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04.04.2004, 12:55 #3076
Sir Iwein
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Lagerfeuer für allg. Gespräche über die Gilde #17 -
Also echt Ormus, dein Verhalten ist doch nur noch lächerlich.
Deine zahlreichen (und darüber hinaus vollkommen nievaulosen) Spams gehen wirklich unter die Gürtellinie, und dann beschwerst du dich darüber, dass du nicht erwünscht bist? Es gibt hier eine Spamregelung, nach der Einzeiler nicht gern gesehen werden.
Außerdem war Kano überhaupt nicht unfreundlich, sondern hat dich nur etwas gebremst.
04.04.2004, 13:05 #3077
Sir Iwein
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herz eines dämons/golems -
Toll, das kostet aber Lernpunkte. Und außer sie für die Runen zu benutzen kann man die dann nur noch verkaufen - bringt´s also nicht, es sei denn man hat Lernpunkte zu verschenken...
04.04.2004, 13:49 #3078
Sir Iwein
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Blutkelche -
Ja, da hast du Recht. Mit dieser Lösung kann man sich ziemlich den Spielspaß versauen. Hab ich damals leider auch so gemacht, konnte nie richtig danach suchen, wie ´n echter Dieb.
04.04.2004, 16:18 #3079
Sir Iwein
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Die Oberstadt # 3 -
Zügigen Schrittes eilte ein Ritter den breiten, gepflasterten Weg ins Oberviertel hinauf. Wie viele andere hatte auch er das Gerücht vernommen, das in so kurzer Zeit selbst bis in die Kaserne vorgedrungen war: ein Barde sei gekommen und trage nun im oberen Viertel seine Lieder vor. Scheinbar war er der einzige Ritter, der sich jetzt noch in der Unterstadt aufhielt, bei den einfachen Soldaten und all dem anderen Pöbel, die nicht ins obere Viertel durften.

Wahrlich, das durfte man nicht verpassen, wenn in diesen Tagen schonmal ein wenig Unterhaltung in der Stadt war. Und wenn dieser Mann schon in das Viertel der Reichen vorgelassen worden war, musste es auch ein begabterer Sänger sein als die Trunkenbolde in den Tavernen - solche wie Uncle, die auf einen Tisch sprangen, ein jämmerliches Lied trällerten, das meist von Bier, Essen und einem warmen Bett handelte.

Bereits aus einiger Entfernung erblickte er, dass dort oben etwas los sein musste. Einige Bürger gafften aus den Fenstern ihrer gut gelegenen Häuser zum Brunnen hinab, und eine Menge Leute war um diesen herum versammelt. Schon vernahm Iwein eine helle, gute Stimme, deren wohlklingender Gesang von lieblichen Lautenklängen begleitet war.
Der Hauptmann drängelte sich durch die Menschenmenge nach vorne. Da stand er am Brunnenrand, ein junger, gutaussehender Mann, und trällerte sein Lied. Iwein konnte leider nur noch den letzten Versen lauschen, ehe es endete und anschließend lautstark von den versammelten Bürgern und Paladinen applaudiert wurde.

"Bravo!", rief Iwein und stimmte damit in die Zurufe der anderen mit ein. "Noch ein Lied soll er uns singen, damit wir wissen, ob er ein paar Goldstücke wert ist!"
04.04.2004, 16:50 #3080
Sir Iwein
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Die Oberstadt # 3 -
Als die Stimme des Barden verstummte und die letzten begleitenden Töne seiner Barde verhallten, blieb es still. Keiner wagte es zu applaudieren, außer vielleicht hier und dort jemand, der nicht zugehört hatte. Denn es lag nicht etwa an der schlechten Dichtkunst des Barden, sondern an dem Leid, an das seine Erzählung erinnert hatte. Ein großer Sieg war es gewesen bei Varrant, ein jeder kannte Geschichten von jener Schlacht, in der General Lees Mannen so tapfer gefochten hatten in scheinbar aussichtsloser Situation. Doch mit viel Blut und Leid war jener Sieg erkauft gewesen, und der Toten gedachten nun alle, die hier im Oberviertel, Jahre später, um den Brunnen versammelt saßen. "Möge Innos ihrer aller Seelen gnädig gewesen sein!", brabbelte einer der Paladine und senkte den Blick.
Einzig unberührt blieb Samanthas Hörnchen, das sich höhnisch oben auf der Statue des Brunnens postiert hatte und nun den Barden und all die Leute neugierig und aus großen, schwarzen Augen musterte. Welch peinliche Ironie... die Lady sollte wirklich besser auf ihr Tierchen aufpassen.
04.04.2004, 20:03 #3081
Sir Iwein
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Die Oberstadt # 3 -
Lautstarker Applaus war zu hören, als der Barde sich lächelnd vom Brunnenrand erhob. Nachdem alle Versammelten, darunter auch Iwein, ihre Geldbeutel noch einmal kräftig erleichtert hatten, machte er sich schließlich auf den Weg zum Tor. Iwein sah ihm nach, bis er aus seinem Blickfeld verschwunden war. Und so schnell, wie der Barde gekommen war, war er wieder verschwunden. Seltsame Leute, dieses fahrende Volk, deren Überleben allein von ihrer Dichtkunst und der Laune der Zuhörer abhing. Musste ein ungewöhnliches Leben sein.
Seine Lieder hatten Iwein ein wenig zum Nachdenken bewegt. Besonders jenes eine, das von der Liebe erzählte... was zählte ein Leben schon, wenn man nicht lieben konnte? Irgendwann musste doch jeder Ritter des Kämpfens müde sein. War man da nicht froh, wenn man nach Hause kam und wusste, da war jemand, der einen erwartete? Jemand, der das Kaminfeuer unterhalten und Essen angerichtet hatte? Ja, das war Iwein bisher vielleicht als Einziges noch nicht vergönnt gewesen.

Nun, da es hier nichts mehr zu sehen gab, zerstreuten sich die Bürger und Paladine wieder. Iwein hatte am Brunnen noch Long angetroffen, und unterhielt sich ein paar Takte mit ihm über alte Zeiten und über Aufgaben eines Hauptmannes, ehe er fröhlich pfeifend die Straße hinabschlenderte, zur Unterstadt. Bevor er sich zur Ruhe begab, wollte er noch einmal in der Bognerei vorbeischauen, ob Bosper Hilfe brauchte.
04.04.2004, 20:36 #3082
Sir Iwein
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Die Stadt Khorinis #31 -
Als Iwein nach diesem ereignisreichen Tag endlich munter pfeifend die Treppen vom Oberviertel herabkam, lag die Stadt schon im Dunkeln. Nur die wenigen Laternen in den Gassen der Unterstadt spendeten stellenweise Licht, das Hafenviertel jedoch war um diese Zeit kein schöner Ort mehr für Spaziergänge. Der Nachmittag war so schnell vergangen, während der Barde gespielt hatte, dass Iwein darüber hinaus die Zeit ganz vergessen haben musste.
In Bospers Laden brannte kein Licht mehr, die Tür war bereits verschlossen. Auch, wenn der alte Bogner ihm einen Schlüssel anvertraut hatte, wollte Iwein um diese Zeit nicht mehr stören - obwohl er dem Laden gerne noch einmal einen Besuch abgestattet und sich ein wenig mit den Bögen beschäftigt hätte. Gerade wollte er sich zum Gehen in Richtung Kaserne wenden, als er einen jungen Waffenknecht auf einer Bank gegenüber des Ladens sitzend bemerkte.

"Nicht auf deinem Posten, Soldat? Oder warum hockst du so spät noch hier rum? Wartest du auf jemanden?"
Der Waffenknecht erhob sich überrascht.
"In der Tat, mein Herr. Ich hoffte den Bogner noch anzutreffen, ehe er nach Hause kam."
"Meister Bosper schläft bereits. Aber ich stelle bei ihm die Bögen für die Garde her, zumindest helfe ich ihm dabei. Brauchst du Ausrüstung?"
"Ja, Hauptmann. Ich habe vor kurzem meine Ausbildung bei Typhus abgeschlossen, und der Trainingsbogen, den er mir überlassen hat... nunja, der hat ausgedient."
Iwein lachte laut in die Nacht hinein, dann klopfte er dem Jungen auf die Schulter. "Wahrlich, diese Trainingsbögen sollte man nicht für die Jagd benutzen. Ich kann dir einen neuen, besseren Bogen verkaufen, wenn du willst. Ich denke, ein Weidenbogen wäre für einen Anfängerschützen wie dich erstmal das Richtige. Kostet auch nicht soviel, zweihundert Goldstücke."
Der Waffenknecht überlegte nicht lange, dann schlug er ein. "Abgemacht, und noch einen hübschen Köcher und ein paar neue Pfeile dazu. Wann kann ich sie holen?"
"Nun, komm morgen Nachmittag vorbei, wenn der Laden geöffnet hat. Ich denke, wir haben noch ein paar fertige Bögen im Laden."
"Jawohl, Herr Hauptmann."
"Schönen Abend noch, Soldat."

Noch um einiges besser gelaunt machte Iwein sich dann endlich auf den Weg zur Kaserne, in sein Zimmer, in sein warmes Bett. Er bedauerte nur, dass niemand dort war, der sich um das Kaminfeuer gekümmert und Essen angerichtet hatte...
05.04.2004, 12:40 #3083
Sir Iwein
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fingers?diago? -
Fingers' Raum ist es, das sagt Jesper, wenn er einem im 3. Kapitel den Schlüssel dafür gibt.
05.04.2004, 13:08 #3084
Sir Iwein
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Klauen Beliars -
Die Waffe wird nicht automatisch besser, aber du kannst nach jedem Levelaufstieg an einem Beliarschrein die Klaue verbessern - das kostet allerdings Lebenspunkte.
05.04.2004, 16:55 #3085
Sir Iwein
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Die Stadt Khorinis #31 -
Seit den frühen Morgenstunden war Iwein in der Bognerei und arbeitete an dem halbfertigen Weidenbogen für Nikmaster. Unglücklicherweise waren keine mehr auf Lager gewesen, sodass der Ritter sich einen fertig getrockneten Rohling genommen hatte und daraus den Bogen geschnitzt hatte. Mittlerweile hatte er seine Arbeit beendet und wartete darauf, dass der Waffenknecht von gestern Abend ihn sich abholen würde.
Gleichzeitig war auch Bosper zufrieden mit dem Werk seines Lehrlings, der nun Kanos Nachfolge angetreten hatte. Der alte Mann nämlich kümmerte sich lieber um seine dämlichen Felle als um die Ausrüstung der Garde mit Bögen, da war er froh über einen Gehilfen.

Auch Iwein war glücklich über ein wenig Abwechslung. Über all die Ereignisse in den letzten Tagen - der Kampf am Strand mit Taurodir, der Auftritt des Barden im Oberviertel und nicht zuletzt seine Arbeit als Bognerlehrling - hatte er Lyvîane und die Kriegerin ohne Namen fast vergessen. Seit ihrer letzten unglücklich verlaufenen Begegnung hatte er die beiden nicht mehr gesehen. Eine Weile war er froh darum gewesen, nun aber wollte er sich nicht länger von den ihnen abwenden. Er wollte sie wiedersehen und um Verzeihung bitten.
Doch wo nach ihnen suchen? Auch Taurodir schien nicht mehr in der Stadt zu sein - der einzige, der ihm vielleicht dabei helfen könnte.

Der Ritter wurde aus seinen Gedanken gerissen, als jemand durch die Ladentür eintrat. Sofort erhob sich Iwein von seinem Platz hinter dem Tresen und begrüßte den Kunden. Es war Nikmaster, der Waffenknecht von gestern.
"Ah, sei mir gegrüßt. Ja, dein Bogen ist fertig, ich habe ihn selbst angefertigt. Dort drüben hängt er an der Wand. Du musst ihn nur noch spannen. Oh, und hier hast du einen Köcher, ich habe bereits zwei Dutzend Pfeile hineingefüllt, wie bestellt. Die sollten reichen. Das macht zusammen dreihundertdreißig Goldstücke... und für einen Schüler von Typhus nur dreihundert."
Iwein zwinkerte dem Waffenknecht zu, während er ihm seine Bestellung reichte. Es war gut zu sehen, dass Typhus, sein ehemaliger Schüler, als Lehrmeister gute Arbeit leistete.
05.04.2004, 18:02 #3086
Sir Iwein
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Die Stadt Khorinis #31 -
Iweins Stirn zog sich in Falten. Was wollte der komische Kerl von ihm? Dem Hauptmann war keineswegs entgangen, dass der Blick des Mannes schon seit geraumer Zeit auf ihm ruhte. Und das tat er obendrein keineswegs unauffällig. Merkwürdig, Iwein hatte ihn noch nie zuvor in der Stadt gesehen - aber was kam nicht heutzutage für Gesinde ungesehen in die Stadt. Ungewöhnlich waren nur diese Dinger da in seinem Gesicht... wie nannte man sie gleich? - Augengläser, ja das war die Bezeichnung. Stufe für Stufe schritt der Ritter nun die Kasernentreppen hinab, jedoch ohne einmal die Augen von dem Kauz zu lassen. Der indess musterte ihn weiter und lächelte dabei wissend. Der Hauptmann wurde bei diesem Anblick langsam aber sicher zornig über diese Unverfrorenheit, diese Respektlosigkeit ihm gegenüber.
Dann hatte der Ritter die letzte Stufe genommen und trat nun auf sein Gegenüber zu, bis sie sich ganz dicht gegenüberstanden. Abermals musterte Iwein ihn abfällig von Kopf bis Fuß. Reich sah er keineswegs aus, eher ganz normal. Aber diese Augengläser... das trugen doch nur "gebildete" Menschen... ja, so schimpften sich diese Leute, die in Wahrheit Ketzer waren und die Weisheit der Kirche Innos' in Frage stellten. Iwein lächelte ihm schief ins Gesicht und legte dabei den Kopf schräg.
"Was gafft Ihr so dumm, Fremder? Gefalle ich Euch? Oder kennen wir uns etwa? Ha, nicht, dass ich wüsste!"
05.04.2004, 18:36 #3087
Sir Iwein
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Die Stadt Khorinis #31 -
Die Verwunderung des Hauptmanns über diesen Fremden wurde immer größer. Er blickte zum Galgen empor, kalt stand er da, unbenutzt, in der Abendsonne. Schwer vorzustellen, welche Qualen die Verurteilten hier leiden mussten, ehe sie der Tod dahinraffte. Dann starrte der Ritter wieder den Fremden an. Worauf wollte er hinaus? Sprach er nur Stuss? Diese Kühle in seiner Stimme, als triebe er ein Spiel mit Iwein... das gefiel dem Hauptmann nicht. Er hasste Menschen, die in Rätseln sprachen, mehr als alles andere. Das hatten die Gebildeten so an sich. Eine Weile funkelte er den Mann schweigend an, dann erst begann er, über dessen Frage nachzusinnen.

"Das letzte Mal... es muss schon eine Ewigkeit her sein, dass hier jemand hingerichtet wurde." Nachdenklich fuhr sich der Ritter durch den Bart, blickte aber weiterhin misstrauisch den Fremden an, der ruhig wartete. "Es haben hier in letzter Zeit oft Barden gespielt, oder aber Verbrecher wurden ausgepeitscht... aber eine Hinrichtung? Lasst mich überlegen ... Ja, jetzt fällt´s mir wieder ein! Es war letzten Winter. Doch noch nicht allzu lange her. Damals war..."
Die Stimme des Hauptmanns erstarb. Fast hatte er diesen Tag vergessen. Das eigentliche, das ihm im Gedächtnis geblieben war, war der Abend zuvor. Plötzlich sah er sie wieder vor sich. Hilias' Fratze. Die Fratze des Todes. Er sah die toten Gesichter seiner Kameraden vor sich, die dieser Mann auf dem Gewissen hatte. Grausam hatte er sie zugerichtet mit seiner Sengfaust. Dabei hatte Iwein ihn immer für einen treuen Diener Innos' gehalten. Wie man sich täuschen konnte.

"Der Mann hieß Hilias. Ich hatte ihn immer für einen Freund gehalten. Doch er hatte drei Soldaten der Miliz auf brutalste Weise getötet. An jenem Abend stand er vor mir, mit einer Waffe, die Angst und Schrecken verbreitete. Eine gewaltige Eisenkugel, befestigt an einer Kette, ja, das war sein Werkzeug des Todes. Wir kämpften, genau hier, wo wir beide jetzt stehen. Und sein Gesicht..." Iwein brach ab und senkte traurig den Kopf. All die Erinnerungen waren zuviel. Langsam blickte er zu dem Fremden auf und gewann allmählich die Fassung wieder. Was erzählte er ihm das alles? Es musste ihn völlig kalt lassen.
"Er verdient es auf ewig in der Hölle zu schmoren. Aber Ihr werdet das nicht denken, was wisst ihr schon davon? Ihr wart ja nicht dabei..."
05.04.2004, 18:52 #3088
Sir Iwein
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Die Stadt Khorinis #31 -
Iwein hatte Recht behalten. Der Fremde schien kein bisschen Mitleid zu haben, die ganze Geschichte bewegte ihn kein bisschen. Stattdessen kaute er auf seinem Kraut herum. Angewidert beobachtete Iwein ihn, während er nach einer Antwort suchte.
Doch er konnte sich nicht mehr genau erinnern. Alles, was da war, war diese schreckliche Fratze, dieses verfaulte Gesicht, die schwarzen Zähne... Der Ritter wusste nur noch, dass die beiden miteinander gekämpft hatten. Und wie sie gekämpft hatten. In jenem Kampf hatte Iwein mehr Furcht empfunden als in jedem anderen seiner bisherigen. Doch ebenso groß war sein Hass gewesen auf diesen Menschen, der kein bisschen Skrupel gehabt hatte... auch noch höhnisch lachte. Ob Iwein den Kampf alleine gewonnen hatte, oder welches Glück ihm letztendlich zum Sieg verholfen hatte, wusste er nicht mehr.
"Ich habe ihn gestellt. Wir haben lange gekämpft, und der Kampf war heftig. Wir schnappten ihn, und am nächsten Tag schon wurde das Urteil vollstreckt: der Tod durch den Strick. Oh, wie lange hat mich sein Gesicht in all den schlaflosen Nächten verfolgt." Weitere Prahlereien, wie er sie sonst vielleicht von sich gegeben hätte, unterließ er. Die Erinnerung ging noch zu tief.
05.04.2004, 19:24 #3089
Sir Iwein
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Die Stadt Khorinis #31 -
Iwein klappte der Mund auf, während seine geweiteten Augen dem Mann hinterher starrten, wie der hinter der sich in Richtung Tempelplatz entfernte. Ja, nun fiel es auch ihm wieder ein... Lama war ihm zu Hilfe gekommen, damals. Jener Mann, der ihm gestern dieses merkwürdige Medallion gezeigt hatte. Jener, den der Hauptmann daraufhin selbst befördert hatte. Er hatte Hilias letztendlich gestellt, nicht Iwein.
Der Hauptmann hätte sich ohrfeigen mögen dafür, dass er wieder nicht bei der Wahrheit geblieben war. Auch, wenn sie ihm diesmal wirklich entfallen gewesen war. Im Zweifelfall, hatte sich der Ritter gedacht, bin ich der Held und Bezwinger. Der Ritter stapfte müde und tief in Gedanken versunken die Kasernentreppe hinauf. Wieder hatte er sich lächerlich gemacht, wenn auch eher ungewollt.
Dann, als er die letzte Stufe genommen hatte, wandte er sich, von einem plötzlich Geistesblitz durchzuckt, auf der Stelle um. Sein Blick wanderte über den Galgenplatz, bis zum Marktplatz auf der gegenüberliegenden Seite und suchten den Fremden von eben in der Menge.

Erst jetzt fragte sich Iwein, woher dieser Kerl Lama kannte, wo er doch behauptete, neu in der Stadt zu sein. Und woher hatte er gewusst, wie die Dinge an jenem Abend verlaufen waren, als Hilias gestellt wurde? Wenn er dabei gewesen war, warum hatte er dann vorhin so interessiert gefragt, scheinbar vollkommen unberührt von der Geschichte? Ja, seinem Verhalten zufolge waren ihm Iweins Erzählungen meilenweit vorbeigegangen. Die Gedanken des Ritters arbeiteten fieberhaft.

Wer war dieser Fremde?

Erregt streiften Iweins Augen über den Platz. Doch der Mann war natürlich längst verschwunden. So schnell, wie er gekommen war.
05.04.2004, 20:18 #3090
Sir Iwein
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Die Garde Innos im RPG #4 -
Jamal dürfte auch mit rein, glaub ich. Ist doch Feuermagier, oder?
05.04.2004, 20:54 #3091
Sir Iwein
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Die Stadt Khorinis #31 -
Schließlich hatte Iwein die Suche aufgegeben. Am Tempelplatz war der Fremde nicht, und auch nirgendwo sonst in der Unterstadt. Gedankenversunken trottete Iwein zurück zur Kaserne. Er musste ihn unbedingt noch einmal treffen. Allein um ihn zur Rede zu stellen. Aber da war noch etwas... etwas, das sich der Ritter nicht erklären konnte. Irgendetwas war seltsam gewesen an dieser Person. Sie hatte ihm etwas verschwiegen.
Doch damit musste der Hauptmann sich vorerst zufrieden geben. Er musste jetzt auf andere Gedanken kommen, bevor er sich zu Bett begab. Er war zwar müde, doch dieser Mann störte seine Gedanken. Ebenso wie Hilias. Die Erinnerung an ihn ging ihm nicht mehr aus dem Kopf.

So führten ihn seine Schritte schließlich zum Übungsplatz der Bogenschützen. Er lag fast völlig im Dunkeln, hier im hinteren Teil der Kaserne. Doch der Mond, der vom beinahe wolkenlosen Himmel herabschien, spendete noch ein wenig fahles Licht. In diesem Licht erkannte der Ritter eine weitere Person auf dem Platz.
"Typhus!?", begrüßte er seinen jungen Schüler verwundert. Er musste lachen, als er sah, dass der Waffenknecht sich gerade ein Bier genehmigte. "Prost! Darf man fragen, was du um die Uhrzeit noch hier hockst?"
05.04.2004, 21:16 #3092
Sir Iwein
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Die Stadt Khorinis #31 -
Bewundernd sah Iwein zu, wie Typhus ihm seine Konstruktion vorführte. Der schwere Sack, der mit einem Haken am Seil befestigt war rauschte hinab, dem Schützen schräg entgegen. "Beeindruckend, in der Tat. Guter Einfall, dafür muss ich dich loben. Hätte nicht gedacht, dass es hier in der Miliz solche Erfinder gibt, hehe."Der Waffenknecht grinste breit und salutierte abermals, diesmal aber begann er leicht zu wanken. Es schien Iwein, als habe der junge Soldat schon ein wenig zu tief ins Glas geschaut.
"Nun, ich denke es ist besser, du gehst jetzt schlafen", sprach der Hauptmann freundlich, aber bestimmt. Typhus widersprach nicht, er schien selbst recht angetan von diesem Vorschlag. Er gähnte nur und nickte leicht, dann wankte er zur Schlafbaracke. Iwein indess blieb noch ein wenig und feuerte einige Pfeile auf die Zielscheiben ab. Ein Schuss ging leider daneben und landete irgendwo auf dem Marktplatz.
"Verflixte Dunkelheit!", fluchte der Schütze lauthals, und sein Ausruf hallte vielfach über den Kasernenhof. Gut, dass da unten niemand mehr war um diese Uhrzeit.
06.04.2004, 07:45 #3093
Sir Iwein
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Die Stadt Khorinis #31 -
Das war ja ein merkwürdiges Treffen gewesen, letzte Nacht.

Iwein fuhr herum, erschreckt durch das plötzliche Surren eines Pfeiles, der gleich darauf mit einem dumpfen Geräusch vorne im Stroh der Zielscheibe einschlug.
"Wie...? Jemand da?" Iwein starrte angestrengt in Dunkelheit hinter ihm. Ja, da war eine männliche Gestalt, die gerade den Bogen senkte, doch er konnte den Kerl kaum erkennen. "Was suchst du hier? Bist du bei der Miliz? ... Das war ein guter Schuss. Wer hat dir das beigebracht?"
06.04.2004, 12:29 #3094
Sir Iwein
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Gothic II oder DNDR -
Naja, was hat denn Gothic II Classic, was DNDR nicht hat? Ich sehe bei Nacht des Raben eigentlich nur Vorteile, von daher...;)
06.04.2004, 19:55 #3095
Sir Iwein
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Die Stadt Khorinis #31 -
Iwein hob eine Augenbraue und musterte den Mann, insbesondere sein Gesicht, das bisher von einer Kapuze verdeckt gewesen war. Er kannte ihn nicht.
"Ihr seid ein Waffenknecht der Garde? Wahrlich, dann scheint Ihr schon lange nicht mehr in der Stadt gewesen zu sein. Denn nicht mehr Kano ist Bogenlehrmeister, er hat sich wichtigeren Dingen zu widmen. Ich habe jetzt seine Aufgabe des Lehrmeisters und Bogners übernommen."Der Blick des Hauptmannes wanderte wieder zum Bogen des Fremden. "Wirklich guter Schuss... Ihr habt bei Kano gelernt, nehme ich an? Wenn Ihr Unterricht haben wollt, werde ich sehen, was ich tun kann. Ich denke, es gibt noch ein paar Dinge, die ich Euch beibringen kann. Dinge, die für den Einsatz des Bogens in der Schlacht aber auch bei der Jagd von enormer Wichtigkeit sein können. Ist das Euer Wunsch?"
07.04.2004, 13:15 #3096
Sir Iwein
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Die Klaue hat überlebt -
Hm... wie macht man das denn richtig nach clawscher Art...


Herzlichen Glückwunsch Claw!

Auf dass du weiterhin überall im Forum geschmacklose Witze über die Garde reißt :D
07.04.2004, 18:06 #3097
Sir Iwein
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Die Stadt Khorinis #31 -
Schon eine Weile hatte sich Iwein mit dem Fremden, der sich als Waffenknecht ausgab, unterhalten, als eine dritte Person mit raschen Schritten den Übungsplatz betrat. Der Hauptmann fuhr herum. Wer erlaubte es sich da, die nächtliche Ruhe zu stören? Noch dazu schien der Mann ein Fremder zu sein.
Iwein musterte ihn flüchtig, so gut es in der Dunkelheit, nur leicht durchbrochen vom fahlen Mondschein, möglich war.
Entschlossen ging Iwein auf ihn zu und versperrte ihm mit verschränkten Armen den Weg.
"Was suchst du hier? Du gehörst nicht zur Miliz! Und Bürger werden nicht im Schießen ausgebildet." Kritisch wanderten Iweins Blicke über die abgerissene Kleidung des Kerls. "Sag, wer hat dich denn in die Stadt gelassen? Wo kommst du her?"
Der Blick des Ritters durchbohrte den Fremden förmlich. Wahrlich, nun traute sich das Gesinde schon ohne Umschweife, den Kasernengrund zu betreten.
07.04.2004, 18:37 #3098
Sir Iwein
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Die Stadt Khorinis #31 -
Irritiert fuhr Iwein sich durch seinen Bart, dann durch sein langes, fettsträhniges Haar. Verflucht aber auch...
Er kochte vor Zorn, seine Zähne knirschten und sein Gesicht lief dunkelrot an (was man aufgrund der Dunkelheit jedoch nicht bemerkte). Nun wurde dieser Fremde auch noch aufmüpfig. Obendrein gab er sogar noch offen zu, dass er als Tagelöhner für Onar arbeitete. Der Hauptmann packte den Fremden mit eisernem Griff an der Schulter.
"Ein kleiner Bauersknecht also. Noch dazu von Onars Hof. Ich sollte dich einkerkern lassen, doch da du nur ein unschuldiger Bauersjunge zu sein scheinst, werde ich Gnade walten lassen - nicht aber, wenn du es noch einmal wagen solltest, dein Maul so weit aufzreißen. Du denkst, du bist ein guter Schütze? Ha! Du bist Dreck unter meinem Fingernagel... Flint." Das letzte Wort sprach der Ritter überaus gekünstelt und spöttisch aus.
"Du willst also das Bogenschießen lernen", fuhr er verächtlich fort. "Ist diese Waffe nicht viel zu gefährlich für einen Bauern, der nicht einmal den Dolch richtig zu führen vermag?"
07.04.2004, 19:03 #3099
Sir Iwein
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Die Stadt Khorinis #31 -
Siegesgewiss grinste der Ritter. Dieser freche Bursche hatte sich eine Disziplin ausgewählt, in der er nur unterliegen konnte - kein Wunder, es war Iweins Spezialgebiet. Und gegen einen Landsknecht war es erst recht ein leichtes Spiel. Spontan hätte er ihm am liebsten eins übergebraten. Doch hier zuzusehen, wie er sich blamierte, war doch um Längen besser. Danach konnte er den Fremden immer noch einkerkern.
Das Grinsen des Hauptmanns verbreiterte sich immer mehr. Der Kerl stellte sich wirklich zu dumm an. Und man merkte ihm die Verärgerung sichtlich an, doch all sein Eifer half nichts - scheinbar hatte er noch nie einen Bogen in Händen gehalten.
Erst jetzt begann Iwein ebenfalls einen Pfeil auf die Sehne zu legen. Er ließ sich Zeit, doch der Tagelöhner hatte indess noch immer nichts zustande gebracht. Seufzend hob der Hauptmann seinen Höllenbogen an, zog die Sehne aus und zielte ruhig auf die Zielscheibe. Dann surrte der Pfeil los, wie ein Strich flog er auf die Scheibe zu und traf mit einem lauten "Klock!" auf - mitten ins Schwarze.
Auch der Fremde schoss nun. Und wie erwartet trudelte sein Pfeil meilenweit vorbei an der Scheibe. Iwein lachte laut und herzlich, und sein Lachen hallte von der Kasernenmauer wider.
"Siehst du? Und nun werde ich dich wegen Beleidigung und Amtsanmaßung bei einem Diener Innos in den Kerker sperren. Morgen werde ich mich weiter mit dir befassen."
Er packte den Bauern fest mit seinen Panzerhandschuhen und schleifte ihn dann hinter sich her zum Zellentrakt. Im Kerker traf er Lady Samantha, die scheinbar gerade eine Gefangene verhörte. Er grüßte kurz, dann warf er den Tagelöhner in eine der hintersten Zellen und sperrte das Gitter zu.
"Das wird dir dein großes Maul stopfen, Junge." Mit diesen Worten und einem letzten verächtlichen Blick verabschiedete sich der Ritter und verließ die Kaserne. Jetzt brauchte er ein wenig frische Luft...Da der Abend noch jung war, beschloss er, noch ein wenig unten am Kai spazieren zu gehen - und damit ließ sich vielleicht ein Abstecher in die Hafenkneipe verknüpfen. Ein Bierchen brauchte er jetzt nämlich auch... nur eines.
07.04.2004, 19:36 #3100
Sir Iwein
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Die Stadt Khorinis #32 - Die Stadt Khorinis #32
Immer noch leicht empört über diesen Fremden, der es gewagt hatte, ihn seines Amtes anzumaßen, spazierte Iwein am Kai entlang und sog genüsslich die frische Meeresluft durch seine Lungen, um etwas Abstand zu bekommen. Es wehte ein leichter, doch kühler Wind von der See her, der wild mit dem schulterlangen Haar des Ritters spielte. Als er seinen Blick über den Hafen wandern ließ, erblickte er jedoch etwas merkwürdiges. Etwas, dass in Khorinis sonst längst nicht mehr üblich war. Seine Augen weiteten sich.

Wahrhaftig, da lag ein Schiff vor Anker. Gut, kein sonderlich großes Schiff, eher ein größeres Boot mit Kajüte, doch darauf hatten mindestens ein halbes Dutzend Mann Platz. Ruhig lag es da im Wasser, leicht tanzend auf den Wellen, die sanft gegen die Bordwand schlugen. Auch andere Bürger hier am Hafen waren bereits auf das Schiff aufmerksam geworden. Erregtes Gemurmel war zu hören, und aller Augen war auf die Ankömmlinge gerichtet.

Zur größten Überraschung des Hauptmannes ging als Erstes eine Frau von Bord. Eine junge, hübsche Frau. Sie trug ein langes, edles Kleid, das von dunkelblauer Farbe war. Ein Teil der Crew war an Deck, und sie verabschiedete sich herzlich von jedem einzelnen, ehe sie den ersten Fuß auf den Kai setzte.
Neugierig kam Iwein näher und musterte dabei die junge Dame, die etwas orientierungslos die Stadt betrachtete, sich dann aber ziellos auf den Weg machte. Das Schiff indess legte bereits wieder ab. Seltsam, dass diese Männer eine so weite Reise gemacht hatten, nur um eine Frau hier abzuliefern. Noch dazu war sie ohne Proviant, ohne irgendetwas. Nur ihr Kleid trug sie.

Der Hauptmann schritt rasch zu ihr. Vor Damen gehörte es sich immer, den Edelmann zu spielen.
"Ritter Iwein, zu Euren Diensten. Willkommen in Khorinis, der reichsten Provinz des Reiches Myrthana, meine Dame!", begann er stolz und machte mit seinem Arm eine ausschweifende Bewegung, mit der er auf die Stadt deutete. "Das erste Mal seit Monaten ist dies, dass ein Schiff wieder hier anlegt. Ihr kommt vom Festland? Ein Wunder, dass ihr es heil bis hierher geschafft habt. Doch scheinbar war Euch Adanos gewogen. Gestattet mir, Euch die Stadt zu zeigen."
Eine kurze Pause trat ein, und Iwein musterte sie erneut unauffällig. "Oh verzeiht, Ihr müsst müde sein von der Reise. Wenn Ihr es wünscht, werde ich Euch im Hotel unterbringen lassen, damit Ihr Euch ausruhen könnt."
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