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[GM] Bruder und Schwester
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18.12.2003, 22:50 #51
Heimdallr
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Sein Weg ging weiter nach oben, immer weiter. Die ersten hundert Meter hatte er hier längst hinter sich, es war nur die Frage, ob sie auch nach oben schon abgearbeitet waren, oder ob es einfach nur unnötiger Weg war. Er hatte seine Tränen abgewischt, es war ein kurzer Schwenk, den er sich hier oben in der Einsamkeit leisten konnte, aber sonst würde er das nie tun.
Für den Schutz vor dem Wind hatte er eine ebenso einfache wie effektive Sache - seinen Umhang. Zusätzlich zu dem Schattenläuferfell war es der perfekte Schutz vor der eisigen Kälte. Er hatte es sich fast so vorgestellt, hier auf einem Berg, das letzte Mal das er sowas gemacht hatte, das war in Gorthar und einige Mondjahre her. Aber jetzt musste er schon wieder auf einen Gipfel und dann auch gleich im Winter...es fehlte eigentlich nur noch Schnee, dann wäre das Winterchaos wirklich perfekt gewesen. Aber es war schon richtig so, ansonsten wäre es einfach kein richtiger Winter. Aber diese Kälte zog doch sehr an seiner Haut, sie zog sich eng zusammen und fröstelte, doch noch war es aushaltbar. Noch reichte eine Kombination aus Kleidung, aber wer weiß für wie lange noch...

Die Gedanken an das was hinter ihm lag waren heute schon fiel weniger gewesen, das alles bis jetzt, denn auf einmal blieb er unmittelbar stehen und schreckte zusammen. Sein Blick ging nach hinten, er suchte in der absoluten Dunkelheit mit einer schwachen Lichtflamme die Umgebung ab. Er suchte jemanden, jemanden, der ihm diese Worte an den Kopf geworfen haben musste. Er war sich sicher gerade Worte gehört zu haben, aber anscheinend war es doch nur ein Säuseln im Wind, das ihm in seiner Verlorenheit glauben machen wollte, das es Worte waren, aber das war ja unmöglich, hier konnte niemand sein, er war absolut alleine hier.

Er ging weiter, doch seine Schritte wurden langsamer, auch die Stiefel hatten keine Lust mehr zu gehen. Er war etwas stolz auf sie, denn dafür das sie so alt waren, hielten sie bisher perfekt. Es war noch nicht kalt gewesen. Trotzdem, seine Kleidung alleine war es nicht, die halten musste, es waren viel mehr auch er selber, das war sehr wichtig. Dieser Berg war keine Herausforderung, der Aufstieg schien bis jetzt ein Kinderspiel zu sein und selbst wenn es noch schwieriger werden würde, er hätte sich durchaus mehr erwartet. Es ging alles viel zu einfach. Er war doch eigentlich im Minental und doch war ihm erst ein Ork begegnet und dann noch die ganzen Hindernisse, sie waren so gut wie nicht vorhanden. Nein, er wusste das es nicht um den Weg ging, oder den Aufstieg, es war wohl doch mehr das, was ihn dann oben am Gipfel erwartern sollte, doch noch war er nicht da, noch konnte er nicht jubeln. Aber er bezweifelte, dass er überhaupt jubeln würde, es hab schließlich keinen Grund.

Er hörte jedoch auf den Rat seiner Stiefel und ließ sich jetzt nieder, er hatte es ja nicht übereilig und so konnte er noch etwas essen, bis auch er unter dem Schwarz der Nacht und dem magischen Feuer seiner Fackel einschlief. Heute war ein Tag, an dem ein großes Ziel erreicht wurde, ob man das morgen noch überbieten konnte...
19.12.2003, 13:32 #52
Isabell
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Mit mutigem Schritte kämpfte sich die Frau weiter nach vorne, immer Richtung Berg, sie hatte ihr Ziel direkt vorm Auge, es dürften nur noch Minuten sein, die sie brauchte um dort hin zu kommen. An den Fuße des Schicksalsberges. Sie hatte sich viele Gedanken gemacht, über sich, über ihren Bruder, über das alles hier. Aber jetzt war es wirklich und endgültig Zeit das alles abzuschließen. Sie hatte genug gedacht. Ich habe genug gedacht, sie hatte genug gezweifelt. Ich habe genug gezweifelt und sie hatte genug gehofft. Ich habe genug gehofft.

Es war nun endlich an der Zeit, dass dies alles endete. Selbst ein schreckliches Ende wäre mir lieber als ein solch zweifelndes. Ich möchte endlich Klarheit, endlich Wissen. Ich möchte endlich sehen und endlich wieder ein Ziel haben. Es ist egal wie, hauptsache das alles hört auf. Es ist immer das gleiche, es wurde immer dasselbe. Immer und immer wieder passieren Dinge, die nicht passieren durften, passierten Dinge, die nicht passieren konnten. Immer nur auf uns, nie auf andere. Aber es ist schon gut, schon gut. Bleibe ruhig mein Kleines, ich weiß doch, wie du darüber denkst. Ich weiß, ich muss stark sein, ich darf nicht aufgeben, aber weißt du, manchmal fällt mir das nicht mehr so leicht wie früher. Ich hoffe, dass ich nie mehr hoffen muss, dass ich endlich Gewißheit habe. Meine Hoffnung ist aufgebracht, die Hoffnung auf ein ganzes Leben geht langsam zuneige. Du weißt doch, dass es so ist. Lass uns jetzt das alles zu Ende bringen und nicht mehr an das denken, was in der Vergangenheit hierher passiert war. Lass uns nur noch nach vorne schauen, lass uns Zuversicht verströmen und einen Hauch von Glücke spüren. Lass uns gehen.


Ihre Schritte waren nun nicht mehr die gleichen, sie fürchtete sich nicht mehr, vor gar nichts, der Wind gestern hatte verloren und so würde auch alles verlieren, das durfte so nicht enden und so sollte es auch nicht enden. Sie konnte es nicht beschreiben, nicht in Worten malen, sondern nur selbst erfühlen. Vielleicht war es ja ein Gefühl aus den Willen, vielleicht auch nur eines der Glauben. Hauptsache sie konnte weitergehen. Sie war nun schon fast am Fuße des Berges, da führten sie ihre Stiefel an die Quelle. Wie konnte es anders sein, es war die Quelle, an der auch ihr Bruder war, es war die einzige Quelle in einem Umkreis von fünf Meilen. Isabell wäre fast daran vorbeigegangen, doch dann vernahm sie das Plätschern in ihren Ohren und machte eine kleine Pause. Sie hatte gelernt ihre Kräfte nun besser einzuteilen als zuvor.

Es dauerte nicht lange, da vernahm sie das schwarze Samtstück an dem spitzen Steine wehen. Es war nicht sonderlich schwer zu erkennen, hier in der grauen Steinödniss. Sie nahm es vorsichtig von dem spitzen Stein und fühlte nur kurz, sie wusste, dass es von Rociel war, denn es war ein weiteres Zeichen und durch den Zauber der Fee wurde sie hier her gelockt. Es hatte auch den Geruch seines Bruders und für einen Moment mochte sie herzhaft lachen. Er hatte es nicht bemerkt...
Aber dann wurde sie wieder ernster und fühlte ihre leeren Krüge auf, was auch bitter nötig war, danach nahm sie sich noch ein Stück hart gewordenes Brot und knabberte drauf herum, sie war am Fuße des Schicksalsberges. Irgendwo da oben wäre ihr Bruder, irgendwo da oben war ihr Schicksal...
19.12.2003, 16:01 #53
Heimdallr
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Hier oben war die Welt anders, wirklich absolut anders. Ein gutes hatte dieser Berg, er wusste jetzt genau, wie das Leben da unten so ablaufen musste, hier oben hatte man viel Zeit um nachzudenken. Eigentlich war es da unten gar nicht so schlecht, wie er sich immer einbildete, trotzdem machte es keinen besonderen Sinn zurückzukehren. Er lebte in einer falschen Zeit, auf einer falschen Insel, auf vielen falschen Inseln. Das Rad der Zeit musste stehengeblieben sein, als er zur Welt kam. Irgendwie, vielleicht auch nicht. Diese Welt da unten, es war nicht seine Welt, nicht so wie er sich es vorstellte zu leben, er hatte ganz andere Vorstellungen davon, doch was sollte er dagegen machen. Fliehen konnte er nur, wenn er sterben würde und das konnte er nicht, dafür war zu wenig passiert und das was passiert war, das war zu viel. Er wollte auch nicht sterben, auch wenn er keine Angst mehr davor hatte. Trotzdem war es sicher besser, wenn er sich nicht mehr so sehr in der Nähe von Menschen aufhalten würde, vielleicht könnte er ja zurück nach Gorthar gehen, dort in den Wäldern. Vielleicht gab es seine beiden Freunde ja noch, Prix und Ra. Mit ihnen jagen und im Wald leben, ganz in der Nähe der Bibliothek. Vielleicht. Doch vielleich sollte man auch ganz die Menschen weglassen, wirklich in eine Einsamkeit gehen. Ja, hier oben hatte man wirklich viel Zeit um nachzudenken, hier oben war die Luft klar, auch wenn einem ständig der Sauerstoff ausging. Irgendwie reinigte man sich hier selber, obwohl der Berg kein sonderlich hoher war.
Es war schon komisch...eigentlich hatte er mit dem Meer viel mehr zu tun, als mit den Bergen, er liebte das Meer eben und es liebte ihn, aber trotzdem. Erst das Grauen mit diesem Dämon, ein paar hundert Meter unter einem Berg und jetzt das hier, die Suche ein paar hundert Meter auf einem Berg. Es war irgendwie offensichtlich, das Berge immer irgendwelche Geheimnisse verbargen. Welches es wohl diesmal war? Das letzte Mal konnte man sagen war es ein gutes Ende, verbunden mit vielen Schmerzen, Schmerzen musste er bisher auch schon viele erfahren, doch ein gutes Ende...

Das Ende war zumindest nahe, morgen würde die Suche ein Ende haben, denn morgen würde er den Gipfel erreichen, er hatte es ja allen gesagt, es war kaum schwer bisher diesen Berg zu erklimmen. Es war steil ja, es war gefährlich ja, es war auch gemeiner Boden ja, dazu noch die ganze Kälte, die den Körper langsam auffraß und dann noch der Wind, das alles machte den Aufstieg zu einem Trip, den man fast Beliar zuschreiben könnte, doch Pergamo wusste, dass man mit geduldigen Schritten und konzentriertem Auge weit kommen konnte, so war es auch kein Wunder, dass er Meter um Meter vorrann kam. Manchmal musste er abbrechen und sich einen anderen Weg suchen, da zum Beispiel der Weg zu steil wurde oder er vor einer Steinwand stand, doch bis jetzt gab es immer noch einen Weg, ein Seil wäre zwar sehr beruhigend gewesen, doch war es nicht unbedingt notwendig. Zwischendurch machte er immer wieder kleine Pausen um mal durchzuschnaufen oder um einfach nur nach unten zu schauen und seine Gedanken schweifen zu lassen. Seine Essensrationen tastete er kaum an, nur mehr das Nötigste. Sein Körper hatte sich trotz der Kälte und den widrigen Umständen an das alles gewöhnt und benötigte auch weiterhin kaum Nahrung, obwohl er nicht wusste, woran das lag.
19.12.2003, 16:42 #54
Isabell
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Irgendwie musste er diesen Weg auch gegangen sein, doch weitere Spuren waren nicht mehr zu finden, aber sie hatte ja etwas, was sie an ihn erinnern würde, eigentlich brauchte es dazu keine Stücke aus Materie, doch trotzdem war sie dankbar für jedes Lebenszeichen. Es war komisch, da wusste sie nie ob er noch lebte und ob er überhaupt hier sei und irgendwie wurde das Netz aber immer enger, mal ein toter Tierkadaver, dann ein Stück von einer zerissenen Hose. Das ganze war wirklich komisch. Als würde man eine Suche veranstalten, etwas verstecken und mit kleinen Hinweisen die Suchenden anlocken. Aber sie wusste ja eh, dass er da oben warten würde. Sicher war der Weg auch für ihn nicht leicht, was er wohl darüber dachte? Ob er gesund war und auch so Schmerzen verspürte wie sie? Alles Fragen über Fragen, feststand eigentlich nur, dass er da oben auf sie wartete. Woher sie das wusste? Eigentlich wusste sie es nicht, im Gegenteil, aber sie hatte so eine Ahnung. Sie waren lang genug zusammen gewesen, sie hatte ihn gut beobachten können. Ihren Bruder von seiner Kindheit her zu beschreiben war schwierig, da sie ja wirklich nichts wusste, aber zumindest so konnte sie es. Er war ein Kämpfer, er hatte schon immer das Herz eines Kämpfers gehabt. Und er würde es auch hier haben. Es waren diese besonderen Auren, die man nicht sehen konnte und von denen Menschen auch nicht sprachen, da sie nicht wussten, dass sie überhaupt existieren. Rociel hatte diese Aura auf sie, auf seine Schwester. Sie spürte da immer einen Kampf in ihm, wem er jedoch galt blieb ihr verborgen. Es war nicht nur für heute und für morgen, es war für alle Ewigkeit so.
Dieser Berg, die Gefahr bestand nicht in seinem Aufstieg, die Gefahr bestand in seinem Kern. Der Name sagte alles und nichts, doch waren die Besucher gewarnt, bis hier hin und nicht weiter. So oder so, der Berg hatte kein Recht sie aufzuhalten. Wieso er ausgerechnet diesen Berg ausgewählt hatte und ihm dazu noch diesen Namen gab, das war ihr absolut unbegreiflich, er hätte doch auch in Drakia Frieden finden können, aber er musste raus aus dem Dorf, er musste alleine sein, das verstand sie schon.
Nun war sie schon eine ganz schöne Zeit hier, die ersten Veränderungen die sie hatte sehen können waren ganz klar der Untergrund, es wurde viel schwieriger zu laufen, nicht so wie in dem Gebiet der Steine, sondern anders, abschüssiges Geröll oder einfach nur Kluften und kleine Schluchten. Man musste sehr aufpassen, wohin man seine Füße lenkte. Doch das war nicht so wichtig, es gab immer noch so viele Alternativen, der Berg machte es sehr leicht, zu leicht. Manchmal hatte sie das Gefühl, dass dieser Aufstieg gar nicht der wahre Grund war, dass die Gefahr nicht von dem Berg ausging, sondern von etwas anderem, von etwas mächtigerem. Dieser Berg hier, er hatte so etwas, so etwas unglaublich sanftes, nicht so wie der Berg von Kryliyx, diesem Wiederling. Die Gedanken an ihn fielen jetzt leicht, da sie voller Ekel und Abscheu waren, Angst spielte da keine Rolle mehr, sie brauchte keine Angst mehr haben. Nur noch vor einer Sache musste sie Angst haben.

Isabell stoppte nun ihre Schritte, auch sie hatte es wahrgenommen, die Sonne schien unter zu gehen und sendete noch einmal ihre letzten Strahlen auf die Erde, sie wollte diesen Sonnenuntergang als Pause nehmen, sie war nicht dumm, sie hatte von gestern sehr wohl Lehren gezogen. Sie machte jetzt mehr Pausen und ruhte sich ab und zu aus, wenn ihr schon die Ehre gemacht wurde nicht im Schlaf zu erfrieren, dann sollte sie ihre Gesundheit nicht einfach leichtfertig auf's Spiel setzen. Sie wusste, dass es nicht mehr weit war. Nicht mehr weit...ein paar Stunden. Noch einmal schlafen. Sie konnte den Gipfel schon sehen. Noch lag er unter Nebel, doch bald würde sie darüber stehen. Sie wusste, dass sie ihn nur da oben treffen konnte. Davor würde sie ihn nicht mehr kriegen.
19.12.2003, 17:21 #55
Heimdallr
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Dieser wunderschöne Sonnenuntergang, er hatte etwas kraftvolles, etwas lebendiges, dieses Licht, dass da auf ihn herniederschien, das war wie ein Licht einer sterbenden Kugel, einer sterbenden Lichtkugel, einer sterbenden Flamme. Wie ein sterbendes Leben. Doch in der Dunkelheit der Nacht ließ es sich gut umherschleichen, da konnten krumme Typen ihrem Handwerk nachgehen. Ja, er würde den Tag nie vergessen, aber er musste mit ihm leben, er musste mit ihm leben, bis an sein Lebensende. Es blieb ihm gar nichts anderes übrig. In dem Flammenball konnte er eines gut erkennen, es war fast oben, ihm fehlten jetzt nicht mehr fiel, hundert Meter noch, vielleicht fünfundsiebzig, dann hatte er es geschafft und dann wäre er endlich da, wo der Gipfel war, die Lichtgestalt, die ihn hierher gelockt hatte, sie hatte gesagt, dass er da oben eine Person treffen würde, die sein Schicksal wäre. Er war sehr gespannt, sogar neugierig, obwohl ihm das bisher immer fremd geblieben war und er auch versuchte es zu ignorieren, doch es war so.

Aber etwas weiteres fiel ihm auf, es gab da oben eine Höhle, einen Höhleneingang um genau zu sein, sie befand sich nur zwei Meter über ihm, auf dieser Ebene. Er kletterte diese kleine Distanz hoch und ersparte sich so den Umweg. Er wollte wissen, was das war, ob es nur ein kleines Erdloch oder tatsächlich etwas größeres war. Vielleicht irrte er sich ja auch und es war nur ein Schatten von der Sonne, aber er wollte das jetzt wissen. Die Wände hier waren ganz anders, zwar immer noch aus Stein, doch es befanden sie merkwürdige Zeichnungen daran. Als ob hier tatsächlich etwas leben würde. Die Zeichnungen waren tief eingekratzt, derjenige musste sehr gute Meißelwerkzeuge haben, oder aber...ja...das konnten auch Spuren von Krallen sein. Krallen? Aber dann musste es wirklich eine Höhle sein...und das war es auch, es war eine Höhle. Er stand nun vor ihrem Eingang. Seine Blicke hatten ihn nicht getäuscht, es waren tatsächliche keine Schattenbilder, die den Eingang dunkel erschienen ließen.
Der Fürst überlegte nicht lange, zwar war es kein direkter Weg zum Gipfel, doch für die Erstürmung von eben jenem wollte er morgen topfit sein, doch dafür musste er auch etwas mehr schlafen. Da war diese Höhle perfekt, endlich mal wieder nicht im Freien schlafen, mal endlich nicht dem Wind ausgeliefert sein, das war was...

Doch die Gefahr...er hatte sie erkannt, seine Hand war beim Griff des Schwertes, er erwartete jemanden, doch er wusste nicht, was er erwartete. Die Ungewißheit spiegelte sich durch Schweiß in seinem Nacken und auf seiner Stirn nieder - seit Tagen war er nicht mehr so aufgeregt gewesen und seit Tagen hatte er durch die Kälte nicht mehr geschwitzt, es war kein Angstschweiß und auch kein Hitzeschweiß, es war Nervosität...irgendetwas war hier, er konnte es riechen...
19.12.2003, 18:06 #56
Isabell
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Noch immer sah sie verträumt in den nun schwarzen Himmel, dieses ganze Fest, dass bei einem Sonnenuntergang war, das war so schön...
Nebenbei hatte sie das angenehme noch mit dem nützlichen verbunden, sie hatte nämlich noch etwas gegessen. Nicht so viel wie gestern, sondern sehr bedacht, auf das es noch reichte, doch wenigstens etwas musste sie ja essen, es ging nicht anders. Trotz der häufigeren Pausen war sie doch noch zu schwach, sie konnte nicht ohne Essen auskommen. Ob Rociel seine Vorräte schon aufgebraucht hatte? Bestimmt nicht, sie glaubte das nicht, er aß sowieso zu wenig. Hoffentlich ging es ihm trotzdem gut. Aber in diesem Sonnenuntergang wurde ihr auch schon wieder sehr schwer um's Herz, sie wusste, dass hier oben nicht nur positive Sachen auf sie warteten, wenigstens war der Weg bisher ohne Kampf gegangen, ohne einen Tropfen Blut zu vergießen. Doch das war nicht alles, sie musste sich schon ein bisschen vorbereiten, auch auf einen Kampf. Hier oben würde bald etwas passieren. Momentan befanden sie sich alle in der Stunde Null, in einem Neutrum, doch bald würde dieser Berg seinen Namen ausspielen, er würde das Rad des Schicksals drehen und herauskommen würde eine Entscheidung, nur für wen wäre diese Entscheidung? Sie wusste es nicht, sie wusste gar nichts mehr, sie fühlte das alles so leer war, auch eine gewiße Gleichgültigkeit machte sich da breit. Sie wollte das alles nicht mehr, sie brauchte es auch nicht mehr lange. Isabell wusste selber, das schon lange nichts mehr so war, wie es einst war. Die letzten Wochen waren einfach zu verrückt, sie passten nicht in ein eintöniges Leben, dazu waren sie einfach viel zu anders. Doch bald würde das alles ein Ende haben, schon sehr bald würde wieder alles normal sein, sie hätte nie gedacht, dass sie sich mal auf Normalität freuen würde, doch so war es nun.

Der Himmel war nun schwarz, es war noch viel zu früh um irgendetwas darunter erkennen zu können, viel wichtiger war es, dass sie sehen konnte, wie das Licht ihrer letzten Fackel brannte, wie es ihr den Weg leuchtete, auf dem Weg weiter nach vorne, weiter nach oben. Die Zeit würde nicht ewig so sein, irgendwann wäre selbst die Zeit wieder unendlich, irgendwann würden sie alle wieder unendlich. Unbewusst redete sie wie ihre Bestimmung, unbewusst dachte sie wie ihre Bestimmung. Es war seltsam, dass sich der Kreis hier so schloss. Es war auch seltsam, dass sie hier ihren Lohn für die erfolgreiche Probe ernten sollte und dann doch mit ihrer eigenen Bestimmung konfrontiert wurde. Diese Gedanken, sie waren unheimlich. Doch nicht nur sie, auch ihre Aura veränderte sich, man konnte sehen, wie der Geist ihrer Bestimmung in und aus ging, sie war nicht mehr die normale Isabell, sie hatte ihre Begleiterin nun immer bei sich. Anders aber als man denken konnte, kommunizierten sie in keinster Weise, aber sie stießen sich auch nicht ab, sie akzeptierten sich, denn eigentlich waren sie alle beide vom gleichen Kern.

Der Weg wurde nun sehr langsam, sie wollte nicht riskieren zu stürzen oder einen Fehltritt zu machen, sie musste aufpassen, am liebsten wäre sie ja jetzt irgendwo in einer Höhle, aber davon war hier weit und breit nichts zu sehen. Tja....wie denn auch...
19.12.2003, 19:59 #57
Heimdallr
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Es war hier verdammt dunkel, doch sein Feuerstein erhellt alles. Er war froh ihn dabei zu haben, denn ansonsten wäre er jetzt ziemlich aufgeschmissen. Die Höhle erinnerte ihn an nichts anderes als diesen Berg, auch da war er oft in diesen Gängen gewesen, es erinnerte ihn so stark daran, fast wären die alten Bilder wieder aufgetaucht, doch es war gut, dass dies nicht passierte, denn er musste aufmerksam sein, hier in der Höhle... - er wurde schon sehnsüchtig erwartet.

Die Luft stank erbärmlich nach Aas und nach Verwesung, nach toten Kadavern und verpesteter Luft, eine Spur des Todes begrüßte ihn sofort. Nur mit Mühe gelang es, frei atmen zu können, die ganze Höhle war innerhalb von zehn Metern nach dem Eingang verpestet. An den Wänden hingen Steine herab, man konnte wieder diese spitzen Steine erkennen. Ab und an gab es hier sogar grüne Pflanzen, sie wucherten aus dem Stein und glichen einem Wunder, wie sie hier überleben konnten. Doch die Antwort war simpel, denn er bekam einen Wassertropfen auf die Stirn, von oben fiel Wasser runter, wahrscheinlich war hier eine weitere Quelle, die der Berg versteckte. Doch es war nicht nur so schön, das Grauen kam näher. Der Geruch wurde intensiver.

Die ersten Knochen auf die er stieß, waren nur einzelne Oberarm und Unterarmknochen gewesen, noch nichts schlimmes, gar abstoßendes, doch natürlich gehörten zu diesen Knochen auch Körper und andere Körperteile. Wie anders hätte es sein können, dass er in dieser Höhle nicht alleine war. Natürlich nicht, es war wohl so gedacht, dass er hier hinein kam, selbst wenn nicht machte es keinen Unterschied.

Es war wirklich nicht weit, er war vielleicht ein paar Schritte, vielleicht ein paar Minuten gegangen, dann sah er, zu was diese Knochen gehörten. Es war ein Anblick, der ihm die Galle den Hals hochjagen ließ und der ihm beinahe Tränen in die Augen getrieben hätte. Es war ein riesiger Berg aus Knochen und Schädeln, der hier lag, es war sowas von ekelhaft und unmenschlich. Sicher, es gab auch Friedhöfe, in denen das nicht anders aussah, doch da gab es wenigstens einen Hauch von Würde. Hier allerdings, auf diesem blasphemischen Boden war nichts was an Würde erinnert hätte.
Da lagen menschliche Rippen, abgebrochen und in bizzare Formen gebogen, dann wieder Knochen aus Beinen und Armen, einfach wild in der Gegend herum geworfen, doch das schlimmste waren ja die Schädel. Es waren nicht nur Schädel von Tieren, auch eine beachtliche Anzahl von Menschen waren darunter. Um dem Fass die Krone aufzusetzen und um sich endlich zu zeigen, saß sein vermeintlicher Gegner auf diesem Haufen. Wie ein König hatte er sich diesen Knochenthron gebaut. Niemand anderes könnte dafür verantwortlich sein, nur diese abscheuliche Kreatur.

Sie hatte eine Größe von gut doppeltem Maße wie er es doch war, die Arme und Beine wirkten menschlich, waren aber viel zu muskelbepackt. Die Arme und die Füße waren überproportional groß, wobei die Hände mehr an ein Amphibienwesen als an einen Menschen erinnerten. Sie waren blutig und sie waren ekelhaft, wie alles hier. Doch auch bei dieser Kreatur war die Spitze das grausamste, der Kopf war seltsam entstellt, die Augen blitzten unnatürlich klein und dafür nahm der Mund fast das gesamte Gesicht ein. Aus dem Maul tropfte Blut, wohl eine eben beendete Mahlzeit, was auch immer. Der leichte Buckel auf der Schulter täuschte, denn bei richtiger Position sah das doch ganz anders aus.

Der Fürst wusste nicht genau, ob das Wesen sprechen konnte und ob es überhaupt sinnvoll war, sich mit so etwas anzulegen, doch seine Pflicht als Innosdiener gebot ihm, so etwas dreckiges wie diesem hier auszulöschen. Die Frage nach der Lust wurde früh gestillt, denn die Kreatur spukte nur etwas Blut in seine Richtung und griff dann an. Natürlich was sonst, gab es denn irgendwo auf dieser Welt blutrünstige Bestien, die ihn nicht angegriffen hätten? Wahrscheinlich nicht...er zog sein Schwert und mit einem Schrei glitt die scharfe Klinge aus ihrem Bett. Der Kampf konnte beginnen.
19.12.2003, 20:51 #58
Isabell
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Es lief besser als erwartet, das einzige Problem war der penetrante Rauch der Fackel, dieser im Gesicht war ziemlich nervig und sorgte für das ein oder andere Augenkneifen. Doch ansonsten war es heute in Ordnung, sie ließ sich viel Zeit bei einzelnen Schritten, sah sich immer erst den Boden an, bevor sie irgendwas tat. So dauerte zwar alles etwas länger, doch dafür war der Weg auch sicher. Das ein oder andere mal lief sie sich fest und musste umkehren, aber die Füße wussten immer wieder eine Alternative, natürlich wussten sie das, was sonst. Sie waren ja nicht mehr alleine, sein Weg war seit langem auch ihr Weg, hätte es geregnet und wäre der Boden mit Erde bedeckt, so wäre sie ganz sicher auf seine Fußspuren getroffen. Doch sie brauchte keine Spuren, sie wusste einfach, dass sie den richtigen Weg ging, es war nicht schwer zu beschreiben, es war einfach das Vertrauen in etwas, was nicht sein durfte. Alles das durfte nicht sein, also fiel es auch nicht schwer an etwas dergleichen zu glauben. Wieso sollte es keine Feen geben, wieso nicht? Es gab auch Monster und Menschen, die es nicht hätte geben dürfen, die sich jeglichem Verstand wiedersetzten, also warum nicht auch magische Wesen. Sie brauchte nicht mehr zu zweifeln, denn sie wusste es nur zu gut.

Diese Nacht war wieder einmal verdeckt, sie bewunderte die Natur immer mehr, wenn sie in den Städten und Dörfern lebten, dann bekam man das gar nicht mehr so richtig mit, was für ein komplexes Bauwerk die Natur doch war. Als sie jetzt die Tage hier draußen war, da konnte sie es gut sehen, da konnte sie das alles gut beobachten. Wie sich manche Prozesse und Abläufe doch immer wieder gleichmäßig abwechselten, Sonne und Mond, Licht und Dunkelheit. Wie sich aber auch manche Dinge nicht wiederholten, wie sie gleichblieben, oder aber absolut unnatürlich und ohne Regel wiederholt wurden. Die Bewölkung zum Beispiel, mal war der Himmel klar und man konnte die Sterne sehen, mal war er dicht verhängt und man konnte gar nichts sehen. Wirklich komisch. Ob das ein schlechtes Omen war? Sie hoffte doch nicht, sie wollte keine schlechten Omen vor ihrem letzten Tag in Einsamkeit. Vielleicht war morgen ja auch nur ein Übergangstag, vielleicht schaffte sie es ja gar nicht, oder aber Isabell würde morgen den Anfang der Einsamkeit neu schreiben. Dieses ganze Rätselraten war nichts für sie, sie mochte keine Fragen, auf die es grundsätzlich keine Antwort gab, vielleicht...stellte sie ja auch nur die falschen Fragen.

Es war alles möglich, doch alles auch unmöglich. Man konnte die richtige Antwort nicht erwarten, keine Reaktion von Rociel erkennen, sie konnte nicht mehr in die Zukunft sehen und konnte selbst ihn nicht spüren, sie wusste gar nichts und war schlecht geschaffen für morgen. Überhaupt war morgen kein guter Tag sich wiederzusehen, überhaupt war kein Tag gut sich wiederzusehen. Das alles wäre mit Angst verbunden. Sie hatte keine Ahnung, es wäre so schön gewesen, wenn ihre Begegnung wenigstens an einem klaren See stattgefunden hätte, dessen Wasser auf der Oberfläche glitzerte und der von Bäumen umgeben wäre, oder aber nur die Weite der Unendlichkeit. Aber dieser Berg. Sie hatte Angst, dass der Schicksalsberg ein Ende bereiten würde, für das es noch nicht mal einen Anfang gab. Vielleicht waren ihre Sorgen ja unbegründet, doch es war nicht leicht das alles zu verarbeiten, es fiel ihr sogar äußerst schwer in der Einsamkeit klare Gedanken zu schaffen, doch irgendwie würde es schon gelingen.
19.12.2003, 22:11 #59
Heimdallr
Beiträge: 12.421

Für einen Moment hatte er wirklich gedacht, dass er den ersten Schritt machen sollte, doch diese Kreatur schien sich genau so selbstsicher zu sein, wie alles andere, dass ein paar Meter größer war als er, mehr Muskelmasse besaß und dafür aber weniger Intelligenz. Er war vorbereitet, oh ja er war nur zu gut vorbereitet auf all das hier, natürlich war er das. Er hatte nie damit gerechnet, dass es einfach werden würde, noch immer hatte er nach dem Tod des Orkes Blut an seinen Fingern kleben, doch vorallem nach dem Tod der Wölfe. Es war schon ein Wunder, dass so lange nichts mehr passiert war. Wahrscheinlich war das der letzte Gegner vor dem Gipfel, dafür hatte er es aber ganz schön in sich. Es war mehr als nur ein einfacher Ork, diese Kreatur war wohl doch stärker einzuschätzen.

Mit einem gewaltigen Satz kam er nach vorne und schlug seine blutbefleckte Hand nach vorne, doch sie verfehlte ihr Ziel, dass darunter abgetaucht war. Der nächste Schlag dauerte eine Zeit lang, scheinbar hatte dieses Wesen wirklich Sehschwierigkeiten und riechen konnte es wohl auch nicht so gut, aber vielleicht hörte er ihn ja. Egal, er wollte erst mal abwarten und hielt sich zurück. Wieder stürmte eine Faust auf seinen zierlichen Körper zu, doch auch diesmal ging es vorbei, mitten in eine Steinwand. Normalerweise müsste sowas Schmerzen verursachen, doch dieses Vieh schien davon unbeeindruckt, Steinsplitter barsten und fielen hinunter aus dem ehemaligen Bett und die Kreatur holte gleich wieder aus. Er wusste nicht, wie das passieren konnte, es war ihm unerklärlich, doch er konnte nicht mehr ausweichen, war zu überrascht und unkonzentriert und fing sich einen Schlag ein. Die Wucht ließ ihn geradewegs gegen eine Wand krachen, zum Glück waren hier keine spitzen Steine drin. Trotzdem, der Aufprall war mehr als unglücklich und er schlug sich heftig an, wurde aber nicht ohnmächtig. Pergamo fiel hin, doch jetzt hatte er genug. Sein Amulett leuchtete auf, doch nicht das um den Hals, dass ihn immer vor Gefahr warnte, es war das Amulett, dass in die Klinge seines Schwertes eingefasst war. Nun, dann sollte sich das Wesen warm anziehen, denn die Macht der Sieben war - einmal geweckt - unvorstellbar. Die Macht war zu hoch für Wesen wie dieses. Einfache Dämonen.

Er rappelte sich wieder auf, benutzte das Schwert als Stütze und kam wieder auf beide Beine, dort war er noch etwas wacklig auf den Beinen, doch er schaffte es sich oben zu halten. Sein Schwert bebte, die Macht wuchs und wuchs und es war heiß darauf. Sein Schwert war nicht mehr ganz alleine, es wurde etwas beherrscht, doch noch immer blieb er die führende Hand. Die Kreatur nahm ihn wieder war und holte erneut aus, doch das war ein Fehler. Der Schatten hatte darauf gewartet, huschte unter der Pranke durch und lief auf den Körper zu, dort durchbohrte die Klinge den unteren Bauchbereich und zog augenblickblich wieder heraus.
Das Monster schrie auf, vom Schmerz gepeinigt geriet es in Rage, doch der Schatten hatte kein Erbarmen, geschickt huschte er in den Rücken und durchbohrte auch hier das Fleisch, das zäh wie irgendwelche Stoffe war und doch mit der Schärfe seines Schwertes geschnitten werden konnten. Die Kreatur schrie erneut und trampelte wild auf dem Boden, wobei der Knochenberg zusammenfiel und ein paar weitere Tote freilegte, doch noch war es nicht besiegt.
Blut rann aus den zwei Wunden, schlimmer als anderes, doch nicht so schlimm wie schon gesehene Wunden, jetzt sollte endlich der Gnadenstoß folgen. Der Schatten entfernte sich ein paar Meter von dem Gegner, der seinen Widersacher auch wahrnahm und sich jetzt rächen wollte, doch genau das war sein Plan gewesen. Die Klinge versprühte die Macht der Sieben, er wusste, dass diese Klinge wie Wachs in seinen Händen war und wartete auf den Fausthieb des Wesens. Dieser kam auch, direkt und mit letzter Kraft auf das Gesicht des Gegners zu, doch dieser wich dieses Mal nicht aus, er holte auch aus und schlug zu...

Die Hand und ein Stück vom Arm fielen dumpf auf den steinernen Boden und die Gefahr war gebannt, doch diese Höhle gehörte jetzt ihm, er hatte keine Lust auf ungebetene Lärmbelästiger. Mit einem Ausfallschritt wirbelte er um die eigene Achse und sprang einen Schritt nach vorne, danach folgte die tödliche Kombination, die kein Wesen dieser Erde wiederstehen konnte, die aber auch bei einem wehrlosen Gegner witzlos war. Zuerst durchbohrte er die Seite mit einem Schlag in jene, im Drehen zog er das Schwert wieder raus und drehte sich weiter, in wilder Ekstase schlug er wild nach hinten, doch nicht wild, sondern tödlich zielend, eiskalt berechnend. Wieder bohrte sich ein spitzes Schwert in den Rücken der wehrlosen Kreatur, doch er hatte noch nicht genug, er wollte zum ersten Mal sein Werk auch vollendet wissen, diese Kombination wurde bisher immer nur mit zwei Schlägen angewannt, doch es war eine Dreierkombination. Endlich vollendete er sein Werk, fuhr nach hinten und hielt das Schwert fest in der Hand fest. Es war ein leichtes den Schädel zu spalten, oder besser gesagt den Kopf abzuschlagen. Ja, mit dieser Rasiermesserscharfen Klinge war es ein Kinderspiel.
Das sterbende Monster schrie noch einmal auf und ließ Blut aus den Öffnungen quellen, dann aber war zappenduster und der Körper fiel zu Boden, der Kopf kullerte noch etwas umher, dann blieb er stehen...ironischerweise an dem Knochenberg.
Nun, das war also geschafft.

Er wollte nicht hier bleiben, keine Sekunde, dieser Ort des Grauens war eine Katastrophe. Er eilte zurück zum Ausgang der Höhle und erst als er wieder frische Luft atmete blieb er stehen. Langsam beruhigte sich sein Puls wieder. Seine Herzfrequenz ging runter. Das blutige Schwert wurde mit Wasser und Tuch gereinigt und mit einem Gebet gegen die blasphemischen Kreaturen dieser Welt zurück in die Scheide gebettet. Langsam beruhigte sich auch die Aura des Amulettes wieder.
Mit dem restlichen Wasser aus dem Krug wusch er sich Hände und Gesicht. Danach sah er lange in den verdeckten Nachthimmel und atmete tief ein.

Erst als er sich wieder beruhigt und gereinigt fühlte, ging er zurück in die Höhle. Ja er ging wirklich zurück, doch er wollte nur eine Nacht bleiben und auch nur in der Nähe des Ausganges, denn die Luft sollte nach Luft riechen. Er lehnte sich an eine Wand, wo er sowohl die Tiefe der doch sehr kleinen Höhle als auch den Ausgang der nun schwarz war, sehen konnte.

Man, was für ein Kampf...seine Schulter schmerzte, der Aufprall gegen die Steinwand war schlimmer als gedacht, es tat wirklich weh. Aber hoffentlich war das morgen alles weg, er hoffte es doch, jetzt so kurz vorm Ziel durfte nichts mehr scheitern...
20.12.2003, 09:22 #60
Isabell
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Isabell war schon eine ganz schöne Zeit wach, heute Morgen hielt sie nichts mehr im Schlafe, sie wollte unbedingt vorrann kommen, um vielleicht heute Abend endlich auf dem Gipfel zu sein, doch dafür musste sie auch einiges auf sich nehmen. Ihre Haut war von dem Tau der Nacht ziemlich spröde und gefroren, doch wieder einmal war sie am nächsten Morgen aufgewacht. Die kleinen Eiskristalle waren wirklich erstaunlich, sie bohrten sich mit einem Schmerz in ihre Haut, bald würden sie ihr Werk vollendet haben, bald wären sie alle tot. Doch zuvor würden sie ihr einen schmerzhaften Tod bereiten. Das galt es zu verhindern, natürlich. Isabell war dennoch frohen Mutes, sie hatte sowieso nur noch zu gewinnen und nicht zu verlieren. Die letzten Tage hatten mehr gekostet, als alles zuvor, die Leichtigkeit wurde zerstört und die Strapazen traten ans Tageslicht, nicht nur heute, an diesem wunderschönen Morgen.

Die Sonne schien sehr blaß, es war eine typische Wintersonne, wie man sie schon hundert mal erlebt hatte, sie war schön und hell und sie untermauerte die Winterlandschaft hier oben. Der Tau und der Frost der Nacht, sie ließen die ganzen Felsen weiß glitzern, natürlich war kein Schnee gefallen, auch wenn sie das dem Berg gut zutraute. Isabell's Atem war in der Kälte auch wieder zu sehen, es waren nicht gerade erfreuliche Grade, doch das war klar, sie kamen ja immer höher und in der Höhe wurde es eben kalt. Sie verfluchte sich nur, dass sie nicht etwas wärmeres angezogen hatte, doch das war schon das wärmste, was sie hatte. Tja, damit musste sie eben leben. Zumindest hatte bis jetzt kein Feind die Tatsache ausgenutzt, dass sie ohne Rüstung durch das gefährliche Minental lief, doch hier auf dem Berg würde das auch nicht mehr vorkommen, hier könnte es nur noch große Überraschungen aber keine berechnenden Feinde wie die Orks mehr geben. Zumindest vor dem normalen Viehzeugs sollte sie hier sicher sein.

Isabell seufzte ein paar Mal, es waren nicht die Anstrengungen, es war der Gipfel, der immer näher kam. Sie wünschte sich nichts mehr als zu ihm hinauf zu kommen, doch andererseits hatte sie auch Angst davor, große Angst. Denn je weiter sie ihm entgegen kommen würde, desto eher würde auch eine Entscheidung fallen. Der Berg hatte nicht gelogen, es war eine Entscheidung über ihr Schicksal. Sie verstand das alles nicht. Es waren zuviele positive und negative Argumente vorhanden, als das sie wirklich entscheiden konnte, welches denn nun wirklich für sie mehr galt.

Wenn man die ganzen Ereignisse abschätzte, kam man zu folgendem Ergebniss. Vor der Reise nach Khorinis war Pergamo noch Pergamo und sie waren glücklich und hätten machen können, was sie wollten, doch ihren Bruder hätte sie nie gefunden, was ja ihr sehnlichster Wunsch gewesen war und auch immer gewesen wäre. Es wäre immer zwischen den beiden gestanden, egal was zwischen ihnen passiert wäre. Jetzt aber, jetzt wurde aus Fürst Pergamo Rociel, ihr Bruder. Sie wusste es nun, sie wusste alles und doch riskierte sie dabei nicht nur ihren Bruder, sondern auch den Mann zu verlieren, den sie liebte. Sie wusste nicht mehr so genau, ob die Gewißheit einer drohenden Einsamkeit gerecht geworden ist. Aber sie wusste auch, dass sie nicht anders handeln konnte. Genau wie sie jetzt keine falschen Irrwege gehen konnte, so war auch das alles bestimmt...

Isabell wollte sich zusammenreißen. Bald wäre der Moment gekommen und da sollte sie nicht so aufgelöst erscheinen. Aber im Moment wusste sie wirklich nicht mehr, was richtig und was falsch war. Nur an ihren Grundgedanken seit Antritt der Reise hielt sie immer noch fest, was sollte sie auch sonst tun. Sie wollte beide wiedersehen und sie wollte weder den einen Pergamo, noch den anderen Rociel verlieren. Die Erwartungen und Wünsche waren hoch, doch kann ein Mensch alleine von Tatsachen leben? Muss man ihm nicht ein paar Träume lassen? Sie träumte und manchmal konnten Träume ja auch in Erfüllung gehen, manchmal...
20.12.2003, 10:01 #61
Heimdallr
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Der Schatten erwachte in seiner Höhle, das hieß, jetzt war es seine. Doch er wollte sie nicht, er würde sie wieder der Natur übergeben, sollte sie doch machen was sie damit wollte. Eines stand fest, diese Kreatur würde nie wieder jemanden fressen. Vielleicht war es ja auch eine Kreatur der Natur, die wirklich nur fraß, wann sie Hunger hatte und die auch nicht nur tötete, doch für ihn hatte sie den Eindruck einer blutrünstigen Bestie gemacht. Außerdem war es nicht verwunderlich, denn sie hatte ihn angegriffen und wer ihn angriff der musste eben mit dem Tode rechnen. So war das nun mal. Er war eben ein besonnener Kämpfer, der kaum mal selbstzum Angriff überging, es sei denn es ging um die Jagd, aber selbst da hielt er sich immer gebührend zurück. Er hatte da so eine kleine Meinung, die nicht immer stimmte, die aber doch auf viele seiner Opfer und überhaupt auf viele Lebewesen zutraf. Diejenigen, die andere angriffen, die mussten immer damit rechnen selber zu sterben. Denn wenn der Verteidiger eines hatte, dann war es die Unterschätzung des Anderen. Aber so einfach war das natürlich auch nicht, denn in einem Kampf kam es nicht nur auf die Technik und die Taktik an, man musste auch mit Herz und mit Glauben kämpfen. Wenn er nicht mit seinem Glauben kämpfen würde und ihn so zu einer effektiven Waffe machen würde, dann wäre er ja gar nichts. Es wäre einfach sinnlos zu kämpfen. Außerdem brauchte man immer Ziele und solange man mit Ehre in der Brust kämpfte und auch die kleinsten Gegner und Feinde als Lebewesen würdigte, so konnte einem kaum etwas passieren. Sicher war es keine Garantie für die ewige Signiss im Kampf, doch man hatte so eine Menge Vorteile im Kampf gegen Gegner, die das nicht bzw. kaum respektierten...

In der Höhle hatte sich der Gestank schon wieder etwas gelegt, sicher roch es im hinteren Teil immer noch so grausam nach Tod und anderem, doch hier vorne beim Ausgang strömte frische, klare Bergluft herein.
Als er sich erhob und ein bisschen die Muskeln und Knochen mit leichtem Aufbautraining dehnte, sah er schon sehr früh die Sonne, doch als er dann endlich wieder ins Freie trat, konnte man sie noch deutlicher sehen. Es war eine blaße Sonne, aber wenigstens war Licht da, er konnte seinen Feuerstein nun wieder löschen, was er auch tat. Ohne Feuerlicht, dafür aber mit einem schönen, hellen Tag, ging es dann weiter. Anfangs noch etwas verkrampft, dann aber immer besser. Der Wind hier oben war wieder ziemlich stark, je näher er dem Gipfel kam, desto heftiger wurde er...

Ach ja...der Gipfel. Auch Pergamo seufzte zu dem Ende seiner Reise. Er hatte Angst da oben etwas zu finden und zu sehen, was er nicht finden oder sehen wollte. Nach alldem was passiert war, konnte er mal wieder etwas positives gebrauchen. Doch wenn dieser Berg wirklich sein Schicksal wiederspiegeln sollte, dann konnte es ja kaum toll sein. Dieser Gipfel, er war jetzt nur noch ein paar Stunden entfernt, die Ersteigung galt so gut wie sicher für den heutigen Tag, wenn nicht noch etwas gravierendes passieren sollte. Diese Überraschungen konnte er gar nicht leiden. Nicht wenn sie negativ waren, aber das konnte man sich ja nie aussuchen. Er hatte jetzt die ganze Zeit soviel Zeit zum nachdenken gehabt. Er konnte tagelang in der Einsamkeit nachdenken, in aller Ruhe, nur selten wurde er mal gestört.
Doch was dabei heraus kam war jämmerlich. Nichts. Er hätte sich so sehr eine Erleuchtung gewünscht, irgendeinen Pfad, den er bestreiten sollte, aber nichts. Er konnte weder verdrängen, noch neu öffnen. Er war wie vor seiner Abreise zerrissen und zerfetzt, er schwankte und er wankte. Die Zukunft war genau so ungewiß wie alles andere auch.

Nach ein paar Minuten morgendlichen Gehens machte er eine Pause und setzte sich ein paar Meter von der Höhle entfernt, um etwas zu essen. Das sollte erst mal das letzte Essen vor dem Gipfel sein, weswegen er es sich auch in Ruhe schmecken ließ. Nachdem er dann einen weiteren Wasserkrug aufgebraucht hatte, ging es weiter, das letzte Mal, das allerletzte Mal...
20.12.2003, 11:54 #62
Isabell
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Die ersten Stunden waren verstrichen und Isabell machte wieder eine kleine Pause, dem ganzen Geröll und Schutt war sie bisher ganz gut ausgewichen und hatte immer dort Halt gesucht, wo der Fels nicht brüchig, sondern einigermaßen stabil aussah. Sie hatte wahrlich Glück gehabt bisher, denn immer wieder lösten sich kleine Teilchen und schlitterten in einen gähnenden Abgrund, nicht immer war dieser Berg so sicher, manchmal gab es auch tiefe Löcher in denen die Steine kullerten. Ihre Schritte lösten den Fall ja auch manchmal aus, doch ihre Stiefel brauchten eben einen festen Halt.
Sie schaute ein wenig hinab von dem Berg. Es war wie immer schöne Sicht, weite Sicht. Man konnte allerdings kein Leben erkennen, wohin sie auch schaute war alles tot. Keine Vögel mehr, die durch die Luft flogen, keine herumtollenden Wesen, auch keine im Wind wehenden Bäume. Nur das karge Feld, Steine und Geröll, ab und zu größere Formation des Felsens, aber das war's auch schon. Man war hier wirklich absolut abgeschieden, abgeschieden von der Außenwelt und abgeschieden von Menschen und von Leben. Hier war man so allein, man war hier frei. Doch diese Freiheit bestand eigentlich nur aus einer Suche und ob sie hier wirklich frei sein wollte, das wusste sie auch nicht. Hier bedeutete einem Freiheit nicht so viel. Doch viel mehr war es ihr Herz, das weder hier noch woanders frei wäre. Ansonsten wären diese ganzen Strapazen und die ganze Reise ja umsonst gewesen.
Wenigstens kam sie gut vorrann, sie hatte das Gefühl, dass sie heute Rückenwind hatte, keinen Gegendwind. Sie wurde wie eine Feder den Berg hochgetragen, es war schön immer höher zu kommen, nicht nur immer näher dem Gipfel, sondern auch immer näher dem Himmel.

Die fahle Sonne hatte gegen Mittag endgültig abgenommen. Jetzt erstreckte sich nur noch ein Wolkenband in reinem Weiß über das Land. Ob es in Drakia jetzt auch so aussehen würde? Jedenfalls war es so richtig unbedeutendes Wetter, man konnte nicht wirklich sagen, dass es trist war, aber es war auch nicht Freuden erfüllt. Das Licht war aber auch bitter nötig geworden, denn gestern Abend war ihre Fackel endgültig abgebrannt, hatte sozusagen alles gegeben, doch irgendwann war es dann dunkel und durch den verhangenen Himmel blieb es das auch. Wenn sie heute nicht zum Gipfel kam, dann musste sie bei Einbruch der Nacht aufgeben, denn hier oben wurde es gefährlich und sie wollte lieber kein Risiko eingehen. Das Licht war hier überlebenswichtig. Zwar war der Aufstieg ganz gut zu bewältigen, da es immer wieder Auswege gab und man nicht klettern musste, aber wenn man kein Licht mehr hatte, dann konnte man sich hier ziemlich schnell eine böse Überraschung einfangen. Ein einziger Fehltritt reichte schon aus und man konnte stürzen und wenn man hier einmal ins Rollen kam, dann würde es einem genau so ergehen wie den Steinen, sie fielen unaufhaltsam in die Tiefe.

Gedanken an so etwas verschwendete sie nicht, sie ging lieber weiter. Langsam war das alles geworden, doch dafür um so effektiver. Sie schaute sich jetzt die Wege schon im Voraus an und studierte Abkürzungen, sie wollte ihre Kräfte, die mittlerweile sehr angeschlagen waren, wirklich schonen. Die Pausen wie diese gerade wurden nun häufiger, was aber nicht nur an ihr lag. Die Luft hier oben war nun sehr schwer zu atmen, die Höhe war noch nicht sehr hoch, aber es reichte um spürbare Veränderungen zu bemerken. Jedenfalls sah sie ihr Ziel nun deutlich. Es lag nun schon in Sichtweite und selbst der Nebel, der den Gipfel umgab, schwand mit jedem Meter.
Sie schnaufte noch mal durch und zog sich weiter hinauf, die letzten Meter waren nun langsam erreicht.
20.12.2003, 13:10 #63
Heimdallr
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Man merkte dem Berg an, dass er sich gegen den ersten erfolreichen Kletterer nach Jahren wehren wollte, zwar war dies schon längst zu spät, doch dafür wurde es jetzt sichtbar schwieriger, gerade zum Ende hin war es noch einmal richtig gefährlich und zudem auch noch kalt. Fast konnte man meinen verschwor sich der Wind wieder gegen ihn, doch bis auf die Tatsache, dass sein Umhang wieder tanzte, passierte eh nichts. Manchmal musste er sich jedoch nun festhalten, an den Steinen geklammert und an eine Felswand gedrückt, wartete er bis der Wind wieder aufhörte so stürmisch zu wehen. Alles in allem war es aber normal, nichts wirklich außergewöhnliches. Es gab für alle Phänomene eine logische Erklärung und so auch für das. Nein, vor dem Wind und auch vor dem nun schwieriger werdenden Aufstieg hatte er keine Angst, seine Angst begründete sich auf das, was wohl unter dem Nebel war. Die Spitze, sie musste irgendwo unter dem Nebel liegen, es war mysteriös, das ausgerechnet dieser Teil verborgen lag. Da oben hätte alles sein können. Das und noch die Angst vor einer möglicherweise folgeschweren Begegnung machten ihm dann doch den Aufstieg nicht so leicht. Seine letzten Minuten waren angebrochen, die Hände waren inzwischen bläulich gefärbt, da sie dem peitschenden Wind hilflos ausgeliefert waren, doch trotzdem funktionierten sie noch einwandfrei. Sie griffen noch immer so exakt, wie auch noch heute morgen, der Lederbeutel war jetzt etwa zwei Drittel leichter geworden und es war wirklich alles optimal, um diesen Berg zu besteigen.

Nur auf den letzten Metern, da wurde es noch einmal richtig spannend, denn man konnte nicht mehr weitergehen, es war so, als ob es die Hälfte des Berges einfach weggespült hätte, die weitere Ebene musste man sich erklettern, auch die zunehmende Steile der Steinwände und der immer brüchigere Boden tragen dazu bei. Er kraxelte jetzt mit bloßen Händen hinauf, es waren keine hundert Meter mehr, bis zu dieser Stelle, wo der Nebel auftauchte, waren es vielleicht noch fünfzehn. Er hing jetzt ganz schön gefährlich über Sieg und Niederlage, wenn er jetzt loslassen und fallen würde, dann hätte er ein Problem sondergleichen. Doch er hatte hier einen Vorteil, die Steinwand war nicht steil nach außen, sondern steil nach innen, er konnte sich also das ein oder andere Mal abstützen und Kräfte sparen. Die Griffmöglichkeiten waren begrenzt und ohne Seil und zusätzliche Sicherungen war es auch nicht gerade einfach, doch es fanden sich doch immer wieder Stellen, die perfekten Halt gaben. Und so ging es immer weiter nach oben, manchmal brauchte er jetzt zwar für einen einzigen Meter zehn Minuten, doch lieber diese zehn Minuten wohl durchdacht als übereilte Reaktionen. Er durfte nicht vergessen, dass das alles kein Kinderspiel war. Doch er hielt sich wacker.

Nach ungefähr einer Stunde hatte er die Hälfte schon erreicht und es empfahl sich nun nicht mehr runter zu schauen, denn ansonsten würde er in eine Tiefe blicken, die seinem Magen und vorallem seinem Hirn nicht gut getan hätte, doch für den Fürsten war nicht der Blick zurück wichtig, er hatte nichts davon sich selber zu demoralisieren, er richtete seinen Blick nach vorne, denn nur der ehrgeizige würde es schaffen, zurückblicken konnte er, wenn er oben war. Es war eine alte Kletterregel, die er schon früh erlernt hatte und er hatte Erfahrungen, denn schließlich wusste er, wie es ist zu klettern. Die Höhle, in der er einen beträchtlichen Teil seines Vermögens aufbewahrte, sie lag auch auf einer Klippe, die man nur mit Klettern oder Abseilen erreichen konnte. Das war ein gutes Training gewesen, auch wenn es schon etliche Mondjahre her sein musste, in denen er bei ihr war.

Nur noch wenige Meter und dann hätte er es endlich geschafft, nur noch wenige Meter, er gab noch einmal alles was noch so da war, nach den Tagen der Entbehrung und der Einsamkeit, die Anstregungen sollten nun endlich belohnt werden und wenn diese Belohnung auch nur so aussah, dass er diesen verdammten Schicksalsberg bestieg. Auf den Gipfel, das war sein großes Ziel...
20.12.2003, 15:10 #64
Isabell
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Isabells Wege führten nun langsam zu einem Ende, der Gipfel kam immer näher und irgendwie wurde ihr Körper immun gegen die Außenwelt, es war die Freude, dass bald alles vorbei war. Irgendwie merkte sie gar nicht, dass sie sich heimlich, still und leise in einen Rausch begab. Aber wenn es denn half den Anstieg zu bewältigen war es ein gutes Zeichen, nicht immer mussten sie ja schlecht sein.
Gedankenverloren ging sie die Felsen weiter, es war alles nicht so leicht, doch konnte sie es irgendwie schaffen, hauptsache sie kam vorrann. Immer weiter nach oben, immer dem Gipfel entgegen, auf das irgendwann die Bergesspitze erreicht wäre.
Stunde um Stunde ging sie nun schon, seit den frühen Morgenstunden, doch dann machte sie eine weitere Entdeckung. Zuerst dachte sie an ein Zeichen, wieder irgendetwas von Rociel, doch zuerst einmal war nur ein Schatten in dem Berg zu erkennen. Sie dachte sofort an eine Höhle und machte sich Hoffnung, dass sie dort vielleicht noch ihren Bruder erwischen konnte, oder zumindest etwas von ihm.
Die kleine Kraxelei hatte sie mit links geschafft, dann rannte sie zu besagter Bergöffnung und sah etwas aufgeregt hinein. Sie rief nach ihm, doch bekam sie auf ihr Hallo? dreimal keine Antwort. Hier war wohl niemand mehr. Doch vielleicht war ja noch jemand anders hier....

Isabell zog ihre beiden Schwerter aus der Scheide und ging weiter in die Höhle hinein, die Winde trieben einen ekelhaften Geruch aus Kadaver und Blut an ihre Nase. Irgendetwas verwesendes war hier. Sie hoffte nicht, dass es ihr Bruder war, doch da diese Vorstellung so abwegig war, musste sie zum Glück kein einziges Mal daran denken. Eigentlich gehörte es ja gar nicht zu ihrem Aufgaben, denn ihr Bruder musste auf dem Gipfel sein und nicht in dieser Höhle, trotzdem, angetrieben von Neugier und Erwartung ging sie weiter. Die Höhle schien nicht sehr groß zu sein, lag sie doch in einem Bereich des Berges, der auch nicht so groß war. Sie konnte gar nicht groß sein.
Die ersten Knochen über die sie stolperte, ließen sie an ein Raubtier erinnern, vielleicht auch irgendetwas echsenartiges. Doch der Geruch wurde nun immer intensiver, roch sogar penetrant. Es war wirklich Aas, dass hier liegen musste, diese ganzen Knochen, sie wurden immer mehr.

Dann erschrak sie kurz, hatte sie in der dunklen Höhle doch nicht den Kadaver gesehen, über den sie nun fast stolperte. Es war ein seltsames Vieh, bei näherer Betrachtung wirkte es fast wie ein Mensch, doch seine nach intakte Haut und sein noch frisches Blut ließen darauf schließen, dass es erst kürzlich verstorben war. Doch dann sah sie die Hände, wie sie noch voller Blut waren und erschrak bei dem Anblick, sie waren nicht wie Menschenhände, einerseits gut, andererseits...
Sie drehte das Vieh etwas und erkannte jetzt erst, dass kein Kopf mehr vorhanden war, angewieder ließ sie das Ding fallen und nahm Abstand, doch als sie schon gehen wollte, ging sie doch noch mal zurück. Sie suchte nach der Stelle und dann fand sie sie auch.

Die Einstichstelle, die Verletzung. Es stammt vom Schwerte Rociel's. Ich kann es jetzt sehen, ich kann es auch spüren. Das hieße ja, er muss hier gewesen sein. Aber wann? War es schon lange her? Hm...das Blut ist noch frisch. Ziemlich frisch. Es wirkt noch wärmer als bei dem Ork. Ist das jetzt Zufall oder? Ich muss weitergehen, scheinbar trennen uns nur noch wenige Stunden, doch zunächst einmal...

Auch Isabell war eine Jägerin, sie hatte schnell erkannt, dass dieses Vieh nicht wirklich normal war, es war eine Abart von irgendwas, doch das einzige was man davon noch nehmen konnte, war Blut, doch das wollte sie haben, trotz des Ekels war sie da eiskalt berechenbar.
Sie nahm einen der mittlerweile wieder leeren Wasserkrüge und öffnete seinen Korkverschluss, danach nahm sie ihren Dolch und suchte eine geeignete Stelle, das Wesen war schließlich schon ziemlich ausgeblutet. Sie entschied sich für den Oberarm, dort schien noch etwas zu sein, sie stach ihren Dolch hinein und zog ihn wieder heraus, danach presste sie das wenige Blut, das noch geblieben war, hinaus und das wiederholte sie so lange, bis sie den Krug zu einem Achtel voll hatte. Einen Viertelliter war das Maximum, was sie aus beiden Armen herausholen konnte. Danach verschloss sie den Krug wieder sorgsam und ging zurück ins Licht des Berges. Die Dunkelheit hatte sie ganz schön mitgenommen, denn es dauerte seine Zeit, bis sie wieder klar sehen konnte, dann aber ging sie schnurstraks weiter. Sie konnte den Gipfel schon sehen, irgendwo da oben. Sie musste da unbedingt hoch, heute noch....
20.12.2003, 19:02 #65
Heimdallr
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Mit ächzenden Geräusch und wild schnaufenden Atem kam er oben an, er hatte auch den Rest geschafft, zwar war es anstrengend, aber er hatte es geschafft. Nun konnte ihn nichts mehr aufhalten auf den Gipfel zu kommen, war er doch schon auf dem Gipfel. Jetzt endlich würde sich das Geheimnis dieses Berges offenbaren, nun endlich würde er erfahren, warum er hier hoch kommen sollte, jetzt erwartete er endlich klare Antworten. Doch zunächst war er liegen geblieben und hatte sich gebührend erholt, schließlich war das dann doch nicht so einfach und man machte es ja nicht alle Tage durch.
Während er so keuchend am Boden lag, bemerkte er gar nicht, wie sich die Sonne langsam zurückzog, wie sie wieder in einem schönen Sonnenuntergang unterging. Schon komisch, dass er so lange gebraucht hatte, waren wohl doch zuviele Pausen, doch vielleicht war es auch einfach nur ein langer Weg gewesen. Eigentlich war diese verschenkte Zeit egal, wozu sollte er sich jetzt noch darüber aufregen, schließlich war sie ja unwichtig, aber irgendwie wurmte ihn das jetzt.
Nach ein paar Minuten hatte er sich jedoch wieder erholt und sah hinauf, es war ein schöner Sonnenuntergang gewesen, der Himmel war nun rot gefärbt, wie schön es doch aussah. Den ganzen Tag hatte er kaum nach oben geschaut, doch wenn er es einmal tat, dann war es ein fahles Weiß, was dort oben zu sehen war. Nun war der Himmel wie ausgewechselt, dieses Rot...es erinnerte ihn an einen Tod eines Menschen, wenn sich langsam der rote Lebenssaft aus seinem Körper verflüssigte und verzog. Vielleicht war das ja auch ein Omen für seinen Weg, wer weiß...

Der Nebel war immer noch hartnäckig, obwohl er ja eigentlich jetzt hindurch sehen müssen, gelang das nicht, doch er erhob sich wieder. Er hatte sich lange genug erholt, er musste weitermachen. In diesen Minuten war sein Geist absolut frei, er war an nichts mehr auf dieser Welt gebunden und er selber dachte an gar nichts mehr, er befand sich in seiner reinsten Form und war bereit alles anzunehmen, was dort oben auch war. Mit ein paar Schritten ging er in die Richtung, in die es nicht steil nach unten ging und schon nach zehn Schritten blieb er stehen und staunte. Er war verblüfft. Er war erstaunt. Er war baff. Was er da sah, das mochte seine Vorstellungskraft für einen Moment sprengen und danach ließ es sie zweifeln. Aber es war real, es war wirklich so...
Vor ihm lagen Stufen. Echte Stufen. Stufen aus Stein. Stufen erschaffen von Menschenhand. Wie war das möglich? Wie konnten auf diesem abgeschiedenen Berg Stufen sein? War es vielleicht deshalb so, dass dieser Berg einen Namen trug, wusste die Lichtgestalt deshalb davon? War es ein Traum? Er zwickte sich in den Ärmel, nichts...Es war kein Traum, es waren wirklich echte Stufen.

Mit wackligen Beinen ging er sie hinauf, es waren nur wenig Stufen, vielleicht hundert, sie zu laufen war ein schönes Gefühl nach all dem Schotter. Doch er hatte Angst. Er hatte wirklich Angst. Er dachte, dass da oben kein Spiel von Menschen auf ihn wartete, doch durch die Stufen wurde es menschlich und immer wenn es menschlich wurde, wurde es bitter für ihn. Dem Menschen, der kein wirklicher Mensch war. Die Humanität besaß er, die Anatomie besaß er, doch nicht die Seele. Nicht das Leben eines Menschen.
Zwischenzeitlich hatte er noch seinen Feuerstein entzündet und war mit ihm nun unterwegs, gebunden an einen dicken Ast, den er die ganze Zeit bei sich getragen hatte. Da oben....

Achtundachtzig, neunundachtzig, neunzig, *puhhhh*, einundneunzig, zweiundneunzig, dreiundneunzig, vierundneunzig, *keuch*, fünfundneunzig, sechsundneunzig, siebenundneunzig, achtundneunzig,....neunundneunzig..........den letzten Schritt. Bin ich bereit dafür? Ich muss es wagen, es ist doch egal, was mich hier oben erwartet, los jetzt, einhundert.

Mit dem letzten Schritt auf der letzten Stufe gab der Nebel nach und öffnete sich, er öffnete ein Mysterium...Pergamo's Beine zitterten, sein Kopf mochte beben und er hatte jetzt wirklich die Angst in seinen Augen stehen, doch als er diese wieder erhob, als er sich wieder von den Knien abstützte und hoch schaute, sah er nichts...das hieß...nicht ganz. Er blickte auf eine runde Form, der Berg hatte keine Spitze, sondern eine runde Endfläche. Sie war nicht groß, doch fanden auf ihr Sieben Steine Platz, Sieben große Steine, die mindestens fünf Meter hoch waren. Sie schirmten den Bereich ab, von dem er nicht kam, machten der ganzen Nord-, West- und Ostseite einen Strich bei der Besteigung. Nur von Süden konnte man die runde Fläche erreichen, nur wenn man die Treppen nahm. Doch das war nicht alles, eine Sache gab es hier noch, die nicht natürlich war. Die von Menschenhand geschaffen wurde.

Ein Altar. Ein grauer Steinaltar. Gehauen in den Stein, gehauen aus Stein. Ein simpler Altar. Pergamo ging zitternd zu ihm und sah ihn an. Der Alter hatte zwei ganz, ganz, ganz besondere Dinge, von denen er eine aber nicht deuten konnte. Das eine war, was auf ihm lag. Es war eine Harfe. Eine Harfe aus Holz. Sie war nicht gefroren, sondern einwandfrei. Sie sah sehr alt aus und hatte wunderschöne Verzierungen an ihrem Körper. Als er sie anfasste spürte er, wie warm sie doch war, doch als er sie dann wegnahm, sah er noch etwas Zweites.....

Sieben...nein...Sieben....neinnnnn. Sieben, es ist eine Sieben. Tatsächlich. Sieben Steine, sieben Zeichen......NEINNNNNNN. Sieben. D-D-D-D-Di-Di-Di....Sieben....Amulette. Sieben soll mein Schicksal sein? Das ist alles?

In seiner Entrüstung vergaß er, wie die eigentlichen Worte des Lichtwesens waren, diese Zahl verfolgte ihn...Sieben...er fing an zu weinen. Leise fing er an zu weinen. Tränen kullerten ihn über die Wange und er benutzte den grauen Altar als sein Weinebett. Das alles war zuviel...viel zuviel...doch noch war es nicht mal Nacht...noch konnte er weinen, dabei eilten sie schon heran, besser gesagt ER eilte schon heran...
20.12.2003, 19:30 #66
Isabell
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Super. Klasse. Bravo. Mir bleibt aber auch nichts erspart. Dieser verdammte Mist. Mist, Mist, Mist. Dieser Berg ist doch echt nicht faßbar. Ich bin diesen ganzen Weg gegangen und jetzt das. Aber wenn du glaubst, dass ich schon aufgebe, dann hast du dich getäuscht, ich gebe nicht auf, niemals!

Isabell war sichtlich erregt, denn sie stand vor einer ziemlich steilen Wand, das war ja nicht das erste Mal, dass sowas vorkam, doch dieses Mal war es wirklich nicht mehr zu ändern. Sie hatte sich wirklich langsam ein Ende herbeigesehnt und jetzt stand sie vor einer Wand. Das durfte doch nicht wahr sein. Zu allem Überfluss ging auch noch die Sonne unter, gerade senkte sie sich am Horizont und würde sicher nicht extra für sie noch einmal hervorkommen. Sie hatte keine Fackel mehr, doch hätte sie in dieser Situation auch nichts genutzt. Sie brauchte jetzt beide Hände, sie hatte gar keine andere Wahl, entweder sie kletterte da jetzt hoch, oder die Reise wäre vorbei, dann allerdings ohne Ziel. Das konnte es schlecht sein, so durfte es einfach nicht enden. Auch wenn Isabell das Klettern hasste und auch wenn sie sich in Lebensgefahr begab in der einbrechenden Dunkelheit eine steile Felswand zu besteigen, sie musste es einfach riskieren, sie konnte sich dagegen nicht erwehren, sie spürte nur etwas warmes in ihr, eine innere Stimme, die ihr sagte, dass es das richtige war, wenn sie jetzt da hoch kraxeln würde. Außerdem blieb ihr gar nichts anderes übrig, denn ihre Füße waren noch immer von dem Zauber der Fee besessen, dass sie da regelrecht hochgezogen wurde. Also gut, packen wir es an, dachte sie sich und machte den ersten Schritt, sie wollte es diesem verfluchten Berg schon zeigen. Außerdem wartete da oben ihr Bruder, da war sie sich ganz, ganz sicher. Diesen einen Aufstieg noch, dieses letzte Stück und danach wäre es endlich geschafft. Sie spürte, dass danach nichts mehr kommen würde, keine Feinde mehr, keine weiteren Herausforderungen. Danach würde sich das Schicksal endlich entscheiden und auch eine Entscheidung fallen. Doch darüber konnte sie sich später Gedanken machen, außerdem hatte sie darüber schon lange genug nachgedacht.

Die ersten Meter waren sehr schwer, sie fand nicht oft Halt, musste immer wieder abbrechen und blickte oft nach hinten, was ihr schon nach ein paar Metern Schwindelzustände bescherte, doch langsam aber sicher bekam sie den richtigen Dreh heraus, das letzte Licht des Tages reichte gerade so aus, um ihr noch einen kleinen Anfängerkurs zu ermöglichen, aber bald wäre davon nichts mehr übrig, dann würde nur noch die absolute Finsternis bleiben und dann würde das ganze zu einer lebensgefährlichen Probe avancieren. Isabell aber hatte keine Angst vor dem Tod, denn sie wusste, dass sie nicht sterben konnte, nicht bevor sie ihrem Bruder noch einmal in die Augen gesehen hatte. Es waren solche Wünsche, die sie am Leben erhielten. einen unbrechbaren Willen und einen Lebensmut an den Tag legten. Sie war dazu noch sehr vorsichtig, doch sie hatte einen Feind - den Wind. Was heute und gestern noch positiv waren und ihr einen erheblichen Zeitgewinn verschafften, das wurde jetzt zu einer tödlichen Gefahr. Der Wind zerrte an ihr, doch trotzdem gewann sie nun jede Minute mehr Zentimeter, mal ging es leicht, mal schwer, aber es ging...noch.
20.12.2003, 23:07 #67
Heimdallr
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In seinen Tränen wurde er immer wütender, dies sollte also sein Schicksal sein, aber wie war das möglich? Das durfte doch alles nicht wahr sein, er war den Weg nur für die SIEBEN gegangen, sollte es etwa alles sein? Die Wut in ihm stieg hoch, es kam ihm wie tief aus der Galle, doch es betraf seinen ganzen Körper. Wie wild schlug er mit einer Hand auf den ewig gehärteten Felsen, bald schon schmerzte sie, doch das machte nichts, der Schmerz war eh schon so groß in seinem Herzen, was würde da schon ein bisschen physischer Schmerz ausmachen. Doch er wollte das nicht wahrhaben, mit einem geschickten Ruck rieß er sich los und stand wieder auf den nunmehr nicht mehr so wackligen Beinen, dafür aber mit nassem Gesicht und feuchten Augen, deren Tränen sich bei der Aktion wie feiner Regen über den ganzen Altar und seiner Umgebung verteilten.

Die Sieben...*schluchzt*.... sollen mein Schicksal sein? Ist das wirklich wahr? Ich erwarte eine Antwort...*schluchzt*, nun...*schluchzt* antwortet mir doch endlich. Ist es wirklich so, dass das der ganze Grund ist? *Schluchzt*, habe ich all diese Strapazen, dieses Leiden und diese Schmerzen auf mich genommen, nur dafür? Ist das...*schluchzt*...ist das wirklich mein Schicksal hier? Kann es das wirklich schon gewesen sein? Ich..., ich..., ich...kann nicht mehr. Seht ihr das denn nicht, verdammt...

Dann aber geschah etwas unglaubliches, zumindest für den normalen Menschenverstand schien es unglaublich, er selber war total aufgelöst und am Ende. Wenn dies wirklich alles gewesen wäre, dann hätte er wirklich keine Hoffnung mehr gehabt, doch auf einmal wurde das gesamte Gebiet erleuchtet, niemand würde es jemals gesehen haben, hier in dieser absoluten Einöde war niemand, der dieses Phänomen, das es war, sehen konnte. Wirklich, es war unbeschreiblich schön, diese Schönheit war nicht mehr menschlich und hatte dennoch etwas von ihr, genau das, was zu ihm passte. Wirklich so hell und so schön, es fühlte sich gut an, es war warm auf seiner Haut. Er fühlte sich auf einmal geborgen, in diesem Kreis der den gesamten Berg einnahm, oder zumindest einen Teil seiner oberen Hälfte. Irgendwann aber hörte es auch auf und er war erwartungsvoll, denn wie war das möglich, dass sich mitten in der Nacht ein heller, warmer Lichtkegel um ihn bildete?
Die Antwort kam und sie kam in einem alten Bekannten...

Mit gewaltigen Flügelschlagen landete das Wesen auf der Erde, duzende Federn flogen durch die Luft und Pergamo hatte seine Angst verloren, denn dieses fliegende Wesen hatte ihn schon hierher geschickt, dass es jetzt kein Traum mehr sein konnte, dass er jetzt Gewißheit hatte, dass er nicht einem Irrglauben aufgesessen war, dass er jetzt dieses wunderschöne Wesen noch einmal sehen durfte, das alles nahm ihm die Angst. Schon bei ihrer ersten Begegnung hatte er keine Angst mehr, als das Wesen ihm diese nahm, jetzt wollte er Antworten haben und dieses Wesen war extra dafür gekommen, nur um ihm jetzt die Wahrheit zu sagen.

"Ich grüße dich Auserwählter. Nun hast du es also geschafft. Du hast den Schicksalsberg erfolreich erklommen und hast alle Proben und Prüfungen der Vergangenheit abgelegt. Du fragst dich nun, wozu das alles. Du fragst dich vieles nicht wahr? Ich kann deine Angst immer noch spüren. Ich kann sehen, was du fühlst. Du fürchtest dich nicht mehr, aber in deinem tiefsten Inneren hast du Angst. Angst vor der Zukunft. Ich kenne dieses Gefühl zu gut..."

"Wer...wer bist du und wieso nennst du mich Auserwählter? Von welchen Prüfungen und von welchen Proben sprichst du? Ich verstehe das alles nicht und du hast Recht, es macht mir Angst..."

"Ich. Ich bin Pator, Abgesandter der Heiligen. Ich bin dein Beschützer. Und du, du bist der Auserwählte. Nur du bist dazu bestimmt das Siegel der Menschheit zu tragen. Du musst mir jetzt gut zuhören, denn diese Geschichte wird dir deine Antworten geben.
Du kannst dich sicherlich noch an deinen Vater erinnern nicht wahr? Er war ein guter Mann, doch das was du über ihn weißt, ist nicht die ganze Wahrheit. Ich möchte dir nur eines über ihn sagen. Dein Vater war kein reiner Mensch. Ich weiß, dass es für dich unglaublich klingen mag, aber dein Vater, er war ein Halbdämon. Er war von dämonischen Blute besessen, doch hatte er es unter Kontrolle. Nicht wie die Dämonen, die du kennst, er war von einem dieser Wesen besessen und konnte es aber dennoch aus seinem Körper verbannen, doch zurück blieb das dämonische Blut, dass er auch an dich weitergegeben hat. Dieser Umstand und noch einiges mehr führten dazu, die Auswahl auf dich zu lenken und jetzt hör mir gut zu Auserwählter. Du kennst die Geschichte der Sieben. Du hast sie gelesen und studiert. Du weißt, dass in jedem Amulett eine Seele gefangen ist und das nur alle sieben Amulette vereint den Schlüssel zum Fundort des Grals sein können. Diese Suche ist lange vergessen, die Amulette zerstreut gewesen. Doch nun bist du gekommen, du alleine besitzt das Recht, das Amulett der Menschen zu tragen. Du hast richtig gehört, der Menschen. Es gibt für mehrere Arten ein Amulett, für die Dämonen, für die Untoten, für die Pflanzen, für die Tiere, für die Geister, für die Menschen und das letzte, darüber reden wir später. Jedenfalls könnte niemand anderes der menschlichen Blutes ist, dein Amulett tragen.
Du verstehst die Bedeutung von dem ganzen nicht, du glaubst weiterhin nicht an deine Bestimmung, du weist dein Schicksal von dir. Du musst endlich daran glauben. Verstehst du denn nicht, wenn du nicht daran glaubst, dann ist der Kampf schon lange vorbei. Die Amulette sind wertlos und doch können sie in der Hand von bestimmten Personen zu einer tödlichen Waffe werden. Und der Gral...nicht auszudenken, wenn er wirklich einmal in falsche Hände geraten würde. Er ist mächtiger als du dir jemals vorstellen wirst. Ich bitte dich, nimm dein Schicksal an, glaube an deine Bestimmung, kämpfe, kämpfe im Namen Innos, kämpfe im Namen der Sieben, schließe endlich den Kreis, tritt ein und tritt dein Erbe an. Obwohl in deinem Körper zur Hälfte dämonisches Blut strömt, bist du immer noch ein Mensch und wirst es auch immer bleiben. Wir sind alle nur Zuschauer, aber es ist deine Entscheidung. Wendest du dich von uns ab, dann wird die Zukunft ungewiß. Auserwählter, bei Innos, überlege dir gut, was du tust, es ist nicht nur deine Zukunft, die davon abghängt. Dein Vater war auch im Bunde der Sieben, er hat von deinem Schicksal gewusst und doch konnte er seinen Tod nicht verhindern. Doch er legt sein Vertrauen in dich. Denk gut darüber nach. Du musst einfach dein Erbe annehmen, du musst endlich kämpfen."

"Pator...was erzählst du da? Mein Vater ein Halbdämon? In meinem Körper dämonisches Blut? Ich, der Auserwählte der Menschen? Das, das, das ist Wahnsinn...wieso sollte ich das glauben?"

"Dein Vater hat es geglaubt!"

"Mein Vater? Dann...dann...bei Innos, wenn mein Vater das geglaubt hat, dann bin ich bereit es auch zu glauben. Pator, du hast gesagt ich soll mein Erbe antreten. Du hast gesagt, ich soll in den Bund der Sieben eintreten. Du hast vollkommen Recht. Ich habe mich so lange dagegen gewehrt. Vielleicht kam deshalb alles so schrecklich. Aber nun...ich denke du hast mir die Augen geöffnet, ich kann meinem Schicksal nicht entfliehen. Ich habe es schon immer geahnt. Diese Andersheit. Ich bin also das Siegel ja? Gut...gut...ich nehme das Erbe an. Lass uns im Namen Innos die Siegel vereinen. Ich bin bereit dafür alles hinter mir zu lassen."

"Ich habe gehofft, dass du soetwas sagen würdest. Gut Auserwählter. Sehr gut. Dein Schicksal wird dich führen. Wenn du Informationen der weltlichen Art brauchst, dann gehe zu Tolban. Dein Mentor wird dir alles erklären, er weiß alles seit Beginn."

"Dann soll es so sein...ich werde wohl noch einsamer werden..."

"Ich habe dir doch etwas gesagt oder? Das du hier jemanden treffen wirst, eine Person."

"Ja, ich habe dich doch getroffen Pator."

"Nein...ich bin nicht diese Person. Ich bin der, der dir diese Nachricht überbringen musste, ich bin nur der, der dir endlich dein Schicksal klar machen musste. Wir werden uns sicher wiedersehen, aber ich bin es nicht, auf den du hier wartest. Ich nicht..."

"Aber...wer ist es dann?"

"Auf Wiedersehen Auserwählter. Tu mir einen Gefallen und bleib am Leben. Denk in Ruhe über alles nach. Aber verschließe nie wieder deine Augen vor den Sieben, NIE WIEDER!"


In einer gewaltigen Lichtexplosion verschwand Pator und nahm alles Licht mit sich. Es wurde wieder dunkel, stockfinster. Nur er und seine Fackel, zusammen neben dem grauen Altar, neben den sieben Steinen und der hölzernen Harfe.

"Nie wieder. Versprochen....das ist doch alles Wahnsinn. Aber in dem Wahnsinn lebe ich. Seit Jahren. Aber wenn nicht Pator die Person ist, wer dann? Bei Innos, das ist doch alles verrückt. Das ist wahnsinnig. Das ist irre. Ich habe nicht mal sein Gesicht gesehen und nicht mal seinen Körper. Ich habe gar nichts außer Licht gesehen. Aber das war kein Traum. Kein Traum...
21.12.2003, 00:13 #68
Isabell
Beiträge: 307

Es war unglaublich gewesen, was war das nur? Isabell hatte es nicht identifizieren können, aber vielleicht war das ja auch unmöglich gewesen, es schien einfaches Licht zu sein. Dieser Lichtkegel, er hatte den ganzen Gipfel und noch weite Teile danach eingenommen, irgendwas musste da oben vor sich gegangen sein, doch ihr konnte es nur Recht sein, egal was ihrem Bruder da oben wiederfuhr, hauptsache sie kam schneller zu ihm und das war der Fall gewesen. Ohne das Licht, als es dann endlich vollständig dunkel geworden war, hatte sie große Mühe, manchmal dachte sie schon, sie würde nie mehr den passenden halt finden. Doch als das Licht schien, da war sie super vorrann gekommen, sie hatte einen Meter nach dem anderen gewonnen und konnte auch wieder die Steine sehen, doch genau so schnell wie das Licht gekommen war, ging es auch wieder. Fünf Meter waren es noch, fünf Meter bis zum Ende, so war zumindest ihre Einschätzung von der Distanz bis zu der Stelle, wo sie während des Lichtscheines ein Ende voraus gesehen hatte. Na fünf erbärmliche Meter, zu gehen in ein paar Sekunden, hier zu klettern waren es fünf Kilometer. Sie hatte inzwischen alle ihre Kräfte verbraucht, wie sie sich überhaupt noch halten konnte, das war ein Rätsel, vielleicht war es der Adrenalinschub, vielleicht auch die Hormone, vielleicht gab es auch irgendwo noch Notreserven für solche Fälle, doch wer weiß. Essen konnte sie jedenfalls jetzt nicht mehr, dazu war es zu spät.
Fünf Meter bis sie da war, sie schienen unendlich zu werden.

Isabell hatte jetzt noch mehr Erwartung, nachdem sie das da oben gesehen hatte, jedenfalls war es keine natürliche Sache, die da eben abgegangen war, das alles würde sie sehr interessieren, doch ihr einziges Ziel waren jetzt diese fünf Meter. Sie griff mit ihrer Hand immer wieder nach sicherem Halt, fischte dabei oft im Leeren und unter ihr bröckelten die Steine. Ihre Stiefel standen nur auf sehr dünnen Felsvorsprüngen, keine Sicherheit war hier gewährleistet. Isabell griff wieder an einen Fels, er hielt, doch als sie ihr Gewicht verlagern wollte, krachte der Stein polternd aus der Verankerung, Isabell war so erschroken, dass sie auch mit den Beinen Halt verlor...jetzt war alles aus...nein, noch nicht ganz, schon im Fallen hielt sich ihre andere Hand an irgendetwas fest. Sie konnte sich wieder auf die Felsvorsprünge retten. Das war knapp gewesen. Verdammt knapp. Sie atmete wild, ihr Atem glich glatt einem Keuchen. Das alles war so eine Katastrophe, was sie hier schon alles hinter sich gebracht hatten. Das alles war doch kein Leben, war doch kein Abenteuer. Dieser Kampf ums überleben. So ein Mist. Sie fluchte laut auf, dann aber veränderte sich Isabell wieder, sie wurde wieder zu dieser anderen, zu dieser kälteren Isabell. Ihre Augen kniffen sich zusammen, in ihren Augen brannte man Feinde und ihre Haare spitzten sich, ihr Gesicht verzog sich zu einem zähen Blick, der wie Honig verlief. Sie hatte genug von alledem. Fünf Meter. Noch fünf Meter.

Ihr Arm griff nach einem Stein und er hielt, es ging weiter, es wäre doch gelacht, wenn fünf Meter sie aufhalten könnten. Selbst der Tod konnte das nicht und dieser Berg sollte nicht ihr Grab werden, dieses Schicksal würde sie nicht akzeptieren. Nicht diese fünf Meter.
In der Ferne heulten Wölfe, doch es kam ihr so vor, als ob sie neben ihnen schreien würden. Diese ganze Minental würde nicht ihr Grab werden, niemals würde es das. Niemals. Nicht für sie und nicht für ihren Bruder. Sie würde das verhindern und wenn dieser Berg dabei draufgehen müsste. Man merkte es nun deutlich. Die kalte Isabell war in ihr erwacht. Doch war es in dieser Situation das beste. Noch fünf Meter...
21.12.2003, 00:37 #69
Heimdallr
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Rociel's Hymne

Er weinte wieder. Langsam aber sicher gewannen die Tränen wieder die Überhand. Es tat gut wieder zu weinen. Es befreite ihn irgendwie. Er fühlte sich leichter und fast hätte er geglaubt zu fliegen. Um ihn herum lagen nun lauter dieser weißen Federn, doch diesmal waren sie flauschiger, hatten etwas warmes. Es waren die Zeichen von Pator und er wusste genau, wer Pator war. Doch hatte er sein Schicksal verkündet. Das war wirklich nicht zu fassen. Er hatte Recht, jetzt hatte er endlich die Antworten die er brauchte. Doch hätte er ihn gerne noch mehr gefragt. Doch dazu war es nun zu spät. Das alles würde eine sehr lange Zeit brauchen, bis er es verarbeiten konnte. Das er kein reiner Mensch war, dass er sich nicht mehr zu der Rasse zählen konnte, die er doch so liebte. Vielleicht würde er sie irgendwann wieder akzeptieren können, doch wer würde schon einen Menschen mit Dämonenblut akzeptieren, sie würden ihn als Beliarkind bezeichnen, sie würden ihn verachten und ihm all seine Rechte nehmen. Aber nein nicht doch...das würden sie sich gar nicht trauen. Einem Innosdiener soetwas an den Kopf zu werfen, darauf stand die Todesstrafe. Aber wieso machte er sich eigentlich Sorgen? Kein Mensch auf dieser Erde würde es jemals erfahren. Nur er musste nun mit der grausamen Bestätigung leben, das was er immer geahnt hatte wurde Realität. Und auch das andere war weder gut noch schlecht. Weder weiß noch schwarz. Das die SIEBEN seine Aufgabe wären, das war ihm schon klar gewesen, doch das sein Leben an die SIEBEN gebunden wäre, daran hatte er wirklich nicht geglaubt. Pator hatte vollkommen Recht, er glaubte nicht an Schicksal und Bestimmung. Bis heute. Da änderte sich das alles schlagartig, wirklich erstaunlich, wie sich das ändern konnte. Er glaubte nun an alles, was ihm dieses Wesen gesagt hatte, denn nichts in ihm konnten eine Lüge spüren und er war sich sicher, dass ein Wesen wie er die Wahrheit sprechen musste.
Ja, er glaubte nun daran ein Wesen zu sein. Kein Mensch mehr. Nur noch ein Wesen. Ja, er glaubte nun daran, dass er der menschliche Teil der SIEBEN war. Ja, er glaubte daran, dass es seine Bestimmung war den Weg Innos einzuschlagen und doch nie ein vollwertiger Diener seines Herrn zu werden. Ja, er glaubte daran, dass es sein Schicksal wäre, die SIEBEN zu vereinigen und den Gral zu finden, auf das nie mehr jemand die Welt damit bedrohen konnte. Er glaubte einfach an alles.

In seinen Tränen war er auch bereit zu akzeptieren, dass er diesen Weg alleine gehen musste. Auch wenn die Person noch nicht eingetroffen war, er glaubte nicht mehr daran, dass sie noch kommen sollte. Das alles hier hatte ihn so schwer gezeichnet, dass sein Körper noch immer bebte und das sein Herz wild schlug. Diesen Weg ganz alleine gehen. Er konnte sich nicht vorstellen, dass jemals zu überleben. Doch es war so...wohl...Er hatte alles verloren, bis heute, bis Pator ihm sein Erbe überbrachte. Mit dem Blute seines Vaters und dem Herzen seiner Mutter würde er den Namen nicht weiter besudeln. Er würde noch härter an sich arbeiten, auf das sie stolz auf ihn wären, egal wo sie jetzt waren, irgendwo bei Pator nahm er an. Er würde sein Leben den SIEBEN widmen, auf das er sie eines Tages alle hätte.

Es war sicher nicht Zufall, dass in dieser Nacht die Wolken verhangen waren und es war sicher auch nicht Zufall, dass sie sich jetzt lichteten, dass sie nun einen Mond preisgaben, der voll war. Es herrschte Vollmond in dieser bitteren Nacht, eine Nacht die sein Leben veränderte. Die alles veränderte.
Trotzdem wollte und konnte er sein Leben nicht vollständig vergessen, er wusste genau, dass vieles einfacher wäre, wenn er Isabell noch an seiner Seite wüsste. Doch das war vorbei, es war unmöglich.
Diese Harfe, dessen Bedeutung er noch immer nicht kannte...er nahm sie und wischte sich die Tränen aus den Augen. Er konnte noch nie ein Instrument spielen, noch nie...und doch versuchte er sich dran, ein paar armselige Töne wollte er spielen, doch in dieser Nacht waren es nicht seine Finger, die da eine wunderschöne Melodie rausbrachten. Es waren die eines anderen. Sie spielten ein trauriges Lied und dabei ließen ihn die kullernden Tränen nicht los. Diese Nacht sollte unendlich sein, denn er wusste, dass er am nächsten Morgen nicht mehr der sein würde, den die Welt kannte, obwohl die Welt nicht mal sein altes Ego kannte....
21.12.2003, 01:22 #70
Isabell
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In ihren Augen sah man nun ihren Willen, sie würde auf jeden Fall hier hochkommen. Der Berg machte es ihr zwar nicht leicht, doch Isabell schaffte es, sie hatte nur noch zu gewinnen. Irgendetwas zog sie nach oben, es war ein innerer Drang nach da oben zu kommen, diese Nebeldecke zu durchbrechen, die jetzt zwar schwarz war, doch immer noch den Blick auf das eigentliche verbarg. Noch konnte sie nicht einmal daran denken, doch der Berg musste einsehen, dass es keinen Sinn mehr hatte. Noch ein letztes Mal wehte ein stürmischer Wind auf, presste sie mit aller Macht gegen die Steinwand, wollte sie nie wieder von hier weglassen, doch Isabell war nicht mehr aufzuhalten, nicht mehr jetzt und nicht in einer solchen Situation. Sie machte die letzte Handbewegung, die allerletzte mit letzter Kraft ausgeführte Handbewegung, sie griff nach oben. Erst schien es so, als ob ihre Finger ins leere greifen würden, doch dem war nicht so. Irgendwann griffen sie in einen Halt, klammerten sich dort fest.
Dann endlich ließ sie auch die zweite los und griff nach dem Halt. Sie wusste es, jetzt war sie am Ende. Mit ihren Kräften und mit ihrer langen Reise. Sie war absolut am Ende...
Mit einem Kraftakt zog sie ihre müden Beine hoch, die sicher gerne jetzt geschlafen hätten und Isabell hätte das jetzt auch gerne, doch sie konnte nicht. Doch irgendwie kam sie nicht mehr hoch, es hielt sie irgendwas am Boden. Ihre Augen waren wieder wie immer, es war wieder die alte Isabell eingekehrt. Die kalte von eben war wohl nur den Aufstieg da, um auch sicher zu gewährleisten, dass sie auch ja ankommen würde. Das war gut. Denn jetzt brauchte es nur noch die Isabell, die es immer schon gegeben hatte.

Sie wusste, was jetzt passieren würde. Sie würde ihrem Bruder Rociel sehen, sie müsste ihm alles erzählen, was sie wusste. Danach konnte nur noch das Schicksal, dass diesem Berg seinen Namen gegeben hatte sagen, was passieren würde. Sie wollte es nicht länger hinauszögern, es musste sein. Wenn sie doch nur hochkommen würde. Der Wind pfiff noch immer in ihrem Ohr, doch jetzt war es ihr egal, jetzt konnte der Wind, Wind seien, soviel er mochte. Doch auf einmal verflog der Wind. Windstille. Nichts. Doch auf einmal drangen Töne an ihr Ohr. Es waren Töne einer Harfe. Sie wusste das ganz genau, denn sie selber hatte früher immer Harfe gespielt, es war ihr Grundstock als Bardin gewesen. Doch ihre Harfe war lange weg und doch hörte es sich so an, als ob es ihre wäre.

Das Spiel der Musik ließ sie doch aufstehen, jetzt war der Zauber gebrochen, sie konnte wieder gehen wie sie wollte.

Ich danke dir Fee, ich danke dir für deinen Zauber, ohne ihn wäre ich jetzt nicht hier. Danke für deine Hilfe.

Sie wusste nun, was sie zu tun hatte. Nach der Danksagung ging sie in die Richtung aus der die Melodie kam. Was sie erstaunte waren die Treppen. Echte Steintreppen aus Menschenhand. Sie war teilweise überrascht, doch hatte sie mit so etwas gerechnet. Dieser Berg hatte viele Geheimnise, eines davon war dieses. Sie ging die Treppen hoch, neue Kraft hatte sie gewonnen, solange die Melodie spielte. Die Treppenstufen führten immer höher, immer weiter hinauf, sie zählte nicht die Stufen, nur im Gedanken überlegte sie sich etwas, was aber zu nichts mehr führte. Doch vor der letzten Stufe blieb sie stehen, sie mündete direkt in dem Nebel, der den Gipfel umgab. Sie blieb stehen und sank auf die Knie. Sie wusste nicht, warum sie das tat, doch ihr Bruder und ihr Vater waren gläubige Diener Innos und auch wenn sie nie so richtig an die Götter glaubte, so richtete sie nun seit langem wieder ein Gebet an Innos.

Innos,
du weißt, dass ich nie eine treuergebene Dienerin von dir war. Ich kann einfach nicht beten, du weißt das. Ich hoffe dennoch, du verzeihst mir meine Sünden und hörst mich an. Wir haben alle Fehler gemacht, jeder von uns, wir haben alle Schmerzen erlitten und uns gequält. Doch bei allem was mir heilig ist, du weißt, dass ich meinen Bruder nicht auch noch verlieren darf. Es würde nicht gehen. Bitte, mach etwas. Diese Nacht darf nicht getrennt enden. Wir dürfen nicht getrennte Wege gehen. Es darf einfach nicht sein...


Sie erhob sich wieder und klopfte sich den Rock ab, danach fuhr sie sich ein, zweimal durch die Haare und schnaufte durch.

Ihr Schritt durch den Nebel, er war ein Schritt in eine andere Welt. Als sie wieder heraus trat, da sah sie zuerst einmal eine riesige Flammensäule, einen Meter in die Luft erhellte sie das ganze Gebiet. Dann sah sie sieben große Steine und in der Mitte einen grauen Altar, doch das was sie sehen wollte, das sah sie erst am Ende. Es war ihr Bruder, der in einer Ecke saß, die Hafe wie ein junger Gott spielte und dabei weinte, schrecklich weinte.
Auch ihr trieb es die Tränen ins Gesicht, sie hatte sich so sehr auf das Treffen gefreut und jetzt konnte sie nichts anderes tun außer weinen. Sie wollte so viel sagen, doch sie brachte kein Wort heraus.
Ihr Bruder sah ziemlich am Boden zerstört aus, er machte nicht das Gefühl, als das es ihm gut gehen würde. Beiläufig bemerkte sie auch noch die ganzen Federn. Woher diese wohl stammten, sie ähnelten der Feder, die sie am Bett gefunden hatte. Als alles begann...
Sie wollte ihren Bruder so gern in den Arm nehmen, doch sie war wie gelähmt. Zur Lähmung beitrug auch die Harfe, sie hatte das Stück sofort erkannt, sie hatte sich doch auf ihr Gehör verlassen können. Es war ihre Harfe auf der er da spielte. Es war wirklich falsch, aber es musste ihre sein...doch das war ihr jetzt egal, die Musik hingegen schien sie zu bezaubern. Doch das Lied war traurig. So traurig wie die beiden...
21.12.2003, 01:50 #71
Heimdallr
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Er spielte und spielte und doch waren das alles nicht seine Lieder. Sein Lied. Aber dann, dann mochte er aufhören zu spielen. Er spürte, dass die Person angekommen war, die er erwartete, besser gesagt sein Amulett glühte wieder und das machte sich an seinem Halse bemerkbar.
Er legte die Harfe vorsichtig zur Seite, denn sie war ein Stück, dass man besonderer Bedeutung beimessen musste, doch dann, dann erhob er seine Augen, wie ein Dämon blickte er langsam und doch abartig schnell hinauf, er wollte die Person sehen, auf die er gewartet hatte.

Was er dann sah, das verursachte im ersten Moment starke Kopfschmerzen bei ihm, danach fiel er kurzzeitig in einen wachen Trancezustand. Was er da für eine Sekunde gesehen hatte, das konnte nicht echt sein. Er hatte, er hatte...Isabell gesehen. Aber sie konnte unmöglich hier sein, völlig ausgeschlossen. Sie konnte überall sein, nur nicht hier. Es war vollkommen unreal.

Nach einiger Zeit wurde er wieder wach, er sah wieder klar. Hatte seine Gedanken geordnet. Es konnte nur Isabell sein. Niemand anderes, keine Täuschung, keine Illusion, keine andere Frau. Es war die Person, die er sich innerlich gewünscht hatte, es war die Person, die er liebte und nur wegen ihr war er auch so schrecklich deprimiert. Ohne sie zu leben und ohne sie seine Bestimmung anzutreten, es schien ihm nicht möglich und diese Person war jetzt hier.

Noch nie hatte er an einem Tag soviel geweint wie heute, er wusste gar nicht, woher er die ganzen Tränen nahm, doch auch diesmal musste er weinen, auch diesmal schossen neue, salzige Tränen hervor. Sie ließen ihn auch jetzt nicht alleine. Isabell sah wunderschön aus, genau wie er sie noch in Erinnerung hatte, es schien ihm wie eine Ewigkeit zu sein. Es war so lange her. Waren es Tage, waren es Wochen, waren es Mondjahre? Er wusste es nicht. Es war viel zu lange. Sein Herz schrie auf und schien zu explodieren, wie der Lichtkern eben, doch sein restlicher Körper war wirklich und vollständig gelähmt.

Nur das Flackern der Fackel erhellte sie noch, außerdem der Vollmond, der bedrohlich gespenstisch auf ihn niederschien. Er wusste nicht, was das sollte, gerade in dem Moment, wo er dabei war mit seiner Vergangenheit abzuschließen, da schickte man ihm die einzige Person, die das hätte verhindern können.
Sie schauten sich lange an, viel zu lange, wieso sagte sie nichts? Er fürchtete sich vor allem, was jetzt kommen sollte, doch er musste es ertragen. Irgendwie stand er gerade neben sich, doch nicht nur das, er wusste es ganz genau, er stand auch auf einer Waage. Einer Waage zwischen Einsamkeit und Isabell. So einfach war es auch schon. Sollte er es ihr etwa jetzt sagen? Das er sie liebte und immer lieben würde? Jetzt? Nein...das war ja lächerlich, einen schlechteren Zeitpunkt konnte es ja gar nicht geben, aber trotzdem, irgendetwas musste er ja sagen.

"Es...es ist schön dich wiederzusehen. Du bist gesund? Wie bist du nur hier her gekommen, das ist doch alles wahnsinnig."
21.12.2003, 02:09 #72
Isabell
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Sie war die ganze Zeit wirklich nur dagestanden, das war wirklich ganz schön...dumm von ihr, sie wollte ihn eigentlich nur in den Arm nehmen und ihm alles erzählen, doch irgendetwas hinderte sie daran. Müde war sie auf keinen Fall, jetzt wo sie ihn nach der ganzen Zeit wiedersah, sie konnte es fast nicht glauben. Er hatte sich fast nicht vom äußerlichen verändert, er sah etwas fertig aus, aber das war sie auch, seine Sachen waren immer noch die gleichen und auch sonst blieb alles beim alten, doch sein Gesicht und sein damit verbundendes Inneres. Sie spürte, dass er eine Veränderung durchlebt hatte, irgendetwas musste mit ihm hier oben passiert sein, ob das was mit dem hellen Lichtkegel und den ganzen Federn zu tun hatte? Sie konnte darauf keine Antwort geben, doch genauso wenig konnte sie sich hier irgendwie etwas erklären. Sie mochte eigentlich nicht mehr so lange warten, eigentlich waren ihr alle Sachen egal in dem Moment, nur noch sie beide. Egal was passiert wäre. Hoffentlich wurden das Gebet erhört. Sie hoffte es so sehr, denn ansonsten wäre ihr Schicksal wohl besiegelt gewesen. Irgendwie versuchte sie bei ihrer Antwort zu lächeln, wollte irgendwie etwas Freude abgeben, doch das gelang wohl kaum, jedenfalls hatte sie in seinem Gesicht keine freudige Veränderung wahrnehmen können, überhaupt, das ganze wirkte so seltsam kühl. Sie hätte sich doch schon längst in die Arme fallen müssen. Wieso standen sie noch immer wie angewurzelt da?

Ja mir geht es den Umständen entsprechend gut. Die Reise war nicht leicht, es waren viele Entbehrungen notwendig, doch wenigstens wurde ich den ganzen Weg über von keinem einzigen Vieh angegriffen, auf alles was ich gestoßen bin waren schon getötete Kadaver. Du hast ganze Arbeit geleistet. Ich weiß auch nicht, wieso ich ausgerechnet hier bin, aber du bist hier, das ist alles was zählt. Es tut mir leid. Ich bitte dich, vergib mir. Ich hätte dich nicht einfach so sitzen lassen dürfen, aber dieses Lichtwesen, es hatte gesagt...ich musste meinen Bruder einfach suchen. Es bedeutete mir mehr als alles andere, aber du warst mir nie unwichtig. Jetzt weiß ich auch, warum das so war.

Wieder gingen die Töne langsam unter, wieder einmal beherrschte Ruhe den Gipfel. Sie ließ seine Augen nicht aus ihren Augen, sie konnte nicht anders als ihn anzuschauen. Sie wartete noch immer auf den erlösenden Augenblick, wann sollte es endlich soweit sein? Sie hatte solche Angst gehabt vor diesem Augenblick. Sie hatte sich immer gefragt, was passieren würde, ob er sie wegschicken oder begrüßen würde. Aber so etwas hatte sie nie vorausgesehen. Einfach in der Ungewißheit bleibend. Ohne zu wissen, was denn sei. Eigentlich hasste sie das, sie wollte eigentlich nie wieder in Ungewißheit sein, aber sie konnte nichts dagegen tun, ihn unter Druck setzen. Sie war ja nicht mal in der Lage zu schreien, wie sollte sie da schon ihren Bruder anschreien oder ihn auch nur drohen. Sie konnte nur auf Innos und auf die gute Seele ihres Bruders hoffen, aber vielleicht war es ja nicht mal nötig, vielleicht war ihr Fehler ja doch zu groß, als das es nur seine schlechte Hälfte erwischt hatte...
21.12.2003, 02:28 #73
Heimdallr
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Lichtwesen
Er erschrak als er das hörte. Sollte Isabell etwa an dem Morgen von Pator geweckt worden? Vor ihm? Nein, das war doch nicht möglich? Er wollte das nicht glauben, hätte es doch einiges verändert, doch auch die Worte von Isabell halfen nicht, um seine Wunde zu kitten, im Gegenteil, sie vergrößerten sie nur. Sie wollte ihm nicht weh tun? Das hatte sie aber. Sie wollte nun, dass er ihr vergab? Das konnte nicht ihr ernst sein...

Endlich löste sich seine Starre, sein Körper wurde aus dem Eis gewärmt, er zerfiel in tausend Stücke und unter der Eisschicht kam der wahre Pergamo zum Vorschein. Er ging die wenigen Schritte zu Isabell langsam und wohl kontrolliert, dann aber sah sie die Tränen in seinen Augen und verlor ihre Verkrampfung. Sie ließ sich nun schweben und auch er hatte die Eishülle verloren. Zärtlich umarmte er sie, erst in ihren Armen fühlte er sich wieder sicher. Es war ein Gefühl von Geborgenheit, es war ein Gefühl von Sicherheit. Durch sie konnte er alles vergessen machen, jetzt hier zu sein bedeutete ihm alles und noch viel mehr als das. Es mochte sein, dass er nicht mehr damit gerechnet hatte, doch das Isabell zu ihm zurückkehrte und dafür diesen Berg erklomm, das konnte nur heißen, dass er ihr nicht so egal war. Doch er fragte sich wirklich, ob es das war, ob das das Ende dieser langen Geschichte des Schicksalsberges war, ob nun wirklich alles in diesem guten Ende enden würde.

Er hatte erfahren, was er erfahren musste. Er hatte etwas ungeheuerliches über seinen Vater erfahren und etwas, dass sein Leben für immer verändern würde, seit ein paar Minuten tat es das schon. Jetzt hatte er seine Bestimmung und sein Schicksal angenommen, nun lag er in den Armen von Isabell und nun war alles gut...dachte er...denn natürlich war auch er vor Überraschungen nicht gefeit und jetzt schlug der Hammer wieder gnadenlos zu, natürlich, wie sollte es anders auch sein.

Natürlich vergebe ich dir, ich vergebe dir alles was du willst Isabell. Aber sag mir, hast du deinen Bruder denn gefunden? Er war es doch, weswegen du mich verlassen hast.

Wenn er gewusst hätte, was er mit dieser Frage ausgelöst hatte, dann hätte er es nie getan, doch jetzt war es viel zu spät, die Mühlen der Zeit mahlten schon, es war nicht mehr rückgängig zu machen, es war einfach zu spät, er hatte einen flüchtigen Fehler begangen und jetzt bekam er die Quittung, doch eigentlich war er ein Kavalier, denn mit dieser bescheuerten Frage machte er es Isabell einfach, denn sie hätte wohl nie einen Anfang gefunden, wie sie es ihm hätte beibringen sollen. So passte es doch herrlich zusammen. Für einen Moment waren sie wieder glücklich, doch das würde nicht mehr lange so bleiben.

Für einen Moment lang, da fühlte er sich wieder so wie zuvor, doch noch viel besser. Es war das schönste was es gab und er wollte es nie wieder zerstören, doch es war zu spät, es sollte nur ein kurzer Augenblick bleiben...
21.12.2003, 02:49 #74
Isabell
Beiträge: 307

Isabell waren tausend Tonnen Steine, von denen es hier ja genug gab, von Herzen gefallen, als sie endlich sah, wie ihr Bruder auf sie zukam und sie umarmte, seine Tränen zeigten ihr aber auch, was sie da angerichtet hatte und sie hoffte nur, dass seine Vergebung auch ernst gemeint war. Aber sie zweifelte daran nicht, genau so wenig wie an seiner Umarmung, endlich waren sie wieder vereint, nach so langer Zeit, es waren zwar nur ein paar Tage die Pergamo und Isabll trennten, doch es waren Jahrzehnte, die die Geschwister trennten. Sie war so glücklich, dass auch sie nun endlich weinen konnte, ihren Gefühlen freien Lauf lassen, doch damit war dieser Abend immer noch nicht beendet, diese Nacht wurde zu einer ewigen Nacht, denn dank seiner Frage konnte sie ihm jetzt endlich erzählen, was sie früher oder später sowieso machen müsste.

"Ja...*schluchzt*, ja ich habe ihn gefunden."

"Aber wieso zitterst du dann so? Stimmt etwas nicht? Ich meine es ist doch wunderbar, wenn du deinen Bruder wiedergefunden hast, du hast dir doch nichts sehnlicher gewünscht."


Isabell sah ihm in die Augen und dann wurden aus den kleinen Tränen richtig dicke Tropfen, sie fing richtig an zu heulen und presste ihren Kopf gegen seine Brust, sie spürte eine Hand über ihrem Kopf fahren, er wollte sie wohl trösten, obwohl er keine Ahnung hatte, warum sie eigentlich anfing zu heulen, aber das alles war einfach zuviel, es war einfach über sie gekommen, nach so vielen Jahren...

"Ja...*schluchzt*...ja, ich habe mir nichts sehnlicher gewünscht als meinen Bruder wiederzusehen. Ich habe mir nichts sehnlicher gewünscht, als dich wiederzusehen Bruder."

Dann herrschte Schweigen, nur noch ein kleines Schniefen von ihrer Nase war zu hören. Ihr Bruder hatte aufgehört zu atmen, als ob es ihm im Halse stecken geblieben wäre, dann aber ließ er langsam von seiner Umarmung ab und setzte sich auf einen Stein. Isabell konnte ihn gut verstehen, es musste ein Schock gewesen sein, doch dagegen konnte sie nichts tun, es wäre immer ein Schock gewesen, egal wann sie es ihm gesagt hätte.

Der Mond leuchtete nun noch intensiver als sonst, er erhellte den Gipfel nun alleine, die Fackel war vollkommen unnütz, aber wer brauchte schon Licht, alles was sie von ihm brauchte war eine Antwort. Aber diese kam nicht, er war wie in Hypnose und so entschloss sie sich ihm alles so zu erzählen, wie sie es wusste, wozu sie tief Luft holte und dann versuchte sachlich das zu erzählen, was sie wusste.

Du fragst dich sicher eine Menge. Ich versteh dich sehr gut Bruder. Ich werde dir nun alles erzählen, so wie es geschrieben steht.
Dein Vater, er war Händler, eine seiner Reisen trieb ihn in jungen Jahren nach Drakia, lange bevor er deine Mutter kennenlernte. Meine Mutter, sie hieß Lariel, ich möchte dir nicht die ganze Geschichte erzählen, dafür hast du noch genug Zeit, wenn wir wieder in Drakia sind. Jedenfalls zeugten die beiden ein Kind, mich. Doch dann ging die Bindung der beiden in die Brüche und dein Vater verließ meine Mutter. Nach genau zweieinhalb Jahren aber wurdest du geboren. Dein Vater hatte eine andere Frau kennegelernt, sie hieß Leiana. Nun, dadurch ergibt sich, dass wir nur Halbgeschwister sind, doch weder dein Vater noch ich sehen das so. Ich habe diese Unterlagen aus dem Hause deiner Eltern entwendet, ich war in Khorinis, im Oberen Viertel. Das Haus neben dem Brunnen. Nun Bruder...
21.12.2003, 03:35 #75
Heimdallr
Beiträge: 12.421

Als sie sagte, dass er ihr Bruder sein soll, brach eine Welt zusammen, sein Körper wurde zusammengesackt irgendwo abgelegt und sein Geist, er suchte nach einem Halt, einen Halt, denn es hier nicht mehr geben konnte. Als dann noch diese Erklärung folgte, da war er vollkommen am Ende. Alles was sie sagte stimmte insofern er das nachprüfen konnte. Seine Mutter, sie hieß tatsächlich Leiana und auch die Angabe von dem Haus stimmte. Es war alles richtig und doch glaubte er Isabell nicht. Wieso? Sein Vater würde niemals so etwas tun. Er hatte heute schon genug schlechtes gehört, erst sollte er Dämonenblut in sich haben und von einem dieser Viecher besessen sein und dann sollte er auch noch jemand sein, der zwei Kinder von zwei Frauen hatte, somit auch noch gegen die Regeln von Innos verstieß. Bei allem Respekt, Isabell konnte einfach nicht annehmen, dass er das glaubte. Es war unmöglich, es konnte einfach nicht sein. Mit leicht verdrehten Augen hatte sie ihn angeschaut, fast wollte man meinen, dass sie auch noch davon überzeugt war von dem was sie da redete. Doch nicht nur der Traum von ihrem guten Charakter zerplatzte, auch ein weiterer Traum löste sich auf. Er wollte sie zurückholen, doch sie kamen nicht mehr zurück, sie kamen einfach nicht mehr zurück....

Wie ein lebloses Ding saß er da, war weder fähig zu denken, noch zu handeln, aber irgendetwas musste er doch tun. Er dachte kurz nach, dachte an die schöne Zeit die sie miteinander verbracht hatten, doch er dachte auch an die Zeit, die er und seine Eltern verbracht hatten und das er es nie zulassen würde, wenn ihr guter Name in den Schmutz gezogen würde, doch das wurde er ja hier, das sein Vater so etwas getan haben sollte, das glaubte er nicht. Das war einfach unmöglich. Die Beweise die sie vorlieferte konnte sicher nicht jeder wissen, doch musste man dazu sicher nicht die Schwester sein, um daran zu kommen, da reichten ein paar gute Kontakte zum Statthalter von Khorinis. Auch wenn er damit einen folgenschweren Fehler beging, er hielt ihre Aussage für eine Lüge, warum sie es tat wusste er nicht, doch er wusste, dass es eine Lüge war.

Mit ernstem Blick und überhaupt keiner mitfühlenden Miene erhob er sich wieder und sah ein wenig in die Ferne, wobei er ihr den Rücken zukehrte, dann aber drehte er sich ruckartig um und sprach mit absolut konsequenter Stimme.

"Was du sagst ist eine Lüge. Ich bin nicht dein Bruder. Ich hatte nie Geschwister und außerdem würde man Vater das nie tun, wenn du wüsstest, wer mein Vater war. Ich bitte dich jetzt zu gehen, es ist besser, wenn wir uns nie wiedersehen."

"Aber...das...das"

"Meine Entscheidung steht!"
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