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> Rollenspiel [GM] Das Herz des Feuers |
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08.03.2003, 12:22 | #76 | |||||
Arson Beiträge: 687 |
Stumm stand Arson in der Nähe der Eingangstür, ein Streifen Silber inmitten der Schatten der Sternennacht, und musterte das dahingleitende Schuppenmonster mit interessierter Miene. Dies musste der Drache sein, den er schon früher durch das große Aussichtsfenster in Rothenbergs Arbeitszimmer hatte beobachten können, dasselbe Ungetüm, dem Theorwulf und sein Schiff mit großer Wahrscheinlichkeit zum Opfer gefallen waren. Eine feine Nadel des Zorns durchstach die Gedanken des Kriegers. Er hatte den bärbeißigen Kapitän gemocht, ebenso wie er die Fahrt über die Weiten des Meeres genossen hatte. Jetzt befanden sich Schiff und Mensch wohl im übergroßen Magen dieser unheiligen Kreatur der Finsternis. Vielleicht aber hatte... Eine plötzliche starke Windböe riss Arson aus seinen Überlegungen. Instinktiv stemmte er sich gegen die aufgepeitschten Luftmassen, doch anstatt wieder abzuebben wurde der Druck des Windes immer stärker. In kräftigen Stößen brauste die Sturmfaust durch den Krater, wirbelte dabei Massen an Staub, Metall und Gestein durch die Luft. Schützend riss der Paladin die gepanzerte Hand von das Gesicht, spürte nur Augenblicke später die schwachen Einschläge kleiner Fels und Eisenstücke auf seiner Rüstung. Durch fast vollständig geschlossene Augen beobachtete er den gigantischen Berg aus purer Dunkelheit, welcher sich gerade in diesem Moment durch die riesige Vulkanöffnung in den weitläufigen Krater hinabließ. Flappende Lederschwingen sorgten mit ruckartigen Fächerbewegungen für gnadenlose Windböen während mächtige, klauenbewehrte Füße nach dem sicheren Felsgrund tasteten. Wenige Meter über dem Boden hörten die Flügelbewegungen abrupt auf und der Drache ließ sich fallen. Ohrenbetäubende Lärmexplosionen und ein Beben das die Menschen von den Füßen riss war die Folge. Dann kehrte Ruhe ein. Langsam legten sich die tanzenden Staubflocken, sanken herab auf ihr hartes Steinbett, verharrten dort bis der nächste Windstoß sie wieder einmal in die Lüfte emporheben würde. Keuchend stemmte Arson sich wieder auf die Füße. Sand und Asche rieselten aus den Zwischenräumen seiner klirrenden Rüstung als der heilige Streiter seinen Helm zurechtrückte und in Richtung des Kraterzentrums blickte. Inmitten eines Berges aus rostrotem Metall und tristgrauem Gestein saß der Drache, ein archaischer Gigant aus Fleisch, Horn und Knochen, und betrachtete seinen Schatz aus Alteisen mit glühendroten Pupillenschlitzen. Mit einem schleifenden Geräusch zog der Paladin sein Schwert aus der Scheide und sprach aus, was wohl alle Versammelten dachten. "Wenn er es schafft abzuheben, sind wir tot." |
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09.03.2003, 10:40 | #77 | |||||
Superluemmel Beiträge: 3.057 |
Auch Frost hatte sich schnell wieder aufgerappelt und war hinter einem Schrotthaufen in Deckung gegangen. Aus der trügerischen Sicherheit des Metallhaufens beobachtete er den Drachen, wie er seine fledermausartigen Schwingen auf dem Rücken faltete und sich dann auf die Hallenmitte zubewegte. Der Erdboden erbebte in regelmäßigen Abständen unter dem Gewicht des tonnenschweren Ungetüms, ein Chorus aus scheppernden und klirrenden Metallteilchen begleitete den Drachen auf seinem Marsch. Dann ruckte der mächtige Schädel herum, richtete sich genau auf die dunkle Ecke, in der die Abenteurer standen. Die Gefährten hielten den Atem an. Niemand traute sich zu rühren. Zu groß war die Gefahr einer Entdeckung. Ein beunruhigender Gedanke stieg in Frosts Denken auf. Was, wenn die Urzeitbestie über Infravision verfügte? Der Waffenmeister schluckte. Es war schon verblüffend. Nahezu jeder Mensch hatte schon einmal einen Bericht oder eine Erzählung über Drachen gelesen. Doch niemand wusste über die genaueren Eigenschaften dieser Bestien Bescheid. Kein Wunder, Frost konnte sich kaum vorstellen, dass in den letzten Jahrtausenden irgendjemand auf ein derartiges Monstrum gestoßen war.... Die Nüstern des Drachen blähten sich auf, sogen schnaubend die Nachtluft in die überdimensionierten Lungen. Abermals verfluchte Frost die vagen Informationen, die ihm über Drachen bekannt waren. Sollte er sich jetzt schon auf das Gebrabbel des Volks verlassen? Was wusste man schon über diese riesenhaften Echsen? Dass sie Feuer spuckten und Jungfrauen entführten? Nun, zumindest der Part mit dem Feuer traf wohl zu.... Der Gildenlose gestattete sich ein beherztes Aufatmen, als sich der Drachenschädel schließlich wieder abwendete. Hoffentlich hatte sie das Viech wirklich nicht bemerkt. Wenn der Drache ihnen nur Unwissenheit vorgaukelte, waren sie so gut wie tot. Wieder ein wunder Punkt. Man wusste nicht einmal, zu welchen Hinterhältigkeiten diese Biester fähig waren. Die tückisch funkelnden Augen warnten jedenfalls davor, die gigantische Echse als dummes Tier einzustufen. Das scheunentorgroße Maul des Drachen klaffte auf. Schwarze Rauchwolken stiegen zum Nachthimmel auf, dann klappte es wieder zu. Die Hinterbeine der Feuerechse knickten ein, abermals erbebte der Berg als sich der massige Körper auf den Boden bettete. Bei allen Göttern, das Biest war selbst im Liegen noch größer als jedes Haus! Arson hatte wohl Recht. Sobald der Drache sich abermals in die Lüfte erhob, war ihr Todesurteil unterzeichnet. Also mussten die Gefährten dem Drachen entweder einen Flügel abhacken (Welch ein Spaß bei meterdicken Knochen) oder sich nach einer Möglichkeit umsehen, ihn am Abheben zu hindern. Letzteres schien dem Waffenmeister nicht nur leichter, sondern auch um einiges intelligenter. "Seht ihr das Dach?", flüsterte Frost seinen Gefährten zu. "Irgendwo muss es einen Mechanismus geben, um es zu schließen. Ich kann mir kaum vorstellen, dass diese Halle früher schon so aussah. Wahrscheinlich hat der Drache all das Gerümpel etwas zusammengeräumt. Also könnte der Mechanismus unter dem Schrott verborgen liegen. Wir sollten uns aufteilen, dann ist nicht nur die Wahrscheinlichkeit einer Entdeckung geringer." "Und wenn wir entdeckt werden, stirbt vielleicht nicht gleich der ganze Haufen." Doch diesen Teil des Satzes führte Frost nur in Gedanken aus. Wie er sich für solche Gedanken hasste.... Doch seine Zeit als General hatte ihre Kerben in seinem Denken hinterlassen. Es war einfach pervers. Binnen Sekunden schätzte er eine Situation ein und wog gleichzeitig ab, wie er am wenigsten Verluste ertragen würde. Schon seit Jahren versuchte Frost, sich dieses Denken abzugewöhnen. Selbst wenn die Verluste noch so gering waren, es waren immer noch Menschen. Und hier ging es sogar um seine Gefährten. Nein, er würde sie alle von dieser Insel bringen oder gar keinen. Alternativen gab es nicht. Gerade als sich der Krieger auf die Suche machen wollte, verharrte er mitten im Schritt. Verwundert betrachtete er seine Handflächen. "Spürt ihr das auch?", fragte er fasziniert. "Ist das... Magie?" Noch nie zuvor hatte der Waffenmeister ein derartiges Gefühl verspürt. Die Luft schien nur noch aus hauchdünnen Fäden zu bestehen, die unter seiner Berührung zurückwichen und ein Kribbeln durch seinen gesamten Körper sandten. Frost konnte nicht sagen, dass es ein unangenehmes Gefühl war.... Wenn es sich wirklich um frei wandernde Magieströme handeln sollte und selbst er sie spüren konnte, wie gigantisch musste dann die Quelle dieser Ströme sein? Das würde vielleicht erklären, warum sich der Drache hier niedergelassen hatte. Falls es sich um ein magisches Wesen handelte, wurde er von der Quelle der Magie wahrscheinlich unwiderstehlich angezogen. Langsam schloss Frost die Hand, versuchte einige der unsichtbaren Fäden einzufangen und festzuhalten. Eine Woge wohliger Wärme brandete durch seinen Arm, dann erstrahlte seine Hand in einem inneren Licht. Der Krieger beeilte sich, die Fäden wieder loszulassen. Das war unglaublich.... Ein verunsicherter Blick zum Drachen ließ ihn aufatmen. Offensichtlich war sein kleines Experiment unentdeckt geblieben. "Unser Ziel liegt in greifbarer Nähe. Das Einzige was uns von ihm trennt, ist diese Bestie. Egal wie mächtig der Drache sein mag, ich werde mich nicht von ihm aufhalten lassen." Mit diesen Worten huschte der Krieger in geduckter Haltung in die Schatten davon. Sein Puls raste. Monatelang hatte er auf diese Gelegenheit gewartet. Drache hin oder her, hier wartete die Erlösung, dessen war er sich inzwischen sicher. Sie wartete förmlich auf ihre Entdeckung.... |
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10.03.2003, 21:29 | #78 | |||||
Tak Beiträge: 3.270 |
Es war tatsächlich unglaublich. Eine derartige Konzentration magischer Energie, dass diese schon fühlbar war. Man konnte fast glauben die Luft wäre ein feststoff, so real und fassbar war eine der mächtigsten Kräfte der Welt hier an diesem Ort... Fasziniert beobachtete Tak, wie Frosts Hand anfing zu Leuchten, als der Waffenmeister einfach nur in die Luft griff. er versuchte es selbst, und siehe da, es klappte. Wie sollte es auch anders sein? Ein Gefühl unglaublicher Macht überkam den Waldläufer, als könnte er von hier aus mit einem Schnipsen Welten zerstören und erschaffen, einem Gott gleich das Universum kontrollieren und alles mit einem einzigen Wort seinem Willen unterwerfen... Man müsste lernen, diese magische Energie zu kontrollieren, in Form zu bringen. Wer wusste schon, was dann für Taten möglich waren? Doch auch dann gab es Grenzen. Auch wenn die Energieen, die durch den Körper des Waldläufers flossen, sich warm und schützend anfühlten, so war die Magie doch die launischste Kraft im Universum, unaufhaltsam verändernd und manipulierend, und letztendlich würde einer derartigen Ansammlung von Magie nicht einmal der mächtigste Zauberer standhalten können. Man konnte eine solch starke Magie nicht kontrollieren, früher oder später würde man selbst von ihr kontrolliert werden. Und das würde den Tod bedeuten. Oder schlimmeres... Doch nun gab es andere Dinge zu tun, mit der Magie konnte man sich auch noch befassen wenn der Drache tot war. Die Gruppe schwärmte aus, geduckt schlichen die Abenteurer hinter den meterhohen Schrotthaufen entlang, immer darauf bedacht, dem Drachen nicht zu nahe zu kommen. Einem Schatten gleisch huschte Tak über den mit rostigen Metallstücken übersähten Boden und ging hinter einem der zahlreichen Müllhaufen in Deckung. Der Blick des Waldläufers wanderte über das, was dieser Drache sein Heim nannte, die anderen waren nicht zu sehen. Nun ja, bei Frost war das nicht verwunderlich, bei Maximus auch nicht allzu sehr, und selbst der Don dürfte hier keine wirklich großen schwierigkeiten haben. Blieb nur Arson, aber nicht einmal den Paladin konnte Tak entdecken. Vielleicht verschmolz er in seiner Rüstung ja auch mit all dem herumliegenden Schrott. Jedenfalls wäre er dann genau das, wozu Tak eigendlich sämtliche Paladine, besonders aber dieses spezielle Exemplar, zählte: Müll... Tak drängte die wieder aufkeimenden Mordgedanken bei seite, wenn sie dieses Abenteuer überlebten würde er noch genügend Zeit bekommen, Arson zu vernichten. Aber erst einmal war der Drache wichtiger... Das gewaltige Tier saß noch immer inmitten des Kraters und ging seinen Alltagsbeschäftigungen nach, entfernte die Knochen glückloser Drachenjäger zwischen seinen Zähnen, dachte an die nächste Jungfrau die er entführen wollte oder irgend etwas in der Richtung. Prüfend betrachtete Tak die Wand des Kraters, irgendwo musste der Mechanismus zum Schließen des daches ja stecken. Bevor sie den nicht gefunden hatten, konnten sie keinen Kampf wagen... Mit einem Ruck schoss der längliche Kopf des Drachen in die Höhe, bewegte sich nach links und rechts, von einer heimtückischen Intelligenz beseelte Augen ließen ihren Blick prüfend über die Schrotthaufen wandern. Tak erstarrte mitten in der Bewegung zur Salzsäule, fast wagte er nicht mehr zu atmen. Wenn das Biest sie jetzt entdeckt hatte konnte er nur hoffen, dass einer der Anderen den Mechanismus gefunden hatte, er selbst war mit seiner suche noch immer erfolglos gewesen... Schnaubend stieß der Drache eine ziemliche Menge Luft durch seine Nüstern aus, was von etwas Rauch begleitet wurde, noch immer kontrollierte er die Schrotthalde. Allerdings schien er das Gebiet langsam einzugrenzen, irgendwo fünfzig Meter von Tak entfernt. Der Waldläufer überprüfte die Stelle kurz... ...und, war ja klar, da stand Arson herum und tat so als wäre er eine Statue oder einer von Rothenbergs Robotern mit Funktionsstörung. Tak fluchte innerlich, dieser Paladin wurde noch der Grund dafür, dass sie alle hier verreckten. Der Drache hatte den Innoskrieger schon so gut wie bemerkt, lange würde es nicht mehr dauern. Fieberhaft suchte Tak die Wand nach einem Knopf, einem Hebel, einer Pedale, einer klospülung oder irgend etwas anderem schalterartigen ab. Er musste sich beeilen, bald würde es zu spät sein, wenn nicht ein Anderer mehr Erfolg hatte... Die Augen des Drachen richteten sich jetzt endgültig auf Arson, das Monstrum riss das scheunentorgroße Maul auf und stieß ein markerschütterndes Brüllen aus. Tak sprang nach vorne, er brauchte einen Hebel, einen Knopf oder einen rothenbergschen Türmechanismus, jetzt sofort! Der Boden erzitterte, als der Drache sich erstaunlich schnell auf die Hinterbeine aufrichtete, während er durch den Paladin mit einem ganzen Hagel magischer Geschosse eingedeckt wurde. Zischend trafen die ungewöhnlich großen, hell strahlenden Kugeln auf den Bauch des Drachen, ließen die Schuppen schmelzen und verbrannten das darunterliegende Fleisch. Das Tempo, mit dem Arson zaubern konnte, war erstaunlich, musste wohl an der ganzen Magier hier liegen... Dennoch interessierte das den Drachen nicht wirklich. Nachdem er noch einmal gebrüllt und dabei seine Zähne eindrucksvoll zur Schau gestellt hatte, brach endgültig die Hölle los. Aus dem Maul des Ungetüms brach ein wahrer Feuersturm hervor, fegte über den Boden hinweg, schleuderte Teile des rostigen Schrottes hinfort. Beißender, metallischer Gestank kroch Tak in die Nase, der noch immer nach dem Schalter suchte. Arson hatte es jetzt wahrscheinlich erwischt. Gut so... Verdammt, es war nicht gut! Ausgerechnet jetzt hätte man den Paladin vielleicht das erste mal gebrauchen können! Was für eine Ironie, Arson war wohl Schuld daran, dass der Drache aufmerksam geworden war, doch im Kampf wäre er verdammt nützlich gewesen... Sturmartige Windstöße suchten Tak von den Füßen zu reißen, scheppernd wurden leichtere Metallstücken durcheinandergewirbelt. Flappend bewegten sich die gewaltigen Flügel des Drachen auf und ab, um den massigen Leib in die Lüfte zu erheben. Wenn das passierte waren sie verlohren... Tak kämpfte sich durch einen Schrotthaufen, Scheiß auf Tarnung, jetzt zählte nur noch Schnelligkeit, Erfolg oder Misserfolg, Sein oder nicht Sein. Plötzlich brüllte der Drache hinter ihm auf, der waldläufer warf einen Blick zu ihm, und die ursachen waren rasch gefunden - zwei ungewöhnlich große Dämonen (dennoch wirkten sie gegen den Drachen wie Kinderspielzeug) schlugen ihre messerscharfen Krallen in den Rücken des Monstrums. Der Flügelschlag hörte kurzzeitig auf, der Schwanz der mystischen Echse peitschte durch die Luft und zerfetzte zielgenau eine der beschwohrenen Kreaturen. Wutentbrannt schlug der Drache nun auch mit seiner Klaue zu, packte den zweiten Dämon und zerquetschte ihn schlichtweg. Tak wusste nicht, ob Dämonen Knochen hatten, die brechen konnten, aber das war auch unwichtig, denn eine Sekunde später lösten sich die Überreste der magischen Kreatur in wohlgefallen auf... Aber Arson war nicht tot. Wie auch immer der Paladin überlebt hatte, er hatte überlebt, denn schon wieder schlugen die magischen Geschosse in die schuppige Haut des Drachen ein... tak bezwifelte zwar, dass seine Gefährten damit den Drachen besiegen konnten, aber offensichtlich gelang es ihnen, den Aufstieg hinauszuzögern. Wenn jetzt noch der verdammte Mechanismus auftauchen würde wäre alles perfekt...na ja, bis auf die Existenz und Anwesenheit des Drachen natürlich... Scheinbar hatte sich dieser nun entschlossen, Arson außer Acht zu lassen und abzuheben. Erneut fegten Sturmböen über das lager der gewaltigen Echse hinweg, rissen die Kämpfer fast von den Füßen. Dazu gesellten sich bald ziemliche Erschütterungen, als der Drache begann, auf und ab zu springen... Der Wind und die Erschütterungen zu gleich waren etwas zu viel für Tak, obwohl er sich eine Weile recht gut halten konnte wurde der Waldläufer letztenendes von den Füßen gerissen. Unsanft landete er auf den Boden der Tatsachen, seine Hände suchten nach irgend etwas zum festhalten, doch die packten nur Leere. Der Gildenlose wurde wie ein loses Blatt über den Boden gerollte, prallte schließlich unsanft gegen die Wandung des Kraters. Inzwischen war der drache so weit, dass er bald würde aufsteigen können - die im Vergleich mickrigen geschosse des Paladins ignorierte er einfach, obwohl sie auf seine Schwingen trafen konnten sie die ledrigen Flughäute doch nicht durchdringen und ernsthafte Verletzungen hervorrufen... Dann sah Tak ihn endlich, den Hebel. Das musste er sein. Ein normaler hölzerner Hebel mit rostigen Metallringen drauf. knapp einen Meter entfernt und gegen die Windrichtung... Aber er musste hinkommen... Die behandschuhten Finger des Waldläufers krallten sich in einer Rlille fest, die sie in der Wand gefunden hatten, die armmuskeln unter den schwarzen Panzerplatten spannten sich an, versuchten den Körper nach vorn zu ziehen. er rammte die stiefel in den Boden, stämmte sich mit aller Kraft gegen den vom Drachen verursachren wind, versuchte die Erschütterungen zu ignorieren, die das gewaltige Wesen auf dem wohl ein wenig instabilen Boden verursachte. Er streckte die Hand aus, seine Fingerspitzen berührten kurz den Hebel, dann wurde er wieder zurückgedrängt... Der Drache war verdammt nah am Abheben, sein Schwanz zuckte einer Peitsche gleich durch die magiegeschwängerte Luft und sicherte das abheben des Drachen... Endlich... Taks Finger schlossen sich um den Hebel, der Waldläufer zog sich an diesen heran und drückte ihn mit aller Kraft nach unten. Erst tat sich garnichts, dann quietschte es und der schalter knallte ruckartig nach unten... Ein Beben, begleitet von dem Geräusch rasselnder Ketten, ging durch den Raum. Tak sah nach oben, langsam schob sich von den Seiten her eine riesige Kuppel über den Drachenhort. Hoffendlich war sie schnell genug... Der Waldläufer ließ den Hebel Hebel sein und riss die Harpyenfeder aus ihrer Befestigung an seinem Rücken. Dieses war der erste Streich, doch der zweite folgt sogleich... |
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10.03.2003, 23:08 | #79 | |||||
Superluemmel Beiträge: 3.057 |
Nur wenige Schritt von Frost entfernt ging die Welt in Flammen auf. Brüllend wogte eine Feuerwalze auf den Paladin zu seiner Linken zu und trieb eine Woge aus glühend heißer Luft vor sich her. Frosts Lungenflügel begannen zu kreischen, als sie vergeblich versuchten, der dünnen Luft noch etwas Sauerstoff zu entringen. Tanzende Lichter sprangen vor seinen Augen auf und ab, ein deutliches Negativbild der Flammen blockierte einen Teil seines Sichtfeldes. Schillernde Perlen bildeten sich auf dem herumliegenden Stahlrohren, rollten eine silbrige Spur hinterlassend über den metallenen Körper. Binnen Sekunden verwandelte sich blanker Stahl zu Schlacke, massive Eisenteile verformten sich unter der extremen Hitze und bildeten Pfützen aus geschmolzenem Metall. Die Flammen brandeten über den Boden, umschlungen die Schrotthaufen mit ihrer feurigen Umarmung und leckten gierig nach brennbaren Materialien. Rauch kräuselte sich von Frosts Mantel, hastig rollte er sich über den Boden um die Flammen zu ersticken. Verdammt, das Biest hatte sie reingelegt! So schwer es ihm auch fiel, er konnte dem Paladin nicht die Schuld an der Entdeckung zuschieben. Arson hatte tunlichst aufgepasst, sich aus dem Blickfeld der Feuerechse fernzuhalten und sich stets im Schatten der Schrotthaufen zu bewegen. Hoffentlich hatte er diese Flammenhölle irgendwie überlebt. Sonst würde Frost die Folgen für den Tod des Innoskriegers tragen dürfen. Immerhin wusste Sludig von seinem Hass auf die Paladine. Manchmal konnte das Schicksal schon wirklich grausam sein. Dass ausgerechnet Sludig mit nach Khorinis geschickt worden war.... Falls Arson nun nicht mehr zurückkommen sollte, war wohl jegliche Chance, seinen Namen wieder reinzuwaschen dahin. Das hieß, der Waffenmeister musste wohl oder übel Schutzengel spielen.... Zum Glück schienen seine Ängste unberechtigt, denn schon wenige Augenblicke nachdem sich das Inferno ausgetobt hatte, durchzogen erneut Arsons magische Geschosse die Luft mit ihren wabernden Bahnen. Der Krieger erlaubte sich ein Aufatmen. Vielleicht gab es dort oben ja doch noch einen Gott, der ihm freundlich gesinnt war. Und wenn nicht, bisher war er auch noch ganz gut allein zurecht gekommen. Doch seine Glückssträhne schien noch nicht vorbei zu sein. Wenn das so weiterging, fand er wohlmöglich noch zu seinem alten Glauben zurück.... Nein, das war undenkbar. Dennoch, ob durch göttliche Kraft oder das Einschreiten eines seiner Gefährten, das Dach begann sich zu schließen. Der Drache bemerkte die Gefahr im selben Moment, in dem sich die stählerne Abdeckung zu bewegen begann. Die Schwingen flappten hörbar auseinander, peitschten den Boden mit gewaltigen Windböen und entfesselten einen wahren Wirbelsturm. Kleine Schrottteilchen wurden augenblicklich von den Sturmböen erfasst, sprangen klimpernd über den Boden und sammelten sich wie Hagelkörner auf der gegenüberliegenden Hallenwand. Mit dem gesamten Gewicht lehnte sich Frost gegen die plötzlich gegen ihn drückende Wand aus aufgewirbelter Luft, krallte sich verbissen in dem Haufen fest, hinter dem er Schutz gesucht hatte. Ein zornerfülltes Brüllen marterte seine Trommelfelle, als der Drache erkannte, dass er den Wettlauf mit dem Hallendach verlieren würde. Plötzlich erstarb der tosende Sturm. Dem Widerstand beraubt, taumelte der Waffenmeister nach vorne, rettete sich in letzter Sekunde in ein Rad zur Seite. Fauchend entließ der Drache eine weitere Flammenwelle in die Weiten der Halle, doch dieses Mal zielte er auf einen Punkt weit abseits des Kriegers. Verdammt, irgendwie musste man dem Biest doch das Maul stopfen können.... In dem Moment zuckte der lange, mit Hörnern übersäte Schwanz in die Höhe. Zwei Klingen an seinem Ende klappten einer Schere gleich auseinander, dann schnappte er in Frosts Richtung. Die Scherenblätter rasten auf den Krieger zu, zerteilten auf ihrem Weg baumstammdicke Stahlteile wie warme Butter und überschütteten sein Umfeld mit einem wahren Schrapnellhagel. Mit einem Satz stieß sich Frost von einem nahegelegenen Stahlträger ab, schlug einen kompletten Salto rückwärts und packte blindlings zu. Seine Hand bekam eines der Hörner zu fassen, instinktiv krallte er sich an seinem Halt fest und knallte einen Wimpernschlag darauf gegen den nachschießenden Schwanz. Klirrend zersprangen Ketten unter dem Aufprall der tödlichen Scheren, begleitet von einem deutlichen 'Tsching!' schnappten sie zusammen und zogen sich gleich darauf zurück aus den Trümmern. Etwas benommen suchte der Gildenlose nach sichererem Halt, während er seine gleißende Klinge aus ihrer Scheide befreite. Kam es ihm nur so vor, oder erstrahlte der Eisbrecher noch heller als üblich? |
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11.03.2003, 14:50 | #80 | |||||
Arson Beiträge: 687 |
Arsons Geist war frei. Aufgebläht wie ein gigantischer Kugelfisch wallten unsichtbare mentale Finger durch den riesigen Vulkankrater, tasteten sich, getragen von bisher unbekannten magischen Energien durch jede Felsritze, jedes Stück Altmetall, durchwirkten das Material in feinen Zaubernetzen, pulsierende Adern des Lichts, Leben in seiner reinsten, seiner einzig wahren Form. Nie zuvor hatte der Paladin eine solch gewaltige Quelle der Macht gespürt, nichteinmal in seinen wildesten Träumen hätte er es für möglich gehalten, diesen Ort woanders als im unendlichen Himmelreich selbst zu finden. Ob seine Gefährten wohl erkannten, welchen Schatz sie hier gefunden hatten? Schon kurz nach ihrer Ankunft in der Kraterhalle hatte der heilige Krieger damit begonnen, seine Geistesfinger um die sprudelnden Magiefäden zu winden, die diesen Raum einem dichten Gespinst gleich durchdrangen. Getrieben von Neugier und kindlicher Faszination hatte er sich der unbekannten Kraft hingegeben, hatte ihre Natur in sich aufgenommen um sie so besser untersuchen zu können. Während er nur oberflächlich aufmerksam durch die Halle geschlichen war wurde ihm klar, dass die hier wirkende Macht nicht wie zuerst angenommen eine Gabe des Lichts war, doch trotzdem stieß der Paladin auf keinerlei Widerstand, wie es bei Energien der Finsternis der Fall hätte sein müssen. Geradezu begierig schien sie sich mit den Mächten des Streiters zu verbinden, umwarben seine geistigen Fühler mit der Offenheit einer alten, doch geheimnisvollen Freundin. Genau dieser Punkt brachte Arson ins Grübeln. Obwohl er sich problemlos an den bizarren Kräften weiden konnte, so gelang es ihm doch nicht, das komplizierte Muster ihrer Machart zu entschlüsseln, die zahlreichen einzelnen Manafäden aufzudröseln, um sich die vollen Kräfte dieses Ortes zunutze zu machen. Die Versuchung war groß, wurde jedoch durch die plötzliche Entdeckung durch den Drachen vorerst zweitrangig. Der Paladin bemerkte die drohende Gefahr fast zu spät. In dem Moment, als ihm der stechende Blick der glühendroten Augen bewusst wurde, öffnete sich der gigantische Rachen der Bestie auch schon. Arsons Reaktion kam fast ohne einen bewussten Gedanken. Binnen Sekundenbruchteilen verdichtete sich die Luft um den gepanzerten Leib des Paladins, gleißende Energiefäden schlangen sich um Arme, Beine und Brust des Kriegers, verstrickten sich zu einem gülden schimmernden Netz aus reiner Lebenskraft, schirmten ihren Träger somit von der bedrohlichen Außenwelt ab. Keinen Augenblick zu früh, denn schon versank der Krater vor den Augen des Kriegers in einem Meer aus feurigem Rot und Orange. Tosend brandeten die Energien gegen Arsons zusammengekrümmten Leib, fegten brüllend um die gepanzerten Gliedmaßen, leckten heiß und todbringend an der schützenden Energieaura, die der Paladin um sich errichtet hatte. Die Sekunden schienen sich zu Ewigkeiten auszudehnen, qualvolle Unendlichkeiten der Anstrengung verstrichen, beraubten den heiligen Streiter fast seiner gesamten Kraft. Der Feuersturm endete so abrupt wie er begonnen hatte. Noch während das gleißende Licht verebbte hechtete Arson bereits zur Seite, sprang über einen Stapel alter Metallstücke, um sich dann hinter einen mächtigen Stahlklotz zu kauern, blickte keuchend und schwitzend gen Himmel. Über ihm kroch eine enorme Stahlplatte aus verborgenen Öffnungen an der Kraterwand, begann damit den weitläufigen Kessel zu versiegeln. Donnerndes Gebrüll brachte die Schrotthalle zum Beben, dann stapfte der Drache mit weit ausladenden Schritten durch das Altmetall, seine Flügel bewegten die Luft zwei riesigen Sturmsegeln gleich, fegten Stein und Metall wild durch den Krater. Arson erhob sich aus seiner Deckung, seine Hände öffneten sich, entließen gleißende Energiebälle in die Freiheit, warfen sie blitzend und knisternd auf den übermenschlichen Feind. Obwohl dieser seinen Startversuch aufgab, so war dies doch eher dem rumpelnd zugleitenden Stahlschott zu verdanken. Der Paladin fluchte und wischte sich den Schweiß von der Stirn. So kam er nicht weiter. Sekunden der nagenden Unentschlossenheit folgten, dann, plötzlich, beruhigte sich der aufgeregte Atem des Kriegers. Die eben noch zusammengekniffenen Augenlider schlossen sich gänzlich, der erschöpfte Leib wurde entspannt. Arsons Geist, eben noch durch die rasende Attacke des Drachen angespannt zusammengezogen, öffnete sich wieder. Abermals wanden sich mentale Fühler durch die weitläufige Halle, schlangen sich mit der Sicherheit der Erfahrung um die kraftvollen Energieströme des Herzens des Feuers. Das ohrenbetäubende Krachen umherfliegender Stahlplatten, das wütende Gebrüll der Schuppenbestie, dies alles verschwand aus der Wahrnehmung des Paladins, wurde verdeckt von tiefster, allesverschlingender Schwärze. Allein ein einzelner, fein gewebter Manastrang schwebte vor dem geistigen Auge des Kriegers, seine komplizierten Muster so verschlungen und in sich gedreht dass allein ihr Anblick eine wahre Herausforderung darstellte. Trotzdem ließ der junge Diener Innos' sich nicht entmutigen. Vorsichtig näherten sich seine körperlosen Finger dem feingesponnenen Gebilde, ergriffen einzelne Fäden mit höchster Sorgfalt, begannen sie langsam und gewissenhaft voneinander zu trennen. Strang auf Strang entwebten sie das Gebilde, fügten es woanders zu einer bekannten, dem menschlichen Geist zugänglichen Figur wieder zusammen. Schweiß perlte in dicken Tropfen von Arsons Stirn und Nase, die Augenlider flatterten vor Konzentration. Immer weiter fuhr er mit seiner Arbeit fort, getrieben von der Hoffnung auf den rettenden Erfolg. Dann stießen seine Finger auf den ersten Knoten. Behutsam erforschte der Paladin die bizarre Verknüpfung im Gewebe der Macht, versuchte ihn durch gezielte Stiche seiner eigenen mentalen Pinzette zu lösen - vergebens. Das Gebilde saß so fest als wäre es von einem Dämon persönlich in seine Form gebracht worden. Mit seinen verhältnismäßig armseligen Mitteln würde er es nie lösen können. Arson wollte sich schon enttäuscht von seiner Arbeit abwenden, als er der Gegenwart einer weiteren...Kraft... gewahr wurde. Im Gegensatz zu seiner eigenen war diese Macht jedoch von frostiger Kälte, kein tröstendes Licht, sondern dunkelste Finsternis pulsierte in ihren geistigen Adern. Waren die Finger des Paladins weiche Lichtgebilde, so waren die des Andern klauenbewehrte Zapfen aus schwarzem Eis. Ein Schwarzmagier! durchzuckte es Arson. Ja, so musste es sein. Einer der beiden Diener Beliars schien sich ebenfalls der Untersuchung dieser unbekannten Kraftquelle zu widmen, denn schon spürte der junge Krieger die schwarze Energie näherrücken. Einen unendlich kurzen Augenblick lang zuckte sie zurück, schien nun ihrerseits Arsons Präsenz gewahr zu werden, kroch dann jedoch unbeirrt weiter. Ihr Ziel war der komplizierte Gewebestrang. Neue Hoffnung begann den Paladin zu durchströmen. Zu zweit würden sie vielleicht in der Lage sein, den unseligen Knoten zu lösen! Aufgeregt und mit neuer Energie machte auch er sich wieder an dem Energiefaden zu schaffen. Wie er vermutet hatte, ging die Arbeit des Entwirrens nun viel leichter von der Hand, gemeinsam zurrten die dünnen Magiefinger die bizarre Figur auseinander, kalte Eisfinger bohrten sich in die Verschnürungen der Knoten, während gleißende Lichtgestalten sie mit sanfter Gewalt voneinander lösten. In dem Augenblick, in dem die letzten Fäden blitzend nachgaben, glaubte Arson zu explodieren. Binnen Sekundenbruchteilen offenbarte sich ihm die ganze Natur der uralten Macht, blähte seinen Geist zu ungeahnter Größe, füllte ihn mit Kraft jenseits allem was er für möglich gehalten hätte. Jeder Muskel, jeder Nerv vibrierte im wahnsinnigen Gesang der fremden Energien, erglühten in der vollen Göttlichkeit der Mutter Erde selbst. Arsons Augenlider klappten auf und es schien als hätte Frost den für die Seefahrt so wertvollen Lichtfänger entblößt. In diesem Moment war der Paladin nicht mehr das menschliche Wesen, welches er sonst repräsentierte, sondern nichts weiter als ein denkendes Medium, ein kanalisierendes Bewusstsein, körperlos und doch gebunden an die Urwurzeln der Welt. Knisternde Energiespiralen brachten die Luft im direkten Umfeld des heiligen Kriegers zum Kochen, die zahnigen Altmetallteile begannen erst zu schwelen und dann zu glühen, heizten den von Drachenfeuer ohnehin schon brütend warmen Kraterkessel weiter auf. Doch genau wie sich das Licht der Schöpfung selbst um Arsons Leib zu sammeln schien, so spürte er doch die gewaltige Finsternis, die sich irgendwo in seinem Rücken immer weiter verdichtete, eine mächtige Kugel körperloser Kälte, zähflüssiger Bosartigkeit, unendlich dunkel, unendlich mächtig. Die Augen des Paladins richteten sich auf den noch immer tobenden Drachen, einen Augenblick lang traf rötliches Glühen auf weißes Gleißen, dann schoss ein armdicker Energiefinger durch die bebende Kraterhallte, sorgte dafür, dass für die Dauer einiger Sekunden alles in blendender Helligkeit versank. Doch noch bevor die unglaubliche Kraft den Drachenkörper erreichte, durchzuckte ein zweiter, ebenso enormer Energieblitz den Felskessel. Gewoben aus reinster Finsternis stellte er den exakten Gegenpart zur Lichterscheinung des Dieners des Feuergottes dar. Kreischend und fauchend wand sich die Dunkelheit um das Licht, vermengte sich zu einem magischen Paradoxon von beängstigender Stärke. Ein einzelner Gedanke durchschoss Arsons ansonsten völlig aufgelösten Menschengeist. Wie konnte dies möglich sein! Licht und Dunkelheit müssten sich abstoßen zwei gleiche magnetische Pole, sich gegenseitig aufzehren wie Feuer und Wasser! Sie taten es nicht. Die Machtballung, die schließlich im riesigen Leib des Drachen einschlug, war von einer Natur die wohl so schnell kein Mensch würde begreifen können. Die Kraft der Kollison spottete jeder Umschreibung. Der Drache wurde einem federleichten Spielball gleich gegen die viele Meter dicke Felswand geschleudert. Dicke Steinbrocken polterten zu Boden als das Ungetüm gegen den unnachgiebigen Krater krachte. Die Schuppenhaut glühte, die ledrigen Schwingen des Untiers brannten. Beißender Gestank breitete sich aus, getragen von dicken Rußwolken verstopfte er die Atemwege, brachte die menschlichen Abenteurer zum Keuchen. Der Energiestrahl verebbte, der reglose Körper des Monstrums donnerte haltlos zu Boden, verursachte damit ein letztes schwaches beben im Fels. Licht und Schatten zogen sich zurück, die knisternde Spannung der Luft verschwand, zurück blieb eine qualmende Halle so leer von Magie wie eine bis zur Erschöpfung beanspruchte Batterie. Während Arson die Kontrolle über seinen Körper zurückerlangte fragte er sich, wie lange es wohl dauern mochte, bis das Herz des Feuers sich erneut so weit regeneriert hätte, um eine solche Kraft entfesseln zu können. Er wollte gerade über eine Antwort nachdenken, als sein über alle Maßen beanspruchtes Hirn protestierend abschaltete und den Paladin in eine tiefe Zwangsruhe schickte. Der Krieger war bewusstlos bevor sein schwerer Körper scheppernd auf dem Boden aufschlug. |
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11.03.2003, 20:35 | #81 | |||||
Superluemmel Beiträge: 3.057 |
Die Welt hatte sich in einen Strudel aus Licht, Flammen und Schmerzen verwandelt. Bunte Lichter vollführten einen wilden Tanz um den Waffenmeister herum, er wusste weder ob er stand oder lag. Irgendetwas hatte den Drachen getroffen, gerade als sich Frost den wild umherpeitschenden Schwanz hinaufgearbeitet hatte und nach einer Schwachstelle im undurchdringlichen Schuppenpanzer der Urbestie suchte. An diesem Punkt brachen seine Erinnerungen abrupt ab. Eine seltsame Leere legte sich um seinen Geist. Was war passiert? Und wo befand er sich überhaupt? Brennende Schmerzen fraßen sich durch seinen Körper, als er versuchte sich aufzurichten. Der Gestank von versengtem Haar und verbranntem Fleisch hin in der Luft. Wahrscheinlich war er nicht ganz unschuldig an diesem Umstand. Endlich verblasste das irrsinnige Farbenspiel vor seinen Augen. Anscheinend lag er auf dem Rücken, denn über ihm ragte die geschlossene Hallendecke auf. Sein Gleichgewichtssinn musste ganz schön was abbekommen haben, denn noch immer drehte sich die Welt wie ein Karussell um ihn herum. War er ohnmächtig gewesen? Stöhnend quälte sich der Krieger auf die Knie. Rauchschwaden kräuselten sich von seinem Körper, seine Rüstung glühte in einem tiefen Rot, an einigen Stellen war die Panzerung vollständig verdampft. Auch seine Haut hatte sich rötlich gefärbt und war teilweise mit Brandblasen übersät. Kein Wunder, dass er sich fühlte, als ob er bei lebendigen Leibe gebraten worden war. Wahrscheinlich war er das sogar.... In stiller Faszination beobachtete Frost, wie sich ein dichtes, weißes Gespinst in einer Bresche der mattschwarzen Panzerplatten bildete. Bei genauerem Hinsehen konnte er erkennen, dass er sich dort eine klaffende Wunde zugezogen hatte. Eine Erinnerung an die unzähligen Hörner des Drachen? Er wusste es nicht. Wichtig war, dass er noch lebte. Mehr oder weniger. Seinem Zustand und den Schmerzen nach zu schließen, sollte er das zwar nicht mehr, aber jetzt, wo er schon mal zurück unter den Lebenden war, wollte er sich nicht so schnell wieder zurückdrängen lassen. Abermals überkam ihn dieses sanfte Kribbeln, als er für einen Moment die Augen schloss und tief durchatmete. Jetzt fiel es ihm auch auf. Vorhin hatte er nichts mehr von der alles durchdringenden Magie gespürt. Als ob sie durch irgendetwas vollständig aufgebraucht worden war. Hatte das vielleicht mit der plötzlichen Lichtexplosion zu tun? Solange er hier rumsaß, würde er es nicht herausfinden. Zögerlich öffnete er die Augen. Und musste verwundert blinzeln. Zwar glühte seine Rüstung noch immer in einem schwachen Rot, doch hatte sie sich vollständig regeneriert. Gerade eben verschwand der letzte Rest des Gespinstes und hinterließ das gewohnte, lichtverschluckende Hornmaterial. Auf ebenso wundersame Weise waren die Brandblasen verschwunden. Die gerötete Haut schwand immer weiter, erinnerte ihn unwilkürlich an ein Wasserbecken, in dem man den Ausfluss geöffnet hatte. Schon nach wenigen Sekunden war von der verbrannten Stelle nur noch ein kleiner Fleck übrig, nach einem Wimpernschlag war auch dieser verschwunden. Frost konnte geradezu spüren, wie die Magie zurück in den Krater drang. Doch nicht nur er schien sich zu erholen. Ein grollendes Donnern ließ den Berg in seinem Grundgestein erzittern. Sichtbar mitgenommen kämpfte sich der gestürzte Drache auf die Beine, schüttelte knurrend den Schädel und spreizte seine zerfetzten Schwingen. Knapp unter der Schulter klaffte ein sicherlich manngroßes Loch in dem dunklen Schuppenpanzer der gewaltigen Kreatur, feurig glimmte das Fleisch in der Wunde. Der Waffenmeister erstarrte. Auf einmal schien alles so klar. Die rätselhaften Schleier der Vergangenheit hoben sich, grelles Licht vertrieb die Unwissenheit. Warum war nicht schon früher darauf gekommen? Das letzte Stück des Puzzles fügte sich nahtlos in das Gesamtbild ein. Natürlich, es war das Grundgerüst der Elemente. Der Hauer des schwarzen Trolls stand für die Erde, die Federn der Harypien für die Macht der Lüfte. Im ewigen Eis hatten sie den Luzkan niedergezwungen, um dem Gletscher ein Stück seiner Seele zu entreißen. Das Herz des Feuers war nicht der Berg. Es lag im Brustkorb des Drachens verborgen. Sein Ziel lag direkt vor ihm, es wartete nur noch darauf, ergriffen zu werden. Neue Kraft durchflutete Frosts Körper. Der Hoffnungsschimmer ließ ihn alles vergessen. Sein Blick fiel auf die glänzende Klinge des Eisbrechers. Dank seines deutlich größeren Körpers brauchte der Drache etwas mehr Zeit als Frost, um sich neu zurechtzufinden. Der Krieger sprang nach vorne, rollte sich über die Schulter ab und kam mit dem Schwert in der Hand wieder auf die Beine. Jetzt würde sich sein Schicksal entscheiden.... Da waren sie wieder, die schimmernden Astralströme. Durchzogen die Luft wie ein feinmaschiges Netz, machten es unmöglich sie nicht zu berühren. Bläuliche Blitze zuckten über die Ironiaklinge. Verwundert betrachtete Frost das Schauspiel. Der Eisbrecher saugte die Magie geradezu in sich auf. Je intensiver die Klinge in einem inneren Licht erstrahlte, desto schneller jagten die Blitze über den geschliffenen Stahl. Noch nie zuvor hatte Frost eine derartige Kraft gespürt. Die Klinge kanalisierte die Ströme der Magie und nahm sie in sich auf. Doch schienen sie sich unkontrolliert zu entladen, Frost wusste nicht wie er den Astralfluss lenken sollte. Egal, er hatte keine Zeit zu verlieren. Frosts Schulter senkte sich, Entschlossenheit blitzte in seinen Augen, als er den Eisbrecher mit beiden Händen fasste und auf den Drachen zustürmte. Schon trennten ihn nur noch wenige Schritt von der schwarzgepanzerten Bestie aus grauer Vorzeit. Die Klinge in seiner Hand begann in freudiger Erwartung des Zusammentreffens zu vibrieren, gleißende Lichtbahnen traten aus ihrer Spitze hervor und tauchten die Umgebung in ein helles Weiß. Zwei weite Schritte trugen den Waffenmeister über einen Metallhaufen, ein gewaltiger Satz katapultierte ihn in die Höhe. Der Eisbrecher zuckte nach oben, seine Klinge inmitten eines Wirbels aus Blitzen und Lichtlanzen verborgen. In einem grellen Blitz traf die mehrfach gehärtete Schneide auf den Drachenpanzer. Schlagartig entlud sich die aufgestaute Magie, trieb die Klinge durch die steinharten Schuppen und entlud sich im Inneren des geschuppten Leibs. Die Wucht der Entladung schleuderte Frost zurück und ließ ihn haltlos über den Hallenboden schlittern. Keuchend sprang er wieder hoch und wirbelte herum um sich dem Drachen abermals entgegenzustellen. Sein Angriff zeigte Wirkung. Ein breiter Riss zog sich über die Brustpartie der Feuerechse, knisternd zuckten kleinere Blitze über die Ränder der Wunde, letzte Zeugen der verdampften Astralenergie. Mit einem gewaltigen Brüllen schrie der Drache seinen Schmerz in die Welt hinaus. Die riesige Klaue schnellte knapp über dem Boden nach vorne, direkt auf den Krieger zu. Frost wusste, dass jedes Ausweichmanöver sinnlos war. So schlug er ein Rad nach hinten, stieß sich vom Boden ab und wirbelte um die eigene Achse. Kurz darauf traf ihn die Kralle mit der Wucht eines Schmiedehammers in den Rücken und schleuderte ihn gegen einen entfernten Schrotthaufen. Doch mit dem Sprung hatte der Waffenmeister dem Schlag einen Teil seiner Kraft genommen. Zwar hinderte das seinen Körper nicht daran, neue Wellen des Schmerzes durch sein Gehirn zu jagen, aber immerhin lebte er noch. Blut lief aus seinem Mundwinkel, als er sich mit zusammengebissenen Zähnen aufrichtete. Hustend spuckte er den roten Lebenssaft aus und griff nach seiner Waffe. Die Kreatur Beliars war mit den Vorderläufen eingebrochen, ein ganzer Strom aus dunklem Blut strömte aus den tiefen Wunden, die die Gefährten in ihren Leib geschlagen hatten. Die feurigen Augen des Drachens schlossen sich, wahrscheinlich versuchte er, die Kraft des Herzens anzuzapfen um sich zu heilen. Das konnte Frost nicht zulassen. Jeder weitere Angriff wäre Selbstmord gewesen, also musste er sich nach einem anderem Weg umsehen. Und fand ihn in Form einer schmalen Ritze, die unter dem massigen Leib des Drachens entlanglief. Den zugehörigen Hebel brauchte er nicht lange zu suchen. Nur wenige Schritte entfernt von dem überdimensionierten Kreissägenblatt ragte er aus dem Gerümpel. Ein letzter Blick zu dem reglosen Monster, dann rannte der Waffenmeister los. Seine Schritte trugen ihn in Windeseile über den mit Trümmern übersäten Boden, nach wenigen Sekunden hatte er den metallenen Griff erreicht. Seine Hände schlossen sich um den angerosteten Hebel, sein Stiefel scharrte Metallteilchen zur Seite und fand festen Halt. Im selben Augenblick, in dem sich der Hebel knirschend bewegte, schoss eine Flammenlohe aus dem Rachen der Feuerechse und ließ Frost in einem Ozean aus Feuer versinken.... |
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12.03.2003, 08:44 | #82 | |||||
Don-Esteban Beiträge: 9.734 |
Ein furchtbares Kreischen erhob sich, gleichzeitig stieß der Drache eine lodernde Feuerlanze aus, die prasselnd an alles brandete, was sie traf. Auch Frost wurde von ihr eingehüllt. Das Feuer verstummte. Das Kreischen blieb. Und wurde noch lauter. Aus dem Boden der Halle erhob sich eine seltsame Apparatur. Eine kreisrunde Scheibe, besetzt mit messerscharfen Zähnen, die zu rotieren begann und bald so schnell war, daß die einzelnen Zähne nur noch schemenhaft erkennbar waren. Und dann begann sie sich zu bewegen. Jetzt sah man auch die Linien im Boden, die als Führung diente. Zu welchem Zweck auch immer dieses Gerät erdacht wurde, als Rothenberg hier seine Experimente durchführte, jetzt wurde es zu einer hochwillkommenen Waffe im Kampf gegen den Gegner, einem Kampf, der am Anfang einfach lächerlich erschien. Denn wie sollte eine handvoll Menschen gegen diese Ansammlung von Kraft, Intelligenz und Macht über Leben und Tod auch nur den Hauch einer Chance haben? Doch dann war das ungeheuerliche Geschehen. Die Magie des Ortes, die schon auf dem Weg hierher, seit sie die Insel betreten hatten, ungeahnte Möglichkeiten für die Magier unter ihnen offenbahrt hatte, hatte hier ihr Zentrum. Arson war es gewesen, der junge Paladin, der als erster erkannt hatte, welch gewaltiges Potenzial sich hier eröffnete. Wohl weil er noch nicht festgefahren war in den Beschränkungen, die einem Magier in Punkto Magie auferlegt waren. Unbefangen und neugierig war er daran gewgangen, die Magie aufzudröseln und neuzuordnen, so daß er sie benutzen konnte. Und in dem Moment hatte Don-Esteban begriffen. Die Magie hier war frei. Es war der wunderbarste aller Orte. Ja, so mußte es vor ewigen Zeiten überall gewesen sein. Schnell hatte er dem Paladin dabei geholfen, ihm beigestanden, als der sich in den ausufernden Fäden zu verlieren drohte, die durch den Raum waberten. Doch daß er sie zuerst gespürt hatte, noch vor dem Magier selber sprach für seine Begabung. Dem Schwarzmagier war es kein Rätsel, daß sich hier Licht und Dunkelheit vertrugen. Mit der ursprünglichen Magie war es möglich. Es waren noch ganz andere Dinge möglich. Man mußte nur darauf kommen. Keine Trennung und Beschränkung in einzelne, untereinander konkurrierende Bereiche, alles gehörte zusammen, so wie es einst erschaffen worden war. Erst später, als die Kräfte, die als Magie bezeichnet wurden, von einzelnen Göttern für sich reklamiert wurde, geschah eine Aufteilung. Hier war es, als wäre diese Trennung nie geschehen. Als hätte es sie nie gegeben. Ein hohes, aufheulendes Kreischen schreckte den Magier aus seinen Gedanken. Das Sägeblatt oder wie auch immer man dieses überdimensionierte Stück Metall nennen wollte, daß sich mit hoher Geschwindigkeit um sich selbst drehte und dabei quer durch den Raum fegte, hatte den Drachen getroffen, sich in sein Fleisch geschnitten. Blut spritzte in hohem Bogen, Knochenteile flogen hinfort. Der Drache selber saß eingekeilt zwischen zwei Bergen von Eisenteilen. Wegfliegen konnte er nicht, denn seine Schwingen waren durch den Angriff des Paladins und des Magiers zerborsten und verkohlt. Nur traurige Rest, die die einstige Größe seiner Flügel nur noch erahnen ließen, waren übrig geblieben. Und doch hatte er sich nicht instinktiv wie ein Tier bemüht, abzuheben, denn er wußte, das dies für ihn nun unmöglich war. Mit aller Kraft war der Drache zurückgewichen, hatte sich auf seinen blutigen, eingeknickten Läufen rückwärts geschoben, um dem zu entkommen, was er sofort als Gefahr erkannt hatte. Mit Flammenstößen hatte er versucht, sich des unaufhaltsam nähernden Gegners zu entledigen, doch die rotierende Scheibe voller Zähne kam unaufhaltsam näher. Vielleicht wußte er, daß sein Ende nahte, denn plötzlich wurde er still, schloß sie Augen halb und wartete. Er wartete einfach. Kein Brüllen, keine bleckenden Feuerzungen, kein Geräusch aus den Nüstern des Drachen drang an das Ohr des Magiers. Ruhig sah der Drache oder das, was noch von ihm übrig war nach all den Attacken seinem bevorstehenden Ende ins Auge. Unendlich langsam, so schien es dem Beschwörer, bewegte sich die Scheibe auf den Drachen zu. Alle Bewegungen wurden langsamer und langsamer. Die Zeit selbst wurde ganz zähflüssig, Augenblicke dauerten Minuten. Ewig dauerte es, bis das Sägeblatt eine Umdrehung vollführt hatte. Dumpfe Laute, so tief, daß es fast schmerzte, schraubten sich langsam und gründlich durch den Gehörgang. Dann war die Zeit explodiert. Und jetzt fraß sich das Eisen durch den Körper des Drachens. Plötzlich Stille. Die seltsame Waffe war zum Erliegen gekommen, hatte sich womöglich festgefressen. Der Drache schnaufte. Tief in ihm steckte das Sägeblatt. Sein Herz pulsierte, man konnte es sehen, durch die klaffende Wunde. Der Don konnte sich nicht zurückhalten und verließ seinen Standplatz, an dem er bislang atemlos, wie auch alle anderen - was mit Frost war, wußte er nicht - gestanden hatte, um dem Schauspiel zuzuschauen. Jetzt näherte er sich dem Drachen, der drohend wie ein Berg vor ihm aufragte, klein erschien der Mensch neben der Bestie. Fast winzig. Und doch waren sie Sieger geblieben. Vorsichtig näherte er sich von der Seite dem tötlich verwundeten Drachen, der ihn mit seinem tellergroßen Auge anblickte. Stumm stand er daneben und sah ihn sich an, wie er da lag, festgekeilt zwischen Trümmern, ein Sägeblatt im Körper, die Schwingen verbrannt und das langsam pochende Herz sichtbar durch den zerstörten Körper. Ohne ein Wort zu sagen drehte sich der Don um und entfernte sich wieder. Der Drache war besiegt. Er lag in den letzten Zügen. Der Magier schaute nach Frost, der zuletzt in der Flammenhölle des Drachens eingehüllt worden war. Vielleicht benötigte er die Hilfe eines der Heilung mächtigen Magiers, wie es der Don war. |
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12.03.2003, 18:57 | #83 | |||||
Superluemmel Beiträge: 3.057 |
Die Woge aus Feuer donnerte wie ein Reiterheer über Frost hinweg. Binnen weniger Augenblicke verwandelte sich die ihm bekannte Welt in ein Meer aus züngelnden Flammen. Feurige Arme streckten sich gierig nach ihm aus, wanden sich in enger Umarmung um seinen Körper. Sein Schrei ging im Tosen der Flammenhölle unter. Fauchend schwappte die Feuerwelle über ihm zusammen, mit aller Macht stemmte sich der Waffenmeister gegen den Strom aus alles verzehrenden Flammen. Augenblicklich verging sein Mantel in einem Hauch aus feiner Asche, die Hitze nahm Frost den Atem. Feuergeister vollführten einen wilden Tanz, flogen ihm mit gierig aufgerissenen Mäulern entgegen und zischend an ihm vorbei. Die schmalen Lederbänder um den Griff des Eisbrechers verdampften in wenigen Sekunden, doch aus irgendeinem Grund fühlte sich der Griff kalt wie Eis an. Frost glaubte beinahe sehen zu können, wie seine Kraft immer weiter schwand. Der immer weiter nachströmende Flammenodem war zu stark. Keuchend entwich die Luft aus Frosts Lungen, als er mit dem Rücken auf den Hallenboden krachte. Über ihm zogen die Flammen hinweg, zerschmolzen Schrott und trieben die kümmerlichen Reste seines Mantels wie Blätter im Wind vor sich her. Mit wilden Puzelbäumen versuchte Frosts Magen verzweifelt, die Aufmerksamkeit des Kriegers zu erregen. Würgend spuckte er bittere Galle, dann sank sein Kopf zu Boden und seine Augenlieder wurden schwer. Doch es war nicht das Ende. Der Flammenstrom verebbte. Sekundenlang wurde der Waffenmeister noch in einen Mantel aus Feuer gehüllt, dann überkam ihn eine seltsame Kälte. Zu schwach, der Ohnmacht weiter zu widerstehen, erschlaffte der Krieger. Seltsamerweise erwachte er ein weiteres Mal. Als er die Augen aufschlug, sah er den Don der ihn mit einem seltsamen Ausdruck in seinen dunklen Augenhöhlen musterte. War es Bedauern? Der Glanz eines Lächelns? Bei dem Magier konnte man sich nie sicher sein. Einige Sekunden lang blieb Frost noch ruhig liegen und horchte in sich hinen. Keine Schmerzen, scheinbar war noch alles dran. Seltsam. Schon zum zweiten Mal in so kurzer Zeit war er dem Tod von der Schippe gesprungen. Hatte der Don seine Finger im Spiel gehabt, oder war dieser Umstand einer anderen, verborgenen Quelle zu verdanken? "Ich danke euch, alter Freund", sprach Frost zu dem Schwarzmagier, und stemmte sich hoch. Dabei fiel sein Blick auf den Drachen. Die mächtige Sagenkreatur lag m Sterben. Das ließ sich auf den ersten Blick erkennen. Das riesige Sägeblatt hatte sich tief in ihren Brustkorb gegraben, hatte auf ihrem Weg Panzerplatten zersprengt und das weiche Fleisch wie Pergament zerfetzt. Seine Ausrüstungstasche in der Hand, schritt Frost auf die gestürzte Feuerechse zu. Erst jetzt, im Augenblick ihres Todes fiel ihm auf, wie gewaltig der Drache war. Und er konnte ihm eine faszinierende Schönheit nicht aberkennen. Nirgendwo auf dieser Erde fand sich ein vergleichbares Geschöpf. Matt glänzten die schwarzen Panzerplatten im schwachen Licht, die zerfetzten Hautlappen waren nur noch ein kümmerlicher Rest der einstigen Pracht seiner gewaltigen Schwingen. Aus schwach glänzenden Augen beobachtete der Drache das Näherkommen des Kriegers. Quälend langsam und rasselnd hob sich der aufgeschlitzte Brustkorb, schwarzer Qualm stieg von den breiten Nüstern auf. Der feurige Schein in ihrem Blick war einem Ausdruck des Schmerzes und der Trauer gewichen. Frost senkte den Kopf. Er hielt dem Blick dieser Augen nicht länger stand. War es gerecht, das Leben dieses unvergleichbar prachtvollen Geschöpfes zu nehmen, um sein eigenes zu retten? Traurig schüttelte der Krieger den Kopf. Es war wie damals beim Luzkan. Diese Kreaturen waren mehr als dumme Tiere. Weit mehr, als jeder Mensch jemals sein würde. "Diese Welt ist zum Untergang verdammt, und ich bin einer der Dämonen, die sie in den Abgrund stürzen werden...." Den Blick zu Boden gerichtet, setzte er seinen Weg fort. Niemand hielt ihn auf, weder seine Gefährten, noch der Drache selbst. Vielleicht musste es ja sein. Feurig lodernd lag das Herz des Drachen vor ihm in der klaffenden Wunde, pumpte zuckend die letzten Blutströme durch den Kreislauf des sterbenden Drachen. Die Finger des Gildenlosen schlossen sich um den Trollhauer in seiner Tasche. Ein letztes Durchatmen, dann presste er den Hauer mit seiner Linken auf das Herz. Der Drache fuhr wie unter einem Hieb zusammen, doch nicht ein Schmerzenslaut drang aus seinem Rachen. Flammen griffen vom Herzen auf Frosts Arm über, badeten sein Bewusstsein in einen See der Agonie. "Was tust du Narr?!", zischte der Dämon in seinem Kopf, als er nach den Harpyienfedern tastete. "Hier trennen sich unsere Wege!", presste Frost mühsam hervor und setzte die Federn parallel zueinander auf die Oberseite des Hauers. "Du wirst uns beide umbringen!" "Dann soll es so sein!" Frosts gesamter Körper schien in Flammen zu stehen, als er sich den Klauen des Dämonenlords erwehrte, die sich nach seinem Geist ausstreckten und gleichzeitig nach der Luzkankralle suchte, die Hand immer noch fest den Trollhauer umschließend. Stöhnend bäumte sich der Gildenlose auf, gierig züngelten die Flammen an seinem Arm hinauf und versengten sein Fleisch. Trotz der Schmerzen platzierte er den feinen Staub der mächtigen Grabschaufel des Totengräbers exakt zwischen den beiden Harpyienfedern. Seine Handlungen wurden nicht wirklich von seinem Geist gelenkt, irgendetwas sagte ihm einfach was zu tun war. Der Waffenmeister spürte, wie die Kraft aus seinen Knien wich, seine Beine waren nicht mehr stark genug, ihn länger zu tragen. Mit zusammengepressten Zähnen sank er auf ein Knie, kramte allerdings weiter in seiner Tasche nach dem blauen Blut der Erde. Dieses Mal konnte Frost einen Schmerzensschrei nicht unterdrücken. Seine Hand fuhr mitten in die lodernden Flammen des Herzens. Nach wenigen Sekunden bereits begann das Erz in seiner Handfläche zu schmelzen, tropfte in breiten Sturzbächen auf das Grundgerüst der Klinge. Die Schmerzen waren unvorstellbar. In diesem Moment wurde sein Geist von einer Woge aus ungebändigtem Zorn überschwemmt und jegliche Kontrolle seinen geistigen Händen entrissen. Der Dämon hatte sein Gefängnis gesprengt. Schmerzlanzen stachen in Frosts Schädel, als der Dämonenlord mit aller Macht versuchte, die drohende Katastrophe abzuwenden. Doch so mächtig die Höllenkreatur auch sein mochte, die Magie des Schmiedevorgangs war stärker. Der letzte Tropfen Erz fiel auf das zuckende Herz. Als ob sie gegen einen Sturm apokalyptischen Ausmaßes ankämpfen musste, glitt Frosts trotz des Feuers unversehrte Rechte zurück in seine Tasche. Als ob von einem unsichtbaren Arm geführt, fanden seine Finger den Lichtfänger. Ein gellender Schrei bahnte sich seinen Weg Frosts Kehle hinauf und über seine Lippen, dann machte die Umgebung einem blendendem Weiß Platz. "Nein! So leicht entkommst du mir nicht!" Das hell scheinende Prisma berührte das Herz. Es war wie damals in Ironia. Etwas zog an Frosts Arm, nur war es kein körperlicher Sog. Das Heulen des Dämons verzerrte sich aufs Extremste, der Krieger glaubte, sein Schädel müsste explodieren. Dann brach der Schrei ab. Stattdessen fühlte Frost, wie sich die Klinge des Schwertes auszuweiten begann und gleichzeitig Gestalt annahm. Die Welt verschwamm vor seinen Augen. Er glaubte in einen schwarzen Tunnel zu stürzen, trotz des Lichtfängers schwand alles Licht dahin, floss wie Sirup hinweg in die ewige Dunkelheit. Dann war es vorbei. Ein letzter Seufzer drang aus dem Maul des Drachens, dann lag er still. Der Strudel spie den Krieger wieder aus, schickte ihn zurück in die Welt des Leids und des Schmerzes. Das neu geschaffene Schwert noch immer in der Hand, taumelte Frost nach hinten und wäre beinahe gestürzt. Langsam beruhigte sich sein Atem. Der Zorn war verschwunden. Genau wie der Dämon in seinem Inneren. Es war vorbei. Und in seiner Hand hielt er eine jungfräuliche Klinge. Sie war ein Stück kürzer als der Eisbrecher, ebenso fehlte ihr seine schlanke Form. Und sie wirkte deutlich bösartiger. Frost glaubte beinahe, ihren Blutdurst spüren zu können, als ob sie ein Teil seines Körpers wäre. Vielleicht war sie das auch. Die Parierstangen an dem mit feinen Runen verzierten Heft spreizten sich weit auseinander, um der Schwerthand ausreichend Schutz zu gewähren. Zwei dünne, hornähnliche Zacken zweigten von ihnen ab und schoben sich bedrohlich nach oben. Der Stahl der eigentlichen Klinge hatte einen nachtschwarzen Farbton angenommen, als Frost sie im Licht drehte funkelte sie schwach als ob ihr ein Teil des Drachenfeuers innewohnen würde. Spielerisch zerteilte der Krieger die Luft mit ein paar schnellen Schlägen. Das Schwert lag erstaunlich leicht in der Hand, es folgte seinen Bewegungen problemlos und ohne Widerstand. Nach einem letzten Blick auf den toten Drachen sah sich Frost nach seinen Gefährten um, konnte sie allerdings nirgends entdecken. Vielleicht hatten sie ja den Hort des Drachen aufgestöbert.... |
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13.03.2003, 10:49 | #84 | |||||
Arson Beiträge: 687 |
Als sich die Dunkelheit der Bewusstlosigkeit zerteilte, fand Arson sich in einer Welt der Trauer wieder. Zähflüssig rannen die ersten Gedanken durch das gepeinigte Hirn, Schadensmeldungen aus den verschiedensten Bereichen seines Körpers quollen, nun ihrer Schranken beraubt, an die Oberfläche des bewussten Denkens, machten sich mit qualvollen Schmerzgefühlen verschiedenster Intensität bemerkbar. Das Schlimmste jedoch war die gähnende Leere, die den Geist des Paladins auszuhöhlen schien wie ein zur Neige geleertes Glasgefäß. Die starke, wundervolle Kraft, die den jungen Krieger in der Kraterhalle erwartet hatte, war nicht mehr. Die unbekannten Mächte, Quell so gewaltiger Möglichkeiten dass Arson allein die Erinnerung an sie schwindeln ließ, war verschwunden, ersetzt durch die tumbe Gefühllosigkeit eines unbehauenen Felsklotzes. Der Paladin schlug die Augen auf. Der sich nur langsam klärende Blick offenbarte eines seltsam schiefgestellte Welt aus trockenem Staub, heißer Asche und schwelendem Schrott. Abgestandene, rußgeschwängerte Luft drang in die Nasenlöcher des heiligen Streiters, reizte die Lunge zu Hustenanfällen, die jedoch aufgrund der fast völligen Entkräftung des Menschen eher einem schwachen Röcheln glichen. Weitere Minuten der schmerzlichen Reglosigkeit vergingen, dann biss der heilige Streiter die Zähne zusammen und versuchte auf die Beine zu kommen. Metallisch knirschten die zahlreichen Scharniere seiner schweren Rüstung als die Hände den Oberkörper mühsam vom Boden drückten, Stahl schabte auf Stahl, dann pumpten verkrampfte Beinmuskeln den gewichtigen Leib in die Höhe. Stöhnend stand Arson inmitten der zerstörten Schrotthaufen und schüttelte benommen sein Haupt. Sein Helm war während des Kampfes zu Boden gefallen, frei und ungebändigt quollen die schwarzen Haarsträhnen über die schmutzigen Panzerplatten des Kriegers, umrahmten das rußige Gesicht einem trockenem Schleier aus verbranntem Seegras gleich. Langsam drehte er sich einmal um die eigene Achse, gab seinen Gedanken weitere Sekunden, sich zu ordnen. Die Szenerie der Kraterhalle hatte sich verändert. Eine bizarre Maschine war aus dem Boden emporgewachsen, hatte den leblos in einer Ecke liegenden Drachen mit seinem zackigen Sägeblatt durchbohrt. Ein schmerzlicher Stich durchzuckte das Herz des Paladins. Der Tod des Urtiers und das zeitgleiche Verschwinden der Magie war kein Zufall. Der Blick des Streiters ruhte auf der zerfetzten Gestalt des enormen Wesens. "Verloren..." Die gepanzerten Hände sanken herab. Mit leeren Augen wandte Arson sich ab, schritt ziellos durch den Schrott. Wieder war die Welt um eines ihrer Wunder ärmer geworden, wieder hatte sich die Menschheit dem eigenen Verderben ein gutes Stück näher gebracht. Und er, der Diener des Lichts, der Bewahrer des Lebens, hatte seinen Teil dazu beigetragen. Würde Innos ihm jemals verzeihen können? Innos...wer war das eigentlich? Der Gott des Lichtes? Die Magie dieses Ortes war keine Lichtmagie gewesen. Auch mit den kalten Schattenmächten hatte sie nichts gemein. Wie konnte das sein? Wenn Innos die Welt erschaffen hatte, wie konnte diese Kraft überhaupt existieren? Der Paladin schüttelte die Gedanken ab wie trockenes Laubwerk. Er war nichts als ein Bauerssohn, der bisher mit mehr Glück als Geschick durch das Leben gestolpert war und nicht einmal ansatzweise begriff wie die Welt, geschweige denn die höheren Mächte, funktionierten. Der Krieger hatte das Eingangsschott der Halle erreicht, klaubte nun seinen Rucksack mit fahrigen Bewegungen vom Boden, um ihn sich über die Schulter zu werfen. Das meiste seiner Ausrüstung war zusammen mit der Bibliothek in den Flammen verbrannt, doch spürte Arson den Umriss des alten Buches, das er sich vor einiger Zeit angeeignet hatte, noch immer unter dem rissigen Leder. Suchend blickte er sich nach seinen Gefährten um, konnte sie jedoch von seiner jetzigen Position nicht ausmachen. Er würde sie wohl suchen müssen. Zielstrebig machte er sich erneut auf dem Weg durch den schrottgefüllten Krater, ein einsamer, silbrig-schwarzer Punkt inmitten eines Meeres aus uraltem Rostrot... |
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13.03.2003, 16:52 | #85 | |||||
Superluemmel Beiträge: 3.057 |
Stille hatte sich wie ein bedrückendes Leichentuch über die Halle gelegt. Als ob der Tod des Drachen ausschlaggebend gewesen wäre, hatte sich jegliches Lebenszeichen aus dem Krater zurückgezogen. Und mit ihnen war auch die Magie erloschen wie eine Flamme im Wind. Lautlos umspielten Staubkörner und aufgewirbelte Asche die schmutzverkrusteten Stiefel Frosts, als er sich seinen Weg zwischen den Schrotthaufen hindurch zum Zentrum der Halle suchte. Die Tasche auf dem Rücken, einen länglichen, in ein dunkles Tuch gehüllten Gegenstand in der Hand stapfte der Krieger durch die Ruinen einer besseren Zeit. Dieser Ort war tot, sein Wissen in Flammen aufgegangen, die Quelle des Lebens aufgebraucht und verzehrt. Inmitten des Friedhofs aus Stahl blitzte es silbern auf. Einer seiner Gefährten? Frost hoffte, dass sie ebenso viel Glück gehabt hatten, wie er. Beim Näherkommen erkannte der Waffenmeister, dass es sich bei der Quelle der Lichtreflexion um den jungen Paladin handelte, der sich wie er selbst auf einer ziellosen Odyssee durch die Trümmer befand. Im Gesicht des Innoskriegers stand Erschöpfung geschrieben, wirr hingen die schwarzen Haarsträhnen in sein Gesicht und schwarzer Ruß hatte sich in den Hautfalten seines scharfgeschnittenen Gesichts gesammelt. Sicherlich gab Frost auch kein besseres Bild ab. Doch als er sich dem Streiter des Lichts näherte, musste er unwillkürlich grinsen. Niemals hätte er geträumt, beim Anblick eines Paladins lachen zu müssen. Jetzt konnte er sich einfach nicht mehr zurückhalten. "Ob ihr's glaubt oder nicht, ich freue mich euch wohlauf zu sehen!" Schwach hob er das verhüllte Schwert in seiner Linken. "Ich habe gefunden, wonach ich gesucht habe. Ihr habt nicht zufällig unsere Gefährten gesehen?" Müde schüttelte der Paladin den Kopf. Frost verzog das Gesicht, setzte dann jedoch die Finger an den Mund. Ein schriller Pfiff hallte mehrfach durch den Krater. Das sollten sie eigentlich nicht überhören können.... Tatsächlich, einer nach dem anderem trudelten die beiden Magier und der Waldstreicher ein. Was hatten die nur in dem Schrott gesucht? Egal, hauptsache sie waren alle wohlauf. "Wir sollten von hier verschwinden", meinte Frost nachdem er sich überzeugt hatte, dass sie wirklich vollständig waren und niemand lebensgefährlich verletzt war. Bei den Göttern, nach diesem Abenteuer konnte er wirklich eine Pause gebrauchen. Seine Stimme hörte sich eher an, wie die eines Rabens. "Hier gibt es nichts mehr zu holen. Nur brauchen wir ein neues Transportmittel. Theorwulf wird wohl nicht mehr zurückkommen. Mein Vorschlag wäre, die andere Hallenhälfte zu durchsuchen. Vielleicht findet sich dort ja ein Ausgang. Ich brenne nicht wirklich darauf, den Wächtern in die Arme zu laufen." Da keinerlei Einwände kamen, machte sich die Gruppe also schließlich auf, das Portal zur Zweithalle zu suchen. Nachdem sie einmal die stählerne Trennwand erreicht hatten, brauchten sie nicht mehr lange suchen. Eine breite Pforte ragte vor den Abenteurern auf, ein Hebel ließ die beiden Flügel zischend zur Seite gleiten. Die angrenzende Halle war nur in schwachem Dämmerlicht beleuchtet. Sie war ein Stück kleiner als die Haupthalle, jedoch machte sie einen nicht gar so verwahrlosten Eindruck. Wüsste er es nicht besser, hätte Frost beinahe angenommen, dass hier jemand regelmäßig nach dem Rechten schaute. Dennoch war die Halle nicht leer. Inmitten eines Rings der schon bekannten, mysteriösen Beleuchtungsdevisen stand ein gar absonderliches Geschöpf. Es ähnelte einer Sturmkrähe, die Flügel erhoben, den Schwanz aufgestellt. Doch fehlten ihr jegliche Federn. Statt dessen prangten zwei kreisrunde Löcher in den Flügeln, wilde Verstrebungen waren in ihnen zu erkennen. Zudem hatte Frost noch nie eine vier Schritt hohe Sturmkrähe, geschweige denn irgendeinen derartig großen Vogel gesehen. Instinktiv griff er nach dem Eisbrecher. In diesem Moment erkannte er den gähnenden Schlund in der Seite der Krähe. Und warum regte sie sich nicht? Dem Frieden nicht trauend, näherte sich der Krieger dem Ungetüm. "Das ist gar kein Vogel", meinte er schließlich und klopfte gegen den massigen Leib. Ein hohler Klang ließ ihn verwirrt die Stirn in Falten legen. "Der Vogel besteht aus Stahl! Wer ist so verrückt, ein solches Ding zu bauen?" Die Antwort lag eigentlich auf der Hand. Immerhin gab es nur einen Wissenschaftler. Zufällig der Selbe, dem auch die Wächterarmee gehörte. Neugierig geworden, was es mit dem Stahlmonstrum auf sich hatte, zog Frost den Kopf ein und stieg durch das Loch in seiner Flanke ins Innere. Der Innenraum wurde von zwei Lampen in ein schummriges Rot getaucht. Zu seiner Linken befand sich eine Art Ofen, in dem er zwei Kristalle erkennen konnte, die dicht nebeneinander an gläsernen Streben hingen. Allerlei Rohre, Verstrebungen und seltsame Apperaturen zwangen Frost, den Kopf einzuziehen um sich nicht ständig zu stoßen. Geduckt zwängte er sich durch einen Durchgang zu seiner Rechten und stand kurz darauf in einem nur minimal größerem Raum. Wie schon der Vorige war auch dieser nur schwach beleuchtet. Allerdings fiel etwas zusätzliches Licht durch einen verglasten Sichtschlitz in der Frontpartie. Dort stand eingezwängt zwischen unzähligen Hebeln und Schaltern ein ledergepolsterter Sessel. Der kam dem Waffenmeister nicht ungelegen. Seufzend ließ sich der Krieger in das weiche Polster sinken. Um bei dem Gewirr aus Schaltern und Leuchten vor ihm durchzublicken, brauchte man wohl mehrere Köpfe. Das war ja der schiere Wahnsinn.... Schritte hallten auf Metall wider und kündigten von der Ankunft seiner Gefährten. "Hat einer von euch eine Ahnung, was all diese Schalter bezwecken sollen?" Aus schierer Neugier kippte Frost einen etwas größeren Hebel um. Vielleicht war das hier ja eine Art Kontrollstation, von der aus sich ein weiterer Ausgang öffnen ließ. Irgendwo in seinem Rücken erwachte eine der Maschinen fauchend zu neuem Leben. Die gesamte Konstruktion begann zu vibrieren. Ein Blick über die Stuhllehne hinweg zeigte ihm, dass grelle Blitze zwischen den Kristallen im Ofen hin und herzuckten. Schande, das war wohl nicht der richtige Hebel. "Moment, ich schalt das Ding wieder ab...." Wo war nur dieser verfluchte Hebel hin? In dem Gewirr konnte man sich doch unmöglich auskennen.... Das Zittern des seltsamen Stahlvogels verstärkte sich, als Frost einen weiteren Schalter betätigte. Mit zunehmender Lautstärke und Geschwindigkeit begannen die Verstrebungen in den Flügeln zu rotieren. Heulend wie ein Herbststurm wirbelten die sirrenden Schemen den Staub der Jahrhunderte auf, hüllten die Sturmkrähe in einen Orkan aus flirrendem Nebel. Leise entwich Frosts Kehle ein Fluch in seiner Heimatsprache, ein roter Knopf machte auf ihn den Eindruck, irgendwie wichtig zu sein. "Ich bin mir sicher, dass es dieser Knopf war", murmelte der Krieger um seine Gefährten zu beruhigen. Doch das gewünschte Ergebnis trat nicht ein. Plötzlich sprang die Konstruktion mehrere Schritt in die Höhe, ächzend trugen die singenden Rotoren die Sturmkrähe auf die Hallendecke zu. "Dieses Mal hab ich nichts gedrückt!", versuchte sich Frost rauszureden. Verdammt, wenn das Ding noch weiter stieg, würden sie an der Decke zerschellen. Gerade, als der Waffenmeister ein weiteres Mal mit dem Leben abgeschlossen hatte, brandete warmes Licht durch den Sichtschlitz. Erstaunt kniff Frost die Augen zusammen und lehnte sich nach vorne, um nach oben sehen zu können. Tatsächlich, die Hallendecke schob sich zur Seite, machte einem wolkenlosen, blauen Himmel Platz. Wie Phönix aus der Asche stieg die Sturmkrähe aus dem Krater empor, gewann rasch an Höhe und ragte als blitzender Punkt über dem Herzen des Feuers auf. Gebannt beobachtete Frost, wie die Insel unter ihnen immer kleiner wurde, die Bäume sich in dünne Streichhözer verwandelten, der Urwald bald nur noch als grüne Masse unter ihnen zu erkennen war. Von hier oben konnte man das gesamte Nebelfeld in all seiner Pracht erkennen. Kleine Inseln aus schwarzem Lavagestein durchbrachen die grauen Nebelbänke in unregelmäßigen Abständen, einige von ihnen spuckten ihr feuriges Innenleben in breiten Strömen in das Meer aus Grau. "Ich fass es nicht.... Wir fliegen!" Es war einfach unglaublich. Der stählerne Vogel konnte tatsächlich fliegen. Nur drängte sich dem Krieger langsam die Frage auf, wie lange noch. Immerhin hatte er nicht den blassesten Schimmer, wie man das Ding steuerte. Langsam wurde dem Gildenlosen bewusst, welche Möglichkeiten ihm diese Devise bot. Sobald er herausgefunden hatte, wie er dem stählernen Biest seinen Willen aufzwängen konnte, wäre er in Windeseile im hohen Norden bei seiner Familie. Keine Blockaden durch Orkgaleeren, keine tödlichen Strömungen, mörderische Seeschlangen oder tückische Riffe. Ihm lag die Welt zu Füßen. Gewaltsam verdrängte Frost die Gedanken und widmete seine Aufmerksamkeit wieder den Apperaturen vor ihm. Irgendwo mussten doch die Kontrollen liegen.... |
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13.03.2003, 19:10 | #86 | |||||
Arson Beiträge: 687 |
"Bei Innos, schließt die Tür!" Kreischender Sturmwind riss Arson die gebrüllten Worten von den Lippen, übertönte sie mit einem atemberaubenden Stakatto aus Pfeif- und Heulgeräuschen. Schwarze Haarsträhnen wirbelten dem Krieger um den kantigen Schädel, tanzten frech vor Lippen und Augenlidern, versuchten ihrem Herrn die Sicht zu nehmen. Der Lärmpegel war gewaltig. Auch die Gefährten des heiligen Streiters hatten mit der Kraft der Winde zu fechten, rangen mühsam mit ihren Roben oder versuchten über ihre wildgewordenen Mitbringsel zu triumphieren. Gerade sah Arson einen der Schwarzmagier mit einem wagemutigen Satz hinter einem flatternden Buch herspringen, das widerspenstige Schriftstück quer durch den engen Raum verfolgend. Gerade wollte es durch die offene Einstiegsluke in die Freiheit entschwinden, dann bekam der Magus seinen Schatz zu fassen, zog ihn ruckartig zurück in die Sicherheit seiner Arme. Gnädigerweise ließ er sich anschließend auch dazu herab, das dicke Metallschott zu schließen und den Sturm somit auszusperren. Erschöpft ließen die Abenteurer sich gegen die metallischen Seitenwände ihres merkwürdigen Fluggefährts sinken. Mit einer fahrigen Bewegung wischte der junge Krieger Innos' sein Haar aus dem Gesicht, schloss seine Augen und versuchte zu verschnaufen. Die Tatsache, dass sie flogen, hoch über den Wolken, frei wie ein Vogel, erfüllte ihn merkwürdigerweise nicht mit der zu erwartenden gespannten Erregung, sondern ließ ihn im Gegenteil mehr oder weniger kalt. Er hatte wohl einfach zu viel erlebt, um sich jetzt noch weiter an dieser endlose Abfolge an Wundern ergötzen zu können. In dumpfer Grübelei kauerte er in einer Ecke, ein Berg aus Leder, Metall und Fleisch, eingepfercht zwischen zischenden Eisenrohren und bizarren Stahlversterbungen. Durch die künstliche Haut der Maschine spürte er das Vibrieren der unbekannten Motoren, spürte die starke Hand des Windes an der Außenverkleidung rütteln. Sie waren auf dem Rückweg. Der Gedanke hatte etwas wunderbar Beruhigendes. Es war überstanden, keine riesigen Roboter, keine urzeitlichen Geschöpfe arkaner Mächte bedrohten ihr Leben, niemand verlangte von ihnen ihre erschöpften Körper über Felsklippen und vorbei an gewaltigen Feuersbrünsten zu jagen. Arson atmete auf. Endlich konnte er sich ausruhen. Ja, ausruhen, eine gute Idee...ein bisschen Schlaf und neue Abenteuer könnten ihn... Die sanften Hände des Schlafs hatten den Paladin bereits gepackt, trugen ihn hinab in die dunklen Tiefen der Ruhe, betteten ihn auf sanfte Kissen des Vergessens - um ihn dann mit einem gewaltigen Krachen zurück in die Realität zu holen! Der Paladin war so überrascht, dass er aufschrie. Ein kraftvoller Ruck ging durch das metallene Fluggefährt, die Welt stand plötzlich Kopf, unsichtbare Mächte schleuderten den jungen Krieger durch den engen Bauch des Kunstvogels, ließen ihn scheppernd mit der gegenüberliegenden Wand kollidieren. "Was bei allen..." Bevor der benommene Arson seine Frage beenden konnte, wurde das Fluggefährt erneut von krampfhaften Schüttelbewegungen gepeitscht, die Schwerkraft fuhr Karussel, schleuderte die Gefährten durch den Raum wie Kugeln in einer metallischen Rassel. "Frost, verdammt!" Wütend rappelten die Gefährten sich auf, augenblicklich stapfte der Paladin zur Steuereinheit des Vogels, legte die gepanzerten Hände schwer auf die gepolsterten Sessellehnen des Pilotensitzes. Zornig funkelte er den Hinterkopf des dunklen Kriegers an. "Hör zu, wenn du mit diesem Ding nicht umgehen kannst, dann lass mich lieber...bei Innos, nicht noch einer!" Arsons Augen wurden groß, seine Miene verzog sich zu einer Grimasse des Unglaubens. Bei allen Göttern dieses Universums, das musste ein Traum sein! Zuerst hatte der Kämpfer den dunklen Schatten auf der Backbordseite der Aussichtskanzel für einen entfernten Vogelschwarm gehalten, doch jetzt, als die Wolkenbänke aufbrachen, kam die wahre Natur des Schemens zum Vorschein. "Drache voraus!" Wie um den fast ironisch klingen Ausruf des Diener Innos' zu untermauern brach das schuppige Ungetüm ein dröhnendes Gebrüll aus, brachte die Wände des Fluggeräts abermals zum Vibrieren. Ein gehörnter Kopf drehte sich in Richtung des Metallvogels, dann klappte eine der ledrigen Schwingen zur Seite, und der Drache griff an. Im gleichen Moment riss Frost an einem der zahllosen Steuerknüppel der Riesenkrähe, ließ das Kunsttier in eine wahnwitzige Schräglage kippen, welche den Kurs des Fluggefährts augenblicklich änderte. Verzweifelt klammerte sich Arson an der Lehne des Sitzes fest, polterte dann gegen eine der Seitenwände, wo er einen stählernen Haltegriff entdeckt hatte, dem er den Vorzug geben wollte. Hinter ihm schepperte es, ein Zeichen, dass auch seine Gefährten nicht von der Hand der Schwerkraft verschont wurden. Wieder ächzte die Stahlkonstruktion unter den schallenden Angriffsschreien des Drachen, dann krachte etwas wuchtig gegen die Steuerbordwand, drückte das rötliche Metall nach innen als bestünde es aus biegsamem Wachs anstatt aus dicken Metallplatten. Heben wurden gedrückt und gezogen, Zahnräder ächzten in ihren komplizierten Drehsystemen, der Vogel schlingerte, wich dem vorbeischießenden Schuppenmonster ein weiteres Mal aus. Weiße Nebelschwaden umhüllten die Sturmkrähe, als Frost ihr Flugzeug in eine dichte Wolkenbank steuerte. Der Drache verschwand aus ihrem Blickfeld. Sekunden verstrichen. Das Flugwerk rasselte, die beschädigten Außenverkleidungen ächzten, ansonsten blieb alles still. Irgendjemand seufzte aufatmend. "Den hätten wir abgehängt. Dann wollen wir jetzt..." Ein gleißender Feuerstahl fraß sich brüllend durch die milchige Wolkenlandschaft, zuckte glühend an der Pilotenkanzel vorbei, um dann mit der wucht eines gigantischen Schmiedehammers im Heckbereich des Vogels einzuschlagen. Die folgende Explosion raubte dem paladin fast die Sinne. Die Nase des Flugzeugs kippte nach unten, das monotone Summen der verdrängten Luftmassen schwoll zu einem bedrohlichen Kreischen an, als die Gefährten die Wolken durchstießen und mit wahnwitziger Geschwindigkeit auf das Festland zurasten. Wie besessen rüttelte Frost an den Schaltapparaturen, verstellte die Flugklappen und Höhenruder, versuchte den Sturz der Krähe abzufangen. Der Boden kam unaufhaltsam näher, schon konnte Arson Einzelheiten ausmachen. Schneller als der Wind sausten sie über morastige Sumpflandschaft hinweg, überquerten ausgedehnte Schlammfelder und verkrüppelte Baumkolonien. Das Pfeifen der Luftmassen brachte den Schädel des Paladins zum Vibrieren. Der Waffenmeister fluchte in seinem Pilotensitz. "Festhalten! Wir kommen hart rein!" Im nächsten Augenblick explodierte die Welt in einem Inferno aus Schmerz und Farben. Die bewusste Realität wurde ausgeschaltet und Arson fand sich in einer Hölle aus wahnsinnig gewordenen Naturgesetzen wieder. Starke Hände quetschten seinen Brustkorb, rissen an seinen Armen, dellten seine Rüstung, schlugen ihm schließlich mit einer stählernen Keule auf den Schädel. Dann war Finsternis. Fortsetzung |
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