tarkol, braten ihm eines über, sorgen mal eben dafür das er nicht wieder aufstehen kann und fertig. Alles ganz einfach." antwortete Tannenberg sarkastisch. "Mensch Peligia, man hat Tarkols Überreste sogar schon einmal im TEMPEL DES LICHTS bestattet, drei Jahre später war er schon wieder da!" "Nun, das ist leider wahr, aber ich glaube ich weiß, wo wir anfangen müssen." Tannenberg hob fragend die Augenbrauen. "So? Na da bin ich ja mal gespannt..." "Ich bin auf der Spur der Nekromantin Nefherata, sie gehört zu den mächtigsten Anhängerinnen Tarkols. Wir müssen sie finden - und von ihr eine Möglichkeit erfahren, wie wir Tarkol für immer von dieser Welt vebannen können!" Inquisitorin Peligia blickte Tannenberg in die Augen, der nur, amüsiert und verbittert zugleich, lächelte... |
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21.12.2002, 21:00 | #4 | ||
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Tannenberg stapfte missmutig hinter Peligia, die leichtfüßig von Felsen zu Felsen hüpfte, her. Der kalte Wind schnitt ihm unangenehm ins Gesicht, ab und zu musste der Hexenjäger sogar eine Träne entfernen. Was zum Henker hatte Peligia nur dazu gebracht, hier im Gebirge, am kältesten Arsch Torins, nach einer der mächtigsten Nekromantinnen überhaupt zu suchen - zu Zweit! Und als ob das nicht schon genug wäre, wollte sie eben jene Nekromantin auch noch gefangennehmen und von ihr eine Möglichkeit erfahren, Tarkol zu vernicht. Prost... Tannenberg schätzte Peligia ja als intelligente Dämonenjägerin und schnelle, geschickte Kämpferin, aber diesmal hatte sie offenbar den Verstand verlohren. Doch was sollte er tun? Zum umkehren war es zu spät, außerdem wusste Tannenberg, dass seine Kollegin notfalls auch allein weiterziehen würde - und dann wäre ihr Ende noch sicherer als es ohnehin schon war. Nein, er musste mitmachen. Und wenn es das letzte sein würde, das er tat... Mühsam kämpfte sich der Hexenjäger den steilen, mit brüchigen Felsstücken übersähten abhang hinauf. Das Gewicht seiner Rüstung war bei dieser Tätigkeit ziemlich hinderlich, und Peligia hatte außerdem schon längst den Gipfel erreicht. Grummelnd suchte Tannenberg mit dem Fuß halt und wollte gerade weiterklettern, als er feststellen musste, dass der 'Halt', den er gefunden hatte, ziemlich trügerisch gewesen war - der Felsen brach unter dem Gewicht des Inquisitors ab, Tannenberg rutschte einige Meter nach unten, bevor er wieder einigermaßen festen Untergrund unter den Füßen hatte. Na wunderbar. Heinrich Tannenberg, Hexenjäger der heiligen Inquisition von Torin, stellte an jemem tage fest, dass er Gebirge absolut nicht ausstehen konnte... "Da bist du ja endlich." meinte Peligia trocken, als Tannenberg endlich den Gipfel erreicht hatte. Der Inquisitor knurrte nur unwillig. Davon ließ sich seine Kollegin allerdings nicht beeindrucken, ein geheimnisvolles Lächeln erschien auf ihren Lippen. "Meine Quellen waren richtig." Tannenberg zog fragen die Augenbrauen hoch, Peligia deutete als Antwort hinter sich. Der Inquisitor ging in die gezeigte Richtung und erreichte bald das andere Ende des Gipfels. Unten lag ein gut versteckter Talkessel - in dessen Mitte sich ein riesiger, dunkler Turm erhob. Tannenberg machte einige kleine Punkte aus, die um den Turm herumwuselten, allerdings waren es nicht viele. Das sollte also das Versteck der Nekromantin Nefherata sein? Der Hexenjäger wandte sich an Peligia, die ihn fech angrinste (Ein 'Du hast an meinen Worten gezweifelt?' - Grinsen). "Sag bloß, wir sollen jetzt da runter klettern..." Peligia nickte, ging zum Rand des Gipfels und sprang auf einen größeren Felsbrocken, der aus dem Abhang ragte. "Auf geht's - wir werden gebraucht!" rief sie nach oben, Tannenberg fluchte... |
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04.02.2003, 20:57 | #5 | ||
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Hinter einem größeren Felsen hockend beobachteten die beiden Inquisitoren das, was vom Gipfel des Berges aus nur als eine Ansammlung herumwuselnder Punkte zu erkennen war und sich nun als ein Haufen Zombies herausgestellt hatte. Wie kitschig, ließ sich von Zombies bewachen, die gute Nefherata, damit auch jeder, der hier ankamm, sofort wusste, wer hier wohnte... Leise glitt Tannenbergs Schwert aus der Scheide, die Klinge funkelte im fahlen, silbrigen Mondlicht. Der Hexenjäger schloss kurz die Augen und konzentrierte sich, um einen Feuersturm vorzubereiten. Als der Zauber schussbereit seine Hand umspielte sah er kurz zu Peligia, die mit gezogenen Waffen neben ihm hockte. Ein kurzes Nicken war die Antwort... Zischend flog der Zauber los auf eine Horde Zombies zu, Peligia katapultierte sich hoch und landete elegant in der Nähe einiger Untoter. Tannenbergs Zauber hatte inzwischen sein Ziel erreicht, fauchend zerbarst die explosive Magie und schleuderte verzehrende Flammen auf die umstehenden Untoten. Die Zombies stöhnten und röchelten gequält, als das Feuer ihr verdorrtes Fleisch auffraß wie Zunder, die ersten kippten um... Peligia ging jetzt zum Angriff über. Leichtfüßig landete sie vor einem der Zombies, ihre Klingen schnitten durch die Luft, eine Sekunde später versuchte der Untote verzweifelt, seinen Kopf festzuhalten. Ein zweiter Zombie näherte sich der Hexenjägerin, doch als er schwerfällig zuschlug, war diese schon ganz woanders... Tannenberg richtete sich auf und schleuderte noch einige Feuerbälle in die Kadaverhorde, dann packte er den Griff seines Schwertes fester und ging mit einem Kriegsschrei zum Angriff über. Seine Klinge schoss durch die Luft, der kräftige Hieb traf einen der Zombie am Bauch. Die Waffe schnitt durch die verrotteten Eingeweide, fauliges, stinkendes Blut besudelte den Hexenjäger, als er sein Schwert wieder aus dem wiedernatürlich belebten Leichnahm zog, einen Hieb nach oben führte und dann mit einem schwungvollen Schlag den Kopf den Untoten abschlug... Schnell und gewandt wie eine Katze lief peligia zwischen den trägen Zombies umher, ihre Klingen wirbelten durch die Luft und hinterließen zerschnetzelte Untote, während Tannenberg sich mit weit ausholenden, zwar weniger eleganten, aber nichtsdestotzrotz effektiven Hieben sowie Feuerbällen und anderen magischen Spielereien seinen Weg durch die Kadaverhorden bahnte. Bevor die Zombies ordentlich hatten reagieren können, standen die beiden Inquisitoren auch schon vor dem Tor des finsteren Turmes. Tannenberg wollte gerade fragen, wie sie jetzt da reinkommen sollten, als es sich von selbst öffnete - allerdings nur, um ein paar Skeletten mit rostigen Zweihändern in den Klauen den Weg freizumachen... "Na toll..." knurrte der alte Hexenjäger, Peligia zuckte nur mit den Schultern. Ein Feuerball löste sich aus Tannenbergs Händen und riss das erste Skeltt zu Boden, die anderen aber zogen unbeeindruckt ihre Waffen und marschierten in militärischem Gleischschritt auf die Inquisitoren zu. Tannenberg faste den Griff seines Schwertes fester... |
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19.02.2003, 15:32 | #6 | ||
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Schartige, vom Zahn der Zeit zerfressene Klingen sausten durch die Luft, trafen klirrend auf die Waffen der Inquisitoren. Tannenberg schlug das Schwert eines Skelettes zur Seite und führte einen kraftvollen Hieb gegen die Wirbelsäule des Untoten, krachend barsten die morschen Knochen und die nekromantische Konstruktion fiel in sich zusammen. Ein weiteres Skelett griff an, doch der Hexenjäger duckte sich unter dem Schlag hinweg, im nächsten Augenblick wurde das unheilige Geschöpf von einem Feuerball verschlungen. Peligia war nicht weniger gründlich, leichtfüßig sprang sie zwischen den Untoten herum, wich ihren kraftvollen, doch zu langsamen Schlägen aus und hackte mit ihren beiden Klingen die Schädel von den Hälsen... In einem hohen Bogen schnitt Tannenbergs Schwert durch die Luft, schmetterte unwiederstehlich gegen die Schulter eines Skelettes. Der geistlose Diener der Herrin des Turms zerfiel in einzelne Knochen, sein rostiges Schwert landete schappernd auf dem Boden. Tannenberg sah sich um. "Das wars schon?" fragte er verwundert, und Peligia nickte, auch wenn das Nicken nicht so recht überzeugend aussah. Vielleicht war es eine Falle? Allerdings hatten die Inquisitoren keine Zeit, darüber nachzudenken. Sie mussten Nefherata finden, und zwar schnell. Tannenberg murmelte ein Stoßgebet an Innos, während er Peligia die Stufen hinauf in die oberen Etagen des Turmes folgte... Die Wände waren karg, nur ab und zu beleuchtete eine Fackel die Treppe, die sich nun schon eine Ewigkeit hinzuziehen schien. Schnaufend stapfte Tannenberg die Stufen hinauf, die Nekromantin musste ja ziemlich fit sein, wenn sie ständig hier hochkraxelte. Seit über zwanzig Jahren kämpfte er nun schon für die Inquisition, aber Hügel, Berge und Treppen hasste Tannenberg noch immer. Was ihn aber viel mehr interessierte war die Tatsache, das sie auf keine weiteren Gegner mehr gestoßen waren. Sonderbar - entweder hatte die Nekromantin in ihrer arroganz sämtliche Wächter unten aufgestellt, oder es war tatsächlich eine Falle... "Psst, wir sind da!" Peligia dautete auf eine unscheinbare Holztür zu ihrer linken. Tanenberg nickte, etwas später drückte die Dämonenjägerin die Klinke nach unten. Die Tür schwang ohne weiteres auf - auch seltsam... Tannenbergs Augen huschten durch den dahinterliegenden Raum, durch die kleinen, verstaubten Fenster drang kaum Licht, was eine ziemliche Dunkelheit zur Folge hatte. Die Halle selbst war verdammt groß, größer als Tannenberg vermutet hätte, und scheinbar völlig kahl. Es gab hier nichts, nur nackte Mauern... Und einen kleinen, steinernen Altar am anderen Ende der Halle. Und dahinter saß jemand. "Da!" fauchte der Inquisitor und deutete mit der Schwertspitze auf die Gestalt, die noch nicht so recht zu erkennen war. Schabend glitten die Klingen der Dämonenjägerin Peligia aus den Scheiden, magische Flammen umspielten Tannenbergs Hand. Langsam gingen die Inquisitoren auf ihr Opfer zu. Nefherata lächelte. Da waren sie also, genau wie sie es erwartet hatte. Es lief also alles wie am Schnürchen, Bernhard hatte seine Sache gut gemacht und diese Dämonenjägerin auf ihre Fährte geschickt. Die Nekromantin wusste, was die beiden Inquisitoren wollten - Antworten, eine Möglichkeit, Tarkol zu vernichten. Was für ein unsinn, es GAB keine solche Möglichkeit - und wenn doch, dann war sie nicht einmal ihr selbst bekannt. Trotzdem würden sie bekommen was sie suchten - nun ja, fast... Nefherata drehte sich um, ihr Blick huschte von Peligia zu Tannenberg und wieder zurück zu Peligia. "Willkommen in meinem bescheidenen Heim." Sie lächelte, zugleich ein sanftes und boshaftes Lächeln... Tannbergs Miene blieb unverändert, wie das Gesicht einer Statue. Seine kalten Augen fixierten die Nekromantin, das war sie also, Nefherata, eine der gefährlichsten Dienerinnen der Finsternis. Dabei sah sie garnicht gefährlich aus - eine junge, schöne Frau, offensichtlich stammte sie aus recht weit südlichen Gefilden, dort, wo die großen Wüsten das Land verschlangen. Zumindest ihre glatten schwarzen Haare und die bräunliche Haut ließen darauf schließen. Ihr Lächeln war faszinierend und abstoßend zugleich, zog Tannenberg in seinen Bann und sorgte gleichzeitig dafür, dass der Hexenjäger noch mehr Verachtug verspürte für diese Ketzerin. Ganz anders als erwartet war auch die Kleidung der Nekromantin - ein leichtes weißes Kleid, schlicht und doch ansehnlich, unterstrich es die Figur Nefheratas genau richtig, ohne zu viel zu zeigen. Um genau zu sein hatte sie praktisch nichts an sich, das auf ihre finsteren Machenschaften schließen lassen würde. Doch wie tannenber zu sagen pflegte - je unschuldiger, desto gefährlicher... "Ergieb dich." forderte der Hexenjäger mit tonloser Stimme, keinerlei Gefühle drangen nach außen, seine Augen waren kalt und bohrten sich in die der Totenbeschwöhrerin. Dieser part, so gefählich er auch sein möchte, war für Tannenberg fast schon Routine - er hatte Pflichten, und er würde sie erfüllen... Nefherata kicherte belustigt, dann aber nickte sie. "Von mir aus..." Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen, das Lächeln erstarb. "Ich weiß ohnehin warum ihr hier seid. Stellt mir eure Frage und beeilt euch, ich habe nicht den ganzen Tag Zeit." "Du wirst bald mehr Zeit haben als dir lieb ist, wenn du nicht kooperierst." konterte Tannenberg mit noch immer gefühlloser Stimme, "Was weißt du über Tarkol? Wo ist er und vor allem - wie kann man ihn für immer vernichten?" Erneut lächelte Nefherata. "Tarkol töten, so so. Nun ja, ihr müsst Wissen, woher er seine Macht bezieht - von dem Erzdämonen Ba'lacor. Findet den Dämonen und ihr werdet eure Antworten finden. Mehr will und kann ich euch nicht sagen." Bevor Tannenberg etwas erwiedern konnte hüllte ein dunkelblauer Nebel magischer Energie die Nekromantin ein und teleportierte sie an einen der Inquisition unbekannten Ort. Der Hexenjäger sah zu Peligia hinüber, die etwas verwundert auf den kleinen Altar starrte. "Da ist etwas faul." stellte Tannenberg fest, Peligia nickte nur. Das war nun wirklich nicht schwer zu erkennen... |
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22.02.2003, 20:22 | #7 | ||
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Sein Geist schwamm auf den Wogen des Wahnsinns, glitt in die Finsternis, in das Gefängnis ohne Fluchtweg. Wirre Pläne breiteten sich vor ihm aus, vermischt mit verzerrten Erinnerungen. Pläne der Rache und der Macht, Trauer um das Verlohrene. Für einen kurzen Moment lichteten sich die undurchdringlichen Schleier um seinen Verstand, einen Schrei wollte er ausstoßen ob seiner Ohnmacht. Doch nichts. Nur Stille... Und dann zogen ihn die finsteren Klauen wieder zurück in den Irrsinn, in dem gefangen bleiben sollte für alle Ewigkeit. Er hatte gesündigt, der Gefallene, der Dämon, der Beliar herausgefordert hatte. Ba'lacor. In der Finsternis gefangen bis zum Ende aller Zeitalter, ohne eine körperliche Gestalt erlangen zu können. Gefangen tief in seinem eigenen Verstand, verzerrt vom Wahnsinn. Die Sekunden dehnten sich zu Jahren, der träge Strom der Zeit floss ohne den Dämon, doch spürte der Dämon ihn. Spürte, wie sich das Vergessen breitmachte, sein Vergessen. sein Name, einst gefürchtet auf der ganzen Welt, verblasste wie Schall und Rauch im Strom der Gezeiten. Der Vernichter, der Bote der Finsternis, nun nichts anderes mehr als Legende und Märchen. Nicht anderes als ein schwarzer Mann, um die Kinder zum schlafengehen zu bewegen... Träume, Erinnerungen tauchten auf auf aus der Dunkelheit des Wahnsinns, Erinnerungen an die Zeit, als er mit finsteren Schwingen über das Land glitt wie der Hauch des Todes, wie er den Tod sähte auf der Welt, wie er vernichtete was Innos geschaffen hatte. Und der Mensch erschlug das Tier, und es ging ein in Beliars Reich. |
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24.02.2003, 15:56 | #8 | ||
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"Ba'lacor... Ba'lacor..." Der alte Archivar schritt die Regalreihen entlang, sein Zeigefinger strich über die Buchrücken, während er ständig den Namen vor sich hin murmelte. Tannenberg stand mit finsterem, ungeduldigen Gesichtsausdruck daneben und wartete. Schließlich stoppte der Bibliothekar und zog ein dickes, verstaubtes Buch heraus. Er blies einmal kräftig, um den Staub zu entfernen, was zur Folge hatte, dass er fast in der aufgewirbelten Wolke verschwand und kräftig husten musste. Tannenberg verdrehte genervt die Augen - da hatte er nun den ganzen Weg zur Bibliothek von Stranburg auf sich genommen, nur damit dieser trottelige Archivar Stunden brauchte, um etwas über Ba'lacor herauszufinden... Dieser ließ sich von dem Gesichtsausdruck des Inquisitors nicht beirren und begann, gemächlich im Buch herumzublättern. Schließlich blieb sein Blick an einer Seite hängen, ein erfreutes "Ha!" bestätigte Tannenberg, dass der Archivar gefunden hatte was er suchte. Der alte Mann nahm einen losen Zettel heraus und betrachtete ihn stolz. Inquisitor Tannenberg kam näher und warf ebenfalls einen Blick auf das Papier... "Die Anleitung meiner Großmutter zum backen von Zimtplätzchen, wie lange habe ich schon danach gesucht!" rief der Bibliothekar erfreut aus, Tannenbergs Kinnlade klappte herunter. Das konnte doch nicht wahr sein... Der Hexenjäger ballte die Fäuste und zählte bis zehn, jetzt bloß nicht die Fassung verlieren... Als er sich wieder einigermaßen unter Kontrolle hatte, entriss Tannenberg dem protestierenden Archivar das Buch und schlug das Inhaltsverzeichnis auf. Die Legende von Ba'lacor, Seite 13. Na also, war doch nicht so schwer. Der Inquisitor blätterte zu benannter, während der Bibliothekar noch immer leise vor sich hin schimpfte... Die Legende des großen Vernichters gehört zu den bekanntesten und ist in den Mythen vieler Völker zu finden. Der Name des Dämon ist in jeder Kultur anders, in unseren Breiten wird er meist Ba'lacor genannt, doch nun genug der Einführung: Die alten Geschichten sagen, das zu Zeiten, in denen die Erde noch jung war, der Streit der Götter Innos und Beliar seinen Höhepunkt fand. Die stämme der Menschen hatten mit der Hilfe Innos' und Adanos' den größten Teil der welt in Besitz genommen, und auch die Orks konnten ihnen diese Machtstellung nicht streitig machen. Doch obwohl Innos den Menschen große Macht verlieh, so waren doch immer einige unter ihnen, die sich dem Herren der Finsternis verschworen. Diese verfluchten Anhänger der Dunkelheit sammelten sich in den nördlichen Wüsten, die damals wesendlich größere Ausmaße hatten als heutzutage. Gelegendlich hoben mächtige Champions Beliars gewaltige Armeen dieser gefallenen Menschen aus, um, unterstützt von geifernden Dämonen, die Reiche der Anhänger des Lichtes zu vernichten. Diese Kriegszüge wurden stets mit großer Grausamkeit geführt, tausende kamen dabei zu Tode, und nur die Macht Innos konnte diese Invasionen stets im letzten Moment aufhalten. Eines Tages jedoch tat sich ein Kriegsherr hervor unter den Gefallenen, mächtg wie kein zweiter. Der Auserwählte Beliars, der Vernichter, der Herr der letzten Tage. Mit einem gewaltigen Heer der Finsternis marschierte er gegen die Reiche der Sterblichen, sein Schwert fällte sie zu tausenden wie die Sense das reife Korn, und ihre seelen brachte er seinem dunklen Meister dar. Niemand konnte ihm Einhalt gebieten, er brachte eine Zeit unsäglichen Leids über die welt, und fast schien es, als hätte der Kampf der Götter sein Ende erreicht - und der Sieger hieß Beliar. Als Lohn für die großen Taten erhob der dunkle Gott seinen Feldherren in den Stand des Erzdämonen, er verließ seine sterbliche Hülle und nahm nun den Streitern des Lichts ihre letzten Hoffnungen auf Erlösung. Auf dunklen Schwingen überquerte er das Land, Tod und Zerstörung hinterlassend wo auch immer sein klauenbewehrter Fuß die Erde berührte. Der Name des Vernichters war Ba'lacor, der Bote der Finsternis. Die Menschheit sah ihr Ende kommen, doch Ba'Lacor selbst war es, der sich letztendlich die entscheidende Niederlage zufügte. Angesichts seiner scheinbaren Unbesiegbarkeit wurde er übermütig, ließ sich von seinen Untergebenen bald als eigene Gottheit verehren, und letztenendes stellte er sich über Beliar selbst. Das war eine Tat, die der Herr der Finsternis nicht gutheißen konnte, und so beschloss Beliar, Ba'lacor für seinen Hochmut zu bestrafen. Die letzte Hoffnung der Menschheit Ruhte zu dieser Zeit auf einem mächtigen Champion des Innos, einem strahlenden Krieger des Lichts, gesegnet von seinem Gotte - Rakash war sein Name. Nur er konnte die Menschen vor ihrer endgültigen Vernichtung bewahren. Auf dem Gipfel des Berges Cathay trafen Rakash und Ba'lacor aufeinander. Der Dämon lachte seinem Herausforderer ins Gesicht, sein finsteres Schwert glitt durch die Luft und schon der erste Hieb des Vernichters schickte Rakash zu Boden. Die Streiter des Lichts schrieen auf, alles schien verlohren. Doch in diesem Augenblick, in dem Ba'lacor sein Schwert in die Brust des Herausforderers rammen wollte, traf ihn der Zorn seines Meisters, des dunklen Gottes, über den der Dämon sich erhoben hatte. Seine fürchterliche Waffe entglitt seinen Klauen und Rakash ergriff sie, mit einem letzten Aufbäumen sprang er hoch und stieß das finstere Schwert tief in das schwarze Herz des Dämons. Ein gewaltiger Schrei, der alle, die ihn hörten, augenblicklich zu Staub zerfallen ließ, kündete vom Ende des Vernichters. Die dämonischen Heerscharen wurden von den Streitern des Lichts wieder zurückgedrängt, und allmählich erholte sich das Land von den Wunden, die Ba'lacors Klauenhand gerissen hatte. Beliar aber war noch lange nicht zufrieden, seine Strafe für seinen Untertan ging noch viel weiter. Er verfluchte den Erzdämon, auf dass dieser niemals wieder körperliche Gestalt erlangen könne, und kerkerte den Geist seines ehemaligen Dieners im sichersten Gefängnis ein, welches es gibt: im Wahnsinn. Und so ist Ba'lacor noch heute gefangen in seinem eigenen Irrsinn, wird geplagt von Erinnerungen und Racheplänen, die er aber niemals wird ausführen können... Inquisitor Tannenberg klappte das Buch zu und legte es bei Seite. Danach sollten sie suchen, um Tarkol zu vernichten? Nach Ba'lacor? Seine Schritte hallten auf dem marmornen Boden wieder, als der Hexenjäger die Bibliothek von Stranberg verließ. Er musste jetzt erst einmal über einiges nachdenken... |
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27.02.2003, 20:06 | #9 | ||
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Inquisitor Caspar Steiner schlug seinen Mantelkragen hoch, um sich vor dem schneidenden Wind zu schützen, der einem in dieser hoch gelegenen Region ständig um die Ohren pfiff. Seine trotz der Handschuhe vor Kälte fast schon gefühllosen Hände rammten einmal mehr den Schaft seiner langen Hellebarde in den Schnee unter seinen Füßen, der schwere Stiefel des Inquisitors kickte einen im Weg liegenden Stein zur Seite. Steiner fror trotz des langen, pelzgefütterten Mantels, den er trug, doch er ließ sich das nicht anmerken. Zwar nicht schnell, aber doch stetig näherten sich er und sein Begleiter, der Inquisitionsgardist Friedrich Jaegar, ihrem Ziel, einem kleinen Bergdorf. Jaegars blutrote Plattenrüstung war größtenteils unter dem langen, grauen Umhang versteckt, der ihn vor der Kälte schützen sollte, die Waffen des Kämpfers konnte er jedoch nicht verbergen – den tödlichen Zweihänder neben der Repetierarmbrust auf dem Rücken des Kriegers und den stählernen, mit heiligen Symbolen bedeckten Kriegshammer an seinem schweren Waffengurt. Die Standartausrüstung eines Inquisitionsgardisten – der Zweihänder und die Repetierarmbrust konnten beinahe jeden Gegner schnell in die Knie zwingen, und der gesegnete Hammer machte mit Skeletten kurzen Prozess. Die Bewaffnung des Inquisitors bestand aus einem Langschwert, einer leichten Armbrust und vor allem einer mächtigen, verfluchten Hellebarde, die er einst aus dem Grab eines Schattenlords, eines Herrschers der Untoten, geborgen hatte. Die auf einem zwei Meter langen Schaft sitzende, gebogene Klinge war mit uralten Runen verziert, Symbole einer schrecklichen Macht, die allen lebenden und selbst dämonischen Wesen ihre Energie entzogen. Viele Inquisitoren hätten ein solches Artefakt auf dem schnellsten Wege vernichtet, doch Steiner war alt genug, um zu wissen, dass die Zerstörung nicht immer das beste Mittel war. Stattdessen war es doch sehr viel sinnvoller, die Waffe des Feindes gegen ihn zu verwenden – ein Schwert ist niemals von Natur aus böse, erst die Hand, die es führt, macht es zu einem Mordinstrument – oder zu einem Bringer der Gerechtigkeit... Viele Inquisitoren sahen Steiner als Ketzer an, insbesondere die jüngeren, radikaleren Mitglieder dieser schattenhaften und doch allgegenwärtigen Organisation waren erklärte Feinde einer derartigen Meinung, deren Anhänger sich besonders aus den älteren, erfahreneren Mitgliedern der Inquisition zusammensetzten. Steiner selbst war nicht mehr weit entfernt von seinem sechzigsten Geburtstag und nun seit fast vierzig Jahren als Inquisitor tätig, und in dieser Zeit hatte er einiges gelernt, was andere Inquisitoren nie verstehen würden... Endlich kam das Dorf in Sicht, das Ziel der Wanderung. Steiner blieb kurz stehen und betrachtete die kleinen, sich unter dem gewaltigen Bergmassiv duckenden Häuser mit zusammengekniffenen Augen, bevor er das Tempo ein wenig anhob, um die letzten Meter schnell hinter sich zu bringen. Auch Jaegar schien von dem Gedanken an ein warmes Gasthaus angetan zu sein, und so dauerte es schließlich nicht mehr lange, bis sie die Ortschaft erreicht hatten. Inquisitor Steiner betrat als erster das Wirtshaus und blieb kurz hinter der Tür stehen. Während er sich den Schnee vom Kragen klopfte, wanderte sein Blick durch den Raum. Dieser war recht klein und einfach, aber dennoch gemütlich eingerichtet. Der Wirt stand erwartungsvoll hinter der Theke, er erhoffte sich wohl ein paar Münzen – kein wunder, denn bis auf einen einzigen Gast war niemand anderes hier. Dieser Gast saß allein an seinem Tisch in der dunkelsten Ecke des Zimmers, er trug einen schwarzen Mantel und die weite Kapuze verdeckte sein Gesicht. Ein Bierkrug stand vor ihm, ohne dass er einen Schluck genommen hatte, und auch als Steiner und Jaegar das Wirtshaus betreten hatte, hatte er nicht aufgeblickt. Der Inquisitor ging langsam zur Theke, seine schweren Stiefel polterten auf dem Holzboden der Hütte. Seine Hand wanderte unter seinen Mantel und förderte ein Goldstück zu tage, das er mit dem Wort „Bier.“ Auf die Theke fallen ließ. Der Wirt ließ sich nicht lange bitten und schenkte ein. Mit dem Krug in der Hand ging Steiner direkt auf den Kapuzentypen zu und setzte sich zu ihm. Dieser reagierte noch immer nicht, erst nach ein paar Sekunden bewegte sich sein Kopf, was Steiner lediglich durch das wackeln der Kapuze feststellen konnte. „Ich habe was ihr wolltet.“ Meinte der Gast, seine Stimme war wenig mehr als ein Flüstern. „Das Geld?“ fragte er, Steiner holte wortlos einen Lederbeutel hervor und legte ihn vor sich auf den Tisch. Der schwarz gekleidete Fremde nickte und warf einen flüchtigen Blick hinein, bevor er den Beutel irgendwo unter seinem Umhang verschwinden ließ. Als seine Hand wieder zum Vorschein kam, hielt sie ein dickes Buch, dessen lederner Einband mit einigen Siegeln behängt war. Der Gast schob selbiges auf den Tisch, Steiner warf einen Blick darauf und übergab es an Jaegar, der hinter ihm stand. Der Inquisitionsgardist ließ das Werk wortlos in der geräumigen Tasche an seinem Gürtel verschwinden. Der dunkle Gast stand auf und verließ das Wirtshaus, ohne sich noch einmal umzublicken. Inquisitor Steiner lächelte sonderbar und nahm ein paar Schlucke aus seinem Bierkrug. Wie lange hatte er nun schon dieses eine Ziel verfolgt, und nie war er näher an dran gewesen als jetzt. Die Suche würde ihr Ende finden, bald... |
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03.03.2003, 23:08 | #10 | ||
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Romuland Dorn legte das Buch zur Seite, mit dem er sich eben noch beschäftigt hatte, und sah den Inquisitor über den Schreibtisch hinweg an. Ein Lächeln erschien auf dem kantigen Gesicht des Feuermagiers, er erhob sich und streckte seinem Gast die Hand hin. „Ich freue mich, Euch mal wieder hier begrüßen zu dürfen, Inquisitor Tannenberg! Lange nicht mehr gesehen...“ Tannenberg ergriff die Hand des Magiers und schüttelte sie kurz, blieb dabei jedoch ernst. Er war viel zu sehr mit seinen Gedanken beschäftigt, als dass er sich besonders über das Wiedersehen mit Romuland Dorn hätte freuen können. „Ja, ich muss sagen war lange Zeit nicht mehr in Stranberg. Das Leben als Inquisitor ist schwieriger als mancher denken mag...“ Leise Trauer schwang in der Stimme des Hexenjägers mit. Es gab Leute, die glaubten, Inquisitoren genössen die große Freiheit und ein ungebundenes Leben voller Abenteuer. Arme Narren, sie hatten nicht die geringste Ahnung, mit welchen Zwängen diese scheinbare Freiheit erkauft werden musste... Dorn nickte und ging zu dem Regal an der Wand des kleinen Zimmers, in dem er das Buch einordnete, welches er eben noch gelesen hatte. „Ich weiß, dass Ihr nicht aus Jux und Dallerlei hier seid, Inquisitor. Ich weiß, dass Ihr etwas von mir wollt. Sprecht ruhig...“ Tannenberg nickte, auch wenn Dorn das schwerlich mitbekommen konnte, da er noch immer vor dem Regal stand. „Ja, es geht um folgendes – ich habe beschlossen, mich auf die Suche nach Ba’lacor zu machen. Ich denke Ihr wisst wer das ist?“ Der Feuermagier erstarrte kurz, dann drehte er sich um und sah Tannenberg perplex an. „Natürlich kenne ich die alten Legenden! Nach diesen zu Urteilen war er einer der mächtigsten Dämonen, die jemals über diese Welt wandelten. Und Ihr wollt ihn finden? Was wollt Ihr von ihm?“ Tannenberg blieb ruhig, was man von Dorn ganz und gar nicht mehr behaupten konnte. Der Priester Innos’ wirkte aufgeregt wie ein kleines Kind vor seinem Geburtstag. „Ich brauche Antworten von ihm. Informationen. Möglichkeiten, diese Welt ein für allemal von den Dreizehn zu befreien.“ Die Augen des Magiers verengten sich zu Schlitzen, verwundert und gleichzeitig etwas misstrauisch beobachtete er den Inquisitor. „Dann müsstet Ihr den Dämon erst aus seinem ihm von Beliar gegebenen Gefängnis befreien und ihn dann bannen, so dass er Euch Rede und Antwort stehen muss.“ Tannenberg nickte. „Soweit bin ich auch schon gekommen. Ich wollte von Euch eigendlich wissen, wie ich das anstellen könnte.“ „Sicher wollt Ihr das, und ich wünschte ich könnte Euch helfen. Nur leider habe ich keine Ahnung...“ Der Magier strich sich mit der Hand über das Kinn und überlegte. „Hmm, vielleicht weiß ich aber wer Euch helfen könnte....“ meinte er nachdenklich. „Es gibt auf dem Berg Cathay einen alten Einsiedler, der war früher mal Dämonenjäger. Seinen Namen kennt niemand genau, für die meisten ist er einfach nur ‚der Einsiedler’. Soviel ich weiß wurde er einst aus dem Ordo Daemonus ausgeschlossen, weil er einfach wahnsinnig geworden war. Allerdings gehörte er bis dato zu den erfolgreichsten Dämonenjägern und verfügt über eine jahrzehntelange Erfahrung im Umgang mit diesen Kreaturen. Vielleicht kann er Euch helfen.“ Tannenberg runzelte die Stirn. „Nicht gerade eine allzu heiße Spur...“ Dorn zuckte die Schultern. „Ich würde Euch ja gerne mehr helfen, doch leider ist das alles, was ich Euch dazu sagen kann. Versucht es einfach.“ Der Inquisitor nickte und wandte sich zum gehen. Nachdem er eine kurze Abschiedsfloskel gemurmelt hatte, verließ er das Zimmer Romuland Dorns und betrat den langen Säulengang, der ihn letztendlich zum Ausgang des Klosters führte. Als die Klosterpforte sich hinter Tannenberg schloss, erwartete ihn Peligia bereits. „Und, wie geht’s weiter?“ fragte sie ihn, sein Blick war in die Ferne gerichtet, über die Dächer Stranbergs. „Zum Cathay.“ |
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26.04.2004, 15:51 | #11 | ||
Joni Odin von Hassenstein Beiträge: 3.925 |
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