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[GM] Das dritte Amulett
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25.03.2004, 22:34 #51
Isabell
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Plötzlich war es wieder ruhig, die Stimme verschwand genauso schnell, wie sie auch wieder gekommen war. Als ob sie nie da gewesen wäre, so erweckte es den Anschein. Doch sie hatten sie beide gehört. Mal flüsterte sie, mal sprach sie energisch, wie eine echte Stimme besaß sie Emotionen, sie wirkte alles andere als tot. Vor allem die letzten beiden Sätze hatte sie ihnen an den Kopf gedonnert, als ob es eine Warnung sein sollte, eine Warnung, die ihnen nichts mehr nutzen sollte. Ganz klar, es schien der Stimme geradezu diebischen Spaß gemacht zu haben, ihnen diese Botschaft zu überbringen. Doch alles was sie taten war die Tür wieder zu öffnen und endlich aus dieser Folterkammer herauszukommen. Es gab nicht sonderlich viel Interesse noch weiter in einem solchen Raum zu verweilen. Am Ende mochten sich hier noch die Folterwerkzeuge persönlich bewegen und von Geisterhand geführte Seziermesser auf sie zukommen. Das wollten sie gerne tunlichst vermeiden.
Erst als sie draußen waren merkten sie, wie gut die Luft doch außerhalb der Folterkammer war, aber eingebildet aufgrund der schlechten, stickigen Luft waren diese Sätze auch nicht, schließlich hatten sie es beide gehört. Eine grausige Stimme, sie wirkte tot und doch energisch am Leben. Die Sätze allerdings ließen sie kalt. Sie waren provozierend und teils auch einfach nur vorurteilend, doch es lief sowieso auf dasselbe zu. Ein weiteres Mal wurde ihnen angekündigt, dass sie bald sterben würden. Doch dies unterstrich nur die offensichtliche Dummheit der Stimme. Als ob sie es vor wenigen Stunden gehofft hatte, anscheinend unterschätzte sie Skelldon gewaltig und das sollte ihm noch zum Verhängnis werden. Doch bis dahin hieß es nach wie vor wachsam sein, sie durften sich keine Fehler erlauben. Doch bis jetzt war ihr größter Feind nicht irgendwelche Skelette, verfaulende Menschen, dunkle Zauber des Beliar oder Untote, sondern viel mehr diese riesige Anlage. Sie war der größte Feind und sie galt es zu allererst zu besiegen. Sie klammerten ihre gesamte Hoffnung an die Tür, die sie nun öffnen wollten. Sie war die einzige Möglichkeit, dass ihr gewählter, nördlicher, rechter Gang doch der richtige war.

Der Knauf drehte sich knirschend um, drohte fast abzufallen, doch er hielt. Die Tür schwang nach innen und bot einen dunklen Gang als Ansicht. Ja, er war dunkel, keine Fackel hatte jemals hier gehangen, keine eisernen Halterungen. Sie mussten sich in die Dunkelheit begeben, doch nicht ohne einen kleinen Lichtschein. Wozu hatten sie aber ihren eigenen Feuergaranten. So erkannten sie ja auch überhaupt erst mal was. Der Gang zog sich, doch das waren sie ja gewohnt, Isabell lief hinter ihrem Bruder, dabei konnte sie ihn ein bisschen still und heimlich beobachten. Sie vermisste in der Zwischenzeit seine Küsse, seine Hände und seine Gedichte, doch schnell versuchte sie nicht dran zu denken, da sie es sich hier unten einfach nicht leisten konnten, so unaufmerksam zu sein. Zudem gab es wahrlich bessere Orte als eine fremde, unterirdische, kalte Anlage aus Stein, in der lebende Skelette und noch ziemlich viel anderes Zeugs hausen mussten. Dennoch war es schwer alles zu vergessen, einfach so zu tun, als ob nichts wäre.

In dem kalten, dunklen Gang regierte einsame Dunkelheit und ihre Fackel brannte anders als die, die sie an den Wänden so zahlreich sahen. Sie knisterte ein wenig, als ob sich kleine Äste bogen und zusammenbrachen, wie bei einem Feuer. Außerdem versprühte sie Funken in die Luft, die dann hinfort flogen und nach wenigen Zentimetern verglüht waren. Es war eine viel lebendigere Fackel als diese Hundertschaften an den Wänden. Doch auch sie konnte nur wenig Schönes geben, dazu war es zu einsam und still in den Gängen. Schon immer gewesen. Es war hinter ihnen eine schwarze Wand, genau wie an den Seiten und wenn man nach vorne schaute, es drohte sie geradewegs zu verschlucken und nachdem sie einige Zeit, sicherlich mehr als eine Viertelstunde, den geraden Gang entlang gelaufen waren, glaubte Isabell auch nicht mehr an einen Erfolg. Jeden Moment rechnete sie mit der traurigen Botschaft, dass sie gegen eine Wand aus Stein gelaufen waren und wieder umkehren mussten. Mit jedem Meter schien das Risiko zuzunehmen, doch stattdessen stoppte ihr Bruder plötzlich und deutete zuerst zu ihr und dann machte er eine Kopfbewegung, die nach unten zeigte. Was hältst du davon? Die junge Frau kam nach vorne und sah es, im Schein der Fackel bildete sich eine große Treppe. Doch nicht nach oben, nein, sie ging zum zweiten Mal nach unten. Ein weiteres…Arsenal? Ihr Bruder zuckte die Schultern und nahm ihre Hand, es tat gut seine Hand zu spüren, auch wenn sie total kalt war, doch daran dachte sie gar nicht, sie wollte wissen, was er vorhatte. Weißt du noch? Dieser Gang hier, wird der richtige sein, das hast du gesagt. Also wird er es auch sein, also wird es da unten weiter gehen und keine Sackgasse sein. Da bin ich mir ganz sicher, auf jeden Fall schauen wir mal runter.
26.03.2004, 15:28 #52
Heimdallr
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Quer durch und doch immer weiter hinab, so führte ihr Weg in die finstere Tiefe. Die Stufen waren, wie sollte es auch anders sein, aus Stein, doch schon nach wenigen Metern wurde es nass, die Stufen wurden glitschig und man musste vorsichtig gehen. Ihr Fackelschein war nicht intensiv genug, sonst hätten sie die kleinen, grünen Pflanzen gesehen, die wie Algen aus dem Meer an den seitlichen Wänden hafteten und dort prächtig gediehen. Feuchte Luft atmete er mit jedem seiner Atemzüge ein, ein kleines Kribbeln in der Nase war dabei zu spüren, als ob sich kleine Eiszapfen in die Nasenlöcher bohrten. Es wirkte komisch, selten anders. Die Wände wirkten hier unten viel natürlicher, nicht so eigenartig genau. Die schweren Steinquader gab es auch nicht mehr, eine große Wand aus Naturstein schien sie zu führen. Sie schimmerte unglaublich strahlend, als ob Wasser auf ihr lag. Es fühlte sich alles so an, als ob sie hier irgendwo einen Wasserlauf hatten. Jedenfalls war ganz klar Feuchtigkeit in der Luft. Die Treppe hingegen blieb lange und unaufhaltsam. Sie führte mehrere Minuten nach unten, ihr langsamer, vorsichtiger Gang verlängerte die Zeit noch zusätzlich. Doch alles war besser, als hier auf dem harten Stein zu stürzen. Die Dunkelheit war nun seit langem wieder ein Feind, den sie zu fürchten hatten. Denn dunkel war es und dunkel blieb es. Die schwarze Wand mochte sich lange Zeit nicht lichten und in ihrem Inneren konnte alles auf sie lauern. Doch die Fackel zeigte der Dunkelheit ihre Grenzen auf. Mit ihr bewaffnet konnten sie sich weiter vor wagen. Je tiefer sie kamen, je feuchter wurde es und plötzlich wäre Rociel fast auf einer Wasserpfütze ausgerutscht. Das Platschen war gut zu hören und auch im Licht sahen sie die Pfütze, die dort scheinbar gelauert hatte. Also gab es auch hier Wasser. Dies beruhigte ihn jedoch nicht, ihr Zeitplan geriet trotzdem in Gefahr. Immer wieder hatte er seine Aufmerksamkeit dem Amulett zugewendet, das nur selten wild umherfuhr. Die schwere Brosche hielt den kleinen Kern gut fest, der dann immer so schmerzhaft auf seinen Hals zukam, wenn denn Gefahr drohte. Es war ein faszinierendes Beispiel von magischen Elementen, diese Wirkung, sie war einzigartig. Doch dieses Mal sah er nicht zu dem Amulett, da er Gefahr in Anzug sah, nein, er wollte viel mehr seine Konzentration an Innos richten. Sie hätten einen, vielleicht zwei Fehlschläge überstehen können, doch dann war eine kritische Phase erreicht, in der sie sehr anfällig waren, am Rande der Aufgabe standen. Vielleicht war sie schon gekommen, auf jeden Fall glaubte er fest daran, dass die Treppe die richtige war, in einem Netzwerk aus so vielen Gängen, dass man schon gar keinen Überblick mehr hatte. Und dabei glaubte er auch fest an Innos Hilfe. Bis jetzt hatte er immer auf seine Hilfe vertrauen können, warum sollte er jetzt nicht mehr da sein…

Durch das langsame Vorankommen zog sich die Zeit, wie ein großer Brotteig, den man lange zog und wieder zusammenpackte. Sie kamen nicht schnell voran, da die Gefahr der glitschigen Stufen und der Gefahr aus dem Nichts groß war, doch schließlich kam ein Ziel in Sicht. Doch keine Tür, wie anfangs vermutet, sondern ein schlichter, weiterer Steinbogen, der dieselbe Größe wie seine bisherigen Vorgänger hatte. Ernüchterung machte sich zunächst breit, doch etwas war anders. Über dem Bogen prangerte ein Zeichen, in Stein geschlagen und gut sichtbar, war die Bedeutung alles andere als klar. Ein Buchstabe hätte es sein können, aber sicher keiner aus dem myrthanischen. Auch die Sprache von anderen Völkern sah nicht so aus. Er kannte sie nicht, doch er war sich sicher, dass er eine ähnliche Sprache schon einmal gesehen hatte, nur haperte es mit der Erinnerung daran. Noch etwas fiel ihm auf, aber erst jetzt, im Nachhinein. Die Treppe war sehr lang gewesen und musste sie sehr tief zurück in den Untergrund gebracht haben. Er wusste nicht genau, ob das ein Vorteil oder ein Nachteil war, oder überhaupt nichts zu bedeuten hatte, denn bis jetzt hatten alle möglichen Wege nach oben geführt, von daher war es mehr ein Rückschlag, doch vielleicht war gerade das das System, er hoffte es inständig, dass es so war.

Als sie hindurchgingen, löste er seine Hand wieder von der seiner Schwester, die ganze Zeit hatten sie die Stufen mehr oder gemeinsam beschritten, doch in dieser äußerst kühlen Umgebung zu diesem äußerst ungünstigen Zeitpunkt konnte er sie einfach nicht beachten, zumindest nicht als seine Geliebte, sondern nur als seine Schwester und Mitstreiterin im Kampf um die Amulette. Und das war auch gut so, denn schon wenige Meter, nachdem sie den Torbogen durchquert hatten, brauchten sie beide alle freien erdenklichen Hände, denn zwei Skelettwachen standen bei einem Durchgang und drehten fast gleichzeitig die Köpfe zu ihnen, als sie um die Ecke bogen. Ein gutes Zeichen, auf jeden Fall, denn wenn man etwas bewachen ließ, dann war es wichtig. Zumindest hoffte er, dass es eine Bewachung war und die Skelette nicht einfach nur zur Dekoration dort verweilten. Es waren einfache, kleine Geschöpfe, nicht mal ein Schwert trugen sie, sondern nur einen Dolch. Eine schlechte Bewachung und keine würdigen Gegner, so viel stand fest. Doch nur durch die Anwesenheit der verhassten Beliargeschöpfe, die Anwesenheit der gefangenen Seelen im Körper der Toten, keimte Hoffnung in ihm auf. Es musste der richtige Gang sein. Es musste einfach. Die Hoffnung war riesig, auch, dass es das letzte Rätselraten war, ein weiterer Raum, beispielsweise mit zweiunddreißig Gängen hätte sie wohl an einen schmalen Rand der Verzweiflung gebracht. Nein, so grausam konnte niemand sein, das würde Innos zu verhindern wissen...
26.03.2004, 19:04 #53
Isabell
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Rociel zückte sein Schwert rasch, als sie zu ihm sah, nur kurz, nur flüchtig. Suchend nach den alten Knochen glitten ihre Schwerter aus den Scheiden, diese Skelette kamen wahrlich plötzlich, wie aus dem Nichts waren sie vor ihren Augen erschienen und griffen sofort an, doch sie waren schneller. Auf dem Weg zur Erlösung oder besser gesagt, in den endgültigen Tod, waren die Knochenmänner. Spielend schlug sie ihrem Widersacher den Dolch weg, entfernte dabei gleich die ganze Hand. Das war eben der Nachteil eines Skelettes, keine Panzerung mehr und auch der natürliche Schutz von Fleisch, Haut, Blut, Gewebe und Fett war weg. So brachen die Knochen und Knorpelstücke einfach heraus und fielen einfach zu Boden, wo sie die nächsten Jahrtausende vermodern sollten, bis sie jemand fand und verschob oder mitnahm. Doch das Skelett wollte auch mit einer bloßen Hand nicht aufgeben, schließlich konnte man immer noch mit einer Hand und dem Gebiss töten. Die Mordlust war ganz klar zu spüren, ein blinder Befehl trieb diese schwache Kreatur immer wieder an, bis wirklich nichts mehr ging sollte sie kämpfen. Ein Objekt war es geworden, kein Subjekt mehr. Kein Lebewesen, sondern nur noch ein Ding. Doch Isabell konnte kühl mit den Skeletten umgehen, immer noch war ihr Anblick markerschütternd, doch längst nicht mehr so angstvoll. Der Schädel, er war der Schlimmste. Immer, wenn sie in die schwarzen Augenhöhlen blickte, dort, wo sonst die Pupillen waren, spürte sie ein leichtes Kribbeln. Auch sonst war der Anblick schlimm, denn während man sonst immer ausgewogene Gesichtskonturen sah, war nun nur noch ein Knochenaufbau, der so simpel wie effizient war. Sicher, so oder so ähnlich sahen sie alle aus, doch dies auch mit anzusehen war weniger appetitlich. Es war komisch, genau diesen Anblick bot auch die Rüstung von Rociel, doch komischerweise fürchtete sie sich nicht mehr vor dem halben Schädel. Es war so normal geworden, fast schon witzig. Doch nun diese lebenden Körper zu sehen, die ja eigentlich schon tot waren, dies war anders.

Gleich nachdem der Dolch samt Hand gesichert waren, fuhr sie aus, mit einem Schwert stieß sie die zweite Hand hinfort, die fast wieder abfiel, aber nur anknackste, mit dem zweiten Schwert holte sie aus und ließ sich genüsslich an den Rippen aus. Das waren die richtigen Schwachstellen, doch eigentlich war der ganze Körper eine ungesicherte Schwachstelle. Gierig fasste ihr zweites Schwert dann nach, die mächtigen, schweren Krummsäbel fuhren durch den Oberkörper des einstigen Menschenmodells und wüteten dort wie ein blinder Berserker, doch waren die Schläge allesamt kontrolliert angesetzt und vollstreckt. Es gelang ihr ohne Mühe ihren Gegner komplett zu zerstören und schon bald zu vernichten, wie von einer Klippe fielen die Knochen nun auf den Boden, wie ein Stein ins Meer. Immer mehr landeten auf dem Boden und als sie mit einem wuchtigen Schlag ihre Kombination zu Ende brachte, wurden einige, kleinere Hals- und Wirbelknochen mit Wucht an die Wand geschlagen. Der Körper brach nun zusammen, der Kopf fiel mit dem Rest zu Boden, auf dem Boden knackste die Knorpelverbindung zusammen und der Kopf kullerte davon.

Noch ertönte Kampfgetümmel, direkt neben ihr schien der Kampf noch nicht entschieden, doch da irrte sich Isabell. Das zweite Skelett, dass sich zu Rociel gewendet hatte, besaß keine Arme mehr, sie lagen auf dem Boden, so wehrlos hatte es Mühe das Gleichgewicht zu halten, denn immer wenn der Schädel nach vorne schnappte, schlingerte es und drohte umzufallen, doch als sie noch eingreifen wollte, vollstreckte ihr Bruder sein Urteil und schlug dem knöchrigen Armlosen den Schädel ab. Er flog gegen eine Wand und kullerte noch mehrere Meter weit in die Finsternis, doch so finster war es hier gar nicht, denn einzelne Fackeln brannten auch hier. Doch es waren längst nicht so viele, wie noch in den oberen Stockwerken, die sie bisher hinter sich gelassen hatten. Nun war es keine Festbeleuchtung mehr, bei der zahlreiche Fackeln auf engstem Raum standen, sondern eine kluge Einsetzung der Lichterzeuger. So gefiel es ihr auch besser, obwohl sie sich eigentlich freute, je heller es war. Doch man durfte nicht vergessen, sie waren immer noch in irgendeinem dunklen Kellerloch und hatten keine Idee.

Die beiden Skelette schienen vorerst das einzige gewesen zu sein, was sich hier unten an untotem Gesocks befand, so steckte sie ihre sauberen Klingen erst einmal wieder zurück in die Scheiden an ihrem Waffengürtel und atmete durch. Die Luft war gut, besser sogar als man je erwarten durfte. Es war immer noch sehr feucht und jetzt wollte es Isabell wissen. Sie fuhr mit ihrer Hand über eine dieser schwarz schimmernden Wände und tatsächlich, sie war nass. Zwar war es nur sehr gering, aber es war nass. Also musste es definitiv irgendwo eine Wasserquelle geben, die auch die Wände benetzte. Irgendwo musste der Lauf sein und sie hätte ihn gerne gefunden, um ihre mäßigen Vorräte aufzufüllen. Doch zunächst einmal sahen sie sich um. Es war eine seltsame Gangart, doch sie bot ein bisschen Hoffnung an. Es gab vier weitere Wege, doch dennoch verfielen sie nicht in Trauer über die erneute Auswahl. Es war ein symmetrischer Raum und dieser stellte sie nicht vor unendlich viele Gänge. Im schmalen Licht des Fackelscheinwurfes stellten sie fest, dass sie einmal im Kreis gegangen waren. Ein Gang war der bewachte, vor den die Skelette standen, der zweite Torbogen führte zu der Treppe, von der sie gekommen waren und die zwei anderen waren eben fremd. Zwar mussten sie sich wieder entscheiden, doch zunächst einmal wollten sie sich beraten, dazu bot es sich an eine kleine Pause zu machen, da die letzte Mahlzeit schon einiges zurücklag, da waren sie noch nicht mal durch den magischen Spiegel gegangen und jetzt, wo Isabell an Essen dachte, spürte sie auch, wie ihr Magen nach Nahrung lechzte und auch die Lippen und der Rachen einmal wieder Wasser spüren wollten.
26.03.2004, 20:49 #54
Heimdallr
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Sie setzten sich, zwei schöne Fässer ohne Inhalt waren die perfekte Sitzgelegenheit, dazu war die Wand schimmelfrei, nur ein wenig feucht, doch das schien hier Unten die Regel zu sein, außerdem störte es nicht. Die Rucksäcke waren noch immer sehr schwer, ihr Wasser teilten sie schon jetzt streng ein, obwohl sie noch genug Vorrat für mehrere Tage hatten, doch es war gut so. An Essen hatten sie immer noch genug und das war es wohl auch, was Isabell so fertig machte, aber er war froh, dass sie noch immer so viel Abwechslung hatten. Auch wenn ihm das Essen im Moment herzlich wenig interessierte. Es war eine reine Pflicht geworden, spielte in seinen Planungen nur eine unterläufige Rolle. Wenigstens war es dann lecker als sie speisten. Der Zwieback war gar nicht mal so schlimm, wie er immer dachte, aber zumindest hier unten hatte man auch nicht viel erwarten können, ein Stück einer Haxe schnitt er in hauchdünne Scheiben, während seine Schwester dasselbe mit einem größeren Käseschnitt tat. Das einzige was sie nicht hatten war Butter, doch diese hätte auch nicht lange überlebt. So wichtig war dieser Luxus auch nicht, waren sie doch mehr als zufrieden mit dem was sie hatten. Ein solches Essen war sicherlich lange nicht mehr in diesen tiefen Gängen verspeist worden. Dabei schmeckte der Käse so angenehm mild und hatte noch den echten Milchgeschmack inne, während das Fleisch sehr würzig und angeräuchert war. Bei solch feinem Essen konnte man schon von einem Gaumenschmaus reden, wenn sie jetzt nur noch genug zu trinken gehabt hätten, wäre es ein richtig gutes Essen geworden. Aber wie schon gesagt, Essen bedeutete ihm im Moment nicht viel, viel mehr genoss er die Pause. Auch Rociels Rücken war durch das Gewicht der Rucksäcke stark belastet, doch ein großes Manko waren auch die Beine, die schwer wurden und nach all den langen Gängen brannten. Das einzige was wirklich gut funktionierte waren die Arme, sowohl normal, doch insbesondere im Kampf spürte er noch keinerlei Probleme und das sollte auch so bleiben. Schließlich hatten sie noch eine Menge vor.

Doch die Zeit mochte jetzt für ein paar Momente still stehen, während er auf dem Fass saß und sich versuchte zu beruhigen, auch seinem Geist ein wenig Ruhe zu bringen, ohne aufwendige Denkanstrengungen und die ständige Anspannung vor dem nächsten Schlag, bei jeder dunklen Ecke, aber auch bei jedem neuen Gang, den sie betraten.

R: Also, wie wollen wir weiter vorgehen?
I: Wieso haben die Skelette beide diesen einen Gang bewacht und die anderen beiden nicht? Das deutet doch auf eine ganz sicherer Wichtigkeit des Ganges hin oder?
R: Oder es ist eine Falle. Es könnte auch Zufall gewesen sein. Oder aber das Bewachte ist total unwichtig für uns. Wir wissen auch nicht, was in den anderen beiden Gängen wartet. Vielleicht sind sie gar nicht so lang und die Antwort wird uns automatisch präsentiert.
I: Also erst zu den beiden anderen?
R: Ich denke, es wäre sinnvoller so vorzugehen, nur so können wir vorankommen.
I: Wenn es überhaupt der richtige Gang ist und nicht einer von den anderen fünfzehn der Richtige ist…
R: Vielleicht sind ja auch mehrere richtig und überhaupt, wieso vertraust du nicht deiner Wahl.
I: Unserer Wahl.
R: Ich vertraue ihr auch. Wieso sollte es nicht dieser sein. Ganz sicher ist er es. Wir werden schon bald hier raus sein, das verspreche ich dir. Aber wir dürfen nicht zweifeln oder jetzt anfangen hektisch zu werden. Langsam nähern wir uns unserem Ziel und schlagen dann blitzschnell zu. Skelldon unterschätzt uns…noch. Wir müssen uns auf heftige Gegenwehr vorbereiten. Aber unser Training sollte Wirkung zeigen. Wir müssten soweit sein. Aber sei vorsichtig, bald schon dürfte der erste Trupp ersetzt werden, schließlich sind sie auch nicht blöd…es wäre ein Fehler sie zu unterschätzen, nur weil sie augenscheinlich keine Gehirne haben.
I: Ja…du hast Recht, ich schau am besten nach vorne und suche diese Wasserquelle. Sie könnte uns Tage Aufschub geben, nur für den Fall der Fälle.
R: Sag, tut dein Rücken immer noch so weh?
I: Ein bisschen, jedes Gramm weniger macht sich bemerkbar.
R: Du solltest mir ein wenig abgeben, mir scheint, ich bin noch nicht ganz ausgelastet.
I: Nein, nein, schon in Ordnung, ich schaff das schon.
R: Stur bis zum geht nicht mehr. Dann lass mich wenigstens mal nach den Stellen schauen!


Isabell lockerte ein wenig ihre Rüstung und er konnte ihre dünne Samtbluse ein wenig zur Seite schieben. Auf ihrem Rücken waren die Striemen des Rucksackes deutlich erkennbar, doch es schienen keine blauen Flecke zu sein, oder gar ernstere Symptome zu bestehen. Ein wenig erleichtert darüber, lehnte er sich wieder zurück. Soll ich ein wenig deinen Rücken massieren? Diese kurze Pause musste erhalten bleiben und wenn er sowieso nichts tun konnte hier unten, so wollte er wenigstens etwas für seine Schwester tun. Es war zwar gering, aber hier unten war man so gut wie machtlos. Ja, gerne, wenn du willst. Er wollte und so ließ er bald wieder seine Hände über ihr zartes Fleisch gleiten. Nebenbei sah er sich die schwarzen Wände an, die ihn faszinierten und er achtete auf die Umgebung, dass ja nicht doch etwas passierte. Im Wald hätte er sich jetzt einen Blick zu ein paar Tieren gegönnt, oder er hätte die Ohren geschlossen und den lieblichen Stimmen der Lerchen gelauscht, doch das konnte er hier alles vergessen. Stattdessen keimte in ihm eine neue Idee, ein Werk, das er weiterführen wollte, sollte noch ein wenig weitergehen. Und so baute er fleißig Sätze und spürte dabei, wie sich langsam die Verkrampfung aus Isabells Rücken verflüchtigte…
26.03.2004, 21:47 #55
Isabell
Beiträge: 307

Trotz dem ganzen Streß und dem Wirbel, hatte ihr das Essen wirklich gut getan, ihr Magen fühlte sich schon viel gesättigter an und rebellierte nicht mehr so sehr. Bald schon würden neue Kräfte erwachen, die durch das Essen umgesetzt worden. Doch eine kleine Verdauung sollte auch immer sein und da gab es nichts Schöneres wie eine angenehme Masur. Zwar wusste sie nicht, womit sie das verdient hatte, doch im Augenblick wollte sie gar nichts dagegen unternehmen. Allerdings blieb hier unten nicht viel zu tun, wenn man eben nichts tun konnte. Sie konnte ja nicht mal ihre Arme bewegen, da dies wieder die Rückenmuskulatur angespannt hätte und somit eine Massage unmöglich wurde. Isabell hatte jedoch noch andere Sorgen, als ihren Körper, denn sie befürchtete ernsthaft, dass sie es nicht schaffen konnten. Zwar gaben sie sich immer wieder gegenseitig Mut, doch es fehlte einfach das Erfolgserlebnis, etwas, wo sie auch sahen konnten, dass sie auf dem richtigen Weg zu ihrem Ziel waren. Diese Anlage konnte noch hundert Mal so groß sein, als das, was sie bisher gesehen hatten. Sie waren an einem fremden Ort und wenn es tatsächlich eine fremde Welt war, dann war durchaus alles möglich. Jedenfalls hatte sie die Magie des Spiegels irgendwo hingebracht, das konnten auch entlegene Teile der Kanalisation von Gorthar sein, doch es konnte auch eine Welt sein, in der sie keine Ahnung hatten, wie riesig solche Anlagen gebaut wurden. Vielleicht sind deshalb auch so viele der sieben Anderen gestorben, weil sie keine Nahrung und kein Wasser mehr hatten. Genau dieses Wasser wollte sie jetzt finden, zumindest einen Versuch unternehmen. Doch die Wände wollte sie deshalb nicht aufschlagen, wie denn auch. Sie mussten einfach ihrer Nase und ihrem Verstand folgen und ein klein wenig Glück haben, vielleicht fanden sie ja dann diese unterirdische Quelle. Auf jeden Fall hielt sie an Rociels Plänen und seiner Zuversicht fest. Doch er alleine schien so machtlos. So groß sein Vertrauen in ihre Entscheidung war, so sehr zerrte sie davon wieder ab. Doch sie wollte es versuchen, versuchen durchzuhalten sowieso, aber auch nicht ganz so pessimistisch dreinzublicken.

Gerne hätte sie wieder von ein paar Erinnerungen geträumt, Erinnerungen an die schöne Zeit da draußen. Zwar waren sie erst wenige Tage unter Tage, also ohne die Sonne, doch die Tage begannen schon zu wirken und schienen so endlos lang wie Wochen zu sein. Jeden Moment konnte der Frühling in seiner schönsten Form beginnen und sie befanden sich in dunklen Kelleranlagen, die niemals eine schöne Pflanze spüren konnten. Sie jagten Skeletten hinterher, die auf keiner Existenzebene der Logik bestehen konnten, atmeten stickige Luft. Mal war es zum quälen heiß, mal wieder feucht und kühl wie jetzt. Doch unter einem schattigen Baum sitzen und auf den Zehen die warme Sonne kitzeln lassen, diese Option hatte man hier nicht. Im Gegenteil, hier musste man sich alles mit dem Schwert erkämpfen, außerdem wurde das Leben hier zum absoluten Glücksspiel. Keine frei herumlaufende Nahrung, keine schönen Kräuter und essbaren Pflanzen, es gab keine Tiere hier unten und auch sonst waren diese Steingänge tot. Das einzige was sich bewegte fiel auch in diese Kategorie. Am liebsten würde sie nicht nur von einem Traum träumen, sondern am liebsten in diesem Traum aufwachen, nämlich ganz real an der Oberfläche. Das alleine konnte man als Ansporn sehen, sich damit motivieren. Die Singvögel im Ohr spielten den Marsch zum Aufstehen und die restlichen Waldbewohner sangen das Lied des Elans, um die Trägheit abzuschütteln. Immer wieder gelang es ihr sich so zeitweise neu zu motivieren und so gelang es auch jetzt.

Fühlst du dich schon besser? Ihr Bruder störte ihre ganze Konzentration, doch sie war ihm nicht böse, im Gegenteil, hier sollte man sowieso nicht zu viel träumen, sondern sich viel mehr mit der harten Realität beschäftigen. Ihr Rücken war jetzt viel entspannter und nicht mehr so verkrampft, der Schmerz war nach langer Zeit mal wieder ganz fort. Es war schön…doch sicher nicht von langer Dauer. Ja, sehr schön hast du das gemacht. Sie zog sich die Bluse wieder hoch und streifte die Rüstung enger, wahrscheinlich wollte Rociel gleich los. Spielst du mir bitte ein Lied? Die Frage kam für sie überraschend, hatte sie damit doch wirklich nicht gerechnet. Erst noch verwirrt, lehnte sie sich wieder zurück. Ein Lied? Na schön, zu was denn? Sie holte ihre Harfe heraus und nahm sie zwischen die Finger. Die Seiten und Fäden warteten schon darauf wieder einmal zu spielen, überhaupt setzte sie das schöne Stück viel zu wenig ein, eine Schande bei so einem schönen Instrument. Ich habe mir ein paar Gedanken zu meinem kleinen Lied gemacht und würde dir gerne die Fortsetzung der Jungfrau erzählen. Dieselbe Melodie sollte dazu passen. Sie war überrascht, hatte sie doch nicht so schnell mit einer Fortsetzung gerechnet. Gespannt zog sie die Fäden und bald schon klimperte es wunderschön durch den fast dunklen Raum…

Die Melodie der Harfe, sie hatte so vieles und doch durfte man es nicht beschreiben, da sich sonst so viele andere Eigenschaften und Gefühlsregungen, die man vergessen würde, beleidigt wären. Es war ein so schönes Musikinstrument und war doch so viel mehr als nur für Musik und Melodien herzuhalten. Sie fand die Harfe auch besser, als irgendwelche Lauten und Flöten. Die Harfe hatte in ihrem hellen Klang etwas Göttliches in sich, während das andere nur Musik war. Zwar mitunter sehr schöne, flüssige, gut anzuhörende Musik, aber dieses göttliche Temperament konnte nur die Harfe haben und zwar nur ganz bestimmte Harfen.
26.03.2004, 22:18 #56
Heimdallr
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Und wieder blieb sie nicht lang allein
Doch dies Mal sollt’es ein Mann sein
Der Jäger des Waldes, ein Jüngling
Machte ihr zum Geschenk ein Ring
Sie liebten, sie tanzten ein Jahr
Ihr Leben, das schien wunderbar…

Im Frühling tollten sie durch Wiesen
Sah’n die Knospenblüten sprießen…
Im Sommer rannten sie durch Wälder
Bäche, Schluchten und auch Felder…
Im Herbst da liefen sie durch Farbe
Rot, Gelb, Grün und Braun die Gabe…
Im Winter dann, da ward es weiß
Das Jahr, das forderte nun den Preis…

Ein Jahr lang hielt der Zauber an
Dann war es aus, dann ging der Mann
In einer kalten Wintersnacht
Die Letzte hatten sie verbracht…

Noch immer war sie jung und schön
Beschloss zurück zur Stadt zu gehen
Am Finger trug sie den einen Ring
Am Stadttor das Gold macht "Klingeling"
Der Ring das letzte was ihr blieb
Kam zurück als Mörder und Diiiiebbbb!

Dada Dida Dadadadi, Dada Dida Dadadada,
Dada Dida Dadadadi, Dada Dida Dadadada.
27.03.2004, 11:24 #57
Isabell
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Ungefähr eine Viertelstunde erklangen die Töne schon. Leise spielte sie weiter, als auch der letzte Ton aus dem Rachen ihres Bruders erloschen war. Ein wenig wollte sie noch das schöne Lied ausklingen lassen, hatte sich in diese Jungfrau verliebt. Vor allem aber klang auch dieses Ende wieder nach einer möglichen Fortsetzung, so wollte sie es hoffen, dass Rociel daran noch weiter arbeiten würde. Auf jedem Fall hatte ihr sein Stück wieder einmal gefallen und auch dieses Mal sollte er es nicht nur für den Moment spielen, sondern durchaus der Ewigkeit erhalten lassen. Doch zunächst einmal spielte sie noch ein wenig, zog an den Seiten um dem Instrument die schönen, hellen Klänge zu entlocken, die sie beide so sehr zu schätzen wussten. Vielleicht konnte sie ja irgendwann einmal, wenn sie wieder etwas mehr Zeit für sich hatten, ein eigenes Lied schreiben und zumindest die Melodien auf der Harfe verschönern. Doch hier unten war das wohl kaum möglich, alleine schon der Klang machte ihnen einen Strich durch die Rechnung.

Alles war äußerst träge, Isabell spürte wie die Zeit sich langsamer bewegte, wenn sie hier ausharrten und sich einfach nur ausruhen wollten, dass dann alles andere so weit entfernt wirkte. Es war trotz der widrigen Umstände eine schöne Pause gewesen, doch auch diese musste enden, denn zu sehr durften sie nicht im Schlendrian und der Faulheit verfallen, sondern mussten weiter. So schwer es auch war, spielte sie noch einen letzten Ton, ehe dieser lange Zeit im Raum verhallte, doch dann legte sie die Harfe aus den Händen und hörte auf ihre trägen Töne weiter zu verbreiten. Sie war ein wenig schläfrig geworden, aber nicht gerade müde. Rociel hatte schon lange nichts mehr gesagt, seid die letzten Töne seines Liedes verstummt waren, aber er hatte seine Arme um ihren Bauch gelegt und war wohl auch vom Zauber der Harfe gefangen genommen. Nun aber drehte sie sich um, sah in sein leeres Gesicht und versuchte seine Mimik zu lesen, doch er war manchmal so verschlossen, dass es schwer war überhaupt zu erkennen, ob er sie wahrnahm. Wollen wir weitergehen? Eigentlich hatte sie mit einem langen Schweigen gerechnet, obwohl sie sich sicher war, dass ihr Bruder die Frage verstanden hatte, doch schon Sekunden später gab er ihr Antwort. Aye, das sollten wir tun. Isabell lehnte sich zu ihm und gab ihm einen langen Kuss auf die Lippen, schon seit einer halben Ewigkeit hatten sie sich nicht mehr geküsst und das hatte sie wirklich vermisst. Es war eine wundervolle Erfahrung und schenkte ihr neue Kraft, um sich überhaupt aus dieser Trägheit loszureißen. Dann aber schwang sie sich von dem hölzernen Fass herab und schnürte ihren Rucksack zu. Dank der Massage dürfte es nun deutlich leichter werden und ein wenig leichter war er ja auch geworden. Isabell sah wie ihr Bruder sich auch aufmachte und lenkte ihre Schritte deshalb schon einmal in Richtung des nächstgelegen Ganges, als sie einen Widerstand an ihrem Arm spürte. Rociel hielt sie fest und kam näher, gab ihr noch einen zweiten Kuss und ließ sie wieder los, ehe er denselben Weg einschlug. Isabell meinte die Botschaft verstanden zu haben, doch ihr schweigender Bruder machte es nicht leicht.

Gemeinsam steuerten sie dann den ersten der zwei Gänge an, der keine Skelette als Wache davor stehen hatte. Ob sich ihre Hoffnung erhärten würde, das musste sich nun zeigen, jedenfalls hatten sie sich in ihrer kleinen Rast gut vorbereitet, für jede nächste Wendung der Ereignisse. Mit der Zeit gewöhnte man sich auch an die Dunkelheit, kannte man dies doch schon zur Genüge. Und die schwarzen Wände, sie waren ohnehin längst zum gewohnten Bild geworden. Noch immer lag eine hohe Feuchtigkeit in der Luft, ließ sie auf eine Wasserquelle hoffen. Sie würden aber auch ohne Wasser nicht aufgeben, doch daran wollte sie nun nicht mal nachdenken. Überhaupt, es gab keine ungefährlichen Zeiten, auch nicht im Wald. Sie mussten immer mit Überraschungen rechnen und auch mit Entbehrungen leben. So war es nun mal, so würde es immer sein…

Isabell ging auf gleicher Höhe wie ihr Bruder, immer wieder berührten sich ihre Fingerspitzen wie zufällig, wenn sie ihre Wege gingen. Ein eigenartiges Kribbeln, doch auch vor ihnen wurde der Gang interessant. Zunächst einmal wurde es ein langweiliger Steingang, der nach dem Torbogen nicht viel besser wurde. Alle zehn Meter hing eine kleine Fackel, die so wenig Licht spendete, dass sie an ihrer Fackel festhielten, die viel besser dafür geeignet war. Doch nach einigen monotonen Metern veränderte sich der Gang deutlich. Und diese Veränderung ließ die junge Frau weiter hoffen und bangen. Von den Decken begann es zu tropfen, erst waren es nur winzige Wassertropfen, die nur alle Minuten runterkamen, doch später dann fielen sie ihr im groben Sekundentakt auf den Kopf und auch Rociel bemerkte das Wasser auf seinen bloßen Armstellen. Irgendwo musste der Lauf sein, denn nun war es ganz eindeutig. Über ihren Köpfen lief ein Gang und benetzte die ganzen Wände und ließ sie so glitzern. Doch wo war der Ursprung dieser Quelle? Das wollten sie herausfinden und im Gang wurde es immer nasser, sie kamen dem Ziel näher und näher, sie spürte die Feuchtigkeit regelrecht…
27.03.2004, 15:18 #58
Heimdallr
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Vielleicht hatte er ja wirklich eine schlechte Meinung, doch eigentlich wusste er gute Arbeit zu schätzen. Es war verwunderlich, dass Isabell dieses Stück so gut gefiel, so sonderlich begeistert war er davon gar nicht, aber auf ihre Bitte hin hatte er auch dieses kleine Stück zu Pergament gebracht, auf dass es noch eine kleine Ewigkeit erhalten blieb. Doch viel mehr war er froh darüber sie bei sich zu haben, sie war ein wahrer Seraphim und schenkte ihm ihre Aufmerksamkeit, so wie es nie jemand getan hatte. Doch gleichzeitig war seine Stimmung jede Sekunde schwarz und nüchtern, denn hier unten war er nicht in der Lage sich auf sie zu konzentrieren. Es schmerzte ihn sehr, so sehr, dass es sich niemand vorstellen konnte. Es war so unglaublich anstrengend seine Gefühle und seine Lust zu unterdrücken und eine solche Schönheit nicht zu beachten, doch hier unten waren für solcherlei Gefühle kein Platz. Deswegen gab er ihr auch den zweiten Kuss. Er wollte ihr zeigen, dass er nicht vergessen hatte, doch gleichzeitig auch wieder eine Distanz dazwischen bringen. Für sie war nur eines wichtig und das war ihr Ziel, das Amulett. Es war der schmale Grad zwischen Pflicht und Wahnsinn, denn sie bestreiten mussten. Irgendwie waren sie wirklich nur Söldner, Söldner für einen anderen. Aber dieser Weg war höchst ehrenvoll und so musste er bestritten werden. Es gab keine Wahl, schon von Anfang an nicht.

Dieser Gang, den sie selbst gewählt hatten, er barg ein Geheimnis und hoffentlich war es ein gutes Geheimnis. Jedenfalls waren die Wände hier viel anders. Sie wirkten älter als noch in den oberen Regionen, sie wirkten natürlicher und weniger bebaut. Der feuchte Glanz kam von dem Wasser und als auf seinem Oberarm zum ersten Mal ein Wassertropfen landete und in unzählige weitere Tropfen zerfiel, da bemerkte auch er das Wasser zum ersten Mal richtig nah. Bisher war nur eine gewisse Feuchtigkeit unübersehbar, doch als das kühle Nass die Haut berührte, da kribbelte es ganz deutlich. Es war nicht hautschädlich, es war ganz normales Wasser. Als es viel stärker von der Decke tropfe, streckte er seine Zunge heraus und testete das angebliche Wasser. Es war wirklich reines Wasser und dazu noch sehr gutes, klares Wasser. Hier unten wusste man schließlich nie, es hätte ja auch giftiges Wasser sein können, das hätte er durchaus für realistisch gehalten, aber so war er beruhigt.
Mit der Zeit wurde es immer heftiger, bald kam er sich mehr wie in einer Grotte, als in einer Höhle vor. Die Tropfen von der Decke wurden immer größer und praller und unter ihnen standen große, tiefe Pfützen. Schon lange blieben die Sohlen ihrer Stiefel nicht mehr trocken, doch sie hatten Glück. Der Gang war nach wie vor mit Stein gebaut und hatte keine Erde oder Sand als Untergrund. Das war wichtig, denn ansonsten hätten sie wohl bald nicht mehr weitergehen können. So aber waren die Pfützen nur kleine Hindernisse, reinigten die Stiefel sogar. Dabei verklebten sich ein paar Härchen des Schneewolfpelzes und glitzerten auch im Schein des Feuers. Doch der Gang sollte nicht mehr lange sein, wirklich groß war er nicht und wirklich bearbeitet eben auch nicht. Nach einer gewissen Zeit, in denen der Gang immer linear geradeaus verlief, machte er einen großen Knick, allerdings weder radikal um neunzig Grad, wie sie es sonst gewohnt waren, aber auch nicht in Form einer weichen Kurve, sondern irgendwo dazwischen. Die Wände wurden viel rauer, größere Spitzen ragten nun aus dem Fels heraus, hier erreichte er wohl seine natürlichste Form, denn nirgendwo sonst sah es so aus. Der Boden wurde in der Kurve ein wenig trockener, die Tropfen hörten auf zu Boden zu fallen. War die Wasserquelle nun verschwunden? Lag sie tatsächlich über ihren Köpfen, dort, wo es so heftig tropfte? Sie wollten auf keinen Fall aufhören weiterzugehen. Rociel spürte den unbedingten Willen seiner Schwester, sie trieb ihn die ganze Zeit an, obwohl sie auf derselben Höhe liefen. Doch auch ihn hatte die Sucht gepackt, durch diese natürlichen Steinfragmente, durch das Wasser, durch den ungewöhnlichen Aufbau. Es war kein Gang wie die meisten, die sie hier schon kennen lernen mussten. Es war vollkommen anders, man spürte fast, dass er nicht mehr unter der Kontrolle einer fremden Macht stand, nicht mehr auf die Erbauer zurückzuführen war.

Die Ernüchterung traf sie deshalb schnell, doch zugleich mischte sich auch ein Gefühl von jubelnder Euphorie darunter. Irgendwann endete ihr Lauf, durch die verschiedenen Gradwinkel und sie wurden in eine ausgehöhlte, fast rundliche Höhle entlassen. Es gab nicht viel zusehen, nur ein kleines Wasserloch, das von einem kleinen Wasserlauf gespeist wurde, doch was ihnen die Fassung raubte, das lag da, am Wasserloch. Eine Kreatur, wie sie sie schon kannten. Ein Verfaulter, ein menschliches Stück Fleisch, ohne Seele und ohne einen menschlichen Willen, auch von dem einen Gedanken besessen zu töten. Doch dieser Verfaulte war noch ein Stückchen abartiger, obwohl das kaum mehr möglich schien, denn er hatte keine Beine mehr, sie waren ihm wohl abgeschlagen wurden, vielleicht sogar von den Skeletten, vielleicht aber auch von anderen, noch schlimmeren Kreaturen. Jedenfalls trank diese Gestalt aus dem Wasserloch, wobei nicht alles auch in dem teils zerfetztem Körper blieb. Doch auch ohne Beine hatte es noch gute Sinne, nahm die beiden Fremden sofort war und stoppte den Trinkfluss. Doch ohne Beine war es dem Verfaulten nicht möglich aufzustehen, so musste er kriechend seinem unbedingten Willen nachgehen zu töten, kam dabei aber kaum voran, zog sich mit den Armen auf dem glitschigen Boden zu ihnen. Rociel wollte – und konnte – diesen Anblick nicht länger ertragen, ohne zu zögern, nach einem kurzen Schock, zog er sein Schwert und bohrte es durch den Rücken des Wehrlosen, ehe er seine Tat mit einem zweiten Hieb vollstreckte und den Kopf abschlug, denn nur so konnte die Kreatur endgültig erlöst werden. Friede deiner Seele. Amen.
27.03.2004, 18:42 #59
Isabell
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Wahrscheinlich war es nur ein kurzer Aussetzer, doch sie hätte die Kreatur töten müssen. Dennoch hatte sie gezögert sie zu töten, denn sie sah wirklich so was von verunstaltet aus, dass sie ihr fast schon leid getan hatte. So gefesselt war sie von diesem Anblick, dass sie sich nicht einmal mehr abwenden wollte. Es war gut, dass Rociel wohl weniger überrumpelt gewesen war. Dieser geschundene Körper, er sah so mitgenommen aus. Fast mochte man meinen, in ihm waren doch noch menschliche Gefühle, eine beinahe tote Kreatur, die immer noch Schmerz empfand und ihre Schmerzen am Wasserloch lindern wollte. Trotz der Tatsache, dass dem Körper auch Wasser nicht mehr helfen konnte, hatte sie diese Instinkte gehabt. Ein wirklich trauriges Beispiel von der Brutalität hier unten. Doch gleichzeitig war es wohl auch eine Warnung, eine Warnung die nicht ausgesprochen wurde, die aber dennoch existierte. Isabell ging vorsichtig an dem Leichnam vorbei, denn er war nicht mehr existent. Sie mussten nun an wichtigeres denken, zum Beispiel an das Wasser. Es war nur ein kleines Wasserloch, einen Meter breit, zwei Meter lang, zwei Meter tief. Es war ein Becken am Rande einer dieser Mauern, die auch gleichzeitig das Ende des Ganges besiegelten. Jetzt endlich bekamen sie ein paar Antworten, denn das Becken wurde von einem kleinen Wasserlauf gespeist. Das Wasser rann an der Wand hinab, sehr stetig und beständig, aber es rann. So wurde das kleine Becken immer wieder aufgefüllt. Dort, wo der Wasserlauf begann, bzw. die Decke endete, war ein etwas größeres Loch, weswegen es wohl so gut hindurch kam. Doch der eigentliche Quell musste hoch oben liegen, daher war es auch zu erklären, warum hier alle Wände und Decken nass waren. Das Wasser musste sich seinen Weg durch den Fels gebahnt haben. Doch dafür waren große Mengen an Wasser von Nöten, ein einfacher Regenfall nutzte da nichts. Doch dies war eigentlich egal, denn weiter brachte es sie nicht. Ob sie jetzt dicht unter der Oberfläche waren oder doch noch tief unter der Erde, einen direkten Einfluss auf die Suche nach Skelldon hatte es nicht. Doch eines stand fest, sie hatten Wasser, echtes, trinkbares Wasser. Das einzige Problem sah Isabell darin, dass der Faulende seine Finger und seinen Mund in dem kleinen Becken hatte und vielleicht Bakterien oder sogar Gifte sich darin befand. Es war kritisch, denn das normale Wasser war definitiv nicht giftig. Also beschlossen sie sich eines kleinen Tricks zu bedienen, das hieß, ein Trick war es gar nicht, sondern nur logisches Denken.

Zuallererst jedoch, stellten sie ihre Rucksäcke ab, würden sie doch ein paar Minuten hier verweilen. Bislang hatte sie keine Probleme mehr mit dem Rücken, der Schmerz war vorläufig gestoppt, doch sicher war sicher und bestimmt war dieser Zustand nicht von Dauer. Aus dem Beutel von ihrem Bruder nahmen sie die leeren Wasserkrüge, sie hatten ungefähr die Hälfte leer und die Hälfte noch gut gefüllt. Dann stellten sie sich zu der Wasserquelle und hielten die Gefäße an den Lauf, die sich daraufhin langsam aber sicher mit Wasser füllten. So konnten sie zumindest sicher sein, dass das Wasser nicht vergiftet oder beschmutzt war, denn es kam ja frisch aus einer Quelle über ihnen. So füllten sie einen Krug nach dem anderen, verschlossen sie fest mit den Pfropfen aus Kork und hatten so ihre gesamten Wasservorräte wieder auf dem Stand vor der Abreise gebracht. Das war ein unglaublicher Erfolg auf ihrer Suche, jetzt hatten sie durch das frische Wasser mindestens zwei, drei Tage, wahrscheinlich aber noch mehr dazu gewonnen. Trotzdem sollte das kein Anreiz werden länger hier unten zu verweilen, wie nur nötig. Es war nur eine kleine Verbesserung ihrer Lage, mehr aber nicht. Wenigstens musste Isabell das Ganze nicht schleppen, die Krüge landeten im Rucksack ihres Bruders und das war auch gut so.

Doch mehr gab es hier unten nicht mehr zu sehen, es war eben nur dieses kleine Wasserbecken vorhanden und eben jene Überreste dieses grauenvoll geschundenen Körpers. Für sie jedoch musste es einen anderen Weg geben, dieser hier war nicht der richtige und die Frage stellte sich erneut, ob es denn überhaupt einen richtigen Weg hier unten gab. Nach ihrer Rückkehr zum großen Raum mit dem riesigen, unnützen, steinernen Quader würde sich erneut die Frage stellen, welchen Gang sie nehmen mussten. Es gab noch zwei Alternativen zur Rückkehr in den Raum der sechzehn Gänge. Das eine war der einst bewachte Gang, das andere ein zweiter vom Format wie dieser. Aber noch ein weiteres Wasserloch würden sie wohl kaum finden, zu unwahrscheinlich war diese Idee. Doch zunächst einmal mussten sie ohnehin zurück, genau auf diesem Wege befanden sie sich jetzt. Vorbei an den ganzen, schillernden Wänden, unter den tropfenden Decken hindurch, bis sie wieder da waren, im zentralen Raum. Nun also hatten sie zwei Möglichkeiten ausgeschlossen und die Hoffnung war nun immer größer, dass sie den richtigen Gang erwischten, der sie weiterbrachte, raus aus diesen Gängen, raus aus diesem Labyrinth der verstrickten Gänge, der Sackgassen und irreführenden Wegen. Doch gleichzeitig sank eben jene Chance, dass sie richtig waren. Noch zwei Möglichkeiten…zumindest ihre erste Wahl war ein Erfolg, trotz der Sackgasse, die es auch dort zu finden gab.

Also, was sagst du? Wohin sollen wir nun gehen, den einst bewachten Gang, oder den unbewachten? Rociel tippte sich an sein Kinn, in seiner Pose des Denkens verweilte er ein paar Momente, dann antwortete er. Ich würde sagen, mein Gefühl lenkt mich zu dem bewachten Gang. Außerdem haben wir nichts zu verlieren. Ist es der richtige – super, ist es der falsche, so sehen wir wenigstens, für was die Bewachung gedacht war. Es muss einen Sinn geben, ich bin mir sicher, dass die Skelettwachen einen Sinn hatten. Ich glaube nicht, dass sie nur da standen und ich glaube auch nicht, dass Skelldon so dumm ist. Was ist, wollen wir es wagen? Isabell brauchte nicht lange zu überlegen, denn so oder so, er hatte Recht. Gut, gehen wir in den einst bewachten Gang und sehen uns dort um.

Die Entscheidung war gefallen und so führten sie ihre Schritte zu dem steinernen Bogen, vor dem zwei Knochenhaufen lagen, mehr oder weniger die Gerippe von zwei Menschen, die doch keine mehr waren…
27.03.2004, 20:43 #60
Heimdallr
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Zum zerreißen angespannt lagen seine Neugier und seine Nerven in dem jungen Mann. Rociel wollte unbedingt wissen, was in diesem Gang lag. Es war wieder eine der berühmten Sinn und Gegensinn Fragen. Denn es war absolut unlogisch, etwas zu bewachen, wenn dort nichts wäre. Es erschien doch absolut logisch dagegen, wenn man mit einer Bewachung verhindern wollte, dass jemand durch diese Gänge drang. Es war das logischste der Welt, wenn eben auch Skelette solch eine Denkweise anstrebten. Doch egal was auch passieren sollte, sie hatten immer noch eine Option frei, wenn es nicht dieser Gang war, dann war es eben der unscheinbare dritte, bzw. vierte. Man merkte jedoch, dass sich hier unten einiges geändert hatte. Die Steine wurden schroffer und die Gänge wurden kürzer. Keine meterlangen Marathonmärsche mehr, nein, es war nun alles eine Frage des Lichtes. Verdunkelt lag dieser Gang, er bot eine seltene Einmaligkeit. Zuerst waren noch ein paar Fackeln zu sehen gewesen, genau wie noch im Gang zu der Wasserquelle, hingen sie alle fünf Meter, strahlten schwaches Licht aus und kamen dann wieder.
Doch dieses Mal nicht. Dieses Mal blieben die Fackeln aus. Es gab auch keine eisernen Halterungen in den Felswänden, es gab absolut nichts. Dunkelheit war wieder die alleinige Herrscherin und Schwarz die einzige Farbe, die gewährt wurde. Doch nicht mit ihnen. In diesen Momenten liebte er seinen Feuerstein wie keinen Zweiten. Es gab sicherlich auch andere Wege sich ein Feuer zu entzünden und man konnte sicherlich auch andere Fackeln mitnehmen, aber dieser Stein war so wichtig, diese Tatsache wurde viel zu wenig geschätzt. Er gab ihnen die Chance in einem dunklen Gang zu sehen, was durchaus wichtig war. Der Gang bot allerdings weniger natürliche Sehenswürdigkeiten, sondern bestach durch seinen präzisen Aufbau. Die Kurven waren wieder im gewohnten neunzig Grad Schema, doch dafür waren die Wände unbehandelt, waren grob, aber längst nicht so grob wie noch im letzten Gang. Es war auch hier nicht so nass und schon längst nicht mehr so feucht, zwar spiegelten die Wände immer noch leicht diamanten, aber die Luftfeuchtigkeit war deutlich geringer, das konnte man richtig spüren.

Sie gingen weiter, mittlerweile waren die Gänge viel kürzer geworden, nur noch wenige Minuten, manchmal zwei oder drei nur noch, gingen sie an einem Gang, bis erneut eine Biegung ihren Lauf unterbrach. Sie mussten schon mindestens ein Duzend Mal die Richtung geändert haben und nicht sehr weit im Felseninnern. Doch gegen seine Erwartung trickste sie der Gang noch einmal aus und wurde länger und länger. Nach den ganzen Biegungen war der lange, lineare Gang etwas neues, fast schon ungewohntes für sie, doch nichts desto trotz blieb die Anspannung bei ihm. Die Minuten verstrichen nun schneller, genau wie auch ihr Gang, der sich langsam erhöhte. Es dauerte nicht lange, da nahm sich der Gang eine weitere Änderung vor, dieses Mal aber ohne groß und spektakulär zu wirken. Die Steinplatten fielen weg. Die großen Steinplatten, die zumindest in der Mitte eine quadratische Form hatten und ganz sicher bearbeitet wurden, von wem das sei dahingestellt, verschwanden. Ihre Stiefel klackten nicht mehr so laut, wie sie es so lange zuvor getan hatten, sondern sie bewegten sich jetzt auf harter Erde. Kein Sand, in dem sich wieder irgendetwas verstecken konnte, nein, aber harte Erde. Genau dies hatte er schon im Gang mit dem Wasser befürchtet, doch zum Glück waren die Vorzeichen der Natur gut verteilt. Wäre die Erde nämlich auf dem Weg gewesen, wo es ständig und ziemlich heftig von der Decke getropft hatte, dann wäre dieser Weg wohl unpassierbar gewesen. Doch über die harte Erde zu laufen war fast dasselbe wie Steinplatten, jedenfalls machte es ihm nichts aus. Ganz anders jedoch verhielt es sich mit dem Zeichen, dass nach der letzten Steinplatte auf dem Erdboden mit einer Farbe gemalt wurde. Es war eine Schrift, die er wieder nicht erkennen konnte, die sich aber mit dem Zeichen, dass sie schon einmal hier gesehen hatten, deckte. Doch Rociel brauchte die Schrift um das Zeichen gar nicht lesen, das Zeichen, um das sie stand, war eindeutig. Ein Totenkopf, der Kopf eines Menschen. Oder eines Skelettes. Jedenfalls machte es wohl eindeutig klar: Bis hierhin und kein Schritt weiter! Oder aber es war ein Zeichen, ein Zeichen für die Einheiten, die vorbeiliefen. Vielleicht war es ja tatsächlich der erhoffte Weg, Rociel hoffte es sehr. So ein deutliches Zeichen hatten sie hier unten noch nie gefunden, doch jetzt schon. Innerlich stieg ein wenig Freude und Selbstbestätigung in ihm auf, denn er hatte es geahnt. Zumindest war nun bewiesen, dass die Skelettwachen wirklich einen Sinn gehabt hatten. Sie waren keine unnützen Truppen nein, sie waren wirklich zu etwas da. Was, das galt es jedoch herauszufinden. Doch der Fürst rechnete auch nicht unbedingt mit einem netten Durchgang. Skelldon musste einfach gemerkt haben, dass seine erste Instanz nicht wieder kam, er musste neue Truppen geschickt haben, er war sich sicher, dass der vermeintliche Besitzer des Amulettes sie wahrnehmen konnte. Die Amulette, wenn sie nah genug beisammen waren, dann zogen sie sich an. Skelldon konnte sich diese Tatsache zunutze machen, wenn er wusste, wo sie waren. Deswegen war Rociel auch stets auf einen Kampf vorbereitet, hielt seine freie Hand griffbereit, während die andere Hand die Fackel eskortierte.

Der lange Gang, der wirklich lang war, wollte zunächst kein Ende nehmen, doch wie das mit so langen Gängen eben war. Irgendwann kam man immer an ein Ende, egal ob es hundert Meter, oder tausend Meter vom letzten Punkt entfernt lag. Bei ihnen war es zwar nicht ganz so schlimm, sondern lag irgendwo dazwischen, doch kurz konnte man ihn bestimmt nicht nennen. Doch man konnte meinen, er hatte es geahnt, als sein Amulett leicht anfing zu glühen und ausnahmsweise einmal seine Augen – das schwächste Sinnensorgan an seinem Körper – die roten Punkte in der Ferne wahrnahmen. Wie sie immer näher kamen, was sicherlich auch daran lag, dass sie immer weiter auf sie zukamen. Isabell spürte es auch. Gemeinsam blieben sie stehen und betrachteten die roten Punkte. Es war kein gutes Zeichen. Es könnten Augen sein. Nur Augen von was war die Frage…erst einmal setzten sie ihren Weg fort, doch ihre Waffen standen bereit, er spürte, wie seine rechte Hand am Griff begann zu zittern. Das Schwert wollte heraus. Er hatte es kaum mehr unter Kontrolle. Es war durstig, hatte es doch schon so lange kein echtes Blut mehr getrunken…
27.03.2004, 22:12 #61
Isabell
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Schnell ging jetzt alles, total schnell. Die roten, glühenden Punkte, mal waren es zwei, mal drei, am Ende gar vier, sie vergrößerten sich immer mehr und als sie zu groß wurden, drosselten sie ihr Tempo, das unwahrscheinlich schnell gehend war, fast schon rennend. Isabell merkte gar nicht, wie sehr ihr Puls raste, dafür war sie viel zu aufgeregt. Auch dieser Gang hatte etwas, etwas ganz besonderes. Diese ganzen, immer gleichen Gänge seit dem Spiegel, sie waren so was von ermüdend, doch hier erlebte man laufend eine Art Nervenkitzel…sie wusste nicht, ob sie das begrüßen sollte, oder überhaupt konnte, denn wenn es langweilig war, passierte immerhin nichts. Als sie nun drastisch langsamer gingen, vom fast rennen zum schleichen übergingen, zog sie ihre beiden Schwerter aus den Scheiden, in einer gewissen Ahnung, dass sie sie bald gebrauchen könnte. Ihr größter Trumpf war nun die Fackel, denn ohne sie wären sie blind, hätten nichts gesehen, doch so konnten sie geringfügig sehen, waren nicht vollkommen aufgeschmissen.

Und dann, dann zeigte sich das Bild ihrer Feinde. Zuerst konnten sie es nur an Geräuschen ausmachen, dann auch sehen. In einer schnellen Bewegung hatten sich die Feinde in Bewegung gesetzt, kamen nun klappernd auf sie zu. Stumm und stillschweigend waren ihre Münder, doch ihr Klappern verriet sie. Die Knochen schepperten und das ewige Knacken war bei jedem Schritt zu hören. Skelette… Rociel nickte nur und sah die roten Punkte näher kommen. Nun waren sie es, die sich rasend schnell näherten. Also hatten sie hier noch mehr versteckt und die Erbauer taten guten daran, keine Fackeln zu gebrauchen. Für jemanden, der nicht das Glück hatte selber Licht erschaffen zu können, der war hier unten total aufgeschmissen. Und die Skelette kannten nur eines. Den Drang zu töten. Da kam es nicht auf Licht oder auf Dunkelheit an, ihre Instinkte, ihr unbedingter Befehl zu töten, dem sie Folge zu leisten hatten, er trieb sie zum Letzten.

Sie warteten jetzt nur noch, hatten keine Lust mehr weiter zu gehen, bereiteten sich auf den Zusammenprall vor, es konnte sich nur noch um Sekunden halten. In einer flüchtigen Sekunde sah sie ihren Bruder, er hielt die Fackel ein wenig versetzt, so dass sie die Ankunft der Skelette bemerken mussten. Doch noch etwas fiel ihr auf. Er hatte seine Augen geschlossen. Sie verstand es nicht, doch drehte sich Isabell wieder zurück. Er würde schon wissen, was er tat, sie sollte sich eher Sorgen um ihren Plan machen. Die Augen schienen immer schneller zu kommen, die Geräusche ihrer knochigen Füße auf dem Boden und die Töne der wippenden Knochen, sie waren markant und unverkennbar. Doch die glühenden Augen, sie waren noch viel außergewöhnlicher. Sie hatte dies gar nicht bemerkt, bei den anderen Skeletten, die sie bisher gesehen hatte.

Dann kamen sie, Isabell spürte fast ihren knochigen, faulen Atem, da tauchten zwei Schatten vor ihnen auf, die Fackel bewegte sich, der Kampf begann. Ihre Klingen stießen nach vorne, prallten mit dem Schwert des Skelettes zusammen, in dem engen Gang gab es ein enges Duell zwischen ihren Feinden und den Geschwistern. Sofort setzte sie nach, ging zurück in die Grundstellung, ein Schwert hinten zum blocken und eines zum angreifen. Sie erkannte die glühenden Augen des Skelettes, das gute zwei Meter groß war. Auch war es viel breiter, die Knochen viel größer. In den Händen hielt es ein eisernes Schwert, ein Langschwert, wie sich später herausstellte. Alle ihre Angriffe schienen nutzlos, das Skelett war immer ein Tick schneller, nur dank ihres zweiten Schwertes konnte sie die schnellen Gegenangriffe abwehren. Auch neben ihr klangen die Klingen, prallten aufeinander und ließen sich keinen Platz. Die Fackel schwang dabei immer wild umher, manchmal sah sie mehr, manchmal weniger. Die Knochen und der Körper ihres Gegners strahlten auf. Mal verschwanden sie in ewiger Finsternis. Es blieb über den ganzen Kampf hin ein Schatten. Ein Spiel aus Licht und Dunkelheit. Doch der Kampf war schnell. Schnell zu Ende. Das Skelett besaß eine hauchdünne Überlegenheit, ging aber wild und ungestüm bei seinen Angriffen ans Werk. Trotzdem gelang es dem Knochenmann sie immer mehr in Bedrängnis zu bringen. Ihre Schwerter hingegen saßen fest, doch es war so eng, dass sie kaum reagieren konnte, sich nicht die Schnelligkeit zum Vorteil machen konnte. Dann folgten zwei, drei unglaublich schnelle Schläge, fast schon Kombinationen, die sie zuerst kaum berührten, doch beim letzten Schlag zog es ihr zweites Schwert, dass sie zum Angriff benutzte, mit hinunter. Nur durch die Form eines Kreuzes konnte sie dem harten Schlag gegenüberstehen. Kurz vor ihrer Brust stoppte das Schwert des Skelettes, verlor jedoch nicht an Kraft. Es versuchte förmlich ihre Mauer zu durchdringen und hatte damit fast Erfolg. Doch sie sah nun die Gefahr und konzentrierte sich, dachte an ihre ersten Kämpfe, an die Ausbildung und an vieles mehr, hörte auf mit Logik kämpfen zu wollen und entspannte sich. Die Verkrampfung in der Schulter löste sich und mit dem Gedanken an den Frühling, an den Gedanken, dass sie bald hier rauskommen würden, kehrte neue Kraft in ihre Muskeln. Auf einmal begannen die Schwerter zu erzittern, trotz der nimmermüden Kraft des Skelettes rutschte das Langschwert hin und her, drohte nun zu zerbersten. Stück für Stück gelang es Isabell das Schwert des Feindes zurückzudrängen, immer wieder bebten die Klingen dabei und dann durchzuckte sie ein kraftvoller Blitz und die Klingen zuckten ebenfalls nach vorne. Wie aus Holz zerriss es das Schwert des Skelettes, obwohl die Qualität dieser Klinge alles andere als den schlechten Standart bisheriger untoter Schwerter hatte. Doch der Drang nach vorne stoppte nicht danach, kurz nach dem Durchbrechen der Klinge zuckte es nur noch mal für eine Zehntelsekunde, danach hatten die Kreuzklingen den Halswirbel zerrissen, der Schädel sauste nach vorne, der Körper wurde mit einem Tritt klar gemacht und fiel zu Boden.

Sofort drehte sie sich um und sah zu ihrem Bruder, der noch immer mit dem Skelett kämpfte und wohl mehr Probleme hatte. Hier fang mal. Als ob Rociel es bemerkt hatte, dass sie ihren Gegner besiegt hatte, warf er ihr mit einem Wurf den brennenden Stock zu, an dessen Ende der Feuerstein hing. Sie musste eine Klinge blitzartig zu Boden fallen lassen, um eine Hand frei zu haben, dann aber fing sie die Fackel sicher. Auf ihrer Stirn bildeten sich Rätselfalten, denn warum hatte er nicht einfach gewartet, zu zweit wäre es doch gar kein Problem gewesen…doch die Antwort blieb überflüssig, denn ohne die Fackel, die wirklich ein wenig schlecht in Händen lag, entschied ihr Bruder den Kampf in Windeseile. Nur wenige Klingenhiebe hörte man noch, dann war es stumm. Stillschweigend hatte sie zugesehen, wie Rociel dem Skelett die Hand abschlug, während dieses gerade zuschlagen wollte, der Rest war nur noch Formsache, dann endlich war es still.

Sie gab die Fackel wieder zurück und legte ihre Haare zurück, danach hob sie ihren Krummsäbel wieder auf und steckte die Schwerter weg. Gespannt und etwas außer Atem führten sie ihren Weg fort und schon nach einer Minute stießen sie auf eine weitere, kleine Sensation. Der Gang wurde versperrt, eine Palisade aus Stein, in der eine hölzerne Tür eingelassen wurde. Zweifache Ketten und ein doppeltes Schloss standen vor der Tür, doch man hatte eines übersehen, die Zeichen der Zeit nagten an dem alten Holz, vielleicht war es ja wieder aus Eiche, doch diese Tür war keinesfalls neu. Sie wirkte dunkel und alt. Das Holz genauso. Was meinst du, sollen wir den Schlüssel suchen? Isabell grinste ein wenig, was man in dieser Dunkelheit aber nicht gut sehen konnte. Ich denke, wir spielen lieber den Schlüssel. Rociel nickte flüchtig, gemeinsam nahmen sie zwei Schritte Anlauf und schleuderten jeweils ein Bein wuchtig gegen die Tür. Zwar wollte diese nicht aufspringen, doch einige Holzbalken waren geberstet, so dass sie nur noch ein wenig nach treten mussten und schon war der Durchgang frei. So konnte man natürlich auch Sperren umgehen. Und es war wirklich eine Sperre, denn der Gang wurde ungehindert weitergeführt. Dieser ganze Aufwand musste doch für irgendetwas gut sein, nur für was? Ihr Ziel kam näher und die Bewachung hatte schon einiges verraten, denn die letzten Skelette waren alles andere als ein Vergleich mit denen, die sie noch davor getroffen hatten. Die Schwierigkeit nahm zu, langsam zeigte der Feind sein wahres Gesicht…
28.03.2004, 12:38 #62
Heimdallr
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Der Gang wirkte jetzt wieder endlos lange, doch während sie kontinuierlich weitergingen musste er sowieso an das eine denken. Wieso waren da diese Skelette? Sie waren ihnen zwar auf offenem Wegesgang begegnet, doch sie hatten ja gemerkt, dass sie ihnen entgegen gelaufen waren. Höchstwahrscheinlich standen sie vor der steinernen Palisade, wären damit eine zweite Wache gewesen, nur für was? Auf jeden Fall zeigte sich, dass in diesem Gang etwas sein musste. Diese doppelte Bewachung, die Verhinderung jeglichen Lichtscheines, die großen Sicherheitsvorkehrungen…irgendetwas war hier, nur was. Längst schon hatte ihn seine Neugier beflügelt, doch auch das Interesse an ihrem Ziel trieb ihn voran. Der Gang, der so lange nüchtern wirkte, veränderte sein Gesicht nicht, blieb dunkel und kühl. Doch er war berechenbar, bot keine Überraschungen mehr. Nur noch nach vorne, auf dem nun immer schlechter werdenden Untergrund. Der Boden jedoch konnte noch so viel rebellieren, er konnte sie nicht mehr aufhalten, denn ihre Schritte waren zielstrebig und unaufhaltsam. Es mochte keinen Sinn mehr haben, wenn man sie stoppen wollte, sahen nicht mehr zurück, sondern nur noch nach vorn. Denn nur dort lag ihr Ziel, wenn sie zurückblickten, mussten sie den Toten Rechenschaft ablegen, nicht nur denen, die es aus voller Absicht verdient hatten zu sterben, sondern auch den Unschuldigen, die durch seine Hand gefallen waren. In Rociel keimte aber noch ein weiterer Gedanke, denn hier unten würden ihn sicher noch schlimmere Dinge erwarten. Diese Stimme, die sie einst gehört hatten, sie sprach vom Reich der Untoten. So blieb für ihn kein Zweifel mehr daran, dass es noch ein anstrengender Weg für sie werden würde, denn in einem Palast, in dem Beliars Geschöpfe hausten, konnte man sich nicht sicher fühlen. Doch er würde nicht eher hier herausgehen, bevor er nicht das Amulett hatte. Ganz egal, ob er dabei Skelldon sein Schwert in die Brust rammen musste, oder ob er es in wenigen Sekunden auf dem Boden finden würde. Aber nein…so viel Glück würden die Kreaturen des Feindes ihm nicht gönnen.

Der Gang wurde immer länger und länger, schien sich endlos zu strecken und keine Biegung mehr zuzulassen, doch dann endlich standen sie vor einer Wand, eingelassen in den Fels, schien sie doch beschlagen worden. Jedenfalls war ein Weitergehen unmöglich gemacht. So drehten sie sich um, die Fackel im Schwung und als es langsam aber sicher klar wurde, dass die einstige, linke Wand nicht mehr existierte, da sahen sie das Tor. Ein riesiges, eisernes Tor. Kein Holz, weder morsch noch Eiche, keine Steine, die man mit altem Mörtel zusammenhielt, man ließ sich nicht lumpen, ganz und gar nicht. Es war echtes Metall, Schwermetall. Rociel schnupperte ein wenig an dem kalten Metall, es war Stahl, Gussstahl, harter Stahl, was auch immer, ein Bollwerk einer Mauer, uneinnehmbar, unzerstörbar, einen Tritt dagegen hätte wohl eher seinen Fuß gebrochen, doch den Stahl hätte es wohl vollkommen kalt gelassen. Keine Zeichen der Zeit waren zu erkennen, kein Rost, nein, alles blitzte und schimmerte. Bester Stahl, wo man so was nur herbekam? Es war vollkommen egal, er klopfte vorsichtig dagegen, doch es klang weder hohl noch dumpf. Es musste eine Wand sein, die mehrere Zentimeter dick war, vielleicht sogar einen Meter, vielleicht auch endlos lange. Doch es schien ein Tor zu sein, denn man konnte ganz klar die Flügel zweier Türen sehen, als ob sie jede Sekunde aufsprangen und einen durchließen. Vielleicht war auf der anderen Seite eine Winde, hier war jedoch nichts. Und auch sonst schien das Tor nicht mehr zu öffnen. Die Fackel hatte Mühe ihnen immer genug zu zeigen, denn das Tor war sehr groß. Erst als Rociel die Flamme auf ihren höchsten Stand brachte, sahen sie bis zu dem Ende. Doch es war kein normales Tor, denn schon wieder standen diese Zeichen darauf. In der Mitte, auf den beiden Flügeln, da prangerten sie. Und wieder stand da dieses Zeichen, für das es keine Erklärung brauchte, sondern das einfach nur da war und in ihm etwas auslöste. Der Totenkopf… Doch nun revidierte er seine Meinung von vorhin, glaubte nun an etwas anderes. Es sollte wohl doch kein Zeichen sein, dass einer Warnung gleichkam, sondern wohl viel mehr ein Symbol sein. Ein Herrschersymbol vielleicht? Vielleicht war es das Wappen, das Wappen von Skelldon?... Die Fragen, die Gedanken, sie blieben unbeantwortet, doch ein tiefer Zweifel blieb. Diese Zeichen, sie waren sonderbar. Jetzt musste er sich einfach erinnern. Er war sich sicher, dass er sie kannte. Er hatte diese Zeichen schon einmal gesehen. Nur wenn er sich daran erinnern konnte, wo er sie gesehen hatte, konnten sie weiter. Wenn es denn einen Schlüssel gab, dann diese Zeichen zu entschlüsseln, denn einen Schlüssel brauchten sie nicht suchen, für dieses Tor gab es keinen Schlüssel, für dieses Tor gab es keinen Rammbock, sie mussten sich den Weg errätseln. Oder wieder umkehren…aber er wollte nicht umkehren. Niemals. Nicht so kurz vor einem Ziel. Dieses Tor, es hatte eine wichtige Bedeutung. Niemand baute solch ein Monstrum, wenn es zu nichts gut war. Niemand bewachte einen sinnlosen Gang, niemand sorgte für solche Sicherheit. Nein, es konnte nicht sinnlos sein, es musste eine Bedeutung haben.

R: Ich weiß es, ich habe diese Zeichen schon einmal gesehen.
I: Ja, ich weiß was du meinst. Ich meine sie auch zu kennen.
R: Du? Du kennst sie auch?
I: Ich weiß es nicht, sie wirken so vertraut, so persönlich. Als ob sie etwas mit meinem Leben zu tun hätten. Als ob ich ihnen schon einmal begegnet wäre.
R: Dein Leben…oh nein…
I: Was ist?
R: Ich weiß wieder, wo ich diese Zeichen gesehen habe…
I: Sag schon, wo?
R: In dem Berg des…
I: Was ist, warum sprichst du nicht weiter?
R: Du weißt es doch. Du weißt doch warum. Isabell, erinnerst du dich noch an das Tor im Berg. Das den Mistkerl schützen sollte? Das niemand öffnen konnte? Das sich nur mit den passenden Wörtern öffnete? Die Wörter, in…dämonischer Sprache.
I: Oh…ja…jetzt erinnere ich mich auch. Es war das dämonische Tor, dass Kryliyx versiegelt hat.
R: Tut mir Leid…
I: Ist schon in Ordnung, du kannst ja nichts dafür. Ich habe mit dem Schuft abgerechnet, ich habe keine Angst mehr vor ihm. Aber…ich kann diese Sprache nicht mehr, ich konnte sie nur, weil ich unter seinem Bann stand.
R: Aber ich weiß, wer uns helfen kann…hast du gehört? Komm schon, hilf uns, Rexx, wir brauchen dich…


Und sogleich spürte er, wie die schwarzen Augen glühten, wie die schwarze Magie an seinem Körper zu wirken begann, wie der Schädel zu neuem Leben erwachte, wo er sich doch seit Mondjahren zurückgezogen hatte und kein Wort mehr gesprochen hatte…
28.03.2004, 13:16 #63
Isabell
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Isabell wollte grinsen, denn so richtig hatte sie noch nie an die Existenz dieses Schädels geglaubt. Als ihr Bruder gemeint hatte, dass er nur durch die Hilfe dieses gespaltenen Menschenkopfes, der angeblich Rexx heißen sollte, das Tor öffnen konnte, das zwischen ihm und dem niederen Gedankendämon lag, hatte sie ihm zwar geglaubt, doch irgendwie blieben doch Zweifel. Sie wusste, dass Rociel kein Lügner war, aber ein sprechender Schädel? So etwas konnte es doch gar nicht geben…
Doch es war keine Lüge, wie sich nun herausstellte. Isabell spürte eine unglaubliche Macht, die Anwesenheit eines Fremden war unmissverständlich. Es war pure Magie, die durch die Luft jagte und nur mit extrem feinen Sinnen wahrgenommen werden konnte. Doch nicht mehr zu übersehen waren die Augen, die rot glühten, dort wo sonst nur die schwarzen Höhlen lagen, glühten die Augen, wie schon bei den Feinden, die sie eben noch vernichtet hatten. Wie war das möglich? Diese Frage beschäftigte die junge Frau sofort, ein wenig Furcht, mehr Respekt und ein bisschen Schuldgefühl, dass sie ihm nicht geglaubt hatte, durchzogen ihre Gedanken. Doch als der Schädel dann noch begann in klaren, myrthanischen Worten zu sprechen, da war wohl endgültig die Grenze zu einer gewissen Distanz gesprengt. Der Wahnsinn hatte einen Namen, Rociel, ihr Bruder. Aber vielleicht war es ja dieser Schädel, der ihnen jetzt weiterhelfen konnte. Dort, wo sie nicht mehr in der Lage waren weiterzukommen, wo dämonische Worte ihnen den Zutritt möglicherweise verwehrten.

Argggghhh, was rufst du mich, du Idiot. Erst verbietest du mir zu sprechen und mit dir zu kommunizieren und jetzt soll ich wieder oder was? Sei froh, dass ich so viel Abwechslung geboten bekomme. Du glaubst ja gar nicht, wie viel ich in den letzten Wochen gelernt habe. Übrigens finde ich es bemerkenswert, dass du auch mal etwas Abwechslung in dein langweiliges Leben rein bringst, aber das du so verblödet bist und dich in das Reich der Toten begibst, Respekt mein lieber Fürst, du hast ja vielleicht aufgepasst. Sieben Menschen haben es bisher hierher geschafft und glaub mir, es waren beileibe keine schlechten Kämpfer, sogar mächtige Magier waren unter ihnen. Keiner von ihnen kam nicht mal in die Nähe von Skelldon. Ich hätte dir ja einiges erzählen können, dich warnen und so, aber ich durfte ja nicht, pah, jetzt bist du selber Schuld, bin ja mal gespannt, wie lange ich noch an dir hafte. Mit diesen Skeletten ist nicht zu spaßen, glaub mir, ich weiß wovon ich rede…

Isabell blinzelte ungläubig die Augen, dieser Schädel, er redete ja ununterbrochen, machte keine Pause, als ob es eine Passion für ihn wäre zu reden. Sie fühlte sich nicht mal in der Lage bei diesem Gespräch mitzumischen, immer noch war sie leicht schockiert von der Tatsache, dass dieser Schädel, mit dem sie schon so lange zusammen war, tatsächlich mehr war als nur ein lebloses Stück Knochenmark.

Ro:Halt einfach die Klappe Rexx. Du brauchst mir nicht wieder die Ohren voll quatschen, wir haben eine Abmachung, du darfst mit mir reisen und hältst dafür den Mund. Du weißt genau was los wäre, wenn jemand zweites davon erfahren würde, dass du sprichst.
Re: Jaja, reg dich ab großer Meister. Wenn es kein Zweiter erfahren darf, was ist dann mit deiner Schwester hier.
Ro: Du weißt genau was ich meine. Hilf uns lieber!
Re: Ach ja, jetzt soll ich wieder helfen. Das hab ich gerne. Was darf ich denn diesmal machen?
Ro: Das will ich dir sagen. Siehst du die Inschrift auf dem Tor, die Zeichen? Sie sind doch in derselben Sprache gehalten, wie das Tor in dem Berg, du erinnerst dich sicher. Übersetze sie für uns.
Re: Oh man, was bist du bloß für ein Stümper. Das sind keine dämonischen Zeichen wie bei Kryliyx. Das ist die Sprache der Untoten. Verstehst du, zwei vollkommen verschiedene Sprachen.
Ro: Pah, die sehen aber gleich aus…egal, kannst du sie übersetzen oder nicht?
Re: Klar kann ich das, die Frage ist nur, ob du das so lustig findest…
Ro: Wieso, was ist denn?
Re: …Das sind Formeln eines Zaubers. Spreche ich sie aus, wird sich das Tor öffnen.
Ro: Na prima, das wollen wir doch…
Re: Du verstehst nicht, großer Meister, dahinter wurde etwas gefangen. Diese Formeln sind ein Bann, um etwas festzuhalten. Etwas, das nie mehr aus diesem Tor kommen soll…


Isabell schluckte, das hörte sich gar nicht toll an. Zwar war der Schädel faszinierend, doch er sprach so normal, als ob sie einen weiteren Mitstreiter an ihrer Seite hatten. Fast war das Gezanke der beiden lustig, doch lachen wollte sie trotzdem nicht. Denn was sie so sprachen, besonders das, was Rexx von sich gab, war alles andere als beruhigend. Aber damit hatten sie ja schon länger gerechnet. Die Klingen waren lange scharf und ihr Wille war nie so selbstsicher wie jetzt. So hatte sie auch keine Sekunde gezögert. Deine Entscheidung Isabell. Riskieren wir es? Es scheint nicht der Weg zu unserem Ziel zu sein… Sie zögerte nicht… Wenn du willst, dann öffne es, ich bin bereit! Rociel lächelte ein wenig gequält, waren sie beide doch ahnungslos über das, was hinter dem Tor lag. Gut, dann ist die Entscheidung gefallen. Rexx? Breche den Bann und lasse das Tor öffnen! Das ist es, was wir wollen.
28.03.2004, 15:01 #64
Heimdallr
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Rociel spürte ganz deutlich, wie die schwarze Magie des einstigen Untoten, der wohl immer noch einer war, zu neuem Leben erwachte. Die knisternde Spannung war zu spüren, fast konnte man ihre wellenförmigen Konturen sehen. Rexx hätte sich jetzt bestimmt bewegt, hätte er noch seinen restlichen Körper, so blieb ihm aber nichts anderes übrig, als auf die Zeichen auf den Torflügeln zu schauen. Seine roten Augen fixierten die Zeichen und als er begann sie auszusprechen, spürte Rociel, wie sich etwas erhob, wie sie etwas in Gang setzen, wie eine weitere, verbotene Magie wirkte. Doch die Worte, sie klangen schauerlich, aus dem Mund eines untoten Skelettschädels wurden jene Verse gesprochen, die Formeln, die nie wieder durch die Gänge schallen sollten, sie hoben den Bann auf…

En-to-miii sagent en-to-ma
Arto-garrr serosch schar
En-to-miii ortak zul
Larkesch samiii antoznie
En-to-miii ultor altor
Gurlant surtar
En-to-miii en-to-sar
Encore sag toni
En-to-miii jilbro dartar


Rexx verstummte wieder, doch die Tore öffneten sich noch nicht. Doch es war ein Klacken zuhören, ganz eindeutig hatte sich etwas an dem Tor gelöst, doch während Rexx weiter sprach, strömte ein Wind zu ihnen hin, der sicherlich nicht der Wind war, den sie kannten. Doch noch spürten sie ihn nur und der Schädel auf seiner Brust führte das Ritual fort.

Sagrasch en kar solbat
Tarag kasch saretok mar
Bagdor salegro haiid
Sagrasch en kar solbat
Undrogemar olberion tar
Kesius tabreok maldar
Sagrasch en kar solbat
Neegosos antasch ilijat
Soremius Abardonne


Ein zweites Mal ertönte das mechanische Geräusch eines Riegels, der sich öffnete und Rociel fragte sich, wie lange es noch dauern würde. Seine Nerven waren zu Recht angespannt, denn ungewiss blieb das Ziel, das sie dort erwarten würde. Einen weiteren Gang schloss er wohl aus, doch was dann? Konnte es sein, dass selbst die Einwohner, die Untoten, dieser Welt, selbst Skelldon etwas fürchteten, dass sie dahinter eingeschlossen hatten? Die Antwort konnte ihnen nur das Öffnen des Tores liefern, doch der junge Mann hatte keine Angst vor einem möglichen Feind. Sie hatten schon so Schauerliches gesehen, da war das wohl auch noch zu verkraften. Der Wind jedoch nahm zu, als ob er mit jedem Klacken mehr strömen würde, ein Wind, der aus dem Tor zu kommen schien…

Antegro Antargo Antus
Salor Salkesch Salkasch
Findus intervus sorbat
Ancom Malgrom sopesch
Ilitius Alisius Francerus
Olgriant unsonne feratus
Jibrom Ulather Arsus
Nominee Sulus Gregos
Antor soma esch Gudar


Ein drittes Mal hörten sie das klackende Geräusch, doch wieder passierte nichts. Das Tor blieb geschlossen und Rociel konnte sich gar nicht vorstellen, dass es so viele Zeichen auf dem Tor gab, die man alle vortragen konnte, doch sie waren geduldig. In einem Moment sah er zu seiner Schwester, die auffallend ruhig und schweigsam war, seitdem Rexx angefangen hatte zu sprechen. Ob sie ihn nicht mochte? Ob sie Angst hatte? Oder war es vielleicht doch ein Schock? Er hatte das bis jetzt gar nicht so wahrgenommen, für ihn war es auch immer noch wahnsinnig, was sie hier taten, doch der Wahnsinn hatte sie ohnehin schon lange heimgesucht, also nahm er diese Tatsache gar nicht mehr so wahr. Doch dieses Tor, es wollte nicht aufgehen, stattdessen wehte der Wind nun kräftiger. Als ob sie in das Tor immer mehr Ritzen stechen würden, doch woher mochte dieser Wind bloß kommen? Seine Hand zitterte schon wieder und er wusste auch genau warum, denn sie lag auf dem Griff seines Schwertes und hatte dieses verfluchte Stück nicht unter Kontrolle, doch zudem waren seine Nerven gespannt, wie die Seiten von Isabells wunderbarer Harfe. Dann endlich sprach Rexx weiter und was er sagte, das klang gut, er schien zu Ende mit dem Sprechen der Formeln…

Und nun kommen wir zum Ende. Du hast lange genug geruht, dieser Käfig soll nicht länger deiner sein. Die Formeln sind gesprochen im Namen der Untoten, die dich einst einsperrten. Du, mit dem Blut der Unsterblichkeit, du, mit der Kraft der Gezeiten, im Namen meines Meisters entlasse ich dich nun in die Freiheit, möge deine Rache grausam sein, auf das die, die dir das antaten gerichtet werden, möge dein Schicksal nun nicht mehr in ihren Händen liegen, mögest du deinen Willen vollstrecken…

Sokariniar peridonantar sokresch unatre carne! Der Bann ist gebrochen!


Und tatsächlich, das Tor begann zu beben, die Erde begann zu beben und lautlos fuhren die beiden Flügel auseinander. Langsam öffneten sie sich, nur wenige Zentimeter pro Sekunde, so dass es eine ganze Minute dauerte, bis das Tor vollkommen offen stand, doch es war offen und sie konnten hindurch, noch hatte sich niemand bemerkbar gemacht, doch das sollte sich bald ändern…
28.03.2004, 16:35 #65
Isabell
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Isabell spürte, wie ihr ganzer Körper zitterte. Es war keine Angst, denn diese hatte sie schon lange abgelegt, es war wirklich kein Gefühl davon, es war eine körpereigene Reaktion, dieses Zittern. Ihre Haut war auf einmal ganz anders, Gänsehaut erstreckte sich über jedes Hautteilchen und sie dachte nicht mehr viel. Trotzdem durchschritten sie selbstbewusst das Tor, wobei die junge Frau die Nähe zu Rociel suchte und nicht fern von ihm sein wollte. Von Dunkelheit war keine Spur mehr, sie brauchten ihre Fackel kaum noch, trugen sie trotzdem. Ein kleiner, tiefer, enger Torbogen aus Stein, wie sie ihn schon kannten lag nun vor ihnen, doch er war nur noch drei Meter lang. Sie mussten sich etwas ducken, der er nur etwa 1.70 m hoch war, doch schon seitdem sie das Tor durchschritten hatten, sahen sie etwas. Ihre Hände lagen auf ihren Schwertern und sie rechnete mit einem Kampf, mit irgendwas, doch wieder einmal kam es anders als man dachte. Nachdem sie den Torbogen durchschritten und die wenigen Schritte des Ganges gegangen waren, standen sie in einem mittelgroßen Raum. Er war rund und Säulen standen hochgestreckt in ebenfalls runder Reihe. Der Raum war riesig – nach oben – musste gut zehn Meter hoch sein und so hoch gingen auch die Säulen. An der Decke hing ein riesiges Muster, eine Malerei, die ein blutiges Auge zeigte. Ein Auge, das auf sie herabsah. Doch das alles interessierte sie nicht, denn dieser Raum war so gut zu überblicken, dass es leicht war alles zu sehen. Es gab – natürlich – keine Fenster, sondern auch ihr war es ursprünglich dunkel, doch eine Flut von roten Kerzen verhinderte dies. Sie standen überall und nirgendwo, waren zu tausenden am brennen und verwandelten den kleinen, runden Raum in ein Paradies aus Kerzenschein. In der Mitte des Raumes war ein Sarg aufgebahrt, er wirkte nicht sinnlos dort, sondern durchaus mit Berechtigung. Er war aus feinstem, schwarzem Holz gemacht und hatte silberne Verzierungen. Um ihn herum standen die runden Säulen, er war der Mittelpunkt des Raumes. Auf dem Sarg lag ein Körper. Der Körper eines Menschen. Der Körper einer Frau. Sie war fast nackt und hatte am Hals eine blutige Wunde, die fast den gesamten Hals rot färbte. Sie lag da, als ob sie schlafen würde, doch sie war tot. Nie wieder würde sie aufstehen, doch auch keine Untote werden. Es war der erste Mensch, den sie sahen, kein Skelett oder ein verunstalteter Körper, sondern der Körper einer jungen Frau. Isabell empfand sie als sehr schön und keinesfalls hässlich. Doch diese Leiche sah die junge Frau nur mit nun zittrigen Augen, in denen sich blankes Entsetzen spiegelte. Denn so war der Raum, so wie jetzt beschrieben lag er da, es gab nichts, was sie ausgelassen hatte, bis auf eines…bis auf einen…bis auf etwas.

Es stand da, vor dem Sarg, vor der jungen Frau, es sah aus wie ein Mensch, wie ein Mann um genau zu sein. Der Mann stand einfach nur da, hatte den Kopf gesenkt und die pechschwarzen, mittellangen Haare fielen ihm über den Scheitel. Es trug eine überaus feine Garnitur, die womöglich aus Seide war, jedenfalls schimmerte das weite Hemd rot-schwarz. An den Beinen bekleidete es eine schwarze Hose, die überall mit scharfen Messerspitzen gespickt war. Um den ganzen Körper hatte sich ein Umhang gelegt, der so schwarz wie die Haare waren. Doch das Gesicht konnten sie nicht sehen. Die Kreatur hatte das Format eines Menschen, war etwas kleiner wie zwei Meter, ein wenig größer wie ihr Bruder, der nur sechs, sieben Meter entfernt stand, genau wie sie auch. Lange Zeit passierte gar nichts, denn dieses Etwas schien nicht zu leben, sich nicht bewegen zu können. Wie eine Statue stand es da, nur dieser seltsame Wind pfiff durch den Gang und ließ die schwarzen Haare ein wenig biegen, den Umhang kräuseln. Immer noch war die junge Frau auf einem blitzschnellen Angriff gefasst und hielt ihre Klingen verbissen fest, doch er kam und kam nicht.

Dann plötzlich, nach etwa zehn Minuten, schreckten sie beide einen Schritt zurück, als sich diese Kreatur blitzschnell, doch sie schleuderte nur ihren Kopf nach hinten, worauf die Haare aus dem vermeintlichen Gesicht fielen. Es war tatsächlich ein Mann, da hatte sie einen guten Riecher. Das Gesicht, schmal und etwas älter, ein paar Falten, eine tiefe Hakennase. Isabell erkannte nun, dass dieses Wesen einen blutigen Mund hatte, bis zu der Nase lief das Blut, färbte das Gesicht rot. Allmählich wurde ihr klar, was passiert war, der Kerl hatte die Frau ausgesaugt, seine Zähne in ihren Hals gestoßen und das Blut vermutlich getrunken. Doch darauf konnte sie sich keinen Reim machen, außer einer Vorliebe für diese Perversion. Die Gestalt knurrte, wie ein Tier drangen die Geräusche aus seinem Mund und als er den näher kam, wusste sie nicht, was zu tun war. Sie wollte sich erst an ihrem Bruder orientieren, doch dieser tat nichts. Auch als die Gestalt bis zu drei Metern an ihnen dran war, was durchaus für einen tödlichen Schlag gereicht hätte, zog er nicht seine Waffe. Nur die Hand hielt er fest. Doch sie starrte nur auf diese Gestalt, die den Wahnsinn in ihren Augen hatte. Was war sie bloß? Was war das für ein Mann…oder war es überhaupt ein Wesen mit Geschlecht…
28.03.2004, 17:21 #66
Heimdallr
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War er wahnsinnig? War er verrückt? War er geisteskrank? War er todesmutig? War er denn von allen guten Geistern verlassen? Nein, er war selbstsicher…
Rociel hatte keine Angst vor dieser Gestalt, der er als einfacher Gegner gegenübertrat. Sie war unheimlich, das war sie. Doch es gab etwas, auf das konnte man so sicher vertrauen, wie die Bäume im Wald. Sein Amulett. Er hatte schon oft diesem kleinen Stück sein Leben verdankt, er war bereit es dafür zu geben. Das Amulett war unfehlbar, genau wie alle anderen sechs auch. Das Amulett machte keine Fehler, es war ein Teil von Innos. Die, die es trugen, besaßen seine Kraft, konnten sich diese zunutze machen. Immer, wenn Gefahr drohte, immer, wenn sein Leben gefährdet war, hatte es geglüht, sich mit schmerzhaftem Nachlass in seinen Hals gebohrt. Doch nun war es absolut kalt, kälter als der Schnee in Teljarsfeld war das Stück Metall. Es konnte keine Gefahr drohen, es war unmöglich.

Ohne darauf Rücksicht zu nehmen kam diese Gestalt immer näher an sie heran, erst drei Meter vor ihnen stoppte sie ihren gemächlichen Gang. Die langen Haare verbargen selbst jetzt noch weite Teile des Gesichtes, nur der blutrote Mund war zusehen. Natürlich hatte auch Rociel den toten Körper der fast komplett entblößten Frau bemerkt, wie sie da schlummerte, wie ein kleines Kind waren ihre Gesichtszüge. Selbst von weitem konnte er den Glanz dieser Frau erkennen und dieser Typ hatte sie getötet. Etwas Kaltes ging von ihm aus, er war zwar in die Hülle eines Menschen gekleidet, doch es war kein Mensch. Der Fürst erkannte das sofort. Diese Kreaturen hier unten, sie würden niemals für einen einfachen Menschen solchen Aufwand betreiben, im Gegenteil, sie hätten ihn zu ihresgleichen gemacht. Und was hatte Rexx noch gesagt. Die Kraft der Gezeiten und das Blut der Unsterblichkeit. Wahrlich musste es mächtig sein, kein Vergleich mit einem Menschen, auch schon deswegen schien ein Kampf sinnlos zu sein, wenn er ihn jedoch nicht gescheut hätte. Der Mann wirkte so träge und doch wusste Rociel, dass dies nur ein Spiel sein konnte, ein einfaches Spiel der Verwirrung. Erst als er seine Hand ausfuhr und ihm hinstreckte war er überrascht, das einzige und erste Mal, dass er etwas nicht so vorhergesehen hatte. In der einen Hand hielt der Mann die Fackel, in der anderen den Griff seines Schwertes, doch er wollte diesem Wesen vertrauen, wenn sein Amulett es tat, dann musste es auch sein Geist tun. Wenn dieses Wesen ein Feind der Untoten war, war es ein Freund von ihm. Doch Freunde hatte er nicht, das einzige war er hatte waren Personen, die sein Leben einen kurzweiligen Sinn gaben und womöglich in einem Kampf für ihn fallen würden. Freundschaft jedoch würde er nie jemandem entgegenbringen, keinem Menschen…aber das war kein Mensch, sondern ein Fremder…
Rociel ließ den Griff los, es war unglaublich schwer, denn das Schwert schien seine rechte Hand anzuziehen, doch er besiegte sein eigenes Schwert und lebte seine eigenen Gedanken. Noch immer zitterte seine Hand, doch sein Gesicht war ähnlich kalt wie das des Fremden. Zunächst hatten sie sich nichts zu sagen, trotzdem war der Händedruck seltsam gewohnt, als ob sie tatsächlich alte Freunde wären. Für einen Moment zuckte es wieder durch seinen Körper, als ob da etwas wäre, was er unterdrückt hatte, was er vielleicht auch vergessen hatte, doch es war wohl doch nichts gewesen. Der Kerl verzog seine Miene und grinste sich eins, während Rociel immer noch die Kälte in der Hand des Fremden spürte. Sein Gesicht blieb regungslos, hatte nichts zu sagen, vielleicht fühlte es sich auch ratlos und durstig nach wissen, doch sein neuer Bekannter enttäuschte sie nicht und gab ihnen Antworten. Antworten auf Fragen, die noch nicht gestellt waren, aber ohnehin in den Raum geworfen wären. Er sprach pulsierend und fesselnd, doch vor allem auf myrthanisch, was Rociel ein zweites Mal wunderte, sogar äußerst…

Ahhhhh, frei. Ich bin frei. Dank euch, nicht wahr? Ihr habt mich befreit? Es ist ein herrliches Gefühl die Freiheit zu spüren, obwohl ich noch nicht einen Schritt hinaus getan habe. Doch wir müssen uns beeilen, bald schon werden sie kommen, Skelldon wird sie schicken, wird hoffen, dass ich noch schlafe. Das ich noch nach Blut dürste…Ihr müsst wissen, dass er uns hier nicht sehen kann, nicht hören, nicht schmecken, nicht riechen. Doch sind wir draußen, ist er wieder da. Er ist kein großer Magier, doch er kann dennoch alles Leben spüren, dass sich in seiner Welt aufhält. Außer hier, in meiner Gruft. Ich aber habe genug getrunken, ich bin stark. Skelldon ist dumm, er hat gedacht, ich wäre hier unten eingesperrt, für immer und ewig. Zweihundert Jahre hat er es auch geschafft, doch ich war nie alleine. Mit Hilfe von Teleportation konnte ich nach Aruna, die erste Schale der Hölle. Ich habe versucht eure Gedanken zu lesen, doch ich habe es nicht geschafft. Ich sah nur eure entsetzten Augen, beim Anblick dieser jungen Frau. Ja es ist so, ich habe sie aus Aruna entführt, wie schon hunderte andere davor, ich habe sie getötet und dann ihr Blut getrunken, aber nur, weil Blut mein Lebenselixier ist. Ohne kann ich nur sehr schlecht leben. Und Skelldon, dieser Idiot, meint doch tatsächlich ich schlafe seit Jahrhunderten in meinem Sarg, hihihi. Doch zurück zu euch. Ich hätte niemals geglaubt, dass ich das einmal sagen werde, doch ich verbeuge mich vor euch. Ich spüre es deutlich, ihr seid nur zum Teil ein Mensch und deswegen kann ich auch eure Gedanken nicht lesen. Noch nie war jemand wie ihr hier unten, vielleicht gelingt es ja jetzt endlich Skelldon zu töten. Dieses Mal werde ich ihn nicht davon kommen lassen, dieses Mal wird er vernichtet. Aber euch schulde ich einen Gefallen, ihr habt mich befreit, drum werde ich euch einen Wunsch erfüllen, wenn es in meiner Macht liegt, dann sprecht ihn aus. Doch bitte beeilt euch, wir müssen hier raus, bevor sie da sind. Ich rieche schon ihre verfaulten Knochen und höre ihre Schritte. Also, was kann ich für euch tun?

Rociel sah den Mann immer noch aus bitterkalten Augen an, dabei hatte er keinen Grund mehr dazu. Doch momentan hatte er keine Idee, nur tausend weitere Fragen, das einzige was ihn beruhigte war, dass der Mann ihnen anscheinend nichts tun wollte. Doch ein echter Mensch konnte keine zweihundert Jahre leben und auch nicht über solche Fähigkeiten verfügen, wer oder was war es also?
28.03.2004, 20:08 #67
Isabell
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Baff. Das war sie. Und das war noch vorsichtig ausgedrückt. In den letzten Minuten musste wohl irgendwas passiert sein, nur was? Sie konnte das alles noch nicht so richtig verstehen, obwohl sie jedes Wort klar und deutlich verstanden hatte, wirkte es mehr wie eine Sprache, die nie existiert hatte. Die Stimme dieses Wesens, sie hatte einen rauen Klang, als ob sie erkältet gewesen wäre. Doch der Kerl war ihr unheimlich, oh ja. Vielleicht hatte er sie noch nicht angegriffen, doch das konnte ja immer noch kommen. Immer wieder sah sie zu der jungen Frau und dann zu diesem Kerl. Ein Wolf im Schafspelz? Vielleicht hatte er ja dasselbe mit ihnen vor. Woher sollte sie wissen, dass man ihm vertrauen konnte? Doch wieso hatte sie ihn nicht angegriffen? Warum hatte ihr Bruder nichts getan? Was ließ zu, dass sie sich mit so einer Kreatur unterhielten, so als ob sie einer von ihnen wäre. Es war ein weiterer Aspekt ihres Unwohlseins, denn sie spürte da noch etwas. Nicht nur die Distanz zu dem Verhalten, zu dem Aussehen, sondern auch eine merkwürdige Aura. Als ob sie diesem Wesen schon einmal begegnet war. Doch das war unmöglich und das wusste Isabell auch, nur warum dann dieser Moment der Ehrfurcht? Sie wusste es nicht, hatte keine Ahnung, war noch immer geschockt und stand doch eigentlich nur unter dem Bann dieses Fremden. Dieses Wesens…

R: Wer seid ihr eigentlich, wer oder was kann so etwas tun? Ein Mensch? Nein, ihr seid kein Mensch, ich weiß es.
A: Oh verzeiht, dass ich mich nicht vorgestellt habe, doch dazu blieb keine Zeit. Ich heiße Alucard, Lord Alucard um genau zu sein. Und ja, ich bin kein Mensch. Ich würde es nicht ertragen zu dieser schwachen Spezies zu gehören. Und einen Menschen würde Skelldon wohl eher in Stücke reißen, als ihn hier einzusperren. Ich bin ein Vampir, wisst ihr was das ist?
R: Nein…
A: Ah, das dachte ich mir schon. Vampire sind uralte Wesen aus der Zeit, als die Dämonen entstanden sind. Es gibt nicht viele von uns, denn wir werden schon seit jeher gejagt. Es gibt keine Rasse, die uns schätzt, denn alle werden sie von uns gejagt. Menschen, Dämonen, Tiere, doch besonders Menschen sind unsere bevorzugten Opfer. Ist es nicht herrlich ihr Blut zu trinken, sie ganz langsam auszusaugen? Ja ich seh schon, es scheint euch anzuwidern, wie alle anderen auch…aber für uns ist es lebenswichtig zu trinken, mit dem Blut von anderen sind wir unsterblich. Vampire besitzen noch die ein oder anderen Geheimnisse, doch diese werde ich euch nicht anvertrauen, ich wäre ja dumm. Aber ihr solltet nun euren Wunsch äußern, denn ich muss hier weg, wir dürfen nicht mehr zulange reden, sie kommen. Ich höre sie.
R: In Ordnung Lord. Ihr seid kein Feind, drum werde ich euch ein Stück weit vertrauen. Doch mir fällt nicht ein, welchen Gefallen ihr uns tun könntet. Schwester, hast du eine Idee? Hey, Isabell, hast du eine Idee, wie sich der Lord bei uns revanchieren kann?


Isabell hörte bei ihrem ganzen Gespräch gar nicht hin, noch immer kreisten so viele Gedanken in ihr. Dieses Gefühl, es wollte einfach nicht weggehen und dann diese ganzen Wendungen, dass ihr Bruder wieder sprach und mit diesem Wesen und immer wieder sah sie die tote, junge Frau. Das alles war wohl ein wenig zu viel und so hörte sie die Frage von Rociel zwar, doch in dem Moment waren es nur Fetzen aus Tönen, die sie nicht verstand oder verstehen wollte. Erst als ihr Bruder sie am Arm fasste kam sie wieder zu sich, als ob die Berührung sie geweckt hätte.

I: Was?
R: Was ist denn mit dir los?
I: Ich weiß nicht…so viel…zu viel…
R: Hast du eine Idee, inwiefern uns der Lord helfen kann?
I: Lord? Wer?
R: Hast du nicht zugehört. Lord Alucard bietet uns seine Hilfe an, mehr oder weniger, er will uns einen Gefallen tun, doch wir müssen uns schnell entscheiden, wir müssen hier weg, irgendetwas scheint hierher zukommen, das Öffnen des Tores hat Skelldon offenbar in Aufregung versetzt.
I: Gefallen…ja…weiß nicht. Aber warte. Ja, kennt sich Meister Alucard in diesen Gängen aus?
A: Ja natürlich, jeden Gang bin ich schon hunderte Male durchflog…ähm, durchgangen.
I: Dann möge uns Meister Alucard den Weg aus diesem unterirdischen Labyrinth zeigen. Unser Ziel ist es zu Skelldon zu kommen.
R: Ja, das ist die Idee! Lord?! Bringt uns zu Skelldon, oder zumindest hier raus. Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren, unsere Suche soll endlich weitergehen, die Zeit wurde genug verplempert.
A: Ihr wollt zu Skelldon? Natürlich wollt ihr zu Skelldon…hehehe, gut, ich werde euch hier rausführen, aber nun schnell, die Wachen sind im Gang, macht euch auf einen Kampf bereit, ich werde schon einmal vorflieg…äh hehe, vorrennen und dann auf euch warten, also, bis gleich.


Der Mann ließ alles zurück, gab es wohl auch nichts, was er hätte mitnehmen können. Auch Rociel lief sofort los, doch Isabell blieb noch stehen. Die junge Frau, sie lag noch immer auf dem Sarg, so wunderschön…und doch tot. Nun komm schon… hallte es schon einige Meter von ihr entfernt, aber anstatt ihrem Bruder hinterher zu rennen ging Isabell mit langsamen Schritten auf die Leiche zu. Sie war so schön, ein blutjunges Mädchen mit bleicher Haut, als ob die gesamte Farbe herausgesaugt wurde. Am Hals hatte sie die Wunde, zwei scharfe Zähne hatten sich in das zarte Fleisch gebohrt. Isabell fuhr mit der Hand über die Augen und sprach sogar kurz zu Innos. Selten betete sie, niemals hatte sie so einen innigen Kontakt zu einem Gott gehabt, wie es ihr Bruder hatte, der in dieser Hinsicht ziemlich fanatisch war. Doch sie war auch eine Gläubige, deren Gott Innos hieß. Und so hoffte sie, dass Innos dieser Frau etwas Gutes tun sollte. Dann rannte auch sie dem Duo der beiden Männer hinterher, die unterschiedlicher nicht sein konnten, auf den Lippen noch zwei Worte, die an den Lord gerichtet waren…Dieses Schwein…
28.03.2004, 22:22 #68
Heimdallr
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Rociel hatte ihr noch gesagt, dass sie kommen sollte, doch seine Schwester schien wirklich komisch zu sein. Gut, dieser Vampir war ein seltsamer Zeitgenosse, aber immerhin wollte er ihnen helfen, also warum sollte man das Angebot nicht annehmen? Was ihn aber viel mehr wurmte war diese plötzliche Hast. Er war sofort losgerannt, als auch Alucard losrannte, doch dieser Vampir war rasend schnell, er hatte keine Chance dieses Tempo zu halten. Und dann auf einmal war er einfach weg. Rociel hatte ihn noch gesehen, vor sich laufend und nur einen Moment nach hinten geblickt, wo Isabell denn endlich bliebe, als er wieder nach vorne schaute war kein Lord mehr zu sehen. Als ob er sich in Luft aufgelöst hatte. Doch an so einen Quatsch glaubte er nicht und deswegen ließ ihn das auch kalt. Schnell rannte er, das Tor hatten sie glücklicherweise lange hinter sich gelassen, denn nicht auszudenken was passiert wäre, wenn es den Skeletten gelungen wäre es erneut zu versiegeln, dann wären die Geschwister auch in der Falle gewesen. So aber rannte er nur noch den Gang hinauf, zwar war es anstrengend mit dem neuen Gewicht der Wasserkrüge, doch es ging, seine einzige Sorge galt den Tonkrügen, dass diese dabei nicht zerbrechen sollten.

Als er ein paar Minuten im Laufschritt zurückgelegt hatte, traf er auf das Schlachtfeld, das nahe der letzten Biegung, also den ganzen Biegungen theoretisch lag. Und was er da sah, betrachtete er mit gemischten Gefühlen. Vor ihm lagen Skelette, alle schon auf dem Boden, ohne Leben, tot. Doch noch immer tobte ein Kampf und nur durch die Fackel konnte er überhaupt etwas sehen. Lord Alucard war klar auszumachen, denn sein rotes Hemd leuchtete durch die Flammen auf, doch was ging dort vor sich? Aus den Händen des Vampirs waren zwanzig Zentimeter lange Krallen gewachsen, mit denen er scheinbar mühelos die Schwerthiebe der Skelette abblockte. Hätte Rociel ein wenig aufmerksamer hingeschaut, dann wäre ihm auch aufgefallen, was das für Skelette waren, denn das waren vollkommen andere Feinde, als sie es bis jetzt gesehen hatten. Doch so war es für ihn nur ein einfacher Kampf, doch was für einer. Mindestens drei der Knochenmänner standen um den Vampir, der alle mit einer einzigen Bewegung enthauptete und das war mehr als nur Glück, sondern schien die übliche Bewegung des Lords zu sein. Er war dabei so unglaublich schnell, dass Rociel Mühe hatte ihm zu folgen. Ein Skelett nach dem Anderen fiel zu Boden, mal mit und mal ohne Kopf, doch für Alucard schien das ganze nur ein Spiel, keine würdigen Gegner für ihn. Er kämpfte sich durch die Reihen und schien keine Hilfe zu benötigen, vielleicht verharrte Rociel auch deshalb in einer Mischung aus Ehrfurcht und Ahnungslosigkeit, weil keine Gefahr in Sicht war.

Doch dann, plötzlich, knisterte die Fackel wieder einmal. Es war ein ganz einfaches Knistern, nichts besonderes, keine große Bedeutung, doch für Rociel war es das schon. Er blickte mit Stielaugen in die Flamme und auf einmal klatschte er sich mit der Schwerthand, die zum Glück kein Schwert hielt, an den Kopf. Warum hatte er daran nicht gedacht…Isabell war ja vollkommen ohne Licht, hatte er ja die Fackel. Vielleicht hätte sie auch so hierher gefunden, aber besonders schön musste der Weg nicht sein. Bei aller Berücksichtigung für ihr seltsames Verhalten, so etwas durfte einfach nicht sein, ein Fehler, der ihm jetzt schon Leid tat. Da der Lord anscheinend ohne seine Hilfe zurechtkam, wandte sich der Schatten wieder um und machte kehrt. Mit schnellen Schritten, allerdings nicht im Lauf, kehrte er zurück Richtung Tor, wo er irgendwo seine Schwester zu finden hoffte.

Tatsächlich tauchte die Gestalt dann auch nach einigen Minuten vor ihm auf, im Schein der Flamme schien ihr Schatten über die Wände und den engen Gang. Rociel nahm sie in den Arm, auch wenn das kaum ein Trost für sie gewesen sein musste. Tut mir Leid, wirklich, aber wir müssen trotzdem weiter, der Lord wartet schon. Bald ist es vorbei Schwester, bald schon glaub mir. Isabell erwiderte kein Wort, was kein gutes Zeichen war, doch er ahnte, dass es seine eigene Schuld war. Doch so schwer es ihm auch fiel, er konnte momentan keine Rücksicht auf sie nehmen. Es wäre ihm auch lieber gewesen, wenn er denn mehr Zeit gehabt hätte, aber als Koordinator zwischen Isabell und diesem Vampir, den Lord, den sie erst seit ein paar Minuten kannten, musste er auf den Fremden eingehen. Das Angebot sie aus diesem Labyrinth zu führen war so groß, dass sie es annehmen mussten und das wusste sicherlich auch seine Schwester. Es war unmöglich es auszuschlagen. Mit Geduld, Wasser und etwas Essen hätten sie hier unten noch mindestens zwei Mondjahre verbringen können, doch das hätten vielleicht ihre Nerven nicht mitgemacht. Sie waren so sensibel, bei ihm und bei seiner Schwester, dass es auf Dauer nicht gut gegangen wäre. Doch die Gefahr, dass es darauf hinauslaufen würde, die war groß. Sie hatten mit der Befreiung dieses Wesens wohl einen riesigen Trumpf gespielt. Aber eine Gefahr sah er auch darin, denn was Alucard mit der Frau gemacht hatte war mehr als schlimm und seine Begründung miserabel. Sein Angebot und seine seltsame Aura ließen ihm aber diese Freiheiten, zumindest Rociel gewährte sie ihm.

Als sie wieder an dem Kampfesplatz ankamen, waren auch die letzten Skelette gefällt. Mehrere hundert Knochen lagen auf dem steinernen Boden und der Lord lehnte lässig in einer Ecke und trug die Haare dicht über den Augen. Er leckte sich gerade über die Finger, als das Licht der Fackel auf ihn schien, als ob er vorzüglich gespeist hätte. Dabei sah man, dass er keine Krallen mehr hatte, als ob sie weg wären. Es war seltsam. Wahrlich seltsam. Diese ganze Gestalt war seltsam. Doch der Respekt wuchs allmählich. Er besaß nicht nur ein faszinierendes Äußeres, sondern war auch ein exzellenter Kämpfer wie es schien.

Da seid ihr ja endlich, ich hoffe, ihr könnt etwas schneller gehen als jetzt, denn bis zum Ziel ist es noch ein gutes Stück, also folgt mir, ich werde mich eurem Tempo anpassen…ach ja noch was. Skelldon schäumt vor Wut, bald wird es ungemütlich für uns werden. Also passt auf eure Köpfe auf, oder bleibt ein Stückchen hinter mir. Also, los jetzt…




Und so wurde aus dem Duo ein Trio, angeführt von dem Vampir Alucard jagte es durch die unterirdischen Gänge mit nur einem Ziel. Skelldon zu finden und zu töten, wobei die Absichten teils unterschiedlich waren. Das Tempo war hoch, manchmal gab es kurze Pausen, doch trotzdem legten sie große Strecken zurück und waren schon bald wieder in dem zentralen Raum, dort, wo ihre Suche erstmals mit Erfolg gekrönt war…Und es war doch die richtige Entscheidung…deine richtige Entscheidung…Schwester…
29.03.2004, 12:04 #69
Isabell
Beiträge: 307

Die junge Frau war nicht wütend, nicht auf Rociel. Vielleicht hatte er der toten Frau nicht den Respekt gezollt, den sie verdient gehabt hatte. Vielleicht hatte er auch ein bisschen zu sehr auf den Lord und auf die Mission geachtet und sie ein wenig vergessen. Doch das konnte sie ihm nicht zum Vorwurf machen. Isabell wusste inzwischen, dass sie ein wenig komisch geworden war, seitdem sie dieses Tor erreicht hatten, hatte sich einiges verändert. Sie brauchte nur ein wenig Ruhe und Abstand zu dem allem, wollte es selber verstehen und sich eine Meinung bilden. So schnell konnte das gar nicht alles einschätzen. Ob der feine Lord ein möglicher Feind war und was sie bloß tun sollten. In erster Linie aber stand ihr Ziel das Amulett zu finden, daran gab es nichts zu rütteln. Natürlich war sie froh, wenn der Fremde ihnen helfen wollte schneller hier herauszufinden. Nichts war wichtiger als das. Doch in ihren Augen war dieser seltsame Mann, dieses Scheusal, kein unbedingt bedingungsloser Helfer, sondern eher eine potenzielle Gefahr. Sie wollte nicht riskieren, dass auch ihr Blut bald durch seinen Mund floss, egal was er auch versprach. Deshalb schwieg sie immer mehr und konzentrierte sich nur darauf, an den Hacken von ihrem Bruder zu bleiben. Solange sie in schwach oder gar nicht beleuchteten Gängen waren, war die Fackel unheimlich wichtig. Vielleicht hatten sie jetzt keine Feinde mehr zu fürchten, doch Dunkelheit war stets ein Feind. Sicherlich wäre auch ohne das gute Licht ein Weitergehen möglich, doch längst nicht in dem Tempo, dass sie anstrebten. Sie beobachte Alucard immer dann, wenn sie eine einminütige Verschnaufpause machten, der Vampir lehnte sich nur lässig an eine Wand und schien ungeduldig zu warten, das Tempo schien ihm nicht das Geringste auszumachen, allerdings musste er auch nicht diese Gewichte auf dem Rücken tragen.

Als sie dann endlich wieder im zentralen Raum waren, warteten sie auf den Weg, den er einschlug, doch zuerst meinte er, dass weitere Verfolger sich näherten. Tatsächlich hörten sie schon bald die Geräusche, die aus der Richtung der Treppe kamen. Doch ehe sie sich versahen hatte der Lord die Initiative ergriffen und sich in die ankommenden Feinde gestürzt. Zuerst dachte sie, dass er womöglich wahnsinnig wäre, denn er trug keine einzige Waffe am Leib, kein Schwert, kein Dolch und eine Rüstung suchte man ebenfalls vergeblich. Aber das Ganze war wohl nicht nötig bei jemand, der messerscharfe Krallen an den Händen hatte. Ob sie aus den Knochen wuchsen oder unter seinem Hemd lagen, sie hatte es nicht gesehen, jedenfalls sahen die beiden mit gezückten Waffen, wie ihr Führer einen Trupp aus fünf Skeletten innerhalb von zwanzig, maximal dreißig Sekunden auseinander nahm. Nichts als Knochen blieb mehr von ihnen übrig und als er grinsend zurückkam achtete sie auf seine Hände. Sie sahen aus wie immer, ohne Krallen, ohne blutige Wunden. Unglaublich. Es war schon sehr merkwürdig, was für Gestalten es gab. Hatte sie Rexx noch geschockt, musste Alucard wohl so was wie ein Wunder sein. Doch ein offensichtlich grausames Wunder, das Spaß am töten hat. Jedenfalls war dies nur die erste Demonstration seines Könnens und es hatte schon ausgereicht. Gegen diese Kreatur wollte sie auf jeden Fall nicht kämpfen, aber wenn es denn sein musste, wäre es Isabell eine ganz besondere Ehre gewesen, ihre Schwerter in die Brust dieses Vampirs zu rammen. Natürlich hatte sie nach diesem Kampf größeren Respekt denn je, doch Angst durfte man vor keinem Feind haben, schon gar nicht vor möglichen Wölfen im Schafspelz…

Das wird nicht der letzte Trupp sein, wir müssen weiter. Folgt mir. Nun war sie gespannt, wo er sie denn hinführte und tatsächlich tauchte er durch den letzten, möglichen Gang ein, den Steinbogen, durch den sie noch nicht gegangen waren. Isabell schaute verdutzt. Hatte sie tatsächlich den richtigen Gang gewählt. Oder war das nur ein Trick? Wenn es denn kein Trick wäre, dann hätten sie diesen Weg ja auch gewählt. Wären sie nach links, anstatt rechts gegangen, wäre es sogar der erste Weg, den sie nach ihrer Ankunft hier unten genommen hätten. War das Zufall? Ein recht merkwürdiger Zufall wäre es gewesen.

Das schwarze Haar des Lords schimmerte wie die Dunkelheit vor ihnen und machte ihn so fast unsichtbar. Doch zu ihrem Glück tauchten alle zehn Meter wieder Fackeln auf, so dass es eine geringe Orientierung gab. Am hohen Tempo jedoch änderte sich auch hier nichts, der Gang war genauso monoton wie alles andere. Eines musste man den Baumeistern lassen, sie hatten hier unten ein perfektes Labyrinth gebaut, in dem man sich nicht nur leicht, sondern mit Sicherheit verlaufen konnte. Doch alleine durch die Durchbohrung einer riesigen, unterirdischen Steinmasse konnte man nichts erreichen. Der langweilige, enge Gang sorgte allerdings dafür, dass sie besser Schritt halten konnten und sie sich mehr auf ihren Führer konzentrieren konnte. Nebenbei hatte sie ihre Überlegungen fast abgeschlossen und sich nun eine Meinung gebildet. Es war ein wackliges Vertrauen, dass sie da hatten. Sie nahm die Hilfe gerne in Anspruch, denn nichts konnte ihr lieber sein, als ein weiterer Kämpfer, der für sie die Arbeit erledigte, doch er sollte es nicht wagen in die Nähe von ihr, oder ihres Bruders zu kommen, so war ihr Beschluss, der Kompromiss, den sie mit dieser Kreatur schloss…
29.03.2004, 17:30 #70
Heimdallr
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Lord Alucard war unheimlich schnell zu Fuß, doch es schien Rociel so, als ob er Mühe hätte diese weiten Strecken zu Fuß zurückzulegen, als ob er lieber eine andere Bewegungsart genutzt hätte. Sein Bein hinkte etwas und trotzdem war er noch schneller als die beiden zusammen. Eine wirklich unheimliche Kraft, doch er spürte sie pulsieren, wie es die Muskelsehnen geradezu zerfetzte. Das sie ausgerechnet diesen Gang nahmen, das wunderte ihn ganz und gar nicht, denn er hatte von Anfang an daran geglaubt, dass es so kommen würde, keine Zweifel mehr, schon lange nicht. Doch hier trafen sie auf keinen Widerstand mehr, konnten ohne Probleme passieren. Keine Hindernisse stellten sich ihnen mehr in den Weg, es war geradezu jämmerlich gesichert. Der Lord führte sie in einen weiteren, kleinen Raum, von dem eine Treppe fortführte. Sie sah genauso aus, wie die kleineren Treppen, die sie in die ganzen, verzweigten Räume gebracht hatten. Und als ob er es sich gedacht hatte, es kam wieder so. Kaum hatten sie die kleine, fünf Meter hohe Treppe überwunden und waren so wieder ein Stockwerk aufgestiegen, stand er acht weiteren Steinbögen gegenüber. Rociel stöhnte, hatte er doch nicht daran gedacht, warum sie hier waren, bzw. mit wem. Aber der erste Eindruck hatte ihn förmlich erschlagen, ohne Rücksicht auf ihre Nerven traten da acht absolut identische Steinbögen hervor. Ein Schock. Doch der Lord klopfte ihm nur auf die Schulter und lachte. Na, welcher ist der richtige? Ein wenig verzweifelt versuchte sich der Fürst an der witzlosen Aufgabe und zeigte dann auf einen x-beliebigen Gang, doch alles was Alucard zu sagen hatte war …leider falsch. Noch einmal…

Der junge Mann fand dieses Spiel überaus ermüdend, denn Alucard wusste den Weg und hätte ihn auch einfach sofort preisgeben können, doch es machte ihm scheinbar Spaß, diese Situation auszunutzen. Nachdem er viermal daneben gelegen hatte, traf Rociel beim fünften Mal den richtigen Gang. Ob das auch ohne die Hilfe des Vampirs passiert wäre, konnte man getrost anzweifeln. Richtig, die anderen Wege führen in Sackgassen oder andere Lager. Aber der ist der richtige. Kommt schnell, wir haben keine Zeit zu verlieren. Wir sind bald da! Rociel lächelte, doch dies war nur die gute Miene zum bösen Spiel. Der Lord sagte, sie hatten keine Zeit und trotzdem spielte er diese blöden Spielchen? Ein wirklich verwirrter Geist. Sie traten durch den Steinbogen, der sich in keinerlei Weise von den anderen sieben unterschied, doch schon noch fünf Minuten einen ersten Knick machte und nach weiteren zwei Minuten Wegstrecke, auf der sie nur auf ganze drei Fackeln stießen, kamen sie zu einer weiteren Treppenkonstruktion. Langsam hatte er es satt, dieses ewige Versteckspielchen von Skelldons Bunker war wohl doch sehr albern, aber andererseits auch narrensicher, wenn man nicht den Lord gefunden hätte. Dieser nämlich verzichtete beim zweiten Rätselraten auf sein Spiel und wies ihnen sofort den richtigen Weg, erneut galt es zwischen acht Gängen zu unterscheiden. Das zweite Stockwerk unterschied sich nicht in geringster Weise vom ersten. Ein wirklich banaler und sinnloser Bau, nur dass sich dieses Mal der richtige Gang einen Platz neben dem vorherigen befand. Geht das noch lange so?, fragte er den Lord, als auch der zweite Gang erst fünf Minuten linear verlief und dann zwei Minuten auf einer zweiten Wegstrecke endete, ehe sie die dritte Treppe fanden. Doch Alucard gab ihm keine Antwort, doch gehört hatte er die Frage bestimmt, es war ein ganz bewusstes Schweigen.

Aller guten Dinge sind drei, so oder so musste der Lebensspruch, das Lebensmotto des Baumeisters gelautet haben, als sie die Treppe hinter sich ließen, denn sie standen vor sagenhaften acht Steinbögen, die alle gleich waren. Ein wenig hoffnungslos sah er zu Alucard und vermutete kurzzeitig einen miesen Trick, der sie eventuell immer im Kreis laufen ließ, denn wie war es möglich, dass es drei exakt gleiche Stockwerke gab, die sich fast überhaupt nicht unterschieden, sondern nur darin, dass die richtigen Wege anders lagen. Inzwischen hatte er auch vollkommen die Orientierung über den Bau und die Verläufe der Gänge verloren und hoffte nur, dass es bald ein Ende hatte. Zum Glück konnte man nur ein Lebensmotto haben und deshalb war der nächste Gang keinesfalls anders, was ihn hoffen ließ. Nachdem sie – wieder fünf Minuten geradeaus und zwei Minuten links herum – im Gang gelaufen waren, freute er sich schon die Treppe zusehen, doch es gab keine Treppe. Ein leerer, quadratischer Raum, ohne Inhalt, ohne alles. Eine klassische Sackgasse. Und jetzt? Wie soll es denn hier weitergehen? Rociel sah sich ungläubig auch, auch seine Schwester schien keine Ahnung zu haben, doch auf Isabell nahm er etwas mehr Rücksicht, da sie scheinbar erst etwas selbst klären musste, bevor sie sich wieder in die Gruppe integrieren konnte, deshalb hatte er auch etwas weniger auf sie geachtet. Nur Alucard schien unter seinen langen, schwarzen Strähnen zu grinsen und sich hämisch zu freuen. Aufgepasst. Die Baumeister sind nicht dumm. Die Logik der Menschen ist verhasst. Drum sind die Wände stumm. Doch ich kenne ihre listigen Tricks. Der Vampir bewegte seine Hand auf eine Stelle in der Felswand vor ihm, worauf ein loser, rechteckiger Stein nach hinten fuhr, ein Klacken auslöste und die Steinwand zu ihrer Linken in den Boden fuhr. Eine solide Tür kam zum Vorschein. Oh? Ein Schloss? Daran kann ich mich gar nicht mehr erinnern? Aber wie soll mich ein Schloss aufhalten? Skelldon du Narr, ein Schloss hält niemanden auf! Mit zwei kraftvollen Schlägen schlug er seine beiden Hände und Arme durch das Holz der Tür, die eigentlich recht stabil wirkte, mühelos riss er ganze Balken mit einem Schlag weg, bis sie genügend Platz hatten, um hindurch zu kommen. Dieses Mal jedoch gab es keine Türen mehr, dieses Mal gab es nur noch eine große Halle. Eine sehr große Halle…

So, das ist der letzte Raum. Aber wir müssen aufpassen, ich glaube, wir werden schon erwartet. Die Halle ist unübersichtlich und mit allerlei Gerümpel bestückt. Außerdem lauern noch andere Gefahren hier, ihr werdet sehen. Bleibt mir immer nur dicht auf den Fersen, dann seid ihr gleich da, wo ihr hinwollt.
29.03.2004, 19:55 #71
Isabell
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Die großen Augen hatten sich bald schon wieder in den Normalzustand begeben, doch diese Halle war schon ziemlich groß, da musste sie den Blick ihres Bruders unterstützen. Anfänglich war sie ja immer misstrauischer geworden, ob dieser komische Lord sie nicht reinlegte, weil diese drei Gänge wirklich nicht normal erschienen und jeden zur Verzweiflung gebracht hätten, der sich hier nicht auskannte, doch jetzt war das vergessen, denn diese Halle bot ein vollkommen neues Bild und ersetzte das bisherige spielend und mit einem großen Knall. Eine riesige Treppe führte nach unten, doch schon weit oben sah man die meterhohen Säulen und die Verzierungen. Eigentlich hätte dies schon ein würdiger Thronsaal sein können, doch hier sollten sie Skelldon anscheinend nicht finden, zu schlecht gesichert waren die Wege bisher gewesen. Langsam wurde ihr schwindlig von der enormen Größe der Anlage, die sich mittlerweile doppelt so lang zog, wie die gesamte Kanalisation von Gorthar. Anscheinend waren hier die Größenmaße in einer vollkommen anderen Relation als in ihrer Welt, doch viel Zeit zum nachdenken blieb nicht, denn sie mussten schon wieder weiter. Der Vampir ging voraus, mit schnellen Schritten lief er die Treppe hinunter und suchte die Gegend ab. Sein Gesicht verzog sich, doch sie sah es nur durch einen Zufall in seiner Kopfbewegung, denn normalerweise verbargen die langen Strähnen jegliche Mimik der Muskeln. Was sie nicht sah waren die glühenden Augen, die von einem ausdruckslosen Braun zu pulsierendem Rot wechselten. Wie sie die Halle geradezu ausleuchteten, trotz intensiver Beleuchtung durch clever platzierte Fackeln an den Wänden. Nun wurde nicht mehr verschwendet, unnötiger Platz und unlogische Ressourcen verbraucht. Nun sah es aus, wie es auszusehen hatte und doch schienen selbst die Räume einen Sinn zu haben, in denen es mehr Fackeln als Quadratmeter gab. Isabell blieb leicht hinter dem Duo der Männer, dass immer noch Seite an Seite lief und vollkommen untypisch und unrealistisch zusammen wirkte, doch immerhin merkte sie etwas, was den anderen entgangen sein musste. An den Wänden der Seiten bewegten sich Schatten, doch sie waren weitaus größer als die der Fackeln. Es konnte natürlich auch reiner Zufall sein, doch dafür fielen ihr diese Zufälle zu oft auf. Immer waren es nur ganz kleine Hinweise, aber dann sah sie sich um und spürte die Anwesenheit eines Anderen. Der sich fürchtete entdeckt zu werden und der sich lieber in Deckung begab. Die Halle war nämlich alles andere als festlich geschmückt, ein riesiger, übergroßer Lagerraum für Fässer, Kisten, Truhen. Selbst eine riesige Schmiede stand hier unten, doch es schien niemand dran zu arbeiten. Die Schmiede lag fast in der Mitte des Ganges, als sie an ihr vorbeikamen bemerkte sie jedoch, wie ein glühendes Stück Metall an einer Zange in der roten Glut verweilte. Wie das Rad eines Schleifsteins noch langsam ausdrehte. Und hier sollte niemand sein? Da konnte sie nur lachen…mit einem herzhaften Ruck packte sie ihren Bruder am Rücken. Sieh nur, die Schmiede. Wir sind nicht alleine… Zuerst nahm er es nicht wahr, sah nur ausdruckslos auf die verlassene Arbeitsstätte, doch dann nickte er wie selbstverständlich. Du hast Recht. Lass uns enger zusammenbleiben, der Lord wird auch ohne uns da vorne zurückkommen. In der Halle flammte es ein zweites Mal auf, doch nicht nur der flüssige Stahl war daran Schuld, sondern auch ihr Herz, das sich an Rociel klammern wollte. Sie war erfreut über seine plötzliche Aussage und den engen Gang zu ihr, doch andererseits überrascht, da sie das nicht für möglich gehalten hätte. Der Vampir war währenddessen ohne eine Regung oder eine Reaktion auf die Schmiede weitergegangen und befand sich jetzt in etwa zehn Meter vor ihnen, was der jungen Frau nur Recht war. Die Schatten, die vor kurzem benutzte Schmiede. Keine guten Anzeichen waren das, wirklich überhaupt nicht…

Isabell spürte auf einmal die Hand ihres Bruders, die die ihrige versuchte zu fassen und mit einem Mal wurde ihr ganz komisch. Gerade wollte sie seine Annäherung erwidern, da wurden sie jäh unterbrochen, denn wie zufällig hatten sie gerade die Mitte des Ganges erreicht. Es war bisher alles so friedlich gewesen, doch dass die Mitte ihr Verhängnis werden sollte, darauf hätten sie kommen müssen. Nun kamen sie aus allen Ecken geströmt, von den Seiten gesprungen und mit strammem Fuße einmarschiert. Es waren jeweils zwei Reihen à fünf Skeletten, die den Weg versperrten. Zwei standen vor dem Vampir, der schon etwas weiter als sie war und zwei eben vor, bzw. hinter ihnen. Das Mosaik in der Mitte des Ganges hatten sie nicht bemerkt und zahlten nun den Preis. Die Knochenmänner waren innerhalb von Sekunden aufgetaucht, waren sie doch scheinbar unsichtbar gewesen, nicht mal der schlaue Vampir hatte sie anscheinend bemerkt. Für ihn musste es eine schlimme Zeit sein, konnte er an diesen Kreaturen doch nicht den geringsten Tropfen Blut finden, doch bedauern tat sie ihn trotzdem nicht, im Gegenteil, bisher hatte sie gut darauf Acht gegeben, dass er sich nicht an einen von ihnen vergriff. Jetzt jedoch waren diese Differenzen erst mal außer Kraft getreten, denn auf beiden Seiten wurden sie von zehn Skeletten umkreist. Und dieses Mal zeichneten sich die knochigen Gesellen mit einer anderen Individualität aus, denn im Gegensatz zu ihren bisherigen Kollegen trugen sie keine Schwerter oder Dolche, sondern gut aussehende Handäxte. Sie sahen alle gleich aus, doch ihre spitzen Blätter wirkten so, als ob sie sich mühelos durch Fleisch arbeiten konnten und sich prima darin verhaken. Nur eines der Skelette auf ihrer Seite bestach durch eine weitere Besonderheit. Eine große Schürze aus Leder hatte es um und als Waffe einen Hammer, dessen Stiel mindestens einen Meter zwanzig lang war.
Als schon Kampfeslärm aus ihrem Rücken drang, machte der scheinbare Schmied einen Schritt aus der Masse hervor und verkündete seinen Befehl. Tötet sie, tötet sie im Namen von Skelldon, unserem Herrscher, ich will aus ihren Knochen neue Werkzeuge herstellen… Der Befehl schien unwiderstehlich auf die übrigen Skelette zu wirken und sofort stürmten alle neun an ihm vorbei, geradewegs auf die Geschwister zu. Währenddessen ließ sich der Schmied Zeit und trottete nur behäbig auf sie zu, in der Hoffnung, dass seine Sklaven und Diener das Problem der Eindringlinge schnell lösen würden…
29.03.2004, 22:47 #72
Heimdallr
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Verdammt, neun bewaffnete Skelette, das bedeutet höchste Konzentration. Wir bleiben dicht zusammen und los geht’s. Rociel hätte das Gespräch gerne noch ein wenig vertieft, doch dazu ließ man ihm keine Gelegenheit. Schließlich waren diese wandelnden Knochenhaufen fast so schnell wie echte Menschen im Dauerlauf. Ihr Nachteil: Kein festes Schuhwerk, ein schlechtes Gleichgewicht. Ihr Vorteil: Sie brauchten sich keine Gewichtssorgen machen, da dürfte wohl nicht mal mehr die berühmte Haut am Knochen sein. Doch für derlei Witze hatte er eigentlich gar keine Zeit mehr. Stattdessen versuchte er wieder in seinen Zyklus zu kommen, in dem er mit allen Sinnen perfekt harmonieren konnte, doch das war einfacher als gedacht. Eben noch wollte er seiner Schwester ein wenig Wärme schenken und sein schlechtes Verhalten ausmerzen und nun das. Seine Sinne waren vollkommen verwirrt und so hatte er Mühe sie wieder zu ordnen. Doch Zeit war es, was sie eben nicht hatten. Als die ersten Skelette mit ihren Äxten auf sie einschlagen wollten, zog er erst sein Schwert, sofort teilte es einen hölzernen Schaft beim Herausfahren entzwei und ließ das metallene Blatt zu Boden fallen. Sofort setzte Rociel nach und rammte dem verdutzten Gegner sein Schwert zwischen die Rippen. Da waren es nur noch Acht. Doch sofort musste er schon wieder aufpassen, denn drei, vier, fünf Skelette wollten gleichzeitig auf ihn drauf. Aus dem Hintergrund hörte man dabei nur das Ächzen des Schmiedes, der scheinbar alles, aber nur keine Eile kannte. Neben ihm klangen auch Geräusche von aufeinander schepperndem Stahl, das Klirren des Metalls war unüberhörbar.

Wieder donnerten gleich drei der leicht zuführenden Handäxte auf seine Schwertklinge, doch das ließ ihn kalt, im Gegenteil, langsam kam er in Fahrt, begann seine Sinne zu ordnen. In seinen Gehörgängen wurden die Töne gesammelt und geordnet. Ein leichter Missklang war nun zu hören, wie das Klingen einer fallenden Goldmünze auf steinernen Untergrund. Es wurde immer heller, der Pfeifton entwickelte sich. Seine Augen sahen, blockten die ständigen Angriffe mit dem Schwert, doch es führte sich scheinbar wieder von alleine, ohne sein Mitwirken. Er fühlte sich so alleine, um ihn herum wurde die Welt taub, nur noch der nervende Pfeifton war da und ging nicht weg. Alles war stumm geworden, er hörte die Welt nicht mehr, nicht mehr das Klingen der Schwerter, dafür seinen Herzschlag, nicht mehr das Klappern der Knochen, dafür seinen Atem, der keinesfalls wild ein und ausatmete. Es schien ein einziger Lebensmoment zu sein, doch die Zeit lief unaufhörlich.

In einer einsamen Drehung zu seiner Schwester sah er, wie sie sich wacker schlug, er beobachtete sie eine kleine Ewigkeit, studierte schon fast ihre Bewegungen ein, doch während sein Kopf abgeneigt war, führte die Hand den Kampf fort. Doch auf einmal störte ein Geräusch das empfindliche Sinnenssystem, es war der Schmied, der sich nun in den Kampf einzumischen drohte. Auf einmal wurde der Pfeifton leiser, seine Sinne kehrten zurück, wo sie hingehörten. Auf seinem Schwert war wieder das leuchtende Amulett zu spüren, es hatte ihn zurückgeholt, ohne Gnade aus diesem Trau geweckt.

Zack! Sein Schwert durchbrach sämtliche Verteidigungen eines der Skelette und drang durch den Halswirbel und riss den Schädel vom Leib, ehe es kurz vor Einschlag über der Schulter die beiden Axtblätter stoppte und zurückwarf. Mit einem Dreh um die eigene Achse schlug er das Schwert herum und rammte es gegen die lächerliche Verteidigung der Angreifer, die ihre Waffen verloren. Mit einem Sprung zur Seite hechtete er sich dann auf die andere Seite zu Isabell, deren Gegner waren voll auf sie konzentriert. Natürlich nahmen sie den neuen Feind wahr, aber es war unmöglich so schnell zu reagieren. Mit einem Vorpreschen gelang es dem jungen Fürst die Knie des Vordersten zu zerschlagen, danach sprang er wieder auf und schritt nach vorne, der zusammenbrechende Körpers des Skelettes bekam sein linkes Knie zu spüren und zerfiel endgültig. Ohne sich lange aufzuhalten stand er dann genau vor Isabell, doch die hatte bestens mitgespielt und nun von sich aus die Seite gewechselt. Sie spielten jetzt mit den Gegnern ein Spielchen. Ein Spiel, dass sie nicht gewinnen konnten – die Skelette. Während sich die Masse auf ihn stürzte und der Schmied begann seinen Hammer zu schwingen, war Isabell blitzschnell um die Seite und pfefferte dem Skelett, das gerade vor ihm stand und ausholen wollte, ihren Krummsäbel zwischen den Hals. Einen Vorteil hatte diese Schwertart ganz sicher. Man konnte wunderbar Schädel ernten, wie Äpfel von den Bäumen zog man sie vom Kopf. Wieder prasselte ein wahrer Axthiebhagel auf ihn ein, doch wieder waren die Skelette zu ungeschickt um ihn zu durchbrechen. Doch er musste aufpassen, dem Schmied wurde es jetzt zu bunt und er schlug mit der Keule auf ihn ein. Da dies aber extrem anstrengend sein musste, konnte er das nicht wirklich häufig, doch Rociel war dennoch gut damit beraten, als er dem Hammer auswich und nicht versuchte ihn zu blocken. Denn die volle Seite krachte auf den Boden und riss die Steinplatte auf, das schöne Mosaikbild war angekratzt, doch das war das geringste Problem für den Schmied. Im Ausholen zum zweiten Anlauf schlug er doch glatt einem eigenen Skelett in die Rippen, zwar knacksten sie nur an, aber die Verwirrung nutzte er aus und schlug zu. Mittlerweile waren es nur noch vier einsame Skelette um den Schmied und diese waren hoffnungslos unterfordert, nur wenn der beschürzte Tote den Hammer senkte, wichen sie aus, waren aber sofort wieder zur Stelle. Nun waren es die Skelette, die mit ihren dünnen Ärmchen, in denen doch noch so viel Kraft steckte, versuchten zu blocken und zurückwichen, doch es war zu spät. Ihr Untergang, den einige vielleicht sogar herbeisehnten, war gekommen.

Zusammen standen sie in einer Linie, doch dies hielt nicht mehr lange. Isabell wich in seinen Rücken, während er den vier Hieben entweder auswich oder sie abwehrte, doch seine Schwester tauchte sogleich auf der anderen Seite wieder auf und drehte ihr Schwert in den Rücken seines äußersten, linken Verteidigers. Sogleich ließ Rociel die Angriffsbemühungen und hörte auch auf zu blocken, er duckte sich und ging gebückt weiter. Die Skelette erhofften sich nun endlich einen Treffer und den hätten sie sicher auch gelandet, sogar einen tödlichen, wenn nicht zwei, doch er wusste, was er tat, da er wusste, wer die Person mit den zwei Krummschwertern war. Die Axtblätter zielten auf seinen Rücken, doch kamen sie knapp davor zum stehen, denn zwei Klingen hielten die drei übrig gebliebenen Äxte ohne Chance auf. Das war seine Chance, mit einem gewaltigen Schlag sprang er auf und riss dem ersten das komplette Unterleib weg, der zweite, direkt daneben Stehende verlor sieben Rippen und bekam zudem einen abschließenden Tritt ans Schienbein. Der Angriffslauf war dort jäh beendet, doch schon wieder traf seine Klinge auf Stahl, dieses Mal auf den letzten Axtschwinger, dessen Schlag auf Isabell gerichtet war. Diese nahm dankend an und vollstreckte das Urteil. Enthauptung durch das Schwert im Kampf. Das war’s aber leider noch nicht ganz…denn da war ja noch dieser verdammte Schmied mit seinem riesigen Hammer…
30.03.2004, 15:27 #73
Isabell
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Wie der Henker vollstreckte das dürre Skelett das Urteil , dass er als Richter über sie gefällt hatte und ließ die schwere Waffe auf sie sinken, diese war sehr schnell und heftig wuchtig, doch wieder traf sie nur ins Leere, sie waren rechtzeitig ausgewichen, sie nach links, ihr Bruder nach rechts. Bis jetzt war der Kampf so gut gelaufen, doch das sollte gefälligst auch so bleiben. Dieser letzte Gegner konnte nicht gewinnen, nicht hier, nicht heute, nicht gegen sie. Sie mussten dem Schmied ein Ende bereiten, ehe er noch weitere Todeswerkzeuge und Waffen für eine Armee aus Untoten schmiedete. Sie standen beide gleichweit von ihm entfernt und er begann wieder den Hammer über sich zu kreisen, in dem Moment liefen sie zeitgleich auf ihn zu und versenkten ihre Schwerter in ihm, Rociel erwischte die Hand des Schmieds, der den Hammer losließ, loslassen musste, Isabell hatte ihre Schwerter durch die Rippen gestochen und zog sie nun wieder heraus, nahm gleich vier Rippenflügel mit. Das Skelett taumelte nach hinten, war aber noch nicht besiegt, doch als es zu Boden fiel, war immer noch der Hammer in der Luft, durch den Schwung und den verlorenem Arm hatte es ihn nach oben gerissen. Isabell ging einen Schritt zurück, um auf Nummer sicher zu gehen, dann schon krachte die Spitze des Hammers in den Kopf des Skelettes, kurz darauf fiel auch noch der Rest in den Oberkörper. Das Skelett, der Schmied, er wurde geradezu zerquetscht, von seiner eigenen Waffe besiegt. Zehn Skelette hatten sie mit Geschick, Talent und guter Zusammenarbeit besiegen können und ihren Teil erledigt, doch es war ein Irrtum zu glauben, dass der Lord mit derselben Menge nicht auch fertig werden würde. Im Gegenteil, seit Minuten war kein Geräusch mehr aus seiner Ecke gedrungen, als sie sich nun wieder umdrehten, sahen sie nur die ganzen Knochen, was nur eine Annahme zuließ. Alucard stand bereits die duzend Meter voraus an der Treppe und wartete dort auf sie. Gelangweilt sah er von weitem aus, doch Isabell war nur wütend auf diesen Kerl, auf dieses Schwein. Er hätte ihnen ja auch mal helfen können, doch stattdessen hatte es ihm wohl Spaß gemacht zuzuschauen, weil der Kampf sicher auch so unterhaltsam war. Vielleicht wollte er sie ja auch beobachten, um mögliche Schwachstellen bei ihnen zu finden, doch diese würde er nicht finden. Die einzige Schwachstelle war schon lange geschlossen.

Mit gesenkten Waffen, aber immer noch in Händen, kamen sie auf ihn zu, doch in der Halle blieb es ruhig. Die Schatten an den Wänden waren endgültig verschwunden und nun war es auch irgendwie ruhiger, friedlicher, besser. Die Luft war nicht mehr so warm, doch das lag sicher nicht nur an der Temperatur. Es schien mit dem Tod des Schmiedes wohl auch die Seele dieser Halle verschwunden zu sein. Vielleicht war es ja auch nur eine Schmiede, getarnt als Halle, ein Versorgungslager für die Waffen von Skelldons Armee, sollte sie denn existieren. Doch die Halle lag hinter ihnen, fast zumindest, nur noch die große Treppe, an dessen Ende der Vampir wartete. Sein Grinsen unter den Strähnen war widerlich und sein offensichtlicher Spott kaum zu fassen, doch sie trug es mit Fassung in der Hoffnung ihn bald wieder los zu sein.

Da seid ihr ja endlich! Also, ich habe euch versprochen durch die irreführenden Katakomben von Skelldons Palast zu bringen und das habe ich hiermit getan. Geht die Treppe hinauf und ihr seid da. Ab diesem Zeitpunkt werdet ihr euch im Innersten von seinem Palast befinden, es wird nicht mehr viele mögliche Wege geben, doch jeder hat eine Bedeutung. Ich weiß nicht mehr, wie es da oben so genau aussieht, das werdet ihr selber herausfinden müssen, aber ich bin mir sicher, dass ihr es schafft. Genau das war es, was sie hören wollte, das erste und einzige Mal, dass sie sich über die Worte dieses Vampirs freuen konnte. Sie war jetzt schon froh ihn los zu sein, doch sein Dienst war wirklich tadellos gewesen. Er hatte sie gut geführt, mehr aber auch nicht. Kommt ihr nicht mit?, fragte ihr Bruder noch im Vorbeigehen. Nein, ich muss noch ein bisschen was erledigen, man hat viel zu tun, wenn man nach so langer Zeit wieder frei ist. Aber vielleicht sieht man sich ja mal wieder, vielleicht schneller als ihr denkt. Sie nickten und hielten die Hand zum Gruße, eine reine Formalität, dann endlich ging es weiter, die Treppen hinauf, durch den großen Bogen, den kleinen, gut beleuchteten Gang entlang, bis sie vor einer weiteren Tür standen, die aus Holz und unverschlossen war. Zwei Flügel öffneten sich, als sie die Knaufe drehten und sofort einen hellen Gang präsentierten, ein Gang mit einem stilvollen Teppich und einer weitern Tür selber Bauart, nur wenige Meter voraus…
30.03.2004, 16:40 #74
Heimdallr
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In dem Gang herrschte wieder das Licht, doch dieses Mal waren es keine Fackeln, nicht eine einzige war zu sehen und erstrecht keine Fenster. Es waren schwarze Kristalle, die diesen Lichtschein hervorzauberten. Es war verwunderlich und erstaunlich, doch die Kristalle schwebten in der Luft, an verschiedensten Stellen und gaben helles Licht ab. Ihnen konnte dies nur Recht sein, doch sie hatten zur Not immer noch ihre Fackel an, was sie so schnell auch nicht ändern sollte. Der Raum war überaus edel, es herrschte eine warme Temperatur und der Teppich zeugte von Klasse und ließ zudem ihre Schritte verstummen. Lautlos, so näherten sie sich der nächsten Türe. Sie erstrahlte in ungewöhnlichem Glanz, war aus hellem Holz gezimmert worden und besaß tiefe Verzierungen, die man in das Holz geschnitzt hatte. In der Mitte war erneut ein umrahmter Totenkopf zu sehen, dazu wieder die Zeichen der Untoten. Es interessierte ihn gar nicht mehr, was es zu bedeuten hatte, sie wussten jedenfalls, für was das Zeichen stand. Man verzichtete anscheinend jetzt auf zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen, die Türen blieben unverschlossen und unbewacht. Sie hatten keine Mühe auch diese Türe zu öffnen und schlüpften hindurch. Der nächste Gang war ebenfalls durch die schwarzen Wunderkristalle hell erleuchtet und bot zwei mögliche Wege an, wobei nur auf einem der Teppich weiterging und auf dem anderen nicht. Der Teppich, braun und rot und schwarz, sein Muster blieb ihm verschlossen, doch er war so was wie ein Leitfaden, der durch die Anlage führte, oder auch durch Skelldons Palast, wie der Lord gesagt hatte. Rociel wollte sich gar nicht vorstellen, was für riesige Ausmaße dieser Schuppen besaß, denn das wäre wohl unvorstellbar für einen wie ihn gewesen. Größenmaße, die es sonst nur aus Märchen und Legenden gab, schienen hier Wirklichkeit zu werden.

Doch zunächst standen sie vor der Frage, ob sie denn nun dem Steinweg folgen wollten oder doch dem des Teppichs. Eine Idee Schwester? Isabell schüttelte den Kopf, wie sollte sie es schon wissen, niemand konnte das wissen, es war mal wieder Glückssache, doch Rociel wollte es riskieren und dem gepflasterten Weg folgen. Auf meine Verantwortung. Es kam ihm seltsam vor, denn Skelldon war sicher ein ähnlich rational denkendes Wesen wie sie auch. Wenn man einen Palast hatte, wenn man Diener hatte und wenn man hier drinnen hauste, dann legte man doch sicherlich wert auf Ästhetik, dann wollte man keine verschandelten Gänge haben. Sicherlich war das noch in dem verzweigten und dunklen Labyrinth möglich, doch ein wahrer Herrscher wäre da auch nie herunter gegangen. Aber hier wäre so was eine Art Beleidigung für jeden Herrscher, der etwas auf sich hielt. Schließlich musste er selbstbewusst genug sein, dass er keine Feinde in seinen heiligsten Hallen duldete. Wer brauchte da noch irreführende Wege? So zumindest hätte der Fürst gedacht, wenn er der alleinige Herrscher über diesen riesigen Palast gewesen wäre und er erhoffte sich etwas zu finden, etwas was ihnen vielleicht einmal nützlich sein konnte. Jeder kleine Hinweis konnte da der Entscheidende sein und deshalb folgten sie nicht dem Weg, der vom Teppich empfohlen wurde, sondern bogen gemeinsam in den zweiten ab. Dieser war dunkler und konnte nur anfangs vom hellen Schein der Kristalle profitieren, doch durch zahlreiche Abbiegungen wäre es bald stockfinster gewesen, wenn sie nicht ihre Fackel gehabt hätten. In Gedanken versunken liefen sie weiter, wie lange waren ihre Füße nun schon unterwegs? Es musste lange Zeit gewesen sein, er spürte es gar nicht mehr so genau und die Sonne vermisste er mit jedem Tag weniger, immer mehr nahmen andere Lichtquellen ihren Platz ein. So auch jetzt, wo sein Feuerstein ein treuer Kumpane in diesem schier aussichtslosen Gang war.

Doch dieser endete auch sehr schnell wieder, in einem quadratischen Raum aus Stein, von dem drei der vier Wände komplett aus Stein waren. Eine klassische Sackgasse, doch Rociel war nicht auf den Kopf gefallen, sofort erinnerte er sich wieder daran, dass sie vor kurzem noch dasselbe mit Alucard erlebt hatten. Dabei hatte er gezielt auf eine Stelle im Stein gedrückt und daraufhin hatte sich das Geheimnis gelüftet. Zwar schien es unwahrscheinlich, dass hier dasselbe auch funktionieren würde, doch einen Versuch war es wert. Da er noch wusste, wo die Stelle war, versuchte er es einfach mit exakt dergleichen und zu seinem – und dem Erstaunen von Isabell – war es die richtige, denn auch hier fuhr der Stein nach hinten und eine Wand fuhr nach unten in den Boden. Die Mechanik war ganz klar außergewöhnlich und hätte wohl besser nicht hinbekommen werden können, doch das war ihnen herzlich egal. Eine gewisse Sorglosigkeit und Unkreativität musste sich Skelldon oder dessen Baumeister aber schon gefallen lassen, denn so banal durfte man wirklich nicht sein, selbst stinknormale Menschen hätten darauf kommen können. Doch es interessierte sie viel mehr, was ihnen dies gebracht hatte und so warteten sie sehnsüchtig darauf, dass die langsam eingefahrene Steinwand endlich verschwand. Mit großen Augen sahen sie dann hin, nachdem sie erst einmal jene Augen schließen mussten. Denn ein äußerst greller Raum, der aber auch nicht so große Ausmaße hatte, begegnete ihnen nach dem ersten Blinzeln.
30.03.2004, 19:25 #75
Isabell
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Als sie über die Schwelle der sich nun auftuenden Lücke begaben, konnten sie in den Raum sehen, ihn betreten. Drei dieser eigenartigen Kristalle, die bestimmt nicht aus Gorthar stammten, leuchteten ihnen zu, dabei war dieser Raum ganz klein, ganz unnahbar. Ein Skelett war das erste was sie sah. Durch seinen knochigen Körper war ein Schwert gestoßen, vielleicht war es mal ein sehr gutes und mächtiges Schwert, doch heute war es nur ein kleines Stück Metall, dass keinen Glanz mehr versprühte. Doch es lag zwischen den Rippen des Toten und man konnte annehmen, wenn man ein klein wenig Fantasie hatte, dass die einstige Gestalt, das einstige Lebewesen mit diesem Schwert durchbohrt wurde, irgendwo an der Brust, vielleicht mitten durch das Herz und dann hier zurückgelassen wurde. Zumindest war dies eine erste Theorie, die sie herstellte, doch es gab noch etwas anderes in diesem Raum. Ein kleiner Altar war da und auf ihm lag ein Buch. Ein einziges, nur eines. Davor waren Zettel sorglos hingeworfen, weder versiegelt noch zerknüllt oder gefaltet, sondern noch immer so, wie sie geschrieben wurden. Als sie ehrfürchtig an dem Skelett vorbeigegangen waren und vor beiden Schriftstücken standen, wollte Isabell das Buch berühren, doch ein magischer Schutzfilm umgab es. Eine blaue, knisternde Masse schwirrte darum, doch nach ein paar Sekunden löste sie sich auf und Isabell hatte keine Probleme mehr das Buch anzufassen, doch zuvor wollten sie erst einmal die Zettel lesen, die in ihrer Sprache, der myrthanischen gehalten war.

Fremder, Fremde,
hört mir gut zu. Vielleicht kann euch das Buch noch einmal das Leben retten, wenn ihr so töricht wart hier herzukommen. Ich bin Hardiin Odesäron, ein Magier aus dem Zirkel, geschickt aus Myrthana. Wir sind hier nicht mehr auf der Erde, nicht mehr auf Assiah. Wenn ihr dieses Schriftstück lest, dann seid ihr auf Zopar, der dritten Schale der Hölle. Doch man könnte auch einfacher sagen, ihr seid in Skelldons Reich. Skelldon, der untote Fürst der Finsternis. Er regiert über diese Welt. Sie besteht aus Lava, Stein, Asche und Geröll, doch es gibt Städte, Städte aus Stein und Vulkangestein, in ihnen leben sie, die Untoten. Die Armee von Skelldon ist riesig, doch hier in seinem Palast nur gering. Kein Sterblicher kann hierher kommen, der einzige Weg ist das einzige, existierende Portal. Skelldon hätte es längst vernichtet oder zumindest versperrt, doch seine Magie hält alles und jedem davon ab, es zu zerstören. Einer der wenigen Trümpfe gegen diesen mächtigen Herrscher. Ich bin mit einer Gruppe von zwei weiteren Magiern hier hergekommen. Der Grund ist einfach, wir sollten Skelldon vernichten. Doch wir sind – wie die vier Menschen vor uns – jämmerlich gescheitert. Meine beiden Magiergenossen, Freunde und Brüder sind tot, Skelldons untote Garde hat sie in Stücke gerissen, ehe sie die mächtige Magie wirken konnten. Ich konnte hierher fliehen, doch mein Weg zum Spiegel wurde mir abgeschnitten. Drum friste ich hier meine letzten Stunden, um euch Fremde zu warnen, solltet ihr je soweit kommen.

Das Buch enthält eine Karte, auf der sämtliche Gangsysteme seit dem magischen Spiegel, bis zu Skelldon selbst eingezeichnet sind. Zudem befinden sich genauere Informationen über seine Macht darin. Allerdings muss man für den Text die Sprache der Untoten beherrschen, was den meisten schwer fallen dürfte. Sofern ich noch Zeit habe, werde ich die Übersetzung noch anfertigen, doch zuerst müssen die Schriftstücke gesichert werden. Skelldon würde sie in Fetzen reißen, wenn er sie erst mal hätte, doch das werde ich zu verhindern wissen. Ein mächtiger Zauberer, das bin ich wohl. Aber auch wenn ich gegen diese Masse da draußen versagen werde, so sollen wenigstens die Schriften gesichert werden. Ich werde kämpfen, doch ich bin verletzt, meine Schulter, sie ist ausgekugelt, werden sehen, wie viel Zeit noch bleibt…


Der Text endete mit einem nervösen Schreibarm, der immer mehr begann zu zittern und ungenauer zu werden, anscheinend machte sich seine Verletzung bemerkbar, so lag auch nirgendwo mehr eine Übersetzung, von der die Rede war. Doch sie hatten alles lesen können, einen besseren Einblick hätte man sich nicht wünschen können. Sie dankten Hardiin für seine Tat, die durchaus mutig und edel war. Anstatt langsam zu sterben und vor sich hin zuklagen, sich gar das Leben aus Verzweiflung zu nehmen, hatte der Magier ihnen einen großen Gefallen getan und außerdem noch ehrenhaft gekämpft. Dieser ganze Aufwand, er war wirksam, wenn es eine einzige Person retten würde und sie waren schon zu zweit. Sorgfältig, fast schon bedacht steckte sie den Zettel in ihren Rucksack, würde er doch nie mehr von jemand benötigt werden. Sie hatten fest vor Skelldon zu vernichten, nun endlich hatten sie Gewissheit, dass er der wahre Feind war und nicht nur ein Name, der in der Luft umherschwirrte. Zu oft war er nun gefallen, zu selten, oder besser gesagt nie ein Anderer. Skelldon, ein Name für das personifizierte Grauen, er war nun der Name, der auf ihrer Liste der Feinde an allererster Stelle stand. Er sollte der nächste sein, der durch ihre Klingen fiel, der durch sie sein nicht vorhandenes Leben aushauchen sollte.
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