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[GM] Das Ahnengeheimnis
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01.03.2004, 21:20 #51
Enzanie
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Durch die Auslösung der Falle standen sie wieder ohne Schutz da und mussten weiter laufen. Mal ganz abgesehen davon, dass sie beinahe erschlagen wären, hatten sie jetzt auch wieder die Kreatur aus der vergangenen Zeit auf dem Hals. Innerlich fragte sich Fatalis, ob es noch einen Weg hier raus gab, doch das konnten sie vergessen. Und er vergaß es auch gerne. Sofort stürmte der Feuerteufel wieder auf sie zu, gerade noch kam er hoch, hinter ihm wirbelten Krallen, getränkt in warmes Feuer, sie erwischten ihn nicht ganz, doch seine Robe wurde angesengt von dem Feuer, doch das hinderte sie nicht daran einfach nicht zu brennen anzufangen. Als sie wieder etwas Abstand gewonnen hatten – die Kreatur war nur noch geringfügig schneller als sie – musste ein Plan her, dass war klar. Doch die geniale Idee mit der Säule war alt und der flammende Todesbote würde sicher nicht noch einmal darauf reinfallen. Dennoch versuchten sie es erneut. Doooom, der vor ihm lief, schaffte es zwei weitere Säulen so geschickt umzustoßen, dass sie wieder etwas Luft hatten. Doch das brachte ihnen auch nicht viel, denn es war immer wieder dasselbe Spielchen. Verstecken und Schleichen, sowie Fliehen und Wegrennen. Ein Kampf schien so sinnlos, wie eine Aufgabe. Während hinter einen das so gewohnte Geräusch die Steine aus dem Weg schaffte, kauerten sie sich wieder hinter einem Stein, in der Hoffnung dieses Mal nicht irgendeine Falle auszulösen. Angespannt blickten sie sich zu, während es hinter ihnen immer lauter wurde.

Wie kann man diese Bestie nur besiegen. Hast du denn gar keine Idee? Doooom war jetzt richtig verzweifelt, so kannte er seinen gelassenen Baal gar nicht, doch wie sollte er eine Idee haben, er kannte weder diese Halle, noch die Lösung. Die "Diablo del fuego", wie man die Feuerteufel damals nannte, waren älter als sein eigenes Volk. Auch sie waren ein Produkt der schwarzen Kunst. Er hatte von ihnen gehört, aber nie einen gesehen oder etwas über sie in Erfahrung gebracht. Er hatte keine Ahnung, was dagegen half. Außerdem schmerzte sein Kopf, schon die ganze Zeit, seit der Anwesenheit der Bestie hatte er richtige Kopfschmerzen. Kein Wunder, hatten seine Erinnerungen doch endlich ihren alten Herrn wieder, so wollten sie nun zu ihm, doch es ging nicht, noch nicht. Er wusste keinen Weg…oder doch? Er saß plötzlich totenstill da und blickte nach vorne. Als ob er einen Geist gesehen hätte. Es kam ihm so bekannt vor, als ob er diesen Geist kennen würde. Aber konnte das wirklich... Utzatekl sein? Das war unmöglich. Er hätte Stimmen, Stimmen die er nicht verstehen konnte. Stimmen, so klar wie die güldenen Flüsse an den Berghängen zur Nordwestseite. Schmerzen durchzuckten ihn, es waren Schmerzen wie bei dem grauen Altar. Nichts sah er, drohte in eine schwarze Ohnmacht zu fallen, ihm wurde schlecht, ihm war speiübel, er taumelte, schrie…

Hinter ihnen drohte die Gefahr nur mehr. Schwierig war es geworden für den Feuerteufel, da die Kraft nachgelassen hatte, doch seine Kraft regenerierte sich. Feuerteufel waren magische Wesen, sie waren in der Blütezeit der schwarzen Magier von Jharkendar entstanden, kein Vergleich mit den Schwarzmagiern der Südseite. Auch sie profitierten davon, sicherlich, doch kein Vergleich zu den grauenvollen und doch so faszinierenden Erfindungen der hiesigen Schwarzmagier. Der Feuerteufel wurde immer stärker, seine Flammen schlugen schon bald wieder in die Höhe, er hatte sich nur eine kleine Pause gegönnt und auch sein Wahrnehmungssinn war wieder besser, so dass er genau wusste, wo sich die Opfer versteckt hielten. Doch das brachte Doooom und Fatalis herzlich wenig, wollten sie doch das Gegenteil hinbekommen. Und immer noch durchzuckte eine fremde Macht seinen Körper, unbeeinflusst von seinen frei schwebenden Erinnerungen. Was ist, was ist mit dir los. Komm zu dir, du kannst doch jetzt nicht einfach umkippen. Mensch, der Feuerteufel ist hinter uns, los, aufwachen. Durch das Gerüttel seines Freundes kam er wieder zu sich, doch immer noch war er höchst verwirrt, was er da eben meinte zu sehen. Das konnte einfach nicht Utzatekl gewesen sein. Dennoch war er es, was sich bald herausstellen sollte.

Ist schon in Ordnung. Danke. Er hielt sich kurz den Kopf, doch da sah er schon den Feuerteufel durch einige lose Löcher in den Steinen. Jetzt hieß es schnell handeln. Utzatekl musste es so gewollt haben, anders ist es nicht zu erklären, dass er erschienen war, um in den so alten Hallen noch einmal zu wandeln. Doch er war eventuell das berühmte Zünglein an der Waage, oder besser gesagt das, was gleich folgen sollte.

Zieh die Fackel Doooom! Wieder war da so eine Fackel, genau über ihnen spendete sie karges Feuerlicht. Es war eine derjenigen, die erst später entzündet wurden und das war auch der Sinn dieser Fackeln, zumindest einige besaßen jene versteckten Mechanismen. Meinst du wirklich? Letztes Mal...- Zieehhhh. Na los! Durch den Schrei erschreckt, zog der Baal mit seiner ganzen Kraft an dem hölzernen Schaft und erneut ertönte ein Klicken. Es hatte einen Grund warum er so schrie, denn gleichzeitig mit dem Schrei ertönte auch der erneute Durchbruch durch ihre Mauer, die Kreatur machte einen Satz...und war da. Auf der Mauer, hinter der sie sich bis eben noch wacker hielten, stand nun diese riesige Bestie und schien fast zu grinsen. Elegant und schnell wie ein Adler erhob sie ihre Klaue, bereit einen der beiden Sumpfler damit zu durchbohren, zu verbrennen oder einfach nur zu töten. Die Klaue fiel – ein Schrei ertönte.

Doch weder der Feuerteufel, der gar nicht schreien konnte, noch einer der Sumpfler war es, der da geschrieen hatte. Es waren die rostigen Scharniere der Falltüre, die da mit einem Höllentempo runtergerasselt waren. Knapp an dem zurück geschreckten Doooom vorbei, Zentimeter vor ihm zur Ruhe gekommen. Eine 3m x 3m große Metallplatte, auf der einen, herunterkommenden Seite, nach unten abfallende Metallstacheln, Speerspitzen. Einfallslos, Einfach, Effektiv. Die drei E’s streckten den Feuerteufel nieder, seine ganzer Körper wurde durchbohrt von Stacheln, das wenige was davon übrig war. Doch selten floss bei einem Tod durch diese Fallen kein Blut. Dieses Mal war es wieder soweit. Beide schnauften durch, doch während es bei Doooom ein Schnaufer zum Ende war, war es für Fatalis nur eine kleine Etappe. Sekunden hatten sie gerade mal. Wir haben’s geschafft. Das Ding ist tot Fatalis…hey was ist? Es ist doch tot oder, wir haben gewonnen? Schon während Doooom sprach zuckten die ersten, winzigen Knochen auf. Bald würde auch der Rest aufzucken. Gewonnen? Wir haben Zeit gewonnen, mehr nicht, dieser Kampf ist noch lange nicht vorbei. Lauf! Lauf zum Altar, los.

Die beiden hatten einen langen Weg vor sich, waren sie doch am anderen Ende der Halle mittlerweile angekommen, mussten jetzt den ganzen Weg zurück. Und das im höchsteiligen Tempo. Doooom merkte man an, dass er nicht mehr konnte, doch irgendwie schafften sie es. Keuchend, nichts Neues also, stützten sie sich an dem Altar, doch ihm blieb keine Zeit. Du bleibst jetzt hier. Keine Widerrede, du hast schon genug getan. Aber du siehst selbst, es gibt kein effektives Mittel gegen diesen Gegner. Aber ich werde die Sache jetzt zu Ende bringen. Ohne dich!

Doooom gab nun endlich kleinlaut bei, auch sicherlich erleichtert, denn am Ende seiner Kräfte, wusste er genauso gut wie Fatalis, das er als nächster dran wäre, hätte sein Freund keine Chance. Doch sie hatten Zeit gewonnen, wenig Zeit. Doch die wenige Zeit galt es zu nutzen. Fatalis legte sein Schwert auf den grauen Altar, legte kurz die Hände darauf – ohne irgendetwas auszulösen – und ging dann auf die Knie. Es war ein altes Ritual seines Volkes, das Kraft und Stärke bringen sollte, doch es brachte ihm noch viel mehr. Immer wieder stand er auf, berührte den Altar und kniete wieder zu Boden, dabei sprach er die Worte Utzatekl, dê-me a força, eine Art Beschwörung, vielleicht auch ein Gebet. Er spürte, in den Momenten der Stille, wie sein Geist frei war, doch ihn etwas hinderte zu gehen, doch er spürte etwas neues, etwas ungewohntes. Vielleicht mochten seine Gedanken fern von ihm bleiben, doch sein Gefühl kehrte zurück und auf einmal machte sich das Gebet bezahlt. Erste Stücke seiner physischen Fähigkeiten kehrten zurück, unter anderem das Gefühl des Kampfes. Die Ruhe mochte fünf Minuten anhalten, fünf Minuten des Friedens und fünf Minuten, die jeder hier länger leben durfte, wobei leben wohl nicht ganz der passende Begriff für den Feuerteufel war. Aber wie er schon gesagt hatte, der Feuerteufel war nicht tot, erst musste er von ihm bezwungen werden und das ging nur durch ein Schwert, oder eine andere Waffe. Nicht mal diese Falle hatte ihn getötet.

Der Feuerteufel hatte sich länger Zeit als nötig gelassen, doch zweifellos war er schwer angeschlagen nach der erneuten "Verletzung", doch nun war er wieder ganz der Alte, warum einfach, wenn’s auch kompliziert geht mag sich der ein oder andere denken. Jedenfalls war er wieder so stark, wie noch am Anfang ihrer Begegnung und das wurde auch gleich deutlich. Als er sich aus der Falle, dessen Metallspitzen sich teilweise in den Boden gerammt hatten, befreite, riss er die gesamte Deckenbefestigung der Falle mit sich, zugleich bebte die Erde und ließ den Spalt noch weiter ausweiten. Es gab kein Entkommen mehr. Das Ende war gekommen. Endlich. Endlich...endlich... Mit wiedergekehrter Kraft und zurück gewonnenen Gefühl traten sie zum letzten Duell an. Nun sollte sich entscheiden, ob er dem Vertrauen von Utzatekl gerecht werden konnte.

Nicht lange dauerte es, da trafen sie schon aufeinander, ohne Furcht ging er nun in den Kampf, keine Angst mehr vor dem Tod, denn er hätte nichts geändert. Wieder donnerten die Krallen und Tatzen mit ungewöhnlicher Stärke gegen die einsame, kleine, schlanke Klinge, doch sie wurde anders geführt. Ganz anders. Es war nicht mehr ein Phantom, eine lebende Hülle, eine lebende Lüge, die diese Klinge führte, es waren die wahren Kräfte seines Körpers. Mühelos war es nicht, ganz und gar nicht, doch jetzt endlich war er ein gleichwertiger Gegner, doch als der Feuerteufel dann zu einem Feuerwurf ansetzte, musste auch er in Deckung gehen, nur um sofort wieder auf die Bestie loszugehen. Der Kampf dauerte schon ganze drei Minuten, als mal wieder eine Fackel im Mittelpunkt des Geschehens stand, dieses Mal aber nicht für ihn. Es war eine der Fackeln, die aus ihren Verankerungen gerissen wurde und lose auf dem Boden lag, über diese Fackel taumelte er, verlor das Gleichgewicht und wurde von der Tatze der Kreatur erwischt. Erstaunlicherweise entstand dabei keine Wunde, was an der Robe liegen musste, doch anstatt wenigstens im Unglück Glück zu haben, standen auf seinem Flug zwei Säulen im Weg. Die erste durch krachte er einfach so, den Sockel der zweiten streifte er, blieb vor ihr liegen und sah genau wie der Feuerteufel, wie diese anfing zu ächzen. Viele kleine Stücke krachten ab, fielen splitternd zu Boden und ließen nur einen Entschluss zu. Das Ding krachte in nicht allzu langer Zeit um. Hämisch und zufrieden sah der Feuerteufel zu, wie sich die schwere Steinsäule, die einst so prächtig prunkvoll aussah, wand und wackelte. Doch er ließ es beim zuschauen und rechnete nicht mehr mit einem Auferstehen des scheinbar Geschlagenen. Doch Fatalis war noch nicht geschlagen. Sein Unterleib schmerzte enorm und er sah zeitweise wieder nur schwarz, doch als die Säule bedrohlicher knackte, da wusste er wieder, wo er war. Blitzschnell rollte er sich zur Seite, als ein entscheidender Stein nachgab und alles herunterfiel. Zwar wurde er bis zum Oberarm in Steine gehüllt, nur war das überhaupt nicht schlimm, da er absolut sicher lag. Ganz im Gegensatz zu den zwei Metern daneben, auf die sich nun eine drei Meter hohe Schuttschicht gebildet hatte.

Zufrieden seiner Arbeit wegen ging die Kreatur noch einmal nachschauen, schabte deshalb in den Steinen, doch alles was sie dort fand war Schutt und Stein. Unterdessen hatte sich Fatalis aufgemacht in der dünnen Rinne weiter zu kriechen, das gelang, bis er auf der anderen Seite stand. Es war ein seltsames Bild, er ganz am Ende der Halle, wo sie herkamen, das Schwert in der Hand, die Kapuze weit im Gesicht, die Robe bis zum Boden taumelnd und sein Blick nach vorne, der Feuerteufel in der Nähe des Altars und hinter dem kauerte sein Freund. Voller Zorn und absolut in Rage stapfte der Feuerteufel auf, schnaubte und knurrte wild, fast mochte man meinen, er würde nun über das sicher fünfzig Meter lange Loch springen, doch so weit ging es dann doch nicht. Er nahm den Weg zur Seite, überall war Schutt, manchmal Steinberge, doch diese haute er einfach weg, auch Fatalis tat es ihm nach, rannte auf ihn zu. Genau das hatte er so erhofft, ein Gegner in Rage, langsam außer sich. Er hingegen war vollkommen ruhig und gelassen, atmete beruhigt und regelmäßig. Nur sein Puls und sein Herzschlag überschritten jedes gesunde Mass. Er wusste, noch nie war das Ende so nah wie jetzt, denn noch einen solchen Angriff würde er nicht überleben und der Feuerteufel war einfach unbesiegbar, wenn man auf Zeit spielte. Es konnte nur noch diesen einen Moment geben, diese einzige Chance, dieses absolute Jetzt.

Sie waren nah genug. Wie es der Zufall so wollte hatten beide eine "Rampe" zur Verfügung. Bei ihm war es der Steinhaufen, der einst aus massiven Platten bestand und den der Feuerteufel zerschmetterte, auf der anderen Seite sah es ähnlich aus. Er lief höher, dieses Mal jedoch stolperte er nicht, wie auf Treppenstufen knallten seine Stiefel auf dem Stein auf. In der nahen Ferne war das Knurren zu hören, doch sehen konnte er seinen Gegner seit Beginn des Laufes nicht mehr. Dann endlich war es soweit, er war auf dem obersten Punkt. Im Lauf noch wirbelte sein Schwert den ersten Halbkreis. Ohne zu zögern und mit dem richtigen Gespür sprang er ab, im selben Moment sah er den Feuerteufel vor such in der Luft. Sie flogen für kurze Zeit, dank des Anlaufes recht weit sogar, doch schon bald hätte sie die Schwerkraft wieder auf den Boden zurückgeholt. Doch noch zuvor würde eine Entscheidung fallen müssen. Während sich der Feuerteufel für seinen gefürchteten Feueratem entschied, wirbelte er den zweiten Halbkreis. Im festen Glauben an sich, seine Schwertkunst, sein Schwert und vor allem an Utzatekl umpackte er den Griff mit beiden Händen, dann endeten ihre Flüge und es geschah. Ein Schrei hätte folgen müssen, doch das einzige was folgte war das aufkommen seiner Stiefel...danach der lebende Körper und dann klatschte das Skelett des Feuerteufels auf den Boden. Die meisten Knochen schlitterten in das Loch und auch der gleißende Gegenstand. Mit letzter Kraft hechtete er hinterher und schnappte ihn, bevor es der schwarze Abgrund tat. Er hatte seine Vergangenheit in Händen.

Doch was war passiert?

Bevor der Feuerteufel ihn rösten konnte, hatte sein Schwert die offensichtliche Stirn der Kreatur durchbohrt, doch das alleine hätte nicht den Feueratem verhindern können. Aber es war ihm gelungen, die legendäre Eisflamme seines Volkes zu erzeugen. Vielleicht war es nicht mal er, der das tat. Durch die Berührung mit der Eisflamme erfror jegliche magische Flamme im Körper des Feuerteufels, er fiel zu Boden, das Eis wurde zu Wasser und die losen Knochen hauchten ihr Leben aus. Ohne das Feuer konnte der Feuerteufel nicht existieren, er war seine Magie, seine Kraft, sein Alles. Doch der Preis war nicht gerade gering und dennoch berechtigt. Sein Schwert, dass er einst Bruder Fatalis nannte und das er als solcher von der Amazonenschmiedin Melyssa bekam, es wurde ebenfalls zu Wasser und löste sich auf.

Als er bei Doooom endlich ankam, war sein Körper unter der Robe schon fast tot. Doch eben nur fast, er lebte noch. Sein Freund und Baal kam wieder von dem Altar hervor und schien fast zu strahlen. Jetzt ist er aber tot oder? Sag mir, dass er jetzt tot ist verdammt? Fatalis legte das Amulett auf den Altar, als könnte ihn nicht mal der Weltuntergang aus der Ruhe bringen, ehe er sich zu Doooom wandte. Ja, es ist vorbei. Der Feuerteufel ist besiegt. Weiterhin nahm er seinen Dolch, die letzte verbliebene Waffe die er noch hatte und umpackte den Griff fest und starr. Das Amulett, das in vier Farben unterteilt war, glänzte und gleißte, es blendete sie so sehr. Dann legte er den Dolch noch einmal hin und wandte sich zu Dooooom, so ernst, wie er es noch nie getan hatte.

Hör zu. Ich weiß nicht, was jetzt gleich geschehen wird. Ich weiß nur, dass ich nicht mehr derjenige sein werde, denn du kennst. Ich weiß auch, dass es nichts nützt, dich zum gehen aufzufordern. Ich weiß nicht, wer ich damals war und wie ich damals war. Ich weiß nicht, ob ich mich an dich erinnere, oder dich als Feind sehe. Ich weiß nicht, ob ich das alles überhaupt überlebe.
Aber eines solltest du wissen. Du bist echt jemand, an den man sich gewöhnen könnte. Jedenfalls wäre mein Leben in Khorinis bedeutend ärmer gewesen. Und vielleicht hätte ich es nie bis hierher geschafft. Nein, ich bin mir sogar sicher, ich hätte es nicht geschafft. Ich möchte mich als der, der ich zu sein schien verabschieden. Ich möchte mich als Fatalis verabschieden. Mach’s gut…Freund.


Ehe Doooom etwas sagen konnte, nahm er den Dolch und schmetterte die scharfe Klinge auf das Amulett. Es zersprang sofort, die Steine wirbelten in der Luft und ließen die gebrochene Fassung liegen. Seine Augen wurden weiß, vor ihnen wurde es schwarz. Der erste Stein war Jade.

Jade sorgte für das Ende des miesen Zaubers. Doch gleichzeitig tötete es auch Fatalis damit. Mit dem Tod von Fatalis erlosch der Zauber und die leblose Leiche fiel wie ein leerer Sack zu Boden. Dort blieb er jedoch nicht lange liegen. Noch ehe Doooom seinem nun scheinbar toten Freund berühren konnte trat der zweite Stein hervor.

Der zweite Stein war Rubin. Rubin hievte den toten Körper nach oben, so dass er leblos in der Luft schwebte. Ein Teil des Fluches war, dass der Körper der Gefangenen eine Robe auferlegt bekam, die sie nie von sich nehmen konnte. Nicht einmal in ihren Leben dachte sie daran, denn selbst dies war damit verbunden. Während der Körper nun in einem milchigen, wohltuenden, rosa-weißen Licht schwebte, hörte man zwei Klacken, daraufhin löste sich die Robe, fiel durch die helle Schicht und verbrannte, wodurch Doooom rasch einen Schritt zurücktrat. Unter der Robe kam endlich das wahre Gesicht der Gefangenen zum Vorschein. Fatalis hatte nie ein Gesicht gehabt, da es unter dem der Kapuze verborgen blieb, nie konnte man sehen, wie er aussah, nur Teile einer Maske sehen. Doch jetzt sah man es, das zarte Gesicht einer Frau, nicht das eines Mannes. Ein weiterer, fieser Trick der Gedankenmanipulation. Doch noch war es nur der Körper, nichts weiter. Ein lebloser Körper. Doch es folgte Stein Nummer drei.

Der dritte Stein war Saphir. Saphir sorgte mit seinem beruhigenden, sanften Blau für eine wohlige Stimmung bei Doooom, doch das war nicht der Sinn der Sache. Sein mildes Licht schenkte dem leblosen Körper wieder all das, was ihm geraubt wurde. Sein ganzes Leben bis zur Sprechung des Zaubers. Der Bann war nun endgültig gebrochen. Die üblen Machenschaften hatten nur teilweise Erfolg, sie konnten es nicht verhindern, dass die einstige Gefangene wieder das zurückbekam, was ihr einst genommen wurde. Doch noch wirkte das alles so unnötig, war sie noch immer tot. Aber ein Stein war noch übrig und das war der Schrecklichste von allen.

Diamant. Diamant schwebte wie die anderen in der Luft, doch nachdem Saphir verschwunden war, wirbelte Diamant um den schwebenden Körper, drang dort, wo das Herz lag, ein und explodierte in einem gleißenden Meer aus weißem Licht. Die Welle breitete sich über die ganze Halle aus und endete selbst bei Mauern nicht, durchdrang alles und bescherte der Frau ihr Leben zurück. Es war vorbei. Endlich.

Damit endete der ganze Zauber, die Steine waren für immer verschwunden und damit auch der Zauber der alten Hallen. Zumindest fast. Der Körper fiel zu Boden, unsanft aber folgenlos aus zwei Metern und dann lag sie da, nur spärlich bekleidet und mit denselben Verletzungen, wie sie ihr vor mehreren hundert Jahren zugefügt wurden. Sie hatte hunderte Jahre alte Erinnerungen in sich, doch Fatalis war vergessen, genau wie auch Doooom...
02.03.2004, 21:43 #52
doooom
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Nun lag er da, der leblos scheinende Körper seines Freundes Fatalis oder zumindest der Person, die er all die Monate für Fatalis gehalten hatte. Aber die Wahrheit sah da wohl anders aus, denn die Person die auf dem harten Boden der verwüsteten Halle lag, war wohl nicht mehr die, die er einst kannte. Aber wer war er? Nein, die Frage sollte wohl besser lauten, wer war sie? Denn zu Dooooms erstaunen verbarg sich unter der Robe seines Mitbewohners, unter der man früher fast nie mehr als Hände und nur selten mal das Kinn oder einen anderen Teil des Gesichtes erkennen oder besser gesagt erahnen konnte, der Körper einer jungen – oder dafür das sie auf gewisse Art und Weise mehrere hundert Jahre alt war, jung wirkenden – und schönen Frau. Langsam näherte er sich ihr und betrachtete sie dabei ungläubig, schließlich hätte er unter der Fassade der Robe alles mögliche vermutet, alles, nur keine Frau. Nach wenigen Schritten war er bei ihr und kniete sich langsam hin. Noch immer verwundert betrachtete er das Gesicht der jungen Frau und bemerkte er jetzt, das der Körper doch nicht leblos war, wie es zuerst schien, denn sie atmete, wenn auch nur flach. Dabei hatte er noch vor wenigen Minuten gedacht sein Kamerad sei bei diesem Ritual gestorben, aber dies schien dann wohl nur eine Täuschung seiner Sinne gewesen zu sein. Dem Schläfer sei Dank, denn er hätte es seinem Gott und wohl auch allen anderen nie im Leben verziehen, wenn alle Strapazen umsonst gewesen wäre und diejenige, die er einst als Fatalis bezeichnete dieses, ihm nicht ganz geheuere, Ritual nicht überlebt hätte. Doch dies war ja nicht der Fall.
Behutsam hob Doooom den Kopf der jungen Frau, von der er nicht einmal wusste, wie er sie hätte nennen sollen, denn Fatalis war wohl nicht ihr richtiger Name, leicht mit der linken Hand an und überlegte, wie er sie am besten ansprechen sollte. Dabei betrachtete er das liebliche Gesicht der Schönheit, wie er es bei Fatalis nie hätte tun können. Ihre Augenlider waren geschlossen und eine Strähne ihres lange, glatten Haares hing ihr ins Gesicht. Mit einer kurzen, zarten Bewegung strich der Guru selbige aus dem Gesicht und entschloss sich dann sie endlich aufzuwecken. Mit ruhiger, fast sanfter Stimme sprach er zu ihr, wie er sie in seinem rechten Arm hielt. »Aufwachen. Na komm, wach auf. Du hast jetzt genug Jahrhunderte verschlafen. Es wird Zeit, das du dich wieder erhebst, schließlich hast du deine Erinnerungen ja jetzt wieder.«
Scheinbar hatten seine Worte Erfolg. Zunächst bewegte sie ihren Kopf hin und her und kurz darauf öffnete die noch namenlose Dame ihre Lider und die schönen blauen Augen kamen zum Vorschein. Auch ihr Mund begann sich zu bewegen und die ungewohnt zarte Stimme, zumindest im Vergleich zu der rauhen Männerstimme von Fatalis, die kein Anzeichen seines waren Geschlechts war, richtete sich an Doooom. »Wo bin ich hier? Was ist geschehen?« fragte sie verständlicherweise mehr als nur leicht verwirrt. »Wir sind in der alten Bibliothek oder zumindest dem, was davon noch übrig ist. Und du hast endlich deine Erinnerungen wieder, bist wieder du selbst, die Person die du eigentlich schon immer warst.« antwortete Doooom ihr mit einem freudigen Lächeln im Gesicht.
03.03.2004, 17:24 #53
Enzanie
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Alles so unglaublich, so unglaublich lange her. Ihr Kopf schmerzte, enormer Druck musste darauf gelastet haben, die alten Erinnerungen von ihren Peinigern zuckten noch immer im Kopf umher. Sie wusste zwar, wie sie hierher gekommen war, doch wer war dieser Mann. Er sah in keiner Weise wie die Entführer aus, trug auch kein Priestergewand, aber sie kannte ihn nicht. Und eines wunderte sie ganz besonders, woher kannte sie bloß diese seltsame Sprache, mit der sie gerade gesprochen hatte. Es schien irgendetwas passiert zu sein, denn die Halle sah nicht mehr so aus, wie sie sie in Erinnerung hatte. Das letzte was sie noch wusste war, dass sie auf diesem Altar gelegen hatte und dann war da ein großes schwarzes Loch, bis gerade eben. Auf dem Körper waren noch die alten Wunden zusehen, Peitschenhiebe im Rückenbereich waren besonders ausgeprägt, doch sie fühlte sich fit genug, um aufzustehen. Die Arme des Fremden halfen ihr dabei, vorsichtig stand sie dann leicht wacklig auf beiden Beinen, aber schon nach einigen Sekunden konnte sie wieder stabil stehen. Sie warf weitere Blicke in den Raum, um sich zu überzeugen, dass wirklich niemand der alten Feinde mehr hier war, doch bis auf schwaches Licht, in der einst so hellen letzten Halle der Bibliothek von Jharkendar, erkannte sie nichts. Dann wandte sich die junge Frau wieder an den Mann, der scheinbar äußerst ungläubig von ihrem Anblick war. Er sah seltsam aus, so etwas hatte sie noch nie gesehen, er trug eine Robe, ein Gewand, doch der Schnitt war sonderbar, genau wie die Farben und Zeichen darauf. Das einzige was normal zu sein schien war, dass er barfuss lief, denn das taten viele in ihrem Volk. Doch das dieser Mann nicht von diesem abstammte, dass war ihr sofort klar geworden. Etwas schüchtern und noch sehr zittrig versuchte sie dann näheres über ihn herauszufinden. Wer bist du eigentlich und wieso meintest du vorhin, dass ich Jahrhunderte geschlafen hätte? Ihre Augen blinzelten ihn an, während ihre Augen sich immer wieder in der ganzen Halle umdrehten und nach Dingen suchten, die Anhaltspunkte wären, doch da war nichts, alles leer, wie aus einem Traum erwacht, alles hatte sich so sehr verändert und nur dieser Fremde könnte eventuell Antwort wissen... Das ist ne lange Geschichte… Bis vor wenigen Minuten warst du noch Fatalis, ein Robentragender Mann...oder so. Kannst du dich wirklich an gar nichts mehr erinnern. Wir waren doch seit Wochen hier in diesem Tal. Die junge Frau schüttelte nur den Kopf. [i]Nein, ich wache auf und denke, dass ich wieder gefangen bin. Ich dachte kurz, ich wäre tot, aber ich lebe ja noch. Der Fremde schüttelte nur den Kopf und verdrehte die Augen. Er schien wohl nicht minder verwirrt zu sein. Wieso sollte sie nur eine Robe tragen und an den Mann konnte sie sich auch in keinerlei Weise erinnern. Und wieso sollte sie Fatalis, oder so ähnlich heißen. Das alles passte zu den Kopfschmerzen. Das ist alles so unglaublich. Wenn du wüsstest, was alles passiert ist. Aber vielleicht sollte ich dir erst mal meinen Namen sagen und dir erklären, wer du warst, oder immer noch bist, so eine verrückte Situation...ich heiße Doooom. Und so hast du mich auch meistens genannt. Ich bin Baal in der Bruderschaft des Schläfers, eine Gemeinschaft aus Menschen, die dem Schläfer huldigt. Wir leben im Sumpf, bis zur Entdeckung des Tales waren wir nur im Süden von Khorinis, doch seitdem das Tal entdeckt wurde, haben wir auch hier einen Außenposten. Du, bzw. Fatalis war auch in dieser Gemeinschaft. Als Novize standest du mir zur Seite. Meistens jedenfalls. Doooom hieß er also. Sie prägte sich den Namen schnell ein, auch wenn er merkwürdig klang, doch er gehörte ja auch nicht zu ihnen. Was er da erzählte war aber alles äußerst merkwürdig, denn sie war doch gerade hier und nicht in diesem Sumpf oder wie auch immer. Immer noch mit vielen Fragezeichen auf der Stirn hakte sie ein weiteres Mal bei dem Baal nach. Aber ich bin doch hier gewesen. Wieso weiß ich nichts von alledem? Der junge Mann, soviel hatte sie inzwischen geschlussfolgert, runzelte mit der Stirn und rieb sich das Kinn, als ob er nach Erklärungen suchen würde, doch sie blieb geduldig und wartete, irgendwie hatte sie das Gefühl, dass sie nun genug Zeit hatte. Du warst nicht hier, das heißt, irgendwie warst du es doch. Pass auf, das ganze ist viel komplizierter. Meine Güte, wie erkläre ich das jetzt, ich hab doch keine Ahnung... Also, ich erzähle dir einfach mal ne Kurzfassung von dem, was ich weiß, in Ordnung? Sie nickte, war sie doch sehr gespannt darauf, ob sie ihn dann verstehen würde und auch das, was sie so sehr beschäftigte. Also, alles begann damit, dass ich vor vielen, vielen Monaten, vielleicht auch einem Jahr, einem Mann begegnet war. Der Typ trug eine Robe und immer eine Kapuze über seinem Gesicht. Man konnte nie viel von ihm erkennen, aber seine Stimme, seine Name und seine Sprechweisen ließen darauf schließen, dass er männlicher Herkunft ist. Dieser Typ nannte sich Fatalis. Kommst du soweit mit? Wieder nickte sie nur kurz. In Ordnung, also der Typ nistete sich so im Laufe der Zeit bei mir ein, du musst wissen, ich besaß damals eine kleine Hütte und er hat einfach, frech wie er war, bei mir gepennt. Wir haben da im Laufe der Zeit einiges erlebt, das ist jetzt aber nicht so wichtig. Jedenfalls kam es dann dazu, dass eines Tages irgendjemand einen Pass entdeckt haben musste. Bisher dachten alle, Khorinis endet bei dem hohen Bergen im Norden, aber scheinbar gab es da noch ein Tal, wie wir alle hörten. Eine Gruppe aus dem Sumpf, also unserer Gemeinschaft, machte sich auf, dieses Tal zu erkunden. Dieser Fatalis und ich sind ebenfalls mitgegangen. Doch schon nachdem wir die ersten Nächte in dieser Umgebung übernachteten, hatte er sich seltsam benommen. Er war oft alleine weg und benahm sich auch sonst nicht normal und ich muss es wissen, denn ich kannte ihn gut. Irgendwann einmal hab ich ihn dann gefragt und er erzählte mir dann von Alpträumen und seltsamen Visionen. Wahrscheinlich nur, weil er zuvor in einem der großen Tempel zusammengebrochen war.
Plötzlich zuckte sie, sagte Doooom da gerade, Tempel im Sumpf? Sie kannte diesen...Tempel. Hm, redest du vielleicht vom Haus der Heiler? Das ist der einzige Tempel im Sumpf, er liegt weit entfernt von hier. Der Mann staunte, oder zumindest sah es für sie so aus, dann fuhr er fort. Tut mir leid, ich weiß nicht, ob es das ist, ich komme ja auch nicht von hier, aber es ist, bis auf einige Ruinen, tatsächlich das einzige Gebäude dort. Jedenfalls machten wir uns dann auf eine Suche. Ich verstehe heute noch nicht so genau, was wir eigentlich zu finden gedachten. Wir suchten...Antworten.
Ich erspare dir den Rest, das kann ich dir später noch erzählen, nur soviel, nachdem wir einen weiteren Tempel in einem Berghang besucht hatten, was auch wieder ziemlich kurios war, kamen wir zu diesem hier. Wir haben ganz schön was auf uns genommen, aber Fatalis wurde immer komischer. Er sprach dauernd in einer fremden Sprache, kein Wort blickt man da durch, ich jedenfalls nicht. Er sprach von Dingen, dass er nicht er sei und dass irgendwas ihn gefangen hielt. Am Ende wurde mir dann klar, dass wir hier wirklich keinen Schatz suchten, sondern irgendetwas anderes. Nun ja, dieser Typ und ich kamen hier runter. Zuerst fanden wir eine Art Steintafel, darauf stand etwas, ich konnte es nicht lesen, aber er. Als wir es dann schafften diesen Zauber auszusprechen, erschien ein Geist. Kannst du dir so was vorstellen, ein Geist. Der hat gesagt, dass er schon Jahrhunderte auf Fatalis warten würde und bevor er verschwand, gab er meinem Begleiter eine weitere Steintafel. Und dann sagte er noch, dass Fatalis vor hunderten von Jahren gefangen genommen wurde und eben in diese Kammer geschleppt, nur um auf ihn einen Fluch oder so was auszusprechen, dass er niemals mehr seine Gedanken zurückbekommen sollte. So hab ich das jedenfalls verstanden. Du musst entschuldigen, aber so ganz konnte ich mich nicht in diese Situation hineinversetzen, das ganze ist einfach verdammt verwirrend.
Als sie die Worte von der Gefangenschaft hörte, dachte sie sofort an sich, denn dasselbe hatte sie ja auch erlebt. Die Geschichte gefiel ihr eigentlich, doch bis dahin hatte sie noch nicht wirklich verstanden, was dieser Mann eigentlich sagen wollte, was das alles mit ihr zu tun hatte, doch langsam begann es in ihrem Kopf zu arbeiten. Das ganze war ganz schön anstrengend und einfach nur der pure Horror, also da erschien ein Monster, dass wir Feuerteufel nannten, ich zumindest. Ein brennendes Tierskelett, ich glaube von einem Schattenläufer, der Geist sagte nur, das dieses Tier die Vergangenheit meines Begleiters in sich trage. Als es dann besiegt wurde, hinterließ es ein Amulett. Wie gesagt, das ist nur die Kurzfassung dieser verdammten Stunden hier unten, aber ich will dich ja nicht unnötig auf die Folter spannen. Also, jetzt kommen wir zu dem, was dich wohl interessieren, aber zugleich auch ein wenig schockieren wird, falls du es dir noch nicht denken kannst, was ich sagen wollte, oder versucht habe, dir zu erklären. Also...als dieser Typ, dieser Fatalis dieses Amulett auf dem Altar hinter dir zerbrach, na ja...zuerst sah es so aus, als ob er tot zusammensackte. Dann schwebte er in der Luft, irgendetwas ließ seine Robe, die er niemals abgenommen hatte, verbrennen und zu guter letzt fiel er wieder zu Boden. Nur, dass war nicht mehr Fatalis. Nicht mehr dieser Robenträger, den ich kannte und mit dem ich hier kreuz und quer durch dieses Tal gelatscht bin. Das, das warst du. Und seitdem reden wir hier. Vor wenigen Minuten noch warst du ein ganz anderer, ein Robentragender Mann. Und jetzt bist du eine Frau. Glaub mir, das ist keine ausgedachte Geschichte, das ist die Wahrheit.

Lange Zeit herrschte Stillschweigen, das ganze saß tief. Sie musste das erst mal verdauen und natürlich auch versuchen zu erklären. Doch sie nahm es erstaunlich gefasst und blieb ruhig.

Ich denke, dass du die Wahrheit sagst. Ich kann mich noch gut an die Priester erinnern. Sie müssen die schwarze Kunst wieder entdeckt haben. Sie war verboten, verhasst und vergiftet, doch nur sie konnte gewirkt worden sein. Wenn es also stimmt was du sagst, dann heißt das ja, dass ich tatsächlich einige hundert Jahre weg von meiner Zeit bin. Bei Utzatekls Steinen, das kann doch nicht wahr sein. In gewisser Weise hast du mich also schon Monate begleitet Fremder? Es tut mir leid, wenn dieser Fatalis und du euch gut verstanden, aber er war nur ein Trugbild und ich kann mich an gar nichts aus dieser Zeit erinnern. Aber vielleicht willst du es mir ja erzählen? Aber dazu sollten wir diesen Tempel hier verlassen, ich denke, mir wurde dieses wirkliche Leben geschenkt, obwohl ich eigentlich schon tot war, also habe ich alle Zeit der Welt.

Der Fremde bejahte nur, schien ihr immer noch ein wenig helfen zu wollen, zumindest waren seine Hände immer noch auf ihren Schultern, als sie die ersten Schritte wagte. Es fiel ihr schwer, dass alles in einen logischen Zusammenhang zu bringen und es würde sicher noch viele Tage dauern, bis sie sich an das Leben gewöhnt hatte und wieder das konnte, was sie früher schon konnte, doch für sie zählte nur eines, Hauptsache am Leben. Als sie schon zum Ausgang gehen wollte, hielt sie dieser Baal fest und deutete auf einen Gegenstand, der auf diesem grausamen, grauen Altar lag, besser gesagt, daneben auf dem Boden. Hey, vergiss deinen Dolch nicht "......"...ähm, wie heißt du eigentlich? Es war komisch, irgendwann musste diese Frage ja kommen, aber trotzdem war es komisch. Sie hörte zwei Namen in ihrem Kopf, der eine kam ihr vertraut vor, so wie man sie seit ihrer Geburt nannte und dann war da noch ein anderer Name, in einer anderen Sprache, die sie schon die ganze Zeit sprach. Doooom würde den Namen aus seiner Sprache sicher bevorzugen, obwohl sie keine Ahnung hatte, wie so was möglich war. Doch es konnte nur eine Folge ihres Lebens als dieser Fatalis sein. Danke für den Hinweis Doooom. Ich denke es ist am besten, wenn du mich Enzanie nennst, so zumindest glaube ich auf eurer Sprache zu heißen.

Es blieb keine lange Zeit zum reden, denn da bückte sie sich schon, um den Dolch aufzuheben, doch dabei entdeckte sie eine tiefe Steinplatte auf der versteckten Seite des Altars. Es sah aus wie ein Schalter und diese Konstruktionen waren ein typisches Zeichen für Fallen, oder aber für das öffnen von Verstecken. Kurz sah sie zu dem Mann, der zum Ausgang blickte, also schien sie es wagen zu können. Sie presste ihre dünne Hand auf die Platte, die knirschend zurückging, Sekunden später rumpelte es in der Halle. Was hast du gemacht? fragte der Baal aufgeregt und in einer Mischung aus Zorn und Verwunderung, aber so richtig sah sie selbst nicht, was da passiert war. Das Rumpeln kam von da vorne, warte hier, ich sehe mal nach. Die Beine waren in Ordnung, sie konnte gut laufen, kurz blieb sie stehen, dieses riesige schwarze Loch flösste Respekt ein und diese außergewöhnliche Falle noch mehr. Ihre Vorfahren waren berühmt dafür, aber so was war auch für sie nicht mehr normal. Doch dann schlängelte sie sich – vorahnend – zu dem Ursprung des Geräusches. Die Halle schien zwar zerstört, doch sie konnte sich noch ein klein wenig an Kammern erinnern, die hier standen. Einige waren geöffnet und nicht sehr groß, doch auf einmal stand sie vor einem Kammerstück, aus dem eine Lichtquelle kam. Sie sah, wie sich eine zweite Wand erhoben hatte, es wirkte so, als ob davor mal irgendeine Statue oder so was gestanden hätte. Jedenfalls war es möglich die Kammer zu betreten, in der zwei einsame Fackeln brannten. Es war, zugegebenermaßen, ein Schock und eine Freude zugleich, was sie da erblickte. Niemals hätte sie diese doch so dumme Tat ihren Peinigern zugetraut, doch sie sah es mit eigenen Augen. Der Raum war eine Schatzkammer, doch weder Silber, Gold oder Edelsteine befanden sich darin, nein, es war ihre Ausrüstung, darunter so mächtige Stücke, wie das Schwert, dass sie von ihrem Vater geschenkt bekommen hatte.

Die Rüstung des heiligen Adlers, die sie zum Zeitpunkt ihrer Gefangennahme trug und die ihr abgenommen wurde, der Gürtel aus dem Leder der verehrten Alligatoren, die einfachen, aber tödlichen Wurfmesser und natürlich dieses eine Schwert. Es gab viele Schwerter, die damals geschmiedet wurden und die Priester der Vorfahren verstanden sich auf einige magische Rituale, aber nichts war damals diesem Schwert gleichzusetzen. Man sagt, ihr Vater bekam es von Utzatekl höchstpersönlich. Geschmiedet sei es nicht aus Stahl, sondern aus Stein. Stein aus den Hängen um Carm. Die Legierung sollte feinster Diamantenstaub sein. Das alles war nur Legende, doch sie wirkte bis heute in ihrem Kopf. Ob die Legende wahr war, war eine andere Frage, denn die Klinge war ganz normal. Nur der Griff war, wie damals schon, aus grüner Jade, Jade, die Utzatekl so liebte und die deshalb so häufig zu den Opfern gehörte. Und dann stand da noch diese eine Truhe...

Doch zuerst einmal legte sie die Rüstung an, vorsichtig und penibel, doch es schien so, als ob sie erst gestern abgelegt wurde. Nachdem auch Schwert und Gürtel saßen und die Messer in eben jenem Gürtel fein säuberlich verstaut waren, wollte sie sich gerade der Truhe widmen, als sie den Fremden sah. Ich hab doch gesagt...ach egal, schließlich hast du mich ja scheinbar gerettet. Es tut gut nach so langer Zeit wieder das Gewand der Kriegerelite zu tragen. Gefällt es dir? Der Mann lächelte und nickte leise, dann deutete er auf die Truhe. Was ist denn da drin Enzanie, ist ja ein riesiges Ding. Doch sie konnte nur mit den Schultern zucken. Keine Ahnung, sehen wir doch mal nach. Das Schloss war leicht zu überwinden, es gab nämlich keins. Knackend öffneten sich die jahrhundertealten Scharniere, dann sahen sie gemeinsam in den Inhalt. Es gab nur eine einsame Steintafel und kurz bevor sie lesen konnte, was darauf stand, klackte es noch mal irgendwo. Was steht drauf?, fragte der Mann erneut und sie las geschwind. Es war schnell gelesen, bestand der Text doch nur aus drei Worten. "Du stirbst trotzdem", steht da. Im selben Moment löste der Mechanismus dann die eigentliche Falle aus. Sollte der Baal noch die Erschütterungen des Bebens im Kopf haben, was auftrat, als sich der Boden geöffnet hatte, so würde er jetzt noch mal eine Schippe drauf bekommen. Denn schon die ersten Zwanzigtonner, die von der Decke fielen, waren lauter, rissen größere Löcher und erzeugten mehr Dreck und Staub. Eine Falle...nichts wie raus hier! Schnell rannten sie aus der Kammer, schon der gesamte Altarbereich war unpassierbar, der Riss in der Decke zog sich weiter. Riesige Quader und einzelne Stücke lösten sich, die gesamte Decke brach zusammen. Ohne zu zögern zog sie nun ihrerseits diesen immer noch so undurchschaubaren Fremden am Arm, während sie den Weg zum Ausgang nahm. Leichtfüßig waren ihre Schritte, nicht mehr so gehemmt wie bei dem einstigen Robenträger. Flink und geschickt steuerte sie sich und den Baal zum Ausgang, begleitet von einem Krach, den es sicher nicht mehr oft in diesem Tal zu hören geben würde.

Am Ende erreichten sie den schmalen Gang, sie ging als erster hinein, behielt die Hand von Doooom aber weiter bei sich. Obwohl nur der untere Teil der Halle einstürzte und sie eigentlich schon sicher waren, traute sie dieser verfluchten Halle nicht mehr und blieb deshalb auch nicht stehen. Der Mann hinter ihr keuchte, doch würde er sich im Freien sicher ebenfalls wohler fühlen. So rannten sie, nichts und niemand sollte sie in einem toten Tempel mehr aufhalten. Sie schafften es irgendwann heraus, das Rumpeln war noch unter ihren Füßen zu hören und sollte noch zwei Tage lang leichte Nachbeben mit sich bringen, so heftig war der Einsturz gewesen, doch dies war jetzt egal, erst als sie aus dem Tempel ganz und gar raus waren und sie den blauen Himmel über sich sah, konnte sie wieder aufatmen. Auch bei ihr forderte der lange Lauf Tribut. Wie schön war es doch, dass sie sich nun in den Sand fallen lassen konnten. Sand... Wie lange schon hatte sie dieses Gefühl nicht mehr gehabt. Ein blauer Himmel über allen, weiße Wolken darunter. Die Natur, die frische Luft... War das ein Traum? Nein, es war keiner, sie wachte nicht mehr auf. Es gab noch viel zu viele Ungereimtheiten und was sie von Doooom halten sollte, sie wusste es nicht, noch nicht..., aber sie war am Leben, nicht mehr da unten, egal durch was man sie gefangen hielt. Damals hatte sie noch viele Pläne, vielleicht kämen einige ja zurück. Auf jeden Fall stand sie der neuen Welt offen gegenüber, auch wenn sie jetzt schon sah, dass es schmerzhaft werden würde. Die Gebäude, die einst um die Bibliothek standen, sie waren alle weg, ein klares Zeichen...

Niemals aufgeben, niemals aufhören.
Auch nicht nach Jahrhunderten.
Immer weiter kämpfen, für das was man lebt.
Keine Lügen zulassen, für sich kämpfen.
Nicht den Tod fürchten.
Weiterleben.

Der Tod von Fatalis war die Wiedergeburt von Enzanie, Elitekriegerin der Kriegerkaste von Jharkendar, Tochter des Trakon, legitime Nachfolgerin ihres Vaters, verhasst und respektiert von feindlichen Kasten und nun wieder unter den Lebenden. Soll Utzatekl entscheiden, wie ihre Zukunft weitergeht.


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