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[GM] Abstieg in die Unterwelt
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15.01.2002, 23:18 #201
meditate
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die gruppe lief noch ein ganzes ende in den folgenden gang hinein, den meditate wieder mit lichtmagie erhellen musste, denn hier war es wieder stockdunkel.

die ganze gruppe war völlig verstört. nicht nur dass sie am ende ihrer kräfte waren, auch der plötzliche umschwung von anmut zu bedrohung und chaos machte allen zu schaffen. als sie eine erst kleine höhle fanden, schlugen sie ihr nachtlager auf. sie netzündeten ein kleines feuer, teilten die wachen ein und legten sich schlafen.

meditate behandelte erst mal ihren arm und bat dann nienor, ihr denselben zu verbinden
16.01.2002, 00:11 #202
Nienor
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Nienor brauchte mit ihren geschickten Händen nicht lange, und der Arm war sauber verbunden. Der Stoffstreifen war in regelmäßigen Lagen um ihren Arm gewickelt und die Binde unterstützte so die Heilung.

Nachdem alle, die es nötig hatten, verarztet waren oder sich selbst geholfen hatten, kehrte Ruhe ein. Die Mitglieder der Gruppe setzten sich zu kleinen Grüppchen zusammen. Nienor blieb gleich bei meditate. Bei ihr fühlte sie sich wohler, als bei den anderen. Ahram war ihr sowieso unheimlich. Vor dem Erzbaron hatte sie viel zu großen Respekt, der Gardist schien vor allem an Kampf und Tod zu denken. Der Waldläufer war ein schweigsamer Bursche, vor dem Baal aus dem Sumpf hatte sie seit seinen mächtigen Zaubern eine Art scheue Furcht entwickelt und der Schwarzmagier schien sie nicht zu beachten, obwohl sie doch schon einmal mit ihm zusammen unterwegs war. Das verwunderte sie selbst, Don-Esteban, der ehemalige Waldläufer mußte sie doch kennen. Ob sie ihn ansprechen sollte? Aber er schaute immer so finster.

"meditate," wandte sich das Mädchen vertrauensvoll an die Magierin "wißt ihr, ob Don-Esteban irgendeine Veränderung durchgemacht hat? Ich war doch schon einmal mit ihm unterwegs und da war er nicht so still und finster. Oder wird man so, wenn man Magier wird? Ich kenne gar keine lachenden Magier. Auch lachende Krieger hab ich in der Barriere noch nicht gesehen." Nachdenklich verstummte sie, die Arme um die angezogenen Knie geschlungen. Die letzten Worte hatte sie mehr zu sich als zu der Wassermagierin gesagt.
16.01.2002, 00:36 #203
meditate
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"mach dir nicht so viele sorgen. die meisten magier sind sehr schweigsam und in sich versunken. ich denke, das liegt daran, dass sie immer überlegen müssen, wie ihre komplizierten formeln gehn und dass sie nichts vergessen. außerdem wollen magier die welt in ihrem kern verstehen, die zusammenhänge erkennen, die stoffe und wie sie zusammenwirken. all das erfordert viel konzentration, da bleibt wohl nicht viel zeit zum lachen.

sieh mal, ich bin nur éine magierin des ersten kreises, weil ich nicht bereit war, diese wahnsinnige konzentration aufzubringen. ich will auch die schönen seiten des lebens sehen, die sonnenauf- und untergänge, die blumen auf den wiesen und will eben nicht immer überlegen, wo da die inneren zusammenhänge sind.

nimms also nicht persönlich. leg dich hin und schlafe, kleine nienor, die tage werden immer schwerer und wir brauchen all unsere kraft.
16.01.2002, 08:26 #204
meditate
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die gruppe hatte heute lange geschlafen und fand sich morgens erst sehr mühselig mit der neuen situatione zurecht. jeder hatte irgendwie das bild des sees mit dem märchenhaften ufer mit in seinen traum genommen. dafür würde es sich schon lohnen, wieder auf die erdoberfläche zurückzukehren. einige saßen beim frühstück und starrten stumpf vor sich hin, andere diskutierten möglichkeiten, schneller voran zu kommen und alle hatten das gefühl, dass ihnen langsam die decke auf den kopf fallen würde.

mit jedem tag hatte man das gefühl, die gänge würden enger und das gebirge lastete schwerer auf ihnen. die luft wurde unerträglich stickig und der mangel an licht machte, dass alle immer schwermütiger wurden.

nach dem frühstück setzte die gruppe ihren weg fort und jeder hoffte im stillen, endlich wieder wenigstens auf hohe lichte unterirdische räume zu treffen, in denen man nicht ständig das gefühl hätte, der berg würde einen nie wieder aus seinem inneren entlassen.
16.01.2002, 09:55 #205
meditate
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zuerst war nur ein schlurfendes geräusch von vorn zu vernehmen. die gruppe blieb stehen und die kämpfer sammelten sich vorne.

meditate und nienor wurden von den männern nach hinten geschoben, obwohl sie versuchten zu protestieren. jeder lauschte, lauschte noch immer als es in der ferne erschien. eine gallertartige grüne masse presste sich den gang entlang, jeden millimeter ausnutzend, schob es sich langsam aber unaufhaltsam vorwärts.

es war unmöglich zu beschreiben, es gibt keine worte für solch einen abgrund an unvorstellbarem irrsinn. ein berg bewegte sich wie eine qualle auf sie zu. es ließ tentakeln vorauseilen, die die wände abtasteten und alles was sie ergreifen konnten in sich hineinzogen. eine weile konnte man die gegenstände noch im inneren des monsters erkennen bevor sie endgültig nicht mehr zu sehen waren.

das ding hatte weder wirkliche gliedmaßen noch konnte man sinnesorgane erkennen. troztdem musste es irgendwie witterung aufgenommen haben. es zögerte einen augenblick als müsse es versuchen, sie zu identifizieren und dann begann es mit atemberaubender geschwindigkeit auf sie zuzugleiten.
16.01.2002, 10:20 #206
Don-Esteban
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Der Don erkannte, daß es in dem Gang, in dem sie sich jetzt befanden, kein Vorwärts mehr gab. Wenn sie nicht von diesem Gallertberg verschluckt und eingelagert werden wollten, mußten sie zurückweichen. Hier halfen auch beschworene Skelette nichts, die würden einfach mit verschluckt werden.

"Zurück" schrie er. "Wir haben hier keine Chance." Die Gruppe wich langsam vor den anwachsenden, gleichsam tastenden tentakelartiken Vorläufern dieser sich durch den Gang zwängenden Masse zurück. Immer weiter flossen die Arme und immer weiter drängte der aufragende Berg, pressend sich durch den Tunnel schiebend.

"Vielleicht sollten wir einen Seitengang suchen, und uns dorthin zurückziehen und darauf warten, daß dieses Ungetüm an uns vorbei zieht." Der Don war wohl auch eher ratlos.
16.01.2002, 10:36 #207
meditate
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die gruppe wich erst schritt für schritt zurück, aber als das gallertartige wesen, das sich durch den gang presste immer schneller auf sie zukam, gipfelte ihr zurückweichen in eine heillose flucht. immer wieder blieben die magier stehen, um ihre verschiedenen zaubersprüche anzuwenden, die aber alle völlig wirkungslos waren.

meditate schickte in das wesen zunächst eispfeile. selbst die konnte man beobachten, wie sie in dem wesen eindrangen und in der tiefe versanken. eine wirkung war nicht zu erkennen. der eisblockzauber hatte keine wirkung, das ding hatte offensichtlich keine temperatur.

endlich sahen sie einen seitengang, der möglicherweise ihren ansprüchen genügen könnte.

"hier herein und dann ganz still sein, vielleicht zieht es an uns vorüber."
16.01.2002, 11:25 #208
Nienor
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Auch Nienor suchte Schutz vor dem riesigen Schleimbatzen, der sich saugend durch den Gang quälte. Leichtfüßig sprang sie in den Seitengang, den meditate entdeckt hatte. Der Eingang war schmal und recht versteckt gewesen. Der Gang beschrieb weiter hinten einen Bogen und führte leicht abwärts.

"Puh, geschafft. Beinahe wären wir von diesem Ding verschluckt worden. Zum Glück gab es noch diesen Gang." Sie war froh, dem Glibber entkommen zu sein, gestern diese Nährflüssigleit aus dem Spinnenei hatte ihren Bedarf an schleimigen Substanzen bei weitem gestillt. Nienor setzte sich weiter hinten auf den Boden und wollte so abwarten, bis die Gefahr vorüber zog.
16.01.2002, 11:31 #209
meditate
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mit angehaltenem atem beobachtete die gruppe, ob das monster an ihnen vorübergleiten würde oder nicht. meditate schloss die augen und sandte ein gebet zu den göttern. "bitte, lasst es an uns vorübergehen."

als sie dann die augen schloss konnte sie ein stöhnen nicht unterdrücken. das ding verharrte einen augenblick, als wolle es überlegen und dann ... teilte es sich in zwei teile ... jedes teil noch immer riesig und gangausfüllend ... kam mit wiederum erhöhter geschwindigkeit auf sie zugerast ... ein tödliches geschoss und diesmal unausweichlich.
16.01.2002, 11:46 #210
Don-Esteban
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Alle sprangen auf. Nienor, die schon saß und in Gedanken den Schrecken verarbeitet hatte, sah sich auf einmal, wie die anderen, wieder der gleichen Gefahr ausgesetzt. Der Don zog sie schnell am Arm hoch. "Komm, keine Zeit zum Ausruhen, Nienor." Und floh mit ihr und den anderen tiefer in den Tunnel hinein.

"Weg hier, nur weg." Don-Esteban keuchte. "Wenn wir nur mehr Zeit hätten, um zu überlegen." Doch Zeit hatte die Gruppe nicht. Immer tiefer rannten sie in die Windung des Tunnels hinein, auf der Flucht vor dem heransausenden Schleim.
16.01.2002, 12:04 #211
meditate
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und dann war plötzlich schluss.

der tunnel war kein tunnel, er war eine falle. es ging nicht mehr weiter. entsetzt sahen sich die gefährten nach ihrem unheimlichen vollstrecker um. so würde also ihr tod aussehen, assimiliert von einem grauenvollen ding, von dem man sich nicht einmal ausmalen konnte, wie der tod sein würde.

meditate zog ihren dolch aus dem gürtel. nicht kampflos ... nicht langsam verdaut ... sie war bereit.

auch die männer hatten alle ihre waffen herausgeholt und starrten diesem unterweltschrecken entschlossen entgegen.
16.01.2002, 12:57 #212
Nienor
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Alle starrten wie gelähmt auf die Wand. Hier konnte doch nicht Schluß sein. War das etwa das Ende? Das durfte nicht sein. Zusammengedrängt wartete die Truppe auf das Ende, auf das Auftauchen des Glibberklumpens, der hinter der letzten Kurve sicher jeden Moment auftauchen mußte.

Nienor zog ihr Schwert. Wenn es sein mußte, dann war es wohl so und unabänderlich. Nienor mußte an Gnats Worte denken. Die Angst benutzen, um die Situation einzuschätzen. Doch andererseits hatte sie gar keine Zeit dazu. Sie ging wieder zum instinktiven Handeln über. Das hatte ihr schon einmal geholfen. Sie stürmte vor, den Gang zurück und dem Schleimberg entgegen.

Dieser hatte seine Geschwindigkeit verringert. Immer langsamer war er geworden, so als ob er wegen dem Ende das Ganges abbremste, um nicht dagegen zu prallen. Für Nienor war die Zeit des Nachdenkens und Abwägens vorbei, sie verschwendete keinen Gedanken daran, ihre angst zu untersuchen. Sie stürmte einfach nur auf den Schleimberg ein und versuchte ihn, mit dem Schwert zu zerteilen. Ein Hieb - ein Schnitt. Ein weiterer Hieb, wieder ein tiefer Schnitt. Doch, bei Donnra, was war das? die Schnitte wuchsen einfach wieder zu.

Immer aufgebrachter und wütender, geradezu verbissen schlug Nienor mit dem Schwert auf die gallertartige Masse ein. Kleine Teile spritzten links und rechts weg, aber wirklich tiefe Wunden konnte sie nicht erkennen. Es trat auch kein Blut oder ähnliches aus. Die tentakelgleichen Arme kamen immer wieder an und irgendwann hatten sie sich um Nienors Bein gewickelt. Sie konnte nicht mehr weg, was sie nur noch verbissener kämfen ließ, doch der Schleim war nicht zu verletzen.

Mit einem gräßlichen "Blopp" verschlang er die Amazone. Sie war im Inneren gefangen, schwamm dort wie hinter einer Scheibe. Hilflos, orientierungslos. Der Gallertberg setzte seien Weg langsam und unaufhaltsam fort. kleine Arme griffen nach den wänden und wuchsen, bis sie zur Hauptmasse wurden und der Berg wieder einige Armlängen gewonnen hatte.

Nienor hielt die Luft an. Entgegen ihren Befürchtungen war sie nicht sofort tot. Die geweiteten Augen konnten schemenhafte Lichtreflexe erkennen. Es waren wohl die Fackeln der anderen gewesen. Doch wie lange würde sie überleben? Wie lange hielt der Atem in ihren Lungen vor?

Irgendwann, die Zeit erschien endlos, Nienor begann sich inzwischen langsam um den Körpermittelpunkt mit dem Kopf nach unten zu drehen, ihr wurde die Luft knapp. Sie hielt es nicht mehr aus, der Atemreflex setzte ein und sie holte tief Luft. Oder was auch immer.

Groß war ihr Erstaunen, als sie bemerkte, daß sie nicht erstickte. Ein wohltuendes Gefühl durchströmte ihre Lungen. Sie lebte weiter. Doch wie lange?
16.01.2002, 13:12 #213
meditate
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meditate hatte das mädchen gesehn, hatte mit schreckgeweiteten augen zusehen müssen, wie nienor in das ungeheuer eingesogen wurde. alle hatten versucht, nienor aufzuhalten und nun war sie weg.

ungläubig stürmte meditate nach vorn um das mädchen zu retten. nur wie?

ohne es gleich zu spüren, fühlte sie plötzlich, wie ihr körper immer näher an den schleimberg gezogen wurde. es hatte sie gepackt. unaufhaltsam schlang sich eine tentakel nach der anderen um ihren körper und sie wurde an den unförmigen leib gezogen. die schimmernde wand kam immer näher.

zuerst schrie meditate noch, fühlte mehr als sie sah, dass die anderen wie wild auf die fangarme einschlugen, aber diesem gegner war niemand gewachsen. sie konnte in der oberfläche des geschöpfes ihr eigenes spiegelbild erkennen, wie sie schrie, wie sie dann den mund zusammenpresste um das ding nicht in ihren körper zu lassen.

erst als sie die augen schloss, konnte sie nicht mehr sehen, wie sie vom leib des ungeheuers aufgenommen wurde und in seinem inneren verschwand.
16.01.2002, 14:39 #214
Nienor
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Nienor fühlte sich seltsam. Es gab kein oben und kein unten, kein vorne und kein hinten, kein richtig und kein falsch. Alles war ganz einfach. Sie brauchte nicht nachzudenken. Sie wußte es. Sie schwebte durch den Leib des Gallertberges. Atmete sie? Brauchte sie Luft? Unwichtig. Sie war und deshalb lebte sie. Leben? Sie war.

Auf einmal wurde sie aus diesem Zustand gerissen. Hart kam sie auf dem Boden auf. Der Berg aus schleimiger Masse hatte sie ausgespuckt. Und sie war vollkommen trocken, kein Schleim, auch keine Verletzung, Ihre Lungen waren frei. Da lag sie nun auf dem Rücken und spürte dem seltsamen, fremden Gefühl nach, daß sie eben eingefangen und überwältigt hatte. Alles war doch vollkommen gewesen, klar und einfach. Die Erinnerung daran verblaßte. Sie spürte ihren Körper, wie der Gurt, an dem die Schulterstücken befestigt waren, ihr ins Fleisch drückte. Sie sprang auf und sah sich um. Sie war allein.
16.01.2002, 15:10 #215
meditate
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"ein ganzes universum für mich allein, nur schönheit, nur harmonie, nur musik, ich will hier bleiben, nie mehr weg, keine sorgen, keine schmerzen."

meditate wurde plötzlich von dem ding ausgespien und fand sich auf dem boden neben nienor wieder.

beide sahen sich an. sie waren durch das ding durchgegangen. unbeschädigt. beide erhoben sich, sahen sich an, fielen sich um den hals und begannen dann lauthals nach den anderen zu rufen
16.01.2002, 15:45 #216
Burath
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Was ist das nun wieder? Gnat konnte gar nicht so schnell gucken da waren Nienor und Meditate bereits in diesem Monster verschwunden. Sie waren doch nicht etwa gestorben? Sein Magen zuckte bei dem Gedanken zusammen. Tiefer Zorn stieg in ihm auf, lies ihn zur Weissglut bringen. Surrend glitt der Zweihänder aus der Scheide und flog mit voller Wucht auf das schwabblige Monster zu.

Ohne auf großen Wiederstand zu treffen glitt die Klinge durch den matschigen Körper, richtete nicht den kleinsten Hauch von Schaden an. Gnat biss die Zähne aufeinander und wurde dann ebenfalls ins Innere des Monsters gesogen.

Er presste die Lippen aufeinander, versuchte die Luft anzuhalten um nicht an dem Matsch zu ersticken. Er durchlebte große Qualen, glaubte schon an seinen sicheren Tot bis er es nicht mehr aushalten konnte und nach nicht vorhandener Luft schnappe. Die glibbrige Masse sog sich tief in seine Lungenflügel und pressten diese schmerhaft auseinander. Erst jetzt bemerkte er das er atmen konnte, wurde dann aber sogleich wieder ausgespuckt und landete krachend vor den Füßen Meditates und Nienor.

Die anderen Gefährten ließen nicht lange auf sich warten. Als alle wieder auf den Beinen waren und die schleimige Flüssigkeit ausgespuckt und ausgehustet hatten rannten sie den Tunnel zurück und bogen dann in eine andere Abzweigung ab.
16.01.2002, 17:51 #217
Ahram
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Während die Gefährten durch den endlos anmutenden Höhlengang wanderten betastete Ahram nachdenklich seinen Brustkorb. Die Wunde war gut verheilt, Schmerzen spürte er keine. Der Exmagier überlegte. Er war inzwischen so oft verwundet worden, aufgeschlitzt, verbrannt, vergiftet, verschluckt, und trotzdem fühlte er sich gut. Sicher, sein linker Arm war immer noch etwas steif, aber der Dämonenmensch fühlte bereits den vertrauten Umriss der Knochenwaffe unter der schuppigen Haut. Dieser Körper war ihm fast unheimlich.

Ahram wurde jäh aus seinen Gedanken gerissen als er den Schimmer von rotem Licht wahrnahm. Schon bald weitete sich der Tunnel. Die Abenteurer verließen den Höhlengang und schlossen einen Augenblick geblendet die Augen.

Als der Exmagier seine Lider wieder öffnete klappte ihm vor Erstaunen der Mund auf. Was seine blauen Pupillen da erblickten war unglaublich. Die Wanderer standen auf einer Steinbrücke, aber nicht einfach irgendeiner Beliebigen, oh nein. Ahram blickte nach links. Der massive, runenverzierte Felsboden erstreckte sich hunderte von Metern, an der rechten Seite war es das gleiche Spiel. Gewaltige Säulen, so dick wie tausend Männer, erhoben sich in die Höhe, sie schienen das Universum selbst zu stützen. Neben dem Dämonenmenschen fluchte der Erzbaron.

-Verdammt, wo sind wir hier? Ich sehe weder die Decke, noch kann ich erkennen was am Grund dieser Halle auf uns wartet. Sie muss gigantisch sein.

Ahram versuchte angestrengt nach vorn zu blicken. Die riesige Felsbrücke erstreckte sich bis weit in den roten Nebel, welcher die Höhle erfüllte und so ihre Ausmaße verschleierte, und verschwand dann irgendwo in der Unkenntlichkeit. Trotz des Dunstes schätzte Ahram seine Sichtweite auf einen guten Kilometer.
-Wir sollten einfach weitergehen, diese Brücke scheint wichtig zu sein, sonst wäre sie kaum so groß.

Die Gefährten stapften weiter, ihre Schritte hallten laut und hohl. Der Dämonenmensch kam sich klein und unbedeutend neben diesen riesenhaften Konstruktionen vor. Während ihren Weg fortsetzten, meinte Ahram leichte Erschütterungen zu spüren, die durch den dicken Felsboden gingen, es erinnerte ihn an die Schritte tausender Soldaten, weit entfernt.

Minuten wurden zu Stunden, die Brücke nahm kein Ende, endlose Reihen von Säulem säumten ihren Weg. Die Erschütterungen wurden immer deutlicher, der Boden begann zu vibrieren, erst leicht, dann heftiger, schließlich dröhnte die Halle, als ob Millionen von Stiefeln zugleich auf den Fels schlugen. Dann, plötzlich, blieb der Schwarzmagier stehen, bückte sich, legte eine Hand auf den Boden. So verblieb er einige Sekunden, dann erhob er sich, ruhig und ohne Eile.

-Es ist ganz nah, direkt unter uns.

Einen Augenblick verharrten die Gefährten reglos am Fleck, dann, wie auf Kommando, stürmten sie zum Brückenrand. Hundert, zweihundert, dreihundert Meter, dann hatten sie ihn erreicht und spähten über den steinigen Rand - und zuckten erschrocken zurück.

Unter ihnen, vielleicht einen halben Kilometer, befand sich eine Weitere Brücke, identisch mit der auf der sie liefen. Doch sie war nicht leer und verlassen. Ahram stöhnte fast qualvoll auf, Enttäuschung und ein Hauch Resignation lag in diesem Geräusch. Na Drak spuckte auf den Boden.

-Ich glaube wir können umkehren.

Der Exmagier konnte den Baron gut verstehen. Auch er konnte sich nicht vorstellen was die Kolonie gegen diesen Feind ausrichten sollte.

Auf der Brücke marschierte eine gigantische Armee. Der Dämonenmensch sah Skelette, Zombies, merkwürdige, wolfsartige Wesen, Spinnen, Gars, unbeschreibliche Bestien deren Anblick einen normalen Menschen fast in den Wahnsinn trieben. Es mussten Millionen sein. Ihre Schritte dröhnten in den Ohren, peinigten ihre Geister, erfüllten sie mit Verzweiflung und Furcht. Wenn diese Armee auf dem Weg zur Oberfläche war, und davon war Ahram überzeugt, dann war ihr aller Ende besiegelt. Es hatte keinen Zweck mehr.

Die Amazone begann leise zu schluchzen. Krigga ließ die Schultern hängen. Auch der Exmagier schloss für einen Moment die Augen. Die Anstrengungen, die Verletzungen, alles war umsonst gewesen.

Meditates Stimme riss ihn aus seinen düsteren Gedanken.

-Noch ist nichts verloren. Wir können noch gewinnen. Die Armee ist noch nicht in der Kolonie, wenn wir das Siegel schließen sind diese Monster in der Unterwelt gefangen.

Die Stimme der Magierin war fest, Ahram spürte sie sprach aus Überzeugung. Der Exmagier schöpfte neue Kraft. Ihr Weg war sein Weg. [/i]
-Sie hat recht, lasst uns weitergehen.

Auch Don nickte.
-Jawohl, wir werden es schaffen, wir müssen.

Und so wandten sie sich ab, setzten ihren Weg fort, ihre Schritte wurden vom lauten Dröhnen abertausender schwerer Körper übertönt. Vor ihnen erstreckte sich die Brücke, gewaltig, doch jetzt war Ahram sicher dass sie nicht unendlich war. Wo auch immer sie die Gruppe führen würde, es würde sie näher an ihr Ziel bringen. Weiter ging der Marsch, eine Handvoll Menschen gegen die geballten Mächte der Hölle...
16.01.2002, 18:19 #218
Carthos
Beiträge: 5.043

beim anblick der riesigen anzahl der monster lief es ihm eiskalt den rücken runter. wenn sie denen doch nochmal begegnen sollten, dann wär die kacke ordentlich am dampfen. hoffentlich bemerken die uns nicht. wir sollten vielleicht einen tick schneller gehen der erzbaron zog zur sicherheit seinen zweihänder. man konnte ja nie wissen was hinter der nächsten ecke auf sie warten würde. die brückenüberquerung dauerte doch länger als sie angenommen hatten, doch auch sie war irgendwann geschafft. nun mussten sie wohl oder übel durch einen äusserst engen gang. wenn uns hier etwas entgegen kommt sind wir so gut wie wehrlos. hier kann man sich nichtmal mit nem kleinen einhänder richtig bewegen.
16.01.2002, 18:19 #219
Lebendes Dunkel
Beiträge: 113

Inzwischen war sich der Schatten bei einer Sache sicher : diese Höhle war die Hölle oder zumindest ein Teil von ihr. Allein schon die Kreaturen die hier hausten....Gars, Spinnen, Wasser das einen zu verschlingen versuchte. Dieser Trip konnte einen leicht in den Wahn treiben. Einmal hatte er sogar eine wabernde Masse hinter einer der Ecken verschwinden sehen. Nun stand er am Anfang einer gigantischen Brücke die durch eine noch gigantischere Halle führte.
16.01.2002, 19:34 #220
meditate
Beiträge: 6.868

meditate war sich sicher. sie hatten diese ganze mühe nicht umsonst auf sich genommen. da sie ohne verzögerung aufgebrochen waren und sich nichts geschenkt hatten, musste ihr weg erfolgreich sein.

es bestand kein grund verzagt zu sein. das ziel war erreichbar. das wusste sie genau.

leider gingen sie schon wieder einen dieser engen gänge, in denen man die last des gebirges über ihnen besonders deutlich spürte. man fühlte es förmlich auf den schultern lasten. schade dass in dem felsdom, den sie eben verlassen hatten, kein nachtlager möglich war.
16.01.2002, 20:06 #221
Burath
Beiträge: 3.896

Immer noch niedergeschlagen vom Vortag setzten die Gefährten ihren Weg durch den schmalen, dunklen Tunnel fort. Das Gestein war scharf und lief teilweise eng im Gang zusammen sodass man nur mit großer Vorsicht voran kam. Die Moral war tief gesunken, einige waren am Ende, wollten nicht mehr. Der ständige Kampf gegen den Tod, die Anstrengung, die ständige Dunkelheit und die ewige Sehnsucht zur Oberfläche waren der Auslöser für diese Niedergeschlagenheit.

Ruhig lief Gnat neben Nienor und sagte dann leise zu ihr.
Sehnt ihr euch auch so sehr nach der Obererfläche? Den Wäldern, den Flüssen, dem süßen Duft von frischen Gräsern, der Sonne und euren Freunden?
16.01.2002, 20:36 #222
Nienor
Beiträge: 631

"Ja, Gnat. Die Oberfläche... Das hier ist nicht unsere Welt. Ich passe nicht hier hin." Nienor sah den Gardisten ernst an. "Ich werde froh sein, wenn ich wieder an der Oberfläche bin, ein Himmel mit Barriere ist mir tausendmal lieber, als diese unterirdische Welt," erwiderte sie einfach.

"Doch seid nicht nicht zu niedergeschlagen. Ich weiß, es wird weitergehen. Vertraut mir, ich weiß es einfach." Woher sie diese Zuversicht nahm, war nicht ganz offensichtlich. Vielleicht hatte sie der Augenblick in der Gallertmasse verändert. Sie war tot und nicht tot gewesen. Sie wirkte ernster, als sonst und ihr Tonfall strahlte eine Ruhe und Zuversicht aus, die auch dem Gardisten wieder ein wenig Hoffnung gab.

Trotzdem staunte auch sie über die unglaublich große Höhle. Hier hätte die Barriere viele Male hineingepasst. Es war atemberaubend, wenn die Situation nicht so ernst gewesen wäre, wäre sie stehengeblieben und hätte die Größe und Erhabenehit dieses Wunders genossen.
16.01.2002, 21:13 #223
Burath
Beiträge: 3.896

Keine Sorge ich bin nicht so niedergeschlagen wie es vielleicht
aussehen mag, allerdings sehnt sich mein Herz nach oben. Ob ich meinen Bruder, meine Freunde und alles andere wiederssehen werde steht in den Sternen, ich hoffe es. Eure Zuversicht erfreut mich, ihr seid stark geworden. Naja selbst wenn ich die Oberfläche nicht mehr zu Gesicht bekommen werde kann ich in der Gewissheit leben, alles versucht zu haben um sie zu retten.
Ein Lächeln spiegelte sich auf seinem Gesicht.
17.01.2002, 00:27 #224
meditate
Beiträge: 6.868

meditate entdeckte die kaveole zuerst. wie ein schmuckstück lag sie etwas seitlich ihres weges.

als der lichtzauber von meditate das erste mal auf die pracht der kristalle traf und das licht tausendfach in allen farben des regenbogens gebrochen wurde, kamen die gefährten aus dem staunen nicht mehr heraus. diese kammer, kreisrund, mit einem kleinen rinnsaal an seiner tiefsten stelle, schmückte ihren weg wie ein meisterhaftes kunstwerk. die wände waren über und über bedeckt mit den schönsten bergkristallen und von der decke und aus dem boden wuchsen gewaltige stalagmiten und stalagtiten. hier hatte der begnadetste künstler der welt selbst hand angelegt - die natur.

die schönheit des raumes entschädigte alle fasziniert stehen gebliebenen gefährten und sie konnte sich gar nicht sattsehn.

damit war auch die frage des nachtlagers geklärt. die gruppe suchte sich trockene stellen zwischen den tropfsteinen und bereitete sich ein dürftiges mahl. und obwohl alle nahrungsvorräte damit ihrem ende zugingen, kam keine hoffnungslose stimmung auf. es würde sich eine lösung finden und auf einmal lächelten sich die gefährten wieder an. die mutlosigkeit schwand und machte zuversicht und tatendrang platz.

es war, als hätte ihnen der baumeister von bäumen, blumen, menschen und tieren einen gruß von der oberwelt geschickt und sie alle mit einem kuss belohnt.
17.01.2002, 11:56 #225
Ahram
Beiträge: 612

Schweigsam wanderten die Gefährten durch die endlosen Felsgänge der Hölle. Je tiefer sie in das Reich des Schreckens drangen, desto bizarrer wurde die Landschaft die sich ihnen bot. Der Fels wurde immer poröser, nahm eine rußig schwarze Färbung an, die Schächte weiteten sich, bis die Abenteurer schließlich durch riesige Kuppelhallen marschierten. Seltsame Gesteinsformationen wuchsen aus dem Boden oder hingen von der Decke, vereinigten sich in der Mitte zu schwarzen Säulen.

Die Gegenwart des Übels war inzwischen fast körperlich zu spüren, die klammen Finger der Angst griffen nach Ahrams Geist, wollten ihn zur Umkehr zwingen. Der Exmagier betrachtete seine Begleiter. Unwohlsein spiegelte sich auf ihren Geischtern wieder, selbst der Erzbaron fingerte nervös an seinem Schwertknauf. Die Amazone schrie plötzlich erschrocken auf, hielt sich eine Hand vor den Mund und taumelte einige Schritte rückwärts. Sofort wurden Schwerter mit schleifendem Geräusch blankgezogen. Ahrams Körper spannte sich. Blitzschnell war er vor der Frau, bereit sich dem Gegner zu stellen. Dann sah er es. Die blauen Pupillen weiteten sich, das schwarze Gesicht verzog sich vor Ekel.

Die Höhle vor ihnen lebte. Der Fels bewegte sich, formte Blasen und bizarre Auswüchse als bestünde er aus einer dickflüssigen, teerartigen Materie. Doch dies war nicht der Grund vor die erschrockene Reaktion der Amazone.

Die Wände, die Decke und der Boden war gepflastert mit Gesichtern, qualvolle, schmerzverzerrte Fratzen der Agonie. Ihre klagenden Schreie erfüllten die Höhle, wurden erstickt von flüssigem Fels, welcher immer und immer wieder über die "Wesen" quoll, sie einschloss, nur um dann, Sekunden später, wieder zu weichen und ihnen Zeit zu geben ihre Qual herauszuschreien. Ahram schluckte schwer. Er fragte sich wie sie diese Hürde nehmen wollten.

Der Erzbaron Na Drak war der Erste der vortrat. Vorsichtig näherte er sich der Höhle, nur noch wenige Zentimeter trennten ihn von dem flüssigen Gestein. Der Krieger hob den rechten Fuß... und wurde von kralligen Händen zurückgerissen. Ahram sah dem Baron ins Gesicht, dann wandte er sich wortlos ab und trat an das wabernde Etwas heran. Seine Finger griffen in den Proviantbeutel und förderte ein Stück Pökelfleisch zutage. Der Exmagier hielt es an einem Ende fest, tauchte er es vorsichtig in den flüssigen Boden. Ein leises Zischen ertönte, gefolgt von einer kleinen weißen Dampfwolke. Der Dämonenmensch zog die Hand nach oben und betrachtete das Fleisch. Es war schwarz und verkohlt, völlig ausgetrocknet. Ahram sah ratlos in die Runde.
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