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> Rollenspiel [GM] Das dritte Amulett |
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31.03.2004, 14:50 | #76 | ||||||
Heimdallr Beiträge: 12.421 |
Ein wirklich aufschlussreicher Brief, wie er fand. Ein sehr sympathischer Mann schien dieser Hardiin gewesen zu sein, obwohl das wahrscheinlich gar nicht mal stimmte. Aus Schriftstücken konnte man schließlich keinen Menschen charakterisieren, aber er konnte so was meistens auch so nicht. Jedenfalls würde er ihnen sehr helfen, zu sehr fast schon, wenn diese Karte tatsächlich dabei lag. Als sie das Buch auf der ersten Seite öffneten, verpuffte der Zauber und ab sofort war es wieder ohne Schutz, denn die Barriere galt nur für Untote, für Kreaturen, die ihr Leben schon ausgehaucht hatten, nur deshalb konnten sie das Buch überhaupt berühren. Doch als das Raum-Zeit-Gefüge mit dem Öffnen der ersten Seite gebrochen wurde, trat gleichzeitig eine äußerst gut erhaltene Pergamentkarte auf sie zu. Sie breiteten das gute Stück erst mal äußerst vorsichtig auf dem Boden aus und versuchten es zu lesen und es war wirklich zu verstehen. Karten konnten manchmal unheimlich kompliziert sein, doch dieses Exemplar zählte offenbar nicht zu dieser Gattung. An dem Ort, wo sie sich momentan befanden, war ein großes, schwarzes X eingezeichnet, von da aus führten die Wege fort, selbst die Sackgassen waren eingezeichnet und so konnten sie anhand der Karte schon einmal ihren nächsten Weg planen. Auf jeden Fall mussten sie dem unterlegten Weg folgen, zumindest zunächst war der Teppich die einzige Lösung. Doch nicht unbedingt die Richtige, denn ansonsten hätten sie ja nie dieses ausgezeichnete Stück gefunden. Doch nach einer kurzen Lagebesprechung wollten sie sich dem Inhalt des Textes widmen, doch wie schon erwartet konnten sie keinen einzigen Buchstaben mehr lesen, kein Zeichen entziffern. Doch ihre Verzweiflung hielt sich in Grenzen, denn sie hatten ja noch immer den Schädel, ohne den sie allerdings ziemlich aufgeschmissen wären. Ro: Hey Rexx, es gibt wieder Arbeit für dich. Schau dir mal ein paar Buchseiten näher an und sag uns, was das bedeutet. Re: Das ist wieder typisch, nur weil du zu dumm bist mal ein paar Sprachen zu lernen, grmmppfff, also schön großer Meister, zeig her, was du anzubieten hast. Der Fürst hielt ihm die erste Seite des Buches hin und Rexx schien sofort zu verstehen, sehr zu ihrer Freude, konnte er den Text verstehen und übersetzen. Also da steht: Skelldon, der Unbezwingbare. Skelldon ist der Herrscher von Zopar, er gebietet über die einzige, die wahre Armee der Untoten. Sie hausen in den Städten zu tausenden auf dünnen Flecken, auf dem doch so unwirtlichen Land. Sein Palast jedoch ist von nur wenigen seiner Diener bevölkert. Seine Macht bezieht das Skelett aus seinem früheren Leben und aus einem Amulett, das sich seit irrsinnig langer Zeit in seinem Besitz befindet. Skelldon ist ein Blutherrscher, aufgrund von einem gewissen Mangel an dem roten Lebenssaft bei seinen Untertanen, macht er umso lieber Blutopfer. Er ist ein grausamer Kämpfer, der bestens mit dem zweihändigen Schwert umgehen kann, doch gleichzeitig ist er schnell wie ein Fuchs. Seine Gedanken sind von taktischer Natur geleitet, denn er ist kein stupider, draufhauender Barbar, sondern ein kühl und distanziert denkendes Skelett. Dennoch ist er nur ein Skelett, das jedoch durch einen Panzer geschützt ist. Er trägt Rüstungsteile und Rüstung wie ein alter Krieger, der in die Schlacht zieht, sie sind stets poliert und gepflegt, genau wie seine spröden Haare, die er sich bis heute erhalten hat. Als Zeichen seiner Macht trägt er eine Krone, ein Herrschaftssymbol, genau wie sein Stab, der das übliche Szepter ersetzt. Um ihn herum schwirren vier potenzielle Berater und Leibwachen, man weiß, dass sie ebenfalls nur durch ihr Gesicht als Skelett erkennbar sind, da sie ansonsten ebenfalls komplett in stolze und alles andere als löchrige Kleidung gehüllt sind. Skelldon besitzt auch noch geringe, magische Mächte, diese stehen ihm als Führer einer der Sieben Schalen der Hölle von Beliar zu, doch sie sind gering und stellen nur für wirklich schwache Kreaturen wie seine eigenen Untergebenen eine Gefahr da. Skelldons Leibwache. Die namenlose Leibwache, die auf den Namen des Herrschers hört, ist eine Einheit aus perfekt ausgebildeten, untoten Kämpfern. Einige waren schon ausgezeichnete Kämpfer, bevor man sie zu einem Untoten machte, einige wurden dazu geformt. Die Einheit hat ein ltypisches Merkmal, sie erscheint immer komplett anwesend, um jeglichen Feind zu besiegen. Wenn man sie besiegt, steht man automatisch vor dem Herrscher samt seiner vier engsten Vertrauten, denn sie bilden das Rückrad seiner Wachen im Palast, in dem er sich fast die ganze Zeit über aufhält. In Skelldons Leibwache befinden sich sowohl Nah- als auch die, für Skelette untypischen Fernkämpfer. Sie sind die größte Gefahr, hinter ihrem obersten Kommandant natürlich. Tja, großer Meister, damit endet das Buch, der Rest ist uninteressant und sollte eure Zeit nur stehlen. Ich finde, ihr solltet die Chance nutzen und noch fliehen, solange es noch geht, aber auf mich hört ihr ja sowieso nie, also geh ich wieder, wenn ich nicht mehr gebraucht werde… Rociel nickte und spürte, wie es auf seiner Brust wieder ruhiger wurde. Das Buch klappte er nun zu und blickte zu Isabell. Tja, wir stehen kurz vor dem Ende. Die Karte zeigt mir, dass es nicht mehr weit bis zum Thronsaal sein kann. Bald ist das alles vorbei, aber die schwierigsten Stunden erwarten uns jetzt. Warte mal kurz… Er kramte in seinem Allesbeutel herum und schnappte sich zwei der Ampullen, die Priester Tolban als Heiltränke betitelt hatte. Trink das. Ich nehme auch eine. Sie werden uns neue Kraft schenken und den Schlaf von uns fernhalten, danach werden wir wieder die Kraft haben, die wir brauchen. Zusammen schluckten sie die süßlich schmeckende Flüssigkeit herunter und Rociel verpackte das Buch in seinem Rucksack, kurz danach nahm er noch einen kräftigen Schluck Wasser und sah zu seiner Schwester. Du hast Recht Bruder. Der Heiltrank wirkt schon. Lass uns endlich von hier verschwinden und Skelldon in den Hintern treten! Ruhig nickte er zustimmend und zusammen verließen sie dann den kleinen Raum, bis sie wieder auf dem Teppich standen, der sie weiterführen sollte. Doch mitten auf dem Weg zur nächsten Türe, hörten sie ein Lachen, ein Lachen das durch Wände drang, ein gewohntes Lachen…plötzlich verformte sich eine der Steinwände, schien wie Wasser zu laufen und formte sich zu einem Gesicht eines Skelettes. Skelldon… |
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31.03.2004, 18:31 | #77 | ||||||
Isabell Beiträge: 307 |
...... Die Menschen sind seltsame Wesen Sie fürchten den Tod Das Ende des Lebens Aber sie fürchten auch ihren eigenen Körper Ich verstehe die Menschen nicht Sie verschließen sich vor dem Tod Dabei brauch man ihn gar nicht fürchten Selbst der Tod kann durch ein Schwert fallen Wenn man ihn nicht fürchtet… Hohohohohohohoh… Ich bin der Tod und doch am Leben Magie des Gottes lässt mich streben Ich bin ein Schlächter, muss Tod dir geben Kämpfe gar mit göttlich Segen Ich bin ein Schatten und ein Geist Dich überdauert, bin ganz dreist Ich bin der Mörder von Männer und Frau’n Hab blut’ge Hände, Zähne und Klau’n. Ich bin ein Dieb, halt mich nicht an Gesetze Lache laut auf, wenn ich die Opfer verletze Ich bin ein Harlekin, hab Spaß Werfe euch den Tieren vor zum Fraß Ich bin die Regel, bin die Logik nicht Liebe das Dunkel, hass Sonnenlicht Ich bin ein Gott, der unter einem Gotte steht Bin der Mittelpunkt, um den diese Welt hier dreht Ich bin ein König mit viel Gefolgschaft Trinke Blut wie reinen Saft Ich bin ein Barde, meine Melodie ist das Ende Verlangt keines Barden zu bringen die Wende Ich war ein Mensch und doch bin ich nun Etwas anderes als das, habe viel zu tun Ich bin wer ich bin, stelle Rätsel und hab Freud Kommt nur komm und werd ein Zeug’ Weißt du wer ich bin? |
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31.03.2004, 19:45 | #78 | ||||||
Heimdallr Beiträge: 12.421 |
Die Wand verschwand wieder so, wie sie gekommen war, mit einem Lachen und Spott in der Stimme. Die Wand wurde wieder zu einer normalen Steinwand, der pulsierende, weiche Stein war verschwunden. Nur eine von Skelldons billigen Illusionen. Sie ließen sich davon nicht schrecken, was sollten so ein paar drohende Worte schon ausrichten. Wer sich bis hierher getraut und gekämpft hatte, der würde wohl ganz bestimmt nicht einfach aufgeben, nur weil man ihm versuchte den Mut zu nehmen oder in den Wahnsinn zu treiben. Stattdessen gingen sie weiter, lautlos auf dem guten Stoff, bis hin zur Türe, die sie öffneten und hindurch traten. Eine kleinere Halle kam in ihr Blickfeld, lauter edle, verzierte Stoffe hingen von der Decke und Kronleuchter brannten hier. Doch man hatte keine Kerzen genommen, sondern Schädel, ein Duzend von ihnen bildete einen der Leuchter, drei Stück gab es davon, ihr Licht speisten sie wohl aus einem zentralen Kristall, doch sehen konnte man das nicht. Links und rechts der Gänge waren wieder edle Bänke aufgestellt, aus Metall und nicht aus Holz waren sie nun gefertigt. Es lud zu einer Rast ein, zu einer kleinen Verschnaufpause, doch sie waren wieder fit. Der Körper des Fürsten fühlte sich stark wie selten in den letzten Tagen, durch den Trank konnte er wieder jede seiner Muskeln spüren, die sich doch so spärlich in seinem Körper befanden. Für Pausen hatten sie keine Zeit. Stattdessen hielt er die Karte vor sich, seine Schwester schaute interessiert darauf und gemeinsam suchten sie nach dem richtigen Weg, denn alle drei möglichen Wege waren mit dem Teppich ausgelegt, das war ja das gemeine. Schon jetzt wären sie wohl ohne die Karte aufgeschmissen gewesen, doch so erkannten sie recht schnell, dass der rechte Gang der richtige sein sollte. Kurz hielt Rociel noch inne, um sich schon einmal gleich den restlichen Weg anzuschauen, im nächsten Raum sollte es nur einen möglichen Weg geben, doch danach mussten sie sich wieder geradeaus halten. Doch er sah noch etwas, denn sie standen jetzt kurz vor dem Ende der Karte. Noch vier Räume galt es zu passieren, dann einen etwas längeren, aber auch breiteren Gang und dann noch einmal einen Vorraum, dann sollte die Karte enden mit einem Raum, der präzise als Thronsaal bezeichnet wurde. Das war ihr Ziel, dieser Saal, dort würde sich mit hoher Wahrscheinlichkeit das Skelett aufhalten, dass ihnen eben noch versucht hatte zu drohen, doch sie waren schon so nah. Er musste ihren Atem schon spüren können, nur deshalb hatte er wohl diese Drohung geschickt, eine letzte Hoffnung, an die er sich klammerte. Vielleicht hatte er ja auch schon gemerkt, dass sie ebenfalls Amulette besaßen, sogar zwei. Wenn er wirklich so intelligent war, dann würde er sich nach ihnen sehnen, musste sie unbedingt besitzen. Doch dann müsste er auch die Gefahr kennen, die ihm drohte. Doch Skelldon war für den jungen Mann vorerst noch kein Thema, denn er hatte nicht die wichtigen, warnenden, eindringlichen Worte des Buches vergessen. Erst galt es seine Leibwache zu besiegen und selbst dann hatten sie ihn noch nicht alleine. Erst noch mussten vier seiner Vertrauten ausgeschaltet werden. Aber das würden sie hinkriegen, da war er sich sicher. In ihm jedenfalls war neue Kraft durch den Trank erweckt, die er am liebsten an den Skeletten austesten wollte, doch natürlich wäre er auch nicht unglücklich gewesen, wenn sie keine weiteren Zwischenfälle mehr hätten. Doch irgendetwas stimmte nicht, er hatte da so ein Gefühl. Nicht im Bauch und auch nicht das elektrisierende Gefühl von Isabells zarten Fingern, nein, das war es auch nicht. Das Gefühl war viel mehr unter seinem Hals, doch das Amulett glühte nicht. Es pulsierte auch nicht. Aber es war irgendein versteckter Hinweis, zumindest sollten sie wachsam sein. Zusammen mit seiner Schwester nahm er einen weiteren Schluck Wasser, jetzt konnten sie es sich ja leisten, Wasser und Essen hatten sie genug, es hatte doch gereicht, absolut gegen ihre Erwartungen. Doch man sollte nicht zu früh Dinge beschließen, solange Skelldon noch nicht tot war. Vielleicht würden sie sich irgendwann noch über jeden einzelnen Tropfen freuen, dann nämlich, wenn es ihnen so ergangen wäre, wie dem tapferen Magier aus Myrthana… Rechts also lag der richtige Gang und so wollten sie auch diesen nehmen. Unbeeindruckt von den überaus netten Kronleuchtern und den schillernden Stoffen öffnete sich knarrend die Türe und bot einen kleinen Gang an. Er war nicht lang und deshalb auch nur mit einem dieser schwarzen Kristalle beleuchtet. Die nächste Tür hingegen war schon wieder etwas anders. Das Kribbeln wurde stärker, doch irgendwie war es wohl keine direkte Gefahr. Oder hatten sich seine Sinne schon so geschärft, dass…nein unmöglich, das konnte nicht sein, aber vielleicht täuschte er sich ja auch einfach nur. Das erschien zumindest wahrscheinlicher, als das sich sein Amulett irren sollte. Mit vorsichtiger Hand öffneten sie die Tür, traten nicht sofort durch, sondern blieben vor dem Rahmen stehen, bis sich die Tür geöffnet hatte. Den Grund konnten sie sofort sehen. Zwei Skelette warteten in der Mitte des Raumes, es waren jene Kampfskelette, die ihnen schon einmal begegnet waren. Sie waren sehr groß, vielleicht knapp unter zwei Meter, trugen schwere Waffen auf dem Rücken. Doch sie bewegten sich nicht. Nahmen die beiden gar nicht wahr. Was glaubst du, was sollen wir machen?, fragte er leicht ratlos seine Schwester. Ich weiß nicht, aber mit zwei Skeletten sollten wir fertig werden. Rociel tippte sich an die Stirn und überlegte, ob das nicht doch eine Falle war, aber dann schüttelte er den Kopf. Nein, das wird schon keine Falle sein. Dann lass uns mal schauen was passiert, wenn wir zu ihnen gehen, ob sie dann auch noch so starr sind… Sie brauchten nicht lange darauf zu warten, einen Schritt über die Schwelle und schon zeigten die Skelette Lebensfreude, wie man das halt interpretieren wollte. Ihre Schädel zuckten in ihre Richtung, die Waffen klirrten aus der Halterung am Rücken und bewegten sich in den knochigen Händen. DAS war also sein Verdacht, er verstand… |
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31.03.2004, 20:57 | #79 | ||||||
Isabell Beiträge: 307 |
Kurz nachdem die Skelette ihre Schwerter gezogen hatten, zog auch Isabell ihre beiden Klingen aus den Scheiden. Sie hatten sich auf sie gerichtet und waren erst erwacht, als sie über die Schwelle dieser Tür getreten waren, ein wirklich erstaunlicher Zauber. Doch ob Zauber oder nicht, das war jetzt vollkommen egal, sie wollte nur noch diesen Kampf gewinnen. Mit ruhigen und klaren Schritten gingen sie auf die Skelette zu, die im Gegensatz etwas schneller rannten. So trafen sie sich etwas näher zur Tür, als zur Mitte des Raumes. Klingen klirrten, der Zauber des Kampfes war nun der einzige, aktive Zauber. Die Skelette waren gut, auf jeden Fall waren sie viel besser als die schwachen Viecher am Anfang ihrer Reise durch diesen Palast, doch das änderte nichts daran, dass sie überlegen waren. Die Gegner mochten noch so gut sein, wenn sie nur zu zweit waren, hatten sie so gut wie keine Chance, denn wie sollte ein Duo aus Skeletten ein Duo aus Halbdämonen schon besiegen? Eben, es war unmöglich dass sie verlieren konnten und so wurde der Kampf auch geprägt, nach anderen Regeln, nach den Regeln des Kampfes und seinen Boten, den Klingen. Das erste Skelett fiel schon zu Beginn, als der Kampf gerade ein paar Sekunden alt war, die schweren Zweihänder, die weder Rost noch Abschürfungen aufwiesen, sondern die nach guten, normalen Stahl aussahen, fielen gar nicht mal so langsam, doch sie hatten langsam ihre Technik gefunden, verfeinerten sie bis sie irgendwann vielleicht einmal perfekt wäre. Doch hier unten, in den Räumen, da konnte man seinen Vorsprung an Geschicklichkeit nur schwer ausspielen, darum kämpften sie wieder so, wie schon in den letzten Kämpfen zuvor. Als die Klinge des ersten Skelettes auf sie fiel, blockte sie den Schlag mit dem offensiven Krummschwert, dass in ihrer rechten Hand lag, doch als das zweite Skelett seinen Hieb auf Rociel richten wollte, preschte ihr zweiter, ihr linker Krummsäbel aus seiner Verteidigungshaltung hervor und hielt ihn auf. So konnte Rociel das Werk vollenden und das erste Skelett treffen und unschädlich machen, so spielend leicht, so einfach. Es war nicht leicht den Druck zu halten, den so ein herunterfallendes, zweihändiges Riesending auf den Arm bewirkte, doch sie hatte sehr gute Schwerter und dazu sehr gute Griffe, da war das kein Problem. Das zweite Skelett jedoch hatte nun gemerkt, dass es ziemlich sinnlos war weiterzukämpfen, nachdem der Kamerad an der Seite nicht mehr da war und nun zwei gegen einen standen. Vielleicht hatte er es auch nicht bemerkt, weil er einfach zu dumm war es zu merken, doch das war ja nicht wichtig, darüber hatten sie sich schon genug Zeit den Kopf zerbrochen, ob diese Kreaturen überhaupt denken konnten. Jedenfalls gelang es dem Skelett noch sich einige Sekunden zu halten, sogar eine ganze Minute lang, denn es schwenkte sein mächtiges Schwert, das natürlich einen Reichweitenvorteil hatte, vor sich hin und her und wich dabei immer wieder ein paar Schritte zurück. So war es zumindest schwieriger für sie einen erfolgreichen Angriff zu starten, doch wenigstens waren sie vorerst die lästigen Angriffe los. Doch eigentlich spielten sie nur ein wenig mit dem Gegner, denn er hatte keine Chance. Als das Skelett dann an einer Wand nicht mehr weiterkam, startete es einen letzten, verzweifelten Angriff und fuhr wild in Rage hervor und achtete überhaupt nicht mehr auf Deckung oder Schutz. Das war ihnen natürlich überaus Recht, so warteten sie ab, wichen nun selbst zurück, um auf den richtigen Moment zu warten und um das Skelett zu verwirren. Trotz ihrer unübersehbaren Überlegenheit war es immer noch ein gutes, stabiles, schweres, zweihändiges Schwert, das ihnen schwere Verletzungen zufügen konnte und so war es auch ratsam nicht in absoluter Überheblichkeit zu verfallen. Doch wie gesagt, länger als eine Minute konnte sich der Kampfgegner auch nicht halten. Sie waren eiskalt, als es darauf ankam zuzuschlagen. Dieses Mal setzte ihr Bruder an, zog in die linke Ecke vorbei, während sie weiter zurückwich. Das Skelett zögerte einen Moment zu lange, da kam auch schon das Schwert ihres Bruders auf den Zweihänder zu, erbarmungslos von der Seite, schlug es allerdings nicht den Zweihänder entzwei, oder aus der Hand, nein, ihr Bruder schien eine neue Lieblingsbeschäftigung gefunden zu haben, die aber auch äußerst effektiv war. Er nahm gleich den ganzen Handflügel mit, auf dass das Skelett nicht die geringste Chance hatte, durch die Magie die durch den Körper floss, die Stärke aufzubringen, um das Schwert festzuhalten. Für sie war der Rest Routine, einfache Arbeit. Mit Schwung nahm sie Anlauf, drei Schritte, zwei, eins, dann zuckten ihre beiden Klingen durch den sich tatsächlich noch wehrenden Körper, doch dann war auch von diesem Skelett nur noch ein Haufen Knochen übrig, allerdings ohne Verbindlichkeiten zum Wiederauferstehen. Mit zwei geschickten Bewegungen ließ sie die Schwerter in den Scheiden versinken und griff erneut zum Wasserkrug an ihrem Gürtel, ein paar erfrischende Tropfen auf ihr Gesicht und auf ihre Zunge später, ging es besser. Der Stress war enorm, trotz gut tuendem Heiltrank. Die junge Frau legte sich das Haar aus dem Gesicht und band es nun endlich zu einem Zopf, denn es hatte beim Kampf nur gestört und das würde sich wohl auch beim nächsten nicht ändern, nur der nächste Kampf war schon beschlossene Sache und so machte es keinen Sinn zu spekulieren, ob er kam, sondern nur wann er kam. |
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01.04.2004, 12:10 | #80 | ||||||
Heimdallr Beiträge: 12.421 |
Du brauchst dich nicht schön machen, das sieht hier unten eh keiner. Rociel grinste aus einem breiten Mund zu seiner Schwester, ehe sich erneut der Wasserkrug an seinen Lippen befand und seine staubtrockene Lunge benetze und zudem noch die müden Augen wusch. Das Wasser war ein riesiges Lebenselixier, das ihm wieder neue Kraft schenkte, im Körper und im Geist. Es erschien so simpel, so einfach und doch war es so wichtig. Wasser…das Meer ist voller Wasser…schlechtes Wasser…schönes Wasser…Wasser… Ach was, ich kenne mindestens einen, der Schönheit zu schätzen weiß, sag lieber, was die Karte sagt. Seine Schwester kam näher, fuhr mit dem Fuß ein wenig durch die toten Knochen, schien sie begeistert anzusehen, während er leicht konfus die Karte in all seinen Taschen suchte, ehe er sie doch in einer Nische seines Allesbeutels fand. Also ich weiß jetzt nicht was du meinst. Seit wann können diese Skelette schön und hässlich unterscheiden? Ich dachte immer, du würdest dich mit Besserem abgeben…also, die Karte sagt geradeaus, danach folgt laut Karte dasselbe wie hier. Erneut sind es drei mögliche Wege, anscheinend ist sogar die Größe identisch. So ähnlich wie bei einem Turm sieht das aus, als ob er immer größer wird. Aber im nächsten Gang müssen wir dann nach rechts erneut. Dort befindet sich ein kurzer Gang, dann wieder ein Raum. Aber der sieht etwas größer aus. Hm, bis dahin erst mal würde ich sagen. Ohne auf die Skelette zu achten drehten sie den Knauf der Tür zur Seite und standen sofort wieder in einem neuen Raum, ohne Übergang, ohne Sinn, sofort ein Raum, der theoretisch auch ein Spiegel des letzten sein konnte. Nur mit einem Unterschied, die Skelette standen nicht in der Mitte, sondern dieses Mal hatten sie alle vier drei Durchgänge bewacht. Wie starre Wachen verweilten sie an ihren Flecken, vielleicht schon Jahre ohne sich zu bewegen. Doch genau das, was so faszinierend war, war auch Alltag geworden. Die Magie die auf den toten Körpern lag und die sie nun erwachen ließ. Ihre Augen strahlten rötliche Farbe aus, blinkten in dem hellen Raum, in dessen Mitte ein weiterer Schädelkronleuchter stand. Doch bewegen taten sie sich noch nicht. Mit ruhigem Schritt gingen sie einen Meter nach dem anderen nach vorne. Rociel beobachtete die Situation, den Raum, die Verfassung. Mögliche Fallen sollten gar nicht erst ihre Wirkung erzielen können, der Boden, die Decke, sie wirkten normal. Eine Hand lag dabei immer auf den Griffen, in der anderen quälte er sich nach wie vor mit der brennenden Fackel ab, die ungefähr auf einer Höhe von dreißig Zentimetern brannte und so einer normalen Fackel gleichkam. Als sie in der Mitte des Raumes standen, passierte immer noch nichts und so verweilten sie dort erst mal, immer noch die drei Knochenmänner im Augenwinkel, denn das diese sie beobachten, das war ihm nicht entgangen. Seine Sinne sagten ihm nichts, auch das Amulett ließ nichts erkennen und so war das so eine Sache, denn er wusste nicht, was der Sinn der Skelettwachen war, die alle drei Wege blockierten, nur nicht den ihrigen, von dem sie gekommen waren, als ob Skelldon wusste, dass man nur von da aus kommen konnte. Aber er war ja auch nicht dumm, spätestens nach dem Bericht des Magiers wusste er dies bestätigt, der dem Skelett eine existierende Intelligenz zubilligte. Doch eigentlich war es egal, was diese Skelette wollten, warum sie hier standen oder nicht. Kurz war er verunsichert und hatte überlegt, was zu tun war, nun aber scharrte die Klinge nur heraus und blieb locker in seiner Hand sitzen. Ohne sich mit Isabell abzusprechen ging er auf den Gang zu, der gegenüber dem lag, aus dem sie gekommen waren, vor dem keine Wache stand. Als ob er es geahnt hatte, wurde das Skelett nun lebendig, begann erst die Fingerkuppen zu bewegen, dann zu seinem Schwertgriff am Rücken zu greifen, doch da ging er schneller, rannte etwas und bohrte seine Klinge in den Kopf des Untoten, ehe dieser ausholen konnte. Als ob er es geahnt hatte…ja… Die beiden anderen Skelette blieben ruhig, hatten sich das Ganze in Ruhe angesehen, doch nichts getan. Als ob es ihr Befehl war. Nichts zu tun, sondern nur zu reagieren, wenn jemand sich ihnen näherte. So musste es sein und nicht anders. Was machen wir mit den anderen beiden? Rociel verharrte an seinem Steinbogen, überlegte aber nicht lange. Es war ihre Pflicht die beiden anderen Skelette auch noch zu töten, denn auch wenn sie sich nicht bewegten und vielleicht sich auch nicht bewegen konnten, gegenüber Skelldons Befehlen waren sie sicher empfänglich und es tat immer gut einen freien Rücken zu haben. Sie konnten das natürlich nur minimal beeinflussen, der wer wusste schon, ob nicht noch eine ganze Armee in den falschen Gängen und Sackgassen auf sie wartete, oder ob Skelldon die Fähigkeit besaß die gefallenen Krieger wieder auferstehen zu lassen, doch es gab zudem noch einen anderen Gesichtspunkt der besagte, dass sie alle Beliarkreaturen töten mussten, denen sie begegneten, die sie töten konnten ohne selber zu sterben und selbst dann galt es eine Kosten-Nutzen-Frage zustellen. Exekutieren lautete sein kurzer Kommentar auf die Frage und Isabell nickte artig. Während er den rechten Weg einschlug, ging sie logischerweise nach links, das Spiel wiederholte sich ein zweites und ein drittes Mal, doch die Skelette waren zu langsam, wurden vernichtet, ohne Gnade zerteilt, enthauptet oder schwer verunstaltet, doch dies alles war ihm egal. Er war sich sicher, dass sie kein Schmerzempfinden mehr hatten und wenn es tatsächlich die Seelen von Menschen waren, die noch in ihnen lebten, dann war es sicherlich auch eine Art Befreiung für sie. Aber zu viele Gedanken wollte er nicht an längst Verstorbene Knochenhaufen entrichten, stattdessen hatten sie ein Ziel, das hieß Skelldon und es kam immer näher. Mit Pegasusstiefeln kamen sie näher, immer näher, der nächste Raum erwartete sie schon und sie erwarteten ihn… |
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01.04.2004, 15:47 | #81 | ||||||
Isabell Beiträge: 307 |
Es war wirklich nur ein kleiner Gang, fast schon mehr ein Tunnel, aber sie waren hier wahrscheinlich sowieso unter der Erde, von daher war diese Bezeichnung unangebracht. Bei der ganzen Anlage hatte sie noch kein einziges Fenster gesehen, durch das Licht strahlte, vermutlich weil es eben nicht möglich war. Was sie bisher wussten ließ auch die Vermutung gelten, dass es hier auf dieser Welt keine Sonne gab. Doch egal woher sie ihre Lichtquellen bekamen, sie hatten keine Mühe diesen kurzen Übergang zu bewältigen. Das einzige was ihr aufgefallen war, es gab immer mehr Gegenwehr. Aber es war auch logisch, denn sie kamen immer näher zu Skelldon. Fast schon lächerlich wirkte die Distanz, die sie zwischen ihm lagen. Ein paar hundert Meter, mehr konnte es nicht sein. Leider war es mehr als ein einzelner Gang, es war viel mehr noch ein Bau aus zwei Räumen, einem langen Gang und einem großen Vorraum, danach mussten sie da sein. Die Erwartung war groß, doch die Vorsicht stieg nun. Wieder vor der Tür stehend, atmete sie tief durch, in Erwartung auf eine neue Offensive der Untoten, doch als sich die Tür langsam vor ihnen öffnete, war nichts zu sehen von irgendwelchen Gegnern. Nicht die geringste Gegenwehr schien es zu geben. Aber irgendwie wirkte das komisch. Nachdem die letzten zwei Räume zumindest ansatzweise scharf bewacht waren, sollte hier absolut nichts los sein? Der Raum hatte größere Ausmaße, war mindestens doppelt so groß wie die Räume zuvor, doch weit und breit kein Skelett zusehen. Auch sonst war nicht wirklich viel Leben in diesem Raum, wieder flackerten zwei Kronleuchter, die die Schädel der Skelette als Lichtquelle nutzen und dadurch unheimliche Schatten von menschlichen Köpfen an den dunklen Ecken des Raumes verursachten. Ansonsten war der Raum scheinbar tot, nur die etlichen Nischen auf ihrem Weg zu einem der drei Steinbögen verursachten bei ihr Kopfschmerzen. Was es mit denen auf sich hatte, dass wollte sie nur zu gern wissen. Doch zunächst musste sowieso der richtige Weg abgeklärt werden, doch das ging nur schwer, wenn jederzeit eine versteckte Überraschung auf sie warten konnte, deswegen hielt sie Wache während Rociel sich aufmachte die Karte zu studieren. Nach einiger Zeit war er soweit. Also, wenn die Karte nicht lügt, dann ist der richtige Weg einzig und alleine der linke. Also müssen wir nach links. Isabell hatte verstanden, doch noch immer zögerte sie auf den linken Gang zuzugehen, da diese schwarzen Nischen sicherlich nichts gutes zu bedeuten hatten. Und was glaubst du, befindet sich in diesem Raum? Ihr Bruder schaute ein wenig verdutzt und bemerkte dann: …Hier? Hm nichts würde ich meinen. Doch es blieb bei ihren Zweifeln und so ging sie äußerst vorsichtig an den schwarzen Nischen vorbei und tatsächlich befand sich auch etwas darin. Es waren Särge, die senkrecht aufgestellt waren, doch sie hörten kein Geräusch und auch nichts, was auf untotes Leben hindeuten ließ. So blieb ihr nichts anderes übrig als es zu akzeptieren und weiterzugehen. Noch ein einziger Raum sollte es also sein, nur noch ein einziger, bis sie auf die lange Strecke bis zum Vorraum von Skelldons Thronsaal kommen sollten. Die Spannung stieg, als sie die Tür öffneten. Eine solide Holztür, ohne Makel und Fehler, doch ihr Öffnen bewirkte genau das, auf das sie fast gewartet hatte. Eine Reaktion im Raum, den sie eben noch als so tot empfunden hatten. Gleichzeitig bewirkte es aber auch dieselbe Aktion im neuen, letzten Raum, der scheinbar das absolute Spiegelbild davon war. Es war eigentlich ein Raum, doch man hatte die Tür als magisches Bindeglied hereingebracht. Aber eigentlich war es keine Magie, die hier wirkte, es war schlichtweg eine gelungene Falle. Aus den Särgen strömten alte Körper, mit einem Mal splitterte Holz in mehrere tausend Stücke und das gleich sechsunddreißig Mal. Eine wahre Armee trat nun heraus, in jedem Gang gab es sechs Nischen, drei auf jeder Seite. In jeder stand ein Sarg, bei drei Gängen pro Raum waren das Achtzehn dieser Verfaulten pro Raum. Die stinkenden Körper wirkten noch viel schmächtiger als die, die sie bisher kennen lernen konnten oder besser gesagt mussten und sie trugen auch wieder keine Waffen, doch es war klar, dass sie keine Chance gegen diese Masse hatten, wenn sie an dem Fleck stehen geblieben wären, an dem sie noch standen. Zwischen den beiden Räumen im Rahmen der Tür. Doch sie hatten gut und clever, aber vor allem schnell reagiert. Mit flinken Füßen, aber ohne Hast schlug ihr Bruder die Tür hinter sich zu, um die Untoten von der anderen Seite für ein paar Momente aufzuhalten und vielleicht auch zu verwirren. Isabell hingegen zog ihre beiden Schwerter und ging sofort auf die ersten, sehr nahen Körper los. Ein wahres Schlachtfest musste es gewesen sein, die ziemlich unterlegenen Körper zu durchbohren und aufzuschlitzen, doch sie wussten nur zu gut, dass man die Verfaulten nur besiegen konnte, wenn man ihnen den Kopf abschlug. Doch das war ihr erst mal egal, sie wollten eine Schneise schlagen, um von der Tür wegzukommen, damit man sie nicht umzingeln konnte. Deswegen achtete die junge Frau auch nicht so sehr darauf, dass sie ihre Schläge am Hals oder Kopf anbrachte, sondern eher darauf, dass die Kreaturen erst mal zu Boden sanken. So gelang es eine Schneise zu schlagen, auf dass sie wieder vor der Tür standen, aus der sie gekommen waren. Von dort hatten sie keine Gefahr zu fürchten, was ihren Rücken angeht und konnten sich optimal auf diese Orgie vorbereiten. Die toten Körper waren nicht anders als die, die sie schon kannten. Sie waren langsam und in der Reichweite unterlegen, kämpften mit bloßen Händen, dafür aber sicherlich wieder mit derselben Kraft. Sie hatten alles in der Hand, sie durften sie bloß nicht zu nah kommen lassen. |
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01.04.2004, 18:29 | #82 | ||||||
Heimdallr Beiträge: 12.421 |
Wie eine sich immer drehende Windmühle fuhren die drei Klingen durch die Körper. Von einer enormen Ruhe bis zu einer abnormalen Lautstärke konnte man dabei sprechen. Manchmal fuhren sie schmatzend in den Körper hinein und kamen gurgelnd wieder heraus, manchmal aber ging alles ganz lautlos und man hörte nichts. Doch es war schwer, sich gegen die riesige Masse dieser Wesen durchzusetzen, deswegen blieb er auch nicht die ganze Zeit an der Tür kleben, sondern wich schon mal ein, zwei Meter nach vorne und zur Seite, um die Aufmerksamkeit an eine andere Stelle zu lenken. Technisch gesehen war es wie immer ein ungleicher Kampf, denn die waffenlosen Gegner hatten nicht die geringste Chance gegen den messerscharfen Stahl ihrer Klingen. Doch es war zudem schwer sie wirklich am Kopf zu treffen, das klebrige, faule Fleisch auch wirklich komplett zu lösen und sie zu enthaupten, besonders wenn man jederzeit auf seine Deckung achten musste. Zu allem Übel kam auch schon ein paar Sekunden später aus der anderen Halle Verstärkung. Splitternd barst die Holztür, wurde einfach von einigen Armen durchbrochen, woran man die enorme, körperliche Kraft der Verfaulten sah. Bald schon hielt es die einzelnen Balken nicht mehr und die gesamte Tür stürzte krachend ein. So kamen mit einem Schwung achtzehn neue Gegner, die alle nur denselben Sinn hatten, dasselbe Aussehen und dieselbe Eigenschaft sowie Fähigkeit. Zu ihrem Glück dauerte es ein bisschen, bis sie alle durch die Tür waren, doch bis dahin hatten sie höchstens die Hälfte der achtzehn anderen getötet. Sie wurden immer weiter zurückgedrängt, mussten sich jetzt zwangsläufig zurückfallen lassen, da sie sonst überrollt worden wären. Eine riesige Welle aus untotem Fleisch schwappte auf sie zu, unermüdlich, weder Respekt noch Angst vor dem eigenen Tod, ohne Bedeutung für sie. Seelenlos waren sie jedoch nicht, aber ohne eigenes Gehirn. Es war ihnen grad weggefault, so dass sie nur noch willenlose Sklaven eines Einzelnen waren. Was sie schon so oft bemerkt haben, kam hier besonders zum Ausdruck. Ohne auch nur im Geringsten auf den Nachbarn zu achten, rissen sie sich drum die Feinde zu töten. Dabei gingen sie jedoch blind, rüde und ungestüm vor, was wiederum den Geschwistern in die Karten spielte. Trotzdem war ein Halten des Raumes unmöglich und so ergriffen sie die Flucht nach hinten. Zum ersten Mal überhaupt nahmen sie vor etwas Reißaus, doch eigentlich war es keine Flucht, auch wenn man es als solche bezeichnen konnte. Isabell hatte die letzte Türe geöffnet, die ja bekanntlich in den dünnen Gang führte und er war im letzten Moment hinterher gesprungen, ehe die zweite, stabile Holztür zufiel und ihnen für ein paar Sekunden Luft verschaffte. Die stöhnenden, jammernden, klagenden, ächzenden Geräusche wurden für einen Moment gedämpft, doch sie nutzen ihn nicht um auszuharren, sondern liefen sofort weiter in den nächsten Raum und ließen auch dort die Tür zufallen. Sie hatten sicherlich ein bisschen Zeit gewonnen, da die Feinde so langsam waren, würde es ein wenig dauern, bis sie da waren, doch das sie ihnen folgen würden, davon war der Fürst überzeugt, sogar ganz sicher. Sie brauchten einen Plan und zwar einen verdammt Guten. R: Wir müssen uns verteilen. Am besten direkt neben so, dass sie uns zuerst nicht sehen. I: Und dann? Was bringt es, sie sind einfach zu viele und stehen immer wieder auf, wenn sie nicht enthauptet werden… R: Schon richtig, aber der Überraschungseffekt ist auf unserer Seite. Wir dürfen uns nicht weiter zurückdrängen lassen, soviel steht fest. Wir werden den Spieß umdrehen und dieses Mal sie überfallen. Wir müssen einfach unseren Reichweitenvorteil ausnutzen. I: Wenn wir dann aus den Seiten auftauchen, sollen wir uns dann trennen oder wieder in der Mitte aufeinander treffen. R: Auf jeden Fall letzteres. Aber so breit ist der Weg nicht, wahrscheinlich würde es zwangsläufig darauf hinauslaufen. Am besten wir arbeiten wie letztes Mal. Wir bleiben eng beisammen, greift ein Verfaulter an, blockt einer, während der andere ihn angreift. I: In Ordnung, dann lass uns jetzt in Position gehen, ich höre etwas… Tatsächlich war die erste Tür bereits unter der Wucht der toten Körper gebrochen und nun kamen sie auf die letzte Tür zu, die sie noch von den Geschwistern trennte. Rociel verschwand hinter seiner Wand und griff zum Wasserkrug. Er spürte die Hitze und die Schweißperlen in seinem Gesicht, nahm einen Schluck Wasser, einen zweiten, noch drei weitere, dann kippte er den Rest über sein Antlitz. Danach schloss er die Augen, presste sich gegen die steinerne Wand und harrte aus. Er konnte die Geräusche, die Schreie, schon wieder hören. Sie machten es ihm besonders schwer sich zu konzentrieren, doch es gelang wieder in ein schwarzes Loch zu tauchen. Etwas, wo nichts mehr vor ihm lag, wo er nicht mehr mit den Augen und mit den Erinnerungen sehen konnte. Wo nur die schwarze, bebende, pulsierende Masse vor ihm lag, seinem Herzschlag spürend, den Puls, das Wasser auf der Haut. Sein Schwert wechselte von einer Hautpore zur nächsten, immer wieder kreiste die Hand um den festen, aber fettigen, dar schweißigen Griff. Das Amulett pulsierte wieder kräftiger, es schien zu spüren, dass es gebraucht werden würde. Als ob es sehen konnte. So nah und doch so fern… |
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01.04.2004, 19:37 | #83 | ||||||
Isabell Beiträge: 307 |
Auf einmal hörten sie in ihren Verstecken das Geräusch von berstendem Holz. Keine Tür konnte diese Wesen in ihrem Drang stoppen, sie schufen sich ihren eigenen Weg und ließen Hindernisse einfach links liegen, ohne Beachtung, einfach so. Nun wurden die Stimmen wieder lauter, all die schrecklichen Geräusche, die sie doch schon längst kannten, sie kamen näher, immer näher, so elendslang. Isabell umschloss die beiden Schwerter mit ihren Händen, presste die zusammen und ließ wieder los. Währenddessen spürte sie, wie ihr Magen rebellierte und anfing nach Essen zu brüllen, doch das kam nun wirklich in einem äußerst schlecht gelegenen Zeitpunkt. Er musste eben warten. Stattdessen sah sie den ersten Arm, der um die Ecke tauchte, was soviel hieß wie höchste Zeit um einzugreifen. Jetzt! In der Sicherheit, dass Rociel es gehört hatte, tauchte sie nach vorne, mit den Knien rollte sie sich vor zwei Feinden ab, die nur grunzende Laute von sich gaben. Doch ehe sie reagieren konnten, sprang sie nach oben und zerteilte ihre Körper wie es ein perfekter Schlächter nicht hätte tun können. Aufgelöst fielen die Körper um, während sie den nächsten beiden ihre Klingen entgegen streckte. Blitzschnell zog sie die Klingen wieder heraus und setze nach, nutze die Lähmung, die nicht lange anhalten würde. Ihre Angriffsklinge wirbelte in die Luft, mit der linken schlug sie zwei gierigen Feinden die Hände ab, dann fing sie die Angriffsklinge wieder auf und holte zu einem Wirbelschlag aus. Die beiden Verwundeten wurden enthauptet, ohne Mühe war der druckvolle Schlag durch ihre Halsbeine gegangen. Plötzlich flogen fünf Köpfe an ihr vorbei, einer landete auf der Schulter eines ihrer Gegner und fiel von dort zu Boden, die anderen vier knallten an die Wand und hinterließen dort schwarze Flecken. Manche waren auch zersprungen. Verwirrt wich sie nach unten und sah zu Rociel, dieser stand nur lässig vor fünf Enthaupteten und zwinkerte ihr in dieser Sekunde zu, ehe er auch nach hinten wich. Neun Stück waren besiegt, aber noch immer standen etwas weniger wie zwanzig gegen sie. Zusammen orientierten sie sich zur Mitte des Raumes, konnten solange Angriffe abwehren, dann stießen ihre Rücken aneinander und sie tauschten mitten im Schlachtgetümmel Befehle aus. Das ganze geschah durch die Pfiffe, die sie einstudiert hatten und nun begann erst der richtige Kampf. Die hirnlosen Toten hielten noch immer dieselbe Taktik und wurden dadurch geradezu in den Tod getrieben. Zwar hatte eine Welle, die aus viel Wasser bestand, eine wahre zerstörerische Macht, doch wenn man sie gegen eine Stahlwand liefen ließ, hatte sie keine Chance. Und eine Stahlwand präsentierte sich ihnen jetzt, bester Stahl aus den besten Schmieden. Immer wieder zuckte ihr Krummsäbel hervor, verhakte sich in dem schleimigen Körper eines Faulenden und zog große Teile heraus, ein Mensch wäre bei diesen Qualen und Schmerzen gestorben, doch aus den schwarzen Augen war keine Bewusstseinsveränderung zu sehen und aus den schwarzen Rachen kamen immer dieselben Laute, Schreie freilich waren auch dabei und zwar zur Genüge. Doch durch ihre enge Standweise hatten sie es nun schwerer überhaupt an die Geschwister heranzukommen und es war an der Regel, dass immer wieder Gliedmaßen verloren gingen, da sie in eine der Klingen geraten waren. Isabell alleine hatte in einem Schlag drei Handhälften durchbohrt. Ihr Schwert bohrte sich immer tiefer in das Fleisch, doch richtige Treffer mochten auch nicht gelingen und so zog sich der Kampf ein wenig, doch immer wieder fielen die Untoten einfach um, da schwere Verletzungen gelandet waren, nur um kurze Zeit später wieder aufzustehen. Wir müssen sie effektiver bekämpfen. Komm! Raus aus dem Pulk! Isabell folgte, flohen sie noch ein weiteres Stückchen weiter nach hinten, die untote Masse hinterher. Ein paar Sekunden gewonnen, mehr nicht. Pass auf, gleich wird es hier ein wenig nach geräuchertem Fleisch stinken, aber das macht nichts. Du musst mir Deckung geben, der Rest erledigt sich von selbst. Ihr Bruder ging in Deckung und zerrte eines seiner Tücher heraus, hantierte an der Flamme, während sie sich schon um die ersten Angriffe kümmern musste. Während vor ihr der Kampf weiterging, bastelte ihr Bruder hinter ihr, aber sie wusste, dass er sich beeilen musste, denn gegen zwanzig dieser Kreaturen konnte man nicht lange bestehen. Dann aber hörte sie ein leises Ja aus der Ecke kommen, doch was sich da tat, konnte sie nicht sehen. Aber sie konnte durchaus sehen, was sie danach tat, denn während sie langsam aber sicher gegen eine Wand gedrückt wurde, kam ihr Bruder, in der einen Hand das Schwert, in der anderen die Fackel, wie bisher auch, nur dieses Mal brannte die Fackel wesentlich höher, gute zweihundert Prozent vielleicht. Das Feuer der Fackel stieg noch nach oben, doch Rociel kämpfte sich eine kleine Nische, aus dem Pulk heraus und ging wieder den entgegen gesetzten Weg, Richtung Thronsaal. Dabei lockte er die meisten der Verfaulenden mit sich, doch sie alle gingen jämmerlich in den Flammen auf. Das Feuer zerfetzte ihre Körper, brachte ihr schwarzes Blut zum kochen. Umgebracht hätte es sie nicht, doch es hinderte sie an jeder Verfolgung. Während sich die feuchte Haut in den Flammen wand und der Körper erneut gelähmt wurde. Als die meisten ausgeschaltet waren, warf er die Fackel zur Seite und kämpfte sich zurück an ihre Seite. Vielleicht noch sieben, acht Untote hatten der Flammenhölle widerstanden, doch nun war Schluss. Nun waren sie es, die in die Zange genommen wurden, von beiden Seiten angegriffen, reagierten sie wieder mal zu langsam und träge und bekamen dafür den Tod. Nun fielen die Köpfe wie reife Äpfel von den Ästen und ehe sie sich versahen gab es keine mehr. Doch noch war nicht Schluss, denn während ihres Kampfes hatten sich einige der brennenden Untoten wieder aufgerichtet und schienen nun, trotz verkohlter Haut, weiterkämpfen zu wollen. Konnten die nicht einfach liegen bleiben? |
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01.04.2004, 20:55 | #84 | ||||||
Heimdallr Beiträge: 12.421 |
Dieser Gestank…unerträglicher Gestank von verkohltem Fleisch, von brennenden Knochen und versengten Blutbahnen. Es stank, als ob man eine Leiche verbrannte, eine Leiche, die seit Jahren im Boden lag und noch nicht vollständig verwest war. Er wollte so schnell wie möglich wieder weg und die paar Hindernisse sollten daran nicht stören. Noch einmal fuhr seine Schwerthand aus, gemeinsam mit seiner Schwester klirrte es in dem Raum noch einmal, als sie im Paarlauf auf die paar verbliebenen Gegner zustürmten. Noch ein letztes Mal splitterten Knochen ab, wurden Hälse durchtrennt und Gliedmaßen entfernt, ein letztes Mal taten sie sich dieses Grauen an, verrichten das Handwerk eines Schlächters, doch erst als der letzte der sechsunddreißig Toten kopflos zu Boden sank und dort mit aufgerissenen Kniescheiben liegen blieb, war endlich Ruhe. Ohne sich noch groß um mögliche Nicht-Tote zu kümmern, warf er nur einen Blick auf die stumme Leichenhalle und rannte dann heraus. Die Fackel nahm er natürlich wieder mit, doch die Flamme ließ er erst mal auf der Übergröße. Man wusste ja schließlich nie. Auch das Schwert steckte er nicht weg, wollte auf mögliche Überraschungen vorbereitet sein. Das Problem von Hindernissen in Form von Türen hatten sie jetzt nicht mehr, ein einziger Vorteil, den sie aus diesem Kampf geholt hatten. Sie waren zwar wie erwartet als Sieger aus diesem irrsinnigen Duell heraus gegangen, doch das erste Mal war es alles andere als Sicher gewesen. Zum ersten Mal hatte Skelldon sein wahres Gesicht gezeigt und die Stärke einer Armee unter Beweis gestellt, die aus tausenden von solchen auferstandenen Toten bestand. Doch für die tausend war es zu spät, vielleicht war es auch für Skelldon schon zu spät. Jede Sekunde die sie überlebten musste ein Schock für ihn sein, vielleicht konnte er sie ja gar nicht kommen hören und lebte in ständiger Ungewissheit. Aber andererseits hatte der Lord gesagt, dass Skelldon sie immer sehen konnte, von daher war dies wohl ungewiss. Doch egal ob er wusste ob sie kamen oder nicht, er musste sich seine Gedanken machen, es wäre wohl irrsinnig einfach auf seinem Thron zu sitzen und nichts zu tun. Aber vielleicht war er ja tatsächlich so abgebrüht…vielleicht war er so ein Spieler, der es liebte seine ganzen Trümpfe erst am Schluss auf den Tisch zu legen. Konnte er sich das leisten? Rociel grinste in sich hinein, den er kannte die Antwort, er kannte sie sehr wohl… Er wusste mehr, als Skelldon vielleicht dachte. Doch zunächst mussten sie noch an einer Prüfung vorbei. Skelldons Leibwache. Sie war bisher noch nicht in Erscheinung getreten und der Fürst hatte sehr wohl eine Ahnung, wo dies geschehen könnte. Er vermutete sehr stark, dass es im letzen Raum, vor dem Thronsaal passieren würde. Denn so war es auch beschrieben, dass nach der Leibwache nichts mehr vor ihnen lag, außer Skelldon und seine vier schleimigen Vertrauten. Die Leibwache…oh ja, Rociel hatte großen Respekt vor ihr, obwohl er sie noch nicht einmal kannte, schätze er schon jetzt ihre Kampfkunst, bereitete sich darauf intensiv vor. Noch ein langer Gang, ein Raum und dann der Thronsaal. Es war noch nichts entschieden, noch waren sie nicht da. Mit schnellen Schritten durchquerten sie zuerst den Verbindungsgang, der jetzt zwar keine einzige Tür besaß, dafür aber viel heller dalag, danach den ersten der zwei Räume mit den Nischen und dann endlich traten sie auch in den letzten der Vorräume ein. Hier war es nun absolut still, nichts rührte sich mehr. Die einzigen Gefahren, sie lagen ein paar Meter entfernt, tot und entmachtet am Boden. Es gab nur noch eine mögliche Wegzweigung, eine große, viel prächtigere Tür stand vor ihnen. Sie war nicht aus Holz, sondern aus massivem Eisen, so schwer, dass seine Schwester mit anpacken musste, dass sie aufging, aber auch nur einen Spalt. Über der Tür war das Zeichen von Skelldon, ein Zeichen, dass man bei genauerem Hinsehen noch an anderen Orten finden konnte. Beispielsweise prangerte es auf jeder Stirn, egal ob Skelett oder Verfaulter. Ein Hoheitssymbol, dem sich jeder hier unterwerfen musste, aber nicht sie, sie nicht. Da konnte es aus den Augen des Skelettschädels noch so sehr aufglühen, als sie darunter gingen, diese kleinen Tricks bereiteten ihm keine Bauchschmerzen, viel mehr war es die Tatsache, dass der Gang ungewöhnlich breit war. Vielleicht zehn Meter? Aber dafür hatte er sich noch einmal extra geschmückt, mit feinsten Kostbarkeiten, die es für einen Menschen zu sammeln gab. Dachte Skelldon etwa immer noch als Mensch? War dies möglich? Zumindest sprach die Gestaltung des Ganges eine ungewöhnliche Sprache, der gesamte Boden war mit einem Teppich verziert, doch es war weiße Seide, kein billiges Zeug, mit hässlichen Farben versehen, um hässliche Blutflecke zu vermeiden. An den Wänden hingen Statuen, die alle Menschen zeigten, die etwas verkündeten. Zudem waren übergroße Gemälde von Menschen aufgehängt, die sie auch im Oberen Viertel von Khorinis oder der feinen Adelsschicht von Gorthar hätten sehen können. Menschen mit Brokathemden und edlen Seidentüchern, Samtkleidern und übergroßen Strickkragen. Das ganze wirkte wie ein Wettbewerb um das schönste Gesicht, oder auch das teuerste, doch was hatte das in einem Palast eines untoten Skelettes mit Bezug zu Beliar bzw. der Hölle zu suchen? Rociel rätselte angestrengt, doch noch fiel ihm nichts ein, doch das würde sich vielleicht noch ändern, denn der Gang war ja noch lange… Nach einiger Zeit veränderte sich das Bild des Ganges, doch es wurde nur noch protziger. Nun fuhr man schwere Geschütze auf. Es war ein Palast, also sollte er wohl auch so geschmückt werden, wie ein echtes Königshaus. Zu seiner Linken, sowie zu seiner Rechten befanden sich reich verzierte Rüstungen, die auf Hochglanz poliert an einem Rüstungsständer hingen, daneben waren prächtige Waffenbretter mit Schwertern und Äxten, mit Speeren und Hellebarden. Und sogar Schilde hingen zuhauf daran. Rociel hatte noch immer keine Ahnung was das sollte, doch langsam kam er sich ein wenig veralbert vor. Das alles machte keinen Sinn, wieso tat er das? Er musste doch wissen, dass er kein Mensch war, sondern nur ein kleines, verstaubtes Skelett? Wozu brauchte ein Skelett diesen schillernden Schund? Etwas später blieben sie stehen, besser gesagt, seine Schwester blieb stehen, genau in der Region, wo sich der Gang wie ein Waran in ein schillerndes Paradies aus prächtigen Bänken verwandelt hatte. Ich brauch mal eine kleine Pause. Mein Magen schreit nach Nahrung und Wasser hab ich auch keines mehr im Krug. Ihr Bruder nickte nur mild lächelnd. Ist gut und legte den Rucksack ab, um neues Wasser daraus zuholen. Eine Pause war sicher nicht verkehrt, jetzt war es sowieso egal, so kurz vor dem Ende, da sollte er keine Pause mehr kritisieren, keine Minute war mehr unnötig Verschwendung. Nur schlafen durften sie nicht, denn Schlaf bedeutete so nah an Skelldon eine unkalkulierbare Gefahr, die er nicht eingehen wollte. |
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02.04.2004, 15:00 | #85 | ||||||
Isabell Beiträge: 307 |
Als sie das kühlende Nass auf ihre Haut verteilte, auf den Armen und Beinen, da stiegen kleine Schwaden voller Dampf in die Luft. Wie Wasser, das man auf einen heißen Stein schüttete, ihr Körper selbst, er glühte förmlich unter der Belastung. Schweiß war schon lange aus den Hautporen entwichen, egal ob an den Armen, den Beinen oder am Hals. Nur an der Stirn hatte es sich gehalten, so gut es ging. Die Haare waren nicht mehr so verklebt und doch glichen sie einer Katastrophe. Durch die Tage in der Kanalisation war es einfach nur spröde geworden und vor allem auch dreckig. Wie viele Spritzer hatten sie schon abbekommen. Schwarzes Blut oder schleimiger Magensaft. Immer wieder streiften über ihren Körper Gliedmaßen und Knochen. Die Ratten hatten ebenfalls geblutet, nichts war mehr sauber, alles musste gewaschen werden. Aber wo sollten sie ihre Rüstungen hier unten waschen? Man konnte nichts waschen, dafür hatte man keine Zeit. Es herrschte Krieg, hier unten, mitten unter ihnen, denn sie waren eine der zwei Kriegsparteien. Selbst Isabell musste das hinnehmen. Sie war zum Glück keines der verwöhnten Adelskinder, keine hohe Gesellschaft mit edlen Stoffen und Prunk und Pracht, doch deswegen schätze sie trotzdem gute Ware und schöne Kleider. Aber die Tatsache, dass sie schon früh gejagt hatte, das war vielleicht gar nicht mal so schlecht. Jetzt störte sie der Geruch nicht mehr so und das Aussehen auch nicht, nur ein bisschen, denn für ihren Bruder musste es schrecklich sein, auch wenn er das wohl nie zugegeben hätte. Doch auch er hatte einiges mitbekommen, niemand war frei davon. Doch nicht nur einige üble Anhängsel hatten sie mitgebracht, auch der Geruch hing an ihnen wie die Pest an den Ratten. Von eben jenen Riesenratten hatten sie eine unüberriechbare Abwassernote mitbekommen, zudem noch die verwesenden Duftstoffe von Gedärmen. Doch allein der schreckliche Gestank, der in der ganzen Kanalisation herrschte, hätte gereicht. Das verschmutzte Wasser, die Kloake, der Dreck, der Schimmel, all das setzte sich da zu irgendetwas zusammen. Und dann waren da ja noch die auferstandenen Toten. Ihre verfaultem Gliedmassen gingen durch den ganzen Körper, es waren Tote, die nicht vollständig verwesen wollten und deswegen nicht zu Skeletten wurden, wie es normalerweise sein sollte. Doch der Rest hatte ihnen das Feuer gegeben. Auch wenn es notwendig war, altes Fleisch zu verbrennen, das war wirklich eine Zumutung. Trotz ihrer schnellen Flucht lag der Geruch in den Klamotten und sollte ohne eine vernünftige Wäsche nicht rauszukriegen sein. Ihr Bruder stank seit sie da waren und es war nicht schön sich ihm zu nähern, doch genauso roch sie auch und deswegen war es auch egal. Sie konnten ja nichts dafür, dass Skelldon keinen Rosenduft mochte. Als die ersten Anzeichen von Wasser verschwunden waren und sich ihr Körper wieder ein wenig entspannt hatte, griff sie zum Essen. Es war seltsam, was in den letzten Minuten passierte, aber sie hatten tatsächlich die Nerven und hielten in Skelldons Ehrenhalle ein lockeres Frühstück ab, obwohl dies ihr letztes sein konnte. Die Halle war wirklich schön hergerichtet, derjenige der sie gestaltet hatte, musste wirklich Geschmack haben, nur leider war es nicht möglich diese ganze Schönheit mit einem vollkommen entspannten Gesicht zu genießen. Zu fertig war sie dazu, einfach zu anstrengend war der letzte Kampf. Außerdem stand der letzte Kampf noch immer aus und erst wenn Skelldon tot war und keiner seiner Diener mehr um sie stand, würde sie sich vollkommen entspannen können, eher war dies nicht möglich. Leicht knackend brach ein Stückchen Brot vom Laib ab, es war inzwischen schon erhärtet und lange nicht mehr so frisch, wie noch vor einigen Tagen. Wie lange waren sie hier schon unten? Fünf Tage? Sechs Tage? Zehn Tage? Irgendwann ging selbst so was verloren, geriet in den Hintergrund. Erst die Tageszeit, dann die Anzahl der Tage…bald wäre dann wohl auch das Stundengefühl dran. Eine Stunde schien hier unten so lange zu sein. Es fühlte sich an, als ob sie schon immer hier unten waren. Ihr Körper hatte den Geruch dieser Hallen angenommen, ihr Aussehen war sich auch schon am anpassen. Besonders aber mussten sich ihre Lungen umgestellt haben, denn wie sonst konnte es sich noch immer so normal anfühlen? Wo keine Fenster waren, wo keine Natur war, wo sollte da der Sauerstoff sein? Wo kam die Luft zum atmen her? Sie hatte sich diese Frage noch nie gestellt, auch nicht in der Kanalisation. Aber irgendwie musste es Luftwege geben, kleine Nischen in den Steinen, Leitungen und Rohre, irgendwas, aber ohne Luft hätten sie hier gar nicht herkommen können. Isabell blickte leicht irritiert auf, als ihr Bruder die ganze Zeit über auf- und abging. Es machte sie leicht nervös, obwohl der edle Teppich die Geräusche dämpfte. Doch der Schattenwurf hatte auch gereicht, um zu nerven. Zusammen knabberten sie in dem Moment an Brot, warum auch immer, die Brösel fielen auf den Boden und blieben liegen, bis eventuell auch hier die Ratten kommen würden, kleine Ratten, große Ratten, Riesenratten… I: Warum gehst du die ganze Zeit hin und her? R: Ich denke nach, das kann man am besten im gehen, ist gut für die Durchblutung. I: Und worüber denkst du nach? R: Über vieles, beispielsweise, wie wir heil zu Skelldon kommen. I: Heil zu Skelldon? Meinst du seine Leibwache? R: Aye! I: Hm…vielleicht wie immer? Einfach so, wie immer. R: Vielleicht. Vielleicht auch nicht. I: Meinst du nicht, dass es besser wäre, wenn wir uns noch ein wenig ausruhen? R: Vielleicht. Ich weiß es nicht. Was ist, wenn die Zeit gegen uns ist? I: Häh? Wieso denn das? R: Es könnte doch sein, dass Skelldon seine Truppen ruft. I: Du meinst, nicht aus dem Palast? R: Ich hab mir die Karte angeschaut, es gibt einen Gang, der wird als "Tor" bezeichnet. Er ist nur circa zehn Minuten von uns weg. Wenn da die Armee der Untoten reinströmt, dann sind wir erledigt. I: Tja, wir wissen nicht, ob er überhaupt über solche Fähigkeiten verfügt. Ein Bote müsste an uns vorbei… R: Erinnerst du dich noch an die Steinwand, mit dem Gesicht? Wieso sollte es nur im Palast klappen? I: Also sollen wir aufbrechen? R: Nein. I: Nein? R: Nein. Es ist nur eine Theorie. Keine erwiesene Tatsache. Ich möchte mich noch ein wenig ausruhen, nur ein bisschen… Spielst du mir noch mal die Melodie der Jungfernbraut? Ich weiß, mittlerweile kannst du sie auswendig, aber ich denke, ich erzähl dir jetzt das Ende. Den letzten Teil ihrer Geschichte. Wahrscheinlich ist es das letzte Mal, dass wir hier unten so eine Ruhe haben und ich würde die Geschichte hier unten gerne abschließen. Und ja, keine Sorge, ich schreib sie mir wieder auf, damit es auch ja nicht verloren geht. I: Ja, dann ist’s gut. Ich freue mich schon, aber zuerst muss ich noch was Essen. R: In Ordnung, ist noch eine Moleratkeule da? Die beiden machten sich nun über die immer noch großen Vorräte her. Aber es war gut, dass es langsam endete. Schon mehr als die Hälfte der vierzig Pfund hatten sie mittlerweile geschafft und vierzehn Pfund waren keine Welt mehr. Das war in drei, vier, vielleicht sechs Tagen weg. Wenigstens hatten die meisten Lebensmittel auch noch nach der langen Zeit einen einigermaßen guten Geschmack, das Fleisch konnten sie ja an der Fackel anbraten und so frisch machen. Nach dem guten Magenfüllen, griff sie aber zur Harfe, nachdem die Hände vorher gereinigt wurden und versuchte wieder die Melodie zu finden, die Rociel gemeint hatte. Es war nicht leicht, denn das Harfenspiel erforderte äußert viel Geduld und eigentlich musste man auch einen klaren Kopf haben, auch in der Natur sein und keine Gefahr fürchten müssen, das alles war eben nicht der Fall, aber Isabell war eine gute Harfenspielerin, die schöne Harfe liebte sie und sie liebte die Harfe. So konnte schon bald ein schöner Ton durch den schönen Gang gehen und die Ohren und Gehöre verzaubern… |
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02.04.2004, 18:59 | #86 | ||||||
Heimdallr Beiträge: 12.421 |
Es war geschehen in einer Nacht Unbemerkt, so hat sie gedacht Doch ihr Mann, der gehasste Tyrann Überlebte das Gift, dank Zaubers Elan… Einig warn sie sich nur in der Sache Der grausam Tyrann wollte nur noch Rache Blind und schwach, doch tückisch und reich Voller Hass flammte sein Gesicht so bleich… Seine Häscher fassten die liebliche Frau Der Wind wehte schwül, die Luft war lau Es war die bittere Rache, das dunkle Vergehen So sollten sie sich hier wieder sehen… In der Stadt, wo die Geschichte begann Wo sie endete, egal wer gewann Dort, an einem schwülen Frühlingstag Den man sich gern vorstellen mag… Auf einem dunklen Grund in Fackelschein Mitten im Scheiterhaufen ganz allein Um sie herum die Scheitel aus Holz Behielt die junge Frau ihren Stolz… Die kalten Augen ihres toten Mannes blickten In trotzige Schönheit ohne Glanz Mit eiserner Faust seine Männer sich schickten Das Feuer zu zünden im jubelnden Tanz… Ein lauter Gesang auf ihren Tod Doch auch ein Schrei ihre Zunge verbot Ihr toter Mann verschwand aus dem Bild Sprach letzte Flüche und polterte wild… Die Flammen rissen an ihrem zarten Leib Ohne Hast krochen sie langsam empor Beendetes Leben, für sie kein Verbleib Aber nur das er stahl, sie sonst nichts verlor… Der brennende Körper am schwarzen Pfahl Ein langsamer Tod, die Sehnsucht nach Stahl Und doch verspürte sie keinen Schmerz Lebte im Sterben, ein trauerndes Herz… Das Feuer aß nun schneller Freiheit lautete ihr Geschenk Der Tag er wurde langsam heller Der Ring, er blieb am Handgelenk… Und am Ende, in einer einsamen, stillen Nacht Da hatte man sie einfach umgebracht Befriedigt war nun des Mannes Wut Verbrannt und verlodert in der Feuersglut… Aber die Jungfrau war glücklich vereint zu zweit In einer schönen Welt, des Tales weit Im Licht der Götter sonnte sie sich nun Und bekam den Lohn für ihr stetes Tun… Der Gatte jedoch wurde jäh bestraft Am selben Morgen von Miliz entlarvt Dunkle Geschäfte seine Wege streiften Nun die Henker ihre Äxte schleiften… Sein Kopf entzwei Den Richtern einerlei Kein Geld der Welt Ihnen gefällt Und der Kopf ganz mau In das Gehege der Sau Der Körper in die Erde Zu neuem Leben werde Dada Dida Dadadadi, Dada Dida Dadadada, Dada Dida Dadadadi, Dada Dida Dadadada, Da...Da.....Da......... . |
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02.04.2004, 21:31 | #87 | ||||||
Isabell Beiträge: 307 |
Isabell wischte sich die Tränen aus dem Gesicht, nicht sehr nass war es, aber einzelne Tränen waren doch aus ihrem Auge gesprungen, als ihr Bruder die Geschichte in langsamen Schritten zur langsamen Melodie erzählte. Nun war sie also aus, die Erzählung um die Jungfrau und ihren bösen Ehemann. Vielleicht war sie wirklich nicht gut, aber ihr hatte sie gefallen, dafür dass ihr Bruder kein Dichter oder Barde, sondern hauptsächlich ein heimatloser Jäger war, war sie doch gut gelungen. Dieses Mal spielte sie kein weiteres Stück, keine klagende Schlussmelodie, denn der Schluss war schon klagend genug gewesen. Sie hatte nicht erwartet, dass Rociel ein so trauriges Ende daraus machen würde, aber das war eben die Freiheit eines jeden Künstlers, seine Werke so zu gestalten, wie er es wollte. Aber wenigstens hatte die arme Frau am Ende doch noch ihr Glück gefunden und der Tyrann die gerechte Strafe bekommen, das war gut, sehr gut sogar. Aber trotz des Dramas war es ein erheiterndes Stück, denn so konnten sie wohl beide für ein paar Minuten an die Geschichte der Traumfiguren denken oder einfach nur an die Orte darin, an die Musik in ihren Ohren oder an etwas ganz anderes, hauptsache nicht an diese Räume hier, an diese Halle, an Skelldon, an die bevorstehenden Kämpfe, an alles eben. Ganz anders sah es nach dem Ende aus, ein paar Minuten noch, dann standen sie beide auf. Sie verstaute die Harfe wieder gut und sicher und nahm sich genügend frisches Wasser in den eigenen Wasserkrug am Gürtel, auf das genug davon dablieb. Der Rucksack war nun wieder deutlich leichter geworden, dabei hatten sie sicher nicht mehr wie vier Pfund gegessen. Aber man merkte es dennoch, dass etwas fehlte. Nun, am Ende ihrer Reise. Dann ging es weiter, ohne große Worte, nur das Übliche eben. Die Karte zeigte den Gang an, doch sie verriet nicht, wie lange er noch gehen würde, doch sicher nicht mehr allzu lang, irgendwann musste der ganze Prunk ja einmal nachlassen. Und selbst wenn, hier blieb es bislang friedlich, vielleicht weil man nichts von dem edlen Zeug beschädigen wollte. Skelldon gab ihr ohnehin Rätsel auf, doch komischerweise konnte sie ihn ein wenig verstehen. Wem konnte es schon gefallen, wenn man einen riesigen Palast hatte, der wirklich nicht mehr an normale Größen von ihrer Welt erinnerte, doch dieser zu großen Teilen aus irreführenden Sackgassen und dunklen Gängen bestand. Sicher, es mochte Skelldon vielleicht gar nicht stören, wenn es dunkel war, aber ewig triste Gänge, das konnte selbst ein Skelett nicht ertragen. Oder? Sie jedenfalls gingen weiter, auf dem Gang der Gänge, auf der Straße der pompösen Verschwendung, Glanz und Pracht wechselten sich ab und es gab immer wieder etwas Neues zu sehen. Mal waren es golden schimmernde Teppiche, die das Wahrzeichen von Skelldon eingestickt hatten, mal waren es aber auch nur die ganzen Gemälde, die sich anscheinend bis zum Ende ziehen würden. Ein Bild tauchte besonders oft auf, und zwar ein Bild eines Mannes, der ziemlich groß war. Dazu trug er meist eine edle Rüstung und sein Gesicht hatte rötliche Hautfarbe. Er hatte lange, blonde Haare und auf fast den ganzen Bildern eine schillernde Rüstung an, bis zum Kragen jedenfalls. Er war die häufigste Figur, die auf den Gemälden abgebildet war, doch ansonsten gab es noch vier weitere männliche Personen, die mehr als nur einmal abgebildet waren. Die Bilder zu malen musste eine Menge Zeit in Anspruch genommen haben und sicherlich war das auch nicht ganz billig, denn die Rahmen glänzten nach Gold und die Bilder wirkten wie Ölfarbe, die sehr teuer war. Aber trotzdem war die Frage, was ein Skelett wie Skelldon, das dem richtigen, dem wahren Leben schon lange den Rücken gekehrt hatte, mit menschlichen Bildern wollte und da kam ihr plötzlich eine Idee. Was wäre, wenn auf den Bildern Skelldon und seine vier Vertrauten abgebildet waren? Nur eben noch zu der Zeit, wo sie nicht dieses Leben fristeten? I: Hey Bruder, schau dir mal die Bilder an. R: Hm? Die Gemälde meinst du? Schöne Bilder, ja? I: Schau sie dir mal genau an. R: Und nu? I: Komm mal mit. Ich bin mir sicher, ein paar Meter weiter und du wirst mich verstehen. Sie gingen wie gewohnt weiter den Gang entlang und nach wie vor präsentierten sich die Bilder in regelmäßigem Abstand vor ihnen. Sie waren so groß an der Wand, dass man sie gar nicht übersehen konnte und tatsächlich, ihr Verdacht bestätigte sich ohne Zweifel, denn bei den nächsten drei Bildern war wieder zweimal der blonde Mann drauf. I: So, siehst du es jetzt? R: Hm…ne, was denn? I: Na die Menschen auf den Bildern. Sie sind gleich. Vor allem der blonde mit den langen Haaren taucht auf fast jedem Bild auf und dazu immer mal wieder einer dieser vier anderen. Weißt du noch, was in dem Buch stand? Skelldon hat vier Vertraute?! R: Hm, also willst du etwa damit sagen, dass diese Leute hier, diese Männer, Skelldon und seine Vertrauten darstellen? I: Exakt. R: Hm, tja das könnte stimmen. Eigentlich sehen sie alle ganz normal aus. Wie bei einer Ahnengalerie. Dieselben Bilder könnten im Schloss des Königs hängen oder in einem anderen Palast, sie würden auf keinen Fall mit einem Untoten in Verbindung gebracht werden. Aber es hieß ja auch, dass er seine Macht auch aus seinem früheren Leben schöpft. Interessant nicht wahr? I: Mal schauen, direkt weiter bringt es uns ja nicht, wir wissen nur, was uns erwarten könnte. Erst jetzt fiel Isabell ein leichtes Grinsen in allen Gesichtern auf. Seltsam, eben war das doch noch gar nicht… Trotzdem gingen sie weiter und tatsächlich kam vor ihnen schon etwas in Sicht, ein mögliches Ende des schönen Ruhmganges? |
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03.04.2004, 11:46 | #88 | ||||||
Heimdallr Beiträge: 12.421 |
Eine prächtige Steintür bildete das Ende des Ganges mit dem ganzen teuren Plunder und der Pracht eines reichen Mannes. Egal was die Bilder nun darstellten oder wozu der ganze Prunk diente, jetzt sollte er bald hinter ihnen liegen, nur noch eine reich verzierte Tür stand zwischen ihnen und dem letzten Raum vor dem Thronsaal, wenn die Karte denn stimmen sollte und bis jetzt hatte sie sehr genau gestimmt. Auf der Tür war das Zeichen von Skelldon besonders edel eingesetzt, mit prächtigen Edelsteinen war es verziert, in seinen Augen hingen zum Beispiel zwei rote Rubine, die mit ihrem kräftigen Licht funkelten. Daneben gab es noch allerlei andere schöne Steine zu sehen, selbst der Griff war vergoldet, vielleicht sogar massiv Gold. Irgendwie mochte Rociel diesen Prunk nicht, denn er hatte nichts mehr mit der Realität und diesem Palast zu tun. Man konnte eventuell spekulieren, ob Skelldon noch immer an seinem früheren Leben hing und sich dies alles erhalten wollte. Vielleicht war er einst ein reicher Mann gewesen, vielleicht sogar ein Adliger oder gar ein König, wer wusste schon, was damals passiert war, was ihn hierher brachte und was ihn zu so einer Kreatur verkommen ließ. Die Antworten auf diese Fragen lagen irgendwo hier unten, aber man konnte sie nicht nur mit suchen finden. Der Fürst stand vor der Tür, hatte schon die Hand um den großen Griff gelegt, zögerte aber noch. Er und seine Schwester standen nun da, ihre Körper waren sichtlich geschunden, Dreck, Staub, eigentlich alles hing an ihnen. Schön waren sie wirklich nicht mehr und auch ihr Körper hielt physisch schon lange gegen den Zusammenbruch. Sicher musste man so was aushalten, wenn man stark und mächtig sein wollte, aber sie waren beide keine Krieger, nicht in dem Sinne. Ihre Körper waren schmächtig, zumindest für ihn ein untypisches Bild. Er konnte nie mit Männern wie seinem Freund Long oder auch seinem Freund Druid mithalten, sie alle waren trainiert durch ihre Arbeiten, durch ihre Schicksalsläufe, die sie immer schwer arbeiten ließen, doch selbst nach seinem Aufenthalt im verhassten Minental und in der Mine der Banditen konnte man nicht sagen, dass sein Körper viel mehr Muskelmasse angebaut hatte. Alles was ihn immer auszeichnete war eine eiserne Ausdauer, einen Ehrgeiz, der niemals aufgab. Denn wer aufgab, der hatte verloren und im Krieg bedeutete eine Niederlage das Ende, den Tod. Er wusste, dass der Heiltrank, den sie getrunken hatten, ihnen Kraft und Adrenalin verlieh, dass sie durchaus noch in der Lage waren zu kämpfen. Doch wann sie zuletzt geschlafen hatten, er wusste es nicht. Wirklich nicht. Verschiedenste Gefühle waren verloren gegangen, eine Menge hätte er gerne wieder gehabt, doch es war nicht möglich, scheinbar mussten sie das durchstehen. In dem Moment, wo er den Griff herunterdrücken und mit Hilfe seiner Kraft die sicherlich schwere Tür öffnen wollte, blieb er aber stehen und fasste noch einmal ein kurzes Fazit, eine kleine Beobachtung von ihnen, nichts Besonderes, aber vielleicht wichtig. Er spürte in seinem Herzen eine gewisse Trauer, seine Schwester und er, sie hatten in den letzten Tagen, seit Beginn der Suche, kaum mehr Zeit gehabt. Der Versuch in den wenigen Pausen ein wenig zu träumen war aber gelungen, er selbst empfand die Geschichte, die er sich ausgedacht hatte, als guten Lückenfüller, während er an die Jungfrau dachte, konnte er vergessen, konnte er in den Erinnerungen von Fauna und Flora schwelgen. Mal waren sie unaufmerksam gewesen, mal hoch konzentriert, aber immer schafften sie es. Mit List und Tücke, ihrem Willen, ihrem Talent und ein bisschen Glück, hatten sie es wieder geschafft. Wer weiß schon, wer es bis hierher geschafft hatte. Doch sicher war eines, noch hatte Skelldon genügend Trümpfe im Ärmel und diese zu spielen, darauf musste ein guter Spieler nun wert legen. Jeder Spieler musste immer rechtzeitig die Trümpfe spielen, denn sonst war das Spiel vorbei. Der junge Fürst nahm die Hand von Isabell und streichelte mit seinem mehr oder weniger sauberen Fingern über sie. Sie hatte wirklich ihren Glanz verloren und war doch noch immer so ähnlich wie aus den Erzählungen über die Seraphim. Sie sahen sich dabei wieder gedankenverloren in die Augen und doch schien seine Schwester zu wissen, dass es kein schöner Moment war, um sich fallen zu lassen, den Körper zu vergessen und nur noch in Sinnen zu leben. Zärtlichkeit in einem Moment, der wohl wenige Momente vor möglichen Höllenqualen und Schmerzen standen, es war fast schon pervers sich in dem Moment zu küssen, sich noch einmal neue Kraft zu wünschen, dem Partner Unsterblichkeit zu verleihen und ihm zeigen, wie sehr man ihn doch liebte, ja, mit dem Wissen das sie hatten war es das vielleicht, aber das war ihnen egal. Ihre Küsse waren nicht mehr übermütig und auch nicht mehr intensiv, sie waren nur noch irrsinnig träge, wie Stunden vergingen dort die Momente. Jeder Wimpernschlag war schneller als ihre Berührungen und nur zweimal trafen sich ihre Lippen, nur zweimal in so langer Zeit… Und nun, zu guter letzt, werden wir durch diese Tür schreiten und unsere untoten Feinde in die tiefste Hölle der Welt stürzen. Im Glauben an den Herrn, den Gott Innos, der unsere Aufgabe lenkt, unser Ziel erfüllt und unsere Kraft bestimmt. Im Glauben, an die Kraft des Guten, der Macht des Kampfes. Ich bete zum Gott der Schwerter, in dieser düsteren Stunde, so dass er meine Klingen und die meiner Schwester segnen soll, um ihnen die Kraft zu verleihen, jeden Feind hinter diesen Türen zu vernichten. Ich danke dir. – Amen. Der goldene Griff sank unter dem Druck seiner Hand, die steinerne Tür wich nach innen, wo sie mit vereinten Kräften bewegt werden konnte. Doch sie taten sich nicht mehr bald schwer, denn schon bald fuhr die Tür von alleine herum, bis sie sich in einer Nische auf der anderen Seite einklinkte. War ja irgendwie klar, dass solch eine prächtige Tür irgendwelche Schikanen besaß. Sie traten mit ehrfürchtigen, aber entschlossenen Schritten heraus, mit schnellen Schritten wuselten sie zur Mitte, wo eine große Plattform stand. Die Momenteindrücke waren nur gering wahrzunehmen, eine große Halle war es, fast so breit wie der ruhmreiche Gang, prächtige, schwarze Marmorsäulen habend, aber ansonsten jämmerlich verziert. Kein Teppich mehr, ihre Stiefel raunten durch die Weite, Farben vermisste man. Das sie alles kaum sehen konnten lag daran, dass sie sofort erspäht und angegriffen wurden. Die Wachen die hier überall in Reihe standen, mächtige, weiße Skelette, bleckende Einhandschwerter trugen sie, doch dazu noch runde Schilder, eckige Schilder, auf jeden Fall gut geschützt. Von ihrer Anzahl fünf, stürmten sie sofort auf sie zu, ließen gerade mal Gelegenheit die Waffen zu ziehen. Rociel hatte es erwartet, der Kampf begann, ohne Pause, ohne ihnen Zeit zu geben zu atmen. |
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03.04.2004, 13:56 | #89 | ||||||
Isabell Beiträge: 307 |
Ein guter Kampf, was war schon ein guter Kampf? Die Klingen noch eben gesegnet, stürzen wie ein wilder Bachlauf aufeinander ein. Isabell fuhr herum und donnerte mit ihrer Angriffsklinge gegen das hölzerne Schild eines Verteidigers und durchbrach dieses wie ein dünnes Stück Pergament. Gleichzeitig fuhr sie wieder nach vorne, wo sie mit der zweiten Klinge einem hervorschnellenden Schwert Paroli bot. Ihr Bruder befand dicht neben ihr und sie wussten, dass sie wieder zusammenarbeiten mussten. Schon ein wenig geschwächt, ließ der Heiltrank langsam nach, bald schon müssten sie den nächsten trinken. Doch nun stand dieser Kampf aus, hier konnten sie das nicht tun. Es war wie immer, auf einmal zogen die Muskeln an und die Knochen wirkten wie frisch geboren. Isabell fuhr blitzschnell in die Hocke, während eine Klinge über ihren Kopf sauste, schnellte sie mit beiden Schwertern im Angriff hervor und landete in einer Knochenbrust, die polternd zusammenbrach. Schnell musste sie ausweichen, kamen doch zwei Klingen auf ihren Oberkörper zu, doch sie wirbelte ihre Schwerter zur Seite und ließ den Angriff verpuffen. Das eine Skelett hatten sie besiegt, wie ein Gefallener sank es zu Boden, das Schwert fiel auf den Boden mit lautem Geräusch und das Schild blieb fest in der linken Hand. Doch die junge Frau konzentrierte sich schon wieder auf die nächsten Angriffe, die unaufhörlich weiter gegen sie brandeten. Auch Rociel hatte so seine Mühe, doch er wich immer zu einer anderen Seite, bewegte sich in ihrem Takt und hielt ihr zwei Skelette vom Leib. Doch noch immer standen zwei dieser sonderbaren Kreaturen vor ihr, ließen nichts unversucht um durch die zwei Schwerter zu kommen. Ihre Knochen waren anders, das waren keine Skelette mehr, wie sie sie bisher kannten, ihre Knochenfarbe war kalkweiß, kein brauner Schimmer mehr. Sie strahlten sogar ein wenig, in dem teilweise recht wenig beleuchtetem Raum. Isabell fuhr wieder ein zweites Mal nach hinten ließ sich nun ein wenig zurückfallen, tauchte nicht mehr zu oft im Angriff auf. Durch ihren Kopf schossen zahlreiche Gedanken, wie sie die beiden Feinde am einfachsten besiegen konnte, doch das war gar nicht so leicht. Mitten im Kampf entdeckte sie urplötzlich einen Deckungsfehler eines der Skelett und ihr Schwert fuhr nach vorne, doch als der Betroffene schon zu spät reagierte und ihr Schwert unmittelbar vor dem Eintritt in den Halswirbel stand, ertönte nur ein dumpfer Aufprall und ihr Krummsäbel donnerte gegen eines der Schilde, dass der Skelettpartner schützend vor seinen Kollegen gehalten hatte. Das ganze brachte sie in Verhängnis und es war ein Segen, dass sie nicht mit beiden Schwertern nach vorne geschnellt war, ganz ohne Deckung, ohne alles. Immer wieder trafen sich die stählernen Klingen, in dem hohen Raum mussten die Töne selbst noch ganz oben im dunklen Schwarz zu hören gewesen sein. Der Kampf zog sich, er wurde immer länger. In dem Moment, wo sie unwissentlich einen Kreis gedreht hatte, hörte sie einen Pfiff, zuerst zögerte sie noch, dann aber meinte sie sich zu erinnern, was ein langer Pfiff zu bedeuten hatte. Sie sank erneut auf die Knie, eine schützende Verteidigung mit zwei gekreuzten Klingen aufgebaut, da krachte splitternd ein Schädel der Skelette vom Körper und sie vernahm nur Sekunden die funkelnde Klinge von Rociel. Sofort reagierte sie richtig, blockte in gebückter Haltung den zweiten Angriff des zweiten Skelettes wieder selbst, doch dann zog sie eilig das linke Schwert aus der gekreuzten Haltung und platzierte es wuchtig geradeaus in der Seite des Skelettes. Der weiße Knochenhaufen taumelte nach hinten, während sie in einem eleganten Satz wieder ihren Oberkörper nach oben brachte. Während das Skelett immer weiter von ihr nach hinten geschleudert wurde, setzte sie nun endgültig nach. Schnell lief sie über die Knochen des Skelettes, das Rociel noch eben enthauptet hatte und in Richtung des scheinbar noch nicht endgültig Besiegten. Dieses hielt sein Schwert schützend vor sich, doch das nützte nichts, aber wirklich rein gar nichts. Zuerst holte sie im Lauf aus und schlug bewusst mit der rechten Angriffsseite auf das Schwert des Skelettes, das unkonzentriert war und deswegen seinen festen Griff verloren hatte. Eine Sekunde später krachte ihre linke Hälfte, die ebenfalls auch angreifen konnte, wenn es nichts zu verteidigen gab, in den Oberkörper, wo es aber nur eine Rippe durchbohrte und sonst aber keinen Schaden anrichtete. Leicht keuchend stand sie dann da, mit überkreuzten Armen und pustete nur einmal kräftig durch, ehe sie ihre überkreuzten Klingen wieder in die richtige Seite brachte, allerdings während sie nach vorne fuhren. Kurz vor Einschlag in den Knochenkörper trafen sich die Schwerter und klirrten schaurig, wie ein schriller Schrei klang es und hätte das Skelett ein Stimmband gehabt, ähnlich wie diese schwarzen Kohleskelette, es hätte nun geschrieen, eben aufgrund jedes Schwertklanges. Es war ein eigenartiges Gefühl, dass in ihrer Hand wütete, als die Klingen einen Knochen nach dem anderen durchfuhren, doch gleich als die Schwerter wieder in der freien Luft waren, drehte sie sich um und rannte zu Rociel…ein paar Sekunden später, als sie es schon längst nicht mehr hörte, fiel der Körper auseinander, solange hatte es gedauert, bis die Knochen merkten, dass sie duzende Male durchtrennt worden waren. Rociel hatte immer noch mit einem Skelett zu tun, dass scheinbar immer wieder sein Schild einsetzte um die Angriffe ihres Brüderchens abzuwehren, doch sein Dienst vorhin war trotzdem unbezahlbar gewesen. Nun stürmte sie ein weiteres Mal auf ein einzelnes Skelett zu, doch dies war schon tot, als sie es sah. Mal ganz abgesehen davon, dass eh alle Skelette längst tot waren. Sieben Meter vor dem Skelett nutzte sie erneut den Schwung aus und fuhr mit gestreckten Schwertern nach hinten, warf sich dann auf den Boden nach vorne, legte die Klingen scheinbar sanft ab und stieß sich mit den freien Händen gleichzeitig wieder vom kalten Stein ab. Den Schwung des Anlaufes nutzend, geriet ihr Körper in die senkrechte Lage und bevor das Skelett überhaupt merkte was los war, stießen ihre Stiefel in den Körper, ehe sie wieder, leicht verdreht, mit beiden Beinen auf dem Boden landete. Das Skelett jedoch hatte schwere Schäden hinnehmen müssen, etliche Knochen waren gebrochen, weggeflogen, aus dem ganzen anatomischen Körper herausgerissen. Ausgerechnet die Schwerthand hatte sie erwischt. Das ganze war eine Mischung aus witzigem und schaurigem Anblick. Zwei Drittel des Schwertarmes hingen dem Skelett nun zu Boden und seine Hand war dadurch unfähig zu schlagen, zudem war das Schwert auf den Steinboden gefallen. Mit neugierigen Blicken verfolgte sie die kurze Szene, konnte sie sowieso nicht mehr viel machen ohne ihre Schwerter und außerdem wusste sie, dass es nicht mehr notwendig war. Aus Rociels Hand fiel die riesige Flammenfackel zu Boden, rollte dort ein wenig zur Seite. Ihr Bruder nahm Anlauf und während sein Schwert nach oben fuhr, packte er es mit beiden Händen am Griff, dann fiel es auf den Körper des Skelettes, das nun nur noch seinen schützenden Schild vor sich halten konnte… Das Schild wurde durchbrochen, so hart musste dieser Schlag gewesen sein, dass es dort, wo die Klinge hindurch fuhr, in zwei Teilte splitterte, gleichzeitig jedoch stoppte es nicht, sondern ging durch den gesamten Oberkörper, bis Rociel es abschloss und mit einem Schlag gegen den Hals das Skelett endgültig besiegte. Dann stand sie wieder auf. Aus ihrer beobachtenden, knienden Haltung aufsteigend, schnappte sie sich rasch ihre Waffen, wie ihr Bruder die Fackel, die er erst jetzt eiligst wieder deutlich verkleinerte, auf ein paar Zentimeter. Erst jetzt hatten sie Gelegenheit sich ein wenig mehr umzusehen und das einzige was sie sahen war ein Raum, der in der Höhe nicht mehr einsehbar war und in der Breite eher dünn war. Es war ein Rechteck, das den Raum prägte. Die riesigen Säulen, sie waren so hoch, so etwas hatte sie noch nie gesehen. Glänzender Marmor war ihr Baustoff, schwarz und doch immer wieder mit weißen, milchigen Flächen. Der Boden war aus ordinärem Stein, der wohl auch in Khorinis liegen konnte und war nichts Besonderes. Das war dafür die Treppe. Eine einzelne Treppe war ein paar Meter vor ihnen an die Wand gemeißelt, ein dünner Sims war in einigen Metern Höhe angebracht. Doch noch viel ungewöhnlicher waren die kleinen Gänge, die nicht in die Karte verzeichnet waren. Sie nahmen sie nur als schwarze Löcher war. Und dann war da dieses Tor, ein Tor aus reinem Marmor, es war jener schwarze Marmor. Es blitzte und wurde hier am Tor von zwei riesigen Fackeln erhellt, die noch größer waren als Rociels Fackelflamme, viel, viel riesiger. Gute drei Meter hoch und unheimlich pulsierend. Doch während sie sich näherten, langsam und vorsichtig, hörten sie auf einmal ein Lachen, gar nicht mal so ungewohnt klang es. Doch es war nun viel intensiver, viel lauter und viel näher, als ob derjenige, dem diese Lache gehörte, nur wenige Meter von ihnen entfernt war. In einigen Metern Entfernung sahen sie dann, wie sich das schwarze, hell erleuchtete Marmortor veränderte und wieder zu einer flüssigen Form verlief. Im Tor selber erschien dann der Schädel mit seinem untoten, menschlichen Knochengesicht, doch bevor er etwas sagen konnte, was er wohl sicher vorhatte, trat Rociel einen Schritt nach vorne und bot dem riesigen Schädel die Stirn. |
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03.04.2004, 15:28 | #90 | ||||||
Heimdallr Beiträge: 12.421 |
Keine Angst und keine Rache Keine Rache ohne Angst Willst du baden in unsrer Lache Ist es das, was du verlangst? Schick uns kein weitres Wort Lass die Stimmen endlich ruh'n Sind gekommen an diesen Ort Hast noch genug mit uns zu tun. Schick uns deine besten Leute Sieh freudig zu, du wirst es sehen Auch sie werden zur leichten Beute Solln scheiden und vergehen. Wir werden kommen, verlass dich drauf Mit jedem Kampf schenkst du uns Kraft Menschen wie uns, gibt's nicht zuhauf Riechst du nicht den fremden Saft? Noch hockst du in deinem Versteck Spottest und schenkst uns Hohn Ich ruf dir lachend zu: "Verreck!" Wir kommen und hol'n uns den Lohn. In freud'ger Erwartung stehen wir da Und lächeln in uns hinein Vergangene Stunden, gefühlt ein Jahr Doch unsere Herzen sind rein. |
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03.04.2004, 20:54 | #91 | ||||||
Isabell Beiträge: 307 |
Die forschen Worte waren noch nicht verklungen, da hörten sie erneut ein Lachen durch ihre Köpfe säuseln, wie er sich scheinbar amüsiert von ihrem Willen zeigte, sie zu töten. Doch jetzt musste er endlich zeigen, was er gegen sie aufbringen konnte, ob er nicht nur mit heißer Luft spielte, ob er sich so ein Lachen überhaupt leisten konnte. Das große Tor bekam sein ursprüngliches Aussehen wieder, die wogenden Wellen des Schädels verließen die harte Materie wieder und auf einmal war es wieder wie vorher. Kein Lachen, keine Geräusche, nur ihr Atem, ihre scharrenden Stiefel auf dem Boden und die zwei riesigen Flammen, die dort vorne loderten. Doch nicht lange blieb es so schön ruhig, denn nach nur wenigen Minuten in denen es absolut still war, ertönten laute, donnernde Laute. Sie kamen von links und rechts und waren einheitlich. Es klang nach duzenden Stiefeln, die jederzeit gleichzeitig auftraten. Eine riesige Parade, es wurde immer lauter und der Boden begann zu zittern. Hier, trink das Isabell. Ihr Bruder reichte ihr noch einmal so einen Heiltrank und sie kippte schleunigst die süßliche Flüssigkeit ihren Rachen herunter, dort, wo sie hoffentlich bald für die letzten Kraftreserven sorgen sollte, denn diese würden sie auf jeden Fall brauchen, auch wenn der Adrenalinspiegel schon seit einiger Zeit kaum mehr sank, sondern nur noch an seine Grenzen stieg und somit eine Ruhephase fast unmöglich machte. Aber diese schallenden, donnernden Geräusche, sie kamen wirklich näher und plötzlich zeigten sie ihr wahres Gesicht. Aus den steinernen Bögen, den finsteren Gängen, den hintersten Kammern aus Skelldons Palast, da strömte seine namenlose Leibwache heran. Zuerst sah es so aus, als ob sie zu tausenden aus den Öffnungen strömte, ein ganzer Hofstaat, eine ganze Armee kam heraus. Doch irgendwann endete der Nachschub, aber die Geschwister blieben zunächst einmal ruhig. Keines der Skelette zeigte Interesse an ihnen, zuerst herrschte ein unglaubliches Chaos, während sie angestrengt versuchten alles im Blick zu halten, schienen die Skelette keinen Plan zu haben, was sie eigentlich tun sollten, doch das Chaos wirkte nur so, denn eigentlich wusste jeder ganz genau, was er tun musste. Die Nahkämpfer stellten sich vor das große Tor auf, die beiden riesigen Fackeln zeigten sie, wie sie Reihen bildeten, perfekte Angriffsreihen wie es sich jeder Feldherr bei einem Krieg gewünscht hätte. Diese Nahkämpfer, sie waren perfekt ausgerüstet. Wenn man bisher mit billigen Skeletten konfrontiert wurde, die nicht einmal einen einzigen Rüstungsschutz besaßen, dann war man nun geschockt. Die Nahkämpfer trugen alle eine Rüstung, sie wirkte alt und brüchig, doch sie bedeckte den ganzen Körper des Skelettes und machte so einen Durchschlag schwieriger. Gleichzeitig besaßen sie die wohl besten Waffen, die zur Verfügung standen, Keine billigen, rostigen Schwerter, deren Chance bei einem Schlag selber entzwei zufallen höher war, als zu treffen. Es waren blitzende Klingen, die wohl noch vor wenigen Wochen von diesem Schmied erstellt wurden, den er unterhalb des Palastes getötet hatte. Es war eine Vielfalt sondergleichen, einige waren mit starken Zweihändern bewaffnet, denen man ansah, dass ihr Stahl eine ganze Menge wog, andere trugen zwei Schwerter in einer Hand, andere zwei Äxte in einer Hand, wiederum andere begnügten sich mit einem einfachen Schwert und selbst Schildkämpfer fand man unter den Reihen, sie bildeten die erste Reihe. Ihre hohen Schilde deckten den kompletten Angriffswirbel ab. Gleichzeitig jedoch waren auch wieselflinke Skelette in der Leibwache vertreten, die von dem Magier aus Myrthana so gefürchteten Fernkämpfer. Und nun ergaben diese Treppe und der dünne Sims auch einen Sinn, denn das war das Ziel der Fernkämpfer. Sie waren ohne Panzerung, dafür aber hatte eine dritte Gattung von Skeletten kleine Fackeln auf dem Sims aufgebaut, ehe sie sich mit einem kleinen Schwert in die letzte Reihe der Nahkämpfer einsortiert hatten. Es wirkte wie bei einer Schlacht, wie bei einem echten Krieg, nur waren sie in einem Palast und sonst nirgendwo, in einem dunklen Gewölbe und gewinnen konnte man nur den Tod. Sie waren zahlenmäßig weit unterlegen und noch nie war Isabell so einer Übermacht entgegengestanden. Es musste in einem Verhältnis von zwei zu fünfzig gestanden sein. Doch trotz dieser offensichtlichen Chancenlosigkeit wurde sie nicht mutloser, das einzige was geschah war, dass sie die kristallene Phiole aus den Händen gleiten ließ, diese zerfiel scheppernd auf dem Boden, doch das war noch passiert, als sich die Leibwache gesammelt hatte. Noch immer jedoch zeigte keines der Skelette einen Willen sie zu töten, im Gegenteil, sie standen nur da, nicht mal ihre Körper bewegten sich, ihre Waffen, alles war auf einmal erstarrt. Doch das war sicherlich eine Falle, darauf würden sie nicht reinfallen, ganz sicher nicht. Sie harrten auch aus, blieben auf ihrem kleinen Fleckchen stehen und beobachteten weiter, ob es nicht doch einen Vorteil gab, den man ausnutzen konnte, denn irgendetwas musste es doch hier geben und da kamen eigentlich nur die Säulen in Frage. Sie boten exzellente Deckung, waren sie doch enorm, dass sich locker zwei Menschen dahinter in Sicherheit bringen konnten. Auf einmal jedoch wurde die Stille von weiteren Stiefelschlägen durchbrochen, man hörte es ganz deutlich, das stampfen und auftreten, im gleichem Takt, ohne Schlendrian, eisern auf Erfolg und Synchronismus getrimmt, da kamen sie näher, die Schatten aus den Kellern. Wie ein Beben der Erde, als ob Skelldon selbst vor sie treten würde, kamen sie heraus, riesige Skelette, der Anzahl zwei, schwarzes Knochengerüst, ein Helm hatten sie auf, nur eine geringe Bewaffnung, dafür aber mit Abzeichen auf der Rüstung und mit dem gleichen Takt in den Beinen. Plötzlich kehrte Leben in den Raum, einer der Schwarzen orientierte sich nach hinten, einer blieb vorne stehen. Mit einem Armwink zu den Skelettschützen erwachten diese zum Leben, spannten ihre Bögen und hielten die präparierten Pfeile aus ihren schwarzen Köchern in die Flamme. Der schwarze Kommandant drehte sich zu ihnen, ganz klar war zu erkennen, dass er der Anführer der Leibwache und das Sagen hatte. Und auch die Fähigkeit dieser schwarzen Skelette war ihnen bekannt, denn sie konnten sprechen und genauso war es auch hier und jetzt. Ihr…Lebende…Fleischlinge…ihr, seid zu weit gekommen…hier endet euer Weg…kein Lebender…wird den Meister…herausfordern…Ihr…seid schwach…Wir…sind stark…Im Namen Skelldons…meine prächtigen Schützen…ANLEGEN!... Isabell sah zu ihrem Bruder und dieser sah zu ihr. Zusammen schrieen sie dann das aus, was sie beide im Moment dachten. Weg hier! Gemeinsam sprangen sie in die rettende Wand aus Säulen, gerade im richtigen Moment, keine Sekunde zu früh. |
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03.04.2004, 22:03 | #92 | ||||||
Heimdallr Beiträge: 12.421 |
SCHIESST! Noch im selben Moment, wo sie sich hinter die prächtigen aber vor allem dicken Marmorsäulen schmetterten, gab der Kommandant der Leibwache das Zeichen zum Feiern, worauf circa ein Duzend Fernkämpfer, hauptsächlich mit Bogen, aber auch drei mit Armbrüsten auf sie schossen. Die Pfeile der Bögen brannten an ihrer Spitze, also Brandpfeile, sie hätten besonders verheerenden Schaden angerichtet, hätten sie denn ihr Ziel getroffen. Doch so hatten sie Glück, der ersten Welle waren sie nur knapp entgangen. Brennende Pfeile waren auf dem steinernen Boden abgeknickt oder einfach weitergeschlittert aber nicht stecken geblieben, das war unmöglich. Aber es war schon gefährlich und eine wirkliche Lösung gab es gegen diese Übermacht nicht. Eine direkte Konfrontation konnten sie vergessen, nur auch sonstige Pläne schienen irgendwie stupide, blöd oder lebensmüde zu sein. So blieb ihnen nichts anderes übrig als hinter ihren dicken Säulen zu warten und sie hörten mit an, wie der Kommandant der Skelette, das schwarze Skelett mit den hohen Dekorationen einen weiteren Befehl durch den Raum befahl. NACHLADEN! Sie hörten, wie wenige Meter neben ihnen Bolzen geladen und Sehnen gespannt wurden und noch immer war keine Spur von einem Nahkämpfer zu sehen. Als ob sie immer noch an ihrer Stelle ausharrten und nichts taten, einfach nur in ihrer Bewegungsstarre lebten. SCHIESST! Ein zweites Mal donnerte der Schussbefehl aus dem Mund des Kommandanten und diente scheinbar als Zeichen zum Schießen für die Bogen- und Armbrustschützen. Sofort ging eine neue Schusskette aus zwölf Schüssen über sie, dieses Mal jedoch weit daneben, da sie auf die Säulen zielten, doch diese waren undurchdringlich, weil meterdick und dazu noch in unmittelbaren Abstand gebaut und vor ihrer Säule standen noch zwei weitere, ehe mal wieder ein kurzes Gebiet ohne die riesigen, runden Dinger kam. NACHLADEN! Es schien, als ob der Kommandant keine Probleme damit hatte, dass die vermeintlichen Opfer der Fernkämpfer erst mal in Sicherheit und unerreichbar für die Schützen waren, er gab fröhlich weiter den ewigen Befehl und schien sichtlich Spaß daran zu haben. Doch während er wieder das Anziehen von Bolzen und das Spannen von Sehen hörte, schoss ihm selber eine Idee durch das Hirn und auf einmal glitt Rociel aus der Deckung, ohne seiner Schwester etwas zu sagen oder ein Zeichen zu geben, auf eigene Faust, ohne lange Nachzudenken. Da er noch immer nicht die ledernen Stiefelscheiden in seinen Schneewolfstiefeln hatte, die er als aller erstes waschen wollte, wenn sie hier raus waren, befanden sich seine beiden Dolche in seinem Gürtel, der logischerweise um sein Becken gezogen war und genau deshalb ergriff er sie jetzt beide und zog sie gekreuzt heraus. Kurze Zeit blickte er in die Augen des Anführers, für ein paar Sekunden sah er das blitzende Rot darin, dass aber nie so ein Feuer entwickelt konnte, wie seine Pupillen, wenn sie im Rausch waren. Doch dann handelte er, ohne zu zögern. Während der Schwarze seinen Schussbefehl aussprechen wollte, warf er die Dolche auf ihn zu, sie sollten tödlich wirken und vor dem Befehl eintreffen, denn sonst war er so gut wie tot. Es gelang, noch während er sein einzelnes Wort aussprechen wollte und damit das Todesurteil, dass sein oberster Herr längst gesprochen hatte, auszuführen, da donnerten die Dolche beinahe zeitgleich in den Körper des schwarzen Ascheskeletts. Es war leider nicht am Kopf, leider, doch die Dolche drangen mit so einer Wucht in die Schulterblätter ein, dass das Skelett sein Gleichgewicht verlor, kopfüber nach hinten fiel und unglücklicherweise direkt mit dem Kopf gegen eine hervorstehende Stelle der schroffen Steinwand krachte. Sofort löste sich das Haupt vom restlichen Körper und ließ den ruhmreichen und erfolgreichen Kommandant ohne Chance verrecken. Doch es blieb ihnen nicht erspart, nur einen Moment dachte er, dass es vorbei war, standen doch noch neunundvierzig oder mehr Skelette gegen ihn, die sich aber immer noch nicht rührten, selbst die Fernkämpfer schienen wieder gelähmt zu sein. Ohne einen Befehl eines Kommandanten schienen sie nicht zu kämpfen, oder war es wieder nur einer von Skelldons vielen Tricks? Rociel jedoch verharrte auf der Stelle, vergaß sich wieder in Sicherheit zu bringen, da bewegte sich doch noch eines der Skelette und zwar der zweite, schwarze Hauptmann. Während er sich zur Stelle bewegte, wo eben noch der Kommandant stand, gab er den Befehl, genauso unbarmherzig, wie auch sein bis eben noch, zweiter Vorgesetzter. SCHIESST! Und sie schossen. Neiiinnnn! Isabell schrie just in diesem Moment und das war auch das letzte, was er vernahm, danach wusste er nicht mehr so genau, was passiert war. Die Brandpfeile, die Armbrustbolzen, die Verfluchungen, sie alle kamen auf ihn zu. Was er in der Sekunde gedacht hatte, wusste er nicht mehr, Fakt war, dass Rociel sein Schwert hochgerissen hatte und dieses schützend vor sich hielt. Doch trotzdem hätten ihn mehrere Pfeile treffen müssen, denn die Schützen waren meisterlich und trafen alle mit minimalem Streufaktor auf den Platz, wo sein Körper stand. Aber in dem Moment, wo er sein Schwert umfasste und aus der Scheide zog, leuchtete es wieder ganz hell. Leuchten war dabei noch der falsche Ausdruck, es glühte förmlich. Die Pfeile und Bolzen lagen währenddessen in einer Art Rundkreis um seinen Körper, der die Augen geschlossen hatte, in der Erwartung zu sterben. Doch als er sie wieder öffnete da war er noch am Leben und selbst der Hauptmann staunte darüber eine ganze Weile, glaubte er doch nicht an so was, in seinem Dünn Netzwerk der Logik war so was nie passiert, hielt er für unmöglich. Rociel hingegen sah nur ungläubig auf seine Hand und sein Schwert, als ob er sie zum ersten Mal im Leben sah. Dann drehte er sich zuerst zu Isabell, die total fertig schien, und lächelte. Ein gequältes, aber erleichtertes Lächeln kam daraufhin zurück. Doch er konnte nicht so lange bei ihr bleiben, nicht wegen den Skeletten, sondern wegen etwas anderem. Auf einmal hörte er Geräusche neben seinem Ohr, als er sich umdrehte flog neben seinem Kopf eine Fledermaus direkt auf die Skelette zu. Der Hauptmann kam auf einmal wieder zu sich und knirschte mit den Zähnen, so laut, dass sie fast raus gefallen wären. Gleichzeitig war er so wütend, dass er nun endgültig den Befehl gab, leider schaffte er es und Dolche hatte er nicht mehr… Arrrghhhh…jetzt reicht es…alle Maßnahmen aufgehoben…hrrrrr…kämpft sie nieder…ihr…Fleischlinge…ihr werdet sterben…niemand kann es mit der Elite aufnehmen, die Nahkämpfer werden euch zerreißen…wir sterben gerne…denn wir sind schon tot…er wird uns wieder lebendig machen, wenn wir fallen…für Skelldooooooooo Im selben Moment passierte etwas Unglaubliches, etwas so dermaßen gigantisches, dass man es zunächst gar nicht sehen konnte. Noch bevor der Hauptmann seine Rede beenden konnte, mitten im Aussprechen des verdammten Herrschernamens, ging eine Rauchwolke in ihm auf, gleichzeitig bewegten sich die Skelette in den Reihen und zogen zu Duzenden ihre Waffen, wenn sie sie nicht schon in der Hand hatten, außerdem spannten die Bogenschützen ihre Bögen und luden ihre Armbrüste erneut. Doch die Rauchwolke lichtete sich schnell und was sie da sahen, konnte nur eine Halluzination sein, aber hier unten? Er sah…Alucard. Den vampirischen Lord, der dort vor einem enthaupteten, schwarzen Knochenkörper stand und sich in den Kampf stürzte, wobei er gleich mal fünf Elitekrieger zu Fall brachte. Doch auch für die Geschwister hatte der Kampf begonnen, noch ehe das totale Chaos ausbrach, zielten die Fernkämpfer auf sie. Gerade noch im letzten Moment kam ihm die rettende Idee, eines der toten Skelette vom Anfang, als sie hierher kamen, hatte sein Schild verloren und dieses war bis hierher geschlittert. Geistesgegenwärtig ließ er die Fackel aus der Hand gleiten und hob dafür das Schild auf, hielt es an seinem Innengriff fest und konnte es gerade noch rechtzeitig vor sie halten. Der Druck der zwölf Geschosse, von denen elf das Schild trafen, war enorm, doch sie blieben alle in dem scheinbar stabilen Schild hängen. Doch vor ihnen tobte weiterhin der gigantische Kampf, doch nun hatten sie einen Verbündeten mehr und das wäre vielleicht ihre Rettung, denn der Lord war ein exzellenter Kämpfer, wie sie es bisher bemerkt hatten. Aber noch eine weitere Entscheidung stand an, die er Isabell nur im Gehen verkündete. Schnell, folg mir, sicher mir meinen Weg bis zu den Fernkämpfern, ich werde da hoch gehen! |
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03.04.2004, 23:24 | #93 | ||||||
Isabell Beiträge: 307 |
Was er sich dabei nur gedacht hatte. Dieser Idiot. Wie konnte er einfach aus der Deckung hervorpreschen, nur um diesen Kommandant zu erledigen. Und überhaupt, was war hier eigentlich los? Zuerst verfehlten alle Fernkämpfer ihren Bruder, der in einem hellen Licht aufzugehen schien und dann tauchte auf einmal wieder dieser Vampir auf und schien sie zu retten. Das alles war ganz schön heftig und eine Menge Stoff zum nachdenken, aber zum nachdenken hatten sie jetzt keine Zeit. Sie hatte Mühe hinter Rociel herzukommen, der ohne zu warten auf diese ominöse Treppe zulief. Das Problem war nur, dass sie dabei mitten durch die meisten Skelette mussten, die ganzen Krieger in ihren schweren Rüstungen. Wenigstens hatten die Fernkämpfer zwischenzeitlich von ihnen abgelassen und auf den dritten im Bunde gefeuert, nun war es eine Mischung, denn manchmal versuchten sie beide zu treffen, doch mittlerweile waren sie zum Glück in der Bewegung, da machte es nicht mehr ganz so viel Sinn von einem Sims aus zu feuern. Zudem ging langsam die Munition bei einigen der Skelette da oben aus, was ihnen auch nur recht sein konnte. Während ihr Bruder sich dann endlich auf die Treppe kämpfen konnte, tat sie wie geheißen und hielt diese. Einige der Kämpfer hatten sich aus der Gruppe um den Vampir gelöst, wo es immer mehr Knochenexplosionen gab und immer mehr Köpfe durch die Gegend rollten und wo immer wieder duzende Brandpfeile und Bolzen hinflogen. Die Kämpfer waren wahrlich schwer gepanzert, ihre Rüstungen sahen sehr schwer aus und waren sicher nicht so leicht zu durchbrechen, auch wenn sie schon alt waren, doch gleichzeitig war dies ein Vorteil, denn so waren die Skelette nicht ganz so agil. Andere hatten weniger schwere Rüstungen an, nur eben um der Schnelligkeit Willens. Doch egal wie die Skelette auch aussahen, was sie anhatten und welche Waffe sie gebrauchten, sie wollte alle nur töten, den Tod bringen und zwar zu ihnen, das war ihr einziges Begehr. Sie hielt dennoch am Fuße der Treppe ihren Platz, langsam kamen die Skelette näher, es wurden mehr und mehr, die sich aus dem Pulk lösten und zu ihr hinüber strömten. Sie fuhr mit ihren Klingen umher, versuchte noch einmal alles zu geben, nicht jetzt schlapp zu machen und sicherte ihrem Bruder den Weg, oben auf dem schmalen Sims. Dieser kämpfte sich inzwischen immer mehr voran, die ersten Bogenschützen zückten ihre kleinen Dolche, über die er nur lachen konnte, wie wehrlose Kreaturen zerteilte er ihre schutzlosen Knochenkörper. Die hintere Reihe schoss noch immer in den Pulk unten, ein wildes Schießen war das nun nur noch, ohne Plan und ohne Ziel. Auch Rociel bekam das mit, nur einmal, da musste er aufpassen, als einer der Armbrustschützen auf ihn zielte und er gerade noch das Schild hochrecken konnte, das den Bolzen stoppte. Die Fackel von ihm lag noch immer unten, ohne Herr und Halter war es doch hell genug, hauptsächlich wegen den großen Riesenfackeln vor dem prunkvollen Tor. Oben auf dem Sims fielen die letzten sogar, einige stolperten nun über den anderen und zerschellten unten, das labile Knochensystem hielt keine solchen Stürze aus. Doch das alles nützte ihr unten nicht fiel. Am Fuße der Treppe hatten sich mittlerweile ungefähr zwölf Skelette versammelt und sie wusste, dass sie gegen diese Übermacht nichts Großes ausrichten konnte, den einzigen Vorteil den sie hatte war ihre Geschwindigkeit und ihr Höhenunterschied, denn sie stand dank der Treppenstufen höher als die Skelette, die so viel weiter schlagen mussten. Doch für einige Zweihandkämpfer war auch das kein Problem und so war Isabell riesig froh, als auf einmal ein Schatten an ihr vorbeihuschte, die letzten Stufen der Treppe herunter sprang und zwei Skeletten die Köpfe abriss. Es war Rociel, der nun in ihrem linken Blickwinkel zur Seite lief und die Skelette in die Zange nahm. Nun hatten sie wieder das Heft in die Hand genommen und sofort gab ihr das Erscheinen ihres Bruders einen weiteren Schub Kraft und Motivation weiterzukämpfen. Ihre Klingen fuhren erneut herum, doch dieses Mal mit viel mehr Kraft und endlich zeigte auch Isabell, was sie konnte. Die schlummernden Kräfte erwachten, zu einem vollkommen ungeahnten Zeitpunkt, doch leider war es keine richtige Aktivierung der Kräfte, sondern nur das Besinnen auf echte Kunst des Körpers. Sie wehrte die Angriffe der Skelette ab, eines trug ein großes Zweihandschwert, das andere ging mit Schild und Schwert an den Start und das dritte ihr zugerichtete Skelett trug eine Eisenkeule. Während sie sich unter dem Schlag des Keulenskelettes hinwegduckte, blockte sie den Schlag des Zweihänders, fuhr jedoch blitzschnell herum und platzierte ihr Schwert in der Kehle des leicht gepanzerten Keulenskelettes, ehe sie den Angriff des Schildträgers abblockte, nur um blitzschnell das Schwert wieder aus dem sterbenden Körper herauszuziehen und zum abwehren des erneuten Zweihandangriffs zu nutzen. Isabell wich ein paar Stufen höher, fuhr aus und wieder berührte sich hochwertiger Stahl zum Kräftemessen. Doch das sollte der letzte, gemeinsame Schlag gewesen sein, denn sofort ließ sie die Griffe nicht schweifen, sondern veränderte geschickt die Handstellung und konnte so sofort wieder angreifen. Mit heftigem Kraftaufwand rammte sie beiden Skeletten jeweils einen Krummsäbel zwischen die Rippen, doch das reichte nicht. Den Höhenvorteil nutzend, holte sie dann aus, nahm Schwung und hielt sich an den Stufen fest, um ihren Körper in der Luft zu drehen und beiden Skeletten die Stiefelspitze zu zeigen. Der Wums hatte gesessen, denn beide Skelette schlitterten nur noch nach unten und blieben dort benommen liegen. Isabell rann hinterher, so gut es ging, und zog die Waffen wieder aus den Körper, nur um sie sogleich in zwei Rücken von zwei weiteren Skeletten, die sich um Rociel scharten, zu rammen. Auch diese fielen, doch noch immer war ihre Anzahl groß, doch es war zu spät. Schon wieder waren die Skelette nicht fähig zu entscheiden, ob sie sich nach vorne oder nach hinten drehen und auch dorthin schlagen wollten, ein Skelett holte mit dem Schwert auf, doch dieses schlug Isabell von hinten aus der Hand und ihr Bruder durchbrach den wehrlosen Körper von vorne, binnen Sekunden hatten sie die zwölf Krieger besiegt, doch währenddessen tobte noch immer ein Kampf auf dem großen freien Platz. Auch wenn sie den Vampir nicht leiden konnte, besonders wegen seiner Art über Frauen zu denken, es war selbstverständlich, dass sie in den Kampf eingriffen, es lag schließlich auch in ihrem Interesse. Sofort als sie wieder kamen, orientierten sich die ersten Knochenschädel zu ihnen, doch schon beim ersten machte sie kurzen Prozess, ließ den Schlag an ihr linkes Schwert fallen und fuhr dann mit dem zweiten Schwert wieder aus, direkt zwischen die Augen landete der Angriff und der Schädel hielt dies nicht aus. Am Ende zogen sie den Kreis immer dichter, beinahe jedoch wäre sie ausgerutscht auf einem Knochen, so viele von den weißen Stücken lagen hier rum. Ein wahres Knochenmeer hatte sich angehäuft, das ganze war nicht mehr normal, wie viele hier rum lagen. Wie bei einem Massengrab, nur das sie hier nicht auf einem Friedhof waren, das war der entscheidende Unterschied. Doch die Reihen lichteten sich immer mehr, bald war die Leibwache mit ihren letzten fünf Männern auf dem Platz vertreten, so sehr hatten sie gewütet, so dass sie nun deutlich besser dastanden. Auch ihr letzter Gegner sollte kein annährend würdiger sein, zwar war er mit seinen beiden Axtblättern durchaus beeindruckend, doch das schützte ihn nicht vor dem Ende. Als die beiden Äxte auf sie zukamen, blockte sie noch mit beiden Schwertern in der Defensive, dann aber schlug sie dem fiel zu nahen Skelett ihr Knie in die Magengegend, da waren zwar nur Knochen, doch zum Gleichgewichtsverlust langte es trotzdem und noch im Straucheln gab Isabell dem Gegner zwei Schwerter in den Rippen mit, die sie aber wohlweislich festhielt, so dass auch dieser Feind nicht mehr auferstand. Als es dann endlich vorbei war, war sie froh, dass es ihr noch halbwegs gut ging. Sicher, gut war eine übertriebene Formulierung, denn sie schwitzte aus jeder Pore, hatte Angstschweiß auf der Stirn und ihre Hände fühlten sich wie altes Pergament an, nämlich zerknittert und kaputt. Auch Rociel ging es gut, denn zusammen waren sie schnell wieder vereint und lagen sich, immer noch mit den Waffen zur Hand, in den Armen. Doch die Stimmung war dennoch nicht die beste, denn sie hatten es nicht ganz geschafft. Mit einem abschlaffenden Geräusch fiel etwas weiters zu Boden und ihr Bruder hatte es sofort gemerkt. Er löste sich aus ihrer Umarmung, hin zu dem Vampir, der dort auf dem Boden lag, in einer riesigen Blutlache umgefallen war. Isabell wusste nicht, ob sie das freuen sollte, doch es schien doch schlimm zu sein. Egal was dieses Wesen auch für schreckliche Umtriebe hatte, es war ihnen doch zu Hilfe geeilt und hatte große Teile der Nahkämpfertruppe erledigt, ohne die Hilfe wären sie vielleicht nicht so unverletzt und glimpflich davon gekommen gewesen. Nun aber steckten zwei Pfeile, die sicher vorher auch gebrannt hatten, in der Brust des Vampirs, der nur noch leicht keuchend in seiner eigenen Blutlache lag. |
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04.04.2004, 14:55 | #94 | ||||||
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Sofort war Rociel zu dem Lord geeilt und stützte vorsichtig seinen Kopf auf seine Hände, ehe er sich um die Pfeile kümmerte. Es sah nicht gut aus, denn er hatte eine Menge Blut verloren, vielleicht schon zuviel. Das schwarze Haar in seinen Händen, es fühlte sich ähnlich schön an, wie das von Isabell. Vorsichtig drehte er den ersten Pfeil links und rechts herum, bis er sich schließlich löste. Rociel wusste, dass er nicht abbrechen durfte, da sonst die Spitze im Körper stecken bliebe. Auch beim zweiten machte er die vorsichtigen Hebelbewegungen, doch er hörte ein Knacken und befürchtete schon das schlimmste, als er sich doch noch löste und heraus kam. Das war schon mal sehr gut, doch noch war nichts entschieden. Alucard hatte anfangs die Augen geschlossen, in einer Art Delirium sich befindend, musste ihm wohl schwarz vor Augen geworden sein. Doch jetzt packte er auf einmal den Arm von dem jungen Fürst und richtete seinen Körper auf, was er eigentlich gar nicht mehr schaffen konnte. Mit leiser, säuselnder Stimme sprach er dann, es war unglaublich, aber scheinbar hatte er keine Mühen dabei. Ich…ahhhh…ich komme schon klar. Aber meine Wunden sind zu schwer, als das ich noch lange hier liegen bleiben kann. Hört mir zu…ahhhh…ich muss zurück in meinen Sarg, sonst werde ich sterben. Zuviel Blut ist verloren gegangen, ich brauche meine Ruhe. Ihr braucht mich nicht begleiten, den Weg zurück werde ich noch schaffen. Aber…uhhhh…ihr beide müsst mir helfen…ich hätte nicht gedacht, dass ihr soweit kommt, deswegen bin ich euch auch gefolgt. Aber es hat scheinbar doch geklappt, denn nun steht ihr ja vor Skelldons Tor und er ist euch schutzlos ausgeliefert…ahhhh….Wenn ich in meinen Sarg zurückkehre, wird Skelldon das nutzen und die Tür ein zweites Mal versiegeln…und ich weiß nicht, wie lange es dauern wird, bis es noch einmal jemand schafft mich zu befreien…uhhhh…ihr müsst den Herrscher der Untoten besiegen. Schlag ihm den Kopf ab, tötet ihn, dann kann ich wieder von hier weg. Ich werde schon bald wieder fit sein, aber ihr dürft nicht scheitern…bitte…tötet Skelldon ich kann euch dabei nicht mehr…helfen…aber…wir…sehen uns wieder… Wo eben noch der sterbende Mann lag, war plötzlich nur noch ein schwarzer Fleck, um ihn herum das rote Blut, das wirklich in Strömen aus der Brust und auch aus dem Rücken, sowie dem Mund des Lords gelaufen war. Doch jetzt sah er nur noch eine Fledermaus, die in den hinteren Gängen verschwand. Rociel wusste nun, dass es der Vampir war, der sich aufmachte zu seinem Sarg zurückzukommen. Er hatte zwar keine Ahnung wie es möglich war, dass man mit so einer Verletzung überleben konnte, wenn man nur in einem Holzbehälter lag, aber andererseits hatte es der junge Mann auch nie für möglich gehalten, dass es Wesen gab, die sich sowohl in menschlicher, als auch in animalischer Gestalt zeigen konnten. Der Lord, er war ein Geheimnis, ein riesiges Geheimnis und Rociel war sich sicher, dass es Dinge gab, die dieses Wesen noch immer verschwiegen hatte, doch andererseits sah man ihnen auch nicht an, dass sie keine echten Menschen waren und so lief alles wieder seinen gewohnten Gang. Doch als er sich nun wieder erhob, seine Hände zu einer Faust ballte und so das ganze Blut noch weiter verteilte, da waren seine Blicke grimmig und seine Zähne kamen hervor, als ob sie gleich zubeißen wollten. Das Blut, es war von einem wahren Verbündeten gekommen. Und außerdem hatte es noch eine andere Funktion, denn es war Blut…Blut, das er so lange nicht mehr gesehen hatte, Blut, das er nicht sehen durfte. Inzwischen hatte er seinen Blutrausch besiegt, doch der rote Lebenssaft sorgte noch immer für eine Verschärfung seiner Sinne und einen Anstieg seines Kampfwillens. Fast vernarrt war er in diesen roten Saft, so sehr, dass er ihn nicht mehr sehen wollte. Nun klebte das immer dickflüssiger werdende Zeug an ihm, an seinen Händen, wie an denen eines Gefallenen, oder eines Verwundeten. Es war wieder Ruhe eingekehrt, nachdem die letzten Flügelschläge der Fledermaus verstummt waren. Keiner hatte sich mehr getraut etwas zu sagen, alles war stumm und starr. Mit einem seiner Tücher und etwas Wasser wusch er sich das Blut von den Händen und blickte dabei mehr als eindeutig auf das große Tor, das zwischen ihnen und Skelldon lag. Vielleicht mochte er sich dahinter verstecken, doch das würde ihm nichts nützen. Seine letzten Momente hatten begonnen, die letzten Stunden begannen zu laufen. Rociel wollte das ganze nur noch beenden, er wollte dem Lord den Gefallen tun und ihm einen geruhsamen Schlaf ermöglichen, er wollte das Amulett holen und er wollte Beliars Dienern einen gehörigen Schlag ins Gesicht verpassen. Trotz der Gefahr, die hinter diesem Tore lauern mochte, es gab keinen besseren Zeitpunkt mehr, als jetzt. Lass es uns beenden. Jetzt. Hier. In diesen Augenblicken. Lass es uns beenden. Raus, fort von hier. Weg von alldem. Hinfort mit der Dunkelheit. An das Becken der Natur. Lass es uns beenden…Schwester. Mit gereinigten Händen drehte er sich zu Isabell, gesenkte Köpfe weit und breit, sowohl bei den Lebenden, als auch bei den Toten. Zwischen Knochen stehend, in Knochen stehend, neben Knochen stehend. Der Tod um sie herum. Ein Käfig aus Knochen. Ein Gefängnis des Todes. Knackend, brechend, polternd, knirschend, wichen die Werkzeuge des Körpers seinen Stiefeln, die diese einfach zertrampelten. Wenn du bereit bist, bin ich es auch. Nichts wünsche ich mir mehr, als wieder frische Luft zu atmen. Im Vorbeigehen seine Finger für einen Moment an die Wange der lieblichen Frau gehalten, ein ehrliches Lächeln für sie gewidmet, sonst aber voller Kälte im Körper, jeder der ihn anfasste erzitterte. So sei es. Unsere Wünsche sind dieselben, unser Ziel, unser Glauben, unser Leben. Nun stehen wir hier am Rand der Hölle. Im tiefsten Reiche Beliars als Diener des einzig wahren Herrn. So viel Glück wir auch hatten, auch in dieser Stunde wird das Licht auf uns scheinen und die Tränen auf uns fallen. Die Zeit läuft gegen das Böse, denn wir sind jetzt da. Beenden wir es nun, ohne große Worte, ohne zu zögern. Sie standen vor dem Tor, es war wirklich riesig und einige Meter hoch. Rociel sah es sich gut an, der schwarze Marmor und die unzähligen Steine, alles auf dem riesigen Abbild des Kopfes von Skelldon, den sie nun in und auswendig kannten. Wieder waren dunkle Schriftzeichen in einem Kreis geschrieben, Zeichen, wie sie nur der untoten Sprache gehören konnten. Das Tor war verschlossen, doch gab es an der Seite, hinter den zwei riesigen Fackeln, jeweils einen Schalter, den sie betätigten, synchron und in der Hoffnung, dass ihr Weg nun weiterging. Zwar hörten sie die Geräusche eines Klackens, wie auch schon beim Tor des Vampirs, das aber viel, viel kleiner war, aber nichts passierte. Doch dann spürte er wieder die dunkle Kraft auf seiner Brust und ohne ihn gerufen zu haben tauchte Rexx wieder auf. Das hieß, eigentlich war er ja nie weg, aber erst jetzt schien er wieder aktiv dabei zu sein. Ohne zu fragen las er die Inschrift auf dem Tor. Suzubis anterus unk ZOPAR! Und das Tor begann zu ächzen, die beiden Torflügel wanden sich zur Seite, langsam aber sicher drang ein heller Lichtschein an sie heran, er wurde immer größer und intensiver, bis das Tor sich einklinkte und erneut verstummte. Nun waren sie an der Stelle, für die sie sich so lange gequält, geschunden und abgerackert hatten. Sie hatten Zutritt zu Skelldons Thronsaal. Ich hoffe du weißt was du tust, mein Meister, denn ich bin nicht scharf drauf hier zu vergammeln… Auch die Worte von Rexx änderten nichts an seinem Entschluss. Das Licht vor ihnen bebte regelrecht und zog sie herein. Hand in Hand betraten sie dann den Saal, traten über die riesige Schwelle des gigantischen Tores und fanden sich in einem unheimlich prunkvollen Saal wieder. Es schimmerte von der Decke nach Gold, der Boden war aus massiven, roten Pelz, an den Wänden hatten sich Gemälde breit gemacht, die größer waren als sie zusammen, die Fackelhalter waren nicht aus ordinärem Eisen, sondern aus blitzenden Silber, die Fackeln bildeten eine Allee, die große Teile des Saales einnahm. An den Seiten waren kleine Brunnen aufgestellt, auf denen kleine Kinderstatuetten standen und aus deren Mündern Wasser kam, andererseits gab es immer wieder Abbilder von Skeletten, die in Stein geschlagen schienen. Auch größere Statuen in Rüstungen begegneten ihnen, mal aus Granit, mal aus Marmor und mal auch aus edlen Metallen. Sie warfen ihre Rucksäcke von den Schultern, wussten sie doch, dass sie im Kampf nur hinderlich wären, jetzt brauchten sie sowieso kein Wasser und keine Nahrung mehr, jetzt war das alles egal. Ihr Weg führte sie jedoch auf der Fackelallee zu einem Ziel, dem absolutem Ende. Skelldon. Ein hoch gelegener Thron war sein Reich, er hatte alles was er wollte, Felle, Stoffe, Edelsteine, Metallene. Der Thron war aus Knochen geschnitzt, genau wie die ganzen Kronleuchter, die auch hier mit den Köpfen von Skeletten protzten. Zwei kleinere Schädel bildeten den Abschluss der wuchtigen Armlehnen und auf der Spitze der Rückenlehne prangerte erneut sein Abbild aus Knochen geschnitzt. Der Herrscher trug eine blitzende Rüstung, wie es erzählt worden war, sie betrug mehrere Schichten und schien gar nicht so unflexibel zu sein, wie sie aussah. Sein ganzer Körper war mit den edelsten Stoffen behangen die es gab und von weiten sah es so aus, als ob sie zu einem Königshof traten, keine Spur von untoter Manie. Er hielt seinen Stab ein wenig schwenkend, schien sich das alles recht amüsiert anzuschauen, hatte er wohl doch längst einen Plan. Hinter dem hoch gelegenen Thron standen zwei eiserne Stangen, an deren Ende befanden sich zwei Kohleschüsseln mit einem Durchmesser von zehn Metern. Die Kohlen glühten und auch kleine Flammenzungen bleckten heraus, doch dies war noch ein wenig eindrucksvoller als die Fackeln vor dem Tor. Anscheinend genoss man hier einen Prunk, der selbst den König blass dargestellt hätte, geradezu blamiert wäre er in seinem Hofe gewesen. So hausten also die Schergen und Anführer Beliars Armeen. Es war doch immer wieder schön mit anzusehen… Vor dem Throne standen vier Männer, zumindest glaubte er anhand der Statur zu sehen, dass es Männer waren. Sie waren zwar weniger prunkvoll dekoriert und gekleidet, doch trotzdem sonnten sie sich in dem Licht dieses Herrschers und hatten ebenfalls gute Kleidung an. Dabei waren sie unterschiedlicher, wie man es kaum sein konnte. Einer der vier hatte ein Gewand an, keine schwere Eisenrüstung, sondern nur ein einfaches Gewand, dieses war dafür aus schwerem Brokat und ging über den ganzen Körper. Er saß mehr als er stand, hatte ein Pergamentblatt in der Hand und eine Feder zum Schreiben in der anderen. Daneben war noch ein kleines Skelett, es trug eine stachelige Krone auf dem Haupt, die jedoch aus billigem Eisen war, nichts im Vergleich zu dem goldenen Stück des Herrschers, der immer noch gelangweilt seinen Stab hielt und damit hin- und herschwenkte. Das vorderste Skelett war riesig, gute zwei Meter alleine von ihrer Sicht aus. Es trug einen mächtigen Helm, der das Aussehen noch vergrößerte, unzählige spitze Stacheln darauf. Darunter eine schwere Eisenrüstung, die den Kerl wohl lähmen musste, aber auch optimal schützte. Er war mit einer riesigen Axt bewaffnet, die gut und gerne zwei Meter lang war. Zumindest der Schaft war mehr als eineinhalb Meter lang, das Axtblatt machte jedoch einen riesigen Eindruck. Der vierte und letzte im Bunde war eine Mischung aus diesen Skeletten, er trug einen Helm mit verlängertem Kettenansatz, eine leichte Rüstung und einen guten Einhänder, der am Griff mit prächtigen Smaragden besetzt war. Diese vier waren also Skelldons Vertraute, von denen auch der Magier berichtet hatte, sie waren wirklich da. Es war wieder eine fadenscheinige Situation, denn es war schon viel zu lange ruhig geblieben, aber noch kamen sie näher, immer näher zum Thron, zu Skelldon. |
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04.04.2004, 16:02 | #95 | ||||||
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Plötzlich erhob sich der breitschultrige Mann aus seinem Thron, stand auf und setzte sich wieder in einer anderen Sitzposition hin. Sie konnten die Augen nicht sehen, da dort, wo bei Menschen die Augenpupillen waren, nur eine schwarze, unendlich tiefe Wand war. Auch der Rest des Gesichtes bestand nur noch aus Knochenmark, nichts anderes mehr war dieses Skelett. Es wirkte so einfach, nur noch fünf Skelette vor ihnen, es war nun wirklich nicht schwer fünf Skelette zu besiegen, doch gleichzeitig waren da diese Besonderheiten, die es zu einem mehr als ausgeglichenen Kampf machten. Isabell bemerkte das Amulett sofort, es hing um den Hals von Skelldon, genau wie unzähliger anderer Schmuck. Beim Aufstehen hatte sie die prächtigen Beinkleider des Skelettes gesehen und den Gürtel, dessen Lasche mit einem Skelettkopf behangen war. Alles drehte sich hier anscheinend nur um Köpfe, um tote Köpfe und ihre weitere Verwendung. Isabell fand das widerlich, dieser ganze Knochenkult war nichts für sie, nein, ganz und gar nicht. Es war einfach nur abstoßend hier unten zu sein, denn auch der Geruch des Todes kam nun wieder stärker auf als je zuvor. Vielleicht machte es keinen Unterschied für den Tod, ob Skelette starben, denn sie waren ja ohnehin schon tot, doch ihre momentane Lebensessenz würde trotzdem gehen und so wusste der große Seelenfänger, dass es bald wieder etwas zu holen gab. Etwas war immer drin, wenn es zu einem tödlichen Kampf kam. Es konnte nur einen Sieger geben. Die vier Vertrauten des großen Tyrannen wurden nun langsam wilder, der offensichtliche Schreiber, er zog zwei Dolche aus seinen versteckten Armflügeln und auch der Rest begann unruhig mit den Waffen in den Händen zu spielen. Vor allem der schwer gepanzerte Krieger trat nun nach vorne, zwei Meter vor alle anderen, ehe er stoppte und wütende Blicke zu seinem Meister warf. Anscheinend konnte er es gar nicht mehr erwarten ihnen die Köpfe abzuschlagen, seine Waffe in Blut zu tränken oder was auch immer so ein abstoßendes Wesen vorhatte. Doch der Herrscher blieb nach wie vor ruhig auf seinem Thron sitzen und schwenkte immer mal wieder mit seinem hölzernen, absolut billig aussehenden Holzstab umher. Es war das einzige Teil, das nach nichts aussah und war deswegen auch so ein Blickfänger. Doch dann schien er genug gesehen zu haben von den zwei Fleischlingen unter ihm, für die er sie sicherlich hielt. Isabell wusste nicht, ob er ahnte, dass sie keine normalen Menschen waren. Vielleicht wusste er es schon von Anfang an, vielleicht erst jetzt, oder aber er ging noch immer davon aus, dass er es mit zwei Menschen zutun hatte, mit zwei schwachen, sterblichen Menschen, die man so schön in Stücke schneiden konnte. Auf jeden Fall stand er ein zweites Mal auf und blieb aber stehen, ehe er mit eiserner Stimme seine Rede begann. Irgendwie hatte sie es geahnt, diese Skelette hatten wohl alle das Bedürfnis zu reden, anstatt sofort den Befehl zu geben. Habt ihr es geschafft! Ihr habt meine ganze Leibwache zerstört, vernichtet, getötet. Aber nein, sie waren ja schon tot…es wird keine große Sache sein, ihre Knochen wieder zusammenzuflicken, nein. Auch die restlichen Diener, die mir wichtig waren, werden wieder auferstehen, den Schmied, erinnert ihr euch? Seine Waffen sind so gut…für das gemeine Volk. Schöne Schwerter, mit der Macht der Untoten belegt. Wird ein Mensch damit verwundet, stirbt er, auch wenn die Wunde nicht tödlich ist und seine Seele kommt zu mir. Eine schöne Sache nicht wahr? Aber ich muss sagen, ich habe es fast geahnt. Als der Spiegel nach Jahrhunderten wieder eingesetzt wurde, da spürte ich, wie eine Gefahr hierher kommt. Ich habe zwar nicht erwartet, dass ihr bis zu mir vordringen könntet, doch mein Amulett hat mich davor gewarnt. Ich weiß jetzt auch, dass ihr auch zwei dieser Amulette besitzt. Deswegen seid ihr doch nur hier, wegen meinem Amulett, nicht wegen mir oder meinen Untertanen, geschweige denn meinen Schätzen. Nein, nur wegen diesem kleinen Stück aus Innos Händen. Zu schade, dass es schon so lange in meinem Besitz ist und ich es nicht hergeben will. Aber ich bin gierig, jetzt, wo ich die Chance bekomme, will ich mir auch eure Amulette nehmen. Doch vermutlich habt ihr da was dagegen. Übrigens danke ich euch für den dummen Hinweis. Ich wäre nie darauf gekommen, dass ihr keine Menschen seid, aber nun spüre ich euer Blut. Es ist das Blut eines widerlichen Dämons. Vielleicht macht es euch ja Spaß uns Skelette zu töten, doch mir macht es noch viel mehr Spaß Dämonen zu töten, diese schmierige Rasse, die keine Existenz verdient hat. Und doch kommt ihr mit dem Antlitz von Menschen? Aber es ist egal, was ihr seid und wer ihr vorgebt zu sein. Eure Beweggründe sind das einzige, was zählt. In euren Forschungen habt ihr sicherlich festgestellt, dass auf Zopar die Untoten regieren und ich bin ihr Herrscher. Erst sieben Menschen haben es hierher geschafft und alle sind sie gestorben. Im Übrigen muss ich euch nochmals danken. Ihr habt das versiegelte Buch dieses windigen Magiers dabei. Jetzt, wo es von seiner schützenden Stelle weg ist, kann ich es endlich wieder an mich nehmen. Ich erinnere mich noch gut, wie ich ihm mein Schwert in den Rücken rammte und nicht an die Schriftstücke rankam. Ach ja und dann habt ihr auch noch Alucard befreit. Dieser fanatische Vampir, der mich töten will. Ich habe gesehen, dass er überraschenderweise wieder in seinen schützenden Sarg zurückgekehrt ist. Seltsam, wo er doch weiß, dass ich das Tor wieder versiegeln lassen werde. Aber auch dafür, werdet ihr nun bezahlen. Niemand zerstört meine Pläne und durchkreuzt sie. Genauso wenig wie damals, als sie mich hierher verbannten. Meinen Körper haben sie zerstückelt und geschändet, sie, die Menschen und die Dämonen haben ihnen einst geholfen. Mein Hass lodert noch heute, intensiver und stärker als eh und je. Ihr beide habt keine Ahnung, was es bedeutet hier unten eingesperrt zu sein und Jahrhunderte in Einsamkeit in Ketten zu liegen. Und ihr habt vor allem keine Ahnung was es bedeutet, gegen einen Untoten zu kämpfen. Die Gegner, die ihr bis jetzt besiegt habt, sie waren doch nur kleine Sklaven. Diener. Die Armee, sie lauert schon und wartet weiterhin auf Befehle von Beliar. Und er wird es auch sein, der sich über euch freuen wird. Schade, eigentlich seid ihr viel zu jung, um zu sterben, aber wie sagte man damals bei uns. Zum Sterben ist man nie zu jung. Ihr werdet euch wünschen, nie hergekommen zu sein, alle Feinde von Skelldon sind bisher in wenigen Momenten gefallen und nun genug geredet. Ihr sollt mich nicht für einen Lügner halten und meine Worte anzweifeln, euer Ende ist nun gekommen. Meine engsten Vertrauten, meine geliebten Kinder, meine tapferen Brüder, ihr habt lange genug auf frisches Blut gewartet. Nun sei eure Wartezeit vorbei, befriedigt eure Gier, zerfetzt sie, durchbohrt ihre schwachen Körper und trinkt ihr Blut, aber lasst mir ihre Amulette, hahahaha… Zum letzten Mal wollten sie dieses schreckliche Lachen ertragen, doch es verstummte nicht und führte sich noch lange fort. Der Herrscher, der Tyrann, der Herr über die Untoten Legionen und Herrscher von Zopar, er setzte sich wieder entspannt hin, auf den weichen Thron und sah zu. Noch bevor der Regent fertig gesprochen hatte, war der Krieger mit der Axt auf sie zugestürmt, voll im Wahn kannte er keine Grenzen mehr, anscheinend hatte die lange Zeit ohne Kampf einen schlechten Einfluss auf seien Geduld gehabt. Andererseits war er auch deutlich langsamer als sie, mit der schweren Eisenrüstung kam er nicht halb so schnell voran, trotz des mageren Gewichtes seines Körpers, der eigentlich diese Last gar nicht tragen konnte. Doch trotzdem, Zeit zum Ausruhen hatten sie deswegen nicht, denn auch die anderen drei Skelette setzten sich nun in Bewegung, der Axtschwinger kam direkt auf sie zu. Ausgerechnet dieser riesige Kerl, dachte sich die junge Frau und hielt ihre Klingen fester, was gar nicht so leicht war mit schweißigen Händen. Zuerst wollte sie mal nichts riskieren, doch irgendwann musste sie auch mal angreifen. Neben ihr erklangen die ersten Kampfgeräusche und ihr Bruder rückte in den Kreis der Kämpfenden, auf den sich gleich zwei der Skelette konzentriert hatten. Auf einmal war das riesige Skelett ganz nah, es holt zum Schlag aus und Isabell hätte versuchen können in dem Moment nach vorne zu schlagen, da momentan, die komplette Oberkörperseite deckungslos war, doch sie zögerte und blieb in ihrer Haltung. Die Axt fuhr donnernd herunter und ihre beiden Schwerter bildeten erneut ein schützendes Kreuz vor ihrem Körper, doch die Wucht des Einschlags war so groß, dass sie den Halt der Füße verlor, nach hinten fiel und im Fallen auch noch eines der Schwerter. Nur noch ein Schwert und leicht benommen blieb sie liegen, während das schwer gepanzerte Skelett zum zweiten Schlag ausholte. Vom Thron her schrie Skelldon begeistert: Ja, da ist die erste schon weg und tatsächlich sah es so aus, als ob das Skelett nun Schluss machen würde und Sekunden nach dem Schlag fuhr das Axtblatt erneut vom Rücken herunter, mit voller Wucht auf ihren Körper zu, den sie nun mit nur noch einem Schwert zu verteidigen versuchte, was einer Katastrophe gleich kam. Die Axt fiel schon auf die Brust zu und sie schloss die Augen, als auf einmal ein klingen ertönte und sie blitzschnell die Augen wieder öffnete. Oh nein, so schnell werden wir nicht sterben. Ihr Bruder hatte ein verknittertes Gesicht und biss auf die Zähne, während er sein Schwert festhielt, dass wenige Zentimeter über ihrem Körper schwebte und auf dem die Axt des Skelettes zitterte. Ganz schnell rollte sie sich aus der Kampfzone und das war auch dringend notwendig, denn Rociel hatte sich nur ein paar Sekunden von den inzwischen drei Angreifern befreien können, nun hatte er vier auf dem Hals, doch das war viel zu viel. Er hatte ihr das Leben gerettet, aber was war es schon wert, wenn sie trotzdem sterben würden? Sofort attackierte sie den Axt schwingenden Feind erneut, auch nur mit einem Schwert und schlug ihren Krummsäbel in die Rüstung, mit voller Wucht zog sie das Schwert heraus und nahm das zweite wieder auf. Doch anstatt angeschlagen zusammenzubrechen, fuhr es nur herum, wobei die Axtklinge nur knapp über ihrem Kopf wirbelte. Sie hatte aus ihren Fehlern gelernt, das hieß, sie ließ sich nicht mehr auf eine direkte Konfrontation mit der wirbelnden Axtklinge ein. Nun nutzte sie endlich ihre Schnelligkeit und wich den Schlägen einfach aus, während sie sich immer wieder um den Pulk mit ihrem Bruder in der Mitte kümmerten. Auf einmal waren sie mitten drin und schon wieder schwenkte das Skelett das Axtblatt, um genügend Wucht für den Schlag zu besitzen. Da kam ihr eine Idee, vor ihr befanden sich die Skelette, die ihren Bruder bedrängten, sie hatte sich auch schon den passenden Gegner ausgesucht, das kleine Skelett, das weniger schwer gepanzert war. Nimm das kleine, stoß es weg! Wie aus dem nichts kam ihr Schlag, beide Beine des kleinen Skelettes schlug sie ab, in ihrem Nacken das langsame, überstarke Skelett. Danach beobachtete sie die Schläge der anderen beiden und fuhr direkt im richtigen Moment nach vorne, blockte mit beiden Klingen die Schläge ab, so dass ihr Bruder einen Moment freie Hand hatte, dieser hatte verstanden und rammte dem kleinen Skelett sein Schwert in die Brust, durch die fehlenden Beine taumelte es nun nach hinten und genau dort tauchte jetzt das Skelett mit der Axt auf, Isabell war stehen geblieben, merkte aber, dass es jetzt Zeit war, hechtete sich nach vorne, genau im richtigen Moment, als die Axt zu Boden ging und an der Stelle einschlug, wo sie noch eben stand. Mit voller Wucht krachte die Axt in den ziemlich wehrlosen Körper des kleinen Skelettes und zerfetzte diesen. Nein!, schrie es vom Thron, eine unerwartete Neigung, die der so selbstsichere Tyrann nicht eingeplant hatte. Gleichzeitig jedoch ging der Kampf weiter, denn die beiden anderen Skelette waren nur für Sekunden abgelenkt und schlugen schon wieder zu, als sie noch an ihnen vorbeisegelte. Gleichzeitig begann der schwer gepanzerte Krieger schon wieder seine Jagd, ohne Emotionen kämpfte er sofort weiter und sie tat das einzig richtige, sie lenkte dieses Monster ab, in dem sie es versuchte von Rociel fernzuhalten. Einer musste sich ja schließlich darum kümmern, man konnte es nicht stoppen, wenn man sich auf eine direkte Konfrontation mit der Axt einließ. Isabell hoffte inständig, dass ihr Bruder bald zu Hilfe eilen konnte. |
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04.04.2004, 19:33 | #96 | ||||||
Heimdallr Beiträge: 12.421 |
Verdammt, war das knapp, dachte er noch immer, was sich Isabell da nur für einen Schnitzer geleistet hatte, er wusste es nicht. Wenigstens hatten sie dank ihrer genialen Idee diesen außer Kontrolle geratenen Axtschwinger als Waffe für ihre Zwecke einzusetzen schon ein Skelett weniger, doch das Kleine war auch das Schwächste von allen und stellte keine große Gefahr für ihn da, dennoch war es gut, denn so hatte er schon eine bedeutende Erleichterung in seinem Kampf. Rociel betete nur, dass Isabell durchhielt und sich um dieses riesige Skelett kümmerte, solange bis er einen Weg gefunden hatte, gegen seine zwei Noch-Gegner zu bestehen. Es war dieser Schreiberling, der seine Feder gegen die zwei Dolche getauscht hatte und der mittelmäßig gepanzerte Krieger mit dem guten Einhandschwert. Sie arbeiteten perfekt zusammen, als ob sie schon Jahrhunderte zusammen kämpften und das war wohl sogar der Fall. Während der Schreiberling verdammt schnell war und immer wieder einen seiner zwei Dolche nach vorne in Richtung Schulter stieß, blockte der Zweite seine Angriffe und kam oft genug selber mit gefährlichen Schlägen seinem Körper nahe. Das Problem war auch, dass er nur eine Waffe besaß und seine Gegenüber drei insgesamt. Doch der Fürst wäre nicht er, wenn er nicht schon selbst einen Plan gehabt hätte. Die Bewegungen der beiden waren wirklich sehr gut eingespielt, doch genau das war ihr Problem, viel zu wenig Bewegung herrschte in dem Kampf, ihre Füße schien wie eingefroren, auf dem Boden festgewachsen. Das nutzte er und machte sich zu einem kleinen Lauf bereit. Wie aus dem nichts fuhr er nach hinten und rannte fort, die Skelette sofort hinterher. Er war zuerst auf der Flucht, sah auch seine Schwester, die ebenfalls vor ihren Gegnern flieh, doch bei ihr war es eine echte Flucht, bei ihm nur eine angetäuschte. Die Skelette nämlich hielten nicht sehr viel davon, waren längst nicht so fanatisch wie dieses Monster weiter vorne, doch auch sie trieb nur der Drang zu töten voran, was sie nicht übersahen war die Tatsache, dass er geradewegs Richtung Tor rannte, direkt die schöne Fackelallee entlang. Auf dem schönen Teppich waren seine Schritte absolut lautlos, obwohl sie weite Entfernungen liefen. Zwar hatten die Skelette kein Problem damit seinem Tempo zu folgen, aber ihre Fixierung auf ihn war ein Problem. Als er sie da hatte, wo er sie haben wollte, wartete er, bis sie näher da waren, dann schlug er mit zwei Schlägen die silbernen Fackelständer auseinander und ließ sie geradewegs in das Feuerbad eintauchen. Doch er wusste, dass dies nicht das Ende sein würde und rannte geradewegs weiter. Skelldon hatte ihn noch im Blick, aber Isabell musste jetzt ein paar Minuten ohne ihn auskommen, aber er wusste, dass sie das schaffen würde. Der Fürst huschte durch das Tor, durch das er eben noch gekommen war, und blieb sofort an der ersten Wand stehen, an die er sich presste. Sein aufgewühlter Körper atmete ein und aus, sein Brustkorb wurde kleiner und größer und sein Keuchen versuchte er so gut es ging zu unterdrücken, denn er hatte einen Plan, der aber nur aufging, wenn die Skelette ihn nicht wahrnahmen. Zehn, zwanzig Meter hatte er vielleicht Vorsprung gehabt, dank des Fackelvorfalls. Nur vier Sekunden nach seiner Ankunft hörte er jedoch schon die Schritte kommen, schaurig klapperten die Knochen. Seine Hand umfasste den Griff härter, auch die zweite Hand beteiligte sich daran. In beiden Händen ruhend, vermerkte er eine kurzzeitige Ruhe, in der sich nichts tat, dann aber setzten sich die Skelette wieder in Bewegung und er hoffte, dass sie die Verfolgung nicht aufgaben und durch das Tor traten. Und tatsächlich, sie kamen näher, er sah den Schattenwurf des ersten Skelettes und fuhr in dem Moment herum, ohne Chance traf seine wuchtige Klinge den Hals des ersten Skelettes, das Skelett, mit der leichten Panzerung und dem edlen Schwert. Sofort war auch dieses geschlagen, kein Wunder, wenn man den Kopf abschlug musste man irgendwie, irgendwo tot sein, das war nun mal Fakt. Ein Schrei war auch hier der Begleiter des Ablebens vom untoten Dasein. Doch leider konnte er nicht auch sofort den zweiten Verfolger vernichten, denn dieser war zurückgezuckt und so dem zweiten Schlag entgangen. Nichts desto trotz, sein Plan war schon jetzt aufgegangen. Er sah das Skelett mit den beiden Dolchen, wie es wieder auf ihn zukam und er hatte erneut eine Idee. Jetzt, wo er schon so weit weg war, machte es auch nichts mehr. Direkt neben dem Tor, keine fünfzehn Meter entfernt, lagen die Überreste des toten Kommanten, der so unglücklich gefallen war, weil in seiner Rüstung seine beiden Dolche steckten. Zu dem lief er jetzt und nun war er wieder der Gejagte, obwohl er sein Schwert hatte und dieses einen klaren Reichweitenvorteil besaß, ließ er es neben den schwarzen Knochen aus der Hand gleiten, ganz bewusst ließ er sein Schwert los und zog mit beiden Händen die Dolche aus dem Körper. Nun war es ein gleiches Duell, sie waren ungefähr gleich groß und hatten beide zwei Dolche in der Hand, die sich in der Frage der Qualität kaum unterschieden. Jetzt kam es drauf an. Nicht, wer der bessere Schwertkämpfer war, sondern wer am besten mit den Dolchen umgehen konnte. Rociel war mit dem Dolch groß geworden, es war seine erste Waffe gewesen und selbst heute noch konnte er mit diesen Waffen einiges mehr als mit dem Schwert. Er beherrschte jeden Trick den man mit den kleinen Waffen beherrschen konnte und wenn es eine Waffenart gab, mit der er perfekt zu Recht kam, dann war das nicht das Schwert, sondern der Dolch. Genau aus diesem Grund hatte er diesen Schritt auch gewagt. Sofort hatte er seine erste Probe zu bestehen, denn das Skelett schnellte mit einem der Dolche auf seinen Hals zu, doch er wich diesem Schlag aus und drehte seinen Kopf nach links, während er konterte und mit beiden Waffen auf den Kopf zielte. Doch das Skelett war nicht schlecht, mit gekreuzten Dolchen bildete es eine Mauer, an der er stecken blieb. Doch das Skelett zögerte zulange, er täuschte einen weiteren Schlag an, das Skelett hielt wieder den Kreuzblock vor sich, ohne zu sehen, wie der Griff aus den Händen fiel und sofort wieder aufgefangen wurde. Mit dem zweiten Dolch im Hintergrund, fuhr seine rechte Hand von unten links nach oben rechts, in einer wundervollen Kurve riss es die Knochen weg und das Skelett verlor die eigenen Waffen aus der Hand. Auf dem Boden kriechend, versuchte der Schreiberling noch in Richtung Skelldon zu fliehen, doch Rociel sah nur zu, dass es einigermaßen weit weg war, damit die Entfernung stimmte, dann tauschte er die beiden Dolche aus und gewöhnte sich kurz an den Griff, der sich ein wenig unheimlich anfühlte, vermutlich, weil bis eben noch die Fingerkuppen des Schreiberlings darum waren. Doch dann, kurz bevor dieser das Tor passiert hatte, glitten ihm die beiden Dolche nacheinander aus den Händen und bohrten sich zielsicher in den Hinterkopf, der nun endgültig zusammenbrach. Schnell und hektisch packte er die eigenen Wunderwaffen zwischen den Gürtel und hetzte zum Schwert, dass noch im gebückten Laufen aufgenommen wurde, ehe er zum Tor weiterlief. Dort trampelten seine Stiefel den Körper des Skelettes nieder, so dass er ja nicht noch mal aufstand, ehe sie so schnell sie konnten in den Saal zurückliefen. Früher als erwartet, noch im Ende der Fackelallee, traf er auf Isabell und lief fast unter den Axthieb des letzten im Bunde von Skelldons Vertrauten, den er keines Blickes auf seinem Thron würdigte. Scheinbar war dieser Axtkämpfer der einzige, der richtig kämpfen konnte, doch auch das war kein Privileg für Unsterblichkeit. Denn nun waren sie zu zweit. Rociel?! Die Augen seiner Schwester strahlten, als er wiederkam und auch er war zufrieden mit dem bisherigen Kampf. Zwar war dieser Lauf, nach all den Strapazen davor, in voller Rüstung, anstrengend, doch Schmerzen mochte er immer noch nicht verspüren. Der Trank wirkte vorzüglich und das musste er gegen dieses Monstrum auch. Er hatte ja gespürt, was für eine Wucht so ein Schlag hatte und auch er wollte nicht mit der Axt ein zweites Mal kollidieren, doch wenn es sein musste, würde er auch das machen. Erstaunlicherweise hatte er schon nach Sekunden, in denen er schon wieder auf der Flucht war, erneut einen Plan. Eigentlich war dieser nicht unbedingt clever und er war darauf auch nur gekommen, weil er an jene Situation gedacht hatte, wo die Axt auf sein Schwert gedonnert war, doch der Plan an sich war genial, auch wenn er noch viel riskanter wurde wenn man wusste, dass sie ihn noch nicht geprobt hatten, das hieß, geprobt hatten sie es schon, nur noch nie mit Gegnern. Ein solches Kaliber war da vielleicht verkehrt, aber es war nicht Skelldon und für weitere Fluchtspielchen hatten sie keine Zeit, sie wussten schließlich nicht, wann der Herr dieser Hallen selbst eingriff, sie mussten dieses Monstrum so schnell es ging fällen und da nahm er dieses Risiko in Kauf. Während sie noch wegliefen, erklärte er den Plan seiner Schwester, da sie hier nicht mit Pfiffen arbeiten konnten, es war viel zu heikel. R: Hör zu Schwester…ich habe einen Plan… I: Na dann…lass hören… Neben ihn schlug erneut die Axt in den Boden, nur einen Meter verfehlte sie Rociels Bein. R: Ich lenke das Skelett ab…du tauchst in meinen Rücken… I: Und dann? R: Ich werde das Risiko eingehen… und einen Block gegen die Axt… versuchen. Dabei werde ich wieder in die Hocke gehen. I: Was? Wieder donnerte die Axt in den Boden und riss weite Teile von diesem schönen Teppich auf. R: Erinner dich an unser Training…im Wald…dein Absprung…außerdem ist so das Ziel für die Axt kleiner… I: Du willst diese irre Aktion jetzt proben? R: Wir haben keine Wahl, das Skelett muss weg…du nimmst Anlauf, springst an mir ab…und dann musst du ihn treffen. I: Und was…wenn du ihn nicht halten kannst? R: Ich… Ein weiteres Mal mussten sie die Richtung wechseln, da sie ansonsten getroffen worden wären… R: …schaff das schon. Also los. I: Ich weiß nicht… R: Schwester… I: In Ordnung…aber wehe du schaffst es nicht… Rociel stoppte, während seine Schwester weiterlief. Er blieb stehen und wartete auf das Skelett, das wieder näher kam. Es wirkte wie der Tod persönlich, in der prächtigen Rüstung und dem wahnsinnigen Helm wirkte es fast imposanter als sein Herrscher und die Axt war nichts anderes als ein Werkzeug. Doch Rociel wich nicht von der Stelle, er blieb dort wo er war. Inzwischen hatte auch Isabell Halt gemacht, das alles immer noch unter den gierigen Augen von Skelldon, der inzwischen außer sich vor Wut war, da drei seiner liebsten Kameraden gefallen waren und er das gespürt bzw. gesehen hatte, das einzige was ihn noch an einem Eingreifen hinderte war die Tatsache, dass die beiden Dämonen in Menschengestalt anscheinend keinen Weg gegen den vierten im Bunde fanden, doch das sollte sich nun als fataler Irrtum erweisen. Das Skelett holte aus, hatte den ganzen Schwung in diesen Schlag gelegt, nichts ahnend und blind vor Gier holte es aus, vor dem scheinbar reglosen Ziel. Doch der Fürst wich im richtigen Moment, kurz vor Einschlag nach unten, machte einen Knicks, fiel mit dem einen Knie zu Boden und hielt den anderen Fuß wacker dort, wo er hingehörte. Auf den Boden. Der Zusammenprall war heftig, sein Schwert hielt er mit beiden Händen hart umklammert fest, wie eine gerade Linie lag es vor ihm. Im ersten Moment drohte es ihm so zu gehen, wie auch Isabell, doch die unglaubliche Druckwelle ließ nach einer Sekunde nach, wurde aber nicht schwächer. Seinen Kopf hatte er auf das linke Knie gelegt, sein Standbein war ja auf dem Boden. Seine Stirn lag nun nur noch auf dem harten Stück Knochen und Knorpel, in Verbindung mit der Haut, den ganzen Sehnen, Blutbahnen und natürlich seiner Hose und drohte von dort abzurutschen. Schweißausbrüche waren nichts Neues, aber nun fielen mehrere dicke Tropfen von seinen Haaren, die sich unter dem Schweiß fast ganz schwarz gefärbt hatten, und seiner Stirn zu Boden. Währenddessen murmelte er sein Gebet, dass ihm die Kraft gab, um diese Qual zu überleben. Meine Kraft ist mein Glauben – seine Zunge fuhr aus dem Mund und lief über die Hose, in dem Moment nahm der Druck der Axt zu. Mein Glauben ist Innos – Seine Muskeln drohten zu reißen, seine Sehnen, seine Bänder, sein ganzer Körper konnte nicht mehr, das ganze Gefüge geriet außer Kontrolle, der schwache Körper, der keine groß ausgebauten Muskeln besaß, konnte es eigentlich nicht halten und doch hielt er durch, wie immer, denn sein Ehrgeiz erlaubte es nicht aufzugeben. Innos ist alles - In dem Moment musste er schreien vor Schmerzen, biss mit den Zähnen in die Hose und weitere Schweißtropfen fielen ab, ungebrochen blieb sein Widerstand gegenüber dem mächtigen Skelett und in dem Moment spürte er durch all seine Blutbahnen, wie Isabell näher kam. Ohne sich umzudrehen, oder irgendeine Gefühlsregung zu zeigen, harrte er aus, auch, als seine Schwester seinen Rücken als Absprungschanze nutzte. Ohne schon zu knien wäre er jetzt zusammengebrochen, denn der Druck dieses Sprunges war aufgrund der Tatsache, dass sein Körper ohnehin keine Kraft mehr besaß, kaum mehr auszuhalten, doch auch dies schrie er nur in seine Hose, biss sich regelrecht darin fest, ließ der Druck der Axt doch nicht noch, da das Skelett nicht mehr losließ. Doch ohne es zusehen, hatte Isabell einen perfekten Sprung erwischt, mit dem Anlauf sprang sie über das Skelett hinüber, mit den Waffen in beiden Händen und auch sie gab nun alles und legte all ihre Kraft in die beiden Waffen hinein, wodurch auch ihre Hände rot glühten. Trotz der Eisenrüstung schlitzten die beiden Krummsäbel den Rücken des Skelettes auf und bissen sich darin fest. Jetzt endlich wurde der Druck der Axt geringer, doch noch hielt er an, trotz den Krummsäbeln im Rücken schien das Skelett zu ahnen, dass Rociel nicht mehr konnte und jede Sekunde sein Schwert aus der Hand fiel und er ihn dann hatte, doch zum Glück beließ es Isabell nicht bei den zwei Schlägen. Mit beiden Beinen kam sie wieder auf, erkannte die Lage aber sofort, ihre Schwerter hatten sich in den Körper gebohrt, hingen aber noch zu sehr heraus. Sie nahm ein weiteres Mal Anlauf, umpackte die Griffe und stieß sie mit voller Kraft durch den Körper. Die spitzen der Schwerter traten im selben Moment auf der anderen Seite, als auf der Brustseite des Skelettes heraus und auf einmal ließ dieses die Axt aus den Händen gleiten. Als Rociel keinen Gegendruck mehr spürte fuhr er sofort mit dem Kopf hoch und konnte dem Axtblatt gerade noch ausweichen, gleichzeitig jedoch hechtete er mit letzter Kraft nach vorne und schlug erneut beidhändig seine Klinge in die Kehle des Skelettes. Noch immer stand dieses, doch nun sollte es endgültig besiegt sein. Seine Schwester zog die Schwerter mit viel Kraft wieder heraus und das Skelett fiel um. Es wirkte gar nicht besiegt, aber es war wirklich tot. Sie hatten es noch unzähligen Versuchen geschafft. Der junge Mann fiel aber ebenso zu Boden, zu heftig war dieser Druck gewesen, die Kraftanstrengung, der Kampf. Seine Augen schmerzten, der Schweiß rann fast ohne Pause in sie, das Gesicht dampfte und er spürte seine Hand nicht mehr. Sowohl die rechte, als auch die linke schienen taub zu sein. Doch zu allem Übel war das ja nicht Skelldon gewesen und dieser war nun außer sich vor Wut. Irgendwie verständlich, aber trotzdem ein riesiges Problem für sie. Auch Isabell ging es nicht besser, die er nicht mal ansah, obwohl er geistig bei ihr war, da er keine Kraft mehr zum Sprechen hatte und auch nicht zum Umdrehen. Während er auf dem Boden lag, kam das Skelett mit einem Satz aus fünf Metern Höhe von seinem Thron herunter, den Stab hatte er auf einer der Armlehnen liegen gelassen, dafür trug er jetzt ein schmuckes Zweihandschwert, dass nach seinem Blitzen zu urteilen nur aus edlen Metallen und Steinen bestand, aber der erste Endruck täuschte. Scheinbar passte es ihm ganz und gar nicht, dass alle seine vier Vertrauten tot waren, aber wenn er sie wirklich wieder zum Leben erwecken konnte, dann war das ja ein unwichtiger Belang. Doch jetzt wurde er zum ersten Mal zu einem Kampf gezwungen und während er auf sie zukam, lag Rociel immer noch am Boden. Seine Hände, sie blieben taub, er fühlte sich so elendig dreckig, sein ganzer Körper spielte verrückt, mal war ihm heiß, mal war ihm kalt, mal schmerzte der Rücken, mal der Bauch, ein drittes Mal der Kopf. Er versuchte sich aufzurichten, da er genau auf Skelldon blickte, das hieß, wenn man das schlingernde Etwas vor seinen Augen Skelldon nennen konnte, doch es grenzte an ein Ding der Unmöglichkeit. Plötzlich roch er eine Flüssigkeit, die er nur zu gut kannte. Er versuchte angestrengt auf seine Hände zu starren, die so taub erschienen. Aus einzelnen Hautporen drang Blut heraus. Er hatte den Griff zu angestrengt gehalten, seine Fingernägel, die eigentlich recht kurz waren, hatten sich in das Fleisch gebohrt. Blut… Er neigte seinen Kopf zu den Händen und roch noch einmal daran. Blut… Skelldon kam immer näher, direkt auf ihn zu. Sein Körper bebte, die Erde erzitterte und die Flammen hauchten unheilvoll, obwohl es hier unten keinen Windzug gab. Steh auf, los doch! Er hörte Isabells Stimme, so vertraut war sie in seinem Ohr, doch es kümmerte ihn nicht, er sah nur auf die rötlicher werdenden Hände. Blut… Das mächtige Schwert von Skelldon raste auf ihn zu, genau wie die Klingen seiner Schwester auf das Schwert zukamen, doch ihn kümmerte das nicht. Erst als sein Gehirn verstanden hatte, was er da die ganze Zeit vor sich hinbrabbelte, reagierte es. Sein Griff ging nach dem Schwert, er regte es hoch und auf einmal trafen sich alle vier Schwerter in der Mitte ihrer Wege und jeder Angriff verpuffte im Nichts. Der Kampf hatte begonnen und Rociel fühlte sich auf einmal so viel besser… |
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04.04.2004, 20:44 | #97 | ||||||
Isabell Beiträge: 307 |
Er stand wieder, wie gut, wie wichtig das doch war. Hauptsache er stand wieder, alles andere war nicht so schlimm, er würde das schon schaffen, das wusste sie doch sowieso. Isabell ging es nicht mehr so gut, wie noch zuvor, der Sprung hatte auch sehr viel Kraft gekostet und das minutenlange Fliehen war auch nicht gerade leicht gewesen. Doch sie hatten trotz der schwierigeren Kämpfe alles besiegt, bislang hatte jeder Untote am Ende den Kürzeren ziehen müssen, noch immer konnten sie nicht besiegt werden. Sie hatten sich ihren Weg bis zu Skelldon gebahnt. Nun musste der Herrscher selbst ran, er musste wahrscheinlich zum ersten Mal seit langem wieder aktiv an einen Kampf gehen, hatte absolut niemanden mehr, der führ ihn die Drecksarbeit erledigen konnte. Doch Skelldon war noch ausgeruht, hatte bisher keinen Finger krumm gemacht und außerdem wäre Skelldon nicht Skelldon gewesen, wenn er nicht einiges drauf hatte. Wie hieß es doch in diesem ominösen Buch? Er war ein ruhiger, besonnener Kämpfer, der nicht wie ein Berserker wild um sich schlug, sondern in Ruhe auf seine Chancen wartete und geschickt und geschwind mit seinem mächtigen Zweihänder umging. Hoffentlich traf dies alles nicht mehr zu, oder er sollte einen schlechten Tag haben, egal was, alles war gut, wenn sie nur davon profitieren konnten. Sie waren zwei gegen einen, das war ihr großer, ihr größter Vorteil, den mussten sie auch nutzen. Ausgeruht hätten sie vielleicht auch alleine bestehen können, zumindest Rociel, da war sie sich sicher, aber in der momentanen Verfassung war dies unmöglich. Es ging hier nur noch um Leben oder Tod, derjenige, der zuerst fiel, hatte das Spiel verloren. Wären sie bei einem Glücksspiel musste man sagen, dass nun die Trümpfe auf dem Tisch lagen. Niemand konnte mehr etwas in der Hinterhand haben, es war ein offener Schlagabtausch ohne Regeln. Nur noch leb oder stirb. Töte oder werde getötet. Aber das war für sie schon die ganze Zeit Regel, nur für Skelldon musste es neu sein. Wahrscheinlich hatte ihn nie jemand so sehr gefordert. Wie denn auch, er war schließlich der König und Befehlshaber einer ganzen Armee. Er war ein Gott für sie. Skelldon, den Namen, den sie hier unten das erste Mal gehört hatten. Ein Name, der für unsägliches Leid stand und von dem sie trotzdem nie etwas gehört hatten, niemals in Drakia, in Khorinis, in Gorthar. Skelldon, zu dem man nur kam, wenn man durch einen magischen Spiegel trat, der so gut versteckt und bewacht war, dass es wie ein Wunder schien, dass sie überhaupt hier sein konnten. In einer Anlage, mit so vielen Hindernissen und Irrgängen, mit einer solchen Wachmannschaft und den tausenden Dienern im Hintergrund. Nun war es Zeit, dem ein Ende zu bereiten. Doch es würde alles andere als leicht werden und auch ihr Tod schien nicht unmöglich. Auch für sie hatte der Tod schon angerichtet, aber sie wollten nicht sterben, sie wollten leben, weiterleben und den Frühling genießen, die Natur erleben und ihre Aufgabe weiterführen. Sterben war für sie kein Thema und sie war sich sicher, dass auch ihr Bruder nicht sterben wollte, ja selbst Skelldon versuchte mit allen Mitteln seinen Tod zu verhindern, auch wenn es komisch war, wenn ein Toter nicht mehr sterben wollte. Beim ihm musste es wohl anders heißen, die Auslöschung seiner gesamten Existenz war in Gefahr, doch den Tod musste er nicht mehr fürchten, dieser war nunmehr hinter seiner Seele her, die auch er noch besitzen musste. Die Klingen fuhren wieder auseinander, ordneten sich neu. Sie gingen bewusst ihre Taktik, in zwei verschiedene Seiten, sie wollten ihn einkesseln, ihm keine Gelegenheit geben nach hinten und nach vorne zu schlagen. Doch das Skelett war nicht dumm, es ging gescheite Laufwege und wich so dieser Einkesselung immer wieder aus, gleichzeitig wirbelte sein Schwert schnell um die eigene Achse. Es war kein Vergleich mit der Waffenführung seiner Diener, denn Skelldon führte den Zweihänder wie einen leichten Einhänder, hatte trotz seiner imposanten Rüstung keine Probleme die Geschwindigkeit zu gehen. An seinem Hals da hing das Amulett, der Gegenstand, wegen dem sie überhaupt erst hierher gekommen waren und diesen irren Kampf bestritten. Es glühte nun und schien dem Skelett tatsächlich zu helfen, mit was auch immer. Jedenfalls landeten sie keinen Treffer in der Anfangsphase des Kampfes, überhaupt war es am Anfang gar kein Kampf, sondern viel mehr ein taktisches Ränkespielchen. Niemand traute sich wirklich aus der Deckung, was bei ihr hauptsächlich an der eingeschränkten Kraft lag. Sie wollte nur im Notfall angreifen, mit halber Kraft einen Angriff zu wagen, war Wahnsinn. Sie hatte schon alle Kräfte mobilisiert, die sie hatte und weitere, heilende Tränke gab es nicht mehr. Es ging einfach nicht mehr weiter und das müde Gehirn war schon schwer genug konzentriert zu halten, schließlich mussten sie sich auf jede Bewegung einstellen, auf jeden Vorstoß gewappnet sein. Ihr Körper sah nun überhaupt nicht mehr prächtig aus, jeder Glanz war von ihm gegangen, die schweißerfüllten Haare, die stinkende Haut, sie hatte jetzt große Ähnlichkeit mit dem gemeinen Volk aus dem Hafen von Gorthar. Sie eine arme, dreckige Dirne und ihr Bruder ein stinkender Dieb aus der Gosse, so waren sie unschön aber richtig betitelt. Plötzlich aber schien der Kampf eine gewisse Wendung zu nehmen, so länger sie dieses Wartespielchen trieben, desto besser ging es ihren Knochen wieder. Besonders sie, aber auch die Muskeln erholten sich, jede ruhige Sekunde war ein Gewinn und es gab am Anfang viele ruhige Sekunden, manchmal auch Minuten. Manchmal standen sie auch komplett still, aber anscheinend traute sich Skelldon auch nicht aus seiner Deckung heraus. Langsam schien ihr Körper noch einmal angefeuert zu werden, wie bei einem Kamin, in den man die letzten Balken des Holzhauses warf, nur um noch einmal Wärme zu haben. Sie fühlte sich stärker und das war auch dringend nötig, denn wie schon gesagt, der Kampf nahm eine gewisse Wende, die zu einem schrecklichen Kampf führte, alles begann damit, dass ihr Bruder aus der Deckung herauspreschte und Skelldon mit einem wahren Donnerschlag aus Schlagsalven begrüßte. Einmal, zweimal, dreimal, viermal, ununterbrochen folgte einem Linksschlag ein Rechtsschlag und wieder umgekehrt, sie folgte diesem Tross und war bereit einzugreifen. Immer weiter drängte er das Skelett nach hinten, immer weiter wich dieser zurück, bis sie an eine Wand stoßen. Doch Skelldon wäre nicht Skelldon, wenn er blöd gewesen wäre, als er an die Wand stieß und sah, wie ihr Bruder noch einmal zuschlagen wollte wich er geduckt zur Seite und griff seinerseits an, doch sofort war sie da und blockte den Schlag mit gekreuzten Klingen. Doch nicht genug, sie führten das Spielchen sofort weiter, nur dieses Mal griffen sie zusammen an, das Skelett hatte einige Male großes Glück, denn fast wäre einer der drei Klingen mal bis auf die Knochen durchgekommen. Stattdessen konnte sie nur eine Platte seiner Rüstung erwischen, dafür aber zweimal. Nur was zählte es schon, dass sie Skelldons Rüstung beschädigt hatte, wenn er selber nach wie vor am Leben war. Auf einmal konterte das Skelett, machte einen unerwarteten Schritt zur Seite und fuhr dann wiederum nach vorne. Genau zwischen ihnen landete die Klinge, doch noch ehe sie reagieren konnten war er schon wieder nach hinten geeilt. Fast im selben Moment spürte sie einen heftigen Schmerz am Bein und knickte um, der Grund war simpel, denn Skelldon hatte ihr direkt einen Tritt dagegen besorgt und das mit schweren Eisenstiefeln. Sie war für Momente ohne Deckung, doch wie selbstverständlich wich ihr Bruder vor sie und beschäftigte Skelldon weiter, damit sie sofort wieder aufstehen und weiter kämpften konnte. Und das machten sie jetzt auch und wie. Sie versuchten alles aufzubieten, was dieses kühl rechnende, untote Wesen vernichten konnte. In ihrem Lauf wurde der Ton der Klingen jetzt härter und der Druck der Schläge zog deutlich an. Isabell fuhr zur Seite und schlug auf Skelldons Brust, doch ehe das Schwert sie traf, war der Körper schon wieder ganz woanders. Wie ein Schatten wechselte Skelldon nun die Position und holte immer wieder zu mächtigen Wirbelhieben aus, die wahrscheinlich nicht mal so genau gezielt waren, doch sie auf Abstand hielten. Sie versuchte es erneut, dieses Mal von unten, doch schon wieder war er weg. Auf einmal lief das Skelett in Windeseile Richtung Thron, ohne auf sie zu achten, als ob er fliehen wollte, doch das wollte er ganz bestimmt nicht, das wäre ja lächerlich gewesen. Und tatsächlich, Skelldon erlaubte sich in seiner unermesslichen Sicherheit noch diesen Hohn, selbst jetzt noch. Vor seinem Throne stehend, lachte er nur laut auf, wobei das Lachen jetzt noch ein wenig makaberer Klang als zuvor und sprach: Hahaha, ihr seid ja gar nicht mal so schlecht, aber leider habt ihr gar nicht gemerkt, dass ich nur mit euch gespielt habe. Es war ganz lehrreich eure abgeschwächten Körper zu beobachten, aber nun werde ich einmal richtig kämpfen! Sprach's und wurde sofort wieder mit seinen Verfolgern konfrontiert. Isabell ließen diese Worte kalt, sollte er doch richtig kämpfen, sie war bereit dazu. Sie wollte seinen Kopf sobald es ging vom Rest des Körpers schlagen und auf diese Chance lauerten sie. |
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04.04.2004, 23:15 | #98 | ||||||
Heimdallr Beiträge: 12.421 |
Rociel grinste innerlich in sich hinein, seine nassen Haare klebten nun schon deutlich über der Stirn und ließen so seine Augen ein wenig verbergen, ehe er sie wieder hochnahm. Skelldon meinte, er hatte nur mit ihnen gespielt, nun, dann sollte er nun die Rechnung für diese Worte ertragen. Noch war der ganze Kampf ausgeglichen gewesen und es sah nicht so aus, als ob Skelldon ein überragender Kämpfer war, doch dank dieser Ruhephase konnte auch sein Körper sich erholen und war nun für den letzten Schlag bereit und er hoffte, dass dies auch bei Isabell so war, aber eigentlich wusste er, dass es so war, denn er spürte es ganz deutlich, wie auch sein Blut stärker wurde, durch ihre Kraftzunahme. Irgendwas war da zumindest und es war ganz sicher keine seiner Bauchkrämpfe, die er einfach nicht loswerden wollte. Skelldon indes war sofort wieder von ihnen umlagert und grinste nur, offen und wenig geheim, so dass es jeder sehen konnte. Plötzlich, wie aus dem Nichts, holte er aus, doch kein einfacher Schwingschlag mehr von rechts nach links, er wirbelte mit seinem Schwert geradezu durch die Luft, fing es nach drehenden Kapriolen wieder auf und stach unaufhörlich in die Menge hinein. Damit hatte er nicht gerechnet! Mit einer solchen Eleganz hatte das Skelett ihn verblüfft, er war auf eine Überraschung gefasst gewesen, doch nicht auf so etwas. Anfangs noch hielten sie ihre Klingen dagegen, kämpften engagiert weiter und blockten den einen oder anderen Schlag, doch es wurde immer sinnloser, denn Skelldon hörte einfach nicht auf. Ohne Pause machte er weiter, immer weiter, immer kräftiger wurden seine Schläge, einer traf Todesodem, das Schwert erzitterte trotz festem Griff und es war ein Wunder, dass es nicht aus den Händen gefallen war. Dabei tanzte Skelldon einen fröhlichen Tanz, stand mal auf einem Bein, ehe er mit gekreuzten Füßen wieder auf den Boden zurückfand und mittendrin der Sprünge noch zwei weitere Schläge getan hatte. Mal kämpfte er nun mit nur einer Hand am Schwert, doch am gefährlichsten war es, wenn er mit beiden Händen den Griff umschloss und zuschlug. Vollkommen übertölpelt, wie zwei Lehrlinge in der Ausbildung zum Schwertkampf wurden sie nun regelrecht vorgeführt und Skelldon hatte mit seinem Spott Recht behalten, denn es war nur eine Frage der Zeit, bis er das Spiel beenden konnte. Absolut minderwertige Gegner standen dort vor ihm, ohne wirkliche Gegenwehr mussten sie nun immer weiter nach hinten weichen, doch als sie sich hinter den Thron gekämpft haben, kam ihm mehr der Zufall zu Hilfe als er dachte. Die Eisenstange, eine der zwei, die die riesigen Kohlescheiben hielten, sie war ganz dünn und kaum fünf Zentimeter dick, noch zweifelte er an seinem Vorhaben, aber er spürte, wie Skelldon sie jederzeit besiegen konnte, wie er sie…töten konnte. Deswegen musste er handeln und er handelte auch. Unerwartet machte Rociel einen Schlag nach vorne, doch er ging nicht auf das Skelett, sondern auf die Eisenstange, die sofort brach, er hatte sie einfach durchschlagen. Die Kohlenschüssel begann zu wanken und sie hatten noch ein weiteres Mal mehr Glück als verdient war, denn die schweren Stücke Kohle, die allesamt glühten und zusätzlich noch die gesamte Asche, die Flammenzungen und das Feuer, alles was in dieser Schüssel lag kam auf sie zu. Schnell huschten die Geschwister in Deckung, direkt hinter den Thron und eine wahre Welle aus glühenden Kohlen entzündete den ganzen Teppich an der Stelle und verunstaltete weite Teile des Saals. Die glühenden Kohlen flogen durch die Luft, kullerten entlang und hinterließen schwere Brandspuren, doch die meisten waren allesamt auf Skelldon gefallen, für ihn war diese Aktion vollkommen unvorhergesehen, er hatte überhaupt nicht daran gedacht und deswegen auch nicht reagiert. Doch sie hörten schon sein Fluchen und machten, dass sie aus der Gefahrenzone wegkamen, erst mal wieder vor den großen Thron, auf eine Fläche, die regelmäßig und groß genug war. Doch nicht lange blieben sie alleine, sie nutzen die Zeit um noch einmal durchzuatmen und Rociel musste sich erst mal davon erholen, was der Herrscher über Zopar da eben geboten hatte. Ahhh, meine schöne Rüstung, das werdet ihr büßen, büßen werdet ihr. Ich werde eure Körper noch langsamer zerteilen, als ich es ohnehin schon vorhatte. Verdammt noch mal… Der verbrannte Körper tauchte um dieselbe Ecke, von der sie auch gekommen waren, kleinere Kohlenstücke befanden sich noch immer auf seinem Körper, doch von der Rüstung waren einige Teile komplett weg, es gab nun an der Schulter einige lose Stellen, wo sie seine Knochen sahen konnten, doch größtenteils sah er noch wie immer aus und in der Halle war es deutlich dunkler geworden, besonders in der Nähe des Throns. Skelldon schwang sein Schwert noch immer, so als ob nichts passiert wäre, im Gegenteil, Rociel musste eingestehen, dass seine Aktion nichts gebracht hatte und der Feind nur noch angestachelter war. Zwar machte man so auch mehr Fehler, aber das galt es abzuwarten. Jedenfalls tauchte der Tyrann aus den Flammen wieder auf und war stärker als je zuvor. Isabell hatte das Pech, dass er sich zuerst auf sie konzentrierte, er sprang in die Lüfte, wirbelte mit dem Schwert herum, ließ ihre Abwehrversuche lächerlich erscheinen und landete wieder auf dem Boden, gleichzeitig riss er seinen Fuß hoch und ließ ihn in den Magen seiner Schwester donnern, die daraufhin zusammenbrach. War das noch nicht genug, interessierte es ihn gar nicht, sie jetzt umzubringen, hätte er das auch nicht geschafft, denn Rociel war sofort bei ihr um sich schützen vor sie zustellen, doch Skelldon beachtete nur ihn und wollte sofort wieder angreifen. Er wich bewusst ein paar Schritte nach hinten, um ihn wegzulocken, aber das schien auf Desinteresse zu stoßen. Der verhasste Feind wirbelte erneut mit seinem Schwert umher, das Zweihandschwert hatte schon lange keine Ähnlichkeit mehr mit den normalen, trägen Zweihändern die er kannte. Ein perfekter Kämpfer. Sein Schwert hielt wacker gegen alle Angriffe, aber auf einmal war da dieser Stein…dieser verdammte Stein…er stolperte, fiel nach hinten und Skelldon schien auf einmal großes Interesse daran zu haben, sein Werk zu vollenden, zielte auf einen Bauch, der ungeschützt fiel, doch dieses Mal konnte er auf seine Schwester zählen. Ja, sie hatte es rechtzeitig geschafft und verhinderte nun im letzten Moment das Unfassbare. Nun aber hatte sie das Problem Skelldon am Hals, sofort griff er wieder an und schien sie spielend zu beherrschen. Mit einem einfachen Schlag riss er die beiden Schwerter aus Isabells Händen, die aber auch geschwächt waren und nun stand sie ohne Gegenwehr da. Auch bei ihr schien er jetzt Interesse zu haben, sie zu töten, doch das ließ Rociel nicht zu. Aus seinem Gürtel flogen zwei blitzschnelle Geschosse auf den Hals des Skelettes zu und blieben dort knackend stecken, als ob sie irgendwelche Knorpelteile weggerissen hätten, doch trotz zwei Dolchen, die in seinem Unterkopf, irgendwo am Hals steckten, konnte Skelldon immer noch lachen. Wenigstens ließ er wieder von seiner Schwester ab und jagte nun zum zweiten Gegner, welcher er ja bekanntlich war, zog im Vorbeigehen einfach die beiden Dolche aus ihren Zielen und warf sie zu Boden. Das Schwert fasste gierig nach, es wollte sich nun endlich in Fleisch bohren, es stimmte, Skelldon war ein taktischer Kämpfer der durchaus auch mal das Weite suchte oder nur beobachtete, doch nun war er der gefürchtete Berserker, den man ihm immer absprechen wollte. Seine Wut war so groß, sein Leben in Gefahr und sein Schwert in den Händen, das Amulett um seinen Hals auf seiner Seite, das ihm zusätzliche Kräfte verlieh. Er rastete vollkommen aus, seine Schläge waren nicht mehr einsehbar, irgendwann mussten sich ihre Klingen noch einmal berührt haben, doch dann spürte Rociel es. Den brennenden Schmerz. Er spürte, wie sein Körper erneut taumelte und meterweit nach hinten lief, bis er schließlich in Schräglage geriet und umfiel. Wie gebannt blickte er auf die Bluttropfen, die vor ihm in die Luft zu schweben schienen, dabei waren sie doch bloß von seinem Körper gefallen und würden bald den Boden tränken. Er spürte den Schmerz an seiner Wange und er sah noch vor seinem Aufkommen das Blut. Skelldon hatte seine Wange gestreift, dort hatte sein spitzes und scharfes Schwert nur durch Glück nicht weiter innen getroffen, doch ein kleines Hautplättchen mitgerissen und eine kleine Wunde geöffnet. Es war wohl die kleinste Verletzung, die passieren konnte, wenn man gegen den Herrscher der untoten Armeen von Zopar im Kampfe antrat, doch diese Wunde, sie sorgte nun für den vollkommenen Wahnsinn in seinen Augen. Wie er mit der Hand über die Wunde ging und mit blutigem Zeige- und Mittelfinger zurückkam. Wie Skelldon auf ihn zustürmte und Isabell versuchte hinter ihm herzukommen. Irgendetwas schrie sie ihm zu, doch sein Gehör mochte keine Töne vernehmen, nur ein lautes Pochen war zu hören. Bumm…Bumm…Bumm… machte es immer. Seine Hand jedoch, sie war mit Blut gefärbt. Der Saft, der auch gelblich schimmern konnte, der Saft, in dem er sich spiegeln konnte. Blut! Seine braunen Augen gingen zu, als seine Lider wieder geöffnet wurden, waren sie rot. Es war das brennende Feuer, das sie leitete, Rociel hatte nun endgültig die Grenze überwunden und die Kontrolle über seinen Körper verloren. Nun war er nicht mehr der nette Junge von nebenan, der einigermaßen kämpfende Krieger, der ehrgeizige Jäger, nun war er das Dämonenkind Rociel, ein wütender Chaosseraphim, ohne Gnade vor seinem Gegner. Skelldon…du wirst sterben…jetzt… Sein Schwert nahm er wieder auf und hielt es gegen den Zweihänder, der senkrecht auf seine Brust zukam und sie durchbohren wollte, nun aber wurde sie abgewehrt, vollkommen überraschend war es noch nicht vorbei. Was zum… Die Worte des Skelldon wirkten jetzt schon hilflos und sie sollten noch viel hilfloser klingen, wenn er erst mal mit ihm fertig war. Sein ganzer Körper, bis eben noch eine Ruine der Schmerzen und der Schwäche, strotzte geradezu vor Kraft, in den Augen von Rociel war keine Gnade mehr zu erwarten, sie flammten sich im Feuer der Hölle und wurden doch für den Himmel geführt. Es war eine absolute Kampfesform und Skelldon hatte wahrlich noch Glück, dass er kein Blut mehr besaß, denn wenn Rociel noch in seinen alten, besiegten Blutrausch verfallen wäre, dann wäre er unkontrollierbar gewesen, wäre in seine vollkommene dämonische Form geschlüpft. So aber reichte es immer noch um Skelldon mit einzelnen Schlägen die Stirn zu bieten. Das Skelett strengte sich noch einmal an und schien den Ernst der Lage begriffen zu haben, schien er doch in die toten Augen des Fürsten sehen zu können. Skelldon bot nun sein ganzes Können auf, sein Schwert war so schnell, dass man es normalerweise nicht mehr wahrgenommen hätte, dass man es eher zwischen den Rippen gehabt hätte, bevor man es wieder sah. Ja, damit hatte er es immer allen gezeigt, Skelldon, der Prächtige, Skelldon, der Unbesiegbare, er, der nur durch Verrat hierher kam, der nie besiegt wurde egal wer ihm auch gegenüberstand. Egal ob mächtiger Magier oder starker Kämpfer, egal ob Mythos oder Legende, er hatte noch jeden besiegt und zwar nicht nur in den Palasthallen, auch in anderen Welten, in denen seine Armee unter der Regentschaft ihres Herrschers wütete. Doch nun sah er sich nahe dem Tod und musste noch einmal alles herausholen, doch das reichte nicht. Nicht für Rociel-Sama. Auch Isabell wollen wir hier nicht vergessen, die sich noch einmal in den Kampf einmischte und Skelldon zusätzlich forderte, andauernd nur knapp ihn verfehlte und immer mehr Löcher in seine einst so schöne Rüstung machte, doch das war nicht effektiv, sorgte aber immer mehr für Bedrängnis, der einst so spottende Großwesir hatte das Lachen aufgegeben, legte allen Hohn und Spott ab, doch es war zu spät. Du wirst sterben… hatte er gesagt und er stand zu seinem Wort. Rociels Augen waren nicht die einzigen die glühten, je länger er sich nun konzentrierte, desto heftiger begannen auch seine Amulette zu beben. Angefeuert vom ewig aktiven Amulett des Skelldon begannen sich auch sie zu regen und ihre Kräfte einfließen zu lassen, die Amulette zogen sich geradezu an. Der junge Mann jedoch hatte nur noch Skelldon im Visier und holte ein letztes Mal aus, er überkreuze die Klingen seiner Schwester und fuhr mit der Spitze seines Schwertes gegen die Breitseite der Klinge des Zweihänders. Danach umpackte er das Schwert mit beiden Händen und holte endgültig aus, zusammen mit Isabell drangen drei Schwerter auf ihn zu und er verlor alles. Sein Schwert war gebrochen, zerteilt von der glühenden Klinge Rociels. Isabell hatte ihre Krummsäbel im unteren Bauchbereich eingebracht und dieses Mal war es mehr als nur ein Rüstungstreffer. Mit einem lässigen Schlag schlug er dem Tyrannen auch noch das abgebrochene Stück seines Schwertes aus der Hand und hielt dem Untoten seine Klinge an den Hals. Ihr verdammten Bastarde. Verdammt, was zur Hölle seid ihr? Nur Beliar kann so grausam sein, grausamer als ich es bin. Seine Lippen verzogen sich leicht, als er noch einmal ganz nahe an die sterbenden Augen von Skelldon herantrat. Er sollte sie sehen, die glühenden Augen von ihm, die schon wieder etwas von ihrer Intensität verloren hatten. Was wir sind? Das weißt du doch Skelldon. Wir sind die Jäger der Amulette. Wir sind Sünder unter den Menschen, ausgestoßene Schönlinge eines arroganten Volkes. Durch unsere Adern fließt das Blut von Dämonen und Menschen. Abartige Geschöpfe, die Beliar fürchten würde und von Innos geliebt werden. Doch er ist der einzige der uns liebt, alle anderen hassen uns, verabscheuen uns, fürchten uns. Wir sind die Sünde Gottes. Mit diesen Worten zog er das Schwert nach vorne, presste es durch den Halswirbel des Königs und nickte seiner Schwester zu. Sie tat den Rest, denn sie hatten es versprochen. Mit einem Schlag gegen den Kopf wurde dieser vom Körper gelöst und rollte in eine dunkle Ecke des Thronsaals. Langsam beruhigten sich seine Augen wieder, doch sein Körper musste nun den Tribut zahlen. Er nahm sein Schwert und stützte sich darauf. Isabell stieß den gelähmten Körper um, der zu Boden fiel. Dann aber setzte er sich, seine Füße waren nun diejenigen, die taub waren, sich nicht mehr anwesend fühlten. Vorsichtig lehnend auf dem Schwert, bis er auf dem Boden war, dann löste er seine Rüstung, öffnete die Schnallen und zog sie langsam aus. Vorsichtig legte er sie neben sich, sah noch das Glühen in den Augen von Rexx und blieb dann auf dem Rücken liegen, den Kopf zur Seite gelehnt. Du hast es tatsächlich geschafft Meister, du hast den unbesiegbaren Skelldon besiegt. Meinen Respekt, das war wirklich mächtig. Wie hast du das bloß gemacht? Ach na ja, ich weiß es schon…irgendwie… Er lächelte in sich hinein, war froh, dass dieser blöde Schädel endlich still war, obwohl er ihn langsam ins Herz geschlossen hatte. Ja, ich hab es geschafft, aber niemals ohne Isabell. Sie hat mir auch das Leben gerettet, hat genauso gekämpft, hat nie aufgeben. Niemand hat diesen Sieg alleine errungen. Wären wir alleine gewesen, wären wir beide gestorben, egal wie ausgeruht. Skelldon hat nur mit uns gespielt, hätte er seine Macht früher gezeigt und ein wenig mehr Glück bei dem einen Schlag gehabt, wir wären gestorben. Hätten wir nicht den ganzen Weg über, bei allen Wegen zusammengehalten und zusammengekämpft, wir wären gestorben. Diesen Kampf haben WIR gewonnen. In seinen Gedanken spielte sich eine ganze Menge ab, doch egal was, es war vorbei. Sie hatten erst einmal Ruhe. Doch er fühlte sich so schwach, er konnte nicht mal ohnmächtig werden oder schlafen, viel zu anstrengend. So blieb er nur da liegen und sah auf den Sockel einer Statue, deren Aussehen er nicht sehen konnte. Rociel…er war scheintot und trotzdem waren sie am Leben und Skelldon war tot. Skelldon war tot…tot….tot…..tot….TOT! |
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05.04.2004, 12:49 | #99 | ||||||
Isabell Beiträge: 307 |
Die junge Frau hatte dem Skelett den Kopf abgeschlagen, nachdem sie vorher den Feind entwaffnet und verletzt hatten. Wenn es ein Mensch gewesen wäre…aber so, ein Skelett. Dieses Skelett war anders, nicht mit normalen Skeletten zu vergleichen. Es war nicht nur viel stärker als alle anderen und besaß eindeutig ein Gehirn, etwas, was ihn denken ließ, es hatte auch durchaus einen mysteriösen Anstrich, eine Aura, die jeden darin fesselte und ihn langsam auffraß. Wie ein großer Schatten, der sich auf ihre Herzen legen wollte, sie verschlingen wollte und dann langsam aber sicher vernichten. Wer weiß, was Skelldon mit ihnen vorgehabt hatte, welche Pläne er ausgetüftelt hatte. Vielleicht eine Folter, vielleicht auch eine Wiedererweckung ihrer toten Körper? Isabell wollte eigentlich darüber nicht mehr nachdenken, nicht mehr jetzt, aber es war immer noch alles so nah und wirklich. Die Realität war immer noch zu spüren, sie befanden sich noch immer inmitten dieses Albtraumes. Sie hatte mit ihren schmerzenden Augen den Saal durchfahren, noch einmal alles angesehen, ob es nicht doch noch etwas gab, was sie übersehen hatten. Dabei spürte sie das endgültige Ende in ihrem Körper, wie sich auch die letzte Pore weitete und der letzte Muskel zuckte. In ihrem Magen drehte sich alles und ihr wurde speiübel, aber selbst dafür hatte sie nichts mehr übrig, es war alles aufgebraucht. Ihr Mund war trockener als es jede Wüste, jedes Ödland sein konnte, voller Staubpartikel und ohne Wasser. Auf einmal spürte sie auch die zittrigen Knie, hielten auch sie den Druck nicht mehr aus und fielen hin. Zum Glück lag noch Teppich hier unten, sonst hätte es wohl einige Schürfwunden gegeben, oder zumindest eine aufgerissene Hose, aber so ging alles gut, mal ganz davon abgesehen, dass sie nicht mehr aufrecht stehen konnte. Mit den Händen kroch sie dann auf allen Vieren, wie ein Tier, zu ihrem Bruder, der nicht weit entfernt lag. Ein abschweifender Blick ging zu seiner Rüstung, besonders allerdings zu Rexx, dessen Augen rot glühten und der scheinbar zu atmen schien. Dieser Schädel, der genauso aussah wie diese, die sie bis eben bekämpft hatten. Es war seltsam, dass ausgerechnet er nun da war und in ihr Blickfeld geriet. Ihre Wimpern waren genauso verklebt wie der Rest ihres Körpers und so bedurfte es zweimaliges Augenschließen, bis sie wieder bei Rociel angekommen war. Es war alles so langsam, die Zeit schien an ihnen vorbeizulaufen und sie um Jahrtausende altern zu lassen, doch Zeit war sowieso unwichtig. Für sie war Zeit nicht mehr wichtig, nicht mehr…jetzt. Sie konnte ihren Bruder sehen, aber er sah sie nicht, scheinbar ging es ihm noch schlechter als ihr selbst. Er atmete sehr schnell, allerdings sehr ruhig, ohne zu keuchen, aber trotzdem bebte sein Brustkorb auf und ab. Als sie ihn endlich erreicht hatte, versuchte sie sein Gesicht zu sehen, doch es lag hinter seiner Schulter verborgen. Sie gab es auf, es krampfhaft zu versuchen und lächelte. Sie hatten es geschafft, es gab keinen Grund mehr irgendetwas schnell erreichen zu wollen. Sie mussten nichts erreichen, wenn sie nicht wollten. Es war jetzt vorbei, kein Stress mehr, keine Hektik. Vorsichtig und ein wenig ratlos legte sie ihren Kopf auf die Brust ihres Bruders, sie wollte bei ihm sein, nah an seinem Herzen und spüren, was auch er spürte. Irgendetwas war da, was sich durch ihre Adern bewegte. Sie hatte schon gespürt, wie ihr Blut in Wallung geraten war, kurz nachdem sie ihn gewarnt hatte, als Skelldon zu einem seiner riesigen Läufe ausholte. Irgendetwas war da passiert und genau so was passierte jetzt auch, aber irgendwie anders. Es war eine Ausschüttung von Glücksgefühlen, obwohl ihre Körper physisch an ihrem Ende angelangt waren. Das einzige was passierte war die Ausschüttung von Glück. Keines, dass sie hatten, obwohl das sicher auch eine Rolle spielte, aber es war viel mehr ein zufriedenes Gefühl, dass durch den Körper ging. Etwas erreicht zu haben, ein Ziel geschafft. Dabei war es mehr als ein Ziel, es war ein Krieg, den sie gewonnen hatten und doch war es nur eine einzige Schlacht, die Schlacht eines großen Krieges, der noch gar nicht tobte, dessen Flammen noch nicht mal loderten, der aber gigantische Ausmaße erreichen würde. Doch im Moment waren Gedanken an die Zukunft tabu. Es zählte nur das Hier und Jetzt, die Gegenwart. Sie hörte den aufgeregten Herzschlag, mitten auf seiner Brust, wie es immer noch laut pochte, wie es nicht aufhören wollte, nicht langsamer wurde. So lagen sie da, ihr Haar hing weit über seinem Körper und obwohl es so dreckig und hässlich war, spürte sie seine Finger dazwischen. Sie sah nun auch nichts mehr von ihm, nur noch der Fackelgang, der ebenfalls übel aussah war in ihrem Blickfeld, obwohl sie so nahe waren, wieder vereint, Körper an Körper, konnten ihre Augen nicht sehen. Aber was nützten schon Augen, denn sie sahen öfter mit dem Herzen, als das andere Menschen taten. Menschen…sie hatte es immer noch nicht aufgegeben daran zu glauben, an Menschen… Die Erholung lief nur schleppend voran, mal konnte sie schmerzfrei daliegen, dann meldete sich wieder irgendein Bereich ihres Körpers und sendete über die Nerven unzählige Schmerzimpulse, die sie aber gar nicht mehr zucken ließ. Auch ihr Herz- und Pulsschlag war enorm hoch gewesen, doch nach zehn Minuten regungslosen Liegens und regelmäßigem atmen, wurde auch er drastisch niedriger, genau wie bei Rociel, der langsam aber sicher wieder normal schlug. Ihre Knochen und ihr Gewebe erholte sich scheinbar schneller als erwartet, eine Lähmung blieb zum Glück aus, doch geschunden waren sie trotzdem, immer noch nicht voll fähig sich zu bewegen. Aber eines hatten die Schmerzen verschont, eines war den Anstrengungen entkommen. Ihre Stimmbänder. Sie konnten noch reden, trotz des staubtrockenen Mundes. I: Wir haben es geschafft. R: Ja… I: Haben unser Ziel erfüllt. R: Aye… I: Hast du Schmerzen? R: Ja… I: Ich auch… R: Wir müssen…hier weg. I: Wieso? R: Es ist…unsicher…hier…..unten. I: Was ist mit deiner Stimme? R: Wasser…brauche… Wasser I: Warte hier, ich hole dir etwas… Isabell versuchte sich schnell wieder aufzurichten, doch das war keine so gute Idee, denn für einen Moment war ihr Körper wieder schmerzfrei, aber nach dem Aufrichten zuckte ein Schmerzimpuls durch ihr Rückgrat. Das hatte erst mal ganz schöne Schmerzen verursacht, aber anscheinend war ihrem Körper das egal, denn er machte trotzdem weiter. Sie fühlte sich wie nach einer jahrelangen Folterung, so verdammt kaputt schien da alles im Inneren zu sein, aber es würde bestimmt bald besser werden. Wenigstens brauchte sie nicht mehr kriechen, sie stand zuallererst einmal nur auf und versuchte sich auf zwei Beinen zu halten. Das klappte schon ganz gut und von diesem "Erfolg" angespornt, machte sie ganz vorsichtig einen Schritt nach dem anderen, bis sie sich sicher war, wieder normal laufen zu können. Sie wusste noch ungefähr, wo ihre Rucksäcke lagen, irgendwo am Eingang des Tores, da hatten sie sie abgelegt und das war auch ihr großes Glück, denn mit dem immer noch recht schweren Gepäck, hätten sie es wohl kaum geschafft nur ein einziges Skelett zu bezwingen. Als sie dann endlich die beiden guten Stücke fand, war sie erleichtert und nahm sofort aus Rociels Beutel einen großen Wasserkrug heraus, während sie sich davor bückte. Sie spürte, dass der Rucksack ungewöhnlich nass war und das hatte auch einen guten Grund. Fast alle Krüge waren zerdeppert, kaputt gegangen, der Grund war auch daneben, ein paar Knochen eines Skelettes, einer der Vier…sie hielt in ihrer Hand einen von zwei noch intakten Krügen, aber das würde ausreichen, mehr brauchten sie auch nicht. Erst mal trank sie selber einen großen Schluck, trank sich so den Staub vom Mund, benetzte ihre taube Zunge wieder mit frischem, lebendem Wasser und sofort wurde ihr Mund wieder aktiver und sorgte auch für Speichelausschüttung. Auch ihr Rachen war staubtrocken gewesen, doch auch dieses Problem löste sich nun auf. Sie füllte noch schnell genügend Wasser in den Krug, den sie am Gürtel mit sich führte, dann nahm sie den Rest mit, zusätzlich noch den Rucksack von ihr selber. Dort waren immer noch einige Pfund Lebensmittel drin, ein wenig Essen würde ihnen gut tun. Es war schon etwas schwieriger mit den Gewichten zu gehen, aber sie kam immer besser damit zurecht und ihre Muskeln waren gar nicht mehr so träge wie zuvor. Das Wasser wirkte anscheinend Wunder. Als sie wieder bei ihrem Bruder war, sorgte sie dafür, dass er schnell an sein Wasser kam, sie half ihm den Oberkörper aufzurichten und hielt vorsichtig seinen Hinterkopf, während er das Wasser trank. Ahhhh, das tut gut. Wasser…ich glaube, es geht langsam wieder. Das zu hören war natürlich Balsam in ihren Ohren und langsam aber sicher machte er sich dran wieder aufzustehen. Sie half ihm noch so gut es ging, solange, bis er wieder sicheren Halt unter den zwei Füßen hatte, dann aber ließ sie ihn los und durchwühlte den Rucksack nach etwas Essbarem. Ein wenig trockenes Brot hatten sie noch, die Wurst sah schon ziemlich schlecht aus und auch der Käse machte keinen guten Eindruck. So begnügte sie sich mit dem Stück Brot und aß es in Kombination mit dem Wasser, dass die harte Kruste aufweichte. R: Tut mir leid. I: Was denn? R: Alles. I: Hm. Schon in Ordnung, es brauch dir nicht Leid tun. R: Nein? I: Nein! R: Das ist schön… Ah, man tut das wieder gut. Einfach nur dastehen und abwarten, irgendwo hinschauen und atmen. Keine Kämpfe mehr und keine Angst vor irgendwelchen Fallen. Für einen Moment dachte ich, ich müsste sterben. Aber nicht im Kampf, nein, nein, ich meine in dem Moment, wo ich meinen Körper nicht mehr gespürt habe. Da war ich komplett taub und habe schwarz vor Augen gesehen. Ein unbeschreibliches Gefühl, kein Schmerz, sondern nur noch Wärme. Es war so schön warm, als ob ich in einer heißen Quelle sitzen würde. Aber dann, dann habe ich doch gesagt, dass ich nicht sterben will und auf einmal hatte ich wieder diese Schmerzen, die durch mich zuckten. Ich spüre das immer noch. Es fühlt sich auch noch alles so weich und aufgeschwollen an. Aber das wird sich sicher legen. I: Was meintest du denn vorhin, dass wir weg müssen? R: Ja, wir müssen sofort aufbrechen. In ein paar Minuten, spätestens in einer halben Stunde. I: So schnell, aber du… R: Mir geht es gut und ich habe noch einen kleinen Trumpf in der Hinterhand. Ich habe immer noch etwas da, nie sollte man alle Karten auf den Tisch legen. I: Du sprichst in Rätseln Bruder. R: Ja ich weiß, ich bin noch ein wenig verwirrt. Aber ich besitze noch eine Flasche von dem Geschwindigkeitstrank. Eigentlich sollte er ja dazu dienen, dass wir nicht diese riesige, verfluchte Treppe hoch müssen, aber nun werden wir ihn jetzt trinken. Ich denke, er wird unsere Beine auch in dem Zustand noch schneller machen. I: Und warum? R: Nun, wir sind hier auf Zopar, einer Schale der Hölle, nicht wahr? I: Ja…wenn es denn wahr ist. R: Das wird es sein. Nun, diese Welt hier untersteht Beliar und da draußen vor den Toren warten tausende Untote und sie alle haben den gleichen Befehl wie zuvor, töten. Außerdem wurde der Fall von Skelldon sicher schon bemerkt, irgendwer wird seinen Platz einnehmen. Wir müssen hier raus und zwar schnellstens. Erst wenn wir wieder in unserer Welt sind, ist es vorbei. Wenn wir zögern könnte alles umsonst gewesen sein. I: Du hast mich überzeugt Bruderherz, dann werden wir in ein paar Minuten aufbrechen. R: Ja, ein paar Minuten haben wir sicher noch. Ich möchte mir das alles noch einmal anschauen, ein paar Erinnerungen hegen und pflegen, außerdem muss ich noch etwas machen. I: Hast du denn schon wieder gar keinen Hunger? R: Doch… I: Hier, nimm wenigstens einen Apfel. R: Danke Isabell. Sie warf ihm den Apfel zu und gemeinsam lächelten sie sich dann kurz an, oder galt das Lächeln eher dem Apfel? Wie auch immer, sie nahm sich jetzt auch einen, von denen hatten sie ja noch eine ganze Menge…ein wenig wollte sie noch essen, ein bisschen noch auf dem Boden sitzen bleiben, aber es stimmte schon, sie mussten hier weg und das so schnell wie möglich. Je eher sie den Frühling begrüßen konnte, desto besser. Außerdem waren diese kalten, luftlosen Hallen ein Gräuel für sie. Sie hatten lange genug die Dunkelheit und die Fackellichter gesehen, es war wahrlich genug… |
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05.04.2004, 17:23 | #100 | ||||||
Heimdallr Beiträge: 12.421 |
Schwarz. Alles war schwarz. Ja…wirklich…Rociel spürte noch immer den Schmerz an seiner Wange, noch immer das aufgerissene Hautplättchen, das Fleisch das herausblitzte. Als er jetzt wieder stand, nahm er ein wenig Wasser und befeuchtete sein Gesicht, dann nahm er eines der sauberen Tücher und wischte sich damit das Wasser und hoffentlich auch sämtliche Blutspuren aus dem Antlitz. Es ging ihm immer noch nicht so optimal, seine Schulter war wohl leicht angeschlagen und vor allem die Region der Oberarme tat weh. Er sah an seinen Fingern noch immer die Risse, die Furchen und die neuen Falten, das alles würde sich erst mit der Zeit wieder dort herauslösen. Aber das war jetzt nicht mehr so wichtig, es ging ihm wieder den Umständen entsprechend gut, es war genug passiert, dass es soweit kam. Mit einigermaßen gesunden Beinen trat er auf, immer wieder, auf und ab. Wenigstens die Gelenke schienen alle gut mitzuspielen, ein kleiner Trost, mehr nicht. Er ging in Richtung des Tores, das sich einfach nicht schließen wollte, wer weiß was dazu wieder nötig war, jedenfalls war es gut, dass es aufblieb. Er ging durch die Fackelallee, die jetzt ganz schön beschädigt war und nicht mehr halb so ordentlich daher kam, bis er wieder durch das Tor trat. Dort hob er seine Fackel auf, die einsam und alleine auf dem Boden, in einer dunklen Ecke lag und noch immer das Licht spendete. Ein letztes Mal nahm er sie auf, den langen, hölzernen, trockenen Schaft und führte sie wieder mit sich. Dann sah er noch einmal über das ganze Gebiet, das prächtige, schwarze Marmortor, die beiden riesigen Fackeln… Sein Blick schweifte zu der Treppe, vor und auf dieser lagen Knochen. Er sah auf den Sims, von dem die Fernkämpfer, die Bogen- und Armbrustschützen ihre tödlichen Geschosse abgefeuert hatten. Auch von dort oben mussten die beiden ziellosen Pfeile abgefeuert wurden sein, die den Lord, den Vampir Alucard getroffen hatten. Seine Gedanken schweiften zu diesem ab, er fragte sich, wie es ihm wohl nun ging, ob er das Ganze überleben konnte. Sie jedenfalls hatten ihm auch dieses Mal seine Bitte erfüllt und Skelldon nicht nur sprichwörtlich den Kopf abgeschlagen. Er würde keinen Bann auf irgendein Tor aussprechen, doch ob es ein anderer tat, darauf nahm er keinen Einfluss mehr. Es war egal, ob bald wieder ein neues Skelett mit neuer Gefolgschaft und ähnlicher Macht den Platz der Untoten einnehmen würde, den Platz, den Skelldon hinterließ, doch für ein paar Momente waren diese Wesen, die dem Gott Beliar dienten entscheidend geschwächt. Aber wie auch immer, wenn sie tatsächlich hierher kommen würden, dann wären die Geschwister längst wieder weg, würden sich wieder dort befinden, wo sie auch hingehörten, zumindest jetzt noch. Rociel ging wieder durch das Tor, mit der Fackel in der einen Hand, sah sich noch einmal alles in Ruhe an. Als er durch das Tor gekommen war, nahm er seinen Rucksack auf, er war nass und voller Scherben, diese kippte er einfach auf dem Boden des Saales aus und leerte das gesamte Lederstück, bis es vollkommen leer war. Noch einmal ging er über die Schwelle, hatte er doch dort eines der vier Skelette getötet, die zu Skelldons Vertrauten gehörten. Eines dieser Skelette besaß dieses schöne Einhandschwert, das wollte er mitnehmen. Es würde nie in seinen Händen zum Kampf eingesetzt werden, er hatte damit andere Pläne, wollte es nämlich verkaufen. Es würde sicher eine Menge Gold bei einem guten Händler bringen und genau so einen konnte man in Gorthar finden. Schon wieder erwischte er sich dabei, wie er an so was subtiles wie Gold dachte, aber anscheinend war seine Ader danach noch nicht ganz erloschen. Er sah zu den Gemälden, die jetzt alle dunkler wirkten. Ein wenig war es auch dunkler, denn sie hatten ja ein paar Fackeln und Lichtquellen umgestoßen, aber er war der Meinung, dass diese Dunkelheit auch an etwas anderem lag. Der Tod hatte sich nun endgültig die Seelen von den Fünfen geholt haben, von Skelldon und den anderen Männern. Vielleicht war ihnen sogar ein Leben in Innos Reichen beschert, vielleicht nahm auch Adanos sie auf, aber eigentlich konnten sie nur dort landen, wo man sich nicht hinwünschte, aber vielleicht war es als Skelett, als Untoter egal, vielleicht empfand man dabei nichts mehr, vielleicht verschwand man auch im absoluten Nichts. Die ganzen Kunstschätze hier unten, sie waren überaus wertvoll, doch er ließ sie nun links liegen und ging zurück zu Isabell. Auf dem Weg zu ihr aß er den Apfel zu Ende und warf das Gerippe in eine dunkle Seite, wo es direkt im Kopf von Skelldon landete. So spielte das Schicksal, auch für Skelldon. Gleichzeitig ging er Richtung Thron, an Isabell vorbei und nur auf seine beiden Dolche zu. Er steckte sie wieder zwischen den Gürtel, war er doch auf keinen Fall bereit sie hier zulassen oder zu vergessen. Doch sobald sie in Gorthar waren, wollte er sich wieder die Stiefellaschen anfertigen lassen. Dann ging er weiter, zu der Stelle, wo sein Körper so lange so regungslos lag, sein Schwert hatte er aus der Hand fallen lassen, auch dieses Stück konnte er unmöglich zurücklassen. Er nahm es mit geduldiger Miene auf, wischte mit einem sauberen Tuch darüber und ließ die glänzende Klinge im Licht der Fackel sonnen, ehe er die Waffe, mit der er in den letzten Stunden fast ununterbrochen herumgelaufen war, wieder in ihr verdientes Zuhause fallen. Nur noch die Fackel befand sich nun in seinen Händen und Isabell stand bereit zum Abmarsch. Eines tat er noch, natürlich, was sonst, er konnte es unmöglich vergessen. Rociel ging auf den Körper von Skelldon zu, der leblos dalag, die schöne Rüstung, der Halswirbel schaute heraus. Es sah schon heftig aus, aber dank der Tatsache, dass kein Blut floss, war es auch für seine Nerven ertragbar. Er nahm tatsächlich noch einmal sein Schwert, wollte er doch den Körper des Toten nicht berühren und ließ die Kette des Amulettes um die Klinge fahren. Dann erhob er sein Schwert wieder und die Kette fiel nach unten, direkt in seine Hand. Wieder – und hoffentlich nun endgültig – steckte er sein Schwert zurück in die prächtige Warglederscheide und nahm sich der Kette an. Ein kleiner Verschluss umgab sie und diesen öffnete er nun. Das Amulett blieb in seiner Hand, doch die goldene Kette flog auf den Boden. Danach ging er zu seiner Schwester, die nur wenige Meter neben Rociel stand und das alles beobachtet hatte. Hier…es ist dein Amulett. Ich möchte, dass du es trägst. Der junge Mann wusste um die Macht dieses kleinen, unscheinbaren Stückes menschlicher Schmiedkunst, doch er wusste auch, wie wichtig es war, dass sie gegenseitig stark waren. Es nutzte niemandem etwas, wenn er dieses Amulett getragen hätte, die Balance der Kräfte wäre vollkommen durcheinander gekommen, sie war dazu bestimmt das Amulett zu tragen, denn es war sein Entschluss. Aber… - Kein Aber, du hast es dir genauso verdient wie ich. Schau am besten in Gorthar nach einer stabilen Kette, welches Stück es ist, werden wir wohl erst bei Meister Tolban erfahren. Und jetzt komm, lass uns diese stinkenden Hallen verlassen. Er drückte Isabell das schöne Schmuckstück in die Hand und gab ihr trotz des Gestanks einen Kuss, danach ging er Richtung Tor, vorbei an den Fackeln, ein letztes Mal nun endlich. Er sah noch einmal zurück, zurück auf den riesigen Thron, dann aber durchschritt er das Tor und wartete auf sie. Er verstand schon, dass sie das alles ein wenig überraschte, aber er mochte keine halben Sachen, es stand ihr zu und damit war die Sache erledigt. Nach einer Minute des Wartens kam sie dann auch durch das riesige Tor geschritten, hatte an alles gedacht, was er noch mal zur Sicherheit kontrollierte. Dann fasste er sich an den Gürtel, dort wo sein Allesbeutel hing und dort wo auch die Ampulle mit dem Trank sein musste. Er fasste danach, doch nichts Sinnvolles wollte sich in seine Finger begeben. Ein wenig nervöser wurde er, fasste energischer in dem kleinen Beutelchen nach und betete innerlich, dass er sich nicht geirrt hatte, doch dann rutschte die Ampulle aus der Ecke heraus, wo sie sich festgesaugt hatte und fiel direkt in seine Hände. Er atmete tief ein und aus, schloss die Augen und zog das gute Stück heraus. Lass uns mal schauen, wie viel es reicht, ich würde sagen, jeder trinkt nur ein Viertel, damit wir noch genug übrig haben, sollte es erst mal nicht reichen. Also dann, hier. Er reichte seiner Schwester die Ampulle, die bis an den Rand mit einer gelblichen Flüssigkeit gefüllt war und wartete, bis sie fertig getrunken, bzw, die Tropfen auf ihre Zunge fallen gelassen hatte. Danach wiederholte er dasselbe Spiel bei sich, die Prozedur klappte gut, so dass er die Ampulle am Ende wieder mit Inhalt zurückstecken konnte. Er spürte schon im Stehen, wie seine Beine und sein restlicher Körper wärmer wurden, wie sich die Flüssigkeit in der Blutbahn verteilte und sah noch einmal bedenklich zu seiner Schwester. Sag mal, geht es dir wirklich gut, du bist so ruhig, hab ich doch irgendwas gemacht, was mir Leid tun müsste? Sie blickte nur mit komischem Gesichtsausdruck herüber, versuchte dann aber zu lächeln. Nein, nur die Sache mit dem Amulett geht mir nicht aus dem Kopf, aber ist nicht so wichtig. Rociel hob die Augenbrauen und schnaufte kurz. Darüber lass uns später reden. Wir müssen jetzt los, der Trank hält nicht ewig. Sie nickte und das war gut so, denn endlich konnten sie los. Sie bogen direkt in die Ruhmeshalle ein, der ganze Prunk und die ganze, verschwenderische Schönheit blickte ihnen entgegen, doch sie beachteten die Umgebung nicht mehr, wie denn auch, viel zu schnell zogen sie an ihr vorbei. Dank des Trankes fühlten sich die Beine wie frisch geboren an, von Schmerzen war keine Spur mehr und er konnte optimal laufen. Es schien alles so leicht zu sein und sie waren zwei Federn, die vom Wind getragen wurden, jedenfalls hatten sie die lange Ruhmeshalle schon sehr bald hinter sich gelassen. Zehn Meter in einer Sekunde, das war ihr Tempo, das sie an den Tag legten, doch so war er nun mal, dieser Trank, doch wie lange würde seine wunderbare Wirkung noch anhalten, sie wussten es nicht. Aber Rociel wusste, wie es weiterging, direkt durch die noch immer geöffnete Eisentür ging es hindurch. Ja, hier waren die ganzen auferstandenen Toten aus ihren Nischen gekommen, der Weg war klar, führte durch eine zerstörte Holztür, die sie einfach eingerissen hatten. Auch der nächste Weg war nicht mehr schwer zu erkennen, wieder führte er durch eine Holztür, sie kannten es nur zu gut. Der Verbindungsgang, gesplittert waren hier die beiden Türen, die Untoten hatten ganz schön gewütete, doch so erkannten sie wenigstens viel leichter, wohin sie eigentlich mussten. Auch den Verbindungsgang ließen sie hinter sich, beim Raum in dem die ganzen Untoten lagen, hielt er sich die Nase zu, denn noch immer brannten einzelne Fleischstücke und die Luft war verpestet mit diesem Geruch von versengtem Fleisch. Aber jetzt war es auch egal und mitten durch diesen Wahnsinn hindurch führte sie ein weiterer Gang, den er schnell erkannte. Es war alles so, als ob sie eben noch hier gewesen wären, nichts hatte sich verändert, gar nichts. Sie waren jetzt in dem Raum, wo drei Skelette die drei möglichen Gänge bewacht hatten und sie hatten sie alle getötet, Rociel wusste noch, dass der richtige Gang parallel zu diesem war, aus dem sie kamen, doch man konnte den richtigen Gang auch daran erkennen, dass er der einzige war, vor dem keine Knochen lagen. Auch durch diesen Gang huschten sie in Windeseile und traten auf der anderen Seite wieder heraus, dort, wo die zwei Skelette in der Mitte auf sie gelauert hatten und auch sie mussten dran glauben. Weiter ging es ohne Pause, durch den kleinen Gang hindurch, traten sie doch schon eine ganze Weile auf edlem Teppichstoff, der aber längst nicht die Qualität vom Stoff in Skelldons Ruhmeshalle und seinem Thronsaal erlangte. In seinen Augen spiegelten sich Kronleuchter, Leuchter mit Schädeln als Lichtquelle und überhaupt wurden sie neben dem kleinen Licht der Fackel nun auch mit schwarzen Kristallen bestrahlt, das alles hatten sie schon mal gesehen. Als sie die Halle verließen, blieb Isabell kurz stehen und meinte nur: Hey, kannst du dich erinnern, hier ist die Abzweigung zu dem Raum, wo wir das Buch und die Karte gefunden haben. Rociel nickte ihr zustimmend zu, blieben sie doch kurz stehen, um den weiteren Weg zu überlegen. Ah ich weiß wieder, wir werden gleich zu der Halle des Schmiedes kommen, das riesige Ding, wo uns die zwei Skelettreihen überfallen haben und wo wir uns von Alucard getrennt haben. Der Weg ging weiter, zuerst durch den Gang, wo sie überhaupt nicht ihre irre Geschwindigkeit ausnutzen konnten, da es zwei Türen zu öffnen galt. Dann aber standen sie oben und hielten kurz inne, ganz oben auf der Treppe, war die Halle wirklich unglaublich und auch das Schmiedefeuer sahen sie, das immer noch nicht ausgegangen war. Doch dann ging es schon wieder weiter und endlich konnten sie die Wirkung des Trankes richtig nutzen. Sie flogen wie schon angedeutet über die Treppen, über den breiten Gang in der Mitte. Ihre schweren Stiefel zermalten die Knochen der Skelette und zerdepperten die Körper, die noch einigermaßen ganz waren und in ihrer Laufbahn lagen, noch mehr und auch die zweite Treppe, die sie wieder hoch mussten, sie wurde geschwind binnen Sekunden erklommen. Doch als die schon wieder durch den Weg sausten, durch die dunklen Gänge, die nun weniger hell waren als noch die Halle zum Beispiel, da wurden sie auf einmal jäh gestoppt. Acht Steinbögen standen vor ihnen und der junge Mann wollte zusammenfallen wie ein kaputtes Kartenhaus, aber daran hatte er gar nicht mehr gedacht. Verdammt, nein, nein, nein. Aber wir haben ja noch die Karte. – Schnell, beeil dich. Beeilen war gut, er wusste selber, dass die Wirkung des Trankes nicht ewig hielt. Nervös kramte er in dem Buch, indem sich auch die Karte befand. Schnell hatte er sie auseinandergefaltet, dieses Mal ganz. Es dauerte eine ganze Minute, bis sie die Karte gemeinsam studiert und verstanden hatten, dann aber merkten sie, dass der Magier auch alles vor dem Gang markiert hatte, bis zu dem Spiegel. Wie wichtig das doch war, als sie ein kleines schwarzes Kreuz fanden, das genau den vierten Gang von links bezeichnete und auf einmal kam ihm auch die Erinnerung wieder, dass sie durch diesen gekommen waren. Weiter führte sie der Weg, über eine der ersten drei Treppen, bis sie wieder in dem Gang standen und die Wahl zwischen acht Gängen hatten, doch auch hier war auf der Karte ein schwarzes Kreuz gemacht. Er musste diesem Magier irgendwann mal danken, irgendwie, denn ohne seine Karte wären sie schon mehrmals aufgeschmissen gewesen, nun aber führte sie sie direkt zum Spiegel, denn auch das dritte Mal raten war kein Problem – dank des schwarzen Kreuzes. Sie kamen da raus, wo er es geplant erwartet hatte, in dem Gang, mit dem großen Felsquader und den vier möglichen Gängen. Einer führte zur Wasserquelle, die sie nun nicht mehr brauchten, einer führte zu Alucards Sarg, aber diesen Weg konnten sie nicht mehr gehen und der dritte Weg, er würde zu einer Treppe führen, einer Treppe, die sie einst gegangen waren und zu der sie nun auch liefen und die Stufen hochflogen. Es waren die letzten Stufen, als es Rociel auf einmal im Knie zwickte und zwackte, er blieb am Ende der Treppe stehen und spürte, wie die Wärme aus den Beinen entwich und wie er langsamer wurde. Der Schmerz kehrte mit einem heftigen Schlag zurück, es schien als ob alle Nerven in seinem Körper einen Impuls aussendeten. Der Trank hatte in dem Moment nachgelassen, als sie von der Treppe wieder heraustraten, die Tür öffneten und nun dastanden. Mist! Ich muss meinen zweiten Teil trinken, die Wirkung hat nachgelassen. Er nahm die Ampulle und trank noch einmal die Hälfte des übrig Gebliebenen, verschloss sie wieder und reichte sie nun seiner Schwester, ihr stand der Rest zu. Er spürte sofort wieder die umgekehrte Gefühlswelt, voller Wärme und ohne Schmerzen. Er wollte gar nicht wissen, was der erfahrene Alchemist da in seinen Trank gekippt hatte, doch es mussten ziemlich gute Mittelchen sein. Gleichzeitig erkannte der Fürst nun auch, wo sie eigentlich waren, es war der Gang, der zur Folterkammer führte, doch ebenso zu dieser Treppe und zu einem Gang, dem Nordgang, den Isabell und er einst unter Ausschluss eines Münzwurfes gewählt hatten. Er war ihr Glücksgang gewesen. Ihn durchquerten sie jetzt in die andere Richtung und tatsächlich waren da diese verdammten sechzehn Gänge, die er einfach nicht wahrhaben wollte. Daneben standen zwei Treppen, beide fielen ab, doch sie wussten, was es damit auf sich hatte. Die eine Treppe war der richtige Weg, die andere war nur das Ziel eines Waffenarsenals, denn so naiv waren sie auch gewesen. Warte mal, ich glaube, bei mir lässt die Wirkung auch nach. Er sah zu ihr, wie sie sich den Trank nahm und herunterschluckte, währenddessen nahm er die Karte um sich noch einmal davon zu überzeugen, welche die richtige Treppe war, obwohl es eigentlich nicht so wichtig war, da sie die verlorene Zeit schnell wieder aufgeholt hätten. Schnell tauchten sie in die Finsternis der Treppe hinab, huschten an dem Gang mit den hölzernen Bänken vorbei und kamen zu einer großen, zerschlagenen Tür, vor der ein paar Knochen lagen und ein schwarzes Skelett mitten unter den normalen Skeletten war. Er erinnerte sich, es war das erste Zusammentreffen mit den ersten Truppen Skelldons, so weit waren sie also schon, es kam ihm so kurz vor, doch die riesige Wirkung des Trankes merkte man im normalen Gehen gar nicht, außerdem waren sie ja im ganzen Lauf noch auf keinen einzigen Widersacher gestoßen, das hatte ja soviel Zeit gekostet und raten mussten sie auch nicht mehr, da sie die Wege dank der gesegneten Karte ja jetzt wussten. Sofort sah er auf die große Zeichnung an der Wand, über die er solange gegrübelt hatte, dann ging es den Gang nach rechts, wo die Tür weit aufgerissen war, wo sie den Schlüssel erst unter der Schüssel gefunden hatten und nun die Treppen herunter liefen. Stufe um Stufe nahmen sie, das Ziel näherte sich, er konnte es riechen. Jetzt nur noch die Treppen runter., sagte er im Laufen, während schon wieder die ersten Gänge neben sie ankamen, doch er wusste, dass sie jede Treppe nehmen mussten, immer weiter runter. Ein weiterer Verbindungsgang zog sich an ihnen wie eine zähe Kaumasse. Er hatte so sehr gelitten, genau wie Isabell es tat. Doch nun sollte endlich Schluss sein, er sehnte sich so sehr nach einem Ende und die Füße, noch trugen sie ihn, doch die Menge des Trankes hatte nicht gereicht, schon bald würden seine Füße wieder in Krämpfen zusammenbrechen, würde er noch einen Schritt gehen, schließlich waren sie gerannt, der Trank hatte zwei Funktionen, einerseits sorgte er für einen schnelleren Lauf, doch andererseits unterdrückte er auch den Schmerz in den Füßen, doch dieser war jetzt enorm. Eigentlich wanden sie sich schon in Krämpfen, doch noch wurde es unterdrückt. Ja, das ist sie, Rociel schau doch, das ist SIE! Mit weit aufgerissenen Augen sah er rum, sie waren um eine Ecke gebogen und eine riesige Treppe lag vor ihnen, ja, sie war es wirklich. Die letzte, die endgültige Treppe. Sie rannten, wussten sie doch, dass jede Sekunde zählte, doch jetzt war es egal, ihr Ziel, es kam näher. Sie rannten die Stufen herunter, vorbei an den verdammten Zweiundsiebzig Gefängniszellen, sechsunddreißig auf jeder Seite. Sie rannten die scharfe Biegung herum und dann hatten sie es fast geschafft. Ein Meer aus Flammen begrüßte sie, zwei Meter eine Fackel, hunderte mussten es sein, ja, sie kannten dies alles, doch jetzt war es noch einmal überwältigend. Der Trank ließ nach und sie liefen nur noch drei Meter pro Sekunde, doch das reichte um nach einer Minute den riesigen, geradeaus laufenden Gang zu bewältigen. Dann wurden ihre Schritte langsamer, sie stoppten. Jetzt war es egal, dass sie nichts mehr hatten, keinen Trank um die Schmerzen zu unterdrücken, nichts mehr. Sie standen vor dem magischen Spiegel, der noch immer aktiv war und zu leben schien. Er schimmerte richtig und eine Stimme sprach zu ihnen. Ihr habt es also geschafft! Ihr habt Skelldon besiegt! Die ersten Sterblichen, die von Assiah kamen. Geht durch mich hindurch und ihr werdet wieder dort herauskommen, wo ihr auch hergekommen seid. Viel Glück. Rociel nickte der ominösen Stimme zu, dann sah er, noch immer wild keuchend, zu Isabell, der es kein bisschen besser erging. R: Bist du bereit? I: Nichts habe ich mir sehnlicher gewünscht, als das. R: Also dann, gib mir deine Hand, wir gehen wieder gemeinsam hindurch. I: Ja, machen wir. Ihre Hände berührten sich und so marschierten sie auf die wabernde Oberfläche des Spiegels zu…und schritten hindurch. In dem Moment ließen Rociel und Isabell die dritte Schale der Hölle, Zopar, hinter sich und kehrten ihr den Rücken zu. Skelldon war besiegt und alles was blieb war ein toter Palast. Doch er würde schon wieder zu neuem Leben erwachen. Beliar ließ sich nicht verhöhnen und er schenkte so einem neuen Skelett die Macht, ließ es Zopar wiederaufbauen und die untoten Truppen von neuen sammeln. Doch dies sollte noch lange dauern und kein Anführer der Untoten würde je so stark wie Skelldon werden, er, der das Amulett besaß, er, der die Kraft besaß, er, der fanatisch das Leben hasste und die Gesetze der Untoten neu schrieb, Skelldon, der finstere, Skelldon, der unsterbliche Feldherr, Patriarch und Tyrann, er, würde niemals mehr leben, Adanos selbst hatte sich seine Seele geschnappt, als der Körper des Untoten gefallen war, Beliar würde sich nie wieder seiner Kraft bedienen können, alles was von dem einzigen Glanz der Untoten blieb, war Staub und Knochen, Knochen, die nie wieder leben würden. Nach stundenlanger Fahrt durch Raum und Zeit kehrten sie eine gefühlte Sekunde nach Eintritt in das Tor wieder auf der anderen Seite heraus. Hinter ihnen verschwand der blaue Wirbel und der Spiegel sah genauso matt und schmutzig aus, wie noch damals, als sie in gefunden hatten, zum ersten Mal seit Jahrhunderten. Die Schmerzen, sie waren wieder da, doch die Reise hatte sie abgeschwächt. Überhaupt, was mit seinem und dem Körper von Isabell passierte, in der ganzen letzten Zeit, er wusste es nicht, doch nun waren sie wieder da. Wir sind wieder da, wir sind zurück in Gorthar, wir haben es geschafft! Gemeinsam und zusammen, gesund und munter, nur ein wenig fertig. Ein paar Tage Ruhe brauchten sie nun, aber zuerst mussten sie wieder hier raus, raus an die frische Luft. Die Geschwister lagen sich eng umschlossen in den Armen, küssten sich, streichelten sich, liebten sich, jetzt war es egal, egal ob sie nach Tod, Verwesung und Elend rochen, egal ob sie wie Bettler aussahen. Egal…es war alles egal, so egal… Erst nach unzähligen Minuten hörten sie auf und sahen hoch. Sie waren in dem Raum, in dem sie den Spiegel gefunden hatten. Neben ihnen standen die Särge und der Geruch von verfaultem Fleisch lag noch immer in der Luft. Plötzlich kam seiner Schwester ein grauenvoller Gedanke. Oh nein…weißt du, was mir gerade einfällt? Wir müssen noch durch die ganze Kanalisation, das dauert Tage? Und…ach du verdammter Mist…die Stelle, wo wir runtergeklettert sind, wie sollen wir da nur drüber? Oh nein…das ist nicht gerecht… Sein Kopf fiel voller Verzweiflung nach hinten, die Hände stoppten den Aufprall auf Stein, während er stöhnte. Das hatte er ganz vergessen. Doch mitten in seiner Verzweiflung sah er die Leiter, wie sie schwarz und still in einer Ecke stand und vor sich hin rostete. Und auf einmal zog sich die Stimme des Schwarzen durch seinen Kopf, der sterben musste, weil er zuviel redete, dieser Scheinhändler, was hatte er doch gleich gesagt? … Die Leiter hier, sie führt direkt in die unteren Keller des Schlosses Das hatte er gesagt, er wusste es ganz genau. Isabell! Ich weiß, wie wir weiterkommen. Seine enttäuschte Schwester schaute wieder mit ihren wunderschönen, strahlenden Augen und er wollte sie nicht enttäuschen. Ja? Du weißt einen Weg? Was denn? Er deutete mit dem linken Zeigefinger auf die Leiter. Die Leiter, die uns in den unteren Keller des Schlosses von Gorthar führen wird. Ein paar Momente herrschte Ruhe, doch dann wurde sie wieder durch Stimmen durchbrochen. Wenn das dein Ernst sein soll, dann…tun wir es doch einfach, hihi. Das Lachen kam unerwartet, doch auch er lachte nun. In Ordnung, tun wir es! Sie packten ihre Siebensachen, was nicht schwer war, da sie alles hatten, was sie brauchten, dann stieg Isabell auf die Leiter, er kletterte im Abstand von fünf Metern hinterher. Es erinnerte ihn an die Leiter, die zu der Bibliothek führte, denn auch dieses Stück ging sehr lange. Besonders ohne den Trank schien es ätzend lange zu sein, doch wenigstens mussten sie hier nicht auftreten. Nicht die Beine groß bewegen. Und so, nach einer halben Stunde… Hier ist die Leiter zu Ende. Hier ist eine Luke, soll ich sie mal öffnen? Rociel rollte mit den Augen und rief dann lachend: Natürlich, was denn sonst. Über ihm öffnete sich eine hölzerne Luke ächzend und Isabell huschte hoch, dann kam er weiter hoch und nahm die Hand seiner Schwester. Sie hatten es geschafft. Polternd fiel die Luke zurück, damit es ja niemand merkte. Aber wo waren sie hier? Ein kluger Mann hätte gesagt: Im Keller des Schlosses zu Gorthar. |
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