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[GM] Abstieg in die Unterwelt #2
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07.05.2002, 14:08 #151
Saleph
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Saleph streckte die Hand nach der Kore aus und rief: "Hey! Was für Gesetze!?" Doch sie war schon wieder verschwunden.
"Wenn ich mich in unangenehmen Situationen in Luft auflösen könnte wäre ich glaube zur Zeit nur Luft. Aber Hörst du!" er streckte die Faust drohend in die Luft, "Ich schaffs auch ohne deine Hilfe und vor Beliar habe ich gar keine Angst!" Und im nächsten Moment tat's ihm leid, das er Beliar verhöhnt hatte, denn ihm kroch ein kalter Schauer über den Rücken und der Magier dachte:Naja, vielleicht hab ich ja doch ein wenig. Aber nur ein wenig!
Trotz seinem großen Mundwerk war Saleph ins Geheim doch ziemlich eingeschüchtert. Er versuchte es aber nicht zu zeigen, denn wer weiß, wer ihn hier unten alles beobachtete. Der Wassermagier sah sich um, reflexartig griff er in seine Tasche und dann fiel ihm ein das er keine Runen bei sich hatte. Saleph fühlte sich wie ein zahnloser Tiger, aber der Tiger hatte immernoch seine Pranken und so würde sich Saleph auch durchschlagen, hoffte er.
07.05.2002, 18:19 #152
Saleph
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Saleph hörte der weiblichen Stimme zu, bis sie zu Ende gesprochen hatte. Dann drehte sich der Magier in die Richtung, aus der die liebliche Stimme klang. Saleph musterte die Frau. Schön war sie, doch Saleph wollte seinen Augen nicht trauen. Wenn sie schon sagte das sie ihn erziehen wolle, was Saleph nebenbei bemerkt gar nicht gefiel, müsste er sehr vorsichtig sein. Immermehr verspührte er den Wunsch seine Runen wieder zu bekommen.
"Wofür soll ich bereit sein?" fragte der Wassermagier, wobei man etwas Nervosität mithören konnte.
"Wo bin ich hier?! Das ist doch nicht das Kastell oder?" wollte Saleph wissen, denn immer als er die Wörter "Beliars Reich" hörte, dachte er an die Hölle.
08.05.2002, 05:00 #153
Saleph
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Saleph war ziemlich skeptisch, aber er versuchte es:
"Hallo Medi, wie gehts dir?"
Gespannt wartete er was passieren würde.
08.05.2002, 05:08 #154
meditate
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meditate sah erfreut auf und als sie saleph erkannte begannen ihre augen zu strahlen.

"setzt dich zu mir. endlich haben wir mal zeit zu einem ausführlichen gespräch. du hast also endlich die position im neuen lager erreicht, die die götter für dich vorgesehen hatten?

endlich sitzt auf dem thron der, für den dieser thron gemacht wurde. dass sie dich grad verjagt haben, ist mit sicherheit eine episode, die schnell vergessen sein wird. du bist der wahre herrscher über das neue lager und in kürze über die ganze welt der barriere.

und wenn du es willst, wird sich auch die barriere eines tages auf deinen befahl hin öffnen. du bist der, der der welt das heil bringen wird.

aber du darfst dich auch nicht immer von sentimentalität leiten lassen. wenn du saturas und hawk gleich hättest töten lassen, dann wäre deine gefangennahme nie passiert. am besten, du tötest sie gleich. geh jetzt los und bringe saturas 2, hawk und den alten mann um. wenn du das hier in der unterwelt geschafft hast, dann wird es auch in der welt der lebenden passiert sein. dann kannst du zurückkehren und wirst deinen thron wieder einnehmen und herrschen für alle ewigkeit.

tu es, jetzt!"
08.05.2002, 13:50 #155
Saleph
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"Wie Recht du doch hast teuerste Meditate. Ich werde das Leben dieser Störenfriede aushauchen!" Saleph ballte seine Fäuste, "Ich werde dir die Köpfe dieser Verräter bringen, damit du siehst, welch großartiger Herrscher ich doch bin!"
Als sich Saleph herumdrehte und hinausgehen wollte, erblickte er vor sich seine Runen und sein Schwert.
"Hahahaha! Ich wusste das ihr wieder zu mir zurückkehren werdet!" Saleph griff die Runen und das Schwert, steckte das Schwert in die Scheide und befestigte diese an seinem Gürtel. Dann steckte er die Runen ein und marschierte los, um seinen Auftrag auszuführen.


Nach einem 10-minütigen Marsch kam Saleph am Neuen Lager an. Es war alles, wie sonst auch, doch die Farben stimmten nicht ganz. Das war Saleph jedoch egal und er schritt rasch in sein Heimatlager.
Niemand beachtete den Magier. Alle gingen ihren Tagesabläufen nach, wie als wäre alles ganz normal. Bei einer Gruppe Söldner entdeckte der vom Zorn geleitete Wassermagier den Söldnerführer Hawk.
Saleph zog sein Schwert und ging langsam auf Hawk zu, der mit dem Rücken zu Saleph da stand und sich mit den Söldnern unterhielt.
Saleph tippte Hawk auf die Schulter und als sich dieser herum drehte, um zu schauen wer ihm da auf die Schulter klopfte, rammte ihm Saleph das Schwert so tief in den Magen, das es den Körper durchbohrte und die Spitze am Rücken des hohen Söldners wieder austrat.
Der Söldnerführer war vorn übergebeugt, erbrach Blut und hielt beide Hände auf die Stichwunde.
Saleph grinste böse, als er das Schwert in einem Schwung von unten nach oben bewegte und Hawk somit den Kopf abschlug.
Der Körper fiel leblos zu Boden, die Augen wurden glasig und um den Leichnahm breitete sich eine Pfütze des roten Lebenssaftes Blut aus.
Aus der Tasche zog Saleph einen aus Hanf gefertigten Kartoffel Sack, welchen er aus dem Kastell mitgebracht hatte. Er ergriff den Kopf des Söldnerführers am Schopf und steckte ihn in den Sack. Dann sah er die Söldner an, welche alle nur grinsten.
"Sehr schön, ihr wisst also, wer euer wahrer Herrscher ist?" fragte Saleph selbstsicher. Wie im Chor sagten die umstehenden Söldner: "Natürlich mein Herrscher, du bist unser wahrer Gebieter."
Das war Musik in Salephs Ohren und er lachte laut und schallend: "Hahahahahaha! Sehr schön."
Aus der Halterung am Rücken des toten Söldnerführers nahm Saleph die zweihand Axt, schulterte sie und ging hinauf zur Magierebene.

Oben angekommen traf Saleph auf Riordian.
"Sag, Riordian, wo befindet sich Saturas?"
Der Magier antwortete prompt:"Er ist unten am Erzhaufen, er zählt die Brocken."
"Vielen Dank." erwiederte Saleph. Dann hob er die zweihand Axt und sagte mit bösartig zischender Stimme:"Das ist dafür, das du mich damals vom Deckel der Wohnhöhle geschossen hast..."
Im nächsten Moment fiel der Kopf des Magiers Riordian zu Boden und wenig später folgte sein restlicher Körper.
In der Bibliothek sah Saleph Saturas den älteren und Cronos, wie sie sich über ein magisches Experiment unterhielten.
Da Saturas der ältere mitten in der Tür stand, konnte Cronos nicht sehen, dass ihr alter Feind wieder da war.
Weit holte Saleph mit der blutverschmierten zweihand Axt aus.
Dann lies ein gellender Schmerzensschrei das gesamte Lager verstummen. Die Axt steckte tief in Saturas' Rücken. Um die Axt wieder frei zu bekommen, verpasste Saleph ihm einen Tritt und der alte Mann sank auf die Knie und schlug dann mit dem Gesicht auf dem Marmorboden auf. Cronos erschrack und sah nur noch, wie Saleph mit der Axt auf ihn zugestürmt kam. Um sich zu schützen hielt der die Arme vors Gesicht, doch es nützte nichts. Die Axt lies die Unterarmknochen splittern und trennte den Kopf vom Hals des hohen Wassermagiers. Saleph stand etwas gebeugt da, kaum noch fähig die schwere Axt zu halten, so erschöpft war er. Neben ihm stand auf einem Regal eine Flasche mit blauem Inhalt. Saleph trank die Flüssigkeit und fühlte sich gleich danach wieder frisch und toppfit.
Aus der Tasche zog er die Kugelblitzrune. Auf dem Weg nach unten zum Erzhaufen lud Saleph den Blitz auf. Saturas stand auf dem Erzhaufen und hielt ein Buch in der Hand, in welches er die Anzahl der Erzbrocken eintrug.
"Hey Sat!" rief Saleph, jederzeit bereit den Kugelblitz auf seine Reise des Verderbens zu schicken, "Danke das du mir das alles beigebracht hast." Gleich darauf zischte der Kugelblitz durch den Raum und durchschlug Saturas' Magen. Die Luft roch verbrannt. Der Blitz hatte ein Loch in Saturas' Bauch gebrannt, das man bequem zwei Flaschen hineinstellen konnte. Saleph's Lehrmeister begriff nicht, was mit ihm geschah. Er hielt nur die Hände vor das riesige Loch. Dann sah er auf seinen Magen und dann erschrocken zu Saleph, welcher mit seinem Einhänder angerannt kam, um das Schicksal seines Lehrers und besten Freundes endgültig zu besiegeln. Der hohe Wassermagier sank langsam zu Boden, und noch während er fiel, wurde sein Hals von der scharfen Klinge Saleph's durchtrennt. Der Kartoffelsack wurde von Saleph aufgeschnürt und zu Hawks Kopf gesellte sich der von Saturas.
Zu frieden schlenderte Saleph auf den Höhlendeckel, wo er Manmouse suchte.

Die Hütte, welche damals beim Endkampf der beiden Magier zerstört wurde, war wieder aufgebaut. Aus dem Schornstein qualmte es, daraus schloss Saleph, das sich Manmouse in der Hütte befand und ein Feuer im Kamin angezündet hatte.
Mit einem Tritt fiel die Tür in die Angeln. Manmouse, der gerade dabei war Suppe zu kochen, schreckte hoch und verschüttete den Inhalt des Topfes. Es zischte und dampfte als die Suppe das Feuer löschte.
"Na alter Mann. So schnell hast du mich nicht zurück erwartet oder? Hehehe" Saleph ging langsam auf Manmouse zu, der nach seinem Stock griff und sich mit diesem zur Wehr setzen wollte. Saleph schlug zweimal zu und der Gehstock des alten Mannes zerbrach in zwei Teile. Ein Überkopfschlag ritzte dem alten Mann die linke Hälfte der Brust auf. Mit aller Brutalität stieß Saleph seine Faust in die Brust des alten Mannes. "Jetzt wird abgerechnet!" sagte Saleph. Ein böses Grinsen war durch das Blutverschmierte Gesicht des Magiers zu sehen. Auf einmal drückte Saleph die Hand zusammen und riss seine Faust aus der Brust des Generals. In seiner, vom Blut, rotverfärbten Hand sah man Manmouse's Herz, welches noch zweimal pumpte und dann von Saleph an der Wand zerklatscht wurde. Der alte General lag schon lange auf dem Boden, doch er zuckte noch. Saleph erhob die zweihand Axt und sagte: "Nun, mein alter General, ist deine Zeit gekommen. Nicht Innos, nicht Adanos und nicht Beliar werden deine Richter sein. Sondern ich!" Die scharfe Kante der Axt durchbrach die Nackenknochen des alten und blieb im hölzernen Fußboden stecken.
Saleph packte den Kopf des Generals und stopfte ihn zu den beiden anderen Köpfen in den Hanfsack. Die Axt blieb vor Manmouse's Hals im Holzboden stecken, dort wo sie hineingetrieben wurde.
Saleph steckte sein Schwert in das Gürtelhalfter, steckte seine Runen weg, schulterte den Kartoffelsack und machte sich auf den Weg ins Kastell, wo er Meditate die Köpfe bringen wollte.

Die Robe war nicht mehr blau, sondern ein dunkles lila. Salephs Hände waren rot vom Blut seiner Gegner und im Gesicht hatte er so viele Blutspritzer, das es aussah, als wäre Salephs Gesicht so rot wie seine Hände.
Am Krankenbett seiner Freundin Meditate legte er den Sack nieder und sprach die schlafende mit sanfter Stimme an:"Medi, wach auf und sie, was ich vollbracht habe. Ich bin deinem Rat gefolgt und hier sind nun die Köpfe meiner Gegner." Von Salephs Gesicht brökelte etwas getrocknetes Blut, als er stolz lächelte.
09.05.2002, 00:09 #156
Saleph
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Saleph war das Blut in den Adern gefroren. Er zitterte am ganzen Leib. Nach einer geschlagenen viertel Stunde stand der Magier wieder von einem Stuhl auf, auf welchen er sich setzen musste, um nicht vor übelkeit umzukippen.
"Du willst wissen, wer noch sein Leben lassen muss? Das kann ich dir sagen..."
Saleph riss sein Schwert förmlich aus der Scheide und ging in Angriffsstellung.
"Das wirst nämlich du sein!"
Mit dem erhobenen Schwert stürzte Saleph auf das Monster zu, welches im so schreckliche Bilder gezeigt hatte.
09.05.2002, 00:39 #157
Saleph
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Saleph steckte das Schwert langsam weg. Er drehte sich um und ging an ein Fenster. Als er hinaus sah überlegte er:"War es falsch, das ich Saturas Manmouse und die anderen getötet habe? Wenn nein, wieso gibt sie mir dann einen solchen Auftrag?" sprach der Magier leise. Saleph fuhr sich mit der Hand durch das pechschwarze Haar während er über die bisherigen Geschehnisse nachdachte.
Dann fing er an zu sprechen, doch er wandte den Blick nicht vom Fenster ab, sondern spähte weiter hinaus:"Hör zu! Ich habe keine Lust auf deine Spielchen. Entweder wir spielen was ordentliches, oder du kannst alleine spielen." Hastig packte Saleph seine Sachen und ging wieder nach "Hause" ins Neue Lager.
Dort war wohl der einzigste Ort, wo er etwas Freude finden konnte: nämlich sein Erz!

Zum zweiten Mal an diesem Tage betrat Saleph das Lager.
Er schritt hinauf zur Magierebene, ging durch die Bibliothek und schlenderte nach unten zum Erzhaufen.
Saleph räumte Saturas' Leiche bei Seite und dann gab er sich dem Spiel mit den Erzbrocken hin. Er baute Türmchen, so hoch aufgestapelt, bis sie zusammen fielen. Er genoss das beruhigende glitzern der blauen Steine, welche ihn sehr faszinierten.
Er beschloss daher, dass seine ältesten und besten Freunde auch etwas davon haben sollten. Von drei Banditen ließ er vier der größten zur Verfügung stehenden Säcke mit Erz füllen. Nachdem die Säcke gefüllt und transportbereit waren, teilte Saleph den Banditen mit, an wen die Säcke gehen sollten: "Dieser hier," Saleph zeigte auf den ersten Sack, "geht an einen meiner ältesten Freunde. Überbringt diesen Sack an Linus den Schattenführer des Alten Lagers und richtet ihm schöne grüße von mir aus." Der Bandit machte sich auf den Weg um seinen Auftrag zu erfüllen.
Salephs Augen funkelten, als er an die alten Zeiten mit Linus dachte. Wie sie zusammen den Schattenläufer erlegt hatten, oder die Taverne erbaut hatten. Doch dann schüttelte Saleph den Kopf, als wollte er sich nicht daran erinnern, und widmete sich dem nächsten Sack.
"Diesen Sack bringt ihr dem ehemaligen Buddlerführer Mightman. Er war damals sehr sauer auf mich, als ich das Alte Lager verlies. Das wird ihn sicher glücklich stimmen. Richtet auch ihm schöne Grüße aus."
Der etwas mickerige Bandit schulterte den Sack und quälte sich die Stiegen, welche vom Erzhaufen in die Bibliothek führten hinauf.
Verständnisslos schüttelte der Magier den Kopf über die Schwäche dieses Menschen. Er sprach einen der stärkeren Banditen an: "Bring du den Sack an Stelle des Winzlings ins Alte Lager. Bring den Schwächling um, es ist mir egal wie du es machst, aber mach es schnell, sonst werde ich es mit dir tun. Der Tot ist keine Bestrafung, er ist eine Erlösung!" Der Bandit nickte gehorsam, zog ein grobes Schwert und rannte mit einem fiesen Grinsen dem schwächlichen Banditen hinterher.
Saleph führte sein Programm weiter aus, und vermittelte den nächsten Sack: "Dieser Sack geht zu...."
Ein gellender Schrei drang als Echo durch die Gänge des Kellergewölbes bis zum Erzhaufen. Laut und heftig lachte Saleph. Der Tot dieses Versagers bereitete ihm große Freude. Er konnte es sich gut vorstellen, wie die Klinge durch seinen Körper stach, immer und immer wieder. Nach einer Weile fing sich Saleph wieder und sprach leicht kichernd weiter: "Also, dieser Sack ist Champ vorbehalten. Er ist einer meiner engsten Freunde. Fragt ihn, ob er schon den Alchemiebaum gefällt hat hahahaha." Der nächste Bandit verschwand mit dem Erzsack, um dem Zorn des machthungrigen Magiers zu entkommen.
Den letzten Sack nahm Saleph selbst. Als er den Gang zur Bibliothek der Wassermagier hinaufschritt, kam ihm ein kleines Rinnsal Blut entgegen. Wenig später entdeckte er hinter einer Ecke den Leichnahm des mickerigen Banditens. Saleph lehnte sich gegen die Wand des Ganges, um nicht vor Lachen umzufallen. Grinsend setzte der Wassermagier seinen Weg fort. Er schlenderte durch die Bibliothek, über die Magierebene, hinunter zu den Unterkünften der Banditen.
Er wusste zwar das Rachestahl inoffiziel Magierlehrling war, da er aber noch nicht geweiht wurde, musste er noch in seiner alten Behausung leben. Saleph öffnete die Tür. Die Hütte war leer, bis auf das Bett, auf welchem Rachestahls Sohn lag und schlief. Behutsam legte Saleph den Sack Erz auf den Eibentisch und verlies dann wieder die Hütte. Mit einem guten Gefühl verlies er auch das Lager, um der Versuchung zu zeigen, wie groß die Macht des Erzes doch ist.

Der Marsch kam Saleph merkwürdig kurz vor. Es war zwar beim letzten Mal schon so gewesen, doch da hatte er es nicht so genau registriert. Das störte ihn wenig, im Gegenteil. Saleph hasste es Zeit zu verschwenden, daher freute es ihn, dass er schon so schnell am Kastell war. Mit beiden Händen stieß er die Tür auf, ohne sie dann wieder zu schließen. Hoch erhobenen Hauptes stolzierte er in das Krankenzimmer, wo er auf Versuchung traf.
"So meine Liebe, ich habe mich nun wieder etwas erholt. Die Macht des Erzes ist einfach wunderbar, besonders wenn man es verschenken, oder andere Leute kaufen kann. Auch dir habe ich einen Sack Erz mitgebracht, damit du auch die Macht und das Glücksgefühl verspühren kannst." Saleph reichte der Frau den Sack, und lächelte sie dabei sanft an.
10.05.2002, 00:17 #158
Saleph
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Bitterlich und geräuschlos weinte der Wassermagier. Beide Hände hielt er vor sein Gesicht, um nicht die Gräueltaten zu sehen, welche er angerichtet hatte. Die Zeit verging und Saleph heulte unaufhörlich, wie ein geprügelter Hund.
Er hatte das Gefühl, dass er aus dieser unwirklichen Welt nicht mehr heraus kommen würde. Verzweiflung und Machtlosigkeit spielten sich in seinem Kopf ab. Saleph war am Rande des Durchdrehens, denn er wusste nicht mehr, was er glauben konnte, und was nicht.
Seine Augen waren mit roten Äderchen durchlaufen und die Pupillen waren stark geweitet. Sollte er sich wirklich mit den Göttern anlegen? Es war sicher wieder eine Falle der Versuchung, doch Saleph wusste nicht, wen sie noch umbringen könnte. Es waren ja nicht mehr viele Leute da, welche Saleph nahe standen.
Saleph musste es wagen. Vielleicht würde dieser Albtraum dann endlich aufhören. Es war ihm egal, ob das ganze gut oder schlecht endete: hauptsache es passierte, und zwar bald!
"Wo finde ich die Götter?" wollte Saleph wissen.
"Wer suchet der findet." war die einzigste Antwort der Versuchung.
"Danke für diese unheimlich interessante Information." erwiederte Saleph grummelnd. Er befolgte den Rat der Versuchung und fing gleich in den Räumen des Kastells an, die Götter ausfindig zu machen. Nach vielen vielen Türen kam Saleph im Refektorium an.
Was er dort vorfand, war jenseits von Gut und Böse und über den Grenzen, was er aushalten konnte. In seinem Kopf machte sich das Gefühl der totalen Geisteskrankheit breit.
An einem großen Runden Tisch im Refektorium sah er drei Gestalten in Kutten. Ihr Gesichter waren verdeckt. Der erste trug eine rote Kutte, der zweite eine schwarze und der dritte eine blaue. Die Zeichen auf den Kutten waren Saleph bekannt. So identifizierte er den roten Kuttenträger als Innos, den schwarzen Kuttenträger als Beliar und den blauen Kuttenträger als Adanos, was eigentlich nicht schwer war.
Doch das, was Saleph eigentlich so verrückt machte war dieses:
Am selben Tisch saßen 6 Hunde, mit Schwarze Weißern in der Schnautze und Pokerkarten in den Pfoten. Die Hunde, 2 britishe Bulldoggen, ein Schäferhund, ein golden Retriever, ein Chihuahua und ein Terrier, spielten mit den Göttern Poker!
Das hielt Saleph nicht mehr aus. Der Wahnsinn kannte wohl keine Grenzen mehr. Die letzte Möglichkeit auf Hilfe war die Kore.
"KOOOOOOORRRREEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEE!!!!!"
brüllte der verzweifelte Magier, in der Hoffnung, dass sie wirklich erscheinen würde.
10.05.2002, 09:04 #159
Saleph
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Unglücklich, darüber das er keine hilfreiche Antwort bekommen hatte, dachte Saleph wütend und verzweifelt: "Scheiß auf die Sonne! Ich will hier nur raus!"
Dann ging er an den großen runden, aus Eibenholz gefertigten Tisch.
Die Hunde und die vermummten Kuttenträger unterbrachen ihr Spiel und sahen auf. Einmal atmete er noch kräftig durch und sprach: "Kann ich mitmachen?"

Eine der beiden Bulldoggen antwortete sabbernd: "Wir spielen aber nur so zum Spaß. Es geht also um nichts."
"Wenn es um nichts geht," erwiederte Saleph, "habe ich ja Glück. Denn ich besitze nichts. Kein Geld, keine Macht und auch keine Freunde mehr." er seufzte und setzte sich dann auf einen freien Stuhl.
Die Karten wurden gemischt und verteilt.
Von einem Dämon wurden ab und zu die Biergläser neu gefüllt, der Aschenbecher wurde geleert und neue Schwarze Weißer wurden gebracht.
Der Chihuahua riss einen Witz nach dem anderen, was jedesmal lautes Gelächter im Refektorium verursachte.
Die ersten paar Male verlor Saleph, dann aber, als er wieder etwas eingespielt war, gewann er auch das ein oder andere Spielchen.
An die Versuchung und ihre Aufgabe dachte Saleph nicht mehr. Es war gerade so lustig und Saleph wollte sich nicht mit den Göttern anlegen, da sie ja doch ziemlich nette Gestalten zu sein schienen.
Es war spät in der Nacht, als sie das Spiel beendeten. Das Refektorium lag in einem Dunstschleier aus Zigarettenrauch. Ausgedrückte Schwarze Weißer lagen auf dem Boden, ebenso wie leere Bierflaschen und ein paar Reste vom Abendessen, welches in einer kurzen Spielpause serviert worden war. Saleph wusste nicht, wann er sich das letzte Mal so amüsiert hatte.
"Hehehe, war echt lustig mit euch. Lasst uns das mal wieder machen. Ich geh jetzt aber meinen Rausch ausschlafen. Gute Nacht." Saleph winkte nochmal, dann bog er in einen Gang ab, ging die Treppe hoch und betrat das Krankenzimmer, wo er der Versuchung die Meinung sagen wollte.
"Ich habe die Götter getroffen."
"Und?" fragte sie gespannt. Die Versuchung hatte immernoch ihr scheusliches Antlitz, welches Saleph gar nicht gefiel.
"Ich habe mit ihnen Poker gespielt. Und die Hunde haben mitgespielt...hahahahaha. Das war ne lustige Runde sag ich dir. Achja, bevor ichs vergesse: Ich werde nicht gegen die Götter kämpfen! Am Ende is mein Kopf wieder unter der Kaputze, oder der meiner Freunde. Das ist es mir nicht wert. Lieber geh ich hier zu Grunde.
Macht und Geld allein machen nicht glücklich, besonders nicht, wenn keiner dabei ist, mit dem man das teilen kann."
Müde lies sich Saleph auf einen Stuhl fallen. Wahrscheinlich würde sie oder ein anderes schreckliches Wesen sein trauriges Dasein beenden. Während er auf seinen Schafrichter wartete dachte der Wassermagier an die alten Zeiten und Abenteuer, die er mit seinen Freunden erlebt hatte.
10.05.2002, 12:41 #160
Saleph
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Saleph überlegte.
Sein Schicksal hing nun an diesen Gedanken, welche Gerade zu tausenden durch seinen Kopf blitzen.
"Soll ich ihr sagen, dass ich will, das sie es rückgängig macht?
Oder sollte ich mich meiner Strafe stellen? Wenn sie den Leuten das Gedächtnis löscht gehe ich straffrei aus. Aber andererseits würden mir die ganzen Taten ein Leben lang auf der Seele liegen. Selbst Beliar kann keine Seelen löschen, nur verdammen. Wird er meine Seele verdammen? Oder wird er mich nocheinmal verschonen? Werde ich hier überhaupt wieder heraus kommen?", murmelte der am Rande des Wahnsinns stehende Wassermagier in eine Hand, die er vor den Mund hielt.
Verwirrt lies Saleph den Kopf hängen. Mit den Händen fuhr er sich hastig durch das rabenschwarze Haar. Anscheinend war es ihm hier vor lauter Verzweiflung zur Gewohnheit geworden.
"Soll ich? Soll ich nicht? Wieso sollte ich? Wieso aber auch nicht?....RUHE JETZT!!!" Saleph hatte keine Lust mehr auf die vielen Gedanken, die ihm allmählich Kopfschmerzen bereiteten.
Er war fest entschlossen und fällte nun seine endgültige Entscheidung:
"Ich werde für meine Taten gerade stehen. Ich wähle die zweite Möglichkeit. Lass mich meine Läuterung miterleben."
06.08.2002, 22:48 #161
Don-Esteban
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Und wiederschälte sich aus dem Dunkel eine Gestalt, umgeben von Schleiern. Sie öffnete die Arme und ein in eine dunkle, mit aufwendigen Stickereien verzierte Robe gehüllter Magier betrat die Szenerie. Die Blutflecken auf der Schulter und der Brust der Robe verunstalteten den kostbaren Stoff und passten so gar nicht zu der sonstigen Erscheinung des Magiers. Verwirrt stand er da, sah sich um und schien nicht zu begreifen, was passiert war. Dieses Rauschen in den Ohren - nicht schon wieder.

Don-Esteban richtete sich auf. Schlank und gerade stand er da, die Robe seiner Zunft legte sich in wohldrapierten Falten um seine Gestalt. Die Haare weiß, lang auf die Schulter fallend, die Haut dafür um so dunkler. Instinktiv griff er sich an das linke Ohr. Blut blieb an der Hand zurück. Er stöhnte auf.
"Nicht schon wieder." Doch er hörte mit beiden Ohren, also schien das Trommelfell nicht geplatzt zu sein. Mit finsterem Blick schaute er sich um. Seine Hakennase blieb an der Erscheinung der Kore hängen.

Die Augenbrauen machten den Blick noch bedrohlicher.
"Was soll das? Warum hast du mich entführt? Beliars Zorn möge dich treffen. Den Hohepriester des ZuX entführt man nicht so einfach aus dem Kastell." Trotz seiner vermeintlichen Erregung ließ er sich nicht dazu hinreißen, seine Runen, die am breiten Gürtel links und rechts der kostbar verzierten Schnalle aus Gold drapiert waren, zu benutzen. Wo immer er hier war, womöglich konnte nur seine Entführerin ihn wieder zurückbringen.

"Ich muß in den Raum, ich muß die Bestien beruhigen, dem Kastell droht sonst Gefahr. Du kannst mich nicht einfach wegschleppen. Was fällt dir eigentlich ein!" Der Tonfall des Magiers wechselte von verärgert über erklärend befehlend. ein Unterton von Arroganz war zu spüren. Der Mann war gewohnt, daß seine Befehlen ausgeführt wurden. Doch hier hegte er Zweifel, ob ihn seine Entführerin einfach so wieder zurückschaffen würde. "Also was soll ich hier? Warum bringst du mich hierher? Und wehe, es ist nicht wichtig!"

Der Hohepriester besann sich auf die Würde seines Amtes und schob die Hände in den jeweils anderen Ärmel der Robe. Er wartete auf eine Erklärung. Die Stickereien der Robe glitzerten im spärlichen Licht, dessen Quelle er nicht bestimmen konnte. Die hochgebogenen Spitzen seiner Stiefel aus weichem Leder und stahlnägelbeschlagenen Sohlen lugten unter dem wallenden Gewand hervor. Der Blick, den er auf die Kore richtete, hatte etwas latent bedrohliches. Er glaubte zwar selber nicht, daß er ihr irgendetwas anhaben konnte, doch war der Magier schon immer auf Wirkung bedacht.
07.08.2002, 22:20 #162
Don-Esteban
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Erstaunt sah der Magier, wie sich seine Entführerin einfach in Luft auflöste, ohne ihm auch nur irgendeine Antwort zu geben. Innerlich mußte er lächeln. Was mochte sie von ihm denken? Er war in ihrer Gewalt gewesen und trotzdem hatte er versucht, ihr Befehle zu erteilen, welche Torheit. Der Don sah sich um. Er befand sich in einer leeren Höhle, die Decke verschwand im Dunkel, vor ihm breitete sich ein Gang aus, der Weg war hier und da unterbrochen von flachen Treppenstufen, die langsam nach unten führten.

Vorsichtig ging er hinunter. Um ihn herum war es dämmrig, so daß er kein Licht herbeizaubern mußte, um den Weg zu erkennen. Wo das fahle Licht herkam, konnte er nicht erkennen. Es war einfach da. Was tat er hier eigentlich? Wieso brachte ihn diese Gestalt hierher und verließ ihn dann, überließ ihm seinem Schicksal? Eigentlich entführte man doch Menschen, um etwas mit ihnen anzufangen, Lösegeld, Sklaverei, Experimente oder so. Doch hier - nichts von all dem, er wurde einfach laufen gelassen.

Moment. War das vielleicht ein Experiment? Hatte irgendein seltsamer Gott oder Dämon seinen Spaß daran, Menschen beim Entfleuchen aus seinem Gefängnis zu beobachten? Wahrscheinlich lauerte irgendwo hier eine Gefahr auf ihn, der er sich stellen mußte. Wenn er doch nur mehr Informationen hätte! Er schickte in Gedanken ein Stoßgebet zu Beliar, während er die flachen Stufen hinabstieg, begleitet von dem fahlen Licht, daß Farben nur sehr unvollkommen erkennen ließ.
10.08.2002, 12:14 #163
Don-Esteban
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"Du? Etwas für mich? Wer bist du? Oder ist das unwichtig?" Der Schwarzmagier war verwundert über die seltsame Gestalt des Magiers vor ihm. Mit der erhobenen rechten Hand fuhr er langsam durch die Luft, so als suchte er irgendetwas. Don-Esteban erkannte ein Auge, daß fest auf der Innenseite der Hand befestigt war. Keine schlechte Idee, so konnte man um Ecken schauen. Oder über die Schulter, ohne sich umzudrehen. Vielleicht sollte er, wenn er wieder im Kastell war, sich an der Schöpfung solcher Kreaturen versuchen.

Ja, wenn er wieder im Kastell war, wenn...
"Was tue ich hier? Warum bin ich hier?" Er bereute seine Fragen sofort. Dermaßen exitenzialistische Dinge würden einen ihm überlegenen Gegner nur ein Lächeln auf die Lippen zaubern und dessen Überlegenheit erkennen lassen, was einer Unterwerfung gleich kam. Was immer dieser "blinde" Magier auch war, bis der Don nicht mehr wußte, als das Bisherige, war Vertrauen so fern wie die Freiheit in der Barriere. Er war ein Feind. Der Don führte die Hände an seinen Gürtel, in die Nähe seiner Runen.

Was als nächstes passierte, lag in den Händen des anderen.
"Also was willst Du von mir." Herausfordernd kam die Frage, lauernd und doch auch mit einem gewissen salbungsvollen Unterton, der Verständigungsbereitschaft signalisieren sollte. Der Hohepriester war klug genug, um vorerst nur abzuwarten und Informationen zu sammeln. Hektische Betriebsamkeit würde nur schaden. Also wartete er, was ihm sein merkwürdiger Gegenüber zu sagen hatte. Vielleicht war es ja von Interesse.
14.08.2002, 14:01 #164
Don-Esteban
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Ein finsteres Lächeln, daß von einem listigen Blick begleitet wurde, umspielte die Lippen des Schwarzmagiers. "Oh, ich verstehe. Eigentlich hat dir dein Herr diese Aufgabe aufgetragen, doch du warst außerstande, sie zu seiner Zufriedenheit zu lösen. Das ist natürlich traurig... Sehr traurig. Dein Herr und Meister ist sicher ungnädig zu dir. Doch ich bin mir sicher, daß du ihn liebst und alles dafür geben würdest, seine Wünsche doch nur erfüllen zu können. Ich habe Mitleid mit dir und deiner Machtlosigkeit. Ja, wirklich. Aber dein Plan ist natürlich schlau ausgedacht. Dir jemanden zu suchen, der tatsächlich die Macht zur Bewältigung dieser Aufgabe besitzt, ja dem es ein Leichtes sein wird, dieses Feld von seiner Last aus Steinen zu befreien, diese Idee hätte direkt von mir sein können. Respekt. Doch leider muß ich sagen, daß schlaue Pläne nicht alles sind. Aber das wirst du schon noch lernen, da bin ich mir sicher." Don-Esteban machte ein mitfühlendes Gesicht, um seine Worte zu unterstreichen. Auch wenn er nicht wirklich viel von Mitgefühl für Schwache hielt, so wußte er doch um die Wirkung dessen. Suchten Schwache denn nicht immer jemanden, zu dem sie aufschauen konnten, der ihnen Halt und Hoffnung gab?
19.08.2002, 23:12 #165
Don-Esteban
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"Soso, dein Herr und Meister also..." Eine Pause folgte, in der der Schwarzmagier leicht mit den Schultern zuckte. Dabei spürte er den Fleck angetrockneten Blutes an der Schulter. Der sonst so geschmeidige Stoff war hier fest und steif geworden. "Da es anscheinend keinen anderen Weg gibt, werde ich mich wohl dazu herbablassen, dir ein wenig Anschauungsunterricht in der Magie Beliars zu geben. Ich hoffe, Beliar ist dir ein Begriff. Vielleicht hat ihn dein sogenannter Herr und Meister ja schon mal erwähnt."

Don-Esteban tippte an eine Rune, ganz innen am Gürtel, direkt neben der Schnalle und murmelte dabei in düsterem Ton Sätze unbekannten Inhalts. Vor ihm begann sich mit einem Rauschen etwas zu materialisieren. Kleine Steinchen flogen auf diese Stelle zu und prallten zusammen. Eine Art waberiger Nebel verhüllte das Innere, doch mit der Zeit löste er sich auf, schien regelrecht in seinen Kern hineingesaugt zu werden. Zum Vorschein kam ein Koloss aus Stein und Fels, der fast unbeweglich vor seinem Hern und Meister stand und geduldig und irgendwie unbeeindruckt auf ihn herabblickte.

"Entferne alle Felsen von diesem Feld hinter dir. Danach sei deine Aufgabe erledigt und du wirst wieder zu dem werden, woraus wir alle bestehen." In befehlsgewohntem Ton waren die Anweisungen gekommen. Einen eigenen Willen hatten diese Kreaturen sowieso nicht. Im Gegenteil: Ohne Befehle verharrten sie auf der Stelle und zerfielen nach einer gewissen Zeit. Diese Zeit der Existenz zu dehnen war eines der beliebtesten Ziele eines Schwarzmagiers. Der Don glaubte, daß er dieses Spiel recht gut beherrschte.
20.08.2002, 19:49 #166
Don-Esteban
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Der Hohepriester, der zuerst ärgerlich, dann innerlich staunend auf das unnütze Werk seiner Kreatur geschaut hatte, hielt inne. "Beliar? Sagtest du Beliar? Warum kannst du das nicht gleich erwähnen, du Nichtsnutz? Warum sollte ich mit Beliar konkurrieren wollen? Wenn er Felsen haben will, dann sind Felsen." Lässig hob er die Hand in Richtung des Golems, der sich bis zu diesem Moment unbeeindruckt durch das Feld aus Stein ackerte. Der Steingolem unterbrach augenblicklich seine Arbeit und zerfiel einen Lidschlag später zu Staub.

"Wozu soll ich mir eine sinnlose Mühe machen? Beliar scheint es zu gefallen, dort Felsgestein wachsen zu lassen, also will ich ihm nicht entgegentreten. Denn er IST der Herr und Meister. Erzähl mir lieber von ihm, da du ja sein Diener zu sein scheinst." Der Don suchte sich eine felserne Bank in der Nähe seines etwas im Umgang mit anderen Menschen tollpatschigen Begleiters, rückte sich die Robe noch etwas zurecht und machte es sich dort bequem. "Fang einfach an. Was dir so einfällt. Tu dir keinen Zwang an. Sei versichert, mich interessiert alles. Los, los."

Ein einladender Wink der Hand begleitete diese Worte. Das Feld aus Stein war vergessen. Das war sowieso keine Aufgabe für einen Magier, damit sollten sich Bauern rumplagen. Hier winkte Wissen über Beliar. Diese Gelegenheit konnte man sich doch nicht entgehen lassen. DAS war wichtig, nicht irgendein blödes Feld. Also die Ohren gespitzt und zugehört, was dieser seltsame Geselle mit den fehlenden Manieren so zu erzählen hatte. Irgendwie schaute er mit seinem Auge recht erstaunt. So erstaunt, wie es nur aussehen konnte, wenn einem das einzigste Auge, das man hatte, aus der Hand wuchs.
20.08.2002, 21:36 #167
Don-Esteban
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Was für ein seltsamer Zeitgenosse... Der Don ließ das Verschwinden gleichmütig geschehen und schaute gelangweilt dem Anwachsen der Steinmassen zu. Er machte keinerlei Anstalten, ihnen Einhalt zu gebieten. Es war ihm egal.
22.08.2002, 15:52 #168
Don-Esteban
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Mittlerweile hatte sich der Schwarzmagier lange genug gelangweilt und beschloß - nur zum Spaß - seine restlichen ihm von Beliar zugestandenen Fähigkeiten an den Felsen auszuprobieren. Ganz in der Nähe erschein ihm eine Formation recht brauchbar für seine Zwecke. Die Hand auf die Schattenflammen-Rune gelegt, fing er an, mit der anderen die Pfeile aus schwarzem Feuer auf den erwähnten Felsen abzufeuern. Der nahm unter dem andauernden Beschuß neue Formen an. Mal trafen ihn wuchtige Geschosse, die ganze Felspartien absplittern ließen, dann folgten wieder nur winzig kleine Treffer, die kaum schaden an der Oberfläche anrichteten.

So ging das ein paar Stunden. Der Hohepriester war mittlerweile recht erschöpft vom dauernden Gebrauch seiner Fähigkeiten. Doch er hielt eisern bis zum Schluß durch. Dann betrachtete er sein Werk: Die Statue eines Steingolems - aus Stein gehauen. Wie sinnig.
"Mhm, werde ich jetzt langsam verrückt? Ach, was solls. Das wollte ich schon immer mal machen." Der Aufenthalt hier unten in den Höhlen hatte ihn hungrig und vor allem durstig gemacht. Das war wohl auch ein Grund für die seltsamen Dinge, die er hier tat.

Wenn er doch nur Zombies beschwören könnte. Dann hätte er sich aus ihrem Fleisch etwas mehr oder minder wohlschmeckendes braten können. Naja, das wäre wohl eher weniger genießbar geworden. Aber nein, Skelette, nur immer wieder Skelette. An denen war doch außer Knochen nichts dran. Hier und da noch ein Haarbüschel auf dem Kopf, aber das war auch schon das höchste der Gefühle. Der Don kicherte. die Höhlendecke warf das Geräusch vielfach gebrochen zurück und durch den ganzen Höhlengang hallte ein schauerliches Lachen, irre und unheimlich.

Erschreckt hielt der Magier inne. Als sich das Echo gelegt hatte, probierte er verschiedene Töne aus.
"Hahaha. Hohoho. Ohihoh." Klang nicht übel. Sehr schaurig. Mittlerweile hatte sich die geistige Kraft des Don soweit erholt, daß er bereit für den nächsten Zauber war. Mit den Worten "Nimm dies, schurkiger Golem." schleuderte er der Figur aus Stein Beliars Hauch entgegen. "Haha, jetzt kannst du nicht mehr weglaufen." Zufrieden sah er zu, wie das schwarze Feuer um die Statue züngelte und sie am fortlaufen hinderte.

Leider machte die Statue keinerlei Anstalten, sich zu wehren. So verlor der Magier bald das Interesse an seinem Spiel und das Feuer verschwand. Jetzt war die Oberfläche leicht glasiert. Das sah umwerfend aus.
"Das sollte ich mit den Statuen im Kastell auch machen." Befand der Don. Dann wandte er sich dem nächsten Zauber zu. Er beschwor drei Skelette. Der einzige Verwendungszweck, der ihm für seine eben herbeigeholten Kreaturen einfiel, war mit ihnen zu kegeln.

Er befahl den Skeletten, ihre Beine als Kegel zur Verfügung zu stellen, die restlichen drei Kegel bestanden aus den schönsten der vorhandenen Armknochen. Noch flugs ein Ball ausgesucht.
"Mhm, der Kopf ist nicht gut, was für ein Quadratschädel. Der hier, ein wahrer Rundkopf. Perfekt." Los gings. "Alle neune!" Jauchzte der Don, als die Kegel wild durcheinander fielen. Doch dann wurde ihm dieses Spiel auch zu langweilig. Aus lauter Frust bearbeitete er die glasierte Statue des Steingolems mit schwarzem Licht.

Noch eine Schicht aus glasiertem Gestein folgte. hier und da hatten sich Tropfen gebildet, die in Nasen von den Kanten hingen. Jetzt sah der Golem fast wie ein schmelzender Eisgolem aus. Vor Schattenbrand und schwarzer Flut schreckte der Don im Moment noch zurück, da sie gar zu große Zerstörungen verursachten, die ihn womöglich selber treffen konnten. Also rückte er seine Robe zurecht, setzte sich wieder hin, und ließ die Gedanken schweifen. Was sollte er nur hier unten. Er hatte genug anderes zu tun, als das er hier seine Zeit verplempern konnte.
24.08.2002, 15:30 #169
Don-Esteban
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Als er die Hände von den Ohren nahm, bemerkte er am linken Ohr etwas warmes. Die Wunde war wieder aufgeplatzt. Wenn nicht bald etwas geschah, würde er noch taub auf diesem Ohr werden. Und das in seinem Alter! Wenn der alte General der Lees nicht mehr alles mitbekam, dann war das ja fast normal - der war ja auch in Wirklichkeit ein Alterchen. Allerdings sollte er mittlerweile wieder ganz rüstig sein, wenn die Informationen stimmten, die ihm die Raben an Abenden unter der Esche zuraunten, die er in angenehmer Erinnerung hatte.

"Und wer bist du, daß du hier so ein Getöse veranstaltest?" Der Schwarzmagier war verärgert über den unnützen Lärm. Aber immerhin bekam er so einen neuen Gesprächspartner und deswegen hielt sich der Ärger in Grenzen. "Wenn du hier schon so einen unmöglichen Krach veranstaltest, und hier alles umpflügst, kannst du auch gleich mal dort vorne diese Felsformation ins Visir nehmen und dich dort austoben. Damit wäre dann uns beiden geholfen. Hinterher werde ich dich auch unterhalten, so gut ich es vermag." Was blieb dem Don weiter übrig?
26.08.2002, 21:28 #170
Don-Esteban
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Der Schwarzmagier lachte. "Aussterbend? Es scheint mir, du weißt nicht viel über Menschen. Sterblich zu sein, bedeutet nicht, auszusterben. Es mag dir als Makel erscheinen, unverständlich für dich hier in deiner Welt, in der nicht gestorben wird, weil sowieso schon alles auf Ewigkeit tot ist. Doch der Schöpfer hat es für die Menschen so bestimmt, daß jeder von ihnen nur eine kurze Zeitspanne hat. Das scheint der Preis dafür zu sein, daß unserem Geist keine Grenzen gesetzt sind. Denn wenn wir unsterblich wären, wären wir Götter."

Er klopfte dich demonstrativ den Dreck von der Robe und stand so in einer kleinen Wolke Staubes. "Was du für mich tuen kannst? Und warum? Nun, dir scheint recht langweilig zu sein, sonst würdest du nicht den Kontakt mit mir - einem der aussterbenden Menschen - suchen. Erfülle meine für dich lächerliche Bitte damit ich dir deine Frage beantworte und dir erzähle, warum Menschen so sind, wie sie sind. Lerne etwas über uns, laß mich deine Neugier befriedigen. Meine einzige Bitte sei folgende:"

Er machte eine kurze Pause, um die Neugier des riesigen Geschöpfes, daß hoch über ihm aufragte, zu erhöhen und um Kräfte zu sammeln, denn um sich verständlich zu machen, mußte er schreien. "Zerschmettere die Felsen hinter dir und zerbrösele sie zu Staub, auf das die Ebene von ihm bedeckt sei und man darüber wandeln kann, wie über blanke Erde. Dir sollte dies nicht schwerfallen, als größtem Wesen hier. Zeig mir ein wenig deiner Kräfte."
27.08.2002, 13:07 #171
Don-Esteban
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Dieses Getöse. Unglaublich. Endlich war es vorbei. Und die Felsen waren zu Staubkrumen zerfallen. Der Schwarzmagier war's zufrieden. "Ich bin zufrieden mit dir. Wunderbar. Und jetzt lausche meinen Worten. Mein Name ist Don-Esteban, ich bin das Oberhaupt der Schwarzmagier in einem Teil des Königreiches Myrtana. Es mag andere Magier wie mich geben, die woanders Beliar auf ihre Weise dienen. Wir Schwarzmagier sehen uns als den Arm Beliars in der Welt der Lebenden an. Ob Beliar dies auch so sieht, weiß ich nicht wirklich. Ehrlich gesagt, es gab Augenblicke, da habe ich dies bezweifelt. Vielleicht besteht unsere Auserwähltheit nur aus reiner Selbstverliebtheit, aus alten Geschichten seniler Greise, die nichts mit dem wirklichen Wesen der Welt zu tun haben. Doch sei's drum. Die Welt zu erkennen und so zu formen, wie es uns richtig erscheint, ist das Wesen der Menschheit. Dieses innere Verlangen hat uns der Schöpfer mitgegeben. Sei unser Leben auch noch so kurz, gerade deswegen richten wir all unser Streben darauf, bleibendes zu schaffen, uns über unsere Lebensspanne hinaus auszudrücken durch unsere Taten. Und Beliar zu dienen ist das Streben der Magier, die Beliar anbeten. Ihn würdig in der Welt zu vertreten, die er nicht betreten darf, ist unsere selbstgewählte Aufgabe. Und bedenke eins: Wenn meine Welt so uninteressant ist und wir Menschen so schwach ist, wie wir dir erscheinen, warum sollte dann Beliar so erpicht darauf sein, diese Welt zu betreten und zu beherrschen. Sie ist wichtig. Für uns Menschen, für ihn. Es ist diese Welt, die den Sinn in der Existenz der Götter ausmacht. Du wirst mir zustimmen, wenn ich dir sage, daß auch Götter unsichtbaren Gesetzen folgen. Die Beschränkung Beliars auf die Welt des Todes ist nur ein sinnfälliges Beispiel dafür. Seit Äonen rüstet er für die Änderung dieses Zustandes, bis jetzt ohne Ergebnis. Du siehst, auch Götter können nicht alles. Und bedenke zum Schluß: Die Welt des Todes kann nicht ohne die Welt des Lebens existieren. Denn beide sind Gegensatz und Einheit in einem. Ohne Leben kein Tod. Auch, wenn alles, was lebt, am Ende in die Arme des dunklen Gottes fällt, so blieben seine unendlichen Hallen doch leer, ohne den Funken des Lebens. So lerne, die Welt der Lebenden als untrennbaren Teil des Ganzen zu akzeptieren." Der Don hustete und schwieg dann. Seine Kehle war staubtrocken.
01.09.2002, 16:34 #172
Don-Esteban
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"Was für unsinnige Aufgaben soll ich denn noch alles ausführen? Nimmt das denn kein Ende." DER Hohepriester zweifelte sowieso daran, ob er es hier wirklich mit Kreauren Beliars zu tun hatte. Würde der dunkle Gott seine Zeit mit albernen Spielchen verbringen, die - was er sicher noch viel besser wußte, als der Don selber - nutzlos waren und zu keinem Ergebnis führen würden? "Korn wachsen lassen? Das ist und bleibt unmöglich in dieser Welt." Das war die feste Überzeugung des Magiers.

Und weiter:
"Ich hätte dir ja gerne noch geantwortet, aber..." Der seltsame Wurm war schon fort. "Danke für das Gespräch." DER Hohepriester machte sich auf, das Feld zu durchschreiten. Erde wollte Beliar hier haben. Staub war es geworden. Wenn Wind hier unten wehen würde, dann wäre dieser Staub in einer riesigen, alles erstickenden wolke durch die Hählen gejagt und hätte nur nackten Felsboden unter sich zurückgelassen. "Getreide hier, was für ein Unfug. Es gibt kein Licht, es gibt kein Wasser, es gibt kein Korn.

Das hier ist die Welt der Toten und nicht die der Lebenden. Hier wächst nichts, hierher kommt nur alles, was sein Leben ausgehaucht hat. Wozu wil Beliar denn beide Welten? NUr, um das Leben zu beherrschen. Eben das, was er hier nicht kann. Und ich kann ihm auch nicht dazu verhelfen." Versonnen zeichnete DER Hohepriester mit seiner Stiefelspitze Ornamente in den trockenen Dreck. Wenn hier etwas wachsen würde, dann höchstens ein Feld, daß in der anderen Welt dem Tode verfallen war, verdorrte Halme, verbrannte Ähren, vergiftetes Korn.

Dies war das einzige, was den Weg hier runter finden würde. Blühende, wogende Felder voller saftigem Grün würden hier erst wachsen, wenn die Flüsse bergauf fließen würden. Vorher nicht.
"Wenn Beliar Leben haben will, soll er in die Welt der Lebenden kommen. Ich bin Schwarzmagier, um ihm dabei zu helfen, nicht um alberen Spielchen zu spielen." Don-Esteban beschloß, den Dreckacker zu überqueren und am anderen Ende einen sich aus der Ferne abzeichnenden Gang anzusteuern. Der Weg würde sich hinziehen. Wenn dies ein Feld auf der Erde wäre, würde es viele Menschen ernähen können. Ja wenn... es war aber nicht.
02.09.2002, 12:01 #173
Don-Esteban
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"Na also, kaum geht das Spielzeug eigene Wege, ist der Aufpasser wieder da." Der Schwarzmagier lächelte grimmig. "Er will ein wogendes Feld sehen? Dann soll er meinen Geist als Gefäß nehmen und mich in die Oberwelt begleiten. Dort bekommt er durch meine Augen hindurch einen Geschmack dessen, was er so viele Zeitalter lang vermisst hat. Die ewig gültigen Gesetze des Schicksals hingegen kann ich nicht ändern. Leben gibt es hier nicht, gab es noch nie und wird es auch nicht geben. Das kann Beliar nicht ändern und ich schwacher, dummer Mensch auch nicht. Beliar weiß besser als jeder Mensch, was er kann und was nicht, woran er gebunden ist und woran nicht. Meine Aufgabe ist es, Beliars Rückkehr zu unterstützen, nicht meine Zeit mit fruchtlosen Bemühungen zu verschwenden, die zu keinem Ergebnis führen. Vielleicht solltest du deinen Herrn und Meister daran erinnern, daß die Lebensspanne eines Menschen für ihn nur ein Lidschlag ist. Wenn ich ihm noch meine Dienste zur Verfügung stellen soll, sollte er meine Zeit nicht mit unmöglichen Spielereien verschwenden. Und wenn er nicht mehr weiß, was möglich ist und was nicht, glaube ich vielleicht an den falschen Gott. Falls er allerdings nur prüfen will, wie gut ich über die bestehenden Möglichkeiten bescheid weiß, habe ich die Prüfung wohl bestanden. Niemand ist allmächtig. Niemand weiß das so gut wie die Schwarzmagier, die seit Ewigkeiten auf ihre Erhöhung durch Beliars Rückkehr warten. Auf das Ende ihrer Ohnmacht warten." Mit diesen Worten ließ der Magier sein Gegenüber stehen und wandte sich wieder dem Gang in der Ferne zu, dessen Erreichen er sich zum Ziel gesetzt hatte.
03.09.2002, 15:35 #174
Don-Esteban
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Als der Magier über die weite, staubbedeckte Ebene wanderte und dem dunklen Schlund des in der Ferne ausgemachten Ganges zustrebte, der ihn wer weiß wohin führen würde, berührten die auf unerklärliche Weise in eine Tasche seiner Robe geratenen Finger der linken Hand den Rest eines Brotkantens. Vergessen auf irgendeiner Reise und konserviert durch Trockenheit. Verwundert blieb der Don stehen und zog das ertastete Stück Brot aus der Tasche. An der Rinde befanden sich noch einige Körner ungemahlenen Getreides, in denen der unbekannte bäcker den Brotlaib gewälzt hatte, bevor er ihn in den Ofen schob.

Da traf den Magier plötzlich die Erkenntnis wie ein Keulenschlag. Stehenden Fußes kehrte er, seine in Falten herabhängende Robe raffend, zu dem Einäugigen zurück. Er war gar nicht der schwache unbedeutende nutzlose Mensch, der er zu sein glaubte. Beliar war gar nicht allmächtig, wie er bisher dachte. Dies war in Wirklichkeit gar keine Prüfung, so wie er es bisher angenommen hatte. Mit jedem Schritt wuchs das Gefühl des Siegers in ihm, mit jedem Schritt wurde der Triumphator in ihm größer, mit jedem Schritt wurde ihm klarer, daß er der Gebende und Beliar der Nehmende war.

Beliar bat ihn in Wirklichkeit um etwas. Kein Befehl kam von ihm sondern das Eingeständnis des eigenen Unvermögens. Er, Don-Esteban, oberster Magier eines kleinen Zirkels von Schwarzmagiern, er hatte etwas, was Beliar nicht hatte. Er konnte etwas, was Beliar nicht vermochte. Das Bewußtsein, in diesem Punkt einem Gott überlegen zu sein, ließ ihn höher emporwachsen, als alle Könige dieser Welt, mochten sie auch noch so mächtig sein, mochten ihre Armeen noch so groß sein, ihre Untertanen unzählbar und ihre Reichtümer ohne Vergleich. Don-Esteban war einem Gott überlegen. Das zählte ungleich mehr.

Ein ungeheures Glücksgefühl bemächtigte sich des Dons. Bald stand er wieder vor dem Boten des dunklen Gottes. War er gewachsen? Oder war dieser fremde Magier kleiner geworden? Mit tiefster Befriedigung in der Stimme sprach er nun folgende Sätze, wobei er jedes Wort betonte und hervorhob, so als ob er wollte, daß nicht das kleinste von ihnen, und sollte es noch so unbedeutend sein, verloren gehen sollte.
"Beliar bittet mich darum, ihm etwas lebendes zu schenken. Ich werde ihm seinen Wunsch erfüllen. Was für seine göttliche Allmacht unmöglich ist, ist für mich nichts weiter als ein kleiner, unbedeutender Gefallen."

Der fremde Magier blieb stumm, den Blick weiterhin auf den Schwarzmagier gerichtet. Don-Esteban kniete sich wie ein Gärtner nieder und begann, eine kleine Pflanzgrube mit den Händen zu schaufeln. Er klopfte sich die Hände ab, wobei kleine Staubwolken entstanden und dann mangels Wind unentschlossen davonzogen, holte den Brotkanten aus seiner Tasche und puhlte einige Körner von der Kruste ab. "Siehst du? DAS ist Leben. In diesem winzigen Korn liegt das Geheimnis, unbegreiflich für Beliar verborgen." Er hielt eins der Körner zwischen Zeigefinger und Daumen.

Als er die Samen aus den Händen in die Kuhle gleiten ließ, blitzte plötzlich ein Messer auf und ehe der schweigend zuschauende Magier dazwischen springen konnte, hatte Don-Esteban den rechten Ärmel hochgestreift und schnitt sich quer über den Unterarm. Blutrot tropfte es in die kleine Kuhle, in der die Körner lagen.
"Und siehst du das? Auch DAS ist Leben." Er wartete, bis das Blut am Arm gerann und schob dann mit dem Fuß die Kuhle zu. Das Korn war in der Erde.

Jetzt holte er Stahl, Feuerstein und Zunder hervor. Mit geübten Bewegungen, die viel Geschick im Umgang mit dem Feuerzeug verrieten, schlug der Schwarzmagier Funken, bis der Zunderschwamm glühte. Er riß den Saum seiner kostbaren Robe einzwei und hielt einen Streifen daran, bis er unter vorsichtigem Pusten aufflammte. Dann umwickelte er die Klinge des Messers mit dem brennenden Streifen und rammte den Griff in die Erde.
"Und auch DAS ist Leben. Wärme und Licht."

Er richtete sich auf und blickte auf den Boten Beliars herab. Eine Weile verharrte er so, dann hub er von neuem an zu sprechen. "Und, hat mir Beliar bei der Erfüllung dieser Aufgabe geholfen? Hat er mir das Korn gegeben? Ist mein Blut von ihm? Gab er mir das Licht? Nein, nein und nein. All dies stand nicht in der Macht Beliars. All dies entsprang anderen Quellen. So faszinierenden Quellen, daß ich gut verstehen kann, daß Beliar Macht über sie erlangen will." Ein Lächeln der Überlegenheit, kalt und von oben herab unterstrich seine Worte.

Und wie zur Bestätigung öffnete sich der Boden vor den Füßen des Magiers und ein kleines blutrotes Blatt entrollte sich ganz langsam vor den Augen der beiden. Mochten es die Tropfen von Blut sein oder der ungewöhliche Boden, in dem der Samen keimte oder noch andere Dinge, die sich dem Verstand verschlossen, es wuchs eine einzelne Ähre empor, rot wie Blut und voller praller Körner.
"Vielleicht kein wogendes Feld voller Getreide, doch ein Anfang. Dies mag eine weitere Lektion sein: Nichts ist jemals einfach. Mühsam nur wird alles erschaffen. Zu mühsam vielleicht für einen Gott, doch deshalb umso wertvoller."
06.09.2002, 20:13 #175
Don-Esteban
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Doch der Schwarzmagier hörte gar nicht mehr zu. Die Worte verschwommen auf seltsame Weise, die Stimme des Boten wurde tiefer und immer leiser. In seinem Innersten hatte Don-Esteban schon bei den ersten Worten sein unbedingtes Einverständnis gegeben. Ja, ja, ja, frohlockte er. All sein Sehnen war erhört worden. Macht, schier grenzenlose Macht wurde ihm zuteil. Beliar hatte in seiner Weisheit erkannt, was die wahre Bestimmung Don-Estebans war.

Eine neue Macht durchflutete ihn daraufhin augenblicklich von den Zehen bis in die kleinste Haarspitze. Ein neues Bewußtsein. Der Einäugige wurde nur noch am Rande wahrgenommen. Er war Beiwerk. Unwichtig. Ein Befehlsempfänger. Don-Esteban winkelte den Arm an und streckte ihn langsam wieder aus, so als ob er eine unsichtbare Mauer berühren, ertasten wolle. Die Hand offen, die Finger gespreizt schien er sich in einer eigenen Welt zu befinden. Er achtete gar nicht mehr auf die Worte des anderen Magiers.

Der Blick vergeistigte sich. Die Augen wurden wässrig und immer dunkler. Plötzlich brachen Blitze aus den gespreizten Fingerspitzen und formten eine kugelförmige Sphäre um den ehemaligen Hohepriester und jetzigen Gott. Mit einem seltsamen Summen schloß sich die Sphäre um ihn und unmerklich langsam erhob er sich in den Raum. Die Augen waren starr, schienen den anwesenden Boten zu durchdringen, zu ignorieren. Er war Luft. Don-Esteban sah auf einer anderen Ebene. Die Sphäre erhob sich und schwebte davon.

Darinnen noch immer der ehemalige Schwarzmagier mit der ausgestreckten Hand, gespreizten Fingern, starrer Haltung. Fühlte er noch etwas? Schmerz? Schuld? Trauer? Demut? Stolz? Nichts. Nichts menschliches blieb. Es wurde ersetzt, verdrängt durch einen höheren Geist. Menschliche Dimensionen wurden unwichtig, verblaßten. Der neue Geist arbeitete konzentriert an der Lösung des Widerspruchs zwischen toter Welt und lebender Welt. Beliar mußte die Welt des Lebens betreten.

Der Arm wurde wieder gesenkt, die blauschimmernde Kugelsphäre war stabil. Die Bewegungen liefen langsam ab. Der Körper war unwichtig. Konnte ersetzt werden. Der Geist war das Zentrum, die Kraft. Die Verschmelzung des menschlichen Bewußtseins mit der göttlichen Macht brachte etwas vollkommen neues hervor. Alles, was sich die neue Macht in dem bisher als Don-Esteban bekannten Körper erdachte, wurde sofort Realität.

Doch auch wieder nicht. Nicht begreifbar für menschliche Unzulänglichkeit. Denken war geschehen. Geschehen war denken. Es gab keinen Unterschied, keine Grenzen. Unaufhörlich brandete eine Flut aus Impressionen, aus Gedankenströmen, aus Ereignissen, eben erdacht und im selben Augenblick Vergangenheit, durch das Bewußtsein des neuen Gottes. Unter der Hand Beliars wuchs hier ein neues Werkzeug heran, daß ihm zu ungeahntem Ruhm, unfaßbarer Macht verhelfen würde.

Don-Esteban hatte Beliar nicht widerstanden, konnte ihm nicht widerstehen. Er war seine Kreatur. Ganz und gar.
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