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> Rollenspiel [Q] Das Land Gorthar # 7 |
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23.11.2003, 20:48 | #26 | ||||||||
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Tief unter den nächtlichen Straßen Gorthars. Graue, nasse Wände zogen sich meterweit in die Höhe, dicke Tropfen fielen von den steinernen Bögen, die das riesige Gewölbe stützten, in die Tiefe, schlugen mit einem hallenden Geräusch auf dem Boden auf. Eine grobe, abgewetzte Treppe, die ganz aus Stein gehauen war, fand ihren Anfang vor einer schweren, mit Eisenbändern beschlagenen Türe, hinter der ein Gang nach oben führte. Durch eben diese Tür trat eine Person, der ausladende Bauch und der rote Kopf identifizierten sie unzweifelhaft als Rudolph. Mit kleinen, langsamen Schritten trat er die schmalen Treppenstufen hinab, ließ dabei seinen Blick durch die Halle wandern. Grinsend setzte er einen Fuß vor den anderen, denn das, was er sah, erfüllte ihn mit Zufriedenheit. Eine Schar von dreizehn Menschen in braunen Kutten, die weiten Kapuzen über die Köpfe gezogen hatten sich in dem Gewölbe eingefunden, sich in einem Kreise aufgestellt. In dessen Mitte lag, auf dem kalten Stein gebettet, nur mit einer Leinenhose bekleidet, ein Mensch. Druid. Gerüstete Wachen standen am Fuße der Treppe, als Rudolph den Absatz verließ. „Lasst ihn selber denken! Er soll nur gehorchen – kein willenloser Sklave werden.“ Lässig lehnte er sich an eine der nassen Säulen, der teure Stoff seiner Kleider nahm die Feuchtigkeit auf, sog die niederrinnenden Tropfen ein, saugte das Wasser aus den Fugen zwischen den mächtigen Steinquadern, der die Halle ihre fortwährende Existenz verdankte. Die angesprochenen dreizehn Magier konzentrierten sich, einer nach dem anderen hob in wallenden Bewegungen seine Arme, sodass sich nach und nach eine einzige Bewegung bildete. Ein leiser Singsang setzte ein, dreizehn Münder formten unverständliche Wörter und Laute. Plötzlich bildete sich über den emporgereckten Fäusten des ersten Magiers Nebel, tiefschwarzer Nebel. Auch bei den anderen war selbiges nun zu erkennen. Der Gesang der Männer wurde lauter, hallte von überall wieder, als sich mit einem Mal der Körper des Bewusstlosen erhob, langsam in die Luft stieg, schließlich in der Schwebe stand. Immer heftiger und wilder wurden Stimmen und Gestik, als sich, wie von selbst, die dunkle Masse über den Köpfen der Kuttenträger auf den Schwebenden zu bewegten, ihn in wildem Tanz umkreiste. Zum, nun beinahe zum diabolischen Gebrüll angestiegenen, Gesang formierte sich der Nebel drei Fuß über ihm, stießen dann nach unten, drangen in schneller Bewegung durch Nase und Mund in den Körper ein. Dumpf schlug Druid auf dem harten Boden auf, ein wenig Blut rann ihm am Kinn herab. Ruhig hatte Rudolph die Prozedur beobachtet, hatte er sie doch schon viele Male mit angeschaut. Er brauchte Druid. Seine Fertigkeiten im Kampf hatten bewiesen, dass er zu etwas besserem zu gebrauchen war, als ein willenloser Sklave – als Waffe gegen den Feind. Bei diesem Gendanken kam ihm Ankhragha wieder in den Sinn, die Königin, der er sich verpflichtet hatte. Er würde sie erwecken und an ihrer Seite Schrecken verbreiten. Dieser Druid brauchte selbiges ja nicht zu Wissen... |
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25.11.2003, 22:50 | #27 | ||||||||
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Langsam schlug Druid die Augen auf, blinzelte, schaute sich unsicher um. Er blickte in die Kapuzenverhangenen Gesichter der Magier. Stöhnend versuchte er sich aufzurichten, sein ganzer Körper sandte pochende Schmerzwellen aus, als er, noch nicht ganz stehend, wieder zurück auf Knie und Hände fiel. Hustend spuckte er Blut, Staub wurde aufgewirbelt, als der dunkelrote Lebenssaft auf den Boden traf, sich mit einigen Sandkörnern vermischte. Nach einem weiteren Versuch schaffte er es schließlich, sich auf die Füße zu stellen, wankend das Gleichgewicht zu halten. „Das wird schon wieder...“, grinste Rudolph ihn an, doch Druid nahm seine Worte und das wissende, zufrieden-gehässige Lächeln auf seinem Gesicht kaum wahr. Kichernd entfernte sich der feiste Mann, während der ehemalige Leeler spürte, wie ihn zwei kräftige Arme packten und forttrugen – dann umfing Schwärze seinen Geist. Als er erwachte befand er sich wieder in dem Raum, in dem er Anfangs auch gewesen war. Nun aber war es dunkel draußen, kein Lärm drang von der Straße herein und nur eine kleine Kerze auf der alten, wurmstichigen Kommode erhellte das karge Zimmer. Druid fühlte sich gut, er wusste nichts mehr von den Geschehnissen im Gewölbe, auch waren die Schmerzen verschwunden, die möglicherweise etwas hätten verraten können. An die Unterhaltung die er kürzlich mit Rudolph geführt hatte, konnte er sich nur noch bruchstückhaft erinnern, der Ausgang des Gespräches war ihm gänzlich verschleiert. Quietschend schwang die Tür auf, knarrende Schritte hallten auf dem Parkett, dann wurde das runde Gesicht Rudolphs erkennbar. Eine Lampe tragend betrat er die Stube, setzte sich auf den Holzstuhl und forderte auch Druid auf, sich zu setzen. „Nun, werter Druid. Ich werde Euch nun ein weiteres Mal meine Frage stellen. Ich hoffe, Ihr habt die Euch gegebene Zeit genutzt, um noch einmal über Eure Entscheidung nachzudenken.“ Er machte eine kleine Kunstpause, bevor er weitersprach. „Seid Ihr gewillt, uns im Kampf gegen unsere Feinde zu unterstützen?“ Der Gefragte dachte nach, doch machte er keine Anstalten, sich dagegen zu entscheiden. Scheinbar war fast alles, was er bisher hier erlebt hatte, aus seinem Gedächtnis verschwunden, doch schien es ihm selbstverständlich hier zu sein. Mit einem erst verhaltenen, dann stärker werdenden Nicken stimmte er zu, er wusste selbst nicht warum, doch es schien ihm richtig. „Fein!“, lächelte Rudolph. Er klopfte einige Male mit seinen Fingerknochen gegen die Türe, als auch schon zwei Wachmänner in den Raum hineinstapften. Bei sich trugen sie die Ausrüstungsgegenstände Druids, seine Rüstung, seinen Umhang und seine Waffe. Der Akrobatikmeister bedachte jenen, der Trauerschatten mit sich führte, mit argwöhnischen Blicken, beobachtete jede seiner Bewegungen, bis das schwarze Schwert schließlich in den Händen Druids lag. Mit routinierten Bewegungen wurde die Rüstung angezogen, alle Schnallen und Schleifen zugezogen. Ein heftiges Rucken an den Armschienen bestätigte ihren Halt, klackend schloss sich der Verschluss des Waffengurtes. Das vertraute Gewicht schenkte dem Krieger ein Gefühl der Sicherheit und der Stärke, als er sich den schwarzen Mantel überwarf. Voll gerüstet stand er nun vor Rudolph, erwartete seinen Auftrag. „Ich denke, Ihr werdet verstehen, dass wir erst einmal sicher gehen müssen, dass Ihr uns loyal gegenüber steht. Uns ist zu Ohren gekommen, dass Hubert, der Wirt der Taverne ‚Zum Eichenblatt’ Kontakte zu den Entführern pflegt und einigen von ihnen momentan kostenlose Logis gewährt... Wäre es nicht ungerecht, wenn sie dem armen Kerl noch weiter auf der Tasche liegen?“ Druid nickte, er hatte verstanden. Wortlos folgte er Rudolph, schritt eine Treppe herab, stand schließlich vor der Türe des nach außen unscheinbaren Hauses, kaum jemand wusste um die tiefen Gewölbe unter dem Fachwerkbau. Auch aus Druids Erinnerungen waren sie entfernt. Noch einmal blickte er sich um, schaute in das Gesicht des feisten Mannes. „Keine Zeugen!“ Dann wandte er sich der Straße zu, schließlich verschluckte ihn die Dunkelheit der Nacht... |
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26.11.2003, 23:50 | #28 | ||||||||
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Knarrend schwang die Türe der Taverne auf, ein eisiger Windhauch wehte in die gute beheizte Gaststube, jagte einigen Besuchern einen kalten Schauer über den Rücken. Die Gäste richteten ihren Blick auf den Türrahmen, eine Gestalt mit wehendem, schwarzen Mantel stand darin. Einige Sekunden schien die Zeit still zu stehen, als die schweren Schritte eisenbeschlagener Kampfstiefel auf dem abgewetzten Holzboden der Kneipe hallten. Dann endlich legte sich die Stille, die üblichen Gespräche wurden wieder aufgenommen. Langsam, ganz langsam schritt Druid durch den Raum, überblickte die Lage darin. Es waren einige, stinknormale Bürger hier, vornehmlich Herren jenseits der 30, vermutlich unbewaffnet; doch zwei Tische sahen anders aus. Der eine war besetzt von drei Stadtwachen, erkennbar an ihren charakteristischen, roten Rüstungen. Am anderen hielt sich eine vier Mann starke Gruppe von Mittzwanzigern auf. Druid erkannte sofort: Das waren seine Ziele. Hinter dem Tresen stand Hubert, ein vollbärtiger Mann mit Lederschürze, der mit seinen kleinen, dunklen Augen das Glas in seinen Händen fixierte. Wie zufällig blieb Druid nun vor dem Tisch einiger bürgerlicher stehen. Ansatzlos sprang Trauerschatten aus seiner Scheide, durchtrennte in der selben Bewegung die Kehle des Nächstsitzenden, noch bevor seine Tischnachbarn überhaupt realisiert hatten, was geschehen war, wirbelte der dunkle Kämpfer herum, riss sein Bein in die Höhe, donnerte seinen Stiefel wuchtig gegen den Kiefer eines weiteren Bürgers. Knackend gab das Genick nach, haltlos wurde das Opfer durch die Luft geschleudert, schlug dumpf auf dem Boden auf, während Druids Schwert schon in die Brust des dritten Mannes, der an dem Tisch saß, fuhr. Plötzlich herrschte ein riesiger Tumult in der Taverne, Tische wurden umgestoßen, die Schwerter der Wachmänner verließen ihre ledernen Betten, fanden festen Halt in den Händen der Männer. Ungeachtet dessen sprintete Druid zu der zweiten, letzten Gruppe von Bürgern, die sich anschickten, aus der Taverne zu stürzen, doch ihr Schicksal kam ihnen zuvor. Mit einem Schwertstreich zerfetzte der Kämpfer einem von ihnen die Baudecke, mit der Hand versuchend, die Innereien zurückzuhalten stürzte er zu Boden, ein weiterer fiel dem tödlichen Stahl zum Opfer. Ein schneller Schlag gegen den Kehlkopf, gefolgt von dem Zustechen Trauerschattens brachte auch den letzten der Gruppe um sein Leben. Druid setzte über den Sterbenden hinweg, landete sicher auf der Theke. Hubert hatte sich kreidebleich aus dem Zimmer geflüchtet, saß nun wohl zitternd in seinem Lagerraum. Ein kurzer Blick verschaffte dem Krieger wieder Überblick. Die Fünfergruppe rannte, bewaffnet mit je einem Schmuckdolch, auf ihn zu, die drei Stadtwachen waren fast heran. Kurz bevor das Holz unter seinen Füßen von einem wütenden Schwerthieb zerschmettert wurde, sprang Druid in einem weiten Salto über die Gruppe, drehte sich noch im Sprung. Schon während des Aufsetzens zuckte seine Klinge hinab, spaltete den Kopf eines Angreifers mit brachialer Gewalt. Der nächste wurde von einem starken Tritt über die hohe Theke geschleudert, Flaschen klirrten, als der schwere Leib in das wuchtige Hängeregal hineinkrachte. Ein plötzlicher Treffer trieb dem ehemaligen Lee die Luft aus den Lungen, der letzte Gardist hatte die Gunst der Stunde genutzt, um Druid die härte seines Ellebogens eindrucksvoll zu Zeigen. Schon stürmte er mit erhobener Waffe auf ihn zu, hieb mit aller Kraft auf den schwarz Bemantelten ein. Doch der ignorierte den Schmerz in seinem Brustkorb und das seichte Kribbeln, was mit jeder Abwehr seinen Arm hochkroch. Er duckte sich unter einem Schlag hindurch, knickte die Beine ein und brachte seinen Gegner mit einem Fußfeger aus dem Gleichgewicht. Noch in der Drehung riss er das gleiche Bein nach oben, brach dem Wachmann das Genick. Blitzschnell wirbelte er herum, zog gleichzeitig seinen Dolch aus dem Gürtel, schleuderte ihn auf einen der nahenden Dolchkämpfer. Röchelnd ging er zu Boden. Die ungeübten Kämpfer waren keine sonderliche Herausforderung mehr. Einer der drei verbleibenden rannte im Angriff selber in sein Verderben, als er die vorgestreckte Waffe Druids nicht bemerkte. Ein schneller Querschlag riss den Bauch eines weiteren auf. Einen kurzen Moment verharrte der Krieger, blickte dem letzter kurz in die Augen. Angst war darin zu erkennen, pure Angst. „Sag tschüss!“, hauchte Druid... Mit einem schmatzenden Geräusch schnitt Trauerschatten sich durch den Hals des jungen Mannes... Quietschend fiel die Tür zu, Schritte verhallten auf dem groben Straßenpflaster... |
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27.11.2003, 23:15 | #29 | ||||||||
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„Gute Arbeit! In der ganzen Stadt geht die Geschichte davon um, dass der ‚Tavernenkiller’ wieder zugeschlagen hat. Kennt Ihr die Geschichte? Nein? Na, macht nichts, Hauptsache, es ist gut gelaufen!“ Sichtlich zufrieden saß Rudolph hinter einem schweren Schreibtisch aus Kirschholz, den Blick auf das Glas Rotwein in seiner Hand gerichtet. Fasziniert betrachtete er das edle Getränk, verfolgte seine Bewegungen, wenn er es schwenkte. Schweigend lehnte Druid im Türrahmen des geschmackvoll eingerichteten Zimmers, fixierte mit kaltem Blick die kleinen Mann hinter dem Tisch. „Ihr werdet Euch nun wichtigeren Dingen zuwenden. Wir kennen einen Treffpunkt des Feindes, wissen jedoch noch nicht allzu viel über ihn. Um ihn wirksam bekämpfen zu können brauchen wir aber weitreichende Kenntnisse über ihn, wie seine Anhängerschaft organisiert ist, was genau er mit den Entführten vor hat. All das herauszufinden wird Eure Aufgabe sein.“ Prüfend blickte Rudolph dem Krieger in die tiefschwarzen, eiskalten Augen, aus denen seine Blicke völlig emotionslos erwidert wurden. „Wie gesagt“, fuhr er fort, „kennen wir einen ihrer Treffpunkte. Du wirst dich dorthin aufmachen, versuchen, so viel wie möglich zu erfahren. Noch diese Nacht. Versteckt Euch einfach irgendwo in dem Gebäude, belauschet ihre Gespräche und erstattet mir Bericht! Hokar, der Führer unserer Wachtruppen, wird Euch alles Weitere erklären.“ Ohne eine Reaktion zu zeigen wandte Druid sich um und verließ den Raum. Bequem lehnte Rudolph sich zurück, stützte mit einem Arm seinen Kopf. Ein leises Grinsen stahl sich auf seine Lippen... Wenig später hallte das rhythmische Klacken einsenbeschlagener Stiefelsohlen auf dem groben Pflaster der gorthorianischen Straßen wieder, ein schwarzer Schatten eilte durch das unübersichtliche Gewirr aus verwinkelten Seitengassen und schmalen Häuserbuchten. In schnellem Staccato flogen Druids Stiefel über den Boden, trugen ihren Besitzer unaufhaltsam auf eines der zahlreichen Tore in der Stadtmauer zu. Das wütende Brüllen der Wachen ignorierend eilte er hinaus aus der Stadt, schlug sich alsbald ins dichte Buschwerk des Waldes. Die tiefen Schatten nutzend bewegte er sich auf sein Ziel zu. Es sollte hier eine kleine Lichtung geben, östlich der bewohnten Gegenden, auf der ein altes, verfallen anmutendes Haus stehen sollte. Das war der Treffpunkt. Schon aus der Ferne sah er durch das Gewirr aus Stämmen das Gebäude, was er suchte. Noch war kein Licht in den trüben Fenstern zu sehen, doch er war sich sicher, das bald eine gewisse Gruppe von Menschen eintreffen sollte. Je näher er kam, desto sicherer wurde er sich, dass er hier richtig war. Als er schließlich vor der Eingangstüre stand, gab es keinen Zweifel mehr. Zwei eingeritzte Kreise mit vier sternförmig angeordneten Strichen schmückten das morsche Holz, das Zeichen, das ihm als Symbol der Gruppierung genannt wurde. Sachte stieß er die Türe auf, quietschend bewegte sie sich in ihren verrosteten Angeln. Es war niemand in dem Haus zu sehen, alles war dunkel. In der Mitte des Raumes, in dem er sich nun befand, stand ein alter Tisch, knapp ein Dutzend Stühle, nicht minder antik, standen um ihn herum. Als er sich umblickte, auf der Suche nach einem geeigneten Versteck, fiel sein Blick auf die Querbalken, die das verkommene Dach des Holzbauwerkes trugen. Geschickt schwang er sich auf einen solchen, legte sich, ganz an die Wand gedrückt, darauf. Nun konnten sie kommen... |
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28.11.2003, 22:24 | #30 | ||||||||
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Wartend ließ Druid seine Blicke durch das Haus schweifen, verharrte hier und da einige Momente, fixierte dann jedoch wieder einen anderen Punkt. Einige mannshohe, geflochtene Vorratskörbe standen in einer Ecke, ein paar hölzerne Kisten und Truhen befanden sich davor. In den anderen Standen Dinge wie kleine, schlichte Kommoden oder Flaschenregale, der Boden war aus einigen groben Holzdielen zusammengezimmert. Auffällig war vor allem anderen, dass, so alt das hiesige Gebäude auch zu sein schien, kein einziges Staubkorn zu entdecken war, alles war sauber geputzt, einzig die Scheiben der Fenster waren mit der Zeit blind geworden. Plötzlich schreckte Druid auf, denn durch eben diese Scheiben fiel nun ein fahler Lichtschein, der nicht vom Mond kommen konnte. Auf und ab tanzte das Licht, verlor sich kurzzeitig hinter der Tür, als selbige mit lautem Knarren aufschwang. Vorsichtig lugte ein Kapuzenbedeckter Kopf durch den schmalen Türschlitz, blickte sich um. Während Druid sich so weit wie möglich in den Schatten zwängte, trat der Mensch ein, entzündete mit seiner Fackel die Öllampe, die auf dem Tisch stand und setzte sich schließlich auf einen der Stühle, der Beobachtende hatte Glück, dass das Licht der Lampe nicht auf ihn fiel. Nervös trommelte der Unbekannte mit den Fingerspitzen auf der schweren Tischplatte herum, wartete offensichtlich auf die, die sich hier mit ihm treffen wollten. Auf einmal trug der Wind, der draußen herrschte, leises Gemurmel zur Hütte, freudig blickte sich der Sitzende um, fixierte die Türe mit festem Blick. Diese schwang wenige Augenblicke später auf, eine Gruppe von vier gleichsam verhüllten Gestalten trat ein, positionierte sich rund um den Tisch, setzte sich schließlich wortlos. Still verharrten die nun anwesenden Personen, schienen noch immer zu warten, doch nur wenige Minuten später öffnete sich der Holzverschlag ein weiteres Mal, weitere Personen traten ein, besetzten die übrigen der Stühle. Wie auf Kommando erhoben sich alle nun anwesenden Leute, legten die rechte Hand, zur Faust geballt, ans Herz, verbeugten sich voreinander und setzten sich wieder. Scheinbar eine Art der Begrüßung. Der, der als Erster eingetroffen war, erhob nun die Stimme. „Meine Brüder, Ich grüße Euch! Es scheint, als würde die Lage ernster werden. Der Feind geht zum offenen Angriff über. Gestern Nacht wurde die Taverne ‚Zum Eichenblatt’ zur Stätte des Grauens. Unser langjähriger Freund und Verbündeter im Kampf gegen die Jünger Ankhraghas, Hubert, beherbergte einige unserer Mitstreiter. Doch gab es einen Anschlag. Wie Hubert berichtete betrat ein, in einen dunklen Mantel gehüllter, Krieger seine Schenke und metzelte Jeden, der sich in ihr aufhielt nieder. Er selbst wurde verschont, aus welchem Grund auch immer.“ Ernst blickte der Sprecher in die Runde. „Ihr wisst, was das bedeutet!“ Zustimmend nickten die übrigen. „Die letzte Phase des Kampfes hat begonnen. Wir dürfen nicht zulassen, dass Ankhragha erweckt wird – sie würde das Land mit ihrer Brut verpesten, es mit Terror und Schrecken überziehen. Noch wissen wir nicht, wer der Auserwählte ist, wer sich mit der Dämonin vermählen wird. Sicher ist nur eines: Der Feind schart weitere Anhänger um sich, verdreht ihren Geist, macht sie zu willenlosen Sklaven der dunklen Königin. Ihrer geballten Geisteskraft können wir nicht mehr lange widerstehen, wir brauchen die Krone von Erk’Hakra, sonst ist alles verloren. Wir müssen es...“ Plötzlich hielt er inne. Er hob die rechte Hand hoch und schaute sich misstrauisch um. Druid schickte sich an, möglichst weit in den Schatten zu kriechen, doch der dünne Balken ließ kaum Spielraum für weitreichende Veränderungen an seiner Position. „Wir sind nicht alleine...“, flüsterte der Sitzende. Das war Druids Stichwort. Er war entdeckt, nun galt es, alles auf eine Karte zu setzen, auf die Flucht nach vorn, den frontalen Angriff. Blitzartig sprang er auf, hechtete von dem Balken hinab, zog noch während des Sprungs Trauerschatten aus seinem ledernen Bett. Mitten im Flug wurde er plötzlich jäh zurückgeworfen, prallte wuchtig gegen die Wand des Hauses, bedrohlich knackten und knarrten die morschen Holzbohlen unter seinem Aufprall. Ungläubig schaute er nach vorne. Der Sprecher der Gruppe war mit einem Mal aufgesprungen, die Rechte weit nach vorne ausgestreckt. Offensichtlich hatte Druid es hier mit einem Magier zu tun, denn anstatt auf den Boden zu sinken, hing er einen guten Meter über selbigem, scheinbar von der geistigen Energie des Magus gehalten. Jetzt spürte der Kämpfer es, er wurde immer und immer müder. „Fesselt ihn!“, drang es noch schwach zu ihm durch, dann schwanden ihm die Sinne... |
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30.11.2003, 17:55 | #31 | ||||||||
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Schwärze. Ein greller Lichtblitz zucke auf. Ein Bild wurde erkennbar. Ein gähnender Schlund tat sich auf, unendliche Weite, bodenlose Tiefe. Dann erblickte Druid sich selbst, stehend auf einer Plattform im endlosen Nichts, gerade groß genug, sich darauf zu drehen. Mit einem Mal kippte der Körper Druids nach vorne, stürzte haltlos in die Tiefe. Plötzlich flackerten blaue Lichter auf, übertünchten das Dunkel. Zeichen und Symbole entflammten um den Körper des Fallenden herum, formten sich zu Gebilden völlig widersinniger Symmetrie und Eigenheit, zerrten am Verstand Druids, durch ihre absolut uneuklidische Art. Seltsame Runen tanzten vor seinen weit aufgerissenen Augen, wandelten sich in rasender Geschwindigkeit, nahmen mit jeder verstrichenen Sekunde vollkommen verschiedene Formen und Farben an. Auf einmal verbanden sich die Zeichen zu einer langgezogenen Kette, wuchsen immer und immer weiter, drehten sich in einer Spirale um den Weg Druids, bildeten eine Art Tunnel, bevor sie anfingen sich zu drehen. Doch obwohl sich damit ein Ganzes ergab, drehten sich die Stränge, die ihre Netze um ihn legten, nicht zusammen, bildeten unverständliche Schlingen und Muster, unmögliche Kombinationen von Bewegungen. Schlagartig endete das teuflische Spiel auf dem Höhepunkt des infernalischen Widersinns. Schwärze. |
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21.12.2003, 01:55 | #32 | ||||||||
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Ruckartig schlugen zwei Augenlider nach oben, enthüllten die beiden nachtschwarzen, tiefen Seen, die unter ihnen verborgen lagen. Forschende, verwirrte Blicke suchten die Umgebung ab, streiften kahle Bruchsteinwände und hölzernen Parkettboden, blieben schließlich auf der Gestalt eines jungen, schmalen Mannes hängen. Verwundert blickte dieser zu dem Liegenden, der auf ein altes, hartes Bett gebettet war, für einen Moment trafen sich die Blicke der beiden. Plötzlich wandte sich der Jüngling um, pochte energisch gegen die alte Holztüre, vor der er auf einem dreibeinigen Schemel saß. „Meister! Meister, er ist aufgewacht!“, hallten seine Worte durch den engen Raum. Hinter der Türe waren hastige Schritte zu vernehmen, als die Türe mit einem Mal aufschwang und ein Mann, gekleidet in eine einfache, wallende Robe gekleidet, das Zimmer betrat, den Wächter mit einer beiläufigen Handbewegung fortschickte. Bedächtig schritt er auf Druid zu, beäugte ihn kritisch von oben bis unten. „Wie geht es Euch?“ „Wo bin ich?“, fragte Druid, anstatt eine Antwort zu geben. Nicht wissend, wie ihm geschah, versuchte er, sich zu erinnern. Doch, das letzte, was er wusste war, dass er in einer Hütte war, einen Auftrag hatte. Ja, er sollte jemanden beobachten – von da an sah er nur noch Bruchstücke vor seinem geistigen Auge. Vermutlich Träume... „Wo Ihr seid, wollt Ihr wissen?“, fragte der Bärtige und trat in das schimmernde Mondlicht, das fahl durch ein Fenster in der Wand fiel. „Ein Zauber, ein magischer Bann lag auf Euch, der Euch gefügig machen sollte, alle Dinge, die der Wirker des Zaubers wollte, auszuführen. Wir aber konnten ihn, war er doch noch nicht zu voller Kraft erstarkt, von Euch nehmen. Es war nicht einfach und Ihr habt lange geschlafen...“ Er schaute prüfend in die Augen des Kriegers, der, nur mit einer einfachen, leichten Leinenhose bekleidet, vor ihm lag. Druid zeigte keine Regung, sein Gesicht schien wie aus Granit gemeißelt. Gewichtig hob er erneut seine Stimme an. „Wir sind die Brüder von Erk’Hakra und Ihr befindet Euch in unserem Turm! Unsere heilige Mission, die von Generation zu Generation weitergegeben wird, ist es, die Welt vor Ankhragha und ihren Schergen zu schützen.“ Jäh hielt er inne, in seiner Rede, blickte Druid forschend an, schüttelte dann leise, fast unmerklich den Kopf... „Doch ruht Euch nun aus, erst der Schlaf nach dem ersten Erwachen ist erholsam. Morgen werdet ihr alles weitere erfahren...“ Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, drehte er sich um und verließ stracks das Zimmer, kurz bevor der Liegende zurück in tiefen Schlaf sank... |
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21.12.2003, 19:28 | #33 | ||||||||
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Langsam erwachte Druid aus seinem langen, erholsamen Schlaf, schlug zitternd die Augen auf. Seine Umgebung erblickend schrak er zurück, besann sich jedoch, gedachte der gestrigen Begegnung. Der junge Kerl, der in der Nacht noch den Platz auf dem Schemel besetzt hatte, war fort, das dreibeinige Holzgestell war leer. So leer wie der Raum in dem er sich befand. Kahle, runde Wände schraubten sich in die Höhe, trafen an ihrer höchsten, sowie an ihrer niedrigsten Stelle auf einen Abschluss in Form eines hölzernen Bodens. Die einzigen Ausgänge, die das Zimmer zu haben schien, waren die schwere Türe und ein bogenförmiges, glasloses Fenster. Große, sehnige Muskeln kontrahierten, zogen den Leib in die Höhe, die Hose, die er trug, spannte um seine dicken Beine, als Druid sich aufrichtete. Knackend rutschten die Knochen wieder in ihre angestammte Position, als er sich streckte, sich schließlich mit schweren, langsamen Schritten zum Fenster begab. Eiskalter Wind blies ihm entgegen, als er seinen Kopf durch die geringe Öffnung steckte, zerrte mit unsichtbaren, frostigen Fingern an seinen langen, schwarzen Haaren. Tausende von Schneeflocken trudelten haltlos in den wilden, aufgebrachten Luftmassen umher, verfingen sich in Druids Schopf, schmolzen auf seiner warmen Haut. Die Welt, die Dutzende Meter unter dem Fenster des Turmes, aus dem er schaute, lag, war in ein Gewand aus glitzerndem Weiß gekleidet. Langsam wandte er sich ab, blickte zu der Eichentür am anderen Ende des runden Raumes. Er erinnerte sich wieder daran, dass er heute von diesem Mann erfahren sollte, was hier vor sich ging. Entschlossen lenkte er seine Schritte zum Ausgang, drückte die Gusseiserne Klinke nach unten und zog die Türe leise quietschend auf. Auf dem schmalen Gang, den Druid nun betrat, saß der jüngere Mann, der gestern Nacht schon Wache in seinem Zimmer gehalten hatte. Sofort sprang er auf, bestand darauf, den Krieger zu seinem Meister, wie er ihn nannte, zu führen. Nach kurzer Zeit des Laufens öffnete der Jüngling eine weitere Türe, hinter ihr tat sich eine großer Raum auf, zwei Kamine versorgten ihn mit wohliger Wärme. An den zahlreichen Tischen, welche hier zu finden waren, saßen andere Männer, in das Studieren von Büchern, Schriftrollen und dergleichen vertieft. Unbeirrt schritt Druids Führer weiter, klopfte kurze Zeit später an einer Türe in der hintersten Ecke der Halle und trat, nachdem sie hereingebeten wurden, ein. Als der Bärtige, der des Nachts mit Druid gesprochen hatte, aufschaute, legte der junge Mann die Faust ans Herz, machte eine kleine Verneigung vor dem Sitzenden, wandte sich dann wieder um und verließ eilends den Raum. „Setzt Euch doch, Druid!“, begann der ältere Mann zu sprechen. „Ich stehe lieber. Woher kennt Ihr meinen Namen?“ Misstrauisch beäugte der Krieger den Menschen vor ihm, musterte ihn mit scharfen Blicken. „Ich weiß – wir wissen – mehr über Euch, als ihr Euch vielleicht vorstellen könnt. Vergesst nicht, dass wir einen Zauber von Euch nahmen – einen, der den Geist beeinträchtigte...“, sprach der Sitzende bedächtig. „Mein Name ist Gar’Margo. Ihr fragt Euch sicherlich, was ich Euch zu berichten habe, nicht wahr?“ Ein warmes Lächeln umspielte die Lippen des Mannes, ohne eine Antwort abzuwarten sprach er weiter. „Einst, vor langen Jahren, war eine Königin auf Erden. Eine dämonische Königin, Ankhragha wurde sie genannt. Mit ihren unheiligen Heerscharen überzog sie viele Länder mit Blut und Schrecken. Die Verteidigungen der verzweifelten Menschen wurden hinfortgefegt, nichts konnte der Gewalt der schrecklichen Monarchin widerstehen. Nur einer, Erk’Hakra, ein großer Fürst der Menschen, konnte die göttliche Stärke aufbringen, der Schreckensmaid Einhalt zu gebieten. Schließlich tötete er die schwarze Teufelsbrut. Bei seinem Tod wurde seine Macht in das Diadem seiner Krone gebannt und die Nachkommen jenes Edlen verschrieben sich der Aufgabe, um über das Übel, das von der Welt verstoßen wurde zu wachen, auf dass es niemals wiederkehre. Die Krone wurde gut versteckt, um sie dann hervorzuholen, wenn ihre Zeit gekommen ist. Wir, die Brüder Erk’Hakras gehören zu seinen Nachkommen und ein Teil der Macht der Krone wohnt uns inne, sodass wir über magische Kräfte verfügen!“ Das Gesicht des Mannes verfinsterte sich... „Doch die Gestirne stehen schlecht. Ankhragha steht kurz vor ihrer Erweckung, ihre Jünger scharen Hunderte von Helfershelfern um sich, suchen, die dunkle König wieder auf die Welt zu holen. Einer aus ihren Reihen wird sich mit ihr vermählen und in ihr wird erneut die garstige Brut heranwachsen, um die Erde erneut mit Schrecken zu überziehen. Die entführten Bürger Gorthars wurden keineswegs von irgendwelchen Räuberbanden verschleppt, vielmehr wurden sie zu willenlosen Sklaven gemacht, wie auch Ihr einer geworden wäret, hätte der Zauber länger auf Euch gelegen.“ Starr fixierten seine Augen die von Druid, bei dem nicht die gerigste Regung zu beobachten war. „Druid! Ihr sollt diese Krone für uns beschaffen. Wir wissen, dass ihr lange in Khorinis lebtet und dies könnte uns nützlich sein, denn das Artefakt lagert dort.“ Wortlos nickte der Krieger. Nicht, dass ihm das Leben dieses Mannes hier, weder das eines anderen wichtig gewesen wäre. Doch, wenn das, was er von sich gab, stimmte, war auch er selber in Gefahr und das gefiel ihm nicht. „Sehr gut.“, eifrig nickte Gar’Margo, „Ihr werdet Eure Ausrüstung sofort erhalten, doch zuvor“, er zog eine Karte hervor, „will ich Euch zeigen, wo Ihr zu suchen habt.“ Druid prägte sich die Stelle, auf die er zeigte, gut ein, faltete das Pergament schließlich zusammen und nahm es an sich. Routinierte Bewegungen zurrten die Lederriemen, die seine Rüstung zusammenhielten, fest, brachten Armschienen, Brustpanzer sowie die übrigen Rüstteile an der richtigen stelle zum halten. Klackend schloss sich die Schnalle des Waffengurtes, an dem Trauerschatten hing, flappend wurde der weite, schwarze Mantel über die breiten Schultern des Kriegers gelegt. Laut hallte das Klacken seiner Kampfstiefel, die auf dem edlen Marmor aufschlugen, durch die Halle. Das schwere Tor des Turmes öffnete sich und ein eisiger Hauch wehte in das Bauwerk hinein, zerrte weiße, kalte Flocken mit sich. Ohne zu zögern schritt der Kämpfer aus, trat unbeirrt in den wadenhohen Schnee. Schon bald war er nur noch als schwarze Silhouette im dichten Schneetreiben zu erkennen.... |
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23.12.2003, 01:35 | #34 | ||||||||
Dark-Druid Beiträge: 2.190 |
Tiefe Spuren waren im Schnee zu erkennen, alle in eine Richtung zeigend. Der Sturm hatte am nächsten Tage nachgelassen, nun in der Dunkelheit der Nacht fielen die Flocken fast gerade vom wolkenverhangenen Himmel herab, blieben lautlos auf ihren Brüdern liegen, vereinten sich mit ihnen zu einer strahlend weißen Decke aus gefrorenem Wasser. Im dichten Schneetreiben war eine Gestalt zu erkennen, einen schwarzen, langen Mantel eng um den breiten Körper geschlungen, die weite Kapuze tief ins Gesicht gezogen, stapfte sie durch die winterliche Welt. Knirschend gab der Schnee unter den schweren Kampfstiefeln nach, wurde von ihnen verdrängt oder gepresst, am nächsten Tage würden diese Stellen vom Frost spiegelglatt sein. In der Ferne waren schon die Lichter Gorthars zu erkennen, doch Druid hob den Kopf nicht. Er wusste, dass er bald da war, er kannte den Weg. Zielstrebig führte sein Weg auf das Stadttor zu, zwei einsame Wachen standen davor, die Eiseskälte verfluchend. Wären sie doch blos nicht zur Armee gegangen, dann säßen sie nun vermutlich daheim, am wärmenden Ofen. Druid beachtete die Kälte kaum, zu tief war er in Gedanken versunken. Einige Zeit später passierte er das Tor, doch die zwei Wächter sahen in ihm wohl eine Chance, ihre schlechte Laune auszuleben. „Hey, du da! Was willst du denn so spät in der Stadt?“, rief einer der beiden, als der Wanderer sie schon ein paar Meter hinter sich gelassen hatte. „Ja, genau du!“ Wortlos blieb Druid stehen, hob langsam den Kopf, regte sich jedoch sonst nicht. Das leise, debile Lächeln, das seine Lippen umspielte, war kaum zu erkennen. „Na was ist? Sollen wir dir Beine machen?“ Das metallische Klingen von Schwertern, die aus ihrer Scheide gezogen wurden, wurde hörbar, klackende Schritte von Stiefeln auf Pflastersteinen hallten leise durch die Nacht. „Besser hättet Ihr nichts gesagt...“ Nicht mehr als ein schneidender Windhauch waren die Worte, die den Mund des Kriegers verließen, kaum zu hören, doch die Wachen hatten sie verstanden. Unsicher blickten sie sich an, fixierten schließlich wieder den verhüllten Mann, der, mit dem Rücken zu ihnen, vor ihnen stand. Plötzlich wirbelte Druid herum, riss das rechte Bein in die Höhe, schlug die gepanzerte Ferse krachend gegen den Kiefer des Wortführers, der mit einem unschönen Knacken völlig deformiert wurde. Noch in der selben Bewegung verließ Trauerschatten sein Bett, sprang in des Kämpfers Hand und durchschnitt, von selbiger geführt, die Kehle des bärtigen Soldaten. Spritzend platschte der rote, dampfende Lebenssaft auf die Erde, besudelte die Steine, färbte den weißen Schnee rosarot, bevor der leblose Körper mit einem dumpfen Geräusch auf dem Boden aufschlug. Das Gesicht des anderen, anfangs absolut starr, veränderte sich, wurde zu einer wutentbrannten Grimasse. Seinem ersten Schlag wich Druid geschickt aus, indem er den Oberkörper ein wenig nach hinten beugte. Als die Klinge ein weiteres Mal heranschnellte holte er aus, schlug mit der Armschiene seiner Rüstung heftig auf die Breitseite der Waffe, schmetterte sie nach unten. Ein schneller Tritt gegen das Kinn brachte sein Gegenüber zum taumeln. Er drehte sich auf dem Absatz herum, riss das Schwert in die Höhe. Plötzlich spürte er einen zähen Widerstand und nur Sekundenbruchteile später verließ Trauerschatten den Körper des zusammensackenden Gortharianers. Begleitet vom dumpfen Aufschlag des abgetrennten Kopfes glitt er wieder in seine Scheide. Klackende Schritte, die in Richtung Hafen führten, verhallten in den nächtlichen Straßen der Stadt... |
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23.12.2003, 22:06 | #35 | ||||||||
Heimdallr Beiträge: 12.421 |
Ruhig kam das Boot des Trios im Hafenbecken von Gorthar an, wobei Isabell staunen musste. Aber auch er hatte schon so lange dieses Land und diese Stadt nicht mehr gesehen, es wäre wohl verwunderlich, wenn er nicht überrascht gewesen wäre. Für den Fischer endete die Reise hier und beim aussteigen war nur die Frage, wer ihn denn jetzt bezahlen sollte, wobei Isabell das ganze dann übernahm, wahrscheinlich gab sie ihm eh zu viel, aber das musste sie selber wissen. Eigentlich hätte er angenommen, dass der Mann nun bis zum nächsten Morgen bis es wieder hell wurde in Gorthar bleiben würde, doch scheinbar war er weder müde, hungrig noch fertig, nach einer kurzen Pause stach er wieder in See. Tja, wahrscheinlich wollte er heim zu seiner Frau, wer könnt's ihm verdenken? Doch die Geschwister waren natürlich da geblieben und staunten nun beide in die Nacht von Gorthar, hier hatte sich ja einiges verändert, seit er das letzte Mal hier war. Es waren nur Kleinigkeiten, aber alles im allem musste man sich doch erst mal neu dran gewöhnen, es hatte alles einen Hauch von dieser typischen Schmierigkeit. Wenigstens der Geruch hatte sich hier unten am Hafenviertel nicht verändert, roch er doch noch immer nach Müll, Dreck und verderbenden Lebensmitteln. Doch das war ja nichts neues, von daher konnte er es gut verstehen, im Gegensatz zu seiner Schwester, die die Nase rümpfte und ihn leicht verwundert anschaute, natürlich hatte sie mit einer prächtigen Stadt gerechnet, mit Prunk und Protz, das war gorthar auch, zumindest wenn man weiter nach oben kam, hier unten allerdings befand sich eine ganz schlimme Armutsschicht und so schnell würde sich das auch nicht ändern, für ihn stand nur fest, dass er nicht in einem dieser schmierigen Spelunken übernachten würde, schließlich wollte er nicht am nächsten Morgen ein Messer im Bauch haben. Nene, hier unten war es viel zu gefährlich, aber dafür konnte man hier am meisten Impressionen sammeln, so komisch das auch klang. Sie gingen die Stege herunter und betraten jetzt den richtigen Hafen, sofort sah er ein paar Augen aufblitzen, ein paar im Dunklen und ein paar auch gut zu sehen. Hier trieben sich Typen rum, narbenübersät, mit abgefrackter Kleidung und ziemlich viel Dreck am Stecken. Hier sollten sie nicht länger bleiben als nur irgendwie nötig. |
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23.12.2003, 22:35 | #36 | ||||||||
Isabell Beiträge: 307 |
Isabell machte die ganze Zeit über große Augen, so hatte sie sich Gorthar wahrlich nicht vorgestellt, wo doch ihr Bruder immer so davon geschwärmt hatte, aber natürlich war das sicher nicht die ganze Stadt, sondern nur der Hafen. Der erste Eindruck war einfach nur mies, so musste man es ganz klar ausdrücken, diese Stadt schien zumindest hier richtig herunter gekommen zu sein, die wenigen Stücke von Häusern, die sie noch erkennen konnte, sie waren arg ramponiert und ließen schon ziemlich zu wünschen übrig, vielleicht waren es früher einmal wunderbare Bauten, heute war es nur noch abrißreif. Doch das war nicht mal das Hauptproblem, was sie wirklich störte waren die Typen die hier waren, sie sahen sie alle so komisch an, lüsterne Blicke waren wohl noch bescheiden ausgedrückt, jedenfalls schienen die ganzen Hafenarbeiter die beiden Besucher sehr genau zu beobachten und besonders sie ins Auge gefasst zu haben. Isabell wusste nicht so recht, ob sie sich fürchten sollte, auf einen Kampf bereit machen oder einfach nur milde lächeln sollte, doch die Entscheidung wurde ihr durch den Gestank abgenommen, der hier überall war. Es roch sehr nach Fisch, manchmal sah man noch die Gräten von einigen Exemplaren, einige hatten sogar noch mehr als das. Scheinbar schien es hier niemanden zu interessieren, wie es aussah, wieso denn auch. Schade, dass es dunkel war, sie hätte sich gerne das ganze Ausmaß mal bei Tageslicht angeschaut, doch dafür war es wohl zu spät. Andererseits sorgten erst die wiedrigen Sichtverhältnisse für die komischen Blicke, jede Sekunde rechnete sie eigentlich damit, dass einer dieser Gaffer auf sie zukam, doch sie hatte keine Angst, sie hatte ja ihren Bruder, aber den brauchte sie dafür nicht, es wäre ihr schon ein Vergnügen gewesen selber auf sich aufzupassen. Hoffentlich würde es morgen besser werden, bis jetzt war sie ziemlich von dieser Stadt enttäuscht, doch sie war auch viel größer als Drakia, ja selbst Khorinis reichte nicht an sie heran. Die gewaltigen Stadmauern waren selbst hier am Hafen und mussten mehrere Meter dick sein, war Gorthar denn oft belagert gewesen? Oder sollte sie eher fragen, wie alt diese Stadt eigentlich war? Mit einem immer noch unwohlen Gefühl gingen sie weiter, ihr Bruder hatte ihre Hand genommen und führte sie nun in eine Straße, scheinbar kannte er sich aus, natürlich, er war ja schon einmal hier gewesen, schon öfter wahrscheinlich. |
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24.12.2003, 00:18 | #37 | ||||||||
Heimdallr Beiträge: 12.421 |
Rociel wusste schon wo er hinwollte, keine Frage, weg vom Hafenviertel, dort hatten sie nichts verloren. Diese ganzen zwielichtigen Gestalten die sich jetzt immer noch in der Kälte draußen befanden, die konnten gar nichts gutes im Schilde führen. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass Isabell das genau so sah, aber sie war so ruhig gewesen, die ganze Zeit sagte sie kein Wort, anscheinend hatte sie nicht viel dazu zu sagen, sondern ließ lieber das alles auf sich wirken, ruhig und gelassen. Naja, hauptsache er konnte ihr noch ein klein wenig die schönen Seiten der Stadt zeigen, obwohl das schwer war, denn so wirklich viel schönes gab es hier nicht unbedingt zu sehen. Außerdem war es dunkel, sie konnten ja kaum was erkennen, da fiel es noch viel schwieriger irgendwas zu erkennen, aber sie würden das schon schaffen, da war er sich sicher. Mit einem trüben Blick gingen sie weiter, die Straße hinauf, den Weg war er schon hundert Mal gegangen, immer wieder diese Straße hinauf, wenn es nach oben ging, dann wurde es besser, ging man in Gorthar abwärts, so wurde es verkommener. Auch die Luft wurde hier besser, immer noch nicht ganz so toll aber dafür nicht mehr so penetrant nach Fisch und Dreck riechend. Die Eindrücke in dieser Stadt waren wirklich unglaublich, denn diese Stadt lebte wie keine andere, sie war eine richtige Großstadt, selbst bei Nacht. Die Geschwister kamen an mehren Frauen vorbei, die um ein Haus standen, dass eine gewiße Ähnlichkeit mit der khorinischen "Roten Laterne" hatte, nun, er wusste was er von solchen Etablissements halten sollte. Das dumme war nur, dass sie direkt daran vorbei mussten und eine dieser Dirnen schien Gefallen an ihm gefunden zu haben, es schien sie nicht mal zu stören, dass er in Begleitung hier war. Die leichtbekleidete Frau lächelte ihn an, doch in ihrem Gesicht sah er nur einen geschundenen Blick und ein ziemlich fetiges dazu. Dieses Lächeln war nicht echt, es war gequält. Diese Dirne war unverschämt, sie fragte nur kurz und im selben Moment hing sie schon an seiner Rüstung, doch er hatte weitaus besseres zu tun, nicht nur weil neben ihm seine Schwester stand. Er konnte sich noch nie damit anfreunden, dieses Geschäft mit dem purem Fleisch war ihm ein Dorn im Auge, am liebsten hätte er es zerschlagen aber das war unmöglich. Er wollte der Frau aber nicht weh tun, auch wenn sie das durchaus verdient hätte, er nahm nur ihre Hand und zerrte sie in die nächstbeste dunkle Ecke, andere Leute sollten nicht wissen, was da geschah. Seine Schwester sah ihn verwirrt an, er rechnete jeden Augenblick mit einer Ohrfeige, dabei wollte er ja gar nichts von der Dirne, er wollte nur verstehen, was sie dazu trieb. "Seid ihr abhängig vom Alkohol?" "N..Nein." "Seid ihr abhängig von Rauschmitteln?" "Nein." "Habt ihr Kinder?" "Zwei" "Habt ihr einen Mann?" "Ja...aber er interessiert sich nicht für mich." "Ihr seid bescheuert wisst ihr das? Ich kann ja verstehen, dass ihr Goldsorgen habt und nicht wisst, wie ihr eure Kinder versorgen sollt, aber ich wette ihr habt sie nur durch eure Arbeit hier. Glaubt ihr wirklich, dass es das ist, was sie mal wissen wollen? Aber nein, wahrscheinlich werden sie irgendwann auch mal so, wenn sie nicht bald sterben. Ihre Mutter ist oft weg und ihr Vater kümmert sich nicht um sie stimmts. Hab ich Recht? Na los, antwortet mir!" "Ja, aber ich brauche das Gold doch so dringend. Es gibt keinen anderen Weg." "Wieso? Es bringt euch doch eh nichts. Ihr kommt hier nie weg, solange bis euer Körper kolabiert, außerdem kann es euch doch keinen Spaß machen oder. Eure Kunden sind doch die Wiederlinge vom Hafen?...Ts, dabei habt ihr so ein schönes Gesicht. Wieviel Gold braucht ihr, um mir versprechen zu können diesen "Beruf" nie wieder machen zu müssen?" "Wieviel? Hundert Goldstücke, dann könnte ich auf ein Schiff, das mich zu Verwandten bringt. Mich und meine Kinder. Aber das Gold, immer muss ich es abgeben, an die Besitzer von dem Bordell. Ich bekomme gerade mal so viel, das es für die Kinder reicht." "Ist das nicht ein schönes Leben? Das ganze Leben geht dabei doch zugrunde. Wann habt ihr das letzte Mal gelächelt? Nicht nur so falsch wie eben, sondern richtig aus Freude? Euer schönes Gesicht könnte es mal vertragen...hier sind zweihundert Goldstücke. Ich schätze mal, das dürfte reichen. Ihr nehmt jetzt das Gold und macht, dass ihr und eure Kinder weg von hier kommen. Und schwört mir, dass ihr nie wieder als Dirne arbeiten werdet." "Edler Herr, das kann ich nicht annehmen..." "Ein guter Anfang, ihr habt noch Würde in eurem ausgelaugten Leib. Aber natürlich werdet ihr es annehmen, diese Chance habt ihr nur einmal." "Danke, ich schwöre es." "Gut, solltet ihr euch nicht an euren Schwur halten, nun...dann verliert ihr mehr als nur eure Würde am Leben. Adieu..." "Edler Herr? Eine Frage noch." "Ja?" "Warum gebt ihr mir soviel Gold, ich verstehe das nicht..." "Ich bin ein Diener Innos, dem einzig wahren. Immer wenn ihr Kraft braucht denkt an ihn. Er spendet euch Trost und gibt euch Halt. Ich denke ihr habt verstanden..." Danach verließ er die Gasse, seine Schwester hatte kein Wort gesagt und er wusste auch ganz genau warum, scheinbar waren ihre Gedanken falsch, er war ein klein bisschen enttäuscht, sie hatte es ihm wirklich zugetraut. Schade...aber kein Grund sich von ihr abzuwenden. Sie gingen ein paar Schritte und langsam wurde die Stadt viel schöner, nun traf man auch auf die ersten Stadtwachen und es wurde heller in Form von Fackeln. Plötzlich blieb er stehen und sah seine Schwester an. "Du hast es geglaubt nicht wahr? Wieso hast du das getan? Glaubst du wirklich, dass ich meine Liebe zu dir nicht ernst meine Schwester? Du warst kurz vorm explodieren, du hättest mir am liebsten eine gescheuert, sowas spüre ich doch." "Tut mir leid Bruder. Aber als du dieser Frau näher kamst, ich..." "Schon gut, ist schon in Ordnung. Nun weißt du wenigstens, dass dein Bruder ein Gegner dieser Prostitution ist." "Aber warum hast du dieser Fremden soviel Gold geschenkt?" "Weil nur das der Weg war, um sie davon weg zu holen. Ich brauche das Gold nicht so dringend, ich weiß das passt nicht zu mir, aber manchmal bedeutet selbst mir Gold nichts." "Glaubst du denn, dass es ihr helfen wird? Vielleicht hat sie dich ja nur angelogen." "Nein das glaube ich nicht, man sieht es einem Menschen an, wenn er lügt, ich glaube ihr die Geschichte mit den Kindern. Und selbst wenn, sollte sie tatsächlich so handeln, dann wird sie dem Zorn Innos erliegen. Das sollte ich wissen, als sein Diener." "Naja, ich bin wenigstens froh, dass es erst mal vorbei ist." Endlich kamen sie nach ganz oben, wenn man mal das Gelände der Burg von Gorthar wegließ, hatten sie nun den höchsten Punkt der Stadt erreicht und konnten endlich die Schönheit der Stadt ansatzweise sehen, bei Nacht fiel das eben schwer. Sie sahen auch das Stadttor, aber eine Nacht konnten sie ruhig hier bleiben, Rociel erkundigte sich bei einer der Stadtwachen nach einer Taverne hier oben und bekam eine genau Wegbeschreibung, mit deren Hilfe sie sie auch recht schnell fanden. Die Taverne war sauber, nicht so heruntergekommen stand eine Stadtwache davor, scheinbar bezahlte der Wirt sie, um ungebetene Gäste zu verhindern. Die beiden traten ein und konnten den äußeren Eindruck nur bestätigen, nach dem Gespräch mit dem total müden Wirt überließ er ihnen schlaftrunken und auch leicht, aber nur ganz leicht beschwipst einen Schlüssel für ein Zimmer im oberen Stockwerk. Sie gingen in dieses und mussten feststellen, dass das Zimmer sehr klein war, dafür aber gemütlich und sauber. Sie schmießen ihre Beutel in eine Ecke und mussten sich zum Glück keine großen Gedanken machen, wer auf dem Boden schlief und wer im Bett, denn für sie war es kein Problem sich das Bett zu teilen. Allerdings zogen sie nur ihre Stiefel, Gürtel und Rüstungen bzw. Westen aus, schließlich war dieses Zimmer nicht beheizt... Das Bett war zwar eng, aber es bot genug Platz für zwei Personen, wobei keine von den beiden wirklich einschlafen konnte. "Sag mal Bruder, sieht Gorthar überall so arm aus?" "Nein, aber die Stadt ist nicht so schön...es gibt hier eben viele Arme. Aber die wahre Schönheit von Gorthar ist auch nicht die Stadt, sondern das Land." "Na dann, ich dachte nämlich schon, das wäre es..." "Schwester, wegen eben. Ich möchte nur das du weißt, dass ich dich liebe, wie wir es uns versprochen haben. Ich denke nicht, dass irgendeine fremde Frau daran was ändern würde, ich bin mir sogar ganz sicher." "Ich liebe dich auch Rociel. Und wenn meine Zweifel vorhin so sichtbar waren, dann tut es mir leid." "Ja...wir sollten schlafen, morgen wird nicht minder anstrengend." Er gab seiner Schwester noch einen zärtlichen Kuss, danach jedoch schloss er die Augen und begann zu schlafen. Er hatte nicht gelogen, morgen würde wirklich anstrengend werden... |
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24.12.2003, 10:57 | #38 | ||||||||
Isabell Beiträge: 307 |
Sie hatten Glück, dass ihr Schlaf länger dauerte als gedacht, es war ruhig geblieben, der Wirt war nicht gekommen und auch sonst konnte man gut schlafen, doch irgendwann musste man ja mal aufwachen und dieser Punkt war nun wohl erreicht, denn ansonsten hätte Isabell wohl kaum ihre Augen aufgeschlagen. Die ganze Nacht schon war ziemlich ruhig, es schien fast so, als ob sie sich wieder an einen Schlaf in Betten gewöhnen wollten, aber das würde sowieso nicht klappen und das wusste sie auch. Diese Bibliothek von der er gesprochen hatte war sicher spannend und da gab es bestimmt auch ganz tolle Bücher, aber das es da auch Betten geben würde, das bezweifelte sie doch sehr. Außerdem war es ja nicht schlimm auf dem Boden zu schlafen, solange er nicht zu weich war. Das sie in dieser Bibliothek lange bleiben würden stellte sie auch in Frage, sie hatte es nun im Blut. Sein Blut um genau zu sein. Sie würden sich auf die Suche begeben, nach was auch immer, es müsste sich um die Amulette drehen, so war zumindest ihre Vermutung. Als sie sich wieder erheben wollte, merkte sie, dass sich ihre Beine mit den seinen verkeilt hatten und sie ihn wohl dadurch wecken würde, doch das hatte sie sowieso vor, sie sollten langsam aber sicher aufstehen, denn soviel Zeit hatten sich auch wieder nicht. Sie war ganz froh, dass sie beide in einem Bett geschlafen hatten und auch niemand auf dem Boden, es war schon in Ordnung und vielleicht würde sie seine Scheu ja irgendwann doch noch knacken können, aber das hatte Zeit, sie würde ihm Zeit lassen, so vertraut war es ihr schließlich auch nicht, im Gegenteil eher. Sie spürte noch richtig, wie warm ihr Körper war, als nun die Decke von ihr ging, sie spürte noch genau, wie sich die Wärme nun aus ihrem Körper verbannte, sie hatten sich wieder einmal beide unterstützt. Die Frau zog sich als erstes ihre Stiefel an, denn an den Füßen fror sie immer am meisten, wenn sie morgens aufstand, danach musste ihr Waffengürtel dran glauben und zu guter letzt das Lederhemd, dass sie wie immer über die Samtbluse stülpte. Jetzt war sie eigentlich fertig, sah nun schon ihren Bruder aufwachen und sich winden, sie lächelte ihn an und war einfach nur glücklich sein Gesicht zu sehen, auch wenn man ihn in dem Zustand auch für einen Banditen halten konnte. Während sie sich noch ihre Haare vor dem Spiegel zurecht kämmte, was sie sehr zu schätzen wusste, denn nicht wirklich viele Spiegel hatte sie bisher gesehen, zog sich auch ihr Bruder an. Das erste was sie taten als sie beide wieder halbwegs wach da standen, war sich zu küssen, aber auch nur kurze Zeit, denn sie hatten noch viel vor und verließen dann auch das Zimmer, für eine Nacht war es sehr schön hier zu sein. Rociel hatte sich inzwichen auch wieder gerichtet und sah nun gar nicht mehr so schlimm aus, eher wie ihr kleiner Bruder... |
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24.12.2003, 12:53 | #39 | ||||||||
Heimdallr Beiträge: 12.421 |
Sie standen mittlerweile auf dem Marktplatz und sahen sich ein wenig um, hier gab es einige schöne Dinge zu kaufen, das meiste war zwar nur sehr billig und die Qualität ließ auch oft zu wünschen übrig, was dafür gut für den Preis war, doch es gab auch ein paar echt interessante Stücke, aber so war das ja auf jeden Markt. Isabell war wenigstens glücklich, naja zumindest tat sie so. Ein Stand nach dem anderen musste dran glauben, nur an wenigen ging sie einfach so vorbei, am liebsten hätte sie wohl alles gekauft, was ihr so gleich ins Auge stach, doch am Ende kaufte sie gar nichts, obwohl sie ja genug Gold hatte und er auch kein Wort sagte. Aber irgendwie war eben alles schön, doch wirklich gebraucht wurde es nicht. Naja, so ein Markt war eben schon etwas anderes, es war schon besser als Drakia oder Khorinis, auch wenn in Khorinis das ganze immer noch sehr edel abging. Rociel zeigte seiner Schwester nach ihrem Bummel auch die Burg, doch wie immer kamen sie da nicht hoch, sie war noch einmal extra ummauert und befand sich auf dem höchsten Hügel hier, die Wachen dachten ja nicht im Traum daran zwei Fremde hinein zu lassen, denn einen wirklichen Grund hatten sie auch nicht. Aber so schlimm war das auch nicht, denn eigentlich wollte er auch nicht unbedingt da rein, viel lieber wollte er jetzt langsam diese Stadt verlassen, denn hier gab es soweit er das mitbekam nichts mehr zu tun. Wenigstens hatte seiner Schwester ihren Spaß, er fragte sich insgeheim, warum es ihm so ein Bedürfnis war, das sie glücklich war, wenn sie traurig war, dann wäre sie doch trotzdem noch da. Irgendwie konnte er ihr Glück auch nicht ganz mit seinem vergleichen und verstehen. Aber die Antwort war ja eigentlich klar, denn wenn ein Mensch glücklich war, dann war er ausgeglichener und hatte überhaupt Spaß am Leben. Er fragte sich auch, wieso er sich überhaupt eine solche Frage stellte, denn gerade er müsste doch wissen wie es war, wenn man unglücklich wäre. Schließlich basierte ihr ganzes Leben ja nur auf der Tatsache, dass sie sich gegenseitig dazu verhalfen glücklich zu sein...wirklich komisch das ganze. Er wirkte dadurch auch sehr unruhig, aber Isabell schien nichts zu merken und wenn, dann verbarg sie es sehr gut. Der Wind wehte heute ungewöhnlich viel, doch jetzt konnte er soviel wehen wie er wollte, hier in Gorthar zusammen mit seiner Schwester war ihm vollkommen egal, welches Wetter doch herrschte...irgendwie gingen sie dann Richtung Stadttor, Zufall oder nicht, es war richtig so, Gorthar hatte zumindest vorerst nichts ernsthaftes zu bitten, weswegen sie hier bleiben sollten. |
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24.12.2003, 14:01 | #40 | ||||||||
Isabell Beiträge: 307 |
Sie mochte diese Stadt nicht wirklich, aber irgendwie übte sie dennoch eine Faszination auf sie aus. Diese alten Mauern schienen schon so manchen Angriff überstanden zu haben und auch die Häuser mussten einst wahrlich prachtvoll gewesen sein, auch wenn nun der Putz an manchen brökelte. Überhaupt war die Stadt nicht so schlimm gewesen, wie sie letzte Nacht gedacht hatte, bei Tageslicht sah das alles schon viel besser aus und so mehr sie sah, desto besser hatte es ihr gefallen. Der Markt war auch nett gewesen, sie war schon soooo lange nicht mehr auf einem Markt gewesen, nur um ein bisschen zu schlendern, dass sie nichts kaufte lag mehr daran, dass sie kaum mehr was tragen wollte, als das sie keine Sachen fand oder keine Lust hatte. Sie wäre auch gerne noch einmal ins Hafenviertel gegangen, dort sah es bestimmt jetzt auch nicht mehr so schlimm aus und man hätte einige schöne Impressionen gewinnen können, vielleicht auch nur um die Stadt besser zu kennen, aber ihre Beine wollten es wohl so, dass sie direkt vorm Stadttor landeten und da sie ohnehin gehen wollten, taten sie das jetzt auch. Allerdings standen an dem riesigen Tor Wachen, die ziemlich penibel aussahen und so war es auch, ohne ersichtlichen Grund wurden sie angehalten und zurückgewiesen, doch ihr Bruder schien damit gerechnet zu haben, denn er trat den beiden Männern mit ihren Hellebarden entgegen, naja, scheinbar kannte er dieses ganze Prozedere schon. "Na wo soll's denn hingehen?" "Raus in die Wälder." "Die Wälder sind aber gefährlich, was hattet ihr hier eigentlich drin zu suchen, in der Stadt meine ich?" "Ach man es ist doch immer wieder dasselbe, nur weil ich nicht jeden Tag hier vorbeikomme, könnt ihr euch nicht mal merken, wer ich bin? Aber gut, erzähle ich die Geschichte eben noch einmal. Ich bin mit einem Schiff angekommen, aus Drakia um genau zu sein und jetzt will ich weiterreisen, ich habe diese Stadt nur für einen Tag zum ausruhen benutzt, außerdem legen Schiffe allgemein im Hafen einer Stadt an. So und jetzt lasst mich durch." "Halt, nicht so schnell Kleiner, wer ist das? Eine Sklavin?" "Ihr solltet eure Zunge hüten Soldat, sonst ist sie schneller ab als ihr denkt!" Danach nahm Rociel sie bei der Hand und ging mit ihr durch das Tor. Er schien sich wirklich zu ärgern, als ob das immer wieder vorkommen würde. Isabell hatte gefürchtet, dass dieser Soldat gleich ausrasten würde, doch durch ihr schnelles gehen konnten sie das verhindern. Es war jedenfalls seltsam, die Worte dieses Mannes...eine Sklavin. Wieso dachte er, dass sie eine Sklavin wäre? Irgendwie verstörte sie das, irgendwie dachte sie weniger an die allgemeine Wertlosigkeit, denen Frauen ausgesetzt waren, sondern viel mehr an diese ernst gemeinten Worte. Sah sie denn wirklich so aus? Sie hätte den Soldaten schließlich töten können...vielleicht war es auch gut so, dass ihr Bruder nun so wütend war, so musste sie weniger darüber nachdenken, sondern konnte sich viel mehr über sein hochrotes Gesicht lustig machen. Naja, er hatte ja Recht, aber trotzdem war das auch irgendwie komisch... Isabell konnte die Wälder schon sehen, es war nich weit von der Stadt bis hierher. Und ihre Augen strahlten schon jetzt, dabei waren sie noch gar nicht richtig da... |
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24.12.2003, 14:38 | #41 | ||||||||
Heimdallr Beiträge: 12.421 |
Er war wirklich nicht gerade erfreut, diese verdammten Wachen machten ihn geradezu wahnsinnig, immer wieder kam da dieses blöde Authoritätsgeschwafel, dass sie ja auch so toll wären und jeden Besucher behandeln könnten wie ihre Leibeigenen, das war doch nicht zu fassen. Er war sogar stolz darauf, dass er diesem verdammten Kerl noch kein Haar gekrümmt hatte, seine Schwester so zu beleidigen, diese Ratte. Aber trotzdem war es gut, dass er nicht ausgerastet war, das hätte ja nur wieder Probleme gemacht, das musste ja nicht sein die gesamte gorthanische Stadtwache auf dem Hals zu haben, nur weil man einen ihrer arroganten Schnösel mal angefasst hatte. Aber hier draußen konnte sein Unmut schnell verfliegen, denn jetzt endlich war er in seinen geliebten gorthanischen Wäldern zurück. Schon von weiten spürte er ihr Flair und ihren Zug zu ihm, die frische Luft, der klare Wind, es war schön hier zu sein, er fühlte sich viel freier und erleichterter als sonst. Inzwischen konnte er sogar schon wieder lächeln und sah zu Isabell rüber, sie lächelte zurück und schien das alles sehr zu genießen. Da freute er sich doch um so mehr, denn er hatte die Wälder in Gorthar so hoch gelobt, es wäre schade wenn seine Schwester das nicht so gesehen hätte. Aber das war jetzt auch nicht das wichtigste, obwohl es ihm viel bedeutete das sie seine liebste Heimat auch mochte. Natürlich wusste er, dass man nicht ewig hier leben konnte, aber er hatte ein großes Vorbild und das war Prix, sein alter Jagdfreund lebte schon seit Jahren hier draußen und ging nur in die Stadt, wenn er genug hatte um es zu verkaufen, ansonsten wohnte und lebte er immer hier draußen in den Wäldern, in seinem kleinen Lager, er hatte alles was er brauchte, Zelte, Decken, Wasser, genug zu essen und auch seine geliebte Natur. Er würde ihn auf jeden Fall besuchen, ganz bestimmt sogar würde er das machen, denn er befand sich schon auf direktem Wege zu ihm. Sein Lager war keine Viertelstunde von dem Stadttor entfernt, sie würden es wohl bald schon erreichen. Immer wieder blieb er stehen, da Isabell zurückblieb um die schöne Flora anzusehen, wobei sie im Sommer natürlich viel schöner war, im Winter wie es jetzt war, hatte der Wald sein grün verloren, zumindest zum Teil, denn es war ein Laub- und aber auch ein Nadelwald, die Tannen und Fichten trugen nach wie vor ihr Kleid aus spitzen Nadeln. Er wusste nicht mehr ganz genau, in welche Richtung sie gehen mussten, aber so ungefähr jedenfalls sollten sie schon ankommen. Während Rociel sich noch ein paar Anekdoten ausdachte, die er und sein Freund der Jäger alles bestritten hatten und Isabell sich an diesem Wald satt sah, schließlich hatte sie schon sehr lange keinen mehr gesehen, verging die Zeit und bald schon spürten sie ein Hungerloch, jetzt rächte sich die Tatsache, dass sie auf ein Frühstück verzichtet hatte. Rociel holte zwei Äpfel heraus, die letzten die er noch hatte und gab seiner Schwester einen davon. Diese grinste nur und biss ihn das grüne, ovale Obststück. Es wurde langsam Zeit wieder etwas eßbares aufzutreiben... |
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25.12.2003, 09:20 | #42 | ||||||||
Isabell Beiträge: 307 |
Rociel hatte ihr inzwischen etwas von diesem Mann erzählt, den er Prix nannte und auch von einem Banditen namens Ra, sie hatte diese Geschichte sehr gerne aufgenommen, es war ihr sogar richtig lieb, dass er sie ihr erzählte. Etwas von seinem frühen Anfängen her zu wissen, das war immer spannend, Isabell hätte ihm auch gerne mal etwas über sich erzählt, doch bis jetzt hatte sich noch nie die Gelegenheit ergeben, so lauschte sie jetzt ihrem Bruder, wie er von der Entdeckung der Bibliothek sprach, zu der sie jetzt reisten. Sie erfuhr, dass Prix ihren Bruder für einige Zeit als Jagdlehrling ausgebildet hatte und in seinem Jagdlager wohnen, sie erfuhr auch noch von dem gemeinen Hinterhalt, der den zwei von Banditen gestellt wurde und trotzdem nahmen sie einen der Banditen mit und pflegten ihn gesund. Schon komisch, ausgerechnet ihr Bruder, sie hatte nicht das Gefühl, dass er sonderlich gut auf Banditen zu sprechen war. Trotzdem, sie war jedenfalls gespannt auf diese beiden Typen, sie mussten ja ziemlich interessant sein. Bald schon erreichten sie auch das besagte Lager, doch es war leer, es schien wohl verlassen, aber ihr Bruder erklärte nur mit knappen Worten, dass das normal wäre, die beiden wären eben mal wieder aus zur Jagd und so machten sie es sich frecherweise einfach gemütlich. Isabell war das Verhalten ihres Bruders fast ein bisschen peinlich, denn als ob er sich hier gut auskennen würde, ging er zu einem Zelt und warf ihr kurz darauf eine große Fleischkeule zu, er selber nahm auch eine. Streng genommen war es Diebstahl, doch sie hatten Hunger und zur Not würden sie das auch bezahlen, Gold genug hatten sie ja. Die Zeit verstrich ein wenig und Rociel erzählte noch ein bisschen weiter, er erzählte von einer Abenteuergruppe hier in Gorthar und einem Mann, der fast so aussah wie er, aber doch vollkommen anders war. In den Augen ihres Bruders leuchtete es beim Wort dieses Mannes, doch seinen Namen kannte er nicht. Schon seltsam, das ihr Bruder mal von jemanden fasziniert war. Doch er gab auch schnell zu erkennen, dass er den Mann nur bewunderte, aber keinesfalls Sympathien für ihn hegte. |
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25.12.2003, 09:39 | #43 | ||||||||
Heimdallr Beiträge: 12.421 |
Es machte ihm Spaß ein paar alte Geschichten zu erzählen, so erleichterte er ja nur seine Seele und Isabell würde lernen aus dem immer noch sehr fremden Bruder einen echten Menschen zu erkennen, aber er hoffte auch irgendwann mal etwas mehr über sie zu erfahren, doch da ließ er sich Zeit, man sollte nichts übereilt angehen. Das er sich so frecherweise an Prix und Ra's Vorräten bediente sah er nicht als tragisch an, sie waren alte Freunde und da durfte man sowas schon mal, doch langsam sollten sie echt mal wieder zurückkommen, schließlich warteten sie schon seit gut zwei Stunden. Er hatte das alles eingesogen, es war richtige Erinnerung an die Vergangenheit, er musste auch unweigerlich an seine Abenteuer hier in Gorthar denken, nicht nur an diesen Mann mit der schwarzen Rüstung, sondern auch an viele andere, nicht nur die Menschen aus ihrer Abenteuergruppe. Er musste da an die gute Frau denken, die ihm ein kleines Sälbchen Heilsalbe geschenkt hatte, zum Abschied zwar, doch kein Abschied war schließlich für ewig. Er trug das Keramikstück immer bei sich, weil es ihn an sie erinnerte, an Satura... Aber nicht nur das, auch an die Stadt erinnerte er sich zu gut, früher hatte er mal einen Geheimbung entdeckt, der ihn dann aber irgendwie doch nicht töten konnte und er entkam, oder dann war da noch diese Dämonenplage, wie er da zu einer der Kneipen gerannt war und die Tür verrammelte, nur das der Dämon nicht reinkommen konnte. Man sie waren alles so naiv gewesen, aber trotzdem zauberte das alles mehr oder weniger positive ein Lächeln auf sein Gesicht, schließlich gehörte es doch irgendwie dazu. Inzwischen hatte er auch noch das Lagerfeuer hier in der Mitte des Lagers entzündet, so dass ihnen auch recht schnell warm wurde, schließlich war es mitten im Winter und wenn man seinen Atem mal nicht sehen konnte, dann konnte man schon von gewisser Wärme sprechen. Irgendwann kamen die beiden dann endlich, doch die Begrüßung war alles andere als freundlich, zielte Prix doch mit einem Pfeil auf ihn. Doch Ra erkannte ihn und flüsterte seinem Meister zu, was er gesehen hatte, außerdem winkte Rociel jetzt, so dass er eigentlich erkennen musste, was los war. Er steckte dann zum Glück den Pfeil weg und kam mit offenen Armen auf ihn zu, Ra durfte mal wieder tragen, aber naja, so schlimm wäre das auch nicht. |
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25.12.2003, 09:56 | #44 | ||||||||
Isabell Beiträge: 307 |
Mit großen Augen sah sie den Mann, der da ihren Bruder umarmte, er war ziemlich groß gewachsen, aber nicht so groß wie ihr Bruder, wirkte dafür viel stämmiger und auch etwas älter, sein Gesicht untermalte dies, da waren schon einige Altersfältchen mehr drin als bei ihrem geliebten Bruder, sie schätzte ihn auf vierzig, auch die Erzählungen zuvor ließen darauf schließen. Dann war da noch dieser andere Kerl, der jetzt ganz allein dieses Vieh trug, Isabell stand einfach auf und ging an den beiden Begrüßenden vorbei und half dem kleinen beim Tragen, der sie gleich mit einem Lächeln beschenkte, aber das war ja selbstverständlich. Als sie dann das Vieh an die Stelle gebracht hatten, wo es hinsollte, schaute sie auch den Jungen an, der wohl Ra hieß. Er war viel kleiner, vielleicht einen Kopf kleiner als sie, doch er wirkte auch noch sehr jung, sechzehn, siebzehn vielleicht. Die beiden Jäger schienen echt noch ne Weile beschäftigt zu sein, schon komisch das sie jetzt alle hier waren, alle vier schienen sich aufs Jagen speziallisiert zu haben, wobei die Jägermeister wohl eher die beiden da vorne waren. Der Junge bat sie doch sich zu setzen und sah Isabell dabei mit glänzenden Augen an, sie nahm das Angebot gerne an, sollten die beiden doch ruhig ne Weile reden, sie könnte sich ja inzwischen mit dem Jungen unterhalten. "Du bist also Ra stimmts?" "Ja das stimmt...und wie ist euer Name schöne Frau?" "Ich heiße Isabell." "Ein schöner Name." "Sag mal Kleiner, warst du wirklich mal ein Bandit? Mein Bruder hat mir das erzählt." "Ja es stimmt, ich war mal einer. Aber ich möchte nicht darüber reden, aber der Fürst und Prix waren immer gut zu mir, anstatt mich zu töten oder mich den Stadtwachen auszuliefern versorgten sie mich und gaben mir eine neue Bleibe. Ich bin jetzt schon seit mehreren Monaten hier und lerne, was ein guter Jäger lernen muss. Ich helfe dem Meister etwas, er wird langsam alt, doch ist er immer noch einer der besten Bogenschützen von ganz Gorthar. Und was führt euch hierher?" "Wir...ähm wir sind auf der Suche nach etwas." "Verstehe. Wirst du...ähm verzeigt, werdet ihr uns bald verlassen?" "Ist schon in Ordnung Ra, du kannst mich ruhig duzen. Aber ich denke schon, dass wir nicht lange bleiben werden." "Schade..." |
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25.12.2003, 10:19 | #45 | ||||||||
Heimdallr Beiträge: 12.421 |
"Also Prix ich muss schon sagen, Respekt." "Hm?" "Du siehst genauso aus, wie noch vor ein paar Monaten, hehehe. Und wie geht's? Läuft das Jagdgeschäft noch in Gorthar?" "Es läuft und läuft und läuft...weißt du solange man die Gesetze der Natur einhält kann es niemals enden. Aber das Alter, du ahnst es doch, ich sehs doch in deinem Gesicht. Ja ich werde langsam alt, bald schon werde ich wohl nicht mehr mal nen Bogen halten können." "Verstehe. Aber natürlich alles Übertreibung. Hachhh, wir haben uns lange nicht mehr gesehen. Und ich schätze, wir werden uns auch nicht mehr solange sehen, ich werde noch heute aufbrechen." "Schade, aber ich habe nichts anderes erwartet. Aber zuvor setzt du dich mal und erzählst dem alten Prix alles." Die beiden setzten sich auf zwei Holzstämme und der Jäger zündete seine Pfeife an, wie er es schon damals gemacht hatte und begann daran zu pfaffen. Kleine Rauchschwaden durchzogen die Luft und dann begann Rociel zu erzählen. "Nun da gibts nicht viel zu erzählen. Das einzige was dich vielleicht interessieren wird ist, dass ich nun auch ein echter Jäger geworden bin, ich verdiene mir mein Gold jetzt auch teilweise mit der Jagd." "Na das freut mich doch zu hören. Sagt mal Fürst, wer ist dieses bildhübsche Mädchen, dass du mir seit Ankunft noch nicht vorgestellt hast?" "Tut mir leid...das ist Isabell, meine Schwester." "Eure Schwester? Soso. Du bist wirklich zu beneiden weißt du das?" "Schon möglich. Ich erarbeite mir den Neid nicht, ich bekomme ihn einfach so. Ich habe mir meine Schwester nicht ausgesucht, das ganze ist eine ziemlich traurige Geschichte." "So? Hm... habt ihr beiden Hunger, sicher doch oder?" "Ach wir haben uns schon bedient, ich hoffe es macht dir nichts aus..." "Nein nicht doch...." "..." "*Pfaff*" "Ich denke mal, wir werden weiterziehen. War schön dich mal wiedergesehen zu haben Prix, die Zeit die wir miteinander hatten war wirklich sehr lehrreich. Ich hoffe wir werden uns wiedersehen." "Mach's gut Fürst. Dein Stern leuchtet hell, du wirst schon sehen." Er umarmte seinen Meister noch einmal und dann wandten sich seine Stiefel zu Isabell und Ra, die sich anscheinend auch unterhielten. Nun, es musste weitergehen, irgendwie halt... |
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25.12.2003, 10:37 | #46 | ||||||||
Isabell Beiträge: 307 |
Ra war ein ziemlicher netter Junge, sie konnte sich gar nicht vorstellen, dass er mal ein Bandit gewesen sein soll, doch so schien es nun mal. Nach einer relativ kurzen Zeit kam Rociel auf sie zu und setzte sich zu ihnen. "Na Ra, ich muss sagen, du hast dich ziemlich verändert. Du bist älter geworden, klar, aber deine Kleidung sieht eher aus wie die eines wohlbetuchten Händlers als von einem Banditen. Hast du denn schon einiges gelernt?" "Ja Fürst, die Kleidung habe ich von Meister Prix bekommen und gelernt habe ich schon vieles, Krallen abziehen, Zähne reißen und sogar Felle nehme ich den Viechern schon ab. Als nächstes will ich aber lernen mit dem Bogen so gut zu werden wie Meister Prix." "Gut gut mein Junge. Schon komisch, ich sag Junge zu dir, dabei bist du doch nur ein, zwei Jahre jünger, seltsam...na Schwesterherz, hab ich dir zuviel versprochen?" "Du hast wirklich nette Freunde." "Ja...kann schon sein. Wir müssen jetzt weitergehen, entschuldige Ra, das wir nur so kurz bleiben können, aber es geht nicht anders." "Schade...aber dann ein andermal ja..." "Sicher..." Rociel gab Ra die Hand und erhob sich dann wieder, aber sie blieb noch eine Weile sitzen. Sie wusste nicht, was sie davon halten sollte, doch ihr Bruder meinte es anscheinend ernst mit dem Gehen. Ohne noch ein weiteres Wort zu sagen oder sich noch einmal um zu blicken, ging er fort, sie blickte ihm lange noch, selbst als er im Wald verschwunden war ließ sie ihn gehen, sie hatte das nicht verstanden, diese Reaktion. Auf einmal spürte sie eine Hand an ihrem Arm, der sie rüttelte. "Willst du nicht mit deinem Bruder gehen Isabell?" "Doch...schon..." Jetzt erhob auch sie sich und gab auch noch einmal Prix die Hand, der alte Mann lächelte sie an und vermehrte das Unverständniss über die Reaktion ihres Bruders, er war irgendwie anders. Sie hatte ihn zwar aus den Augen verloren, aber sein Blut in ihren Adern führte sie schon, er war auch nicht schnell gegangen, so dass sie ihn an einem kleinen Bachlauf ganz hier in der Nähe wiedersah. Er schien zu trinken, oder sich zu waschen, wie auch immer, sie verstand ihn nicht, eben nicht... |
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25.12.2003, 10:59 | #47 | ||||||||
Heimdallr Beiträge: 12.421 |
Ein seltsames Gefühl, ja wirklich seltsam, er hatte sich doch so auf das Wiedersehen gefreut und jetzt war er wieder so schnell gegangen. Es war einfach irgendein Gefühl das ihm das geraten hatte, nicht zu lange zu bleiben, vielleicht sollte er auch nicht zu lange in alten Erinnerungen schwelgen, aber er fragte sich wirklich ob so ein Kurzbesuch den beiden wirklich was genutzt hatte und auch Isabell wäre wohl gerne noch länger geblieben. Wenigstens ging es ihnen gut, Prix sah besser in Form aus als er von sich sagen wollte und Ra machte sich immer mehr zum mustergültigen Menschen, auf ihn war er besonders stolz und das durfte er auch sein, er war schließlich sowas wie sein Retter, denn Prix wollte den "Banditensohn" am Anfang ja nicht unbedingt haben und schon gar nicht als Lehrling. Naja, irgendwie war es doch besser gelaufen als erhofft, die beiden kamen gut ohne ihn aus. Hier unten am Bach war er oft gewesen, früher lag hier noch nicht so viel Laub und es war viel grüner, außerdem war das Wasser nicht ganz so klar aber auch nicht ganz so kalt, aber es war eben Winter, sie konnten nicht mit warmen Klima rechnen. Er hatte es allerdings bemerkt, Isabell war mittlerweile auch eingetroffen, blickte ihres Bruders Rücken an und schien sich nicht zu bewegen, er konnte das alles sehen und langsam verstand er auch was ihr Blut in seinem Körper bewegte, es war komisch, wirklich komisch. Doch so schnell wollte er nicht weitergehen, er blieb erst mal hier, erhob sich zwar und ging weiter, doch nicht in Richtung Bibliothek, er machte einen kleinen Kreis um sie, Isabell immer in seinem Rücken, nicht mehr neben ihm, es war ganz gut so, sollte sie sich ruhig ihre eigene Meinung bilden, aber er hatte inzwischen auch verstanden, warum er nicht solange bei den Freunden bleiben sollte...es war sein Blut, sein Dämonenblut. Er hatte Angst davor, Angst davor etwas zu tun, dass er nicht tun wollte, außerdem war der Gedanke immer noch nicht ganz wiederlegt, denn alle Personen mit denen er mittlerweile länger zusammen war, mit denen passierte etwas, irgendwas...und das wollte er vermeiden. Der Wald hatte trotzdem nichts von seiner Schönheit verloren, immer noch waren Vogelstimmen zu hören und immer noch lebte der Wald, noch war alles wie immer und er fragte sich ob hier jemals Ruhe einkehren würde, er hoffte es nicht, denn so liebte er ihn, den gorthanischen Wald... |
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25.12.2003, 13:49 | #48 | ||||||||
Isabell Beiträge: 307 |
Sie wusste nicht, wieso er jetzt auf einmal so anders war, er beachtete sie gar nicht mehr aber sie machte auch keine großen Versuche diesbezüglich, sondern lief einfach nur in seinem Rücken, irgendwohin wollte er wohl, na wahrscheinlich zu dieser Bibliothek. Nicht mal mehr das Laub viel von den Bäumen, der ganze Boden war entweder mit Nadeln und Erde oder von duzenden Laubblättern bedeckt, weswegen sie immer komische Geräusche hinterließen, wenn sie auftraten. Doch gerade als er nach einer gewißen Zeit mal wieder stehen blieb und Isabell zu ihm heran trat, da hörte sie ein Geräusch, auch er hatte es wahrgenommen und sie sah auf seine Augen, die sich scheinbar mit dem Geräusch bewegten... Auf einmal rieß es seinen Kopf nach links und nicht nur er sah zwei Wölfe, sie waren auf der Jagd, aber nicht auf sie, sondern auf einen Scavenger, der da panisch weg rannte. Sie hatte keine Angst vor den Wölfen, doch mehr beobachtete sie ihren Bruder, der sich seltsam benahm, wirklich seltsam. Es schien fast so, als ob sein Blut kochen würde und das schlimmste war, sie spürte dasselbe auch in ihrem Körper. Plötzlich spürte sie etwas warmes und sie dachte sofort an das schlimmste, doch als sie den Punkt betrachtete, an dem es so warm wurde, sah sie nur an ihren Unterarm. Da wo die Wunde war und da wo sich ihr Blut verbunden hatte, war ein kleiner Spalt aufgerissen und nun rann da wirklich Blut über ihren Arm, nicht viel, nicht mal betrachtungswürdig, doch es machte ihr Angst...sie sah wieder auf ihren Bruder, bemerkte sie da etwa einen fremden Gesichtsausdruck? War sie einen Moment unaufmerksam und hatte dieser sich verändert? Verdammt...sie sah seine Hand beim Griff seines Schwertes, sie hörte das Geräusch, das entstand wenn man einen Ledergriff umpackte und an ihm drehte. Was hatte Rociel vor und was war mit ihm los, dass er kein Wort sprach... Diese Wölfe, sie hatten den Scavenger erlegt, vor ihren Augen, ein paar Meter weg von ihnen, hatten die zu Statuen erstarrten Menschen aber nicht bemerkt...Menschen... Wieder total unerwartet für sie rannte ihr Bruder los, doch seine Hand ging vom Griff des Schwertes weg, erstaunlicherweise rannte er auch nicht zu den Wölfen, er rannte wieder zurück, in die Nähe des Wassers, in die Nähe des Baches. Isabell kam kaum hinterher, so schnell lief er, doch verlieren konnte sie ihn eh nicht. Aber während sie da über morsche Baumstämme und den Waldboden sauste, fragte sie sich, was nur mit ihrem Bruder los sei, so hatte sie ihn noch nie gesehen... Als sie ihn dann endlich hatte, sah sie seinen Körper am Bachufer knien, sein Kopf jedoch war unter Wasser und blieb da auch ziemlich lange, bis er wieder zum Luft holen aufkam und wieder einsank. Sie blieb ratlos wieder ein paar Meter entfernt stehen und wartete, irgendwann hörte er damit auf und wartete, bis er sein Gesicht im Wasser sehen konnte, zumindest vermutete sie das. Aber wozu das alles, er war schon seit dem Gang durch das Tor so verändert... |
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25.12.2003, 14:11 | #49 | ||||||||
Heimdallr Beiträge: 12.421 |
Ahhhh, tat das gut. Dieses Wasser auf seiner Haut war ein reiner Segen. Wirklich ein reiner Segen. Doch konnte es nur den Schmutz abwaschen, nicht jedoch das was in dem Kopf war. Er war heute anders, er spürte das er anders war, doch er konnte es nicht ändern, er wusste aber wenigstens, woran das lag. Es war der Grund, warum er sich so schnell von seinen Freunden verabschiedet hatte und auch warum er so komisch wurde, als er die Wölfe gesehen hatte. Er wollte schon wieder töten, er wollte auch diese unschuldigen Wölfe töten, doch er hatte es verhindert und war weggelaufen. Das Dämonenblut war noch nicht stark genug, besser gesagt es war genau wie immer, aber seitdem er es wusste musste er immer daran denken, es ließ ihn einfach nicht mehr los, der Gedanke an sich. Er wünschte sich das ganze nie gehört zu haben aber er wusste, dass es der einzige Weg war seine Vergangenheit und sein Leben und damit auch seine Zukunft zu kennen. Das Isabell das alles mit ansehen musste, das bereute er zutiefst, aber eigentlich müsste sie doch ähnliche Gefühle haben? Wahrscheinlich dachte sie nicht darüber nach und konnte deswegen nicht betroffen sein, ja das würde es wohl sein. Sein Gesicht im Wasser war unklar, aber man konnte etwas erkennen, er selber war da und auch noch mehr. Rociel sah sich selbst tief in die Augen und fragte sich innerlich, ob es das war, was er wollte. De Antwort war klar und so erhob sich bald ein anderer Rociel wieder, die Haare wrang er aus und legte sie sich zurecht, erst dann drehte er sich wieder zu Isabell, die die ganze Zeit da stand und dachte, nicht bemerkt zu werden. Er wusste in dem Moment selber nicht, ob er gehen sollte oder nicht und wenn, ob er etwas sagen sollte, doch er entschied sich dann dazu neben ihr stehenzubleiben, allerdings mit einem anderen Blickwinkel. Er würde wieder gehen, doch erst einmal würde er noch warten. In seinem Blickfeld waren zwar Bäume und eine kleine Lichtung, in die mehr Licht drang als sonst hier, in seinem Blickfeld waren Pflanzen und Dunkelheit durch die Dichte des Waldes, in seinem Hörorgan waren Vogelstimmen, die ihr Lied auch jetzt noch sangen, doch eigentlich stand er die ganze Zeit vor ihr und blickte ihr tief in die Augen, so komisch das auch klingen mag, es war nicht wichtig wo er war oder was er gerade tat, es kam viel mehr darauf an, was er dachte. |
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25.12.2003, 15:04 | #50 | ||||||||
Isabell Beiträge: 307 |
Dieser Blick, diese Augen, verdammt noch mal, was war bloß heute mit ihrem Bruder los, fast machte er ihr noch Angst, aber nur fast, nach der Sache mit der Dirne vor dem Bordell in Gorthar hatte sie eines gelernt, niemals die Worte ihres Bruders in Frage zu stellen, besonders nicht an ihnen zu zweifeln, denn noch einmal wollte sie nicht in eine solche peinliche Situation geraten, aber trotzdem war ihr nicht wohl in ihrer Haut. Sie sahen beide in eine andere Richtung, aber warum dachte sie nur sein Gesicht vor dem ihrigen sehen zu können, das war doch nicht möglich? Jedenfalls konnte es so nicht weitergehen, er würde wieder gehen und das tat er auch, bewegte sich wieder von ihr weg, doch diesmal würde sie ihm nicht einfach nur folgen. "Warte!" Er blieb stehen und bewegte sich nicht vom Fleck, wie ein Befehl war es zu ihm gestoßen, doch er vermochte sich nicht umdrehen, deswegen ging sie zu ihm hin und trat nun hervor, um in sein Gesicht zu sehen. Er streubte sich dagegen, hatte zu Boden geschaut, aber er wehrte sich nicht wirklich. Sie hatte es beinahe geahnt, aber er war wirklich anders als sonst, an seinem Gesicht waren zwei tiefe Furchen zu erkennen, die sie vorher noch nicht kannte. Was war da nur los, konnte er es wenigstens erklären? "Was ist mit dir los Rociel? Du bist total verändert, seit wir aus Gorthar gekommen sind. Stimmt etwas nicht, dein Gesicht..." "..." "Was ist mit dir verdammt noch mal..." "Ich habe Angst. Schreckliche Angst." "Aber vor was denn?" "Vor dem Blut meines Vaters. Ich habe ein schattenartiges, fremdes Gefühl bei meinen Freunden gespürt und eben bei den Wölfen, ich hätte sie fast angegriffen. Ich denke zuviel, ich rede zuviel und ich weiß zuviel!" Er riss sich los und ging wieder in den Wald hinein, aber so schnell gab sie nicht auf. Sie rannte ihm hinterher. Sie konnte ihn nicht alleine lassen. Sein Blut also, wenn es solche Veränderung leisten kann, dann kann ich jederzeit genau so betroffen werden wie er, aber was war das. Dämonenblut, was bewirkte es? Verdammt, ich darf meinen kleinen Bruder nicht im Stich lassen, wer weiß was sonst noch passiert. "Warte Rociel, du sollst stehenbleiben!" |
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