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Das Amazonenlager #12
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16.07.2003, 02:55 #401
Lehna
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Lehna schluckte, starrte verwirrt und vielleicht auch ein wenig ängstlich zu Esteron.
„Ich... ich weiß...“, stammelte sie, wusste nicht so recht, was sie in diesem Augenblick von Esteron halten sollte...
„Wir können aber nicht zu überstürzt vorgehen. Wenn wir den Stein einfach so zerstören... Ich glaube, ich würde es nicht überleben.“
Niedergeschlagen senkte sie den Blick und schluchzte leise, ihre Finger krallten sich in die Matratze ihres Bettes. Sie fühlte sich so erschöpft, ausgelaugt, am Ende. Sie wollte nicht mehr. Von einem Problem rauschte sie ins nächste, und nicht nur sie selbst wurde systematisch zermürbt, sondern auch Esteron...
Sie wollte nichts mehr davon wissen, nicht jetzt. Am besten nie mehr, aber das ließ sich nicht so einfach einrichten. Aber wenigstens für den Augenblick konnte sie etwas dagegen tun...
Mit zittrigen Fingern tastete sie nach dem kleinen Fläschchen, das Thaleiia ihr gegeben hatte. Als sie es endlich zu fassen bekam, zog sie fast hektisch den Korken heraus und kippte sich die leicht süßliche Flüssigkeit in den Mund, bevor sie das Fläschchen achtlos neben das Bett fallen ließ.
Sie warf noch einen letzten, flehenden Blick zu Esteron, bevor sie sich auf das Kissen sinken ließ und die Decke bis zu ihrem Kinn hochzog. Eine Träne glitzerte in ihrem Augenwinkel, als sie die Lieder, die ihr schwerer als alles Blei der Welt zu sein schienen, schloss. Dunkelheit umfing sie, das süße Vergessen. Schlaf. Ein tiefer, endlich traumloser Schlaf...
16.07.2003, 03:24 #402
manmouse
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Der Wanderer blickte noch immer zu Lehna und sah wie sie langsam ins Reich der Träume wanderte. Sie dachte also das sie es nicht überleben würde, wenn sie diesen Stein endlich zerstörten und all ihre Sorgen und Ängste damit ebenso verschwinden würden. Vielleicht hatte sie recht, vielleicht aber auch nicht. Was war, wenn er sie schon wieder in ihren Bann gebracht hatte und ihm etwas vorspielte? Er musste weg. Je schneller je besser.

Leise schlüpfte Esteron in seine Stiefel, suchte sich sein Kettenhemd und sein Waffenhalfter, samt Kurzschwert zusammen und verließ das Zimmer. Lehna sollte schlafen, endlich Ruhe finden. Und er?
Er verließ das Gästehaus und steuerte den Strand an. Leise knirschte der Sand unter seinen Stiefeln, und wurde von dem rauschen des Meeres fast gänzlich verschluckt. Vollkommen geschafft ließ sich der Wanderer auf eine Düne fallen, und blickte fragend zum Meer hinaus. Seine Hand suchte den Edelstein in seiner Tasche, und als sie ihn fand, angelte er ihn mit einer ruhigen Bewegung ins Mondlicht.
Vorsichtig legte Esteron den Stoff zurück und blickte auf den Edelstein. Wieder dieses Glühen. Wieder diese Hitze.

Die Augen des Wanderers loderten wieder auf. Langsam stieg wieder die Wut über den Dämon und den Stein, in ihm auf. Sie mussten ihn loswerden. Um jeden Preis. Der junge Mann starrte auf die einzelnen Facettenartigen glatten Ausbuchtungen des Edelsteins. Seine Augen kniffen sich zusammen. Er suchte ihn, versuchte ihn in dem dunklen Stück auszumachen. Da ein Grinsen. Eine Fratze, böse und lauernd. Esteron schrak zurück, fühlte sich ertappt. Angegriffen.
„Wenn wir den Stein einfach so zerstören... Ich glaube, ich würde es nicht überleben.“ - Mussten sie ihn denn zerstören? Würde es nicht ausreichen, wenn sie ihn weit weg einfach nur verloren? Sollte er ihn einfach ins Meer schmeißen, um ihn loszuwerden? Um Lehna und ihn endlich wieder zur Ruhe kommen zu lassen?
Vorsichtig suchend blickte Esteron wieder auf die glatte Oberfläche, wieder versuchte er diese Fratze zu sehen, doch alles was er sah war sein eigenes Antlitz. Auch das Glühen hatte wieder abgenommen. Er hatte es nicht sofort bemerkt und doch war es so.
Seufzend umwickelte der junge den Stein wieder mit dem dicken Tuch und verstaute ihn wieder in seiner Hosentasche.
Lehna durfte ihn nicht mehr in die Finger bekommen. Niemals!
16.07.2003, 09:24 #403
Melyssa
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Melyssa stieg pfeiffend die Stufen des Nebengebäudes hinab und holte sich in der Küche einen großen Becher Milch. Das sollte als Frühstück reichen. Den Becher in der Hand, schlenderte sie über den Hof und blieb bei der Schmiede stehen. Sie lehnte sich gegen einen Pfosten und schlürfte ihre Milch, während sie die Arbeiten auf dem Hof beobachtete.

Einige Amazonen übten auf dem kleinen Trainingsplatz vor den Ställen. Ihre Bewegungen waren geschmeidig und elegant, wie man es von den Amazonen kannte. Sie zeichneten sich aus durch Schnelligkeit und Erfindungsreichtum, genauso wie den amazonischen Anmut, der jeden männlichen Gegner ersteinmal in eine Phase der Verwirrung brachte, bevor jener reagieren konnte.
Weiter hinten waren die Tore zu den Stallungen weit geöffnet. Sheala lüftete wohl, ein guter Luftaustausch war unter all den Vögeln ein Muss. Außerdem wurden die großen Tiere gerade auf den Tag vorbereitet. Mehrere Amazonen kamen zusammen, halfen die Tiere im Zaum zu halten. Langsam wurde die Gruppe aus kreischenden Vögeln aus dem Stall getrieben, überquerte den Innenhof und verließ ihn durch das große Holztor, um draußen auf der Weide zu grasen.

Melyssa trank einen weiteren Schluck Milch und leckte sich den weißen Bart von der Oberlippe, als Selenia vom Nebengebäude herüberkam.
"Hey Selenia, lange nicht gesehn!"
Die Freundin lächelte, erfreut Melyssa zu sehen. Sie kam herüber und stützte sich mit der rechten Hand an den Balken, an dem die Schmiedin lehnte.
"Morgen Melyssa. Stell dir vor, ich war gestern mit Jamira im Wald und hab Speerkampf geübt. Das erste Mal dass ich so ein Ding in den Händen gehalten habe. Sieht einfacher aus wie es ist, so wies aussieht hab ich die nächsten Wochen noch viel zu üben. Aber es macht einen Mordsspaß!"
"Soso, du lernst jetzt also Speer? Feine Sache. Ich hab gestern den Teleportzauber geübt und bin ausversehn im Kloster gelandet."
"Wirklich? Erzähl." Selenia machte große Augen.
Melyssa berichtete der Freundin von ihren Erlebnissen. Diese lachte schließlich. "Aber hey, sag bloß du dackelst immer noch diesem Magier hinterher!" Sie knuffte sie grinsend in die Seite.
Melyssa wandt sich. "Jaaa...ja naja, er ist doch ganz süss..." Sie wußte keine sonstige Rechtfertigung und zuckte nur mit den Schultern.
"Ist doch ok, wenn du glücklich bist dann soll es so sein", erwiderte Selenia grinsend. Sie lehnte sich näher heran und sagte leiser: "Weißt du jetzt wenigstens was sie unter ihren Röcken tragen?" Sie kicherte.
Melyssa schmunzelte. "Dasselbe wie alle anderen auch", erwiderte sie mit einem Augenzwinkern und beide Amazonen lachten.
"Na dann. Du, ich werd nachher bei einer kleinen Expedition zum Minentalpass dabei sein. Wir sollen schaun ob mit dem Tor noch alles in Ordnung ist. Kommst du mit?"
Melyssa nickte. "Klar, gern."
"Gut, dann werd ich jetzt mal noch ein bisschen den Speerkampf üben. Bis nachher!"
"Bis dann."
Melyssa schaute ihrer Freundin hinterher. Dann trank sie ihre Milch aus und machte sich an die Arbeit in der Schmiede.
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