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[GM] Bruder und Schwester
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14.12.2003, 16:02 #26
Isabell
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Das Wetter hatte sich kein bisschen geändert, immer noch war die See stürmisch und in den letzten Minuten schwankte das Boot so sehr, dass man Angst haben musste zu kentern, doch diesmal blieb der Bootsführer gelassen und schien alles unter Kontrolle zu haben, na um so besser. Sie spürte, wie ihr Magen gegen dieses Auf und Ab rebellierte, doch sie konnte es nicht ändern, so ein bisschen schwerer Wellengang würde sie schon überleben. Sie hatte es inzwischen aufgegeben den Mann ständig zu beobachten, bei einer solchen Gefahr musste er seine ganze Konzentration auf das Boot lenken und würde es wohl kaum wagen irgendetwas zu tun, sie schaute lieber nach vorne, irgendwo hinter den Felsen musste bald Drakia auftauchen, lange genug unterwegs waren sie ja mittlerweile. Die Sicht hatte sich jedoch verschlechtert und man konnte nicht mehr weit sehen in dieser Suppe aus Wasserkondensation und Nebelschwärmen. Sie konnte nur warten und sich schon mal was überlegen. Sie hatte wirklich keine Ahnung wie sie reagieren würde, aber sie hatte eigentlich das Beste von ihrer Khorinisreise rausgeholt. Dafür, dass sie mit einer hohen Erwartung aber einem ebenso hohen Unbehagen anreiste, war das wirklich phänomenal. Sie war etwas mehr wie einen eineinhalb Tage weg gewesen, sie hatte da mit weit aus mehr gerechnet. Es hätten theoretisch auch mehrere Wochen sein können. Außerdem hatte sie alles erfahren, wirklich alles was sie wissen musste. Das alles ohne größere Probleme. Tja, es war alles glatt gelaufen...Zu glatt für ihren Geschmack, fast hätte man darauf ausrutschen können, da musste doch noch irgendwas nachkommen, so einfach konnte das doch bestimmt nicht sein. Sie hoffte das doch sehr, aber das natürliche Mißtrauen musste ja bei sowas geweckt werden, das war auch richtig so, denn sonst wäre man ja total gutgläubig.

Sie war auch ein wenig nervös über das Wiedersehen, hoffentlich ging es ihm nicht zu schlecht. Eigentlich hatte sie ja nichts anderes verdient, als ein paar deutliche Worte, doch sie wollte daran noch nicht denken, erst mal alles abwarten und schauen, was dabei rauskam. Vielleicht lief es ja auch wider ihrer Vorstellungen, wer wusste das schon. Sie wusste nur, dass da kommen konnte was wolle, sie jetzt nicht mehr auf der Suche war, das sie jetzt gefunden hatte. Diese Last war eine enorme Belastung und soviele Jahre schon trug sie sie ganz alleine. Seit ihrer Mutter etwas davon erzählte konnte sie nicht mehr loslassen. Damals war sie noch ein Kind, als sie starb, ihre geliebte Mutter. Auch ihren Vater hatte sie seit dem Tod nicht mehr gesehen, ob er überhaupt wusste, dass sie tot war? Hatte er sie vielleicht vergessen? Das musste sie unbedingt ihren Bruder fragen, er wusste bestimmt, wo seine Eltern jetzt waren, denn in dem Haus im Oberen Viertel wohnten sie bestimmt nicht mehr, zumindest glaubte sie das, denn es machte keinen Sinn, dass man jahrelang in dieser Kammer schreibt und dann auf einmal nicht mehr, obwohl man noch da war. Vielleicht mussten sie ja fliehen und er nicht. Naja, er würde es sicher wissen.

Auf einmal hörte sie ein paar Vögel. Waren das etwa Möwen? Ja sie waren es tatsächlich, sie drehte sich um, Drakia lag vor ihnen, sie waren da. Ihr Gesicht strahlte und am liebsten wäre sie aufgesprungen, doch sie ließ es bleiben, wollte keinen falschen Eindruck vor dem Fremden erwecken, doch bald schon würde sie bei ihm sein.

Das Boot legte ruhig am Pier an und Isabell sprang sofort aus dem Boot auf den Holzsteg hinauf, der Fischer wollte schon Beschwerde einlegen, doch sie hatte die Abmachung nicht vergessen. Sie gab ihm die fünfzig Goldstücke und damit waren sie quitt. Ein für alle mal, sie wollte diesen Typen nicht wiedersehen, doch das musste sie ja auch nicht. Jetzt lief sie den Steg herunter, direkt nach Drakia, direkt in ihr geliebtes Drakia, verdammt, jetzt wo sie so befreit war konnte sie mit Recht sagen, dass sie das Dorf vermisst hatte.
14.12.2003, 17:09 #27
Isabell
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Mit schnellen Schritten eilte sie durch die Stadt, befand sich alsbald auf der großen Straße und sah einige Menschen, die sich in der Dunkelheit aufmachten in der Taverne speisen zu gehen. Sie grüßte freundlich, denn sie hatte beste Laune heute. Sie konnte ja nicht ahnen, dass es die letzten Minuten von dieser waren.
Am Brunen des Dorfes nahm sie ein paar Schlücke Wasser, das hatte sie dringend gebraucht, denn der salzige Wind und das Wasser hatten dafür gesorgt, dass sie einen großen Durst bekommen hatte, doch jetzt war dieser gestillt, sie war bereit.
Sie ging weiter zu ihrem Haus, es lag da wie sie es verlassen hatte und langsam wurde sie sehr nervös. Vor der Türe atmete sie noch einmal tief ein und aus und machte sich Mut, denn schließlich kam jetzt der unangenehme Teil, doch da musste sie durch, schließlich hatte sie es sich selbst eingebrockt, aber sie war sich sicher, dass sie Rociel überzeugen konnte, schließlich musste dieser sich sicher freuen, schließlich gewann man nicht jeden Tag eine Schwester. Sie nahm den Messingschlüssel, das Orginal, und öffnete die Türe, sie war verschlossen doch das war ja nicht ungewöhnlich. Als sie jedoch eintrat, da war es dunkel, der Kamin war aus und auch von oben drangen keine Geräusche. Dennoch ließ sie es sich nicht nehmen noch einmal persönlich nachzuschauen, doch das half nicht, auch oben war niemand mehr zu sehen, der Kamin war kalt. Komischerweise war das Bett gemacht, das musste Rociels Werk gewesen sein, denn sie konnte es schlecht gemacht haben, wenn sie ging als er noch geschlafen hatte.
Etwas ratlos und enttäuscht ging sie die Treppen herunter und ließ den Beutel mit den ganzen Schriftstücken in eine Ecke fallen, sie setzte sich auf einen Stuhl und legte die Hände auf den Tisch. Komisch, wo steckte der nur? Plötzlich kam ihr die Erleuchtung, er war bestimmt in der Taverne, das würde Sinn machen, aus Angst vor Gesindel hatte er natürlich trotzdem abgeschlossen und das Feuer brennen zu lassen, wenn niemand da war, war Brennholzverschwendung.
Sie stand auf und ging zur Tür, die Beweise ließ sie erst mal daliegen, denn die brauchte sie ja nicht direkt, bei ihrem herüberschweifen über die Einrichtung fiel ihr etwas auf, der Zettel war weg, den, den sie geschrieben hatte. Hatte er ihn mitgenommen? Wahrscheinlich, was sonst. Aber jetzt wollte sie wirklich zur Taverne, es gab dort sicher eine Menge zu erzählen, hoffentlich war er nicht zu überrascht vor den ganzen Leuten sie wiederzusehen.

Isabell hatte wirklich noch immer die naive Hoffnung, dass sie ihn gleich wiedersehen würde, vielleicht war das auch gar nicht so unbegründet, man konnte ja nicht ahnen...es war wirklich keine lange Zeit gewesen, sie hatte in Rekordzeit ihre Aufgabe erfüllt, das alles war wirklich optimal gelaufen, doch sie konnte nicht erwarten, dass es so weiter ging und eigentlich tat sie das auch nicht.

Hinter sich abschließend ging sie schnell zur Taverne, draußen war es wirklich dunkel heute, fast so dunkel wie letzte Nacht, doch da war sie unter Einsatz ihrer Freiheit in ein gesperrtes Arial eingedrungen, heute konnte sie sich hier bewegen, wie sie wollte.

Bald schon war die Taverne erreicht, sie liebte diese Mobilität hier in Drakia, mit einer großen Erwartung trat sie ein in das gut besuchte, hell beleuchtete und angenehm warme Gasthaus.
14.12.2003, 19:12 #28
Isabell
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Sie blickte sich um. Zuerst natürlich an ihrem Stammtisch, dort wo sie immer saßen, niemals hätte er sich woanders hingesetzt, doch der Platz war leer, niemand saß dort. Alles andere war gut besucht, um den Tisch herum saßen mehrere Leute die beim Abendmahl saßen oder einfach nur einen kühlen Gerstensaft tranken, überall wurde geredet und es herrschte eine sehr ausgelassene, fast familiäre Stimmung, doch das alles kannte sie ja schon, es war nichts neues mehr, doch wo war Rociel? Sie konnte sich das nicht erklären, vollkommen verwirrt blieb sie am Eingang stehen, bis sie ein paar weitere Gäste rücksichtsvoll zur Seite drängten, da sie sonst nicht reingekommen wären. Überall waren ihre Augen gewesen und in ihrem Kopf arbeitete es wie wild, doch ihr mochte keine logische Antwort einfallen. Vielleicht lag das ja an den warmen Temperaturen hier, oder an dem ganzen Krach, den die Masse verursachte. Sie wusste es nicht, doch irgendwie war das doch vollkommen ausgeschlossen, am Hafen hatte sie ihn nicht gesehen, obwohl sie nicht so genau geschaut hatte, sie war ja gleich weggewesen, im Hause war er nicht und auch nicht in der Taverne. War er vielleicht bei Berne? Ja, das konnte es sein. Sie versuchte sich wirklich noch Mut zu machen, dabei war es ja nicht mal schlimm, wenn ein Mensch nicht da war, wo man ihn vermutete, sie hatten sich ja nicht verabredet, verständlicherweise. Doch ihre Hoffnungen und vorallem aber ihre gute Laune wurden mit einem Schlag zerstört, als der Wirt ihr ein Zeichen gab näher zu kommen. Was wollte er wohl? Isabell konnte sich nichts denken, sie wollte schließlich nicht unbedingt etwas essen und auch sonst. Wollte er vielleicht wegen des Jagdgeschäfts mit ihr sprechen. Sie wusste, dass es momentan nicht gerade gut lief, was einfach daran lag, dass sie nicht mehr rausgingen, es gab manchmal wichtigere Sachen als Gold oder Wild und das wollte sie auch dem Wirt klar machen, wenn es nötig sein sollte.

Doch der Wirt wollte nicht über das Jagen reden, im Gegenteil, er sagte sowieso kaum was, seine gedrückte, etwas geheimnisvolle Stimmung die sich auch in seiner Gesichtsmimik wiederspiegelte, ließ nichts gutes erahnen. Überhaupt hatte sie den Wirt erst ganz selten so gesehen, sonst war er doch immer gut drauf, war es etwas ernstes?

"Ich soll euch diesen Brief hier geben. Nehmt ihn. Er ist an euch persönlich, nur für euch."

"Ein Brief? Aber von wem ist er?"

"Von eurem Begleiter. Dem Fürsten. Unter uns gesagt, ich vermute, dass es nichts gutes ist, der Inhalt mein ich. Er wirkte sehr bedrückt als er ihn schrieb und bei mir hinterlegte, er hatte wohl geahnt, dass ihr wiederkommt."

"Ich...ich verstehe nicht..."

"Dann lest doch, ich weiß auch nicht mehr als ich euch gesagt habe, der Brief ist nicht versiegelt, doch ich habe genug Anstand ihn nicht geöffnet, bzw. gelesen zu haben."

"D-D-Danke..."


Isabell war von diesem Schriftzeug vollkommen verwirrt, was hatte das zu bedeuten. Wieso war Rociel traurig als er ihn schrieb? Sie verstand das alles nicht, doch sie wollte nicht weiter hier sein, nicht weiter den Blicken von den ganzen Leuten ausgesetzt sein. Sie ging wieder nach draußen, setzte sich auf die Bank, die schon immer vor der Taverne stand. Dort entfaltete sie langsam das Pergament und las die Worte ihres Bruders im Schein einer Laterne, die auch schon immer hier hing und den abendlichen Besucher weisen sollte.

Liebste Isabell,

egal was dich dazu bewogen hat, ich werde es nie verstehen. Du weißt, ich kann das nicht verstehen. Doch so hoffe ich genau wie du, dass wir uns irgendwann wiedersehen werden. Ich wünsche dir viel Glück bei deiner Suche, auf das du mit deinem Bruder hierher zurückkehren magst. Ich werde dann allerdings nicht mehr da sein, ich bin auf der Suche nach mir selbst. Einen Berg mit dem verhassten Namen muss ich finden, mitten in der Region, die ich so fürchte, ich hoffe das alles zu überleben, doch sehe ich keinen Sinn mehr darin.

Ich danke dir für alles...


Mit zittrigen Händen und absolut finsterer Mine legte sie das Schriftstück auf ihren Schoß. Sie war geschockt, verflogen war die gute Laune. Sie konnte es nicht glauben. Hatte das Schicksal denn nie erbarmen, ging dieser verfluchte Weg denn immer so weiter, nie ein Ende habend? Sie hatte ja geahnt, dass da irgendwas nicht stimmte, es ging einfach alles zu glatt, aber das war natürlich ein Schlag ins Gesicht. Er war einfach weg, jetzt war sie so nah und wieder war er weg. Erst war sie geflohen und jetzt er. Sie verstand es nicht.

Wieso, wieso immer ich? Verdammtes Klagen, verdammtes Weinen, wieso muss ich immer nur das alles tun. Verdammtes Schicksal, verdammt seist du. Und du Lichtwesen, hattest du nicht gesagt, es kommt zusammen, was zusammen gehört? Was ist denn jetzt mit all dem? Ist jetzt wirklich alles vorbei, gibt es denn gar keine Hoffnung mehr? Nein, ich will das nicht glauben, ich darf es nicht. Ich bin soweit gekommen, so weit wie ich es mir nie hätte träumen lassen. Jetzt ist Schluss damit, diesen letzten Schritt werde ich auch noch gehen, schluss mit dem Jammern und Klagen, wenn ihr denkt, dass ich aufgebe, dann habt ihr euch geschnitten. Rociel ist gegangen, weil ich ihn verlassen habe, er ist gegangen, weil ich ihn enttäuscht habe, das alles nur um ihn zu finden. Und jetzt, jetzt werde ich ihn wiederfinden. Ich muss nur wissen, wo er hin will, die Beschreibung ist ja relativ ungenau, aber vielleicht...
Ich muss es wenigstens probieren.
Einen Berg mit dem Namen den er hasste? Welchen Namen hasste, oder verabscheute er? Ich glaube ich weiß es, er erwähnte öfters, dass er die Worte "Schicksal" und "Bestimmung" nicht hören konnte. Bestimmungsberg klingt nicht so normal, aber Schicksalsberg, ja das musste es sein, er suchte einen Schicksalsberg. Und die Region die er fürchtete, das konnte dann ja nur das Minental sein, denn da waren sie nie hingegangen und einmal war er auf eine meiner Fragen diesbezüglich ausgewichen, an der Küste schien er ja sein zu können. Also schließe ich daraus, dass er einen Irgendeinen Berg im Minental sucht, der so einen Namen trägt. Ich muss unbedingt hinterher. Hoffentlich ist es noch nicht zu spät, ich kenne das Minental, es ist irre gefährlich, Orks lauern dort und anderes Viehzeugs.


Isabell wischte sich die nassen Augen trocken und faltete das Pergament zurück, jetzt verstand sie auch, warum alles leer und ordentlich war. Natürlich, wieso war sie da nicht gleich drauf gekommen. Doch jetzt hatte sie ein neues Ziel, zwar hätte sie dieses nicht gebraucht, doch wenn sie jetzt noch länger warten würde, dann wäre es auch zu spät. Sie hoffte nur, dass der Wirt doch noch mehr wusste, vielleicht half es ja irgendwie...
14.12.2003, 20:28 #29
Isabell
Beiträge: 307

Als sie die Taverne wieder betrat, schaute der Wirt gleich hoch, anscheinend hatte er nicht damit gerechnet, dass Isabell noch einmal kam, doch jetzt war sie ja da. Sie musste unbedingt noch mehr erfahren, am liebsten wäre sie gleich sofort losgelaufen, doch sie wusste, dass das keinen Sinn hatte, also beschränkte sie sich darauf, morgen früh zu gehen, allerdings möglichst bei Sonnenaufgang. Wenn sie ihn noch erwischen wollte, dann musste sie sich beeilen, schließlich war er sicher eine Zeitlang weg, aber ausruhen musste er sich ja auch. Sie musste einfach schneller sein, doch gerade im Minental war das schwer, denn die Gefahren machten es nicht leicht sich dort einwandfrei zu bewegen. Aber sie würde es schaffen, irgendwie, da war sie sich sicher.

"Und? Ist es eine schlechte Nachricht?"

"Es geht. Die schlechten Nachrichten sehen anders aus, aber ein Grund zur Freude ist es auch nicht. Aber ihr müsst mir jetzt helfen. Es steht dort, dass er ins Minental will. Zu einem Berg, Schicksalsberg könnte er heißen. Wisst ihr, wo das ist?"

"Nein, aber wenn er ins Minental will, dann ist das sicher gefährlich. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass es ein Drakiausläufer der großen Berge ist, denn sonst könnte er ja mit dem Schiff nach Khorinis und von da aus weiter, wäre zumindest schneller und es würde auch den Proviant erklären."

"Proviant?"

"Ja, er bat mich Proviant für eine Reise zusammen zu packen. Das habe ich getan, der Proviant reicht für etwa eine Woche."

"Ich brauche dasselbe bis Morgen früh! Natürlich werde ich es bezahlen."

"Nun, das dürfte kein Problem sein, ich habe genug hier. Die Fleischvorräte sind berstend voll. Dann werde ich gleich heute noch frischen Brotteig aufsetzen."

"Wisst ihr sonst noch irgendetwas, was mir weiterhelfen könnte? Wann ist er aufgebrochen?"

"Vor etwa fünfunddreissig Stunden."

"Hm, dann hat er knappe zwei Tage Vorsprung, ich muss ihn unbedingt einholen. In Ordnung, ich werde noch schnell etwas essen und dann morgen früh wiederkommen."

"Sehr wohl"


Sie setzte sich kurz und aß etwas, danach ging sie zurück zu ihrem Haus. Er war noch nicht uneinholbar und bei schlechtem Wetter da draußen ist er vielleicht kaum vorrann gekommen. Jedenfalls war es fast genau so schwer wie auch schon die eigentliche Suche. Das Minental war so groß und Berge gab es auch duzende, wie sollte sie ihn da nur finden? Doch sie blickte nach vorne, aufgeben konnte sie nicht mehr. Nicht jetzt, jetzt wo sie so nah dran war.

Im Hause selber zog sie es vor nicht im Bett zu schlafen, da sie es sich ja nicht zu bequem machen wollte, sie würde im Sessel schlafen. Das untere Kaminfeuer hatte sie schon entzündet und wartete jetzt eigentlich nur darauf, dass ihr langsam die Augen zufielen, denn desto schneller sie einschlafen würde, desto besser. Gerade der Verlust der Rüstung machte sich durchaus bemerkbar, es war einfach viel bequemer ohne das nervende Ding. Alles war so gut gelaufen, gestern, heute und dann das. Er war einfach weg, sofort nach erwachen weg. Was trieb ihn nur so schnell zu diesem Berg? Wenn er sich vor dem Minental fürchtete, warum ging er dann dorthin? Sie verstand das nicht, vielleicht konnte sie das auch nicht, aber er hatte sie sicher auch nicht verstanden, so stand es ja auch geschrieben. Trotzdem konnte sie zuversichtlich sein, sie ernährte sich noch immer von der Freude über ihren Bruder, die konnte nichts trüben und würde wohl auf ewig anhalten. Da konnte kommen was wolle, egal wie lange sie suchen müsste, jetzt wo sie wusste wer es wahr, hatte sie auch keine Angst mehr vor einer Suche und größer als die gesamte Welt konnte das Minental auch nicht sein.
14.12.2003, 21:33 #30
Heimdallr
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Die Sterne funkelten am Himmel, es war so schön, dass das Wolkenband für einen Moment aufriß und einen klaren Blick auf den Himmel gab. Schwarz wie alles war es, doch dazwischen blinkte es immer wieder auf. Es war wirklich sehr schön mit anzusehen. Er zählte diese Leuchtdinger am Himmel, wollte sie alle erfassen, natürlich nur aus Spaß, denn das war ein Ding der Unmöglichkeit. Am liebsten wäre er jetzt auch so ein Stern, irgendwo dort am Himmel, strahlend und Licht abgebend, das wäre schön gewesen. Diese Sterne dort waren ja alle recht schön, einige bildeten sogar Motive, die man mit viel Fantasie als etwas weltliches erkennen konnte, doch keiner war so schön, wie der hellleuchtende Polarstern und diesen vermisste er so sehr. Er wirkte sehr misanthropisch, aber eigentlich war es das gar nicht, das waren nur seine Gesichtszüge, eigentlich war er sehr alleine und traurig, denn das alles war so typisch, es ging wie immer alles schief. Auch wenn er wusste, dass es niemanden was half, wenn er hier im Selbstmitleid und in Vorwürfen ertrank, so konnte man es doch nicht von der Hand weisen. Erst dieser ganze Mist in diesem Berg, der dann aber doch noch gut geendet war und dann die schöne Zeit mit Isabell, doch währte es nur kurz. Erst dieser ominöse Zusammenbruch, von dem er immer noch nichts genaues wusste und dann das hier alles. Erst verließ ihn der Sinn des Lebens und dann das heute mit den Wölfen. Er wollte sie nicht töten und doch hatte er mit einem Streich sechs Seelen vernichtet. Ihm machte das immer noch zu schaffen, er konnte das nicht einfach abhaken und zum nächsten übergehen, er war darin vollkommen dran zugrunde gegangen.

Wenigstens konnte er jetzt mal wieder etwas zur Ruhe kommen, er konnte mal wieder etwas seine Füße schonen und auch sonst alle anderen Körperglieder, doch die Ruhe würde auch nicht ewig dauern. Morgen früh würde er schon wieder weiterlaufen. Wenigstens gab es keinen Zeitdruck, da er sich eh nicht beeilen musste, da Zeit sowieso keine Rolle mehr spielte. Er fragte sich viel, doch am meisten beschäftigte ihn wieder einmal die Zukunft. Vielleicht gab es diese ja wirklich nicht. Er hätte gerne die Meinung von seinem Mentor gehört, aber dieser war weit entfernt, viel zu weit um ihn hören zu können. Rexx war seit dem Gespräch in Drakia wieder sehr still gewesen, doch es war auch ganz gut so, der Schädel wusste, wann er zu Wort kommen sollte und wann nicht, er schien seine Worte genau zu streuen, als ob weniger mehr war. Andererseits hatte er es ihm auch verboten in der Nähe von Menschen zu sprechen, aber hier war ja kein Mensch.

Die Frage nach dem Warum war die zweithäufigste und auch darauf hatte er keine Antwort, er hatte eigentlich überhaupt keine Antwort, egal welche Frage er sich auch stellte, es kam irgendwie immer dasselbe dabei heraus. Irgendwie wusste er, dass die Antwort da draußen lag. Vielleicht würde er seine Antworten ja auf dem ominösen Schicksalsberg finden, er glaubte zwar nicht daran, aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.

Warum das alles immer so kam und nur ihn und nicht andere Menschen betraf, das war schon ein Rätsel für ihn, andere Menschen hatten sicher auch nicht immer nur Glück, aber manchmal wirkte es doch so, als ob das meiste Pech einfach von Zeit zu Zeit über ihn drüber gegossen wird. Trotzdem gab er nicht auf, jetzt schon gar nicht, irgendwie musste man ja weiterleben, es half ja alles nichts. Wenigstens blieben ihm gewiße Ziele, die er noch erreichen wollte, seine heilige Mission war nur eines davon. Und irgendwann würde man sich auch wiedersehen, spätestens in Innos Reichen, da war er sich sicher und mit dieser Sicherheit schlief er auch ein.

Er lag mitten auf der halbkahlen Wiese des Ödlands, hier streunten des Nachts sicher viele Tiere herum, doch er machte sich keine Sorgen, wenn es wirklich Gefahr gab, dann würde man ihn schon wecken und ansonsten war dieses Plätzchen hier eigentlich recht schön, es ließ sich gut aushalten.
15.12.2003, 17:16 #31
Heimdallr
Beiträge: 12.421

Das Gebiet hatte sich verändert, es war noch zerklüfteter geworden, überall waren jetzt auch mal spitze Steine aus dem Boden tretend, fast konnte man meinen, sie wollten ihn erstechen, doch noch waren sie nur faustgroß und keine Gefahr für die Sohlen seiner Stiefel. Das Ödland hatte abgenommen, doch waren noch immer oft Grasbüschel zu sehen, sie wirkten alle sehr grau, hatten kein saftiges Grün mehr inne. Doch mal ganz davon abgesehen, dass er jetzt schwieriger vorrann kam, so hatte er noch weitere Probleme. Sein Arm hatte einen Krampf bekommen, irgendwann nach dem Kampf gegen die Wölfe musste es passiert sein, es tat nicht weh, verursachte keinen Schmerz, doch dafür war es schwer das Schwert zu halten, vielleicht war es momentan sogar unmöglich. Er ließ den Arm meistens nur hängen, das war annehmbar, doch wenn er ihn spannte, dann war das schon was anderes. Immer wieder fiel sein Schwert aus der Hand, er hatte es einige Male probiert, doch es klappte nicht. Er konnte nur darauf hoffen, dass sein Arm bald wieder gesunden würde, aber er war, was das anging, voller Hoffnung.

Er war heute nur ein paar Meilen vorrann gekommen, vielleicht drei oder vier. Obwohl er schon im Sonnenaufgang losging, so war es ihm doch nicht möglich viel gut zu machen. Doch er sah sein Ziel näher kommen, die Berge waren nun schon so nah, dass man fast denken musste, dass sie wirklich in der Nähe waren. Ganz so weit war es zwar noch nicht, doch er war voller Hoffnung in zwei, maximal drei Tagen an die ersten Ausläufer zu kommen und dann wollte er endlich hoch, dann wollte er endlich seinen Schicksalsberg besteigen. Egal was auch passierte, ein Schicksal hatte es ganz sicher, nur welches, dass musste man noch klären, aber er war da voller Hoffnung.
Anders bei Isabell, dort hatte er die Hoffnung nicht mehr hegen können, es war einfach beschlossene Sache, der Brief war ein Abschied, daran konnte er nichts ändern. Vielleicht hätte er herausfinden können, wohin sie gegangen war, doch selbst wenn, was hätte es gebracht? Es war alles viel zu groß. Das Minental, Gorthar, Khorinis. Und selbst wenn, sie wollte ihren Weg gehen, er hatte schon Verständnis dafür, ihr Bruder war ihr wichtiger, konnte er auch verstehen. Trotzdem hätte er sie nie alleine gehen lassen, wenn er das gewusst hätte. Das musste sie gewusst haben, aber er wäre doch auch mit ihr gegangen. Er verstand es einfach nicht, solange er sich den kopf zerbrach, solange kam dabei auch nichts bei raus. Es war ein Kreuz.

Die letzten Meter quälte er sich noch, gestern war es ein guter Schlafplatz, das Gras war weich, was man so gar nicht vermutet hätte und es hatte ihm gefallen dort zu schlafen. Gefahr für Leben mochte durchaus bestanden haben, doch nicht für ihn, für ihn war alles ruhig geblieben, nur ihm Traum musste er sich ein weiteres Mal quälen lassen. Es war nicht durchgängig, aber ab und zu tauchte Isabell immer wieder auf, sie ging so schnell wie sie kam, eine komische Andeutung auf das wirklich passierte. Doch ein Traum war nur ein Traum, auch wenn es in der Realität nicht besser aussah. Aber damit musste er eben leben er konnte nicht erwarten, dass es so bleiben würde. Er konnte nicht erwarten, dass sein Glück mit ihr anhalten würde, eine längere Zeit. Nein das konnte er nicht, oder etwa doch?
Er hatte sich schon überlegt aufzuhören, aber er machte weiter, der Tag war noch jung und seine Kräfte noch frisch, vielleicht war es ungesund sie so zu verschwenden, aber er hatte keine Lust noch ewig in dieser Einöde zu verbringen, er wollte endlich ankommen. Diese Berge waren vielleicht ein Schicksal werd, doch hatte er die Zeit nicht erfunden, er wollte den Berg so schnell wie möglich finden, diese Region machte ihm außerdem nicht gerade Mut, um es mal vorsichtig auszudrücken. Je näher er dem Minental kam, desto schlimmer wurde es, es war eine Reise in die Vergangenheit, eine Vergangenheit, von der er sich erhofft hatte sie vergessen zu haben.
15.12.2003, 20:53 #32
Isabell
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Die Nacht hatte sich über sie gesenkt, hatte sie in ihr schwarzes Kleid gehüllt, doch die Frau gab nicht auf, sie ging weiter, sie musste ihn einholen, da konnte sie sich keine zu großen Pausen leisten, musste den Schlaf auf ein Minimum reduzieren. Doch sie hatte schon wieder mehr als nur Hoffnung, hatte sogar größeres Vertrauen als je zuvor. Das alles baute auf einer Leiche, so makaber das auch war, die Leiche eines Warges. Sie hatte heute morgen nicht lange gewartet, hatte sich noch vor den Morgenstrahlen aufgemacht und beim Wirt ihren Proviant abgeholt, danach das Dorf verlassen und war in den ersten Sonnenstrahlen schon bei dem toten Tier. Sie hatte das Blut gespürt, es war noch nicht ganz kalt. Außerdem war der Kadaver noch nicht von fremden Tieren und Aasfressern befallen und die Würmer und Maden hatten sich erst wenig verbreitet. Es war irgendwie logisch, denn der Winter sorgte für einen kalten Boden und eine langsamere Verwesesung, doch das war es nicht alleine, es musste von ihm sein, denn das Tier war durch einen Schwerthieb getötet worden und hatte zudem weder Zähne noch Krallen. Rociel konnte das, sie wusste, dass er das konnte, hatte sie es doch selbst mehrere Male gesehen. Es war seine Spur, die er ihr so unbewusst hinterließ und so hoffte sie, würden noch mehrere solcher folgen, denn ansonsten würde es wohl sehr schwer werden. Aber selbst dann war sie noch nicht hoffnungslos.

Mit lebendigen Tieren hatte sie jedoch kein Problem, sie war nämlich noch keinem begegnet, hoffentlich würde das auch so bleiben. Sie hatte keine große Lust in dieser Verfassung zu kämpfen, da sie daran nun wirklich als letztes dachte, doch wenn es nicht anders möglich war, dann wäre sie gnadenlos, wenn irgendein Lebewesen, ob Mensch, Tier oder Dämon sie versuchen würde zu ihrem Bruder zu kommen, dann würde sie kein Erbarmen mehr kennen. Eigentlich kannte sie sowas gar nicht, doch sie hätte das durchgezogen.

Ihre Schritte waren schon den ganzen Tag in einem Ödland, das sie so noch nicht gesehen hatte. Früher, da war sie oft hier draußen, aber nie so weit weg vom Dorf und im Minental war sie auch nie gewesen, sie hatte nur von der Barriere gewusst, von den Gefangenen dort. Aber dieses Gebiet hier, das Drakia vom Minental trennte, das war ja sowas von eintönig. Immer war es dieses Grasland, es war eine weite Steppe, die Unendlichkeit gefiel ihr. Diese Weite, das war herrlich, doch wurde es nicht schön betont, man konnte ohne die Hügel und umliegenden kleinen Berge denken, dass es absolut dasselbe Bild war, dass es immer dasselbe blieb und es gar keine Abwechslung gab. Doch da musste sie durch, er war diesen Weg ja auch gegangen, außerdem war es eine neue Erfahrung, auch wenn es sicher nicht die wichtigste war, so lernte man auch mehr über die Welt kennen und irgendwann könnte ihr dieses Wissen vielleicht mal weiterhelfen.

Sie war noch nicht erschöpft, sie musste weitergehen, mit den Gedanken war sie immer bei ihm und das war auch ihr innerer Antrieb, doch sie hatte auch Angst vor einem Wiedersehen, da waren Angst und Freude eng beisammen, denn durch diese unerwartete Reaktion auf ihren Brief und den Weggang, damit hatte sie nicht gerechnet, sie hatte Angst vor einer möglichen Veränderung, vor einer Radikalisierung seiner Gefühlem, einem Kahlschlag ähnlich. Doch das würde sie frühestens herausfinden, wenn sie ihn finden würde. Es ging weiter.
15.12.2003, 22:12 #33
Isabell
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Sie schlug sich durch, es ging immer noch weiter, auch wenn sie kaum mehr was sah, immerzu stolperte sie, fiel fast hin, da sie die Steine und die Hügelanhebungen nicht mehr sehen konnte, doch trotzdem ließ sie nicht davon ab weiterzugehen. Ihre Füße taten ihr schon lange weh, so weh, dass sie taub waren und sich sicher einige Blasen daran bildeten, doch darauf konnte sie keine Rücksicht nehmen, diesen Schmerz ertrug sie gerne, es war ihr Recht, wenn sie so nur näher an ihn heran kommen könnte. Sie wusste nicht, wie weit er nun schon vor ihr war, sie wusste auch nicht, in welchem Tempo er vorrann kam, sie wusste nur die ungefähre Richtung, wo er hin war, doch das half ihr nicht fiel, denn die Orientierung war in dieser weiten Steppe fast Null und jetzt wo es auch noch dunkel wurde, glich das alles fast schon einem Wahnsinn. Aber je länger sie ging, desto eher würde sie irgendwie ankommen, sie vertraute einfach auf ihr Glück, auch wenn sie mehr und mehr unsicher war. Die letzte Spur war der tote Warg, seit dem hatte sie nichts mehr gesehen. War sie etwa auf der falschen Fährte?

Isabell blieb nun doch stehen, sie wankte etwas und man merkte ihr an, dass sie kaputt war, sie musste sich nun unbedingt ausruhen, gegessen hatte sie auch schon lange nichts mehr. Als sie sich dann wirklich kurz ausruhte und hinsetzte, wurde sie auch schläfrig. Es war vorbei - für heute. Es hatte keinen Sinn mehr sich zu erheben, es hätte sowieso nichts gebracht. Wahrscheinlich würde es nur ein paar Meter weiter gehen, keine vernünftige Relation. Sie nahm ihren Beutel zur Hand und wickelte ihn auf. Ein paar Augenblicke später machte sie sich über das Brot und die Wurst her, sie aß so lange, bis sie satt war. Es machte ja keinen Sinn, Essen zu sparen. Das Brot würde nur hart werden und auch der Rest würde bei der Reise nicht gerade geschont, deshalb sollte man es lieber essen, solange es noch frisch war, der Hunger würde schon noch kommen, wer weiß wann sie den richtigen Berg finden würde.
Nach dem Essen legte sie alles weg und band den Beutel wieder zu, bis sie sich dann hinlegte und die Augen weit gen Himmel richtete, die Sterne wollte sie so gern sehen, doch sie waren verdeckt, verdeckt von einem dicken Wolkenband, schade drum.

Die Frau musste in diesen Momenten oft an Vergangenes denken, wenn sie nicht gehen konnte, wenn sie nicht die Berge näher kommen sah, wenn sie einfach nur da lag und versuchte zur Ruhe zu kommen, dann war es so. Das Positive konnte man ihr nicht mehr nehmen, dazu war es nicht nur unmöglich, sondern auch zu frisch. Aber die Sorge war größer, jeden Tag, jede Stunde. Sie hatte ihn verletzt, doch bereute sie die Entscheidung nicht, das sie es getan hatte, doch bereute sie es, ihn verletzt zu haben. Es tat ihr alles so leid, aber nachdem ihr ganzes Leben nur auf diese Suche fixiert war, da konnte sie nicht einfach davon ablassen oder noch etwas warten. Sie hatte sich einfach nicht getraut ihn zu fragen. Und jetzt, jetzt war das wohl der letzte Weg. Was hier geschehen würde, das würde alles entscheiden. Alles hing nun am seidenen Faden.

Mitten in Isabells Überlegung wurde es hell, doch diese Helligkeit war kein natürlicher Ursprung, es wurde immer heller und heller und als sie sich dann zur Seite drehte, erkannte sie ein fliegendes Wesen. Isabell erschrak, wollte erst eine Waffe ziehen, doch dann beruhigte sie sich, es war nur ein kleines Wesen, aber was war das? Eine schmetterlingsgleicher Gestalt? Aber bei genauem Hinsehen erkannte man die Formungen eines Menschen. Was war das?



"Du siehst traurig aus Mädchen. Stimmt etwas nicht?"

"Wer..wer bist du?"

"Ich bin eine Zauberfee, ich bin eine Traumfigur. Wahrscheinlich schläfst du schon, aber vielleicht bin ich ja wirklich da. Sagst du mir, was dich bedrückt?"

"Ich...ich habe Sorge um meinen Bruder. Ich suche ihn, hier in dieser Wildnis. Doch er ist vor mir losgereist und ich kenne mich nicht so gut aus. Ich glaube, ich könnte mich verlaufen. Es würde mich mehr als nur traurig machen, wenn ich ihn nicht finden könnte."

"Das ist wirklich traurig, aber vielleicht kann ich dich ja etwas aufheitern. Ich bin nämlich hier um dir einen Wunsch zu erfüllen."

"Einen Wunsch? Irgendwas?"

"Ja, irgendwas. Wünsche dir irgendwas und wenn es in meiner Macht steht, so werde ich es erfüllen. Aber wähle weise."

"Nun, wenn das wirklich war ist, dann brauche ich nicht lange überlegen. Ich möchte wissen, welchen Weg mein Bruder geht, damit ich weiß, wie ich gehen muss um ihn zu kriegen."

"Ein bescheidener Wunsch und somit sei er dir erfüllt. Ab sofort wird dich dein Instinkt so leiten, wie auch dein Bruder geht. Ich muss jetzt wieder gehen, aber trotzdem, ich wünsche dir viel Glück bei der Suche Mädchen, tschüss."


Die Fee verschwand wieder und ließ Dunkelheit zurück. Isabell glaubte erst, dass sie wirklich träumte, aber dann merkte sie, wie sie die ganze Zeit wach sein musste. Hatte diese Fee wirklich die Macht, so einen Wunsch zu erfüllen und war das jetzt wirklich real? Sie konnte es fast nicht glauben, doch irgendwie glaubte sie daran und sei es nur aus purer Hoffnung. Mit erneut gestärkter Hoffnung schlief sie nun wirklich real ein, doch hoffen musste sie in der letzten Zeit wirklich viel...
16.12.2003, 14:01 #34
Isabell
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Ein gewaltiger Wind fegte über das Land, ließ die dünnen Grashalme biegen und brechen, bahnte sich seinen Weg durch alles, in jede Ritze kam er hinein, doch Isabell hatte keine Probleme. Zwar war es schwieriger vorrann zu kommen als bei normalen Wetter, doch Rociel musste damit ja auch kämpfen, also gab es nicht wirklich viel zu verlieren, doch ganz am Boden, wo sie ja ging, da hielt es sich noch in Grenzen, sie musste nicht gerade kämpfen um sich nach Vorne zu bewegen, vielleicht war es ja auch Rückenwind, was ihr vielleicht noch einen Vorteil gebracht hätte. Wenigstens hatte sie gute Laune, sie hatte keinen Grund noch groß sorgenvoll zu sein. Es lag nicht an dieser Traumfee, auch wenn es schön gewesen wäre, wenn sie wirklich die Wahrheit sprach, es lag vielmehr daran, dass sie sich einfach freuen musste. Sie konnte das nicht beschreiben, doch sie wusste, dass sie sich freuen würde, egal ob sie ihn finden würde oder nicht. Auf jeden Fall wollte sie nicht mehr aus diesem Gebiet ohne ihn gehen, was hätte das schon für einen Sinn gemacht, alleine zu sein. Wieder alleine. Doch dann hätte es keine Hoffnung mehr gegeben, irgendwann jemanden zu finden. Es konnte niemand zweites geben. Sie hatte sich bis vor wenigen Tagen noch eingebildet, nun zwei Personen zu kennen, die sie unbedingt in ihrer Nähe haben wollte, die sie nie aus ihrem Leben lassen wollte. Das aus diesen zwei Personen, dem Fürsten und dem Phantom des Bruders, jetzt Rociel wurde, das machte die Sache nur noch komplizierter. Wenn sie ihn finden könnte, dann wäre es eine Wendung in das absolut Gute, in das so lange vermisste Glück. Wenn sie ihn aber nicht finden sollte, dann wäre das eine gegenteilige Wendung, eine Wendung in die Verzweiflung. Sie hatte wirklich genug gewartet, die siebzehn Jahre waren genug Zeit, seit denen sie getrennt waren, zwar hatte sie ihn jetzt ein paar Wochen um sich, doch nicht als Bruder, da war er nur ein Mann, den sie jedoch mehr als nur mochte. Ihr kleiner Bruder...
Noch einmal wollte sie nicht so lange von ihm getrennt sein, doch wenn sie ihn nicht finden konnte, dann würde es zwangsläufig so passieren. Er wusste schließlich nichts von einer Schwester und war hier sicher nicht aus Spaß. Niemand konnte sagen, ob er das alles hier überleben würde oder was ihm auf diesem Schicksalsberg erwartete. Ob er nach Drakia zurückkehren würde. Alles unbeantwortet, sie konnte es nicht wissen, sie konnte nur handeln.
Aber trotzdem wäre sie glücklich, sie hatte ihre Entscheidung getroffen, sie würde dieses Gebiet im Glück verlassen, mit oder ohne ihm.

Ihre Füße lenkten sie auf eine magische Weise durch das Land, sie merkte nicht, wie sie immer wieder woanders hinwollte, dann aber doch in eine andere Richtung bog, es war fast so, als ob das nicht ihre Füße wären, doch war es eigentlich gar nicht so wichtig, hier in der Steppe gab es sowieso kaum etwas interessantes zu sehen. Doch mittlerweile tauchten verstärkt kleinere Hügel auf, die Landschaft schien sich sichtlich zu verändern. Vor einem dieser Hügel stand sie nun, wollte eigentlich in eine andere Richtung gehen, doch jetzt merkte sie das erste Mal, wie gravierend sie doch nicht mehr konnte. Ihr eigener Wille gehorchte ihr nicht und sie ging zwangsläufig über den ersten Hügel. Das Gras wehte schon sehr bedrohlich und auch Isabell hatte hier Mühe zu gehen, doch es sollte sich lohnen, denn als sie die Hügelspitze erreichte, sah sie einen Bach, ein Rinnsal, Wasser, aber was noch viel wichtiger war, sie sah wolfsgleiche Kreaturen, sie sahen aus, als ob sie schliefen. Isabell wurde mißtrauisch und zog ihre Schwerter, das ganze würde sie sich mal genauer anschauen, sie traute der Stille nicht. Das ganze sah anders aus, als es schien. Der erste Blick konnte trügen.

Und so war es auch, als sie näher kam merkte sie schnell, dass diese Wölfe nicht mehr lebten und auch das trieb ihr ein breites Lächeln aufs Gesicht. Es tat ihr schon um die Wölfe leid, als sie bei ihnen war kraulte sie sie noch ein bisschen, als ob sie noch lebten, da sie das Blut und den Verwesungszustand untersuchen musste, wie schon bei dem Warg. Sie hatte sofort an zwei Sachen gedacht, erstens an ihrem Bruder, was auch gut sein konnte, da die Wölfe wieder keine Zähne und keine Krallen besaßen und zweites an die Worte der Fee, die ja gesagt hatte, dass sie von nun an geleitet werde. War da vielleicht doch was Wahres dran?

Sie labte sich am Wasser, füllte ihre Krüge wieder auf und wusch sich das Gesicht und die Hände, danach kraulte sie noch mal die Wölfe und spürte auch, dass sie nicht normal waren, irgendwie anders. Es waren schließlich sechs Kadaver und Rociel hatte ihr vor Kurzem noch gesagt, dass er Wölfe gut leiden konnte. Mit nachdenklichem Blick ging sie dann weiter - ohne Pause, sie konnte sich das nicht leisten.
16.12.2003, 16:24 #35
Heimdallr
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Diese bescheuerte Steinlandschaft wollte gar kein Ende mehr nehmen, aber er konnte sich eigentlich nicht beklagen, denn nachdem er zwei Tage in einer weiten Steppe aus halbabgefressenen Gras umhergelatscht war und dabei bis auf die Wölfe keinen wirklichen Gefahren ausgesetzt war, konnte man nun wenigstens kaum mehr Gras sehen. Auch von einer Weite war nun nicht mehr so ganz die Rede, zwar war in dieser Einsamkeit, wo sich sicher kein Mensch außer er aufhielt, alles sehr ruhig und auch naturverbunden, was ja gar nicht so schlecht war, doch seine Füße schmerzten in letzter Zeit immer mehr, das viele Laufen machte den schon etwas älterlichen Stiefeln schwer zu schaffen. Doch er würde durchhalten, genau wie sein Arm, er war gestern kaum einsatzfähig, doch heute Morgen hatte er etwas trainiert und da tat es schon gar nicht mehr so weh, er konnte sich also wieder verteidigen. Und das war auch bitter nötig, hier in dieser Gegend, wo es von Gefahren nur so lauerte. Sein Weg stand aber vor einer entscheidenden Wendung, denn die Berge kamen immer näher, mittlerweile konnte er ihre Gigantomie schon riechen und auch sehen, ob sein Berg auch schon sichtbar war? Er wusste es nicht, die Angaben waren alle sehr vage, zwischen zwei großen Bergen sollte ein kleinerer liegen, das sollte der Schicksalsberg sein. Diese Beschreibung war so gut wie wertlos, denn das hätten auch mehrere Berge sein können, aber er wollte sich einfach mal auf eine Mischung zwischen Glück und Instinkt einlassen. Überhaupt war es sehr gut, dass er seine Ziele jetzt endlich sehen konnte, denn so war eine Einschätzung über die Weite möglich. Heute abend oder morgen Mittag sollte er eigentlich auf sie treffen, danach würde die Schwierigkeit erst beginnen. Aber bis dahin musste er noch diese Steinlandschaft hinter sich lassen, das war momenten primär.

Sein Magen knurrte ein wenig, er hatte seit heute Morgen nichts mehr gegessen und hatte schon wieder Hunger, obwohl er eigentlich ausreichend gegessen hatte. Aber wieso sollte er nichts essen, es gab ja genug und solange das noch der Fall war, sollte er auch noch Gebrauch von seinen Vorräten machen, denn bald würden sie sicher schwinden und dann sah es nicht mehr so toll aus. Aber was machte schon Essen, er brauchte nicht viel Nahrung um zu überleben, sein Körper hatte einen anderen Biorythmus als die meisten anderen, er hatte sich oft an Fasten gewöhnt, so dass er abgehärtet war.

Nach einer kurzen Pause, die mehr seinen Füßen, als seinem Magen gut tat, ging es schon wieder weiter. Er ahnte nicht, dass auf dieser felsigen Ebene noch jemand auf ihn lauerte. Es waren nur wenige Meter, die er noch gehen durfte, danach trat das Vieh in seinen Blickwinkel. Er war einfach aufgetaucht. Zuerst dachte Pergamo, dass es nur ein Mensch war, doch diese Figur war kein Mensch, er sah sie genau, als er näher an sie heran kam. Es war ein Ork und er hatte vor diesen Viechern noch mehr Angst als vor einem Mensch. Es war wohl nur ein Einzelgänger, vielleicht ein Späher von einer großen Gruppe, doch hier war er sicher alleine, man hätte die anderen sehen müssen. Pergamo war nicht mehr weiter gegangen, der Ork hatte ihn wohl zuerst gewittert, bevor er ihn gesehen hatte, doch sein vermeintliches Opfer schien nur ein Mensch zu sein.
Die beiden Kontrahenten sahen sich in einer Entfernung von etwa dreissig Metern in die Augen, doch bei Pergamo mochte kein Hass entflammen, auch kein Feuer, wie es in dem Kampf gegen Kryliyx war. Er war so seltsam kalt, es war so, als ob er kein Herz mehr für's kämpfen hatte, als ob ihm etwas zum kämpfen fehlen würde, nichts desto trotz hatte er keine Angst, auch ohne Feuer würde er diese Mißgeburt erledigen.

Für einen Moment dachte Pergamo, dass der Ork weglaufen oder etwas anderes kluges machen würde, doch er hatte sich nicht geirrt, diese Orks waren dumm und häßlich zugleich, denn dieses Exemplar zog seine Waffe, die vielleicht dreimal so groß war wie sein Schwert und stürmte die Meter vorrann. Pergamo indes blieb ruhig, er hatte sowas schon viel zu oft gemacht, als das er es jetzt vergessen konnte, in den letzten Sekunden konzentrierte er sich mehr auf seine Verletzung, als auf den Ork. Die Erde zitterte, als er nur noch zehn Meter von ihm entfernt war, jetzt war der richtige Zeitpunkt gekommen, er zog sein Schwert Todesodem. Der Ork war einfach wiederwärtig, in seinen Augen war der Hass, den er nicht spürte, da war der Hass auf alle Menschen dieser Welt entfacht, aus seinem Mund traten die riesigen Zähne hervor und Speichel fiel im Rennen heraus, dazwischen waren die Kriegsschreie, die ihn wohl noch zusätzlich anstachelten. Einfach nur wiederwärtig. Eine Kreatur ohne Daseinsberechtigung, doch kein Tier hatte es verdient zu leben, wenn es ihn töten wollte, keines konnte Gnade erwarten, auch wenn er sie zu oft verschenkte.

Auf den letzten Metern holte der Ork aus und ließ seine Axt weit ausholen, eher er auf die zierliche Gestalt des Menschlings traf. Doch die Axt verfehlte ihr Ziel, es war klar, sie ging ins Leere weil sein Schwert zwischen ihnen lag, er hätte den Ork schon zweimal töten können, da er sich zuviele Fehler leistete, doch er wollte die unglaubliche Muskelkraft eines Orkes am eigenen Leibe spüren, er hatte die Viecher schon oft gesehen, hatte Bücher über sie gelesen und sie studiert, diese verdammten Orks, vor nicht allzu langer Zeit war er noch vor ihnen weggelaufen, doch jetzt war der Tag der Rache nah, mit diesem Ork würde er das Schicksal aller besiegeln, alle die ihn angreifen sollten und seinen Tod erwünschten. Der Schlag war heftig, seine Klinge hatte kurz gezittert, doch hielt sie dem Druck stand und sein Griff blieb locker leicht. Er war nicht mehr so verkrampft wie vorher, er hatte viel über die richtige Griffhaltung gelernt, jetzt war er bereit seinen Meister zu machen. Der Ork war ganz nah, sabberte ihm fast ins Gesicht, hatte für einen Moment aufgehört zu denken, doch dann fiel er zurück in seine Mordlust und wollte den zweiten Schlag ansetzen. Doch wieder blockte sein Schwert. Er hatte genug gesehen, für diesen Ork brauchte es kein Feuer, es brauchte nur etwas Geschick. Er wollte diesen Kampf jetzt beenden.

Er rannte weg von dem überraschten Ork, es sollte ruhig aussehen wie eine Flucht, doch der Ork würde eh schneller sein. Aber er hatte gezögert, er konnte sich zehn Meter herausrennen, dann rann der Ork los, direkt in seine Falle. Das Schwert war auf den Ork gerichtet, ruhig daliegend in seinem wieder schmerzenden Arm, doch Schmerz wurde durch das Adrenalin unterdrückt, er hatte nur noch eins im Sinn, den Tod dieser Kreatur. Wie sie da axtschwiegend kam, ohne eine Ahnung...
Er hatte das lange geübt, doch er war von sich selbst überzeugt, ansonsten hätte er das nie gemacht, doch wie sollte man sonst kämpfen, wenn man nicht selbst von sich überzeugt war? Er fiel mit dem Schwert, direkt unter dem Axthieb des Orks vorbei, er traf nur ins Leere, doch in seinem Rücken tauchte der Fürst auf, das Schwert war noch nach vorne gerichtet, doch durch eine Verlagerung fiel es nun direkt nach hinten. Mit dem Knacken eines Getreidekornes auf seinem rechten Backenzahn fiel auch das Schicksal des Orkes. Das Schwert bohrte sich erbarmungslos schnell in den Rücken und ließ nicht locker, die Waffe fiel aus der sofort gelähmten Hand, das Vieh sank und sank und sank. Bis es auf dem Boden krachte. Die ganze Zeit hatte er nur nach vorne geschaut, in den Sonnenuntergang, der mit seinem schönen Rot an fließendes Blut erinnerte. Er wollte den Anblick nicht sehen, er musste es nicht. Diesen Schlag konnte niemand überleben, er war riskant sicher, den richtigen Augenblick zu finden war schwer, doch er hatte gute Meister gehabt.

Ohne den toten Ork oder dessen Waffe noch eines Blickes zu würdigen, zog er das blutige Schwert aus dem toten Körper und zog ein Tuch. Während er noch das Schwert von Blut befreite ging er weiter, in den Abend hinein. Seine Augen waren nicht mehr so kalt, sie waren jetzt sehr abwesend, nicht mehr sehr achtend, aber er hatte es gespürt. In dem Moment, wo das Schwert gefallen war, da brannte kein Feuer in ihnen, da brannte eine Lust. Es hatte ihm gefallen. Er musste sich unter Kontrolle halten, noch war es nur eine kleine Flamme, aber sie durfte nie zu einem Flammenherd eskalieren. Nicht noch einmal...
16.12.2003, 17:30 #36
Isabell
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Er hatte sie bestimmt nicht freiwillig getötet. Wenn es irgendetwas anderes gewesen wäre, aber keine Wölfe. Er schien diese Tiere sehr gern zu haben, oh ja, das wusste sie noch zu gut. Und dann gleich sechs auf einen Streich. Dieses Massaker hatte er sicher nicht ohne guten Grund angerichtet. Nicht das man das falsch versteht, Isabell hätte das nichts ausgemacht, für sie waren alle Tiere gleich. Nicht das sie viel morden würde, aber wenn sie auf der Jagd war, dann wurde das erlegt, was als erstes in ihr Sichtfeld kam. So zart besaitet wie Rociel schien sie da nicht zu sein. Und doch lagen diese sechs Wölfe tot da. Sie hatten alle durch dasselbe Schwert ihren Tod bekommen und auch ihre Trophäen waren verschwunden. Nur das Fell hatte er drangelassen und natürlich das Fleisch. Aber darauf gab es natürlich eine einfache Antwort, denn dieses Gewicht konnte man verständlicherweise nicht mehr mitschleppen.
Aber was sie noch viel mehr anregte waren diese komischen Gedanken davor. Ihr Wille wurde durch irgendwas gebrochen. Sie wollte da nicht hingehen, sie wäre einen ganz anderen Weg gegangen und hätte die Wölfe nie gefunden, aber so wurde sie einfach dahingelegt. Mit sanfter Gewalt konnte man sagen, denn gespürt hatte sie von alldem nichts. Es war nur im Kopf dieses kurze Gefühl etwas anders machen, als man es eigentlich wollte. Aber es war ja eine gute Entscheidung, denn diese Fährte stammte zu einer gewissen Wahrscheinlichkeit von Rociel, vielleicht neunundneunzig Prozent. Auch wenn dagegen sprach, dass es eine zu große Anzahl und eben Wölfe waren, aber dass es eine falsche Fährte sein könnte, vielleicht sogar eine Falle, daran glaubte sie nicht und dazu bestand auch kein Anlass. Wer sollte hier draußen schon sein? Niemand, es gab hier niemand. Diese Einöde war einfach zu eintönig und auch zu karg, als das hier hätte jemand leben können.
Aber sie konnte sich da nicht rausreden, für sie wirkte es wirklich so, als ob das ganze gestern Abend doch keine Einbildung war. Diese Fee musste wirklich existieren, denn auch jetzt spürte sie es wieder. Es waren nur kleine Abweichungen, doch sie machten sich bemerkbar, aber irgendwas hielt sie immer auf dem richtigen Weg. Wenn das wirklich wahr war, dann hatte sie einen großen Vorteil gewonnen. Sie war sich zwar nicht sicher, wie sie damit umgehen sollte, mit diesen seltsamen Gefühl, aber sie freute sich trotzdem. Irgendwie ließ sie sich da einfach mal drauf ein, es würde schon so sein. Es wunderte sie eh nichts mehr, nicht mehr im Negativen und auch nicht im Positiven, wobei ihr letzteres bei allen wundern noch am liebsten war.

Die Wolken waren vor einer Stunde noch so schön klar weiß, etwas aufgequillt aber das machte ja nichts, schön waren sie trotzdem. Aber jetzt wurden sie schwarz, komischerweise waren noch einzelne Rotausläufer eines Sonnenunterganges zu sehen, den sie gar nicht richtig bemerkt hatte. Doch so konnte sie die Form der Wolken immer noch erkennen. Der Wind war auch schwächer geworden, sie glaubte sogar Windstille spüren zu können. Tja und dann war da noch die Landschaft, sie veränderte sich langsam. Die ersten Hügel hatte sie überwunden und kam nun zu einer steinigen Region. Diese spitzen kleinen Steine die aus dem Boden ragten, wenn sie sich nicht ganz sicher gewesen wäre, dass es unmöglich war, dann hätte sie gemeint, dass Rociel über eben jene Steine gegangen war. Egal wie, sie folgte ihm, sie war nicht weit entfernt. Ein paar Stunden Rückstand, aber sie würde ihn schon noch kriegen, bevor es zu spät war.
16.12.2003, 20:16 #37
Heimdallr
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Er war die ganze Zeit davon gezeichnet gewesen, seine Augen wirkten wirklich abwesend, wie in einer anderen Welt, in einer anderen Zeit, was nur daran lag, dass er an den ganzen Kampf noch einmal dachte. Aber er konnte keinen Schmerz oder gar Reue empfinden, nicht für einen Ork. Jedes Tier wusste, dass er eine gute Seele hatte, wenn die Tiere ihm nichts tun wollten, dann war er meistens auch gewillt sie in Ruhe zu lassen, alleine schon weil er durch töten anderer nur schlimmer wurde und jeder vergossene Tropfen Blut ein Stück Trauer verursachte, aber ein Ork...Er spukte auf die Orks, er hasste sie. Früher hatte er sich oft gefragt, ob nicht die Menschen an all der Katastrophe Schuld waren und diesen sinnlosen Krieg für Nichts und wieder Nichts führten, aber inzwischen hatte er seine Meinung geändert. Den Orks denen er bis jetzt immer begegnet war, die wollten ihn entweder töten oder umbringen, was beides kaum ein Unterschied war. Und außerdem konnte man ja nicht mal etwas dagegen tun, man hatte nur zwei Möglichkeiten, entweder fliehen, wie er es in früheren Begegnungen oft getan hatte, oder kämpfen, was er heute zum ersten Mal erfolgreich getan hatte. Es war nur ein einzelner Ork, kein Verlust für diese Grünhäute, doch für ihn war es mehr als das, es war auch ein Zeichen für Innos, auf welcher Seite er stand. Er hatte nicht vor aktiv in den Krieg einzugreifen oder jetzt Jagd auf die Grünhäute zu machen, das wäre ein Fehler, denn dazu waren sie in ruppen viel zu stark. Aber er würde keinen Ork verschonen, der es wagen würde ihn anzugreifen.

Immer noch dachte er darüber nach, meistens über den Krieg und über seine Position in all dem, doch manchmal auch über seine Züge während des Kampfes, seine Taktik. Er war schon ein bisschen stolz darauf, was er alles gelernt hatte und wie er mit seinem Schwert verschmolzen war, doch wusste er genau, dass das nie für immer war. Man musste immer weiter machen. Außerdem war es auch riskant, er musste sich weiter verbessern, damit er überhaupt eine Chance hatte.
Doch auf einmal wurden seine leblosen Augen wieder mit Leben behaucht, er schreckte auf, denn endlich passierte etwas, etwas ungewohntes. Ein Vogelgeräusch weckte ihn aus der Trance, sofort schaute er sich um, was es wohl war und er erblickte im Mondschein einen Vogel fliegen. Er landete genau vor ihm, seltsam, normalerweise hatten Vögel doch Angst vor Menschen? Trotzdem war der Vogel vor ihm gelandet und er blickte in die prachtvollen Augen eines Uhus. Seine Augen waren schön groß und die Pupillen waren gelblich gefärbt. Das Gefieder war sehr schön gefleckt und ein dickes Federkleid umgab ihn. Er liebte diese Vögel, mehr als alle anderen, er fragte sich, was ausgerechnet ein Uhu zu ihm trieb. Er ging auf die Knie um etwas näher an den Uhu zu kommen und diese flog nicht weg, selbst dann nicht, als er vorsichtig ihr Federkleid berührte. Er hatte diese prächtigen Tiere zwar schon das ein oder andere mal gesehen, aber berühren durfte er sie noch nie. Es war ein wunderbares Gefühl, wie dieser Uhu geschaffen war, ihr Federkleid war so zart wie sein Schattenläuferfell und fühlte sich sehr flauschig an, der Schnabel indes war ziemlich stabil. Diese Tiere waren einfach wundervoll. Der Uhu erhob sich wieder und flog in die Lüfte. Er schwang sich auf und flog wieder in die Nacht, doch er hatte das Gefühl, dass er noch mal zurückblickte und ihm zulächelte. Komisch, was Tiere doch manchmal ausmachten.

Er atmete kurz auf und ging dann weiter, die Berge warteten und er hatte noch kaum etwas erreicht, aber er hatte sich selbst bewiesen, dass auch die Orks ihn nicht aufhalten konnten, wie er es schon immer wusste, aufhalten konnte ihn niemand ohne ihn zu töten, die unbändige Seele in ihm kannte nur ein Ziel und das war momentan dieser Berg, er wusste selber nicht, ob er sich wirklich so viel davon versprach, wie er erhoffte, doch er glaubte dran denn ansonsten wäre ja alles sinnlos was er hier machte.
16.12.2003, 21:22 #38
Isabell
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Nun schmerzten ihre Füße auch schon seit Stunden, diese felsige Region war wirklich sehr anstrengend zu gehen und selbst die Stiefel konnten da nicht helfen. An den Sohlen zwickte und zwackte es und sie hätte alles für eine Pause gegeben, doch eine Pause war noch nicht in Sicht, noch musste sie weitergehen. Wenn sie ihn kriegen wollte, dann musste sie wirklich Qualen erleiden, sie musste früher aufstehen und später schlafen gehen als ihr Bruder, anders würde es nicht gehen. Doch diese Qualen würden sicher belohnt, aber das alles wusste sie doch, sie wusste es schon so lange und doch hämmerte sie sich die Sätze jeden Tag noch einmal in den Kopf. Immer und immer wieder. Was sollte sie schon anderes tun, sie war ja ganz alleine hier draußen und selbst die Tiere schienen sich vor ihr zu fürchten, oder aber nicht da zu sein, es schien fast so, dass diese karge Gegend kaum mehr Tiere bot, die wenigen waren eine Fährte, die Rociel schon erledigt hatte, ob freiwillig oder nicht, jedenfalls waren sie tot, nur das zählte, oder auch nicht...Die einzigen Begleiter die sie wirklich noch hatte waren die Winde und die Sonnen, die Kälte und die Wärme. In der Nacht war es oft kalt hier draußen und morgends stand sie immer zitternd auf, sie hatte ja kaum was zum zudecken. Aber da musste sie durch, es gab hier eben keine Kamine, keine Decken, keine schützenden Wände. Doch daran hatte sie sich schon länger gewöhnt und außerdem wollte sie es ja noch vor ein paar Tagen, weg aus Drakia, woanders hin...
Ihre Haare wehten im Wind, hinterließen eine schöne Mähne, heute waren sie wieder mehr braun als schwarz, aber so genau wusste sie das auch nicht, manchmal waren die Haare auch unterschiedlich, oben und unten. Aber zu exotisch wurde es dann doch nicht und sie nahm schon an, dass alle Haare diesen dunklen Braunton trugen. Aber eigentlich war es egal. Für wen sollte sie schon hier draußen schön sein, es gab doch sowieso niemanden, der sie sehen konnte. Nur der Mond war noch da, der schaute von da oben herab und konnte sie sehen. Doch das war auch schon alles.
Ein paar Meter wollte sie noch gehen, nur ein paar Meter...doch sie spürte, wie ihr jetzt jeder Schritt schwer fiel, wie es zu einem Alptraum wurde. Schmerzen durchzogen ihr Bein und da wusste sie, dass es besser wäre jetzt zu stoppen, ehe noch irgendeine Sehne oder ein Muskel rießen. Ihr Nachtlager war nicht sehr bequem, doch sie fand einen weiteren Hügel, wo es noch etwas Gras zwischen all den Steinen hier gab. Dort konnte man sich wenigstens hinlegen, ohne sich gleich den Rücken zu brechen. Mit letzter Kraft ging sie fort hin und ließ sich am Fuße des Hügels nieder. Hier war es gar nicht so schlecht, in einer Mulde kullerte sie sich ein und nahm keinen Wind mehr war. Ein idealer Windschutz schien das zu sein. Sie konnte wieder etwas lächeln, eigentlich war ihre Situation doch gar nicht so schlecht, wenn dann nur am Ende alles gut gehen würde, das wäre dann ein richtig perfekter Ausgang.
Aber etwas essen musste sie noch, am besten wieder das Brot, das nun schon nicht mehr ganz so weich war, sondern schon härter zu kauen war, zudem belegte sie die dünn geschnittenen Scheiben noch mit Käse und Wurst. Eigentlich hätte sie auch noch gerne eine Moleratkeule gegessen, doch das würde dann zu schwer im Magen liegen.

Auch heute schaute sie wieder nach oben, in den Himmel und heute konnte sie auch die Sterne sehen. Es war schön, vorallem sehr einschläfernd, denn während sie da sowieso schon sehr müde nach oben schaute, wurde sie noch immer müder. Noch schnell zog sie ihre Stiefel aus und massierte sich etwas die geschundenen Füßchen und dann schlief sie auch langsam ein. Eigentlich war heute ein guter Tag gewesen.
17.12.2003, 13:37 #39
Heimdallr
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Geschafft. Er hatte es geschafft. Endlich geschafft. Es war noch lange nicht auf dem Berg, er konnte ihn ja noch nicht einmal sehen und dennoch hatte er es geschafft. Enndlich hatte er die weite Steppe und das weite Ödland hinter sich gelassen, vor ihm lag nun eine Landschaft, die nicht mehr aus einzelnen Hügeln bestand, sondern große, mehrere hundert Meter hohe Berge beinhaltete. Es waren endlich die ersten Ausläufer der Berge um den Minentalring. Somit hatte er sein erstes Ziel souverän erreicht. Jetzt musste er nur noch genau so souverän den richtigen Berg finden, was gar nicht so einfach war. Bei seinen ersten Blicken konnte er nichts entdecken, was auf eine Lösung schließen ließ, doch trotzdem ging er mal weiter, vielleicht lag es ja auch an der Sichtweise. Er musste jetzt ziemlich anstrengend laufen, denn es ging brutal steil nach oben. Es war zwar nur ein erstes Stück und man konnte weiter oben schon wieder flachere Ebenen erkennen, doch erst mal stand ein ziemlich gemeiner Anstieg an.
Da er aber noch frisch war und in der Nacht neue Kräfte getankt hatte, war dies kein großes Hinderniss, dass er nicht überwinden konnte. Er fühlte sich jetzt besser, jetzt wo er endlich in den Bergen war. Er wäre zwar lieber bei Gevatter Meer, doch auch die Berge waren schön. Sie hatten nur leider meist die ein oder andere Überraschung zu bieten, auf die man sich nicht vorbereiten konnte, aber das hatte das Meer ja auch.

Die Berge, gerade hier. Er mochte das Minental nicht, er konnte ganz offen sagen, dass er sich davor fürchtete. Es war keine Angst in diesem Sinne, dass er hier Panikattacken oder psychische Depressionen erleiden würde, aber die Zeit im Alten Lager und überhaupt in der Barriere, sie war schon ziemlich hart, gerade weil er damals noch sehr jung, wahrscheinlich zu jung war, aber alleine diese Tatsache hatte ihn auch irgendwie gerettet, denn ansonsten hätte er wie die anderen in den Minen arbeiten müssen und dies wäre dann doch ziemlich prägend gewesen, besonders die miserablen Bedingungen dort waren nicht schön. Weder zu sehen noch zu hören. Er war einfach schwach, schwach und dumm gewesen. Gerade deswegen grauste es ihm vor dem Ort, besonders nach dem Einfall der Orks war es nicht mal sicher, Orks gab es zwar schon früher, doch er hörte immer wieder, dass es noch schlimmer jetzt wäre. Er hätte diesen Besuch wirklich gerne für immer verschoben, doch es ging halt nicht anders, aber einen kleinen Trost hatte er, denn es sah nicht so aus, als ob er in das eigentliche Tal müsste, sondern dass er nur in den Ausläufern etwas suchte. Die Angst vor Orks gab es nicht, nur einen gewißen Respekt, denn in Gruppen waren diese Viecher tödlich für jeden, aber das hieß nicht, dass ein Mensch vor diesem Kreaturen Angst haben sollte.

Als er dann endlich diesen doch sehr steilen Aufgang hinter sich gebracht hatte, blickte er sich um, er sah auf eine schier endlose Steppe und ganz weit in der Ferne wäre irgendwo das Meer und Drakia. So aber sah er nichts, nach was es sich gelohnt hätte zu schauen, deshalb ging er weiter, er drehte sich wieder Richtung Minental. Jetzt hatte er erst mal eine ähnlich felsige Landschaft vor sich, hier gab es so gut wie gar keine Vegetation mehr, dafür war der Untergrund auch nicht mehr mit spitzen Steinchen, sondern mit glatten, manchmal rauen Steinen belegt. Der Regen hatte die meisten Flächen innerhalb von Jahrhunderten rein- und ausgewaschen. Man konnte schon jetzt die ersten Geologischen Entdeckungen machen, das alles war gleichsam gefährlich und faszinierend zugleich, doch die ganz großen Gefahren hielten sich noch zurück, aber er war sich sicher, dass sie ihn noch früh genug erreichen würden.
17.12.2003, 14:15 #40
Isabell
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Diese Steine wollten einfach kein Ende nehmen und es war zugegebenermaßen anstrengender als auf einfacher Steppe, als auf einfachem Boden zu gehen, doch Isabell konnte keine Schmerzen verspühren. Sie hatte immer noch einen wohl geformten Gesichtsausdruck und konnte immer noch ein Lächeln nicht verbergen. Natürlich war hier nicht alles gut gelaufen und unter der ganzen Ruhe und der ganzen Monotonie gab es auch keine Erfolge vorzuweisen, aber das war auch von vorherein klar gewesen. Sie war aber auf dem besten Wege und das wusste sie auch, sie kannte jetzt den Weg, zumindest glaubte sie daran, eine hundertprozentige Sicherheit gab es dafür natürlich nicht. Sie hatte die Hoffnung schon lange nicht mehr aufgeben wollen und außerdem spürte sie auf diesen Wegen, dass Rociel hier auch schon gegangen war, also gab es keinen Grund zur Sorge. Selbst die ganzen Bewohner des Minentals ließen sie bis jetzt in Ruhe, noch keine Angreifer, die sie hätte abwehren müssen. Es lief alles bestens. Zwar waren die Erfolge nicht sichtbar, doch das ganze war wie die olle Bauernweisheit. Erst muss man die Saat setzen und nach einer langen Zeit des Wartes bekam man dann den Lohn für seine Mühen, indem man die Früchte seiner Arbeit erntete. So war das auch hier, noch setzte sie nur Saaten, indem sie ihm folgte und nicht locker ließ, indem sie ihre Kräfte jeden Tag bis ans Maximum reizte und selbst darüber ging. Und der Lohn für ihre Mühen wäre dann ein Wiedersehen. Es war nur die Frage, ob diese Frucht nicht eine faule Frucht wäre, es könnte immerhin sein, dass sich in der einst so prachtvollen Frucht nun ein Wurm eingenistet hat und jetzt ist die Frage, wenn sich ein Wurm eingenistet hat, wieviel er schon weggefressen hatte. Im Klartext bedeutete das soviel wie, dass sie sich Sorgen machte. Nicht um das Ob, sondern um das Wie. Das sie ihn wiederfinden würde, das wünschte sie sich, doch hatte sie auch ein paar Befürchtungen, dass es nicht so gut verlaufen könnte.
Aber er musste doch einsehen, dass sie so handeln musste und ohne das sie so gehandelt hätte, hätte er ja auch nie alles über sich erfahren. Auf jeden Fall wollte sie Antworten, egal was er sagen würde, sie wollte auf jeden Fall Antworten über ihren Vater und über sein Leben. Sie wollte ihn näher kennenlernen, egal wie.

Das alles sorgte auch für eine ständige Unaufmerksamkeit, Isabell achtete nur wenig auf die Umgebung, ihre Augen brauchte sie fast gar nicht mehr, denn sie wurde gelenkt von den Füßen, aber natürlich taten die auch nichts, wenn sie die Augen verschlossen hatte. Es war so eine halbe-halbe Mischung. Anders war es nicht zu erklären, dass sie nicht sah, wie die Berge nun immer näher kamen. Noch war sie von ihnen ein gutes Stück, ein paar Meilen entfernt, aber ihr Ziel, dass eigentlich das ihres Bruders war, das rückte in Reichweite. Die felsigen Böden versuchte sie aber auch irgendwie zu verdrängen, denn es waren verdammt schlechte Wege. Es gab leider auch keine großen Ausweichmöglichkeiten, denn genau wie zuerst die weite Grassteppe war hier eine weite Steinebene, man konnte sich die Umgebung nicht aussuchen und das Grün im Boden wurde immer weniger, die Grasbüschel schwanden und bald schon würde es wohl gar keine geben.

Langsam gingen allerdings ihre Wasservorräte zuneige, denn von den sieben Wasserkrügen (die in etwa alle zwei Liter fassten), hatte sie schon drei verbraucht, obwohl sie am Bach aufgefüllt hatte. Also hatte sie nicht mehr ganz soviel Wasser, aber Wasser würde sie brauchen, mehr noch als Nahrung. Also hieß es nun sparen, aber ihr Bruder hatte auch nicht mehr Krüge dabei und wenn er das schaffen würde, dann würde sie das auch. Die Nahrung war zuviel, sie war viel zuviel und anfangs wollte sie noch was wegschmeißen, als sie bemerkte, wie viel der Wirt ihr hinein getan hatte, doch jetzt war sie dankbar für alles. Das ganz hielt jetzt noch bei großzügiger Auslegung eine Woche, nur das Brot wäre dann nicht mehr frisch. Aber man merkte jeden Tag, wie der Beutel auf dem Rücken leichter wurde.
17.12.2003, 16:23 #41
Heimdallr
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Hier bot sich ihm ein unglaubliches Landschaftsbild, es war schön hier zu sein, er hätte es nicht für möglich gehalten, dass es so schön hätte sein können. Die Winde hier oben machten ihm nichts aus, er genoss es sogar, wenn ihm etwas ins Gesicht bließ, etwas frisches, lebendes, Kraft versprühendes. Es war schön hier zu sein, denn im Gegensatz zum Meer wurde hier stille Kunst geboten, doch es war nicht nur Kunst, es war auch mehr als das. Man konnte es wahrlich spüren, diese Berge hatten etwas altehrwürdiges. Es war schön hier zu sein, denn hier oben war es total anders als im Flachland, man fühlte sich nicht mehr so allein, er baute eine enge Bindung mit den alten, leb- und seelenlosen Bergen auf. Es war so anders hier, als da unten. Es war nicht weniger gefährlich, oder gar leicht, aber es war eben anders. Vielleicht lag es an der veränderten Sicht. Sie blickte jetzt auf vieles, eigentlich war es alles dasselbe, doch die verschiedenen Formen des Steines formten Bilder in seinem Kopf, ließen ihn denken und regten ihn zu manch Fantasie an. Heute Mittag waren es noch die Wolken gewesen, doch jetzt baute er sich seine Begleiter aus Stein und Sand. Das schönste war ja sowieso, das man hier so alleine war, man konnte alles machen was man wollte. In der Stadt ging das nicht, das ging nur draußen, aber hier erst recht. Man konnte so leben und sich so verhalten, wie man das auch sonst gerne tun würde, musste keine unterbewussten Reaktion unterdrücken. Man lernte sich selber viel besser kennen.

Man darf das nicht falsch verstehen, es war immer noch sein oberstes Ziel, dass dieser Berg so schnell wie möglich erklommen wurde und das er so schnell es ging hier abhauen konnte, nichts desto trotz wollte er lernen. Er war hier noch nie gewesen, es war alles totales Neuland für ihn. Es faszinierte ihn wahnsinnig, als er gesehen hatte, wie das hier war, dass es auch hier soetwas wie Schönheit gab. Bei alledem wollte er eigentlich nur seine Schattenseite verbergen. Seine Schattenseite, die immer noch um Isabell trauerte. Sie wusste nicht wieso, denn eigentlich war sie weder tot noch krank, aber sie war fort, sie war außerdem innerlich verloren. Er hing zu sehr an ihr, mehr als an allen anderen. Die Trauer war ungewöhnlich heftig und auch lang. Normalerweise schluckte er Verluste einfach runter, er konnte das gut, denn seine Schmerzen und Qualen, sie waren hundert mal schlimmer als die von anderen. Nur hier gelang das nicht. Isabell blieb ihm im Halse stecken und ein Teil in ihm wehrte sich vergeblich dagegen, während ein anderer schon aufgegeben hatte.

Die Landschaft mochte seine andere Seite täuschen können. Es waren ja keine Illusionen, diese Facetten der Schönheit und des Glanzes waren ja wirklich vorhanden, man konnte sie sehen und sie spüren, aber dennoch konnten sie ihn nicht begeistern, nur einen Teil. Es war eine Flucht in etwas anderes, denn seine Belastung wäre zu groß gewesen. Die physische Belastung war in den letzten Tagen enorm gewesen. Die ganzen Meilen die er gelaufen war, die ganzen Kämpfe die er bestritten hatte und das dabei ausgestoßene Adrenalin, das alles schafften ihn doch sehr, zwar war er nach wie vor in guter, ja nicht zu sagen sehr guter konditioneller Verfassung, doch selbst ihn schaffte diese Belastung an die Grenze. Dazu noch die unglaubliche psychische Belastung durch Isabell, das hielt er nicht aus. Sein gesamter Kreislauf, was immer es auch war, hatte reagiert und ihn geteilt. Solange die Verarbeitung nicht in einem positiven Stadium wäre, könnte man ihn nicht mehr vereinen, nicht hier und nicht jetzt. Doch der Kreislauf hatte einen Fehler. Er konnte sie nie verarbeiten. Das war das Problem...
17.12.2003, 18:24 #42
Isabell
Beiträge: 307

Die Frau hatte langsam genug von diesem Boden, doch sie tröstete sich damit, dass Rociel auch darüber gehen musste. Die Nacht war ebenfalls herein gebrochen und machte ihr nun schwer zu schaffen, denn wenn es erst einmal richtig dunkel werden würde, dann würde sie nichts mehr sehen. Zum Glück hatte sie noch eine Fackel dabei, aber entzünden tat die sich auch nicht von alleine. Das Mondlicht war noch viel zu schwach, als das es wirklich hätte leuchten können, dabei war der Mond schon mehr als die Hälfte sichtbar. Nicht mehr lange und es wäre wieder ein neuer Vollmond gekommen. Sie schaute nun nicht mehr so oft geradeaus, sondern mehr zum Himmel und die logische Tatsache kam auch...

*Krach*

Sie war an irgendetwas hängen geblieben, konnte das Gleichgewicht nicht mehr halten und fiel hin, zum Glück konnte sie die Arme voraus strecken, so passierte ihr nichts, nicht mal eine Schürfwunde an den Knien, sie hatte Glück gehabt. Die Kieselsteine und die Abdrücke hatten sich aber in ihre Hand gebohrt, die nun ein paar komische Formen besaß, doch das würde nicht lange halten. Aber über was war sie da gestolpert?

Sie drehte sich um und erschrak, ein Schrei glitt aus ihrem Munde und sie zuckte zurück. Das Licht war noch stark genug vorhanden, dass sie sehen konnte, dass da irgendetwas lag, dass Ähnlichkeit mit einem Menschen besaß. Zuerst dachte sie an Rociel, deswegen hatte sie auch so Angst gehabt, doch in ihrer Panik war sie noch in der Lage zu sehen, dass dieses menschähnliche Wesen größer als er war. Mindestens zwei Köpfe größer war es. Es hatte einen ekelhaften Gestank an sich und als sie über die Haut fühlte, merkte sie dickes Fell daran.
Sie richtete sich wieder auf und betrachtete das tote Tier...erst jetzt bemerkte sie, dass es ein Ork war. Ja...so mussten diese Wesen aussehen, noch nie hatte sie eines aus der Nähe gesehen und jetzt hatte sie eines direkt vor der Nase. Der Ork war tot, keine Frage, sonst hätte sie jetzt ein Problem. Isabell betrachtete die mächtige Waffe des Wesens, eine Axt, blutig und schmutzig, aber drei mal so groß wie nur eines ihrer Schwerter. Was waren das nur für Wesen, doch noch viel wichtiger, wer hatte dieses mächtige Wesen bezwungen?

Es konnte...ja es musste Rociel gewesen sein, sein Weg war ihr Weg und wer sonst hätte es sein sollen, der hier draußen herum streunte. Auf der Suche nach einem "Schicksals" Berg. Jetzt erkannte sie auch die Wunde. Sie ging vom Rücken bis zum unteren Bauch, die Klinge hatte den ganzen wuchtigen Körper durchlaufen und dieser Körper war dicker und breiter als der eines Menschen. Wahnsinn...aber es musste er sein, sie erkannte den Schnitt gut...wie bei den Wölfen. Ja, sie konnte seine Klinge fast riechen.

Auch wenn es ihr schwer fiel, sie musste auch dieses Mal das Blut untersuchen. Sie fasste in die Rückenwunde und fühlte, dass das Blut noch warm war. Aber wie konnte das sein? Hatte der Ork diese spezielle Kraft...oder war ihr Bruder ganz in der Nähe? Hatte sie ihn eingeholt? Sie nahm ihre Hand wieder heraus und wischte sich das Blut an den Steinen ab, ein paar Grasbüschel halfen sehr, doch richtig wurde sie erst davon befreit, als sie eine klitzekleine Menge Wasser opferte. Danach betrachtete sie noch mal kurz den toten Ork und dann ging sie auch weiter, sie musste weiter, sie war ganz knapp hinter ihm, sie musste dran bleiben, es war noch nicht zu spät, ihre Qualen machten sich bezahlt.

Hoffentlich lieferst du weiter so gute Spuren Bruder
17.12.2003, 19:32 #43
Heimdallr
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Eine Pause, nur eine kurze Pause...er wollte nur eine kurze Pause machen. Ein bisschen was essen und ein bisschen was entflammen, um genau zu sein seinen Feuerstein. Ohne ihn wäre er wohl aufgeschmissen, doch so hatte er zu jeder Zeit und in jedem Ort eine Fackel, eine Fackel die immer funktionierte, bei Regen, bei Sturm, bei Schnee. Es war ein ganz wichtiger Gegenstand in seinen Untensilien. Komisch, am Anfang hatte er den Stein noch belächelt, aber jetzt war das anders, jetzt konnte er gar nicht mehr ohne ihn. In dunklen Nächten oder einfach nur grundsätzlich bei Nacht war es wichtig Licht zu haben und am wichtigsten war dies wohl an gefährlichen Orten, wie es das Minental ganz ohne Zweifel war. Das Minental...
Er hatte sich hingesetzt, an eine glatte Steinmauer gelehnt, die Flamme brannte und leuchtete Meter für Fremde Augen, für ihn selber in einem Radius von fünf Metern, er konnte gut sehen, es reichte auf jeden Fall zum Essen. Doch er war anders, seine Gedanken hatten sich wohl doch zu sehr in die eine Richtung begeben. Verdammt, er hatte es so gehofft mit dem Schlaf zu verdrängen, aber jetzt kam es wieder in ihm hoch. Es war einfach nur grauenvoll. Er musste die ganze Zeit an sie denken. An ihr Lachen, an ihre Gesichtszüge. Alles war so real vor ihm, doch in seinen Tag, bzw. Nachtträumen konnte er sie nicht greifen, er konnte ihre zarte Haut nicht berühren, sie nicht spüren, ihre Wärme und ihre Aura, die ihm scheinbar von ganz alleine Kraft gegeben hatte. Ohne Worte, nur durch Inneres.

Er wollte schreien, er wollte nur schreien, dass die Erde erzitterte und die Welt erbebte, doch während er schrie drang kein Ton aus seinem Hals. Seine Stimmbänder durchschnitten, durchschnitten mit einer Klinge aus Vernunft und Selbsteinsicht, mit Weisheit und Mut, doch trotzdem konnte er nicht aufhören zu schreien. Seine Worte drangen nur an sein Ohr, doch für ihn waren sie real. Seine Schreie in die Nacht, sie wurden gefesselt mit einem Band, sie knebelten sein Verlangen, sie knebelten sein Begehren, sie knebelten seine Wünsche. Alles ließen sie zurück, doch er sah sie ganz deutlich, er sah sie vor sich. Es war so schön sie so zu sehen, so war sie noch viel realer, sie war echt. Für ihn war sie echt.
Salzige Tränen liefen herab von seiner Wange, er spürte wie sein Schmerz zunahm, wie er sich nicht mehr unter Kontrolle hatte, doch das war ihm egal, er wollte leiden, er nahm es mit dem Gott der Schmerzen auf, wenn er nur Isabell sehen durfte. Den Kampf konnte er nicht gewinnen - der Gott - sein Wille für diese Frau war viel zu groß, als das ihn die Schmerzen aufhalten könnten.

Nur durch ein Geräusch wurde er gestört. Wieder riss ihn ein Vogel aus seinen Gedanken und wieder war es ein Uhu. Er war nicht gelandet, sondern nur über seinem Kopf geflogen, doch er hatte Erfolg, denn das Bild von Isabell verschwand, es löste sich auf. Er wollte sie festhalten, aber sie schafften es nicht. Wie auch hier, im realen Leben.
Er nahm den Rubin aus dem Allesbeutel, er hatte ihn Monate nicht benutzt, doch nun fiel eine seiner Tränen auf den Stein und zeigte ihm die Person. Es war Isabell die der kleine Stein zeigte. Doch er war jetzt nicht mehr am verzweifelten Schreien. Er küsste den Stein und umschloss ihn dann mit seiner Hand, danach ward er wieder in der Tasche verschwunden. Er aß sein Mahl zuende, alles reichlich, alles viel, danach ging er weiter, weiter nach oben, die Berge erwarteten ihn nun. Morgen würde er auch diese Ausläufer hinter sich haben. Morgen...morgen würde er den Schicksalsberg finden, er wusste es genau, morgen würde er ihn finden, er spürte es.

Die Fackel leuchtete mit ihrer maximalen Reichweite von einem Meter purem Magiefeuer und bannte in die Höh gehalten nun den doppelten Radius. Er konnte die Feinde erkennen, nur hoffte er, dass es keine gab. Der Tag war noch nicht zu Ende.
17.12.2003, 20:39 #44
Isabell
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Sie war nun schon sehr weit gegangen, das ganze war noch anstrengender gewesen als an den anderen Tagen, denn die ganze Zeit auf dem felsigen Untergrund zu laufen, die ganze Zeit einzuknicken und immer vorsichtig zu gehen, das kostete. Kostete Kraft. Kostete Nerven. Aber trotzdem, sie blieb absolut gelassen, innerlich war sie ausgeglichener denn je. Sie kämpfte kaum noch mit ihren Nerven, sondern wirklich mit ihrer Kraft, mit ihrer Physis. Dieser Kampf war ihr am liebsten, denn dan konnte sie endlich gewinnen. Gegen innere Nerven zu kämpfen war sinnlos für einen Menschen, aber gegen sich selbst konnte man gewinnen, man konntr Tricks anwenden um Prozesse hinaus zu ziehen und man konnte sich selbst einschätzen. Man bestimmte selber mit seinen eigenen Hirnwindungen die Grenze für sich persönlich, man wurde nirgenswo rein gezwungen. Diesen Kampf gewann sie zwar nie, aber wenn man davon absah, dass jeder Mensch einmal schlafen musste und irgendwann keine Energie mehr hatte und das ihre Schmerzen meistens viel früher anfingen, bevor sie dann endlich aufgab, dann war sie doch immer der Sieger. Es ging hier aber nicht um einen lockeren Wettstreit der eigenen Leistung, es ging hier nur darum das letzte aus sich heraus zu holen, nur damit die paar Meter pro Tag auch wirklich eingeholt wurden. Es waren immerhin drei Tage. Aber der Ork gab Isabell wirklich neue Hoffnung, diese drei Tage verkürzt und vielleicht bald eingestellt zu haben.

Sie ahnte, dass sie es nicht mehr lange machen würde, deshalb machte sie diesmal auch keine Pause, sondern nahm sie die saftige Scavengerkeule im gehen heraus. Sie wollte unbedingt noch etwas essen, besonders diese saftige Keule, doch direkt vorm einschlafen war das ungesund für die Verdauung. Magenschmerzen oder gar noch richtige Magenprobleme konnte sie sich echt nicht leisten, die kleinste Schwäche von ihr würde man hier gnadenlos ausnutzen, sie hatte schon zu kämpfen, dass sie keine Rüstung mehr zum Schutze hatte, doch nicht nur vor Angriffen, sondern auch vor der Kälte. Es war hier erstaunlich in Ordnung, es war so als ob ein Fön hier wehte, anders konnte sie sich die warmen Temperaturen nicht erklären, aber besonders in der Nacht wurde es bitter kalt und jeden Morgen hatte sie Frostsplitter auf der Haut. Es war sehr gefährlich, doch man ließ ihr leider keine Wahl.

Mitten im Essen wurde sie jedoch unterbrochen. Sie hörte ein paar komische Geräusche, die sie aufhorchen ließen, doch in der Finsternis der Nacht konnte man ja kaum was erkennen. Nur der fahle Schein ihrer Fackel sagte etwas über die Umgebung aus, denn diese hatte sie mittlerweile entzündet, doch weit konnte sie damit nicht sehen.
Auf einmal schossen zwei rote Augenpaare aus der Luft, es waren Vögel die bedrohlich an ihr vorbeigeflogen waren, im ersten Moment hatte sie an einen blitzschnellen Angriff gedacht, aber jetzt setzten die Vögel auf den Boden auf und sahen sie komisch an. Was waren denn das für welche? Sie sahen gar nicht so aus, so wie Falken oder Adler oder Spatzen. Sie hatten ein dickes Federkleid und ziemlich große Augen. Sie waren ihr ein bisschen unheimlich, aber nur ein bisschen...irgendwie hatten diese Vögel einen Anziehungskraft auf sie und das bestätigte sich auch, denn sie flogen auch nicht weg, sie konnte sie berühren. Doch als sie den zweiten Vogel über das Fell kraulen wollte, zuckte sie zurück. Was war das?

Mit komischen Wortlauten, die wie Uuuhhuuu klangen, flogen sie wieder weg, hatte sie sie erschreckt? Sie wusste nicht so genau, aber dieses Gefühl. Konnte das wirklich sein? Konnte es wirklich sein...sie hatte doch tatsächlich das Gefühl gehabt, dass Rociel dieses Fell berührt hatte. Das war doch unmöglich oder?...Eine bloße Einbildung...
17.12.2003, 22:42 #45
Heimdallr
Beiträge: 12.421

Schleppend keuchte er den zweiten Anstieg hinauf, eigentlich hätte er das gar nicht mehr machen sollen, gar nicht mehr machen müssen, doch er tat es dennoch. Er brauchte irgendetwas um sich abzulenken und da war ihm dieser zweite steile Aufstieg genau richtig. Zwar hätte er die Nacht auch an dem Fuße verbringen können, doch das war nichts, er wollte da heute noch hoch, nicht das er morgen früh gleich nach dem Aufstehen seine ganze Kraft verschwenden würde. Er fragte sich, wann endlich mal Schluss war, doch der sollte noch früh genug kommen. Doch bis dahin hieß es weiter keuchen und schnaufen. Der Himmel war heute mit Wolken dich verhängt, es lohnte sich nicht hinauf zu schauen, viel lieber blickte er da in die Flammensäule seiner interessanten Fackel. Dies alles faszinierte ihn, doch gleichzeitig ähnelte ihr Feuer auch dem Feuer aus den Augen Isabells, es war vielleicht doch keine so gute Idee diese Fackel die ganze Zeit anzustarren. Aber eigentlich hatte er sowieso keine Zeit so viele Blicke zu verschwenden, denn seine Hoffnung galt dem Ende des Anstieges, das nun endlich greifbar nahe war.

Oben angekommen stützte er sich auf die Knie und sah noch mal in den Himmel, hier oben war es wirklich außergewöhnlich schön, selbst den Mond konnte er schwach unter dem scheinbar dünnen Wolkenband erkennen. Er leuchtete etwas hindurch. Aber wer brauchte schon den Mond oder die Sterne? Bei der Frage kam er schnell darauf, dass das wieder reiner Blödsinn war, natürlich wurden sie gebraucht, er brauchte die Sterne so sehr und selbst der Mond war ihm wichtig...Fast hätte er sich wieder daran erinnert, wie Isabell und Er sich immer gegenseitig nannten, doch er hatte Glück, ließ nämlich diesmal selbst davon ab und widmete sich seinem Lager. Er hatte nicht viel aufzubauen, nämlich eigentlich nichts. Doch eine geeignete Schlafstelle wollte er sich trotzdem suchen.
Ein schöner glatter Felsen schien ideal für diese Aufgabe, er legte sich dort hin und kaute noch etwas auf einem hart gewordenen Stück Brot herum, dass langsam die gnadenlose Macht seines Speichels zu spüren bekam und langsam erweichte.
Er hatte aber keinen all zu großen Hunger, schließlich hatte er schon was zu sich genommen. Ein kleiner Schluck aus dem vierten Wasserkrug zum trinken, sowie ein kleiner zum ausspülen des Mundes, danach war er mit diesen lästigen Dingen soweit fertig, doch an Schlaf war noch lange nicht zu denken.

Er lag jetzt auf dem Rücken, hatte die Hände in den Nacken gefaltet und benutzte sie als mehr oder weniger weiche Unterlage, doch er war noch nicht müde. Er war nur bereit zu schlafen, doch wann ihn der Schlaf übermannte, das war nicht sein Problem. Viel mehr war diese ganze Suche sein Problem, er war jetzt auch bereit sich mit Isabell auseinanderzusetzen, da er jetzt in Sicherheit war. Im Schlaf war es ihm egal, für ihn zählte nur das Jetzt und das war sicher morgen wieder soweit in Ordnung, dass er weitergehen könnte. Er wäre gerne morgen früh einfach neben ihr aufgewacht und alles wäre wieder gut, aber wahrscheinlich war er einfach selber Schuld, er hatte einfach viel zu wenig gemacht. Er hätte es ihr lange schon sagen müssen, wenn sie es gewusst hätte, dann wäre ihre Entscheidung vielleicht nicht so ausgefallen, nicht so radikal. Er hatte oft Zeit und auch die passende Gelegenheit, doch hatte er es immer wieder aufgeschoben. Es war wohl eine Art Gegenschlag. Doch er dachte nicht nur über Isabell nach, sondern auch über das was er hier machte. Warum war er hier? Warum kehrte er nicht einfach um? Das alles was ihn hier hin trieb war die Verzweiflung und die Worte eines Lichtwesens, dass eine Feder hinterlassen hatte. Diese Feder, was konnte es sein..Er holte das kostbare Stück heraus und bemerkte, dass es wirklich zu keinem ihm bekannten Tier stammen konnte. Es war komisch. Er vertraute den Worten eines Etwas, das er nicht kannte und nicht mal sah. Wirklich seltsam...aber es war sowieso alles seltsam, da war dieses Stück auch nicht mehr mehr besonders als andere.

Er spürte, wie das alles Kraft kostete, er löste die Stiefel von den Füßen und schenkte beiden etwas Luft, dann aber zog er sie wieder an, denn warme Füße waren wichtig und die Nacht würde kalt werden. Aber was blieb ihm anderes übrig, er hatte keine Wahl als sich all dem hier zu stellen...
18.12.2003, 06:54 #46
Isabell
Beiträge: 307

Dunkle Schwaden zogen von dannen, der schwarze Nebel verzog sich, in ihrem Traume da sah sie wieder Licht zerteilen, sah das Wesen, wie es in Licht getränkt sie blendete. Sie mochte seine Stimme vernehmen. Es war eine helle Stimme, sie sprach weise und edel. Isabell fühlte sich wohl, ihr ganzer Körper war warm, wie in Wasser gebadet. Es war ein molliges Gefühl von Geborgenheit und von Kraft. Sie wollte nicht hier weggehen, doch irgendwie wollte sie doch, denn so alleine wollte sie nicht sein. Noch immer fragte sie sich, was sie hier eigentlich tat, doch die Antworten waren nicht mehr so klar, wie noch vor ein paar Tagen. Das Wesen zeigte auf einen entfernten Berg, eigentlich wäre es ihr unmöglich gewesen diesen zu sehen, doch durch das Licht getränkt wurde die Sicht unglaublich weit. Sie musste nun auch nicht mehr ihre Augen verschließen, sie konnte einfach nur sehen. Einfach nur den Berg des Schicksals vernehmen. Er lag tatsächlich zwischen zwei größeren Bergen, die ihn scheinbar abschotteten, doch das war Isabell egal, sie würde da schon hoch kommen. Es war ja nicht nur der Berg für das Schicksal von ihrem geliebten Bruder, sein Schicksal führte ihn ganz bewusst dahin, doch auch für Isabell entschied sich da oben eine Menge, der Berg hatte diesen Namen doch richtigerweise bekommen, denn da oben würden sich ihre Schicksale entscheiden.
Sie hoffte, dass sie genug Kraft hatte dies alles zu gewinnen, sie wollte unbedingt ihr Schicksal selber bestimmen. Sie wollte nicht nur ihren Bruder wiedersehen, sie wollte auch weiterhin mit ihm zusammen bleiben, wozu sonst sollte sie ihn wiederfinden, das wäre doch alles so sinnlos dann.
Doch das Wesen beruhigte sie, es übte eine ungewöhnlich hohe Vertrauenskraft auf sie aus, eine Überzeugung machte sich da breit. Sie hatte sogar fast das Gefühl, dass sie eine Hand auf ihrer rechten Wange spüren konnte, doch das musste täuschen.
Dann sah sie noch mal zu dem hell erleuchteten Fels und dann...sie vernahm Rociel, sie konnte unglaublich sehen und sah ihn, sie wollte nach ihm rufen, obwohl das vergeblich gewesen wäre, sie konnte nicht, denn ihr Bild fror ein, als sie die ersten Worte aus der Kehle stoßen wollte, danach zerhaute es das Bild und schwarz regierte wieder, doch nur für Sekunden, dann wachte sie auf.


Mit einem etwas unwohlen Gefühl war sie da wieder in ihrer kleinen Schlafstätte aufgewacht, sie hatte Schmerzen an der Hüfte und logischerweise im Nacken. Doch sie wusste, sie war wieder wach und das eben war nur ein Traum. Eine komische Vorstellung, was sie da träumte, doch sie war sich ziemlich sicher, dass es kein richtiger Traum war. Das Lichtwesen hatte letztes Mal auch nur eine Traumvision gegeben und doch stimmte alles, was es gesagt hatte. Sie war sich sicher, das auch jetzt alles stimmte. Sie hatte zwar das Gesicht ihres Bruders nicht sehen können, doch es war er zweifelsohne. Sie wusste, dass er nur noch wenig Vorsprung hatte, das wollte das Bild sicher auch zeigen, das und die Tatsache, wo sie den Schicksalsberg finden könnte und wie er aussah. Sie musste weitermachen, denn da sie jetzt eh wach war...jede Minute war kostbar, sie durfte sie nicht verschenken.

Ich komme geliebter Bruder, ich folge dir wie ein schneller Schatten und ich reise mit dem Wind, nicht mehr lange und ich habe dich, hab Vertrauen zu dir, denk an alles Bruder. Der Wind wird diese Worte zu dir bringen.

Sie packte das wenige was sie hatte zusammen und nahm eine weitere Scavengerkeule aus dem Beutel, das war die letzte, doch gab es noch genug Alternativen. Mit ihrem provisorischem Frühstück brach sie dann auf, es war Zeit diese Felsen endlich zu verlassen, in die Berge vorzustoßen. Ihr Bruder war nicht mehr fern, sie konnte schon Spuren seines Geruches riechen, auch der Wind und die Kälte konnten daran nichts ändern, aber kalt war ihr wirklich, als sie in die ersten Sonnenstrahlen des ersten Sonnenaufgangs loszog...
18.12.2003, 17:47 #47
Heimdallr
Beiträge: 12.421

In der Tat war heute ein überaus guter Tag gewesen, ein Tag der nun endete, denn er stand vor etwas, dass er nur zu gut kannte und doch war es etwas, was er nicht unbedingt erwartet hätte, ein Problem...
Er ließ den Tag noch einmal Revue passieren und sah dabei auf einen bis hier hin perfekten Tag.

Er war heute sehr spät aufgewacht, doch das machte nichts, denn hier war sowieso nur Zeitverschwendung das Motto, alles was er hier machte war zeitlos, also war es ihm egal wann er aufwachte. Der Berg führte ihn in schöne Sonnenstrahlen hinein, Sonnenstrahlen die er verabscheute, die aber dennoch von den meisten als schön angesehen wurden. Sein Weg, er führte ihn weiter nach oben, doch ab und zu gab es auch steil abfallende Ecken und Wege, die ihn alles in allem auf einem gleichen Niveau beließen. Zumindest was die Höhe anging, doch dann fand er ihn.

Es war Mittag, die Sonne schien ihm ins Gesicht und ließ ihn staunen, er hatte seinen Mund weit aufgerissen und war baff. Der Berg, den er suchte, er lag nun vor ihm, er war es wahrhaftig. Seine Schönheit kannte keine Grenzen, obwohl es nur ein einfacher Berg war. Die zwei Berge die ihn umgaben mussten eine Höhe von zweitausend Metern besitzen, doch der Berg auf den er musste, der war vielleicht ein Viertel davon hoch. Dafür war er breit, oh ja er war sehr breit. Er ging genau zwischen den Beiden anderen und hatte drei Spitzen, sie waren alle mehr abgerundet als spitz, er wusste das er in die Mitte musste. Er hatte keine Ahnung warum, aber er kannte diesen Berg, er wusste alles über ihn, er war hier aber mit Sicherheit noch nie gewesen. Es wurde ihm alles eingehämmert. Komisch.
Es hatte lange gebraucht bis er es verstanden hatte, doch dann akzeptierte er sein Schicksal, dass auf diesem Berge lag, auf dem Gipfel wohlgemerkt.

Doch bevor er aufbrach, um den Gipfel zu besteigen, hinterließ er noch etwas, eher unbewusst...
Er stand nämlich an einer Quelle, hier am Fuße des Berges war eine Quelle, sie sprudelte aus einem tiefen Fels und er war dankbar seine zu sechs Siebtel leeren Wassekrüge mit besten Gletscherwasser wieder auffüllen zu können. Doch als er losgehen wollte, da passierte es, unbewusst riss ein Stück seiner Samthose ab und blieb an einem spitzen Stein hängen, er hatte es nicht bemerkt....

Die ersten Meter waren kein Problem, doch die einbrechende Dunkelheit machte die Sicht schwer und wahrscheinlich würde er hier oben viel langsamer vorrann kommen als sonst. Fünfhundert Meter oder etwas mehr würde er besteigen müssen. Dabei war das alles andere als einfach, denn hier war kein einfaches Gehen mehr möglich, es gab Stellen an denen man klettern musste. Doch das alles war machbar, bis jetzt...

Sein Atem keuchte, er hatte die Fackel entzündet die ihm nun Licht spendete, doch war ihm kalt. Schon den ganzen Tag. Trotz Rüstung und Umhang frierte er, sein Atem wurde in der Luft sichtbar, er war zu warm. Aus seinem Körper wurde Wärme gezogen und er fragte sich, wie er die Nacht überleben sollte, doch das war nicht das Problem. Er stand vor einem Hindernis, das mehr als ungewohnt für einen baumlosen Berg und auch eine vegetationslose Umgebung war.

Glaubst du, du kannst mich aufhalten? Ich habe alles hinter mir gelassen, ich habe alles aus dem Weg geräumt. Diese Gegend, so trostlos und leblos sie auch ist, ihre Gefahren habe ich besiegt. Und jetzt bin ich hier, ich denke nicht, dass du mich aufhalten wirst.
Ich denke, es ist Zeit...


Er zog sein Schwert aus der Klinge und hielt es mit der rechten Hand, wobei die Fackel in die Linke wanderte, danach griff er das Hindernis an, es waren mehrere riesige Baumstämme, die ein Weiterkommen unmöglich machten. Sein Schwert ließ die zusammengewachsenen Stämme beben und schlug tiefe Kerben in ihr Fleisch, doch sie gaben nicht nach. Doch er hatte noch eine zweite Idee, die Flammensäule, er hielt sie in ihrer Vollkommenheit auf das Holz und entzündete es. Es hatte eine ganze Zeit nicht darauf reagiert, doch die geballte Macht des Feuers ließ sie lodern.
Er ging ein paar Schritte zurück und bemerkte, wie sich nun die Stämme lösten und einzeln an ihm vorbei nach unten kullerten, irgendwo schlugen sie auf und zerbarsten, es war ihm egal.

Mit einem gekonnten Zug ließ er das Schwert in sein Bett zurückfallen und fuhr sich dann durch sein stark gebeuteltes Haar. Es war nicht mehr schön, es hatte zu viel Schmutz abbekommen in der letzten Zeit. Er musste es dringend einmal waschen, doch zuerst einmal kümmerten ihn andere Dinge. Der Weg war geebnet, es musste weitergehen, irgendwie, die ersten hundert Meter mussten heute geschafft werden, vielleicht noch mehr. Das ganze musste trotz der Zeitlosigkeit enden, bald enden, er wurde noch wahnsinnig.
18.12.2003, 19:23 #48
Isabell
Beiträge: 307

Sie hatte schon lange die steinigen Gebiete verlassen, ihr Weg hatte sie zu den echten Bergen geführt. Sie war jetzt ganz nah dran, es würde nicht mehr lange dauern, es war an der Zeit, dass sie ihm endlich an den Fersen klebte. Sie war ganz froh über die Entwicklung ihrer Reise, bis jetzt lief alles nach Plan, jeder Tag war zwar ein verschenkter Tag ohne Glück, doch andererseits war auch jeder Tag ein positives Stück dahin. Die ganzen Tiere schienen sich zurückzuhalten, vielleicht war es auch gar nicht möglich für die Viecher hier zu leben, außer ein paar Vögel und den Kadavern hatte sie noch keine gesehen, es war so, als ob hier nichts leben konnte, zwischen all dem Gras, den Steinen und der Einöde. Selbst die Tiere schienen die Trostlosigkeit nicht zu ertragen, schon komisch. Vielleicht hatte sie sie ja auch nur übersehen, oder die Tiere sie, aber so war es ihr recht, kämpfen wollte sie einfach nicht, nicht jetzt. Nichts konnte sie mehr aufhalten, nur der Zufall vielleicht. Das ihre ganze Glückssträhne mit den Fährten jetzt aufhören würde und das sie sich verlaufen würde, doch daran glaubte sie schon lange nicht mehr. Genau wie es kein Zufall war, dass sie die ganzen Leichen und Kadaver gefunden hatte, so war es auch kein Zufall, dass diese Fee sie ansprach und ebenso, dass sie ihn wiederfinden würde.

Heute hatte sie allerdings ganz schöne Abstriche hinnehmen müssen, sie hatte viel zu viel gegessen, ihre Vorräte waren geschrumpft, doch sie verspürte den ganzen Tag ein Hungergefühl, es schien die Kälte hier oben zu sein, denn die Fettreserven, von denen sowieso kaum etwas da war und auch die grundlegenden Funktionen waren nach einer Überlastung des Körpers längst am Ende.
Isabell hatte sich mächtig überschätzt und jetzt bekam sie die Quittung für ihren Raubbau am eigenen Körper. Sie ging hier oben ein viel zu hohes Pensum, schließlich wurde die Luft dünner und immer kälter. In der Nacht, wo sie grundlegende Energien wieder auftanken musste, wurde sie seit kurzem immer wieder von der Kälte heimgesucht und geschwächt. So konnte das nicht weitergehen, in der Nacht war es ein Überlebenskampf und am Tag auch, nur da ließ sie irgendetwas den Schmerz nicht spüren, den die Kälte auf der blanken Haut verursachte. Die Eiskristalle schienen ihr egal zu sein, sie ignorierte alles und obwohl sie bis auf eine Fackel nichts hatte, was wärmen konnte, so schien sie doch immer wieder gewärmt zu werden. Von irgendetwas gewärmt...
Der Körper verlangte jetzt mehr Nahrung als vorläufigen Tribut, mehr Essen und die damit verbundenen Nährstoffe, sie sollten die lebenswichtige Energie erst mal sicher stellen, doch auf Dauer konnte das keine Lösung sein. Sie hatte jetzt noch Nahrung für vier Tage, wenn man es rational einteilte, vier Tage und dann war zappenduster. Vier Tage und dann würde der wahre Überlebenskampf beginnen. Davon aber wollte sie nichts wissen, sie nahm das gar nicht wahr, für Isabell gab es nur das Ziel und das Ziel hieß ohne Zweifel der Berg.
Sie konnte ihn schon sehen, durch ihren Vision im Schlafe hatte sie eine genaue Karte im Kopf, die Lage des Berges war ihr nun klar. Es waren noch wenige Meter, am Fuße des Berges wollte sie heute übernachten, wenn es denn soweit ging. Aber morgen würde es spätestens klappen, aber eigentlich war es Wahnsinn, was sie da betrieb. Sie hatte noch Vorräte für vier Tage und bis dahin sollte sie den Berg bestiegen haben, auf dem Gipfel sein.
Ob das wirklich ging? Ob das machbar war? Sie wusste es nicht, doch sie hoffte es doch sehr. Aber die Hoffnung war ja das einzige, was ihr da noch blieb, welche Sicherheit hätte sie schon haben wollen...

Sie brauchte nun endlich nicht mehr über Fußprobleme klagen, die Zeit der unbequemen Steinchen war vorbei, nun waren es flache Steinebenen, sicher nicht von Menschenhand so geformt. Die Fackel brannte wieder und ließ sie das alles sehen, doch das war jetzt nicht primär wichtig, hauptsache die Meterzahlen würden sinken, sinken zum Berg hin, die Landschaft konnte man bewundern, wenn es hell war, dazu brauchte man nicht die wachsamen Augen der Nacht. Überhaupt musste sie mehr wachen, ihre Ablenkung war ungewöhnlich hoch...
18.12.2003, 20:29 #49
Heimdallr
Beiträge: 12.421

Der Wind wehte hier oben total unberechenbar, mal waren es richtig zügige Böen und mal war absolut nichts zu spüren, ab und an konnte man nur ein Säuseln bemerken, dass die Haare nicht anheben konnte, allerdings stark genug war, dass man es spüren konnte. Die Wege wurden wirklich immer kaputter, von den anfangs noch dicken glatten Felsen konnte man nur noch wenig sehen. Meistens waren diese an den Steinwänden, dass man sie jetzt nur noch erklettern konnte, doch noch war es nicht soweit und ehrlich gesagt hoffte er auch, nicht klettern zu müssen. Ihm fehlte dazu die komplette Ausrüstung, nicht einmal ein Seil hatte er, das war alles durchaus ungünstig, wenn man denn klettern wollte. Doch es waren nicht nur diese Sachen die ihn störten, es war auch das Gefühl zurück, er wusste nicht, ob man das ganze Heimweh nennen konnte, denn das einzige Heim was er je hatte wurde ihm schon längst genommen, doch er sehnte sich schon nach Drakia zurück. Es war komisch, dass er gerade in diesen Stunden daran dachte, doch wie sollte man das schon im Voraus wissen, was einem da so zufliegt? Die Gedanken an einen warmen Kamin und eine schöne Atmosphäre, das alles in einer kleinen Runde von Menschen, dazu noch ein warmer Krug heiße Milch und vielleicht noch etwas Gebäck...
Überhaupt hatte er vollkommen vergessen, was doch für eine Zeit war. In ihrer myrthanischen Jahresrechnung war bald wieder ein Wechsel angesagt. Momentan mussten sie das Jahr des Krieges feiern und nun ja, daran würde sich bei Jahreswechsel auch nicht wirklich viel ändern. Eigentlich müsste das Feuer ja dem Licht Platz machen, aber die offiziellen Namen benutzten nur noch wenige, der Kalender war so kompliziert, dass nicht mal er ihn immer im Kopfe hatte.
Nun denn, da wechselte das Jahr und er, er war in Gram. Das Schicksal hielt schon komiche Irrwege für ihn parat, wirklich komisch.

Irgendwie mochte er sich genau an die Zeit vor ein paar Jahren erinnern. Dafür unterbrach er sogar seinen Aufstieg zum Berg und setzte sich hin. Er dachte zurück an Zuhause, nicht an Drakia, sondern an Khorinis. Die verschmähte Stadt. Er war einst glücklich in ihr gewesen, glücklicher wie man es wohl nicht sein konnte. Zu dieser Jahreszeit duftete es immer sehr aus der Küche, aber auch das ganze Haus war festlich für den Jahreswechsel geschmückt. Es wurde immer noch von den Menschen als etwas besonderes angesehen, obwohl es doch absolut keine äußerlichen Veränderungen gab, die meisten Menschen würden eh nie in den Genuss kommen den myrthanischen Kalender zu verstehen. Trotzdem wurden diese Feiertage von allen gerne gesehen. Seine Mutter war zu der Zeit immer besonders schön gewesen, obwohl sie eigentlich jeden Tag schön war, so wirkte sie doch immer ausgelassener, fröhlicher. Sie backte zu dieser Jahreszeit Plätzchen, von denen es keine Duplikate gab, sie waren einmalig und ein paar Nachbarskinder schwärmten immer davon. Kein Wunder, benutzte sie auch Gewürze aus fernen Landen wie zum Beispiel diesen wunderbaren Zimt. Sein Vater ließ manchmal extra dafür welchen bringen, weil er wusste, wie sehr er ihn doch mochte. Trotzdem arbeitete er auch zu dieser Zeit, kam aber immer etwas früher. Die Zeit um den Jahreswechsel war immer die schönste, es gab manchmal sogar Schnee und man konnte sich die Schneekugeln herrlich um die Ohren werfen, obwohl er schon früher kalte Winterspaziergänge dem Herumtoben vorzog. Ja er erinnerte sich auch daran, wie seine Eltern zu dieser Zeit sehr glücklich waren. Vielleicht hatte er sein Denken von ihnen geerbt, vielleicht wollte er auch so sein, so glücklich.
Aber es war viel passiert, gerade seit dem Tode der Zwei. Er würde es nie verstehen, warum ausgerechnet die beiden. Sie waren doch noch so jung. Ja es hatte sich etwas verändert, trotzdem war der Fürst für einen Moment wieder der kleine Junge gewesen, der kleine Junge den kein Wässerchen trüben konnte, der immer lachen konnte und der nie traurig war. Der kleine Junge, den es schon lange nicht mehr gab. Denn mit dem Tod kam auch der Schmerz, mit dem Schmerz die Veränderungen. Seit dem verlief sein Leben schief, seit dem sind die Welten vertauscht, aus dem reichen, jungen Edelmann, wurde ein abgefrackter Typ ohne Vertrauen und aus diesem wurde dank Innos wieder ein Mann mit Leben, doch welches Leben? Er hatte die Schattenseite in ihm und er spürte sie sogar. Er wollte das alles nicht und doch wusste er, dass nie mehr alles so sein konnte, wie es einmal war.
Es war alles kaputt...er würde diesen Menschen nie verstehen. Wenn er irgendwann mal die Wahl hatte, dann würde er ihn trotzdem nicht töten. Er hatte gelernt, dass es sinnlos war einen Menschen zu töten. Das brachte nur Leid und zeugte von Armut. Und obwohl sein Leben zerstört wurde, verspürte er keinen Mordwillen mehr. Innos hatte ihm viel gelehrt, seine Worte waren ein fester Halt. Er hatte ihm das Schwert geschenkt, das Schwert, dass ihn jetzt beschützte. Seine Stärke war sein Glaube. Ja...dieser Satz galt immer noch. Auch wenn er die Götter hasste, dafür dass er jetzt zu diesem Leben in Qualen verdammt schien, so glaubte er immer noch an das Gute, irgendwo hatte alles und jeder etwas Gutes. Irgendwo...selbst der Mörder seines Glückes...selbst der Mörder seiner Eltern...

Er stand wieder auf, ihm fiel erst jetzt auf, dass er geweint hatte, er hatte es tatsächlich verdrängt. Die Tränen zeugten von Schwäche und gleichzeitig von einer Stärke, die Leute die weinen verbieten, nie erfahren würden. Er musste weiter gehen, den kleinen Jungen gab es nicht mehr, er musste wieder er sein, er, das Nichts unter der Bedeutungslosigkeit.
18.12.2003, 22:04 #50
Isabell
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Sie schaffte es einfach nicht mehr. Sie war am Ende. Der peitschende Wind ließ sie nicht mehr aus seinen Fängen, bis zum Fuße des Berges wollte sie kommen, doch daraus wurde nichts mehr, es ging einfach nicht mehr. Ihre Knochen machten schlapp, ihr Geist war willig doch nicht das Fleisch in ihrem Körper. Immer öfters musste sie sich auf dem Boden stützen, doch sie schaffte es immer wieder hochzukommen, doch jetzt ging einfach nichts mehr. Sie fiel und konnte nicht mehr aufstehen, der Wind flog an ihrem Körper vorbei und ließ sie nicht mehr hochkommen, es war eine Qual für sie dort zu liegen, doch noch viel mehr quälte sie etwas anderes. Ihr Bruder, er verschwand langsam aus ihrem Kopf, aber auch aus ihrem Leben, sie wusste genau, was die Bilder sagen wollte, nicht er ging langsam von ihr, sondern viel mehr andersrum. Sie konnte es nicht ertragen, diese Bilder in ihrem Kopf, sie hoffte, dass es doch noch Hoffnung gab....

Hoffnung...bei diesem Wort wurde sie in eine andere Welt versetzt, eine Welt voller komischer Lichter, diese Welt zeigte, was Hoffnung wirklich war. Diese Hoffnung war vergebens, man würde sie nie lange aufrecht erhalten können, das war die vorherrschende Meinung. Sie hatten teilweise auch recht, Hoffnung war schwer, Hoffnung tat auch selber weh. Doch sie konnte es nicht aufgeben, selbst wenn sie gewollt hätte. Es war ein Drang, man konnte ihn nicht ablegen. Genau wie andere Menschen nie ihr Schwert oder ihre Rüstung oder ihre Kleidung ablegten, so konnte sie die Hoffnung niemals aufgeben, denn sie wusste, wenn sie das tun würde, dann wäre alles zu spät.
Es fiel ihr dennoch schwer, doch sie wusste ja jetzt endlich, wofür es sich eigentlich lohnt zu kämpfen, für was sie diesen ganzen Dreck auf sich nahm. Es war viel mehr eine Person und diese musste sie finden, sie durfte sie nicht im Stich lassen, nicht in Unwissenheit sterben lassen.

Ein Licht erstrahlte wieder, in letzter Zeit gab es viele Lichter, doch dieses war anders, es hatte etwas vollkommen anderes als sonst. Dieses Mal war es kein Traum und auch keine Vision, es war auch nicht dieses seltsame Lichtwesen, es war nur ihr eigener Wille, ihre eigene Aura, die da so hell leuchtete. Sie bäumte sich ein letztes Mal auf, der Wind wurde in einem Radius von fünf Metern von ihrem Körper entfernt, musste einen anderen Weg finden, in ihrem erkalteten Körper wurde es warm und sie fühlte sich wieder wohl. Wie konnte das sein? Es war nicht nur ihr Wille, es war auch ihre besondere Eigenschaft, die sie als eine der Schicksalspersonen in sich trug. Mit Zauberei hatte das nichts zu tun, doch mit erklärbarer Logik auch nicht. Sie hatte sich gegen den Willen aller gestellt, einfach so. Hatte sich gegen das natürliche Rad der Zeit gestellt, einfach so. Sie brauchte niemanden, der ihr sagte was sie tun sollte, sie wusste das selber gut genug.

Du brauchst....nicht weiter gegen mich zu kämpfen. Ich habe den Kampf doch schon längst verloren. Aber das weißt du doch. Wieso versuchst du mich immer wieder zu schwächen? Ist es dein Spaß, deine Pflicht? Oder ist das vielleicht ein Schicksal, von dem ich keine Ahnung habe? Wie dem auch sei, es ist sinnlos. Du brauchst nicht versuchen mich aufzuhalten, denn genau wie der Berg auch wird sich mir nichts in den Weg stellen, um mich aufzuhalten. Wir werden uns wiedersehen, egal was ihr auch tut. Wir werden uns wiedersehen Bruder, egal was sie uns antun.

Sie blieb noch lange in dem Licht getränkt, es ließ sie heute nicht mehr los, der Wind wurde noch viel stärker als zuvor, doch prallte er an der immer gleichbleibenden Mauer ab. Sie hielt diese weder mit Hilfe von Magie, noch war dies eine besondere Konzentration, es war einfach ihr Wille und ihre Kraft, die Hoffnung und auch ihr Schicksal. Das alles stand schon lange geschrieben, bevor sie überhaupt davon wussten, die Zukunft aufzuhalten war genau so sinnlos, wie die Vergangenheit zu verändern. Auch wenn es nur um dieses eine ging, so war es ein wichtiger Teil der großen Zukunft, sie wurde sogar von den Paten beobachtet, es war mehr als nur nebensächlich...irgendwann hatte sie körperlich keine Kräfte mehr und musste wirklich aufhören weiterzugehen, doch das machte nichts, die Wärme beschützte sie auch die eiskalte Nacht, mitten auf dem Boden, auf dem unbequemen Boden, sie hatte nichts zu befürchten, auch wenn die Lage extrem schlechter wurde.
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