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02.04.2004, 14:35 #3051
Sir Iwein
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Die Stadt Khorinis #31 -
Wie so oft in jenen Tagen wanderte Iwein auch heute am Strand entlang. Hier war der beste Ort, um nachzudenken, aber auch, um Abstand zu gewinnen. Das sanfte Rauschen der Wellen; die schrillen Schreie der Seemöwen; die Sonnenstrahlen, die vom Meer glitzernd zurückgeworfen wurden; das leise Glucksen des Wassers, das immer wieder langsam den Sand heraufkroch und des Ritters nackte Füße umspielte - all das auf sich einwirken zu lassen, tat unendlich gut. Der Ritter hatte seine Rüstung abgelegt und trug nur leichte Fetzen, sodass der milde Wind, der von der See her wehte, bis unter seine Kleidung drang und ihn herrlich erfrischte.

Während er so am Strand auf und ab ging, dachte er oft an die junge Soldatin. Erst jetzt fiel ihm auf, dass sie oder jemand anderes ihm nie ihren Namen gesagt hatte - und er fand es seltsam. Aber nicht nur an sie dachte er, sondern auch an Lyvîane und Taurodir. Der Paladin hatte ihm zweifellos verziehen, doch die anderen beiden? Gewissensbisse plagten ihn und, obwohl er fest entschlossen war alles wiedergutzumachen... er wusste einfach nicht, wie er vorgehen sollte. Eine aufrechte Entschuldigung? Nein, das hatte nicht gereicht. Schmuck? Auch lieber nicht. Gold war nicht angebracht. Doch vielleicht nur als Zeichen der Reue?

Der Ritter war ratlos. Und schließlich beschloss er, nicht weiter darüber nachzudenken, sondern wanderte weiter, immer weiter, auf und ab, und atmete dabei die frische, salzige Meeresluft.
02.04.2004, 15:07 #3052
Sir Iwein
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Die Stadt Khorinis #31 -
Überrascht blickte Iwein den Paladin an, wie er sich da so spontan aus seiner Rüstung geschält hatte und nun mit gezogenem Schwert und freiem Oberkörper da stand. Ein Kampf? Das wäre das letzte was er nun erwartet hatte, als Taurodir aufgetaucht war. Er hatte damit gerechnet, dass sie jetzt einige Zeit lang über all die Probleme reden würden... und wieder würde Iwein sich den Kopf zerbrechen und an seine Fehler erinnert werden. Doch er wollte frei sein, frei wie der Wind, der vom Meer her wehte. Wenn er sich´s recht überlegte, war ein Kampf dafür gar nicht so schlecht.

Der Ritter grinste breit und blickte zu seiner Schwertscheide, die bisher beim Laufen immer nur sanft gegen sein Bein gebaumelt war. Stets trug er es bei sich. Schwungvoll zog er die edle Klinge, die sogleich im Sonnenlicht blitzte, ebenso wie die Taurodirs. Sie war nicht mehr ganz scharf, was wohl daran lag, dass er sie schon ewig nicht mehr geschliffen oder gar benötigt hatte.
Dennoch würden sie beide aufpassen müssen, den anderen nicht zu verletzten, denn sie waren nur leicht bekleidet.

Lauernd wanderte der Ritter um Taurodir herum, sein Schwert in kampfbereiter Haltung. Er hatte gehört, der Kommandant sei ein Schwertmeister. Das versprach spannend zu werden, und er selbst konnte seine erst kürzlich erworbenen Fähigkeiten auf die Probe stellen.
Iweins Schwert durchschnitt geschmeidig geführt die Luft, wirbelte herum, auf Taurodir zu. Es hatte begonnen, und Iwein lächelte.
02.04.2004, 15:30 #3053
Sir Iwein
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Die Stadt Khorinis #31 -
Mit ein paar harmlosen Schlägen hatte der Kampf begonnen, doch rasch wurde er schneller und heftiger. Taurodir und auch Iwein waren hochkonzentriert, voll fixiert auf den Gegner und seine Waffe. Schnelle Schlagkombinationen führten beide aus, immer wieder trafen die Klingen klirrend aufeinander. Beide führten sie sie wie ein Meister.
Doch Iwein hatte kaum mit einer solchen Schnelligkeit, Präzision und zugleich Kraft seines Gegenübers gerechnet, sodass er oft in arge Bedrängnis kam. Manchmal konnte er nur mit letzter Kraft einen wuchtigen Hieb von oben blocken, indem er sein Schwert rasch schräg empor riss und Taurodirs Klinge daran abgleiten ließ.

Er versuchte früh, eine Lücke in der Deckung des Paladins auszumachen, doch es gab scheinbar wirklich keine. Einmal meinte der Ritter, einen klugen Angriff machen zu können, er vollführte zwei blitzschnelle Hiebe und machte dann eine Drehung, sodass er sich sehr dicht an seinem Gegner befand, doch der hatte sofort, fast reflexartig, seine Klinge vor seinen Körper gebracht, blockte damit Iweins Schlag und beförderte ihn dann mit einem wuchtigen Befreigungsschub einige Schritt nach hinten.

Iwein musste sich mit einem Arm im Sand abstützen, so heftig musste er taumeln, doch dann war er sofort wieder auf den Beinen, und wachsam. Wahrlich, er war mittlerweile wieder recht gut in Form gekommen. Mit der freien Hand wischte er sich all die kleinen Schweißperlen von der Stirn. Trotz des frischen Windes war es doch recht heiß, und der Kampf war nun auf die Dauer verdammt anstrengend. Der Ritter grinste und streckte sein Schwert nach vorne aus.
"Ongard!"

Dann ging es weiter.
02.04.2004, 15:53 #3054
Sir Iwein
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Die Stadt Khorinis #31 -
Schneller noch, als Iwein vorher, war Taurodir wieder auf die Beine gekommen. Selbst aus dieser misslichen Lage hatte er sich ohne größere Schwierigkeiten befreien können. "Nicht schlecht!", staunte Iwein. Diese Gewandtheit war einfach unglaublich. Ungebremst durch Scheu oder Rücksicht auf den anderen wirbelten die Klingen nun wieder durch die Luft. In Sekundenabständen klirrte es nun, wenn die Schwerter aufeinander trafen.
Und scheinbar war Taurodir des Kämpfens noch längst nicht müde, auch wenn auf seiner Stirn ebenfalls schon der Schweiß stand. Doch auch Iwein sehnte sich - noch - längst kein Ende des Kampfes herbei. Dieser Kampf befreite ihn, er befreite seine Gedanken...

All die anderen, die Paladine, Lyvîanes vorwurfsvoll funkelnde Augen, die Soldatin ohne Namen, seine eigenen Fehler... alle waren sie für diesen glücklichen Moment fast gänzlich aus seinen Gedanken vertrieben. Es gab nur den Gegenüber, die beiden Schwerter - und den Strand, das Meer.

Es konnte noch lange so weitergehen. Hätte es zumindest gekonnt, würde sich nicht doch allmählich die Erschöpfung bemerkbar machen. Falls Taurodir sie auch spürte, verbarg das allerdings gekonnt.
02.04.2004, 16:24 #3055
Sir Iwein
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Die Stadt Khorinis #31 -
Der Schweiß rann nun von seiner Stirn herab bis zur Nasenspitze und zum Kinn, wo die dicken Tropfen schließlich nach einer schnellen Bewegung Iweins in den Sand fielen und sofort versickerten.
Der Ritter spürte bereits, wie seine Muskeln, vor allem sein rechter Arm, zu schmerzen begannen, doch Taurodirs Ausruf und sein eigener Ehrgeiz trieben ihn für einen letzten Kampfabschnitt noch einmal zu Höchstleistungen, obwohl sein ganzer Körper widerstrebte.

Er riss die Klinge hoch und schmetterte sie, nun mit aller Wucht, dem Paladin entgegen. KLIRR! Dann der nächste Schlag. Seine Hiebe waren nun noch weit kräftiger als zuvor, fielen dafür in längeren Abständen. Für einige Minuten würde Iweins Geist, der brennend darauf bestand, noch weiterzukämpfen, vielleicht die Oberhand behalten, im Kampf gegen den Körper. Drei mal traf das Metall von solch starker Hand geführt fast donnernd aufeinander, und jedesmal musste Taurodir all seine Kraft aufwenden, um zu parieren.
Dann ging der Paladin seinerseits ein letztes Mal in die Offensive, rasche, heftige Hiebe. Mit letzter Energie blockte Iwein sie alle, während er immer weiter nach hinten stolperte.

Dann hielten sie beide inne. Iwein ließ zuerst das Schwert sinken. Sein Atem ging schwer keuchend, sein Herz hämmerte. Der Griff seiner Hand um das Schwert löste sich, und die Klinge fiel in den Sand. Er war zu weit gegangen. Japsend ließ er sich rücklings zu Boden sinken. Doch ihm war entgangen, dass die Sonne den Sand schon den ganzen unbarmherzig erhitzt hatte - er war heiß geworden wie ein Pechkessel. Schreiend sprang der Ritter auf und rettete sich in die Fluten. Das war erfrischend! Dass seine Kleider dabei nass wurden, war ihm jetzt ganz egal...
02.04.2004, 16:32 #3056
Sir Iwein
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Glückwünsche #2 -
Sieh´s positiv, jetzt darfst du nochmal die Vorzüge des Milizenlebens kosten.;) Hauptsache, du hast wieder den richtigen Pfad gefunden, den Pfad Innos'. *rumschwafel*
Aber werd' ja nicht nochmal zum Verräter.:D

Willkommen zurück, Milgo.
02.04.2004, 19:00 #3057
Sir Iwein
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Rechtschreibung für die Ferien -
quote:
Zitat von knörx
4. dann rief Wulfgar in die Barracke
Baracke übrigens mit einem r ;)

Och, ich find die Sachen hier ganz lustich zu lesen, solang´s nicht in Diskriminierung ausartet, aber da hab ich keine Befürchtungen.:)
02.04.2004, 19:33 #3058
Sir Iwein
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Glückwünsche #2 -
Viel Spaß beim Rumschleichen, Errol ;)
Glüggwunsch.
03.04.2004, 09:07 #3059
Sir Iwein
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die armen bauern -
@Morpheus: würd ich nicht sagen. Die schwere Milizrüstung kann man sich auch so eben aus der Burg holen und dann gleich ins AddOn-Gebiet. Im Minental ist es schwerer als dort.
03.04.2004, 09:52 #3060
Sir Iwein
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Bild -
quote:
Zitat von Grischnach
und was soll das darstellen?
Ist glaub ich ein Drache. Ein Minidrache. :D
03.04.2004, 10:12 #3061
Sir Iwein
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Bild -
Jetzt ist aber gut. Gothic_Jones weiß ja nun, was er wissen wollte.;)
03.04.2004, 10:28 #3062
Sir Iwein
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Schwere DjRüssi + Erzdrachentöter -
2. Um die beiden Erzdrachentöter schmieden zu können, reicht ein Blick in den Almanach. Wenn du sie aber schon schmieden können willst, bevor du in dieses Kellergewölbe gehst, kannst du es alternativ auch ab dem 5. Kapitel bei Bennet lernen - kostet dann aber jeweils 5 LP (und Schmiedevorkenntnisse sind dafür ebenfalls erforderlich).
03.04.2004, 10:32 #3063
Sir Iwein
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Saturas tot -
Jop, der verschwindet ja auch im 5. Kapitel aus dem Spiel.
03.04.2004, 10:34 #3064
Sir Iwein
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charakter etc. -
Ja, das ist richtig. Templer bleibt man bis zum Schluss. Damit bleiben dir auch Kreis 5 und 6 der Magie verwehrt. Nur AL- und NL-Mitglieder hingegen können Wassermagier und später Dämonenbeschwörer werden.
03.04.2004, 12:06 #3065
Sir Iwein
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Die Stadt Khorinis #31 -
Lächelnd winkte Iwein dem Paladin hinterher, als der den Strand verließ und sich wieder zur Stadt begab. Auch für den Hauptmann wurde es nun langsam Zeit, wieder zur Kaserne zurückzukehren. Er hatte diesen Kampf genossen, er war wie ein Befreiungsschlag gewesen.
Noch für ein paar Minuten - oder waren es Stunden? - lag der Ritter am Strand, ließ sich vom Wind erfrischen, sich die Sonne auf die Haut scheinen und beobachtete dabei das weiß schäumende Wasser, das sich wenige Meter dort draußen vorm Strand hoch aufbäumte und sich dann tosend überschlug. Der Ritter spürte die salzige Gischt auf seiner Haut. Es war so ruhig hier, bis auf die Schreie der Seevögel, die kreischend ihre Kreise über der tiefblauen See zogen.

Zum ersten Mal dachte Iwein jetzt wieder an die junge Soldatin... die Kriegerin ohne Namen. Ja, er kannte sie nur als Kriegerin ohne Namen, die Befehlen bedingungslos gehorchte. Doch was war sie wirklich? Erst zweimal hatte er einen kurzen Einblick in ihr Inneres gewinnen können. Und was er gesehen hatte, war Trauer und Einsamkeit - und das hatte ihn selbst betrübt werden lassen.
Gerne hätte er jetzt mit Taurodir über sie geredet, ihm Fragen gestellt über sie. Er musste doch mehr über die Waffenmagd wissen - wer sie war, wo sie herkam, was sie betrübte. Vielleicht wusste er auch einen Weg, wie Iwein seine Reue zeigen könnte. Denn nichts wünschte er sich sehnlicher, als dass sie und Lyvîane ihm seine Fehler verzeihen würden.

Seufzend erhob sich der Hauptmann und wanderte den Strand entlang, zurück zur Hafenstadt. Er wollte nicht weiter darüber nachdenken. Vielleicht brauchten sie alle jetzt ein wenig Zeit. Stattdessen wollte er sich in der Kaserne wieder um seine Pflichten kümmern. Vielleicht gab es neue Schüler, die schon am Trainingsplatz warteten. Und wenn nicht, dann würde er selbst ein wenig mit dem Bogen trainieren oder seine Lehre bei Bosper, dem Bogner, fortsetzen.
03.04.2004, 13:39 #3066
Sir Iwein
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zaubern oder kämpfen -
Dex brauchst du eigentlich jetzt nicht noch mehr (außer vielleicht noch 10, damit du andere Ringe/Gürtel anlegen kannst).
Dann schnapp dir noch den Meisterdegen aus der Diebesgilde.
Und ab dann eigentlich besser nur noch Einhand auf 30%, Magiekreise, Runen, Tränke u. Mana.
03.04.2004, 13:41 #3067
Sir Iwein
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Schwere DjRüssi + Erzdrachentöter -
Nein, Drachenblut und ein paar Erzbrocken.
03.04.2004, 15:50 #3068
Sir Iwein
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Torlof hat angst vorm schwarzen mann -
Hast du schon den Suchenden oben auf der Banditenburg getötet?
Und den bei der Innos Statue am äußeren Feldrand?

Den Steckbriefequest kannst du beenden, indem du zur Banditenburg gehst, der Wache den Namen ihres Bosses (Dexter) nennst, und dann mit diesem redest. Aber kämpf' vorher nicht mit dem Suchenden, sonst greifen dich alle Banditen an.
03.04.2004, 15:52 #3069
Sir Iwein
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Baal Isidro und die 40 Krautstengel -
Nö, die Quest ist bei Baal Isidro jetzt nicht mehr lösbar, da du abgelehnt hast. Die Option steht immer da, auch wenn mann die Stengel noch nicht verkauft hat. Hättest du halt nicht machen dürfen. Kannst die Kohle aber, wie gesagt, immer noch Lares geben, der hat auch Verwertung dafür.
03.04.2004, 16:32 #3070
Sir Iwein
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Die Stadt Khorinis #31 -
Iwein lächelte glücklich, als das Lied des Barden zuende war. Während des ganzen Auftrittes hatte er den Versen gelauscht, hier mitten in der Menge stehend, nachdem es in der Kaserne nichts zu tun gegeben hatte. Ja, der Bursche hatte eine vortreffliche Stimme, und noch dazu hatte der Text seines fast traurigen Liedes den Hauptmann tief berührt - spiegelte er doch so absurd genau Iweins Leben als Ritter Innos' wider. Welch Ironie, aber doch so geniale Kunst...
"Bravo!", rief der Ritter und klatschte begeistert, dann aber drängte er sich durch die Menge, um diesen tollen Sänger zu sehen, diesen Held; ihm zuzujubeln und ihm einige Goldstücke hin zu werfen. Der Mann hatte es sich wahrlich verdient. "Innos segne diesen Menschen! Überschüttet ihn mit Gold, meine Mitbürger!!"

Als Iwein sich jedoch bis in die erste Reihe vorgekämpft hatte, versteinerte sich seine zuvor so fröhliche Mine, und seine Rufe erstarben jäh. "Bei allen Göttern!?" Das war Uncle? Der Hauptmann rieb sich bebend, vor Wut, die Augen. Kein Zweifel. Uncle war ein Barde geworden. Er war sogar nüchtern, soweit Iwein das beurteilen konnte, und seine Stimme war nicht mehr ganz so grässlich wie sonst gewesen, wenn er an einem der bierreichen Tavernenabende auf einen Tisch hüpfte und seine jämmerliche Poesie zum Besten gab.
Dann aber schnaubte Iwein verächtlich. "Welch schlechter Auftritt! Jeder Ork kann besser singen!" Der Ritter griff nach einem am Boden liegenden, zertretenen Apfel und schmetterte ihn Uncle entgegen. Sein fieses Lachen erstarb jedoch, als er bemerkte, dass die Menge ihm lauthals zujubelte. Was fanden sie bloß an diesem jämmerlichen Trunkenbold? Abermals laut schnaubend drängelte sich Iwein wieder zurück. Er hatte genug gesehen.
03.04.2004, 17:26 #3071
Sir Iwein
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Die Stadt Khorinis #31 -
Nur mit halbem Ohr hatte Iwein Uncles nächster Ausführung gelauscht, während er sich durch die Menge zur Kasernentreppe drängelte. Verflucht, was mussten diese Leute für einen verdorbenen Geschmack haben? Als dann jedoch das Wort "Hauptmann" fiel, begriff Iwein erst, dass dieses Lied ihm selbst gewidmet war. Sein Gesicht lief rot an, während er den letzten Versen lauschte, in denen Uncle sich aufs Äußerste über ihn lustig machte. Vor dem gesamten Volk! Gut, dass die meisten Bürger zu dämlich waren, um auf den tieferen Sinn zu kommen und all die Anspielungen zu verstehen.
"Entfernt diesen Barden vom Galgen, er hat dort keinen Zutritt!", wies der Hauptmann einen Milizsoldaten an.
"Aber Herr, findet Ihr nicht auch, dass der Mann äußerst gut ist? Lauscht nur seinen Texten, sie sind einfach faszinierend..."
"Halt die Schnauze, oder hab ich dich um deine Meinung gebeten? Ihr werdet den Kerl entfernen, habt Ihr gehört?"
"Aber mein Hauptmann, er ist ein Streiter Innos'! Das wäre Gotteslästerung!"
Iweins Gesichtsfarbe wechselte zu dunkelrot, während er tief Luft holte.
"DU HAST MEINEN BEFEHL AUSZUFÜHREN!! AUF DER STELLE!"
03.04.2004, 18:07 #3072
Sir Iwein
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Die Stadt Khorinis #31 -
Zufrieden sah Iwein von der Kasernenmauer aus zu, wie Uncle und der komische Kauz mit seiner Laute sich widerwillig und unter heftigstem Protest vom Galgenplatz entfernten und sich voller Enttäuschung in die Gassen verkrümelten. Gegen die Waffengewalt von Iweins treu ergebenen Milizen hatten sie nichts entgegenzusetzen. Nun, oft jedoch soll der Wunsch allerdings die Erzählungen ein wenig von der Wahrheit abweichen lassen.
Das Volk war nicht gerade begeistert, als der Barde den Platz verließ. Murrend begaben sie sich in die nächstgelegenste Taverne. Doch all diese Unwissenden wussten ja nicht, wie Uncle sie zu beeinflussen versuchte. Er wollte lediglich seine Machtposition verstärken sowie die Stadt von innen her zerfressen wie ein Parasit, indem er üble Nachrede unter das Volk streute.
Glücklich verschwand Iwein vom Geschehen, nachdem er einige Milizen angewiesen hatte, den Galgen im Auge zu behalten, falls Uncle und sein Gefährte zurückkehren würden.
03.04.2004, 18:37 #3073
Sir Iwein
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Die Stadt Khorinis #31 -
Wieder einmal war Iwein in seiner hitzigen, jähzornigen Verfassung. Diese elenden Milizen, nie gehorchten sie aufs Wort - wenn sie überhaupt da waren. Im Kasernenhof angekommen, erblickte Iwein einen Waffenknecht. Was ihn allerdings störte war, dass er diesen Waffenknecht schon seit einer halben Ewigkeit nicht mehr gesehen hatte. Ja, etwa seit der Zeit vor dem Orkangriff hatte er ihn nicht mehr zu Gesicht bekommen. Sein Name war ihm nur noch im Gedächtnis geblieben, weil es so ein äußerst seltsamer war...
"Waffenknecht Lama!", begann der Hauptmann stirnrunzelnd. "Wo hast du dich so lange herumgetrieben? Dich hatte ich bisher als verantwortungsvollen, ehrlichen Milizen in Erinnerung, doch scheinbar kann man sich wirklich auf niemanden verlassen. Und ich habe da so eine Vorahnung: wo warst du während des Orkangriffs? Ich habe dich nicht in der Stadt auf den Wällen gesehen! Gib´s zu! Hast du dich verdrückt? Ha, würd mich ja nicht wundern..."
03.04.2004, 19:03 #3074
Sir Iwein
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Die Stadt Khorinis #31 -
Kritisch beäugte Iwein den Waffenknecht. Sein Gegenüber blieb indessen ruhig. Der Hauptmann überlegte nicht lange, ob er diese Geschichte glauben sollte. Schwarze Magier, die eine Armee Untoter erwecken wollten? Oder für immer verbannen - Iwein hatte nicht so genau zugehört -, aber das machte auch keinen Unterschied.
"Wie du es immer getan hast?" Iwein lachte laut. "Ich durchschaue dich. Du hast ganz einfach Angst vor den Orks gehabt und deshalb desertiert! Ist es nicht so? Du weißt ja nicht, welchen Schaden die Stadt genommen hat, wieviele Tote! Es hätte das Ende der Menschen auf Khorinis sein können, wäre ihre letzte ernsthafte Stellung gefallen - Onars Hof kann man ja keine ernsthafte Stellung nennen. Da brauchten wir jeden Mann, doch leider gab es viele, die deinem Beispiel folgten!"

Der Waffenknecht blieb immer noch ruhig und leugnete die Vermutung des Hauptmannes. Er zeigte keinerlei Anzeichen von Furcht. Das beeindruckte den Ritter ein wenig. Irgendwie musste doch etwas dran sein an seiner Geschichte.
"Na schön, hast du irgendetwas von deiner abenteuerlichen Reise mitgebracht, das du mir zeigen kannst, Waffenknecht? Ein außergewöhnliches Artefakt, eine Waffe oder... ein Schmuckstück vielleicht? Ich weiß doch, was man von solchen Grabstätten mitbringt!"Diese Frage musste jedoch auch noch von etwas anderem bewegt worden sein. Ja, die Gier in Iweins Augen war nicht zu übersehen.
03.04.2004, 19:30 #3075
Sir Iwein
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Die Stadt Khorinis #31 -
Gebannt starrte Iwein auf das Medallion in Lamas Hand, wie es golden im Abendlicht schimmerte. Das baumelnde Ding zog den Hauptmann fast ganz und gar in seinen Bann. Wahrlich, ein solch außerordentliches Stück gab es bei keinem Händler auf ganz Khorinis zu kaufen. Dieses prächtige Stück Gold... so schön und vollkommen war es.
Unwillkürlich schnellte Iweins Hand nach vorne, doch die Reflexe des Waffenknechts waren schneller. Er musste etwas derartiges geahnt haben.

Der Hauptmann hob langsam seinen Blick und starrte Lama für einen Moment zornig an, ihre Blicke begegneten sich, einer so hart wie der andere. Das Sonnenlicht spiegelte sich plötzlich für den Bruchteil einer Sekunde in dem Medallion und fiel in das Auge des Hauptmanns. Sofort darauf erweichten seine Züge.
Und da war es Iwein klar. Dieses Schmuckstück Innos' verdiente es gar nicht, in den Händen eines Mannes wie ihm, dem Hauptmann, der einen Fehler nach dem anderen machte, zu landen. Lama hatte etwas von Bestimmung erzählt. Damit hatte er wohl recht. Dieses Schmuckstück war für ihn bestimmt.

"Nun gut. Ich sehe, dass deine Geschichte nicht gelogen ist. Ich weiß nicht warum, aber mit diesem Schmuckstück hat es etwas Seltsames auf sich. Gib besser gut darauf Acht, wenn du einen Rat haben willst. Ach, und noch etwas. Auch wenn ich spüre, dass du mir einen Teil der Wahrheit verschweigst, denke ich, dass du nicht länger Waffenknecht bleiben musst. Nach einem solchen Abenteuer, in dem du in Innos Willen gehandelt hast, bist du dem Rang eines Milizsoldaten mehr als würdig. Denn vielleicht hast du ja so die Stadt auf... andere Weise beschützt. Wenn es dein Wunsch ist, kannst du in der Schmiede nun eine bessere, schwere Rüstung kaufen. Meinen Glückwunsch, Soldat."

Ein weiteres Mal in diesen Tagen hatte Iwein das gute Gefühl, richtig gehandelt zu haben. Er hatte sich wahrlich verändert, wenn diesmal auch dieses Medallion Innos', ohne dass er es gewusst hatte, einen nicht unerheblichen Teil zur richtigen Entscheidung beigetragen hatte.
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