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[GM] Erwache!
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10.07.2002, 18:29 #26
Bullit
Beiträge: 2.726

Vorsichtig spähte Bullit um die Ecke, sorfältig darauf bedacht, sein Schwert nicht ungünstigerweise in die Sonne zu halten, und eventuell anwesende Feinde somit auf sie aufmerksam zu machen. Langsam kam die Höhle ins Blickfeld. Annähernd kreisrund wölbte sich eine große Felsdecke über der weiträumigen Aussparung in Stein, wurde von zwei mächtigen Steinsäulen gestützt. Die Ornamente auf den Felsbauten waren eindeutig orkisch, solch archaische Symbole hatte der Baron schon hunderte Male an den verschiedensten Orten gesehen. Nur wenige Fackeln erhellten die Höhle, und so konnte Bullit nichts genaueres erkennen, doch die dunklen Gestalten, die sich in dem Steindom bewegten, sah er deutlich. Wer waren diese Wesen. Für Orks viel zu schmächtig. Menschen? Aber wer wohnte an diesem verlassenen Fleck? Banditen vielleicht?

Unwillkürlich packte der Hühne sein Schwert fester. Ein schneller Blick über die Schulter zeigte ihm, dass seine Gefährten hinter ihm warteten. Mit gedämpfter Stimme gab er Anweisungen.

"Zieht die Waffen und kommt hierher, aber seit leise. Da drinnen sind einige Menschen, ich weiß nicht ob wir sie als Freunde oder Feinde betrachten müssen. Vielleicht wissen sie etwas über Radeck."
14.07.2002, 18:28 #27
hoRny aPe
Beiträge: 1.288

Behutsam ließ aPe den Affenzahn aus der ledernen Scheide gleiten und positionierte sich direkt hinter dem elefantösen Erzbaron. Der Affe neigte den Kopf leicht nach unten damit er unter Bullits Beinen hindurchgucken und sich ein Bild der Situation machen konnte. Der flackernde Schein der Fackeln warf die monströsen Schatten der mysteriösen Gestalten an die kargen Steinwände und ließ bei genauerem Hinsehen seltsame schwarze Rüstungsteile an den bulligen Körpern erkennen. Dies weckte des Primaten Neugier, war doch schwarz seine absoulute Lieblingsfarbe. Vorsichtig beugte er sich noch etwas weiter vor und lugte um die Ecke. In der Tat, die Fremden waren alle mit nachtschwarzen Uniformen, garniert mit zahlreichen glänzenden Rüstungsplatten, bekleidet. Wow. Sah extremst cool aus. Wenn die sowas hatten, musste aPe das natürlich auch haben.

"Tach auch, ihr Jungs habt nicht zufällig noch ein Exemplar dieser schnieken Rüstungen für mich übrig?", rief der Affe und tippte einem der Dunkelmänner auf die Schulter.
22.07.2002, 18:17 #28
Radeck
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Der dunkle Krieger fuhr herum und hielt dem Eindringling seine lange Klinge an die Kehle, augenblicklich traten auch die anderen aus den Schatten der Nischen und umzingelten die Fremden. Radeck und Kano traten zwischen den anderen hindurch und stoppten vor den ungebetenen Gästen. In dem Templer ging seltsames vor, alte Erinnerungen wollten nach oben, wurden aber zwanghaft zurückgehalten. Nicht durch Radeck, durch etwas anderes, seinen Meister...
„Sieh an, Besuch...ihr könnt diesem einmaligen Schauspiel, der Befreiung unseres Herren, beiwohnen...und ihm dann als Opfer dienen...“
Fügte er noch leise und böse grinsend hinzu.

Dann wandte sich der Krieger um und ging mit dem Schwert zu der Spalte in der Wand, langsam und schleifend führte er die Klinge in den Fels. Ein Grollen und Beben begann, der Fels schien sich zu bewegen, dann öffnete sich ein kleines Fach. Zum Vorschein kam die kleine Statue, nach der sie gesucht hatten. Mit fanatischen Augen starrte Radeck auf das Kunstwerk aus purem Gold, dann nahm er es und drehte sich zu den anderen.
„Wir haben den Schlüssel, lasst uns zurückkehren und die Aufgabe beenden!
Die Gefangenen nehmen wir mit, sie werden bald....ihren Teil beitragen...“
Er wandte sich zu den Erwähnten und sah sie ernst an.
„Ergebt euch, auf der Stelle!“
22.07.2002, 19:00 #29
Frosty
Beiträge: 136

Wieviele Räder hatte dieser irre Primat eigentlich ab? Hopste der doch tatsächlich aus dem schützenden Mantel des Schattens mir nix dir nix und natürlich geradewegs in die tödlich blitzende Klinge eines der unheimlichen Gestalten. Das Überraschungsmoment konnten sie jetzt vergessen. Und dabei hatte sich der Prinz so sehr auf einen taktisch geschickten Überfall aus dem Hinterhalt gefreut, der freilich in der säuberlichen Segmentierung eines jeden Körperteils der düsteren Gesellen gipfeln sollte. Es war schon viel zu lange her, dass Olandor seinen unheiligen Rachedurst in frischem Menschenblut ertränken konnte.

Doch wie es schien, machte Menschlichkeit bei jenen Herrschaften nur einen geringen Teil der Persönlichkeit aus, was sie eigentlich direkt sympathisch machte. Deshalb beschloss Frosty, sein Schwert vorerst ruhen zu lassen, nicht zuletzt wegen der sichtlichen Überlegenheit des Gegners. Einzig Bullit, der gigantenhafte Erzbaron, hätte den muskelbepackten Schattenkriegern etwas entgegenzusetzen gehabt, doch selbst er hätte angesichts der Überzahl an Angreifern wohl eine bittere Niederlage einstecken müssen. Vielleicht die letzte seines Lebens.

So übte sich auch der gedungene Nordmann in Beherrschung und beugte sich widerwillig der bedrohlichen Übermacht von schattenhaften Schmemenmenschen und grell funkelnden Klingen. Selbst als der Mann, für den die Gefährten all jene Strapazen auf sich genommen hatten, aus dem Dunkel trat und sein von dämonischen Mächten gezeichnetes Antlitz zu erkennen gab, schwieg Olandor und widmete seine ganze Konzentration der angespannten Lage, die jederzeit zu eskalieren drohte. Was hatte Radeck vor?
22.07.2002, 19:13 #30
Alexandrus
Beiträge: 22

Das Leben war beschissen. Alexandrus' anfängliche Angst wandelte sich schnell in Zorn, als er begriff, durch welche Dummheit ihre Gruppe jetzt in dieser Klemme steckte. Mit abschätzigem Blick musterte der Neuling ihre Gegner. Groß, kräftig gebaut, schwer bewaffnet - mit anderen Worten, es bestand keine Chance durch einen Kampf hier heraus zu kommen. Tatenlos sah der junge Aristokrat seinen Gefährten dabei zu, wie sie ihre Klingen ablegten. Er selbst hatte sein Schwert schon vor einigen Tagen beim Kampf gegen den Golem zu Alteisen verwandelt und war nun ohnehin unbewaffnet. Wortlos ließ er sich von den dunklen Männern durch die Höhle führen. Die Höhle bot auf den ersten Blick keinerlei Fluchtmöglichkeiten, der einzige andere Ausgang war von einer mächtigen Holztür verschlossen (zumindest glaubte Alexandrus, dass es ein Ausgang war). Was seine unheimlich intelligenten Kameraden wohl als nächstes für "Heldentaten" planten?
22.07.2002, 23:25 #31
Radeck
Beiträge: 1.291

Keine Chance hatten sie, nicht eine Minute hätten sie durchgehalten. Zu schade das sie sich ergeben haben, sie niederzumachen wäre ein wahre Befriedigung gewesen. Aber na ja, das rennt ja nicht weg. Die dunklen Krieger nehmen die Gefangenen in die Mitte und führten sie aus der Höhle, jetzt ging es wieder zurück zum Gefängnis ihres Meisters. Zügig ging es wieder aus dem Berg heraus, bald strömte den Mannen und der Novizin, die bisher weder ein Wort, noch sonst irgendeinen Laut von sich gegeben hatte, die kalte Bergluft ins Gesicht.

Überhaupt, Kessa hatte nur verwundert auf Radeck gestarrt, was war da nur mit ihm geschehen, er schien sie nicht einmal erkannt zu haben. Der Templer hatte keine Augen dafür, er sah nur den Schmerz, den die Menschen erleiden, die Qualen, die ihre Körper erfahren würden...

Keine weiteren Zwischenfälle ereilten die ungleichen Gestalten, sie passierten das Dorf, das nunmehr nichts weiter als ein Massengrab war, den Wald und bald darauf hatten sie auch die Höhle erreicht und deren Eingang durchschritten. In dem gewaltigen Bauwerk, anders konnte man es nicht nennen, flackerte noch immer das fahle Licht der Fackeln, reflektierte sich im strahlenden Gold der Statue. Radeck hielt direkt auf das Tor zu und blieb davor stehen, es war soweit, jetzt war er so gut wie frei...

Der Templer setzte die Statue in die dafür vorgesehene Vertiefung und trat zurück. Gebannt starrten alle auf die Statue, dann auf die Pforte und wieder zu der Statue. Nichts, es rührte sich nichts und überhaupt, es passierte nicht das Geringste...oder doch? Langsam bebte der Boden, erst ganz leicht, dann immer stärker, wurde zu einem Grollen, dann bewegte sich die gewaltige Wand, schob sich mühselig über den felsig-sandigen Boden. Stickige, wahrscheinlich uralte Luft strömte langsam aus der freigewordenen Kammer, es stank abartig und ein tiefes Grollen kündigte von etwas unangenehmen, einem Wesen von vermutlich äußerst unschönen Eigenschaften...

Nicht lange dauerte es, dann klackten lange knochige Beine hinter dem Fels hervor und tauchten aus dem Dunkel in den Schein der Fackeln, schleimig glänzten die Panzerplatten auf dem dämonischen Körper, sonst war kaum etwas auszumachen.
Die Männer verneigten sich, dann wies der Templer auf die Gefangenen und grinste seinen Meister ehrfürchtig an, hinter diesem einige andere dämonische Wesen, die wahrscheilich zu seiner Gefolgschaft gehörten...


...da waren sie, gekommen sie zu retten, waren sie es nun, die Hilfe brauchten. Langsam schritt Radeck auf die Gruppe zu, den Zweihänder in der Rechten, die Linke zu einer Faust geballt und eine Miene, die an Bosheit und Finsternis kaum zu übertreffen war. Bullit, Frosty, aPe, Alexandrus und...Kessa...auch sie war unter den Gefangenen. Vor den Vieren blieb der Krieger stehen und immer wieder wanderte sein Blick von einem zum anderen. Als er schließlich wieder auf die Novizin traf, ihre Augen sah, geradezu flehend sah sie ihn an. Etwas in ihm erwachte, Erinnerungen an die Zeit mit ihr, Gefühle für sie, Was war los, waru...

‚Töte sie! Töte sie auf der Stelle!!’, dröhnte es plötzlich in seinem Kopf, die Erinnerungen und Gefühle schwanden noch schneller als sie gekommen waren. Ruckartig packte Radecks linke Hand den Griff des Schwertes, die gewaltige Klinge sank in die Horizontale und nur Sekundenbruchteile später schoss der kalte Stahl nach vorn. Kaum Widerstand bot das dünne Kleid, die zarte Haut, der zierliche Körper der Novizin. Unnachgiebig bohrte sich die Klinge des fanatischen Templers in Kessa und drang am Rücken heraus...

Sekunden verstrichen, wurden scheinbar zu Minuten, Stunden, einer Ewigkeit. Langsam verließ das verfluchte Metall den Frauenkörper wieder, eine Träne kämpfte sich aus ihrem rechten Auge heraus, die Wange hinab bis zum Kinn. In diesem Moment, nicht einen Augenblick hatte er seine Augen von ihren abgewendet, hatten sich am Schmerz laben wollen, in diesem Moment der Träne durchfuhr es den eigentlich so kalten Krieger. Ein Schmerz wie er ihn noch nie erlebt hatte, gegen den all das Bisherige ein sanftes Kribbeln war, erfasste Radeck. Sein Herz wollte zerspringen, in einem Inferno aus Wut und Hass, Trauer und Verzweiflung, Liebe...

Mit einem Male war der Schleier gelüftet, der finstere Vorhang, der nichts an guten Gefühlen zuließ, war hinfort.
„NEEEEIIIINNN!!!!!“
Der Templer erkannte was er getan hatte, wurde sich für sich selbst bewusst, sah es aus eigenen Augen, mit eigenen Gefühlen. Er hatte sich genommen was er am meisten liebte, was ihm das Wichtigste überhaupt gewesen war, sein Leben...

Nur ein paar Sekunden waren seit dem Stich vergangen, klirrend fiel Radecks Schwert zu Boden, Kessa sank zusammen und landete in den Armen des Templers. Dieser kniete sich nieder, die Novizin noch immer dicht bei sich haltend. Leer starrten ihn die kalten Augen an, Tränen rannen ihre Schläfen hinunter, der Körper zitterte.
„Mi..Mir ist so kalt, was geschieht hier? Was passiert mit mir? R...Radeck, ich habe Angst.......ich will nicht sterben...“
Auch dem Krieger kämpften sich Tränen die Wangen hinunter, was hatte er nur getan?!
„Du wirst nicht sterben, du darfst nicht! Lass mich nicht allein, du bist alles was ich hier habe, ich liebe dich doch!“
Ein schwaches Lächeln zeichnete sich auf das Gesicht Kessas, sie schloss die Augen und hob die Hand etwas an, Radeck nahm sie in die seine.
„Ich liebe dich auch, ich werde dich immer lieben...“,
flüsterte sie ihm zu, dann wurde ihre Hand, der Arm, wurde schwer, ihr Kopf neigte sich zur Seite, ein letztes kaum wahrnehmbares Ausatmen. Blut lief ihr aus dem Mundwinkel, ihren Körper verließ jegliche Spannung, das Leben wich aus ihm...

Radeck beugte sich über sie und küsste sie auf ihre Lippen, drückte sie eng an sich und hielt sie so fest er konnte. Der Krieger weinte, seit Jahren, er wusste nicht mehr seit wie vielen, aber das erste Mal seit Jahren weinte der Krieger wieder. Sie war tot, er hatte sie getötet, durch seine Hand war sie gestorben, seine Liebste, seine Liebe.
Schmerz, bodenloser Schmerz, sonst nichts...
Aber noch war es nicht vorbei, noch war die Sache nicht beendet, so oder so, für Radeck würde er hier ein Ende finden, dieser Fluch...

Der Templer legte den leblosen Körper nieder, richtete sich in einer halben Umdrehung auf und starrte finster auf den Dämon. Rache, abgrundtiefer Hass, das war das einzige was ihn jetzt noch trieb. Er packte sein Schwert und stapfte auf das Monstrum zu. Höhnisch erhob dieses seine Stimme:
„Du willst mich töten? Mit dieser Waffe? DU WIRST STERBEN!!“
Radeck stoppte und sah auf die Klinge, wenn nicht so, dann eben anders. Er rammte das Schwert in den harten Fels unter ihm und zog eine der Spruchrollen, die er im Sumpflager mitgehen hatte lassen, hervor.

Wenn ein Wesen derart gewaltige psychische Kräfte hatte, das es andere unter seine Kontrolle bringen konnte, wenn auch mit Hilfe eines Katalysators, in Radecks Fall das Sumpfkraut, so würde auch die Magie des Schläfers wirken müssen, denn der war dieses Untier sicher nicht.
Zügig las er die Schriftzeichen auf dem Pergament und streckte beim letzten Wort die rechte Hand gen Dämon. Er spürte wie Hass und Liebe, Wut und Verzweiflung in ihm eine Kraft entfachte, wie er sie nie zuvor erlebt hatte, keine Physische, Psychische...

Sekundenbruchteile später stieß das Ziel seiner Attacke einen entsetzliches Brüllen aus, unendliche Qualen steckten in dem Schrei, Feuer brannte sich von innen heraus durch den dicken Panzer des Wesens, die Haut wellte sich, zog sich zusammen, wurde spröde und zerriss. Einzelne Fetzen fielen von dem gewaltigen Körper, verglühten in der immensen Hitze. Voller Schmerz, in verzweifelter Suche nach Rettung oder einfach nur aus unkontrolliertem Handeln herrührend, streckte es die Arme von sich, riss den Kopf nach hinten.
Die Sekunden verstrichen, für Radeck und den Dämon eine Unendlichkeit, dann sackte die ausgebrannte Hülle, der Panzer zu Boden. Auch der Templer brach erschöpft zusammen, der Pyrokineseangriff hatte ihn alles gekostet. Keuchend und mit rasendem Puls kniete er auf dem kalten Felsgestein, Kessa links, das Schwert rechts und den Dämonenpanzer vor sich...

Die anderen Fanatiker hatten dem ganzen Schauspiel starr und handlungsunfähig zugesehen, in den wenigen Sekunden waren sie zu keiner Reaktion fähig gewesen. Nun war er tot, ihr Meister, ihr Peiniger, was jetzt? Nur ein paar Augenblicke blieben ihnen für diese Gedanken, dann zuckten ihre Körper zusammen. Auch Radeck richtete sich, weiterhin kniend auf, überstreckte den Oberkörper, riss die Arme bis auf Schulterhöhe und richtete sie von sich weg. Etwas in ihm brannte, etwas wollte heraus, grelles Licht schoss aus den weit aufgerissenen Augen, aus dem Mund, aus dem ein qualvoller markerschütternder Schrei drang.

Die Höhle wurde von einer unheimlichen, regelrecht grauenvollen Sinfonie des Schmerzes erfasst, alle der dunklen Krieger brachen auf die Knie, ähnliche Haltungen wie ihr Anführer einnehmend. Dann plötzlich verstummten sie, ohnmächtig brachen die, von der Finsternis befreiten, Körper der Kämpfer zusammen. Auch um Radeck wurde es schwarz, jetzt, jetzt endlich war es vorbei, er war wieder er, er war wieder frei...


[in Absprache mit und auf Wunsch von Mylanaa wird Kessa ab hier bis auf Weiteres nicht mehr am RPG teilnehmen]
23.07.2002, 12:54 #32
Frosty
Beiträge: 136

Eine Weile hatten die tapferen Gefährten dem Schauspiel zugesehen, unfähig zu jeder Handlung, starr vor Todesangst undverwirrt durch das Unverständnis der Situation. Ein plötzlicher, stechender Schmerz, wie die heiße Zunge eines Blitzes, war Olandor mit einem Male in den Nacken geschossen als der wahnsinnige Radeck seine Klinge mit geradezu lüsternen Blick in den zarten Körper Kessas gebohrt hatte. Wie in Zeitlupe hatte der Prinz die Szene beobachtet, hatte den Atem angehalten und seinem Herz das Schlagen verboten. Er verstand zwar nicht einen Bruchteil von den geheimnisvollen mystischen Kräften, die Radeck und die übrigen Verdammten zu solche gräulichen Taten getrieben hatte, aber er konnte spüren, dass jene dämonische Macht mit dem Fall Kessas gewichen war. Die Ehre in Radeck war zu neuem Leben erwacht.

In dem Moment als der von Zorn- und Liebesgefühlen gleichermaßen zerfressene wie aufgepuschte Templer seinen verheerenden Pyrokinese Angriff auf das untote Biest losgelassen hatte, hatte Frosty dessen qualvolles Ende mit einem sadistischen Lächeln auf den eisigen Lippen beobachtet. Kessa war tot. Der Dämon war tot. Nichts davon berührte sein Herz.
23.07.2002, 16:41 #33
Alexandrus
Beiträge: 22

Wow, hier bekam man ja wirklich etwas für sein Geld zu sehen. Fasziniert hatte Alexandrus das höllische Spektakel innerhalb der großen Höhle beobachtet, schritt nun vorsichtig zwischen den bewusstlosen Männern umher. Die schwarzen Rüstungen der Krieger glänzten im unruhigen Fackelschein, lockten den Adeligen mit ihrem wundervollen Aussehen. Sollte er sich einen solchen Panzer mitnehmen? Vorsichtig blickte der Aristokrat sich nach allen Seiten um. Seine Gefährten eilten geradewegs zum hilflos am Boden liegenden Anführer dieser fanatischen Idioten, anscheinend kannten sie ihn. Die Hand des jungen Grafen stahl sich langsam nach unten, tastend glitten die FInger über den Stahl, suchten die Schnalle...

Ein schwacher Ruck ging durch den Leib des Kriegrs, sofort zuckte Alexandrus zurück, starrte erschrocken auf den bewusstlosen Mann herab. Verdammt, diese Kämpfer schliefen wohl doch nicht so tief wie er gedacht hatte. Nicht zum ersten Mal verfluchte der Adelige die Tatsache, dass er in Sachen Diebstahl gänzlich unerfahten war. Mit einem mürrischen Gesichtsausdruck nahm er den leicht gebogenen Dolch des Mannes an sich, ließ ihn murrend zwischen den Falten seines Hemdes verschwinden und machte, dass er zum Höhlenausgang kam. Wo blieben seine Kameraden? Obwohl Alexandrus es hasste, lehnte er sich an die kahle Felswand und wartete.
23.07.2002, 17:21 #34
Radeck
Beiträge: 1.291

Leere spiegelte das wider, was im Moment den Templer erfüllte. Er hatte sich genommen was sein Leben war, er hatte Kessa getötet. Oder war es gar nicht er gewesen, war es der Schatten seiner selbst, der Vorhang der Finsternis, der ihn umhüllt hatte? Nein, es war durch seine Hand geschehen, er war schuld!
Langsam öffneten sich die Augen Radecks und er neigte den Kopf leicht zur Seite, da lag sie, da lagen die anderen und da lag der Dämon...oder was noch übrig war.

Mühsam rappelte er sich auf, fühlte sich wie ausgesaugt, völlig kraftlos. Langsam kroch er zu Kessa und beugte sich über sie, reglos und bleich lag sie da, der Körper noch warm, aber der Geist unendlich weit. Sollte er ihr folgen? Er wollte ihr folgen, aber es gab noch so viel zu tun und sie würde es nicht...andererseits...
Verwirrt schüttelte Radeck den Kopf, was für ein Chaos!

Verzweifelt kämpfte er gegen ein paar Tränen, die sich aus seinen Augen quälten und die Wangen hinunterrannen. Kurz sah er sich um, wankte zu seinem Schwert und packte es auf den Rücken, dann ging er zu Kano und sah ihn ernst an.
Der Krieger war nicht weniger verwirrt, keiner von den Mannen wusste so recht, was nun werden sollte. Radeck sah kurz zu Bullit, dann wieder zu Kano und wechselte kurz ein paar Worte mit ihm, klopfte ihm auf die Schulter und stapfte weiter zu dem Baron.

Auch ihm sagte er kurz was und erhielt nur ein Nicken als Antwort. Kano, der das Nicken ebenfalls vernahm, wusste was es bedeutete und verließ alsbald mit seinen Leuten die Höhle...
Der Templer wandte sich indessen wieder an Bullit.
„Ich werde ins Sumpflager gehen, ich muss wieder Ruhe in meinen Kopf bringen...Sie werde ich mitnehmen, sie soll nicht hier oben verrotten...was meinst du, wir könnten den Affen da aufnehmen, wenn du das übernehmen würdest? Danke...“

Ohne weitere Antwort abzuwarten schritt Radeck wie benommen zu der Leiche, hob sie hoch und verließ mit ihr die Höhle, der Sumpf war sein Ziel...Jetzt hieß es Frieden finden, die Stimme war weg, die Sinne verloren, die Liebe zerstört...
23.07.2002, 17:44 #35
Bullit
Beiträge: 2.726

Stumm sah Bullit dem Templer hinterher, seine gepanzerte Hand hatte ihren Weg zum Gesicht gefunden, nachdenklich rieb sich der Hüne über das kantige Kinn. Merkwürdiger Typ, dieser Sumpfler...

Ein ruck ging durch den massigen Wikingerleib als Bullit sich in Bewegung setzte, schweren Schrittes stapfte der Nordmann aus der Höhle, bedeutete seinen Kameraden mit einer kurzen Handbewegung, es ihm gleich zu tun. Was hier oben geschehen war, würde wohl nie an die Öffentlichkeit dringen. Trotzdem wurde der Baron das Gefühl nicht los, dass ihn diese Ereignisse schneller einholen könnten als ihm lieb war.

Doch das war Zukunftsmusik, was wirklich zählte war das Hier und Jetzt. Die Miene des Hünen verfinsterte sich, als Bullit an die bevorstehenden Probleme in Drakia dachte. Die Siedlung musste befreit werden, und Gomez hatte ihn damit beauftragt.

"Los ihr Beiden, beeilt euch gefälligst. Wir müssen zurück ins Lager, ich habe dort Arbeit zu erledigen."

Der kleine Trupp beschleunigte seinen Schritt. Jetzt, da sie den Weg kannten, sollten sie innerhalb weniger Stunden zurück im Alten Lager sein...
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