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> Rollenspiel [GM] Das Herz des Feuers |
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03.03.2003, 18:01 | #51 | |||||
Arson Beiträge: 687 |
Mit finsterem Blick beobachtete Arson die heranbrausende Harpyengruppe. Die flügelbewehrten Biester flogen in weitgefächerter Formation, ihre schrillen Schreie hallten von den scharfkantigen Felsvorsprüngen wider, zerrissen die majestätische Stille des Gebirges durch mißtönende Zornesrufe. Ihr Ziel war unverkennbar - sie hatten es auf die menschlichen Abenteurer abgesehen. Entschlossen zog der Paladin sein Schwert aus der Scheide, einen gedämpften Fluch konnte er sich nicht verkneifen. Hatte die komplette Insel es sich zur Aufgabe gemacht sie umzubringen? Selbst während seiner Gefangenschaft in der Minenkolonie hatte Arson nicht mit einer solch permanenten und allem Anschein nach unerbittlichen Feindpräsenz zu kämpfen gehabt. Aber dieses Stückchen Erde schien ohnehin nicht so zu sein wie die grünen Landschaften seiner Heimat, diese Erkenntnis war dem heiligen Streiter schon während der ersten Stunden nach Ankunft des Schiffes gekommen. Die Gesetze der Physik schienen auch hier zu gelten, doch waren es Randerscheinungen, Gefühle und schwache Vermutungen jenseits des Fassbaren die nicht in das Gesamtbild einer normalen Insel zu passen schienen. Am deutlichsten waren diese Veränderungen in den Sphären der Urkräfte, der Magie zu spüren. Nachdem die Schlacht gegen Gnomwesen und Schnabelbestie gewonnen war, hatte Arson sich leer und erschöpft gefühlt, seine geistige Essenz, seine mentalen Energien waren verbraucht gewesen. Doch wie ein trockener Schwamm das Wasser aufsaugt, war der Streiter Innos' in der Lage gewesen, ein bisher unbekanntes Reservoir an Kraft anzuzapfen, geheimnissvoll und scheinbar unerschöpflich durchtränkte es die Gedanken und Gefühle des Kämpfers, bis er die pulsierende Energie schließlich, nur wenige Stunden später, in seinem ganzen Körper hatte spüren können. So war es nicht verwunderlich, dass die Hand des Paladins sich nun an den ausgebeulten Lederbeutel legte, die dicken Schlaufen öffnete und in der Dunkelheit des Behältnisses nach dem richtigen Runenstein tastete. Die Harpyen ließ er dabei keine Sekunde aus den Augen. "Beeilt euch, sie kommen von allen Seiten!" Tatsächlich hatten die Flugwesen begonnen die eilig kletternde Gefährtengruppe einzukesseln, wohin Arson auch blickte, seine Augen sahen dunkle, flappende Schwingenpaare und hagere, nur entfernt humanoide Körper. Das nervenaufreibende Geschrei war zu einer Symphonie der Agonie angeschwollen, brandete schrill und quälend gegen die gepeinigten Trommelfelle, zerrte an der Selbstbeherrschung der Menschen. Noch hielten die Bestien Abstand, doch der Paladin war es nun satt ihrem unerträglichen Gesang weiterhin zu lauschen. Knisternd verdichtete sich die Luft um die Hand des Kriegers, bläuliche Lichtfinger wanden sich Schlangen gleich um seinen Unterarm, vereinigten sich über der geöffneten Handfläche zu einer pulsierenden Lichtkugel. Ein trockener Zischlaut, dann raste die Energieerscheinung durch die Luft, ritt auf einer Welle elektrisierter Kraftpartikel, einen schmalen Schweif aus glitzernden Funken hinter sich herziehend. Krachend schlug die magische Kugel in den Flügel einer besonders lautstark kreischenden Harpye ein, zerfetzte Federkleid und Knochen der dürren Schwinge. Von der Wucht des Treffers zurückgeworfen fiel das verletzte Wesen in weitläufigem Bogen nach hinten, stürzte, seiner Flugfähigkeit beraubt, hinab in die schwarzen Tiefen der Klippe. Zufrieden schlug Arson das Zeichen des Lichts, wandte sich jedoch schnell wieder den nun vorrückenden Gegnern zu. Die Harpyen stoben auseinander, begannen sich in gegenläufigen Kreisbewegungen um die Gefährtengruppe zu bewegen, erzeugten somit einen verwirrenden Ring aus schwarzen Leibern und schrillem Geschrei. Arson nahm es gelassen zur Kenntnis, seine Hände griffen an seinen Kopf und schlossen das Helmvisier. Nach dem Angriff der Schnabelbestie kam ihm diese Herausforderung fast lächerlich vor. Die Flügel, das war ihre Schwachstelle. Es würde ein Kinderspiel werden. Würde es das? Irgendwo im Hinterkopf des Kriegers, in den dunklen Ecken seiner eigenen Gedanken, wisperte eine leise Stimme von drohendem Unheil... |
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04.03.2003, 16:24 | #52 | |||||
Superluemmel Beiträge: 3.057 |
Dieses Mal war Frost weise genug gewesen, die Klippe ganz zu erklimmen, bevor er sich mit den Furien der Lüfte einließ. Doch als er sich über den Rand der Felswand in die trügerische Sicherheit des Felsvorsprungs zog, stockte ihm der Atem. Sein Ziel lag in greifbarer Nähe. Frost wusste sofort, dass er am richtigen Ort war. Die Kontruktionsweise des Portals sprach für sich. Vor ihm war der Fels ausgehöhlt worden, bildete eine breite Nische in der steil abfallenden Bergwand. Der hintere Teil der so geschaffenen Höhle wurde von einer von Wind und Wetter gezeichneten Metallwand eingenommen. Stahlrohre wanden sich um ein hohes, in die glatte Oberfläche eingelassenes Tor. An einigen Stellen befanden sich Schlitze in der spiegelnden Metalloberfläche, hinter denen von Rost und Schmutz überzogene Zahnräder zu erkennen waren. Schon fast gewaltsam musste sich Frost von dem Hoffnung spendenden Anblick losreißen. Hier lag seine Rettung begraben, verborgen hinter der massiven Stahltür wartete der alles entscheidende Lebensfunke auf seine Entdeckung. Kreischend stürzten die Harpyien hinter seinem Rücken an der Felswand hinab, begannen unverzüglich seine nachfolgenden Gefährten zu attackieren. Der Eisbrecher sprang ein leises Lied singend aus seiner Scheide, schmiegte sich fest in seine Hand, bereit Tod und Verderben über Frosts Feinde hereinbrechen zu lassen. Unvermittelt sprang der Waffenmeister nach vorne, kam kurz vor der Kante zum Stillstand und packte eines der vorbeifliegenden Biester am Flügel. Augenblicklich ließ er sich nach hinten fallen, um den plötzlichen Ruck auszugleichen, prallte hart mit dem Rücken auf dem Fels auf, ließ aber nicht locker. Einen schrillen Schrei ausstoßend wurde die Harypie aus ihrem rasenden Sturzflug gerissen und krachte wuchtig gegen die Klippenwand. Ein trockenes Knacken kündigte von ernsthaften Verletzungen des aggressiven Vogelweibs. Mit einem kräftigen Ruck riss der Krieger den erschlaffenden Körper nach oben und über sich hinweg in Richtung des Labortores. Klatschend landete das geflügelte Monster in einer Ecke und regte sich nicht mehr. Im nächsten Moment war Frost auch schon wieder aufgesprungen, kniete knapp vor dem Abgrund. Seine Finger fuhren suchend über den Boden, stießen schließlich auf Widerstand und schlossen sich um einen mehr als faustgroßen Felsbrocken. Ein schriller Pfiff durch die Finger lenkte die Aufmerksamkeit der Vogelwesen von den kletternden Gefährten ab. Im nächsten Augenblick verwandelte sich der Flug einer Harypie in ein haltloses Torkeln, als sie von einem harten Gegenstand am Kopf getroffen wurde. Einige Sekunden lang hielt sich das Biest noch mit schwachem Flügelschlag in der Luft, dann stürzte es mit einem Quietschen in die Tiefe. Als ob der Tod der Harypie das Signal gewesen wäre, ließen die restlichen Vogelwesen von ihren am Seil hängenden Opfern ab und stürzten sich auf den Waffenmeister. Dieser erwartete die Angreifer mit grimmiger Entschlossenheit sowie der erwartungsvoll blitzenden Klinge. Eine der Harpyien schnellte nach vorne, ihre Klauen schnappten nach Frosts Gesicht. Blitzschnell sprang er zurück in die Sicherheit des Eingangs, brachte das Schwert hoch und schlitzte seinem Gegner den Leib auf. Tänzelnd begegnete er den folgenden Angriffen, nutzte den Vorteil seiner Position voll aus. Hier in der Höhle konnten die Harypien ihre Beweglichkeit nicht ausnutzen, sie mussten ständig aufpassen nicht miteinander oder mit der Felswand zu kollidieren. Frost hatte hier auf sicherem Boden keinerlei Probleme. Es war sein Terrain, und er hatte seine Feinde dazu gebracht, auf seinem vertrauten Gebiet zu kämpfen. Wirkungslos scharrten die scharfen Klauen einer Harypie über seine Armpanzerung, krallten sich schließlich an den Dämonenpanzerplatten fest. Zumindest, bis der Eisbrecher ihrem Leben ein jähes Ende setzte.... |
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04.03.2003, 17:32 | #53 | |||||
Tak Beiträge: 3.270 |
Kreischend stieß eine Harpye auf Tak herab, der noch imer am Seil hing, über ihm die beiden Schwarzmagier. Mit einer blitzartigen Bewegung riss der Waldläufer sein Schwert aus der Scheide, die Klinge beschrieb einen silbrigen Halbkreis, im nächsten Augenblick stürzte die Vogelfrau mit einem schmerzerfüllten Schrei in die Tiefe. Tak fluchte leise, das passte ihm jetzt überhaupt nicht, hier in der Luft baumelnd Harpyen metzeln zu müssen. Der Don, der ein paar Meter über ihm hangelte, schien irgendeinen Zauber auszuführen, während Maximus, der noch ein Stückchen höher war, Schattenflammen in die Menge der geflügelten Bestien schoss, tatkräftig von unten unterstützt durch den Paladin... Tak näherte sich dem bewegungslos am Seil hängenden Don so weit es ging, sein Schwert hatte er wieder weggesteckt. Glücklicherweise schien es Frost gelungen zu sein, die Aufmerksamkeit der Harpyen auf sich zu lenken, und die, die sich noch für die Kletterfritzen interessierten, würden von Maximus und Arson recht schnell zu Brathühnchen verarbeitet. Jetzt hatte auch der Don ausgezaubert, ein Dämon erschien neben dem Magier und hielt sich mit seinen eigendlich viel zu kleinen Flügeln in der Luft. Tak zog kurz die Stirn kraus - am Seil hängend einen Dämon beschwören. Unter normalen Bedingungen hätte der Schwarzmagier das schwerlich geschafft, aber hier, in dieser magiegeschwängerten Atmosphäre schien irgendwie alles möglich zu sein... Der Dämon, garnicht faul, ging auch sofort auf die kreischenden Flugweiber los, seine messerscharfen Klauen zerfetzten mühelos die dürren Leiber und verarbeiteten eine Harpye nach der anderen zu Hackfleisch. Der Don grinste zufrieden, Maximus gab das Schattenflammenwerfen auf und kletterte weiter. So ein Dämon war schon praktisch, während die Kreatur wie ein Berserker unter den angreifenden Harpyen wütete machten sich die drei Klettermaxen daran, das letzte Stück zu erklimmen... Als er endlich wieder festen Boden unter den Füßen hatte packte Tak sofort seinen Speer aus, um notfalls ein bischen mitzuhacken - aber angesichts der Tatsache, dass Maximus nun einen zweiten Dämon in die Schlacht schickte, war das nur noch sehr selten nötig. Jetzt galt es eigendlich nur noch, den Paladin nach oben zu schaffen, dann konnte es weitergehen. Vorrausgesetzt, da kam nicht noch eine Riesenharpye an, was hier aber durchaus möglich war. Und das massive Stahltor könnte sich ebenfalls als Problem erweisen... |
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04.03.2003, 18:46 | #54 | |||||
Superluemmel Beiträge: 3.057 |
Federn flogen durch die Luft, als Dons Dämon wie eine lebende Walze durch den Harypienschwarm pflügte. Währenddessen duckte sich Frost unter den Krallen einer Angreiferin hinweg, wirbelte das Schwert in einem wilden Schlag herum um eine weitere auf Distanz zu halten und sprang kurz darauf hoch in die Luft. Sein Bein schnellte nach oben, kollidierte wuchtig mit dem Kinn der ersten Gegnerin und schleuderte sie aus der Luft. Einen Moment später wurde sie von der wuchtigen Klinge des Paladins durchbohrt. Tak zog sich geschmeidig über die Kante des Abgrunds, zog seinen Speer und fuhr wie ein Berserker unter die Gegnerscharen. Die Klingen seiner Waffe zerschnitten wie Rotorblätter durch die Luft, zerfetzten Federn und dürre Körper und zwangen eine Harypie nach der Anderen zu Boden. Die beiden Schwarzmagier hatten die kleine Höhle schon vor dem Gildenlosen erreicht, hielten sich jedoch eher zurück. Kein Wunder, der beschworene Dämon leistete ganze Arbeit. Knirschend gruben sich die kleinen Hörner an Frosts Unterarmpanzerung in den Körper eines Vogelwesens, warfen das deutlich kleinere Wesen aus der Balance. Kurz darauf schlossen sich die Finger seiner linken Hand um die Kehle des Aggressors, welcher sich mit wildem Schwingenschlag aus dem unnachgiebigen Griff zu winden versuchte. So hielt sich der Waffenmeister das eine Biest vom Leib, während er mit dem Schwert einer weiteren Vogelfrau die Flügel stutzte. Da bemerkte er eine bläuliche Lichtspur, die knapp an ihm vorbeischoss. Hastig ließ er die Harypie los, nur einen Wimpernschlag bevor das magische Geschoss mit dem Körper kollidierte. Heißer Schmerz brandete durch seine Nervenbahnen, zischend entwich die Luft zwischen seinen Zähnen. "Passt auf, wo ihr hinschießt!", fauchte er den Paladin an, welcher mit einem weiteren Magiebolzen den letzten Gegner erledigte. Verächtlich verzog Frost das Gesicht und schüttelte seinen Arm aus, um das widerliche Kribbeln in ihm zu vertreiben. Stirnrunzelnd beobachtete er, wie sich von den mattschwarzen Panzerplatten seiner Armpanzerung Rauch kräuselte. Verdammte Innosanhänger.... Nachdem der Eisbrecher seine Blutlast am Gefieder eines Harypienkadavers verloren hatte, kniete Frost neben einer der gefallenen Gegnerinnen nieder. Widerliche Kreaturen. Wären es nicht so viele gewesen, hätte er sie mit bloßen Händen niedergezwungen, um seine Klinge zu schonen. Dennoch riss er nach kurzer Betrachtung des schmierigen Gefieders zwei nicht gar so zerrupfte Federn aus und ließ sie in seiner Tasche verschwinden. Jetzt konnte er seine Aufmerksamkeit dem Tor widmen. Auch der Rest der Gruppe schien sein Interesse zu teilen, jedenfalls hatte er sich vor dem stählernen Portal versammelt um es genauer unter die Lupe zu nehmen. Von außen war kein Mechanismus oder eine Klinke zu erkennen. Doch Frost ließ sich von dieser Tatsache nicht beeindrucken. Ironia hatte sie auch nicht mit offenen Pforten begrüßt. Und dennoch hatten sie einen Weg in das Innere der Schmieden gefunden. Frosts Augenmerk galt den Schlitzen neben der Tür. Im Restlicht der untergehenden Sonne waren deutlich die Zahnräder eines Mechanismus' hinter dem stählernen Gitter zu sehen. Nach eingehender Betrachtung wagte es der Waffenmeister, die Klinge seines Schwertes durch einen der Schlitze zu schieben um sie zwischen zwei der Zähne zu bugsieren. Das Schwert fest in der Hand, klemmte er das Heft unter seine Achsel und drückte die schlanke Waffe mit aller Kraft nach unten. Ächzend presste er sein gesamtes Körpergewicht auf den Griff des Schwertes. Leise knirschend setzten sich die Zahnräder in Bewegung. Sie bewegten sich nicht weit, doch weit genug um das Stahltor einen Spalt weit zu öffnen. Nun konnten sich Tak und Arson daran machen, das Portal aufzuzwängen. |
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04.03.2003, 20:18 | #55 | |||||
Tak Beiträge: 3.270 |
Mit schnellen, eleganten Drehungen wirbelten die messerscharfen Klingen der Harpyenfeder durch die Luft, zerfetzten problemlos die Körper der kreischenden Vogelweiber. Harpyen waren mit das erste gewesen, was Tak mit seinem Speer abgeschlachtet hatte, und nach wie vor war diese Waffe aufgrund ihrer Reichweite und Geschwindigkeit einfach perfekt für derartige Viecher... Der Waldläufer sprang hoch, seine Waffe beschrieb einen Kreis durch die Luft und enthauptete eine Harpye fast, traf wuchtig auf den Flügel einer weiteren und ließ die hohlen Knochen mit Leichtigkeit zersplittern. Tak kam wieder auf dem Boden auf, mit einer schnellen Bewegung griff er eines seiner Wurfmesser und versenkte es zielgenau im Hals einer Harpye, während eine weitere, die sich frecherweise hinter ihn gemogelt hatte, kurzerhand den Speer zu spüren bekam. Neben Tak wüteten die beiden Dämonen unter den fliegenden Räubern, ignorierten die wenigen Verletzungen, die ihnen beigebracht wurden, und rissen eine Angreiferin nach der anderen in Stücke. Der Paladin half ebenfalls fleißig mit, indem er nonstop Brathühnchen produzierte, und Frost hackte sich mit seinem typischen akrobatischen Kampfstil durch seine Gegnerinnen. Letztendlich blieb diesen keine Chance... Die letzten überlebenden Harpyen sahen schließlich zu dass sie Land gewannen, die Dämonen vergingen im Nichts, wie sie aus dem Nichts aufgetaucht waren. Tak sah den flüchtenden Vogelfrauen kurz hinterher, bevor er sein Wurfmesser aus einem der Kadaver zog und mit einigen Federn das Blut von den Klingen seines Speeres wischte. Endlich mal ein Kampf, der nicht allzu schwierig zu gewinnen gewesen war. Tak glaubte nicht, dass das lange so bleiben würde, schon allein die massive Stahltür, vor der sie jetzt standen, deutete darauf hin. Wer soetwas baute, der hatte noch ganz andere Dinge in Petto... Interessiert betrachtete der Waldläufer die rostigen Zahnräder, die den Öffnungsmechanismus der Tür bildeten. Eine ausgeklügelte Maschinerie, das musste man zugeben, man brauchte eine Weile bis man sie einigermaßen durchschauen konnte. Schließlich machte sich Frost daran, mit seinem Schwert in einem der Spalte herumzustochern, und schließlich gelang es ihm, das Tor einen Spalt breit zu öffnen. Viel war es nicht, aber genug, um es Arson und Tak zu ermöglichen, das Werk des Waffenmeisters fortzusetzen. Es kostete die beiden Kämpfer zwar eine Menge Kraft, das wiederspänstige Tor weiter aufzuzwängen, aber letztendlich mussten sich die rostigen Zahnräder geschlagen geben und die Gefährten betraten durch das halb geöffnete Portal den dahinterliegenden Raum... Heiße, trockene und irgendwie abgestandene Luft schlug Tak entgegen, als er die Eingangshalle betrat. Der Blick des Waldläufers huschte durch den Raum, der nicht gerade normal zu nennen war. Seine Schritte hallten auf dem mit Marmorkacheln im Schachbrettmuster bedeckten Boden wider, während er weiter in die kleine Halle vordrang... An der Wand hängende, sonderbare Lampen verbreiteten ein gedämpftes Licht und ermöglichten die Betrachtung der sonderbaen Architektur des Raumes, die zum größten Teil in argem Gegensatz stand zur fast schon kitschig wirkenden Beschaffenheit des Bodens. Die Rechte Wand war nicht viel mehr als grob aus dem Fels gehauen, ein Stollen zweigte dort ab und verlohr sich in der Dunkelheit. Die linke Seite hingegen war komplett mit matt schimmerndem, teilweise angerostetem Metall überzogen, das an einer Stelle aufgebrochen war. Darunterliegende Rohre kamen an dieser Stelle zum Vorschein, weißer Dampf trat zischen aus selbigen aus und verlohr sich nach einer kurzen Strecke im Nichts. Überhaupt durchzogen Rohre scheinbar das gesamte Gemäuer, sie waren knapp oberhalb der Türen die Wände entlang verlegt worden und zweigten in alle angrenzenden Räume ab. Neben dem Stollen auf der rechten Seite gab es zwei weitere Portale in der Eingangshalle, eine große Doppeltür in der dem Eingang gegenüberliegenden Wand und eine kleinre Tür links. Beide Türen waren aus Stahl gefertigt und ohne erkennbaren Öffnungsmechanismus. Die Besucher - oder wie auch immer sie sich nennen sollen - versuchten ihr Glück zunächst bei der großen Doppeltür, jedoch ohne Erfolg, sie bewegte sich keinen Millimeter. Bei der Tür auf der linken Seite hatten sie mehr Glück, sie ließ sich ohne allzu große Schwierigkeiten öffnen, genauso wie die Eingangstür. Der dahinterliegende kleine Raum stand in ziemlichen Gegenstatz zur Eingangshalle. Obwohl die schlichten Wände auch hier von Rohren überzogen wurden, sah er doch schon fast gastlich aus, was wohl an dem langen Eichentisch und den gemütlich aussehenden Sesseln lag, die nach der beschwerlichen Wanderung von der Küste bis hier her zum hinsetzen einluden. Tak schlug diese Einladung nicht aus und ließ sich kurzerhand in das weiche Polster fallen, auch wenn er duch seine Rüstung nicht viel von diesem mitbekam. Sein Blick wanderte von einem Gruppenmitglied zum anderen, sie hatten Rothenbergs Versteck also erreicht. Dennoch hatte der Waldläufer das Gefühl, dass es jetzt erst richtig losgehen würde... |
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05.03.2003, 00:35 | #56 | |||||
Don-Esteban Beiträge: 9.734 |
Nunja, da waren sie also. Nachdem ein Seemonster, eine Galeere mit Oks, eine Horde Kobolde, ein seltsames Schnabelungeheuer und eine Herde Harpyien ihr Interesse bekundet hatten, aber leider auf der Rückreise der Gruppe verhindert sein würden, saßen sie hier in einer Art Wartezimmer, ausgestreckt auf weichen diwanartigen Sitzgelegenheiten. Die Harpyien draußen stellten wohl so eine Art Empfangskomitee dar. Seltsam war nur, warum es ein großartiges Tor gab, wenn überhaupt kein Weg an seine Schwelle führte. Jedenfalls konnte man die Kraxelei den Berg hinauf nicht "gehen eines Weges" nennen. Nachdenklöich dachte der Don an den Dämonen zurück, den er kurz nach dem ersten beschworen hatte. Es war ungewöhnlich, wie leicht und schnell es ihm, während er sich am Seil festhielt, gelungen war, schon wieder eine dieser Kreaturen herbeizurufen. Entgegen den ersten Befürchtungen hatten sich die beschworenen Sklaven Beliars doch nach der Erledigung ihrer Aufgabe aus dem Staub gemacht und waren auf Nimmerwiedersehen aus dieser Welt verschwunden. Wenigstens das war kein Problem. Auf ewig herumgeisternde Feuerdämonen waren ja auch keine Lösung. Für was auch immer. So verging die Zeit quälend langsam. Nach all den turbulenten Ereignissen, die die Gruppe bis herher begleitet hatten, war die Stille um so ungewohnter. Arson pulte gelangweilt mit dem Fingernagel in einer Rille der Schwertverzierung, während Tak gelangweilt mit der Speerspitze unter seinem Fingernagel sauber machte. Der Don trommelte einen aufmunterneden Takt auf die Tischplatte, bis Arson mißbilligend aufsah und des Magiers Hand so zum Schweigen brachte. Danach wandte er sich wieder den Rillen in den Verzierungen seines Schwertes zu. Der Schwarzmagier sprang auf. Langsam durchmaß er den Raum. Ah, dreizehn Schritt in der Länge und 23 Schritt in der Breite. Die Höhe ließ sich ja leider nicht abschreiten. Wozu nur all die Rohre gut waren? schon in der Empfangshalle waren die Wände damit bedeckt gewesen. Frost saß ruhig da und ließ keine Regung sehen. Wieso saßen sie hier in diesem Raum herum? "-...", wollte er gerade ansetzen, zu reden, als die Tür sich öffnete und ein dürrer langer Kerl hineinkam. Überrascht sprangen alle auf und zogen, mittlerweile durch die Gegnermassen geübt, ihre Waffen blank. In Ermangelung einer Waffe zog der Don seine Augenbrauen blank, welche fast einer Waffe gleich kamen. Der Kerl maschte jedoch keinerlei Anstalten, irgendeine feindselige Handlung zu tätigen. Weder hielt er eine Waffe in den Händen, noch murmelte er mit bösem Blick irgendwelche finsteren Worte. Stattdessen sah er auf die Gruppe herab, die ein, zwei Köpfe unter ihm stand. Dieser Mensch war wirklich ungewöhnlich groß. Jetzt fiel es dem Don auch auf. Die Tür war so hoch. Mit einladenden Bewegungen, jedoch ohne auch nur ein Wort zu sagen, wies er mit freundlichem Gesicht (wenn man ein ausdrucksloses Gesicht mit stumpf blickenden Augen und dünnen Lippen als freundlich bezeichnen konnte) auf den Ausgang und bedeutete mit Zeichen, daß sie ihm doch folgen mögen. So packten die Gefährten denn wieder ihre Waffen weg (außer dem Don) und machten sich auf, dem geheimnisvollen Stummen zu folgen. |
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05.03.2003, 15:43 | #57 | |||||
Superluemmel Beiträge: 3.057 |
Man musste kein Hellseher sein, um zu erkennen, dass mit dem Diener etwas nicht stimmte. Allein schon seine schlaksige, übermenschlich hochgewachsene Gestalt war merkwürdig. Schweigsamkeit war unter Dienern zwar oftmals gewünscht und dementsprechend verbreitet, doch bei diesem Burschen fragte sich Frost, ob er überhaupt sprechen konnte. Seine Lippen waren so schmal und blass, dass sie eher wie die eines Toten wirkten. Der Gang des Mannes erinnerte an den einer Marionette, staksend setzte er einen Fuß vor den anderen, bewegte sich allerdings trotzdem zielsicher auf die Doppeltür der Eingangshalle zu. Diese schwang wie von Geisterhand bewegt lautlos auf, als sich die kleine Gruppe näherte und gab den Weg in einen langen Flur frei. Auch hier fanden sich die mittlerweile altbekannten Rohrleitungen an den Wänden und unter der Decke, durchzogen den kompletten Korridor wie stählerne Adern. Vielleicht waren sie das ja wirklich, die Adern des Vulkans.... Wer wusste schon, auf welch verrückte Ideen so ein Wissenschaftler kam. Ihr neuer Begleiter führte die Gefährten bis vor eine holzbeschlagene Tür am Ende des Ganges. Ein vergoldeter Rahmen schmiegte sich um die Ränder der Tür. Winzige Einkerbungen auf dem Goldbeschlag bildeten verschiedenste Figuren, seltsamste Maschinen waren zu erkennen, auch einige dürre, menschenähnliche Kreaturen fanden sich auf dem Relief. Der Diener blieb neben der Tür stehen und streckte die Hand aus. Klackend setzte sich ein verborgener Mechanismus in Gang, zischend entwich weißer Dampf aus einem Ventil an der Seite der Tür, dann verschwand das metallene Hindernis leise scharrend in der Seite des Türrahmens. Auf eine einladende Geste des Dieners hin, trat Frost an ihm vorbei in den Raum. Dabei streifte sein Blick über das Gesicht des Mannes. Beinahe wäre er vor Schreck stehen geblieben. Doch er riss sich zusammen und trat vollends durch den Türrahmen hindurch. Scheinbar hatten sie das Arbeitszimmer Rothenbergs gefunden. Der Raum war großzügig angelegt, Teppiche nahmen dem Marmorboden einen Teil seiner Kälte, sogar ein Kamin duckte sich zwischen zwei breite Bücherregale und verstrahlte eine heimelige Atmosphäre. Die Rückwand wurde komplett von einem riesigen, verglasten Fenster eingenommen. Jedoch wurde die Aussicht von einer massiv erscheinenden Felswand blockiert, die sich dicht hinter dem Glas erstreckte. Verwirrt hob Frost eine Augenbraue. Dieser Rothenberg musste wahrlich ein seltsamer Zeitgenosse gewesen sein. Vor dem Fenster hatte ein aus rotem, polierten Holz gefertigter Schreibtisch es sich auf einem der Teppiche bequem gemacht, ein lederbezogener Ohrensessel lud zu besinnlichen Momenten der Ruhe ein. Während Frosts Finger über die glatte Oberfläche des Tisches fuhr, schloss sich die Tür mit einem leisen Zischen hinter dem Letzten der Gruppe. Sich auf der Tischplatte abstützend, drehte sich Frost um und sah seine Gefährten ernst an. "Habt ihr euch diesen Kerl mal genauer angesehen?" Scheinbar war er der Einzige gewesen, dem es aufgefallen war. "Und habt ihr schon jemals einen Menschen gesehen, der aus Metall besteht?" Frost wartete einige Sekunden, um seine Worte wirken zu lassen. "Der Kerl besteht aus nichts weiter, als Eisen, einigen Haaren und wahrscheinlich künstlicher Haut. Kein Wunder, dass er so gesprächig ist." |
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05.03.2003, 17:24 | #58 | |||||
Arson Beiträge: 687 |
"Eine Hülle aus haut um einen metallischen Körper? Klingt für mich nach der perversierten Version eines Ritters." Leise auflachend schlug Arson sich mit der Faust gegen seinen massiven Brustpanzer, wandte seine Aufmerksamkeit dann jedoch wieder dem gemütlichen Raum und seiner Einrichtung zu. Den im warmen Licht des Feuers glänzenden Helm unter den rechten Arm geklemmt stolzierte der Paladin durch das weitläufige Arbeitszimmer, lauschte den hohlen Klängen seiner eigenen Kampfstiefel auf dem braungeäderten Marmor, während er die wuchtigen Bücherregale mit prüfenden Blicken überzog. Unzählige Buchrücken drängten sich auf den schweren Holzbohlen, eingebunden in verschiedenste Arten von Leder lockten sie den gelehrigen Beobachter mit dem stummen Versprechen nach kostbarstem Wissen. Zweifelhaft ketzerischem Wissen. Feine Staubflocken erhoben sich von ihrem uralten Bett als Arson sich einen der dicken Wälzer aus dem Regal nahm, tanzten müde in der trockenen Zimmerluft. Neugierig blätterte der Krieger die ersten Seiten um, musterte die fein geschwungenen Linien aus schwarzer, in Jahrzehnten der Stille bleich gewordenen Tinte, welche sich in dünnen, spinnenartigen Linien über das gelbliche Pergament zogen. Falls die fremdartigen Muster und Formen eine Bedeutung hatten, so verstand Arson sie nicht. Seufzend stellte der Streiter das Buch zurück an seinen Platz, wandte sich dann dem wuchtigen Schreibtisch zu. Wahllos zog er an den hölzernen Schubladen, zog die verschiedensten Utensilien aus den unbekannten Tiefen dieser dunklen Aufbewahrungsorte, nur um sie dann Sekunden später gelangweilt auf der Eichenholzplatte abzulegen. Gab es in dieser besseren Teestube nicht eine einzige interessante Entdeckung zu machen? Am besten wäre es wohl, den gesamten Ort augenblicklich einzuäschern. Arson trat an den Kamin heran und starrte in die Flammen. Ein tanzender Schatten erregte seine Aufmerksamkeit. Als der Paladin genauer hinblickte, bemerkte er den dünnen Umriss eines in die Wand eingelassenen Hebels, nur wenige Fingerbreit vom oberen Kaminsims entfernt. Mit neugierigem Blick musterte der Krieger seinen Fund, gepanzerte Finger stahlen sich an das verdickte Ende des Schalters. Was wohl passieren würde, wenn... Mit einem hörbaren "Klick" ruckte der Hebel nach unten. Fast augenblicklich ging ein sanftes beben durch den Raum, gefolgt von einem tiefen Grollen. Die Köpfe sämtlicher Gefährten ruckten herum, fragende, vorwurfsvolle Blicke trafen den Paladin. Dieser deutete ungerührt auf die gläserne Rückwand des Raumes, durch dessen gewaltiges Fenster dünne Lichtlanzen drangen. War es eine optische Täuschung, oder bewegte sich die Felswand hinter der Scheibe tatsächlich? Nein, in der Tat, immer weiter schob sich der Fels zurück, glitt ruckelnd und bockend nach unten, gab den Blick auf ein atemberaubendes Panorama frei. Vor den Augen der fasziniert dreinblickenden Abenteurer erstreckte sich die nebelumkränzte Insel in all ihrer Pracht. Sanft geschwungene Täler, braune Steppen und im Wind wogende Waldstücke wechselten sich mit spitzen Felsmassiven und rauhen Steilklippen ab, um schließlich im knöchernen Weiß des langgezogenen Sandstrandes zu enden. Und dort, viele Kilometer entfernt, schaukelte das prächtige Schiff, gelenkt vom tapferen Theorwulf, auf dem grünlich-glitzernden Teppich des Meeres. Ein langgezogener Hornruf dröhnte durch die majestätische Stille, ein leiser Gruß an die weit entfernten Gefährten, dann wurden die prächtigen Segel entrollt. Die Segel wurden entrollt? Arsons Lächeln gefror, die entspannte Miene des Paladins verzog sich zu einem verwirrten Gesichtsausdruck. "Was, bei allen Göttern, macht dieser alte Seebär dort hinten?" Mit geweiteten Augen wurde der heilige Krieger Zeuge, wie das Schiff seiner Gefährten langsam Fahrt aufnahm, um sich dann immer weiter vom Strand zu entfernen. "Der macht sich aus dem Staub! Ohne uns!" Arson konnte es kaum fassen. Finster starrte er auf das schaukelnde Schiff, unfähig den scheinbar verrückten Kapitän von seinem Unterfangen abzuhalten. In diesem Moment verfinsterte sich die Sonne. Ein gigantischer Schatten schob sich plötzlich über die farbenprächtige Insellandschaft, bedeckt mit seiner langgezogenen Form einen Großteil der vor ihnen liegenden Grasflächen. Abermals bebte der Arbeitsraum des Wissenschaftlers, als ein ohrenbetäubendes Gebrüll den Berg in seinen Grundfesten zu erschüttern drohte. Ein riesenhafter, pechschwarzer Schemen sackte in das Blickfeld der verdutzten Beobachter, lerderne Schwingen trugen einen enormen Schuppenkörper durch die brausenden Lüfte, erzeugten mit jeder Bewegung furchtbare Wirbelwinde im unter ihnen liegenden Inselreich. Es war ein Drache. Ein verdammt großer Drache. Mit gespannter Erregung verfolgte Arson den Flug des Ungeheuers, bewunderte die kraftvolle Anmut, mit der das Tier sich über dem Boden hielt. Welche Macht musste nötig sein, einen Leib wie diesen gegen die Gesetze der Erde in die Lüfte zu erheben. "Er hat es auf das Schiff abgesehen." Die Feststellung des Paladins war überflüssig, konnte doch ein Blinder die schnurgerade Flugbahn nachvollziehen, die das Ungetüm eingeschlagen hatte. Jetzt freilich ergab Theorwulfs eiliger Aufbruch einen Sinn. Das schnelle Schiff des Seemannes hatte sich inzwischen schon ein gutes Stück von der Insel entfernt, raste mit geblähten Segeln in Richtung der weißlich wabernden Nebelbänke. Doch so schnell das uralte Boot auch sein mochte, der Drache war schneller. Schon öffnete sich das zahnbewehrte Monstermaul, schickte gleißende Flammenzungen hinunter auf das Meer. Zischend wurde das Feuer von den allmächtigen Wogen verschluckt, dicke Schwaden verdampften Wassers stiegen in die Luft, verdeckten schon bald Schiff und Drache. Allein das mächtige Gebrüll und die blitzenden Lichterscheinungen zeugten davon, dass das Untier seine Beute noch nicht verloren hatte. Arson schlug das Zeichen des Lichts. Urplötzlich kehrte Stille ein. Die lärmenden Drohschreie des Biestes verstummten, das flackernde Leuchten inmitten des Nebels brach ab. Sekunden der Anspannung folgten. Die Luft des Bergzimmers schien elektrisch geladen, niemand wagte auch nur einen Atemzug zu tun. Dann brachen die Nebelbänke auf, zerfetzt von einem riesenhaften Leib, stoben in dünnen Rauchfingern langsam auseinander, während der dunkle Drache flappend an Höhe gewann, stetig auf das Inselzentrum zuhielt, um dann donnernd aus dem Blickfeld der staunenden Menschen zu verschwinden. Abermals kehrte Ruhe ein. Der Paladin war der erste der Abenteurer, der seine Stimme wiederfand. Langsam stieß er sich von der dicken Glaswand ab, trat an den wuchtigen Schreibtisch, um seinen stählernen Helm von der hölzernen Platte zu nehmen. Mit frostigem Blick musterte er seine Kameraden. Auf dem Waffenmeister blieben seine grünen Pupillen schließlich ruhen. "Ich hoffe auch diese Kleinigkeit habt ihr in Eurer Planung bedacht, Krieger. Es sieht ganz danach aus, als müssten wir uns eine andere Möglichkeit suchen, von dieser innosverfluchten Insel zu kommen." |
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05.03.2003, 18:04 | #59 | |||||
Superluemmel Beiträge: 3.057 |
Die Augen des Waffenmeisters funkelten kalt, als er sich mit den Fingerknöcheln auf der Tischplatte abstützte und den Paladin mit seinem Blick durchbohrte. "Sludig muss euch ja ein toller Lehrer gewesen sein, wenn ihr so schnell aufzugeben pflegt. Wundert mich nicht, bei dem Mentor." Ein letzter, böser Blick zu dem Paladin, dann stieß sich Frost von dem Tisch ab und drehte sich zum Rest der Gruppe herum. Planung, pah.... Wenn man sich auf unbekanntem Land befand, musste man damit rechnen, dass unvorhergesehene Ereignisse den ursprünglichen Plan vernichteten. Dass diese Probleme allerdings gleich den einzigen Weg von der Insel betrafen, machte das Ganze allerdings nicht gerade einfacher.... Während Frosts Finger langsam an seinem Kinn entlangfuhren, versuchte er das eben Gesehene zu verdauen. Dieses geflügelte Monstrum hatte ganz nach einem Drachen ausgesehen. Obwohl Frost ein derartiges Biest bisher nur auf Bildern in verschiedenen Sagenbüchern gesehen hatte, war jeder Zweifel auszuschließen. Sie hatten es mit einem ausgewachsenen Drachen zu tun. Freilich hatte der Waffenmeister die Gerüchte über die Rückkehr der Feuerechsen gehört. Doch hatte er sie bislang als das Gerede des Bauernvolks abgetan. Scheinbar hatte er sich mächtig getäuscht.... "Es gibt garantiert noch andere Wege von dieser Insel. Rothenberg muss ja schließlich auch irgendwie hergekommen sein. Und ich bin mir sicher, dass er nichts dagegen haben wird, wenn wir sein Transportmittel ausleihen. Ich mach mir eher andere Sorgen. Der Drache ist mir egal, ich will nur wissen wo die Schmiede ist." |
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05.03.2003, 18:47 | #60 | |||||
Arson Beiträge: 687 |
"Was weißt du schon über meine Ordensbrüder, Waldschrat." Aufgeben, ha! Mit verschränkten Armen lehnte Arson an der Kante des schweren Schreibtisches und starrte finster in die Runde. Die Arroganz seiner Gefährten begann dem Paladin wirklich auf die ohnehin schon genug beanspruchten Nerven zu gehen. Dieser vorlaute Waffenmeister würde schon noch sehen, wohin ihn seine dümmlichen Kommentare bringen. Hatten sie ersteinmal die Bibliothek Rothenbergs gefunden, würde alles anders werden. Jetzt hieß es allerdings, den Eingang in die weiteren Bereiche des sicher weitläufigen Laboratoriums zu entdecken. Türen hatte der Krieger auf ihrem Weg in das Arbeitszimmer nicht gesehen, allerdings erinnerte er sich an etwas anderes. "Was unser weiteres Vorankommen angeht - fragen wir doch den Eisenmenschen. Vielleicht führt er uns in die Schmiede." |
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05.03.2003, 20:33 | #61 | |||||
Tak Beiträge: 3.270 |
Taks Blick lastete eiskalt auf dem Paladin, schien die matt glänzende Rüstung durchbohren und den wertlosen Inhalt zu Staub zerfallen lassen wollen. "Genug, um zu wissen, dass sie verblendete Idioten sind. Nichts als Fanatiker, die einer falschen Sonne hinterherjagen." antwortete Frost frostig auf des Paladins ach so klugen Einwand, bevor er seine nächsten Schritte überlegte. "Weißt du was, Arson?" meldete sich Tak zu Wort, was nicht gerade oft vorkam, "Wenn du das nächste mal mit irgendwelchen bunten Knöpfen spielen willst, sag uns einfach vorher bescheid. Es sei denn, der Knopf löst eine Falle aus und du stehst drauf, dann musst du nicht vorher fragen..." 'Aufmunternd' klopfte der Waldläufer dem Innoskrieger auf die Schulter, sein Blick sagte dabei mehr aus als eine ganze Bibliothek. Im nächsten Augenblick widmete sich Tak schon wieder den Büchern in den Regalen, als wäre nichts gewesen. Die behandschuten Finger des Gildenlosen glitten leise raschelnd über die Buchrücken, zogen ab und zu eines der Werke heraus, um eine eingehendere Untersuchung möglich zu machen. Die Bücher waren fast ausnahmslos in einer Tak unbekannten Sprache und Schrift verfasst, doch anhand der beschrifteten Skizzen in den Büchern dürfte man diese Sprache letztenendes entschlüsseln können. Wenn er nur mehr Zeit hätte... Aber Frost interessierte sich scheinbar nur für seine Schmiede. Armer Narr... Als der Waldläufer sich mal wieder im Raum umsah, bemerkte er, dass der Diener sich aus dem Staub gemacht hatte. Wahrscheinlich während der Drachenaktion, als niemand auf ihn geachtet hatte. Der Reiseleiter grübelte über seine nächsten Schritte nach, der Don wühlte in den Regalen und Maximus spielte mit einem Skelett Poker, Arson starrte düster an die gegenüberliegende Wand. Irgendwann schien Frost eine Erleuchtung zu haben, er verließ strammen Schrittes den Raum. Ungehalten knurrend ließ Tak ein paar interessant erscheinende Bücher in seiner Tasche verschwinden, auch der Don schleppte eines der Werke mit sich. Maximus forderte hastig seine Robe und seine Runen von dem Skelett zurück, Arson hielt sich etwas abseits, während er hinterhertrottete. Die Gefährten erreichten ein weiteres Zimmer, scheinbar eine Werkstatt. Der Raum war nicht besonders groß und mit allerlei Apperaturen vollgestopft, was die Bewegungsfreiheit noch weiter einschränkte, ab und zu lag ein scheinbar für die Verarbeitung vorgesehenes Eisenteil dazwischen. Am auffälligsten war allerdings die massive hölzerne Werkbank in der Mitte des Raumes, oder besser das, was sich auf dieser Werkbank befand - eine art Eisenskelett, von der Form her kam es fast einem Menschen gleich. Allerdings sah es noch ziemlich unfertig aus. Wäre nicht der staub, der sich im laufe der Jahrzehnte überall abgesetzt hatte, könnte man meinen, Rothenberg würde noch immer hier hausen - zumindest schien der Wissenschaftler eines ziemlich plötzlichen Todes gestorben zu sein, alles sah so unfertig aus, als wollte er sich gleich morgen wieder dransetzen und weiterbasteln. Tak begann sofort damit, zwischen den sonderbaren Apperaten herumzuschnüffeln, um ihre Beschaffenheit und vielleicht sogar ihren Zweck bestimmen zu können. Keine leichte Aufgabe, um nicht zu sagen eine fast unlösbare. Irgendwann entdeckte der Waldläufer zwischen all den verstaubten Messingröhren und Stahlkolben auch einen sonderbaren Stein, fast wie ein Smaragd sah er aus. Grün und leicht durchsichtig schimmerte er im spärlichen Licht, dass die überall an den Wänden verteilten Lampen spendeten. Viel mehr als das Aussehen aber interessierte der Gildenose sich für die Ausstrahlung des Steines, irgendwie mächtig... Kurzerhand ließ er das Artefakt neben die Bücher in seiner Tasche fallen. Frost hatte bald festgestellt, dass es hier nichts für ihn relevantes zu geben schien und verließ die Werkstatt wieder. Maximus hoppelte ihm hinterher, während er krampfhaft veruchte, seine Robe im Gehen überzustreifen. Was musste er sie auch an ein Skelett verspielen? Der Waffenmeister führte die Gruppe zu einer weiteren Tür auf dem Gang, die dann auch nach kurzer Zeit geöffnet war. Der Anblick verschlug den Besuchern Rothenbergs Heimes erst einmal die Sprache - eine gewaltige, in den Fels gehauene Halle befand sich vor ihnen, deren Decke von mindestens zwei Meter umspannenden Säulen getragen würde. Wie auch in allen anderen Räumen war der Boden von Marmorkcheln bedeckt, die bekannten Lampen verbreiteten ihr schummriges Licht und ließen lange Schatten an den Wänden herumgeistern. Diese Wände waren sorgfältiger, glatter aus dem Stein gemeißelt als es sonst hier üblich war, doch auch hier zogen sich Rohre grauen Schlangen gleich über das Gestein um sich nach scheinbar sinnlosen Windungen im Schatten zu verlieren. Doch all das nahmen die Gefährten garnicht war, denn dominiert wurde die Halle von etwas ganz anderem: Gewaltigen regalen, scheinbar endlos zogen sie sich hin und verschwanden in der Dunkelheit der unbeleuchteten Rückseite des Gewölbes. Tausende und Abertausende von Büchern und Pergamenten füllten die Bibliothek, uralte Schriften mit sagenhaftem Wissen... Tak kniff misstrauisch die Augen zusammen. War er wirklich wach? Sollte sich die Reise am Ende doch gelohnt haben? Ein kurzer Blick wanderte zu Arson, der mit vor der Brust verschränkten Armen in die Leere zu starren schien. Dieser Paladin musste weg, besser sofort als eine Minute später. Er war eine Gefahr für das hier gesammelte Wissen. Spätestens jetzt war der Augenblick des 'Abschieds' gekommen. Ruhig wanderte der Waldläufer zu einem der Bücherregale und betrachtete die Werke, wobei er Arson allerdings immer im Auge behielt. Eine Unachtsamkeit des Paladins, die Harpyenfeder war bereit... |
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05.03.2003, 22:47 | #62 | |||||
Don-Esteban Beiträge: 9.734 |
Ebenso wie der Waldläufer schritt auch Don-Esteban die Regalreihen ab. Wo bekam man nur solch eine Unmenge an Büchern, Schriften, Pergamente und Manuskripten her. Das Buch, das der Magier aus dem Raum mit dem Panoramafenster mitgenommen hatte, schien hier Sinn zu machen, denn die auf den ersten Blick krakeligen Zeichnungen auf seinen Seiten waren Kombinationen aus Lageplänen und Ordnungsbereichen dieser Bibliothek. Wenn er doch nur alles darin entschlüsseln könnte. Aber soviel war klar: Die Bibliothek zog sich eine Weile hin. Sie zu durchschreiten würde sehr lange dauern. Woher auch immer Rothenberg dieses Wissen gehabt hatte - vielleicht war sie ja schon lange vor ihm hier angelegt worden, über Jahrhunderte hinweg erweitert und gepflegt, wer wußte das schon - der Umfang war einfach immens. Hier Dinge zu finden, die von Interesse waren, glich der sprichwörtlichen Suche nach der Nadel in einem Heuhaufen. Erschlagen von der Größe und Vielfalt zupfte der Don versuchsweise ein Buch aus irgendeinem Regal. Mhm, kritzelige Zeichen, unbekannt für sein Auge. Wieder zurück damit. Wenige Schritte und einige Ecken weiter probierte er es erneut. Ein beherzter Griff - und die Hand zuckte zurück. Irgendeiner plötzlichen Eingebung folgend, beschloß er, dieses Buch nicht aus dem Regal zu ziehen. Komisch. Warum eigentlich nicht? Er beschloß, doch dieses Buch zu wählen. Wieder kurz bevor er es berührte, der starke Wunsch, dies nicht zu tun. Er ließ die Hand sinken. Und hob sie wieder. Eine regelrechte Abscheu überkam ihn. Bloß nicht dieses buch nehmen. Schulterzuckend schlenderte der Schwarzmagier weiter, die buschigen Augenbrauen skeptisch zusammengekniffen, bog wieder in eine neue Regalreihe ein und fühlte sich auf einmal von einem buch angezogen, daß er in diesem Moment erst gesehen hatte. Neugierig ging er darauf zu. Ein schöner Band, goldeingefaßt. Entschlossen zogt er ihn hervor und öffnete ihn. Wieder eine Enttäuschung. Nicht lesbare Schrift. Die Zeichen waren einfach unbekannt. Schade. Vielleicht war hier unwiderbringliches Wissen gesammelt. Vielleicht aber auch nur die Kochrezepte von Rothenbergs Großmutter. Wer wußte das schon... Entschlossen stellte der Magier das Buch wieder zurück ins Regal. Seltsamerweise fiel es ihm richtig schwer, sich von ihm zu trennen. Aber es zog ihn weiter. Was suchte er hier? Aufzeichnungen über Magie? Vielleicht. Gesammeltes Wissen über das Wesen der Götter? Möglich. Erkenntnisse über die Kräfte, die die Welt zusammenhielten? Sicher. Mitteilungen über den Sinn dieser Hallen? Auf jeden Fall. Wenn doch nur die Orientierung gelänge, aber die seltsamen Skizzen in dem Buch, das als Orientierungshilfe dienen sollte, waren einfach zu merkwürdig. Teilweise bestanden sie auch einem Bild mit zwei linien, die sich im rechten Winkel kreuzten. an den enden der Linien waren Pfeile angebracht und in dem Bereich, den diese Linien umschlossen, begannen irgendwo andere Linien und endeten an anderen Stellen unvermittelt. Dazu waren unleserliche Notizen an manchen Linien angerbracht. Auf anderen Seiten befanden sich klar erkennbare Grundrisse. Doch die Beschreibungen dazu konnte der Magier auch wieder nicht lesen. So blieb ihm nur übrig, sich mehr oder weniger ahnungslos in die tiefen der Bibliothek hineinzutasten, auf gut Glück. Vielleicht fand sich ja etwas Interessantes. Während seines Ganges durch die Regalreihen bemerkte der Don, daß an den Säulen, die die Decke des Saales stützten, Tiermasken angebracht waren. Vier Stück pro Säule. In jede Richtung wies eine. Manchmal war es viermal die gleiche Maske, beispielsweise das Gesicht eines Schattenläufers mit seinem typischen Horn. Dann, an einer anderen Säule, zeigte wiederum eine der Masken die Physiognomie eines Snappers und wenn man in diese Richtung ging, kam man in einen Bereich, wo nur Snappermasken vorkamen. So durchschritt der Magier einen Gang nach dem anderen, drang immer tiefer in die Bibliothek ein und war bald vollends getrennt von seinen Mitstreitern. Vergessen war der Rest der Gruppe. Jetzt galt es, diese Bibliothek zu verstehen und ihr Wissen zu entlocken. Was verstanden die anderen schon davon... |
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06.03.2003, 13:28 | #63 | |||||
Arson Beiträge: 687 |
Ohne besondere Eile schlenderte Arson durch die gigantische Halle, betrachtete die turmhohen Regale und ihren ledergebundenen Inhalt. Hohl hallten die Stiefel des Kriegers über den marmornen Boden, warmer Fackelschein spiegelte sich auf den schimmernden Stahlplatten des schweren Panzers des Paladins, zeichnete die breitschultrige Silhouette des Kriegers an die gegenüberliegende Regalwand. Mit naiver Neugier stöberte Arson in einigen der zahllosen Schriftstücke, nahm wahllos einzelne Exemplare von ihren angestammten Plätzen, um sie dann flüchtig durchzublättern. Die meisten Bücher jedoch blieben ihm verschlossen, geschrieben in einer Sprache unbekannter Herkunft stellten ihre gesammelten Weisheiten für den Paladin nicht mehr dar als eine verwirrende Ansammlung aus komplizierten Schnörkeln und ineinander verschlungenen Linien. So stellte er auch das bisher fünfte Buch enttäuscht in die lange Reihe seiner Geschwister zurück, betrachtete den gebleichten, gräulichen Einband mit lustloser Gleichgültigkeit. Als er sich abwandte, blendete ein einzelner, güldener Lichtstrahl seine Augen. Eine nähere Betrachtung entlarvte ein vergoldetes Emblem auf dem Buchrücken eines in unauffällig schwarzes Leder gebundenen Wälzers als Quelle der Störung. Neugierig nahm der Krieger das Schriftstück in seine Hände, unterzog den Einband einer genaueren Untersuchung. "Der Orden der Sieben."prangte in dicken, ebenfalls goldenen Lettern auf dem Einband, darunter eine stilisierte Sonnenscheibe, von deren Zentrum sieben gleichmäßig lange Strahlen ausgingen. Die Brauen des Paladins zogen sich zusammen. Er kannte dieses Zeichen, schon einmal hatte er es gesehen - als Anhänger einer Kette um den Hals seines Freundes und Ordensbruders Sludig. Arsons Interesse war geweckt. Schnell überflog er die ersten Seiten, ging somit sicher dass er die Sprache dieses Buches verstand, dann nahm er den Rucksack von seinen Schultern, öffnete die ledernen Laschen und stopfte den Wälzer zu den zahlreichen anderen Utensilien, die den Kämpfer schon seit Beginn seiner Reise begleiteten. Zu gegebener Zeit würde er sich näher mit diesem Schriftstück beschäftigen, jetzt jedoch hatte er andere Dinge zu tun. Arson blickte sich um. Überrascht bemerkte er, dass sich die Abenteurer auf ihrer Erkundungsreise durch diese unglaubliche Welt des Wissens nach und nach aus den Augen verloren hatten. Das schwache Echo gelegentlicher Schritte war der einzige Begleiter, den der Paladin noch hatte. Gleichgültig zuckte er mit den Schultern, machte sich dann auf die Suche nach den Wänden des enormen Raumes. Minutenlang stapfte er durch die langen Korridore, immer flankiert von übermenschengroßen Eichenholzregalen und dicht aneiandergedrängten Bücherreihen. Als er letztendlich den Rand der Bibliothek erreichte und die dort eingelassene Tür aufzog, musste der Krieger enttäuscht feststellen, dass sie in den Raum führte, aus dem die Abenteurer eingetreten waren. Festen Schrittes begann er die Wand entlangzuwandern, die grünen Pupillen hielten wachsam Ausschau nach weiteren Unregelmäßigkeiten in der eintönigen Bücherlandschaft. Weitere Türen wurden hoffnungsvoll geöffnet und enttäuscht wieder zugeschlagen. Arson fand Lesezimmer, Abstellkammern und sogar eine Art Observatorium, aber das Ziel seiner Suche entdeckte er erst viel später, verborgen unter einem unordentlichen Stoß von aufgeschichteten Büchern. Achtlos trat er das sperrige Pergament zur Seite, zerstampfte uralte Schriften mit der Gleichgültigkeit eines Menschen, dessen jugendliche Ungeduld noch nicht völlig abgeklungen war. Endlich schloss sich seine gepanzerte Hand um den schweren Türknauf. Leise knarzte das polierte Holz in den eisernen Angeln, gab den Blick auf ein weiteres Zimmer von beeindruckenden Ausmaßen frei. Ein atemberaubender Gestank schlug dem Paladin entgegen, drohte die Lungen für einen Augenblick zu einem ungehemmten Hustenanfall zu reizen, der dann jedoch tapfer unterdrückt wurde. Auch die Wände dieses Raumes waren von hohen Regalen verdeckt, doch anstatt von Büchern wurden die schweren Eichenholzplatten von unzähligen Flaschen, Phiolen und Gläsern gefüllt. Sprudelnde, brodelnde und glitzernde Flüssigkeiten aller Farben schwappten in den formreichen Behältnissen, flankierten einen wuchtigen Schreibtisch, dessen Arbeitsplatte vor verschiedenartigstem Gerät regelrecht überquoll. Der Gestank rührte von einigen schillernden Bodenlachen nahe der rechten Wandseite. Den Scherben nach zu urteilen mussten einige Fläschchen aus den Regalen gefallen sein. Ein letzter Schulterblick, dann trat Arson in das gewaltige Alchemiezimmer. Sekunden später stand der Paladin vor dem massiven Experimentiertisch. Behandschuhte Händen griffen an den Kopf des Kriegers, zogen den schweren Stahlhelm von seinem kantigen Schädel, stellten das Rüstungsstück sorgfältig auf der Holzplatte ab. Panzerhandschuhe und Rucksack folgten, dann griff Arson mit nun ungeschützten Fingern in die Schwärze seines ledernen Behältnisses, förderte nacheinander mehrere schmale Reagenzgläser, einige winzige Beutel sowie ein vergilbtes Stück Pergament hervor. Trocken raschelte das Schriftstück, als die Hände des heiligen Streiters über die aufgemalten Schriftzeichen und Zeichnungen glitten. Arsons Augenlider waren zu kleinen Schlitzen verengt, sorgfältig studierte er das Pergament, betrachtete eine jede Zeile mehrere Sekunden lang, versuchte sich möglichst alle Details der Zeichnungen einzuprägen. Leises Gemurmel erfüllte das große Zimmer, während sich der Krieger an die Arbeit machte. "Die Rote mit der Grünen...." Glucksend entleerte sich der Inhalt einer Phiole in ein bauchiges, bisher leeres Glasgefäß. Als Arson zur nächsten Zutat griff, wurden seine Bewegungen vorsichtig. Hochkonzentriert tröpfelte er einige Spritzer einer ihm nicht näher bekannten, aber auf alle Fälle äußerst grünen Flüssigkeit in sein Mischglas, korkte das Reagenzglas danach sorgfältig wieder zu und legte es zur Seite. Kritisch beäugte er sein Werk. Der Inhalt des Gefäßes war schwarz und glänzend - sehr gut. "Jetzt Blau ins Schwarz..." Nacheinander nahm der Paladin alle verbleibenden Phiolen in die Hand, um sie prüfend gegen das Licht der Fackeln zu halten. Violett, Bräunlich und Farblos...fehlte etwas? Bevor der Krieger sich fragen konnte, ob ihm eine Reagenzie abhanden gekommen war fiel sein Blick auf die kleinen Lederbeutel. Natürlich! Schnell war der erste Beutel geöffnet und bläuliches Pulver rieselte durch die Finger des heiligen Streiters. Gemahlenes Erz...stolz gratulierte Arson sich selbst, dass er diese Zutat auch als Laie erkannte. Zischend löste sich das Pülverchen im Schwarz der sprudelnden Flüssigkeit, gefolgt von den restlichen Wassern und der weißen, trockenen Substanz aus dem letzten Beutel. Ein letztes Mal verfärbte sich der Glasinhalt, schimmerte nun in einem tiefdunklen Orange. Nachdenklich betrachtete der Paladin das Ergebnis seiner Arbeit. Dies sollte also das Mittel sein, die reinigende Hand des Feuers über Rothenbergs ketzerisches Wissen rufen würde. Schaudernd ließ der Kämpfer seinen Blick über die langen Regalreihen und die dort stehenden Behältnisse wandern. Welche gewaltigen Kräfte wohl entfesselt würden, wenn Arson den letzten Impuls zur Reaktion des furchtbaren Gemisches gab? Deutlich erinnerte er sich an Albrechts ernstes Gesicht, als er seinem Ordensbruder erklärte, die Flüssigkeit aus möglichst großer Entfernung zu entfesseln, da sie sich unweigerlich mit den unendlich zahlreichen Tränken dieses Raumes vereinigen würde, und ihre Wirkung somit nur schwerlich einschätzbar war. Zumindest würde es ordentlich krachen, soviel hatte der ältere Paladin versichert. Sorgfältig räumte Arson sein Gepäck zusammen, legte die Handschuhe wieder an, schwang sich den Rucksack über die Schultern und stülpte sich seinen Helm auf den Kopf. Bevor er den Raum verließ fiel sein Blick ein letztes Mal auf die etwa schädelgroße Bauchflasche und ihren schimmernden Inhalt. Mochte Innos seinen Diener in den nächsten Augenblicken beschützen... Festen Schrittes stapfte Arson in den langgezogenen Korridor hinaus, lauschte den hohlen Klängen seiner beschlagenen Stiefeln und dem sachten Widerhall der klirrenden Stahlglieder seines Plattenpanzers. Erst nach mehreren hundert Metern blieb er stehen und fixierte die offenstehende Tür des Alchemielabors. Wie von selbst war die gepanzerte Hand des Reckens an seinen Runenbeutel gewandert, mentale Finger tasteten nach dem glühenden Zentrum eines bestimmten Steines, umschlossen die pulsierende Energie schließlich wie ein Greifvogel seine Beute. Die Luft begann zu knistern, bläuliche Lichtpartikel tanzten um die zur Faust geballte rechte Pranke des Paladins. Arson schloss sein Helmvisier während er das erleuchtete Zimmer aus glühenden Augen fixierte. Immer weiter schwoll die Kraft in seinem Innersten, bahnte sich ihren Weg durch den menschlichen Körper, um sich schließlich knapp über der Handfläche des Kriegers zu einem gleißenden Energieball zu vereinigen. Ein letzter, tiefer Atemzug...Arson dachte an das unglaubliche Wissen in der Bibliothek. ...es gibt keine stärkere Waffe als die Wahrheit... ...es sind die Lügen, mit denen ganze Königreiche regiert werden... Die knisternde Ladung des heiligen Pfeils brachte die Hand des Kämpfers zum erzittern. Sie wollte fort, wollte freigelassen werden. Nicht mehr lange, und der menschliche Geist würde nicht weiter in der Lage sein, sie zu binden. Er musste sie loswerden. Aber das Wissen! -Er hatte Befehle, er hatte sie auszuführen. Was, wenn Rothenberg nicht verrückt war! -Nicht verrückt? Lord Hagen hatte ihn als Ketzer tituliert, welchen Beweis brauchte er noch? Und was, wenn in Sludigs Worten mehr Sinn verborgen war, als es zuerst den Anschein hatte? In einem blendend weißen Lichtblitz verging der Zauber des Paladins. Reglos stand Arson inmitten des menschenleeren Korridors, starrte aus schmalen Helmschlitzen auf seinen qualmenden Panzerhandschuh. Die Miene des Kriegers unter dem Helm war so unergründlich wie seine grünen Pupillen. Erst lange Augenblicke später bewegten sich die Glieder des hochgewachsenen Mannes. Langsam schritt er auf das Alchemielabor zu, abermals nahm er seinen Rucksack von den Schultern, packte die noch immer auf dem Tisch stehende Flasche des Todes, füllte deren Inhalt kurzerhand in einen inzwischen geleerten Wasserschlauch und verstaute selbigen dann wieder an seinem Platz. Schwer und endgültig schlug die Tür hinter ihm in die Angeln, als er den Raum wieder verließ, um eine ziellose Wanderung durch die riesige Bibliothek zu beginnen und seinen finsteren, widersprüchlichen Gedanken von Gut und Böse, Treue und Verrat und der Frage, auf wessen Seite der Mensch letztendlich stand, nachzugehen. |
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06.03.2003, 16:45 | #64 | |||||
Superluemmel Beiträge: 3.057 |
Herrlich. Beim Anblick all des gesammelten Wissens hätte es Frost beinahe die Sprache verschlagen. Selbst der Zirkel um Xardas konnte mit dieser Halle (Oder besser Hallen?) der Weisheit nicht mithalten. Diese Bibliothek musste einen guten Teil des gesamten Vulkans einnehmen.... Erschlagen von all der Pracht schlenderte der Waffenmeister staunend die schier endlos erscheinenden Bücherreihen entlang. Bewundernd strichen seine Finger über die in Leder gebundenen Buchrücken, ab und zu zogen sie einen der Wälzer aus seiner Ruhestätte um über die hauchdünnen Pergamentseiten zu fahren. Die meisten der Bücher waren in einer ihm unbekannten Sprache geschrieben, doch fanden sich ab und zu ein paar Schmuckstücke, die in der allgemeinen Landessprache verfasst waren. Einmal stieß er sogar auf einen Schmöker, der sich der Sprache der Rimmersmark bediente. Geschwind war das Buch in Frosts Tasche verschwunden. Stunden schienen vergangen zu sein, in denen der Krieger auf nichts anderes als weitere Regalreihen gestoßen war. Irgendwann traf er auf die Rückwand der Bibliothek. Dort war eine weitere Stahltür eingelassen, die spiegelnde Metalloberfläche wurde von unterschiedlichsten Figurenreliefs überzogen. Neugierig näherte sich der Gildenlose der Tür. Prüfend fuhren seine Fingerspitzen über die Reliefs, ohne einen Öffnungsmechanismus entdecken zu können. Die Stirn in Falten gelegt, besah sich Frost den Türrahmen genauer. An einer Stelle befand sich eine kreisrunde Vertiefung im Metall. Ein Schulterzucken, dann drückte er den Daumen hinein. Und zog ihn gleich wieder hinaus, als ein schmerzhafter Stich durch seinen Finger fuhr. Als er seinen Daumen näher betrachtete, bemerkte er einen einzelnen Blutstropfen, der aus einem winzigen Stich quoll. Sein böser Blick traf auf einen Miniaturdorn, der lautlos wieder in der Vertiefung verschwand. Gerade als er sich umdrehen wollte, ließ ihn ein lautes Zischen zurückspringen. Kleine Metallklappen sprangen neben der Tür auf und entließen zischend dichten Dampf. Die Tür bewegte sich wenige Fingerbreit in ihrem Rahmen nach hinten, dann glitt sie mit einem leisen Knirschen in die Wand. Verwundert starrte Frost auf den leeren Türrahmen. Diesen Öffnungsmechanismus wollte mal jemand verstehen.... Ein kalter Hauch wehte dem Krieger entgegen, als er einen Schritt auf die Tür zuging. Sollte das eine Warnung darstellen? Wisperte der Wind ihm nicht zu, lieber umzukehren und sich so weit wie möglich von diesem Raum zu entfernen? Blödsinn. Scheinbar wurden seine Nerven mit steigendem Alter auch immer anfälliger. Entschlossen trat der Waffenmeister durch die ungewöhnlich breite Türe. Der Raum lag in völliger Dunkelheit vor ihm. Nur die Kälte begleitete den Krieger, als er sich weiter in die Dunkelheit hineinbewegte. Je weiter er voranschritt, desto intensiver wurde das Gefühl, von mehreren Augenpaaren beobachtet zu werden. Ohne Vorwarnung blieb Frost stehen. Seine Hand verkrampfte sich um den Schwertgriff. Da war etwas in dem Dunkel. Er konnte weder etwas erkennen, noch hören, aber er war sich sicher. In all den Jahren hatte er gelernt, seinem Gefahreninstinkt zu vertrauen. Bisher hatte er sich nie geirrt. Ein anschwellendes Sirren ließ den Gildenlosen zusammenschrecken. Gehetzt tastete sich sein Blick durch das Dunkel, versuchte den Ursprung des plötzlichen Geräusches auszumachen. Dann sprang mit einem Mal das Licht an. Fauchend erwachten mehrere der mysteriösen Lampen zum Leben, erfüllten den Raum mit ihrem schummrigen Licht und zwangen den Krieger dazu, geblendet die Augen zusammenzukneifen. Als er aufsah, riss er einem Reflex folgend den Eisbrecher aus der Scheide. Der Raum war größer als erwartet. Doch er war nicht leer. Fast die gesamte freie Fläche wurde von massiven Stahlkörpern beansprucht, die in reglosen Reihen und mit gesenkten Schultern an den Wänden standen. Vorsichtig näherte sich Frost einem der Stahlgiganten. Das Ding überragte den Waffenmeister um fast eine halbe Manneslänge, gegen seine Schultern sah jeder Ochse aus wie ein Skelett. Der Körper war wie schon beim Diener komplett aus Metall gefertigt, nur war diesmal darauf verzichtet worden, ihn mit einem Hautersatz zu überziehen. Stämmige Beine hielten den Giganten aufrecht, die linke Hand glich einer Schwertklinge, während die rechte voll modelliert war. In den Augen des ausdruckslosen Metallgesichts glomm ein schwaches Feuer. Erschrocken wich Frost zurück. Auf der Klinge des Waffenarms waren mehrere rostbraune Flecken zu erkennen. Nur befand sich das Monstrum aus Stahl in einwandfreiem Zustand.... Ohne weiter Umschweife verließ der Krieger den Raum wieder. Erleichtert beobachtete er, wie die Tür sich abermals schloss, als er sich einige Schritt weit entfernte. Diese Metallungeheuer gefielen ihm nicht. Und er hatte an die zwei Dutzend Stück gezählt.... |
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06.03.2003, 17:54 | #65 | |||||
Tak Beiträge: 3.270 |
Einem Schatten gleich bewegte sich Tak zwischen den Regalreihen hindurch, leise hallten seine Schritte auf dem marmornen Boden wieder. Das Licht der Lampen spiegelte sich auf den Klingen seines Speeres wieder, mit gleichgültigem Gesichtsausdruck überprüfte der Gildenlose die Aufschriften auf den Buchrücken. Diese Bibliothek war einfach unglaublich... Unvermittelt blieb der Waldläufer stehen. Die Rüstung des Paladins glänzte matt im spärlichen Licht. Der Paladin, Arson, das einzige störende Element auf dieser Reise... Tak kniff die Augen zusammen. Die Bibliothek. Der Paladin. Rothenberg. Das war, das war der Grund, warum Arson mitgekommen war. Diese Bibliothek. Der gewaltige Wissensschatz, der hier lagerte. Wissen, dass der Kirche Innos ohne Zweifel ein Dorn im Auge sein konnte, Wissen, dass ihre Behauptungen in Frage stellen und ihre Autorität untergraben konnte... Das konnte ein Paladin natürlich nicht zulassen. Dieses ketzerische Archiv musste vernichtet werden. Unbedingt. Und scheinbar hatte Arson sogar einen Plan dafür... Verborgen im Dunkel beobachtete Tak die Bewegungen und Handlungen des jungen Kriegers. Er schien nach etwas zu suchen. Nach irgend einem Zimmer. Er ging nicht einfach so durch die Gegend und betrachtete aus reinem Interesse Raum für Raum, nein, dafür war er viel zu zielstrebig. Irgendwann hatte Arson wohl gefnden was er suchte, er betrat eines der Zimmer. Tak trat vorsichtig einen Schritt nach vorn und erhaschte einen Blick in jenen Raum, viel war von hier aus nicht zu erkennen, nur dass es sich um eine Art Alchemielabor zu handeln schien. Der Paladin machte sich an dem großen Experimentiertisch in der Mitte des Raumes zu schaffen. Scheinbar nach irgend einem Rezept schüttete er verschiedene Mixturen zusammen, Tak bezweifelte, dass Arson wusste, was er da überhaupt zusammenmischte. Wie er den Innoskrieger kannte, bestand Alchemie für ihn aus lauter lustigen bunten Flüssigkeiten die witzige Effekte bewirken konnten. Irgendwann hatte Arson dann wohl das was er wollte und kam mit festen Schritten, so, als wollte er sich durch seinen Gang selbst in seinem Glauben bestärken und von der Richtigkeit seines Tuns überzeugen, aus dem Labor heraus. Tak verschwand wieder in seiner dunklen Ecke und beobachtete weiter. Als nächstes begann der Paladin mit seiner Magie herumzumachen, ein hell leuchtender Ball magischer Energie erschien über seiner Handfläche, spiegelte sich in seiner blank polierten Rüstung. Mit leeren Augen starrte Arson in das Labor vor ihm, anscheinen lag dort das Ziel seines Zaubers... Doch er zögerte. Obwohl er äußerlich ruhig wirkte, so war doch unscher zu erkennen, dass es hinter seiner Stirn arbeitete. Zweifel fraßen sich wohl durch seine Hirnwindungen, nagten an seinen innosgefälligen Überzeugungen und rangen mit seiner Loyalität zu seinem Gott. Auch wenn Tak nicht wusste, was genau der Paladin bezweckte, so war es doch ziemlich klar, dass es den Untergang der Bibliothelk bedeuten würde. Wenn nicht gar den Untergang der Insel... Und der Zauber erlosch, verpuffte in einem hellen Lichtblitz. Arson schien empört über sich selbst zu sein ob dieser Handlung, und doch war er erst einmal zufrieden damit. Er ging erneut in das Labor, Tak beobachtete, wie er den Inhalt einer auf dem Tisch stehenden bauchigen Flasche in seinen Wasserschlauch füllte. Anschließend kam er mit ausdrucksloser Miene wieder heraus, um eine Ziellose Wanderung durch die endlosen Bücherreihen zu beginnen... Tak lächelte böse. Was für ein Narr dieser Junge doch war. Hatte seine einzige Chance, sein Ziel zu erreichen, verspielt. Eine zweite würde er nicht mehr bekommen, dafür würde der Waldläufer schon sorgen, hier und jetzt. Eine dunkle Gestalt löste sich aus dem Schatten und folgte Arson mit etwas Abstand. Der lange Umhang glitt hinter Tak her wie ein Mantel aus Dunkelheit, bedrohlich schimmerten die messerscharfen Klingen der Harpyenfeder im dämmrigen Licht der Bibliothek. Arson hatte sich zwar das erste Mal entschieden, gegen seinen Befehl zu handeln, aber die Zweifel würden ihn zerfressen und an ihm nagen, bis er schließlich doch tat was ihm aufgetragen worden war. Was sollte er auch anderes tun? Nach Khorinis zurückkehren, ohne seinen innosgefälligen Auftrag erfüllt zu haben, obwohl er die Chance dazu gehabt hätte? Er würde sein Gesicht verlieren vor seinen Ordensbrüdern und vor sich selbst. Also würde er tun wie ihm geheißen. Und das konnte Tak nicht zulassen. Der Gildenlose beschleunigte seine Schritte und holte auf, Arson drehte sich um. Mit einem schmalen Lächeln im Gesicht blieb Tak stehen und fingerte an den Halterungen seines Umhangs herum, kurze Zeit später rutschte dieser leise raschelnd zu Boden. "Paladin, es ist Zeit. Hier trennen sich unsere Wege. Ich weiß nicht, wohin meiner mich führen wird, doch deiner wird in Kürze direkt bei Innos Enden." Mit eiskalten Augen fixierte Tak den jungen Krieger vor ihm, die Harpyenfeder lag locker in seiner Hand. Mit einem schabenden Geräusch glitt das Schwert des Paladins aus der Scheide... |
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06.03.2003, 18:46 | #66 | |||||
Arson Beiträge: 687 |
Langsam wandte Arson seinen Körper. Grüne Augen blitzten zwischen schmalen Augenlidern hervor, musterten den kampfeslustigen Waldläufer mit kühler Gleichgültigkeit. Augenblicke der Stille verstrichen, gefüllt nur mit dem ruhigen Knistern der brennenden Fackeln und dem leisen Nachhall entfernter Stiefelpaare. "Du willst kämpfen, räudiger Dieb?" Tanzender Feuerschein erhellte das Gesicht des Paladins, zeichnete die kantigen Linien seines Antlitzes in heißem Orange und düsterem Schwarz, ließ die unbewegten Züge einer aus Messing gegossenen Totenmaske gleichen. Wuchtige Schulterplatten, schwere Metallhandschuhe und ein dicker Brustpanzer vervollständigten das Bild einer gewaltigen Kreatur aus Eisen und Stahl, straften die kalte, jedoch eindeutig menschliche Stimme scheinbar Lügen. Das Schwert kampfbereit in der rechten Planke haltend nahm der Krieger langsam seinen Rucksack vom Rücken, öffnete die Laschen und schüttete den Inhalt ohne Eile auf den Boden zu seinen Füßen. Gepökeltes Fleisch, Rüstungspolitur, Dörrobst und einige Lederschläuche polterten über den spiegelnden Marmor, kullerten über den Stein, bis sie schließlich an den Regalwänden zu Stillstand kamen. Mit knappen Bewegungen schulterte der Krieger den nun sichtlich entleerten Sack, um sich dann endlich seinem Feind zuzuwenden. Wenigstens schien der Waldläufer einen Funken Anstand zu besitzen und wartete, bis der Paladin seine Vorbereitungen abgeschlossen hatte. Jetzt jedoch nahm auch er seine Kampfposition ein. Bedrohlich funkelte die Waffe des Einzelgängers im flackernden Fackelschein. Arson schloss sein Helmvisier, umfasste den Griff seiner Klinge fester und konzentrierte seinen Geist auf die Kraft der Runen. Schon jetzt konnte er das wilde Pulsieren seines Herzens spüren, fühlte wie das heiße Gefühl der Kampfeslust seinen Körper einer wogenden Springflut gleich durchströmte. "Für Innos!" Ansatzlos sprang der heilige Krieger vor, seine schwer gepanzerten Füße dröhnten über den Marmorboden als er auf seinen Gegner zustürmte, das Schwert dabei seitlich am Körper führend. Mit einem metallischen Kreischen trafen die Klingen der Kontrahenten aufeinander, schickten ihren hohlen Kriegsruf schrill und laut hinaus in die Stille der Bibliothek. Der Kampf begann... |
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06.03.2003, 19:41 | #67 | |||||
Tak Beiträge: 3.270 |
Einem Stahlgolem gleich rannte Arson lärmend auf Tak zu, der Waldläufer beobachtete seinen Gegner mit kühlen, vollkommen gefühllosen Augen. Sein Handeln war bestimmt von eiskalter Berechnung... Das Schwert des Paladins beschrieb einen Bogen durch die Luft, Tak riss seinen Speer nach oben und lenkte den wuchtigen Hieb zur Seite ab. Arson setzte nach und schlug sofort von unten zu, doch auch diesmal scheiterte der Angriff an der Waffe des Waldläufers. Mit einer schnellen Drehung hatte Tak seinen Speer im nächsten Augenblick befreit, die Klinge krachte gegen die Armpanzerung des Paladins, ohne allerdings großen Schaden anzurichten. Dennoch reichte das aus, um Arson dazu zu bewegen, einen Schritt nach hinten zu springen... Tak blieb ruhig stehen und sah seinem Gegner in die Augenschlitze seines Visires. Arsons grüne Augen waren nicht zu erkennen, dennoch war sich der Waldläufer sicher, dass der Innoskrieger seinen Blick nicht weniger kalt erwiederte. "Wer hier räudig ist und ein Verbrecher bestimmt die Siegerseite, junger Paladin. Und ich denke wir wissen beide, wer das sein wird..." Taks Stimme lang seltsam leblos, ohne jegliche Gefühle, so, als wäre er nur eine hirnlose Puppe einer höheren Macht, die durch seinen Mund sprach. Arson erwiederte nichts sondern hob erneut sein Schwert. Wieder ging er zum Angriff über mit dem Kriegsruf der Paladine auf den Lippen. Klirrend krachte Stahl gegen Stahl, mit einer geschmeidigen Bewegung sprang Tak zur Seite, sein Speer wirbelte durch die Luft und Arson riss seine Waffe hoch in Erwartung des Hiebes. Ohne Vorwarnung aber wirbelte Tak herum, einen Herzschlag später traf nicht die Harpyenfeder, sondern der schwere Lederstiefel des Waldläufers auf die Hüfte seines Gegners. Die stählerne Rüstung schepperte, Arson wurde zur Seite gestoßen. Im nächten Augenblick beschrieb der Speer des Gildenlosen einen weit ausholenden Bogen durch die Luft, zwang den Paladin erneut zum Rückzug... Wieder blieb Tak stehen, musterte seinen Gegner kalt. Eine Paladinrüstung bot zwar fast keine Schwachstellen, und doch war sie nicht viel mehr als ein stählerner Sarg. Der Kampfstil des Waldläufers war auf Schnelligkeit und Beweglichkeit ausgelegt, darauf, die Fehler des Feindes gnadenlos auszunutzen. Gegen Harpyen und Orks mochte es nichts besseres geben als eine Paladinrüstung, aber Tak wusste genau, wo die Schwachstellen lagen - genau da, wo er selbst seine Stärken hatte... Ein flüchtiges, dünnes Lächeln, scheinbar nicht viel mehr als eine Einbildung, umspielte die Lippen des Waldläufers. Arson wartete. Wenigstens etwas hatte er gelernt, dass Angriffe ihm nicht viel bringen würden... Tak fasste den Speer mit beiden Händen, einen Augenblick lang ging er in die Hocke, seine Muskeln spannten sich. Dann katapultierte er sich nach vorn, einem flüchtigen Schatten gleich schoss er auf Arson zu, die nach Blut dürstende Klinge seines Speeres stieß vor wie der Kopf einer Kobra. Im leten Moment schlug Arson die Waffe mit seinem eigenen Schwert zur Seite, Tak wirbelte herum, die zweite Klinge krachte gegen die Schulterpanzerung des Paladins. Kreischend glitt die Spitze der Harpyenfeder über den silbrig - blau schimmernden Stahl der Paladinrüstung hinweg und bohrte sich in den kleinen Spalt zwischen Brustpanzer und Schulterplatte. Noch immer traf die Klinge jedoch auf Wiederstand in Form eines darunterliegenden Kettenhemdes... Mit einem Ruck riss Tak seine Waffe zurück, als das Schwert des Paladins einen flachen Bogen durch die Luft beschrieb und mit seiner Hüfte zu kollidieren drohte. Der Waldläufer sprang nach vorn, so dass er einen Schritt hinter Arson stand, und stieß seinen Speer nach hinten, allerdings glitt die Waffe an der Rüstung des Innoskriegers ab. Dieser hingegen wirbelte mit fast schon überraschender Schnelligkeit herum und führte einen kraftvollen Hieb gegen den Gildenlosen, dem Tak nur noch entgehen konnte, indem er einen Schritt nach zurücksprang. Im nächsten Augenblick aber erschien eine helle Lichtkugel über der Handfläche des Paladins, Tak ließ sich zur Seite fallen, da schoss der Ball aus magischer Energie schon auf ihn zu. Der heilge Pfeil streifte den Oberarm des Waldläufers, die dunkle Rüstung erhitzte sich an dieser Stelle sofort, doch es reichte nicht aus um eine Verletzung hervorzurufen. Tak rollte sich über die Schulter ab und sprang im nächsten Moment wieder auf die Füße, wobei den Schwung ausnutzte um die Harpyenfeder einmal mehr in einem hohen Bogen gegen seinen Feind zu führen... |
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06.03.2003, 20:52 | #68 | |||||
Superluemmel Beiträge: 3.057 |
Sein Weg führte den Krieger zu einem weiteren Raum, nicht allzu weit entfernt von dem mit der schlafenden Armee. Es schien sich um ein Alchemiezimmer zu handeln, jedenfalls ließen die unzähligen Apperaturen und gläsernen Behälter die sich an den Wänden und den verschiedenen Regalen türmten, darauf schließen. Doch als er sich dem großen Experimentiertisch in der Mitte des Raumes näherte, stutzte Frost. Hier schien jemand gearbeitet zu haben. Prüfend berührte er einen dunklen Fleck auf der Oberfläche des Tisches. Er war noch feucht. Was hatte das zu bedeuten? Rothenberg war mit Sicherheit nicht mehr am Leben. Immerhin hatte er vor mehreren Jahrhunderten gelebt. Solange es ihm nicht gelungen war, ein Elixir zu brauen, das ihm erlaubte, dem Tode für so lange Zeit zu trotzen, waren seine Überreste wahrscheinlich längst zu Asche zerfallen. Den geheimnisvollen Maschinen denen er begegnet war, traute er die Arbeit mit gläsernen Reagenzgläsern kaum zu. Dafür war der Diener einfach zu ungelenk erschienen. Aber wer hatte hier dann etwas zusammengemischt? Blieb eigentlich nur jemand aus der Gruppe. Vielleicht der Don oder Maximus. Den Magiern würde er noch am ehesten ein Interesse an den Künsten der Alchemie zutrauen. Der Paladin und Tak fielen völlig raus, das war einfach unvorstellbar. Tak kümmmerte sich ohnehin um seinen eigenen Kram und Arson war viel zu sehr damit beschäftigt, die Bibliothek nach Hinweisen auf Rothenbergs gar ketzerische Schriften zu durchstöbern. Lächerlich.... Also wird es einer der beiden Schwarzmagier gewesen sein. Wahrscheinlich hatte einer von ihnen ein interessantes Rezept aufgestöbert, und neugierig wie diese Astralfritzen nunmal waren konnte er es einfach nicht abwarten, auszuprobieren was dabei herauskam. War letztendlich wahrscheinlich auch egal. Viel wichtiger waren im Moment die Fläschchen, die sich dicht aneinandergedrängt in einer Nische in der Ecke des Raumes versteckten. Alchemie war schon eine seltsame Wissenschaft. Fast jeder Versuch konnte durch eine andere Farbe des produzierten Stoffes aufwarten. Jedenfalls übten die Tränke eine unwahrscheinliche Anziehung auf den Waffenmeister aus. Neugierig geworden hob er eines nach dem anderem hoch um das Ettikett näher betrachten zu können. Dummerweise hatte der Zahn der Zeit ordentlich zugelangt, nur bei einem konnte er die Aufschrift Feuerfresser entziffern. Trotzdem entschloss er sich schließlich dazu, die Tränke sorgfältig in seinem Gepäck zu verstauen. Rothenberg hatte wahrscheinlich ohnehin keine Verwendung mehr für sie. Leider wollten auch die Pergamentrollen, die er bei weiterer Untersuchung des Raumes zu Tage förderte, keinen Aufschluss darüber geben, um was es sich bei den Elixieren eigentlich handelte. Denn sobald der Krieger das uralte Pergament berührte, verwandelte er sich in einen Haufen feinen Staub. So verließ er nach einiger Zeit den Raum mit einem Schulterzucken und stand ein weiteres Mal in der Bibliothek. Und erstarrte zur Salzsäule. Der unvergleichliche Chorus von Waffengeklirr hallte durch den weitläufigen Saal. Bei den Dreien, was war hier los? Ein lautes Scheppern ließ den Krieger herumfahren. Von seiner Position aus hatte er freie Sicht auf den Eingang der Halle der Stahlgiganten. Nur war die Tür nicht länger geschlossen. Rumpelnd und polternd stampfte eine der riesenhaften Gestalten nach der anderen aus ihrem Gefängnis. Das schwache Glimmen in ihren Augen war einem infernalen Strahlen gewichen, die scharfen Klingen funkelten im Licht der Lampen. Instinktiv ruckte Frosts Hand zum Schwertgriff. Doch offensichtlich waren die stählernen Wächter nicht gekommen, um ihn wegen dem Etwenden der Tränke zu bestrafen. Sobald sie den Raum verlassen hatten, schwärmten sie aus um die parallel verlaufenden Bücherreihen hinunterzudonnern. Das konnte nur eines bedeuten.... Endlich erwachte Frost aus seiner Starre, verfiel augenblicklich in einen rasenden Sprint und hielt direkt auf eine der breiten Säulen zu. Mit einem Satz sprang er an ihr hoch, stemmte sein Bein gegen den abgeschliffenen Granit, verlängerte dadurch seinen Sprung und landete schließlich auf einem der Bücherregale. Der Kurs der Stahlmonstren schien fast genau zur Mitte der Halle zu führen. Glücklicherweise waren die Kerle nicht allzu schnell unterwegs.... Der Boden schien unter ihm nur so hinwegzugfliegen, als Frost mit wehendem Mantel über die Regale hetzte. Schon bald hatte er den Stahlgiganten in der Spalte zu seiner Linken überholt, doch er erlaubte es sich nicht, seinen Schritt zu bremsen. Mehrere Minuten lang rannte er über den hölzernen Untergrund, setzte mit gewagten Sprüngen über die Lücken zwischen den einzelnen Reihen hinweg, als sich der Kampfeslärm mehr zu seiner Seite verlagerte. Dann hatte er die Quelle des Lärms gefunden. Letzten Endes war das eingetreten, mit dem er schon viel früher gerechnet hatte : Tak und Arson versuchten sich gegenseitig zu zerschnetzeln. Gerade eben verfehlte eines der Geschosse des Paladins den Waldtreicher nur um wenige Fingerbreit. Doch schon im nächsten Moment war Tak wieder auf den Beinen und verwandelte die Doppelklingen seines Speeres in einen tödlichen Wirbel, der auf den schwer gepanzerten Innoskrieger zuraste. Dunkelheit manifestierte sich zwischen den Kontrahenten, Stahl blitzte auf, dann wurde Taks Waffe zur Seite geschmettert. Bevor einer der Beiden zu einer weiteren Reaktion fähig war, hatte Frost schon die Hand und die Stimme erhoben. "Ihr verdammten Narren! Eigentlich sollte ich ja abwarten, bis ihr euch gegenseitig die Schädel eingeschlagen habt, doch mein Ehrgefühl verbietet es. Habt ihr doch durch euer kleines Scharmützel ein paar übelgelaunte Gesellen auf den Plan gerufen, die in eben diesen Moment auf dem Weg hierher sind!" Frosts Atem ging schnell und stoßweise, der schnelle Sprint forderte seinen Tribut ein. Dennoch war seine Stimme schneidend wie der Hauch des Gletschers. "Bringt meinetwegen eure Kindereien zu Ende. Doch ich werde schauen, dass ich hier wegkomme." Mit diesen Worten fuhr der Waffenmeister herum, sprang gegen eines der Regale, vollführte einen kompletten Salto rückwärts und landete sicher auf dem gegenüberliegenden. "Don, Maximus! Wir bekommen Gesellschaft! Nichts wie raus hier!" |
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06.03.2003, 23:16 | #69 | |||||
Tak Beiträge: 3.270 |
Tak warf dem Waffenmeister einen kurzen Blick hinterher, bevor er wieder den Paladin fixierte. Der Innoskrieger hob schwer atmend seine Waffe, Tak trat einen Schritt zurück, die Harpyenfeder lag locker in seiner Hand, bereit, jederzeit ihren tödlichen Tanz fortzuführen... Schwere Schritte hallten über den Marmorboden, unterlegt von metallischen Quietschen und dem scharfen Zischen von Dampf. Die Kontrahenten belauerten sich weiterhin, während das Geraüsch näherkam, es klang fast als wenn eine Horde Golems auf dem Weg wäre. Und eigendlich stimmte das ja auch. Langsam, die sich schnell nähernde Gefahr scheinbar ignorierend, ing Tak um den Paladin herum und hob seinem Umhang auf. Ein kurzer Blick zur Seite, noch waren die Verursacher der donnernden Schritte nicht zu sehen. Ohne Arson aus den Augen zu lassen warf sich Tak seinen Mantel über die Schulter und befestigte ihn an seiner Rüstung und schnallte auch seinen Speer wieder an seinem Rücken fest. Wieder ein kurzer Blick zur Seite, und jetzt waren sie zu sehen. Stählerne Giganten, schlimmer als es ein Golem jemals hätte sein können, bogen um die Ecke und hielten nun genau auf diejenigen zu, die die Ruhe der Bibliothek gestört hatten. Ihre linken Arme endeten in langen, ziemlich scharf aussehenden Klingen, unheimliches Feuer füllte ihre Augenhöhlen aus und verwandelte die ausdruckslosen, metallischen Gesichter in höllische Fratzen. Tak grinste. "Verschieben wir das Ganze auf später, Paladin. Ich hab noch einen wichtigen Termin..." Der Waldläufer wirbelte herum, seine Beine knickten kurz ein und im nächsten Augenblick spang er auf eines der Regale. Ohne auf die Bücher und Schriftrollen in selbigem zu achten kletterte der Gildenlose auf die andere Seite und sprang dort wieder herunter. Ein böses Lächeln umspielte seine Lippen. Arson würde sich wohl mit den Wächtern herumschlagen müssen... Der Waldläufer verfiel in einen schnellen Sprint und strebte dem Ausgang entgegen, den scheppernden Geräuschen nach zu urteilen tat Arson auf der anderen Seite des Regals genau das selbe, nur dass die Wächter ihn ziemlich gut im Blick haben mussten. Hmm, die Wächter könnten einem doch eigendlich die ganze Arbeit abnehmen, wenn man ihnen nur ein wenig half... Mit einem Satz klebte Tak schonwieder am regal und hangelte sich schräg an selbigem hoch, um möglichst nicht den Anschluss zu verpassen. Oben auf dem regal angekommen hatte er einen recht guten Blick auf Arson und die Wächter. Der Paladin war derzeit noch schneller - aber das konnte sich ändern... Wie ein dunkler Schatten huschte Tak über das Regal und folgte dem paladin, bis er in einer geeigneten Position stand. Der Gildenlose stieß sich ab, segelte auf Arson zu, noch im Sprung riss er sein Schwert aus der Scheide. Arsons Kopf ruckte herum, doch zu spät erkannte er die Gefahr, Tak kam hinter ihm auf, augenblicklich legte sich der Arm des Gildenlosen um den Hals des Innoskriegers. Den verbleibenden Schwung ausnutzend ließ sich Tak nach hinten fallen, bevor er Arson zur Seite riss. Scheppernd krachte der schwer gerüstete Paladin auf den Marmorboden, Tak wartete nicht und schwang sein Schwert in einem hohen Bogen über seinem Kopf. Klirrend traf die Klinge auf den Helm des Paladins, der ein schmerzerfülltes Grunzen von sich gab... Die donnernden Schritte der Wächter kamen immer näher, höchste Zeit zu verschwinden. Tak ließ von seinem Gegner ab und erklomm erneut das Bücherregal. Arson wälzte sich auf dem Boden herum, als Tak fast oben war bohrte sich ein heiliger Pfeil fauchend in die Pergamente unter ihm, setzte das trockene Material in Brand... Geschmeidig schwang sich Tak über das Regal hinweg, als er auf der anderen Seite aufkam knickten seine Beine ein, um die Wucht des Aufpralls zu kompensieren. Plötzlich bemerkte der Waldläufer eine Bewegung am Rande seines Sichtbereiches, reflexartig warf er sich zur Seite. Keine Sekunde zu früh, zischend fuhr die rasiermesserscharfe Klinge eines Wächters über seinen Kopf hinweg. Der Gildenlose rollte sich über die Schulter ab und sprang auf die Füße, woraufhin er direkt in die stählerne Fratze eines Wächters blicke. Verdammtes Ungetüm, die Dinger waren anscheinend garnicht so dumm wie sie aussahen... Einem silbrigen Blitz gleich zog die schwertartige Klaue des Wächters erneut einen Bogen durch die Luft, der Schlag war zweifellos kraftvoll genug, um einen Menschen glatt zu halbieren. Im letzten Augenblick konnte sich Tak mit einem Salto rückwärts aus der Gefahrenzone bringen, kaum wieder gelandet drehte er sich auf dem Absatz herum und sah zu, dass er wegkam. Hinter ihm setzte sich das metallene Monster zischend in Bewegung, die Schritte hämmerten auf die Marmorplatten und ließen den Boden erzittern... Glücklicherweise war Tak seinem Verfolger in sachen Geschwindigkeit um einiges Überlegen und der Abstand vergrößerte sich, während der Waldläufer geradezu die Regalreihen entlangflog. Und fast gegen ein Regal geflogen wäre, dass sich plötzlich vor ihm erhob... Tak spang auf das Regal zu, rannte es geradewegs hoch und hüpfte eine Sekunde später schon wieder auf der anderen Seite herunter. Keuchend blieb der Gildenlose stehen um sich erst einmal neu zu orientieren. Offenbar wechselten die Regalreihen hier ihre Richtung um 90 Grad. sonderbar, diese Abteilung kam ihm nicht bekannt vor... Die donnernden Schritte des Wächters kamen immer näher, hielten auf Tak zu. Sollte er etwa...? Misstrauisch trat der Waldläufer ein paar Schritte von dem Regal, über das er gerade geklettert war, weg. Keine Sekunde zu früh, im nächsten Augenblick erfüllte das Bersten von Holz die Bibliothek, Splitter und Bücher wurden durch die Luft geschleudert, als der Wächter unbeeindruckt von dem Regal seinen Weg gradlinig auf sein Opfer zu fortsetzte. Tak sprang zurück und rannte weiter, der zischende Haufen Stahl blieb ihm jedoch auf den Fersen... Die Regalreihen wurden scheinbar immer ungeordneter, immer öfter musste Tak abbiegen und bald hatte er das Gefühl, in einem Labyrinth oder etwas derartigem verschwunden zu sein. Den Wächter ließ das freilich kalt, er jagte seine Beute unbeeindruckt weiter. Langsam aber sicher geriet Tak aus der Puste, er wusste nicht mehr, wie lange er schon vor dem rasenden Stahlgolem davonlief. Er wusste aber, dass er nicht mehr lange durchhalten würde. Der Lauf des Gildenlosen war immer langsamer geworden, sein Verfolger holte auf... Irgendwann tat sich vor Tak kein weiteres Regal, sondern eine Wand auf, sie war gröber in den Fels gehauen als die anderen Wände, die er bislang in der Bibliothek gesehen hatte. Und auch schlechter beleuchtet. Eine morsch aussehende Holztür war in diese Wand eingelassen, sogar mit Klinke dran, schon wieder etwas ungewöhnliches. Tak bezweifelte zwar das sich hinter dieser Tür der Ausgang befand, aber man konnte ja nie wissen, und nachprüfen konnte nicht schaden, also riss er sie kurzerhand auf... Vor ihm war Schwärze. Alles verschlingende Dunkelheit. Ein gähnender Abgrund tat sich vor den Füßen des Waldläufers auf, ein kreisrund in den Fels gemeißelter Schacht ohne erkennbaren Boden. Tak ruderte mit den Armen, irgendwie wollte sein Körper ohne erfindlichen Grund nach vorn kippen, schließlich stieß er sich mit der Hand von der Wand nach hinten ab. Einem Presslufthammer gleich wummerten die Schritte des Wächters über den Marmorboden, Tak wirbelte herum, seine Augen weiteten sich vor Schreck. Verdammter Abgrund... Gerade noch gelang es dem Waldläufer, sich zu ducken, da zischte die Klinge des Wächters schon über ihn hinweg. Das stählerne Monster bremste jedoch nicht ab sondern wollte Tak jetzt scheinbar einfach über den Haufen rennen, mit voller Wucht prallte der Gigant gegen den neben ihm winzig erscheinden Menschen. Schmerz durchflutete die Nervenbahnen des Gildenlosen, wie eine Puppe wurde er hinfortgeschleudert. Die Welt schien zu verschwimmen, im zeitlupentempo verstrich die Zeit, als Tak über den Marmorboden auf den gähnenden Abgrund hinter der noch offenstehenden Tür zuschlitterte. Dem Gildenlosen schien es, als hätte er alle Zeit der Welt, seinem Schicksal zu entgehen, und doch war es ihm nicht möglich, irgend etwas zu tun, bevor er spürte, wie der Boden unter seinem Körper einfach hinweggezogen wurde... Der Wächter bremste noch immer noch nicht ab, als sein Opfer von der Dunkelheit des Schachtes verschlungen wurde, sondern raste einfach auf den Durchgang zu. Seine breiten Schultern kollidierten krachend mit dem Fels, Gesteinssplitter stoben durch die Luft, die Tür wurde aus den rostigen Angeln gerissen und in den Abgrund geschleudert, dann kippte der Koloss nach vorn und folgte dem Waldläufer in die allumfassende Schwärze... Langsam schüttelte Tak die Starre von sich ab, er fiel, wusste nicht wie lange schon, wunderte sich nur dass er nicht schon durch den Schock abgrkratzt war. Über ihm drang ein Lichtstrahl in den Schacht, die Tür, die verdammte Tür. Das quietschen gequälten Metalls, dann stürzte ein riesiger Schatten auf ihn hinab, zwei Lichter glühten Augen gleich im Kopf des Wächters, fixierten ihr Opfer, mit einer klackenden Bewegung rammte das Monstrum seine stählerne Klaue nach vorn, noch hatte es sein Ziel nicht erreicht... Eine Kette, eine Kette hing von der Decke des Schachtes in dessen Mitte hinab. Decke? Keine zu sehen. Egal, die Kette war da, das zählte und sonst nichts. Tak drehte sich im Fallen streckte seine Arme aus, griff nach der Kette. Der Wächter kam aufgrund seines wesendlich größeren Gewichtes schnell näher seine Klaue zielte auf Tak, wenn er nicht aufpasste würde er in kürze durchbohrt und etwas später unter dem stählernen Giganten zermanscht werden... Seine Fingerstreiften die Kette, leise klirrend entschand sie aus seiner Griffweite. Verzweifelt packte der Waldläufer erneut zu, ein Ruck ging durch seinen Körper, ihm schien es, als würden seine Arme ausgerissen. Fast hätte er wieder losgelassen, aber nur fast. Der Wächter raste an ihm vorbei, sein metallener Körper traf noch den linken Fuß des Gildenlosen, dann verschwand das Ungetüm in der Dunkelheit des scheinbar bodenlosen Loches... Schmerz brandete gegen Taks bewusstsein, wollte ihn in die Finsternis ziehen, sein Griff lockerte sich. Die Kette glitt an seinen Fingern entlang, erneut stürzte er, bis er wieder zupackte. Schmerz... Der Gildenlose presste die Zähne aufeinander, Blut lief aus seinem Mundwinkel, aber er durfte jetzt nicht loslassen. Auf keinen Fall. Tak riss die Augen auf, starrte nach oben. Dort, ein schwacher Lichtfunken, die Tür, die verfluchte Tür. Und dahinter die Bibliothek. Die verfluchte Bibliothek... Ein ohrenbetäubendes Krachen vermittelte plötzlich, dass der Schacht doch nicht bodenlos sein konnte, ein heller Lichtblitz unten, in einem Feuerball viele hundert mehter unter Tak verging der Wächter. Der verfluchte Wächter... Tak zog sich mit letzter Kraft ein Stück an der schwankenden Kette hoch, sein Blick starr auf das schwache Licht weit über ihm gerichtet. Ein Hoffungsschimmer, ein kleiner, ein sehr kleiner... Eigendlich garkeiner. Er konnte die Tür nicht erreichen, dafür waren seine Kraftreserven nicht mehr ausreichend. Da konnte keine Hoffnung etwas dran ändern. Er war tot. Auch wenn er im Moment noch an der Kette baumelte, er hatte verlohren... Fast soetwas wie Trauer stieg in Tak auf, als er sich von dem nutzlosen Hoffnungsschimmer losriss. Hoffung gab es jetzt nicht mehr. Ob Arson überlebt hatte? Hoffendlich nicht, diese verfluchte Drecksau von Paladin hatte es einfach nicht verdient zu leben. Seltsame letzte Gedanken... Ziellos strich der Blick des Waldläufers durch die Dunkelheit, er würde sowieso gleich loslassen, da konnte er sich auch noch den Schacht ansehen. Kam sowieso nicht mehr drauf an. Ein Zischen, ein Ruck ging durch seinen Körper. Fast wäre er abgerutscht, dann ein Luftzug von oben. Wind? Nein, kein Wind. er wurde hochgezogen. Ziemlich schnell sogar. Was hatte das nun schon wieder zu bedeuten? Egal. Vielleicht war da ja doch noch Hoffnung. Erneut fixierte Tak die Tür, den schwachen Schimmer in der Wand. Wenn diese Aufwärtsbewegung nur lange genug anhielt... Wieder ein zischen, wieder ein Ruck, und dann stand die Kette still. Zehn Meter ungefähr waren es noch bis zu Tür, zehn Meter. Das musste er schaffen, musste einfach, eine solche Chance würde er nicht wieder bekommen... Tak grunzte vor Anstrengung, als er sich nach oben zog, sein Atem ging schnell und röchelnd, sein ganzer Körper schrie auf. Aber er konnte jetzt nicht nachgeben, noch war es nicht soweit, noch würde Beliar warten müssen. Eine Ewigkeit schienen diese zehn Meter zu sein - oder wurde der Abstand immer vergrößert, je weiter Tak kam? Nein, der Gildenlose schüttelte energisch den Kopf. Das konnte nicht sein, das war es auch nicht, er war schon näher gekommen, er musste doch nur einmal nach oben gucken... Fast eine Stunde dauerte es, bis Tak hoch genug war, den Sprung zu wagen, doch wenn er vorher noch nicht am Ende seiner Kräfte war - jetzt war er es. Er würde den Sprung nicht schaffen, würde dem Wächter folgen, jetzt enddlich doch sein Schicksal erfüllen, das da besagte, in diesem Schacht zu sterben. Er ließ los, ließ sich fast einfach nur fallen, ungefähr in die Richtung der Tür, dieser verfluchten Tür. Und wieder wurde die zeit zu einem zähen Strom, der unendlich langsam dahinfloss, alles war greifbar für Tak, er konnte alles tun, und doch war er in der Lage zu nichts. Dann krachte sein gepeinigter Körper gegen den Fels, Schmerzen fluteten durch seine Nervenbahnen, doch fast automatisch griffen seine Hände nach oben, klammerten sich am Vorsprung im Gestein fest. Fast automatisch zog Tak sich nach oben, keuchend wie astmatischer Schwarzmagier... Tak saß einfach nur da, an die Wand der Bibliothek gelehnt, seine Augen starrten leer an irgend einen Punkt im Raum. Tatsächlich, er lebte noch. Noch. |
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07.03.2003, 00:52 | #70 | |||||
Don-Esteban Beiträge: 9.734 |
Kampfeslärm schreckte den Magier auf. Was war passiert? Wie lange hatte er hier gesessen. Wie aus einer Trance erwacht, schaute er sich um und entdeckte Stapel von Büchern. Überall Stapel, manche so hoch, wie er groß war. Hatte er sie hier aufgestapelt? Wie lange hatte er hier gesessen, vertieft in diese Bücher? Sie mußten ihn aufgesogen haben, ihn in eine andere Welt, ihre Welt geholt haben. Der Schwarzmagier wußte nicht, wie lange er hier gesessen hatte, und in diesen Büchern gelesen hatte. Doch er hatte dieses Wissen in sich aufgesaugt, wie ein trockener Schwamm Wasser aufsog. Waren es tatsächlich so viele Bücher gewesen? Es schien ihm doch nur ganz kurz gewesen zu sein, daß er sich hier hisnetzte und ein klein wenig in einigen Büchern blätterte. Nach langer Suche war er hier in dieser Abteilung dieser riesigen Bibliothek gelandet. Er war sich nicht sicher, ob diese Ansammlung von Büchern an die Größe der Bibliothek im Kastell herankam. Das lag vor allem daran, daß er nie die gesamte Bibliothek des Kastells kennengelernt hatte. Er erinnerte sich an die beiden Magierbrüder, die in unerforschte Bereiche vorgedrungen waren und dort Bücher entdeckten, die sie fast das Leben gekostet hatten. Der Don war nie dort gewesen, obwohl er doch so viel Zeit in der Bibliothek verbracht hatte. Manche Magier munkelten, daß sie sich in unregelmäßigen Abständen veränderte, umbaute und die Regale selbständig verschob. Es gruselte ihn bei dem Gedanken daran, sich in der Bibliothek zu verlaufen und zu merken, daß man nie wieder hinaus fand. Zu merken, daß kein bekannter Weg existierte, man nicht wußte, wo man war und letztendlich vielleicht nur wenige Regalreihen vom Ausgang entfernt sein Leben verlor, vielleicht noch mit einem interessanten Buch in der Hand, daß einem dann die Dämonen, die die Bibliothek betreuten, aus der erstarrten Hand nahmen, um es wieder irgendwo in Bereichen einzuordnen, wo es nie jemand wiederfand. So war das Buch umsonst gefunden worden, da sein Finder keinem außer Beliar noch davon berichten konnte. Doch diese Bibliothek war anders. Groß, hell und aufgeräumt. So konnte man auch viel besser die gewaltige Größe erkennen, die Regalreihen, die sich schier endlos hinzogen, in einer leichten Krümmung gewölbt, so daß man nie gegen irgendeine Wand schaute, sondern nur immer sah, wie sich Buchrücken an Buchrücken reihte, bis zum Horizont. Verwirrt schaute der Magier auf. Wo war er hier, in welche Abteilung war er hingeraten? Und wie kam er hier wieder raus. Die fremde Schrift konnte er noch immer nicht lesen, doch er hatte zu seiner Überraschung eine komplette Abteilung mit Büchern in Sprachen gefunden, die er beherrschte. Vor allem in der alten Gelehrtensprache geschriebene Werke beherbergte diese Ecke der Bibliothek. Und hier war er auch auf das Wissen gestoßen, das er sich erhofft hatte. War in der Bibliothek des Zirkels nur ansatzweise etwas von der Kraft der Magie in grauer Vorzeit zu erfahren gewesen, so wurde er hier reichlich mit Informationen darüber versorgt. Von den großen Magiern der vorzeit war die Rede, als die meisten Völker noch in Unwissenheit lebte, noch nichts wußten von den Göttern, den Möglichkeiten des menschlichen Geistes, von Kultur. Hier stand es beschrieben, welche unvorstellbare Macht die Magie darstellte, vor vielen tausend Jahren. Mächtige Zauberer machten sich das Land untertan und die mächtigsten von ihnen wagten es sogar, sich mit den Göttern selber im Streit zu befinden. Die Quelle der Magie war damals nicht der Glauben an einen Gott. Nein, die Magie war frei, ungebunden und mußte nur kanalisiert werden. Einige der Menschen damals besaßen die Fähigkeit, diese Magie für ihre Zwecke zu nutzen. Und dies machte sie zu Mächtigen, mächtiger, als jeder König, der heutzutage um sein Land kämpfte und irgendwelche Hofmagier beschäftigte. Diese Magier in grauer Vorzeit entschieden über das Schicksal ganzer Völker. Sie lenkten mit ihren Gedanken und Ideen die Geschichte vor vielen Jahren. Und einige von ihnen verfielen in eine derartige Hybris, daß sie die Götter bekämpften. Es gab viele Götter in dieser dunklen Vorzeit. Große Schlachten auf den magischen Schlachtfeldern wurden ausgetragen, die jahrelang hin- und herwogten. Ganze Landstriche wurden verseucht von schlimmer Kriegsmagie, die die Erde aufstöhnen ließ. Vulkane gaben der gepeinigten Erde die Möglichkeit, ihren Schmerz herauszubrüllen, doch niemand hörte auf sie. Weder die Götter selber, noch die Magier, die gegen sie kämpften. Magische Kreaturen bevölkerten das Land, die See und die Lüfte und kämpften im Namen ihrer Erschaffer um die Vorherrschaft in der Welt. Viele Magier fielen, noch mehr Götter fielen. Denn auch Götter sind sterblich. Ein Geheimnis, das sie gut vor den Menschen verstecken. Denn durch den Glauben der Menschen an sie erhalten sie ihre Kraft, werden mächtig und unsterblich. Götter, die vergessen werden, sterben. Magier legten große Zauber des Vergessens aus, die einzelne Götter schwächten und trieben so einen Keil zwischen die Heerscharen der Göttlichen. Schwächten sie und gewannen so manche Schlacht. Und in ihrem Ruhm wurden sie übermütig, lachten die Götter aus und nannten sie überflüssige Fehler, die getilgt werden mußten, damit alles frei würde von ihrem Willen, Und doch meinten sie nur sich selbst, sie selbst wollten frei werden, frei von der Pflicht gegenüber ihren Erschaffern, frei von den Pflichten der Kinder gegenüber der Eltern. Selber wollten sie herrschen. Die Freiheit sollte nur für sie selber gelten. Neid und Eifersucht war die Triebfeder der alten Magier, die so leidenschaftlich gegen die Götter kämpften. In einer letzten großen Schlacht rafften sich alle Götter zu einer gemeinsamen Armee auf, die die Magier nach hartem Kampf besiegte. Und das Strafgericht war furchtbar. Die Magier wurden alle ohne Ausnahme getötet, ohne Erbarmen wurden sie von der Erde getilgt. Die Sieger hatten keinerlei Mitleid mit ihnen, so sehr sie auch flehten. Bald gab es keine Magier mehr. Und die Magie, die vordem frei und ungerbunden über die erde schwebte, den Äther erfüllte und nur eingeatmet werden brauchte, von jedem, der richtig zu atmen verstand, wurde hinfortgewischt, weg war sie mit einem Male. All die magischen Kreaturen, die für den einen Zweck des Kampfes erdacht worden waren, starben augenblicklich, denn die Magie war ihre Nahrung und ohne sie waren sie nur noch der Staub, aus dem sie einst gemacht worden waren. Und alle Magie wurde von den Göttern eingesammelt und sie banden sie an sich. Und nun, wo die Erde zur Ruhe kam, sich die Menschen entwickelten und erste Staaten entstanden, war die Erde befreit von den mächtigen Magiern der Vorzeit. Doch die Einheit der Götter, die geherrscht hatte, solange sie gemeinsam gegen die Zauberer gekämpft hatten, hielt nicht lange. Jetzt begannen sie, die Menschen zu benutzen, zu manipulieren, wie einst die Magier ihre magischen Kreaturen benutzt hatten, um mit ihnen einen Vorteil zu erzielen. Die Götter versprachen einigen Menschen mehr Macht, wenn sie ihnen zu mehr Ansehen verhalfen, wenn sie den Glauben an einen von ihnen verbreiteten. Und die Menschen, gierig nach Macht, fielen darauf herein. Nahmen willig alle Geschenke, die ihnen dargeboten wurden und wurden - Magier. Doch ach, nur ein schwacher Abglanz der einstigen Macht der Magie blieb ihnen, denn wollten die Götter auch ihre Macht durch die Menschen mehren, so saß doch die Erinnerung an die furchtbaren, fast zur Vernichtung ihrer selbst geführten Kriege zu tief. Und deshalb wagten sie nicht, die wirkliche, starke, mit der Kraft, die Realität zu ändern versehene Magie freizugeben. Diese behielten sie sich vor. Die Menschen bekamen nur einige kleine Bröcken hingeworfen, die sie in ihrer einfalt als wunderbares Geschenk erachteten und so umso williger die Wünsche der jeweiligen Gottheit erfüllten. Unsd so schossen bald überall Tempel für bestimmte Götter aus dem Boden und Priester scharten ihre Anhänger um sich, nur um sie auf die Gläubigen eines anderen Gottes zu hetzen. Und die Götter wußten, daß ihre Saat aufgegangen war. Mit wenig erreichten sie viel. Die Menschen zerfleischen sich seitdem im immerwährenden Kampf um die Vorherrschaft bestimmter Götter. Jetzt war es Gewissheit. Es gab stärkere Magie, als die, die er kannte. Und vielleicht hatte Rothenberg sie gefunden oder wieder herbeigerufen. Hatte er einen Gott bestochen? Oder hatte er einen Weg gefunden, ihn anderweitig zu überreden, den größten Schatz der Götter preiszugeben? Oder war er bei diesem Unterfangen gescheitert? Fragen über Fragen und keine antworten. Der Magier hatte seinen Blick gehoben, um nachzudenken über das, was er mittlerweile wußte. Und dabei drang ihm das Geräusch in die Ohren. Metallisch hallten die Schritte irgendeines Wesens durch die Säle der Bibliothek. die Schritte eines schweren Wesens. Keiner der Gefährten machte solche Geräusche. Alarmiert lauschte der Don. Die Schritte kamen näher. Immer lauter hallten sie wieder von den Regalen, den Wänden, der Decke, ein vielfaches Echo brach sich an allen dafür geeigneten Hindernissen. Schnell raffte er einige Bücher zusammen, die er noch zu lesen gedachte. Weg von hier, das hörte sich nach eibnem Feind an. ein ungutes Gefühl bemächtigte sich seiner und schnell bemerkte er, daß es nicht zu früh gewesen war, daß er seinen Platz verließ. Durch eine Regalwand brach ein Wesen, größer als ein Golem und weder aus Stein, noch Eis oder Feuer war das Material, aus dem sein Körper bestand. Aus Eisen und Stahl war dieses Wesen zusammengebaut. Mechanisch bewegt durch einen inneren Antrieb, dessen Aufbau und Funktionsweise dem Magier verborgen blieb. Schnell machte er sich aus dem Staub, versuchte es zumindest, doch mit den vielen Büchern im Arm war eine schnelle Flucht nicht möglich. Doch konnte er dieses Wissen einfach so seinen Fingern und damit auch seinem Geist entgleiten lassen? Nein! Er mußte es auch so schaffen. Der Verfolger kam näher, schon hörte er das Schnaufen des Mechanismus'. Schnell abgebogen in einen anderen Gang. Hinter ihm splitterte Holz und tausende Seiten Pergament flatterten durch die Luft, regneten langsam nieder wie überdimensionale Schneeflocken. Doch der Magier konnte dieses Schauspiel nicht bewundern. Er mußte schneller rennen. Wenn er doch nur eine Hand frei hätte, um einen Zauber zu sprechen. Zum Teufel mit den Büchern. Schweren Herzens ließ er einige davon hinter sich fallen, um eine Hand freizubekommen. Und kaum waren die Bücher verschwunden, lag auch schon seine Hand auf der Rune, murmelten die Lippen wie von alleine die magichen Worte. Blitzartig kam es ihm in den Sinn. Natürlich, die Sprüche kamen so leicht und waren so mächtig. Er erinnerte sich an die Kämpfe auf dieser Insel. Rothenberg hatte es geschafft, er hatte die Magie der Vorzeit freigesetzt, zumindest hier auf seiner Insel. Wie er es geschafft hatte, würde wohl nie jemand erfahren. Der Feuerdämon, der während dieses Gedankenganges entstanden war, stürzte sich laut brüllend auf den Verfolger des Magiers und hieb seine Pranken in den Stahl. Zischend schmolzen die Panzerplatten des eisernen Verfolgers. Doch der Dämon wurde trotzdem von unbarmherzigen Fäusten gepackt und in hohem Bogen gegen ein Regal geschleudert, daß er dabei in Brand setzte. Der Don war indessen schon weitergelsufen. Der Brand, den sein Dämon verursacht hatte, bemerkte er noch nicht. So war denn die beginnende Vernichtung dieses Archivs auf die Eindringlinge selbst zurückzuführen, die, aufgeschreckt durch die Wächter ihr Heil in der Flucht suchten. Wild flatterte die Robe des Magiers, als er orientierungslos durch die Gänge irrte, auf der Suche nach dem ausgang. Wo war er nur hergekommen? Wieder erinnerte er sich an die Gechichten über die Bibliothek des Kastells, in der Magier nach tagelangem Umherirren verhungert waren. Doch noch war es nicht so weit. Er wußte zwar nicht, wo er sich befand, aber wenigstens veränderte diese Bibliothek nicht ihr Aussehen. Hoffentlich. Obwohl das auch egal war. Die ewig gleichen Regalreihen ließen keinen Unterschied erkennen. War er jetzt kurz vor dem Ausgang oder meilenweit entfernt? Verflixt. Suchend blieb er stehen und raufte sich die Haare, in der einen Hand noch die wenigen Bücher, die er gerettet hatte. Dann ein zufälliger Blick zu einer der Säulen und das Zeichen des Schattenläufers sprang ihm ins Auge. Hier war er schonmal gewesen. Ja, dieser Bereich war bekannt. Schnell nahm er den Weg wieder auf, der ihn hoffentlich zum Ausgang führen würde. Unendlich schien sich die Bibliothek hinzuziehen. Wenn Rothenberg die Magie der Vorzeit wieder erweckt hatte, konnte er vielleicht auch die Realität ändern und die Bibliothek war wirklich unendlich. Einmal in sie eingetreten befand sich der Besucher auf immer in ihr, erreichte nie wieder ihre Grenzen. Ein interessanter Gedanke. Doch was nützte eine Bibliothek, deren Wissen niemand jemals wieder mit sich fortnehmen konnte. Jeder Besucher war ja dann auf ewig in ihr gefangen. Und hätte so auch gar nicht erst hineingehen zu brauchen. Wissen, daß in einer Bibliothek gefangen blieb, war unnütz. Doch diese Gedanken schüttelte der Magier schnell wieder ab. Es mußte einen Ausgang geben, es mußte einfach. Wieder ein zerstörter Bereich, auch hier hatte wohl ein Kampf getobt, wer weiß, wie er ausgegangen war. Regale waren umgeworfen und lose Blätter bedeckten den Boden in einer dicken Schicht, die das Gehen schwierig machte, wenn man nicht ausrutschen wollte. Vielleicht hatten hier ja die Kameraden gestanden und waren dann geflohen vor den Wächtern, geflohen durch den Ausgang. Dann konnte der nicht weit sein. Der Schwarzmagier packte seine Bücher fester und rannte mit neuem Mut weiter. Irgendwo weit hinter ihm kämpfte ein Feuerdämon einen aussichtslosen Kampf, eingehüllt von Flammen und Rauch, die ihn vielleicht an seine Welt erinnerten, doch diesmal nicht aus Lava entstanden, sondern aus Pergament, Holz und Leder. Bald würde das Feuer auch die vorderen Bereiche erreicht haben. |
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07.03.2003, 09:44 | #71 | |||||
Superluemmel Beiträge: 3.057 |
Verdammt, wo waren Tak und der Don? Den Paladin hatte er nach einiger Zeit der Ausgangssuche wieder getroffen. Er schien einen ordentlichen Schlag gegen den Helm abbekommen zu haben, sonst schien es ihm jedoch gut zu gehen. Ob die Beschädigung auf einen der Stahlgiganten oder Tak zurückzuführen war, ließ sich nicht mehr feststellen. War letztendlich auch egal, Frost hatte Besseres zu tun als sich mit Ursachenforschung zu beschäftigen. Keuchend tauchte Maximus hinter einem der Regale auf, blieb vor der Ausgangstür stehen und stützte sich auf seinen Oberschenkeln ab, um zu verschnaufen. Hastig sah sich der Waffenmeister um, konnte jedoch kein Anzeichen von dem Waldläufer oder dem Don entdecken. "Wartet hier, ich bin gleich zurück!" Sprachs und war wenige Augenblicke darauf auf einem der Regale und verschwunden. Von hier oben hatte man gleich eine viel bessere Übersicht. Und einen kleinen Eindruck von der eigentlichen Größe dieser Bibliothek.... Irgendwo in der Ferne kräuselte sich dichter, schwarzer Qualm wie eine düstere Standarte in die Höhe, Flammen tanzten zwischen den Regalreihen und streckten ihre feurigen Finger gierig nach den trockenen Schriften aus. Wenn sich einer der Beiden inmitten dieses Infernos befand, sah Frost im wahrsten Sinne des Wortes schwarz für ihn. Bei der Geschwindigkeit, mit der sich der Brand ausweitete, hätten sie kaum eine Chance zu entkommen. Einige Sekunden lang stand der Krieger regungslos da, starrte traurig auf die durch die durch die Hitze aufgewirbelten und auf dem Rauch reitenden Buchseiten. All das Wissen, verdammt durch den Feuertod von dieser Welt zu schwinden. Der Paladin wird hochzufrieden sein.... Gewaltsam riss sich der Waffenmeister von dem Anblick der sterbenden Bibliothek los und lief mit weiten Sprüngen über die Regalreihen. Er musste seine Gefährten finden. So gesehen hatte der Brand sogar etwas Gutes an sich. Immerhin bildete er einen guten Orientierungspunkt. Das unheilverkündende Stampfen metallener Füße auf Marmor lenkte Frosts Schritte mehr zu der Seitenwand der Halle. Da, hinter einem der Bücherschränke spiegelte sich flackernder Feuerschein auf glattem Metall. Ein gewagter Sprung ließ den Krieger die Distanz bis zu dem Regal überbrücken, kräftig drückte er sich von dem hölzernen Untergrund weg, wirbelte als schwarzer Schatten durch die Luft und ging beim Landen tief in die Knie, um die Fallhöhe auszugleichen. Tatsächlich, neben einer gesplitterten Holztür die in einen nachtschwarzen Schlund führte, war sein ehemaliger Schüler an der Wand zusammengesunken. Und direkt vor dem Waffenmeister stampfte eine Lawine aus Stahl auf ihn zu. "Hier kommst du nicht vorbei." Frosts Hand lag auf dem Heft seines Schwertes, ohne aufzustehen begegnete er dem Sturmlauf des anrückenden Feindes. Dröhnend schepperte Metall, zischend entließen schmale Schlitze weißen Dampf, blitzend schoss die lange Klinge dse Wächters nach vorne - und zerteilte leere Luft. Der Krieger schnellte zur Seite, riss in derselben Bewegung das Schwert aus der Scheide und rammte es dem Stahlkoloss in den Leib. Er hätte genauso gut auf eine Wand eindreschen können. Der Eisbrecher wurde wuchtig zurückgeschleudert, beinahe wäre er Frost aus der Hand geprellt worden. Verdammt, was sollte man gegen einen Berg aus Stahl ausrichten? Trotz der Zweifel sprang der Gildenlose zurück, brachte das Schwert zurück in Angriffsposition und erwartete den nächsten Angriff. Sirrend durchschnitt die Wächterklinge die Luft, raste in einem silbernen Halbkreis auf seinen Hals zu. Frost entkam dem Hieb, indem er sich hastig wegduckte, schlug abermals zu, jedoch eher um seinen Gegner auf eine eventuelle Schwachstelle abzutasten. Doch er hatte nicht mit der Schnelligkeit des metallenen Monsters gerechnet. Seine Pranke schnellte nach vorne, gerade noch rechtzeitig brachte Frost seine Hand zwischen die seines Feindes und seiner Kehle. Dennoch legte sich die stählerne Klaue unbarmherzig um seinen Hals, drückte mit der Kraft einer Lawine seine Luftröhre zusammen. Hätte er seine Hand nicht mehr dazwischengeschoben, wäre er wohl schon tot. Nicht, dass das jetzt noch einen großen Unterschied machte. Röchelnd schnappte der Waffenmeister nach Luft, versuchte sich mit aller Kraft aus der tödlichen Umklammerung zu winden. Seine Hand gab ein beunruhigendes Knirschen von sich, stechender Schmerz peinigte seine Gehirnwindungen. Frost konnte schon fast selbst sehen, wie er blau anlief. Pfeifend kämpfte seine Lunge um den kostbaren Sauerstoff, Ringe aus Feuer tanzten vor Frosts Augen auf und ab. Seine Finger verkrampften sich in stiller Qual, eine Woge aus Zorn schlug über ihm zusammen als er die Auswegslosigkeit dieses Kampfes erkannte. Gegen diese übermenschliche Kraft konnte er nichts ausrichten. Dieser Gegner kannte kein Erbarmen, keinen Schmerz und wahrscheinlich auch keine Erschöpfung. Und er brauchte keine Luft. Noch einmal bäumte sich Frost in dem Griff des Stahlgiganten auf. Der Eisbrecher kam in einer schillernden Bahn hoch. Vielleicht hatte er eine Schwachstelle in der Konstruktion entdeckt.... Krachend traf Stahl auf Stahl, funkensprühend bahnte sich die rasiermesserscharfe Klinge aus Ironia durch die metallenen Nervenbahnen des Wächters. Auf einmal konnte Frost wieder atmen. Nach Luft schnappend taumelte der Waffenmeister nach hinten, scheppernd landete die abgetrennte Hand des Metallmonsters auf dem Marmorboden. Während der Krieger röchelnd um weiteren Sauerstoff rang, schien der Verlust seiner Hand den Wächter nicht weiter zu stören. zu spät registrierte Frost die Gefahr. Etwas traf ihn mit der Wucht eines Dampfhammers in die Seite, presste ihm abermals die Luft aus den Lungen und warf ihn gegen eines der Regale. Berstend gab das Jahrhunderte alte Holz nach, in einer Lawine aus Büchern und Pergamentrollen kippte der Waffenmeister mitsamt dem Regal nach hinten und landete krachend auf dem Boden. Leuchtende Sterne gaukelten Frost die Illusion eines Nachthimmels vor, die Welt vollführte dazu die passenden Purzelbäume. Verdammt, konnte das denn nie aufhören.... Sichtbar benommen kam Frost mit einer Rückwärtsrolle auf die Beine und schaffte es sogar irgendwie, das Schwert in Richtung des näherwalzenden Gegners zu richten. Ein Kopfschütteln vertrieb den letzten Schwindel, schwer schluckend drängte Frost die bittere Galle zurück und fasste den Eisbrecher mit beiden Händen. Die Gelenke waren die Schwachstelle.... Der einzige wunde Punkt in dieser Metallkonstruktion. Schmale Ritzen an den Stellen, an denen die Panzerplatten aneinander befestigt worden waren. Dort lag der Weg zu ihrem Innenleben verborgen. Der Kampf musste hier und jetzt enden. Noch so einen Angriff überlebte Frost nicht. Zwar schützte ihn seine Rüstung gut vor der eigentlichen Klinge, doch die Wucht die hinter dieser lag, war das wirkliche Problem. Das Ding zerschmetterte ihm noch alle Knochen.... Mit zusammengebissenen Zähnen erwartete Frost den Angriff seines ungleichen Feindes. Der Wächter schien sich nicht darauf beschränken zu wollen, ihn mit seiner Klinge zu zerteilen, er wollte ihn einfach plattwalzen. Bei der Masse kein allzu großes Problem.... Doch Frost war um einiges wendiger als der schwerfällige Brocken Stahl. Eine Seitwärtsrolle brachte ihn aus der unmittelbaren Gefahrenzone und verlieh ihm den nötigen Schwung, um den Eisbrecher wuchtig gegen das Kniegelenk des Wächters zu schmettern. Knirschend fraß sich der Ironiastahl durch stählerne Knochen und blieb schließlich stecken. Der metallene Gigant wankte. Frost schnellte nach vorne, sprang dem Stahlkoloss gegen die Brust und brachte den um seine Balance kämpfenden Riesen zu Fall. Seine Klinge kam frei, augenblicklich sprang Frost zurück um aus der Reichweite der Waffe seines Gegners zu entkommen. Träge versuchte sich der Stahlgigant wieder in die Höhe zu stemmen, doch mit nur einem Klingenarm war das Unternehmen zum Scheitern verurteilt. Gut so, konnte sich Frost also endlich seinem Gefährten zuwenden. "Kommt schon Tak, wir müssen hier weg!" Er wusste nicht, ob der Waldläufer bei Bewusstsein war. Egal, Widerrede wurde ohnehin nicht geduldet. Hastig packte Frost den Gildenlosen und hob ihn auf die Beine. Seinen Gefährten stützend machte sich Frost so schnell wie möglich auf den Rückweg. Zum Glück hatte ihn das harte Leben als Einzelgänger mit einem guten Orientierungssinn gesegnet.... So schaffte es der Waffenmeister nach mehrminütigen und anstrengendem Fußmarsch doch tatsächlich, zum Ausgang zurückzufinden. Von seinen Gefährten war jedoch keine Spur, wahrscheinlich waren sie schon abgezogen, um der Entdeckung durch einen der Wächter zu entgehen. Hallende Schritte ließen den Krieger herumfahren. Das war doch.... Tatsächlich, direkt aus der Richtung des immer weiter um sich greifenden Infernos schritt der Don heran. "Da seid ihr ja endlich!", begrüßte Frost den Schwarzmagier. "Nichts wie raus hier, unsere lieben Freunde haben die Wächter aufgeschreckt!" |
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07.03.2003, 10:59 | #72 | |||||
Tak Beiträge: 3.270 |
War es Einbildung, oder schwankte der Boden unter seinen Füßen tatsächlich? Tak warf einen kurzen Blick auf Frost, im erstem Moment war der Waffenmeister nicht zu sehen, nur eine Ansammlung schillernder Farben. Dann tauchte er aber auf aus diesen Gewurschtel, und Frosts Schritten nach zu urteilen spürte er von irgendwelchen Schwankungen rein garnichts. Also doch Einbildung... Die Ereignisse um ihn herum schienen sich für Tak wie hinter einer Glasscheibe abzuspielen, sichtbar zwar, aber unberührbar. Die schweren Schritte der Wächter drangen zwar noch immer ungedämpft an die Ohren des Waldläufers, doch schienen sie in weiter Ferne zu sein, für ihn ohne Belang. Was geschah, das geschah eben. Fertig. Die Schritte des Gildenlosen waren unsicher, als würde er sich irgendwo auf einem vom Sturm gebeutelten Schiff befinden und nicht in einer Bibliothek, tak versuchte sie möglichst in Frosts Richtung zu lenken, um den waffenmeister nicht aus den Augen zu verlieren. Irgendwann registrierte er am Rande, das der Don dazustieß, aber nun gut, sollte er eben wenn es ihm Spaß machte. Hoffendlich war Arson tot. Arson? Tak blieb stehen. Wie zum Henker kam er jetzt auf Arson? irgendjemand packte ihn am Oberarm und riss ihn nach vorn, Frost scheinbar. Also gut, lief er eben weiter. Wenn Frost so sehr darauf bestand... Aber wenn Arson noch lebte, dann hatte all das sich nicht gelohnt, der Schmerz, der Wächter... Der Abrund... Hass flammte in den sonst so leeren Augen des Waldläufers auf. Arson, dieser verblendete Narr. Die Bibliothek. er wollte die Bibliothek zerstören, all das hier gesammelte Wissen vernichten, dieser verfluchte Paladin. Für Innos. Innos, Gott der Lügen? Fast schien es so. Und Beliar? War Beliar besser? Der Blick des Waldläufers fiel auf den Don. Beliar, Gott der Arroganz? Nein, Beliar war auch nicht besser. All diese Götter, so wertlos wie ihre Untertanen und Diener. Hatten nichts besseres zu tun als sich gegenseitig runterzumachen. Ein Streit, der Opfer kostete, Opfer, die man wohl nie begreifen könnte. So wie diese Bibliothek... Schwarz und drohend kräuselte sich der Rauch unter der Decke der gewaltigen Halle, schlugen die Flammen hoch, schwärzten das Gestein, genährt von Büchern, in denen wahrscheinlich unermessliches Wissen niedergeschrieben stand. All das war verlohren... Zielsicher brachte Frost sie zum Ausgang der Bibliothek, Tak trabte ihm einfach in Gedanken versunken hinterher. Die Schritte der Wächter wurden leiser, verstummten schließlich ganz. Hatten sie die Verfolgung aufgegeben? Oder warteten sie einfach auf den nächsten unvorsichtigen Besucher? Scheißegal. Tak lehte sich gegen die Wand und ließ sich Kraftlos zu Boden sinken. Pfeifend sogen seine Lungen die trockene, abgestandene Luft ein in dem Versuch, die Zellen wieder mit ausreichend Sauerstoff zu versorgen. Seine Nerven sendeten ununterbrochen schmerzhafte Schadensmeldungen an sein Gehirn, da schien so einiges nicht mehr ganz an seinem vorgesehen Platz zu sein... Die Hand des Waldläufers verschwand in seiner Tasche und tastete ein wenig in selbiger herum. Ein paar Bücher, dieser kantige grüne Stein aus der Werkstatt, Verpflegung... Endlich schlossen sich seine Finger um den Hals einer eisernen Flasche, er zog sie mit einem Ruck heraus und schraubte den Deckel ab. Diese Flsche verlieh ihm iregendwie ein Gefühl der sicherheit. Ob es an ihrem Inhalt lag? Es war sein letzter Heiltrank... Der Gildenlose schnupperte kurz an der klebrigen roten Flüssigkeit, warum auch immer. Sie roch unangenehm, um nicht zu sagen sie stank, und Tak wusste - es schmeckte auch nicht besser. trotzdem, die Wirkung war das wichtige. Aber sollte er sie wirklich schon jetzt leeren? Wer konnte schon wissen, was für Gefahren noc - Schnauze! Ohne weiter nachzudenken setzte Tak den Behälter an seine Lippen und ließ den Inhalt seine trockene Kehle hinabrinnen. Es schmeckte bitter und gleichzeitig süß, kurz, einfach wiederlich. Er musste sich anstrengen, das Zeug nicht sofort wieder auszuspucken, aber spätestens als das wohlige Kribbeln seinen Körper erfasste und mit einer wärmenden Hülle überzog, war auch diese Gefahr überwunden. Noch immer ziemlich schnell atmend kämpfte sich Tak auf die Füße, eine Sekunde lang schlug die Welt vor seinen Augen noch Purzelbäume und der Boden unter ihm waberte unkontrolliert herum, dann aber festigte sich seine Umgebung. Alles wurde klar, schien klarer als jemals zuvor, mit einer gleichgültigen Bewegung ließ Tak die Flsche zurück in seine Tasche gleiten. "Und, wie geht's weiter?" fragte er Frost in einem Tonfall, als wären sie gerade auf einem sonnigen Nachmittag in einem grünen Park voller zwitschernder Vögel unterwegs... |
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07.03.2003, 18:19 | #73 | |||||
Arson Beiträge: 687 |
Knirschend und knarzend taumelte der stählerne Gigant zurück, suchte mit wild rudernden Armstümpfen nach Halt in der leckenden Flammenhölle der Bibliothek. Gleißende Funken sprühten aus den klaffenden Rissen auf der Brust- und Bauchseite des Monstrums, dicke Qualmschwaden entstiegen der Schwärze des mechanischen Körpers, vereinigten sich mit den beißenden Rußschwaden der überall wütenden Feuersbrünste. Langsam kippte der gewaltige Leib nach hinten, krachte donnernd auf den polierten Marmorboden, wirbelte bleiche Wolken aus zermalmten Gestein und gesplitterten Metallstücken durch die Luft. Ein letztes Zischen, dann lag der Koloss still. Durch den dichten Rauchschleier kam der Paladin gelaufen. Verbeulter Stahl reihte sich an blutiges Leder, umschloss einen vor Wut und Anstrengung zitternden Körper. Grüne Pupillen blitzten unter dem hochgeschobenen Helmvisier, roter Lebenssaft sickerte zwischen den Furchen des zu einer starren Grimasse verzogenen Männergesichts hindurch, sammelte sich knapp unterhalb der Brünne, um dann in perlenden Tropfen auf den Brustpanzer des Kriegers zu tropfen. "Waldläufer! Wo bist du!" Dumpf und dunkel hallte die rauhe Stimme des Paladins durch die brennende Apokalypse der Bibliothek, verlor sich in der brüllenden Stimme des allgegenwärtigen Feuers. Nichts geschah. Angewidert spuckte Arson auf den reglosen Kadaver des Stahlkolosses, setzte sich dann erneut in Bewegung. "Stell dich, Waldläufer!" Weiter ging die Reise durch eine schwarze Landschaft aus heißer Asche, schwelendem Holz und knisternden Flammen. Der Krieger sprang über zerstörte Regale, duckte sich unter Säulenfragmenten hindurch und wich den sprühenden Funken zusammenbrechender Büchertürme aus. Bei Innos, wo war diese kleine Ratte? Er würde ihn finden, egal in welchem Loch er sich versteckte. Dann würde er bezahlen für die hinterhältige Attacken und ketzerischen Bemerkungen. Die Zeit war gekommen, die Masken fallen zu lassen. Arson brach gerade durch einen weiteren Berg brennender Bretterkonstruktionen, als er eine kleine Gruppe schwarzer Gestalten in der Nähe der Bibliothekswände entdeckte. Menschliche Gestalten. Zornerfüllt stapfte der heilige Streiter auf die schemenhaften Wesen zu, ein klirrender Berg aus schwitzendem Fleisch und schmutzigem Stahl. "Waldläufer!" Eine gekrümmte Gestalt drehte langsam den Kopf, starrte mit leerem Blick auf den heransausenden Dampfhammer in Menschengestalt. Gepanzerte Fäuste trafen den gepeinigten Körper des schwarzgekleideten Kämpfers, hoben ihn mit brüllender Kraft von den Füßen, warfen ihn gegen die nahe Marmorwand. Scharfe Steinfragmente spritzten aus den splitternden Kacheln als der erschlaffende Leib des todgeweihten Ketzers mit ihnen kollidierte. Arson war ausser sich. Schwer atmend ging er auf sein noch immer entkräftetes Opfer zu, jeden Muskel, jede Faser seiner Glieder war bis aufs Äußerste gespannt. Alles vernichtender Zorn durchflutete ihn wie die apokalyptische Feuersbrunst die Bibliothek erfüllte. "Wie hatte ich nur zweifeln können..." Die Worte des Paladins kamen gepresst, die Kiefer des heiligen Streiters arbeiteten als er sich vor seinem hilflosen Opfer aufbaute. Sein Schwert blitzte bedrohlich im zuckenden Schein des Feuers. "Du wolltest mich vor meinen Schöpfer bringen...jetzt soll sein Zorn dich richten...fahr zur Hölle!" Kraftvoll stieß Arson die scharfe Klinge nach vorn.... |
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07.03.2003, 19:22 | #74 | |||||
Superluemmel Beiträge: 3.057 |
Ein silberner Blitz durchzuckte die Luft, einen Wimpernschlag später wurde dem Paladin die Waffe aus der Hand geprellt. Klirrend prallte das Schwert auf den Fliesen auf und blieb liegen. Noch bevor jemand überhaupt wusste was geschah, packte Frost den Arm des Innoskriegers, verdrehte ihn unsanft nach hinten und zwang den Rasenden gegen die Wand. Gleichzeitig nagelte die Breitseite des Eisbrechers Taks Kehle an die Wand. "Es reicht!" Frosts Stimme hallte wie Donnerhall von den Wänden wieder, aus glühenden Augen funkelte er die beiden Streithähne an. "Gut zwei Dutzend Probleme sind hinter uns her, und ihr habt nichts Besseres zu tun, als euch gegenseitig die Schädel einzuschlagen! Wenn einer von euch vorhat, jemals wieder das Tageslicht zu erblicken, dann sollte er sich verdammt nochmal zusammenreißen! Ich habe mir geschworen, diese Insel vollständig wieder zu verlassen und wenn mich jemand daran hindern sollte, diesen Schwur zu erfüllen, reiße ich ihm persönlich die Seele aus dem Leib!" Nachdem seine Wut etwas abgeklungen war, lockerte Frost seinen Griff etwas. "Ich werde diese Insel nicht verlassen, bevor ich die Schmiede gefunden habe. Stellt euch mir in den Weg und ihr werdet eure Ahnen früher sehen, als euch lieb ist." Mit einem Knurren ließ der Waffenmeister die beiden Kontrahenten los und seine Klinge in seiner Scheide verschwinden. Dann half er Tak aufzustehen, indem er ihn am Kragen packte und auf die Beine zog. "Haltet euch von dem Paladin fern, ich brauche ihn noch." Seine Stimme war kaum lauter als ein Atemzug. Nachdem er den Waldläufer mit einem durchdringenden Blick bedacht hatte, wandte er sich um und schritt an dem Paladin vorbei. "Ich denke, Sludig wäre nicht sonderlich erfreut, wenn ihr nicht mehr zurückkommen würdet. Dummerweise muss ich eben dafür sorgen. Doch haltet euch zurück, oder ich garantiere für nichts." Es war nicht mehr als ein Windhauch, der Arson streifte als ihn der der Waffenmeister passierte. Hatten sich Frosts Lippen überhaupt bewegt? Der warnende Ausdruck in seinen Augen machte jedoch schnell klar, dass es sich um keine Illusion gehandelt haben konnte. Schnellen Schrittes führte der Gildenlose die Gruppe tiefer in den Berg hinein, weg von dem in der Bibliothek wütenden Inferno. Der Lichtfänger wies ihm mit seinen leuchtenden Strahlenfingern den Weg. Nach einer guten Stunde des schweigsamen Dahinwanderns versperrte ein gigantisches Tor den Gefährten das Weiterkommen. Die Torflügel ragten mehr als fünf Schritt weit in die Höhe, ineinander verschnörkelte Runen verzierten die ausladenden Flächen. In der Mitte jedes Flügels war eine stilisierte Flamme eingelassen. War das der Zugang zum eigentlichen Herzen des Feuers? Lag hier das langersehnte Ziel verborgen, der Grund für diese ganze Reise? Wartete hier die erhoffte Erlösung oder der sichere Tod? In einem Zustand der stillen Bewunderung strichen Frosts Finger über den kalten Stahl, das vergoldete Relief an den Rändern des Portals. Seltsame Zeichnungen waren zu erkennen. Menschenähnliche Kreaturen, die Metallkesseln entstiegen, ein Vogel, der sich aus einem Berg erhob. Frosts Herz schlug schneller, als er einen Hammer erkannte, der vor einem Amboss prangte. Hinter dieser Pforte musste die Schmiede liegen. Ein fanatischer Glanz stahl sich in Frosts Blick, als er sich gehetzt nach einem Öffnungsmechanismus umsah. Er brauchte nicht lange suchen. In der Seitenwand war ein langer, etwas eingerostet aussehender Hebel eingelassen. Sofort war der Krieger neben ihm und zog ihn mit der Kraft eines Fanatikers nach unten. Begleitet von einem herzzerreißenden Quietschen schwang das Tor nach außen auf. Nur wenige Herzschläge später stand Frost in der dahinterliegenden Halle. Wobei die Bezeichnung "Halle" eigentlich nicht stimmte. Es musste sich um den ehemaligen Vulkankrater handeln, denn dort wo sich die Decke hätte befinden sollen, war schwarzer Sternenhimmel zu erkennen. Dennoch war sie riesig. Eine bis zum Kraterrand reichende, stählerne Trennwand zog sich quer durch die sicherlich Hundert Schritt messende, natürliche Halle. Unzählige Maschinen verteilten sich über den gesamten Raum, ab und zu entließen einige von ihnen zischend Dampf. Ein Gewirr von Rohren zog sich Adern gleich über den Fels, vereinigte sich in der Raummitte zu einem wilden Bündel, das geradewegs in das schwarze Felsgestein hineinführte. Jetzt glaubte Frost den Zweck der Rohre zu begreifen. Der Vulkan musste tief in seinem Inneren noch immer aktiv sein. Rothenberg machte sich die Hitze des flüssigen Magmas zu Nutze, um seine Maschinen zu betreiben und sein Labor zu beheizen. Eine interessante Erfindung. Doch Frost war aus einem anderem Grund hier.... Schon wieder spürte er dieses zornige Kribbeln in seinem Inneren. Der Dämon schien zu spüren, dass er seinem Ziel näherkam. Hastig kniete sich der Waffenmeister hin und kramte in seinem Gepäck herum. Schließlich zog er eine Flasche hervor, öffnete sie hastig und trank sie aus. Dieses Mal konnte er sich nicht auf die Rüstung verlassen, die Wirkung musste reichen, bis das Schwert geschmiedet war. Doch blieb der erwartete Effekt aus. Stattdessen brandete eine unglaubliche Hitzewelle durch seinen Körper, erfüllte den Waffenmeister mit einer wohligen Wärme. Verwirrt drehte er die Flasche herum. Dabei stach ihm ein Ettikett ins Auge.... Ihm war sofort klar, was das bedeutete. Er hatte das Betäubungsgift niemals beschriftet. Aber diese Flasche sah doch ganz genauso aus.... Scheinbar hatte er einen von Rothenbergs Tränken erwischt. Richtig, es war der Feuerfressertrank. Hoffentlich hatte das Zeugs keine negativen Nebenwirkungen.... Er sollte wirklich besser aufpassen. Frosts Finger zitterten leicht, als er dieses Mal die richtige Flasche hervorzog und sie mit einem Zug leerte. Die Wirkung war im wahrsten Sinne des Wortes umwerfend. Als der Krieger wieder klar sehen konnte, lag er mit dem Gesicht auf dem kalten Fels. Ein Kopfschütteln bedeutete seinen Kameraden, dass alles in Ordnung war, dann raffte er sich auf und drang weiter in die Halle vor. An einigen Stellen durchzogen breite Rillen den Hallenboden, riesige Kreissägen ragten zur Hälfte aus ihnen hervor. Offensichtlich hatte Rothenberg diese Geräte dazu benutzt, größere Stahlgebilde zurechtzuschneiden. Ab und zu konnte Frost unter den Metallbergen Teile ausmachen, die an Gliedmaßen eines Menschen erinnerten. Nur waren diese wohl für einen absoluten Giganten vorgesehen, ein einzelner Finger war schon größer als jeder normale Mensch. Offensichtlich war die Halle doch nicht so ganz ohne Dach konstruiert worden. Gigantische Stahlplatten konnten auf Schienen bis zum Rand des Kraters hochgezogen werden, um das Loch abzudecken. Vielleicht gab es ja sogar irgendwo einen Mechanismus.... Dennoch, Frost stand kurz davor, dem Wahnsinn zu verfallen. Nirgends, aber auch absolut nirgends war ein Anzeichen einer Schmiede zu erkennen! Seine letzte Hoffnung galt dem Tor, welches wohl zu einer weiteren Halle auf der anderen Seite der Trennwand führte. Doch gerade als er seine Schritte in Richtung des Tores lenken wollte, verdunkelte ein Schatten den Nachthimmel.... |
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08.03.2003, 05:51 | #75 | |||||
Don-Esteban Beiträge: 9.734 |
Während der langen Wanderung durch die Hallen des Komplexes schweiften die Gedanken des Schwarzmagiers immer wieder ab. Wie konnte das nur geschehen. er, der er immer darauf bedacht war, Wissen zu sammeln und zu mehren, hatte dafür gesorgt, daß diese unschätzbare Kostbarkeit, dieser unglaubliche Wissensschatz verloren gegangen war und noch immer verloren ging. Sicher wütete das Feuer in der Bibliothek noch immer. Und er hatte Schuld. Ein Gefühl der hilfslosigkeit, wie er es nie vorher gekannt hatte, bemächtigte sich des Magiers. Hatte er nicht bisher immer alle nach seinen Wünschen geordnet? War er nicht immer Herr der Lage, Herr über seine Handlungen gewesen? Und nun? Er alleine war schuld, daß alles, was von den abertausenden an Bänden übrig blieb, nur die wenigen Bücher waren, die Tak und er in der Eile hatten retten könne. Ein Witz im Vergleich zur Größe dessen, was die Quelle gewesen war. Warum ein Feuerdämon? Warum gerade ein Feuerdämon? Fiebrig versuchte er, den Grund zu finden, seine eigenen Gedanken zu rekonstruieren, zu erkennen, was ihn dazu bewogen hatte, den Untergang der Wissenssammlung selbst herbeizuführen und immer aufs Neue scheiterte er daran, die Ursache für sein Handeln zu finden. Der Augenblick in seinen Erinnerungen, in dem er an die Rune griff und etwas beschwor, war mit einem dunklen Schleier belegt, den er nur zu gut kannte. Es war die gleiche Art von Schleier, der sich der Erinnerung an die Reise in die Unterwelt bemächtigt hatte, als damals das Kastell in höchster Gefahr war, sich eine seltsame Macht seiner zu bemächtigen versuchte, um es als Fauspfand, als ersten Schritt zu großer Macht verwenden wollte. Heute wußte er kaum noch etwas über seine Erlebnisse damals. Andere hatten ihm erzählt, wie sie ihn gefunden hatten. meditate hatte damals die Suchexpedition geführt, die ihn wieder zurückholte aus Beliars Reich. Selber erinnerte er sich kaum daran. Und genuso war es hier, auch wenn es sich lediglich um einige kurze Augenblicke handelte, die er nun seit Stunden vergeblich zu entschlüsseln versuchte. Was nur hatte ihn dazu getrieben, einen Feuerdämon zu beschwören? Hatte Beliar seine Hand im Spiel. Hatte er oder vielleicht ein anderer der Götter ein Interesse daran, die Bibliothek zu vernichten? Waren die Methoden der Unsterblichen nicht sonst viel diffiziler, unmerklicher? Nein, es mußte eine andere Lösung geben. Vielleicht eine Art Selbstschutz? Aber vor wem? Vor was? Der Dämonenbeschwörer kam nicht weiter mit seinen Gedanken und es machte ihn wahnsinnig, sich im Kreis zu drehen und immer wieder von vorne anzufangen. Stundenlang waren sie nun durch irgendwelche Hallen gewandert und er war dem Ergebnis - im Gegensatz zu Frost, wie er meinte - noch keinen Schritt weiter gekommen. Wenigstens hatte er noch die letzten ungelesenene Bände in der Tasche. Ein kostbarer Schatz. Dessen wollte er sich nicht berauben. Auf keinen Fall. Ob Arson zufrieden war? Der Paladin mußte eine große Genugtuung dabei Empfinden, daß seine Aufgabe so vorzüglich erledigt worden war. Und das dazu noch von genau demjenigen, der dies verhindern wollte. Warum nur bestrafte ihn das Schicksal so? Wollte Beliar nur ein grausames Spiel mit ihm treiben, wollte er, daß er ihn verfluchte, sich von ihm lossagte, nur damit er hinterher gebrochen und um Vergebung winselnd wieder zurück zu ihm kehrte, widerstandslos die Bedingungen des dunklen Gottes entgegennehmend? Oder vielmehr die irgendeines niederen Dämonen. Der Herr der Finsternis sprach nicht mit Menschen. Nie. Er hatte andere Mittel. Oh ja, als willige Diener nahm er sie gerbne, aber wehe, einer sagte sich los von ihm, verriet ihn. Eine Berührung riß den Don aus seinen unnützen Gedanken. Frost zeigte nach oben, wo man durch den Krater des Vulkans den Sternenhimmel sehen konnte. Etwas verdeckte die Sterne wie eine schnell ziehende Wolke. Eine sehr schnell ziehende Wolke. Nur wenige augenblicke dauerte die Unsichtbarkeit durch Verdeckung, dann waren die eben noch verschluckten Sterne wieder zu sehen. "Meint Ihr... " Frost nickte. Ja, jetzt sah man es, die großen Schwingen, die in sich ewig dahinziehenden Bögen den Himmel in ihrer Schwärze verschluckten, der massige Körper, auslaufend in einen langgestreckten Schwanz: Ein Drache. Ein Drache, so riesig, wie ihn die Welt noch nicht gesehen hatte. Oder zumindest wohl keiner der hier Anwesenden. Der Don dachte an die Drachenbegegnung im Minental. Der Feuerdrache war ein kleiner niedlicher Schoßhund gegen das, was eben lautlos über ihren Köpfen hinwegglitt. |
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