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[GM] Bruder und Schwester
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13.12.2003, 05:55 #1
Isabell
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[GM] Bruder und Schwester


Wenn eine Seele zerbricht, dann ist sie normalerweise für immer gestorben, kann nie wieder zurückkehren. Doch manchmal passiert es, das aus bestimmten Gründen diese Seele wiedergeboren wird, allerdings mit einem Duplikat. Diese Seelen ähneln sich sehr und doch müssen sie sich niemals treffen. Es sind besondere Seelen, die auch besondere Kräfte in sich haben, diese Seelen sind das vollkommenste, was es gibt. Die Götter selbst haben sie geschaffen und je nachdem von welchem Gott entscheidet sich auch ihre Gesinnung. Die einen sind abgrundtief böse, die anderen strahlend gut. Aber auch wenn diese Seelen etwas Besonderes sind, sind sie erst mal nicht anders als andere. Man muss ihre ureigenen Kräfte wecken, sie verführen. Wenn erst mal ihre ganze Macht geweckt ist, sind sie nur schwer aufzuhalten. Sie kämpfen für den anderen, sie stehen ihm in guten und gerade in schlechten Zeiten bei, sie bauen einander auf und lernen von sich. Sie sind fast so wie kleine Kinder, kennen jedoch auch Schmerz und Leid. Warum diese Seelen erschaffen wurden, das weiß man nicht, nur können nur Menschen sie besitzen, keinem Tier ist das erlaubt. Die Seelen haben von Anfang an nur ein Ziel, sie wollen ihre Gebrochenheit wieder rückgängig machen und eine vollwertige Seele werden. Sie haben diese Zuneigung an sich, dass sie sich suchen, wenn sie sich nicht finden, doch auch Seelen dieser Art sind nicht übermächtig, manchmal ist auch schon alles zu spät. Aber trotzdem wissen sie, dass sie ihr Gegenstück finden müssen, sie sind wie:

Bruder und Schwester

Prolog
13.12.2003, 06:02 #2
Isabell
Beiträge: 307

...................

Ein helles Licht führte sie durch einen schwarzen Tunnel, es war total dunkel und man konnte nichts erkennen, so total dunkel eine Finsternis war, doch das kleine, schwebende Licht, das führte sie, fast konnte man meinen es nahm sie bei der Hand, doch ihr Weg dauerte nun schon so lange, sie hatte das Gefühl, dass sie niemals ankommen würde. Doch als ob es nicht schon schlimm genug war, wusste sie nicht, ob sie wachen oder träumen sollte, ob das alles genau so unwirklich war, wie auch sonst alles. Wann hatte man schon das Gefühl, dass etwas war sein könnte. Vollkommen abgelenkt bemerkte sie nicht mehr, wo sie eigentlich hinlief und auf einmal wurde der ganze Raum durch ein unglaubliches Licht gefüllt. Sie befand sich in einem Raum, dieser Raum war niemand anderes als das Zimmer ihres Hauses, natürlich, sie lag in ihrem Bett, der arme Mann neben ihr, total fertig und mit den Nerven am Ende, sah es so aus, als ob er doch noch etwas Schlaf gefunden hätte, gestern hatte er doch sehr unruhig geschlafen, wenigstens war er wach, wach nach so langer Zeit, eine unendlich lange Zeit für sie, es war so unglaublich, sie wollte das alles nicht mehr mitmachen, hoffte bei allem auf der Welt, dass sich ihre Wege nun nie wieder trennen sollten, sie würde ihn nie wieder loslassen, nie wieder gehen lassen...

Dass sie jetzt wach war, davon war sie überzeugt, war doch alles total echt hier, doch in ihrer zweiten Ablenkung zu den vergangenen Tagen beim Anblick des schlafenden Mannes, bemerkte sie das Licht nicht, dass sich hier in ihrem Zimmer bildete, aus dem kleinen Lichtchen wurde ein Ball, der auf einmal explodierte, in einer gewaltigen Lichtexplosion geblendet, schien es, als ob ihre Augen blind würden, es war unglaublich, doch sie konnte nichts mehr sehen, sie war tatsächlich blind, doch das stimmte nicht ganz, denn sie sah zwar nur noch eine Sache, aber das war nicht die ewige Schwärze der Finsternis, sie sah nur das beißende Hell des Lichts.
Vor ihr schwebte etwas, sie spürte Flügelschläge, verdammt was war das? Eine Stimme, sie vernahm eine Stimme, eine unglaubliche Stimme, sie sprach mit einem hellen Klang, so hell, dass es kein Mensch sein konnte, doch ihre Stimme klang weich, sie war keinesfalls kalt oder tot, auch klang sie nicht nach Unheil, sie war so warm, dass Isabell sich am liebsten hineingelegt hätte, doch nun ließ sie davon ab, kauerte sich eng an sich selber, in dem sie die Knie anhob und den Kopf hinein legte und lauschte, was die Stimme zu sagen hatte.
13.12.2003, 06:05 #3
Isabell
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Isabell....fürchte dich nicht vor mir. Du brauchst keine Angst haben, niemand wird dir etwas tun. Du hast deine Aufgabe bestanden, egal was du zu denken magst, es lief alles nach unserer vollsten Zufriedenheit, die Erwartungen sind erfüllt, du hast gezeigt, dass deine Wahl die Richtige war. Dein Schicksal hat mir nichts anderes gesagt und deine Bestimmung wird genau so verlaufen, wie du es dir sicher schon gedacht hast.
Doch nun höre mir zu. Du hast dich dein ganzes Leben lang nach deinem Bruder gesehnt, nichts hat dich so sehr gebannt, als diese eine Frage. Deine Suche würde niemals von Erfolg gekrönt sein, denn einen Menschen zu finden, der noch so klein war, als du ihn das letzte Mal gesehen hast, das ist unmöglich. Du würdest weder sein Aussehen, noch seine Merkmale erkennen. Die Suche wäre vergeblich, aber es ist deine Bestimmung, dass du deinen Bruder nun findest wirst, ja, freue dich, es ist wirklich an der Zeit, endlich das zusammenzufügen, was zusammen gehört, ihr beide wart lange genug getrennt, zulange, doch hat das nun ein Ende. Dein Bruder weiß nichts von dir, gar nichts, du wirst ihn also erst überzeugen müssen, aber ob das gelingt, das liegt nur an dir, es sei dir gleich gesagt, es liegt geschrieben, dass du ihn finden wirst, aber ob er dich akzeptiert, dass kann niemand sagen, denn dein Bruder ist ein besonderer Mensch, er ist anders als die Menschen, die du kennst, er ist nämlich kein wirklicher Mensch, aber dir das zu erklären, dass ginge zu weit.
Diese Geschichte ist von einer großen Anzahl von Lug und Trug und von Verrat und Mißgunst gezeichnet, eigentlich darf ich gar nicht hier sein, ich riskiere alles, nur weil ich weiß, dass es das einzige ist, was die Zukunft verhindern kann, du musst ihn einfach finden, sonst ist alles aus. Diese ganzen Worte verwirren dich Mädchen nicht wahr? Ich weiß, es ist nicht leicht diese Worte zu verstehen, du wachst hier auf und erfährst von deinem Bruder, für den du alles geben würdest, sogar dein eigenes Leben. Ich habe es gespürt.
Gehe nach Khorinis, dort gibt es ein Viertel, das nennt sich, Oberes Viertel, in ihm leben die reichen Menschen der Stadt und noch dazu ein paar hohe Beamte und Paladine, dein Weg wird dich in ein Haus führen, es ist ein ganz bestimmtes Haus, dort im Keller wirst du die Informationen finden, die du brauchst, danach liegt alles in deiner Hand, ob du deinen Bruder wiedersehen wirst, dass entscheidest du, ich habe dir das Schloss gezeigt, jetzt musst du nur noch den Schlüssel finden, kleine Isabell, ich wünsche dir viel Glück und pass auf dich auf, ich werde für dich und ihn beten. Sein Schicksal liegt nun in deinen Händen.
13.12.2003, 06:10 #4
Isabell
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Sofort wollte sie etwas sagen, doch nichts, gar nichts, es war nichts mehr da, aber sie hörte noch etwas, einen Flügelschlag? Ja einen Flügelschlag, wie von einem Vogel, aber doch irgendwie anders, irgendwie ganz anders, außerdem konnten Vögel doch nicht sprechen...

Sie wachte augenblicklich auf, ihre Augen weiteten sich zu einer gewissen Form, etwas großem, weitem, dann aber sah sie, dass sie nicht mehr an ihren Knien lehnte, dass sie nicht mehr wach war, das hieß, jetzt war sie ja wach, oder doch nicht? Sie erhob sich wieder, Oberkörper nach oben, Pergamo, er lag noch immer da, wie vorhin, total am Ende, schlafend...diese Situation, eine totale Kopie von eben, doch jetzt war kein Licht mehr da, nur die Finsternis der Nacht. Was war denn los? War sie jetzt wach, oder schlief sie immer noch? Eben glaubte sie schon wach zu sein, doch jetzt war sie sich wieder sicher....
Sie zwickte sich ganz doll in den linken Oberarm, doch neben einem kurzen Zusammenzucken und einem kleinen Au passierte nichts, also war sie wach. Ein kleiner rötlicher Fleck bildete sich an der Stelle, doch Schmerzen waren nicht mehr da, wenn sie jetzt wach war, was war denn dann eben mit ihr los? Das hieß, dieses sprechende Licht war nur in einem Traum, also konnte sie es eigentlich nur geträumt haben, was heißen würde, das eigentlich nichts davon war sein konnte...

Ihr Bruder, hatte sie da wirklich von ihrem Bruder geredet? Wer war er nur und was trieb ihn an, wo konnte er nur sein? Die Gestalt hatte Khorinis gesagt, da würde er zu finden sein, oder zumindest Informationen, aber wenn das alles nur ein Traum war, dann konnte das auch totaler Schwachsinn sein, sie wusste es nicht. Total verwirrt stand sie auf, sie wusste einfach nicht, was sie tun sollte, wenn das alles nur ein Traum war, dann begab sie sich in eine sehr sehr große Gefahr, denn einfach nach Khorinis aufbrechen, sie war unsicher...zweifelte. Dann aber wurden alle Zweifel durchbrochen und das nur wegen einer Feder...sie fand eine Feder auf dem Boden liegen, sie war sehr sehr lang, kein Tier, dass sie kannte, hatte so lange Federn, auch war sie rein weiß, absolut weiß, welche weißen Vögel konnten das sein? Egal, diese Feder war Beweis genug, dass es doch kein Traum war, auch wenn sie geträumt hatte, so musste es doch irgendwie die Wahrheit sein, der Entschluss war gefasst, es gab kein zurück mehr.

Nur Pergamo war da ein Stolperstein. Sie wusste nicht, ob sie ihn jetzt wecken sollte und fragen, ob er sie bei der Suche begleitet, oder doch nicht und alleine ziehen. Nun war sie so lange an seinem Bette geblieben, hatte gehofft, gefleht, geweint, jetzt endlich war er wach und sie wollte ihn ernsthaft verlassen? Das konnte nicht ihr Ernst sein, doch es war ihr Ernst, sie hatte einen wichtigen Menschen in ihrem Leben zurückgewonnen, vielleicht sogar der zweitwichtigste Mensch, denn es je gab und geben wird, doch ihr Bruder, sie wusste nicht warum, doch er war noch viel wichtiger, vielleicht lag es an der großen langen Geschichte, die sie verband, sie musste ihn finden, erst dann konnte sie sagen, dass ihr Leben einen Sinn hatte, dass sie etwas erreicht hatte, auf das sie stolz sein konnte. Die Entscheidung war gefallen, sie würde gehen und zwar alleine, sie spürte, wie es ihr Herz zerriss, doch war es der einzig mögliche Weg, Pergamo war ein guter Mensch, doch die Sache mit ihrem Bruder würde er nicht verstehen, es war zu emotional für sie, als das sie ihn an ihrer Seite wollte und so entschloss sie sich sogar den Pakt zu brechen, sein Versprechen selbst zu brechen, als er sagte, dass er sie niemals verlassen würde. Es musste geschehen, keinen Ausweg mehr...

Die Feder packte sie gut weg, eine Erinnerung an das alles und eine Sicherheit, dass sie das alles nicht nur geträumt hatte oder spann. Doch ganz ohne Abschied wollte sie nicht abhauen, es sollte keine Flucht sein und auch kein heimliches Gehen, sie wollte ihn wiedersehen, wenn das alles vorbei war, sie wollte ihm nicht für immer Lebewohl sagen, auch wenn sie nicht wusste, wie er auf ihr Fortgehen reagieren würde, sie könnte es gut verstehen, wenn er sauer wäre und nichts mehr von ihr wissen wollte, doch dieses Risiko war sie bereit einzugehen, ihr Bruder, er war ihre Erfüllung. Einen kleinen Brief würde sie schreiben, noch schnell schnappte sie sich ihre Sachen, die alte Rüstung als Torolothan, die sie nur wiederwillig anzog, die aber bei einer solchen Reise unabdingbar war, ihre Stiefel, ihre Lederbluse und die aus Stoff gleich mit, ihre Schafsfellhose und ihre Schwerter, den kleinen Goldbeutel, der inzwischen zu einer großen Summe angewachsen war, dank des vielen Jagens und dann hatte sie alles was sie brauchte.

Sie wollte schon gehen, da drehte sie sich noch mal um und gab Pergamo einen kurzen Kuss, er schmeckte bitter, bitter nach Abschied, einen Abschied, den sie verursachte. Es war nicht schön, aber es musste sein, da hatte sie ihn endlich wieder und brach jetzt nicht nur sich selber das Herz, aber es musste sein, es war wohl wirklich Schicksal...
13.12.2003, 06:12 #5
Isabell
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Unten war noch etwas Pergament, ihr Stift, mit dem sie das Gedicht kopiert hatte, sie würde es immer bei sich tragen und vielleicht würde es ihr ja noch einmal Kraft geben, doch nun war die Entscheidung gefallen und mit einer Träne im Auge fing sie dann an ihren Abschied aufzuschreiben, nur wenig fiel ihr in dem Moment ein, wie auch sonst, sollte sie etwa einen Roman schreiben, bei einer Sache, die ihr so schon das Herz brach, es half ja alles nichts, sie schrieb, immer weiter...

Mein kleiner Mondschein,
ich weiß, dass Du es nie verstehen wirst und auch nicht verstehen kannst, ich weiß, dass ich dir das Herz brechen werde, doch verfluche ich mich dafür selbst. Ich muss es dennoch tun, alleine, ganz alleine muss ich es tun. Ich muss jemanden finden, du weißt wen ich meine, diesen Weg muss ich alleine bestehen, bitte verzeihe mir, ich hoffe nur, dass wir uns jemals wiedersehen werden.

Isabell


Der Brief war bitter, ein bitterer Brief, er klang viel zu sehr nach einem ewigen Abschied, als ob sie die Hoffnung auf ein Wiedersehen schon aufgegeben hatte, doch wusste sie genau, wie gefährlich Khorinis war, letztes Mal war sie auch auf der Suche nach ihrem Bruder, als Kryliyx sie gefangen genommen hatte, wer weiß, wem sie diesmal in die Hände laufen würde. Das alles war so gemein, so unglaublich gemein von allen, nicht mal sie selber war nun mehr schuldfrei, hoffentlich würde er sie wenigstens etwas verstehen, sie nicht hassen, doch war selbst das in Kauf zu nehmen, ihr Bruder ging vor und nachdem Pergamo jetzt endlich wieder aufgewacht war und scheinbar kerngesund, zumindest nicht krank, gab es keinen Grund mehr hier noch zu bleiben, keinen für ihr Gewißen, für ihr Herz gab es hunderte.

Es war noch dunkel, noch stockfinster, doch das machte nichts, sie würde schon jemanden finden, sie hatte ja noch ein paar Freunde hier, sie kannte da einen Fischer, er hatte sie schon letztes Mal nach Khorinis gebracht, er würde sie sicher auch heute nicht enttäuschen und so war auch das Problem gelöst.

Alles saß, ihre Rüstung war eng am Körper, die beiden Schwerter lagen griffbereit in ihren Scheiden und auch sonst war alles wie vor einer bevorstehenden Jagd, doch diesmal war das Ziel kein Wild, sondern ein Mensch, eine Suche.
Die Träne fiel herunter, landete auf dem Stück Pergament, dass sie auf dem Tisch im Untergeschoss liegen ließ, es gab nichts mehr, Pergamo konnte mit dem Haus machen, was er wollte, den Schlüssel hatte er ja jetzt, mit dem zweiten schloss sie nun die Tür hinter sich ab, stand im Freien, sie wusste, jetzt war es zu spät, es gab kein zurück mehr. Die ganze Zeit flehte ihr Herz, dass sie sich doch umdrehen sollte, nicht jetzt gehen durfte, doch sie blieb eiskalt und verschwand, als das Haus mit dem Fürsten außer Sichtweite lag, war der Bann gebrochen, jetzt ging es nur noch um ihren Bruder, es gab kein Zurück mehr, nicht mehr jetzt, nie mehr...
13.12.2003, 06:14 #6
Isabell
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Schnell waren die Schritte gewesen, ihre Stiefel brachen den Boden und ließen die entscheidenden Stellen erzittern, sie rannte nun nur noch, so schnell es ging wollte sie hier weg. Die Hütte, in der der besagte Fischer leben sollte war schnell erreicht, sie klopfte eiligst und nach ein paar Minuten des unruhigen Wartens öffnete ihr die Frau des Fischers die Türe. Schnell hatte Isabell erklärt, worum es ging und bald schon kam der Mann an die Türe, angelockt von dem ganzen Lärm, den sie sicher machte.
Es brauchte nicht lange, da konnte sie auch den müden Mann überzeugen, der sicher lieber noch etwas geschlafen hätte, doch das konnte er noch oft genug, jetzt musste er ihr einen Gefallen tun, das war einfach so. Er zog sich noch schnell um, wollte schließlich nicht im Unterhemd zur See fahren, dann aber stand er voll angezogen bereit, noch kurz verabschiedete er sich von seiner Frau, die die Situation verstand und auch nichts dagegen hatte, würde ihr Mann doch sowieso bald wieder da sein, es würde nicht lange dauern, dann wäre er zurück, doch für sie war die Rückkehr sicher nicht ganz so bald, vielleicht würde sie auch nie mehr nach Drakia kommen, vielleicht würden sie die Informationen auch ganz woanders hinführen. In eine fremde Welt, oder eine Region, die sie noch gar nicht kannte.

Sie wusste es nicht, doch sie wollte es auch gar nicht unbedingt wissen, das wichtigste war es erst mal in Khorinis heil anzukommen, wenn das alles stimmte, was dieses Licht gesagt hatte, dann würde es alles andere als leicht werden an die Informationen ran zu kommen, denn schließlich war sie keine Diebin oder Einbrecherin, sie hatte mit diesem kriminellen Gewerbe noch nie etwas zu tun gehabt, doch sie konnte sich vorstellen, dass die Wachen sie nicht freiwillig die Häuser durchsuchen ließen, also würde wohl gar kein anderer Weg darein führen.

Endlich waren sie am Hafen, das Boot des Fischers war nicht sehr groß, es bot gerade mal Platz für maximal vier Personen, wobei dieser Platz wohl eher von Fischen als von Menschen genutzt würde, doch der strenge Geruch störte sie nicht, sie war nur froh, als es endlich hieß, Leinen los und sie ablegten, der Fischer legte sich gleich ordentlich in die Ruder, obwohl er gar nicht so kräftig aussah, doch hauptsache sie kamen bald in Khorinis an.

Mitten in den Sonnenaufgang fuhren sie nun, es war wirklich unglaublich schön so etwas mal wieder mitzuerleben, doch sie wusste, dass sie nicht lächeln konnte, sie blickte lange Zeit auf Drakia, versuchte ihr Haus zu finden, dort würde Pergamo sicher noch schlafen, was hatte sie ihm nur angetan, es gab für all das keine Entschuldigung, was sie getan hatte war egoistisch und bescheuert, doch wenn es doch keinen anderen Weg gab...
13.12.2003, 06:25 #7
Heimdallr
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...................

Pergamo hatte einen Alptraum, er spürte förmlich, wie irgendetwas auseinander brach, hier stimmte was nicht, zwar waren keine Bilder in seinem Kopf zu sehen, doch die Schatten aus Schwarz und Finsternis bewegten sich, kein normales Bild, wenn man die Augen geschlossen hatte, nein, es war viel mehr, es war abstrakt und in seinem Kopf bildeten sich Formen zu den einzelnen Bildern. Was war nur hier los? Er fragte sich, wie er hierher gekommen war, doch er wusste eines sicher, er würde hier nicht sicher sein. Sein Herz schlug total kalt und irgendetwas musste passiert sein, denn es war so, als ob er irgendwie im Sterben lag, dass irgendjemand seine Kräfte aussaugte, wie ein durstiger Trinker. Es waren schreckliche Momente der Verzweiflung, in dieser Masse aus schwarzen Gestalten konnte er kaum gehen, eine Flucht war unmöglich, doch dann erkannte er ein Licht, dass ihn aufforderte zu folgen, mit wortlosen Worten, mit unbewegten Bewegungen und erst recht mit ungefühlten Gefühlen, doch er folgte dem Lichtball trotzdem.
Er bahnte eine Schneise zwischen die Schatten, sie schienen alle zu leben und wollten nach dem hilflosen Menschen greifen, doch in der Schneise war er sicher, niemand konnte ihm etwas tun, es war wie ein Leben, das geboren wurde. Er fühlte sich hier sicher, nicht so alleine wie noch eben, doch die Kälte blieb, niemand war in der Lage im Wärme zu schenken, nicht mal das Licht. Noch immer wusste er nicht, wo er hier war, konnte nur rätseln, doch bald schon sollte er eine Antwort auf all seine Fragen erhalten, wollte nämlich nicht mehr weitergehen und sah dann die Lichtkugel stehen bleiben, scheinbar waren sie an ihrem Zielort angekommen, doch wo waren sie hier?

Das Schwarz hatte sich geändert, es war nicht mehr ganz schwarz, es war eher schwarz mit immer mehr Aufhellungen, als ob an manchen Stellen Licht hineinströmen würde, doch das war noch alles nichts gegen das, was dann passierte. Die Lichtkugel, sie explodierte, schien ihn zerfetzen zu wollen, doch was heraus kam war kein Tod, keine ewige Finsternis, nein, unglaubliches Licht war die Folge von alldem. In diesem Licht badete er jetzt, wurde getränkt von all dem und er sah nichts mehr, doch war er nicht blind, das Licht hatte den ganzen Raum eingenommen, so als ob es ihn verschlingen wollte. Die Schatten waren alle besiegt, wie schön...doch was wollte das Licht von ihm, wieso hatte es ihn hierher geführt, wozu das alles?

Die Antwort kam in ein paar Geräuschen, die an einen Vogel erinnerten, Flügel schlugen, doch er war so geblendet, dass er nichts mehr sehen konnte, wer oder was da vor ihm stand. Eine tiefe Stimme erklang, die Stimme war sicher männlichen Ursprungs, doch wer war es, der da zu ihm sprach und was wollte er eigentlich von ihm? Er wollte jedes Wort verstehen, doch das war nicht schwer, hier in dieser absoluten Stille, er hatte etwas Angst, denn das alles war viel zu real für einen Traum, doch wollte er es jetzt wissen und hörte auf zu denken, konzentrierte sich nur auf die Worte von dem Lichtwesen, dass da vor ihm stand.
13.12.2003, 06:27 #8
Heimdallr
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Du brauchst keine Angst vor mir haben, es ist unbegründet. Doch ich habe dir was zu sagen, hör gut zu, denn ich sage es nur einmal. Die Zeit ist gekommen, in der sich zusammenfügt, was zusammen gehört, jemand wird dich erwarten, dein Weg wird eine letzte Probe darstellen, ob du wirklich würdig bist oder nicht. Er wird geplagt sein von allen Ängsten, von allen Gefahren. Aber vor allem von deinen Gefühlen. Es ist eine letzte Probe, wenn du diese bestehst, dann wird deine Mission weitergehen. Dann wird sich das Schicksal erfüllen. Du glaubst nicht daran nicht wahr? Das solltest du aber tun, denn es ist keine Unwahrheit und je eher du verstehst, wer du wirklich bist, je eher wirst du das bekommen, was du dir wünscht.
Höre nun deine letzte Prüfung.
Du wirst Drakia verlassen, dein Körper ist stark genug, du hast von deiner Reise keine Schäden genommen. Du wirst aufbrechen, Richtung Minental, dort mitten in den Bergen gibt es einen Berg, der heißt Schicksalsberg. Du erkennst ihn an einer ganz einfachen Tatsache, er ist der kleinste, liegt aber zwischen zwei größeren, wenn du seine Spitze erreicht hast, dann musst du vor einem Altar stehen. Alles weitere ist unwichtig, du wirst da oben eine Person treffen, danach hast du die Probe bestanden, das ist alles was du wissen musst und nun geh, mach dich auf den Weg, die Reise wird anstrengend werden. Viel Glück...
13.12.2003, 06:31 #9
Heimdallr
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Zuckend wie ein Blitz verschwand die Lichtgestalt und mit ihr verschwand auch augenblicklich das Licht, er stürzte wieder zurück, wurde von irgendwas angezogen, wie ein Strudel der Gezeiten verschwamm plötzlich alles um ihn herum, alles, wirklich alles wurde total weggezogen und in einer Sekunde war er schon wieder wach, seine Augen öffneten sich blitzartig und waren dann sofort wach, es war alles so einfach gewesen und doch so kompliziert. Was war das gerade? Jemand hatte zu ihm gesprochen, im Traum? Was sonst, wieder einer von unzähligen Träumen, wieder so ein Müll, er glaubte schon lange nicht mehr daran, in seinen Träumen spielten sich oft merkwürdige Sachen ab, die er selber nicht verstand, doch das heute, es war so unglaublich authentisch, er hätte niemals gedacht, dass er das geträumt hatte, doch dem war so, wieso war er sonst wieder in dem Zimmer, in dem er gestern aufgewacht war, nach all der langen Zeit, von der er gar nichts gespürt hatte, die ganze Zeit war er nun schon hier gelegen, in diesem Bett, neben Isabell...

Isabell? Wo war sie? Er drehte sich um, doch niemand lag mehr neben ihm im Bett, niemand hielt seine Hand. War sie kurz weg? Ja bestimmt war sie etwas früher aufgestanden und war jetzt unten oder draußen.

Isabell? Bist du da?

Keine Antwort. Nur Schweigen. Nur Stille. Nichts bewegte sich, gar nichts, doch noch war kein Anlass zur Beunruhigung, sie war eben in der Taverne essen oder wollte einfach mal raus, natürlich, was sonst. Wieso sollte er sich jetzt Sorgen machen, das war nicht sein Ding.
Er wälzte sich noch etwas in dem Bett umher, doch einschlafen konnte er nicht mehr, also beschloss er kurzerhand das mollig warme Bett zu verlassen und auch etwas essen zu gehen, er hatte einen wahnsinnigen Hunger. Als er aufstand, da fielen die ganzen Beobachtungen wie ein Kartenhaus zusammen, zuerst bemerkte er das Fenster, aus dem kleine Sonnenstrahlen in den dunklen Raum drangen. Wie in dem Traum...
Dann fand er noch eine Feder, zuerst dachte er, Isabell hat sie verloren, von irgendeinem Vogel, doch das konnte nicht sein, sie war viel zu groß, sie war rein weiß und sehr lang, das konnte kein bekannter Vogel sein. Und dann erinnerte er sich noch an das Flügelschlagen in seinem Traum. Welche Vögel sahen nur so aus und konnten sprechen?
Verwirrt wie er war zog er sich schnell die Stiefel und die Rüstung an, die er gestern abgelegt hatte, nachdem er damit fast drei Wochen geschlafen hatte, jetzt war er wieder ausgehfertig und adrett, aber die Freude hielt nicht lange, denn als er dann bemerkte, dass Isabells Rüstung fehlte, da schüttelte es ihm am Rücken. Dieses verdammte Ding stand bisher immer da, immer an dem Kleidungsständer, sie hätte ihre Rüstung nie angezogen, wenn es nicht etwas dringendes gewesen wäre, niemals hätte sie das getan. Ihm schwante nichts gutes, das konnte doch nichts gutes bedeuten, irgendetwas musste passiert sein, das alles, während er geschlafen hatte. Wie war das nur möglich...

Sofort eilte er die Treppen herunter, wollte schon zur Tür raus, hatte sie schon im Türgriff, da bemerkte er, dass etwas nicht stimmte, ein Zettel lag auf dem Tisch und augenblicklich stieg die Angst in ihm auf, er hoffte, dass es nicht das war, was er sich dachte. Er hatte eine Vermutung, eine düstere Ahnung, aber das durfte nicht das sein, was er dachte, es musste etwas ganz anders sein. Mit zitternden Händen und erstarrtem Gesicht nahm er dann den Zettel auf, die Handschrift war sehr gut lesbar und alleine die Unterschrift ließ ihn zusammensacken. Er musste sich setzen, nahm sich gedanklich einen Stuhl und las dann die wenigen Worte.

Mein kleiner Mondschein,
ich weiß, dass Du es nie verstehen wirst und auch nicht verstehen kannst, ich weiß, dass ich dir das Herz brechen werde, doch verfluche ich mich dafür selbst. Ich muss es dennoch tun, alleine, ganz alleine muss ich es tun. Ich muss jemanden finden, du weißt wen ich meine, diesen Weg muss ich alleine bestehen, bitte verzeihe mir, ich hoffe nur, dass wir uns jemals wiedersehen werden.


Er hatte es geahnt, jetzt war es real geworden, genau das hatte er in seinen ersten Gedanken erahnt, ein Abschiedsbrief von Isabell. Wie konnte sie ihm das nur antun? Doch hatte sie genau richtig vermutet, sein Herz war gebrochen, er konnte es nicht verhindern, es war geschehen, endgültig und ohne eine Chance. Wäre es auch passiert, wenn er ihr gestern noch gesagt hätte, was er schon vor seiner Ohmacht sagen wollte? Er wollte noch abwarten, fühlte sich noch so schwach, wollte es ihr nicht so sagen, weil er dachte, dass sie jetzt alle Zeit der Welt hatten, aber da hatte er sich geirrt, es war wohl doch zu spät.
Sie schrieb weder, wo sie hingefahren war, noch warum. Sie wollte jemanden finden? Ihren Bruder, sie hatte ihn immer wieder beiläufig erwähnt, doch nie genaueres gesagt, wieso begab sie sich ausgerechnet jetzt auf die Suche? Wieso, warum, weshalb?
Fragen, nichts als Fragen, alle ohne Antwort zu bekommen. Er sackte zusammen, fiel mit dem Kopf auf den Tisch und ließ den Tränen freien Lauf, er konnte nicht mehr, das war alles schon lange viel zu viel, eine Grenze war schon lange überschritten, das konnte doch alles nicht wahr sein, wieso nur, wieso immer nur er.

Seine Tränen waren nicht zu stoppen, sie liefen über das grob beschliffene Holz, rannen in alle Kerbungen und Untiefen, brannten und schmerzten, doch das war ihm egal, alles war jetzt egal, es gab keinen Sinn mehr, der Sinn war verloren.
13.12.2003, 06:57 #10
Heimdallr
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"Weg, sie ist einfach weg. Was soll ich denn bloß ohne sie machen, was macht jetzt schon noch Sinn? Wenn ich jemals wieder Angst verspüren sollte, pure Angst, die sich mein Geist wirklich einbildet und mich erzittern lässt, dann ist es jetzt. Das ist alles so grausam, so unendlich grausam. Wer bestimmt sowas? War es wirklich das, was mich immer wieder erwartet? Ich...ich weiß es nicht, dieses Unvermögen. Antworten auf Fragen, die ich mir nie gestellt habe dringen an mein Ohr. Wieso jetzt? Konnte es nicht noch etwas warten. Ich wollte das alles noch viel länger genießen, für eine Ewigkeit, nur eine...
Was soll ich jetzt nur tun? Wenn man keinen Sinn mehr in nichts sieht, dann hat es auch keinen Sinn hier zu bleiben. Diese Lichtgestalt sprach etwas von einem neuen Ziel, wenn ich mich jetzt dem widmen und Isabell vergessen würde...dann würde es nur noch schlimmer werden, aber wie sollte ich sonst weiterleben. Am liebsten wäre es mir, wenn dieser Moment hier sterben würde, wenn ich niemals hier herunter gekommen wäre. Aber hätte es was geändert? Wahrscheinlich nicht."

"Ach jetzt hör endlich auf zu heulen. Das ist ja nicht mitanzusehen."

"Was? Wer?... Rexx. Ach was weißt du denn schon, du bist nur ein blöder Schädel, ich erspare mir jetzt mal die Details. Verstehst du es denn nicht, oder kannst du es nicht verstehen? Wenn dir etwas wegbricht und wenn du Schmerzen hast, ohne dir etwas getan zu haben. Wenn dein Atem so schwerfällig wird, dass du meinst jeden Augenblick zu ersticken. Wenn alles wie gelähmt ist und nur das Weinen noch funktioniert. Wie solltest du sowas schon verstehen, du kannst nicht so fühlen, nicht so denken wie wir. Ich bin ratlos, nur salzige Tränen sind mir noch geblieben, erst Drakia, jetzt Isabell...ich...ich...bin alleine, für immer nicht wahr? Verdammte Götter, verdammte Zukunft. Wieso immer ich, wieso? Ich hasse euch, ich hasse euch so sehr, WIESO IMMER ICH?????"

"Du hast Recht Mensch, ich verstehe dich nicht, aber trotzdem, sollten wir nicht nach vorne schauen, nicht etwa dafür tun, dass dein Schmerz gelindert wird?"

"Rexx...du...wir sollten wirklich nach vorne schauen. Dennoch fühle ich mich dazu nicht fähig, aber ich werde das tun, was die Lichtgestalt sagte, wenn mein Schicksal, dieses Verdammte, wirklich da oben liegt, dann gehe ich dahin, zurück ins Minental, das, das ich so fürchte."


Langsam erhob sich der Körper aus seinem Grab, der Tisch war inzwischen nass seiner Tränen, spiegelte in einer komischen Farbe, doch das war ihm jetzt auch egal, er nahm das Pergamentstück an sich und verstaute es gut, alle Dokumente wurden gut verstaut, das war nun mal so. Er hatte noch andere Schmuckstücke in seiner Sammlung, doch war keines so schrecklich wie dieser kurze Brief. Abschiedsbrief.
Er erhob sich und war bereit zu gehen, doch noch einmal sah er sich hier gut um. Oben, da war nichts mehr, außer dem zweihundert Goldstückebeutel, sie wollte ihn gestern verstauen...er erkannte hier, wie schrecklich es war alleine zu sein. Es war ihm noch nie so bewusst gewesen, aber jetzt, jetzt war es still, totenstill. Niemand sagte etwas. Er war alleine. Er fasste noch einmal über das Bett, wie es so weich dalag. Machte es noch mal fein, legte alles ordentlich. Die Asche im Kamin wurde fein verteilt. Er roch den Duft der letzten Nacht, spürte die warmen Hände auf seiner Schulter. Und immer wieder kehrten die Tränen zurück, er konnte sie nicht stoppen.
Unten war alles so egal, hier waren sie fast nie gewesen und doch ließ er sich viel Zeit. Bis....ja bis er das Schloss zufallen ließ und mit seinem Messingduplikat verschloss. Einmal, zweimal.

Nein!Nein!Nein...

Verzweifelte Schreie waren in der Umgebung zu hören, er war auf die Knie gesunken, senkte seinen Kopf, wie vor seiner Hinrichtung, er wartete auf den Henker, der ihm sein Herz rauben sollte, nun war eh alles aus, was blieb war die Flucht nach vorne. Die Flucht in Arbeit. Das er schon wieder einen erheblichen Teil in die schwarze Hälfte gemacht hatte, das war ihm egal, sein Herz war tot, seine Gedanken verwirrt.

Langsam richtete er sich wieder auf, sein Schwert fuhr aus der Scheide und blickte ihm ins Gesicht. Es war ein Pakt, ein Blutpakt. Das war er vergessen hatte.
Zur Taverne, da sollte eine letzte Stärkung erfolgen, der Weg würde hart werden, das Minental war ein Grauen.
13.12.2003, 07:30 #11
Heimdallr
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Nach vorne blicken, tja das war wohl das einzige was ihm noch blieb, doch was würde er schon groß tun können, dieser komische Schicksalsberg, allein bei dem Namen bekam er schon wieder eine innere Wut, was würde er ihm schon bringen? Aber vielleicht war dieses auftauchen der Lichtgestalt ja kein Zufall. Vielleicht konnte er wirklich gar nichts gegen die großen Mächte unternehmen, er musste sich als einfacher Mensch wohl beugen, hatte keine Macht es zu ändern. Nun, wenn es so sein sollte. Komischerweise verfiel er nicht in absolute Trauer, nicht in irgendwelche Depressionen, er begab sich in eine Trance, er wollte es einfach nicht wahrhaben, das alles war sogar schlimmer als eine Depression, aber es half zumindest nicht mehr direkt daran zu denken. Da hatte er schließlich schon anderes mitgemacht. Wenigstens war sie in Sicherheit, egal wo sie auch war, man konnte ihr nichts tun, so war er sich sicher.

Hauptsache sie ist in Sicherheit. Ich wünsche ihr, dass sie den findet, den sie zu finden gedenkt.

Rexx war manchmal gar nicht so schlimm, wie er dachte, zwar fragte er sich noch immer, warum er ausgerechnet einen Schädel mit diesen Eigenschaften mit sich herum schleppte, obwohl es doch gar nicht zu seiner Art passte, aber er hatte sich schon längst bezahlt gemacht. Nun, er hatte gar keine andere Wahl als nach vorne zu schauen. Etwas anderes blieb ihm nicht übrig. Sein Weg würde so sein, wie er es wollte und Isabell würde ihren Weg formen.

Draußen war es gar nicht mehr so kalt, seitdem er nicht mehr an das da Draußen dachte, seitdem spürte er nichts mehr. Aber jetzt, jetzt schüttelte er den Kopf, langsam überwand er seine Trauer. Es musste weitergehen, sicher würde er nie mehr so jemanden finden, doch wer weiß, manchmal führt das Schicksal auch wieder zusammen und bis dahin musste man eben weitermachen, weiterleben. Dieses komische Licht heute Morgen, es wäre sicher nicht einfach aufgetaucht, wenn es keinen besonderen Grund gehabt hätte. Diese Feder, dieses rein weiße Feder, sie hätte nicht daliegen können, wenn es nur ein Traum wie jeder andere war. Es war ein Zeichen und Zeichen galt es nachzugehen. Er wusste nicht, was ihn dazu antrieb ins Minental zurückzukehren, da, wo er nie wieder hin wollte, aber er sah es als richtig an, jetzt hatte er eh nichts mehr zu verlieren, was sollte ihm schon passieren.

Das einzige was ihn hätte erwarten können, das war der Tod, doch vor dem hatte er keine Angst mehr, er hasste diesen Spruch, er verabscheute diese Weisheit, er spukte auf diese Worte...und doch waren sie war.
Wenn man etwas hat, was einem wichtig ist, dann hat man auch Angst vorm Tod, da man es nicht verlieren will, doch wenn man nur sein eigenes Leben zu geben hat, dann brauch man auch keine Angst vor dem Tod zu haben.
Vielleicht waren sie gar nicht mal richtig, denn er fürchtete sich schon vor einem Ableben, da er nicht wusste, wo er dann hinkommen würde und auch fühlte er sich an einen Traum gebunden, er musste sich das Paradies erst verdienen und dafür hatte er noch viel zu wenig getan.

Die Taverne war menschenleer an diesem frühen Morgen, die ersten Sonnenstrahlen übergossen sich über das Dorf und er stand nun da, mit einem Gesicht das Bände sprach. Der Wirt merkte, dass sein Lächeln vergeblich war und doch bediente er seinen einzigen Gast. Am liebsten hätte er seine Trauer in Alkohol ertränkt, doch dieser sollte ihm nicht mehr über die Zunge kommen. Also beließ er es bei einem Wasser und bat den Wirt mit einer komischen, anderen Stimme ihm ein reichliches und sättigendes Frühstück zu geben und Essen für eine Woche einzupacken, er würde alles bezahlen, er würde Drakia verlassen, er würde ins Minental gehen.
13.12.2003, 08:13 #12
Isabell
Beiträge: 307

Das Wasser war total unruhig gewesen, gerade die ersten Minuten wollte das Boot kaum einen Meter vorrann kommen, als ob man sie hindern wollte zu gehen, doch selbst die Natur war nicht fähig sie aufzuhalten. Es war ihr immer wieder bewusst geworden, was sie da getan hatte und auch wenn sie es nicht als Flucht bezeichnen wollte, so war es das doch. Sie war feige gewesen, hätte ihn genauso gut fragen können, schlimmer als jetzt konnte es eh nicht kommen, doch jetzt war es zu spät, jetzt gab es kein zurück mehr. Sie hoffte nur, dass sich diese Entscheidung bezahlt machen würde, nicht auszudenken, wenn sie das Haus nicht finden oder das alles überhaupt nicht wahr war. Vor dieser Enttäuschung hatte sie Angst, große Angst. Aber wenn sie immer so denken würde, dann wäre es unmöglich ihn je zu finden. Es war ja auch keine Entscheidung gewesen, die sie mal eben so getroffen hätte, gestern Abend noch hätte sie geschworen endlich glücklich zu sein, nach der ganzen schwierigen Zeit und jetzt, jetzt waren nur wenige Stunden vergangen, wo das schon wieder das Gegenteil war. Aber die Entscheidung hatte sie diesmal selbst getätigt, diesmal war niemand anderes Schuld außer sie selbst.

Sie hatte versucht ihre Tränen zu unterdrücken, wollte nicht weinen und schon gar nicht vor diesem Fischer. Es gelang sogar, aber da wo einst Wärme war, war jetzt nur noch Kälte. Sie konnte sich nicht erinnern in der letzten Zeit so eine Kälte gespürt zu haben, vielleicht war sie ja grundsätzlich neu für sie. Aber mit dieser Kälte musste sie leben. Das Risiko das sie eingegangen war, das war wohl das größte was es einzusetzen gab, doch für ihren kleinen Bruder würde sie alles tun. Das letzte Mal hatte sie ihn gesehen, als er zweieinhalb Jahre alt war, er war noch ein kleiner Knirps und sie hielt sich immer vor Augen, wie sie doch gelacht hatte, als er mit seinen kleinen Beinen versuchte zu gehen. Sie war ja selber erst fünf, doch das hatte sich in ihr Gedächtnis gebrannt und nicht mal Kryliyx vermochte es zu löschen. Wenn sie ihn nie gesehen hätte, sondern vielleicht nur von seinem Dasein gewusst hätte, dann wäre die Entscheidung sicher anders ausgefallen. Aber so, so wusste sie für welchen Menschen sie das alles tat, für wen sie die ganzen Qualen auf sich nahm und sich selbst dafür peinigte.

Sie war sehr schweigsam, der Fischer gähnte ab und zu, er war noch immer müde, verständlich. Isabell war nicht müde, sie hatte soviel zu verarbeiten, hatte soviel Adrenalin im Blut, sie war hellwach und doch wollte sie lieber schweigen. Ein Gespräch hätte eh nichts gebracht, über was hätte sie sich schon unterhalten sollen? Im Gegenteil, das Meer sorgte noch zusätzlich für Geräusche. Die Wellen waren jetzt ruhiger geworden, doch trotzdem war es noch ganz schön gefährlich und immer wieder spürte sie kleine Prisen Meereswasser auf ihrer Haut, dass gegen die Außenwand schlug und dann perlte und sich versprühte und verspritzte. Es war ein komisches und auch angenehm kühlendes Gefühl. Genau wie die Luft, die wie immer sehr salzlastig war und deswegen ihre Nase reinigte.
13.12.2003, 08:44 #13
Heimdallr
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Nur kurz dauerte sein Aufenthalt in der Taverne, er aß gerade mal soviel er herunterschlingen konnte, mehrere Krüge Wasser wurden geleert, er machte sich fertig. Beim essen konnte er etwas vergessen, ein kleines bisschen sich auf andere Sachen konzentrieren. Er schaute in der Taverne auf eine Holzart, die die Wände zierte, auch wenn es banal war, so lenkte ihn der Geruch dieses Holzes doch ab, er wollte es unbedingt erriechen.
Der Wirt unterdessen packte alles mögliche ein, zuerst noch wollte er noch fragen, was denn passiert war, denn schließlich war er nicht blind. Selbst ein Vollidiot hätte bemerkt, dass etwas nicht stimmte, doch er wollte es so belassen, so wie es war. Es gab eben nur diesen einen Weg, er war das einzig mögliche, was anderes blieb ihm doch gar nicht mehr. Alles landete in einem großen Lederbeutel, den er ihm schenkte, vielleicht auch nur auslieh, wer weiß. Fleisch, Käse, frisches Brot, sogar etwas eingelegten Fisch, Äpfel und Wasserkrüge. Allerdings leere, er wollte sie selber füllen.
Es dauerte nicht lange, da kamen die ersten Gäste, die ersten hungrigen Einwohner von Drakia. Er hatte hier nichts mehr verloren unter all den Menschen fühlte er sich wieder schlechter als eben noch in der Einsamkeit, er hatte Angst vor ihnen, irgendwie fürchtete er ihr Glück, ihren Alltag, ihr Leben...

Doch er wollte die Hoffnung nicht vollends aufgeben, er entschloss sich rasch einen Zettel zu schreiben, falls Isabell tatsächlich wieder kommen sollte, so würde sie das vorfinden, so hoffte er jedenfalls. Es war das einzige, was er tun konnte. Er nahm Pergamentblatt und Kohlestift und schrieb dann.

Liebste Isabell,

egal was dich dazu bewogen hat, ich werde es nie verstehen. Du weißt, ich kann das nicht verstehen. Doch so hoffe ich genau wie du, dass wir uns irgendwann wiedersehen werden. Ich wünsche dir viel Glück bei deiner Suche, auf das du mit deinem Bruder hierher zurückkehren magst. Ich werde dann allerdings nicht mehr da sein, ich bin auf der Suche nach mir selbst. Einen Berg mit dem verhassten Namen muss ich finden, mitten in der Region, die ich so fürchte, ich hoffe das alles zu überleben, doch sehe ich keinen Sinn mehr darin.

Ich danke dir für alles...


Mit Tränen in den Augen faltete er das Stück Pergament zusammen und gab es dem Wirt, mit der Bitte es nur Isabell persönlich auszuhändigen. Danach schritt er zur rettenden Türe, die ihn in die Freiheit entlassen sollte, als er die Worte des Wirtes in seinem Ohr vernahm, wie sie schon alt und gebrechlich klangen und doch mit einer Ehrlichkeit und einem mutbringenden Klang untermauert wurden.

Viel Glück mein Fürst. Was auch immer ihr tut...

Er drehte sich nicht mehr um, blieb nur für einen Moment stehen, schluckend spürte er wie es doch war etwas zu verlassen. Ein leises, fast weinendes Danke, danach war er verschwunden.

Draußen war es sehr hell geworden, die Sonne gab ihm heute die Ehre, diese verdammte Sonne, es war so, als ob Innos ihn von da oben anlächeln würde, doch das war nicht so, es konnte nicht sein, denn eigentlich musste er hämisch lachen. Was er vorhin sagte, das bereute er nicht mehr, auch wenn er Innos immer lieben würde, so hasste er ihn dafür, was man mit ihm getan hatte, denn wer sollte schon dafür verantwortlich sein? Etwas höheres wie ihn gab es nicht, also hätte er es doch auch verhindern können.

Verschwinde! Hast du nicht gehört? Verschwinden sollst du! Lass mich doch alleine. Ich brauche keine Sonne, meine Wunden werden so nicht geheilt, ich muss einfach weg hier....du bist ja immer noch da. Hab ich nicht gesagt, du sollst verschwinden? Hau ab, verdammt noch mal, lass mich in Ruhe, ich will dunkle Wolken, die zu mir passen und keine fremde Sonne. Sie kann mir nie die Wärme geben, die ich verloren habe, sie wird nie so strahlen, wie mein Herz für sie. Mach doch was du willst...

Das Licht ignorierend begab er sich Richtung Dorftor, das einzige hier. Auf dem Weg kam er an einen der Brunnen vorbei, in ihnen war klares Wasser und so füllte er seine Wasserflaschen damit. Bald schon war er beim Tor, die eine Wache schlief, die andere schaute angestrengt nach vorn. Er wollte nicht reden, es war ihm zuwieder...
Mit energischen Schritten durchschritt er das Tor, die beiden noch schnell aufmerksam machen, dass sie wussten, was sie hier machten, nur mit kräftigen Schritten, ohne Worte.

Als er Drakia verließ, als er das Tor durchschritten hatte, da brach ein weiteres Stück in ihm weg und er wurde noch ein Stückchen schwächer, doch er würde es überleben. Nun war er da, wo er hinwollte. Es konnte beginnen.
13.12.2003, 10:53 #14
Heimdallr
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Immer weiter entfernten sich die Stiefel und der Rest des Körpers, schon bald war das Dorf ein paar hundert Meter entfernt und sehr klein, obwohl er noch immer sehr gute Sicht hatte und deswegen noch ziemlich viel erkennen konnte. Er wollte aber eigentlich gar nicht mehr zurückblicken, das ein oder andere Mal vielleicht doch noch, aus reiner Wehmut, doch das würde vorbeigehen, genau wie der Schmerz. Ein Dorf konnte man vielleicht ersetzen, verarbeiten, aber eine Person, einen Menschen? Unwahrscheinlich, nein, das war unmöglich. Er erwartete heute sowieso noch nicht allzuviel. Hauptsache er fand einen warmen, vielleicht überdachten Schlafplatz. Komischerweise schien er zu wissen, in welcher Richtung dieser ominöse Schicksalsberg lag, jedenfalls ging er ganz bewusst in eine Richtung, naja, das Gebiet war ziemlich groß und er hatte nicht wirklich viel Ortskenntnis hier, also musste er sich ja irgendwie auf sein Glück verlassen.

Ein ziemlich heftiger Gegenwind war aufgezogen, vertrieb sogar Sonne und Wolken, ließ einen weißen Himmel zurück, doch nicht nur das, die paar Gräser die hier auf dem Boden des Ödlands wuchsen, sie wurden jetzt kräftig durcheinander gewirbelt und das ein oder andere Mal konnte man auch einen einsamen Strauch sehen, der sich aufmachte um gegen den Wind zu kämpfen, um ja nicht weggerissen zu werden. Hier war alles ein bisschen anders als sonst, er kannte das ja nur zu gut von seinen Jagdausflügen mit Isabell. Ja...da waren sie oft hier draußen. Er seufzte, doch es half ja nichts, dauernd nur daran denken konnte auch nicht auf Dauer die Lösung sein. Er ging weiter, immer etwas nach Nordosten. Ein paar Berge konnte man schon erkennen, aber sie waren noch Meilen entfernt, nur ein paar Schatten waren zusehen. Bis er da war, würden noch Tage vergehen und dann musste er ja auch noch sehen, ob das überhaupt die richtigen waren, wahrscheinlich waren es nur die ersten von dem Ring, der sich ums Minental zog.

Auf seinem ganzen Weg hin, hatte er sich das Schwert als Gehhilfe genommen. Er war noch immer schwach und noch längst nicht in der Form, in der er mal gewesen war. Diese ganze Reise und das tagelange Liegen hatten ihn sehr schlecht getan. Trotzdem musste er diese Reise machen, das Lichtwesen hatte ja selber davon gesprochen, dass er gesund war. Aber langsam merkte er, dass es nicht gut war das Schwert so zu mißbrauchen. Er wollte sich einen Gehstock suchen, doch das war in dieser Einöde gar nicht so einfach. Wo gab es hier schon mal Bäume.

Auf den Boden schauend, bemerkte er auch nicht, wie sich ihm etwas unheimlich schnell näherte, die ganze Zeit war er mit sich und Isabell und diesem Gehstock beschäftigt. Dann aber, ein paar Sekunden vor einem ziemlich schmerzhaften Aufprall, hörte er das Steineknirschen und drehte sich ruckartig um, wobei er das Schwert in die Höhe riss, was er eigentlich nur reflexartig gemacht hatte, was nun aber seine Rettung war. Ein schwarzes Fell wurde zurückgeschleudert, erhob sich aber wieder und ging erneut zum Angriff über, doch er wusste schon, was er zu tun hatte. Mit seinem im Wind wehenden Umhang konnte er das Vieh verwirren, so dass es geradezu ins Leere lief, genau in seine Falle, denn nun schnellte ein scharfes Schwert nach hinten und vernichtete einen winselnden Warg. Todesstoß, kurz und trocken in den Rücken. Etwas verwirrt sah er sich das tote Tier an. Er war weder außer Atem, noch hatte er Angst, er hatte irgendwie gar keine Gefühle für das Vieh, er sah nur seine Waffe an, wie sie blutig hinaus kam. Wie schwere, rote Tropfen hinunter auf den Boden fielen...langsam führte er das Schwert zu ihm heran, ließ es an seinem Mund stehen und streckte seine Zunge raus, doch bevor der erste Tropfen auf sie fiel, zuckte er zurück. Gerade noch rechtzeitig, doch wer weiß, ob er das nächste Mal auch wiederstehen konnte...angewiedert von sich selbst strich er das Blut mit dem Tuch ab und senkte sich zu dem Warg, er hatte ein schönes Fell, so weich, so warm. Aber er konnte es nicht tragen, leider. Er begnügte sich mit den Krallen und Zähnen, er war Jäger und ein Jäger nahm das, was er kriegen konnte, da war er eiskalt und berechenbar.

Aber auch etwas anderes ließ sich aus der Situation ziehen, hier war es verdammt gefährlich. Kein guter Platz für einen Ausflug. Doch er ging weiter, man würde schon sehen was man davon hatte ihn anzugreifen, er war eine wandelnde Gefahr, noch grausamer als es die erste Seele war, doch unter Vorbehalt, nur unter Vorbehalt...
13.12.2003, 10:54 #15
Isabell
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Sie hatte den Aufgang der Sonne die ganze Zeit mitbekommen, doch jetzt war sie schon wieder unter einem Wolkenband verschwunden, trotzdem blieb es sehr hell. Ihr war das nur Recht, wollte sie doch noch vor dem Einbruch der Nacht in Khorinis sein. Sie wusste genau, dass es nicht weit bis dahin war, gerade von Drakia aus musste das nicht sehr weit sein, doch sie würden schon noch rechtzeitig ankommen, sie verließ sich da ganz auf die kräftigen Arme des Fischers. Während ihre Augen noch in den Weiten des Meeres hingen, so war ihr Geist doch die ganze Zeit in der Vergangenheit. Sie tauchte regelrecht in sie ein, versuchte sich an alles zu erinnern, was sie noch wusste. Wenn sie erst mal in Khorinis war, musste sie genau wissen, was sie tun sollte. Das Lichtwesen hatte ja gesagt, dass er nichts von der Existenz ihrer wusste, also würde er sie auch nicht erkennen, wenn er denn überhaupt da war, in Khorinis. Aber hauptsache sie fand diese Informationen, das war wichtiger als alles andere. Sie war gut vorbereitet, Bilder aus der Vergangenheit, auch von ihrer ersten Suche die ja so grauenhaft geendet war, spukten in ihrem Kopf, sie hatte sich ganz auf ihren Bruder konzentriert. Viele Hoffnungen wurden oft schon erstickt, bevor sie überhaupt keimten, da sie wusste, dass diese Suche so gut wie unmöglich war, aber warum hätte man ihr soetwas sagen sollen, wenn es nicht stimmte. Vielleicht war es ja wirklich Schicksal, dass sie solange getrennt waren. Sie wusste ja nicht mal, wie er so was. In knapp sechzehn Jahren konnte eine Menge passieren. Doch bevor sie sich Gedanken über Details machte, sollte sie erst mal überhaupt was finden, die Gedanken an ein Scheitern, an eine Lüge, waren immer noch nicht verblaßt.

Mit kräftigen Zügen glitt die Nussschale durch das Wasser, immer in Küstennähe, damit sie zur Not nicht auf offenem Meer in Gefahr gerieten, doch das war ja alles normal, das wusste der Fischer auch. Ihr Blick ging trotz der schon irgendwie euphorischen Freude oft zurück, zurück nach Drakia. Sie wusste es...Vielleicht wussten es auch die Möwen, die über ihrem Haupte flogen, diese komischen, weiß gefiederten Viecher, die die Küste unsicher machten. Ja vielleicht wussten sie es ja auch. So frei wie sie waren, so frei wollte sie auch gerne sein. Immer nur von den Strömen der Luft treiben lassen, einfach nur schweben und sich in Sicherheit wiegen. Einfach nur weit hinausfliegen, mitten in die Sonne hinein, mitten in den Horizont. Von niemanden mehr abhängig sein und nicht dieses schwere Gefühl an die Erde gefesselt zu sein, sondern wirklich fliegen. Oder aber wie die Fische im Wasser aalen. Das wäre auch schön. Das ganze Wasser an der Haut spüren, jedes Stück, jede Pore. Einfach sich nur winden und in klare Gewässer schwimmen. Das Meer war so groß, so frei...
Aber sie war nun mal ein Mensch, ein Mensch der an die Erde gefesselt war. Niemand würde das jemals ändern können, niemals...

Und als Mensch musste sie rationaler denken, sie musste sich in Gefängnisse des menschlichen Hirnes begeben, um wie ein Mensch zu handeln. Aber sie wollte das gar nicht, ihr gefielen diese abstrakten Vorstellungen, auch als Mensch wollte sie so sein, so verrückt.

Mit gesenktem Kopf blickte sie auf den Boden des Bootes und hoffte, dass sie ja bald ankamen, sie wollte wieder festen Boden unter den Füßen haben, nur um zu spüren, wie sich das anfühlte, so gehindert zu sein.
Langsam holte sie eines ihrer beiden Schwerter heraus, der Fischer erschrak kurz und legte die Ruder nieder, doch Isabell wollte ihn nicht angreifen, sie wollte nur ihr Schwert bewundern, es nur noch einmal genauestens inspizieren. Sie spürte, dass es gefährlich werden würde. Noch einmal würde sie sich nicht in Khorinis gefangen nehmen lassen. Egal ob in der Stadt oder außerhalb, egal ob von Menschen oder Dämonen. Sie würde entweder den Feind, oder sich selber töten, aber Gefangenschaft kam nicht in Frage, noch einmal hätte sie bestimmt kein Glück, dass sie jemand befreite. Sie wusste das und ihre Schwerter wussten das auch.
13.12.2003, 13:38 #16
Isabell
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Lange waren sie nun schon auf offener See, schon seit den ersten Stunden im Morgen, vielleicht acht Stunden oder noch länger, bei dem Tempo mit dem sie fuhren müsste langsam mal Landmasse vor ihnen auftauchen, mal ganz abgesehen von dem Land, dass sowieso an ihrer Seite mitschwamm. Dann endlich war es soweit, sie bogen eine langgezogene Kurve um, direkt an einem Klippenausläufer vorbei, da sah sie die ersten Teile der Stadt. Sie war nicht euphorisch aufgesprungen oder hatte etwas gesagt, nein sie freute sich innerlich, packte die Griffe ihrer Schwerter noch mehr und grinste sich eins. Da vorne, da war also ihr Schicksal. Meine Güte, wie lange war sie schon nicht hier gewesen? So lange konnte es gar nicht sein, vielleicht ein paar Wochen? Nun ja, etwas mehr war es sicherlich, doch diese Stadt war ihr immer noch so fremd. Sie hatte sich auch neulich nicht lange in ihr aufgehalten. Obwohl dort so viele Menschen lebten, in der Stadt, die der Insel ihren Namen gab, war es doch nie eine wirkliche Stadt für sie gewesen, sondern nur ein guter Ort um sich mal kurz auszuruhen. Das dort ihr Bruder leben würde, das konnte sie sich aber ganz gut vorstellen, es war die größte Stadt, die sie so kannte, allerdings kannte sie nicht wirklich viele, um genau zu sein nur zwei, aber natürlich war sie auch ein bisschen informiert. Auch wenn kaum mehr Schiffe in die einst so florierende Stadt am Meer kommen, so war sie immer noch ein guter Platz um Arbeit zu bekommen, hier hatte man eigentlich für alles und jeden Verwendung, aber so wirklich wollte sie die Stadt nicht beurteilen, da sie ja wirklich kaum da war und nichts von dem Stadtleben mitbekam, vielleicht war es ja auch ganz anders als sie sich das so dachte. Drakia konnte man einfach nicht mit Khorinis vergleichen.

Wenige Minuten noch wartend, spürte sie den Wind, wie er ihre Haare nach hinten zog und wie die Mähne sich heute braun gefärbt hatte. Ein kräftiges Braun war es, schön, glänzend, aber ohne Schuppen. Morgen wäre es vielleicht schon wieder schwarz. Zum Glück merkte er nichts davon, vielleicht würden es auch die anderen nicht merken. Dieser Trank war wirklich etwas sehr nützliches, leider war es das einzig positive in der letzten Zeit. Doch sie motivierte sich selber, denn positiv war auch die Nachricht, dass sie jetzt überhaupt hier war, auch die Langweile war verflogen und sie hatte Drakia verlassen, doch der Preis für all das Gute war zu hoch...viel zu hoch.

Endlich kam das Boot an, krachend schlug es bedrohlich an die Steinmauer an und sie hatte erst Angst, dass das Boot Beschädigungen nahm, doch alles blieb ganz, solide drakianische Arbeit eben. Die Frau stieg auf die unteren Steinstufen, die dort in das Hafenbecken gehauen waren. Danach gab sie dem Fischer fünfzig Goldstücke, ein wahrhaft stolzer Preis, doch sie hatte ja das Gold. Um Gold ging es hier ganz sicher nicht. Mit einem stolzen Gang ging sie dann hinauf, bis sie das Hafenviertel im Blick hatte, sie war wieder hier, zurück in Khorinis, zurück im Hafen. Sie hatte den ersten Teil erfüllt, jetzt mussten die nächsten nur noch folgen. Das Lichtwesen hatte gemeint, dass sie ins Obere Viertel dieser Stadt musste, doch sie hatte keine Ahnung, was damit gemeint war. Aber die Menschen hier konnten ihr sicher weiterhelfen.
13.12.2003, 16:11 #17
Isabell
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Sie sah in eine dunkle Pfütze, in der sich ihr Gesicht wiederspiegelte, nur schwer waren die Konturen durch den Dreck zu erkennen, doch egal, es hatte hier wohl geregnet. Nun, die Menschen hier schien das nicht zu stören, sie gingen alle ihrer normalen Arbeit nach, sie sah die verschiedensten Typen. Ein paar saßen oder standen faul herum, ein alter Mann saß auf einer Bank und rauchte Pfeife, ein anderer, jüngerer einen Stengel. Sie sah auch kleine Gruppen, die sich wohl über alles mögliche unterhalten mussten, aber es gab auch Leute, die zu arbeiten schienen. An ihr vorbei kam ein junger Bursche, in der Hand einen Korb voller frischer Fische, es duftete nach Meer und nach Fisch und sie hatte richtig Appetit bekommen. Eine Gruppe aus drei Leuten arbeitete eifrig an einem Schrank, der wenig Prunk besaß, aber solide wirkte und an dem Ufer saßen zwei Männer mit Angelruten in der Hand. Dann war da noch dieser grimmige Typ, er hatte ein unrasiertes Gesicht und eine Raubvogelnase, dazu kamen die Raubvogelaugen. Mit einem grimmigen Blick stand er vor einer Kneipe und schien jeden Moment in die Luft zu gehen. Ein paar Mal blickte er zu ihr und schien sie geradezu auffressen zu wollen, oder zumindest wieder zurück ins Wasser werfen, aber daraus wurde erst mal nichts, denn er bewegte sich nicht von der Stelle. Zwischendurch kam auch mal ein Schmied mit einem kaputten Amboss vorbei und noch einmal kamen zwei junge Burschen mit zwei Brettern in der Hand. Isabell erkannte, wie ein paar vermummte Typen herumschlichen und in einem Hinterhaus verschwanden und wie zwei sehr junge Knaben irgendetwas austauschten.

Es war wirklich viel los in Khorinis, gerade hier im Hafenviertel, wo sich allerlei Gesindel herum trieb. Aber sie hatte nichts anderes von dieser Stadt erwartet, doch das Hafenviertel war nicht ihr Ziel, das war ein anderes. Sie entschied sich nach einiger Zeit der leblosen Starre für den alten, pfeiferauchenden Mann, der auf der Bank saß und Richtung Meer schaute. Als Isabell sich zu ihm setzte und auch eine Weile rausschaute, sah sie den Fischer wieder abreisen, nichts anderes hatte sie erwartet. Das hieß, sie musste jetzt einen anderen finden, für eine mögliche Rückkehr, aber daran wollte sie jetzt noch nicht denken. Der Fischer wirkte müde, seine Augen lagen tief in Augenhöhlen und sein Bart hatte eine weiße Farbe angenommen, dazu die noch immer stämmige Figur, so stellte sie sich einen echten Seebären vor, der aber nicht mehr zur See fuhr.

"Guten Tag. Könntet ihr mir eine Auskunft geben?"

"Wat soll es denn sein Kindchen?"

"Nun, ihr kennt euch doch hier aus oder? Ihr wohnt hier in Khorinis? Ich suche das Obere Viertel, könnt ihr mir sagen, wie ich dorthin gelangen kann?"

"Ins Obere Viertel? Oh oh, ney ney, da kommt man net so enfach rein. Da muss man schon einiges an Bestechungsgeld zahlen, oder man ist im Dienste des Königs, oder aber man hat einen besonderen Grund, warum sie euch durchlasse sollte. Wenn ihr mehr darüber wissen wollt, dann sprecht mit den Händlern in der Unterstadt, es ist gleich neben dem zweiten Stadttor, wenn ihr hier die Straße hochgeht, oder aber über die Kaserne."

"Gut, danke und schönen Tag noch."


Hm, dass passte ihr gar nicht, sie ließen also wirklich niemanden rein. Sie hatte es sich fast schon gedacht. Nun, Bestechungsgeld hatte sie ja, tausend Goldstücke hatte sie gesammelt, die Hälfte hätte wohl auch gereicht, doch sie wusste, dass man Gold nicht so verschenken durfte, auch wenn es wichtigere Sachen gab, der Einbruch in das Haus wäre sicher nicht bezahlbar, also warum dann den Eintritt in das Viertel zahlen. Sie musste sich was einfallen lassen, doch zuerst einmal überhaupt das besagte finden.

Mit erhobenem Schritte ging sie den vom alten Mann beschriebenen Weg entlang und wählte dabei den direkten Wege durch diese enge Straße. Ein paar Betrunkene kamen ihr dabei entgegen, die eine Bierfahne hatten, die man schon einen Meter davor roch.

"Hal-lo hüb-sche Frau, hehehe, willst du nich mit mir kom-men? Das würde den Ab-end noch mehr ver-süßen, hehehe."

"Hey wieso su-dir, isch will auch..."


Isabell ignorierte diese "Angebote" und ging weiter, doch die Kerle ließen nicht locker. Es wäre ein leichtes gewesen sie hier zur Strecke zu bringen, doch sie durfte sich nicht die kleinste Auffälligkeit leisten, also konnte sie auch nicht um Hilfe schreien und so tun, als ob sie ein armes, wehrloses Mädchen wäre. Wahrscheinlich wäre es den meisten hier eh egal gewesen. Also musste ein kleiner aber feiner Trick her, sie lief einfach weg. Gut, der Trick war nicht sehr neu, doch dadurch das diese wandelnden Bierkrüge schon dicht waren, hatten sie eh keine Kraft mehr sie zu verfolgen.
Als sie dann endlich außer Sichtweite war, schnaufte sie kurz durch und ging dann weiter.

Sie kam recht bald zu einem Schmied, der eifrig war und dann sah sie auch eine Menge anderer Häuser, in denen wohl Händler waren. Das musste diese Unterstadt sein. Nun, dann musste sie ja jetzt nur noch das Obere Viertel finden und dann, tja, dann brauchte sie eine Idee. Eine gute Idee sollte es sein. Am besten eine sehr gute...
13.12.2003, 20:43 #18
Isabell
Beiträge: 307

Die Nacht hatte sich nun über Khorinis gesenkt, die meisten Einwohner waren in den Kneipen der Stadt, aus denen nun der Lärm der Trunkenen und der Nüchternen ins Freie drang. Sie war ganz alleine an der Mauer, niemand sah zu, es konnte losgehen.

In den letzten Stunden hatte sie sich alles genau angeschaut, das Obere Viertel war verdammt klein, wenn man es mal im Vergleich zur ganzen Stadt nahm. Allerdings war es, wie es der Name schon sagte, oberen, sprich höher gelegen. Vielleicht sollte das so eine Wirkung haben, dass die Reichen auf das gemeine Volk runterschauen konnten. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass es dort oben etwas besonderes gab. Es gab nur einen einzigen Zugang und dieser wurde rund um die Uhr von zwei sehr ordnungsbewussten Paladinen bewacht, an denen war kein Durchkommen. Wenn sie hier die richtigen Leute gekannt hätte, dann, ja dann hätte sie durchaus die Chance haben können, mal für ein paar Stunden rein zu können, doch dafür hatte sie jetzt keine Zeit, das ganze musste schnell gehen.

Wer weiß, wie lange diese Informationen noch da waren, sie hatte ja keine Ahnung, wie diese Informationen aussahen, vielleicht war es ja auch ein Mensch, der dort auf sie wartete, vielleicht sogar ihr Bruder selbst. Sie hätte das ganze lieber noch etwas länger geplant, doch es ging nicht, das ganze musste heute stattfinden. Sie hatte sich bei einem der Händler in der Unterstadt, sein Name war wohl Matteo, ein Seil gekauft, ein Seil ohne Enterhaken. Leider, es würde schwer werden, doch ein metallener Haken würde wohl auch zu sehr Krach verursachen, aber sie würde das schon hinkriegen. Danach hatte sie sich unauffällig verhalten. War auf dem Marktplatz geschlendert und hatte sich auf ein Gespräch mit einem jungen Händler eingelassen, der sich vielleicht Hoffnungen machte, allerdings sehr zuvorkommend war. So hatte sie sich noch ein bisschen die Stadt angeschaut, schließlich wollte man ja ein bisschen neues Wissen sammeln und altes Wissen aufpolieren.

Jetzt aber war es dunkel, stockdunkel, ein dickes Wolkenband hatte den Mond verdunkelt, die Sterne sowieso. Perfekt. Normalerweise brauchte sie das Mondlicht, aber ohne konnte sie in der absoluten Dunkelheit operieren. Sie war an der Mauer, die direkt zum Oberen Viertel führte, wenn man nicht durch das Tor kam, so musste man über die Mauer fliehen, das war der einfachste Weg. Das Licht der Fackeln auf dem Weg war noch perfekter, zwar konnte sie so die Konturen sehen, die sie sehen musste, um zielen zu können, aber sie selber blieb im Schatten der Mauer. Noch ein letztes Mal sah sie sich um, niemand zu sehen, als los...

Sie hatte das Seil zusammengeknotet, an einem Ende war nun eine Schlinge drin, mit dieser wollte sie den Balkenausläufer des Daches erwischen. Beim ersten Mal rutschte es nur knapp ab, beim zweiten Mal ging es gar ganz daneben. Gerade wollte sie zum dritten Mal ansetzen, da hörte sie Geräusche näher kommen, gerade noch rechtzeitig hatte sie das Seil am Gürtel verstaut, als ein Schatten um die Ecke bog, es war ein Mensch, von der Statur her ein Mann. Hatte er was gesehen? Isabell's Augen weiteten sich, Angstschweiß rann ihr über die Stirn, in ihrer Hand war der Dolch, den sie fast nie einsetzte, da sie mit Dolchen nicht so gut konnte wie mit Schwertern, aber das konnte sie nicht ziehen. Als der Mann näher kam, bemerkte sie einen strengen Geruch von Schnaps, war er betrunken? Isabell presste sich gegen die Mauer, gegen das schwärzeste Stück, dass es gab. Immer näher kamen die langsamen Schritte, klackend hallte es auf dem steinernen Boden. Auf einmal war er ganz nah, sie roch ihn deutlich, konnte sein Gesicht in dem Fackelschein erkennen. Häßlich, abgrundtief häßlich. Überall Pickel, überall Narben. Der absolut dichte Säufer war ein achtes Weltwunder, wie konnte er sich mit zwei Promillen noch auf den Beinen halten? Egal, er blieb stehen. Einen Meter vorihr blieb er stehen, schien abzuwarten. Eine Sekunde wurde länger...wurde zu einer Minute. Dann auf einmal kamen vergebene Pfeifgeräusche aus dem Mund, verbunden mit ekelhaften Rülpsern. Dann ging er weiter, irgendwohin in die nächste Taverne.

Puhhh, das war knapp........Ahhhhhh

Sie schrie kurz auf, nicht laut, eher leise und doch schrie sie, ein weiterer Schatten war um die Ecke getaucht, doch es war nur eine schwarze Katze.

Mensch Isabell, reiß dich verdammt noch mal zusammen, wir sind nicht zum Spaß hier.

Sie machte sich selber Mut, nahm nun wieder das Seil und visierte lange an, ließ sich von nichts ablenken, es musste jetzt einfach einharken. *Zack*. Das Seil flog durch die Luft und blieb an dem hervorstehenden Balken hängen, sie zog ein paar Mal, um sich zu vergewissern, doch es war fest. Perfekt. Kurz blickte sie sich um, doch es war alles ruhig, nur der Lärm der Tavernen war zu hören. Dann zog sie sich hoch, mit den Füßen an der Mauer und den Händen am Seil. Die Mauer war nur circa sechs Meter hoch, nicht wirklich anstrengend. Ein paar Kisten hätten vielleicht schon gereicht, doch niemand war so dumm und stellte hier Kisten ab.

Nach nur zwei Minuten hatte die gut trainierte Frau die Spitze der Mauer erreicht. Dort ließ sie das Seil los und hielt sich nur noch mit den Händen fest. Vorsichtig lugte ein Augenpaar hervor, zuckte sofort wieder zurück. Doch es war niemand zu sehen. Schnell ergriff sie ihre Chance und zog sich an der Mauer hoch, auf jender stehend zog sie das Seil ab, was sehr leicht ging und sah sich um. Einfach springen ging nicht. Kisten standen hier nirgends. So ein Mist. Aber dann, sie sah eine Art Verzierung aus Ranken an einem Haus. Sie musste verdammt vorsichtig sein, aber....
Sie sprang, direkt an die Hauswand, krallte sich an die Ranken und fand festen Halt. Schnell zog sie sich Meter um Meter nach unten, dann huschte sie hinter das Haus. Hier war es einfach nur perfekt. Der eine Durchgang war durch die Mauer versperrt, es war absolut finster und ein paar Kisten standen da.
Sie kauerte sich hinter eine und schnaufte durch. Das schwierigste stand ja noch an, aber alleine das hatte sie schon alle Nerven gekostet.
13.12.2003, 22:06 #19
Isabell
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Sie hatte nur eine kurze Pause gemacht, dort hinter den Kisten war es zwar bequem, doch so würde sie leider nie das herausfinden, was sie eigentlich wollte. Außerdem blieben ihr nur noch wenige Stunden, wenn sie erst mal am Tageslicht hier war, dann hatte sie ein sehr großes Problem. Sie stand wieder auf und sah hinter der Hauswand vorbei. Niemand zu sehen, die Luft war rein. Sie hatte sich in ihren Kopf gebrannt, dass sie wie eine Diebin denken musste, wenn sie wie eine Diebin erfolgreich sein wollte. Eigentlich verstand sie ja selbst nicht, was sie da machte, aber es würde schon richtig sein. Es konnte nichts wichtigeres geben. Außerdem fragte sie niemanden um Erlaubnis, sie wollte ja nichts stehlen, nur etwas finden, etwas, was zu ihr gehörte.

Vorsichtig glitt sie an der Hauswand entlang, sie suchte den Schatten, immer wenn er da war, war sie schon in ihm. Der Mond war weiterhin unter dem Wolkenband verborgen und spendete kein zusätzliches Licht. Sie nur ein Problem, hier in diesem Viertel gab es vielleicht vierzig, fünfzig Häuser und eines davon musste ihres sein. Wie sollte sie das nur finden, das Lichtwesen hatte gesagt, sie würde zu dem Haus geführt werden. Sie blickte sich ratlos um, immer noch hatte sie nicht alles im Blick, musste weiter im Schatten der Hauswand ausharren. Dann aber vernahm sie ein Leuchten. Erst dachte sie, es wäre jemand mit einer Fackel, doch das Leuchten kam zu ihr, verdammt, es verriet sie und machte sie sichtbar, doch zum Glück war gerade keine Wache in Sichtweite. Das Licht war ein runder Ball, so ähnlich wie in dem Traum. Jetzt hätte nur noch gefehlt, dass die Kugel explodiert wäre, in einem Meer aus Licht, doch dies geschah nicht, die Kugel kehrte nur zurück zu dem Haus und leuchtete noch drei mal auf, danach verschwand es wieder.

Isabell rieb sich die Augen, hatte sie das nur geträumt, oder war es wirklich da? Sie wusste es nicht so genau. Doch da sie eh nichts zu verlieren hatte...
Das Problem war nur, dass sie dazu den besser beleuchteten Platz überqueren musste, direkt an dem Brunnen vorbei. Am einen Ende standen zwei Wachen am Tor und am anderen standen zwei Wachen vor einem Haus. Auf einmal hörte sie etwas kommen. Schnell huschte sie zurück hinter das Haus, da wo die Kisten standen. Gerade noch rechtzeitig um der Wache auf Wachgang zu entkommen. Sie sah den Ritter, wie er mit einer schweren Rüstung ankam. Das Metall schepperte laut, doch war das egal. Sie ging wieder nach vorne, blickte um die Ecke. Der Ritter war geradewegs zu den drei Wachen gegangen und hatte mit ihnen ein Gespräch angefangen. Das war ihre Chance. Sie legte sich auf den Boden und zog sich langsam aber sicher von einer Straßenseite, zur anderen, es war so dunkel, dass man sie nur hätte erkennen können, wenn man sich ihr genähert hätte.

Bleib da vorne stehen, bleib da vorne stehen...

Sie versuchte sich zu beeilen, doch es war schwer auf dem Bauch zu robben. Dann auf einmal drehte sich der Ritter wieder um und kam verdammt schnell auf sie zu, doch gerade als sie dachte entdeckt zu werden, drehte er sich noch mal um, wahrscheinlich hatte er was vergessen. Das war ihre letzte Gelegenheit, sie rappelte sich auf und rannte nun auf beiden Beinen in die Gasse zwischen dem Haus und dem Nachbargrundstück. Wieder bot sich ihr ein perfektes Versteck und sie schnaufte wieder kurz auf.

Als sie den hinteren Teil des Hauses ergründete, stellte sie fest, dass es kein Ende gab, sondern eine steinerne Treppe zu einer Tür führte. Natürlich, das musste der Keller sein. Gebannt ging sie leise die Stufen hinab und hoffte um alles in der Welt, dass die Türe offen war, doch sie war es nicht. Aber das Schloss war alt, sehr alt. Uralt. Fast konnte man meinen, es wäre seit seiner letzten Verschließung nicht mehr geöffnet worden. Höchst mysteriös. Hatte der Hausbesitzer keine Verwendung dafür? Auch wenn es womöglich ihre Entdeckung zur Folge hatte, sie musste diesen Schritt riskieren. Sie musste das Schloss aufbrechen. Sie nahm ihren Dolch und fingerte etwas daran rum, doch jetzt zeigte sich, dass sie keine Diebin war, sie hatte keine Ahnung vom Schlösser knacken...es blieb nur rohe Gewalt, doch das würde einen ewig lauten Rums geben. Doch sie musste es riskieren. Sie nahm ein Tuch und legte es um das Schloss, fein eingewickelt zog sie eines ihrer Schwerter hinaus und ging einen Schritt nach hinten, was schon das Maximum war, denn hier gab es kaum Freiraum. Kurzentschlossen und ohne zu zögern schlug sie dann die Klinge auf das Schloss und hörte ein dumpfes Wummern, aber keinen hörbaren Klang, sie hatte den Schall gedämpft, perfekt, so würde ihre Anwesenheit noch etwas geheim bleiben. Doch was war mit dem Schloss? Sie nahm das Tuch vorsichtig ab und bemerkte, dass es voller kleiner Rostpartikel war. Die Kraft und der Wille ihres Schwerthiebs hatten es in die Einzelteile bersten lassen.

Sie steckte alles wieder weg und schob den Riegel hervor, mit einem Knarren öffnete sich die dicke, grob behauene Eichenholztür und gab Einblick auf ein dunkles Zimmer, in dem aber einige Öllampen waren. Auch eine Ersatzfackel war am Anfang der Tür, genau wie ein Feuerstein, es schien alles perfekt angerichtet zu sein. Sollte es vielleicht das falsche sein, oder war dies der Ort, an dem sie Informationen über ihren Bruder bekommen sollte? Sie entzündete das Feuer und schloss die Tür hinter sich, jetzt war sie hier, die Öllampen waren zwar alle voll, doch sie entzündete nur drei, die Fackel ließ sie aus und den Rest an Lampen ebenfalls. Sie musste sich hier erst mal zurechtfinden.
14.12.2003, 01:19 #20
Isabell
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Sie hatte den Raum nun gut genug kennengelernt, es war ein kleiner Raum, es gab einen kleinen Schreibtisch und einen Stuhl. Sie pustete den Staub von dem Stuhl um sich zu setzen, erstaunlicherweise hielten die vier Beine das Gewicht noch aus, nach all der Zeit. Sie stand wieder auf, sah sich weiter um, alte Kommoden standen hier herum, Staub lag auf ihnen, wie auf allem hier. Es war schon seit Monaten keiner mehr hier gewesen, vielleicht seit Jahren, so dick verstaubt war hier alles. Wollten die Besitzer nicht hier runter, oder gab es vielleicht gar keine Besitzer mehr? Und was hatte das alles mit ihrem Bruder zu tun? Isabell konnte keinen wirklichen Zusammenhang erkennen. Sie suchte dennoch weiter, fand das ein oder andere interessante Stück, doch alles nur auf privater Basis, so wirklich half es nichts. Dann jedoch kehrte sie noch einmal zu dem Schreibtisch zurück, setzte sich an ihn und öffnete die verschiedenen Schubladen. Hervor kamen dutzende Bücher und Manuskripte, alles voller Buchstaben und Zahlen, Bildern und Zeichnungen. Soviel geschrieben. So viel Pergament. Sie holte alles hervor was sie finden konnte und las, es mussten die Informationen sein, von denen die Rede war, was sonst konnte hier wichtig sein.

Vorsichtig nahm sie eines der Pergamentstücke und glättete es. Es war noch gut zu lesen und besaß eine einwandfreie myrthanische Schrift, wahrscheinlich in khorinischer Abwandlung. Dies war auch ihre Sprache und so fing sie eben an zu lesen, mal sehen, was man so fand.

Rezepte für Nahrungsverwertung der khorinischen Tiere

Scavenger und Moleratfleisch sind am beliebtesten und häufigsten. Man sollte sie aber generell braten, um in den vollen Genuss der knusprigen Haut zu kommen. Man kann sie mit allen Kräutern verfeinern und auch roh verspeisen. Echte Kenner machen daraus Ragout oder Suppen. Auch für Eintöpfe gut.
Warane sind schon seltener, doch ihr Fleisch ist eine Delikatesse, es ähnelt den Lurkern, ist aber roh ungenießbar, gebraten schmeckt es aber geradezu deliziös.
Vom Verzehr von Blutfliegen wird generell abgeraten, genau wie von Orks, Feuerbestien (damit sind Warane gemeint) und Goblins. Ein giftiger oder grob ungenießbarer Geschmack ist nicht auszuschließen.

Weitere Behandlungen auf den folgenden Seiten.


Isabell legte das Manuskript aus den Händen und suchte die Teile, die dazu gehörten, das alles war nichts als ein Kochbuch, sowas konnte sie wahrlich nicht gebrauchen. Normalerweise las sie ja gerne mal was, aber sowas war echt nicht verwertbar, sie durfte nicht vergessen, dass sie noch immer im Oberen Viertel war und hier etwas wichiges suchte, also musste sie das richtige finden, wenn unter diesen ganzen Schreiben kein Hinweis war, dann war sie doch im falschen Haus. Also schnaptte sie sich noch eine lose Seite und las wieder.

Das Schwert - Lerne und lehre seinen Umgang

Wenn du ein Schwert in Händen hältst, dann wirst du seine Macht spüren. Dann wirst du wissen, dass es die Macht in sich trägt. Jedes Schwert ist anders, auch wenn manche gleich aussehen mögen, sind sie in ihrem Wesen noch lange nicht gleich. Ich habe viele Schwerter gesehen, doch das hat meine These nur unterstützt. Ein Schwert zu führen ist nicht leicht, doch wenn man es einmal gelernt hat, vergisst man es das ganze Leben nicht. Das wichtigste ist, dass man herausfindet, welche Gattung zu einem passt. Das ist sehr wichtig, deswegen sollte man auf jeden Fall seine Schwerter studieren. Wenn du einmal etwas beherrscht, dann ist es deine Pflicht etwas weiterzugeben. Also lerne und lehre, doch vergiß nicht, das Schwert ist immer der Meister und du bist nur der Schüler.


Na toll, dieser Text war ja ganz schön, doch er half ihr auch nicht weiter. Sie brauchte etwas über ihren Bruder und nicht über Essen oder Waffen. Doch sie gab nicht auf, wieder griff sie ihn ein Blatt und zog es hervor, mal sehen was da so drin stand.

Hoch Geehrter Johann.
Ich bitte dich meinen Sohn zu dir zu nehmen und ihn in der Kunst des Schwertes zu unterrichten, am liebsten würde ich es selber tun, aber du weißt ja, als Händler hat man es nicht leicht. Außerdem bist du eine Koryphäe auf dem Gebiet. Er ist zwar noch ziemlich jung, doch wird er sich sicher ganz prächtig machen. Du wirst sehen, er hat Talent. Ich würde mich freuen, wenn du mir bald eine Antwort schickst.

gez. Sargkreg


Isabell hatte den Brief erst aus der Hand legen wollen, doch dann sah sie ihn noch einmal genau an. Sie hätte schwören können...das es die Handschrift ihres Vaters war, aber dieser hieß nicht Sargkreg. Ihr Vater hieß Darran. Auch wenn sie nicht so viel über ihn wusste, so war sie sich doch sicher, dass er das nicht war, aber wer war dieser Sohn, von dem da die Rede war? Vielleicht ihr Bruder? Sie wusste es nicht, doch langsam bekam sie Hoffnung, sie musste weitermachen. Weiterlesen. Ein Weiteres Schriftstück. "Nützliches Händler Einmaleins", das landete gleich auf der Ablage, auch wenn sie langsam verstand, dass hier ein angesehener Händler wohnt oder gewohnt hatte. Wohl eher letzteres, denn sonst wäre es hier nicht so verstaubt gewesen, doch sie musste weiterhin auf der Hut sein. Ein weiteres Schriftzeug klang dann schon vielversprechender, entpuppte sich aber als Stammbaumvorlage, ohne Eintragung.
Jetzt reichte es ihr mit den blöden Manuskripten, sie nahm ein richtiges Buch zur Hand, vielleicht stand in diesen ja konkreteres drin. Und tatsächlich, gleich beim ersten Mal hatte sie Glück. Das Buch trug den Titel. Reisetagebuch von Großhändler Sargkreg
Das Buch war viel zu groß und zu dick, als das sie alles hätte lesen können, doch eigentlich reichte schon der Einband, um sie zum schlucken zu bringen.

...zur Sicherheit vor möglichen Feinden benutze ich den Namen "Darran" als Decknamen, wenn ich auf Reisen außerhalb Khorinis bin....

Darran. So hieß ihr Vater. Ein Zufall? Genauso zufällig, wie sie von einer Lichtgestalt hierher gelockt wurde? Nein, ganz sicher nicht, aber das würde ja bedeuten, dass ihr Vater nur einen Decknamen benutzte und eigentlich Sargkreg hieß. Das alleine reichte schon, um ihre Neugierde zu wecken, noch war es Neugierde, bald würde es etwas anderes sein. Sie schlug die ersten Seiten auf und erkannte Wörter, die sie nicht kannte, doch darunter waren zwei bekannte, Gorthar und...Drakia...sofort schlug sie die Seite auf, in der von Drakia die Rede war, etwas Ungeheuerliches musste sie dort lesen.

Kap.1/ 23. Tag des Wolfes.

Ich bin in Drakia angekommen, einem kleinen, verschlafenen Fischerdorf. Eigentlich gibt es hier nichts zu holen, aber ich versuche ein paar Fischer für mich zu gewinnen. Ich hörte auch, dass durch die nahe Angrenzung an das Minental seltene Tiertrophäen hier sein, wer weiß.

Kap. 2/ 26. Tag des Wolfes

Ich habe einige interessante Kontakte gemacht. Die Männer hier sind arbeitswillig und freundlich. Von den seltenen Tiertrophäen habe ich leider noch nichts mitbekommen, aber wer weiß, das kann sich ja noch ändern.

Kap. 3/ 30. Tag des Wolfes

Heute war ein seltsamer Tag, mein Drakiaaufenthalt neigt sich zum Ende, doch ich lernte heute eine Frau kennen. Sie war unglaublich, als ich sie in der Taverne erblickte hat es mich fast umgehauen, ich glaube sogar, man hat es mir angemerkt. Ich muss sie unbedingt kennen lernen.

Kap. 4/ 31. Tag des Wolfes

Sie heißt Lariel, ich habe sie heute kennengelernt. Dieses Gefühl ist nicht in die paar Worte zu faßen, die ich hier gerne niederschreiben würde, aber ich glaube fast, ich habe mich in sie verliebt. Es war Liebe auf den ersten Blick. Ich werde meinen Aufenthalt noch ein wenig verlängern.

Ka. 5/ 20. Tag der Sonne

Dieser Aufenthalt hier dauert nun schon viel zu lange, doch ich bin nun schon so lange da. Meine Geschäfte sind mir nicht mehr wichtig. Wir beide genießen jeden Tag und haben alles andere hinter uns gelassen. Ich kann mir nichts anderes mehr vorstellen....


Danach folgten noch viele solcher Eintragungen. Unteranderem auch die, dass Lariel schwanger wurde, doch den Text überflog Isabell, denn sie hatte schon eine düstere Vorahnung was da jetzt kommen würde. Sie konnte das alles nicht fassen, all das was sie las klang so unglaubwürdig, doch schien es war zu sein, stand es doch schwarz auf weiß.

Kap. 23/ 17. Tag der Sterne

Endlich, unser Kind ist auf der Welt, geboren in einer stürmischen Nacht mit Regen, Blitz und Donner. Es ist ein Mädchen, wir haben beschlossen sie
Isabell Atem stockte bei dem Anblick der Zeilen, denn sie konnte das nicht glauben Isabell zu nennen. Lariel geht es gut, das ist das wichtigste. Jetzt haben wir das, was wir uns immer gewünscht haben.

Isabell blieb stehen. Sie brauchte Luft, irgendwie. Sie musste das alles verarbeiten. Dieser Sargkreg war also Darran, ihr Vater und ihre Mutter, Lariel, so hieß sie tatsächlich, sie spielte also diese Rolle. Doch was war mit ihrem Bruder? War er das zweite Kind von ihnen? Sie konnte das gar nicht alles sofort verarbeiten, doch sie las weiter, allerdings stand da kaum mehr was, das Buch endete mit zerfetzten Seiten, ein paar Stücke konnte sie noch entziffern.

Kap....10.........

Lariel.........verlassen.......Streit......zurück..nach Khorinis.....Besuchen.......wegen Isabell......Trauer.......schrecklich.......verzeih mir......


Das was sie entziffern konnte, das ließ darauf schließen, dass ihr Vater ihre Mutter verlassen hatte, doch besuchte er sie immer noch wegen ihr. Sie war ganz verwirrt, diese Kammer hatte verdammt viel Staub und ihr Gehirn brauchte Sauerstoff, sie ging nach draußen und öffnete kurz die Tür um Luft zu schnappen, danach ging sie wieder rein. Sie hatte schon viel zu viel erfahren, vorallem ihr Vater wurde in ein schiefes Bild gerückt, dabei hatte sie doch so eine gute Meinung von ihm. Aber vielleicht irrte sie ja auch, er war wirklich kein schlechter Mensch, so wie sie ihn kennen gelernt hatte. Aber was ihren Bruder anging, da wusste sie noch immer nicht Bescheid. Aber aufgrund des Tagebuchs konnte man darauf schließen, dass Lariel ihre Mutter und Sargkreg ihr Vater kein Kind mehr zusammen zeugten, dann wäre ihr Bruder also nur ihr Halbbruder. Aber sie hatte noch eine weitere Vermutung und diese wurde grauenhaft in dem zweiten dicken Buch bestätigt, es trug den Titel: Tagebuch von Großhändler Sargkreg und es hatte dieselben Aufbauten. Es war nicht schwer zu erahnen, was darin stehen musste und doch sollten sie Worte ihr Leben verändern. Da das meiste nur Erinnerungen an die ersten Schritte als Händler und an sein Leben waren, ließ sie vieles aus, bis sie die richtige Stelle fand.

Kap. 126/ 18. Tag der Schlange

Nun ist es schon so lange her, seit ich Lariel und die Kleine das letzte Mal gesehen habe. Ich wünschte mir nur, ich könnte öfter bei ihr sein. Das alles war nicht gewollt, wir wollten es beide nicht, doch trotzdem war unsere jugendhafte Liebe zu schwach. Ich muss mich mehr ablenken, mehr meinen Geschäften nachgehen.

Kap. 156/ 18. Tag des Wolfes

Lange habe ich nichts mehr geschrieben. Aus einem einfachen Grund. Mein Herz hatte sich wieder verfangen. Ich hatte mir gewünscht nie wieder zu lieben, da ich gedacht hatte, nie jemanden so wie Lariel lieben zu können, doch das alles war ein Irrglauben. Unser Zusammentreffen war eher zufällig auf einem Dorffest, mitten auf einer der Bauernhöfe. Sie heißt Leiana und nur eine einfache Frau aus dem Volk. Sie hat nichts, besitzt nichts und doch liebe ich sie. Ich habe es ihr gesagt und die letzten Tage waren einfach unvergesslich schön. Viele möchten mich für einen Bastard halten, der ich sicher auch bin, ich schäme mich selber für all das, doch ich lasse die beiden anderen nicht im Stich. Ich schicke ihnen regelmäßig Goldstücke und komme so oft es geht, es fehlt ihnen an nichts, auch wenn ich mich damit nicht von meiner Schuld befreien kann. Aber trotzdem liebe ich Leiana und daran wird sich auch nichts ändern.

Kap. 160/ 20. Tag des Wolfes

Leiana und ich haben beschlossen zusammen zu ziehen, in das Haus hier im Oberen Viertel von Khorinis, dort werden wir sicher glücklich, es ist besser als sich immer in der Stadt zu treffen, da ich wegen der Arbeit auch manchmal tagelang nicht rauskomme.


Und dann überflog sie schnell den Rest, der kein bisschen weniger faszinierend war, doch sie wollte es jetzt wissen, sie wollte jetzt wissen, was mit ihrem Bruder war und es stand alles da, alles haargenau hier drin, in diesem gottverdammten Buch.

Kap. 242/ 1. Tag des Mondes

Unser Kind, unser Kind ist da. Schon wieder in einer Nacht voller Regen, Blitz und Donner, doch hauptsache es ist da, Leiana hat mir einen Erbfolger geschenkt, beide sind wohlauf. Ein Junge, es ist ein prachtvoller Junge, er wird sicher mal ein großer Mann, doch bis dahin werde ich beten, beten das diesmal nichts schief läuft.

Kap. 245/ 3. Tag des Mondes

Leiana und ich haben uns darauf geeinigt, den Jungen Rociel zu nennen, so soll er von nun an heißen, für immer und ewig.

Kap. 301/ 27. Tag der Sonne

Der Junge entwickelt sich prachtvoll, es ist nichts ungewöhnliches an ihm. Meine Geschäfte gehen gut, obwohl der Einbruch im Exportbereich sehr spürbar ist. Trotzdem uns geht es gut und meine Liebe zu Leiana ist ungebrochen, wir lieben uns noch immer so sehr, fast zu sehr. Auch wenn sie nur eine einfache Frau ist, kann sie doch alles, was auch eine adlige oder reiche Frau könnte, aber wahrscheinlich ist es gerade die Bescheidenheit, ihre Begabung und ihr Talent, die sie zu etwas besonderen machen.

Kap. 321/ 22. Tag der Winde

Böse Selbstzweifel plagen mich, ich habe irgendwie das Gefühl, dass sich die Geschwister langsam mal sehen sollten. Er ist jetzt zweieinhalb Jahre alt, Isabell ist fünf. Außerdem habe ich sie schon lange nicht mehr gesehen.

Kap. 334/ 30. Tag der Winde

Ich habe es gewagt, bin tatsächlich heimlich aus Khorinis gefahren, mit dem Kleinen, nach Drakia. Es war gefährlich, doch es ist alles gut gegangen. Die strahlenden Augen von Isabell waren die Mühe wert, aber ich glaube, sie hatte nicht verstanden, wer ihr neuer Spielpartner war, doch entweder Lariel oder ich würden es ihr erzählen. Irgendwann, wenn sie mal alt genug war. Lariel hat es akzeptiert, auch wenn ich weiß, dass ich ihr etwas genommen habe, so liebe ich sie selbst jetzt noch, obwohl es da Leiana gibt, die ich noch mehr liebe, aber ich habe sicher niemanden ausgenutzt, das ist eine Lüge.

Kap. 555/ 22. Tag des Wolfes

Rociel ist mittlerweile zehn Jahre alt. Er hat sich so hervorragend entwickelt, er nimmt Unterricht bei den größten Meistern seiner Zeit und lehrt sehr eifrig. Ich bin stolz auf ihn. Isabell hat sich auch prächtig entwickelt und steht ihrem jüngeren Bruder in nichts nach. Sie ist genau so geschickt wie er. Das Schreiben und Lesen bringe ich ihr bei meinen Ausflügen nach Drakia bei. Langsam weiß sie auch zu verstehen, erkennt mich als ihren Vater und selbst Lariel hat sich damit abgefunden, manchmal können wir jetzt sogar miteinander lachen und uns alles erzählen, ich bin froh über diese Wendungen.

Kap. 765/ 5. Tag der Nachtigall

Mein Sohn hat mittlerweile ein größeres Wissen als ich, auch an Kampfkraft ist er mir schon weit überlegen, ich denke das er den richtigen Weg geht. Er hat sich treu Innos verschworen, nichts anderes hatte ich von ihm erwartet. Heute ist er noch bei seinem Lehrer, aber morgen werde ich ihn zur Miliz schicken, dort wollte er schon immer hin, doch sie hatten ihn nicht genommen, da er noch zu jung war, aber jetzt. Isabell habe ich leider längere Zeit nicht gesehen, erst die Krankheit, dann der Sturm...aber bald werde ich das nachholen.


Hier endete das Buch, es ging nicht mehr weiter, obwohl noch Platz nach hinten war. Komisch, wirklich komisch, doch die Frau war sowieso bedient. Das alles war...war unglaublich, unfassbar. Sie hätte vor ein paar Tagen niemals mit soetwas gerechnet, es war einfach phänomenal. Ein weiteres Mal ging sie zur Türe und öffnete sie, ging diesmal aber leise raus und schloss sie wieder, dann lehnte sie sich gegen eine Wand und atmete die klare Luft ein, sie sollte ihr Gehirn mal etwas in Form bringen. Ihr Bruder hieß also Rociel....

Rociel, Rociel Rociel...Rociel Rociel Rociel. Hallo? Hallo? Hallo? Wo bist du? Wo bist du? Wo bist du? Den Namen, Namen Namen...hab ich schon mal gehört, gehört, gehört...ich bin mir ganz sicher, sicher sicher. Gehört, gehört, gehört. Wenn ich nur wüsste wo, wo, wo, wo, wo....

Es war wie ein Eche in ihrem Kopf, dieser Name, er kam ihr so vertraut vor. Hatte sie den Namen wirklich erst heute einmal gehört? Sie musste herausfinden, wie Sargkreg weiter hieß, erst dann brachte ihr das was. Wenn sie erst mal den Namen wusste, dann hätten sich ihre Chancen sehr viel weiter erhöht, denn dann könnte sie nach Rociel effektiv suchen. Unter diesem Buch war noch ein zweites. Es trug den Titel. Geschäftsurkunden Sie musste nicht mal groß blättern, schon das erste Blatt war der Familienstammbaum und dort stand ein Name, der sie nicht nur ins Wanken brachte, sondern der sie geradezu wahnsinnig machte. Der erste war schon schlimm, denn er lautete Fürst Sargkreg Pergamo Doch bevor sie zusammen brach, sah sie herab. Darunter waren zwei Pfeile. Einer führte zu ihr, zu ihrem Namen, das war ihr jetzt klar, doch der andere führte zu niemand geringerem als zu.

Fürst Rociel Pergamo

Jetzt brach sie auch wirklich zusammen, der Stuhl war keine Stütze mehr, sie fiel auf die Knie, auf allen Vieren versuchte sie sich vergeblich festzuhalten, doch es gab keinen Halt. Pergamo, dieser verdammte Idiot. Er war ihr Bruder? Das konnte doch alles nur ein böser Traum sein? Den Mann den sie liebte und den sie so schändlich verlassen hatte, er war ihr Bruder? Der Bruder, den sie seit Jahren suchte, für den sie ihr Leben aufs Spiel setzte, er war nun die ganze Zeit neben ihr gewesen, sie hatte ihren kleinen Bruder geküsst? Das war nicht wahr, nein das konnte nicht wahr sein.

Das ist nicht wahr! sprach sie mit energischer Stimme, doch sofort wechselte es.
Das ist nicht wahr... in einem leisen, weinenden Ton. Sie war total fertig, sie konnte das alles nicht glauben. Doch trotzdem musste sie das tun und sie wusste es auch, doch wieso und wer hatte sie hierher geführt? In das Heimathaus ihres Vaters, in das Haus von Rociels Mutter und das Haus ihres Bruders höchst persönlich? Sie wollte es immer wissen, sie hatte sich mehr als zweiundzwanzig Jahre gequält und jetzt das.
Sie wollte über all das nachdenken, doch bevor sie ihren Gefühlen freien Lauf geleisten konnte, musste sie hier weg. Auch wenn es schwer war sich jetzt noch zu konzentrieren und überhaupt an etwas anderes zu denken, so tat sie es, sie musste hier weg, hier war sie nicht sicher. Sie musste aber alles an Geschreibsel mitnehmen, es war Familienbesitz. Es gehörte ihr und Rociel, außerdem brauchte sie es, denn sie hatte die Worte der Lichtgestalt noch genau im Kopf:

Dein Bruder weiß nichts von dir, gar nichts, du wirst ihn also erst überzeugen müssen, aber ob das gelingt, das liegt nur an dir, es sei dir gleich gesagt, es liegt geschrieben, dass du ihn finden wirst, aber ob er dich akzeptiert, dass kann niemand sagen

Sie packte alles in einen Lederbeutel, in dem ursprünglich Holzstücke waren, obwohl es hier keinen Kamin gab. Wenigstens passten da alle Manuskripte rein und auch die Bücher fanden ihren Platz. Sie schnürte den Beutel zu und machte sich auf alle Lampen zu löschen, dann schloss sie die Türe hinter sich und schlich sich aus dem Oberen Viertel. Sie machte es wie beim ersten Male, einfach einstudiert, ohne wirklichen Sinn dahinter stieg sie über die Mauer, direkt herüber. Danach verschwand sie zum Hafen, dort, auf ein paar Klippen abseits der Menschen blieb sie stehen, hier legte sie sich sanft auf ein paar Steine und sah in das tosende Meer, sie hatte mit allem gerechnet, doch nicht mir dem, das war einfach nicht normal. Sie wusste nicht, wie sie das einschätzen sollte, ob das wieder zu den berühmten Schicksalschlägen gehörte, doch irgendwie war sie auch froh. Die Last von zweiundzwanzig Jahren fiel von ihr ab.

Sie wollte noch viel mehr nachdenken, noch viel mehr lesen, doch in einem Meer aus salzigen Tränen schlief sie ein, sie hatte nicht mal mehr Kraft für das, nach all dem passierten war sie einfach nur fertig. Nur so verdammt am Ende, Schlaf würde ihr gut tun.
14.12.2003, 08:46 #21
Isabell
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Es war noch nicht sehr spät, als Isabell wieder geweckt wurde, eine riesige Welle musste gegen die Klippen gekracht sein, so dass sie nun einige Spritzer Wasser auf ihrer Wange verspürte, die sie instinktiv aufwachen ließen. Müde wand sie sich dort und öffnete langsam die Augen. Sie war für mehrere Momente wieder wie immer nur am gähnen, wusste nicht mehr, wo sie war oder was sie hier tat, doch es dauerte nicht lange, bis ihr Hirn wieder da war, wo es gestern Abend eingeschlafen war. Nachdem sie sich noch zusaätzlich geweckt hatte, kauerte sie sich gegen die Wand und sah auf den Lederbeutel, in dem noch immer alles war. Die Bücher, die Manuskripte, die Urkunden, all das. Sie musste schon wieder weinen, am frühen Morgen schon. War das jetzt ein gutes oder ein schlechtes Zeichen? Sie konnte das alles einfach nicht glauben, es kam ihr wie ein böser Traum vor. Wieso, wieso er? War das wirklich war? War dieser Mann der Junge, den sie noch in ihrer frühen Kindheit in Erinnerung hatte? Ein einziges Mal hatten sie sich gesehen, seitdem nie wieder. Genau wie es in dem Buch ihres Vaters stand. Sie wusste jetzt eine Menge mehr, man konnte fast sagen, in diesen paar Stunden hatte sich ihr gesamtes Wissen verdreifacht, das was ihr am wichtigsten war lag nun klar vor ihr. Sie versuchte das alles noch einmal zu verstehen, in einem logischen Zusammenhang zu bringen.

Also mein Vater hieß nicht Darran, sondern Sargkreg, er war ein reicher Händler aus Khorinis und wohnte hier im Oberen Viertel. Auf einer seiner Geschäftsreisen kam er nach Drakia. Dort hat er meine Mutter kennengelernt, Lariel. Aus der Beziehung der Beiden ging ich hervor, doch bald darauf zerstritten sich die beiden und trennten sich. Lariel zog mich in Drakia auf, während Sargkreg in Khorinis eine neue Liebe fand, die Leiana hieß. Mit dieser zeugte er meinen Bruder, Rociel. Nur einmal haben wir uns gesehen, doch er war zu klein, um sich das einzuprägen. Niemand hat ihm je gesagt, dass er eine Schwester hat, nur meine Mutter erzählte mir vor ihrem Tode noch von der Existenz eines Bruders....
Niemals sprachen sie von Halbbruder, obwohl sie das ja eigentlich waren. Nur das Blut ihres Vaters verband sie. Aber auch ich hatte nie einen Halbbruder, auch ich hatte nur einen Bruder.
Und jetzt...jetzt erfahre ich, das mein Bruder Wochen lang mit mir reiste. Er konnte es nicht wissen, aber ich...wieso habe ich das nie gespürt? Da war dieses Gefühl, ich hatte mir gedacht ihn schon mal gesehen zu haben, doch war ich mir nie sicher und tat das als Irrsinn ab. So eine verrückte Welt. Ich weiß nicht so recht, aber irgendwie freut mich das. Zwar ist es ein Schock, denn das konnte ja schon fast kein Zufall mehr sein, aber trotzdem, Pergamo, wie er sich immer nannte, er war mir das Liebste, was ich mir vorstellen konnte. Wer weiß, was es sonst noch so Typen gab, aber er ist sicher der beste Bruder der Welt. Aber das Lichtwesen hat Recht, es wird nicht einfach sein, ihn zu überzeugen, meine Flucht...wer weiß, was er nun von mir hält, vielleicht hasst er mich sogar. Jetzt verstehe ich auch erst, was da alles zwischen uns passiert ist. Aber es ist mir egal, hauptsache ich kann ihn wieder als meinen Bruder in die Arme nehmen. Jetzt wo ich ihn endlich wieder habe, jetzt will ich ihn nie wieder alleine lassen. Genau wie ich es einem gewißen Fürst Pergamo versprochen hatte und er mir. Jetzt würde ich mein Versprechen halten und da es nun niemanden mehr gibt, den ich vermisse werde ich auch nie wieder fliehen müssen.
Aber eines frage ich mich wirklich. Wieso benutzt er immer nur seinen Titel und seinen Familiennamen? Ich habe noch nie gehört, dass er den Namen Rociel nur erwähnte, noch nie. Der Sache werde ich auf den Grund gehen, aber jetzt muss ich so schnell wie möglich nach Drakia zurück, es gibt so viel zu erzählen und jede ungewiße Minute ist schlecht.


Das Mädchen erhob sich von ihrem steineren Untergrund und ging über einige Umwege zurück zum Hafenviertel. Dort war in den frühen Morgenstunden schon eine Menge los, aber da sie wirklich keine Zeit hatte hier groß zu diskutieren sah sie sich nur kurz um, bis sie fünf Fischer sah, die mit frischen Fisch wieder zurückkehrten, sie sah sich den kräftigsten aus, der auch etwas vertrauenswürdig wirkte und sprach ihn dann an.

"Hey ihr da! Bringt mich nach Drakia, schnell."

"Hrmmpppfff"

"Was ist, worauf wartet ihr noch, die Fische können doch sicher warten."

"Hrmmmpppff, verschwindet, ich hab jetzt keine Zeit, mit den Fischen verdiene ich mir meinen Lebensunterhalt."

"Na daran soll es nicht scheitern, ich gebe euch einhundert Goldstücke, wenn ihr mich nach Drakia jetzt auf der Stelle bringt."

"Ein...Einhundert Goldstücke? Soviel habt ihr doch nicht mal Mädchen, hört auf mich zu....ahhhhh, au, verdammt, was war das?"

"Eure Anzahlung, fünfzig Goldstücke, den Rest gibts in Drakia und jetzt schwingt euch ins Boot Fischer!"

"Schon gut, schon gut, eure Argumente sind überzeugend, wir fahren sofort los...einhundert Goldstücke, Wahnsinn..."


Der Fischer machte das Boot wieder los und dann legten sie ab, Isabell vertraute dem Kerl nicht so richtig, war deshalb wachsam, doch der Kerl sollte es sich zweimal überlegen sie in irgendeiner Weise nur schlecht anzusehen. Schließlich war das ein sehr nobles, fast schon verschwenderisches Angebot. Doch das Gold war ihr so egal, sie wollte endlich ihren Bruder wiedersehen, hoffentlich konnte sie bis dahin alles verarbeiten, was sie so erfahren hatte.
14.12.2003, 10:42 #22
Heimdallr
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Seine Haare wehten im Wind und sein Harpyienumhang spielte das Lied des Windes, alles wehte nach hinten, ein kräftiger Gegendwind hatte ihn erreicht, hinderte ihn effektiv vorrann zu kommen, seine Sicht war geschmälert, nur wenige Meter weit konnte er sehen. Das alles nur wegen diesem kleinen Sturm, der über das Land fegte. Pergamo hatte sich lange Zeit in einer kleinen Überdachung aus Steinen aufgehalten, es war kalt und er fror, doch seine Rüstung wärmte ihn, sie war für ihn da. Doch konnte sie ihn nur äußerlich wärmen, für seine Muskeln und seine Haut, doch in seinem Kerzen war eine eisige Kälte hereingebrochen. Er hatte es erst jetzt richtig verarbeitet, erst jetzt konnte er verstehen, was ihm da wiederfahren war. Es war dunkel, wirklich dunkel geworden. Er hatte verstanden, was geschehen war, wollte es in den ersten Stunden des gestrigen Morgens nicht wahrhaben. Isabell war fort, einfach so gegangen. Er hätte sogerne noch einmal in seinem Folianten nach ihren Gedicht gesucht, doch den hatte er in dem Haus in Drakia gelassen. Er hatte nicht viel geweint, nicht in der Quantität, er hatte kaum mehr Kraft dazu gehabt, doch eine einzige Träne reichte aus, um ihn schlafen zu lassen. Das Land zwischen der Küste und dem Minental, es war nun sein Aufenthaltsort gewesen, doch hier war es genauso wie in seinem Herzen. Es war sehr kalt und nicht gerade gemütlich.

Er nahm noch eine Moleratkeule aus seinem Proviant und ging dann, an ihr knabbernd, weiter. Er musste weiter. Eigentlich verstand er nicht so genau, warum er diesen Berg jetzt eigentlich aufsuchte, doch es war ein innerer Drang. Die Worte dieses Lichtwesens, sie klangen so überzeugend, so unnahbar, als ob sie alles entscheiden könnten. Er musste einfach zu diesem Berg, ob er nun wollte oder nicht. Außerdem war es ein Ziel, es wäre wohl katastrophal gewesen ohne Ziel durch's Leben zu wandern, jetzt nach all dem. Es war gut, dass er so auf eine gewisse Weise abschalten konnte. Doch Isabell spukte immer in seinen Gedanken herum, manchmal war sie für ein paar Stunden weg, doch dann kam sie wieder zurück. Manchmal musste er wirklich darüber lachen, denn er war doch so naiv anfangs zu glauben, dass er sie schon irgendwie vergessen könnte, doch diese ultimative Lüge wurde ihm schnell klar. Isabell war nicht zu vergessen, sie hatte sich nicht nur in seine Gedanken als gute Kämpferin, Jagdpartnerin und Freundin gebrannt, in seinem Herzen liebte er sie noch immer. Wie sollte er sie nur vergessen? Niemals, niemals...es wäre auch eine Untat es zu tun, auch wenn er so nie seinen Frieden finden würde.

Erst Vater und Mutter, dann die Freiheit, dann Khorinis, dann Isabell und demnächst das eigene Leben? Ich habe schon wieder etwas verloren. Wieso haben meine ganzen Taschen so viele Löcher, warum ist mein Herz nicht groß genug um sie festzuhalten? Ich sollte mich in Acht nehmen, ich darf nie mehr jemanden lieben, mich nie wieder mit jemanden gut und längerfristig verstehen, sonst verliere ich sie auch noch. Ich brauche neue Kleidung, ich brauche eine geflickte Hose, ein geflicktes Leben....
14.12.2003, 13:11 #23
Heimdallr
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Immernoch hatte es nicht aufgehört zu winden und zu stürmen, aber er gab nicht auf, ließ nicht locker. Der Wind wurde immer schwächer, langsam aber sicher schien er in diesem Duell zu gewinnen, zumindest hoffte er das, denn in einem echten Duell gegen eine Naturgewalt hatte er keine Chance. Um ihn herum waren felsige Öde und kleine Grassteppen, in so einem Gebiet war er noch nie gewesen, aber er war sowieso noch nie in dieser Gegend gewesen. So weit waren sie nie zum Jagen herausgegangen, es war viel zu weit von Drakia oder der nächstbesten Behausung entfernt. Er konnte sich auch nicht vorstellen, dass sich hier irgendein Mensch häuslich niederlassen würde, sowas schien ihm doch sehr unwahrscheinlich zu sein. Immer wieder blickte er in eine Weite, die zauberhaft war, denn sie hatte etwas besonderes an sich. In so einer Weite gab es keine Grenzen mehr, aber doch behagte es ihm ganz und gar nicht. Es war auch sehr einsam hier und auch sehr öde. Die Steppen waren zwar sehr weit, doch boten sie praktisch keine Abwechslung, wohin das Auge auch blickte, immer wieder dasselbe. Aber er wusste schon, die Wälder von Gorthar würden ihn schon erwarten. Er würde seinen Mentor mal wieder aufsuchen, es war wichtig, sie hatten sich schon Wochen nicht mehr gesehen, oder war es noch länger? Jedenfalls eine lange Zeit. Vielleicht konnte er ja seinen Schmerz lindern, der weise Innospriester hatte ihm schon einmal geholfen. Vielleicht würde er ihm ja erklären können, warum man immer wieder auf so eine brutale Weise zurückgeworfen wurde.

Er kam endlich an die Spitze des Hügels, jetzt befand er sich schon seit einer Stunde im Aufstieg, nur um diesen Hügel aus Sand, Steinen und Gräsern zu besteigen. Er wollte das tun, damit er mal einen besseren Überblick bekam, wo er eigentlich war. Er sah hinab in eine weitere riesige Steppe und auch einen Bach konnte er erkennen, das sollte sein nächstes Ziel erkennen. Mühevoll ging er wieder abwärts, was aber erheblich leichter war als aufzusteigen und vorallem schneller ging.

Seine Füße taten ihm jetzt schon weh, die Stiefel waren zwar robust, aber das Wahre waren sie wirklich nicht. Er würde unten am Bach eine kleine Pause machen, da würde er sich ein bisschen ausruhen. Auch hatte er Hunger, heute Morgen die Keule war wohl etwas wenig, aber er musste mit den Vorräten sparsam umgehen. Sie zu verschwenden war keine gute Idee, diese Seite des Tals kannte er noch gar nicht, er hatte keine Ahnung, wann er zu diesem Berg denn nun kommen sollte. Irgendwann wollte er sich doch mal neue Stiefel kaufen oder? Wann würde das wohl sein, er wollte es gar nicht wissen, denn er wusste, dass es noch eine Ewigkeit dauern würde.

Schicksalsberg...hm...komischer Name. Ich hasse diesen Namen, Schicksal. Immer wenn ich an Schicksal denken muss, dann denke ich an all das passierte und ich frage mich, ob es wirklich alles nur Schicksal war, dass sie alle gestorben oder weggegangen sind. Dieser Name klebt wie ein Fluch an mir, hoffentlich ist der Name des Berges kein weiteres böses Omen, ich will es nicht hoffen. Aber was sollte mir schon noch passieren, jetzt kann mir eh nichts mehr passieren.

Er ging weiter, bis er unten am Bach ankam. Dort blieb er erschöpft stehen und vernahm das Plätschern einer kleinen Quelle, die den Bach speiste. Er legte sich an die Quelle und zog seine Stiefel aus, das kühle Nass war eine Wohltat für seine Füße, so unglaublich schön....
Er nahm aus dem Beutel ein frisches Stück Brot, dass langsam gegessen werden musste, wenn es nicht hart werden sollte, danach noch etwas Wurst und machte sich dann darüber her. Nach einer Spülung mit einem Krug Wasser füllte er diesen mit dem klaren Bachwasser wieder auf und verstaute alles, eigentlich hätte er ja weitergehen müssen, doch irgendwie nickte er dann doch ein, es war so, als ob das Plätschern des Baches ihn einlullte.
14.12.2003, 13:50 #24
Isabell
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Seit Stunden schon schipperten sie auf dem tosenden Meer, Isabell hatte etwas Sorge, denn der Wellengang war heute noch brutaler, fast konnte man meinen, dass es einen Sturm geben würde. Man konnte genau sehen, wie die Wellen an den Klippen zerschellten und wie sich immer wieder neue Wasserfontänen daraus bildeten, die Wellen die es bis zum Strand schafften, schwemmten den ohnehin schon kargen Sand geradezu weg. Zu allem Übel war da noch dieser Fischer, zwar leistete er gute Arbeit, sie kamen recht schnell vorrann, zumindest wenn man den Wellengang berücksichtigte, doch die schleimigen Augen gefielen ihr nicht. Sie konnte sich gar nicht so richtig auf die Umgebung konzentrieren, gar nicht das Meer und den Himmel genießen, denn sie musste die ganze Zeit auf den Typen achten. Scheinbar hatte er Gold gerochen und wollte jetzt noch mehr haben, aber daraus wurde nichts, sie würde schon aufpassen, dass da nichts passierte. Ihren Dolch jedenfalls hatte sie griffbereit und ihre Rüstung saß auch bestens, um jeden Angriff abzuwehren. Ach ja...ihre Rüstung...sie, sie hasste sie wirklich. Es gab nichts aus ihrem Besitz, den sie so sehr hasste wie diese Rüstung....

Plötzlich passierte etwas vollkommen unerwartetes und auch der schleimige Fischer schien davon große Augen zu kriegen. Isabell hatte ihren Gürtel abgelegt und dann einfach die Rüstung ausgezogen und sie ins Meer geworfen, einfach über Bord ins Meer geworfen.

*Platsch*

Mit einem Gurgeln wurde der Eisenpanzer in die Tiefe gezogen, sollte er doch da glücklich werden. Sie hatte ein für alle mal mit Torolothan abgerechnet. Nie wieder wollte sie durch dieses Schreckensgebilde daran erinnert werden, dass sie einst eine Gefangene war. Sie hatte jetzt keine Angst mehr, vor nichts und niemanden. Der Lernprozess in ihrem Hirn, die schrittweise Verarbeitung der Tatsachen, sie zeigten Wirkung. Isabell war so glücklich, wie schon lange nicht mehr, sie brauchte nichts und niemanden mehr, auch keine Rüstung aus Dämonenstahl. Sie hatte diese Rüstung einfach dem Meer geschenkt, auf dem Markt hätte sie für dieses edle Stück fünfhundert Goldstücke aufwärts bekommen, doch diese Rüstung sollte niemals mehr von einem Menschen getragen werden. Sie war zu grausam, als das sie das hätte riskieren können. Der Fischer hatte die ganze Zeit einen Schock erlitten, wieso sie einfach ihre Rüstung wegwarf, die doch eigentlich so gut aussah, er hätte sie bestimmt gerne genommen, aber das war nicht der Sinn der Sache. Sie konnte jetzt schon wieder richtig lächeln, atmete tief ein und aus und freute sich über diesen Schritt. Sicher brauchte sie eine Rüstung, ohne war die Welt einfach zu gefährlich, doch nicht diese, nicht diese verfluchte.

Und weiter ging die Fahrt, schon bald waren die letzten Bläßchen verschwunden und der Fischer legte sich wieder in die Ruder, Isabell behielt den Dolch trotzdem unter ihrem Blusenärmel, aber der Typ schien doch harmloser, als sie anfangs dachte, vielleicht war es einfach sein schleimiger Blick, der ihn so unsympathisch machte. Bald schon würde sie Drakia sehen, ja bald und dann wäre hoffentlich wieder alles gut. Doch sie musste sich erst mal ne gute Entschuldigung überlegen, bevor sie ihm sagte, was Sache war, aber sie würde damit nicht warten, auf irgendeinen richtigen Augenblick oder so einen Quatsch, denn wann war schon der richtige Augenblick um jemanden soetwas zu sagen. Diesen Augenblick gab es nicht, also half es auch nicht zu warten, sie musste es ihm sofort sagen.
14.12.2003, 15:22 #25
Heimdallr
Beiträge: 12.421

Im Schlafe hatte er einen Traum, es war ein schöner Traum, denn Isabell war in ihm, nicht mal hier ließ sie ihn in Ruhe, das würde doch nur wieder Trauer bringen. Doch in seinem Traum war er glücklich, wäre am liebsten nie wieder aufgewacht, doch er spürte auf einmal einen stechenden Schmerz auf dem Hals, der sich so einbrannte, dass er aufwachen musste. Es war das Amulett, es glühte förmlich, das konnte nur eines bedeuten, Gefahr war in der Nähe. Es war wirklich sehr nützlich, denn so konnte er immer schlafen wenn er wollte, ohne beunruhigt sein zu müssen, doch bot der Grund keinen Anlass zur Freude, er musste aufpassen.
Schnell schlugen die Augen auf, erst war er noch unsicher, doch dann erhob er sich mit einem Satz, stieß dabei schmerzhaft an einen Stein am Ufer an, schließlich hatte er seine Füße noch immer in dem eiskalten Bachwasser gehalten. Sie trockneten schnell auf dem Ödland während er sich umsah. Es war am Anfang noch keine Gefahr zu erkennen, doch dann hörte er sie kommen. Ein leises Trampeln war zu hören, es waren keine großen Tiere, aber sie kamen in Massen. Schnell zog er sich nun die Stiefel an und schnürrte sie eilig fest, diese Hektik, doch wozu? Er erwartete mit offenen Ohren die mögliche Gefahr und die kam augenblicklich über den Hügel gejagt, aus dem auch er kam. Es waren Wölfe, ein ganzes Rudel, sie schienen durstig an den Bach zu wollen, doch er störte da. Es war zu spät um zu fliehen, doch er wollte dieses Rudel weder angreifen noch töten, doch die scheinbar tollwütigen Tiere ließen ihm keine Wahl. Sofort nahmen sie ihn auf, visierten ihn und rochen seine Spur, ihre Beißerchen ausstreckend. An ihnen rann weißer Speichel heraus, wie eine klebrige Masse Honig fiel er zu Boden, das waren nicht die Wölfe, die er kannte. Normalerweise waren sie doch froh, wenn man sie in Ruhe ließ, auch wenn der Gedanke an Menschenfleisch für sie sicher nicht der schlechteste war.

Er konnte nicht verhindern, dass sie ihn angriffen, es waren zuviele, als das er sie hätte zählen können, er konnte nur sein Schwert ziehen und kämpfen. Ein Wolf nach dem anderen fiel unter seiner Klinge, sie durchbohrte die weiche Haut der Wölfe ohne Probleme, Blut spritzte und winselndes Flehen ertönte, doch er konnte das alles nicht hören, wollte es nicht wahrhaben.

Lauft doch weg. Ich will euch nicht töten, wieso muss das sein? Warum müssen wir immer kämpfen, gibt es denn wirklich keinen anderen Weg? Ihr habt mir doch gar nichts getan, warum sagt euch euer Instinkt, dass ihr mich töten müsst? Ich verstehe das alles nicht, warum tut ihr mir das nur an? Ihr macht mir das Leben nicht leicht, ist es doch eh schon so schwer. Glaubt ihr wirklich, ich kann euch nach diesem Blutbad noch in die Augen sehen? Glaubt ihr wirklich, ich kann noch einmal einen Wolf in die Augen sehen, ohne zu wissen, dass ich schon so viele von euch getötet habe? Ich hasse diesen Kreislauf. Gehört das vielleicht alles zu meinem Schicksal? Nun lauft doch schon, seht ihr denn nicht, dass es zu spät ist, die Toten können nicht mehr zurückkehren. Lauft doch endlich verdammt noch mal, lauft fort in die Weite und reißt Wild, lauft und vermehrt euch erneut, lauft und vergesst das alles hier. Bitte, ich halte das nicht mehr aus...

Hört auf! Lauft weg! Bitte...lauft weg...

Aus den Gedanken die er mitten im Kampf hatte, wurde ein Schrei, der die Erde erzittern ließ, anfangs war er voller Energie und mit einer Überzeugung, die nichts dergleichen kannte, dann jedoch wurde es ein Flehen, dann wurde es ein Winseln. Die Wölfe hatten es aber verstanden, er hatte es geschafft. Fünf Stück waren noch übrig, sie waren augenblicklich zur Ruhe gekommen und trotteten jetzt mit gesenktem Kopf wieder den Bach entlang, bis sie verschwunden waren sah er ihnen nach...
Um ihn herum lagen die Kadaver von sechs weiteren Wölfen, alle auf eine grausame Art und Weise gefallen. Wenigstens hatte sein Schwert kurzen Prozess gemacht, es war ein schneller Tod ohne Schmerz. Sein Schwert war blutgetränkt, alles Wolfsblut. Er wollte sie nicht töten und hatte es dennoch getan...tun müssen. Er hasste sich nur noch ein Stück mehr, doch war es egal, da es eh schon nicht mehr weiterging. Um ihn herum hatte sich ein Kreis aus Blut gebildet, die Erde war abschüssig und so rann das Blut Richtung Bach, wo es das Rinnsal rot zu färben versuchte.
Schon wieder war soviel Blut hier, er hatte es nicht mehr sehen wollen, doch es übte eine Macht auf ihn aus, als ob er davon besessen wäre. Wieder führte er sein Schwert zum Mund und streckte seine Zunge aus, er wartete, dass ein Tropfen falle, damit der Bann gebrochen wäre. Er hatte Durst, schrecklichen Durst...
Aber er war schwach, er schaffte es wieder nicht das Blut zu trinken, er zuckte in dem Moment, wo der Tropfen fiel, mitten auf der Erde sich zerteilte und der Moment somit verpasst war. Verdammt, wann konnte er es endlich trinken, wann konnte er endlich wieder Blut trinken?
Angewieder von sich selbst, ertränkt in dem unmenschlichen Ekel, besaß er die Kälte den Tieren noch ihre Zähne und ihre Krallen abzunehmen, die genau in den Beutel kamen, wo auch schon die Wargtrophäen ein Ende gefunden hatten. Danach wusch er sein Schwert und steckte es weg, eher er in den Bach schaute und einen Blick riskierte.

Sein Gesicht war mit kleinen Blutspritzern überzogen, die er nun wegwischte, es war wie eine Reinigung, als das Wasser seine Haut berührte. Sein Gesicht hatte sich wirklich verändert, Isabell hatte Recht gehabt. Es war ein Stück besessener, nur von was? Dieser ganze Traum, hatte er etwa noch immer Nachwirkungen? Oder war es vielleicht nur seine schwarze Seele, die er nicht mehr kontrollieren konnte?
Nachdem er die "Reinigung" vollzogen hatte, fühlte er sich wieder ganz gut, er war wieder der Alte, wenn da nicht das Gefühl der Einsamkeit gewesen wäre.

Es half nichts, er musste seinen Weg fortsetzen, es führte kein Weg daran vorbei. Das Minental wartete und er ließ es nicht gerne warten...

Und so näherte er sich Schritt um Schritt dem Gebiet, vor dem er sich fürchtete, er hatte nicht vergessen, war seit seiner Flucht aus der Barriere kein einziges Mal mehr hier gewesen. Es war auch ein Weg mit der Konfrontation der Vergangenheit, ein Weg des Mutes, ein Weg der Stärke.
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