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[GM] Abstieg in die Unterwelt
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17.01.2002, 19:27 #226
Lebendes Dunkel
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Nicht nur die Höhle vor den Gefährten lebte. In dem Dunkel hinter der Gruppe kauerte so gut wie unsichtbar eine Gestalt mit einem schwarzen Mantel. Die Kapuze, welche tief ins Gesicht gezogen war, verhinderte, dass ein verräterischer Lichtstrahl sich in seinen Augen spiegeln konnte. Mit aufmerksamen Blick verfolgte er jede Bewegung der ratlos dastehenden Gruppe. Der Schatten war zu allem bereit, wilde Entschlossenheit loderte wie Feuer in seinen Augen.
17.01.2002, 19:34 #227
Lebendes Dunkel
Beiträge: 113

Wohin auch immer der Weg der Gruppe vor ihm ihn führte, der Mann in den Schatten würde ihnen folgen. Er hatte mit eigenen Augen die Armee gesehen, welche sich zum Sturm auf die Barriere vorbereitete. Doch anstatt angesichts der gewaltigen Übermacht zu verzweifeln, stärkte es ihn in seinem Vorhaben. Er würde sich mit seiner gesamten verbleibenden Kraft gegen die dämonische Horde stellen und bis zum letzten Funken Leben in ihm kämpfen.
17.01.2002, 19:44 #228
Lebendes Dunkel
Beiträge: 113

Das einzige was den Kämpfer stutzig machte, war die Anwesenheit eines Dämons in der Gruppe der Unterweltbesucher. Was in den Namen der Götter hatte die Gefährten dazu veranlasst eine Kreatur Beliars in ihrer Gegenwart zu dulden? Das waren doch Menschen?! Er musste es herausfinden....Noch ein Grund, etwas länger unter den Lebenden verbleiben zu wollen. Der Schatten wusste wirklich nicht was er von dem Dämonen halten sollte. Er beschloß vorerst abzuwarten und weiter zu beobachten. Wenn der Dämon jedoch irgendeine Art der Aggression zeigen würde, würde er eingreifen....
17.01.2002, 20:54 #229
Don-Esteban
Beiträge: 9.734

Don-Esteban sah sich um. Diese Höhle, gleich einer Kathedrale, einem gothischen Dom mit seinem Säulenwald, deinen durch steinerne Gerippe gehaltenen Gewölben, seinen schummrigen Ecken und in die steinernen Kapitelle eingeschnittenen schauerlichen Wesen, war unheimlich.

Die Stalagtiten, die von der Decke ragten, waren über und über mit Körpern bedeckt, mit Armen, Beinen Rücken, wild durcheinander, überainander, sich gegenseitig berührend, ein komliziertes Puzzle vieler tausend Körper. Den von den in Dunkelheit liegenden Höhen der Decke herabragenden Säulen wuchsen vom Boden Stalagmiten entgegen, an den Spitzen erhoben sich Arme zwischen gequälten Gesichtern, und gaben ihrer ungestillten Sehnsucht nach Vereinigung mit ihrem Ebenbild, das ihnen unendlich langsam entgegen kam, Ausdruck.

Doch selbst, wo dies schon geschehen war und sich die, die Säulen bildenden geschundenen Körper vereinten, die Hände und Arme verknotet hatten und ein Stalagnat entstanden war, verstummten die Schmerzensschreie nicht. Die Körper wühlten sich wie unter einer schwarzrn Oberfläche durcheinander, unentwirrbar verknotet. Gesichter ragten heraus mit dem Ausdruck unendlicher Schmerzen.

In früheren Zeiten mußte sich die Lage der Höhle verändert haben oder anderen, stärkeren Gesetzen unterworfen sein, als der Schwerkraft, denn auch aus der Wand ragten Säulen aus verschlungenen Körpern, quer in die Höhle hinein, so als ob sie ihren eigenen trotzigen Weg gehen wollten, um zu zeigen: Nein, wir unterwerfen uns nicht, unsere Schmerzen lassen uns nicht willenlos werden.

Überall diese Gesichter, aufgerissene Münder, geweitete Augen. Die Pein mußte furchtbar sein und das über all die Zeit. Schaurige Schreie hallten durch die Säulen, zwischen denen Vorhängen gleich Reihen von Körpern, in wellenförmigen Anordnungen sich um die Stalagtiten windend, mit verzerrten Gesichtern in die Symphonie des Schreckens einfielen.

Die Gruppe war wirklich in der Hölle, Jetzt sollte es jedem klar sein, in welchen Gefilden sich ihre bisherige Wanderung hinzog. Es schien so, als wäre dies eine weitere Warnung vor dem, was sie im Begriff waren, zu erreichen.
17.01.2002, 20:58 #230
Burath
Beiträge: 3.896

Pures Entsetzen lag auf den Gesichtern der Reisenden. Es war ein Bild des Grauens, keiner konnte so richtig glauben was er dort sah. Deutlich konnte man den Schmerz der dort festgehaltenen Seelen spüren. Es war nicht zum Aushalten. Nienor war kurz davor sich zu übergeben und auch den anderen ging es nicht viel besser. Verschreckt
wichen sie zurück und entfernten sich immer weiter von dieser grässlichen Höhle.

...

Langsam trotteten die Abenteurer zurück zur Kaveole wo sie bereits in der Nacht zuvor Rast gemacht hatten, hier in der Nähe war es die beste Übernachtungsmöglichkeit. Lange hatten sie vor der lebenden Höhle gewartet und überlegt, keiner fand eine Möglichkeit sie zu durchqueren. Die Stimmung war schlecht, der Schock saß tief und Hunger nagte und zerrte an ihren Kräften. Schon seid Tagen hatten sie nichts anständiges mehr gegessen. Wenn sie nicht bald etwas finden oder jagen könnten dann würden sie qualvoll verhungern. Besonders schwer viel dieser Umstand dem Erzbaron der Hungern absolut nicht gewöhnt war, seine Laune war mehr als schlecht, nur ein falsches Wort und er würde einen in Stücke reißen.

Je mehr sie sich der Monsterhöhle entfernten wurde das Gestein heller und die Luft etwas besser. Tief in Gedanken versunken lief Gnat den steinigen Weg entlang, achtete nicht auf das was um ihn herum geschah. Die ganze Zeit suchte er krampfthaft nach einer Lösung um an dieser Höhle vorbeizukommen. Die Reise konnte nicht einfach hier enden.
17.01.2002, 21:21 #231
Lebendes Dunkel
Beiträge: 113

Wieder verharrte das ständige Lichtspiel der Schatten als die Gruppe an ihnen vorbeizog. Als die Gruppe beinahe außer Sichweite war, löste sich ein Teil der Schatten und huschte geschwind in den Schutz von mehr Dunkelheit an einer anderen Stelle. Nachdem sich der Schatten vergewissert hatte, dass die Gruppe der er folgte, rastete, zog er sich ein Stück zurück und kaute etwas an seinem Proviant herum. Lange würde der auch nicht mehr reichen....
17.01.2002, 21:25 #232
meditate
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das war das letzte brot gewesen und der letzte streifen trockenfleisch, was sollten sie morgen essen?

meditate zauberte wenigstens frisches eiswasser für alle, damit sie sich erfrischen konnten. diese gabe kam ihnen allen langsam sehr entgegen, denn don-esteban hatte nach und nach allen ihre trinkflaschen abgeschwatzt um seine geheimnisvollen und ekelhaften andenken in ihnen zu sammeln. hoffentlich würde nicht mal jemand versehentlich aus solch einer flasche trinken.

meditate bereitete wieder das nachtlager für sich und nienor vor. das zweite mal nächtigten sie nun in dieser wunderhöhle, in der das tausendfach gebrochene licht des lichtzaubers alle aus der gruppe in entzücken versetzte

so dicht nebeneinander die vollendete schönheit und das absolute, perverse grauen.
17.01.2002, 22:00 #233
Nienor
Beiträge: 631

Auch Nienor war froh, der in Stein gegossenen Grausamkeit eines kranken Geistes entkommen zu sein. Sie ließ sich nieder, Hunger nagte an ihr. Zum Glück ließ meditates Magie keinen Durst entstehen, Wasser war genug da. Nienor fühlte sich gleich etwas wohler. Sie stand wieder auf und ging zu meditate hinüber. Ihr brachte sie am meisten Vertrauen entgegen.

"Was wir vorhin gesehen haben... diese Höhle... schrecklich," Nienor schüttelte sich unwillkürlich, "war das... ich mein... sieht so die Hölle aus?" Das Wort Hölle hauchte sie nur noch, so als ob man es nicht ungestraft laut aussprechen durfte. "Ich habe mir nie genaue Vorstellungen von der... Hölle gemacht. Was wißt ihr davon? Ist das die... wahre Hölle?" Nienor sah die Magierin fragend an, den Atem vor Spannung angehalten.
17.01.2002, 22:11 #234
meditate
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"die wahre hölle? ich denke, es gibt die hölle nicht, wie wir sie uns vorstellen. die welt teilt sich in die welt der lebenden und die welt der toten.

unser problem besteht darin, dass wir die unterwelt, die welt des jenseits und der toten von unserem standpunkt aus verstehen wollen.

das bedeutet auch nicht, dass die unterwelt böse ist. böse ist ein urteil, das wir ihr auferlegen. es sind nur zwei seiten der selben sache. leben und tod – untrennbar. ohne tod kann es kein leben geben, denn ohne tod wäre das leben zeitlich unbegrenzt."
17.01.2002, 22:29 #235
Nienor
Beiträge: 631

"Zeitlich unbegrenzt..." Nienor nahm den letzten Gedanken auf und sponn ihn weiter. "Wäre es nicht schön, wenn man ewig leben könnte? Immer auf der Erde wandeln, das Blühen und Vergehen beobachten, ohne selbst davon berührt zu werden? Ein Baum, eine Eiche, nicht mehr als eine Blume, Jahrhunderte würden mit einem Wimpernschlag vergehen." Nienor begann, zu träumen. "Keine Krankheit, kein Leid, wäre das nicht herrlich? Alle wären glücklich."
17.01.2002, 22:40 #236
meditate
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"kannst du dir eine welt vorstellen, in der niemand jemals stirbt? in der alles, was neugeboren ist überlebt? auf ewig? in der jede pflanze, die keimt, zur blüte gelangt? in der jeder baum ewig lebt und jeder samen keimt und zu einem baum heranwächst?

was geschähe dann? wir könnten nicht essen, wenn wir kein tier töten, könnten kein getreide ernten - wenn alles ewig lebt und nicht sterben kann? die welt der lebenden ginge in einem chaos unter und vernichtete sich selbst für immer.

der tod, die unterwelt wie wir sie nennen ist ewig. du stellst ihn dir vom standpunkt dieses lebens aus vor. in der ewigkeit hat zeit keine bedeutung, keine dimension, für beliar ist eine sekunde oder ein jahr bedeutungslos. für ihn ist die zeit wie ein wimpernschlag.

beliar herrscht über sein reich, unsere götter über das ihre. der tod braucht das leben, da dieser ihm leben zuführt, das leben braucht den tod, damit sich das leben erneuern kann. die absolute trennung zwischen unserer welt und der unterwelt wahrt dieses gleichgewicht.

und wer den tod nur als das übel begreift, das vernichtet werden muss, bewirkt nur das gegenteil, alles leben würde fortgeschwemmt werden wie eine sandbank von der flut.
17.01.2002, 23:04 #237
Nienor
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"Naja, bei Unsterblichkeit dachte ich nur an Menschen, nicht an die gesamte Natur. Stellt Euch vor, Ihr könntet sehen, wie ein Baum keimt, wächst, altert und wieder zu Staub zerfällt. Aber ihr habt recht, die Natur ist eine Einheit und sie kann nicht unsterblich sein, denn dann wäre der Kreislauf unterbrochen und wenn alles ewig währen würde, gäbe es nie wieder einen Frühling nach dem Winter. Und man hätte nichts, worauf man asich noch freuen sollte."

Nienor mußte zugeben, daß es wohl doch besser war, wie es war. "Ich glaube, Ihr habt Euch viele Gedanken darum gemacht. Um die Verbindung von Tod und Leben und so... Habt Ihr das alles selbst herausgefunden?"
17.01.2002, 23:10 #238
meditate
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"nein, selbst herausgefunden habe ich das nicht, aber wir magierinnen aus der alten welt sind dicht vor der unsterblichkeit. wir haben mehr gesehn und erlebt als generationen von menschen. ich bin jetzt 700 jahre alt und in dieser langen zeit reiht sich erfahrung an erfahrung zu einer unendlichen schnur des wissens.

so fragst du dich bestimmt, warum wir hier so schreckliche bilder und so grauenvolle ungeheuer gesehen haben, wenn doch leben und tod in harmonie leben sollten. ich kann dir erzählen was ich darüber weiß:

durch die menschen, die ihn in unserer welt fürchten, erfährt beliar von zeit.

es wird für ihn zum spiel.

der kampf der menschen gegen den tod ist der einzige quell, aus dem beliar freude schöpfen kann. ohne diesen immerwährenden kampf, würde sich auch in beliars reich nichts mehr verändern, alles würde im chaos versinken und wie eine implosion würde die ganze welt zusammenfallen.

von dieser angst ernährt sich beliar und sein ganzes universum von kreaturen. sie leben aus unserer angst. um diese angst am leben zu erhalten wird beliar nicht müde, immer neue kreaturen zu erfinden, die er versucht, auf unsere welt zu schicken. immer schon kannte beliar möglichkeiten, uns zu ängstigen. aber jetzt hat er die tür zu weit geöffnet. ich glaube, da hat sich etwas verselbstständigt, dass er nicht mehr kontrollieren kann, aber vielleicht ist es ihm auch egal. beliar selbst ist uns nicht entgegengetreten, es sind nur seine kreaturen, die uns am vorwärtskommen hindern wollen.

das macht mich hoffen, dass wir eine chance haben. sollte unser gegner beliar selbst sein, wären wir schon staub im wind."
17.01.2002, 23:34 #239
Nienor
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"700 Jahre..." Die Amazone erblaßte in Ehrfurcht und plötzlich baute sich eine unsichtbare Wand auf, die sie von der Magierin trennte. Nienor dachte bisher, maditate sei bloß eine magisch begabte Frau, wie sie auch, doch jetzt wurde ihr klar, daß die Magierin mehr war, als das. "Ihr meint also, es ist alles nur ein Spiel von Beliar? Er vertreibt sich die Zeit mit sowas? Will er uns testen? Wenn Ihr meint, daß Beliar nicht selbst gegen uns kämpft, sondern nur eine wenige seiner Kreaturen, dann will ich gar nicht wissen, wie schlimm es werden wird, wenn Beliar selbst uns seine wirklichen Diener entgegenschickt."

Die Amazone hatte aber auch einen ermutigenden Gedanken: "Wenn uns Beliar nicht selbst beobachtet, dann werden wir vielleicht eine Chance haben. Ich meine... Beliar selbst würde doch dann sicher seine Kreaturen so schicken, daß sie aueinander abgestimmt vorgehen. Und jetzt kommen sie nur einzeln, nacheinander. Also werden wir eine Chance haben. Bitte, ihr stimmt mir doch zu, es würde mich beruhigen und mir Hoffnung geben."
17.01.2002, 23:43 #240
meditate
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meditate drückte das mädchen an sich.

"ganz sicher haben wir eine chance. ich vertraue ganz fest darauf. ich habe dir doch erzählt, dass der schattendämon des alten kastells geholfen hat die zeichen zu deuten. von ihm hab ich eine magie des verschließens gelernt und von ihm habe ich einen stab erhalten. er hat mich auf den weg gewiesen. und ich sage dir, auch der schattendämon ist ein geschöpf der unterwelt.

trotzdem hat er mir und uns geholfen. es hat alles einen sinn. nichts ist zufällig.

vielleicht ist das alles ja nur ein neues spiel beliars, nur dass er es diesmal etwas spannender macht. die lösung ist noch offen. aber es gibt sie. in diesem spiel hat beliar jedem gegner gleich starke karten in die hand gegeben. wir werden unsere chance nutzen."

meditate deckte nienor zu und sah noch einen augenblick auf das feuer in den umliegenden diamanten. glaubte sie eigentlich selbst, was sie da erzählt hatte?
18.01.2002, 00:01 #241
Nienor
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"Alles nur ein Spiel?" Nienor schürzte die Lippen. Sie hatte keine Lust, als Spielball anderer zu dienen, als Puppe - als Figur auf dem Schachbrett hätte sie wohl gedacht, wenn sie das Spiel der Könige beherrscht hätte. "Hoffen wir, daß Beliar die Figuren sorgfältig ausgesucht hat." sagte sie grimmig. Ein Tonfall, der neu an ihr war und sie selbt überraschte.

"Und hoffen wir weiterhin, daß Beliar ein spannendes Spiel zu schätzen weiß und einige Dinge selbst für ihn im Ungewissen liegen, denn mir gefällt der Gedanke nicht, daß ich nur nach dem Willen anderer handele. Ich möchte auch eigene Entscheidungen treffen und wissen, daß es meine eigenen sind und nicht die Vorausberechnungen eines gelangweilten Gottes." Nienor schwieg.

Ihre anfängliche Naivität war langsam einem Prozeß der Erkenntnis gewichen, der ihr klar machte, daß es mehr gab, als zu lachen und zu weinen, daß ihr eigenes Leben nur klein und unwichtig war. Und diese Einsicht machte sie nachdenklicher und ernster, als sie es zu Anfang gewesen war. Sie wollte immer noch eine große Kriegerin werden, das war weiterhin ihr Ziel. Aber jetzt wollte sie es nicht mehr nur werden, weil sie ihrer Schwester imponieren wollte, sondern weil sie ihren eigenen, selbstbestimmten Weg gehen wollte. Sie wollte unabhängig sein, frei in ihren Entscheidungen und unabhängig in der Durchsetzung derselben und nicht nur angewiesen auf die Hilfe anderer. Diese Reise hatte begonnen, sie zu verändern.
18.01.2002, 00:49 #242
Don-Esteban
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Don-Esteban steckte die Fackel neben sich in das Felsgestein. Die Flamme brach sich tausendfach in den Flächen der die Wände der Kaveole bedeckenden Kristalle und tauchte alles in ein glitzerndes, unwirkliches, doch ebenso wunderschönes Licht. Mit jedem Flackern der Flamme, ausgelöst durch einen Luftzug, der entstand, wenn der seine bisherigen Aufzeichnungen durchgehende Magielehrling ein Blatt umblätterte, veränderten sich die Lichter. Wie ein Sternenhimmel funkelten die Decke und die Wände der seltsam schönen Höhle. Und das nicht nur in weißem Licht, nein in allen Farben, die man sich nur denken konnte, je nach Stellung der Fläche und Art des Kristalls. Hätten sie einen kundigen Minenarbeiter dabeigehabt, so hätte der ihnen sicher viel über die Natur der Steine, die sie umgaben, erzählen können. Vielleicht waren es nicht nur für die Augen wertvolle Anblicke, sondern ebensolche Erze, die unter der funkelnden Oberfläche auf die Hacke eines Erzschürfers warteten. Doch wäre es nicht schade gewesen, um die unberührte Schönheit dieses Ortes?

Von all dem bemerkte der Don nicht viel. Er war in seine Aufzeichnungen vertieft. Die anderen hatten sich schon vor einer Weile schlafen gelegt, doch er war noch mit seinen Notizen beschäftigt. Vor ihm auf dem Boden standen fein säuberlich die Wasserflaschen der anderen aufgereit. Sie waren gefüllt mit den Hinterlassenschaften ihrer bisherigen Begegnungen. Ein wenig von diesem schillerndem Seemonsterblut, daß so schön brannte, etwas von dem Fruchtwasser, in dem eine Spinne in ihrem Kokon herangereift war. Dazu noch ein wenig von der glibbrigen Masse dieses Schleimberges. Besonders stolz war der Don auf ein paar Tropfen des Spinnengiftes der riesigen Spinne, die meditate gestochen hatte.

Der Don wandte seinen Blick von den Flaschen ab und widmete sich wieder seinen Pergamenten. Die Flamme flackerte, als er umblätterte un eine neue Seite begann.


Heute kamen wir in eine weitere Höhle. Eine Höhle mit natürlichen Säulen, die aus dem Boden ragten und von der Decke herabreichten. Das besondere an ihr war, daß der Stein die Form von Körpern hatte. Ein Bildhauer hat sie dort verewigt, dachte ich zuerst. Doch die Figuren veränderten sich. Und ein seltsames Wehklagen und Heulen erfüllte unsere Ohren. Einer von uns steckte etwas eßbares (er hätte lieber seinen Finger nehmen sollen bei der Knappheit an Nahrung) in den Boden, der es verschluckte und er zog es zu Asche verkohlt wieder heraus.

Damit beendete der Don seine Aufzeichnungen für heute, packte alles weg und legte sein müdes Haupt auch zur Ruhe.
18.01.2002, 11:48 #243
meditate
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nach dem aufwachen übernahm nun doch wirklicher hunger die herrschaft über die gruppe. sie hatten seit tagen nicht mehr richtig gegessen und gestern abend hatten sie die reste brüderlich geteilt. sie mussten unbedingt etwas essbares finden, aber zuerst mussten sie an den lebenden wänden und säulen vorbei. und wie sollten sie den gierigen boden überschreiten?

lange hatte die gruppe miteinander diskutiert. dann fassten sie den entschluss, es mit einer kombination aus eis und sturm zu versuchen.

meditate legte die eiswellensprüche zurecht und hoffte, dass sie es zusammen mit champ schaffen würden, diese lebende höhle so lange einzufrieren, bis die gruppe durchgelaufen war. nur schnell mussten sie sein, die wirkung der zauber würde endlich sein und wer sich dann noch auf dem gierigen boden aufhalten würde, wäre verloren
18.01.2002, 11:56 #244
meditate
Beiträge: 6.868

wieder standen die gefährten vor der kathedrale der lebenden wände.

wieder überall diese gesichter, die aufgerissene münder, geweitete augen. ohrenbetäubende schreie hallten durch die säulen, zwischen denen vorhängen die reihen von körpern, die mit verzerrten gesichtern in die symphonie des schreckens einfielen.

der fels formte blasen und bizarre auswüchse. die wände, die decke und der boden war gepflastert mit gesichtern, ihre klagenden schreie erfüllten die höhle, wurden erstickt von flüssigem fels, welcher immer und immer wieder über die armen seelen quoll, sie einschloss, nur um dann, sekunden später, wieder zu weichen und ihnen zeit zu geben, ihre qual herauszuschreien.

die gefährten sahen sich an. auf ein signal hin formte meditate mit hilfe der ersten spruchrolle eine mächtige eiswelle und schickte sie in die riesige kathedrale und im selben augenblick, verließen ihre hände tausende von eispfeilen.
18.01.2002, 13:38 #245
Champ
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champ stand neben meditate und hatte nur auf diesen augenblick gewartet. er schickte eine gewaltige sturmfaust hinterher, die sich mit den einzelnen eispfeilen vermischte. die so gefrorene luft bildete einen riesigen schneesturm, der den abenteurern erstmal die sicht versperrte. für einige sekunden war nichts außer einer riesigen eiswolke zu sehen, die sich unaufhaltsam nach vorne schob.
nach einigen sekunden war die wolke auch wieder verschwunden.
alles ringsherum war mit einer kleinen eisschicht überzogen. die so gefährliche umgebung hatte plötzlich ihren schrecken verloren.
aber sicher nur für sehr kurze zeit.
meditate winkte den anderen, und alle liefen, so schnell sie konnten.
18.01.2002, 13:53 #246
meditate
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noch im laufen zündete meditate die nächste eiswelle und trieb die gruppe zu immer schnellerer eile.

wenige meter hinter ihnen konnte man sehen. dass sich die schatten wieder verdichteten und die dünne eisdecke wieder zu schmelzen begann. blindlinks liefen sie in das eis- und sturminferno hinein, ohne auf die richtung achten zu können
18.01.2002, 14:40 #247
Champ
Beiträge: 5.711

champ schickte hinter meditates zweiter eiswelle eine windfaust. er hielt es zwar für gefährlich, einen zweiten schneesturm zu entfachen, jetzt wo alle zu dicht dran waren, aber es schien wohl absolut notwendig.
eine erneute schneewolke bildete sich und fror wieder alles ringherum ein.
obwohl jetzt niemand mehr etwas sehen konnte, wußte man doch zumindest die ungefähre richtung.
nach einem kurzen stolpern, denn richtiges laufen konnte man es unter diesen bedingungen nicht mehr nennen, erreichte die gruppe endlich den nächsten tunnel

Also, eins ist sicher, ich brauch jetzt erstmal Urlaub.
entfuhr es champ, während er sich vor erschöpfung schnaufend an eine der wände lehnte.
18.01.2002, 14:48 #248
Lebendes Dunkel
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Kurz nachdem die Gruppe sicher die andere Seite des Eises erreicht hatte, erwachte die Dunkelheit hinter ihr zum Leben. Ein Schatten löste sich aus ihr und sprang mit einem weiten Satz auf das sich immer weiter zurückziehende Eis. Auf sicherem Boden angelangt, verschmolz er sofort wieder mit den Schatten. Die ganze Sache ging so schnell, dass man nur mal kurz die Augen schliessen musste umd die Aktion zu verpassen.
18.01.2002, 15:09 #249
Ahram
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Ahram hatte die eisige Brücke mit ein paar schnellen Sätzen überquert. Schaudernd blickte er zurück. Die in Agonie verzerrten Gesichter schrien nach wie vor ihren Schmerz in die Welt hinaus, auch der schwarze Fels hatte sich nicht verändert.

Für einen Augenblick meinte Ahram die Gegenwart eines "Wesens" wahrgenommen zu haben, doch als er sich umblicken wollte war die abstoßende Wirkung des flüssigen Raumes zu groß, und so ließ er es bleiben. Der Weg wurde durch einen schmalen Tunnel fortgesetzt.

Schon bald weitere sich der Gang, und die Gefährten traten in eine Flut aus Licht hinaus. Schützend schirmte Ahram seine Augen mit der Hand ab, dann sah er sich um. Der Exmagier hatte nun viel gesehen, doch die Unterwelt hielt immer neue Überraschungen für ihn bereit.

Die Decke, die die riesige Höhle begrenzte, schien aus Millionen von Diamanten zu bestehen. Alles wurde in ein glitzerndes, buntes Licht getaucht. Vor den Gefährten wand sich ein realtiv breiter Pfad über einen sanft ansteigenden Hang, welcher zu Ahrams großer Überraschung an vielen Stellen mit Gras bewachsen war. Auf dessen Krone thronte ein Bauwerk. Der Dämonenmensch blickte sich um. Die Gesichter seiner Begleiter starrten auf die mächtige Konstruktion.

Es war am ehesten mit einem Palast zu vergleichen, hohe Türme, sanft geschwungene Zinnenmauern, gebaut aus weißem Stein, bunte Fenster und silberne Ziegel ließen das Gebäude unwirklich, traumhaft schön erscheinen. Das Licht der Diamanten funkelte auf den Wänden, die goldenen Dächer reflektierten es in den schönsten Farben.

-Also das nenne ich mal ne nette Hütte.

Der Erzbaron grinste zufrieden, auch die anderen Wanderer schienen die vergangenen Strapazen vergessen zu haben.
-Los, lasst uns schnell dort hingehen, kommt schon!

Nienor sprang nervös von einem Fuß auf dem Anderen, sie konnte es kaum erwarten das Schloss von innen zu erkunden. Die Schritte der Gruppe beschleunigten sich, voll freudiger Erwartung eilten sie den Pfad hinauf.

Ahram trottete etwas hintendrein. Mißtrauisch beäugte der Exmagier das weiße Bauwerk. Sicher, es sah wundervoll aus, doch gab es in der Hölle Konstruktionen, die einem anderen Zweck dienten als die hier Gefangenen zu quälen?

Jetzt wurde auch der Dämonenmensch ebenfalls schneller, um seine Gefährten nicht aus den Augen zu verlieren...
18.01.2002, 15:47 #250
Lebendes Dunkel
Beiträge: 113

Ein Schatten erreichte den Eingang zu der hell erleuchteten Höhle und verharrte im Schatten des Höhleneingangs. Der Anblick des Palastes war atemberaubend; trotzdem gefiel er der Gestalt nicht. Die Höhle war viel zu hell und das Licht blendete seine an die Dunkelheit gewöhnten Augen. Wenn er die Höhle betreten würde, würde er ein enormes Risiko eingehen, entdeckt zu werden. Also wartete er geduldig weiter ab....
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