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[M-Story]Die Brücke am Pass
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24.02.2004, 20:53 #1
knörx
Beiträge: 440
[M-Story]Die Brücke am Pass
Samtschwarzer Himmel, sternenklare Nacht. Kein Wolkenfetzen, kein Nebelstreif trübte das Licht der funkelnden Sterne. Die Luft war eisig und klar, ein zaghafter Wind strich über die Felswände des Gebirges und strebte dem schneeverwehten Gipfel entgegen.
Zwischen den Steinen führte ein Pfad durch das Gebirge. Er wirkte verloren inmitten der ungastlichen Umgebung: ein verlassener Weg, nur wenige Fuß breit, der sich zwischen zerklüftete Felsbrocken entlangwand und doch beharrlich aufwärts führte. Der Berg schien ihn nur widerwillig zu dulden, zwang ihn zu zahlreichen Umwegen und steilen Passagen, die schon manchem Reisenden zum Verhängnis geworden waren.
An einer Stelle tat sich eine Schlucht zwischen den Felsen auf, deren Grund in der Schwärze der Nacht kaum zu erkennen war. Eine kleine Hängebrücke führte über sie hinweg. Die Stützbalken wirkten morsch, die Planken verwittert und das Seilwerk, das sie zusammenhielt, war an vielen Stellen zerschlissen. Dennoch stellte die Brücke die einzige Möglichkeit dar, über den Abgrund zu gelangen.
Auf der gegenüberliegenden Seite der Brücke kauerte eine massige Gestalt. Aus der Ferne wirkte sie wie ein Steinbrocken, der sich von den Felswänden gelöst hatte. Doch wer näher trat, konnte erkennen, dass es sich um ein Wesen handelte. Gelegentlich hob es den breiten Schädel, zwei bleiche Augen schimmerten inmitten eines riesigen Gesichts und blinzelte nervös in die Nacht. Dann öffnete sich unterhalb der gewaltigen Nase ein Maul, groß wie ein Scheunentor und ein herzhaftes Gähnen hallte durch die Nacht.
"Müde", murmelte das grobschlächtige Wesen, "müde bin ich. Es wird Zeit, dass der Morgen kommt und ich mich wieder schlafen legen kann."
Und es streckte die behaarten Glieder aus, sodass die Gelenke knirschten wie die rostigen Angeln einer Tür.
25.02.2004, 20:51 #2
knörx
Beiträge: 440

Die Nacht dauerte schon ein Weilchen und Bob (so hieß der riesenhafte Kerl) lag seit etlichen Stunden neben der Brücke auf der Lauer. Als er nach Anbruch der Dämmerung in seiner Höhle erwacht war, hatte er lange darüber nachgedacht, ob er sich nicht einfach von der linken Schulter auf die rechte wälzen sollte, um weiterzuschlummern. Doch dann hatte er sich seufzend emporgequält und den beschwerlichen Weg zur Brücke auf sich genommen, denn er verspührte ein bohrendes Gefühl in der Magengegend, das ihn schon seit Tagen plagte.
"Hunger", knurrte Bob, "Hunger hab ich!"
Wieder öffnete er das Maul, um eine Reihe gelber, spitz zulaufender Zähne zu präsentieren, zwischen denen noch die faulenden Reste seiner letzten Mahlzeit hingen: ein Ziegenbock, der unvorsichtigerweise in der Nähe von Bobs Höhle nach Disteln gesucht hatte. Sein Fleisch hatte grässlich geschmeckt, zäh und säuerlich. Bob hatte zwei ganze Fässer Bier herabschütten müssen, um den bitteren Nachgeschmack fortzuspülen.
Heute jedoch versprach der Speiseplan Abwechslung. Denn gerade als Bob wieder zu einem Gähnen ansetzen wollte, erspähte er auf der anderen Seite der Brücke eine Gestalt, die hinter den Felsbrocken hervorgetraten war: ein mensch, wie Bob sohleich erkannte. Er trug einen rostroten Reisemantel, eine Lederhaube und Stulpenstiefel. Ganz offenbar war er, auch dies konnte Bob sehen und nun auch riechen, in seinen besten Jahren, ein wohlgenährter junger Mann mit kräftigen Schultern und strammen Waden. Zudem folgte ihm zu Bobs großer Freude ein Esel auf dem Pfad, beladen mit allerlei Säcken und Bündeln. Gleichmütig trottete er seinem Herrn hinterher. Die Hufe knirschten auf dem rauen Felsengrund.
Bob konnte sein Glück kaum fassen. Ein Hauptgericht samt Vorspeise und dies zu einer Jahreszeit, in der kaum jemand das Gebirge durchquerte! Gierig starrte er auf die zwei Leckerbissen und gab sich alle Mühe, keinen Mucks von sich zu geben.
28.02.2004, 09:33 #3
Chaos13
Beiträge: 887

Eine ungute Vorahnung ließ Kargul aus dem Halbschlaf, der so typisch für lange Reisen war, hochschrecken. Unruhig sah er sich um. Fahles Mondlicht erhellte den Pass und tauchte ihn in ein geheimnisvolles, silbernes Leuchten. Nirgends waren Anzeichen einer Gefahr zu entdecken, dennoch verschwand das beklemmende Gefühl beobachtet zu werden nicht, sondern grub sich ganz im Gegenteil nun sogar noch tiefer in sein Denken.

"Einbildung. Du bist nur übermüdet. Ein wenig Schlaf und wirst dich gleich besser fühlen.", versuchte sich Kargul einzureden, wußte jedoch das dies eine Lüge war. Er war nicht müde und dieses Gefühl der Vorahnung hatte sich noch nie geirrt. Poncho, sein Esel, scharrte unruhig mit den Hufen auf dem steineren Boden, etwas was das Tier nur dann tat, wenn etwas nicht in Ordnung war. Furcht stahl sich in das Herz Karguls und beschleunigte seinen Puls. In dem Dunkel vor ihm befand sich etwas oder jemand, und es war nur eine Frage der Zeit bis er oder es sich zeigen würde...
14.04.2004, 08:11 #4
Chaos13
Beiträge: 887

Von seiner unsichtbaren Position aus musste Bob mitansehen , wie der fremde Wanderer erst immer langsamer wurde und schließlich ganz stehen blieb. Erst dachte Bob das er gesehen worden war, doch seine riesenhafte Gestalt war zu gut zwischen den Felsen verborgen um entdeckt zu werden und der Wind wehte an diesem Tag nicht stark genug um seinen Gestank bis zu seinem Opfer zu tragen. Der Wanderer blickte sich nun hatig nach allen Seiten um. In seinen geweiteten Augen glomm Furcht auf, ein Ausdruck den Bob bereits bei vielen seiner Opfer gesehen hatte, seitdem er vor mehr als drei Dekaden den Pass als sein Jagdgebiet auserkoren hatte. Dieses Gebiet war Bobs Refugium und niemand konnte erwarten in das Gebiet einzudringen und mit dem Leben davonzukommen. Ein hinterhältiges Grinsen stahl sich auf sein Gesicht als er an den bevorstehenden Kampf mit den Wanderer dachte. Es würde ein Festmahl werden...
26.04.2004, 18:31 #5
Joni Odin von Hassenstein
Beiträge: 3.925

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