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> Rollenspiel [GM] Der Gletscher |
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13.02.2003, 16:04 | #376 | |||||||
Tak Beiträge: 3.270 |
Tentakel. Endlich mal ein Gegner, gegen den der Speer seine volle Wirksamkeit entfalten konnte. Tak sprang durch das Gewirr von wabernden Tentakeln und Saugnäpfen, die Harpyenfeder schnitt mit schnellen, technisch perfekten Drehungen und Wendungen durch die quallenartige Substanz, eine Spur abgeschlagener Fangarme hinterlassend. Das sollte also der ach so schlimme Wächter sein? Irgendwie hatte Tak da mehr erwartet... Ohne innezuhalten näherten sich die beiden Gildenlosen, der Paladin und die beschworenen Skelette der Schwarzmagier dem nun aus der Öffnung im Boden quellenden Körper des Wesens. Ein weit ausholender Schlag schaffte Tak einige weitere Tentakel vom Hals, die zwischen ihm und dem Wächter standen. Der waldläufer wusste nicht, wie viele Fangarme die Krieger schon abgeschlagen hatten, aber es schienen nicht weniger zu werden. Vielleicht war der wächter ja doch etwas stärker als er zuerst geglaubt hatte, aber damit würde sowieso gleich Schluss sein. Ein Skelett und der Paladin hatten das Monster fast erreicht, sie hackten sich durch die letzten Tentakel. Schließlich war das Skelett angekommen, Tak glaubte einen etwas beleidigten Ausdruck auf dem Gesicht des Paladins zu erkennen - er hätte wohl selbst gerne die Ehre gehabt, den Wächter umzunieten. Tja, daraus würde wohl nix werden, der rostige, aber dennoch tödliche Zweihänder des Skelettes schnitt bereits durch die Luft - und prallte wirkungslos an der Haut des Wächters ab... tak blieb stehen, mit einem schnellen, gezielten Hieb entfernte er noch einen Tentakel aus seinem Sichtbereich, dann beobachtete er, wie das bezahnte Maul des Wächters blitzschnell nach vorne schoss und und sich um den Diener der Schwarzmagier schloss. Mit einem Krachen barsten die Knochen, das Schwert des Skelettes fiel zu Boden und landete auf dem Gelee der sich windenden Tentakeln. Der Paladin schien ziemlich überrascht zu sein, und man konnte es ihm auch nicht verübeln, auch Tak hatte nicht mit soetwas gerechnet. Der Innosfuzzi ging jetzt zum Rückzug über, während der Wächter langsam, aber unaufhaltsam aus seinem Loch gekrochen kam. Die Tentakel der Monstrosität schienen über einen eigenen Willen zu verfügen, denn sie selbst schenkte den zurückwichenden Kämpfern kaum Beachtung, sie war auf die beiden Schwarzmagier fixiert... Die drei Kämpfer hatten sich inzwischen vor selbigen postiert und hackten sich weiterhin durch die Tentakel. Jetzt würden die Magier mal zeigen müssen, was sie so drauf hatten, mit normalen Waffen war dem Körper des wächters anscheinend nicht beizukommen. Tak wurde fast etwas neidisch auf die beiden Kastellbewohner, die mit ihrer verdammten Magie, wie sollte man als Normalsterblicher da mithalten? Vielleicht hätte er doch zu den Schwarzmagiern gehen sollen. Oder auch nicht, eigendlich mochte er sie nicht besonders. Irgendwann würde er selbst einen Weg finden, Magie zu wirken, auch ohne die Hilfe irgendwelcher arroganter Magier. Irgendwann... Grimmig schlug Tak zu, ein weiterer Tentakel platschte auf den Boden. |
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13.02.2003, 22:50 | #377 | |||||||
Don-Esteban Beiträge: 9.734 |
Unerbittlich hieben die Kämpfer auf die zahllosen, zu einem von der Form her nicht näher beschreibbaren Körper gehörenden Tentakel ein, trennten hier und da sogar Teile oder ganze Arme ab, doch schien das den Gegner nicht sonderlich zu schwächen. Im Gegenteil, jetzt wurde die Bestie erst richtig aktiv, schob sich aus einem dunklen Loch aus dem Boden hervor und öffnete ein grausiges Maul. Zwischen großen Kiefern oder als was auch imemr man die Körperteile, die die zahllosen Reihen furchterregender, spitzer zähne aufnahm, bezeichnen wollte, ragten ebendiese Zähne spitz wie Zahnstocher hervor, in mehreren Reihen hintereinander und groß wie Dolche. Hell blitzten sie auf, wenn sich das Licht aus der Fackel, die Frost hielt, widerspiegelte. Die Zahnreihen führten in einen tiefen Schlund, dessen Bodenlosigkeit keiner freiwillig erforschen wollte. "Gewöhnliche Waffen verletzten ihn nicht", schrie Frost den anderen zu. Anscheinend war das das Signal für die Magier. Dumm nur, daß die Schwarzröcke vor allem die Beschwörung dienstbarer und bewaffneter Kreaturen beherrschten. Skelette, Golems und Dämonen, das war die Welt der Jünger Beliars. Sie beherrschten ein schwaches Abbild dessen, was die Welt ihres Meisters bildete. Seine Kraturen von der Macht her geschrumpft auf die eines Menschen würdige Unscheinbarkeit. Kraftlos und schwach im Vergleich zu der düsteren Herrlichkeit des dunklen Gottes selbst. Nur ein Abklatsch dessen, was Wirklichkeit war in der Welt, die jeder nach der kurzen Spanne, die Innos den Lebenden gewähren konnte, betrat. Und doch waren ebendiese Kreaturen oftmals stark genug, um Gegner in Angst und Schrecken zu versetzen, wenn es denn notwendig war. Ja, Beliar war nicht knausrig, was die Unterstützung seiner Anhänger anbelangte. Doch hier waren Fähigkeiten vonnöten, die vielleicht die eines Dämonenbeschwörers überschritten. Als letztes Mittel packte Don-Esteban die Rune mit Beliars Hauch. Fest hielt er sie umklammert und wieder konnten die anderen das gleiche spiel miterleben, wnen sie denn nicht mit ihrer Verteidigung beschäftigt gewesen wären. Der harte herrische Klang von Worten einer dunklen, längst vergessenen Sprache bildete den Kontrapunkt zum Gebrüll der anderen, die sich gegenseitig Anweisungen gaben, vor Angriffen warnten, und unterstützende Rufe von sich gaben. Der ruhige, monotone Fluß der gutturalen Laute, durchsetzt mit gebrochenen Lauten war die Melodie zum Takt der klirrenden Schwerter. Langsam ging der Magier bei der Beschwörung einige Schritte zurück, unsicher tasteten seine füße nach dem Boden, während er sich rückwärts zurückzog, um vor dem in wenigen Augenblicken ausbrechenden Zauber in Sicherheit zu sein. Die Magie pulsierte durch die künstlichen, tätowierten Adern auf dem Rücken des Magiers, raste die Linien an den Armen entlang, entlud sich in den Fingerspitzen. Diese, drohend erhoben, leuchteten auf. Kleine knisternde Entladungen überschüssiger ungebundener magischer Energie verpufften in den Raum der Höhle, egal, der Hauptteil war in dem beschworenen Spruch gefesselt. Wild suchte die Magie auszubrechen aus dem Gefängnis, das der Hohepriester für sie bereitgestellt hatte, die Rune wurde heiß, fast verbrannte er sich die Hand, in der er sie fest hielt, doch er beherrschte die Magie, nicht sie ihn. Denn er war ein Meister der dunklen Magie, spielte mit ihr, machte sie wütend und kanalisierte dann diese Wut in den beschworenen Spruch, den er jetzt losließ. Abrupt brach der monotone Singsang ab. Mit einem hellen Kreischen schoß aus der Hand Don-Estebans ein Stral knisternder Magie, breitete sich aus, wurde nebulös und waberte um die Tentaklen herum, erreichte die form einer riesigen Hand, die gleichsam den Gegner packte und niederdrückte. Der Hauch Beliars war ausgesprochen, der tötliche Nebel tat sein Werk. Wolken stinkenden Dampfes stiegen auf, ein unterirdisches Heulen und Kreischen, ausgestoßen von der Bestie machte alle fast taub. Jetzt war sie wirklich getroffen. Blind vor Zorn schlugen die vielen Tentaklen wild um sich und jeder brachte sich mit ein paar Sprüngen in Sicherheit. Der Gegner war nur noch mit sich selbst beschäftigt. Wild wand er sich um sich selber, schoß hervor aus seinem Loch und verschwand im nächsten Augenblick wieder fast darin, die unerbittliche Hand aus unheilvoll leuchtendem Nebel wurde das Monster jedoch nicht los. Wie ein Würgegriff hielt sie das Untier in ihren Klauen, verbrannte die Haut und das Gewebe auf magische Art und Weise und fraß sich in den Körper des Wächters. Doch so grauenerregend auch die Wirkung der Magie war, sie reichte nicht aus, ihn zu töten. Schon nach wenigen Augenblicken war das Schauspiel vorbei. Doch diese kurze Zeit hatte gereicht, dem Gegner erstmals wirklich ernsthafte Schäden zuzufügen. Vielleicht konnte das die entscheidende Wende im Kampf gegen den Wächter bringen. Wimmernd lag er am Boden und wand sich vor Schmerz. Doch bald würde dieser nachlassen und ein neuer Angriff auf die Abenteurer stand bevor. Schwer atmend stand der Don im Hintergrund und erholte sich nur langsam von den Strapazen der Magie. Ausgelaugt fühlte er sich, als ob ein Stück seiner selbst mit fortgerissen worden war beim Ausbruch des mächtigen Zaubers. Die Haut seiner Hand war tatsächlich verbrannt. Die Rune hatte er instinktiv fallen gelassen, als der Zauber ausgesprochen worden war. Jetzt berührte er sie vorsichtig und mußte feststellen, daß sie sich wohl erst in einer Weile genug abgekühlt hatte, bis er sie wieder an seinem Gürtel befestigen konnte. Schwankend setzte er sich auf einen Stein und atmete tief durch. "Ich komm schon zurecht, gebt ihm den Rest." |
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14.02.2003, 12:29 | #378 | |||||||
Superluemmel Beiträge: 3.057 |
Seit dem Beginn des Kampfes konzentrierte sich Frost vor allem darauf, die Magier und vor allem den Kapitän zu schützen. Theorwulf hielt sich zurück und versteckte sich in einem Seitengang, aber ab und zu schlängelten sich dennoch ein paar Tentakel in seine Richtung, nur um kurz darauf von dem Säbel des Seebären oder der schillernden Klinge des Waffenmeisters zerfetzt zu werden. Ganz alleine lassen wollte Frost ihren Kapitän nicht, denn obwohl er sich tapfer hielt, erinnerte ihn die Klinge seiner Waffe an das runzlige Gesicht einer alten Frau. "Ich bin zum schejgeln gebore, nich zum kämpfe, Junge", hatte der Kapitän erwidert, als ihn Frost beim Anblick seiner Waffe gefragt hatte, ob er sich wirklich mit einem derart althergedienten Stück Blech auf eine solche Reise begeben wollte. Momentan war es jedoch recht ruhig um Theorwulf und so beschränkte sich Frost auf die Verteidigung der Magier. Was auch bitter nötig war. Der vom Don gewirkte Zauber schien den Wächtern nicht nur verletzt sondern auch noch rasend gemacht zu haben. Ein wildes Geschlängel aus zuckenden Fangarmen peitschte auf die Magier zu. Offensichtlich war sich das Monster durchaus bewusst, wer ihm solche Pein bereitete. Die verletzte Rechte fest an den Bauch gepresst, sprintete Frost los, stieß sich vom Boden ab, drehte seinen Körper und rollte sich in der Luft über die Schulter ab. Gleichzeitig blitzte der Eisbrecher auf, hing für den Bruchteil einer Sekunde bedrohlich wie ein Damoklesschwert über den sich windenden Tentakeln. Dann fuhr er in einer exakten Sichelbewegung nieder, glitt schmatzend durch die Fangarme und verteilte dunkles, übelriechendes Blut über den Boden. Frost ging beim Landen in die Knie, schlitterte schabend ein kleines Stück über den Fels und kam dann mit schlagbereiter Waffe auf die Beine um sich den nächsten Angreifern zu widmen. Aus dem Augenwinkel sah er den zweiten Priester Beliars, Glutaeus Maximus, wie er konzentriert den Wächter fixierte, dabei düstere Worte murmelnd.... |
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15.02.2003, 01:36 | #379 | |||||||
Don-Esteban Beiträge: 9.734 |
Und so traf den eben noch so übermächtigen Gegner erneut die schreckliche Hand, zwang ihn zu Boden und fast hatte es den Eindruck, daß zumindest der Don Gefallen an den Qualen der Bestie fand. Mit zu einem verächtlichen Lächeln heruntergezogenen Mundwinkeln beobachtete er das Tun seines Gildenbruders. Wabernde Dämpfe hüllten den Wächter ein, der aufs neue von giftigem Gas gepeinigt wurde. Wieder wurde das Kreischen aus dem Maul, nein aus den Mäulern der Bestie lauter und steigerte sich bis zur Unerträglichkeit. Don Esteban saß weiter im Hintergrund und versuchte, Kräfte zu sammeln. Wenn doch nur die Magie nicht so wild gewesen wäre, so ungebändigt, fast hätte sie ihn mit sich gerissen. Er mußte vorsichtig sein bei der nächsten Anwendung dieses Spruches. War die Rune nicht perfekt? Hatte er sich zu sehr den Kräften der Magie ergeben? Er wußte es nicht. Nun saß der Beschwörer hier, hinter der Reihe seiner derzeitigen Kameraden, die voller Aufmerksamkeit auf die Bestie starrten, die jetzt, schwer atmend. Aus dem linken Ohr rann ein dünner Faden warmen, dicken Blutes, das in den dicken, kostbaren Stoff der Robe einsickerte. In Kürze würde es zu einem Fleck gerinnen, der den Stoff an der Schulter zu einer harten Platte werden ließ. Es erinnerte ihn an damals, an die seltsamen, seitdem verdrängten Ereignisse, als er allein in irgendeiner dunklen Hölle unterwegs war und von einigen Schwarzmagiern unter der Führung meditates gerettet worden war, gerettet für den Zirkel. Auch da verletzte er sich am Ohr, mehrmals. Doch taub war er damals nicht geworden. Zum Glück. Plötzlich explodierte etwas. Der Paladin hatte irgendeinen Zauber abgefeuert und traf damit den Wächter in eins der Mäuler an seinem kopfartigen Auswuchs. Dieser hatte gerade die zweite Hand Beliars überstanden, überall verkohlt und verätzt, Tentakeln lagen herum und seine Körpermasse ohne feste Form zuckte krampfartig. In diesem Moment hatte Arson einen heiligen Pfeil auf ihn gewirkt. "Ihr habt viel Wut im Bauch, junger Paladin, ich spüre es", ließ sich der Magier aus dem Hintergrund vernehmen. "Ist es nicht so, daß man die Kraft für die Magie aus dem eigenen Selbst schöpft? Das ist auch der Grund, warum nicht jeder zum Magier geboren ist. Ihr hab Talent." Der Paladin hatte schon zugehört, doch ließ sich kaum etwas anmerken. Nur ein kurzer Blick über die Schulter, dann war seine Aufmerksamkeit wieder auf das gerichtet, was im Moment wichtiger war. Vielleicht wollte er sich auch nur nicht eingestehen, daß der Schwarzmagier in diesem Punkt recht hatte. Langsam kehrten die Kräfte des Hohepriesters zurück. Bald stand er auch wieder zwischen den anderen, bereit wieder seine Magie auf den Wächter zu schleudern. Doch ein Ausruf des Erstaunens kam einigen gleichzeitig von den Lippen, als sie sahen, daß sich der Wächter zurückzog. "Er scheint genug zu haben." Langsam zog sich die Masse des unförmigen Körpers zurück in das Loch, aus dem sie gekommen war. "Seht nur, es zieht sich zurück." Die Gruppe ließ sich die Gelegenheit nicht entgehen. "Laßt uns weitergehen." Frost hielt die Fackel in der einen Faust hoch und winkte mit der anderen, in der er den Eisbrecher hielt den Gefährten zu, ihm zu folgen. Weiter ging die Reise, tiefer in den Berg hinein. |
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15.02.2003, 11:33 | #380 | |||||||
Arson Beiträge: 687 |
Mit grimmiger Befriedigung hatte Arson den Rückzug des Wächters verfolgt, das mit glibbrigen Körperflüssigkeiten besudelte Schwert fest in der gepanzerten Faust haltend folgte er nun seinen Gefährten in die dunklen Eingeweide des Berges. Obwohl er nicht geantwortet hatte, waren die Worte des Schwarzmagiers klar und deutlich an sein Ohr gedrungen. Talent...der Paladin schnaubte. Innos hatte ihn mit der Gabe der Magie gesegnet, er selbst war nur ein einfacher Mensch, ein Schilfrohr im unendlichen Ozean der Schöpfung. Was die Schwarzmagier anging – nun ja, dafür dass sie dem falschen Gott dienten und daher dem Tode geweiht waren kämpften sie ganz passabel. Der Fürst der Dunkelheit schien seine menschlichen Lakaien mit recht beeindruckenden Kräften zu bedenken. Andererseits, welches Opfer brachte der schwarze Herrscher? Ein paar Jahre der Macht, dann gingen die unsterblichen Seelen ein in das unendliche Totenreich der Verdammten, um dort auf ewig als gequälte Geister zu leiden. Arson konnte sich angenehmere Schicksale vorstellen. "Da vorn ist Licht" Der heilige Krieger deutete nach vorn, auf eine der zahlreichen Gangbiegungen. Blasses Dämmerlicht tanzte auf dem dunklen Höhlengestein, stumme Boten einer unbekannten Helligkeitsquelle. Die gepanzerte Faust des Paladins schloss sich enger um den kalten Griff seines Schwertes. Vorsichtig setzten die Abenteurer ihren Weg fort, näherten sich der geheimnisvollen Gangbiegung - um dann überrascht stehenzubleiben. Sie waren am Ziel. Nur wenige Meter hinter der Kurve weitete sich der Gang, dehnte sich zu einer gewaltigen, natürlich gewachsenen Höhle. Ruhig und mächtige reckten sich die künstlich bearbeiteten Wände in die Höhe, schlossen sich dann hoch über den Köpfen der Gefährten zu einem weitläufigen Kuppeldom. Dicke, aus dem Stein gehauene Säulen erhoben sich aus dem glatten Boden, feine Muster waren in ihre gräuliche Haut gemeißelt worden. Irgendwo plätscherte ein kleines Rinnsal zwischen einer von Rissen durchzogenen Steinplatte herab, hatte sich in einer Raumecke zu einem ovalen Wasserbecken zusammengefunden. Floureszierende Algen sorgten für ein waberndes Farbenspiel auf den uralten Höhlenwänden, gaben diesem Ort der Ruhe ein majestätisches Aussehen. Langsam traten die Recken in die weitläufige Gruft und sahen sich um. Schleifend glitt Arsons Schwert zurück in die lederne Scheide. "Da wären wir also. Welches Monster wird sich uns nun in den Weg stellen, Herr Reiseführer? Drachen wären doch mal eine Abwechslung, die hatten wir noch nicht." Der Spott in der Stimme des Paladins war nicht zu überhören. Obwohl seine Worte an Frost gewandt waren, hatte der Krieger sich einer der riesigen Steinsäulen zugewandt, fuhr mit gepanzerten Fingern über die feinen Einkerbungen im Stein. Wer diesen Ort wohl geschaffen hatte? Er würde seinen Brüdern davon berichten. Sicher gab es hier die ein oder andere interessante Entdeckung zu machen. |
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16.02.2003, 03:20 | #381 | |||||||
Don-Esteban Beiträge: 9.734 |
Und die interessanteste Entdeckung war natürlich auch schnell gemacht. Auf einem steinernen Podest, gehauen aus dem Feld der Höhle ruhte ein offenes Schiff, etwa sechzig Fuß lang. Hoch ragten Heck und Bug auf, beide in der gleichen geschwungenen Form. Nur endete das eine in dem eingerollten Schwanz einer Schlange während der andere mit dem hoch erhobenen Haupte eines mythischen Drachens verziert war. Das geöffnete Maul war mit spitzen Zähnen bewehrt, die weit aufgerissenen Augen glubschten furchterregend - man hatte fast das Gefühl, der Drache nahm den Betrachter ins Visier - und an den Flanken waren Schnitzereien angebracht, in denen sich endlose Linien geschwungen ineinander verwirrten. Eine kunstvolle Komposition aus geschnitzten Bögen, Winkeln, Kreisen und anderen Figuren bildend, züngelten die Linien an den Seiten des hoch aufragenden Buges entlang und formten Muster, seltsame Tiere, die sich gegenseitig in die langgezogenen, geschwungenen Glieder bissen. Seltsam verformt und in unnatürlichen Posen dargestellt. Trotzdem wirkte alles sehr echt, als ob die dargestellten Lebewesen gleich aus dem Rahmen des Schnitzwerkes springen würden, um davonzurennen und ihren Kampf irgendwo anders auszutragen. Vielleicht gefiel es ihnen gar nicht, daß man ihnen zusah und sie würden wirklich gleich in eine dunkle ungestörte Ecke fliehen. Bei diesem Gedanken verzog Don-Esteban die schmalen Lippen zu einem seltsamen Schmunzeln. "Schaut euch dieses Boot an. Ist es nicht wunderschön?" Und in der Tat war es das. Von schlanker Form. Mit vollendeter Wölbung des Rumpfes, der zu beiden Enden in die beschriebene Bug- und Heckpartie überging. Langsam ging er eine in den Fels gehauene Treppe hoch, die auf das Podest mit dem Boot führte. Jetzt sah man auch, daß der Felssockel, der das Boot trug, in eine Art flache Rutsche überging, auf der das Schiff sicher hier hinauf gezogen worden war. Irgendwann in grauer Vorzeit, als sein Besitzer hier in diesem Grab zur letzten Ruhe gebettet wurden war. Glaubten seine Bestatter daran, daß er in einer anderen Welt wiedergeboren werden würde? Und daß er dann all das brauchte, was man hier sah? Das wunderbare Schiff inklusive? Der Magier, den sonst nicht viel sprachlos machte, war bei diesem Anblick doch verstummt. Ehrfürchtig strich er mit den Fingern über die Schilde, die in einer dichten Reihe an der Reling befestigt waren. Reste der Bemalung waren zu erkennen. Rot-weiße konzentrische Ringe. In der Mitte dann ein geschmiedeter Schildbuckel mit einer scharfen aufgesetzten Spitze, der die zur Faust geballte Hand des Trägers aufnehmen sollte. Am Rand schützte ein umlaufender Eisenbeschlag alle Schilde vor Schwerthieben, die die Schilde sonst womöglich gespalten hätten. Zwanzig dieser Schilde zählte er an jeder Seite. Im Schiff selber, daß sah er jetzt, als er direkt auf dem Sockel stand und über die Bordwand schaute, lagen zwei Stapel mit Riemen, säuberlich aufgeschichtet. Weiter hinten ein hochgezogenes und festgezurrtes Seitenruder. Und in der Mitte, über die gesamte Länge des Rumpfes gelegt, ein Mast, komplett mit Rah und Segel. "Wie alt wird dieses Grab hier sein?", wandte er sich an die anderen. "Seltsamerweise scheint mir weder das Holz morsch zu sein, noch das Segeltuch brüchig und das Eisen an den Schilden ist auch nur oberflächlich angerostet. Sehr seltsam. Als ob es gestern erst hierher transportiert wurde." Dann schaute er die Rinne entlang, die beim Transport hierher den Kiel des Bootes aufgenommen hatte. Die flache Rutsche verlor sich in der Dunkelheit. "Wohin mag diese Rutsche führen? Vielleicht kommt man dorthin zu einem unterirdischen Fluß. Denn irgendwie muß das Boot ja hierher gelangt sein." Er sich weiter um, wandte den Blick ab. Bis eben hatte das Boot seine volle Aufmerksamkeit in Anspruch genommen. Doch irgendwo mußte auch das Grab des Seekönigs liegen. Und tatsächlich. Etwas abseits, Arson standt direkt daneben und schaute es sich schon an, war ein steinerner Sarkophag aufgebahrt. Schlicht behauen und ohne jede Inschrift, wie der Schwarzmagier zu seinem Bedauern feststellen mußte, als er das Schiff hinter sich gelassen hatte und direkt vor der Grabstätte stand. "Ob er auch zu Innos gebetet hat? Oder vielleicht zu irgendeinem anderen, längst vergessenen Gott?", fragte er den Paladin hinterlistig. "Götter sind immer nur so mächtig, wie die Zahl derer, die an sie glauben. Hoffen wir, daß Innos immer genug Gläubige findet." War das jetzt ernst gemeint oder wollte er den jungen Paladin nur mit spitzer Zunge (in Ermangelung eines ebensolchen Schwertes und der Kunst, es zu beherrschen) zum Widerspruch aufstacheln? Wünschte er, der Schwarzmagier, nicht viel lieber, daß der schwarze Gott der Finsternis und Verzweiflung mehr Macht bekäme? Vorsichtig, obwohl der Stein sicher härter war, als die meisten Materialien, berührte er den Sarg. Kalt fühlte er sich an. Hier also lag einer der Fürsten von einst, wie sie heute noch besungen wurden in den alten Legenden, die Barden in Wirtshäusern und auf Marktplätzen vortrugen. In diesen Geschichten ging es immer um tapfere Kämpfer, die vor vielen Jahrhunderten gegen übermenschlichen Gegner kämpften und am Ende siegreich aus der Schlacht wiederkamen. Ob über diesen Toten hier auch irgendwelche Lieder gesungen wurden? "Laßt uns untersuchen, wo die steinerne Rutsche hinführt. Wenn wir einen Weg finden, das Schiff hier rauszuholen, sollten wir ihn nutzen. Das Boot selber ist in erstaunlich gutem Zustand möchte ich meinen." Und mit einem kurzen Blick auf die letzte Ruhestätte des Helden aus der Vorzeit meinte er: "Ich denke, unser Feund hier hat nichts dagegen." Und dann nach einer kurzen Pause: "So viele Heldentaten wir auch verbringen oder es zumindest versuchen. Am Ende liegen wir alle tot im Boden, eingegangen in Beliars Reich. Und spätestens in zwanzig Jahren wird niemand mehr nach uns fragen. Selbst wenn unsere Gräber hundertmal prächtiger als dieses hier sind, irgendwann werden sie trotzdem vergessen sein, unsere Knochen zu Staub zerfallen und unsere Namen unbekannt für die, die leben. Macht es da überhaupt Sinn, nach Ruhm und Anerkennung zu streben? Was wird dein Vermächtnis sein, mein Paladin? Woran sollen sich die Menschen nach deinem Tode erinnern?" Doch Arson schwieg. Und Don Esteban ließ ihm auch nicht lange Zeit für eine Antwort. Seine Gedanken waren schon wieder auf das Boot gerichtet. "Und jetzt laßt uns das Schiff fahrtbereit machen. Genügend Ruderer haben wir zwar nicht, doch zum Glück befindet sich auf dem Boot ein Mast mit Segel." |
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16.02.2003, 13:55 | #382 | |||||||
Arson Beiträge: 687 |
Leise knarrten die alten Bodenplanken unter Arsons schweren Kampfstiefeln. Langsam und ohne Eile überquerte der Paladin das weitläufige Deck des mächtigen Grabschiffes, den Helm unter den Arm geklemmt, und genoss den schwachen Luftzug, der durch den finsteren Tunnel an der Bugseite der gewaltigen Menschenkonstruktion säuselte. Gedankenverloren starrte der heilige Krieger in die ungewisse Schwärze, musterte die in den Stein gehauene Leitrinne. Wie alt dieser Ort wohl war? Dem Bau des Schiffes nach zu urteilen stammte er aus dem Zeitalter der großen Rimmerskönige, viele Jahrhunderte bevor das junge Pilgervolk der Südländer sich zu einer eigenen Hochkultur hatte aufschwingen können. Oft hatte Einskaldir seinem jungen Ordensbruder die Langeweile der nächtlichen Wache mit abenteuerlichen Heldengeschichten aus diesen alten Zeiten berichtet. Und wer konnte es wissen, vielleicht lag hier sogar Elvrit, der erste und größte Herrscher der Nordmark, Bezwinger des uralten Volkes der Sithi, derjenigen Kreaturen, die vor der Ankunft der Menschen über diese Ländereien geherrscht hatten. Ein kalter Schauder überlief den Kämpfer des Lichts. Die Vernichtung der Sithi war ein umstrittener Punkt in der Geschichte der Welt. Während die einen von ihnen als boshafte Mörder sprachen, sagten andere, durchaus geachtete Historiker dass es sich bei diesem Volk um Geschöpfe des Lichts, Söhne und Töchter der heiligen Schöpfung gehandelt hatte. Und Innos' Werke zu zerstören war eine Sünde, die nur mut dem Tod vergolten werden konnte. "Heda Paladin, macht Euch nützlich!" Arsons Kopf ruckte zur Seite, instinktiv schloss sich seine gepanzerte faust um den Knauf seines Schwertes, löste sich dann jedoch, als Arson wieder in die Realität zurückfand. Die Erinnerungen an Einskaldirs Erzählungen hatten ihn völlig gebannt, so dass die Miene des Waldstreichers vor ihm nun Grund für Selbigen war, irritiert die Stirn zu runzeln. Bevor er sich zu einem Kommentar hinreißen lassen konnte, gab der hochgewachsene Krieger ihm durch ein knappes Handzeichen zu verstehen, dass er kommen würde. Während er sich auf den Weg zum mächtigen Schiffsmast machte, griffen seine Finger an die Schnallen seiner Rüstung und lösten die strammen Lederriemen, welche die dicken Stahlplatten an ihrem Platz hielten. Zügig, doch ohne Hast, entledigte er sich seines Panzers, schichtete die Einzelteile zu einem ordentlichen Haufen, den er nahe der Bordwand ablegte. Sein Schwert jedoch blieb nach wie vor an seiner Hüfte. Mit kraftvollen Bewegung zog Arson sich die Mastseile hinauf, bekleidet mit Lederhose und einem gefütterten Wams aus gleichem Material fühlte er sich das erste Mal wieder frei, ohne die bedrückende Last der schweren Eisenrüstung. Seine an überproportionale Anstrengungen gewöhnte Glieder arbeiteten in den ersten Minuten fast zu schnell, so dass der Paladin um ein Haar den Halt verloren und eine harte Bekanntschaft mit den Bodenplanken gemacht hätte. Ein geistesgegenwärtiger Griff an das rettende Haltetau verhinderte dieses unrühmliche Schicksal glücklicherweise, so dass Arson schon Augenblicke später damit beschäftigt war, einige der Seile zu entknoten, die das mächtige Segel seit Äonen an ihrem Platz hielten. Vollständig entrollen würden sie es erst wenn sie sich sicher auf dem Meer befanden, doch konnte man nie wissen, wie schnell es dann gehen musste. Nie war die Orkpräsenz auf der See größer gewesen als in diesen verfluchten Zeiten. Die Gefährten arbeiteten gewissenhaft und schweigend, keiner der Männer schien großartig Zeit auf Diskussionen verschwenden zu wollen. Außerdem waren Worte an einem Ort von so majestätischer Ruhe fast schon als Sakrileg anzusehen, eine Entweihung des Göttlichen, Hohn am allmächtigen Schöpfer und Erlöser selbst. Endlich war es soweit. Zufrieden stand Arson am reich verzierten Bug des Schiffes, starrte am hölzernen Drachenkopf vorbei in die Finsternis des Rinnentunnels und rieb sich die von harter Arbeit schmerzenden Finger. Das Boot war getakelt und abfahrtbereit. Der Blick des Paladins wanderte zurück, in Richtung des schmalen Hecks. Irgendwo hinter dem massigen Körper des Bootes ruhte der tote Königsleichnam in seinem ewigen Grab. Hoffentlich würde er den Sterblichen Räubern ihren dreisten Frevel verzeihen. Sollte es sich wirklich um einen Rimmerskönig handeln, so konnte Arson beruhigt sein. Zur Zeit des nordischen Imperiums hatte der Glauben an Innos noch kein Gehör gefunden. Zu welcher Gottheit die alten Herrscher auf immer gebetet hatten, gegen die Mächte des Erschaffers des Lebens würde er nicht bestehen können. Es wunderte ihn, dass der Schwarzmagier davon scheinbar nichts wusste. Vielleicht waren sie doch nicht so gebildet wie die Diener des Boten gerne taten. Der Paladin schlug das Zeichen des Lichts und murmelte ein schnelles Gebet zum Schutz gegen dunkle Mächte, bevor er sich zu seinen Gefährten umdrehte. "Frisch ans Werk, die See ruft." |
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16.02.2003, 15:26 | #383 | |||||||
Superluemmel Beiträge: 3.057 |
Von einem misstrauischen Blick Frosts begleitet sprang Tak als Letzter auf das Schiff. Etwas verärgert bemerkte der Waffenmeister den verschmitzten Ausdruck in den Augen seines ehemaligen Schülers, als dieser scheinbar völlig unbekümmert seine Position bezog. Frosts Ersteindruck von dem Waldstreicher hatte sich in den letzten paar Wochen wieder gefestigt. Er war unberechenbar, schwer zu durchschauen und mit Sicherheit alles andere als ungefährlich. Tak gab sich stets, als ob ihn die Geschehnisse in seinem Umfeld nur peripher interessieren würden. Doch hinter der Fassade des totalen Desinteresses lauerte ein wacher und vor allem scharfer Verstand, abschätzend, gerissen und mit uneinsichtigen Zielen. Sein Blick wanderte weiter. Don-Esteban.... Der Hohepriester war eine von Frosts ältesten Bekanntschaften. Sogar noch mehr, er war zusammen mit der damaligen Hüterin des Kastells die erste Person in der Kolonie, zu der er Vertrauen gefasst hatte. Das war noch lange Zeit bevor der Don dem Zirkel beigetreten war. Doch selbst nachdem er sich den dunklen Mächten verschrieben hatte, war das dünne Band zwischen ihnen nicht zerrissen. Der Krieger wusste nicht was ihn dazu trieb, ausgerechnet zu einem Diener Beliars Vertrauen aufzubauen. Vielleicht war es nur ein weiterer Irrweg auf seinen ohnehin schon reichlich wirren Pfaden, vielleicht auch ein Wink des Schicksals. Jedenfalls fühlte er, so seltsam es auch klingen mag, in der Nähe des Schwarzmagiers ein Gefühl, welches er nur einmal zuvor verspürt hatte - In seiner Einheit. Das Gefühl, dass man sich aufeinander verlassen konnte, den Rücken einander freihielt. Gleichzeitig wusste er, dass der Don das genaue Gegenteil dachte. Aber vielleicht war das ja gerade der Auslöser für dieses Gefühl? Der Gildenlose spürte den fragenden Blick Theorwulfs auf sich lasten. Den Blick noch immer starr zum Bug gerichtet, nickte er. Klackend lösten sich die Verankerungen vom Rumpf des Schiffes. Ein Ruck ging durch das Gefährt, langsam neigte es sich nach vorne, das Heck hing einige Sekunden lang frei in der Luft. Ein stiller Salut, dem alten König gewidmet. Dann rutschte das Schiff nach vorne, setzte auf der Rampe auf und schoss einem Pfeil gleich die Rampe hinunter. Seltsamerweise waren so gut wie keine Erschütterungen zu spüren, es musste sich noch irgendein Puffer zwischem dem Rumpf und dem Fels befinden. Das war auch sicherlich gut so, anderenfalls hätten die Gefährten bei dieser Geschwindigkeit bald keinen Boden mehr unter den Füßen gehabt. Die Welt wandelte sich zu einem einzigen, grauen Tunnel, nur ab und zu wurde das Blickfeld von seltsamen Lichtreflexionen durchbrochen. Frosts Fackel war schon längst erloschen, achtlos hatte er sie über die Bordwand geschleudert da sie ohnehin fast vollständig heruntergebrannt war. So langsam begann sich der Krieger dann doch zu fragen, ob es wirklich eine glorreiche Idee gewesen war, einfach mal so das Schiff den Schacht hinunterzujagen. Was, wenn ihr Weg an einer Felswand endete? Der Tunnel schon seit Jahrhunderten überflutet war? Eine dunkel schillernde Wand schälte sich aus der Dunkelheit des Stollens und raste auf die Gefährten zu. Toll, da hatten sie also schon die Wand. Ging ja schneller als erwartet. Ein schmales Lächeln stahl sich auf die Züge des Kriegers. Jetzt wäre einer der Zeitpunkte gekommen, zu denen sogar er Wetten abschließen würde. Würde das Schiff schon an dieser Wand zerschellen? Sie einfach mit sich nehmen? Zwar zerschellen, aber reichte die Wucht der Trümmer aus um eine weitere, eventuell existierende Wand ebenfalls zu durchschlagen? Diese Gedanken ließen sich fast beliebig weiterführen.... Klatschend kollidierte das Königsschiff mit der Wand. Diese gab nicht nur einfach nach, sondern schlug wie eine Blase über dem Schiff zusammen. Verwirrt stürzte Frost an die Reling. Was war das für ein Zeug? So etwas hatte er noch nie zuvor gesehen. Es war gar keine wirkliche Wand, sondern vielmehr eine geleeartige Masse, die den gesamten Stollen eingenommen hatte. Schillernd und wie Öl ständig in Bewegung waberte die vermeintliche Wand um das Gefährt herum, bildete dabei eine Art Kuppel. Einen Moment später riss ein gewaltiger Aufschlag den Krieger von den Füßen und schleuderte ihn gegen eine der Ruderbänke. Verwundert stellte er fest, dass sie sich nun unter Wasser befanden. Offensichtlich schützte die Ölblase das Schiff davor, von den Wassermassen schlichtwegs zermalmt zu werden.... |
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17.02.2003, 18:57 | #384 | |||||||
Don-Esteban Beiträge: 9.734 |
Noch während das Grabschiff auf der steinernen Rampe entlang rutschte, wandte sich der Magier erneut an den Paladin. Anscheinend wurde der mehr und mehr zum Lieblingsobjekt seiner Betrachtungen. Andererseits: Wie oft hatte ein Schwarzmagier schon Gelegenheit, in aller Ausführlichkeit mit einem Streiter Innos' zu plaudern, wenn man das überhaupt so nennen konnte. Die Fahrt wurde immer schneller. Schleifende Geräusche unter dem Schiffsbauch machten auf irgendeine Vorrichtung aufmerksam, die das Schiff in der richtigen Stellung hiet und gleichzeitig als Transportschlitten diente. Offenbar hatten die Erbauer der Grabanlage an alles gedacht. "Ich dachte zuerst, dies sei ein Schiff auis der Rimmersmark. Ja, ganz am Anfang hegte ich sogar die ermutung, daß heir der legendäre Elvrit, der größte König der Rimemrsmark, Held zahlloser Sagen und Legenden, begraben liegt. In einer mir zugänglichen Bibliothek, wo genau sie zu finden ist, spielt jetzt keine Rolle, findet sich eine Menge alter Schriften über die großartige Vergangenheit dieses Volkes. Selbst über die Kunst der Vorfahren dieser Menschen wurde in einigen Werken doziert. Doch anscheinend wurden sie bisher nur sehr wenig gelesen, denn die Bücher wiesen, als ich sie fand, kaum Gebrauchsspuren auf. Kaum jemand scheint sich für die Geschichte der Reiche zu interessieren." Ein Seufzer entrang sich der Kehle des Magiers. An dieser Stelle der Erzählung hatte das Boot zu vibrieren begonnen. Unwillkührlich hielten sich alle irgendwo fest. Am Mast, am Dollbord, an den Wanten. Arson und der Magier standen am Bug. Während der Paladin gebannt in den schwarzen Schlund starrte, dem das Schiff entgegenraste, dozierte der Schwarzmagier unbeirrt vor sich hin, sprach dabei immer lauter, da auch die Geräusche, die der Schlitten unter dem Boot machte, immer lauter wurden und ließ sich einfach nicht stören. "Nun, in diesen erwähnten Büchern wird viel über die Schnitzereien der alten Rimmersmänner erzählt. Und diese hier auf diesem Boot stimmen mit den dort beschriebenen überhaupt nicht überein." Er zeigte auf die an beiden Seiten des Bugs angebrachten Verzierungen. "Hier, diese sich ewig dahinschlängelnden Linien sind überhaupt nicht typisch für die alten Schiffe der Rimemrsmänner. Die eher bevorzugten Schnitzarbeiten beinhalten viel eher sich ständig wiederholende Figuren, die großflächige Muster ergeben. Daher vermute ich, daß dies kein Schiff eines der alten noch heute besungenen Helden der Rimmersmänner sein wird, sondern jemand aus einem anderen Volk, wie auch ein Blick unter die Decksplanken zeigen wird." Ein kurzer Blick des Paladins traf den Magier, der ihn fälschlicherweise als Bewunderung für sein großes Wissen ansah. In Wirklichkeit handelte es sich eher um den genervten Ausdruck der Langeweile. Langsam wurde der Krach so ohrenbetäubend, daß der Schwarzmagier seine weisheiten nur noch schreiend von sich geben konnte. Vielleicht hatte ihn Arson deswegen so streng angesehen. Doch Don Esteban redete oder vielmehr schrie unbeirrt weiter. "Wenn meine Vermutung zutrifft, werden wir sehen, daß die Planken der Außenhaut mit Holzstiften an den Spanten befestigt sind. Die Rimmersmänner jedoch haben, so berichten die alten Schriften, immer Eisennägel benutzt." Meine Güte, war das laut. Viel lauter konnte die Stimme Beliars auch nicht sein. "DAHER MUSS DIES EIN SCHIFF IHRER SÜDLICHEN NACHBARN, DER..." Plötzlich war es wieder leise, ganz still. Ständig diese Lautstärkewechsel, da konnte doch kein Mensch vernünftige Unterhaltungen führen. Doch nun sah der Don ein Wunder, daß auch seinen gelehrten Redefluß verstummen ließ. Das Schiff befand sich in einer Art Luftblase, und ringsum war Wasser. Alle anderen im Boot starrten schon stumm vor Staunen nach oben und wagten kaum, zu atmen. Was für ein überaus seltsames Wunder. "Wird es halten?" Leise dahingehaucht waren diese worte. Das Gebilde der Blase, schien so zart, so zerbrechlich, daß keiner eine Bewegung wagte. So standen sie stumm im Boot und schauten sich entzückt um. Viel war allerdings nicht zu erkennen. In dunkler Schwärze glitt das Schiff und darin seine Insassen dahin. Maximus hatte die passende Idee, eine Lichtkugel zu beschwören und der dadurch auftretende Effekt ließ den meisten das Kinn herunterklappen. Tausendfach spiegelte sich das Licht des gleißenden Balls an den wabernden Innenwänden der Blase wieder, erfüllte alles mit einem überirdischen Leuchten, ließ die Umrisse jedes einzelnen hell erstrahlen und eine geradezu mystische Stimmung aufkommen. Eine ganze Weile glitt das Schiff mit der schützenden kugelförmigen Hülle um seine ausladenden Formen durch die Schwärze eines unterirdischen Sees. "Da, seht. Licht." Taks Ausruf beendete das minutenlange Schweigen. Und tatsächlich schimmerte von außen, von ganz weit oben etwas helles durch das Wasser. Maximus ließ sein künstliches Licht verlöschen. "Wir steigen." Ja, tatsächlich, das in die Blase eingehüllte Schiff begann langsam aufzusteigen, kam dem Licht über ihm immer näher, als obes magisch davon angezogen würde, es das Ziel seiner Wünsche wäre. Bald war die Helligkeit so durchdringend, daß die Abenteuerer schon fast wieder den Eindruck von Tageslicht hatten. Und mit einem Mal, ein seltsames "Wupp" ertönte, flutschte das Schiff an die Wasseroberfläche, die Blase zersprang und das Wasser stürzte in einem Schwall von überall her auf das Boot und die Leute darin ein. Das Schiff bäumte sich auf, schaukelte noch ein paar Mal, dann lag es ruhig da und ließ den Seewind in sein rot-weißes Segel blasen. Das Schiff nahm Fahrt auf und am Bug bildete sich eine Welle, als der schnittige Rumpf durch das Meer pflügte. Die nassen Gestalten an Bord sahen sich an und lachten erleichtert, trotz ihrer durchnäßten Kleidung. "Wir haben es geschafft. Auf zum Herz des Feuers." Schon machte sich Frost am Ruder zu schaffen, während Arson die Leinen am Segel prüfte. |
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