World of Gothic Archiv
> Rollenspiel Das Amazonenlager # 9 |
|
31.05.2003, 16:00 | #276 | ||||||||||||
Satura Beiträge: 589 |
Die Worte ihrer kampflustigen Lehrmeisterin überraschten Satura sehr. Sie riß sich von ihren verworrenen Gedanken los und folgte Milena ohne ein Wort zu sagen. Ein seltsamer, fast physisch spürbarer Schmerz hatte sich in ihrem Inneren festgesetzt. Die letzten Tage lagen in einem undurchdringlichen Nebel voller zweifelhafter Gefühle. Und Leon... alles war so seltsam, so neu, so beängstigend gewesen. Zu wenig Zeit hatten sie gehabt, so wie immer. Aber sobald sie die Ausbildung bei Milena abgeschlossen haben würde, könnte sie ihn treffen. Ach ja, Milena... was hatte sie gerade gesagt? Auf jeden Fall sah sie sie herausfordernd an - anscheinend sollte sie sie angreifen. Wo waren sie hier eigentlich? - Irgendwo mitten im Wald - offensichtlich. Satura bemühte sich, sich wieder auf den Grund ihres Hierseins zu konzentrieren - sie wollte ihre Lehrerin nicht enttäuschen. Sie schloß kurz die Augen, und versuchte, den Druck in ihrem Brustkorb auszuatmen, und ihre innere Kraft zu sammeln. Gut, sie sollte mit Milena kämpfen... sie zog ihr Schwert ruckartig aus der Scheide, war mit einem Satz bei ihrer Lehrmeisterin und täuschte einen Schlag an, den Milena geschickt blocken wollte, doch Satura hatte andere Absichten: sie wich nach rechts aus und zog ihr Knie hoch, direkt in Milenas Bauchgrube. Die Lehrmeisterin war durch ihre Rüstung halbwegs geschützt, doch blieb ihr kurz die Luft weg. |
||||||||||||
31.05.2003, 16:03 | #277 | ||||||||||||
Saria Beiträge: 484 |
Reglos lag Saria auf dem Bett in ihrem Zimmer und starrte zum offenstehenden Fenster hinaus. Wie sie später erfahren hatte, war sie von einem Suchtrupp der Amazonen in der kleinen Höhle gefunden und zurück zum Lager gebracht worden. Seitdem hatte sie sich auf ihr Zimmer zurückgezogen und nicht mehr hinausgewagt. Mit starrem Blick beobachtete sie die im Wind raschelnden Blätter des Baumes vor dem Haus. Stunde um Stunde das selbe Bild, ab und zu flachte der Wind etwas ab und die Blätter beruhigten sich wieder, dann erwachte er zu neuer Stärke und verursachte ein wildes Durcheinander in der Vielfalt aus Grüntönen. Sie hatte versagt. Nicht schlimm genug, dass das Gold verloren war, sie hatte dem Lager auch noch extremen Ärger eingebrockt. Warum hatte sie sich auch gefangen nehmen lassen? Hätte sie damals doch nur gleich geschossen... Dann wäre sie vielleicht im Kampf gefallen. Und niemand hätte die verdammte Truhe je aufbekommen. Jetzt hatte das Lager gleich zweifach einstecken müssen. Und es war alles ihre Schuld... Was mochten Hummelchen und Thaleiia jetzt wohl von ihr denken? Sie hatte der alten Magierin versprochen, ihre Sache gut zu machen. Jetzt hatte sie sie enttäuscht. Genau wie Hummelchen. Dank ihrer Unfähigkeit, das Gold zu verteidigen, würde das Lager hungern müssen. Saria konnte den Baumes nicht länger sehen. Genau wie den Rest ihres Zimmers. Eine eiserne Klammer schien sich um ihre Brust zu legen und sich langsam aber sicher fester zu ziehen. Sie kam sich schon wieder so hilflos vor. Schluchzend warf sie sich auf die Seite und vergrub den Kopf in ihren Armen. |
||||||||||||
31.05.2003, 16:16 | #278 | ||||||||||||
Milena Beiträge: 128 |
Na also, Satura war schon um einiges besser geworden. Auch wenn sie nicht so ganz bei der Sache zu sein schien... Milena sprang sofort einen schritt zurück, ein seitwärts geführter Hieb beschäftigte ihre Schülerin einen Augenblick lang, so dass die Amazone ein wenig Zeit hatte, die Folgen des Knies in ihrer Magengrube zu überwinden. Im nächten Moment ließ sie sich nach vorn fallen, ihr Schwert beschrieb einen ausholenden Bogen über ihren Kopf. Klirrend trafen die Klingen erneut aufeinander, Milena knickte mit den Knieen ein und stieß sich kraftvoll vom Boden ab. Einen herzschlag später riss sie ihre Beine hoch, zog sie eng an den Körper und ließ sie mit voller Kraft nach vorn schnellen. Satura wurde zurückgeschleudert, als die Stiefel ihrer Lehrmeisterin unsanft mit ihren Schultern kollidierten, jedoch gelang es ihr gerade so, das Gleichgewicht zu behalten... Milena landete sicher auf den Füßensofort sprintete sie auf ihre Schülerin zu und bückte sich. Ihre linke Hand fuhr über den Waldboden, ihre Finger schlossen sich um den Sand und die Tannennadeln, während sie mit dem Schwert ausholte. satura machte sich bereit den Hieb abzuwehren, doch ihre Lehrmeisterin hatte etwas ganz anderes im Sinn. Ihre linke schnellte vor, öffnete sich, und schon flog Satura eine ganze Ladung Waldboden ins Gesicht. Jetzt ließ sich Milena im laufen auf die Knie fallen, riss gleichzeitig ihr Schwert nach hinten und rutschte den letzten halben Meter über den Boden. Einen Herzschlag später kniete sie vor ihrer Schülerin, hielt ihr von unten die Spitze ihres Schwertes an die Kehle und grinste ihr typisches freches Grinsen. "Eins zu Null für den Wald." Tak |
||||||||||||
31.05.2003, 16:39 | #279 | ||||||||||||
Satura Beiträge: 589 |
"Hatschi!" Satura nieste herzhaft von dem Staub und der Erde, die in ihre Nase gedrungen waren. Dann beutelte sie sich, um das ganze Laub aus ihren Haaren zu bekommen. Milena lachte sich halbtot, wie Satura so da saß, voll mit Laub und Erde, und prustete und hustete. Nach einiger Zeit hatte Satura sich gefangen und lachte mit. "Na warte, das kriegst du zurück..." *pflatsch* - Die nächste Ladung Waldboden landete in Milenas Gesicht... Der Wald war erfüllt von ihrem hellen Lachen, doch es war auch wieder an der Zeit, ernsthaft zu üben... bald würde Satura ihre Abschlussprüfung zu bestehen haben. Die junge Amazone bemühte sich, die Tipps ihrer Lehrerin zu verinnerlichen - endlich war sie wieder bei voller Konzentration. |
||||||||||||
31.05.2003, 16:48 | #280 | ||||||||||||
Milena Beiträge: 128 |
"Pffffläppläppläpp..." Milena spuckte, um den Sand aus dem Mund zu bekommen, während sich Satura kringelte. Die Schwertmeisterin musste zugeben, dass die Szene tatsächlich eine gewisse... Komik hatte. Dennoch, sie waren nicht nur zum herumalbern hier. Nachdem Satura sich einigermaßen beruhigt hatte, ging Milena daher wieder im Kampfposition. "Du siehst, nicht selten gibt es in deiner umgebung Dinge, die du im Kampf verwenden kanst um deinen Gegner zu überraschen und dir einen entscheidenden Vorteil zu verschaffen. Auf ein neues... Hier im Wald kann man eine Menge Zeugs zweckentfremden!" Tak |
||||||||||||
31.05.2003, 17:13 | #281 | ||||||||||||
Satura Beiträge: 589 |
Satura bemühte sich, wieder ernsthaft zu sein, und folgte Milena. Was sie wohl jetzt wieder vor hatte? "Verdammt!" Nur durch ein schnelles Ducken konnte Satura dem heranfliegenden Stein ausweichen. "Willst du mich umbringen?" Doch Milena blieb ernst, und schon zischte der nächste Stein heran. Und während Satura damit beschäftigt war, den Steinen auszuweichen, hatte Milena schon wieder ihr Schwert gezogen... Gerade noch rechtzeitig gelang es Satura, den Schlag zu blocken. Dann sprang sie zur Seite, drehte sich um und lief ein Stück in den jungen Wald hinein. Milena folgte ihr... *flatsch* hatte sie einen Ast im Gesicht, den Satura ihr entgegenschnepfte. Im nächsten Moment wirbelte Saturas Klinge durch die Luft und glitt scharrend an der der Lehrerin entlang. Die beiden Waffen verhingen sich am Parierkreuz, und mit einer kräftigen Bewegung nach links entriß Satura Milena ihr Schwert. Dies alles passierte innerhalb weniger Sekunden... |
||||||||||||
31.05.2003, 17:28 | #282 | ||||||||||||
Milena Beiträge: 128 |
Reflexartig warf sich Milena nach hinten, bog den Rücken durch und landete auf den Händen, kurz nachdem sie ihre Beine schwungvoll hochgerissen hatte. Ihre Füße beschrieben einen Bogen durch die Luft, einen Augenblick später stand sie schon wieder auf selbigen. Allerdings hielt es sie nicht lange auf dem Waldboden, sie stieß sich kraftvoll von selbigem ab und sprang nach vorn. Im Sprung ergriff sie einen tiefhängenden Ast, schwang die Beine nach vorn und ließ los. Füße voraus segelte sie nun geradewegs auf Satura zu. Diese allerdings reagierte schneller als erwartet und sprang gerade noch rechtzeitig einen Schritt zurück... Milena ließ sich davon jedoch nicht beirren, sie kam elegant auf dem Boden auf, ging sofort in die Knie und packte einen herumliegenden, recht langen und stabil aussehenden Ast. Sie wirbelte herum, der ast mit ihr. Einen Herzschlag später kollidierte das Gehölz wuchtig mit Saturas Hüfte... Satura war jetzt kurze Zeit damit beschäftigt ihr Gleichgewicht zu wahren, lange genug für milena, um zu ihren Schwert zu hechten und die waffe aufzusammeln. Schon dass sie die Klinge hatte fallen lassen war nicht gerade ein Meisterstück gewesen. Was sollte ihre schülerin denn da nur von ihr denken...? Nun ja, so schnell wurde das nicht gehen. Sie packte mit der linken einen Farn, der neben ihr auf einem Stein wuchs und riss ihn aus. Einen Moment später griff sie wieder an, wobei sie wie verrückt mit den großen Farnblättern herumfuchtelte... Tak |
||||||||||||
31.05.2003, 18:23 | #283 | ||||||||||||
Satura Beiträge: 589 |
Wahnsinn, wie diese Frau sich bewegen kann... dachte Satura kopfschüttelnd. Ich muss unbedingt auch Akrobatik lernen... Wie ein Waldmonster kam Milena auf sie zu, die Farnblätter wild schüttelnd. "Soll ich mich jetzt totlachen, oder was?" rief Satura entgeistert - doch es war schwierig, in dem wabernden Grün die Waffe der Angreiferin auszumachen. Erst als Milena kurz vor ihr war, sah Satura den Angriff kommen... im letzten Moment schaffte Satura, den Schlag zu blocken, sprang zur Seite und setzte sofort zum nächsten Schlag an - den Milena jedoch mit Leichtigkeit abwehrte. Verdammt, ich bin zu langsam.. dachte Satura. Nach einem kurzen Schlagabtausch sprang sie behände zur Seite, duckte sich und grub ihre Rechte in den lockeren Torf. Milena hielt ihre Hand schützend vor ihr Gesicht, doch Satura hatte genau diese Reaktion erwartet... Blitzschnell stand sie wieder auf, und versetzte ihrer Lehrmeisterin einen harten Tritt gegen den Brustkorb, sodass sie nach hinten taumelte, und Saturas Schlag nur im Hinfallen mehr blocken konnte. |
||||||||||||
31.05.2003, 18:52 | #284 | ||||||||||||
Milena Beiträge: 128 |
Milena keuchte überrascht, als der harte Tritt ihrer Schülerin sie zurückschleuderte. Sie ließ den Farn fallen und wedelte mit dem Arm in der Luft herum, aber es half nichts - sie verlohr das Gleichgewicht und plumpste auf den Rücken. Ein Sonnenstrahl fand seinen Weg durch das Blätterdach des Waldes und brach sich in geschliffenem Stahl. Milena riss reflexartig ihr Schwert hoch, klirrend prallte Stahl auf Stahl. Schabend glitten die Klingen voneinander ab, die Schwertmeisterin stieß ihre Beine nach oben und traf punktgenau Saturas Bauch. Die Lederrüstung schützte die Amazone zwar vor folgen wie dem Luftverlust, aber es reichte aus, um sie einen Schritt zurückzudrängen und Milena damit die nötige Zeit zu verschaffen, um wieder auf die Füße zu kommen... Satura machte sich sofort bereit für den nächsten Angriff, doch der kam nicht. Milena steckte in aller Ruhe ihre Waffe weg und lächelte zufrieden. "Gut, gut. Du hast hoffendlich verstanden was ich meinte. Überhaupt fehlt dir nicht mehr viel zu einer meisterhaften Schwertkämpferin. Ach, eines noch..." Ihre Hand zuckte blitzartig zu ihrem Gürtel, Leder rieb einen Herzschlag lang an Stahl, eine kurze, schlanke Klinge zerteilte die Luft, dann hatte die überraschte satura Milenas Dolch an der Kehle. Die Schwertmeisterin grinste. "Vertraue niemals deinen Gegnern!" Tak |
||||||||||||
31.05.2003, 19:29 | #285 | ||||||||||||
Satura Beiträge: 589 |
Satura mochte Milena - doch sie war eindeutig hyperaktiv. Lachend zogen die beiden Amazonen zurück zum Lager. Satura wollte Saria besuchen gehen, sie hatte gehört, dass es ihr sehr schlecht ging. Doch als sie zu ihr ins Zimmer gehen wollte, kam gerade Jamira heraus und legte bedeutend den Finger auf die Lippen. "Die Kleine schläft gerade, endlich." Sie lächelte sachte und schüttelte dann fast traurig den Kopf. "Sie hat sich in den Schlaf geweint... Donnra möge sie schützen, wer weiß was diese schrecklichen Räuber ihr angetan haben." Satura senkte traurig den Kopf. "Ich weiß es nicht," murmelte sie. "Aber nicht alles Lees sind so. Es gibt überall Egoismus und Geldgier, Machtstreben und Chauvinismus. Es ist nur traurig, dass manche Männer sich wohl nie ändern werden." Jamira nickte. "Ich weiß, das nicht alle Lees vom Gold derart geblendet sind, dass sie Frauen derart foltern müssen. Donnra sei Dank, dass Saria heil wiedergekommen ist." Satura wagte es nicht, nach Isira zu fragen. Sie spürte keine Wut mehr, diesen Monstern gegenüber, nur noch Mitleid für ihre Dummheit und ihr armseliges Verhalten, mit dem sie sich selbst ins Abseits gestellt hatten. Sie beschloss, einen kleinen Rundgang durch das Lager zu machen. Ein herrlich frischer Abendwind wehte vom Meer her und zerzauste das lange Haar der Amazone. Ein salziger Geschmack lag in der Luft, und Satura genoß das Gefühl der Freiheit, das der Wind mit sich trug. Die Wunde an ihrer Hand schmerzte noch leicht, doch sie ignorierte das. Später würde sie eine Salbe darauf geben. |
||||||||||||
31.05.2003, 19:45 | #286 | ||||||||||||
Skeleon Beiträge: 793 |
Getrieben von einem günstigen Wind hatte das Boot der Amazonen den Fjord in einem Bruchteil der üblichen Zeit durchquert. Leon stand am Bug und spähte voraus, erblickte bereits das Lager, auf dass sie zuhielten. Die beiden Frauen kümmerten sich völlig um das Boot, erwarteten scheinbar nicht mal, dass Leon ihnen half. Wahrscheinlich würde er sie sowieso mehr behindern, wenn er es versuchen würde ... Schließlich schlug der hölzerne Bug dumpf gegen die Kaimauer des Hafens, Leon zog sich nach oben und fing das Seil auf, dass ihm die Amazonen zuwarfen. Er knotete es an einen der Pflöcke fest und überließ den Amazonen den Rest. Wenigstens zu etwas war er nützlich gewesen, denn die Frauen packten bereits das Segel zusammen und schnürten das Boot für die Nacht zusammen. Da hatte er wohl gerade noch die letzte Fahrkarte erwischt, dachte er schmunzelnd. Mit einem freundlichen Lächeln trat er noch einmal an die Kante der Kaimauer, rief ihnen ein paar dankende Worte zu und versicherte, sich zu revanchieren. Dann wandte er sich ab und machte sich daran, das Lager nach Satura zu durchsuchen. Plötzlich konnte er sie sehen, nur unweit des Wassers, etwas abseits vom Hafen. Wieso hatte er sie beim Anlegen nicht bemerkt? Vorsichtig schlich er sich an, sie blickte gedankenverloren in die andere Richtung, aufs Meer hinaus, dass rot wie Feuer von der untergehenden Sonne bestrahlt wurde. Leon hielt einen Moment inne, um es selbst zu betrachten, doch dann ging er weiter, vorsichtig, halb gebückt und bereit anzugreifen. Ein Grinsen stahl sich über sein Gesicht, als er den Dolch zückte. Ein Blick in alle Richtungen - keiner in der Nähe - dann richtete er sich auf und legte ihr die Klinge an die Kehle. Mit rauh verstellter Stimme sagte er: "Her mit deinem Geld, Kleine, sonst ..." Doch weiter kam er nicht. Satura stieß ihm den Ellenbogen in die Magengrube, Leon ächzte, ließ den Dolch sinken und taumelte ein Stück zurück. Diese Gelegenheit nutzte Satura, um ihr Schwert zu ziehen und sich umzuwenden. "Ich habe das Scharren deines Dolches gehört, du mieser ..." Etwas erstaunt war sie dann doch, als sie erkannte, wem sie das Schwert beinahe durchs Gesicht gezogen hätte. |
||||||||||||
31.05.2003, 20:00 | #287 | ||||||||||||
Satura Beiträge: 589 |
Satura steckte grinsend ihr Schwert wieder zurück. "Na, Leon... wird wohl Zeit, dass du auch mal mit einem Schwert umzugehen lernst, meinst du nicht?" Sie lächelte. "Sag mal, was machst du schon wieder hier?" fragte sie ihn dann erstaunt. War er nicht erst heute morgen abgereist? Er wirkte irgendwie verändert - fast fröhlich, falls man das bei Leon überhaupt so genau sagen konnte. "Haben die Lees also keine Probleme gemacht - " sie senkte ihre Stimme. "Ist alles glatt gegangen? Sie haben die Geschichte geglaubt, dass du gefangen wurdest?" An ein so schnelles Wiedersehen hätte sie nicht gedacht. Aber seit ihrer Versöhnung merkte sie erst, was ihr in letzter Zeit gefehlt hatte: jemand, mit dem sie herumalbern konnte, bei dem sie nicht die Amazone Satura sein musste. Denn auch wenn sie nie viel miteinander geredet hatten, kannten sie einander besser, als man es vermuten würde. Zumindest hatte sie sich das gedacht, bis... "Irgendwie sehne ich mich nach diesem rauen Land zurück..." meinte Satura, und sie war sich sicher, dass Leon verstand, was sie meinte. |
||||||||||||
31.05.2003, 20:09 | #288 | ||||||||||||
Skeleon Beiträge: 793 |
Ja, Leon verstand was sie meinte. Das heißt, er verstand die Worte, doch nicht das 'Warum'. Es war als würde sich ein Schatten legen, über seine Freude, sie wiederzusehen. Er legte den Kopf schief und sah sie an, ein wenig traurig und unverstehend. Dann wandte er sich ab und blickte zum Meer hinaus, nach Süden, in das Land, das ihm noch immer in den seltenen Stunden seines Schlafes erschien. Wie das letzte Mal, als er zurückgeblickt hatte, waren die hohen Berge von Nebeln und Wolken verhangen, hier und da schimmerte weißer Schnee oder schwarzer Granit durch die Decke aus formlosem Grau. "Wunderschön" murmelte er, mehr zu sich selbst als zu Satura. "Aber furchteinflößend." Der junge Dieb wandte sich wieder zu Satura um. "Ich habe Angst davor, davor was es mit mir gemacht hat." |
||||||||||||
31.05.2003, 20:19 | #289 | ||||||||||||
Satura Beiträge: 589 |
Satura merkte, dass die Erinnerung an Gorthar Leon zu verwirren schien. Vielleicht wurde ihr jetzt erst das wirkliche Ausmaß dessen klar, was der Kult mit ihm gemacht hatte. Er hatte Leon etwas unwiderbringlich genommen - seine Unbeschwertheit. "Komm, Leon, mein Freund. Laß uns bei einem Bier reden." Sie umfaßte ihn bei der Schulter, und merkte, dass er ein ganz klein wenig zurückzuckte. Sie ignorierte das, denn zum ersten Mal glaubte sie ihn wirklich zu verstehen. Bei der Sache in Gorthar hatte sie ihn zunächst tröstend in den Arm genommen, und ihn dann von sich fortgestoßen, weil sie mit ihren eigenen Gefühlen der Wut und der Angst nicht klar gekommen war - doch jetzt war sie sich sicher, und sie war stark genug, ihm zu verzeihen. Bald saßen die beiden bei einem Bier im Aufenthaltsraum des Gästehauses. "Leon, ich habe dir wirklich verziehen. Du warst nicht du selbst in diesen Tagen." Sie schwieg und sah ihm in die Augen. Dann fuhr sie mit eindringlicher Stimme fort: "Ja, du warst schwach, und deshalb dem Kult hörig. Ich weiß noch immer nicht, warum du eigentlich nach Gorthar gekommen bist... ich weiß nur, das alles, was passiert ist, auch einen Grund hatte." Leon lachte bitter und senkte seinen Kopf. Doch Satura fuhr unbeirrt fort. "Sieh, es hat mich stärker gemacht. Lass mich dir etwas von meiner Stärke geben, so war unser beider Leiden nicht umsonst." Sie hielt inne, wartend, wie Leon reagieren würde. Sie hatte Angst, ihn erneut zu überfordern, Angst, er würde wieder fliehen wollen. Nicht nur vor ihr, sondern auch vor sich selbst. |
||||||||||||
31.05.2003, 20:52 | #290 | ||||||||||||
Skeleon Beiträge: 793 |
"Du verstehst es nicht, du kannst es nicht verstehen." antwortete er nach kurzem Schweigen. "Du warst nie Teil davon." fügte er mit düsterer Miene hinzu. "Aber wenn du dorthin zurück willst, werde ich dich nicht aufhalten. Nein, ich werde dir helfen, wenn du das zulässt. Aber glaube nicht, ich wäre nicht verändert worden." Er grinste grimmig. "Vielleicht wäre es gar nicht so schlecht, die Kerls wiederzutreffen, ha?" Satura war etwas verunsichert. Von einer Minute auf die andere war Leons Stimmung völlig umgeschwungen. Er sprach jetzt mit Bitterkeit und Spott, als wolle er die Dinge, die geschehen waren ins Lächerliche ziehen ... - unwahr machen. Ihr fiel auf, dass er den Kult nie beim Namen genannt hatte, das ganze Gespräch über nicht. Vielleicht versuchte er so damit klar zu kommen, indem er es zu verdrängen suchte. "Leon, ich meine es Ernst! Ich will dir helfen, wenn ich kann. Bitte sag' mir, was passiert ist oder versuche es zumindest." Aber der junge Dieb antwortete nicht. Er nahm noch einen Schluck Bier, stellte den Humpen vor sich ab und blickte sie eine ganze Weile lang schweigend an. Dann sagte er: "Ich meine es auch Ernst. Ich komme mit." |
||||||||||||
31.05.2003, 23:32 | #291 | ||||||||||||
Satura Beiträge: 589 |
Satura trank ihr Bier aus. Nein, etwas hatte sich ganz und gar nicht geändert - sie wurde aus Leon noch immer nicht ganz schlau. Gegen ihn kam sie sich regelrecht gläsern vor. "Gut," meinte sie trocken. "Dann gehen wir nach Gorthar, und sehen, was wir dort finden werden." Sie schwieg und trommelte unruhig mit ihren Fingerspitzen auf der hölzernen Tischplatte. Was geht in seinem Kopf nur vor... in einem Moment schien er fröhlich, fast ausgelassen zu sein; ehrlich und verschmitzt, einfach ein Freund. Und im nächsten Moment war er... verschlossen, ein undurchschaubares Rätsel, und dann war sie sich nie sicher, ob sie diesem Leon genauso vertrauen konnte. War es der Leon, der sie verletzt hatte? Oder war Leon einfach Leon und nur ein bisschen schizophren? Die Amazone schüttelte verwirrt ihren Kopf, um den Knoten in ihren Gedanken zu lösen. Sie versuchte ein Lächeln in Leons Richtung, das mehr als daneben ging. Es war mehr, als würde sich ihr Mund gequält gegen die Schwerkraft wehren. "Also gut, sobald ich die Ausbildung bei Milena abgeschlossen habe, können wir los. Also in drei, vier Tagen." Sie gähnte demonstrativ, und nickte Leon dann zu. "Jamira wird dir ein Zimmer geben. Ich wünsch dir eine gute Nacht, und gute Träume..." - als hätte sie es gewusst! - "schlaf gut, Leon." Mit diesen Worten verabschiedete sie sich, und begab sich in ihr einfach eingerichtetes Zimmer, dass sie bewohnte, wenn sie im Lager war. Sie mochte diesen Raum. So wenig sie sich auch irgendwo zu Hause fühlte, hier hatte sie wenigstens immer das gleiche Zimmer, wenn sie im Lager war. Ein Eck wurde fast völlig von einem einfachen, aber wuchtigen Bett aus schwerem, dunklem Holz ausgefüllt, und gegenüber stand ein kleines Tischchen mit einer Waschschüssel und frischen Blumen, die Jamira immer liebevoll hinstellte. Neben dem Tisch stand ein Stuhl, der aus dem gleichen Holz gefertigt worden war, und über den Satura in alter Gewohnheit jeden Abend ihre Kleidung warf. Ihre Stiefel standen immer ordentlich unter dem Stuhl, so wie sie es immer gemacht hatte. Manche Rituale taten gut, um größere Sachen nicht aus der Erinnerung zu verlieren. Sie legte sich in das bekannte Bett, und schloß ihre Augen. Nur sehr dunkel erinnerte sie sich an die Zeit ihrer frühesten Kindheit, als ihre Mutter noch am Leben war, und jeden Abend ihre kleinen Schuhe unter den Stuhl gestellt hatte. Dann hatte sie sich zu ihr an das kleine Bettchen gesetzt - wie angenehm das Knarzen des alten Holzes doch tönte! - und alte Lieder gesungen. Sie hatte eine wunderschöne Stimme... Und später, als Cord ihr Geschichten erzählt hatte, von Innos und seinen großen Taten, mit seiner angenehm ruhigen Stimme, bis sie sanft entschlafen war. |
||||||||||||
01.06.2003, 10:09 | #292 | ||||||||||||
Satura Beiträge: 589 |
Es war anders als sonst, und doch kannte sie diesen Raum. Ein Gegensatz, wie er deutlicher nicht sein konnte: alles schien leicht zu sein hier, sei es der Schritt auf dem federnden Boden oder die Gedanken in ihrem Kopf, der so wie ihr gesamter Körper so wenig substantiell zu sein schien. Es war einer der Orte, an denen man sich wohlfühlen musste, weil sie nur für diesen einen Zweck geschaffen worden waren. "Komm her zu mir, mein Mädchen." Seine Stimme hatte noch immer diesen beruhigenden Klang eines Geschichtenerzählers. Satura folgte Cords Einladung wie selbstverständlich; es schien nicht von Bedeutung zu sein, warum er plötzlich hier war. Doch er wirkte auch diesmals sehr geschwächt, trotz seines nie ermüdenden Lächelns. Die junge Amazone setzte sich neben ihn auf einen der weichen Lehnsessel. "Wir warten noch." Satura nickte, auch wenn sie nicht wusste, worauf. Wenige Momente später sah sie die Luft im hinteren Teil des Raum sich zerren und dehnen, als Leon herein kam - falls man von 'hereinkommen' sprechen kann. "Verdammt, was ist das schon wieder..." fluchte der junge Dieb. Cord lächelte nur milde und lud Leon ein, sich auf seine linke Seite zu setzen, wo - was Satura nicht mehr verwunderte - plötzlich ein weiter Lehnsessel stand. "Mein Junge, schön, dass du zu uns gefunden hast." |
||||||||||||
01.06.2003, 10:37 | #293 | ||||||||||||
Skeleon Beiträge: 793 |
Leon warf ihr misstrauische Blicke zu. Was hatte sie vor? Wollte sie ihn zu dem Ort seines Versagens bringen und dort zur Rechenschaft ziehen? Jetzt lächelte sie ihn so falsch an, wie es nur sein konnte. Am besten, er würde sich einfach verziehen und ... "Jamira wird dir ein Zimmer geben. Ich wünsch dir eine gute Nacht, und gute Träume... schlaf gut, Leon." Satura stand auf, nickte ihm und Jamira noch einmal zu und verließ die Gaststube in Richtung der Schlafräume. Schnaubend trank er den letzten Schluck seines Biers - und merkte, dass das keine gute Kombination war. Leise vor sich hin fluchend erhob sich der junge Dieb und trottete zur Theke hinüber. Die Amazone nickte nur, bückte sich und holte unter der Theke einen Schlüsselbund hervor. "Schlaf' gut, Lee'ler." sagte sie noch, aber Leon stiefelte schon die Treppe empor, ohne sich noch einmal umzublicken. Er stolperte durch den dämmrigen, kaum beleuchteten Gang, an dessen Seitenwänden die Türen für die Schlafräume lagen. Nach einigem Suchen fand er, was er suchte, der Schlüssel öffnete klackend und rasselnd die Tür und Leon trat ein. Ein kleines, anheimelndes Zimmer, rustikal und gemütlich zugleich. Zu klein. Er sehnte sich zurück nach den Zeiten, als er mit seinen früheren Freunden durch den Wald gelaufen, dort geschlafen und Ameisen platt getreten hatte. An sich herunter blickend musste er schon wieder grinsen. Er war jetzt keiner der Schürfer mehr, er konnte gehen, wohin er wollte. Warum also nicht genau das machen? Ächzend ließ er sich auf dem Bett nieder - Saturas Schlag war unvorhergesehen und nicht von schlechten Eltern gewesen. Bei dem Schmerz kann ich doch nie schlafen ... war sein letzter Gedanke, ehe es dunkel um ihn wurde. Graue Nebel umfingen ihn, wabernde, formlose Gestalten. Nasskalte Finger berührten seine Haut und er fröstelte. Schließlich begann sich der Nebel zu festigen und Formen auszubilden. Doch nicht das rauhe, düstere Land, sondern ein riesenhaftes, unförmiges Gebilde entstand hier vor seinen Augen. An einer Stelle würde die Außenwand dünner und dünner, fast durchsichtig und Leon fühlte einen starken Druck in seinem Rücken. Als er nachgab stolperte er vorwärts, brach durch die Wand die sich jedoch gleich hinter ihm wieder schloss. Er war jetzt nicht mehr in Gorthar sondern in einem hohen, fast leeren Raum, in dessen Mitte nur zwei Lehnsessel standen. Zwischen ihnen stand ein alter Mann, auf einem davon saß ... Satura?! "Verdammt, was ist das schon wieder ..." "Bitte, setze dich." sagte der Alte in einem freundlichen Ton. Doch Leon blickte sich gehetzt um, suchte nach einem Ausgang. "Was zur Hölle! Wo bin ich hier?!" Alles wirkte so bedrohlich auf ihn, wie eine Fassade, unter der sich etwas Böses versteckte. "Setze dich." wiederholte der Alte. Und zögerlich folgte Leon seiner Bitte, ja fast Befehl, trottete hinüber zu den Sesseln und ließ sich nieder. Er hob die Hand, wie um Satura zu grüßen. "Ist das der Kerl, der mir den Kopf verbrennen wollte?" |
||||||||||||
01.06.2003, 10:56 | #294 | ||||||||||||
Satura Beiträge: 589 |
Satura warf Leon einen strengen Blick zu, doch Cord bedeutete ihr, zu schweigen. "Nein, Leon, der Kerl bin ich nicht. Ich habe weder vor, dir den Kopf zu verbrennen, noch dir oder meiner Ziehtochter sonst etwas böses anzutun." Er schwieg kurz und lächelte Leon sanft an. "Mein Name ist Cord. Es hat mich einige Mühen gekostet, euch zwei Dickköpfe an einen Tisch zu bekommen... doch jetzt sind die Wege wieder geebnet." Satura warf Leon einen fragenden Blick zu, doch der war viel zu verwirrt, als das er ihn registrierte. Auch sie hatte keine Ahnung, was Cord vorhatte, doch war sie diese seltsame Zwischenwelt nun schon gewohnt... "Satura, mein Mädchen, ich bin stolz auf dich. Du hast sehr viel gelernt, seit du auf Khorinis bist, und in Milena hast du dir eine hervorragende Lehrmeisterin gewählt." Er schwieg und fuhr sich mit zittrigen Fingern durch das lange, weiße Haar. "Gorthar... dies Land hat Geheimnisse, die schrecklicher sind, als es sich je ein Mensch ausdenken könnte. Es ist ein Spielfeld der Götter, nicht der Menschen." Das Lächeln war aus seinem Gesicht verschwunden, und er sah beiden abwechselnd fest in die Augen. "Ihr beiden wart Teil einer Sache, die euch fast verschlungen hätte. Lasst es nicht zu, dass sie euch im Nachhinein noch auffrisst." Satura sah ihn an. "Aber ich hab das Gefühl, ich muss nach Gorthar...!" Cord nickte. "Ja, ich weiß. Ihr müsst noch viel verstehen lernen. Aber vergiß nicht, warum du nach Khorinis gekommen bist." Doch, sie hatte es beinahe vergessen - wie hatte das passieren können? "Sagitta!" sagte sie. "Ich hatte..." Cord lächelte. "Es ist noch nicht an der Zeit. Leon-" Er wandte sich wieder zu dem jungen Dieb, "Leon, du musst noch viel lernen, ehe du dein Versprechen einlösen kannst." |
||||||||||||
01.06.2003, 11:01 | #295 | ||||||||||||
Skeleon Beiträge: 793 |
Leon warf dem Alten einen bösen Blick zu. "Lernen? Warum sollte ich? Ich habe mein Versprechen eingelöst, als ich sie ..." Doch da erinnerte er sich, dass er versprochen hatte, ihr bei der Suche nach Sagitta und nicht ihrer leeren, verstaubten Wohnhöhle zu helfen. "Trotzdem, wäre nicht schlecht, wenn ich erfahre, wo ich bin, was ich hier soll und wer du bist!" Der junge Dieb erinnerte sich daran, was Satura über Cord erzählt hatte. "Du bist ... tot?" |
||||||||||||
01.06.2003, 11:09 | #296 | ||||||||||||
Satura Beiträge: 589 |
Cord lächelte geduldig ob des aufbrausenden jungen Diebes. "Ja, nach deinen Begriffen bin ich wohl... tot. Doch betrifft dies lediglich meine sterbliche Hülle. Meine Seele ist in ein anderes Reich übergegangen, Beliars Reich." Satura erstarrte. "Jeder Tote geht ein in Beliars Reich, Satura. Doch es ist nicht eins, was du daraus machst. Wie du siehst, sind wir weit entfernt von untoten Wesen. Aber ich weiß, dass es schwer ist das zu verstehen. Es spielt auch keine Rolle. Was deine Frage angeht, Leon: wenn ihr Lebenden schlaft, so seid ihr in einer Art Zwischenwelt, in denen die Lebenden und die Toten miteinander kommunizieren können. Dies birgt Gefahren, aber auch Möglichkeiten, wie du siehst. Du erinnerst dich sicher, als Satura dir im Traum begegnet ist, als du in Gorthar warst, in den Fängen des Kultes." Leon zeigte keine Regung, und Cord fuhr fort. "Du, Leon, hast sie gerufen. Nur so konnte sie zu dir finden." |
||||||||||||
01.06.2003, 11:11 | #297 | ||||||||||||
Diego | R@PC Beiträge: 3.525 |
Diego kam erschöpft ins Lager... scheiß Brücke... scheiß Orks... scheiß Scavenger... Er schleppte sich auf das Zimmer das Liana und er inzwischen ihr eigen nannten, setzte sich an einen Tisch und werkelte weiter an den Plänen für heute Abend. |
||||||||||||
01.06.2003, 11:33 | #298 | ||||||||||||
Skeleon Beiträge: 793 |
Leon blickte ihn verwirrt an. "Das ... das stimmt nicht." Er war glücklich gewesen. Er war frei gewesen. Er hatte einen Sinn gekannt. Seine Verwirrung wandelte sich in Wut. "Was willst du von uns?" knurrte er. "Woher weißt du, dass ich bei diesem ... bei diesen Leuten war?" Cord lächelte nur noch freundlicher, wie ein alter, weiser Mann, der einem Kind erklären muss, wieso Blätter grün und das Wasser nass ist. "Weißt du, mein Junge -" Leon grummelte leise "- es gibt Dinge, die du nicht verstehen kannst. Noch nicht. Du hast sie gerufen, vielleicht nicht bewußt und vielleicht nicht absichtlich, doch du merktest, dass der Kult nicht rechtens war. Du spürst noch immer die Leere, die er in dir hinterlassen hat." Leon stöhnte, wie von einem heftigen Krampf geschüttelt. "Geht nach Gorthar, und ihr werdet Antworten finden, zum Guten oder zum Schlechten, das wird sich zeigen." Der junge Dieb krümmte sich in seinem Sessel, der Schmerz lag tief und breitete sich in seinem Körper aus. Gepeinigt schloss er die Augen, bunte Lichtblitze flackerten hinter seinen Lidern. Und als er sie wieder öffnete verlor alles um ihn herum die Form, graue Nebelfetzen woben sich umeinander und bildeten neue Formen. Einen Augenblick sah er die Felsenwüste von Gorthar vor sich, doch dann verlor er den Halt, rutschte hinab, durch Fels- und Erdreich und fiel in eine undurchdringliche Dunkelheit. Er schrie etwas, doch da ... ... wachte er schweißgebadet auf. Er schreckte aus dem Bett hoch, warf sich zur Seite hinaus und hievte sich an der Tischkante empor. Wasser ... In der bereitstehenden Schale tauchte er sein Gesicht ein, prustete und kam ächzend wieder hervor. Das klatschnasse Haar hing ihm als Strähnen ins Gesicht, und von Kinn und Hals lief das Wasser in seine Klamotten. Er fluchte, wie so oft. Was war nur los? Er fühlte sich leer, ausgelaugt, verwundbar. Auf zittrigen Beinen taumelte er zur Tür, lief dagegen, fluchte, holte seinen Schlüssel aus der Tasche und drehte ihn klackend im Schloss um. Mit einem Schlag vom Ellenbogen brachte er die Tür zur Räson, fand seinen Weg durch den Gang, die Treppe hinab und ließ sich am erstbesten Tisch fallen. |
||||||||||||
01.06.2003, 11:43 | #299 | ||||||||||||
Satura Beiträge: 589 |
Satura sah entsetzt, wie Leon sich vor Schmerz krümmte und wand wie ein Fisch auf dem Trockenen. Dann fiel er einfach... und war weg. Cord schüttelte traurig den Kopf. "Er traut seinen Augen nur, glaubt nicht an das, was nicht sein darf. Du musst nun gehen, meine Tochter. Sprich mit ihm, sag ihm, dass es wirklich war." Satura nickte - doch wie sollte sie Leon etwas erklären, dass sie selber nicht verstand? Sie stand auf und umarmte Cord, der sich seltsam weich und substanzlos anfühlte. "Wir sehen uns wieder, meine Tochter." Damit verschwand das Bild ganz sanft vor ihren Augen... Gähnend reckte Satura sich im Bett. Verdammt, Leon... Ein heißer Schauer fuhr durch ihren Körper, und sie sprang auf und kleidete sich schnell an. Dann lief sie aus dem Zimmer... ihr fiel ein, dass sie gar nicht wusste, welches Zimmer Leon hatte! - hinunter, um Jamira zu fragen. Laut klappernd schlugen ihre Tritte auf den hölzernen Stufen auf, doch als sie unten ankam, sah sie Leon schon sitzen. Satura sah ihn erschrocken an. Er war triefnass und hatte einen Blick wie ein geprügelter Hund. "Leon!" rief sie. Dann eilte sie zu seinem Tisch und ließ sich auf einen Stuhl fallen. "Ich weiß es, es war wirklich." |
||||||||||||
01.06.2003, 11:53 | #300 | ||||||||||||
Skeleon Beiträge: 793 |
Leon blickte kaum auf, als sie sich setzte, fallen ließ. "Kennst du dieses Gefühl, wie wenn man den Boden unter den Füßen verliert?" Er lachte bitter, in Erinnerung an das Ende seines Traumes. "Wie wenn alles aus den Fugen läuft und du nichts dagegen tun kannst?" Er zögerte einen Moment, dann lächelte er hilflos. "Man will weg, einfach nur weg. Von vorne beginnen. Seit ich dir begegnet bin ist alles ... falsch. Ich will einfach wieder im Wald umherstreunen, nicht geplagt von Alpträumen, Gewaltausbrüchen und alten Leuten." Satura blickte ihn mitleidig, wenn auch etwas unsicher an. "Das kannst du dir aber nicht aussuchen. Du musst jetzt tun, was du tun musst." "Und warum soll ich mir das ausgerechnet in einem Traum sagen lassen? Warum sollte ich glauben, was ich gesehen habe? Sag mir, dass du es nicht gesehen hast!" rief er plötzlich, fast flehend. |
||||||||||||
|