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> Rollenspiel [GM] Das dritte Amulett |
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19.03.2004, 19:22 | #26 | ||||||
Heimdallr Beiträge: 12.421 |
Für ihn war es ein schlechter Beginn, zumindest empfand er es als schlecht. Er konnte es nicht ausstehen, wenn einem nicht sofort Tatsachen präsentiert wurden, denn das zeugte nur von einer gewissen Intelligenz. Dieses Versteckspiel konnte er nicht leiden und diesen Nebel erstrecht nicht. Es war ein unheimlicher Nebel, der zwar nur wenige Zentimeter über dem Boden schwebte, dafür aber ihre Füße komplett verhüllte. Er mochte so was ganz und gar nicht, nein, wirklich nicht. Zudem waren ihre Lichtquellen erbärmlich. Einfach nur eine Farce waren die Fackeln, die dort standen und loderten. Was nützte ihnen eine Fackel, wenn sie kaum Licht spendete? Jetzt hatten sie zwar Licht, aber er hatte eine Hand voll. Die Außenwände ähnelten überhaupt nicht mehr dem bekannten Bild der Kanalisation, keine schweren Quader mehr, erstrecht keine dünnen Backsteine. Eine solide Wand, ohne Risse lag links und rechts von ihnen. Sie war verziert mit reichen Zeichen, der Putz lag zwar noch gut, aber stark verstaubt da. Überhaupt wirkte hier alles verdammt alt. Seine Fackel zeigte ihnen eine Menge mehr Details, als sie es ohne sie gesehen hätten. Da waren Spinnenweben, so groß wie ganze Menschen, in denen sich zahlreiches Getier befand, aber auch einfach nur sehr viel Staub verfangen hatte. Alte Fackeln lagen noch auf den Böden und Reste von Knochen entdeckten sie immer wieder im sandigen Untergrund. Nur der Hauptpfad war aus sehr großen Steinplatten gemacht. Der erste Pfad war allerdings nicht lang, schon nach wenigen Metern erreichten sie eine erste Abzweigung. Als sie nichts ahnend durch sie gingen, hörten sie knackende Geräusche, es klang fast wie…Knochen! Doch es war nur ein sehr kurzes, leises Geräusch, deswegen schenkte Rociel dem keine weitere Bedeutung. Der zweite Gang sah auch nicht sonderlich lang aus, doch die Wände hatten sich verändert. Sie waren jetzt näher an ihnen, der Weg wurde sehr schmal, bis er nur noch einen Meter breit war. Die Decke bildete dabei keine Ausnahme, sie senkte sich von fünf auf drei Meter hinab. Es war sehr eng, ein echtes Gefühl von Gefangenschaft entstand. Doch das schlimmste für den Jäger des Amulettes war es, dass noch immer nichts passiert war. Gänge konnten aufgebaut sein, wie sie wollten, aber Bewacher, Feinde oder wer auch immer, sie waren nicht so beständig und nichts denkend. Sie suchte er begierig, doch sie zeigten sich nicht. Doch es gab sie ganz sicher, niemand konnte ihm mehr weismachen, dass hier keine Wächter auf sie lauerten. Nicht nach dieser „rein zufälligen“ Begegnung mit auferstandenen Toten, die aus ihren Särgen gekrochen kamen. Sie gingen weiter, die zehn Meter bis zur nächsten Wand, die das Ende eines Pfades markierte. Zwei Wege führten von ihr, wie schon gewohnt, links und rechts. Eigentlich war es egal, welchen sie wählten, denn wo sollte eine Wahrscheinlichkeit schon höher sein, aber dennoch bat er seine Schwester um die Entscheidung. Sie hatte dabei einfach mehr Glück, Verstand, Talent. Doch die Entscheidung war ihm wirklich vollkommen egal, seine Nerven waren in einer Mischung zwischen Langeweile und Anspannung gefangen, wobei die Anspannung aber häufiger die Oberhand gewann. Dabei war er schon lange nicht mehr so strategisch, wie er es eigentlich sein wollte, sondern viel mehr erwartungsfroh. Irgendwann musste es einfach mal passieren, sie mussten diesen Spiegel finden. Daran glaubte er ganz fest, es geschah alles in Innos Sinn und wenn Innos nicht wollte, dass sie den Spiegel fanden, dann war das eben so. Hm. Ich bin für rechts. Ja, ich denke der rechte wird es dieses Mal sein. Damit war wohl alles gesagt. Dann geht’s nach rechts. Sie bogen in den rechten Gang ein und hofften dort ein Stückchen ihrem Ziel näher zu kommen. Doch die Ruhe, die bis dahin herrschte, sie sollte ein jähes Ende haben. Sie waren noch nicht mal sehr weit gegangen, da drangen Schreie aus den Wänden. Sie hatten es beide gehört und sahen sich besorgt um, nach hinten, nach vorne und auch nach links und rechts. Aber aus den Wänden konnten die Schreie ja schlecht kommen. So liefen sie schneller den langen Gang hinunter, nun begleitet von ständigen Geräuschwechseln. Mal waren Schreie zu hören. Es waren absurde Schreie, sie klangen wie von Kindern und doch zu wahnsinnig dafür. Es gab ein Stöhnen, Ächzen und Jammern, gepaart mit Keuchen und Husten. Es klang aber nicht wie jemand, der krank war, sondern wie jemand, der mehr Sorgen als das hatte. Der diese Geräusche eventuell auch absichtlich einsetzte. Erinnerungen an den Raum mit den Särgen wurden wach, dort drangen auch solche und ähnliche Geräusche ins Freie. Dieses Irreale von lebenden Toten und auferstandenen Verstorbenen, sie war grausig und alles andere als schön, doch keinesfalls ein Grund zum Schreien und Davonlaufen. Wenn Verstorbene aus dem Jenseits wirklich zurückkamen und meinten sie angreifen zu müssen, dann musste man sie erneut töten, ein ganz normaler Prozess eben. Für ihn waren diese Kreaturen auch keine Menschen mehr, so verfault, verrottet und verunstaltet wie sie aussahen. Aber er gab ohne Stolz zu verlieren zu, dass er diese Wesen doch für Furcht einflössend hielt, aber wer würde diese anderen Kreaturen auch schon als normal empfinden. Ihre Hässlichkeit und ihre Art und Weise waren eben unzumutbar und er hätte auf diese Erfahrung gerne verzichtet, aber jetzt mussten sie wieder an das denken, was vor ihnen lag. Und das waren Stimmen, die genauso klangen, so war er sich sicher. Und noch etwas lag vor ihnen. Der Gang war nämlich viel, viel länger als alle anderen bisher, doch seltsamerweise sah man an seinem offensichtlichen Ende ein Licht brennen, das deutlich heller war als die kümmerlich scheinenden Wandfackeln. |
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19.03.2004, 20:34 | #27 | ||||||
Isabell Beiträge: 307 |
Circa zehn Minuten waren sie schon in dem verengten Gang und es machte jetzt schon einen bedrückenden Eindruck. Wenn die Wände nur ein klein wenig zusammenfahren würden, dann wäre es um sie geschehen, doch zum Glück ging das nicht, was Isabell sehr beruhigte, oder auch nicht. Sie hatte sich eine ganz eigene Meinung auf diese Anlage hier gebildet. Zwar war das bestimmt kein weiterer Teil der Kanalisation von Gorthar mehr, doch was war es dann? Es half ihnen in keinerlei Weise, wenn sie hier irgendeine geheime Katakombenanlage erforschten. Sie wollten keinen Schatz finden, nicht mit Gold beschenkt werden oder irgendwelche legendären Gegenstände finden, ihr einziges Anliegen galt diesem verflixten Spiegel. Die Hoffnung war zwar wieder da, doch für wie lange noch war die Frage. Zudem machte ihnen diese unglaubliche Größe zu schaffen. Ein Bauer hatte ihr einst die Geschichte erzählt, wonach ihm mal eine Stecknadel in einen Heuhaufen gefallen sei. Doch er war so ärgerlich darüber, dass er sie tatsächlich gesucht und nach drei Tagen, an denen es zum Glück nicht regnete, endlich gefunden hatte. Diese Suche schien so lächerlich zu sein, einen Heuhafen nach einer einzigen, unwichtigen Stecknadel zu durchsuchen, doch selbst das hätte sie jetzt mit Freuden gern gemacht. Alles schien leichter als in diesem riesigen System aus Gängen und Abzweigungen, Biegungen und Schleichpfaden einen kleinen Spiegel zu finden. Es war wirklich eine größere Suche, als nach der berühmten Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen. Doch Isabell motivierte sich immer wieder selber, hatte sich geschworen nicht aufzugeben. Noch einmal wollte sie nicht erst von Rociel motiviert werden. Auf Dauer hingen einem diese dunklen Gänge einfach den Hals heraus, vor allem wenn man eine solch großartige Alternative in der freien Natur hatte, doch da mussten sie jetzt eben durch, Kneifen galt auf jeden Fall nicht, das ganze wurde jetzt durchgezogen, auf jeden Fall. Beunruhigend wirkten dabei nur die plötzlich eintretenden Geräusche und erst Recht die ungewöhnlichen Erinnerungen. Isabell glaubte, dass sie sich wirklich in einer Krypta oder so was befanden, denn hier schien es geradezu von Toten zu wimmeln. Dass sie auch diese Geräusche mit den Toten in Verbindung brachte, das behielt sie vorerst mal für sich. Doch die schauerlichen Geräusche klangen genau wie von den Sargspinnern und so hatte sie einen berechtigten Anlass an ihre Theorie zu glauben. Allerdings war dieses Abenteuer auch sehr lehrreich. Es stellte sich zwar die Frage, ob dieses Wissen jemanden etwas nutzte, aber für sie war es dennoch etwas Neues, denn auferstandene Tote, das hätte sie nicht für möglich gehalten. So was war abartig und nicht die Dinge, die sich das gemeine Volk immer wieder so gerne vor Augen führte. Traurig aber wahr… Sie schritten weiter in dem Gang entlang, kamen Meter um Meter dem geheimnisvollen Licht näher, dass sich manchmal sogar zu entfernen drohte, also kleiner wurde, doch vielleicht lag es auch an ihrer Fackel, die sie als Gegenlicht benutzten. Als sie endlich da waren, wurden die Geräusche lauter. Jetzt hörte man es ganz deutlich, selbst ein tauber Mensch hätte diese Geräusche bemerkt, denn es war mehr als nur ein Klang, es war zugleich ein Luftzug und ein Zittern der Knochen. Das, was sie als Fackel gesehen hatten, das war eine Schüssel, in dem glimmende Kohlen lagen. Isabell fragte sich nicht zum ersten Mal, wie es gelang, dass hier alles immer so wunderbar funktionierte, wenn sich nicht jemand darum kümmerte und dieser Jemand würde ihnen dann zwangsläufig auch begegnen. Und so war es dann schließlich auch. Das Erstaunliche und gleichzeitig auch Unlogische war, dass der Gang wieder einen radikalen Schnitt nahm und weiter verlief, das dumme an der ganzen Sache war nur, dass sie jetzt denselben Weg wieder zurückgingen, nur auf einer neuen Bahn. Die ganze Zeit hatte sie nur eine ungefähr einen Meter dicke Wand von dem zweiten Weg getrennt. Die Schüssel mit den brennenden Kohlen war dabei so was wie ein Wendepunkt. Doch selbstverständlich gingen sie nicht den ganzen Weg wieder zurück, das wäre ja der blanke Wahnsinn gewesen. Nein, von wegen, ihre „Gastgeber“, die Stimmen die selbst durch Wände drangen, sie machten sich eindrucksvoll bemerkbar. Ungefähr die Hälfte des Weges hatten sie zurückgelegt und dann kamen sie zu einer Stelle, die für den weiteren Verlauf ihres Weges sehr wichtig sein sollte. Sie hatten sie schon von weitem erkannt, was einfach daran lag, dass wieder das Feuer von weiteren Kohleschüsseln brannte. Doch nicht eine alleine, zwei sogar standen an diesem Durchgang. Er besaß keine Tür, nur ein Steinbogen machte einen Eingang deutlich. Die Wände wirkten geschliffen, waren jedenfalls sehr glatt, wieder waren diese seltsamen Symbole daran zu sehen. Sie wirkten wie eine Sprache, aber sie hatte keine Ahnung welche. Doch es bedeutete sicherlich nichts gutes, da war sie sich sicher. Die Wände bestanden zudem nun aus einem anderen Material. Mit einem Schlag änderte sich die komplette Architektur, kleine, enge, quadratische Gänge wichen großen Deckenwölbungen, Säulen aus schwarzem Marmor und selbst die Wände waren in dezenter, nie vergänglicher, schwarzer Farbe gehalten. Es war so, als ob sie jetzt das heiligste dieser Gänge betraten. Es gab nur diesen einen Weg, denn was sie nicht wussten war, dass selbst wenn sie den linken Gang vorhin gewählt hätten, sie trotzdem hierher gekommen wären, nur eben von der anderen Seite. Diese Anlage war nicht wie die Kanalisation, sie gehörte auch gar nicht zu diesem Gebilde, sie war vollkommen eigenständig und hatte auch einen ganz anderen Sinn. Isabell staunte große Löcher in die Luft, doch instinktiv griff sie nach den Griffen ihrer Schwerter und zog diese unbemerkt heraus. Rociel signalisierte das natürlich, doch noch tat er es ihr nicht nach, vielleicht auch, weil er die Fackel trug. Nichts desto trotz spürte sie Gefahr im Anzug, eine ungewöhnliche Luft war hier. Die Lage war mehr als nur angespannt. Einen großen, wenn nicht den einzigen Anteil daran trugen die Stimmen daran. Sie wurden lauter und immer intensiver, als ob sie direkt in ihre Herzen gehen sollten. Das Röcheln klang unheimlich nahe, als ob hinter ihnen jemand erwürgt würde, das Stöhnen klang so unendlich langsam, so träge und die Schreie waren sicherlich keine glücklichen Schreie. Wie Gespinste in ihrem Kopf kreisten sie durch die Luft, nahmen eine personifizierte Gestalt an und mochten sichtbar werden. Nicht als Geräusche, sondern als unsichtbare Begleiter, Seelen gefallener Körper. Sie alle hatten hier ihr Heim, nur zu verständlich, warum ausgerechnet hier. Denn ansonsten wirkte ihre neue Umgebung neutral, wenn nicht so dunkel wäre es fast schon angenehm hier zu sein. Doch nicht lange dauerte der hell erleuchtete Weg, zwei weitere Kohleschüsseln markierten eine Tür. Vergittert war eine Luke darin, doch man blickte durch sie hindurch und konnte nichts sehen. Sie war verriegelt, doch der Riegel lag ihnen und war rasch verschoben. Ein weiteres Mal öffnete sich eine hölzerne Tür, während die ewig ungeölten Angeln ächzten… |
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20.03.2004, 15:34 | #28 | ||||||
Heimdallr Beiträge: 12.421 |
Genug war es, als sie die Tür öffneten, stürmte etwas an ihnen vorbei, ein schauriges Lachen erklang und ließ ihn kurzzeitig erzittern. Dahin waren die eher traurigen und schaurigen Klänge, ein diabolisches Lachen zog mit dem Luftzug an ihnen vorüber. Doch mehr als ein Luftzug war es nicht, es gab sich gar nichts zu erkennen und auch die schon gewohnten Geräusche kehrten in seine Gehörgänge zurück. So sah er misstrauisch zu Isabell, wie er es oft tat, wenn er Entscheidungen nicht alleine fällen wollte, oder vielleicht auch konnte. Sie nickte und signalisierte Zustimmung und so nickte auch er und ging zusammen mit ihr durch den Rahmen der Tür. Fackeln gab es nun nicht mehr und auch keine Kohleschüsseln, nur seine Fackel spendete noch Licht. Selbst der Luftzug hatte sie nicht löschen können, doch das war wohl auch nicht möglich. Zuerst fiel ihm überhaupt nichts auf, doch dann bemerkte er die Wände. Es war ein schauriges Bild das sich ihnen bot, denn die Wände waren blutverschmiert. Einzelne Ornamente schienen noch richtig nass, als ob das Blut noch frisch gewesen wäre. Und nun sahen sie auch die dünnen Knochen im Sand des Bodes liegen. Steinplatten waren nun gänzlich verschwunden und wieder wurde es dünner, was die Dunkelheit so gerne verschleiert hätte. Es wirkte wie eine riesengroße Falle und Rociel vermochte es sogar zu riechen, dass hier etwas nicht stimmte, doch noch immer wurde nicht mit offenen Karten gespielt, Dunkelheit war das herrschende Element. Schatten schlenderten daher, hauptsächlich ihre aber auch andere Dinge spiegelten sich darin. Wie ein lautloser Dieb folgte ihnen das schwarze Abbild ihres Körpers, ohne die Fähigkeit zu verschwinden. Doch andere Schatten konnten verschwinden und das blitzschnell. Ein Rätsel blieben diese Geräusche, sie mochten einfach nicht verschwinden. Die ganze Zeit sehnte er sich nach der Armee, die diese Worte ausstieß, doch sie wollten einfach nicht kommen. Wieder wirkte es, als ob die Wände selbst schreien und stöhnen würden. Dabei waren diese Geräusche richtig akustisch bemerkbar, keine Einbildungen in ihrem Kopf konnten so laut durch die Ohren kommen. Es musste etwas weltliches, etwas reales sein, keine Geister und Gespinste, wie man es sich vielleicht gewünscht hätte. Doch auch der Gang gab keinen Anlass zur Freude, denn neben den blutverschmierten Wänden und den Knochen, die ihnen mit der Zeit immer häufiger begegneten, fühlte er auch noch etwas anderes, ihm wurde unwohl. Schon zehn Minuten hielten sie sich in dem Gang auf, der vor Schwärze nur so triefte und die Luft wurde dünner. Sie roch nun immer mehr nach Tod und schnürte ihm den Atem ab. Es wurde schwerer zu atmen und auch die Temperaturen stiegen drastisch. Schon bald hatte er dicke, vereinzelte Schweißtropfen auf der Stirne kullern, die er sich von Zeit zu Zeit abwischte. Wie in einem großen Ofen kam er sich vor, als ob der Gang nun befeuert würde. Doch bei einem Feuer wäre Licht zu sehen, doch sie sahen kein Licht, überhaupt kein Licht. Nur das Feuer ihrer Fackel, das sicherlich auch zu der Hitze beitrug, aber unmöglich alleine dafür verantwortlich sein konnte. Plötzlich fing sein Amulett am Halse an ebenfalls Wärme abzugeben, erst dachte er, es hätte sich erwärmt, genau wie sein restlicher Körper, aber dann verwarf er diesen Gedanken wieder und blieb abrupt stehen. Was hast du?, fragte Isabell mit schwacher Stimme, im Flüstern und ebenfalls Schweißperlen auf den Lippen. Rociel wusste selbst nicht so genau, was er hatte, aber seine Instinkte waren auf Hochtouren im Einsatz. Sie witterten was. Andere Menschen hätten es vielleicht überhört, aber nicht er, kein Dämon. Dieses Geräusch…geh zwei Schritte hinter mir hörst du? Ich brauche eine zuverlässige Deckung. Isabell tat wie ihr geheißen und blieb mit leichtem Abstand hinter ihm, während sie genauso weitergingen, wie bisher. Doch er blieb weiter konzentriert und hielt die Fackel fest in Händen. Doch er wechselte sie in die linke Hand, mit der rechten blieb er in der Nähe seines Gürtels. Er spürte etwas und dazu brauchte er eventuell schnell eine Waffe und nichts konnte er in dieser Situation schneller ziehen, wie einen Dolch. Dieses Geräusch, was er vernommen hatte. Es klang näher als die anderen, viel näher, wenn nicht gar…neben ihnen… Sie gingen weiter, der Gang blieb heiß, bald schon schwitzte jede Pore seines Körpers, seine Haut ölte sich mit der natürlichen Flüssigkeit ein und wurde glitschiger, doch gleichzeitig fiel es ihm so auch schwerer einen festen Griff zu behalten. Sie machten ein paar geordnete Pausen, in denen immer einer abwechselnd etwas trinken konnte, denn Wasser war sehr wichtig für den Körper. Doch Sorge machte ihm nur die Länge dieses Ganges. Sie waren schon viel zu lange hier drin gewesen. Er hoffte, dass es sich lohnen würde. Oh Innos, belohne uns mit dem Ziel, für unsere Mühen, für unser Gedeihen. In dunklen Zeiten wie diesen hoffen wir, dass unsere Mühe nicht umsonst sein wird. Schenke uns dein göttliches Licht, schenke uns ein Ziel. Seine stillen Gebete waren tiefgründig und fromm, aber sie konnten nur selten kommen, da ihm dieses Gefühl der Verfolgung jede Konzentration raubte. Und so war es schon fast eine Erleichterung, als das Amulett begann stärker zu glühen, so sehr, dass es sich in seinen Hals bohrte und dort brennenden Schmerz hinterließ. Ein Zeichen, dass ihnen Gefahr drohte. Kein gutes Zeichen, aber für ihn war es die Bestätigung, dass er keine Geister sah und sich nicht von dem Chaos hier anstecken ließ. Nun ging er schneller, fast schon rannte er, sie hatten nun keine Zeit mehr zu verlieren, die Zeit war gegen sie, irgendjemand oder irgendetwas lauerte hier auf sie und sie waren zu blind es zu sehen. Nach ein paar Minuten blieb er wieder stehen, sein Körper war inzwischen nass und sehnte sich wieder nach Wasser, ihre Koordination funktionierte gut, denn seine Schwester blieb immer ein paar Schritte hinter ihm. Nun – nur für einen Moment – stoppte er, um etwas zu trinken. Während bei ihm noch alles glatt ging, passierte es dann. Immer noch glühte das Amulett, da hörte er einen kurzen Schrei, Isabell wollte gerade den Krug an ihre Lippen bringen, da wurde sie daran gehindert. Zuerst konnte er nichts sehen, doch dann merkte er in seiner Präzision, wie sich zwei Hände an Isabells Beinen befanden und sie nach unten zogen. Hände? Unter ihnen? Rociel war schockiert und seine Schwester noch viel mehr, doch so schnell ließen sie sich nicht aus der Fassung bringen. Sofort war er bei ihr und versuchte sie von den grauen Händen zu befreien, doch diese saßen so fest, dass es unmöglich schien. So ließ er sich etwas anderes einfallen. Halt mal! Mit lässigem Befehl warf er seiner Schwester die Fackel zu, wobei die Flammen gefährlich nahe kamen, mit seiner freien Hand griff er dann in den Sandboden und spürte sofort, wie tief es doch dort herunter ging. Seine Hand wühlte hektisch herum, fand etwas Festes und er zog es hoch, doch es war nur der Totenkopf eines Menschen. Angewidert und geschockt war er das Ding in eine Ecke und versuchte es noch einmal. Währenddessen war seine Schwester schon bis zu den Knien im Boden, auch ihr gelang es nicht die Hände zu lösen. Sein zweiter Griff landete auch erst nichts Gescheites, obwohl es eigentlich etwas hätte geben müssen, aber dann endlich verspürte er etwas, etwas kaltes, pulsierendes. Mit einem Ruck zog der Fürst das Etwas hoch, mit Hilfe all seiner Kraft und der energischen Hilfe von Isabell konnte er das Etwas hinaufbefördern und mit ihm Isabells Beine. Zum Vorschein kamen erst die mageren, verfaulten Hände, doch dann auch der Kopf und zuletzt der Ansatz eines Halses, an dem sich nun die Hand von Rociel befand. Als der Kopf des Verfaulten aus dem Sand kam, bewegten sich die verfaulten Zähne und ein Luftstoß drang ihm entgegen, doch gleichzeitig hatte der Fürst schon nach einem seiner Dolche gegriffen und versenkte ihn zwischen den Augen. Die Wucht war so groß, dass es den Schädel geradezu zerfetzte und verfaulte Hautstücke durch die Gegend flogen. Gleichzeitig spürte man, wie der Rest des Körpers absackte und die Arme ihre energische Sturheit aufgaben. Schnell befreite sich seine Schwester, mitsamt seiner Hilfe, von dem Ekel erregenden Fleisch und gemeinsam schütteten sie eiligst Wasser auf die Stellen, wo sie das Fleisch berührt hatten. Isabell hatte ja ihre Wolfspelzhose, aber seine Hände waren nicht geschützt. Sie rieben sich so schnell es ging ein, in der Hoffnung, nichts abbekommen zu haben, doch gleichzeitig glühte das Amulett noch immer. DAS machte ihm Sorgen, große Sorgen. Sie waren gerade mal eine Minute damit fertig, da begann sich der Gang zu biegen, mal nach links, mal nach rechts. Zumindest mochte es sich so anfühlen. Der Sand, der eben noch um sie war, floss ab. Und das hatte einen guten Grund. Die Bewohner waren nun erwacht. Dieser eine Verfaulte, der war nämlich nur ein kleiner, zu schneller Teil eines Ganzen. Eine seine Vermutung war richtig gewesen, das war eine Falle gewesen. Denn unter dem Sand lauerten mehrere dieser Kreaturen, um Ahnungslose, die wohl alle Jahrhunderte mal vorbeikamen, zu verspeisen. Doch sie hatten die Rechnung ohne sie gemacht. Rociel war jetzt nämlich stocksauer, was sich nicht wirklich mit seiner Körpertemperatur vertragen wollte. Er glühte förmlich, drohte sich zu entzünden. Jetzt reicht es mir aber! Verdammt noch mal, was seid ihr für Miststücke! Sein Dolch, der diese eklige Flüssigkeit noch anhaften hatte, flog durch die Luft, direkt zwischen den Augen eines weiteren Verfaulten, der taumelte, flog nach hinten und blieb liegen. Doch das war sicher nicht alles und so zog er nun sein Schwert, das seit langer Zeit mal wieder kreischend aus der Scheide kam. Ein mehr als eindeutiges Zeichen. |
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21.03.2004, 10:25 | #29 | ||||||
Isabell Beiträge: 307 |
Kleine Tropfen. Ganz kleine. Und ganze große. In den nassen Händen lagen ihre Klingen, sie spielte ein wenig damit, um sie fest in der Hand zu behalten, den Schweiß so schnell wie möglich loszuwerden, doch dies gelang nicht ganz. Wenigstens waren die Griffe der Krummschwerter mit einem dünnen Leder verbunden, so saugte es sich ein bisschen an sie. Doch sie fürchtete nicht die Schwerter zu verlieren, sie fürchtete mehr diese Situation. Die Fackel war nun keine große Hilfe mehr, gab sie trotz ihrer guten Flamme doch nur noch mäßiges Licht. Es waren einfach zu viele. Sie standen alle um sie, dieses Gefühl, als diese tote Hand um ihre Beine lag, es war schaurig. Sie fühlte sich total unwohl und die Kraft, die sie in den Sand ziehen wollte, sie war unheimlich mächtig. Zum Glück musste sie es nicht ertragen eine echte Berührung zu spüren, doch noch immer fror ihr Körper an den beiden Stellen. Als ob man ihr dort die Wärme aus dem Körper ziehen wollte. Sie wirkten unmenschlich mächtig in diesen Sekunden, diese verfaulten Wesen. Ihr Stöhnen und Keuchen war betäubend, die Luft verwandelte sich schier in schwarzen Ruß. Es brannte, es knisterte, unheilige Magie lag über ihren Köpfen. Und doch kamen nach wie vor andere Geräusche aus anderen Teilen dieser Katakomben. Ein Begräbnis für unheiliges Fleisch, Beliars Wesen? Sie kannte sich nicht halb so gut aus wie ihr Bruder, was die Götter anging, doch das tote Körper wieder leben, das konnte nur das Werk des einen Gottes sein. Beliar selbst. Tote Körper, einst menschlichen Ursprungs, sie konnten nicht leben, sie durften nicht leben. Welch böser Zauber hielt sie noch in dieser unwürdigen Form und merkten ihre Seelen überhaupt noch etwas? Soviel schwirrte in ihrem Kopf herum, sie hatte so viele Gefühle und Zuckungen in dem Moment, als sich die Erde öffnete und die Toten aufstanden. Erwacht aus einem endlosen Schlaf, nur darauf erpicht das Fleisch der Lebenden zu essen. Wie lange hatten sie das schon nicht mehr getan? Und brauchten diese Wesen überhaupt Fleisch? War nicht das Töten alleine ihre Bestimmung? Ihr Schicksal? Ihre Aufgabe? Isabell sah zu ihrem Bruder, dessen Kopf glutrot hinter der Fackel schwarz schimmernd wirkte. Noch nie hatte sie ihn so wütend gesehen. Wütend über sich, oder über die Situation? Selbst durch ihre Blutverbindung konnte sie nur spüren, wie aufgeregt er war und wie er etwas Besonderes fühlte. Doch mehr mochte sie nicht von ihm zu erkennen. Viel Zeit blieb jedoch nicht, um sich alles in Ruhe anzusehen, denn die Gefahr kam näher. Diese Wesen waren langsam, doch sie kamen. Mit ausgestreckten Armen wollten sie ihre vermeintlichen Opfer kriegen. Isabell wusste, dass sie zwar nicht schnell waren, aber eine unheimliche Kraft besaßen und wahrscheinlich eine Berührung ihrer verfaulten Haut auch sonst noch unangenehme Folgen haben könnte. So blieben ihnen nicht viele Möglichkeiten. Eingesperrt in einen engen Gang, keine Flucht wurde mehr geboten. Von beiden Seiten waren die Toten auferstanden, so blieb nur noch ein Mittel. Sie mussten ihre Chance im Kampf suchen. Was gedenkst du zu tun? Ihr Bruder verzog keine Mine, im Schutze des Schattens sah sie nur, wie sich sein Mund langsam bewegte und die Anweisungen wie militärische Befehle aus seinem Mund kamen. Doch sein diabolisches Antlitz, gepaart mit dem verrückten Kichern, das kannte sie nicht und sie mochte es auch nicht wirklich. Hehehehe, wir werden diesen Kreaturen zeigen, was wir von ihnen halten. Beliar hat sich aber etwas Feines ausgedacht, hehehehe. Wenn dieser ganze Aufwand umsonst sein sollte, so werde ich keine weiteren Störungen zulassen. Wir sind nicht hierher gekommen, um uns besiegen zu lassen. Wir sind hergekommen, um zu siegen! Hehehehe… kommt, kommt nur ihr Bastarde. Wolltet meine Schwester haben hm? Wolltet eure unheiligen Hände an sie legen hm? Wolltet ihr wehtun hm? Dafür, werdet ihr bezahlen. Niemand geht so mit ihr um, niemand! Mit einem Mal hörte sein Kichern auf und unerwartet drehte er seinen Kopf zu ihr, hielt die Fackel so, dass sie in seine nassen Augen sehen konnte. Isabell sah, wie ihrem Bruder mehrere Tränen über die Augen gelaufen sein mussten und wie sie nun glasig schimmerten. Sie wunderte sich sehr und war für einen Moment total geschockt, ehe sie ihm selbst jetzt noch die Hand reichte, in der eines ihrer Schwerter lag. Auch sein Schwertarm legte sich auf ihre und ihre Klingen überkreuzten sich. Als ob sie Hand in Hand wären, bildeten sie eine Einheit, während das Keuchen nun bei ihnen war. Zusammen sind wir unbesiegbar, versprach sie ihm. Zusammen sind wir unbesiegbar, wiederholte er flüsternd. Dann sprang sie auf, die Verfaulten traten urplötzlich aus dem Schatten und streckten ihre gierigen Finger nach ihrem Fleisch aus… |
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21.03.2004, 11:31 | #30 | ||||||
Heimdallr Beiträge: 12.421 |
Heiß. So heiß wie das Feuer der sieben Höllen. So heiß, dass es fürchterlich schmerzte. In seinem Herzen flammte die Glut, ein immer wiederkehrender Wind heizte sie von neuem an. Sein Schwert war durstig, oh ja, aber Blut würde es heute nicht bekommen, sondern nur das stinkende Fleisch dieser einstigen Menschen. Nun waren sie da und er konnte sie nicht mehr ertragen, ihr Geruch war Sünde und ihr Röcheln war Rache. Es reichte. Niemand hatte das Recht, so mit ihnen umzugehen, dabei fühlten sie sich als ganz normale Feinde. Vielleicht sogar als Bewohner dieser Stätte oder als Wächter von irgendetwas, aber was zu viel war, das war einfach zu viel. Diese Brut stank ihm jetzt gehörig und er wollte ihre schlurfenden Schritte zum Erstarren bringen, er wollte, dass ihre Körper endlich Ruhe finden würden. Wer weiß, vielleicht waren es sogar mal herzensgute Menschen, die dank Beliar zu solchen Monstern wurden. Aber nein, Innos würde sich um sie kümmern, in seinem Reich würde sie das Paradies erwarten und sie würden als gefallene Schäfchen wieder auferstehen. Doch zunächst musste ihre jetzige Form vernichtet werden! Sein Schwert fuhr nach vorne, mit einem gewaltigen Schlag, donnerte ein Schädel durch die Gegend, ließ Hautteile reißen und den Körper matt umfallen, sofort war ein Zweiter bei ihm und musste mit der Qual der Flammen leben. Rociels Fackel hatte sich in das Gesicht des Gesichtslosen gebohrt, nun brannte erst sein Gesicht, dann sein Oberkörper. Es stank bestialisch, das alte Fleisch wurde gebraten, die letzten Flüssigkeiten kochten. Rociel sah sich das nicht lange an, mit einem Ruck schleuderte es den Körper nach hinten, als lebende Fackel fiel er zu Boden und blieb liegen. Danach kehrte er blitzschnell zurück in das aufgerissene Loch zwischen ihnen, Seite an Seite kämpfte er dann mit seiner Schwester in dem engen Gang. Zu zweit ging die Arbeit fiel leichter, wie Fliegen fielen die Verfaulten vor ihnen. Dauernd brachen ihre Schwerter in die Körper ein und während Isabell diese beschäftige, sorgte Rociel dafür, dass die Kreaturen kopflos wurden. Sie hatten aus Fehlern gelernt. Doch die Flut wollte nicht stoppen, es schien den ganzen Gang diese Dinger zu geben. So hatten sie einiges an Arbeit. Die aufgerissene Lücke wurde schnell gefühlt, von seiner Seite drangen immer mehr Feinde zu ihnen. Ihre beiden Fronten waren kaum haltbar, da sich eine immer mehr lichtete und die andere immer größer wurde. Bald schon hörte er das Röcheln hinter ihnen nah wie nie, im selben Augenblick drang sein Schwert durch den schwarzen Hals eines Verfaulten, während die Fackel seinen Kopf entzündete. Mit einem Mal fuhr sein Schwert nach hinten, sein Körper drehte sich mit. Ein markerschütterndes Geräusch drang durch seine Ohren in seinen Kopf, wie die einwandfreie Klinge sich an der schwarzen Stirn festbiss. Der Griff begann zu glühen, oder besser gesagt, das Amulett begann zu glühen. Er erinnerte sich, es war das Amulett von Almira, genannt „die Weise“. Warum er ausgerechnet das Amulett der Weisheit auf seine Klinge bannen ließ, das war ihm schon lange ein Rätsel, aber er hatte sich damals vorgenommen nicht zwei Amulette um den Hals zu tragen aber dennoch sollten sie immer in seiner Nähe sein. Jetzt war das egal, denn von dem Amulett ging eine deutlich zu spürende Macht aus, ein warmes, aber doch liebliches Glühen. Noch immer steckte die Klinge in der schwarzen Stirn des Verfaulten, der sich nicht mehr rührte und aus dem Grund des Glühens traute er sich nicht die Klinge herauszuziehen, dabei kamen weitere Tote auf ihn zu. Auch zu Isabell wollte er und so war dieses Verharren total untypisch und sinnlos. Doch für einige wenige Momente vermochte er die Macht des Amulettes zu sehen, wie das Herz in dem Stück Metall bebte, wie es scheinbar immer noch am Leben war. Alleine das Amulett war ein mächtiger Gegenstand und diese Macht bekamen die Verfaulten nun am eigenen Leib zu spüren. Ein Donnern, das durch die Enge des Ganges und dem Echo noch verstärkt wurde, zerriss es den Schädel in tausend Einzelteile, wie in einer freien Bahn flogen sie neben seinem Kopf umher und als die Klinge wieder zum Vorschein kam, sah er das Züngeln eines roten Blitzes daran, der im selben Augenblick verschwand, als ob er nie da gewesen wäre. Auch ein paar Andere hatte die Wucht des Donners getroffen, sie waren für Sekunden betäubt und so hatte er leichtes Spiel ihre Köpfe vom Körper zu schlagen. Doch noch war keine Schlacht gewonnen. Der Ansturm war grausam und unfassbar, ein Meer, das gegen sie brandete, ein nimmermüder Strom aus totem Fleisch. Auf einmal kam ein ganz besonderer Feind auf ihn zu. Im Kopf hatte er seinen Dolch stecken und obwohl die Klinge tief in der Kopfhaut steckte, was jeden Sterblichen getötet hätte, war dieses Ding immer noch am Leben. Wütend und verärgert über die Hartnäckigkeit blieb er auf seinem Weg zu Isabell zurück stehen und machte kehrt. Diese jämmerlichen Kreaturen waren erbärmlich, hatten sie noch nicht mal eine Waffe, um ihnen gefährlich nahe zu kommen. Fast spielend tauchte sein Oberkörper nach oben, ehe sich sein Schwert in den Bauch des Verfaulten rammte. Zwei Meter rutschte er nach hinten, ehe Rociel stehen blieb. Ein weiteres dieser Geschöpfe war ihm gefährlich nahe gekommen, nur wenige Zentimeter entfernt war es bereit die gierigen, grauen Finger an seinen Hals zu legen. Blitzschnell griff der Fürst an den Kopf des Feindes vor ihm, zog mit einem Ruck seinen Dolch heraus, wobei er wieder diese schleimige, schwarze Flüssigkeit mitnahm und warf. Aus dem Handgelenk heraus flog der Dolch ohne großen Schwung, doch blieb er an einer schlechten Stelle in der Brust hängen, doch das verschaffte ihm Zeit. Mit einem beherzten zweiten Wurf flog die Fackel hinterher, die sich wie eine brennende Pechschüssel auf den Feind stürzte, währenddessen zog er sein Schwert wieder aus den Rippen, das er nun mit zwei Händen führen konnte. Doch die Lichtquelle, sie war zu Boden gefallen und ließ das ohnehin schon dunkle nun noch ein Stückchen schwärzer erscheinen. Nichts desto trotz führte er Todesodem weiter, das Schwert des Amulettes. Wie gut, dass es nun dunkler war, denn so blieben seinen Augen die Anblicke erspart, doch er fühlte es dennoch. Ein gieriges Schwert labte sich an den Opfern, zwei, drei, dann vier enthauptete Körper blieben zurück, bis er sich auf den brennenden Feuerteufel konzentrierte. Fast mochte man meinen, die Kreatur war in Panik durch den brennenden Körper, aber nein, solche Wesen konnten gar keine Gefühle mehr haben. Blind und ungestüm, aber immer noch in der Hoffnung Rociel zu töten rannte die lebendige Fackel auf ihn zu und das Feuermeer hätte ihm schwere Verbrennungen zugefügt, doch nicht solange er seine Klinge in Händen hielt. Einen Meter vor ihm wurde der Anlauf jäh gestoppt, zuerst rannte der brennende Tote in sein Schwert, danach katapultierte sich sein Kopf in die Höhe und blieb dumpf liegen. Rociel vernahm keine neuen Schritte, es schien, als ob nichts mehr nachkommen sollte, so bückte er sich zu seiner Fackel, die auf dem Boden gegen eine Wand brannte und nahm sie wieder. Ein unheimliches Bild bot sich ihm, denn der brennende, enthauptete Körper stand noch immer da, als ob sich die Muskeln noch am Leben halten würden. Doch auch sein Dolch steckte noch in dem Fleisch. Beherzt schlug er mit seinem Schwert auf den Griff des Dolches und ließ ihn zu Boden fallen, klirrend sollte er dort erst mal kühlen, so schnell wurde er nicht mehr gebraucht. Stattdessen versetzte er dem Körper einen Tritt gegen die Schienbeine und nun endlich fiel er um und blieb im Staub der Toten endgültig liegen. Wie ein Wiesel flitzte er dann zu Isabell, die wenigen Meter waren wieder viel zu lange und er fluchte schlimme Worte in seinem Kopf, doch als er endlich da war, schien das alles vergessen. Eine wahre Übermacht stand dort, Isabell hielt sich zwar wacker, doch er bemerkte, wie ihre Schritte nach hinten gingen und ihre Schwerter nicht mehr ausholten. Doch dies war nur eine Momentaufnahme, denn nun waren sie wieder vereint und nachdem die eine Front frei war, war diese Übermacht zum scheitern verurteilt, so war die erste Tat, die er begann, einem Verfaulten das Schwert in die Schulter zu rammen und blitzschnell herauszuziehen, so dass er taumelte und fiel, was die meisten hinter ihm auch zum fallen brachte. Sie mussten einfach ihre Vorteile ausnutzen, die Schnelligkeit und den Weitenvorteil. Dabei wollte er dem Frieden in ihren Rücken nicht trauen, irgendetwas war da bestimmt noch… |
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21.03.2004, 13:52 | #31 | ||||||
Isabell Beiträge: 307 |
Ja, gut das du da bist. Verdammte Tote. Ich krieg sie einfach nicht in den Griff. Es sind zu viele! Ständig kamen neue Feinde aus dem dunklen Gang, er war so lang gewesen, dass Isabell gar nicht dran denken wollte, wie viele es noch sein könnten. Wir müssen einfach nur unsere Vorteile ausnützen, wir haben schon so gut wie gewonnen. Schließlich gilt es diesen Abschaum zurück in den Tod zu schicken, denn dort gehören sie hin. Was danach mit ihnen passiert…ist egal. Ja, er hatte Recht, wenn es nur nicht so heiß gewesen wäre, dann hätte man das alles ja noch einigermaßen ertragen können. Doch an der Gluthitze hatte sich nichts geändert, mit den schnellen Bewegungen hatte sich das nur noch alles gesteigert und alleine die Anspannung hätte schon Scheißperlen auf die Stirn gejagt. Wie gerne hätte sie nur einen Schluck Wasser getrunken, aber hier galt es jede Sekunde da zu sein. Diese toten Körper waren zwar äußerst langsam, aber auch sie kamen voran und eine Begegnung mit dem verfaulten Fleisch wollte sie nicht noch einmal machen, einmal hatte auf jeden Fall gereicht. Stück um Stück fiel nun vor ihnen, das Blatt hatte sich schlagartig gewendet. Die Toten hatten keine Seele und steuerten immerzu blind auf sie zu, nur mit dem Willen sie zu töten und mit keinem anderen Gedanken beseelt, so war es jetzt besser zu schaffen. Taktische Finesse, davon hatten sie sicherlich noch nie etwas gehört. Die Klänge von fallendem Fleisch waren zu vernehmen, ein ums andere Mal fielen Gliedmaßen zu Boden, abgeschlagen oder abgefallen, was machte das schon für einen Unterschied. Sie wichen nun gemeinsam wieder nach vorne, wenn sich einmal die Klingen trafen, dann nur um erneut auszuholen. Das Klingen war das einzige, was man noch neben dem Raunen der Masse hören konnte. Anfangs war es noch laut, doch langsam aber sicher wurden die Stimmen leiser, immer mehr Köpfe sanken zu Boden und fanden ihr grauenhaftes Ende enthauptet wieder. Doch nur so konnten sie ein für allemal vernichtet werden. Einfach nur die edle Klinge durch ihren schwarzen Körper zu stecken half nicht fiel. Sie fielen um, sie standen wieder auf, sie fielen um, sie standen wieder auf…so konnte man nicht weit kommen, diese Lektion hatten sie schon früh begriffen. Inzwischen waren ihre Haare so verklebt, dass sie richtig schwer wurden, dass das nicht ihre Schuld war, das tröstete sie nur wenig, würde sie hier unten wohl kaum eine Gelegenheit haben dieses Malheur wieder auszugleichen. Auch dies sorgte dafür, das sie nun wieder offensiver kämpfte, sie unterstützten sich einfach gegenseitig und hielten immer wieder einzelne Tote auf, in dem sie die Arme abschlugen und somit ihre totale Hilflosigkeit festlegten. Doch trotz ihrer Überlegenheit blieb es ein seltsamer und hochgefährlicher Kampf. Sie schlugen die Verfaulten zwar immer weiter zurück und machten bald große Schritte nach vorne, wobei sie auch über die endgültig toten und enthaupteten Körper stiegen, doch lange Zeit wirkte der Kampf und ihre Bemühungen sinnlos, da der Strom einfach nicht abreißen wollte. Doch irgendwann war es soweit und es kam total überraschend. Sie arbeiteten sich immer weiter nach vorne. Gegen das Klingenspiel hatte selbst der Körper einer unheiligen Kreatur keine Chance, wie sollte man sich auch schon schärfsten Stahl entgegenstellen, wenn man nur seinen eigenen Körper besaß. Sie fällten einen nach dem anderen, immer weiter, immer wieder. Das sie dabei zu zwei waren gab zusätzliche Kraft, da man wusste, dass man ein bisschen gesichert ist. Zumindest für sie war es gut, so ließ sie sich ab und an hinter ihren Bruder zurückfallen um kurz Luft zu holen, da ihre Atemwege verklebt waren, der ganze Staub, die ungewöhnlich dünne Luft und die Hitze setzten dem Körper viel mehr zu, als die Anstrengung dieses schon so lange dauernden Kampfes. Aber dann, mit einem Mal war der Strom versiegt. Sie hatten zusammen den letzten Faulenden geknackt, beide Krummschwerter rissen sich in den Oberkörper und den Hals, ließen ihn wie auf dem Serviertablett aussehen und mit einem beherzten Schlag ihres Bruders war der auch enthauptet. Diese grauenhaften Bilder waren schrecklich, denn überall lagen Köpfe und Gliedmassen, doch überhaupt war der Kampf schrecklich. Es würde immer Opfer geben, ein Kampf auf Leben und Tod war kein schöner Anblick, sondern immer mit Grauen verbunden. Die Bilder waren am Anfang noch schwer, besonders im ersten Raum, dort wo die sechs klopfenden Särge standen, aus denen sich dann genau solche Kreaturen befreiten, aber sie hatte sich dran gewöhnt. So richtig dran gewöhnen konnte man sich sicher nie daran, doch es machte ihr nichts mehr aus. Sie sahen den Tod schon häufig genug, da machte dies auch nichts mehr. Sie war nicht abgestumpft, nur wollte sie weiterleben. Nicht für solche Wesen sterben. Nein, nicht so. Als keine Schritte mehr auf dem Steinboden ertönten, ließ sie die nassen Griffe der Schwerter los und sank zu Boden. Direkt neben einigen Körperteilen, dem unglaublichen Gestank und der schwarzen Flüssigkeit lehnte sie sich gegen eine Wand. Ihre Hände hatten tiefe Furchen durch den energischen Griff bekommen und ihre Haare waren, wie schon geahnt, total verklebt. Ihr Gesicht musste grausam aussehen, abgehetzt und nass, ihre Schultern fühlten sich wie weicher Käse an. Den Kampf hatten sie wohl gewonnen, zumindest schien es so, doch für was? Welchen Preis sollten sie dafür bekommen? Gab es überhaupt eine Belohnung? Noch waren sie in einem dunklen Gang und so schnell würde sich das auch nicht ändern. Das Wasser, selbst hier unten schmeckte sie es blau und kühl. Auch wenn sie nur eine Flüssigkeit zu sich nahm, die sie nicht sehen konnte, so benetzte sie damit auch ihr Gesicht, ihre Finger, ihre Lippen. Wasser. Das war es, was sie am dringendsten brauchte. Hast du mitgezählt? Ihr Kopf drehte sich langsam zu Rociel, der keine Anstalten machte nur einen Schluck zu trinken und sich nicht einmal setzte. Was gezählt? Die Flamme wurde größer, nun erreichte sie fast einen halben Meter und gab mehr Licht als zuvor. Es waren mindestens zwei Duzend. Eher drei. Wir haben den Spiegel immer noch nicht gefunden. Ich…ich glaube… Isabell erschrak in dem Moment, wo sie wusste, was er fühlte, ihre Augen wurden größer und die Pupillen kleiner. Nein! Ein Schrei. Wir finden ihn. Ganz sicher. Gib mir noch etwas Zeit, ich bin gleich soweit. Wir finden ihn. Denk nicht einmal daran. |
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21.03.2004, 16:54 | #32 | ||||||
Heimdallr Beiträge: 12.421 |
Pause? Ja eine Pause. Nur eine kleine Pause. Zeit. Was ist schon Zeit. Zeit haben wir doch genug. Alle Zeit dieser Welt. Woher nur hat sie es gewusst? Mein Blut? Nein, sie kann es nicht gespürt haben…oder doch? Ich bin so verwirrt. Wieso wusste sie, was ich sagen wollte. Unglaublich. Aber wahr. Sie ist doch meine Schwester. Konnte sie es wirklich sehen? Aber sie hat ja Recht. Wieso nur. Wieso hat sie mehr Willen als ich? Ist sie stärker? So viel? Wahrscheinlich. Hab ich schon aufgegeben? Nein, ich spüre immer noch meinen Willen und meine Kraft. Wieso übersteht mein schmächtiger Körper das alles? Ich hab doch gar keine Kraft. Oder doch? Wahrscheinlich schon. Diese Auferstandenen, was waren sie? Tote? Leichen? Haftete wirklich ein Beliarzauber auf ihnen? Wahrscheinlich. Oder auch nicht? Verdammt. Es ist alles so komisch. Und seltsam. Und anders. Ich bin so komisch, so seltsam, so anders. Verändert mich diese Welt hier unten? Nein! Nein ich bin mir sicher, es ist der magische Spiegel. Ihn zu finden, das raubt mir den letzten Nerv. Wieso denke ich nur andauernd an ihn. Was er wohl sein mag? Suchen wir wirklich nach einem Spiegel? Innos? Bist du da? Ich weiß, ich komme immer zu einem schlechten Zeitpunkt, aber du kennst mich ja. Natürlich tust du das. Du weißt sicherlich, in welch prekärer Lage wir sind oder? Ich spüre sie. Die Angst des Versagens. Noch nie war ich so verzweifelt. Mein Meister sagte mir, ich würde den Spiegel finden, irgendwo in der Kanalisation von Gorthar. Aber ich weiß nicht mehr wo. Sind wir hier wirklich richtig? Kann es nicht sein, dass das hier irgendeine geheime Anlage ist, voller Diener deines Bruders? Ich weiß, ich muss sie töten, aber es kostet Kraft und Zeit. Die Suche nach dem Spiegel macht mich fertig. Danach ist unser Abenteuer noch nicht zu Ende nicht wahr? Danach geht es erst richtig los stimmt’s? Aha, ich hab’s geahnt. Ich habe für einige Momente gezweifelt. Zweifel an Meister Tolbans Worten und an dein auferlegtes Ziel gehabt. Aber Isabell, sie hat mich wieder auf den rechten Pfad gebracht. Ich denke, ich werde vielleicht noch öfter zweifeln. Aber ich hoffe dennoch stark zu sein. Ich schwöre die Aufgabe zu meistern, oder mit dem Blut meines Körpers zu bezahlen. Mach dir um uns keine Sorgen, wir sind gut behütet. Die Kraft deiner Magie, sie hilft uns sehr. Die Amulette sind ein wahrer Segen. Und doch scheinen sie das Unheil anzuziehen. Aber wir machen weiter. Ich bete nur, dass wir auf der richtigen Spur sind. Ich hoffe es so sehr, dass wir auch in diesen finsteren Stunden deine Augen über uns haben. Das dein Atem unsere Luft sein wird. Amen… Uaaarrrgghhhh…..Ahhhhh….Hihihihihi…..Rooooooocccccccchhhhh…..Huuuuuuuuuu…..Hihihihi. Huch? Was war das? Was stört meine Gebete? Diese Geräusche. Schon wieder? Sie sind noch immer da. Sie kommen aus den Wänden, doch sie kommen auch von diesem Gang aus. Schritte? Ich höre keine Schritte. Es scheint niemand näher zu kommen. Ah, das Amulett glüht nicht mehr. Dann sind wir erst mal sicher. Aber ich denke, das wird nicht ewig so sein. Was wollen sie nur? Schreien sie nach unserem Blut? Nach unserem Fleisch? Oder ist es nur der Wille zu töten, der sie schreien lässt? Irgendwie klingen sie traurig. Ja, jetzt höre ich es auch. Eine Trauer schwebt in ihnen. Sie haben große Angst. Und doch sind sie nur darauf aus zu morden. Es ist ihr einziger Befehl, denn sie jemals bekommen haben. Nie hat man ihnen mehr beigebracht, als zu töten. Nicht einmal hassen können sie. Alle Gefühle hat man ihnen genommen. Die Seelen der toten Verfaulten? Nein, ich glaube nicht, ich denke eher, diese Schreie stecken schon ewig in diesem Gemäuer. Hier schwebt der Tod über alles und jedem. Es ist ein Kreis des Sterbens. Jeder der hierher kommt, scheint dies nicht zu begreifen. Ich frage mich nur, welches Element sich hier wieder findet…es kommt nicht viel in Frage, doch wer weiß, wohin der Spiegel führen wird, wer weiß... Isabell, Geliebte, du siehst so süß aus, obwohl ich dich kaum sehen kann, lebt dein Bild in mir wie eine Erinnerung. Niemand kann dich so schön malen wie meine Erinnerung. Danke, dass du mich zurückgeholt hast. Ich muss diesen Weg gehen, wir müssen diesen Weg gehen. Du hast etwas sehr schönes gesagt, nur gemeinsam können wir unser Ziel erreichen. Ich weiß nicht, wie es gerade ausgesehen hätte, wenn wir allein und auf uns gestellt gewesen wären. Ich weiß nicht, ob ich jemals hier heruntergekommen wäre, wenn du nicht wärst. Aber ich bin mir sicher, dass ich nicht mehr leben würde. Nicht mehr leben könnte. Erinnerst du dich noch auf unsere Begegnung auf dem Schicksalsberg? Ich wollte dich anfangs fortschicken, dabei hab ich dich schon vorher in mein Herz geschlossen. Ich habe es gewusst, deine Worte waren nur noch einmal die Bestätigung für mein Gehirn, mein Herz weiß es schon seit meiner Geburt. Plag dich nicht weiter, kümmere dich nicht um die Dunkelheit. Bald schon wird das Lernen vorbeigehen. Wir werden nicht mehr länger kämpfen müssen. Versprochen ist schließlich versprochen und ich würde mein Versprechen gerne halten. Bald… Du musst etwas trinken Bruder. Bitte, trink etwas Wasser und setz dich hin. Iß einen Happen, wir müssen uns stärken. Bitte… Die Stimme seiner Schwester holte ihn zurück, zurück aus seiner Welt von Gedanken und Gefühlen, einer Welt, die jeder Mensch besaß, aber kein Dämon nie besitzen würde. Was meintest du gerade?… |
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21.03.2004, 19:16 | #33 | ||||||
Isabell Beiträge: 307 |
Armer Rociel. Du plagst dich schon wieder stimmt’s? Du musst trotzdem was essen und vor allem trinken. Dein Körper braucht das Wasser, sonst wird er den Strapazen nicht standhalten. Setz dich hin und versuch kurz die Augen zu schließen, wir machen kurz Rast in Ordnung? Was war nur mit ihm los, dass er nicht mehr mal auf ihre Stimme reagierte? Das hieß, reagiert hatte er ja, nur so seltsam. Sie hatte ihn aus Erinnerung gezogen, bestimmt, sie kannte das, wenn man ins Leere starrte und nur noch seine eigene Stimme im Kopf vernahm. Es konnte sehr entspannend sein, meistens zumindest beruhigend, doch schon kleinste Veränderung wie die Stimme einer bekannten Person konnte das schwache Gleichgewicht auseinander reißen. In Ordnung. Machen wir eine Pause. Aber ich will nicht zwischen den Gliedmaßen von anderen Körpern rasten. Lass uns eine Stelle suchen, an denen wir nicht mit dem verfaulten Gestank von verwesendem Fleisch verpestet werden. Ihr Bruder half ihr beim aufstehen, jetzt, ein paar Minuten nach dem Kampf spürte sie, wie schwach ihr Körper war, die Knochen und die Muskeln bauten langsam ab, aber sie konnte noch ganz gut gehen. Aber eine Pause zur Regeneration war mehr als nur nötig geworden. In der Nische zwischen den beiden Fronten gab es einen dünnen Streifen, auf dem keine Körper lagen, dort ließen sie sich nieder. Ein bisschen Luft holen, geringe Mengen trinken, reichlich speisen. Sie mussten auf ihre Wasservorräte achten, sie hatte sie nicht genau beziffert, doch es würde wohl nach spätestens zehn Tagen ausgehen, wenn sie sich nur an ihre normalen Tagesmengen hielten. Aber das taten sie schon lange nicht mehr, oft wurde hier unten einfach vergessen zu trinken, so sparten sie zwar das kostbare Nass, doch ihren Körpern würde das noch einmal zum Verhängnis werden. Proviant dagegen hatten sie genug, fast zuviel wollte man meinen. Doch es war wichtig, besser zu viel als zu wenig. Die Gewichte waren schon fast vergessen, so sehr schmerzten die Schultern bei ihr. Als sie ihren Beutel abnahm, kam es ihr vor, als ob sie keine Schultern mehr hätte, so leicht fühlte es sich an. So war auch jedes Pfund, das sie nur irgendwie wegbekamen und doch nicht sinnlos vergeudete, ein Segen. Isabell schwor, dass sie nach diesem ganzen Mist erst mal nichts mehr an ihre Schultern ranlassen würde, keine schweren Lasten mehr, zumindest ein paar Tage nicht. Immer noch war die Hitze zu spüren, woher sie kam, es war unbegreiflich, doch so fühlten sie sich nach wie vor wie Scavenger über dem Feuer. Rösten wollte man sie wohl. Immer wieder wischte sie sich den Schweiß aus dem Gesicht, doch es war ein vergeblicher Kampf, die Perlen kamen immer wieder und nahmen feste Bahnen ein, bis sie schließlich tröpfelnd auf dem Boden landeten. Ihre Pause war lange, mindestens eine Stunde lang speisten sie, tranken wenig und atmeten die kostbare Luft. Nebenbei reinigte sie träge ihre Klingen, ganz nach dem ewigen Vorbild von Rociel. Das erste was er gemacht hatte – noch vor dem Essen – war seine Klingen von der schwarzen Soße zu befreien, bevor diese in der Gluthitze trocknete und verkrustete. Es war wirklich bewundernswert, wie er dies immer durchzog. Ihr Bruder der Klingenputzer, welch seltsame Ehre. Doch sie redeten die ganze Zeit kein Wort mehr, ein Schweigen, dass sie nicht deuten mochte, das aber sicherlich nichts Schlechtes zu bedeuten hatte. Aber lange hatten sie ihre Hand gehalten. Jeder eine Hand vom Anderen. Warum sie das taten wusste sie nicht, vielleicht weil man nur eine Hand zum Essen brauchte? Aber nein, sie wusste es ja, es war ja klar warum. Doch dann, eben nach der abgelaufenen Stunde, erhob sich die Rüstung seines Bruders und mit ihr der ganze Körper. Sie war eingedöst, das angenehme Gefühl seiner Hand hatte sie alles um sie herum vergessen lassen, doch jetzt spürte sie das angenehme Gefühl nicht mehr und öffnete die Augen wieder. Ihr Bruder lief in die Dunkelheit, ließ die brennende Fackel zurück bei ihr. Die Stiefel klackten wieder, das erste was ihr auffiel. Eine Minute später kehrte er zurück, ein winziges Detail hatte sich an seiner Rüstung verändert. Er trug nun wieder zwei Dolche. Selbst das hatte sie bemerkt. Sie lächelte ihn an, versuchte irgendwie eine letzte Schönheit aus ihrem geschundenen Körper heraus zutreiben, doch der Erfolg schien zweifelhaft. Sie war nicht mehr schön. Nicht hier in diesen Katakomben. In dieser Hölle des Dreckes, des Staubes und dem verfaulten Fleisch. Allein der Geruch der Kanalisation haftete schon an ihr und hätte ein Bad dringend nötig gemacht, doch der Geruch von diesen Verfaulten war noch um einiges schlimmer. Sehr viel schlimmer. Ich fühle mich besser. Sehr viel besser. Dank dir. Ich habe schon lange nicht mehr an eine Pause gedacht, der Kampf ist einfach an mir vorüber gezogen. Diese Hitze, sie macht mich fertig, doch bin ich nicht in der Lage ihr gegenüberzutreten. Ich weiß nicht, wo wir sind und wo dieser Gang hinführt, ich weiß nicht, ob wir hier in Sicherheit sind und woher diese Stimmen kommen, die noch immer in meinem Ohr spielen. Aber dank dir weiß ich ja jetzt wieder, dass wir nicht aufgeben dürfen. Dieses Mal hast du mir Mut gemacht Schwester. Fühlst du dich bereit weiterzugehen. Ich bin geradezu darauf erpicht zu wissen, wohin dieser Gang führt. Und außerdem bin ich sicher, dass Innos nach wie vor seine Augen auf uns wirft. Uns kann also gar nichts passieren. Der alte Mann hat mich irgendwie lieb gewonnen, auch wenn ich nicht weiß, warum. Wie Rociel mit einem Gott redete, sie musste grinsen, doch sie fühlte sich bereit, es musste ja irgendwie weiter gehen, sie konnten ja nicht ewig hier bleiben. So schulterten sie erneut ihr immer noch schweres Gepäck und gingen weiter. Erneut war der Schein seiner Fackel das einzige, was man als Lichtquelle bezeichnen konnte und Isabell war froh, dass sie nicht ausgehen konnte, zumindest nicht durch einen scharfen Luftzug oder durch Wasser. Sie gingen auch an der zweiten Front vorbei, dort wo ausschließlich Rociel die Toten gefällt hatte. Es waren nicht ganz so viele, doch dennoch hatte sie Mühe den ganzen schwarzen Körperteilen auszuweichen. Manchmal trat sie mitten in diese weichen Teile, einmal erwischte sie sogar einen Kopf, der faulig wie er war, sofort nachgab. Danach lief sie die ganze Zeit hinter ihrem Bruder und trat nur dorthin, wo auch seine Stiefel hintraten. Dann endlich kamen sie wieder auf den normalen Gang, ohne Tote, doch der Sand blieb auch hier verschwunden, das Klacken der Stiefel dauerte an und hinterließ eine schaurig-regelmäßige Hallung. Die Enge begann wieder an Grauen zu gewinnen, wenn es schon kein verfaultes Fleisch mehr gab, so musste eben anderes herhalten. Wenigstens schien es vorbei zu sein und die Bewohner dieses endlos scheinenden Ganges waren nun tot. Die Falle war wohl ein für alle Mal besiegt. |
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21.03.2004, 20:21 | #34 | ||||||
Heimdallr Beiträge: 12.421 |
Blut klebte nicht an seinem Körper und auch nicht an seinem Schwert, dennoch kam er sich vor wie ein Schlächter. Er hatte diese ganzen Kreaturen dorthin geschickt, wo sie hoffentlich herkamen und nur die Götter wussten, was nun mit ihnen geschah, er betete inständig für einen schnellen Prozess vor dem Richter, vor den jeder kommt, wenn er verstarb. Doch sie hatten nun ein neues – altes Ziel. Den magischen Spiegel finden und herausbekommen, was es damit auf sich hatte. Ein wenig war er verärgert über seinen Mentor, der sowenig zu dieser Mission gesagt hatte. Irgendwo einen Spiegel finden, irgendwo in der Kanalisation von Gorthar. Das dies eine mehr als nur vage Beschreibung war, schien ihm klar gewesen zu sein. Entweder wusste er tatsächlich nicht mehr, oder er hatte sie absichtlich so unausreichend informiert, aber wieso sollte er das tun, das ergab eigentlich keinen Sinn. Eigentlich… Sinn gab es schon lange nicht mehr, alles war die Menschheit in logisch und unlogisch einteilte, es stimmte nur größtenteils, aber es gab Dinge, da verkannten die Menschen einfach ihren wahren Sinn. Das beste Beispiel waren sie selber. Sie kannten alle keine Bedeutung für das kostbare Gut, wie das eines Menschenleben. Sie wussten gar nicht, wie viel sie schon nach ihrer Geburt besaßen, wenn sie ein reiner Mensch waren, stattdessen opferten sie ihre Körper in zahlreichen Kriegen und schenkten Beliar neue Seelen und bereiteten seinem Herrn große Sorgen. Das sinnlose Töten und die noch viel sinnloseren Kriege mussten endlich aufhören. Die Menschen durften sich nicht mehr bekriegen, sie mussten zusammen gegen die Feinde des Gottes Beliar kämpfen. Gegen die Orks. Doch dieser Krieg war nicht sein Krieg, dieser tobte wo ganz anders. Sein Krieg lebte an Orten wie diesen hier. Dort kämpfte er für sein göttliches Ziel. Er wusste, wie sehr sich bestimmte Personen auf ihn verließen, doch sein einziger Antrieb war die Hoffnung auf das Ende. Er wollte nicht mehr in Gestalt eines Wolfes im Schafspelz weiterleben. Hatte es satt vor anderen Menschen Angst zu haben, die sich früher vor ihm fürchteten. Am liebsten wäre er wieder der kleine Junge von einst, der mal ein großer Milizsoldat werden sollte, später ein ruhmreicher Paladin. Jetzt war er nichts mehr weiter als eine Bestie. Das Blut war unheilig und jeder der es herausfinden würde, würde versuchen ihn zu töten. Es gab kaum mehr eine Chance auf ein echtes Leben. Auf ein Leben in Frieden sowieso nicht. Zumindest nicht mehr in dieser Welt. Aber es gab einen Ort, an dem Frieden herrschte und diesen Ort hatte er sehen dürfen. Man zeigte ihm den Ort seiner Träume in der Hoffnung, dass er dorthin zurückkehren wollte. An einen Ort, an dem Frieden das Oberste Gebot war. An dem es reichlich an allem gab, nur nicht an Menschen. Einen Ort, wo er alleine leben durfte, mit nur einem weiteren Menschen an seiner Seite. Genau dasselbe Ziel wie seine Schwester hatte er. In dem himmlischen Tal, in dem sie auf Wolken schlafen konnten und auf Regenbögen gehen, dort gab es den Frieden, den er sich seit Ausbruch seines inneren Krieges wünschte. Sollte die Menschheit doch zugrunde gehen, er war ein Egoist, er wollte nur sein eigenes Glück und das seiner Schwester. Die Menschheit würde sich sowieso bald ausrotten, da kam es nicht mehr drauf an, ob er sich noch für ihr Wohl einsetzte. Überhaupt bedeuteten ihm die Menschen nichts mehr, schon lange nicht. Seine Gefühle waren für diese Rasse erloschen. Er war ein Halbblut, kein Mensch, kein Dämon und auch kein Tier. Er war ein Sünder, der sich gegen Gesetze auflehnte, die die Menschen erließen und doch tötete er Dämonen noch immer gerne, wenn es denn nur irgendwie zu machen war. Auch wenn der menschliche Teil verloren war, so blieb er den Menschen doch immer ein wenig treu. Es gab die Götter, Innos, Adanos und Beliar. Doch keiner von ihnen würde sich mit den Doktrinen der Menschen, ihrer eigenen Anhänger, anfreunden können. Niemals konnte ein Mensch die Boshaftigkeit und den Hass von Beliar in sich tragen, kein Mensch besaß eine vollkommene Ausgeglichenheit und Neutralität und die Güte und doch die Entschlossenheit von Innos seine Ziele durchzusetzen, sie fehlte wohl jedem Menschen. Feldherren, die gutmütig und stark waren, sie waren selten geworden. Meist nur noch Legenden. Und doch waren die Paladine noch die Menschen, die man bewundern durfte. Die den Menschen hoffentlich ein letztes Mal Mut gaben, so dass die Katastrophe abgewendet werden konnte. Die Menschheit nämlich wurde müde, aber Geschöpfe Beliars schliefen nie. Aber das war jetzt alles so unwichtig, denn Innos war ja bei ihnen. Er las seine Gedanken, sah seine Schritte und hörte seine Stimme. Er war bei ihnen, immer und ewig. Sie brauchten sich nicht zu fürchten…aber…wie sollte man sich fürchten, wenn man dabei war dieses Wort zu vergessen? Wurde Rociel unmenschlicher? Man merkte doch die Unterschiede. Wenn man genau hinsah. Seine Augen sah. Seine Gestik und Mimik beobachtete. Der Gang endete und damit auch die Dunkelheit. Kein Licht am Ende des Ganges, keine Kohleschüssel, oh nein. Noch einmal mussten sie nach links, dann nach rechts, wieder nach links, ein zweites Mal nach rechts. Die Gänge waren jetzt nur noch fünf, sechs Meter lang und machten eine Biegung nach der nächsten. Nun leistete die Fackel riesige Dienste, doch Rociel spürte, dass seit einer schier endlosen Zeit die Stimmen lauter wurden. Immer wieder gab es in seiner unmittelbaren Nähe einen Kontakt mit ähnlich klingenden Wesen, doch die immer wiederkehrende Melodie aus Grauen und Schrecken, sie war nun näher. Ein kleines Lichtchen führte sie nach der fünften Abbiegung dorthin, wo sie hinwollten. Zurück ins Licht. Eigentlich durften sie ja nicht mehr damit rechnen, denn die Wesen die hier lebten, die liebten die Dunkelheit. Doch anscheinend bildete sich hier eine Ausnahme. Als der Lichtschein stärker wurde, löschte er seine Fackel, nach mehreren Stunden Dienst hatte der Feuerstein genug Arbeit geleistet. Die Stimmen klangen nun wirklich unmittelbar nahe, sie wurden lauter, ihr Drang wurde härter, die Töne genauer und schriller. War das das Ende? Bis hierher und kein Zurück? Oder doch bloß ein kleines Stück auf ihrem Weg, wohin auch immer er führen sollte? Säulen und verwinkelte Mauern gaben nie den richtigen Blick preis, sie jagten um eine Ecke nach der anderen, aber so langsam lichtete sich das Gebiet. Die Säulen wurden weniger. Das Licht drang stärker denn je auf sie. Doch es war nicht grell, sondern veränderte sich, der Schattenwurf veränderte sich. Eine keilförmige Wand, mit dem gröbsten Keil auf sie gerichtet stand noch vor ihnen, sie nahmen den linken Weg und liefen an der spitzen Wand entlang, zwei gerade, große, graue Mauern standen als zusätzliche Abschottung des Lichtes da und für Momente herrschte absolute Dunkelheit und sie konnten sich nur an einem Lichtblinzeln orientieren und dann standen sie da. Stoppend. Rasend. Staunend. Unglaubwürdig wirkte das, was sie sahen, doch es war da. Alles war da. Nichts eine Illusion. Alles echt… |
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21.03.2004, 21:03 | #35 | ||||||
Isabell Beiträge: 307 |
Chaos, was für ein Chaos herrschte bloß nur. Woher kamen zum Beispiel diese Säulen? Diese Art der Architektur kannte sie ja noch gar nicht. Warum standen hier plötzlich Säulen? Solch prachtvolle, architektonische Meisterwerke in einer eher bescheidenen Bleibe wie dieser hier. Doch sie hatte keine Gelegenheit darüber nachzudenken, denn Rociel zog sein Tempo ganz klar an und sie musste ihm irgendwie folgen. Auch die keilförmige Platte und das seltsame Licht ließen sie stutzen, doch der Weg ging unbeirrt weiter. Bis zu dem Punkt, an dem wohl ein Eisschock sie nicht weniger gelähmt hätte, als dieser Anblick. Zu Salzsäulen waren sie nun erstarrt und machten den schönen, echten aus Stein oder Marmor echte Konkurrenz. Aber was löste diesen Schockzustand aus? Nun, es war gelinde gesagt zweierlei. Einerseits der grauenhafte Anblick, der sich ihnen bot und alles bisher Erlebte in den Schatten stellte. Andererseits war es aber auch eine Entdeckung, die sie sofort aufschrieen und ihr Herz eine Menge Ballast abfallen ließ. Denn dieses Horrorkabinett, es war der letzte Raum dieser geheimen Anlage. Seit sie gekommen waren, konnte es nur eine weitere Abzweigung geben, doch es war unwahrscheinlich, dass diese noch weit verzweigt war. Ansonsten hatten sie selten auswählen müssen, wo sie hingehen wollten, ganz anderes noch wie in der "echten" Kanalisation. Doch aus diesem Raum schien oberflächlich kein weiterer Weg mehr zu führen. Stattdessen sagten ihre Augen, dass sie dort einen Spiegel sah. Die glänzende Oberfläche war zwar verstaubt und auch sehr dunkel, doch sie hatte ihn trotzdem gesehen. Es war ein richtiger Spiegel gewesen. Die ungewöhnliche Form war nicht so wichtig und das Drumherum auch nicht, hauptsache das war ein Spiegel. Und bestimmt war es der richtige, so viel Unglück und Pech konnte man gar nicht auf einmal haben. Doch über diese Entdeckung mochte partout keine Freude aufkommen, nein, wirklich nicht. Der Lähmungszustand hielt nach wie vor an und wollte sich einfach nicht lösen. Was sie sahen? Den blanken Horror sahen sie? Es war wohl nicht mehr ernst zunehmen, aber dennoch löste es bei ihnen tiefe, ängstliche Gefühle aus. Es standen mehrere Särge in dem Raum. Einige lagen, zwei standen aber auch. Aus einem der senkrecht Stehenden hing ein Arm heraus, an den Liegenden bebte der Deckel, wie sie es schon gewohnt waren aus dem ersten Raum. Doch es ging ja noch weiter. Das Beste kam ja erst noch. Ein paar unidentifizierbare Körper liefen durch den Raum, allerdings…ohne Kopf. Sie liefen, obwohl sie keinen Kopf hatten, in den Händen hielten sie zwei Dolche, an denen das verkrustete Blut schimmerte. Doch auch das war nicht das Beste. Das Beste und vielleicht auch Schlimmste waren die drei Skelette. Zwei davon hatten weiße, oder zumindest verweste Knochenfarbe, doch das Skelett, das gelangweilt dastand und sich auf ein verrostetes Schwert lehnte, das war schwarz. Es hatte schwarze Knochen, vom Scheitel bis zum Kopf und es gab noch einen Unterschied zu normalen Skeletten. Der Kopf, er war voller Muskeln, Sehnen, Gefäßen. Dass das Skelett auch ein Stimmband besaß, das bekamen sie noch zu hören. Das ganze wurde untermalt durch eben jenen Lichtschein, dessen Ursprung nun auch geklärt wurde. Mindestens vierzig, zum Teil riesige, einen Meter hohe Kerzen standen auf den unmöglichsten Orten. Auf Sargdeckeln, an Balken, auf dem Boden, auf Simsen und eine kleinere Kerze war sogar auf der Stelle, an der normalerweise der Kopf war, natürlich bei einem, der zwei Kopflosen. Eines musste man ihnen wirklich lassen, sie waren nicht ideenlos, wie sie die Monotonie besiegen konnten, doch des einen Freud ist des anderen Leid und die Leidenden waren lange Zeit sie. Erstaunlicherweise griffen diese Viecher nicht an, keines von ihnen tat etwas, doch feststand, dass von hier diese Stimmen kamen. Das Gekeuche und Gestöhne kam meistens aus den Särgen, die am Boden lagen und gegen dessen Deckel gehämmert wurde und immer wenn sich die Tür eines senkrecht stehenden Sarges öffnete ertönte ein lautes Kichern, bis sie sich wieder schloss. Die Skelette sagten gar nichts, während die Kopflosen nur durch ihr ewiges Im-Kreise-Laufen auffielen. An diesen Kreaturen mussten sie also vorbei. Das war ihr letzter Weg, ihre letzte Aufgabe vor dem Spiegel. Rociel war der Erste, der sich von dem Anblick erholte, waren sie doch nur wenige Meter von alldem entfernt und nicht in sicherer Entfernung. Durch sein Flüstern in ihr Ohr brach auch bei Isabell schnell jeder Eispanzer und so schien es soweit zu sein. Das ist echt spitze, Beliar lässt sich wirklich nicht lumpen was? Dieses Mal treten wir ihm aber gehörig in den Hintern. Das wird ihn hoffentlich treffen. Beliar war ihr eigentlich egal, Isabell sah den Spiegel, nur das war, was zählte. Sie hatten ihr Ziel erreicht, mehr oder weniger. Als sie sich auch wieder aus der Starre löste, da fielen auch die ganzen Tonnen der Belastung von ihr. Nun war es also keine Frage mehr ob, sondern nur noch wann. Zum ersten Mal funkelten auch Isabells Klingen nach dem Tod. Siehst du das, was hinter dem Schwarzen steht? DAS ist der Spiegel. Unser Ziel. Rociel machte Adleraugen und erspähte es auch. Meine Güte…du hast Recht. Oh Schwester, ich könnte dich…verschieben wir das lieber. Jetzt bedarf es Anderen, unsere Aufmerksamkeit zu widmen. Und diese blutlose Truppe, sie wartete bereits. Sie hatten die beiden Fremden noch lange vor ihrer Ankunft gesehen, der Schwarze, ihr Anführer – mehr oder weniger zumindest – erhob sich von seiner Starre und sprach mit einer raunenden Stimme, dass ein kurzer Sturm entstand und ihnen tatsächlich Wind entgegen strömte…doch was er sagte…das klang natürlich schlecht. Schlecht für sie… |
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22.03.2004, 20:42 | #36 | ||||||
Heimdallr Beiträge: 12.421 |
Da seid ihr ja endlich! Seid unserer gefürchteten Falle entkommen was? Sehr schön, seit Jahrhunderten hat das niemand mehr geschafft. Aber unserer Quote ist nicht schlecht, wir können uns nicht beklagen. Dafür, dass sich hier nur alle paar Jahrzehnte ein paar wagemutige Abenteurer verirren. Noch sind nicht viele Knochen von Menschen bei uns gelandet. Wir jagen deswegen ein paar Tiere. Allerdings könnten wir uns auch am Blute des Herzogs laben. Die Leiter hier, sie führt direkt in die unteren Keller des Schlosses. Hehehehe, aber leider hab ich seit einer langen Zeit Rheuma. Schlimme Sache. Wirklich schlimm. Ich könnte euch da Geschichten erzählen…warum eigentlich nicht, jetzt da ihr einmal hier seid, macht das auch nichts mehr. Entkommen werdet ihr auch keinen Fall, der einzige Fluchtweg ist doch versperrt, oder? Ach egal, ich erzähle euch gerne etwas, denn wenn ihr schon sterben müsst, dann sollt ihr wenigstens nicht dumm sterben. Außerdem macht das einen Menschen bestimmt unheimlich fertig, wenn er weiß, dass er bald sterben muss und keine Chance hat dies zu ändern. Oh ja, ich liebe diese qualvollen Gesichtsauszüge. Ich erkenne auch, wie schön ihr beide seid. Eure Gesichter sind so jung. Eigentlich ist es schade drum, aber wir nehmen alles, das kleinste und das größte Leben. Den Jüngsten und die Älteste. Da kann ich euch leider keine Gnade geben. Aber ihr werdet euren Spaß haben. Später, wenn ihr mal so seid wie diese Kreaturen dort. Ja, das waren einst Menschen. Ihr seid ihnen schon begegnet! Sie bilden die Vorhut, sind aber nicht sehr effektiv. Sie haben nur noch ihren schwachen Körper und hören auf Befehle, die ihnen das töten befielt. Tja, traurig, traurig. Diese armen Menschen, was mussten sie ja auch hier runter kommen. Dabei gibt es hier wirklich nichts zu holen. Keine kostbaren Reliquien, keine Artefakte und auch nicht dieses…hm…wie sagt ihr? Gold, ja Gold gibt’s hier auch nicht. Aber diese Menschen, sie lernen es eben nie. Dumm sind sie und einfältig. Tja, genau wie ihr hm? Warum seid ihr hier unten? Gold? Edelsteine? Artefakte? Was immer es ist, es hat euch nur den Tod gebracht. Merkt euch das. Aber wo war ich stehen geblieben? Ach ja, ich wollte euch etwas erzählen… Also gut, dann will ich das tun. Wisst ihr, früher war ich mal ein reicher Händler. Ja, da fällt mir auch das Gold wieder ein. Ich besaß Säckeweise davon, nur hat mich all das Gold nicht geschützt. Es war an einem heißen Apriltag, ich hatte gerade wieder eine Fu…………….. Ein lauter Aufschrei ging durch den Raum. Die beiden weißen Skelette schienen erschrocken, zeigten zumindest so eine Haltung, obwohl dieses Gefühl von Schrecken nicht vorhanden sein konnte. Sofort knirschten die Knochen. Stille herrschte. Die Särge schwiegen. Kein Klopfen mehr, kein Pochen, kein Hämmern. Auch die tanzenden Kopflosen erstarrten mit einem Mal. Rociels Schwert war aus seinen Händen geglitten, er hatte sein Schwert geopfert, oder besser gesagt, es hinfort geworfen, damit endlich Ruhe herrschte. Das Gespräch ist beendet! Großer Meister. Ihr enttäuscht mich, ihr enttäuscht mich alle. Doch eines sei euch gesagt. Große Worte und Arroganz, dies mag nur zum Tode führen. Vielleicht waren die gespuckten Töne des Toten war, vielleicht habt ihr tatsächlich bisher alles getötet. Doch nun ist dies vorbei. Niemand wagt es, die Familie Pergamo so zu beleidigen. Wer uns töten will, der stirbt selbst. Doch er mag mit Ehre sterben, da wir ihm einen gerechten Kampf geben. Doch wer uns nicht mal als Gegner sieht und meint, mich mit langweiligen Reden langweilen zu können, der muss damit rechnen, dass seine Selbstgefälligkeit seine letzte sein wird. Denn uns, uns schlägt niemand. Nicht gestern, nicht heute, nicht morgen. Nicht hier, nicht jetzt. Außerdem habt ihr gelogen, mein schwarzer Feind. Es gibt hier etwas, was ihr nicht erwähnt habt. Der Spiegel hinter eurem Leichnam. Schade, dass jetzt der Kopf dran fehlt. Das ist es, was wir begehren. Wir werden den toten Seelen gedenken, doch zuerst werden wir unser Mahl abhalten, für die Messe alles vorbereiten. Genug der Worte. Beliarkreaturen! Kämpft, kämpft nun, oder sterbt. Hier Bruder, nimm mein Schwert. Isabell warf ihm eines ihrer Schwerter zu. Anfangs wirkte es noch so, als ob diese Kreaturen gar nicht mehr leben würden, für immer erstarrt blieben, doch wie auf ein Signal lösten sich die Körper der Verdammten. Mit einem lauten Krachen traten die verfaulten Toten aus ihren Särgen heraus, ohne Kompromisse knackten sie das morsche Holz und ließen Holzsplitter durch die Luft fliegen. Wie ein spitzer Hagelsturm gingen sie prasselnd zu Boden und boten ihren einstigen Bewohnern freies Feld. Die toten Gesichter erhoben sich, schwarze Haut, schwarzes Fleisch. Ein Gesicht voller Leere, mit schwarzen Augenhöhlen und kaum erkennbarer Nase, einem weiten Mund, der in eine schwarze Mundhöhle führte. Die Skelette waren da weniger schlimm, doch auch sie machten sich nun auf, die Arme angewinkelt nach vorne gehalten, kamen sie auf sie zu. Blieben noch die Kopflosen, diese Kreaturen konnte man wohl nicht besiegen, in denen man ihnen den Kopf abschlug. Noch hatte er sich gar keine Gedanken darüber gemacht, wie er sie denn vernichten wollte, aber das würden sie schon nicht herausbekommen. Los! Er schnellte nach vorne, in der Hand das Schwert seiner Schwester, dass ungewohnt in seiner Hand lag und mit dem er nicht gleich klar kam, doch der Griff stabilisierte sich schnell. Es war ein Schwert… Die Klinge fiel donnernd in die Brust eines Verfaulten und blieb in dessen verwesendem Körper stecken, als er sie wieder herausbekam riss er weite Teile des Oberkörpers mit sich, doch das machte nichts, ganz im Gegenteil. Schnell drehte er sich um, die Klinge war zu schnell für den Körper des langsamen Toten und riss dessen schwarzen Schädel vom Körper, sofort danach fiel die Klinge in seine untere Hand, wo sie optimal lag. Mit wilder Kraft ausholend, schlug er seinen Oberarm nach oben, sein Unterarm fuhr logischerweise mit und zog das Schwert als drittes. Mit unheimlicher Wucht schlug die größere Klingenfläche vom Kinn her ein und schnitt sich fast durch den ganzen Kopf, doch umfallen wollte die Kreatur immer noch nicht. Er hatte keine Zeit mehr, kamen doch schon die schnelleren Skelette bedrohlich nahe, so musste er von dem Stück Fleisch abrücken und die Position wechseln. Er rannte nach hinten, wo die langsamen Toten nicht mitkamen und zog sie alle auf seine Schwester, die nun nur noch eine Klinge hatte, da sie ihm ja die zweite geliehen hatte. Er stürzte sich über den Boden und schwang sich über einen nun leeren Sarg. Ein zweites Mal noch. Dann lief er direkt neben Isabell her und auch die ganzen Feinde hatten sich auf sie fixiert, da er ja nicht mehr da war. Vielleicht hatten diese Wesen tatsächlich taktisches Denken, doch das ging dann sicher soweit, dass sie dachten, dass er floh. Doch das war nicht der Fall, er wollte nur sein Schwert und so nahm er diesen Hindernislauf gerne in Kauf. Einer der Kopflosen kam ihm bedrohlich nahe, schien er etwas geahnt zu haben, aber wie nur, ohne Augen und Sinne? Rociel hatte keine Ahnung, doch er konnte dem gierigen Arm nur knapp ausweichen, indem er sprang. Blöderweise flog er so direkt über einen der Särge und musste sich vorsichtig abstützten. Dieses eine Mistding machte ihm Sorgen, fiel er doch nicht auf den Trick rein, doch da musste er nun durch. Er war schon fast durch, da spürte er einen Schmerz an seinem Bein, der Kopflose hatte es tatsächlich geschafft ihn zu kriegen. Einen Holzkeil hatte er nach ihm geworfen. Schmerzhaft fest traf das spitze Ding an seinen Oberschenkel und ließ ihn zusammensacken. Nur für eine Sekunde, doch da war es schon zu spät. Auf einmal stand der Körper vor ihm und dem jungen Fürsten blieb nur das Staunen. Stand der Körper nicht eben noch zehn Meter entfernt? Aber er war einen Moment unaufmerksam gewesen. Gerade noch rechzeitig konnte er sich auf die Seite wälzen, als eine Eisenstange auf seinen Kopf zuraste und nun klirrend auf dem Steinboden prallte. Verdammt, woher hatte dieses Ding diese bloß? Er kam sich scheußlich vor, sein ganzer Plan missglückt und Isabell alleine mit dieser Übermacht und nur einem Schwert. Das Schwert…verdammt. In seinem Kopf rumorte es gewaltig, er hatte keine Zeit für diese Spielchen, er musste aufhören zu denken, er musste wieder fühlen. Ein zweiter Schlag folgte, wieder schlug er knapp daneben. Auch der dritte kam, doch nun war Schluss, die Eisenstange schlug klirrend auf dem Boden auf und riss dabei kleine Steinkiesel auf, doch ehe der Kopflose ein viertes Mal ausholen konnte, hatte sich der Fürst aufgerichtet. In dem Moment, als die Kreatur zum Schlag ausholte, schnellten seine Hände zum Gürtel, sofort hatte er den Griff an einem der Dolche, als die Eisenstange auf ihn zu kam, bildete er ein gekreuztes X mit Schwert und Dolch, dabei kam ihm die Form von Isabells Schwert sehr recht. Die drei Waffen trafen aufeinander und der Druck der Eisenstange war so heftig, dass es ihn zu Boden riss, doch seine rettenden Waffen blieben vor ihm stehen. Wie eine eiserne Verteidigung gaben sie nicht nach und so langsam wurde der Kopflose schwächer. Obwohl er schon in einer denkbar ungünstigen Lage war, gelang es seinem Gegner nicht ihn endgültig zu bezwingen und er wurde immer schwächer. Auch bei ihm ließ die Kraft nach, doch dann ging alles ganz schnell. Die Eisenstange verlor ihren Druck und Rociel wich zur Seite, während er noch quer zu seinem Angreifer lief, platzierte er den Dolch tief im Fleisch an der rechten Seite. Er presste die Klinge so tief, bis nur noch der Griff herausschaute. Gleichzeitig machte er sich davon und sah zu seiner Schwester, die bemüht war die Schar um sie zu lichten und alleine in den drei, vier Sekunden zwei der Toten enthauptete, doch dabei immer weiter zurück wich und fast alle Gegner auf sich hatte. Sie hatten das oft geübt und so war er sich sicher, dass es klappten würde. Denn er hatte keine Verwendung mehr für das Schwert, seine Schwester hingegen umso mehr. Schwester, fang auf. In dem Moment achtete er sehr auf die Lage des Schwertes, auf den Druck des Wurfes, alles selbstverständlich und doch war er nervös wie nichts. Das schöne Stück erlesener Schmiedekunst flog über die Körper der Feindesschar und dann…schnellte ein Arm hinauf und fing die Klinge sicher auf, eine Sekunde später ging ein Klingenwirbel durch die gegnerischen Reihen, die zahlreiche Menschenkadaver traf. Schnell rannte er zu Todesodem und nahm es auf, knapp daneben lag der russschwarze Schädel dieses Dummschwätzers, der einst ein reicher Händler gewesen sein sollte. Er wollte schon zu Isabell eilen, da bemerkte er etwas, was ihm schwitzen ließ. Nach ungefähr, zwanzig, vielleicht dreißig Sekunden, nachdem der Dolch sich in die Seite gebohrt hatte und der Kopflose zusammen gesunken war, hörte er ein schmatzendes Geräusch und er sah es auch. Die Kreatur erhob sich wieder, zog den Dolch heraus und ließ ihn auf den Boden fallen. Außerdem hatte sich auch der zweite der Kopflosen aus dem Pulk um seine Schwester gelöst und stand nun neben seinem Artgenossen. Rociel hätte schwören können, dass er ihr Grinsen gesehen hatte. Auch wenn sie keine Köpfe und so auch keine Gesichter hatten. Sie verhöhnten ihn und spotteten über seine, in ihrem Augen, schwächliche Macht. Doch der Schock blieb nur kurz, er saugte die Leere auf und gab sie in toten Augen zurück, jetzt, wo Isabell erst mal sicher war, kehrte Ruhe in ihm ein, Angst verflog blitzschnell. Sein Schwert lag in beiden Händen, als er in die Knie sank, doch dieses Mal absichtlich und aus voller Überzeugung. Wir dürfen nicht mit den Augen sehen, wir müssen alle unsere Sinne nutzen. Wer nur mit den Augen kämpft, wird nie ein guter Kämpfer. Du musst lernen, mit allen Sinnen zu kämpfen, nur so wirst du einmal ein guter Kämpfer mein Sohn. Die Worte seines Vaters schwirrten noch immer lebendig in ihm herum, in einem Moment, wo er jederzeit sterben konnte, wo er sich dennoch niederließ um seine Konzentration zu finden. Das Amulett von Wesiphone hatte bis eben geglüht, doch nun tat es das nicht mehr, denn das Amulett kannte die Zukunft, da es in Herzen sehen konnte. Und das Herz von Rociel zeigte ihr, was geschehen war. Stattdessen flackerte das Amulett an der Klinge von Todesodem auf. Nur ganz wenig, wie ein Staubkörnchen, denn noch war nichts geschehen. Rociel hingegen sah seinen Vater und nickte ihm zu. Seine Anweisungen waren so weise, wieso nur hörte er so wenig auf sie. Er konnte die Kopflosen riechen, Sie rochen neben dem Geruch des Todes auch nach Blut, niemand roch hier nach Blut, nur sie. Er konnte auch ihre Wärme spüren, das Blut in ihnen musste kochen, so heiß strahlten sie nach außen. Er konnte sie hören, er konnte sie lachen hören! Niemand lachte, nur sie lachten und das ohne Gesicht. Das war das Geheimnis dieser Wesen. Sie besaßen durchaus einen Kopf, aber diesen konnte man nicht sehen. Sie waren zu einem gewissen Grad körperlos. Doch man konnte es so leicht hören, wenn man sich konzentrierte. Rociel stand in einem Raum. Ein Bett. Eine Kanne. Ein Stück Brot. Eine Pfanne. Ein Stück Käse. Zwei Rattenlöcher. Ein Gitter. Eine Gefängniszelle. In der Zelle gab es keine Glocken, doch trotzdem hörte er die Glockenuhr. Sie schlug. Es schlug zwölf. Er wusste, was das bedeutete. Ding-Dang-Dong. Ding-Dang-Dong. Dong... Dong... Dong... Dong... Dong... Dong... Dong... Dong... Dong Meine Kraft ist mein Glauben! …Dong Mein Glaube ist Innos! …Dong Innos ist ALLES! …………………Dong Sein Schwert hatte mit jeder Sekunde ein wenig mehr gestrahlt, das Amulett befand sich beim elften Schlag der Glocke auf dem Höhepunkt der Kraftbündelung. Als die Glocke zum zwölften Male schlug, da waren diese Kreaturen da, sie lachten ihn noch immer aus, aus ihren Gesichtern, die verunstaltet waren, noch schlimmer als bei den Verfaulten, doch sie waren vorhanden, sie waren da. Rociel schlug beim letzten Schlag die Augen auf, zum ersten Mal seit mehreren Sekunden, doch er brauchte nicht zu sehen, seine Bewegungen waren schneller als seine Augen. Das Schwert strich über den Kopf des ersten Kopflosen, dort wo der Hals endete schlug das Schwert ein und ging hindurch, wie durch Luft flog es hindurch und doch fiel der Körper nach hinten. Es war der, mit der Eisenstange, ausgeholt zum Todesstoß war er nun gestorben, doch das war nun der endgültige Tod, ohne Zurück. Die Stange fiel nach hinten, der Körper donnerte zu Boden, doch noch immer glühte das Schwert, ein Lichtstern schien auf die Klinge, noch immer sah er nicht mit den Augen, er sah mit dem Glauben. So lenkten ihn die Hände direkt in sein Ziel. Wie durch Butter glitt die gerade Klinge linienförmig in den Körper, trat auf der anderen Seite heraus und blieb stecken. Jetzt hörte er kein Lachen mehr, sondern nur noch ein Röcheln. Der Kopflose wendete sich, versuchte zu entkommen, doch die Klinge gab ihm keine Chance. Das Glühen setzte sich in dem Körper fort, es sprang vom Amulett in den Körper, verwandelte den Körper in einen Lichtball. Dann zog er sie heraus, kein Tropfen war mehr zu sehen, kein Staubkorn, kein schwarzer Schleim. Das Licht hatte sein Schwert gereinigt und kam nun unversehrt heraus. Rociel drehte sich um, hielt einen Moment inne und spürte, wie das heilige Licht, Innos Macht, den Körper dahinsiechen ließ. Er musste schlimme Qualen leiden, so viel stand fest. Doch er wurde auch von all seinen Sünden befreit. Er wurde gereinigt. Für eine Zehntelsekunde wurde der Raum erhellt und nur Rociel hörte den grauenhaften und doch erleichterten Schrei. Das Licht zerfraß den Körper, er wurde zu einhundert Prozent zerstört. Ahhhhh Ein tiefes Atmen ließ Luft in seine Lungen strömen, er schloss die Augen und hielt inne, doch dann reckten sich die Lider wieder in die Höhe. Noch gab es Seelen, die befriedigt werden wollten und er war zu ihrer Befriedigung da. |
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22.03.2004, 22:09 | #37 | ||||||
Isabell Beiträge: 307 |
Einige Körperteile flogen wieder durch die Luft, jetzt wo sie das zweite Schwert hatte ging alles viel leichter von der Hand. Es war total ungewohnt mit nur einem Schwert zu kämpfen, Isabell hatte dies ewig nicht mehr getan, Zwar waren sowohl die Skelette, als auch die schon bekannten Toten sehr langsam, doch anfangs machte ihr der Kopflose echt Sorgen, da er viel schneller war als die Anderen. Dennoch gelang es ihr immer wieder den ein oder anderen zu besiegen, aber es waren immer noch zu viele gewesen. Wenigstens war die Anzahl hier überschaubar gewesen, so dass sie einen ungefähren Wert hatte, an dem man sich orientieren konnte. Die Kerzen leisteten zwar schwache Arbeit, dafür aber brannten sie beständig. Eine wichtige Lichtquelle, die dennoch unheimlich wirkte. Kohleschüsseln wären ihr durchaus lieber gewesen, doch das ging ja leider nicht. Der Kampf war ermüdend gewesen, er zerrte sehr an ihren natürlichen Kräften. Ihr Oberarm tat weh und auch ihre Schulter war seit langem ein einziges Wrack, doch die Kondition hielt immer noch gut. Aber die ständigen Kämpfe in letzter Zeit, sie zerrten an ihrem Leib und begannen ihre Wirkung nicht zu verfehlen. Mürbe machen, lautete die Devise. Das ganze wurde einfach zu viel, trotzdem fiel einer nach dem anderen. Sie hatte die Erschütterung gespürt, die im Körper ihres Bruders vorgegangen war, doch spürte sie diese öfter und war davon nicht mehr überrascht. Als er dann endlich in den Kampf eingriff, war es fast schon vorbei. Trotzdem war es erstaunlich, wie schnell danach doch alles ging. Die drei verfaulten Körper fielen binnen zehn Sekunden unter dem einen Schwert von ihm, ihr Beitrag am Ende bestand nur noch darin einem einsamen Skelett die Rippen zu brechen, aber selbst das gelang nur mehr schlecht als recht, sie war froh, als das weiße Menschenbildnis zusammenklappte und sich klappernd auf dem Boden verteilte. Isabell war müde geworden, der ganze Kampf, er war einer zuviel. Aber am Ende hatten sie es ja doch geschafft, als hätte sie es geahnt. Warum nur wusste sie, dass es wieder gut ausgehen würde. Hatte sie sich von den Worten ihres Bruders anstecken lassen? War es eine innere Überzeugung? Oder konnte man sagen, dass es einfache Regel war? In ihrem Kopf schwirrten Wortfetzen und eigene Gedankenbrücken, sie versuchte die Wörter zu ordnen, dies gelang jedoch nicht. So schleifte sie sich ein paar Meter weg von den Türmen aus schwarzen Fleisch und verstorbenem Leben, das so gar nicht mehr bezeichnet werden durfte und setzte sich auf einen Sarg, neben den Schein einer Fackel. Die Kraft war weg, als ob sie niemals da gewesen wäre. So schwach, jedes einzelne Glied, jeder Muskel gab Schmerzimpulse aus. Keine Spur mehr von Kraft, Stärke und Geschicklichkeit, von Ehrgeiz und Tatendrang. Das einzige was noch da war, war der Wunsch nach einer ruhigen Nacht. Oder einem ruhigen Tag. Jedenfalls wollte sie jetzt schlafen. Ohne essen. Ohne trinken. Ohne lange nachzudenken. Die junge Frau schleifte die Bänder ihres Rucksackes von ihren Schultern und fühlte mit den Händen ein wenig über die betroffenen Stellen, die schon jetzt schmerzten und ihr noch lange in Erinnerung bleiben würden. Aber es war dennoch richtig so. Sie war immer noch von der ganzen Sache überzeugt, selbst im Angesicht dieser Strapazen. Was sollte sie schon anderes tun? Selbst eine Verletzung hätte daran nichts geändert. Es gab keinen Grund zu zweifeln, es war nur Schwäche, nur eine reine körperliche Angelegenheit und keine geistige. Nur lähmte der schwache Körper auch ihren frischen Geist, so dass sie unweigerlich träge wurde. Außerdem war sie hier unten eh keine große Hilfe mehr, um jemanden wie ihren Bruder zu motivieren. So gemeinsam sie auch waren, es gab winzige Dinge, dort unterschieden sie sich enorm. Und dies war so ein Fall. Isabell stand langsam wieder auf und schleppte sich auf wackligen Beinen an eine Wand. Es war staubig, aber wenigstens klebte hier kein Blut. Keine Leichenteile. Und auf einem Sarg, in dem so etwas Ekelhaftes drin lag, wollte sie auch nicht schlafen. Ihren Rucksack nahm sie schon gar nicht mehr mit und ihre Augenlider senkten sich schneller als ein Stein im Wasser. Aber ein wenig blieb sie noch wach. Ich muss ein wenig schlafen Bruder. Nur ein bisschen ja? Ich werde bestimmt nicht lange schlafen, nur eine kurze Weile. Wir haben doch jetzt den Spiegel gefunden. Lass uns schlafen. Rociel hatte einen ruhigen Puls, sein Blut floss langsam und regelmäßig. Sie spürte es an ihrem linken Arm, auf dem sie nun lag. Aber sie hätte es auch an ihrer Brust, oder ihren Beinen spüren können. Denn sein Blut war überall in ihrem Körper. Schlaf ruhig Schwester. Du hast es dir mehr als verdient. Du hast gekämpft, wie ich es kenne, wenn einer Schlaf verdient hat, dann du… Die Augen zuckten langsamer, ihr Herzschlag wurde noch ein wenig ruhiger. Langsam entspannte sich der Körper und vergaß die Schmerzen. Und du? Kommst du nicht? Lange Zeit hörte sie nichts mehr. Ein, eineinhalb Minuten. Das hieß, sie hörte Stiefelklacken. Aber keine Worte. Solange gelang es ihr noch, sich wach zu halten. Dann spürte sie den Atem ihres Bruders, seinen Duft, der aus der Nähe intensiver war als der Geruch von verfaultem Fleisch. Ein einsamer, trockener Kuss auf ihre rechte Wange war das letzte, was sie spürte, bevor er sich wieder erhob. Nein Schwester. Noch nicht. Ich werde noch ein wenig ausharren und hier ein wenig aufräumen. Aber jetzt sorg dich nicht um mich, sondern schlafe ein. Ich wünsche dir einen wunderschönen Traum, einen Traum in der Natur. Gute Nacht. Dann ging er wieder fort, wohin auch immer, verhallten seine Stiefel in ihrem Ohr, ein tiefer Gang verschluckte sie und der schwache Körper sackte zusammen. Der Schlaf hatte leichtes Spiel am heutigen Tage. Von der Natur wollte sie gerne träumen, wie gerne hätte sie es getan, wie gerne… Wer träumt, dem wachen Flügel. |
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23.03.2004, 17:12 | #38 | ||||||
Heimdallr Beiträge: 12.421 |
Für Rociel endete die Nacht erst viele Stunden später neben seiner Schwester, er hatte die Toten zur Seite gelegt, sie in kleine Ecken gebracht, ganze Körper noch in die freien Särge gelegt. Manchmal mussten auch mehrere Körper in einem Sarg Platz finden, doch anders ging es nun mal nicht. Was der schwarze erzählt hatte klang zumindest glaubhaft. Sie waren alle einst Menschen gewesen und Menschen musste man bestatten, man durfte die Menschen nicht einfach so liegen lassen. Eigentlich war es ihm ja egal, er kümmerte sich nicht so sehr um die Bestattung seiner besiegten Feinde, da diese es eigentlich nicht im Geringsten verdient hatten, doch gestern Abend, da blieb er aus verschieden Gründen noch wach und da kam es ihm fast schon gelegen, dass er ein wenig Arbeit hatte. Er musste über vieles nachdenken, über seine Zeit hier unten. Mehrmals schüttelte er den Kopf, mehrmals ging er mit sich ins Gericht. Ich bin ein totaler Versager. Diese Erkenntnis beschäftigte ihn die ganze Zeit. Es gab eigentlich keinen Grund zu klagen, denn es war am Ende doch noch einmal alles gut gegangen. Innos hatte ihre Gebete erhöht und ihnen doch noch das Ziel geschenkt, dass sie schon fast aufgegeben hatten. Wenn dieser Spiegel denn der richtige war. Doch das war nicht alles. Sie konnten vielleicht zufrieden sein, doch jemand wie der junge Fürst war nicht zufrieden, wenn er so eine miserable Vorstellung abgeliefert hatte. Ein wenig wurde die Betrübtheit versüßt, denn die Worte seines Vaters fruchteten noch immer, wenigstens hatte er ihn noch nicht vergessen. Doch jetzt, als er sich nicht nur den letzten Kampf, sondern alle Kämpfe hier unten noch einmal ansah, vor seinem inneren, kritischen Auge, da sah er deutlich genug, wie schlecht er doch kämpfte. Er war ein jämmerlicher Kämpfer. Warum konnte er nicht immer so gut ein Schwert führen, wie er es gegen die Kopflosen am Ende getan hatte? Warum bedarf es immer eine extreme Situation, um in ihm einen Meister des Kampfes zu erwecken? Warum war er nur so nutzlos? All das beschäftigte ihn in der Nacht, in der er keine Müdigkeit verspürte. Vielleicht war es immer noch das wallende Blut oder die Anspannung der Nerven, aber müde wollte er einfach nicht werden. Zudem beschäftigte ihn noch einiges mehr. Er hatte noch ganz andere Sorgen, als nur seine miserable Kampftechnik. Er fragte sich zum Beispiel, warum das Amulett begann zu glühen. Es war keine Einbildung, eine solche Intensität eines Lichtstrahls konnte man sich nicht einfach einbilden. Aber es war unerklärlich, denn bisher war so was noch nie passiert. Man konnte sagen, dass er zurzeit wirklich nicht der Stabilste war. Im Gegenteil. Im Moment schien er hilflos durch diese Gänge zu wandeln. Als ob er irgendetwas genommen, oder einen Schlag auf den Kopf bekommen hätte. Einst wart ihr Menschen. Vielleicht kamt ihr hierher, weil es hieß, dass es etwas zu holen gäbe. Vielleicht seid ihr auch nur wegen des Spiegels gekommen, genau wie wir. Doch nun seid ihr gefallen, zum zweiten Male. Es ist unvorstellbar für einen normalen Menschen, welch grauenvolle Kreaturen diese Welt doch hervorbringt. Ihr Grauen alleine treibt viele Menschen in den Wahnsinn. Wer so etwas einmal gesehen hat, hat oft für immer Alpträume und Wahn. Ihr seid zu solchen Kreaturen konvertiert. Aber nun ist euer Leiden vorbei. Ihr habt gelebt ja. Aber es war ein Leben nach dem Tod. Ein unwürdiges Leben. Ich habe euch mit Freuden getötet und ich würde euch noch immer töten wollen, aber jeder Seele sei verzieren. Ihr wurdet erlöst und euer Dasein beendet. Nun wird Innos, euer Herr über euch richten. Wenn ihr ein gutes Leben geführt habt, so werdet ihr in Innos Arme aufgenommen werden. Solltet ihr aber Taten begangen haben, die sich nicht mit dem Grundgedanken des Herrn verbinden lassen, so war die Strafe Beliars eine gerechte Strafe. Eine Strafe, dessen Höhepunkt ihr noch lange nicht erreicht habt. Doch man soll auch verzeihen können. So sagte es der Herr. Und so kann auch ich verzeihen. Ich segne euch alle im Namen meines Herrn, auf das er auch euch verzeihen kann. Amen. Er hatte die Särge verschlossen und gesegnet, kein Innospriester hätte sich um diese bemitleidenswerten Kreaturen gekümmert, wer sollte den aufgeregten Seelen schon etwas sagen. Sie alle starben hier unten und wurden zu diesen Wesen. Keiner von ihnen bekam jemals eine Beerdigung. Keiner trauerte um sie, weil sie nie wieder kamen. Der Hass dieser Kreaturen war groß gewesen, doch sein Herz und Innos Gnade waren größer. Spätestens vor den Toten sollte man Anstand beweisen. Selbst dies konnte er nicht verhindern. Seine menschliche Seite wehrte sich, von der dämonischen Brut aufgefressen zu werden. Menschliche Rituale, eines Dämon unwürdig, sorgten dafür. Rociel versuchte nach der Segnung auch zu schlafen. Er hatte ausgeharrt, da er Angst hatte, dass sie im Schlaf überrascht würden. Doch es blieb ruhig. Stunde um Stunde. Sie hatten wohl nichts zu fürchten. Der junge Mann war nicht müde, denn ihn plagten Zweifel über den Sinn seiner Existenz. Rociel war niemand, der sich Schwäche einredete, doch wenn er nun mal fand, dass er miserabel kämpfte… zudem machte er sich weitere Sorgen um den Spiegel, denn er würde sicher kein Amulett ausspucken. Er hatte eine Ahnung, was kommen würde, doch er wollte sie nicht äußern. Wie eine zu Stein erstarrte Abbildung eines Menschen, blieb er lange Zeit stehen, auf einem der rostigen Skelettschwerter lehnend stützte er seinen Kopf. Er blickte zu Isabell, er starrte sie geradezu an. Mit kleinen, scharfen Augen beäugte er sie, wie ein böser Jäger auf seine Opfer schielte und sie nicht mehr losließ. Sein Blick konnte sich nicht lösen, lange Zeit nicht. Er war unglücklich über sich gewesen, doch noch unglücklicher wurde er, wenn er Isabell ansah. Bestimmt war sie sehr enttäuscht von ihm. Von seiner Schwäche geradezu schockiert. Er wollte sich nicht andauernd einreden, wie stark er doch war. Das hatte er schon tausend Mal getan. Aber er war es nicht. Was für eine Enttäuschung war er bloß. Aufgeben konnte er nicht, dafür war dies nicht seine Geschichte, nur die Arbeit blieb ihm. Arbeit an seinem Skrupel, an seiner Geschicklichkeit, an seiner Arroganz, an seiner Kraft. Sie waren alle nicht ausgeprägt genug. Sie mussten stärker werden. Erst als er diesen Entschluss gefasst hatte, ging es ihm einigermaßen besser und er beschloss sich hinzulegen. Müde war er zwar immer noch nicht, doch sein Körper freute sich trotzdem über die Sitzgelegenheit. Er aß etwas, trank wenig. Irgendwann musste er auch eingeschlafen sein, sicherlich sogar. Nichts ahnend streckten schon neue Feinde seine Fühler aus, als sie schliefen bereiteten sie alles vor. Denn der Spiegel, er hatte sie längst bemerkt, Leute wie sie fielen auf. Am neuen Tag oder der neuen Nacht, wachte er mit neuen Kräften auf. Doch dies war nur eine Kraft, die er jeden Morgen spürte, allerdings hatte sein Gehirn den Entschluss verstanden, er hatte in seiner kurzen Schlafphase davon geträumt. Ab sofort war es beschlossene Sache. Und Rociel hoffte, dass man ihm noch einmal Gelegenheit gab seine neue Macht zu beweisen. Und wenn nicht, dann werde ich es trotzdem tun… |
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23.03.2004, 19:41 | #39 | ||||||
Isabell Beiträge: 307 |
Gleich als Isabells Lider sich wieder hoben, ihre Muskeln sich reckten und streckten und der Körper mehr als die üblichen Schlafbewegungen vollführte und sie wieder aufwachte, da fühlte sich ihr Körper mindestens zehn Jahre jünger, als noch vor dem Schlafen an. Es musste Wunder vollbracht haben, ein paar Stunden zu ruhen, so viel besser konnte man sich aber nur fühlen, wenn man wirklich am Boden war, sie wusste das. Doch das war ihr jetzt egal, hauptsache sie war wieder fit. Geschmeidig stand sie wieder auf, auf beiden Beinen zu stehen war vor ein paar Stunden noch ein Ding des Schmerzes, nun wieder selbstverständlich, wie es auch sein sollte. Doch über überschüssige Kraft konnte sie sich auch nicht beschweren, denn dazu war sie immer noch zu sehr geschwächt, besonders am Nacken und auf den Schultern war der Schmerz nicht ganz gegangen. Aber ihrer Hand ging es um einiges besser. Aber sie war glücklich, dass es voran ging. Rociel war schon auf den Beinen, oder hatte er gar nicht geruht? Kaum mehr müde und schon gar nicht träge schlängelte sie um ihn herum, der, der auf einem Sargdeckel saß und ins Leere starrte. Du sitzt aber nicht seit gestern hier oder? Sie umarmte ihn von hinten und gab ihm ein paar leichte Küsse auf Wange und Lippenflügel, bis sich diese zu einem verschmitzten Lächeln weiteten. Nein, erst seit ein paar Stunden. Ich habe gestern noch ein wenig aufgeräumt, das Requiem abgehalten und etwas meditiert. Es war sehr ruhig hier. Du merkst es immer noch, wenn du schweigst. Keine Schwingungen. Kein Wind. Keine Stimmen. Auch kein Röcheln, Stöhnen, Lachen oder Keuchen. Keine Wörter, es sei denn wir reden. Ich habe stundenlang meinen Atem gehört. Ich war nicht müde und bin es immer noch nicht. Du hast schön geschlafen. Vor allem lange. Hast du einen schönen Traum gehabt? Isabell sah sich dabei ein wenig um, ihr fiel tatsächlich auf, dass sich einiges verändert hatte, die Särge waren wieder geschlossen, zumindest die groben Stücke waren zu, hatten die Faulenden doch mehr als nur ein Stück zerbrochen. Aber der Boden war gesäubert, der Geruch blieb jedoch. Nein…Ja…ich weiß nicht mehr, was ich geträumt habe. Ich glaube, ich wurde mit keinem Traum gesegnet. Sie löste sich wieder von ihm und streifte ein wenig um den dunklen Raum. Die Kerzen brannten immer noch, es schienen Kerzen zu sein, deren Wachs äußerst langlebig war, vielleicht hatte man ihnen auch eine Flüssigkeit beigemischt, so dass sie länger brannten. Doch mehr hatte sich nicht in dem Raum geändert, alles war beim Alten. Sie renkte ein wenig ihren Kopf… Tut dein Nacken weh? Lass mich mal sehen! Ihr Nacken schmerzte tatsächlich, woher hatte er es geahnt? Waren ihre Verrenkungen so auffällig? Isabell ging wieder zurück zu ihrem ruhigen Bruder und lehnte sich auch gegen den aufgebahrten Sarg. Es tat gut, als ihre Haut wieder ein wenig geknetet wurde, so dass das Blut besser durch die schmerzenden Stellen fließen konnte. Es war entspannend zugleich, doch so früh am Morgen, oder besser gesagt, nach dem Aufwachen, fühlte sie sich noch nicht in der Lage groß zu entspannen. Ihre Logik fing den Tag in der Regel ein paar Minuten später an und das war heute auch nicht viel anders. So bemerkte sie erst beim massieren, dass sich etwas mit dem Blut verändert hatte. Aber nicht mit ihrem. Geht’s dir gut Rociel? Sie fragte munter in den Tag hinein, hatte jedoch Pech, dass sie sein Gesicht nicht sehen konnte, dass sich blitzartig verzog, doch er ließ sich nichts anmerken. Klar. Alles bestens. Sie konnte die Lüge nicht sehen, es war ihr unmöglich gewesen, aber sie hatte es zumindest versucht. Aber es war ja noch früh am Tag und so versuchte sie wenigstens etwas abzuschalten. Kein Gedanke mehr wurde an diese Anlage hier verschwendet, die junge Frau wollte sich einfach mal auf etwas anderes konzentrieren, denn die Realität war um sie herum. Jede Sekunde. So sollten sie wenigstens ein paar Minuten des Tages nutzen und vergessen. Dabei wusste sie nie, ob ihr Bruder nicht jede Sekunde an diese Anlage oder ihre Aufgabe hier dachte. Sie musste es ja auch tun, es war zu eng miteinander verbunden, als das man vergessen konnte. Warum konnten diese Idioten nicht woanders hingehen, ihre Amulette auf irgendwelchen Bergen oder in tiefen Schluchten verstecken, nein, sie mussten immer in irgendwelche dunklen Ecken. Isabell musste seufzen, es hatte ja doch keinen Sinn… I: Du denkst daran stimmt’s? R: Hm? I: An das Amulett, an diese Anlage, an die Toten, all das eben. R: Nein…nicht mehr. I: Nicht? Wirklich nicht? R: Nein, wirklich nicht. I: Aber an was denkst du dann? R: Ich…es ist nichts. Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll, ob ich es sagen will… I: Schon gut. Wollen wir was essen? R: Ich hab erst vor ein paar Stunden was gegessen. Und Durst hab ich auch keinen. Aber ich mach dir gerne was, ruh dich noch ein wenig aus. Sie wollte noch etwas drauf entgegnen, doch da war er schon fast bei ihren Proviantsäcken, die auf einmal zusammenstanden. So ließ sie es geschehen, sie wollte nichts dagegen sagen, auch wenn es ihr nicht gefiel, dass Rociel schon wieder soviel für sie machte. Nicht viel Zeit brauchte er, dann brachte er ihr ein kleines Frühstück. Gemessen an ihren Mitteln war es bescheiden, zwei dünne Scheiben Brot mit Käse und Wurst, dazu einen halben Apfel, an der anderen Hälfte knabberte er. Aber im Nachhinein war sie froh darüber, denn ansonsten wäre ihr Bauch nur voll und sie hätte Schmerzen bekommen. Es blieb sehr still, vielleicht ging es Rociel ähnlich wie ihr auch, in dieser Umgebung zu reden kostete große Überwindung. Auch die Ereignisse ließen sich nicht einfach vergessen. Sie hatten so vielen Gestalten, die in einer authentischen Gestalt von Menschen umhergewandelt waren, die Köpfe abgeschlagen, alleine dies war heftig. Aber jetzt, jetzt war die Erwartung natürlich groß, denn das, was sie als Spiegel identifiziert hatte, musste untersucht werden, niemand hatte ihnen gesagt, was es damit auf sich hatte. Lass uns mal schauen, was es mit diesem Spiegel eigentlich auf sich hat. Ihr Bruder folgte ihr auf den Fersen, als sie zu der Stelle traten, wo er stand. Es war ein großer Spiegel, der größer war als sie selber. Er ging vom Boden, wo er etwa drei, vier Zentimeter über diesem in eine Steinfassung eingelegt war, bis drei Meter nach oben. Er war gut zwei Meter breit und bestand aus richtigem Glas. Sie konnten ihre eigenen Gesichter sehen, aber nur sehr schlecht. Neben dem Spiegel standen viele Abbilder und Götzenstatuen. Kleine Kobolde, wie auch menschliche Schädel waren in Stein gehauen. Sie bildeten den Rahmen dieses Gegenstandes. Doch was sollte an diesem Spiegel magisch sein? Er war so verstaubt, dass man fast gar nichts sehen konnte. Ihr Bruder nahm ein Tuch und wischte über einen Teil der Fläche, bis diese blank poliert war, zumindest wieder spiegelte. Erst jetzt sahen sie sich und ihre Umgebung im Spiegel. Doch für sie war dies nicht sonderlich gut, denn jetzt zeigte man ihr die grauenhafte Realität erst richtig auf. Sie sah schrecklich aus. Rociel hingegen sah suchend aus. Er suchte den Grund, oder den Sinn dieses Gegenstandes. Plötzlich hörten sie ein schmatzendes Geräusch, es war ihr nicht möglich es einzuordnen, da sah sie es. Kleine, in der Luft schwebende Seile kamen im Spiegel zum Vorschein und sie näherten sich ihrer Haut. Doch es waren keine Seile. Sie waren schwarz-grau und nicht braun, und außerdem sahen sie metallen aus, allerdings mit der Leichtigkeit von Hanf, wie es auch ihr Seil hatte. Sofort witterten sie einen Angriff und wichen zurück, doch dann ertönte eine Stimme. Sie war so schön und doch so schrecklich. Grausam und mild in einem. Ruhig und Laut, Klar und Unverständlich. Sie war absolut neutral, eine Stimme ohne einen Hauch von Einordnung. Und dann sahen sie auch, von wem die Stimme kam und woher diese Seile stammten. Zwei Gesichter, die den Rahmen mitbildeten, sie bewegten langsam ihre Münder, doch die Stimme schien trotzdem nur im Hirn zu hören, nicht in den Ohren. Aus den Mündern dieser Wesen kamen nämlich die Seile, die vor ihren Gesichtern stoppten und wie Blätter im Wind umherwehten. Habt keine Angst. Wir wollen euch nichts tun. Wir sind keine Feinde und keine Freunde. Wir können euch weder töten, noch verletzen, geschweige denn heilen. Wir sind die Wächter des magischen Spiegels. Keinen Namen besitzen wir und sind doch nicht namenlos. Wir sind keine Wesen, wie ihr sie kennt, nur Wächter in Stein gemeißelt. Wir dienen weder Beliar noch Innos, auch Adanos nicht, geschweige denn einem anderen Gott. Und doch stehen wir Beliar zur Seite. Wir sind körperlos und besitzen auch keinen Geist. Doch trotzdem besitzen wir dies alles in unserer Erinnerung. Wir wissen noch, wie die letzten Menschen hier standen, vor dreihundertsechsundsiebzig Jahren. Aber sie kamen damals nicht zurück. Wir können leider nicht sehen, was ihr denkt und fühlt, da wir euch nicht sehen und spüren können. Setzt euch doch bitte vor den Spiegel und lasst uns fühlen, wer ihr seid. Auch wenn es Bedenken gab, sie taten wie ihnen geheißen und setzten sich vor den Spiegel. Kurz darauf berührten die Seile ihre Köpfe und ihren Körper. Als ob sie abgetastet würden… Ahhh, wir sehen, dass ihr nicht die seid, für die sich euer Körper ausgibt…aber…ist das möglich? Siehst du es auch? - Ja ich sehe es auch. Ich spüre eine Konzentration, die nur er besaß. Aber wie ist das möglich? Er wurde doch längst vernichtet? - Woher soll ich das wissen? Er muss wieder zurückgeholt worden sein. - Aber…aber das kann doch nur durch Ihn passiert sein… Und wenn es so wäre? Was macht er hier? - Das Gleiche gilt für sie. Was macht sie hier? Und vor allem. Warum tragen sie das Blut eines Dämons in sich? - Verdammt, ich weiß es nicht. Was wollen sie überhaupt hier? - Wenn ich das bloß wüsste. Nun denn, ihr müsst schon entschuldigen, aber obwohl wir keinen Körper und keinen Geist besitzen, sind wir älter als wir aussehen. Eigentlich ist es nicht unsere Aufgabe zu reden, schon gar nicht über solche prekären Dinge, die wir gar nicht mehr wissen dürfen, doch es ist über uns gekommen. Doch zurück zu euch. Ihr wisst hoffentlich, was euch erwartet. Wenn ihr durch das Tor tretet gibt es solange kein Zurück mehr, bis ihr einen von Skelldons Knochen besitzt. Sie alleine öffnen den magischen Spiegel, um erneut hierher zurückzukehren. Ihr wisst sicherlich, dass ihr die Welten wechselt. Dort wo ihr hinreist, dort gibt es kein Gorthar mehr. Diese Welt dort existiert nicht. Ihr reist auf eine der Sieben Platten der Hölle. Um genau zu sein reist ihr in Skelldons Reich. Bisher schafften es sieben Leute durch dieses Tor zu kommen. Null kamen je durch diesen, einzigen Durchgang. Ihr werdet jedoch erst eine Frage beantworten müssen, bevor euch der Zugang gewährt wird. Wenn ihr die Frage richtig beantwortet, so verlassen wir euch und öffnen das Tor, für diesen Moment sind beide Welten verbunden. Wählt ihr die falsche Antwort, so bleibt euch das Tor für immer verschlossen. Wir spüren, dass ihr bereit seid, also höret die Frage gut und wählet die Antwort weise. Was ist tot und doch am Leben? Es war ein komisches Gefühl, diese Seile, diese Dinger fühlten sich merkwürdig kühl auf der Haut an und Isabell hatte Angst, dass sie nicht ganz so friedlich waren, wie sie vorgaben, doch anscheinend schienen die Spiegelwächter wirklich kein Feind zu sein. Was sie jedoch die ganze Zeit von sich gaben war höchst verwirrend. Warum standen sie auf Beliars Seite, wenn sie keinem Gott dienten? Wer war Skelldon? Was war das für eine Welt von der sie sprachen? Und vor allem, um was ging es in diesem seltsamen Gespräch, wo beide Wesen sprachen, sich geradezu unterhielten? Ging es dabei um sie? Anscheinend, doch Isabell verstand kein Wort. Und jetzt diese Frage. Weißt du die Antwort Bruder? Ihr Bruder sah zur Seite, blickten sie doch beide in den Spiegel, doch der untere Teil war noch verstaubt, deswegen sah man nicht gut. Ja. Anscheinend bin ich doch noch zu etwas zu gebrauchen. Die Antwort gab mir einst meine Erziehung. Vater hat es mir gesagt, in seinen Geschichten, die er mir einst erzählt hat. Weißt du, was es ist Isabell? Wenn jemand tot ist und doch noch lebt? Wir sind diesen armen Seelen begegnet. Seit wir hier unten sind, sind wir ihnen begegnet… Spiegel! Hörst du mich? Die Antwort lautet untot! Der Fluch der Untoten, der Fluch des Beliar! Wenn die Körper niedere Aufgaben übernehmen und ihre Seelen entweder schon gelöst sind, oder in dem toten Leichnam gefangen gehalten werden. Wenn der Gott des Todes experimentiert. Dann kommt so etwas dabei heraus. Und nun gewähre uns bitte Zutritt, zu dieser Welt. Die Seile fuhren zurück in die offenen Münder, die sich deswegen aber noch lange nicht schließen, stattdessen blinkte ein kleines Licht in der Mitte des Spiegels auf und ließ das Glas schmelzen. Es waberte nur noch und die matte, silbrige Farbe änderte sich in einen hellen, blauen Ton. Nun stand es da, das Tor zu dieser Welt. Es schien so unwahrscheinlich und doch war es real. Es war echt. Du hast die Antwort gewusst… |
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23.03.2004, 21:02 | #40 | ||||||
Heimdallr Beiträge: 12.421 |
...... Kommt rein, kommt her, kommt sehet hier Nebelschwaden dringen heraus Nehmt alles mit, Kind, Frau und Tier Gönnt uns doch den leckren Schmaus. Oh nein, wir wollen nicht essen, nicht laben Sehet nur herein, ins Tor der Tore Uns gelüstet’s nach andren Gaben Hört ihr die Schreie in eurem Ohre? Das sind die Toten, die Toten der vergangenen Zeit Leben hier, gefangen, gequält Sind nicht freien Willens gegangen soweit Haben nicht diesen Weg gewählt. Nun kommt, nun kommt, es ist angerichtet Zum Mahl der Toten, die Uhr schlägt Punkt zehn Noch der Teller sich nicht hat gelichtet Wir warten auf euch, wir wollen euch sehen. Tretet nun über die Schwelle, so grell Seid nicht im Kopfe hohl Sonst schließt sich das Tor hinter euch ganz schnell Wir sorgen uns um euer Wohl. Nun aber hurtig, es bleibt nur eine Minut Die Stimme der Toten wird still Ich hoffe nur, euch fehlt nicht der Mut Die Zeit tickt, so war’s Beliar will. Hahahahahahahahaha..... |
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23.03.2004, 22:03 | #41 | ||||||
Isabell Beiträge: 307 |
Hurtig und stillschweigend stand ihr Bruder auf und entfernte sich von dem Tor, doch noch ehe er sein Ziel erreichte, hatte Isabell es schon im Blick. Natürlich, sie hatten ja noch ihre Proviantsäcke an der Wand stehen. Mit einem Ruck warf ihr Bruder den Sack zu ihr und sie fing ihn im Aufstehen auf. Der Spiegel indes schwieg nun wieder, keine Stimme war mehr zu hören. Nur ein heller Ton war zu hören, der wohl auf das Schwingen zurückzuführen war. Die Stimme hatte gesagt, dass sie nur noch eine Minute hatten, so mussten sie sich nun beeilen, sollte sich das Tor nicht für immer schließen. Aber vielleicht wäre das auch besser so gewesen, denn Isabell fühlte sich nicht wohl bei dem Gedanken, diese Welt zu verlassen und sich in die Hände dieses fremden Zaubers zu begeben. Bist du bereit?, fragte ihr Bruder leise. Ja, antwortete sie ihm. Hast du Angst vor dem Tor?, fragte er erneut. Ein bisschen, und du?, entgegnete Isabell. Sehr sogar. Gib mir deine Hand, wir gehen gemeinsam hindurch. Isabell gab ihrem Bruder ihre linke Hand und gemeinsam machten sie einen Schritt nach vorne, direkt in den Spiegel hinein. Doch das Glas splitterte nicht und sie fühlten auch nichts, der Spiegel verschluckte sie einfach. Genau im letzten Moment, denn die Verbindung zwischen den Welten schloss sich und ermöglichte niemandem mehr ein Nachkommen, ohne die richtige Antwort zu wissen. Doch wenigstens waren die Wächter nun endgültig ausgeschaltet. Doch das waren sie schon oft, meistens scheiterten die Menschen, wie sonst wären die ganzen verfaulten Toten zu erklären? Doch im Laufe der Jahrhunderte, gar Tausende, hatten es immerhin sieben geschafft. Nicht immer alleine, aber immerhin. Die Wächter waren dreimal besiegt wurden. Das System war so simpel wie auch einfach, in dem Moment, wo jemand aus der Welt der Menschen in die andere Ebene trat, setzte man alles daran diese zu töten, denn es konnten nur Lebewesen sein. Bald schon würde man einen weiteren, guten Wächter durch den Spiegel schicken, dann, wenn die Eindringlinge erfolgreich gefasst oder getötet wurden. Dieser würde dann den Platz des Besiegten einnehmen und erneut eine Armee aus Untoter aufbauen, sein primäres Ziel war es jedoch den magischen Spiegel zu verteidigen. So einfach war dieses System und doch drohte es dreimal zu scheitern. Denn die sieben Lebewesen waren sicherlich nicht gekommen, um zu sterben. Was mit ihnen passiert war, das konnte natürlich niemand sagen, doch sie hatten sich sicher nicht diese Mühe gemacht, nur um zu sterben. Denn den magischen Spiegel mitsamt seiner Aufgabe, existierte schon länger als die Menschen, denn die beiden Welten existierten ebenfalls länger als ihre Lebewesen. Die Reise, wenn man es denn als solche bezeichnen wollte, dauerte mehrere Stunden, blieb jedoch ohne Folgen, wie Müdigkeit oder Kraftverlust, für die beiden. Isabell hatte die Reise nur als Moment war genommen. Als sie durch den blauen, wabernden Spiegel ging, schloss sie die Augen und als sie sie wieder aufmachte, war sie da. Derselbe Spiegel wie schon in den Gängen der ihrigen Welt stand da, doch man merkte sofort, dass man woanders war. Der Raum in dem sie nun standen war viel größer, ein Meer aus Fackeln, mindestens vier Duzend, brannte lichterloh und erhellte das Gebiet. Sonne oder den Himmel konnte man auch hier vergeblich suchen, was wohl einfach daran lag, dass auch hier eine Anlage hoch gezüchtet wurde, die einzig und alleine dem Spiegel gewidmet war. Doch sie erfüllte noch eine viel größere Aufgabe, doch diese war ihnen noch gänzlich unbekannt. Das einzige was sie von der Reise mitgenommen hatte, war ein leichter Kopfschmerz, doch dieser verflog wieder rasch. Sie lösten sich aus den Händen und sahen sich gemeinsam um. Ein großer Raum war es, das hatten sie schon gemerkt. Der Spiegel war ebenfalls in eine Wand aus Stein gehauen, doch hier führten zwei synchron angelegte Treppenstufen hinauf. Es waren unglaublich kleine Stufenabstände und insgesamt auch nur vier Stufen pro Treppe, von daher war es keine direkte Kuppel, auf dem der Spiegel stand, sondern nur eine kleine Anhebung im Boden. Hier mussten sie also wieder hin, wenn sie zurück wollten. Gut zu wissen, dass niemand hier war und sie in Empfang nahm. Ein bisschen komisch war das ja schon. Wo waren sie hier bloß? Irgendwie sah es gar nicht mal so schlimm aus. Es gab einen Boden, eine Decke und sogar Holzkisten. Irgendwie kannte sie das Bild. Was sollte hier so schlimm sein? R: Na, gut angekommen Schwester? I: Geht so. Sag mal, weißt du, wo wir hier sind? R: Auf einer der Sieben Schalen der Hölle. I: Und was ist das? R: Keine Ahnung. I: Du weißt nicht zufällig, wer Skelldon ist oder? R: Nö, kenn ich nicht. I: Toll…na ja, ich weiß ja auch nichts. Lass uns mal rumschauen, genug Festbeleuchtung haben wir ja, hoffentlich bleibt das so. |
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24.03.2004, 15:13 | #42 | ||||||
Heimdallr Beiträge: 12.421 |
Isabell nahm das Ganze ja ziemlich locker, so sah er es zumindest. Doch sie sollten hier nichts auf die leichte Schulter nehmen, da sie hier irgendwo waren und keine Ahnung hatten, wer hier lebte, was hier lebte und auch sonst hatten sie keinen Plan. Jeder Schritt wurde so zu einer Gefahr, konnten hier doch überall Fallen lauern, so was konnte man auf keinen Fall ausschließen. Doch Rociel ahnte schon etwas, denn das Wort Skelldon, das jetzt des Öfteren gefallen war, erinnerte ihn nicht ohne Grund an das Wort Skelett. Er hätte schwören können, dass es sich bei diesem Skelldon um ein Skelett handelte, doch er wollte sich lieber nicht vorstellen, warum man einem Skelett einen eigenen Namen gab. Es musste äußerst mächtig sein, anders wäre es wohl nicht zu erklären. Und dieser Skelldon würde dann auch sein Amulett haben, die Schlussfolgerung war ziemlich logisch. Allerdings erwartete Rociel nicht, dass sein Gegner ihm dies so leicht machen wird, er war sich sogar ziemlich sicher, dass er selber ein großes Interesse an seinem Tod haben wird. Allein die Worte, die der Spiegel nach seiner Aktivierung zu ihnen sprach klangen nicht sehr viel versprechend. Allerdings hatte er schon eine große Vermutung, welchem Element das gesuchte Element angehörte. Eigentlich musste es den Toten angehören, denn der Aufbau ihrer Suche schien eindeutig, fast überall begegnete ihnen das unheilige Leben. Aber er wollte sich nicht festlegen, nicht ehe er etwas mehr über Skelldon herausgefunden hatte, oder ihm gegenüberstand. Doch gleichzeitig dachte er auch an seinen Beschluss, der nach wie vor Bestand hatte. Er wollte sich endlich einmal nicht schämen müssen und sich keine Vorwürfe machen wollen. Doch ein Kampf schien so unendlich weit weg, zumindest im Moment. Es wirkte gar nicht mal so anders, wenn man schon das Wort neue Welt und Hölle hörte, dann erwartete man mehr als nur ein paar dunkle Gänge, in denen Fackeln brannten. Für ihn bedeuteten beide Begriffe etwas vollkommen anderes, doch er war natürlich froh nicht in einem großen Feuer gelandet zu sein. Und auch sonst wirkte alles wie auf der normalen Welt. Je länger sie sich hier aufhielten, je länger sie dieselbe Luft wie noch in den Gängen unter Gorthar einatmeten und je länger hier die Räume noch Wände hatten, desto weniger glaubte er, wirklich in einer anderen Welt zu sein. Wissen konnte er es natürlich nicht und eine gewisse Veränderung hatte sich natürlich bemerkbar gemacht, allein der ekelhafte Geruch von verfaultem Fleisch war verschwunden, aber wahrscheinlich hatte sie irgendein mieser Zauber nur irgendwoanders hingebracht, aber nicht in eine andere Welt. Die Gänge waren hier durchaus breiter als noch in Gorthar, doch vielleicht waren sie auch nur an einem strategischen Punkt dieser Anlage angekommen und sonst war es genauso eng. Doch eines fiel sofort ins Auge, die Festbeleuchtung. Hier wurde wirklich nicht an Fackeln gespart, im Gegenteil, fast schon verschwenderisch ging man mit ihnen um, so dass jede zwei Meter eine Fackel hing und das über weite Strecken. So konnte er es sich vorerst sparen seine eigene anzuzünden. Die Allee aus brennenden Hölzern war auch eine Art Motivation, das hier etwas war und so machte es auch nichts aus dem, inhaltlich leeren Gang, lange Zeit entlang zu gehen. Doch alles was sie vermeiden wollten waren wieder endlos lange Gänge und Abzweigungen, bei denen es immer um die Frage, ob links oder rechts ging. Ein blanker Horror war dies gewesen und sollte dableiben, wo sie hergekommen waren. Und tatsächlich, sie hatten Glück, der erste Gang, der mehr als zweihundert Meter geradeaus führte, endete nicht an einer Abzweigung, sondern an einer einfachen Biegung, die allerdings radikal nach links führte. Der Fackelschein ließ nicht nach, egal wie weit sie auch gingen, es mussten mittlerweile fünfhundert Fackeln gewesen sein und sie waren vielleicht eine halbe Stunde hier. Doch dieses Mal präsentierte sich der Gang anders. Er war zwar aufgebaut wie sein Vorgänger, doch auch wieder nicht. Die erste Tür kam nach ungefähr zwanzig Meter, danach folgte alle fünf Meter weiter eine andere. Die erste Tür öffneten sie noch, obwohl man durch das Gitter in Augenhöhe hindurch sehen konnte. Es war eine kleine Zelle, nicht größer als ein paar Quadratmeter. Es gab nichts, weder ein Bett, noch eine Erhebung im Fels und erstrecht kein Stroh oder ein Fenster. Zumindest letzteres machte Sinn. Aber eines fiel ihnen noch auf. Eisenringe, deren Enden in die hintere Wand gehauen waren, die gab es. Zur Sicherheit blieb immer einer draußen, wenn der Andere drin war, um sich umzuschauen, doch nur die ersten vier Zellen betraten sie, danach begnügten sie sich mit einem flüchtigen Blick durch das Gitter. Es gab bis zum Ende des Ganges, sie hatten mitgezählt, zweiundsiebzig Türen, sechsunddreißig auf jeder Seite. Doch nur eine einzige besaß wirklich einen Inhalt und das war die letzte Zelle auf ihrem Weg nach Norden, oder besser gesagt, zur nächsten Biegung. Die Leiche war ihnen nur aufgefallen, da die Tür blutverschmiert war, zumindest schimmerten noch schwarze Blutlinien an der Außentür. Rociel hatte die Zelle betreten, die sich von den anderen nicht unterschied und fand ein Skelett, das einst an die Ketten gelegt wurde, denn die Armknochen hingen noch daran. Leider war das eindeutig menschliche Skelett alles, nichts weiter war zu finden. Doch der junge Fürst erinnerte sich noch an die Worte des Spiegels. Sie hatten gesagt, dass es nur sieben Menschen je geschafft hatten durch den Spiegel zu reisen. Die Vermutung lag nahe, das sie den Ersten gefunden hatten… |
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24.03.2004, 16:05 | #43 | ||||||
Isabell Beiträge: 307 |
Jetzt anscheinend wurden ihre Bitten erhört, denn es blieb tatsächlich hell, die Erbauer der Anlage waren ganz sicher keine geizigen Leute, denn wer es sich leisten konnte hunderte von Fackeln brennen zu lassen, der musste ziemlich prunkvoll wohnen. Mal ganz abgesehen davon, dass auch hier unten das Wörtchen Staub kein Fremdwort war, musste sie allerdings zugeben, dass die Anlage sehr stabil und groß wirkte. Vielleicht sorgten eben nur die Fackeln dafür, dass alles so riesig aussah, aber die Felsquader waren noch größer als in der Kanalisation von Gorthar und waren sehr grob verbunden. Die Wände waren deshalb immer mal voller Nischen, doch deswegen wirkten sie nicht weniger imposant. Von den Kerkerräumen hielt sie allerdings nicht sehr viel, da sie ja so gut wie gar nicht eingesetzt worden waren. Sie fragte sich, für was man so eine riesige Kerkeranlage baute, wenn man kaum jemanden dort gefangen hielt. Leider war ja niemand mehr am Leben, den die hätten befreien können, aber sowieso war es seltsam, denn alle Türen waren unverschlossen und jede Zelle frei zugänglich. Als ob man die Zellen nicht mehr bräuchte oder sich nicht mehr dafür interessierte. Seltsam war es auf jeden Fall. Als sie dann wieder um die Ecke bogen, wurde schon wieder Abwechslung geboten, eine Abwechslung, von der sich die Kanalisation noch ein großes Stück hätte abschneiden können, doch es war die Frage, ob das wirklich ein Grund zum freuen war. Jedenfalls führte nun eine gradlinige Treppe nach oben. Sie hatte nicht wenig Stufen, doch sehr weit hoch ging es trotzdem nicht. Auch hier wurde der erlesene Bau sichtbar, denn es waren exakt sechs mal fünf Stufen, allerdings höhere und dazwischen war immer eine zwei Meter lange Steinplatte. Jedenfalls hatten sie keine Mühe dort hochzukommen und standen sofort in einem Raum, der wieder nur eine Möglichkeit bot, nämlich eine verschlossene Gittertür. Allerdings merkte sich Isabell den Standplatz, denn hierher mussten sie wieder zurück. Das durften sie auch keinen Fall vergessen. Wer weiß, wie groß die Anlage hier war. Noch hatten sie schließlich keinen Plan, was es denn sein könnte. Eine Gruft war genauso wenig ausgeschlossen wie ein Kellergewölbe, eine weitere Kanalisation oder nur ein unterirdisches Tunnelsystem. Es konnte so gut wie alles sein, allerdings schien der Kerker auf etwas Größeres hinzudeuten. Das Problem, dass sich die Gittertür nicht öffnen ließ, war weniger ein Problem für sie, als für die Tür. Das dicke Eisenschloss hielt einem gemeinsamen Schlag ihrer Schwerter nicht stand und fiel schrill zu Boden, die Tür sprang zur Seite und ächzte unter der Drehbewegung nach außen. Dieses erste Hindernis hatten sie erst mal hinter sich gelassen, was schon mal ganz gut war. Aber Türen waren selten ein ernstes Problem, diese beliefen sich auf anderen Gebieten. Schon wieder erwartete sie ein Festakt von Fackeln, die allerdings geringer gestreut waren. Allerdings war auch der Gang enger geworden und so tat es dem Lichtschein keinen Abbruch. Es schien allerdings nur ein Verbindungsgang zu sein, denn er ging nur zwanzig Meter weit, ehe sie vor einer weiteren Tür standen, dieses Mal war sie jedoch aus Holz. Der Knauf war aus verrostetem Messing und ließ sich einwandfrei drehen, auf dass sich die Tür öffnete. Es war die ganze Zeit still in den Gängen, sie hörten keine Geräusche mehr, die nur entfernt an einen ehemaligen Menschen erinnerten und auch sonst blieb es unauffällig. Wenn mal etwas wirklich anders war, dann durch von ihnen verursachte Gründe, beispielsweise das öffnen jener Türen oder auch ihre klangvollen Stiefel. Doch die ganze Anlage, es war schließlich ein weit verzweigtes Netz aus Gängen, schien zu schlafen. Keine Wächter erwarteten sie, aber auch sonst wachte hier niemand. Nur die Fackeln zeugten davon, dass hier jemand war, aber auch sie waren unheimlich. Als sie nun durch die Tür in diesem kleinen Gang traten, änderte sich die Harmonie jedoch schlagartig, jedoch eher, weil es wieder konfus für sie wurde. Ein kleiner, rechteckiger Raum, der nur aus kargen Steinwänden bestand, bot ihnen gleich drei Möglichkeiten. Eine war ein Gang nach links, eine zweite Möglichkeit war ein Gang nach rechts und der dritte Weg führte über eine kleine Treppe nach oben. Sie entschieden sich zuerst für links, aber so wirklich groß war die Entscheidung auch nicht, denn sie wussten ja noch nicht allzu viel über die Anlage, wie die Gänge miteinander verzweigt waren, das ganze Programm eben. Der linke Gang war aber ganz klar eine Fehlentscheidung, denn nach zehn Minuten zähem Gehens standen sie vor einer Wand, die Fackeln verrieten ihnen gnadenlos ihren Fehler. Es blieb auch nach dem Abtasten der Wand erfolglos, da rührte sich nichts und war wohl einfach zugemauert worden. Also mussten sie wohl oder übel zurückgehen, auch wenn dies ärgerlich war. Als nächstes wählte sie den rechten Gang und auch dies war alles andere als gut. Gerade als sie durch den Durchgang hindurch gehen wollten, huschte ein Schatten entlang und als sie besser hinhörten konnten sie auch Schritte vernehmen. Schnell traten sie fast zeitgleich durch den steinernen Rahmen, als sie vor ihnen ein Skelett sahen. Es schien sie aber gar nicht zu beachten, sondern einen Weg entlang zu gehen. Leise versuchten sie hinter dem Skelett hinterher zu schleichen, doch so geistlos wie es anfangs wirkte war der Knochenmann gar nicht. Auf halber Strecke blieb er stehen, wie auch die Verfolger, doch dann drehte es sich um und kam auf sie zu. Das Skelett hatte keine Waffen, doch wie effektiv die bloßen Hände dieser Kreaturen sein konnten, hatte Isabell ja schon bemerkt, doch noch ehe sie ihr Schwert ziehen konnte, hatte es Rociel getan. Ihr Bruder holte nur einmal kraftvoll aus und streifte durch den Oberkörper, so dass das Skelett sofort zerbrach. Dabei hatten sie die ganze Zeit keinen Ton vernommen, fast schien das Skelett total stumm zu sein, immer wieder dieselben Wege gehend. Nun ertönten Knochen, die noch einige Sekunden auf den Steinboden fielen und dort umher schlitterten. Aber sie gingen weiter, mussten aber zu ihrer Enttäuschung feststellen, dass es schon wieder eine Sackgasse war, in die sie da getreten waren. Was allerdings dieses Skelett da machte, das blieb ihnen ein Rätsel. So standen sie am Ende wieder in dem Raum der drei Möglichkeiten und nun war die Entscheidung einfach, blieb ja nur noch eine übrig… |
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24.03.2004, 16:59 | #44 | ||||||
Heimdallr Beiträge: 12.421 |
Könnte das etwa das zweite Skelett gewesen sein, besser gesagt, der zweite Mensch? Durchaus möglich, denn es hat uns nicht direkt angegriffen… Der Fürst grübelte nach der Vernichtung dieses doch sehr dankbaren Gegners darüber nach, ob sie schon zwei der sieben Menschen mittlerweile gefunden hatten. Wissen konnten sie es sicherlich nicht, doch zumindest eine Vermutung war wohl erlaubt, denn was sollte ein Skelett schon einen Gang auf und ab laufen, wenn es da doch überhaupt nichts zu bewachen gab. Allerdings hätte es ja durchaus sein können, dass einer der Menschen nach seinem Tod zu so einem Skelett vermodert war, allerdings nicht starb. Aber diese Theorien waren hier unten nichts wert und eigentlich war es ihm auch egal, was mit den sieben passiert war, schließlich waren diese Geschichten schon Jahrhunderte alt. Doch die Anlage wurde jetzt bissiger, so, als ob jetzt der versteckte Knüppel aus dem Sack geholt wurde, mit dem die Anlage nun auf sie einschlug. Es war nämlich jetzt wirklich so, wie auch schon in Gorthar. Verzweigte Gänge, mehrere Abzweigungen und nirgendwo stand ein Wegweiser, auf dem mal beschrieben wurde, wo es lang ging. Allerdings konnten sie mit solch einer zuvorkommenden Begrüßung auch nicht rechnen. Schließlich waren sie hier nur Gäste. Und zumindest die Worte aus dem Spiegel ließen erahnen, dass es hier unten alles andere als leblos zugehen würde. Sie waren die kleine Treppe hoch, mussten aufpassen, dass sie mit ihren schweren Rucksäcken nicht an der dünnen Öffnung stecken blieben, doch alles was ihnen das einbrachte waren weitere Auswahlmöglichkeiten. Dieses Mal konnten sie allerdings gleich fünfmal wählen, in alle Himmelsrichtungen und eine weitere, schmale Treppe. Er war kurz hochgegangen, doch nachdem Rociel seinen Kopf aus der Öffnung gestreckt hatte, sah er schon, dass sie ein Stockwerk höher nicht sonderlich weniger Auswahl hatten, also war er wieder zurück gegangen und wartete nun auf eine Entscheidung. Ein kleiner Schluck aus dem mobilen Wasserkrug, ein wahrer Luxus den er sich aber gönnte, dann ging es auch schon weiter. Engagiert waren sie sicherlich, doch genauso gut hätte man auch gleich in einem Wald suchen können, vielleicht nach einem verbuddelten Schatz. Das Schöne am Wald wäre nur gewesen, dass die Luft viel besser gewesen wäre, dass sie vermutlich jeden Tag einen anderen Himmel gesehen, andere Fauna bemerkt und andere Flora aufgespürt hätten und auch die Laune deutlich höher gewesen wäre. Bäume konnte man schließlich umgehen, aber keine steinerne Wand mit Quadern, die wohl nicht mal ein wahres Erdbeben umgehauen oder besser gesagt, raus geschlagen hätte. Es war dennoch unglaublich mit anzusehen, wie viele Fackeln brannten und immer wieder neue dazu kamen. Doch dieses Mal war es noch schwieriger, da man davon ausgehen konnte, dass hier jeder Gang erneut eine Sackgasse war, dennoch konnten sie es sich nicht leisten dieses Stockwerk einfach zu ignorieren und so musste auch dies gründlich untersucht werden. Inzwischen waren sie schon mindestens siebzig Minuten unterwegs, besonders viele Erkenntnisse hatten sie nicht sammeln können, doch langsam fühlte er sich fast so, wie in jedem x-beliebigen Keller. Natürlich standen in keinem Keller so viele Fackeln und kein Keller hatte diese Größe, die noch lachhaft im Vergleich zu der ganzen Anlage wirken sollte, aber das Rahmengefühl war dasselbe. Einigermaßen gute Luft, typische Staubfetzen, einsamer, dunkler Stein und lange Gänge. Außerdem Fackeln, so was hätten sie im Wald auch nie gebraucht, nur wenn es dunkel geworden wäre vielleicht, doch dann hätten sie vermutlich eine Rast gemacht und ein schönes Lagerfeuer entzündet. Überhaupt war es seltsam, schon zum zweiten Male passierte ihm das, das er sein Zeitgefühl verloren hatte. Zum ersten Mal war es so, als er in die Höhle im Felsen eingetreten war. Dort hatte ihn auch dieses Gefühl für vergangene Stunden und Tage nach drei, vier Tagen ohne Sonne verlassen. Jetzt war es genauso, dass er nicht mehr sagen konnte, ob der Himmel hell oder dunkel sein musste. Es war einfach nicht notwendig, so etwas hier unten zu wissen, wäre allerdings schon erleichternd gewesen. Die Entscheidung brauchte nicht mehr lange diskutiert zu werden, bei einer primären Auswahl von vier Gängen war wohl alles egal, so gingen sie einfach nach Süden, in der Hoffnung, dass er Glück bringen würde. Zuerst wirkte es so, als ob die vier Gänge voneinander getrennt lagen, doch schon bald traf sie eine herbe Ernüchterung, führten alle vier Wege zu einem gemeinsamen Gang, der sich – in Form eines Vierecks, um die eigentlichen Gänge zog. Es war sozusagen nichts mehr, als eine Verlängerung, die aber auch sinnfrei und ohne ersichtlichen Grund erbaut wurde. Eine Mischung aus Frust und Erleichterung machte sich breit, als sie dann gezwungenermaßen die dritte Treppe hochstiegen. Hoffentlich sind wir nicht im Bauch der Erde und müssen jetzt bis zur Oberfläche, denn dann können wir noch lange Treppen steigen… Tatsächlich waren sie Sekunden später erneut in einem Raum mit einer Treppe, doch auch die vier Türen möglichen Steinbögen mitsamt ihrer Gänge waren wieder da. Das ganze wirkte wie ein Imitat, ein perfektes drittes Stockwerk. Hier waren wir doch schon mal… |
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24.03.2004, 18:56 | #45 | ||||||
Isabell Beiträge: 307 |
Leicht paradox das alles. Aber wenigstens gibt es hier genug Licht. Isabell sah sich um, erneut diese vier Gänge. Schon im letzten Stockwerk hatte das ganze überhaupt keinen Sinn gemacht und jetzt schon wieder. Sie entschieden sich wieder für einen Gang, dieses Mal für den nördlichen, doch ihre düstere Vorahnung ging auf. Es war wieder dasselbe. Zur Sicherheit gingen sie den verlagerten Gang noch einmal ab, aber es war schon so wie letztes Mal. Vier Gänge, jeder einzelne führte in einen hinteren Gang, der in Form eines Vierecks verlief und keine Türen hatte. Es gab auch sonst nichts, keine Skelette, Knochen, Fässer oder Gitterstäbe. Keine versteckten Ketten oder Hebel, sondern wirklich nur eine astreine Steinkonstruktion. Trotz des schönen Lichtes, das wenigstens ein kleiner Trost war, ging es so weiter, wie sie es eigentlich beendet hatten. Aber diese Sinnlosigkeit konnte sich doch kein logisch denkender Baumeister ausgedacht haben. Wiese baute man zwei Stockwerke, die wirklich nichts, aber wirklich nichts besaßen und nur Platz raubten, denn die Gänge waren ganz eindeutig behandelt worden. Isabell hatte darauf keine Antwort und hoffte, dass dies alles kein schlechter Scherz war und im nächsten Stockwerk das Ganze noch ein drittes Mal auf sie wartete. Aller guten Dinge sind drei, sagt der Volksmund. Die junge Frau sagte nichts und huschte die Treppen hoch. Dabei spürte man schon wieder ganz schön das Gewicht, das auf den Schultern lag. Langsam wäre eine Pause sicher mal wieder gut gewesen. Doch zuerst jagten sie Neugier und Frust die Treppenstufen nach oben. Und sie hatten Glück. Zumindest war es ein kleines Glück. Es gab keine weitere Treppe, nicht in diesem kleinen Raum. Er wirkte sogar äußerst detailreich, auch wenn die Details unbedeutend waren. Ein wirklich enger Raum, nur zwei Fackeln war er wert und diese reichten aus, um alles sichtbar zu machen. Ein kleiner Holzschemel stand in der Ecke, daneben eine Schüssel aus Blech. Doch sonst blieb auch dieser Raum bloß. Doch schon ein Blick zur Decke gab Sicherheit. Keine weitere Treppe führte nach oben. Noch nicht zumindest… In dem Raum war nur eine Tür, sie war aus Holz, Eiche, meinte Rociel. Sie sah sehr stabil aus und bot keine morschen Zweifel und tatsächlich war sie mehr als nur stabil. Sie besaß ein metallenes Schloss, abgeschlossen war sie zudem auch noch. Ziemlich gute Arbeit, wie ihr Bruder zu würdigen wusste, doch in der Überzeugung, dass ein gezielter, wuchtiger Tritt reichen sollte, lag er falsch. Die Tür stöhnte ein wenig, aber die Holzbalken dachten nicht dran zu brechen. Sie brauchten wohl unbedingt den Schlüssel. Nur woher nehmen? Isabell sah sich ein wenig um, in dem Raum gab es nichts als den Steinboden, den Treppenaufgang…und die beiden Sachen. Sie passten auch gar nicht ins Bild, wie ihr jetzt erst auffiel. Was hatten sie in diesem Raum zu suchen, es war wohl eher noch in einer Zelle vorstellbar, dass man eine blecherne Schüssel und einen hölzernen Schemel fand. Der Einfall und die Kombination wurden belohnt, denn sie hatte keine Mühe unter der Schüssel den besagten Schlüssel zu finden. Kein sehr cleveres Versteck! Es war ein schwerer Schlüssel, nicht aus Messing, sondern aus Silber. Offenbar war das, was sie hinter der Tür erwartete, höchst brisant, ansonsten bräuchte man keine silbernen Schlüssel und eine Tür, die wohl als stabil verschlossen bezeichnet werden konnte. Immer noch regierte diese Stille, selbst die Fackeln brannten leise und ohne einmal zu knistern. Fast schienen sie nicht vorhanden zu sein, so sehr gewöhnte man sich daran. Das Licht war nicht so schön wie Tageslicht, doch man konnte es besser ertragen, als so manch andere Fackel. In ihren Adern pulsierte wieder das Blut und pumpte sich durch die unzähligen Bahnen. Manchmal, wenn sie ganz ruhig dasaß und sich auf den Lauf des roten Lebenssaftes konzentrierte, und sei es nur um Rociel etwas zu entlocken, da spürte sie die ganzen Läufe. Da lernte sie ihren Körper kennen. Auch jetzt war er aufgeregt, denn hinter der Tür erhoffte sie sich mehr Antworten, zumindest einen Ansatz, dass sie richtig waren. Es musste ja nicht gleich das Amulett sein, das man ihnen dort in einem kristallenen Behältnis hinstellte. Aber wenigstens einen Hinweis, ein kleiner Tipp zum Ort des Geschehens, oder eine Erklärung, sie wusste es nicht, aber irgendetwas eben. I: Was glaubst du, was ist dahinter? R: Keine Ahnung, sag du es mir. I: Ich weiß es doch nicht. R: Tja, dann sollten wir uns überraschen lassen hm? I: Also wollen wir die Tür öffnen? R: Nun, du darfst dich gerne auch mal an dem Holz, Eiche, versuchen. I: Nein danke. Im Gegensatz zu dir pflege ich nicht so brachial einzutreten. R: Weiß ich doch, was glaubst du, warum ich dich dabei habe. Brachial, tsts, ist ja gar nicht wahr… I: Das hab ich gehört! R: Ach wirklich? Nun, ich würde sagen, niemand verschließt eine Tür mit einem solchen Aufwand, wenn er nicht einen triftigen Grund hat. I: Und der könnte zum Beispiel lauten? R: Da fällt mir eine Menge ein. Aber einer von vielen ist sicherlich, das man keine ungebetenen Gäste haben will. I: Sind wir ungebetene Gäste? R: Nein. I: Nein? R: Ich würde dich niemals als ungebetenen Gast bezeichnen. I: Ach nein? R: Außerdem hat uns Priester Tolban gebeten durch den Spiegel zu gehen, na ja, nicht direkt, das ist Auslegungssache aber im Zweifel für uns. I: Richtig, also dann mal los. Sie drehte den Schlüssel um und mit einem zweifachen Klacken öffnete sich das Schloss. Nun musste sie nur noch den Knauf herum drehen und schon schwang die Tür, Eiche, wie Rociel jetzt gesagt hätte, auf und ließ sie weitergehen. Fackeln brannten greller denn je. Schon wieder eine solche Übereinsetzung wie zu Beginn. Für welchen Anlass brauchte man sie... |
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24.03.2004, 21:57 | #46 | ||||||
Heimdallr Beiträge: 12.421 |
Marmor war es zwar nicht gerade, aber ein großer Raum lag nun vor ihnen, das Bild der unterirdischen Gänge wechselte endlich. Nackter Steinboden war noch immer ihre Unterlage und an den Wänden sah man nach wie vor keine Verzierungen oder sonstige Verschönerungen, doch große, plumpe Säulen zierten den großen Raum. Einrichtungsgegenstände waren ebenfalls zu sehen. An den Wänden prangerten die Fackeln und sangen ihr lautloses Lied, während sie den Lichtschein verkünden ließen, nur durch die konnten sie nun die wahre Pracht dieser pompösen Halle betrachten. Es war mehr als nur ein einfacher Durchgang, doch trotzdem war es nicht mehr als eine Zwischenstation. Keine Erkenntnisse wollten sich zu erkennen geben, alles blieb so, wie sie es gewohnt waren. Still und leise. Rociel war immer wieder überrascht, was man doch alles zustande bringen konnte. So eine Anlage musste wahnsinnig kompliziert zu bauen sein. Zwar waren die Säulen in diesem Raum nur aus schlichtem Stein und ohne jede Art von Verzierung, wirkten so gar nicht so protzig, doch man durfte nicht vergessen, wo sie waren. In irgendeinem Kellerloch, in dem es zudem ziemlich kalt war. Er spürte diese Kälte wie sonst nie. Normalerweise schützte ihn das Fell des Schattenläufers so gut gegen Kälte, dass er nie fror, selbst oben in Teljarsfeld war es an der Brust einigermaßen erträglich. Aber hier unten war es wirklich kalt. Man konnte die Kälte vergessen, da man oft mit anderen Dingen beschäftigt war, doch ab und zu war es nicht mehr möglich die frostigen Stiche zu ignorieren. Dabei herrschte weder Wind, noch sonst irgendein Natureinfluss. Wie sollte das auch möglich sein…es schien fast so, als ob die Steine selber diese Kälte abgaben. Doch sie pendelten trotzdem nach links und rechts, doch am Ende der linken Seite war erneut eine Steinwand, die ihnen den Weg versperrte. Allerdings war etwas auf sie gemalt, eine Art Bild mochte es eventuell sein, jedenfalls befand sich eine Flüssigkeit auf dem Stein, der ein Muster bildete. In einer der vielen Ecken huschte eine große Spinne an ihnen vorbei, verschwand auf einmal in einem winzig kleinen Loch in der Wand. Ihre Weben hingen um die ganzen Ecken, doch was sollte sich dort schon verfangen, außer Staub. Doch er wurde auch nach längerem Überlegen nicht aus der Zeichnung schlau, obwohl die Sicht wirklich optimal darauf war, so ließ er es bleiben und folgte seiner Schwester lieber zu der anderen Seite, die hoffentlich viel versprechender war. Und so war es dann auch. Eine riesige Tür stand auf dem Ostflügel, sie war doppelt so groß wie die von eben noch, vielleicht zwei Flügel. Jedenfalls wirkte sie genauso stabil, wie auch ihr Vorgänger. Das Schloss kannten sie ja schon, also hieß es jetzt wieder nach dem Schlüssel suchen. Bei solchen Aufgaben war er immer ziemlich unkreativ, da er nicht gerne solche kleinen Sachen suchte, die sonst wo versteckt sein konnten, doch selbst Isabell hatte dieses Mal keine Ahnung. Zuerst kam ihm noch ein Verdacht, dass es nämlich etwas mit der Malerei zu tun hätte, doch die gesamte Suche und das Abtasten des Steines brachte null und nichts. Also blieb ihnen mal wieder nichts anderes übrig, als auf brachiale Methoden zurückzugreifen, doch seine Betrachtung der Türe und das Abtasten des Holzes ergab da nicht viel Hoffnung. Ich denke, dass es ebenfalls Eiche ist. Stabiles Holz ist das. Er lehnte sein Ohr gegen die Tür, in der Hoffnung etwas mehr über dieses Holz zu erfahren, doch dabei hörte er mehr als die Stimme seiner Schwester. Tja, irgendwie hab ich mir das schon fast gedacht. Willst du es wieder mit einem Tritt versuchen, oder wollen wir versuchen das Schloss zu kann…- Psssst. Sei mal ruhig!. Er hörte tatsächlich etwas, ein paar klappernde Geräusche kamen da näher, sie wurden lauter und lauter und hatten auf ihrem Höhepunkt so laut geklungen, dass er sich sicher war, sich das nicht eingebildet zu haben. Was ist, sag bloß du hast etwas gehört? Rociel nickte bloß, hielt sein Ohr weiterhin an die Tür und lauschte. Ja, ich war mir sicher etwas gehört zu haaahhhhhh Mit einem Splittern schlug die Spitze eines Schwertes nur Zentimeter neben seinem Ohr durch die Tür, sofort und im Reflex stieß er sich von der Türe weg, genau im richtigen Moment, denn der zweite Stich verfehlte den genauen Platz seines Kopfes nicht mehr. Dann blieb es ruhig, doch nicht lange, die Ereignisse überschlugen sich fast. Während Rociel sich zu seiner Schwester begeben hatte, bzw. dorthin gestolpert und in Empfang genommen wurde, donnerten gleich vier Schwerter relativ nahe beisammen in die Türe. Das ganze wiederholte sich noch drei weitere Male, dann war die Tür löchrig und an eben jener Stelle ziemlich instabil. Der junge Fürst zog leise und langsam seine Klinge aus der Scheide und hielt sie eisern fest, dabei wechselte er immer mal wieder die Fingerkuppen nach oben und unten und drückte die Hand mal fester und mal weniger zusammen. Das, was da hinter der Türe lauerte, das besorgte ihnen gerade einen wunderbaren Weg durch die stabile, verschlossene Holztür, aber andererseits waren diese freundlichen Türöffner sicherlich nicht nur deshalb gekommen. Eigentlich brauchten sie sich gar nicht vorstellen, Rociel wusste schon, weswegen sie gekommen waren. Und jetzt verstand er auch, warum diese eine Leiche dort im Kerker lag. Es musste einer der wenigen sein, die es nicht geschafft hatten, schnell zu sterben. Eine zweite Erkenntnis gelang auch noch, denn höchstwahrscheinlich war nicht das einsame, verwirrte Skelett ihr erster Gegner gewesen, sondern diese Truppe hier. Zum ersten Mal standen sie jemanden gegenüber, der wusste mit einem Schwert umzugehen. Sicherlich ein Nachteil gegen waffenlose Gegner kämpfte es sich besser. Doch das war keine Ausrede. Und der Fürst hatte keine Zweifel daran, was gleich geschehen würde. Noch einmal schloss er kurz seine Augen, während neben ihm seine Schwester ihrerseits zur Waffe griff. Vor ihm fiel splitternd Holz aus der Tür, Klingen rasselten lauthals in die schöne Eichenhaut, wie Barbaren zerstückelten sie das schöne Stück, doch das scherte ihn alles nicht mehr. Vor seinem Auge sah er noch halbwegs auf die Tür, um bereit zu sein, um es zu sehen, doch seine Augen verblassten mit der Zeit, eine dünne, transparente Schicht zog sich darüber und er verließ sich mehr auf seine Ohren, die ihm ebenfalls erstaunlich viele Bilder in den Kopf lieferten. Es krachte und splitterte immer lauter, bald stöhnte die Tür nur noch ein letztes Mal, währenddessen dachte er an die Worte, an sich selbst gerichtet. Dann fiel die Tür endgültig aus den Angeln, zu viele Bretter waren weggerissen oder ganz zerstört, polternd fielen die großen Flügel zur Seite, wirbelten massig Staub auf, als sie aufschlugen, doch er brauchte sich nicht zu lichten, sie sahen auch so, was sich durch den breiten Türrahmen drängelte. Drei weiße Skelette und erneut ein schwarzes, wie sie es schon kannten, bildete das die Speerspitze. Und genauso waren sie es auch gewohnt, dass diese schwarzen Knochenhaufen Lungenflügel und Muskelbänder besaßen, die ihnen ein Sprechen ermöglichten, doch dieses Mal wollte er nicht sein Schwert opfern, sondern lieber das Sprechen so kurz wie möglich zulassen. Da sind sie. Tötet sie. Bringt mir ihre Köpfe. Im Namen von Skelldon, na los ihr faulen Sklaven! Noch während der Schwarze sprach, strömten die drei Skelettdiener auf sie ein, in der Hand hielten sie die rostigen Klingen, die nach frischem Blut gelüsteten und die sich in das zarte Fleisch der Beiden bohren wollte. Wenigstens hatte dieser offensichtliche Anführer einen Hang zum Kurzen, so war er wenigstens schnell wieder still, doch gleichzeitig begann schon der erste Schlagabtausch. Man konnte nicht sagen, dass Rociel wütete, doch er schlug mit tödlicher Präzision zu. Sofort war er auf die Gruppe gestürmt, um möglichst viele auf sich zu ziehen, mit dem ersten Skelett tauschte er zwei Schlagkapriolen aus, dann schon huschte er vorbei, direkt in die Mitte zwischen zwei dieser Knochenmänner. Während der eine noch schlug duckte er sich, so dass die Spitze der Klinge direkt einen der eigenen Männer traf, Sekunden später wehrte er die heftigen Hiebe des Schwarzen ab, doch auch dieser war einfach zu langsam und schlug Luftschläge. Während es nur noch drei waren, jagte er wieder zurück, während der Anführer noch immer neben ihn schlug und keinen Treffer landete, parierte Rociel einen erneuten Schlag des weißen Skelettes, das vorher schon in den Genuss kam, doch noch ehe es zum zweiten Schlag ausholen konnte, hatte der Fürst sein Schwert gedreht und mit voller Wucht über den Kopf gestrichen, blieben noch zwei, doch im selben Moment hörte er das Klappern des dritten Skelettes. Nun war der Kampf so gut wie erledigt, doch er unterschätzte den Schwarzen dennoch nicht. Sofort wich er den folgenden zwei Schlägen aus, ehe er aus der Hocke zurückschlug, unerwartet darüber flog die miserable Klinge aus den Händen des Anführers, der eine Sekunde zu lange zögerte. Noch im Ausfahren seines Schwertes schlugen hintereinander zwei krumme Schwerter durch Rippen und Hals, gleich drei Teile zerschlugen und der Schatten zerfiel wie seine drei Diener. Für Rociel nur ein müder Kampf, doch war es gleichzeitig eine Gelegenheit zu lernen. Und er wollte noch eine Menge lernen… Ein prüfender Blick ging über die Klinge, die nicht befleckt wurde, so steckte er sie sofort wieder weg und näherte sich der Tür. Es war ruhig, nichts mehr zu hören. Sie konnten erst mal weitergehen. Na dann los, eins steht jetzt ja jedenfalls fest. Wir sind definitiv bemerkt worden. Ach ja, noch etwas dürfte jetzt klar sein. Isabell schaute verlegen. Was denn? Mit blasser Miene sah er nur nach vorne und ging los. Skelldon mag uns nicht… |
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25.03.2004, 15:38 | #47 | ||||||
Isabell Beiträge: 307 |
Mitunter war es schon ganz gut, wenn man sich die Arbeit ersparte. Durch die Arbeit der Skelette hatten sie es jetzt leicht durch die Tür zu kommen und immerhin, der Gang wurde besser. Hölzerne Bänke standen nun an den Seiten und luden zu einer kleinen Rast ein, doch der Kampf war leicht gewesen, eine Pause noch nicht erforderlich. Das es schon wieder ein Duzend Fackeln an beiden Seiten gab, brauchte man nicht zu erwähnen. Es war seltsam und doch verständlich, sie mussten es bemerkt haben. Seit einer echten Ewigkeit war wohl niemand mehr durch den Spiegel gereist und jetzt witterten sie wieder eine neue Fährte. Wahrscheinlich waren noch mehrere solcher Truppen auf der Jagd, vermutlich war dies nur eine erste Splittergruppe, die alles erledigen sollte. Doch spätestens dann, wenn es bemerkt wurde, dass sie nicht mehr zurückkamen, würden sie Nachschub schicken, wenn dies nicht schon längst getan wurde. Aber es fiel schwer Skelette ernst zu nehmen, sie verstehen zu lernen. Wenn es Menschen gewesen wären, dann wären solche Überlegungen selbstverständlich gewesen, aber konnten sie untoten Kreaturen, die nur noch das Korsett, die Knochen von Menschen besaßen, wirklich als solche ansehen? War es nicht so, dass sie nur blinden Befehlen folgten und nicht in der Lage waren große, taktische und weitreichende Überlegungen zu machen? Isabell hoffte, dass es so war. Denn es gehörte mehr dazu, sie zu kriegen, sie niederzuringen. Aber sie waren in einem fremden Bau, einer fremden Heimat und vermutlich auch in einer fremden Welt. Jederzeit konnten hier Überraschungen lauern, die ihr Geist nicht erkannte, da sie zu unscheinbar oder zu vertraut waren. Allein das Fackelmeer konnte eine Falle sein, vielleicht… Die junge Frau lechzte nach Wissen. Sie wollte alles wissen, über diesen Ort hier, über diesen Skelldon, über die Fähigkeiten ihrer Widersacher und auch über diesen Totenkult insgeheim und diese Welt wollte sich auch näher kennen lernen. Sie wollte zumindest sicher sein, dass es nicht alles ein großer Betrug war, dem sie hier auflagen. Aber das war so gut wie unmöglich, denn ihre Feinde waren echt, zwar nicht aus Fleisch und Blut, aber aus Knochen und Gebeinen. Dennoch waren Skelette durchaus sympathisch, denn zumindest bis jetzt hatten sie nur stur ihr eines Ziel verfolgt, nämlich zu töten, waren dabei aber mehr als nur ungeschickt und unbeholfen vorgegangen. Aber selbstsicher war sie deshalb trotzdem nicht. Irgendjemand musste diesen Wesen, die nur Befehlen nachgingen, jene geben und der Name dieses Anführers lautete so gut wie sicher Skelldon. Es war nur die Frage, wer oder was dieser Anführer war. Wenn er tatsächlich in der Lage war klar zu denken und klare Befehle zu geben, dann war dieser eine Trupp, den sie eben noch besiegt hatten, sicherlich sein letzter Fehler. Ein zweites Mal dürfte er sie nicht mehr unterschätzen, wenn er ein guter Anführer war. Niemand konnte es riskieren seine Truppen, seine Diener oder was eben sonst zu verschleißen. Niemand konnte es riskieren, dass sie immer näher zu ihm selber kamen. Also war Skelldon nun am Zug, er musste nun reagieren, während sie weiter agierten, indem sie unaufhaltsam weitergingen. Ob es etwas brachte musste sich allerdings noch zeigen, denn bis jetzt hatten sie ja noch nicht viele Spuren gefunden. Das Entsetzen war groß, als sie feststellten, dass der schöne Gang mit den hölzernen, wenn auch unnötig und sinnlos wirkenden Bänken nur ein Verbindungsgang war. Diese Anlage musste wirklich riesig sein, denn schon jetzt hatten die Ausmaße der Gänge und die Länge ihres zurückgelegten Weges Rekordmasse angenommen. Es konnte eigentlich nur eine riesige, unterirdische Anlage sein, kein Keller konnte so groß sein, so fiel der schon mal raus und auch keine Krypta oder Katakombe. Gegen eine Kanalisation sprach auch eine ganze Menge, allein schon eine relativ geruchslose Luft. Also blieb nicht mehr fiel übrig. Sie bogen erneut um eine Ecke, wie in einem großen Kreis laufend, doch schon wieder war es eine Treppe, die nach oben führte, Sie war länger als die erste, große Treppe, hatte auch mindestens hundert Meter Höhenunterschied zwischen der ersten und der letzten Stufe. Doch das hinderte sie garantiert nicht daran sie zu meistern. Es war nur eine Treppe…und genauso war es nur eine weitere Halle, die sie empfing. Allerdings war diese Halle ein wahres Kreuz aus Gängen. Stöhnende Laute drangen aus ihren Mündern und Isabell nahm den Rucksack ab um sich fassungslos gegen eine Wand lehnen zu können. Diese Anlage kannte wahrlich kein Erbarmen und war gnadenlos mit ihren Opfern. Eine kleine Kuppel lag über der Treppe, aus der sie traten, dieselbe Kuppel lag synchron auf der anderen Seite, nur dieses Mal gingen die Stufen nach unten. Da sie sich sicher waren, dass es seit dem Spiegel keine Wahl über die Gänge gab, war es erstaunlich, denn eigentlich hätte dann kein Gang herunter führen können, doch ihre Alternativen waren auch nicht viel besser. Weitere sechzehn Möglichkeiten, bzw. Steinbögen boten sich an durchschritten zu werden. Eine Auswahl, mit der sie aber nicht leben konnten. Da es bisher nie etwas gebracht hatte die Gänge zu durchsuchen, ließen sie das nun aus und entschlossen sich dazu, sofort die einzige Treppe zu nehmen, die direkt nach unten führte. Doch zweierlei fiel sofort auf. Erstens gab es den Treppengang kaum Licht, als ob man hier die Fackelplanung vergessen hatte, was aber unwahrscheinlich war und zweitens war die Treppe nicht so lang und schon gar nicht so schräg abfallend, wie die, die sie gerade hochgekommen waren. Also waren sie nicht wieder im selben Stockwerk, sondern in einer vollkommen neuen Unterebene. Nur eine einzige, kleine Fackel brannte am Ende der Stufen, links von ihnen stand erneut eine Tür, inzwischen wusste sie, dass es Eiche war, doch Rociel sagte dieses Mal kein Wort. Stattdessen sahen sie, wie der nahe Fackelschein ihre Schatten auf der Tür zum tanzen brachte, doch am Schloss vor der Türe, den Ketten und der vertrackten Situation änderten ihre Schatten auch nichts, doch deswegen hieß es noch lange nicht, dass man die Tür nicht aufbekam… |
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25.03.2004, 17:03 | #48 | ||||||
Heimdallr Beiträge: 12.421 |
Nichts regte ihn mehr auf, wie diese Anlage. Konnten diese Meisterbaumeister nicht mal etwas bauen, was keine Rätsel für Fremde aufließ? Warum mussten es immer mehrere Gänge sein, bei denen ein ungebetener Besucher nicht wirklich mitkam. Er konnte es gut verstehen, aber nicht akzeptieren, so trieb man sie noch in den Wahnsinn, da war dieser Kampf fast schon angenehm. Das sie sich für die Treppe entschieden hatten war irgendwie klar, wie sollten sie unter sechzehn verschiedenen Gängen den richtigen wählen? Vielleicht war es ja auch nur wieder ein mieser Trick und die Wege brachten überhaupt nichts, doch dann würde es zwangsläufig auch auf die Treppe zulaufen. Eine Regelmäßigkeit jedoch fiel auf, in jedem Stockwerk standen bis jetzt mindestens zwei Treppen. Außer natürlich im untersten Stockwerk. Außerdem hatten sie sich stets nach oben gearbeitet, waren nun schon weitaus höher als zu Beginn. Doch nun gingen sie eigentlich andersherum, nämlich wieder zurück nach unten. Irgendwie stimmte das doch nicht… Das Schloss sah nicht sehr gut in Schuss aus, ganz im Gegensatz zu der Tür, sie wirkte fast neu, als ob man sie ausgetauscht hatte, das Schloss aber noch einmal verwendete. Überhaupt waren hier viel zu viele menschliche Strukturen zu erkennen, Türen und Schlösser waren sicherlich so etwas, was eher auf ein menschliches Bild schließen ließ. Waren diese ganzen Skelette auch einmal Menschen, dachten sie wie Menschen und konnten sie überhaupt denken? Eine schwierige Materie öffnete sich da, er hatte keine Ahnung von diesen schwarzen Zaubern, doch eines war sicher. Lebende Skelette existierten nicht. Wenn jemand tot war, dann war er tot. Da gab es nichts mehr dran zu rütteln und war nun mal unabwendbar. Es gab magische Wege den Tod zu verhindern und zu stoppen, zumindest in Legenden, doch Knochen, die ohne Muskeln und Fleisch nicht zusammengehalten werden konnten, die konnten auch nicht einfach durch die Gegend wandern und sogar Waffen führen. Die Armee von Skeletten, sie war nur eines von vielen Schauermärchen, das ihm einst über Beliar erzählt worden war. Doch ob wirklich Beliar hier seine Finger im Spiel hatte? Irgendwo hatte er ja immer seine Finger im Spiel, wenn er so was denn überhaupt besaß, denn man sollte einen verhassten Gott nicht unbedingt mit einem Menschen gleichsetzen, das war klar. Doch diese Rätsel waren groß und sehr weitläufig, einige würden wohl unbeantwortet bleiben. Doch sie waren nicht hergekommen, um sinnlos zu sterben, wollten auch nicht länger hier bleiben als nötig, so war die Hoffnung groß, dass bald alles vorbei sein sollte. Der gigantische Komplex in dem sie sich befanden und von dem sie nur ein kleiner, winziger Teil waren, er wirkte so riesig, doch das musste kein Nachteil für ein schnelles Ende sein. Wenn sie Glück hatten, ließ Skelldon ja selber Hand anlegen, wollte diese Rarität selber erleben. Vielleicht war er auch einfach nur dumm und beging denselben Fehler, wie es auch Kryliyx getan hatte, doch so dumm konnte er gar nicht sein. In drei große und mehrere kleine Teile barst das Schloss, als es die wuchtige Klinge von ihm zu spüren bekam, ein einziger Schlag hatte gereicht, um ihnen Zutritt zu gewähren. Die Kette ließ sich nun schnell lösen und die Türe sich öffnen, doch Dunkelheit war es, die sie als erstes erwartete. Seit langer Zeit einmal standen sie einem Gang gegenüber, der schwarz schien, doch dennoch war wieder vorausgedacht. Eine einfache Fackel hing erloschen an der Seite des Eingangs, gerade noch so vom schimmernden Licht der Fackel am Ende der Treppe beleuchtet. Sie nutzen dieses unglaubliche Glück, oder wohl eher die geplante Tatsache und entzündeten die eine Fackel an der Anderen, so dass sie schon bald genug Licht hatten, um es zu wagen. Die eine Tür war nicht zu klein, denn im Gegensatz zu großen Teilen dieser steinernen Anlage war es ein sehr enger Gang, der es ihnen mit Mühe und Not ermöglichte nebeneinander zu laufen. Zuerst war kaum etwas zu sehen, doch die ersten Funde brauchten auch seine Zeit. Alte, hölzerne Regale standen in den Ecken und wären durch den Fackelschein fast entzündet worden. Das Holz war feinfaserig und splittrig, natürlich auch staubtrocken und so war es kein Wunder, dass er Mühe hatte nicht ganze Einrichtung in Brand zu setzen. Doch vor ihren Augen breitete sich ein ganzes Arsenal aus Waffen aus. Es gab mehrere Regale, manchmal auch Fächer, die in die Steinwand gehauen waren. Die Waffen lagerten zu Duzenden ein, doch es war überwiegend nutzloses Zeug. Die Schwerter waren noch das Beste, bei den Streitkolben waren zumindest die Griffe noch ganz. Ganz im Gegensatz zu den Speeren und Hellebarden, dessen Spitzen und Klingen oft abgebrochen waren, die Halterungen verrostet daneben. Doch auch an den Schwertern rostete es gewaltig, viele orange-braune Stellen schimmerten dort, wo einst einmal silberner Stahl hervorblitzte und in der Sonne geblitzt hätte. Doch es war mehr als zweifelhaft, ob diese Kampfwerkzeuge je eine Sonne gesehen hatten. Die Qualität war ganz klar auf eine Massenproduktion ausgelegt und glich der Arbeit eines durchschnittlichen Waffenschmiedes, der aber durchaus solide und konstant gearbeitet hatte. Nur leider half ihnen der Fund nicht sonderlich weiter. Das Arsenal war mittelgroß, hätte gut fünfzig Mann bewaffnen können, wäre es in einer besseren Verfassung, so allerdings war es fast unbrauchbar geworden. Doch der Sinn dieses Arsenals war nicht erkennbar. Schließlich war hier unten so gut wie niemand…oder etwa doch? Ihnen blieb nichts anderes übrig, als die bittere Erkenntnis, dass dieser Weg nicht der richtige war, sondern nur der Weg zu einem Waffenlager war. Also musste dieses Mal einer der Gänge richtig sein, nur wie sollten sie den bloß finden… R: Sechzehn Gänge. Nun gut, dann eben sechzehn… I: Wann hört das Gesuche endlich auf… R: Tja, die Erbauer waren nicht dumm. Ohne den richtigen Weg zu kennen, dürfte unsere Suche schwer werden. Aber andererseits leben wir ja noch. Also dürfte sich Skelldon zumindest ein bisschen ärgern. I: Ja, das mag durchaus sein. Es ist nur ärgerlich, dass wir nie den richtigen Weg auf Anhieb finden. R: Hm, es hilft nichts, wir suchen eben weiter. Die Fackel ließen sie in ihrer eisernen Halterung zurück, allerdings brennend, das war ihnen jetzt egal. Schließlich würden sie sowieso nie mehr hierher zurückkehren. Stattdessen erwartete sie wieder die Treppe, die sie zu den sechzehn formidablen Auswahlmöglichkeiten bringen sollte. Man sah den Frust in den Gesichtern, doch für Rociel war es mehr eine Zeitverschwendung, als eine Anstrengung. Trotzdem hasste er diese Gänge, sie waren irrsinnig zerrend. Die Zeit drohte sich zu strecken, wenn keine Abwechslung aufkam, doch die einzige Abwechslung war hier unten die Anzahl der Türbögen, die jedes Stockwerk zunahm und es schien nach wie vor kein schnelles Ende in Sicht. Erst als sie wieder in dem großen Raum standen und die Wahl hatten, da spürte er, wie sinnlos eine Wahl doch war. Es gab kein Schema, zumindest kein Erkennbares. Und er spürte auch nichts. So blieb wirklich nicht fiel, um wenigstens einen Versuch zu starten, den richtigen Weg zu finden. |
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25.03.2004, 19:53 | #49 | ||||||
Isabell Beiträge: 307 |
Oh, ähm, tja… So oder so ähnlich klangen die Geräusche, als sie die Wahl hatten, ob nach Norden, nach Süden, nach Westen, nach Osten, oder natürlich konnte man dies noch mal kombinieren und verdoppelt. Es wäre ja nicht schwierig geworden, wenn die Gänge nur solche Scheingänge gewesen wären, nur leider besaß jeder Gang zu aller erst eine gewisse, dicke Steinwand, die auch nach fünf Metern nicht aufhören wollte. So konnten sie die Möglichkeit, dass bestimmte Gänge zusammenhingen, zumindest teilweise abhaken. Das Ganze war ein schönes Spielchen, gewiss, nur leider hatten sie weder die Zeit, noch die Kraft, noch den Proviant, um hier jeden einzelnen Gang einzeln zu durchleuchten. Je nach Größe oder Raffinesse des Erbauers konnte es Wochen dauern, bis sie auf diese Weise den Richtigen rausgefischt hätten. Doch irgendwann mussten sie mal anfangen und da es sowieso nicht erkennbar war, rieten sie einfach. Nur war es schwer zu raten, wenn man wusste, dass es vielleicht ganz entscheidend war, ob man den richtigen Gang erriet oder nicht. I: Warum nehmen wir nicht den nördlichsten Gang. R: Da gibt es aber zwei nördliche Gänge. I: Wir werfen eine Münze, der Kopf des Königs ist der Linke und Zahl ist der Rechte. R: In Ordnung, was können wir im Norden schon verlieren. Rociel kramte seinen Goldbeutel hervor, einen seiner wenig gefüllten, und nahm eine einzige Goldmünze heraus. Ohne zu zögern warf ihr Bruder sie in die Luft und klimpernd fiel das schöne Geld auf den Steinboden. Gespannt sahen sie dann hinunter und nahmen sich mit ihrem gegenseitigen Schattenwurf die Sicht, doch man konnte es erkennen es war…Zahl. R: Also rechts. I: Genau, der rechte, nördliche Gang wird der richtige sein. R: Ganz sicher ist es das. Das gegenseitige Mut einreden war zwar schön, doch sie glaubte nicht wirklich daran, dass ausgerechnet dieser rechte, nördliche Gang der Richtige war. Es mochte noch so viele andere Wege geben und wenn dies nicht das Ende war, was dann. Es musste jetzt einfach klappen, denn die Zeit rann unaufhörlich weiter. Besonders das Wasser wurde knapp, nur noch wenige Tage würden sie genug davon haben. Sie durchschritten ohne zu zögern den steinernen Bogen und traten in einen Gang ein, der wieder ausreichend beleuchtet war. Doch ihr Weg in dem breiten Gang dauerte nicht lange. Wenige Minuten später endete er plötzlich und entließ sie in einen sonderbaren Raum. Eisengitter standen zuhauf an Ecken und waren nichts weiter als Zellen. Wieder waren diese Zellen ohne jeglichen Komfort, vollkommen leer und ohne Hinweise. Doch eine seitlich gelegene Tür erregte ihre Aufmerksamkeit. Sie öffneten die unverschlossene Tür, die übrigens aus morschem Holz war, dass sie auch nicht erkennen konnte, genauso wenig wie Rociel, der dazu nichts sagte und traten ein. Fackeln brannten zwar, doch dieses Mal hätte sie sich gewünscht, dass sie erloschen wären. Ein recht großer Raum bot sich ihnen an, mitsamt den Werkzeugen, die sich darin befanden. Folterwerkzeuge wohlgemerkt. Zwar klebte kein Blut mehr an ihnen, doch Knochen fand man hier umso mehr. Käfige, in denen Skelettknochen herausschauten hingen über ihren Köpfen, Liegen voller Spitzen, Eisenschlingen, ein Fallbeil, eine Art Sarg, dessen Deckel auf der Innenseite voller scharfer Metallspitzen jeden Gefangenen durchlöcherte, wuchtige Eisenkeulen in Verbindung mit Ketten, die an der Wand befestigt waren und ein gut sortiertes Sortiment von Werkzeugen aller Art, mit denen man Menschen behandeln konnte. Verrostete Messer, kleine, scharfe Rasiermesser, Sezierklingen, alles Werkzeuge eines Barbiers, oder eben eines Folterknechtes. Selbst ein Skelett in ganzer Größe stand in dem Raum, es hielt eine Axt nach oben, als ob es gerade beim Holzhacken war, doch es bewegte sich zum Glück nicht, dennoch wirkte es auf erschreckende Art und Weise authentisch, dass Isabell schwer schlucken musste, als sie es das erste Mal erblickte. Dieser Raum, er war das Ende, es gab keinen weiteren Gang mehr, doch deswegen musste ihre Wahl noch nicht falsch gewesen sein, denn im Hauptraum, wo auch die Gitter um die Zellen standen, dort gab es noch eine weitere Tür, die in die andere Richtung verlief. Doch nun waren sie erst einmal in diesem Horrorkabinett und sahen sich die Folterinstrumente genauestens an, obwohl es nicht schön war hätten hier schließlich weitere Hinweise liegen können. Glaubst du, die beiden Skelette in den Käfigen da oben, könnten weitere Personen sein, die es bis hierher geschafft haben? Isabell überlegte ein wenig, denn Skelette gab es hier viele, aber welchen Grund sollte man gehabt haben, ausgerechnet zwei von ihnen dort oben zu lassen? Durchaus möglich. Aber hier sind so viele Skelette… Ansonsten gab es aber nichts Aufregendes mehr, doch gerade als sie sich ein weiteres Mal umdrehte, erschrak sie. Huch… Sie wich nach unten und prallte dabei gegen Rociel, denn es fast umhaute. Was ist denn los? Erst als sie wieder standen und sich die junge Frau das Skelett noch einmal ganz genau ansah, antwortete sie ihm. Ich war der Meinung, dass sich der rechte Finger des Skelettes gerade bewegt hatte. Ihr Bruder schaute nur unglaubwürdig, genau das hatte sie zwar erwartet, aber wenn es nun mal so war, es war ein Zucken, da war sie sich ganz sicher. Du meinst also…das ist gar kein lebloses… na ja, Skelettbild? – Wenn ich’s dir doch sage. Es hat sich bewegt. Mit einem tiefen Blick sahen sie sich das Ding noch einmal an, doch es blieb starr, als ob es sich niemals bewegt hätte. Letztendlich ließen sie davon ab und begaben sich wieder zur Tür, als sich ihr Bruder umdrehte. Ha, du hattest Recht. Diese verlogenen Ratten, aber nicht mit uns. Zuerst verstand sie kein Wort, aber dann machte es Klick. Währenddessen war ihr Bruder mit gezückter Waffe auf den Knochenmann zugelaufen, doch in dem Moment, wo sein Schwert den starren Knochenkörper treffen sollte, donnerte die Axt aus äußerst beweglichen Handgelenken herunter und hielt den Schlag ab, doch kurz darauf streifte der zweite Schlag von ihrem Bruder den Torso und damit war es um den Gegner geschehen. Zur Sicherheit köpften sie es noch, als es schon am Boden lag. Ich wette das war der Folterknecht oder irgendeine makabere Überraschung für Leute wie uns. Ahnungslos und dumm. Aber es ist ja gerade noch mal gut gegangen. Doch noch im selben Moment fiel die Tür der Folterkammer krachend zu und ein Lachen drang aus dem Raum. Wie schon erlebt, schien es direkt aus den Wänden zu kommen. Doch dieses Mal war es ein geradezu amüsiertes Lachen und es blieb nicht nur dabei… |
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25.03.2004, 21:13 | #50 | ||||||
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...... Hörst du die Stimmen Sie schreien so laut Künden vom Tode Deiner lieblichen Braut Werden sie kriegen Werden sie fassen Schänden den Körper Dafür wirst du uns hassen Doch fürchte dich nicht Auch für dich ist’s soweit Dein Körper bleibt hier Vorbei ist die Zeit Dein letzter Blick der Tod wird sein Hier im Reich des großen Dunkeln Von hier gibt es kein Entrinnen Angst lässt hier die Wesen munkeln Im Wahnsinn schreien In Wut vergehen Keine Chance Du wirst es sehen Die Toten gelüsten nach deinem Fleisch Der süße Körper deiner Schwester ist mein Werden unseren Spaß mit euch haben Da kannst du dir ganz sicher sein Denn wisset eins Für Sterbliche ist der Eintritt verboten Willkommen im Reich der untoten Toten |
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