World of Gothic Archiv Alle Beiträge von Arson |
|
03.06.2003, 16:09 | #651 | ||||||||
Arson Beiträge: 687 |
Die Sumpfbruderschaft #10 -
Bin an sämtlichen Terminen grad in Holland und schieße mit jahrzehntealten Gewehren auf Übungsziele. Juhu |
||||||||
04.06.2003, 16:22 | #652 | ||||||||
Arson Beiträge: 687 |
[GM] Die Ruinen der Festung Asu'a -
Nach den zahllosen Wundern, die Arson an diesem einen Tag zu Gesicht bekommen hatte, war er sehr froh, als Aditu ihn endlich zu einem der hauchzarten Tuchgebäude führte, die die Sithi sich als Wohnstätten auserkoren hatten. Wie die meisten der Häuser, war auch diese Seidenkonstruktion sehr viel größer als das kleine Ruhezimmer, in dem der junge Paladin seine Wunden kuriert hatte. Es bestand aus mehreren, ineinander verschachtelten Raumkomplexen und war so errichtet worden, dass ein schmales Bächlein direkt zwischen den sanft flappenden Tüchern hindurchsprudelte. Vor dem mit einem cremefarbenen Baldachin überspannten Eingang waren zwei weiße Holzpfähle in die Erde eingelasen worden, an deren Spitze hauchzarte Wimpel aus weißem Stoff flatterten, von denen das eine mit einem roten Wappen in Form eines Fuchskopfes, das andere mit einem silbrig-grauen Hirschkopf geziert wurden. Aditu blieben die Blicke des jungen Kriegers nicht verborgen. "Dies ist das Zeichen des Hauses > Hekh-Asòr <, was in der Sprache der Menschen in etwa > Fuchs und Hirsch < bedeutet." -"Das Haus hat einen Namen?" Die schöne Sitha lächelte und schüttelte sanft den Kopf. Ihr seidenes Haar glänzte im künstlichen Sonnenlicht. "Haus ist in diesem Fall gleichbedeutend mit Familie." Der junge Paladin nickte. "Und diese Wappen gehen auf zwei der sieben Gründer zurück?" Aditus Lächeln öffnete sich um eine Winzigkeit. "Ich sehe, du hast mir zugehört, süßer Menschensohn. Das ist richtig, vor vielen tausend Jahren schworen Drukhi Jägerauge und Shisaeya Wolkenstimme sich die Treue, und zeugten die ersten Nachkommen, die zweite Generation des neuen Sithivolkes. Haus Hekh-Asór ward geboren." -"Dann bist du auch ein Nachkomme dieser beiden Gründer?" Arson konnte sich noch sehr gut an die schillernden Rüstungen in den heiligen Hallen des Tempels erinnern. Der Gedanke, dass die Träger dieser legendären Panzer noch am Leben war, hatte etwas seltsam Erregendes an sich. Diese alten Sihti hatten sicher eine Menge Geschichten zu erzählen. "Ja, die beiden Gründer sind meine Urgroßeltern." Aditu zog sanft an der Hand des hochgewachsenen Menschenkriegers. "Doch nun komm, lass uns eintreten." Gemeinsam schritten die beiden Gefährten durch die Öffnung in der wogenden Tuchwand, traten in den dahinterliegenden Raum. Es war, als würde Arson eine neue Welt betreten. Die Ausmaße des Raumes waren enorm, begrenzt von meterhohen Seidenwänden, durch deren feinmaschige Leiber gedämpfte Lichtstrahlen auf den wunderbar weichen Grasboden fielen. Überall sprossen farbenprächtige Blumen aus der Erde, umrahmten die ovalen, hellbraunen Holztische und kostbar gearbeiteten Stühle, die man geschmackvoll innerhalb des Zimmers verteilt hatte. In regelmäßigen Abständen waren Aussparungen im Tuch zu entdecken, Durchgänge in weitere, nicht weniger prachtvoll eingerichtete Räume. Irgendwo plätscherte Wasser, und der verführerische Duft nach Sommer und Wald lag in der Luft. Der Paladin blieb stehen und füllte seine Lungen mit diesem warmen Gefühl nach Ruhe und Freiheit, genoss das entfernte Zwitschern einiger ihm nicht bekannter Vogelarten, bewegte die nackten Zehen im saftigen Gras. "Es ist wunderschön hier." Aditu war bereits weitergegangen, strebte mit anmutigen Schritten bereits auf das nächste Zimmer zu. Die schlanken Linien ihres zarten Körpers schimmerten durch den dünnen Seidenstoff, stellten die Selbstbeherrschung des jungen Kriegers erneut auf eine harte Probe. Bei Innos, wieso musste diese Frau so unglaublich schön sein? Langsam folgte er seiner Führerin durch die annähernd rechteckige Öffnung, durchquerte den angrenzenden Raum, um dann wieder zu Aditu aufzuschließen und an ihrer Seite über eine geschwungene Marmorbrücke zu schreiten, die sich in sanftem Bogen über einen sprudelnden Bach spannte. In einigen Metern Entfernung reckten sich zwei dünne Birken in die Höhe, doch die Decke des Tuchraumes war so hoch, dass die Kronen der beiden Bäume bequem darunter Platz fanden. Zwischen den Stämmen war eine weiße Hängematte aufgespannt, deren Enden mit Fäden aus purem Silber an das Holz geknotet zu sein schienen. Lächelnd streckte Aditu ihren schlanken Arm aus und deutete auf die Seidenkonstruktion. "Wenn es dir nicht zuwider ist, kannst du hier ruhen." Zögernd, nicht sicher ob er dieses Angebot annehmen konnte, trat Arson an die Hängematte, berührte den schimmernden Stoff mit zaghaften Bewegungen. Er war elastisch und weich, wie nicht anders zu erwarten. Langsam glaubte der Paladin, dass das Schöne Volk nichteinmal etwas Unbequemes schaffen könnte, wenn es sich wirklich Mühe gab. Alles in Jao'y'tinkeda'ya war farbenprächtiger, angenehmer, perfekter als jegliche Menschenerfindung. "Es gefällt mir sehr gut, ich würde mich freuen, hier schlafen zu dürfen...ähm...und wo schläfst du?" Der hochgewachsene Streiter des Lichts hatte sich die Frage einfach nicht verkneifen können. Furchtsam musterte er das feingeschnittene Antlitz der Sitha, forschte in den silbernen Mandelaugen, suchte auf irgendeinem Anzeichen auf Missfallen oder Unbehagen. Die bleichen, asketischen Gesichtszüge blieben warm und offen, wie er es nicht anders gewohnt war. "Mein Zimmer befindet sich direkt dort hinten, jenseits des Bachlaufes." Arson nickte. Das war nicht allzu weit entfernt. Irgendwie mochte er den Gedanken nicht, länger als einige Minuten von der schönen Sithidame getrennt zu sein. "Die anderen Mitglieder meines Hauses wirst du morgen kennenlernen. Jetzt rate ich dir ein wenig zu ruhen. Du hast viel gesehen und viel erfahren, und brauchst sicher Zeit, um über alles nachzudenken. Ist es dir Recht, wenn ich dich morgen zur Andacht abhole?" Arson nickte, auch wenn er nicht genau wusste, welche Andacht Aditu meinte. Obwohl er traurig darüber war, dass die Sitha ihn nun verlassen wollte, so spürte er doch, dass sie Recht hatte. Er war noch nicht vollends gesund, und das viele Laufen hatte ihn müde gemacht. Der Gedanke an ein Nickerchen in der Hängematte erschien verlockend. "Natürlich. Ich danke dir für alles, Aditu. Es ist wirklich wundervoll hier, und ich hoffe, dir keine Unannehmlichkeiten zu bereiten." Die Frau lachte, ein fröhlicher, heller Laut, bei dem sich ihre Lippen öffneten, um ebenmäßig weiße Zähne zu entblößen. Der Menschenkrieger verspürte das Bedürfnis, diese Lippen zu küssen. "Du bist wirklich lustig, süßer kleiner Arson. Du bist der erste Sterbliche, den ich kennenlerne. Sei versichert, es ist für mich ebenso interessant wie für dich. Ich wünsche dir einen guten Schlaf." Die Sitha berührte die Wangen des Recken mit sanften, feingliedrigen Finger, um sich dann geschmeidig abzuwenden und mit glitzernden Haarsträhnen davonzuschreiten. Arson stand da und schaute ihr solange hinterher, bis sie die Marmorbrücke überquert hatte um im Schatten einiger Bäume und Sträucher verschwand. Der Paladin seufzte, drehte sich dann der Matte zu und ließ sich unbeholfen in den seidigen Stoff sinken. Langsam verschränkte er die Arme hinter dem Kopf, ließ sich von den sanften Schaukelbewegungen nach und nach einlullen, um schließlich in einen ruhigen Schlaf zu fallen. Er träumte von Gärten und von Sithi, von Flüssen, endlosen Grasebenen und schlanken Kriegern in schillernden Rüstungen. Über allem lag der schwarze Schatten des Schwertes. |
||||||||
07.06.2003, 12:45 | #653 | ||||||||
Arson Beiträge: 687 |
[GM] Die Ruinen der Festung Asu'a -
Als die Sonne das nächste Mal durch Arsons geschlossene Augenlider drang, um ihn mit sanften Fingern aus dem Schlaf zu heben, fühlte sich der Paladin so ausgeruht, als hätte er nicht eine Nacht, sondern einen ganzen Monat geschlafen. Aus reiner Bequemlichkeit blieb er noch einige weitere Minuten in der weichen Händematte, ließ sich von der Sommerbrise schaukeln und döste ein wenig vor sich hin, genoss die warme Ruhe der wundervollen Sithistadt. Heute wartete keine schwere Stahlrüstung darauf, den Leib des Menschenkriegers zu umhüllen, keine Apellglocke störte ihn, keine Gefechtsbesprechung kündigte von einem baldigen Kampfeinsatz. Warme Sonnenstrahlen, frisches Gras und duftende Blumen, das war die Welt, in der sich Arson momentan befand, und die er so schnell auch nicht mehr verlassen mochte. Energiegeladen schwang der Paladin seine Beine aus der Hängematte, kam mit einem Satz auf die Füße, fuhr sich mit der Hand durch das leicht zerzauste Haar und streckte seine Glieder, bevor er ohne Eile zu dem sanft plätschernden Bach hinüberschritt, der sich einem fließend blauen Band gleich durch das zarte Sithihaus schlängelte. Das Wasser war kühl und wunderbar erfrischend auf der sonnengebräunten Haut, perlte kostbaren Diamanten gleich von Gesicht, Händen und Brust. Arson überlegte kurz, tauchte dann seinen gesamten Kopf in den Bachlauf, um ihn Sekunden später prustend wieder an die Oberfläche zu reißen. Der Krieger schüttelte seinen langen Haarschopf, wrang in mehrmals, um ihn dann zufrieden nach hinten zu werfen. Vom Wasser schwer geworden, hing das schwarze Haar nun glatt und ebenmäßig über die Schultern des heiligen Streiters. Dieser begann nun damit, Arme und Beine zu lockern, um den vom Schlaf verspannten Muskeln durch einige Dehn- und Kräftigungsübungen ihre gewohnte Geschmeidigkeit wiederzugeben. Er tat dies mit der Routine eines Mannes, dem in vielen Monaten des Trainings immer wieder gesagt worden war, stets kampfbereit zu bleiben. Denn Unachtsamkeit und Faulheit waren die ersten Schritte zur Niederlage und damit zum Tod. So war es nicht verwunderlich, dass Arson die morgendlichen Übungen bereits in Fleisch und Blut übergegangen waren. In stiller Konzentration dehnte er die Arme, legte sich auf den Boden, um sich mit den Händen immer wieder hochzustemmen, kam dann wieder auf die Füße, um die Knie zu beugen. Das Gefühl, nicht mehr allein zu sein, ließ ihn innehalten. Verwirrt drehte der Recke sich um, blickte mit einer Mischung aus Freude und Überraschung auf die zarte Gestalt einer ihm inzwischen sehr vertrauten Sithifrau. Wie schon am vorigen Tag spürte Arson fast augenblicklich jenes bizarr feurige Kribbeln durch seinen Leib prasseln, als sein Blick über die sanft geschwungenen, in hauchdünnen Seidenstoff gehüllten Glieder Aditus glitt, um schließlich auf dem von glänzend langem Haar eingerahmten Antlitz einer Göttin zu verbleiben. Doch anders als Gestern noch trafen sich die Blicke der beiden ungleichen Wesen heute nicht, da die silbrigen Mandelaugen der Sitha wie gebannt auf irgendetwas in Arsons Brustgegend gerichtet waren. Verdutzt blickte der Paladin an sich herab, konnte aber beim besten Willen keine Besonderheit erkennen. Langsam entspannte er seinen Körper und trat vorsichtig an die wunderschöne Frau heran. "Aditu? Ist alles in Ordnung?" Ein kaum merklicher Ruck ging durch die Sitha, ihr Blick hob sich, dann öffneten die anmutigen Lippen zu einem Lächeln. "Oh, verzeih mir bitte, ich war etwas...abgelenkt." Sie trat an den Krieger heran und strich mit den Fingern ihrer rechten Hand über Arsons Brust. "Für eine Sitha bin ich noch sehr jung und...habe noch nie einen wirklichen Menschenmann gesehen. Verzeih mir Arson, aber männliche Sithi sind so...dürr...und du..." Wortlos tippte die Sitha auf die Arme des Paladins, blickte dem völlig perplexen Recken in die Augen und lachte. Arson dachte, seine Beine müssten jeden Moment nachgeben, so dass er wie ein nasser Sack zu Boden polterte. "Ich bin töricht, es tut mir leid, mein süßer Menschensohn. Komm nun, die morgendliche Mahlzeit ist bereits angerichtet." Aditu nahm den Streiter Innos bei der Hand, um ihn dann aus seinem Zimmer heraus und in die breite Eingangshalle hinein zu führen. War sie gestern noch leer gewesen, so hielt sich nun ein gutes Dutzend Sithi an den verschiedenen Holztischen auf, spazierten gemächlich durch den Raum oder saßen reglos auf den reich verzierten Stühlen. an der Nordseite des Raumes, am Kopfende eines besonders langen Tisches, hatten sich zwei Wesen des Schönen Volkes auf thronartigen Sitzgelegenheiten niedergelassen, die Arson sofort an das Marmorkunstwerk erinnerte, auf dem Erste Großmutter Amerasu gesessen hatte, als sie den Menschling und seine Begleiterin empfing. "Sind das dort hinten Drukhi und Shisaeya?" Arsons Stimme war nicht mehr als ein Flüstern, doch Aditu verstand ihn offensichtlich ohne Mühe. "Ja, und sie erwarten uns." Gemeinsam durchquerte das ungleiche Paar die Tuchhalle, um sich den Thronstühlen zu nähern. Der junge Paladin musterte die beiden ehrwürdigen Sithi. Wie schon Amerasu wirkten sie auf eine merkwürdige Weise alt, obwohl ihre Haut faltenlos und ihre Bewegungen weder langsam noch schwach waren. Nein, etwas lag in dem Blick der glitzernden Pupillen, weise Erfahrung, die unendliche Ruhe eines Wesens, dass Jahrtausende vorüberziehen sehen hatte, die Geheimnisse kannten, die selbst den weisesten Menschen auf ewig verborgen bleiben würden. Doch war das schmale Gesicht der Frau zu dem üblichen, warmen Willkommenslächeln geöffnet, so schaute der männliche Sitha mit einer Kälte auf den Menschenkrieger herab, die selbigen einen Schauer über den Rücken jagte. "Urgroßmutter. Urgroßvater." Aditu verneigte sich leicht. Die beiden Angesprochenen nickten grüßend. "Ich bringe euch den Sterblichen, Arson, und bitte euch im Namen von Erster Großmutter, ihn als geehrten Gast in euer Haus aufzunehmen." Eine Sekunde der Stille folgte, in der Arson die Blicke der beiden Gründer auf sich ruhen spürte. Nicht zum ersten Mal seit seiner Ankunft in Jao'y'tinukeda'ya fühlte der Paladin sich klein und unbedeutend. Der Mann, bei dem es sich nur um Drukhi handeln konnte, sagte etwas in der fließenden Sprache der Sitha, doch gleich darauf ergriff seine Frau das Wort. "Ich denke, wir sollten uns in der Sprache der Menschen verständigen. Es ist unhöflich, den Sterblichen in dieser Angelegenheit auszuschließen." Shisaeya lächelte Arson zu. Ihr langes Haar hatte die Farbe geschmolzenen Goldes, während Drukhis seidiger Schopf so schwarz war wie die Nacht selbst. Der uralte Sithimann starrte dem heiligen Streiter in die Augen. Dieser versuchte dessen Blick standzuhalten, so gut es ging. Keine leichte Aufgabe. "Nun gut, so sei es. Wenn er uns verstehen kann, dann kann er auch für sich selbst sprechen. Warum sollten wir einen kurzlebigen Klotz wie dich in unser Haus aufnehmen. Mensch?" Für einen Moment war Arson völlig überrascht. Die kalte Härte des Gründers traf ihn unvorbereitet. Hatte er sich etwas zuschulden kommen lassen? Sich vielleicht falsch benommen? "Verzeih meinem Mann, junger Arson, doch verstehe, dass er dein Volk nicht liebt." Shisaeyas Stimme klang ruhig, doch glaubte der Paladin einen winzigen, sorgenvollen Unterton heraushören zu können. Drukhi beugte sich ein wenig vor. Seine Augen waren kalte Kristalle aus Eis. "Deine Rasse hat meine Heimat zerstört, meine Eltern und Geschwister getötet und uns vom Antlitz der Erde verbannt. Ich habe jedes Recht, euch Menschen nicht zu lieben, meinst du nicht, Sterblicher?" Arson schluckte, neigte dann den Kopf und brachte sogar einige Worte heraus. "Die Taten der alten Rimmersmänner und ihrer Helfer sind ein Verbrechen, dessen Schäden nie wieder behoben werden können. Doch bitte ich euch, mich nicht an Menschen wie Elvrit zu messen. Nicht alle Menschen sind bösartige Schlächter." -"Ist dem so?" Drukhi lehnte sich wieder zurück und sah Aditu an. "Hast du ihm die Sternenklinge gezeigt?" Die Sitha nickte. "Er war dort, und er hat mich gebeten, ihn wieder aus der Halle hinauszuführen." Shisaeyas Lächeln wurde breiter. Sie nahm die Hand ihres Gemahls und sah ihn an. "Du siehst, er ist nicht wie seine Vorfahren. Die Macht des Schwertes vermochte ihn nicht zu binden." Der männliche Gründer musterte Arson weiterhin mit abschätzender Kälte. "Vielleicht hast du recht, meine Liebste...vielleicht täuscht der Anschein aber auch nur. Nun gut, Sterblicher, es sei dir erlaubt, in unseren Häusern zu wohnen und an unseren Tafeln zu speisen, doch wisse, ich werde dich weiterhin beobachten. Verhalte dich ehrenvoll, und dein Leben wird lang und voller Wunder sein." Arson neigte abermals den Kopf und gab sich Mühe, gelassen auszusehen. In seiner Brust raste sein Herz, als hätte der Paladin einen langen Gewaltmarsch hinter sich. Der Gedanke, aus der Stadt des Sommers ausgeschlossen zu werden, erschien ihm unerträglich. Aditu sprach noch einige abschließende Worte, dann durften sich die beiden Gefährten entfernen. "Möchtest du etwas essen?" Arson verneinte. Das Gespräch mit Drukhi hatte ihm den Appetit vertrieben. Er wollte nur möglichst schnell hinaus aus der Hekh-Asór Residenz. Auch die Sitha schien der Idee nicht abgeneigt. "Auch mir ist mein Urgroßvater manchmal unheimlich. Als einziger Gründer hat er den Hass auf das Menschenvolk nicht besiegen können. Noch immer sinnt er auf Rache für die Zerstörung von Asu'a." -"Ich hoffe, er wird noch zur Vernunft kommen." "Das hoffen wir alle." Aditu lächelte, ergriff Arsons Hand und führte ihn durch den Ausgang und auf die Kieswege der Sommerstadt. "Genug der unschönen Dinge. Die Andacht im Yásira wird gleich beginnen. Alle Sithi versammeln sich dort, und auch wir dürfen nicht fehlen." -"Darf ein Mensch denn dort zugegen sein?" Arson fühlte sich leicht unbehaglich bei dem Gedanken, eine heilige Zeremonie der Sithi durch seine Anwesenheit zu entweihen. Aditu zerstreute seine Zweifel aber augenblicklich wieder. "Jeder Bewohner Jao'y'tinukedayas ist verpflichtet, daran teilzunehmen. Du bist zwar ein Mensch, doch diese Tatsache entbindet dich dieser Pflicht keinesfalls. Es wird dir sicher gefallen, und solltest du zwischendurch hinaus müssen, dann wird Erste Großmutter dies verstehen." Die Sithifrau drückte seine Hand. "Doch nun komm, es ist besser, du erlebst es selbst, als dass ich dir bloß davon erzähle, mein neugieriger Menschensohn." Anstandslos ließ Arson sich weiterführen. Er war gespannt, welche Wunder ihn im Yásira erwarten würden. Längst war die reale Welt der Menschen zu einem undeutlichen Traumbild verblasst, ein schwacher Erinnerungsschimmer an eine Zeit des Schmerzes, der hoffentlich bald vergessen sein würde... |
||||||||
09.06.2003, 11:36 | #654 | ||||||||
Arson Beiträge: 687 |
[GM] Die Ruinen der Festung Asu'a -
Die dämmrige Baumhalle des Yásira war groß, und diesmal alles andere als leer. Mit ehrfürchtigen Bewegungen trat Arson durch aus den Tuchgang, betrat den heiligen Versammlungsort der Sithi an der Seite seiner sanften Begleiterin Aditu. Als er sich nach allen Seiten umsah, bemerkte er, dass die beiden ungleichen Wesen nicht die ersten waren, die Amerasus Thronsaal aufsuchten. Überall hatten sich bereits vereinzelte Sithi auf dem weichen Grasboden niedergelassen, die beide unterschlagen, die Arme auf die Knie gelegt, das feine Gesicht dem mächtigen Baumstamm im Zentrum der Halle zugewandt. Arson fröstelte. In gewisser Weise erinnerte ihn diese Szenerie an die zahlreichen Meditationsphasen, die er als Novize im Sumpflager hatte abhalten müssen. Die Katastrophe, in der sein Glauben geendet hatte, war ihm noch gut in Erinnerung geblieben. Aditus abwartender Blick riss den jungen Paladin wieder aus seinen Träumen. Erst jetzt wurde ihm klar, dass er stehengeblieben war. Mit einem verlegenen Lächeln schloss er wieder zu seiner Begleiterin auf. "Es tut mir Leid, dieser Raum hat mich an etwas aus meiner Vergangenheit erinnert." Aditus Züge waren so unergründlich wie die Tiefen der Ozeane. "Das ist gut, das Yásira soll seinen Bewohnern helfen, sich zu erinnern. Nichts auf der Welt ist schlimmer, als das Vergessen, denn aus Unwissen entspringt neues Leid." Die Sitha drückte Arsons Hand und ließ sich dann geschmeidig zu Boden sinken, um sich unweit eines glitzernden Schmetterlingbandes in das saftig grüne Gras zu setzen. Arson tat es ihr nach. "Wir werden nun auf die restlichen Bewohner Jao'y'tinukeda'yas warten, dann beginnt die Wanderung auf der Traumstraße. Ich vermute, dass ein sterblicher Geist uns dorthin nicht folgen kann, doch bitte ich dich, während der Zeit der Erinnerung hier neben mir zu bleiben und deine Gedanken zu sammeln. Solltest du ein...menschliches Bedürfnis verspüren..." Aditu lächelte."...so kannst du das Yásira verlassen. Erste Großmutter wird Verständnis dafür haben, da sie ebenfalls weiß, dass euer Volk nicht allzu lange auf einem Fleck ruhen kann." Arson nickte, um sich anschließend ein wenig nervös in der Halle umzublicken. Tatsächlich, noch immer traten weitere Sithi durch die Eingangstür, um sich unter der ausladenden Krone des Baumes niederzulassen. In einiger Entfernung konnte der junge Paladin die Tempelwachen ausmachen, und auch Jiriki mit seinen Klingentänzern war anwesend. Es schien wirklich jeder einzelne Sithi an dieser Zeremonie teilzunehmen. Plötzlich wurde es still im Raum. Der junge Paladin drehte sich um und sah, dass Amerasu, die während der letzten Minuten am Fuße ihres Wurzelsockels gestanden und sich mit einigen anderen Sithi unterhalten hatte, nun ihren Platz auf dem marmornen Herrschersitz wieder einnahm. Ihr Mund öffnete sich, und eine sanfte, unendlich komplizierte Tonabfolge entwich ihren Lippen. Arson vermutete, dass es sich um eine Art Lied handelte, denn die am Boden sitzenden Unsterblichen fielen in die plätschernden Töne ein, ergänzten sie, schmückten sie weiter aus, so dass der Menschenkrieger sich bald von einer Klangwand ummauert sah, die ihm fast die Sinne raubte, so anmutig, aber auch so andersartig war sie. Fasziniert beobachtete er, wie sich die Augen der Sithi langsam schlossen, der Gesang leiser wurde, abebbte wie der Spiegel eines Meeres, um dann vollends zu verstummen und einer Stille Platz zu machen, wie sie vollkommener nicht sein konnte. Reglos saßen die Bewohner der Sommerstadt im Gras, die feinen Züge entspannt, die Gedanken in weite Fernen geschickt. Lediglich der junge Paladin blieb von dem Zauber verschont, er hockte noch immer mucksmäuschenstill zwischen den unsterblichen Wesen und wagte nicht auch nur laut zu atmen. Was sollte er nun tun? Ratlos blickte er auf die reglose Aditu. Sie hatte gesagt, er sollte bei ihr bleiben und selbst ein wenig ruhen. Arson schloss die Augen, entspannte seinen Körper und begann anschließend, seine Gedanken zu reinigen. Die Kunst der Meditation hatte er vor langer Zeit im Lager der Bruderschaft des Schläfers erlernt, und er beherrschte sie noch immer. Schon jetzt fühlte er die warme Gelassenheit durch seine Glieder strömen, spürte wie sein Geist in jenen wasserklaren Zustand überging, der es dem Menschenkrieger ermöglichte, seine Erfahrungen, seine Erinnerungen und seine Gefühle losgelöst von jeglichen körperlichen Bedürfnissen zu suchen und zu ergründen. Noch einmal erlebte er den Kampf in der gefallenen Burg, sah Haestan erneut sterben, um danach einer jämmerlichen Gestalt bei ihrer Wanderung durch ein weitverzweigtes Gangsystem zuzuschauen. Es war wirklich ein merkwürdiges Schicksal, das ihn hierhergeführt hatte... Der junge Paladin wusste nicht, wieviel Zeit vergangen war, als ein sanfte Berührung ihn langsam aus seiner Traumwelt aufsteigen ließ. Er öffnete die Augen, und sein Blickfeld klärte sich, zeigte ihm das schmale Gesicht einer wunderschönen Sitha. Aditus Augen glitzerten. "Ah, du bist wieder wach. Bist du nun ausgeruht?" Arson nickte lächelnd, um sich dann ächzend aus dem Gras zu erheben. Seine Beine waren ihm eingeschlafen und kribbelten nun etwas unangenehm, doch der Recke ließ sich nichts anmerken. Als er sich umschaute sah er, dass die meisten Sithi das Yásira bereits verlassen hatten, und der rest sich gerade anschickte, ebenfalls zu gehen. Selbst von Amerasu war keine Spur zu sehen. Gemeinsam mit seiner Gefährtin machte sich auch Arson auf den Weg ins Freie, durchquerte die Halle des Baumes, um schließlich auf den sonnebeschienenen Kiesweg hinauszutreten. Kaum hatte er die ersten flappenden Wimpelstangen passiert, als Jiriki plötzlich neben ihm erschien. "Habe ich euch gefunden." Der Sitha lächelte. Wie schon am vorigen Tag war sein dünner Leib in einen Lederrock gekleidet, die schmale Brust wurde von zwei weißen Gurten überspannt. Lediglich das Schwert aus Hexenholz fehlte. Der Klingentänzer war unbewaffnet. "Nun, junger Arson, bist du bereit für deine Ausbildung? Ich hoffe, du verspürst immer noch Lust, dich von mir unterrichten zu lassen. ich muss zugeben, ich bin neugierig, wie erfolgreich ein Mensch die Technik des Klingentanzes erlernen kann." Der Paladin nickte fast automatisch. "Natürlich, ich würde mich freuen, an den Übungen der Krieger der Sithi teilnehmen zu dürfen. Ich bin sicher dass ich von euch lernen kann." Sowohl Jiriki als auch seine Schwester lächelten. Die schöne Sitha drückte die Hand ihres Begleiters. "Ich werde euch ein wenig zuschauen. Später werde ich dir dann einige Worte aus der Sprache der Sithi beibringen, damit du auch diejenigen unter uns verstehen kannst, die es ablehnte, die Sprache der Menschen zu erlernen." Die Sprache der Sithi erlernen? Arson runzelte die Stirn und dachte an jenen fließenden Singsang, den der Paladin aus den Mündern der Schönen gehört hatte. So etwas sollte er auch erlernen können? Der Krieger bezweifelte es stark, doch wollte er nicht unhöflich sein und nickte deshalb trotzdem. "Ich werde mir Mühe geben." Zu Dritt schritten die Sithi und der Mensch die Pfade der Sommerstadt, der Erste um seine Kämpfer zu unterrichten, die Zweite um sich ein wenig der Zerstreuung hinzugeben, der Dritte um ein neues Leben zu beginnen... |
||||||||
09.06.2003, 16:21 | #655 | ||||||||
Arson Beiträge: 687 |
[GM] Die Ruinen der Festung Asu'a -
"Baum." -"Dre'hard." Zischend fuhr die schlanke Klinge durch die Luft, raste auf die dürre Gestalt zu, die ihren bleichen Leib gerade noch rechtzeitig mit einem kraftvollen Satz in die Luft katapultierte. "Wasser." Die Beine des zweiten, deutlich breiteren Wesens knickten ein, sehnige Muskelstränge spannten sich, dann flog auch diese Gestalt anmutig durch die Luft. Patschend setzten die nackten Füße auf dem sonnenerwärmten Gestein eines kantigen Granitblockes auf. "Osae'va." Krachend schlug Holz auf Holz, wurde ruckartig zurückgezogen, nur um nocheinmal blitzschnell vorzustoßen. Klappernd duellierten sich die geschliffenen Klingen, pechschwarze und glänzend weiße Haarsträhnen wogten durch die Luft, Schweißtropfen glitzerten in der warmen Sommerluft. Wieder sprang die schlanke Gestalt durch die Luft, und wieder folgte ihr Gegner auf dem Fuße. Eine fließende Drehung in der Luft, und die beiden Kämpfer standen wieder im weichen Gras des Amphitheaters. "Wolf." Die Brauen des Schwarzhaarigen zogen sich nachdenklich zusammen, während er seinen Gegner weiterhin mit geschmeidigen Attacken beharkte. Dieser ließ sich in die Hocke fallen, sein Bein schoss vor, traf jedoch nichts als zitternde Grashalme. Das feingeschnittene Antlitz ruckte nach oben, sah den sterblichen Kontrahenten gerade noch über seinen Kopf hinwegsetzen. Blitzartig kam der Weiße wieder auf die Beine, seine Klinge sirrte durch die Luft, ein schwarzer Schatten des Todes. Die dunkelhaarige Gestalt landete sanft auf dem Boden, direkt vor einem der Felsklötze. Ohne auch nur eine Sekunde in der Bewegung innezuhalten sprang sie gegen die Steinwand, drückte sich ab, streckte den Rücken und katapultierte ihren muskulösen Leib erneut über den Kopf des Gegners hinweg. Dieser riss das eigene Schwert geistesgegenwärtig nach oben, parierte so einen im Sprung ausgeführten Hieb, wirbelte anschließend herum, um sich dem Feind zu stellen. Erst jetzt erklang die Stimme des Schwarzhaarigen abermals. "Drakho'yo." Die beiden Schwerter donnerten aufeinander, die Parierstangen verkanteten sich. Dann, ohne sichtbares Signal, löste sich die Spannung aus den beiden Kämpfern, die Waffen wurden gesenkt und das schlanke Wesen trat an seinen Kontrahenten heran, um ihm die Hand auf die Schulter zu legen. "Du bist schon deutlich besser geworden, junger Mensch." Arson lächelte leicht verlegen, folgte dann seinem Lehrmeister in den Schatten eines Felsblockes, an dessen Steinwand sie die Schwerter ablegten. "Ich gebe mir große Mühe. Dein Unterricht ist wirklich ausgezeichnet." Der junge Paladin meinte es ehrlich. In dem knappen Monat, in dem er nun in Jao'y'tinukeda'ya weilte, hatte der ruhige Sitha ihm geholfen, seine Technik in vielen Punkten zu verbessern. Inzwischen erkannte Arson die Überlegenheit der Kampfkust der Sithi neidlos an. Eine menschliche Armee, ausgebildet in der Kunst des Klingentanzes, wäre den regulären Truppen anderer Länder und Königreiche deutlich überlegen. Das Schöne Volk hatte Recht, wenn es sagte, dass nicht Stärke, sondern Geschicklichkeit der Schlüssel war. Seit seinem ersten Tag in der Stadt des ewigen Sommers hatte Arson sein Training völlig umgestellt. Jiriki hatte ihm beigebracht, seinen Körper geschmeidig zu machen, unnötige Muskelmasse abzubauen und die eigenen Reflexe zu schulen. "Der Unterricht ist immer nur so gut wie der Wille des Schülers, sich zu verbessern." Jiriki massierte das Handgelenk seines Schwertarms. Das schmale Lächeln des Sitha war warm und freundschaftlich, die silbrigen Pupillen blitzten im Sonnenlicht. "Ja, Arson macht das ganz ausgezeichnet." Eine dritte, sanfte Frauenstimme mischte sich in das Gespräch. Der Krieger Innos' wandte den Kopf, blickte in Aditus wunderschönes, von seidigem, violett schimmerndem Haar eingerahmtes Gesicht. Ein feiner Lufthauch ließ die dünnen Tuchgewänder der Frau rascheln, entblößte mehr nackte Haut, als gut für Arson war. Schon jetzt fühlte der Paladin sich, als müsse sein Kopf gleich zerplatzen. Die Sitha trat an ihren Bruder heran. "Hat er fleißig gelernt, Weidengerte?" Jiriki nickte. "Er beherrschte die Worte, nach denen ich ihn gefragt habe. Im Handwerk der Yakh Huyeru hat er ebenfalls deutliche Fortschritte gemacht." -"Wunderbar." Aditu lehnte sich gegen Arsons Schulter und lachte vergnügt. Wieder einmal fragte der Streiter sich, wie jung diese Sitha wirklich war. Sanft zog sie an Arsons Arm, hakte sich dann bei ihm unter. "Komm, lass uns ein wenig spazieren gehen. Begleitest du uns, Weidengerte?" -"Nein, es tut mir leid, aber ich muss mich um meine Schüler kümmern." Aditu nickte. "Nun gut. Auf bald, mein Bruder." Der Sitha verbeugte sich anmutig. "Auf bald, kleine Schwester." Gemeinsam verließen Arson und die Sithidame das Si'injan'dre, die Halle der Spiele, um auf die Kieswege der Stadt hinauszutreten. Langsam, ohne besonderes Ziel wanderten sie die Pfade entlang und ließen sich von der künstlichen Sonne erwärmen. "Bist du inzwischen ein guter Kämpfer geworden?" Aditus Stimme war leise, doch Arson hatte inzwischen gelernt, den neugierigen Unterton in den sorgsam artikulierten Worten der Sitha herauszuhören. Er zuckte mit den Schultern. "Ich bin besser als an dem Tag meiner Ankunft, doch dein Bruder besiegt mich noch immer mit Leichtigkeit. Meine Reflexe sind glaube ich schon gut, doch leider komme ich mit den Waffen deines Volkes nicht ganz zurecht, und mein eigenes Schwert ist für diese Art des Kampfes zu unhandlich." -"Warum lässt du es nicht bearbeiten?" Arson runzelte die Stirn. "Bearbeiten?" -"Natürlich." Aditu wandte den Kopf und blickte dem Paladin in die Augen. "Dachtest du, es gäbe keinen Schmied in Jao'y'tinukeda'ya?" Wieder zuckte Arson mit den Schultern. "Um ehrlich zu sein hatte ich tatsächlich nicht daran gedacht. Wofür braucht dein Volk einen Schmied? Ich habe hier kaum metallene Gegenstände zu Gesicht bekommen." -"Dann hast du wohl die bronzene Tür und die zahlreichen Verzierungen auf den Kleidungen der Tempelwachen vergessen. Und auch unsere Waffen brauchen Metall. Hexenholz, wie ihr Menschen es nennt, besteht nur zum Teil aus magisch bearbeitetem Holz. Der andere Teil ist normaler Stahl." "Oh." Mehr fiel Arson dazu nicht ein. Er kam sich wieder einmal ziemlich töricht vor. Wieso war er nicht früher auf diesen Gedanken gekommen? "Und...wo kann ich diesen Schmied finden?" Aditu beschleudigte ihre Schritte, löste sich jedoch nicht vom Arm des Paladins. "Komm, ich führe dich zu ihm, doch zuerst sollten wir dein Schwert holen." Gemeinsam begaben sich die beiden Gefährten bis zu jenem kleinen Tuchgebäude, in dem Arson die ersten Tage seiner Krankheit verbracht hatte. In einer Ecke, halbvergraben zwischen einigen Holzschalen, fand der Krieger sein Schwert samt Scheide. Als er sich den breiten Waffengurt um die Hüfte band, kam ihm das Gewicht der Waffe seltsam ungewohnt vor. Noch immer hatte der Gedanke, schon seit etwa einem vollen Monat keine Waffe mehr am Gürtel getragen zu haben, etwas merkwürdig Surreales an sich. Es gab doch tatsächlich noch einen Ort auf der Welt, an dem Worte wie Krieg, Leid und Verbrechen nicht mehr als leere Hüllen waren, deren wahre Bedeutung sich hier lediglich in den Erinnerungen der ältesten Stadtgründer offenbarten. Arson hoffte, dass die Heimstatt der Sithi niemals mehr von anderen Mächten angetastet werden würde. Langsam richtete sich der Paladin wieder auf, verließ das kleine Zimmer, um sich erneut von Aditu durch die Stadt führen zu lassen. Sie überquerten mehrere Bäche, passierten den zentralen Tempelhügel und erreichten schließlich ein abgelegenes, mittelgroßes Tuchgebäude, an dessen rechter Flanke sich allerdings ein breiter Anbau aus glänzend weißem Stein befand. Arson lächelte. So schön die Häuser der Sithi auch waren, feuerfest schienen sie jedenfalls nicht zu sein. Gemeinsam mit seiner Gefährtin trat der Krieger Innos' durch den gewölbten Torbogen, blieb einen Moment stehen, als ihm die heiße Schmiedeluft ins Gesicht schlug. Der Anbau bestand aus einem einzigen großen Raum, an dessen Wänden mehrere Kohlebecken ausgestellt worden waren. Bläuliche Flammen züngelten zwischen den schwarzen Brocken hervor, grauer Rauch stieg durch rechteckige Abzüge gen Decke der riesigen Felsenhöhle, in der die Sithi ihre Stadt erbaut hatten. An einem der Becken stand ein Sithi, das schwarze Haar zu einem schmalen Zopf zusammengebunden, die feinen Hände in glänzende Handschuhe gehüllt, die ihm bis über die Ellenbögen reichten. Er hatte den Paladin und seine Sithabegleiterin bereits bemerkt und trat nun an sie heran. Silbrig-graue Pupillen musterten den Menschen. "Ah, du musst der Sterbliche sein. Sei gegrüßt, ich bin Benayha, der Schmied." Die sanfte Stimme des Sitha wollte nicht so recht zu dem harten Handwerk passen, das er angeblich ausübte. Trotzdem neigte Arson grüßend den Kopf. "Es ist mir eine, deine Bekanntschaft zu machen. Ich bin gekommen, um dich zu bitten, eine Waffe für mich zu bearbeiten, edler Benayha, damit ich mich in der Kunst des Klingentanzes verbessern kann." Das schmale Gesicht des Schmiedes verzog sich zu einem Lächeln. "Ah, du übst dich also im Klingentanz, ein lobenswertes Unterfangen. Was kann ich für dich tun?" Der Paladin löste den Gurt von seinen Hüften und übergab ihn an den Sitha. "Ich fürchte, die Schwerter eures Volkes sind zu leicht für mich, doch meine eigene Klinge ist für die Kunst dieses Kampfes wiederum zu unhandlich. Liegt es in deinem Vermögen, diese Waffe zu bearbeiten, sie schlanker zu machen, auf dass sie den Sithischwertern ähnelt, sich in ihrem Geicht jedoch von ihnen unterscheidet?" Benayha zog das Schwert aus der Scheide und wog es prüfend in der Hand. "Eine klobige Waffe, in der Tat, doch nicht völlig nutzlos. Ich kann sie bearbeiten, wenn du es wünschst." Der Schmied lächelte wieder. "Es wäre interessant, einen Menschen im Si'injan'dre kämpfen zu sehen. Wenn du morgen wiederkommst, wird sie bereit sein." Arson neigte den Kopf. "Ich danke dir, und hoffe, eines Tages im Haus der Spiele auftreten zu dürfen." Vor der Tür erwartete ihn Aditu. Sie hatte sich eine leuchtend gelbe Blume in ihr Haar gesteckt und blickte hinaus auf einen der schmalen Bachläufe. Der hochgewachsene Krieger trat neben sie. "Der Schmied ändert meine Klinge." -"Das ist gut." Die Sitha wandte den Blick nicht von dem plätschernden Wasserlauf, sondern lehnte sich einfach nur gegen die Schulter des Mannes. Schweigend starrten sie in das sprudelnde Nass, beobachteten die komplizierten Formen der kleinen Strudel und Wellen, lauschten dem zwitschernden Gesang der Vögel. Wieder einmal wurde Arson bewusst, wie schön die Stadt des ewigen Sommers war, ihre Bauwerke, ihre Umgebung, jeder einzelne Grashalm war um so vieles perfekter als selbst die prächtigsten Siedlungen der Menschen. In Augenblicken wie diesen stellte Arson sich vor, seine eigene menschliche Natur einfach hinter sich zu lassen, sie abzustreifen wie eine alte Haut, um selbst zu dem zu werden, was er am meisten bewunderte. Ein Sitha... |
||||||||
11.06.2003, 13:43 | #656 | ||||||||
Arson Beiträge: 687 |
Der Lees vs. Garde im RPG - Thread -
Irgendwo ist die Grenze zwischen Witz und Kindergarten erreicht. Naja bitte, wem's gefällt. |
||||||||
11.06.2003, 14:23 | #657 | ||||||||
Arson Beiträge: 687 |
Eine Frage des Glaubens... -
quote: Die heutige Auffassung der Kirche (die sich ja immer mal wieder ändert ) besteht darin, dass der Mensch zum Zeitpunkt seines Todes selbst entscheidet, ob er in das Reich Gottes oder eben in die Hölle eingeht. Denn Hölle - das ist Ferne von Gott. Der Mensch kann also sein ganzes Leben lang gelebt haben wie ein Kannibale, Gott hält ihm zum Zeitpunkt seines Todes aber trotzdem die Hand hin, er ist allliebend und allverzeihend. Das Tor zum Himmelreich steht folglich jedem offen, nur hindurchgehen muss man selbst. Zum Zeitpunkt seines Todes wird der Mensch also nocheinmal sein Gewissen prüfen und so selbst entscheiden, ob er das Geschenk Gottes annehmen will oder ob er Gott fern bleiben möchte (was im christlichen Verständnis als Hölle bezeichnet wird). So, dies ist die moderne Auffassung der katholischen Kriche, die nicht mit meiner eigenen Ansicht übereinstimmt, da ich diesen ganzen Verein für den größen Lügenclub der Erde halte. Ich bin bekennender Atheist, meiner Meinung ist Gott nichts weiter als die Summe aller Wunschvorstellungen, die der Mensch auf ein höheres Wesen projeziert, um so sein Bedürfnis nach Schutz und nach der Führung durch eine Vaterfigur zu befriedigen. Gott ist meiner Meinung nach eine Kreation des Menschen, und nicht umgekehrt. |
||||||||
11.06.2003, 16:19 | #658 | ||||||||
Arson Beiträge: 687 |
[GM] Die Ruinen der Festung Asu'a - Die Zeit verstreicht....
Langsam begann sich das Amphitheater zu füllen. Immer mehr ruhige, gelassen daherschreitende Stihi traten aus dem hochgewölbten Eingangskorridor, stiegen die breiten Stufen der Marmortreppen empor und verteilten sich auf die zahlreichen Zuschauerränge. Schon jetzt war der riesige steinerne Rund nicht mehr weiß, sondern angefüllt von dutzenden leuchtend schönen Farben. Arson lehnte sich auf seinem marmornen Sitz zurück und betrachtete die Szenerie. Ihm gegenüber, auf der anderen Seite des Amphitheater, konnte er die Ehrenplätze der Gründer ausmachen. Anders als die normalen Ränge waren jene Sitze mit einem Baldachin aus goldener Seide überspannt, sieben reich verzierte Stühle aus weißem Holz waren aufgestellt worden, ein jeder flankiert von dem knatterndem Wimpel seines Hauses. Wenn Arson nach unten sah, hatte er einen guten Blick auf den Arenakreis. Noch war die grasbewachsene Turnierfläche leer, aber dies, da war der Paladin sich sicher, würde sich schon bald ändern. Er war gespannt auf die Kämpfe der Klingentänzer. "Gibt es eigentlich einen Preis für den Gewinner?" Arson hatte den Kopf gedreht und sah zu seiner Sitznachbarin Aditu hinüber. Die schöne Sitha hatte sich zur Feier des Tages in ein langes, mildrosafarbenes Kleid gehüllt, welches sich wunderbar mit dem Glanz ihrer Haare ergänzte. Fast ohne es selbst zu merken fuhr der Menschenkrieger sich durch den eigenen, pechschwarzen Schopf. Seit seiner Ankunft in Jao'y'tinukeda'ya hatte er sorgfältig darauf geachtet, seinen Kopfwuchs nur an den Spitzen zu stutzen, so dass ihm das Haar inzwischen fast bis zu den Hüften reichte und damit den Schöpfen der Sithi glich. Durch das intensive Training im Si'injan'dre hatte sich auch die Statur des Paladins verändert, die dicken Muskelpakete waren abgeschwollen, die Bewegungen geschmeidiger. Doch auch mit einem deutlich hagereren Körperbau als zuvor war der Kämpfer doch immer noch deutlich breiter als die Sithimänner, deren gertenschlanke Leiber keinerlei Muskelpakete erkennen ließen. Arson vermutete, einem solchen Mann ohne größere Probleme die Wirbelsäule brechen zu können, sollte er die Möglichkeit dazu erhalten. Tatsache war aber auch, dass die Sithi von so enormer Gewandtheit waren, dass es beinahe unmöglich war, sie gegen ihren Willen in die Enge zu treiben und im Kampf zu stellen. Zumindest ohne vorherige Ausbildung in der Kunst des Klingentanzes. "Der Preis des Siegers ist die Anerkennung seiner Kunstfertigkeit." Aditu lächelte ihren Gefährten auf eine Weise an, die Arson an die Art erinnert, in der man ein kleines Kind anlächelt. Der junge Paladin nickte stumm und wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Arenakreis zu. Die weitläufige Grasfläche war nicht mehr leer, zwei schlanke, in weißes Leder gekleidete Gestalten standen zwischen den massiven Steinklötzen, treten mit langsamen, gemessenen Schritten aufeinander zu. Stille senkte sich über das Haus der Spiele, die ohnehin sehr leisen Gespräche verstummten vollends, die blicke hunderter, silbrig glänzender Mandelaugen richtete sich auf das Zentrum der Arena, in dem die beiden Kontrahenten soeben ihre langen, gräulich-schwarzen Kampfstäbe hoben, um die sieben Gründer auf ihren Ehrenplätzen zu grüßen. Die Krieger wandten sich um, neigten das Haupt voreinander und sprangen ansatzlos nach vorn. Arson hielt den Atem an, während er den beiden Sithi gebannt dabei zusah, wie sie mit der typischen, atemberaubenden Anmut über die Steinquader sprangen, ihre Stäbe dabei sirrend durch die Luft wirbelten, ohne den Gegner dabei jedoch auch nur einmal zu treffen. Der Kampf erinnerte eher an einen perfekt einstudierten Tanz als an eine kriegerische Auseinandersetzung, immer wieder katapultierten sich die Sithi durch die Luft, schwangen ihre hölzernen Waffen dabei in geschmeidiger Vollendung, stießen nach ihrem Kontrahenten, der seinen schlanken Körper stets mit beeindruckenden akrobatischen Einlagen aus der Gefahrenzone brachte, nur um im Anschluss eine eigene Attacke zu starten. Jetzt, nachdem die Auseinandersetzung einige Minuten andauerte, konnte Arson die Einzelheiten erkennen. Er hatte diese Art der Waffenkunst bereits öfters geübt, war sich aber nicht wirklich sicher, ob er eine ähnliche Geschicklichkeit an den Tag legen konnte. Fest stand, dass er mit einem Stab soviel anfangen konnte wie ein Bär mit einer Kuchengabel. Schnell und annähernd geräuschlos wogte der Kampf durch den gesamten Arenakreis, tobte mit hitziger Schweigsamkeit, bis er schließlich so ansatzlos stoppte wie er begonnen hatte. Einer der beiden Sithi war nach hinten gesprungen, hatte sich dabei gegen die sirrenden Attacken seines Kontrahenten zur Wehr gesetzt, der mit einem ähnlich eleganten Satz die Verfolgung des Flüchtenden aufnahm. Als sie sich vor einem der wuchtigen Steinquader erneut trafen, wirbelte der erstere mit einer Anmut herum, die selbst für Sithibegriffe höchst beeindruckend war. Gülden glänzendes Haar blitzte in der Sommersonne, der schwarze Stab zuckte nach von, um nur wenige Millimeter vor dem Halsansatz des zweiten Klingentänzers zu stoppen. Eine Sekunde der Stille folgte, dann wurden die Waffen gesenkt, die Sithi verbeugten sich abermals voreinander, wandten sich dann den Gründern zu, um abermals sie Stäbe emporzurecken. Arson wollte aus einer spontanen Eingebung heraus in die Hände klatschen, doch Aditu legte ihm augenblicklich die Finger auf die Handgelenke, bedeutete ihm so, still zu bleiben. Stattdessen öffnete sie den Mund, tat es damit sämtlichen Zuschauern innerhalb des Amphitheaters gleich, um in einen sanften Singsang zu verfallen. Sanft und fließend hallten die Töne durch den Arenarund, klar und lebendig wie das glitzernde Wasser eines kühlen Gebirgsbach, so unendlich schön, dass der junge Paladin unwillkürlich anfing zu lächeln. Dies war also die Art der Sithi, ihren Beifall auszudrücken. Doch mit jeder Sekunde, die der Gesang andauerte, wurde Arson nervöser. Er wusste, was als nächstes kam. Fast ein halbes Jahr wartete er nun auf diesen Moment, hatte jeden der gleichmütig warmen Tage mit hartem Training verbracht, sich nach bestem Vermögen in der Kunst des Kampfes geübt, seine Kräfte in der Meditation im Yásira gesammelt, um heute, an diesem Tag des Feierns, das erste Mal zu zeigen, wieviel er gelernt hatte. Der Beifall verebbte, und die beiden Klingentänzer verließen den Arenakreis. Stille kehrte ein, dann erhob sich am anderen Ende der Tribüne ein einzelner, in weißes Leder gekleideter Sitha von seinem Platz, und rief einen langen, fließenden Satz in der Sprache seines Volkes über die Ränge hinaus. Arson, der sowohl von Aditu als auch von Jiriki unterrichtet worden war, wusste inzwischen, was die komplizierten Silbenanreihungen bedeuten. "Ich fordere den Sterblichen!" Arson blickte zu Aditu hinüber. Die Sithidame lächelte ihm zu. Ein letztes Mal atmete der Menschenkrieger tief durch, dann richtete er sich auf, straffte seine Gestalt, und blickte entschlossen in das Rund. Er kannte die Prozedur, er hatte sie viele male erklärt bekommen. "Wro'qui'nosej'dra!" Ich nehme an. War das wirklich eine gute Idee? Während Arson langsam die steinernen Stufen hinabschritt, kamen ihm leise Zweifel an seiner eigenen Kraft. Sicher, er hatte trainiert, aber bei Innos, das hier waren Sithi! Angstvolle Gedanken, Narr, schalt er sich selbst. Er würde es schon überleben. Immerhin war er von Jiriki persönlich unterrichtet worden. Das Gras war weich und nachgiebig unter den Sohlen der weißen Lederstiefel die der junge Paladin angelegt hatte. Wie sein Gegner war auch er in die leichte Rüstung eines Klingentänzers gehüllt, auch wenn sich Rock, Gurte und Armschienen bei ihm deutlicher abhoben als auf der ohnehin kreidebleichen Haut der Sithi. Langsam schritt er nun über die Turnierfläche, trat an einen der hohen Felsblöcke heran, an den man vor Beginn der Feierlichkeiten das stählerne Schwert gelehnt hatte, welches früher einmal die Klinge eines Paladins, nun aber das schwerere Abbild einer Sithiwaffe war. Die Klinge lag gut in der Hand, und als der Paladin sie prüfend um das handgelenk kreisen ließ, spürte er die beruhigende Vertrautheit, die ihn mit diesem Stück Metall verband. Gelassen wartete er auf seinen Gegner, wandte sich dann der Ehrentribüne zu, um sein Schwert zum Gruß zu heben. Während er den Gründern seine Ehrerbietung zeigte, musterte er die Gesichter der uralten Sithi. Die meisten lächelten, Amerasu nickte ihm sogar wohlwollend zu, nur Drukhis Miene allein war so hart und verschlossen wie gewöhnlich. Der Mann würde sein Misstrauen den Menschen gegenüber wohl nie verlieren. Arson drehte sich zu seinem Kontrahenten, blickte in das sanft lächelnde, von nussbraunen Haaren eingerahmte Gesicht eines hageren Sithikämpfers. Wie der Paladin war auch er mit einem Schwert bewaffnet, hielt die Klinge locker in der rechten Hand, während er höflich den Kopf neigte. Der Menschenkrieger tat es ihm gleich, spannte schon während sich sein Haupt senkte den gesamten leib, machte sich innerlich zum Sprung bereit, während seine Finger sich fester um den kühlen Griff des Schwertes schlossen. Der Angriff des Sithis kam so ansatzlos wie erwartet. Blitzschnell schoss er vor, stieß das Schwert mit einer ruckartigen Bewegung nach vorn, traf jedoch nichts als leere Luft, da sein menschlicher Kontrahent sich bereits mit einem geistesgegenwärtigen Sprung aus der Gefahrenzone gebracht hatte. Die Welt vollführte eine schnelle Drehung, rutschte dann abrupt wieder in ihre Fugen zurück, als Arsons Stiefel mit einem sanften Klacken auf der breiten Oberfläche eines mächtigen Steinklotzes aufsetzten. Sein Schwert schoss nach oben, sirrte in einer sichelförmigen Drehung um den Körper des Paladins, um anschließend einem zuckenden Blitz gleich auf den nachfolgenden Sithi zuzusausen. Selbiger bog in die Wirbelsäule in einem beeindruckenden Ruck nach hinten, ließ die Klinge des Menschen nur Millimeter über seiner schmalen Brust durch die Luft zischen, bevor er noch in der selben Bewegung mit dem freien Arm auf den Boden fasste, seine Beine nach oben riss, sich selbst in den Handstand zu schwingen und die Füße auf der anderen Seite seines Standarms wieder auf den Boden zu setzen. Die Hexenholzwaffe wirbelte durch die Luft, stieß nach Arsons Gesicht, nach Brust und nach den Beinen. Der Paladin bewegte sich wie im Traum. Ansatzlos war sein Geist in jenen berauschenden Zustand des Kampfes übergegangen, der den Rest der realen Welt aus seinen Wahrnehmungen ausschloss, ihn selbst in einem adrenalinschwangeren Universum der Anspannung einschloss, einer eigenen, kleinen Sphäre, in der es nichts gab ausser den zuckenden Bewegungen seines Gegners und dem eigenen, schweißnassen Körper. Schnell und geschmeidig wich Arson den Attacken seines Kontrahenten aus, stieß sich abermals vom Boden ab, zog seinen Leib zu einem ball zusammen, drehte sich mehrmals in der Luft, um sich dann einer Blüte gleich zu entfalten und lautlos auf einem benachbarten Marmorquader aufzusetzen. Ansatzlos knickten seine Beine erneut ein, wieder sprang er hoch, das Schwert kampfbereit neben seinem Körper haltend, um den Kontrahenten durch einen wohlgezielten Angriff aus der Luft abzufangen. Auf dem Zenit ihrer Sprungbahnen trafen die beiden ungleichen Wesen aufeinander, Stahl traf auf Hexenholz, und das erste Mal seit Beginn der Kämpfe hallte das Geräusch einer Parade durch den stillen Arenakreis. Auf diesen Augenblick hatte der Menschenkrieger gewartet. Als er das nächste mal auf dem Boden aufsetzte, schoss er direkt auf seinen Kontrahenten zu, spannte jeden Muskel seines Schwertarmes und führte eine erneute Attacke. Und tatsächlich, der Sithi riss abermals die eigene Klinge nach oben, wehrte den Hieb mit seiner Klinge ab, musste jedoch, getrieben von der Wucht des Angriffs, einige Ausfallschritte nach hinten machte. Grimmige Befriedigung erfüllte den Paladin. Kraft. Dies war sein einziger Trumpf gegen die Kämpfer des Schönen Volkes. Würde er sich in jeder Beziehung auf ihre Technik einlassen, so wäre er hoffnungslos unterlegen, waren die schlanken Sithi doch naturgemäß zu sehr hohen Sprüngen und unglaublich gelenkigen Ausfallaktionen fähig. Er als Mensch hingegen musste alles daransetzen, den unsterblichen Gegner in einen direkten Kampf zu verwickeln, ihn zwingen, die eigene Waffe zu benutzen, um ihn mit der überlegen Körperkraft aus dem Gleichgewicht zu bringen. Wieder stieß Arsons Klinge nach vorn, wieder wurde sie pariert. Der Sithi wich weiter zurück, seine Beine knickten ein, nur um sich einen Lidschlag später wieder zu strecken. Anmutig flog er durch die Luft, landete auf dem weichen Grasboden - und strauchelte. Der Paladin folgte ihm auf dem Fuße, seine Lederstiefel setzten im Arenakreis auf, die sehnigen Muskeln spannten sich, sammelten die Energie für einen weiteren, verheerenden Angriff, dann schoss der braungebrannte Leib nach vorn, die Schwerthand wurde kraftvoll hochgerissen, raste mit tödlicher Präzision auf den aus dem Stand gebrachten Kontrahenten zu. Der Sithi hob die Klinge, doch Arson merkte noch während der Attacke, dass sein Angriff die Verteidigung des Unsterblichen durchbrechen würde wie ein Troll eine Papierwand. Schnell riss er das Schwert herum, änderte die Flugbahn nur um wenige Zentimeter, bewahrte den Kontrahenten somit jedoch vor einer ernsthaften Verletzung. Stattdessen prallte die Stahlklinge wuchtig gegen die erhobene Holzwaffe, riss sie dem Sitha mit der Kraft eines Vorschlaghammers aus der Hand, ließ sie einer grauen Sichel gleich durch die Luft wirbeln. Sekunden absoluter Stille folgten, sowohl Arson als auch sein Gegner waren zu Steinsäulen erstarrt. Einige Meter hinter ihnen grub sich das Sithischwert schabend in den Grasboden. Grüne Menschenpupillen trafen auf silbrige Sithiaugen, erfreute Überraschung maß sich mit mildem Unglauben, dann entspannten sich die beiden Krieger, legten die Hände an die Körperseiten und verbeugten sich respektvoll voreinander. Arson lächelte dem Unsterblichen zu, der sein Lächeln erwiderte. "Du bist stark, Sterblicher. Das nächste Mal werde ich es wissen." -"Es wäre mir eine Ehre, meine Kräfte erneut mit dir messen zu dürfen." Die beiden Klingentänzer drehten sich um, blickten zur Ehrentribüne hinüber und entsandten den Gründern ihren Gruß. Die Münder der Sithi öffneten sich, und wieder ertönte jene atemberaubend sanfte Tonfolge, die sowohl den Sitha als auch den siegreichen Menschen ehren sollte. Arson konnte nicht anders, sein Mund verzog sich zu einem fröhlichen Lächeln, während er sich abermals verbeugte, das glänzende Schwert noch immer in den Händen haltend. Bei allen Göttern dieser wundervollen Erde, hier stand er, im Arenakreis der Sithi, und ließ sich von der Menge besingen. Seine kühnsten Träume hätten ihm dieses Schicksal nicht ausmalen können. Er hatte den Unsterblichen gezeigt, dass das Geschlecht der Menschen sich durchaus mit dem des Schönen Volkes messen konnte, und er hatte sich gleichzeitig den Titel eines Yakh-Huyeru verdient. Der Paladin wusste fast nicht, worüber er sich mehr freuen sollte, entschied sich schließlich jedoch für Letzteres. Während er langsam aus dem Arenakreis schritt, überkam ihn die Erinnerung an vergangene Zeiten. Wenn seine Eltern ihn doch sehen könnten! Sicher wäre sein Vater stolz auf ihn, ein Mann, der sich unter Sithi behaupten konnte. Einskaldir hätte ihn nun sicher zu einem großen Krug Bier eingeladen, um seinen Sieg zu feiern. Hach, wenn sie doch nur alle hier sein würden! Arsons Lächeln bekam einen melancholischen Hauch. Es gab einfach zuviele Entscheidungen im Leben, zu viele Gabelungen, an denen er Dinge zurücklassen musste, die ihn lieb und teuer geworden waren. Trotzdem war er froh, in der Stadt des ewigen Sommers zu leben, und würde freiwillig auch niemals mehr zur Oberfläche zurückkehren wollen. Er hatte hier alles gefunden, wonach er sein Leben lang gesucht hatte, Seelenfrieden, Ruhe und sogar...ja, was eigentlich? Der Paladin dachte an Aditu. War es Liebe? Freundschaft? Vielleicht eine Zwischenstufe? Er wusste es nicht, aber egal was es war, es machte ihn glücklich. Für keinen Preis der Welt hätte er die junge Sitha zurücklassen wollen, und auch wenn ihm die Stimme der Vernunft sagte, dass er einer anderen Art als sie angehörte, so gab es dennoch irgendwo in seinem Hinterkopf die naive Hoffnung, eines Tages doch mit der wunderschönen Sithifrau vereint zu sein. Und welcher Ort der Welt war besser für Träume und Wunschdenken geeignet, als Jao'y'tinukeda'ya, die Stadt der Wunder? |
||||||||
11.06.2003, 17:52 | #659 | ||||||||
Arson Beiträge: 687 |
Eine Frage des Glaubens... -
quote: Ich denke in diesem Aspekt wird dir kein vernunftbegabter Mensch von heute mehr wiedersprechen, solange er nicht vollends die Augen vor der Realität verschließt. Die Frage die sich natürlich stellt ist, was denn das genau sein soll das sich ändern muss. Die Theologen der kath. Kirche stehen vor dem Problem den Glauben zu überarbeiten ohne von grundlegenden Botschaften der Bibel abzuweichen. Versuch das mal wenn irgendso'n Spinner im Altertum hinkritzelt dass Gott die Menschen aus Lehm formt. ;) Den Weg, den die Kirche eingeschlagen hat, ist halt die gesamte Bibel zu relativieren. Jede Gesichte über Jesus und auch die des AT werden als Metaphern oder Sinnbilder tituliert, die nicht wörtlich zu verstehen seien. Der logische Effekt ist dass ein rational denkender Mensch irgendwann die Augen verdreht und sich nur noch wundert wie ach so intellektuell diese altertümlichen Ziegenhirten doch gewesen sein müssen wenn sie zu derlei tiefsinnigen Stories in der Lage waren. Für mich macht das die ganze Sache verdammt unglaubwürdig. Achja, und dieser Sündenschein hieß Ablassbrief. ;) |
||||||||
11.06.2003, 17:56 | #660 | ||||||||
Arson Beiträge: 687 |
Der Lees vs. Garde im RPG - Thread -
Ich hab doch schonmal was im OT Thread zum Thema Realismus geschrieben. ;) |
||||||||
12.06.2003, 10:12 | #661 | ||||||||
Arson Beiträge: 687 |
Die Gildenlosen #3 -
quote: In der Garde Innos steht es den Mitgliedern ebenfalls völlig frei zu tun und zu lassen was sie möchten, zumindest mir sind da keinerlei Beschränkungen bekannt, ich renn mit meinem Char durch Gorthar oder erkunde uralte Sithiruinen, bin rangmäßig Paladin, hab mit derlei heiligen Streitern aber eigentlich nichts ausser die Skills gemein. Ich würde deshalb jetzt einfach mal behaupten dass die Garde ihren Usern mindestens ebensoviele Freiheiten lässt wie der Sumpf oder sonstwer - die Frage ist halt, ob die User sie nutzen wollen, oder sich doch lieber an Khorinis und die in Gothic 2 vorkommenden Chartypen halten. So das war jetzt nur fürs Protokoll, um das Vorurteil der unflexiblen und starren Struktur unserer Gilde aus der Welt zu schafen. ;) |
||||||||
12.06.2003, 18:52 | #662 | ||||||||
Arson Beiträge: 687 |
Tapetenwechsel -
Also damit hättet ihr auch noch zwei Wochen warten können, dann hätte hier ebenfalls gleichzeitig meinen Abgang bekanntgeben können (jaja hoch lebe die Bundeswehr).;) Ne mal im Ernst, ist schon sehr schade dass der meiner Meinung sehr kompetente Rat nun aufgelöst wird, das letzte Jahr war so ziemlich das Harmonischste, das ich bisher erleben durfte, ihr habt eure Sache wirklich ganz ausgezeichnet gemacht, dickes Lob und jede Menge Respekt von meiner Seite dafür, ich denke bessere Leute konnte sich diese Gilde an ihrer Spitze nicht wünschen. ;) Naja was solls, wenn wir schon dabei sind, dann nutze ich die Gunst der Stunde um meinen Generalsposten sowie meinen Lehrmeistertitel ebenfalls niederzulegen, da ich ab dem 01.07.2003 (also in wenigen Wochen) meinen Wehrdienst abzuleisten habe und zur Luftwaffe nach Holland versetzt werde (fragt mich nicht warum ausgerechnet nach Holland). Als logische Konsequenz werde ich allerhöchstens ab und an mal am Wochenende zurück im heimatlichen NRW sein und dementsprechend wenig posten und am Gildenleben mitwirken können. Ich hoffe nach dem Abschluss der Grundausbildung dann heimatnah versetzt zu werden und hier fortan wieder aktiv mitzumischen, kann aber noch nicht mit Sicherheit sagen ob das wirklich klappen wird. Also, ums kurz zu fassen, ihr braucht einen neuen Lehrmeister für Paladinmagie sowie einen neuen General, wählt weise, und möge die Macht mit euch sein. :) Zum Schluss möchte ich meinen Glückwunsch an alle Beförderten aussprechen die sich ihre Ränge redlich verdient haben. Je mehr Paladine desto besser, ich sehe schon eine unschlagbare Gruppe der heiligen Streiter mit den schwächlichen Banditen und Wegelagerern auf Onars Hof aufräumen. ;) |
||||||||
13.06.2003, 17:11 | #663 | ||||||||
Arson Beiträge: 687 |
Freitag der 13. -
Ich kann mich heute zumindest nicht beklagen, hab am Mittag meine Abi Ergebnisse bekommen und muss sagen ich bin mehr als zufrieden. :) |
||||||||
14.06.2003, 16:14 | #664 | ||||||||
Arson Beiträge: 687 |
[GM] Die Ruinen der Festung Asu'a - Am selben Abend...
Langsam schlenderte Arson über die verlassenen Kieswege der Stadt des ewigen Sommers, eine einsame Gestalt im dämmrigen Dunkel der gewaltigen Kuppelhöhle. Längst war das gelbliche Gleißen der warmen Energiekugel über dem Tempelberg zu einem blassweißen Glimmen abgeschwollen, simulierte nun die kühle Finsternis einer Mondnacht. Das lebhafte Zwitschern der Vögel war dem leisen Zirpen der im weichen Gras hockenden Grillen gewichen, bildete zusammen mit dem flüsternden Rauschen der sanften Sommerbrise in den Blättern eine ruhige Geräuschkulisse, die die Erhabenheit dieses magischen Ortes auf dezente Weise unterstrich. Arson mochte die Klänge der Nacht. Oft war er in den letzten Monaten zu ähnlichen Spaziergängen aufgebrochen, um stundenlang in der Dunkelheit umherzuwandern und über sein Schicksal, den Lauf der Welt und das Leben im Allgemeinen nachzudenken. Um diese Zeit waren sämtliche Sithi bereits in ihre Häuser eingekehrt, um den Tag dort im Schein sanft glühender Kristallbrocken, der die Tuchgebäude des Schönen Volkes in blinkende Lichtpunkte innerhalb des allumfassenden Dunkels der Nachthöhle verwandelte, ausklingen zu lassen. Heute jedoch dachte der Paladin weniger über die tiefsinnigen Fragen der Existenz nach, sondern erfreute sich einfach an dem Gedanken, seinen ersten Kampf in Si'injan'dre gewonnen zu haben. Noch immer konnte er die wundervollen Tonabfolgen hören, mit denen die Zuschauer auf den Rängen ihren Beifall zeigten, noch immer spürte er jene elektrisierende Anspannung in jeder Faser seines Körpers, die ihn durchflutet hatte, als er seinem Kontrahenten das Schwert aus den Händen schlug. Schweigend grinste Arson in die Nacht. Ja, es war ein großartiger Augenblick gewesen, einer jener Momente, die einen Menschen über die Grenzen seines eigenen Wesens hinaushoben, ihn für die Dauer eines Lidschlages in die höchsten Höhen erhoben, um ihn dann, gestärkt in Charakter und im Willen, wieder in die Sphären der Erde zurückschickten. Doch trotz allem war es ein anstrengender Tag gewesen. Der Kampf hatte große Kraft gekostet, Arme und Beine des sterblichen Klingentänzers schmerzten noch immer, voraussehbare Nachwirkungen der extremen Belastungen, denen sie in den Nachmittagsstunden ausgesetzt waren. Dies war auch der Grund, warum Arson nun vor der schwarzglitzernden Fläche des ovalen Sees stand, der sich im westlichen Bereich der Höhle befand. Der sanfte Wind kräuselte die spiegelglatte Oberfläche des Wasserkörpers kaum, lediglich hier und da war ab und an eine Unregelmäßigkeit in der Reflexion der bleichen Mondkugel am Himmel zu erkennen. Ein Bad, ja, das würde nun genau das Richtige sein. Ohne Eile löste Arson die Schnallen seiner weißen Klingentänzerrüstung, legte Gurte, Rock und Stiefel ordentlich zusammen, um dann langsam in das kühle Wasser hineinzuwaten. Ein fröstelnder Schauer kroch das Rückrad des Paladins hinauf, dann hatte sich sein nackter Körper an die Temperatur gewöhnt, und der Menschenkrieger beugte sich vor, um einige Hände voller Wasser zu schöpfen und sich das kühle Nass über Brust und Schultern zu spritzen. Wieder einmal fragte er sich, woher dieses Wasser überhaupt kam. Unterirdische Flüsse? Künstlich angelegte Rinnen? Oder vielleicht... "Oh, hier bist du." Wie von einer Biene gestochen fuhr Arson herum, blickte die bleiche Gestalt am Ufer des Sees mit vor peinlich berührter Überraschung geweiteten Augen an. Allein der Klang der Stimme hatte ausgereicht, um dem Paladin zu sagen, wer ihn gerade bei seinem nächtlichen Ausflug ins Wasser störte, doch trotzdem zuckte der hochgewachsene junge Mann erneut zusammen, als sein Blick das zarte, wunderschöne Gesicht einer gertenschlanken Sithidame erfasste. War es Belustigung, die die silbrigen Augen der Sitha zum Funkeln brachte? Panisch schaute Arson an sich herab, nur um anschließend ein stummes Gebet des Dankes an alle Götter dieser Welt zu schicken, als er die spiegelnden Wasserfluten sah, die seinen Leib bis knapp unter den Bauchnabel umspülten. Deutlich erleichtert hob er den Kopf. "Ich..ähhh...wollte noch baden..." Aditus linke Braue hob sich, das gelassene Lächeln wurde um eine Winzigkeit breiter. "Du badest mitten in der Nacht?" -"Nunja..." Der Paladin duckste ein wenig herum. "...abends ist das Wasser...angenehmer." Die Sithifrau, schaute ihn weiter mit ihrem undeutbaren Gesichtsausdruck an, trat dann zu Arsons großer Beunruhigung näher an das Seeufer heran. "Wirklich? Das möchte ich ausprobieren." Der Menschenkrieger spürte, wie sein Herz einen schmerzhaften Sprung machte, als seine Gefährtin ihr dünnes Seidenkleid mit einer einzigen, geschmeidigen Bewegung löste. Mit einem leisen Rascheln glitt der Stoff an ihren Körper herunter, um dann nahezu lautlos in das weiche Gras zu sinken. Arsons Körpertemperatur stieg ins Unermessliche, sein Kopf nahm die Farbe einer überreifen Tomate an und er fürchtete, dass sich jeden Moment zischende Schwaden verdampften Wassers um seinen Leib kräuseln müssten, so glühend heiß war ihm zumute, während er seine Augen vergeblich von dem Anblick der nackten Sitha zu lösen versuchte. Innos sei tausendmal für das Wasser gedankt, würde der See an dieser Stelle auch nur einen Zentimeter seichter sein, so stünde der Paladin nun vor einem wirklichen Problem. Mit offenem Mund und einem Amok laufenden Herzmuskel sah Arson seiner Gefährtin dabei zu, wie sie an das Ufer herantrat, sich langsam hinunterbeugte, um sich glitzernde Wassertopfen aus hohlen Händen über ihren makellosen Körper zu sprenkeln. Erst als das kühle Nass über sämtliche ebenmäßig weißen Rundungen perlte, schritt die Sitha weiter in den See hinein, um sich dem reglos dastehenden Menschen lächelnd zu nähern. "Du hast Recht, abends ist es wirklich angenehmer." Arson konnte nur stumm schlucken. Aditu stand nun direkt vor ihm, er konnte die Wellen spüren, die jede ihrer Bewegungen im Wasser verursachten, roch den Duft ihres Haares, sah das Spiel des Mondlichtes auf ihrem glitzerndem Körper. Seine Hände zitterten, seine Muskeln waren verkrampft, während ein kleiner Dämon innerhalb seines Kopfes um die Kontrolle über seinen Leib kämpfte. Der Drang, sie zu berühren, sie einfach an sich zu reißen und mit ihr zu machen, was er schon so lange mit ihr hatte machen wollen, war fast übermächtig. Sie waren allein, niemand würde es bemerken. Sie war zu nah, um sich ihm entziehen zu können, und hatte er sie ersteinmal gepackt, konnte sie seiner Kraft nicht mehr entrinnen. Der Menschenkämpfer schloss die Augen. Nein, er würde nichts dergleichen tun. Er war ein heiliger Krieger, er hatte sein Leben dem Licht verschrieben. Er würde dieser Frau kein Leid antun. Leider schien die Sitha regelrecht danach zu verlangen, dass Arson die Kontrolle verlor. "Wolltest du baden, oder wolltest lediglich im Wasser herumstehen?" Aditus Lächeln war von solch einer Schönheit, dass Arson sich fragte, ob es nicht zu viel für seinen sterblichen Geist sein würde, die Sitha weiter anzusehen. Andererseits, hatte er eine Wahl? Bevor er eine Antwort geben konnte, hatte die Dame ihre nackten Arme auf seine Schultern gelegt und drehte ihn mit sanfter Bestimmtheit herum, so dass er nun mit dem Rücken zu der Sitha stand. Feingliedrige Finger strichen ihm durch das lange Haar. "Dein Schopf ist nun schon beinahe so lang wie der meines Bruders. Du wirst immer mehr zu einem von uns, mein süßer Arson." Langsam fuhren die Finger Arsons Wirbelsäule entlang, glitten dann über die Seiten, um zwischen den Armen des Paladins hindurchzugreifen und über die bebende Brust des Kriegers zu streicheln. Bei jeder Berührung der Sithifrau zuckte ein komplettes Universum voll gleißender Hitze durch den Leib des Mannes. "Deine Muskeln sind größer als die der Sithimänner. Ihr Menschen seid wirklich sehr stark." Aditu legte ihren Kopf von hinten auf Arsons Schulter, so dass der süße Atem der Sitha über Ohr und Wange des heiligen Streiters strich. "Du hast wirklich gut gekämpft. Und du hast gewonnen." Aditus Stimme senkte sich zu einem leisen Flüstern, sanft und verführerisch wie ein Frühlingshauch. "Erinnerst du dich, dass du mich gefragt hast, welchen Preis der Sieger eines Kampfes erhält?" Dem Paladin drohte schwarz vor Augen zu werden. Laut rauschte das Blut in seinen Ohren, das Herz pochte wie verrückt, schien jeden Augenblick aus der Brust des Mannes springen zu wollen. Nur unter Mühe schaffte er es überhaupt, seinen Mund zu öffnen und einen halbwegs artikulierten Laut von sich zu geben. "Ja..." Aditus Hände waren zwei elektrisierende Schlangen der Verführung, deren liebkosende Berührungen sich nun langsam dem Wasserspiegel entgegensenkten. "Soll ich dir zeigen, welcher Preis für dich bestimmt ist, mein starker Mensch?" Arson keuchte auf. Um ihn herum begann sich die Welt zu drehen, verwandelte sich in einen gleißenden Kreisel der Erregung. Bevor auch der letzte Rest seiner keuschen Zurückhaltung unter den massiven Attacken der Sitha zusammenbrach, schaffte er es noch ein letztes Wort zu hauchen. "Jaaa...." Das Universum zog sich zusammen zu einem einzigen Gefühl unendlich verdichteter Lust, eine Springflut der Ekstase, in der Arsons Geist nicht mehr war als ein haltlos dahintreibender Ast. Der Paladin hatte sein ganz persönliches Paradies gefunden. Jetzt würde ihn selbst der Tod nicht mehr schrecken können… |
||||||||
15.06.2003, 13:41 | #665 | ||||||||
Arson Beiträge: 687 |
[GM] Die Ruinen der Festung Asu'a -
"Anna'dai, Arson!" Mit einem anmutigen Satz sprang Jiriki nach hinten, brachte sich somit aus der Trefferzone des heransausenden Stahlschwertes. Nahezu lautlos setzte er einige Meter hinter seinem vorherigen Standpunkt auf dem Arenaboden auf und hob beide Hände zu einer beschwichtigenden Geste. "Du brichst mir meine Hände." Arson ließ seine Waffe sinken und starrte den lächelnden Sitha mit leicht verlegenem Gesichtsausdruck an. Hatte er tatsächlich so hart zugeschlagen? "Entschuldige bitte, ich war...in Gedanken." Jiriki stellte sein Schwert im Schatten eines Marmorfelsens ab und trat an den Menschenkrieger heran. "In Gedanken? Hatten sie vielleicht etwas mit meiner Schwester zu tun?" Das entwaffnende Lächeln des Unsterblichen trieb dem Paladin die Schamesröte ins Gesicht. Bei allen Göttern, wieso schien eigentlich jeder über die Liebeleien zwischen Aditu und ihm Bescheid zu wissen? Seit jener nächtlichen Seebegegnung vor einigen Wochen hatte es sich mit blitzartiger Geschwindigkeit herumgesprochen, dass die Sithifrau allem Anschein nach nicht nur rein geistig an dem sterblichen Krieger interessiert war. Umgekehrt war der Fall ebenso klar, längst hatte Arson sich eingestanden, dass er sich in Aditu verliebt hatte. Die wunderschöne Sitha hatte ihn vom ersten Tage an mit ihrer Art verzaubert, ihre grazile Anmut, die überirdische Schönheit und die offensichtlich überragende, erhabene Intelligenz, die jedem Mitglied des Schönen Volkes zu eigen sein schien machten sie für den auf dem Gebiet der Liebe völlig unerfahrenen Arson zu einem Sinnbild für das perfekt Weibliche, Unerreichbare. Nur dass der Krieger es eben doch erreicht hatte. Arson lächelte. Warum sollte er sich dafür schämen? "Ja, in der Tat, das hatten sie." Jiriki lachte, begann dann langsam auf den von riesigen Säulen flankierten Ausgangskorridor zuzuschreiten. Der Menschenkämpfer steckte sein Schwert in die Scheide und gesellte sich zu ihm. Schweigend spazierten sie über die blankpolierten Marmorfliesen, lauschten dem leisen Flappen der Seidenwimpel, während das durch die hohen Seitenfenster hereinfallende Licht ihre langen Haarschöpfe glänzen ließ. Schließlich war es Jiriki, der die Stille mit seiner sanften Stimme durchbrach. "Mondblüte ist noch sehr jung, für unsere Begriffe gerade erst dem Kindesalter entwachsen." -"Das ist mit bewusst, sie hatte es mir gegenüber erwähnt. Nun, ich bin ein Mensch, und obwohl ich für die Begriffe meines Volkes schon längere Zeit ein Mann bin, so bin ich doch deutlich jünger an Jahren als deine Schwester." Jiriki nickte. "Ich wollte damit auch nicht andeuten, dass du und sie nicht zusammen sein dürft. Im Gegenteil, es freut sowohl mich als auch Erste Großmutter, dass du dein Glück in Jao'y'tinukeda'ya gefunden hast. Allein Drukhi sieht dir noch immer mit Misstrauen entgegen, aber lass dich davon nicht abschrecken. Du hast bewiesen, dass du würdig bist, an diesem Ort zu leben." Die beiden Gefährten erreichten das Ausgangsportal und schritten hinaus in den warmen Sonnenschein der Sommerstadt. Der schlanke Klingentänzer deutete eine leichte Verbeugung an. "Ich muss dich nun verlassen, Amerasu wünscht meine Anwesenheit bei den Planungen der nächsten Spiele. Auf bald, und vergiss bitte niemals, wer du bist. Ein Yakh-Huyeru, einer der Unsrigen." Arson erwiderte die Verbeugung, verabschiedete sich höflich von seinem Waffenbruder, um seinen Weg dann allein fortzusetzen. Er konnte es nicht verhindern, dass sich ein schmales Lächeln auf seine Züge stahl. Jiriki hatte ihn als einen der Ihren bezeichnet. Ein Klingentänzer. Ein Bürger Jao'y'tinukeda'yas. Er sollte Aditu davon erzählen, die Sithidame würde es sicher ebenso erfreuen wie ihn. Der Paladin beschleunigte seine Schritte, überquerte eine reich verzierte Marmorbrücke, folgte einem der glänzend weißen Kieswegen, beobachtete das Spiel der glitzernden Bachläufe und pflückte schließlich eine himmelblaue Blüte, die er im Schatten einer schlanken Birke entdeckte. Das Haus der Familie Hekh-Asor war nun nicht mehr weit, und Arson legte die letzten Meter in fröhlicher Erwartung zurück, während er die Blume zwischen den Fingern drehte. Er würde sie Aditu in ihr weiches Haar stecken, und ihr dann von Jiriki erzählen. Vielleicht würde die Sitha dann sogar... Der fließende Klang zweier melodischer Sithistimmen riss ihn aus seinen Gedanken. Er stand nun lediglich einen halben Meter vor der Türöffnung des weitläufigen Tuchgebäudes, konnte die größtenteils natürlich gewachsene Einrichtung der großen Eingangshalle bereits erkennen. Ebenso sah er die Schatten zweier Sithi. Vorsichtig trat Arson an eine der Tuchwände und lauschte. Er wollte die beiden Unsterblichen in ihrer Konversation nicht stören, doch die Tatsache, dass die Wände des Hauses lediglich aus hauchzarter Seide bestanden, machte es unmöglich, die Worte der Sithi nicht zu hören. Der junge Paladin wusste bereits, wer sich dort unterhielt. Niemals würde er den Klang der weiblichen Stimme verwechseln, sie begleitete den Menschenkrieger Tag und Nacht, zu jeder Sekunde seines Lebens, unzählige süße Erinnerungen hafteten an ihr. Sie gehörte Aditu. Die zweite, deutlich getragenere Stimme identifizierte der Paladin als die von Shisaeya, Drukhis Gemahlin und Mitglied der sieben Gründer. Selbstverständlich wurde die Konversation in der Sprache der Sithi geführt, doch Arson war ein gelehriger Schüler gewesen. Er verstand die Worte der beiden Frauen ohne sonderliche Mühen. "...aber Urgroßmutter, er ist wirklich faszinierend." -"Er ist ein Mensch. Du weißt, er ist sterblich." Aditu lachte. Arsons Miene verfinsterte sich. Irgendetwas gefiel ihm nicht an der Tonlage des Lautes. "Ja, ich weiß, aber er ist stark und ungestüm. Die Männer unseres Volkes sind so...bedächtig. Ich mag seine Leidenschaft." Stoff raschelte, als die beiden Unsterblichen durch den Raum schritten. Arson strengte seine Ohren an. "Ja, ich kenne die Sterblichen nur allzu gut. Ihre Leidenschaft ist gefährlich. Ich möchte nicht, dass du ihm falsche Hoffnungen machst, Aditu." Wieder dieses glockenhelle Lachen. Dem Paladin lief ein kalter Schauer über den Rücken. "Du weißt nicht, wie er ist, Urgroßmutter. Er ist so süß, er macht alles für mich. Er ist wie ein zahmer Bär, und ich möchte ihn behalten." -"Er wird altern, und er wird sterben. Seine Kraft ist nur von kurzer Dauer." "Dann sollte ich diese Zeit nutzen, nicht wahr? Es wird sicher schwer, einen neuen Menschen zu finden. Sie kommen so selten hier her..." Shisaeya setzte zu einer Antwort an, doch Arson hörte sie nicht mehr. Er hatte genug gehört, vielleicht mehr, als gut für ihn war. Vor seinen Augen verschwamm die Welt hinter einem Schleier aus Tränen. Ein Haustier...ein zahmer Bär...das war er also... Der Paladin konnte sich nicht mehr beherrschen, ruckartig wandte er sich ab, rannte den Kiesweg herab, sprang über die Bachläufe, wich den vorbeiflanierenden Sithi dabei nur notdürftig aus. Die mild überraschten Blicke bemerkte er dabei nichteinmal. Er musste weg, er musste alleine sein. Vor Anstrengung keuchend erreichte er das winzige Tuchhaus, in dem er vor vielen Monaten seine Wunden kuriert hatte, stürmte in rasender Verzweiflung durch die rechteckige Eingangsöffnung, um dann zitternd zusammenzubrechen. Auf Hände und Knie gestützt kauerte er im weichen Gras, den Kopf hielt er gesenkt, die feuchten Augen waren weit aufgerissen, Tränen fielen auf die saftig grünen Halme, perlten Tautropfen gleich an ihnen herunter. Ein gigantischer Wirbelsturm hatte Arsons Gedanken hinweggefegt, verworren kreisten sie nun in seinem zerrissenen Geist, während abgrundtiefe Verzweiflung in die neu geöffneten Wunden strömte, jede klare Entscheidung unmöglich machte. Der Paladin schluchzte, sein Körper spannte sich, seine Hände gruben hilflos in der weichen Erde, während Aditus Gelächter ihm einer dröhenden Glock gleich im Kopf läutete. Ein Haustier. Er war ein Haustier, ein Spielzeug, ein lustiges kleines Wesen, gerade gut genug, die unsterbliche Sithidame zu belustigen. Ein schmerzhafter Stich zuckte durch die Brust des Kriegers, eine einzelne glühende Nadel bohrte sich in Arsons Geist, ihre Flammen leckten an seinen Gedanken, setzten sie einen nach dem anderen in Brand. Heißer Zorn mischte sich unter die alles erstickende Decke der Trauer. Der schwache Schimmer von Gold ließ den Paladin aufblicken. Sein tränennasser Blick fiel auf etwas Kleines, Glänzendes, halbverborgen im hohen Gras, unweit der Stelle, an der er sein Schwert gefunden hatte. Arson griff danach. Es war ein Ring. Sein Ring. Mit bebenden Schultern hielt der Menschenkrieger das Kleinod vor sein Gesicht, starrte nachdenklich auf das kunstfertig eingravierte Wappen auf der Oberseite des Ringes. Eine stilisierte Sonnenscheibe, vor der sich zwei kleine Kampfschwerter kreuzten. Das Zeichen eines Paladins. Arsons Miene verhärtete sich, der Tränenfluss versiegte, die Kiefermuskeln wurden gespannt. Was hatte Jiriki zu ihm gesagt? Er solle nicht vergessen, wer er war. Der Sitha hatte Recht, und doch irrte er sich auf schreckliche Weise. Die Faust des heiligen Streiters schloss sich um den Ring, wurde an die nackte Brust gedrückt. Langsam kam Arson auf die Beine. Wieder einmal hatte er einen Fehler gemacht. Er hatte tatsächlich vergessen, wer er war. Er hatte vergessen, wem er die Treue geschworen hatte, hatte seine Freunde, seine Brüder und Schwestern im Stich gelassen, um einem Kindertraum nachzujagen. Doch Innos, in seiner unendlichen Güte, gab ihm noch eine zweite Chance. Er würde ihn nicht enttäuschen. "Ich weiß, wer ich bin." Arson, Paladin des Königs. Arson, Verteidiger des wahren Glaubens. Arson, Krieger des Menschenvolkes. Es war an der Zeit, für seine Fehler einzustehen, und das Unheil, das er vielleicht jetzt schon angerichtet hatte, wiedergut zu machen. Der hochgewachsene junge Mann wischte sich mit dem Handrücken über das Gesicht, trocknete seine Wangen und wartete, bis sein Pulsschlag sich wieder normalisierte. Als er das kleine Tuchhäuschen verließ, bewegte er sich mit der üblichen gelassenen Geschmeidigkeit, weder seine Haltung noch sein Gesichtsausdruck verrieten etwas von den Gedanken, die im Kopf des Menschenkämpfers ausgebrütet wurden. Freundlich nickte er einigen vorbeischreitenden Sithi zu, machte sich dann ohne Eile auf den Weg zur Residenz des Hauses Hekh-Asor, um seine liebste Aditu zu begrüßen. An seiner Hand blitzte der goldene Ring der Paladine. |
||||||||
15.06.2003, 21:29 | #666 | ||||||||
Arson Beiträge: 687 |
[GM] Die Ruinen der Festung Asu'a -
Als Aditu am nächsten Morgen neben ihrem menschlichen Gefährten erwachte, fand sie einen fröhlich lächelnden Arson vor, der ihr einen zärtlichen Kuss auf die ebenmäßig weißen Wangen gab, bevor er sich dann mit einer geschmeidigen Bewegung vom Grasboden erhob, um gähnend seine Glieder zu strecken. Grüne Pupillen blitzten in einem bartlosen Gesicht, das pechschwarze Haar fiel in langen, seidigen Strähnen bis zur Hüfte des Kriegers. Wer Arson an diesem sonnenbeschienenen Morgen dabei zusah, wie er Arme und Beine lockerte, sich dann gelassen, doch trotzdem geschickt in seine Tuchgewänder hüllte, der hätte ihn kaum für denselben zerkratzten und halbverdursteten Burschen halten können, der vor vielen Monaten durch die Tore der Stadt des ewigen Sommers getragen worden war. "Guten Morgen, liebste Aditu." Die Sitha erhob sich, trat an den hochgewachsenen Paladin heran und strich ihm spielerisch über die Brust, bevor sie sich ebenfalls nach ihren Kleidern bückte und sie mit anmutigen Griffen um ihren gertenschlanken Körper wand. "Guten Morgen, süßer Arson." Wortlos hakte sich die Sitha bei ihrem Gefährten unter, um dann an seiner Seite in das weitläufige Empfangszimmer der Residenz zu treten, die ihre Familie bewohnte. Wie jeden Morgen setzten sie sich an eine der langen Tafeln, um sich dann an verschiedenen Früchten und Gemüsesorten zu stärken. Arson aß mit gewohntem Appetit, wechselte sogar einige Worte mit Drukhi dem Hausherren, der sich nach dem Befinden des Sterblichen erkundete. "Danke Herr, es geht mir ausgezeichnet. Ich fühle mich frei wie lange nicht mehr." Der ehrwürdige Gründer nickte und schaute zu Aditu hinüber. Ein bitterer Zug huschte über Arsons Gesicht, nicht mehr als der Schatten einer Emotion, bevor sich der schmale Mund wieder zu einem höflichen Lächeln öffnete. Der Sithimann deutete die Bemerkung falsch. Völlig falsch. Und das war gut so. Sanfte Fingerkuppen berührten den Arm des Kriegers. "Begleitest du mich in das Yásira?" Aditus wunderschöne Augen glänzten, ihr Gesicht strahlte ihm Schein der durch die dünnen Seidentücher fallenden Sonnenstrahlen wie das Abbild einer Göttin. Arson nickte und erhob sich. "Natürlich." Gemeinsam verließen sie die Residenz, schritten langsam über die schmalen Kieswege der Stadt. Irgendwo in den breiten Kronen der Bäume zwitscherten Vögel, das in den Bachläufen sprudelnde Wasser war so rein, dass man jeden Stein auf dem Grund mühelos erkennen konnte. Wie trügerisch der Frieden doch war... "Oh, du trägst einen Ring." Aditu hob die Hand des Paladins, um das glitzernde Kleinod besser begutachten zu können. "Ja. Es ist der Ring meines Kriegerordens." Die Sitha hob den Kopf. Ihre Blicke trafen sich. Für die Dauer eines Lidschlages schien die Zeit stillzustehen, während hellen Grün auf gleißendes Silber traf, doch dann wandte Aditu sich wieder dem Weg zu. "Er ist schön." Arsons Lächeln bekam einen melancholischen Zug. Fast hatte er gehofft, seine Begleiterin würde seine Absichten in seinen Augen lesen können, ehrlich mit ihm reden und diesem ganzen Wahnsinn damit Einhalt gebieten. Sie hatte es nicht erkannt. Wahrscheinlich interessierten sie die Gefühle des Paladins nichteinmal, solange er tat, was ihr gefiel. Die Kiefermuskeln des Kriegers spannten sich. "Ja, das ist er." Sie erreichten die von dem gigantischen Mammutbaum überdachten Hallen des Yásira, traten in den Schatten der rauschenden Wipfel, gesellten sich zu hunderten anderer Sithi, um sich Seite an Seite im Gras der Zeremonienhalle niederzulassen. Arson betrachtete die an ihren Fäden hängenden Schmetterlinge. Ihre silbrig glänzenden Flügel bewegten sich als wären sie alle Teil eines einzigen, gewaltigen Lebewesens, schlugen in einem Rhythmus, der auf bizarre Weise zum Rauschen des Windes in den Blättern des Baumes passte. Welches Wunder hinter dieser riesigen Pflanze steckte, würde der Paladin wohl nie erfahren, denn jetzt hatten sich die Kinder Inelukis versammelt. Als sie die Augen schlossen, tat Arson es ihnen gleich, doch anstatt wie üblich in eine tiefe Meditation zu verfallen, blieb er hellwach, lauschte den leisen Klängen der sanften Lieder der Unsterblichen, wartete verharrte reglos auf dem grünen Wiesenboden. Eine gute Stunde war verstrichen, als sich die Augen des Paladins mit einem blitzartigen Ruck öffneten. Das freundliche Lächeln war wie aus dem Gesicht gewischt, die schmalen Züge des Menschenkriegers waren kühl und ausdruckslos. Mit gelassener Sorgfalt musterte er die ruhenden Sithi, erhob sich dann, um das Yásira ruhigen Schrittes zu verlassen und hinaus in den Sonnenschein zu treten. Jao'y'tinukada'ya war leer, allein die dezenten Geräusche der Natur begleiteten den Recken auf seinem Weg den Tempelhügel hinauf. Das gesamte Volk der Kinder des Sonnenaufganges hatte sich unter dem Baum versammelt um ihrer Ahnen zu gedenken. Welch Ironie des Schicksals, dass diese Ehrerbietung sich nun als ihre größte Schwäche entpuppte. Unangefochten erreichte Arson den Tempelkomplex, blieb einen Moment im gewölbten Eingangsportal stehen, sog die kühle Luft der gewaltigen Marmorhalle in seine Lungen und genoss das gespannte Kribbeln in seiner Magengegend. Dann trat er ein. Laut und hohl hallten die Schritte seiner bestiefelten Füße durch die riesige Halle, wurden von den gewaltigen Marmorsäulen reflektiert, die den Paladin zu beiden Seiten flankierten. Er war in das Venyha Do'sae eingedrungen, befand sich nun im Heiligtum der Sithi, im herzen ihrer Stadt. Nahe den Raumwänden standen die uralten Rüstungen der ehrwürdigen Helden auf ihren Silbersockeln, blickten stumm auf den Menschling hinab, der es wagte, ihre Ruhe in dieser Stunde zu stören. Arson trat an an > Himmelslied < , den strahlend weißen Panzer der Ersten Großmutter Amerasu heran. Seine Hand strich über das schimmernde Material, jede Mischung aus Erz und Hexenholz, die der Rüstung den Namen Hexenharnisch eingebracht hatte. Die Lippen des Kriegers öffneten sich, dann zuckte er jedoch zurück. Nein, für die Tat, die er im Sinn hatte, geziemte sich ein unbeflecktes Weiß einfach nicht. Der Paladin wandte sich ab, schritt die Reihen der Rüstungen ohne Eile entlang, bis er schließlich vor dem schwarzen Panzer mit dem bezeichneten Namen > Nachtschatten < innehielt. Wie Amerasus Harnisch glänzte auch dieses Rüstwerk in den schillernden Farben eines Insektes, erinnerte Arson stets an die Chitinleiber der bösartigen Blutfliegen, die es in seinen heimatlichen Gefilden so zahlreich gab. Bruststück, Arm- und Beinschienen waren reich mit kostbaren Silberverzierungen bestückt, die ehrwürdigen Schmiedemeister hatten sich alle Mühe gegeben, die Rüstung auf dezente Weise mit kostbaren Emaillierungen zu überziehen, komplexe Muster, unendlich verworren und doch von anmutiger Schönheit. Der neben dem Panzer auf einem Sockel ruhende Helm war dem Kopf eines Panthers nachempfunden, ruhig und leblos starrten die leeren Augenhöhlen den hochgewachsenen Krieger an. Dieser hatte seine Wahl getroffen. "A-Genay'asu." Kaum waren die Silben verklungen, da begannen die Panzerplatten sich zu bewegen, öffneten sich wie die Blüte einer Blume, gaben ihren Innenraum mit leisem, metallischem Schaben frei. Der Brustpanzer klappte nach Oben, Arm- und Beinschienen öffneten sich an zuvor unsichtbaren Nahtstellen, der Umhang entfaltete sich, fächerte auf und offenbarte sich als das, was er wirklich war - zwei einzelne Stränge vieler dünner, langer Seidenbänder, die sich nun nach allen Seiten ausstreckten, als wären es die Schwingen eines Vogels. Wie schon die Rüstung der ersten Großmutter schillerte auch die Innenseite dieses Harnisches in allen Farben des Regenbogens. Arsons Muskeln spannten sich, sein Herz begann schneller in der Brust zu pochen, während er atemlos auf den geöffneten Panzer starrte. Langsam drehte er sich um, schritt rückwärts auf den schillernden Hexenstahl zu, setzte die Füße unendlich vorsichtig zwischen die aufgeschnappten Beinschienen, hob die Arme und legte sie in die dafür vorgesehen Kammern. Zuletzt lehnte er sich mit dem Rücken gegen die Rüstung. Knapp überhalb der Hüfte konnte er den etwas fingerlangen Stachel spüren, wie er die Haut über seiner Wirbelsäule piekste. Schweißtropfen perlten dem Paladin von der Stirn. Die Gegenwart von > Nachtschatten < war nun so deutlich zu spüren, dass Arson sich fragte, ob der Harnisch wirklich nur ein Harnisch war. Dem Paladin kamen ernsthafte Zweifel an der Richtigkeit seines Tuns. Was, wenn diese Rüstung ihn zerfetzte? Was, wenn sie ihn mit Haut und Haaren verschlang? Dann hast du es immerhin hinter dir, Narr. Da war etwas dran. Ein letztes Mal holte der Krieger Luft, öffnete dann die Lippen, um jene schicksalsentscheidenden Silben auszusprechen. "O-Genay'osé." Mit einem kalten Schaben schnappten die Stahlschienen um Arme und Beine des Menschenkämpfers, der Brustpanzer klappte nach von, schloss sich um Arsons Brust, drückte seinen Oberkörper vollends gegen die Rückseite des Harnisches, so dass sich der etwa fingerlange Stachel tiefer in seinen Leib bohrte. Die Nahtstellen der Rüstung verschmolzen zu einer Einheit, die Strähnen des Umhangs legten sich um die gepanzerten Schultern des Paladins, dann fühlte der hochgewachsene junge Mann, wie etwas Erhabenes, höchst Fremdartiges in seinen Geist eindrang. Eine stumme Frage wurde gestellt, und Arson konnte nicht anders als sie zu beantworten. nein, er war kein Sithi. Ja, er hatte vor, dem Volk der Unsterblichen zu schaden. Der Schmerz kam mit blitzartiger Schnelligkeit, traf den heiligen Streiter mit gnadenloser Wucht. Keuchend brach er in die Knie, während hunderte Supernovae auf seinen Netzhäuten explodierten. Tausend glühende Messer zerschnitten sein Hirn, zerstückelten seinen Geist, wollten ihn zwingen, die Kontrolle über sich selbst aufzugeben. Durch einen Nebel aus bunter Agonie sah Arson, wie sich seine eigene, von scharfen Klauenpanzergliedern umhüllte Hand auf sein ungeschütztes Gesicht zubewegte, die Finger in unverkennbarer Absicht verkrampft. Der Paladin wehrte sich. Bei Innos, dies war sein Körper, und er allein gab hier die Befehle! Speichel lief ihm in schillernden Fäden zwischen den gefletschten Zähnen hindurch, besudelte die makellosen Marmorfliesen, während sich der in schwarzen Stahl gehüllte Leib des Kriegers immer wieder in spastischen Anfällen aufbäumte. Arson dachte an Sludig, dachte an Einskaldir, zwang die Bilder seiner Kameraden vor sein geistiges Auge, hielt sie mit panischer Verzweiflung fest, klammerte sich an seine Erinnerungen wie der Ertrinkende an das rettende Floß, während er gleichzeitig gegen den uralten Willen eines unbekannten Wesens ankämpfte. langsam sank die Hand zu Boden, scharrte hilflos auf den kalten Bodenfliesen, hinterließ tiefe Kratzer im weißen Gestein. Arson dachte an Haestan, durchlebte noch einmal die Sekunden seines Todes, blickte dem lachenden Dämon, der ihn umbrachte noch einmal in das schmale Gesicht, sah noch einmal jene glühenden Mandelaugen, die auf so schreckliche Weise einem...Sitha ähnelten. Arson schrie auf, brüllte seine unartikulierte Wut zwischen zusammengebissenen Kiefern hinaus. Jetzt ergab es einen Sinn! Der Schlächter von Utanyeat, dieses unheilige, bösartige Wesen, war ein Sitha! Die Erkenntnis gab den Ausschlag. Der pure, ungezügelte Zorn des Paladin zerfetzte die Päsenz des Geistwesens als bestünde es aus nicht als Nebel, drückte es zurück in die Kammern seines Unterbewusstseins, nahm ihm seine Individualität, machte es zu seinem Diener. Der Zuckungen verebbten, als Arsons Leib zur Ruhe kam. Langsam normalisierte sich die Atmung, die Muskeln entspannten sich, das Bild wurde wieder klar. Als der Menschenkrieger sich erhob, war sein Gesicht zu einem ironischen Lächeln verzogen. Mit grimmiger Befriedigung bewegte er Arme und Beine, erfreute sich an den leise klickenden Geräuschen der kostbar gearbeiteten Panzerglieder. Jetzt, da sein Wille gebrochen war, gehorchte der Harnisch seinen Befehlen, unterstützte den Paladin bei jeder Bewegung, verlieh ihm somit zusätzliche Kraft. Der Streiter Innos' fühlte sich, als trüge er eine Rüstung bestehend aus himmelleichten Federn anstatt grauschwarzem Hexenstahl. Der Schmerz in der Wirbelsäule war gewichen, allein die dezente Gegenwart von etwas Fremden blieb an der Oberfläche des Geistes, war eng mit der mentalen Energie verbunden, mit deren Hilfe Arson für gewöhnlich die Macht seiner Runen aktivierte. Der Recke lächelte. So erhielt der Harnisch also seine Energie. Ein gezielter geistiger Befehl zuckte durch das Hirn des Kämpfers, und der dunkle Umhang öffnete sich, die einzelnen Bänder spreizten sich flügelartig ab, verharrten dann in bizarrer Reglosigkeit in der Luft. Arsons Blick fiel auf den Helmsockel. Hauchzarten Tentakeln gleich schossen die Seidenbänder nach vorn, wickelten sich um Helm und Sockel, trugen den schwarz schillernden Kopfschmuck bis vor Arsons Augen, während die übrigen Tentakel das marmorne Podest kraftvoll durch die Halle schleuderten. Krachend zerbarst der Sockel auf den polierten Bodenfliesen, rutschte geteilt in dutzende kantige Fragmente über den Stein, um klickend und klackend vor Säulen und Wänden zum Stillstand zu kommen. Beeindruckt betrachtete Arson das Ergebnis seines Gedankenbefehls nahm dann den Pantherhelm entgegen, um ihn über sein Haupt zu stülpen. Das Lange Haar band er dazu zu einem Schopf zusammen, der in Nackenhöhe durch eine dafür vorgesehene, kreisrunde Aussparung auf der Rückseite des Helmes gesteckt wurde, so dass das seidig schimmernde Haar nun in einem langen Zopf zwischen den gepanzerten Schulterblättern des Kriegers hindurch bis zur Hüfte fiel. Das aus Oberkiefer und Augenpartie bestehende Helmvisier ließ der Paladin geöffnet, warf einen letzten Blick auf die leere Halle der Helden, wandte sich dann ab, und marschierte tiefer in das Herz der Sommerstadt hinein... |
||||||||
15.06.2003, 22:15 | #667 | ||||||||
Arson Beiträge: 687 |
[GM] Die Ruinen der Festung Asu'a -
Schillernd brach sich das durch die Buntglasfenster fallende Licht auf der reich verzierten Sithirüstung, als Arson vor die riesigen Flügel der bronzenen Tür trat. Grüne Pupillen musterten die detaillierten Ätzungen auf dem glänzenden Metall, suchten vergeblich nach einer Klinke, einem Knauf, einem Mechanismus, um den Durchgang zum innersten Sanktum zu öffnen. Prüfend legte der dunkle Krieger die gepanzerte Linke auf das Bronzebollwerk, drückte kurz gegen den schweren Türflügel, wurde dann wieder zurückgezogen, als klar wurde, dass sie nicht nachgab. "Ihr wollt mir den Zutritt verwehren?" Die Augenlider des Recken verengten sich zu schmalen Schlitzen. Drohend funkelte er die reglosen Abbilder uralter Sithihelden an, die mit ihren leblosen Pupillen auf den sterblichen Menschensohn hinabstarrten. Arson hob die Hände. Der Umhang des Hexenharnisches fächerte auf, dutzende Seidenbänder spreizten ihre durchscheinenden Körper, schossen dann auf die Tür zu, schlängelten sich über die bronzene Oberfläche, drangen in die Angelrillen und den schmalen, senkrechten Schlitz zwischen den beiden Torflügeln. Der Paladin konnte das kühle Metall fast körperlich spüren. Vorsichtig tastete er sich weiter vor, drang mit weiteren Bändern in die Türzwischenräume, unterwanderte wie schwere Konstruktion wie eine Rankenpflanze sich um eine Burgmauer schlang, um den Stein in Laufe der Jahre zu höhlen. Steile Falten standen auf der Stirn des Kriegers als er die Augen schloss, seine geistige Energie sammelte, sie zu einem einzigen, dicken Willensstrang kanalisierte, um sie anschließend durch seinen Körper in den Panzer und von dort in jedes der schillernden Seidenbänder zu schicken. Ruckartig wurden die Tentakel straff gezogen, spannten sich Drahtseilen gleich zwischen Rüstung un Tür. Ein hässliches Knirschen ertönte, gefolgt von dumpfen Knacken und Knistern. Ein feines Netz aus Rissen begann sich durch die makellose Marmorwand zu ziehen, in der das Tor eingelassen war, einzelne Steinfragmente lösten sich, bröckelten langsam zu Boden, während sich die Risse nun mit rasender Schnelligkeit vermehrten. Arson keuchte, die Kiefermuskeln des Paladins traten deutlich hervor, feine Schweißperlen rannen ihm über die Wangen, während er mit aller Kraft gegen das Bollwerk anging, seine gesammelten Kräfte in jene dünne Fäden fließen ließ, die sich zahlreich um das Bronzemetall spannten. Mit einem ohrenbetäubenden Knall brach die Tür aus den Angeln, wurde in einem Regen aus zerberstenden Steinfragmenten durch die Luft geschleudert, um dann mit apokalyptischer Wucht gegen eine der mächtigen Ziersäulen zu krachen und diese knapp unterhalb des Mittelteiles zu durchschlagen. Knirschend kippte die Säule zur Seite, zersprang in abertausende von zahnig-weißen Brocken, riss dabei einen großen Teil der Bodenplatten aus der Verkachelung, durchsetzte die kühle Luft mit einer stickigen Wolke aus winzigen Marmorkörnchen, tauchte den gesamten Korridor in bleichen Staubnebel. Der Streiter Innos öffnete die Augen, blickte auf das kantige Loch in der Wand. Dort, wo eben noch makellose Bronze schimmerte, gähnte nun ein zerbrochener Schlund, der polierte Boden war bedeckt mit Trümmern, die spiegelnden Fliesen zerbrochen und aufgerissen. Arson sog die staubige Luft in seine Lungen und blickte in den vor ihm liegenden Korridor. Bereits jetzt konnte er die verheißungsvolle Kälte seiner Rettung spüren. Der Weg war frei. Festen Schrittes, doch ohne Eile, setzte er seinen Weg fort, genoss die hallenden Geräusche seiner stählernen Stiefel auf dem Stein, während sein Blick durch das offene Helmvisier weiterhin starr auf die Dämmerung vor ihm gerichtet war. Unangefochten erreichte er den gigantischen Kraterraum, trat an die breite Marmortreppe heran, hob den Kopf und schaute nach oben. Ja, da war es, schwarz und schön schwebte es in der Schwerelosigkeit eines armdicken Energiestrahls, diente als Fokus für Mächte so alt wie die Erde selbst. "Sternenklinge..." Fasziniert starrte Arson das Schwert an, spürte erneut jenes magnetische Gefühl, das von der finsteren Waffe ausging. Langsam stieg er die Stufen empor, erreichte schließlich den schmalen Sims. Nur wenige Zentimeter trennten ihn noch von der uralten Klinge des ersten Rimmerkönigs. Ganz aus einem unbekannten, obsidianartigen Material gehauen und von unbekannten Wesen in ihre jetzige Form gezwungen, war die einzige menschliche Zierart ein schmales Silberband, welches sich in form einer kleinen Schlange um den glänzenden Griff wand und der Schwerthand somit den nötigen Halt geben sollte. Arsons Armmuskeln spannten sich, seine Finger zuckten. Die Kälte war inzwischen wahrhaft unangenehm geworden, beißend nagte sie an Stirn und Wangen des Paladins, der davon allerdings nicht das Geringste bemerkte. Hier war sie, die Geißel der Sithi, die Rettung der Menschheit, das einzige Werkzeug, Haestans Tod zu rächen. Der hochgewachsene Krieger dachte daran, welche taten er mit ihrer Hilfe vollbringen konnte. Es wäre nur Recht, sie zu nehmen. Sternenklinge sollte ihm gehören. Sternenklinge musste ihm gehören! Zitternd hob sich die rechte Hand des Streiters, langsam näherten sich die Finger dem silberumrankten Griff, verharrten nur wenige Zentimeter von dem Obsidiankristall entfernt - um sich dann mit einem entschlossenen Ruck um die Waffe zu schließen. Blitzartig versiegte der Energiestrahl. Eine Welle von solch absoluter Kälte durchflutete Arson, dass er fast damit rechnete, reinste Einskristalle ausatmen zu müssen, durchflutete den menschlichen Körper mit der Wucht einer Springflut, legte sich um jede Muskelfaser, jeden Nerv, jeden Gedanken, ertränkte die Gefühle, die Träume und die Ängste des Paladins in abgrundtiefem Frost. Von einer Sekunde auf die andere hörte Arson, der junge Bauerssohn, der ehemalige Novize und lebensfrohe Jüngling, der Streiter des Lichts und Freund von Einskaldir und Sludig, auf zu existieren, starb, um wiedergeboren zu werden in Arson, dem Krieger des schwarzen Schwertes. Als sich die Augen die Augen des Paladins das nächste Mal öffnete, blickte ein neuer Mensch in das Licht der Welt. Ja, er war noch immer der Sohn eines Bauers, ja, er diente noch immer dem Orden des Lichts und ja, er kannte sowohl Einskaldir als auch Sludig. Doch berührten diese Gedanken seine Gefühle nicht im Geringsten. Unter einer dicken Schicht aus Eis begraben gab es für Arson nicht mehr als unendliche und allgegenwärtige Kälte, nur unterbrochen von dem wispernden Schatten des Schwertes. Erinnerungen an Freundschaft und Frohsinn waren nicht mehr als schale Zerrbilder der Vergangenheit, dumpfe Phantastereien, nicht realer als ein nächtlicher Wunschtraum. Ein neues Kapitel war angebrochen. Der heilige Krieger wog die Klinge prüfend in der Hand. Sie war schwer, so schwer, dass Arson sie nur mit beiden Händen führen konnte, doch genau zu diesem Zweck schien sie auch geschaffen zu sein, denn sowohl die Länge des Griffes als auch die Ausmaße des schwarzen Klingenblattes gingen deutlich über die Verhältnisse eines Einhandschwertes hinaus. Gebannt hielt der Paladin die Waffe vor sich in die Luft. "Jetzt gehörst du mir..." -"Das werden wir noch sehen!" Arsons Kopf ruckte herum, sein Blick fiel auf den breiten Torbogen, der von der Kraterhalle zurück in den Korridor führte. War der Durchgang eben noch leer gewesen, so hatten sich nun ein gutes Dutzend Sithi dort versammelt, ausnahmslos in die weißen Lederrüstungen der Klingentänzer gekleidet und mit langen Hexenholzspeeren bewaffnet. An ihrer Spitze stand Jiriki, Aditus Bruder, und musterte den schwarzgepanzerten Sterblichen aus silbernen Mandelaugen. Diesmal zierte kein Lächeln sein schmales Antlitz, lediglich kalter Zorn verzog die schmalen Lippen des gewandten Stiha. Arson betrachtete den Kriegertrupp mit der milden Verachtung, die ein Fürst einer Küchenschabe entgegenbringen würde. Die Kälte des Schwertes hüllte seinen Geist in endlose Dunkelheit, ließ kein Gefühl der Trauer, nichteinmal das winzigste bedauernde Aufblitzen, an die kühle Oberfläche des Bewusstseins. Gelassen wandte der Krieger sich seinen Gegnern zu, das Schwert entspannt in der rechten Hand haltend. "Zur Seite, Sithi, oder ich werde euch alle töten." Klackend wurden die Speere gesenkt. Schweigend verteilten sich die Klingentänzer in der Nähe des Korridordurchganges. Arson überschritt eine weitere Trappenstufe. Etwas wurde... anders. War der Paladin eben noch in einer Welt des Eises gefangen, so mischte sich nun ein neues Gefühl in seine Empfindungen. Es war wie eine Art...Verlangen. Der Krieger blickte die Sithi an, und sein Puls begann sich zu beschleunigen. Ja, es war die Gegenwart der Unsterblichen, die ihn auf diese Weise erregte. Er konnte ihre Leiber riechen, hörte ihre kräftigen herzen in den schmalen Brustkörben schlagen, das helle Blut durch ihre dünnen Adern rauschen. Wie es wohl sein würde, einen von ihnen zu töten, einem ewige Leben ein schmerzvolles Ende zu setzen? Wie es wohl wäre, ihren Lebenssaft über das Klingenblatt seines Schwertes strömen zu lassen? Erst jetzt bemerkte Arson, dass er die schwarze Waffe bereits erhoben hatte, so groß war die Anziehungskraft der Sithi, oder Wille des Schwertes, sie zu vernichten. Arson biss die Zähne zusammen und blickte Jiriki in das weiße Gesicht. "Ich würde dir gern sagen, wie Leid es mir tut mein Freund, aber um ehrlich zu sein kann ich es kaum erwarten dich zu durchbohren." Die Augen des Sitha blitzen auf. "Hat es dich schon in seiner Gewalt? Du bist auch nicht besser als deie Vorfahren, kleiner Mensch. Eure Rasse wird bald aussterben." Arsons Augen waren grüne Spiegel des Frostes, der seine Seele umklammerte. Ein humorloses Lächeln verzog das feingeschnittene Antlitz des dunklen Kämpfers. "Eure Rasse ist bereits ausgestorben, Jiriki. Wenn ihr meine Zeit weiter stehlt, dann werde ich zu Ende bringen, was Elvrit vor so langer Zeit begonnen hat." -"Versuch es!" Mit einem geschmeidigen Satz sprang der Sitha nach vorn, schwang seinen Stab, um die gräuliche Waffe kraftvoll durch die Luft zu schwingen. Seine Brüder und Schwestern folgten ihm in einer synchronen Bewegung. Arson hatte den Angriff vorausgesehen, hatte die Anspannung in den Sithileibern gespürt, noch bevor der erste Fuß den Boden verlassen hatte. Flappend öffnete sich der schwarze Umhang, gepanzerte Beine knickten ein, um den muskulösen Menschenkörper einen Lidschlag später durch die Luft zu katapultieren. Peitschend schossen die Seidententakel nach vorn, schlangen sich blitzartig um Arme und Beine mehrerer Klingentänzer, um die Stihi noch im selben Augenblick wahllos durch die halle zu schleudern. Während die dünnen Leiber krachend gegen die harten Steinwände schlugen oder zappelnd in der Unendlichkeit des Kraterloches verschwanden trafen Jirikis Speer auf Arsons Sternenklinge. Hexenholz schabte funkensprühend über schwarzen Kristall, die beiden Kontrahenten drehten sich in der Luft, um dann mit den Füßen auf den Absprungstellen des jeweils Anderen aufzusetzen. Ansatzlos drehte der Paladin seinen Körper, schwang sein Schwert sirrend durch die Luft, um einen von der Seite angreifenden Klingentänzer zurückzutreiben. Aus den Augenwinkeln sah er, wie ein weiterer Sitha auf ihn zusprang. Er hatte den Zenit seiner Flugbahn noch nicht erreicht, als ihn die schwarzen Bänder fesselten, um in dann mit der Wucht eines Schmiedehammers auf den zurücktaumelnden ersten Gegner herniedersausen zu lassen. Knirschend und knackend zerbrachen die beiden Körper unter der Kraft des Zusammenstoßes, rollten leblosen Puppen gleich über den Marmorboden, um dann über den Kraterrand hinab in die ungewisse Schwärze zu kippen. Arsons Pulsschlag raste. Mit einem geschmeidigen Satz sprang er nach hinten durch den Korridordurchgang, landete inmitten einer auf ihn wartenden Truppe Sithikrieger. Wieder traf Holz auf Kristall, Metallplatten klickten, Seide rauschte und Knochen brachen, doch die Klingentänzer waren zahlenmäßig weit überlegen. In letzter Sekunde riss der Paladin seinen Körper zur Seite, wich damit einem zustoßenden Speerschaft aus, ließ dann sein eigenes Schwert niederdonnern, um den Angriff eines weiteren Unsterblichen abzuwehren. Die Wucht des Schlages prellte dem Klingentänzer die Waffe aus der Hand. Arson drehte sich, nutzte den Schwung seines Schlages für einen weiteren sichelförmigen Hieb. Das Klingenblatt seiner Waffe schnitt tief in die Schulter des zurückspringenden Sitha. Der schlanke Krieger schrie auf, als bläuliche Flammen aus seinem Arm schlugen und sich die ebenmäßig weiße Haut mit rasender Geschwindigkeit dunkel zu färbigen begann, um dann in verkohlten Bocken abzufallen und den darunterliegenden Knochen zu entblößen. Arson stöhnte vor Überraschung auf. In dem Augenblick, als Sternenklinge in den Körper des Sitha eingedrungen war, war ein elektrischer Impuls durch seinen Leib gerast, der nur noch mit sexueller Erregung zu vergleichen und doch auf eine bizarre Art völlig andersartig war. Fest stand, dass dem dunklen Recken dieses Gefühl durchaus gefiel. In seiner Welt der Kälte und des Eises war jeder Funken Emotion, jedes Aufflackern einer Empfindung mit tausendfacher Intensität zu spüren, da es keine anderen Gefühle gab, die diesen Impuls hätten überlagern können. Arson wollte mehr. Kraftvoll führte er sein Schwert gegen den nächstbesten Klingentänzer, packte ihn mithilfe seiner Tentakelbänder an den Armen um ihm anschließend die Klinge in den Bauch zu rammen. Der Blitz, der ihn durchzuckte, brachte ihn fast zum schreien, während er fasziniert beobachtete, wie das blaue Feuer aus der Brust des Sitha schlug und dessen Fleisch zu verzehren begann. Die übrigen Unsterblichen wichen zurück, die silbrigen Mandelaugen weit geöffnet starrten sie voll Entsetzen auf die leblose Gestalt, die einmal ihr Bruder gewesen war. Dort, wo Sternenklinge ihn durchbohrt hatte, klaffte nun ein handflächengroßes Loch im Körper des Sitha, an dessen schwarzen Rändern noch die zerbrochenen Überreste seiner Rippen zu sehen war. Innerlich schien das Wesen fast völlig ausgebrannt zu sein, nicht mehr als eine leere Hülle, das zerborstene Gefäß einer zerstörten Seele. Der Menschenkrieger nutzte die kurze Atempause, um die Lage einzuschätzen. Er hatte die Sithi verunsichert, soviel stand fest, doch noch immer waren es etwa zwei Dutzend Kämpfer, die sich ausser ihm im Korridor aufhielten und seinen Tod verlangten. Arson machte sich nichts vor, er konnte noch weitere zehn oder vielleicht auch zwanzig von ihnen töten, doch irgendwann würden auch seine Kräfte erlahmen. Er wusste, dass sich etwa fünfhundert Unsterbliche in Jao'y'tinukeday'ya aufhielten, darunter sieben uralte und erfahrene Krieger, die schon gegen Elvrit und seine Schergen gekämpft hatten. Er würde unterliegen, wenn er nicht zusah, dass er zurück in die Katakomben der alten Feste Asu'a kam. Die Beine des heiligen Streiters knickten ein, dann sprang Arson mit einem kraftvollen Satz über die Köpfe der Klingentänzer hinweg. Zischend glitten die Seidenstränge des Hexenharnisches durch die Luft, schlossen sich um einige Zierarbeiten an der Korridordecke, ermöglichten es dem sterblichen Recken so, sich zusätzlich hochzuziehen und seine Flugbahn um viele Meter zu verlängern. Klackend landete er zwischen den Trümmern der zerstörten Bronzetür, stieß sich gleich wieder ab, um weiter in die Halle der Helden einzudringen und somit möglichst viel Raum zwischen sich und seine Verfolger zu bringen. Wie nicht anders zu erwarten hielten sich auch hier bewaffnete Sithi auf, die sich augenblicklich singend in den Kampf stürzten. Arson sah sich einem wahren Wald aus Speeren gegenüber, musste all sein Können und das volle Potential der schwarzen Rüstung ausschöpfen um sich gegen die zustoßenden Hexenholzspitzen zu verteidigen. Immer wieder wurden einzelne Sithi wuchtig durch die Luft geschleudert, um dann krachend mit Wänden oder Säulen zu kollidieren, blaue Stichflammen schossen in die staubschwangere Luft, während Sternenklinge sich einen blutigen Pfad durch die Reihen des Schönen Volkes bahnte. Arsons Atem ging schwer, Schweiß perlte ihm in Strömen über das blasse Gesicht, sein Blickfeld drohte ständig zu verschwimmen. Längst hatte sein Geist der Klinge das Feld überlassen, seine Reflexe kamen mit der blitzschnellen Routine eines erfahrenen Kriegers, seine Hiebe waren nicht von Gedanken, sondern von Instinkten geleitet. Mit einem letzten, strauchelnden Satz katapultierte sich der Paladin durch das Ausgangsportal des heiligen Tempels, sprang hinaus in die sonnenbeschienene Welt von Jao'y'tinukeda'ya. Noch während er in der Luft war, nahm er das vertraute Schimmern von sanftem Rosa in den Augenwinkeln wahr. Ohne zu überlegen griff er mit den schwarzen Seidenbändern seiner Rüstung danach, spürte, wie sich die Tentakel um einen schlanken, weiblichen Sithikörper schlangen, und zog seine zappelnde Beute an sich. Keine Sekunde zu früh, denn in diesem Augenblick erschien Jiriki im Portal des Venyha Do'sae, den Speer noch immer mit beiden Händen umklammert, und setzte auf Arson zu. Als er sah, wen der dunkle Krieger umschlungen hielt, kam er schlitternd zu stehen. "Ihr Sterblichen seit noch viel ehrloser, als Drukhi es in seinen wildesten Geschichten erzählt!" Der Paladin drückte die Sithifrau enger an seinen Leib, löste nun die schwarzen Seidenbänder, um ihr die schwarze Klinge an die Hals zu halten. Millimeter vor der weißen Haupt kam der kalte Kristall zum stehen. Aditu schluckte, rührte sich jedoch nicht, sondern verharrte reglos in Arsons Umklammerung. Der Duft ihrer Haare stieg dem hochgewachsenen Recken in die Nase, während sich nur wenige Meter vor ihm immer mehr Sithi versammelten, auf Jirikis Geheiß hin allerdings von einem Angriff absahen. „Gib meine Schwester frei!“ Langsam bewegte sich Arson den Tempelhügel hinab. Seine Augen waren auf die nachrückenden Krieger gerichtet. Bedrohlich ragte Sternenklinge vor Aditus Hals in die Höhe. „Ich werde das Schwert mit mir nehmen.“ -„Das wirst du nicht!“ Jiriki wollte zornig auffahren, doch eine zweite Stimme brachte ihn zum Schweigen. Die Menge teilte sich, und Amerasu trat hervor. Der Blick, mit dem sie Arson musterte, war nicht freundlich, doch war er ebenfalls frei von Zorn. „Warum willst du diese Klinge mit dir führen? Wieso ist sie dir das Leben der Kinder Inelukis wert, die du bereits getötet hast?“ Der Paladin hielt in seinen Bewegungen nicht inne, sondern schritt beständig weiter in Richtung der Höhlenwand. Etwas in seinem Kopf sagte ihm, dass dort der Zugang zu den Katakomben zu finden war. Etwas Kaltes. „Ein Sitha mordet in meiner Heimat, viele Menschen sind ihm zum Opfer gefallen. Lediglich diese Waffe kann ihn verletzen.“ Amerasus Miene verzog sich um keinen Deut. „Cheka’iso.“ -„Ich weiß nicht, wie er heißt, doch ich weiß, wie ich ihn aufhalten kann.“ Arson wich weiter zurück, überquerte dabei eine der kunstvollen Marmorbrücken der Sommerstadt. Er hatte schon ein gutes Stück zurückgelegt. Schließlich stieß Amerasu ein leises, melodisches Seufzgeräusch aus. „Nun gut, nimm die Klinge, sie ist es nicht wert, dass wir weitere Angehörige unseres Volkes opfern.“ -„Was?!“ Jiriki sprang vor. „Aber der Zeitzauber…“ „Er ist für unser Überleben nicht zwingend notwendig. Sei unbesorgt, Weidengerte, du weißt, wie kurz das leben eines Menschen ist.“ Amerasu wandte sich dem Menschenkrieger zu. „Höre, was ich dir zu sagen habe, Arson. Wir werden dir das Schwert überlassen, doch wisse, dass deine Jugend nicht ewig anhält. Wir hingegen leben ewig, und wenn die Zeit kommt, in der die Waffe deinen Körper und deinen Geist vollends ausgezehrt hat, werden wir sie uns zurückholen. Dies soll dein Schicksal sein.“ Der Paladin betrachtete die uralte Sitha mit kühlem Blick. „Wir werden sehen, Großmütterchen, wir werden sehen.“ Sie hatten die Wand der Kuppelhalle erreicht und traten endlich in den Schatten des dämmrigen Katakombenkorridors. Noch immer hielt Arson die zitternde Aditu im Arm. Der Paladin spürte, wie ihr Körper bebte, fühlte, wie die ebenmäßig weiße Haut, die er Tage zuvor mit heißer Leidenschaft geküsst hatte, am Halsansatz bereits dunkler wurde, so fatal war die Gegenwart des Schwertes für die unsterbliche Frau. Es gab Gefilde seines Geistes, da konnte selbst Sternenklinges Einfluss nicht hinreichen. Zumindest noch nicht. Arson konnte seine ehemalige Geliebte einfach nicht sterben lassen, dazu bedeutete sie ihm einfach noch immer viel zu viel. Mit einem entschlossenen Ruck ließ er sie los. „Geh, du bist frei.“ Überrascht blickte Aditu den schwarzgepanzerten Menschen an, betastete vorsichtig ihren Hals, um das Gesicht dann zu einem Ausdruck des Schmerzes zu verziehen, als ihre Finger den verbrannten Striemen berührten. „Arson, ich…“ -„Sei still.“ Die Stimme des Paladins klang unwirsch, ein verletzter Unterton schwang in jeder der Silben. „Ich weiß um deine wahren Gefühle bescheid. Geh nun, bevor ich dich ebenfalls töten muss.“ -„Aber Arson…“ Die Sithifrau trat abermals an ihr heran, wollte ihn umarmen. „Fass mich nicht an!“ Die stimme des Kriegers überschlug sich fast, als er herumwirbelte. Und in die weit aufgerissenen Augen seiner Geliebten starrte. Langsam senkte sich sein Blick, erkannte die schwarze Klinge, die fast bis zum Heft in der Brust der Sitha steckte. „Nein…nein…“ In panischer Verzweiflung riss der Paladin die Klinge heraus, beobachtete in schmerzhafter Hilflosigkeit, wie sich Aditus Körper langsam aufzulösen begann. Feine Rauchschwaden stiegen auf, als die Haut sich schwärzte, um Sekunden später zu heißer Asche zu zerfallen. Schweigend stand der Krieger Innos’ vor dem schwarzen Haufen, der einmal seine Geliebte gewesen war. Sein Kopf wandte sich, als er langsam das schwarze Schwert vor die Augen hob. „Sternenklinge…“ Das Gesicht des Paladins verzog sich zu einer Maske der Trauer. „Wer immer dich so genannt hat, wusste nicht von deiner wahren Natur. Nichts als Schmerz und Tod bringst du, Furcht und Hass sind deine ständigen Begleiter. Von nun an soll dein Name Leid sein, auf dass ein jeder Mensch dein wirkliches Wesen erkennen mag.“ Schweigend hielt Arson die Klinge in die Luft, eine stille Taufzeremonie, deren Zeugen der blasse Mensch und die wispernden Schatten der Katakombengeister waren. Erst Minuten ließ der Paladin die Klinge wieder sinken, um sich dann an den langen Aufstieg an die Oberfläche zu machen… |
||||||||
16.06.2003, 12:51 | #668 | ||||||||
Arson Beiträge: 687 |
[GM] Die Ruinen der Festung Asu'a -
Grau und schwer hingen die gewaltigen Wolkenmassen am trüben Regenhimmel, wälzten ihre massigen Leiber beständig gen Osten, eine endlose, geisterhafte Armee, stumm, und doch auf eine beklemmende Weise unheilverkündend. Einskaldir zog den schweren Fellumhang enger um seine breiten Schultern. Ein kalter Wind war aufgezogen, der erste Vorbote eines heraufziehenden Sturms. Hart ließ er die Wellen gegen das am Kiesufer vertäute Ruderboot klatschen, brachte das hölzerne Gefährt zum Schaukeln. "Sieht so aus als würden wir heute noch nass werden." Gorjon, einer der Ritter, die den Rimmersmann auf diese Expedition ins Nichts begleitete hatte, war an das traurig knackende Feuerchen herangetreten, das die heiligen Ordensstreiter nur unter Mühe aus einem kleinen Haufen feuchten Waldholzes hatten machen können. Einskaldir nickte. "Aye." Sein Blick wanderte zum Waldrand hinüber, jenem dunklen Schemen, an dessen Stelle einst die strahlende Sithistadt Asu'a gestanden haben musste. So prächtig die Bauwerke der Unsterblich auch gewesen sein mochte, heute machten die mächtigen Baumriesen keinen sonderlich einladenden Eindruck. Eine Unregelmäßigkeit um einheitlichen Braun und Grün erregte die Aufmerksamkeit des Nordmannes. Konzentriert kniff er die Augen zusammen, seine Stirn furchte sich. Ja, ohne Zweifel, irgendetwas war dort hinten. Auch die übrigen Soldaten hatten den dunklen Schemen nun bemerkt. "Sieht mir nach einem Menschen aus." -"Oder vielleicht der Geist eines Sithidämonen?" Scharrend wurden zehn sorgfältig polierte Klingen aus ihren Scheiden gezogen. Einskaldir packte seine schwere Doppelaxt fester. "Aufteilen." Der Kriegertrupp fächerte auseinander, bildete eine lockere Linie, die bei Bedarf in Sekundenschnelle zu einem tödlichen Kreis zusammengezogen werden konnte, in dessen Mitte sich dann der Gegner befand. Schweigend standen die Ritter im Kies des Inselstrandes, harrten mit gezogenen Waffen auf die langsam näherkommende Gestalt. "Bei Innos..." Gorjons Stimme klang mehr als überrascht. "Es ist tatsächlich einer der Unsterblichen. Was er wohl will?" Der Rimmersmann gab keine Antwort. Schweigend musterte er die schlanke Gestalt. Der hagere Körper steckte in einer Art schwarzen Ganzkörperharnisch, dessen Bruststück mit feinen, kunstvoll gearbeiteten Silberemaillierungen verziert war, um die gepanzerten Schultern wallte ein knöchellanger, dunkel schimmernder Umhang. Unter den linken Arm hatte sich die Gestalt einen stählernen Helm geklemmt, die rechte Hand umklammerte ein langes, pechschwarzes Zweihandschwert. Es schien sich um einen Mann zu handeln, obwohl der Rimmersmann dies auf diese Entfernung noch nicht genau sagen konnte. Das glänzend schwarze Haar fiel offen über die Schultern, umrahmte blasse, feingeschnittene Gesichtszüge. Die Bewegungen der Gestalt waren seltsam geschmeidig, glichen dem sehnigen Gang eines Raubtieres, die Beine bewegten sich fließend und ansatzlos, kein Vergleich zu den stapfenden Bewegungen eines Menschenkriegers in voller Rüstung. Der Nordmann hob die Hand. "Halt, im Namen Innos, nennt mir Euren Namen und Euer Begehr!" Der dunkle Mann schritt unbeirrt näher. Einskaldir wiederholte seinen Aufruf. Wiederum keine Reaktion. Die Ritter hoben ihre Schwerter. "Auf mein Zeichen..." Der Rimmersmann ging leicht in die Knie. Das doppelte Stichblatt der massigen Kriegsaxt glänzte trüb im wolkenverhangenen Tageslicht. "Achtung..." Die Gestalt war nun bis auf wenige Meter heran. Einskaldir hob den Blick und sah ihr ins Gesicht. Seine Augen weiteten sich vor Überraschung. "Arson...?" Der schwarzgepanzerte Krieger blieb stehen, kühle, grün blitzende Pupillen musterten den Rimmersmann, während das bleiche Gesicht weiterhin ausdruckslos blieb. "Ah, Einskaldir, hier bist du also. Sehr gut." Langsam ließ der Nordmann seine Axt sinken. Auch die anderen Ritter steckten ihre Schwerter zurück in die Scheide, ließen den hageren Mann dabei jedoch nicht aus den Augen. Unverhohlenes Misstrauen funkelte in ihren Blicken. "Was...ist passiert, bei allen Göttern? Wir dachten, du wärest tot." Einskaldir deutete auf den schillernden Harnisch des zurückgekehrten Paladins. "Und was ist das für eine Rüstung?" Schweigend setzte Arson seinen Weg zum Strandufer fort. "Die Rüstung ist unwichtig. Das hier ist es, nach dem du fragen solltest." Der Krieger hob das schwarz glänzende Kristallschwert. "Ich habe Elvrits Schwert gefunden. Wir können zurück in unsere Heimat." Mit ehrfurchtsvollem Gesicht musterte Einskaldir die dunkle Waffe. "Das ist also Sternenklinge. Sie ist wunderschön." Langsam wandte Arson den Kopf und blickte dem Rimmersmann in die Augen. Ein undefinierbarer Ausdruck lag auf seinem schmalen Antlitz. Einskaldir lief ein kalter Schauer über den Rücken. Die Kriegergruppe erreichte das vertäute Ruderboot und machte sich mit routinierten Griffen daran, das schaukelnde Seegefährt wieder wassertauglich zu machen. Am bleigrauen Horizont erhob sich der Schatten derStern von Wrodalia des Handelsschiffes, mit den die heiligen Streiter auf diese verlassene Halbinsel gekommen waren, und mit deren Hilfe sie diesen Ort wieder zu verlassen gedachten. Während die Ritter an dem Ruderboot hantierten, wandte Arson sich ab. Sein Blick fiel auf die massige Gestalt des hochaufragenden Berges, auf dessen abgeflachter Kuppe sich die Überreste des großen Tempels von Asu'a befanden. Dort oben war auch der unterirdische Zugang zu dem weitverzweigten Katakombensystem zu finden, welches einen jungen Paladin vor nicht allzu langer Zeit verschluckt hatte, um kurz darauf einen dunklen Krieger an die Oberfläche zu speien. Es war bizarr, welche Wege das Schicksal manchmal einschlug. "Einskaldir..." Der Rimmersmann schaute auf. "Wie lange wartet ihr schon auf mich?" -"Etwa vier oder fünf Wochen." Arson nickte stumm, enthielt sich jedoch eines Kommentares. Also stimmte es, Jao'y'tinukeda'ya war wirklich von einem Zeitzauber überspannt gewesen. Einem Zauber, den er durch die Entwendung des Schwertes vernichtet hatte. Der Paladin fühlte weder Schuld noch Trauer, lediglich die übliche, eisige Kälte Leids, die durch jede Faser seines Körpers brandete wie der klagende Geist eines Toten. "Das Boot ist bereit." Nacheinander stiegen die Krieger in das schaukelnde Holzgefährt. Vier der Ritter setzten sich an die Ruder, der Rest verteilte sich auf die übrigen schmalen Sitzbänke. Während der gesamten Fahrt spürte Arson die verstohlenen Blicke seiner Ordensbrüder auf sich haften. Auch Einskaldir bildete da keine Ausnahme. Deutlich konnte der Paladin die Mischung aus Mitleid, Furcht und Freundschaft erkennen, die die breiten Züge des Nordmannes verzogen. Der Hüne räusperte sich. "Hoffentlich ist Herr Sludig noch wohlauf. Diese Bestie schien mir nicht an dem Dorf interessiert zu sein, doch man kann ja nie wissen." Arsons Augen ruhten weiterhin auf den kleiner werdenden Umrissen des Sithiberges. "Er wird sicher noch am Leben sein. Sei unbesorgt, alter Freund, der Dämon wird bald vernichtet sein." Alter Freund. Die Worte klangen schal und abgestanden, dahergeredete Floskeln ohne den geringsten emotionalen Hintergrund. Falls es Einskaldir auffiel, ließ er es sich nicht anmerken. Schweigend setzten sie ihren Weg zum Handelsschiff fort, kletterten schließlich über eine verstärkte Strickleiter an Bord. Auf Deck wurden sie bereits vom Kapitän der Stern von Wrodalia erwartet. Der grauhaarige, leicht untersetzte Mann humpelte hustend auf sie zu, funkelte sie mit grauen, in ein von lederartiger Haut überspanntes Gesicht gebettete Augen an. "Ahh, die Paladine kehren zurück. na endlich. Und, fündig geworden?" Ohne Eile trat Arson an den bärbeißigen Burschen heran, beugte sich zu ihm herab und legte ihm dann langsam die gepanzerte Hand auf die Schulter. Seine Stimme war nicht mehr als der leise hauch eines kalten Winterwindes. "Ja, das sind wir..." Der Kapitän war unter der Berührung zusammengezuckt, starrte den dunklen Paladin mit aufgerissenen Augen an, unfähig, sich auch nur einen Millimeter zu bewegen. Das entsetzte Unbehagen stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. Als Arson seine hand von der Schulter des Seemannes entfernte, konnte dieser sich ein erleichtertes Aufatmen nicht verkneifen. Eilig humpelte er zum Steuermann hinüber, erteilte diesem einige halb gebrüllte Befehle. Es war offensichtlich, dass der ältere Herr seine Reisegäste nun so schnell wie möglich loswerden wollte. Arson schritt langsam auf die Decktür zu, wurde jedoch von Einskaldir aufgehalten. "Wo willst du hin? Möchtest du mir nicht erzählen, wie du das Schwert gefunden hast? Es war doch sicher nicht ganz einfach, oder?" Der Paladin legte die Hand auf die Klinke der Tür. Quietschend schwang das Holz in den rostigen Angeln. "Ich bin müde, Einskaldir, und mir ist kalt. Ich werde mich nun ausruhen. Klopf an meine Tür, wenn wir Gorthar erreichen." Ohne eine Antwort abzuwarten, duckte Arson sich unter dem Türrahmen hindurch und begab sich unter Deck. Es war nicht gelogen, was er dem Nordmann erzählt hatte. Der Kampf mit den Sithi und die Wanderung durch die Katakomben hatten ihn in der Tat ausgelaugt, ausserdem schien die Ferne zur Stadt des ewigen Sommers auch die Kräfte seines Panzers zu beeinträchtigen. Er war zwar noch immer leicht, doch unterstützte er die Bewegungen des Kriegers immer weniger. Arson schätzte, dass er die übermenschlichen Mächte des Hexenharnisches in Gorthar nicht mehr nutzen konnte, so schwach war ihm schon jetzt zumute. Nun, es machte keinen Unterschied. Gestärkt vom Blut der Sithi war sein Schwert stärker denn je, sein frostiger Atem hatte sich um den Geist des heiligen Streiters gelegt wie eine dicke Decke aus feinen Eiskristallen. Leid würde ihn bei der bevorstehenden Aufgabe nicht im Stich lassen. Arson erreichte seine Kajüte, ließ sich in vollem Panzer auf die niedrige Koje fallen und schlief fast augenblicklich ein. Es war kein guter Schlaf, er wurde begleitet von dunklen Alpträumen, kalten Schauern und flüsternden Geisterstimmen. Doch egal wie sehr der Paladin sich im Schlaf herumwarf, wie stark er die Stirn runzelte oder welche Worte er murmelte, die Finger seiner rechten Hand blieben eisern und unbeirrt um den glänzenden Griff des schwarzen Schwertes geschlossen. Die Klinge hatte einen Träger gefunden, und sie schien nicht gewillt, ihn wieder freizugeben... |
||||||||
16.06.2003, 17:18 | #669 | ||||||||
Arson Beiträge: 687 |
Tagebuch eines Paladins -
Nette Story aber von Zeitverlauf her leider ziemlich falsch. Die Barriere hate viele Jahre existiert, wie dir fast jeder Bewohner der Kolonie in Gothic 1 bestätigen wird. Bei dir hält das Energiekonstrukt gerade mal 63 Tage. |
||||||||
17.06.2003, 10:09 | #670 | ||||||||
Arson Beiträge: 687 |
Usernamenratespiel -
quote: Das müsste nicht Hummel sondern Hummelchen sein. ;) |
||||||||
18.06.2003, 10:43 | #671 | ||||||||
Arson Beiträge: 687 |
Ein Hoch auf Shadak ! -
Herzlichen Glückwunsch auch von mir.:) Schade dass wir unsere kleine Berserker Quest nicht mehr machen konnten da Arson öhhh unauffällig den Glauben und das Lager gewechselt hat aber naja, falls ich die Grundausbildung überlebe ohne dabei meine letzten Hirnzellen zu verlieren dann müssen wir uns mal was neues überlegen. Eine blutige Treibjagd auf Sammys Hörnchensippe fänd ich zum Beispiel ziemlich spaßig, mit den kleinen Pelzviechern hab ich eh noch ne Rechnung offen.;) Also, viel Spaß mit jetzt sogar völlig legal erworbenem Schnaps, feier schön und schieß dich mal ordentlich ab. |
||||||||
19.06.2003, 14:16 | #672 | ||||||||
Arson Beiträge: 687 |
[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 5 - Im gorthanischen Hafen
Dumpf knallte der gewichtige Holzsteg auf den steinernen Hafenkai, bildete somit eine schmale Verbindungslinie zwischen der lebhaften Stadt Gorthar und der soeben von ihrer langen Reise zurückgekehrten "Stern von Wrodalia". Rauhe Männerstimmen schrien grobe Befehle durch die Luft, starke Seemannshände zurrten an dicken Tauen, machten sich am Segelwerk zu schaffen oder stopften eilig Goldmünzen in die Taschen der zerschlissenen Matrosenhosen, um sich auf den Landgang vorzubereiten. Die Stimmung an Bord war gelöst. Seit mehreren Monaten hatte die Besatzung der Handelsfregatte keinen Hafen mehr angelaufen, die Aussicht auf einen großen Krug Bier und ein saftiges Stück Bratenfleisch ließ die Herzen der Seebären höher schlagen. Arson konnte ihre frohlockenden Rufe durch seine geschlossene Kabinentür hindurch hören. Er selbst teilte ihre Hochstimmung nicht, apathisch saß er auf seinem schartigen Holzschemel, den blassen Leib in seine schwarze Rüstung gehüllt, das lange Kristallschwert auf die Oberschenkel gelegt. Obwohl das Wetter mild war und die Sonne freundlich durch das runde Bullauge seines Gemachs fiel, fröstelte der wiedergekehrte Paladin. Ihm war kalt, doch es war keine Kälte, die durch ein Feuer vertrieben werden konnte. Er hatte es ausprobiert. Die Flammen schienen lediglich auf seiner Haut zu brennen, unfähig, auch nur ein Haarbreit in seinen Körper einzudringen sengte die Hitze auf der Oberfläche seines Leibes, während der Rest in frostiger Kälte verblieb. Schließlich hatte Arson es aufgegeben, hatte sich gefügt und sich an die neuen Umstände gewöhnt. Er hatte sich ohnehin nicht lange mit dem Problem beschäftigen können, da seine Gedanken immerzu abschweiften, umherflatterten wie silbrige Schmetterlinge, ruckartig und unberechenbar, doch immer Motten gleich um den gleißenden Lichtkreis der Erinnerung an Jao'y'tinukeda'ya kreisend. Seit er die Sithistadt verlassen hatte, erschien ihm die Welt nunmehr trist und grau, bar jener saftigen Farben die er innerhalb dieses unterirdischen Horts des Friedens vorgefunden hatte. Und mit der Ferne zu diesem Ort waren auch seine Kräfte geschwunden. War er in der Stadt des ewigen Sommers noch so voller Energie gewesen, dass er kaum gewusst hatte, wie er sich hatte auslasten können, so war er nun in eine schicksalsergebene Apathie verfallen. Die Kräfte seiner Rüstung waren geschwunden, das brennende Feuer der Macht war zu einem müde glimmenden Lichtfleck herabgedimmt, die eiserne Entschlossenheit zu undifferenzierter Gleichgültigkeit geworden. Arson war sich fast sicher, dass er diese Überfahrt nicht überlebt hätte, wäre dort nicht jenes beharrliche Pulsieren des Schwertes gewesen, dessen kühle Präsenz ihn immer wieder von neuem aus seinem komatösen Schlaf gerissen hatte, ihn durch schreckliche Alpträume von Tod und Verderben an die bevorstehende Schlacht erinnerte, und an das Versprechen,, bald wieder Sithiblut vergießen zu dürfen. Die unfixiert vor sich hin starrenden Pupillen blitzten auf, als Arson an das unvergleichliche Gefühl dachte, das Herz eines Unsterblichen zu durchbohren. Und diesmal würde es nichteinmal den schalen Beigeschmack des Unrechts haben, nein, er, ein heiliger Paladin des Königs tat lediglich seine Pflicht, wenn er dieses Monstrum vom Antlitz dieser Erde tilgte. Allein dafür lohnte es sich, weiterzuleben. Es klopfte. "Arson? Bist du wach?" Der dunkle Krieger starrte auf die wuchtige Kabinentür. Er hatte die Stimme Einskaldirs erkannt. Arson wusste, was der Ritter von ihm wollte. "Ich komme." Langsam, doch trotzdem mit geschmeidiger Anmut, kam der Paladin auf die Beine. Die einzelnen Glieder seiner Rüstung klickten und klackten, als er die Hand auf die Klinke legte und drückte. Im angrenzenden Gang wurde er von einem riesenhaften Krieger im Panzer eines Ritters erwartet. Einskaldir nickte seinem Ordensbruder grüßend zu. Arson schwieg. Gemeinsam verließen sie den Korridor, traten schließlich auf das Oberdeck hinaus. Der schwarze Paladin blickte sich um. Oben, unweit des Steuermanns, entdeckte er den Kapitän. Der alte Mann wandte den Kopf. Ihre Blicke trafen sich nur für die Dauer eines Lidschlages, doch es reichte, um den bärbeißigen Seemann dazu veranlassen, sich außer Sichtweite zu begeben. Arson lächelte müde. "Komm, Einskaldir, wir müssen uns beeilen." Der morsche Holzsteg knarrte protestierend, als der Rimmersmann das Schiff verließ, brach jedoch nicht entzwei. Ohne sich noch länger aufzuhalten, wies Arson die zehn ihn begleitenden Krieger an, sich zu einer Doppelreihe zu formieren und ihn zur Burg zu bringen. Auf dem Weg durch die Stadt wurden der bizarren Kämpfergruppe viele mißtrauische Blicke zugeworfen, doch war es hauptsächlich Einskaldir, der offensichtlich den Unmut der Bevölkerung erntete. Im Gegensatz zu Arson konnte man den Nordmann eindeutig als Streiter des Paladinordens erkennen. Entweder hegte man also eine Abneigung gegen Bewohner der Rimmersmark, oder man war nicht allzu gut auf die Diener Innos' zu sprechen. Der dunkle Krieger beschloss, sich in dieser Angelegenheit zu informieren. Es war kein langer Marsch bis zur Burg, und die Soldaten sorgten dafür, dass er ohne Zwischenfälle verlief. Kaum hatte sich das schmiedeeiserne Tor hinter ihnen geschlossen, als sich das Portal des Bergfriedes auch schon öffnete um einen hochgewachsenen Mann in grauem Lederharnisch zu enthüllen. Festen Schrittes stapfte der Krieger auf sie zu, baute sich vor dem gelassen wartenden Arson und seinem mißtrauisch blinzelnden Kameraden Einskaldir auf und stellte sich vor. "Seit gegrüßt, mein Name ist Ravrokh, Soldat im Dienste des ehrwürdigen Volksrates und Adjutant General Telarons. Bevor es Euch gestattet ist, die Burg zu betreten, muss ich euch bitten, mir eure Namen zu verkünden, auf dass ich Eure Ankunft melden kann. Unbekannten Reisenden wird aus Sicherheitsgründen keine Audienz gewährt, wie Ihr sicher versteht." Während der Bursche seine Litanei heruntersprach, nutzte Arson die Zeit, um seinen Gegenüber zu mustern. Jung, hochgewachsen, von kräftigem Körperbau und mit einem Gesicht, das hübsch hätte sein können, wäre da nicht diese lange Narbe, die das Antlitz des Kriegers vom rechten Mundwinkel bis zum Ohrläppchen verunzierte. Nichtsdestotrotz würde der junge Kerl sicher keinerlei Probleme im Umgang mit dem weiblichen Geschlecht haben. Seine Augen blickten wach und offen, aufmerksame Entschlossenheit funkelte in den blaugrauen Pupillen. Arson setzte ein schmales Lächeln auf neigte den Kopf um wenige Millimeter, um so einen höfischen Gruß anzudeuten. Das blasse Gesicht des Recken war eine marmorne Maske der Freundlichkeit, den unergründlichen Gesichtern der Sithi, mit denen er so viele Monate Kontakt gehabt hatte, nicht unähnlich. "Mein Name ist Arson, Paladin König Rhobars und demütiger Diener des ehrenwerten Lord Hagen. Ich kehre von einer Mission höchster Wichtigkeit zurück, die eine der gorthanischen Grafschaften betrifft." Ravrokhs Stirn runzelte sich, als er den Begriff "Paladin" vernahm. "Ihr seid nicht aus Torin?" -"Ganz gewiss nicht." Arsons Lächeln blieb unverändert. Der Soldat entspannte sich. Er schien dem heiligen Streiter zu glauben. "Nun gut, ich werde Eure Ankunft melden, Herr Arson. Erweist dem gorthanischen Volk die Ehre, Euer Quartier in den bescheidenen Räumen der Burg zu beziehen. Es hat sich viel ereignet in den letzten Wochen, doch unsere Gästezimmer waren davon nicht betroffen." -"Ich nehme Euer Angebot dankend an." Arson bedachte Einskaldir mit einem knappen Nicken, folgte dann dem zum Bergfried zurückkehrenden Adjutanten. Schweigend betraten die drei ungleichen Kämpfer die Empfangshallte der Burg. Ein Page trat aus einer der Nischen des Raumes. Ravrokh winkte ihn zu sich. "Dieser junge Bursche wird Euch in Euer Quartier begleiten und Euch zu Diensten sein. Ruht Euch etwas aus, Ihr werdet Meldung erhalten, wann der Rat bereit ist, Euch zu empfangen." Arson neigte abermals das Haupt, sprach einige verabschiedende Floskeln, um dem Dienstjungen anschließend zu folgen. Der schlaksige Junge führte sie eine gewundene Wendeltreppe hinauf, um dann eine schwere Flügeltür aufzudrücken, und in den angrenzenden Korridor zu treten. Ein einzelner gorthanischer Soldat hielt an der kalten Steinwand Wache. Als er die drei Neuankömmlinge erblickte, löste er einen klimpernden Schlüsselbund von seinem Gürtel und schloss damit zwei nebeneinanderliegende Zimmertüren auf. "Einen erholsamen Schlaf wünsche ich den Herrschaften." Der dunkle Paladin bedachte die Wache mit einem knappen Nicken, wies Einskaldir an, das linke Zimmer zu beziehen, während er selbst durch die rechte Tür trat. Der Dienstjunge machte Anstalten, ihm zu folgen, doch Arson entließ ihn mit einem achtlosen Wink. Endlich schloss sich die Tür, verbarg den Streiter Innos' vor dem Blicken der Welt, ließ ihn allein in dem kleinen Reich seines Gemachs. Kaum war der Riegel ins Schloss gefallen, da sackte die hochaufgerichtete Gestalt des Kriegers zusammen. Die Schultern fielen herunter, der gepanzerte Leib beugte sich vor, wurde keuchend auf den kristallinen Schwertknauf Leids gestützt. Schwer atmend wartete Arson, bis der Anfall vorüber war und die bunten Ringe und Flecken vor seinen Augen sich verflüchtigten. Langsam richtete er sich wieder auf, trat an den schweren Holztisch heran und stellte den schwarzen Pantherhelm auf die grobe Platte. Die verzehrende Schwäche war so schnell gekommen, wie sie wieder verschwunden war. Der Paladin wusste nicht, was diese Anfälle zu bedeuten hatten, aber er wurde nun schon seit seinem Aufbruch aus Asu'a davon geplagt. Fakt jedoch war, dass sie ihn nicht behinderten. Nach jeder dieser Schreckenssekunden schien ein Stück seiner Kraft zurückzukehren, in gleichem Maße, wie die Kälte in seinem Leib zunahm. Nun, diesen Preis war der Paladin bereit zu bezahlen. "A-Genay'asu" Klickend und flappend öffnete sich der schwarze Hexenharnisch, entließ Arsons bleichen Körper aus seiner schwarzen Umklammerung, entfaltete sich wie die Blüte einer schillernden Sommerblume. Langsam löste der Krieger seine Glieder aus den aufgeschnappten Schienen, trat langsam einen Schritt nach vorn. Leise patschten seine Füße über den steinernen Boden, als der nun nackte Recke an einen hohen Wandschrank herantrat, um dort nach passenden Kleidungsstücken zu suchen. Dieses gemach schien für männliche Besucher gedacht zu sein, da der Paladin ausschließlich ordentlich gefaltete Hemden, Hosen und Westen fand, weder Kleider noch Röcke oder Mieder befanden sich in den Schubfächern des Schrankes. Dieser Umstand war Arson nur allzu recht. Jetzt, da er den Panzer abgelegt hatte, fühlte er sich verletzlich, doch in gleichem Maße freier, ungebundener. Die unterschwellige Präsenz des bizarren Wesens, für das der Paladin die Rüstung inzwischen hielt, war aus seinem Geist verschwunden, ließ ihn mit seinen Gedanken endlich wieder allein. Der hochgewachsene Krieger betrachtete ohne Eile die Vielfalt an Kleidung, wählte schließlich eine elegant geschnittene Hose aus purpurfarbenem Stoff und ein helleres, gleichfarbiges Seidenhemd. Ein Gürtel aus dunkelrotem, weichen Leder und dazu passende Stiefel vervollständigten die neue Garderobe des Paladins. Nachdem er sich ohne Eile angekleidet hatte, öffnete er das verglaste Kammerfenster und blickte über die felsige Steilklippe hinweg auf das funkelnde Meer hinaus. Böiger Wind heulte durch das Zimmer, zupfte an Hemd und Haar des Kämpfers, ließ die langen, schwarzen Strähnen tanzen. Arson bemerkte es kaum. Seine Gedanken waren wieder einmal abgeschweift, hatten sich zurückbegeben in jene sonnigen Gefilde der hauchzarten Sithistadt, durchlebten noch einmal die beschaulichen Monate der Ruhe. Irgendwo dort draußen lag sie, die Halbinsel As'a. Er würde sie nie wiedersehen, aber vergessen konnte er sie ebenfalls nicht. Er erinnerte sich an Amerasus Worte. Die Sithi würden kommen, um sich zurückzuholen, was er ihnen entwendet hatte. In Jirkis Augen hatte er das stumme Versprechen auf Rache funkeln sehen. Ja, irgendwann würden sie tatsächlich nach ihm suchen. Die kalten Finger des heiligen Streiters schlossen sich fester um Leids Griff, während grüne Pupillen herausfordernd auf die wogenden Wellen blickten. "Sinya'a du-n'sha é-d'treyesa, Zida'ya." Ich erwarte Eure Ankunft, Kinder der Morgendämmerung... |
||||||||
20.06.2003, 12:48 | #673 | ||||||||
Arson Beiträge: 687 |
[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 5 - In der Burg
"...und so gelang es mir schließlich, Rothenbergs Labor lebendigen Leibes zu verlassen." Mit einem sanften Klirrgeräusch stellte Arson den kristallinen Weinkelch auf die dunkle Ebenholzplatte der langen Banketttafel, hob den Kopf und blickte lächeln in die erstaunten Gesichter der Speisegesellschaft, die sich an diesem Tage zu einem gemeinsamen Mittagsmahl an den in Hufeisenform aufgestellten Tischen versammelt hatte. Hauptsächlich ältere Herren und Damen, gekleidet in kostbare Seiden- und Brokatgewänder, geschmückt mit zahllosen Ringen, Ketten und Diademen. Der gorthanische Adel und die überlebenden Ratsherren mitsamt ihren Familien hatten die Ausführungen des blassen Paladins mit gespannter Aufmerksamkeit zugehört, an den entscheidenden Stellen erschrocken die Luft eingesogen oder erleichtert geseufzt, während ihre Augen in kindischer Faszination leuchteten, als handele es sich bei der Geschichte um ein abenteuerliches Märchen. Arson verachtete ihre Dekadenz, ließ sich jedoch nichts von seinen wahren Gedanken anmerken. Höflich erwiderte er das bewundernde Lächeln der Hofdamen, bedankte sich für die anerkennenden Kommentare der alten Ratsherren und zwinkerte den jungen Töchtern des Adels schelmisch zu. "Und der Drache ist wirklich tot?" Die füllige Gemahlin des eher zurückhaltenden Ratsherren Urtrom starrte den Paladin mit einem Ausdruck an, als überlege sie ernsthaft einfach aufzuspringen und dem blassen Krieger an den Hals zu fallen. "Ihr seid ja so tapfer Herr Arson." -"Ich bin lediglich ein einfacher Diener des Lichts." Dankend neigte Arson sein Haupt, während er sich vorstellte wie es wohl wäre, Leid in den feisten Bauch der Dame zu rammen. Im Gegensatz zu seinem Hexenharnisch war das schwarze Schwert nicht im Gemach des Kämpfers zurückgeblieben sondern lehnte stumm und unheilverkündend neben Arsons Stuhl an der Kante des langen Tisches. Der Paladin hatte es nicht fertiggebracht, ohne die Klinge loszuziehen. Die kühle Gegenwart des kristallinen Sternenmaterials hatte eine beruhigende Wirkung auf den heiligen Streiter, half ihm dabei, seine Rolle weiterhin überzeugend zu spielen. "Aber ohne die Hilfe Eurer Kameraden hättet ihr es nicht geschafft." Arson wandte den Kopf. Die nüchterne Feststellung kam vom Kopfende der Tafel, an dem sich General Telaron soeben zurücklehnte und ohne wirklichen Durst an seinem Weinkelch nippte. "Da habt Ihr selbstverständlich Recht, Herr General. Ohne tapfere Begleiter ist auch der mächtigste Recke machtlos." Arsons Lächeln war eine makellose Maske der Freundlichkeit, seine Stimme sanft und wohlartikuliert. Das Gespräch entwickelte sich vortrefflich. "Und genau aus diesem Grund erbitte ich Eure Unterstützung bei meiner heiligen Mission. Der Dämon, der Utanyeat heimsucht, kann nicht von einzelnen Mannen, sondern nur von einem schlagkräftigen Trupp in die Knie gezwungen werden." Zustimmendes Nicken in den Reihen des Rates. Telaron starrte nachdenklich in sein Weinglas. "Ich bin mir nicht sicher..." -"Aber Herr General, Ihr seht doch dass dieser ehrenwerte Paladin lediglich das Wohl unseres Volkes im Sinn hat. Seine Forderung ist geradezu bescheiden, bedenkt man, wie viele Menschen wir dadurch retten können." Urtroms Gemahlin zwinkerte Arson verschwörerisch zu. Der Paladin stach ihr in Gedanken die Augen aus, beließ es in der Realität aber bei einem dankenden Nicken. "Nun gut." Telaron seufzte kaum hörbar, stellte seinen Kelch auf den Tisch und blickte den bleichen Krieger Innos' an. "Ihr bekommt die Soldaten. Ich hoffe, Ihr rechtfertigt das in Euch gesetzte Vertrauen. Wir hatten in den letzten Monaten genug Unannehmlichkeiten mit angeblichen Dienern des Lichts." Der General hatte keine Vorstellung davon, wie wenig Arson die Probleme der gorthanischen Bevölkerung kümmerten. Selbstverständlich hatte er von der gewaltsamen Entfernung der torinischen Inquisition gehört, stand dieser Tatsache jedoch gleichgültig gegenüber. Sollten sich die verschiedenen Gruppierung innerhalb des Herzogtums doch gegenseitig abschlachten, solange der Paladin dabei nicht in seinen Ambitionen gestört wurde, den abtrünnigen Sitha zu jagen, war es ihm einerlei. "Ich bitte Euch, mich nicht mit diesen Personen zu vergleichen. Der königliche Orden der Paladine hat nicht das Geringste mit diesen Schlächtern gemein." -"Das hoffe ich." Scharrend wurde der schwere Holzstuhl nach hinten geschoben, als Telaron sich erhob um den Raum ohne weiteren Kommentar zu verlassen. Sekunden peinlich berührter Stille folgten, dann räusperte sich Dhalos, ein weiterer alteingesessener Ratsherr, dessen linkes Auge in einer Schlacht zu Jugendzeiten von einem Schwerthieb geblendet worden war. "Bitte verzeiht das unwirsche Auftreten des Generals. Die jüngsten Kämpfe haben immer wieder Verluste unter seinen Männern gefordert, so dass er nur ungern weitere Soldaten auf eine so gefährliche Mission schickt. Seid versichert, dass der Rat Eure noblen Absichten erkannt hat und der Bitte nach Unterstützung nachkommt." Arson nickte dem Herren zu, um sich dann in einer fließenden Bewegung zu erheben. Im Gegensatz zum General geschah dies bei ihm nahezu lautlos, lediglich der Stoff seines Seidenhemdes raschelte leise, als sich die Finger der rechten Hand um den Griff des schwarzen Schwertes schlangen. "Ihr wollt uns schon verlassen?" Urtroms Frau blickte betrübt in die Runde. "Ich muss, edle Frau, das Volk von Utanyeat braucht meine Hilfe. Ich darf nicht länger warten." Irgendwo am anderen Ende des Tisches seufzte eine junge Dame. Arson konnte nicht verstehen, wie derlei geschwollenes Gerede beeindruckend wirken konnte, aber es schien wohl ganz offensichtlich zu funktionieren. Mit einer grazilen Verbeugung verabschiedete er sich von der Mahlgesellschaft, um den Speisesaal dann ohne Eile zu verlassen. Kaum war die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen, als das schmallippige Lächeln auch schon von seinen Zügen fiel wie ein loser Schleier. Das blasse Antlitz verhärtete sich zu einer gleichgültigen Miene der Gelassenheit, die ruhigen Bewegungen wurden entschlossener. Zielstrebig marschierte der Paladin durch die Burg, erreichte schließlich Gästeflügel und trat an Einskaldirs Zimmertür heran. Als der Rimmersmann öffnete sah Arson, dass der Krieger bereits Rüstung und Waffengurt angelegt hatte. Auf Einskaldir war Verlass. "Geht es los? Bekommen wir die Soldaten?" Der Paladin nickte. "Geh zum Hofmeister und sorge dafür, dass wir mit Proviant ausgestattet werden. Ich lege derweil meinen Panzer an." -"Den Schwarzen?" Der hünenhafte Nordmann runzelte die Stirn. "Welchen sonst?" Arsons Augenbrauen hoben sich in milder Frage. "Naja ich dachte...ach, nicht so wichtig. Ich kümmere mich um unsere Verpflegung." Ohne eine Antwort abzuwarten wandte Einskaldir sich ab und verließ den Gästeflügel. Das Scheppern seiner Rüstung hallte durch das steinerne Gewölbe. Arson selbst betrat nun sein eigenes Gemach, entledigte sich seiner Seidengewänder um anschließend an Nachtschatten heranzutreten. Prüfend musterte er den glänzenden Hexenharnisch. Er war nicht sonderlich darauf erpicht, die Rüstung anzulegen, doch wusste er, dass sie ihm gute Dienste in der bevorstehenden Schlacht leisten würde. Er würde jede Hilfe brauchen, die er bekommen konnte... |
||||||||
22.06.2003, 12:51 | #674 | ||||||||
Arson Beiträge: 687 |
[Q] Das Land Gorthar (Südland) # 5 -
"Schultert die Rucksäcke und formiert euch!" Einskaldirs rauher Männerbass dröhnte lautstark über den Burghof, veranlasste die aus ihren Unterkünften trabenden Soldaten, ihr Tempo nocheinmal zu beschleunigen In schweigender Routine stallten sie sich in einer Reihe vor dem ungeduldig wartenden Nordmann auf, schlossen die behandschuhten Hände fester um die langen Hellebarden, stellten die hölzerne Schäfte senkrecht auf den Boden und nahmen Haltung an. Die Nieten ihrer beschlagenen Lederrüstungen glänzten in der trüben Mittagssonne. "Sehen mir recht brauchbar aus, die Burschen." Einskaldirs Augen waren weiterhin auf die wartenden Krieger gerichtet, doch wusste der neben dem riesenhaften Rimmersmann stehende Arson sofort, dass dieser Kommentar an ihn gerichtet war. Schweigend musterte der in seinen schwarz schillernden Hexenharnisch gehüllte Paladin die Recken, bedachte jeden der Soldaten mit einem kühlen, leicht gelangweilten Blick seiner grünen Pupillen. "Das wird sich herausstellen." Der Nordmann wollte gerade zu einer Erwiderung ansetzen, als eine helle Stimme ihn innehalten ließ. "Herr Arson!" Der dunkle Krieger wandte den Kopf, blickte in die wasserblauen Augen eines mit wallendem Kleid heraneilenden jungen Burgfräuleins. Blondes Lockenhaar umrahmte ein schmales, fein geschnittenes Mädchengesicht, die vor Verlegenheit geröteten Wangen bildeten eine hübsche Ergänzung zu den ungeschminkten, dennoch aber sanftrosafarbenen Lippen. Ein Mann hätte die junge Dame ohne zu zögern als sehr schön bezeichnet, doch für Arson, der Gast in der Sommerstadt der Sithi gewesen war, der von einer Sitha geküsst und geliebt worden war, war die Frau nicht mehr als irgendein weibliches Wesen, derer es viele Tausende auf der Welt gab. Dass er sie dennoch mit einem offenen, freundlichen Lächeln bedachte, hatte sie der Tatsache zu verdanken, dass sie die Tochter eines nicht unwichtigen Ratsherren war, dessen Einfluss dem hochgewachsenen Krieger vielleicht noch einmal nützlich sein würde. Es war immer besser, sich alle Türen offen zu halten. "Edle Dame, so haltet ein!" Mit einer geschmeidigen Bewegung fing Arson die junge Frau, deren langer Kleidersaum ihr fast einen sehr undamenhaften Sturz beschert hätte, in seinen Armen auf, um ihr dann sanft wieder auf die Füße zu helfen. "Was bedrückt Euch, dass Ihr es so eilig habt?" Ceillia. Jetzt fiel ihm der Name wieder ein. "Ich...ich..." Verlegen hatte die junge Dame ihren Kopf geneigt, griff jetzt aber entschlossen nach oben, um ein sanftblaues Seidentuch von ihrem schmalen Hals zu lösen. Mit feuerroten Wangen hielt sie es dem Paladin entgegen. "...Ich wollte Euch dies hier geben. Kommt heil zurück, Herr Arson." Lächelnd nahm der dunkle Krieger das Tuch entgegen, verneigte sich, um der Frau anschließend einen kühlen Kuss auf ihre Hand zu hauchen. Er konnte den Schauer spüren, der ihr den Arm hinauflief, als seine Lippen die zarte Haut berührten. Naive Weibsbilder. "Ihr erweist mir große Ehre, edle Ceillia. Ich werde das Tuch stets an meinem Herzen tragen, auf dass es mich gesund zu Euch zurückkehren lässt." Die Augen der Adelstochter bekamen einen warmen Glanz, als Arson sein zuckersüßes Wortnetz um sie zu spinnen begann. Die Stimme des Paladins war leise und wohlartikuliert, melodisch wie Vogelgesang und klar wie Felsquellwasser, ein luftiger Spiegelvorhang, der die eigenen Wünsche und Träume in dutzendfacher Stärke reflektierte. Wehe demjenigen, der einen Blick hinter das komplexe Tarngeflecht erhaschen konnte. Nachdem er dem Burgfräulein genügend Zeit gegeben hatte, ihre Gedanken wieder zu ordnen, richtete Arson sich auf, klemmte sich den schwarzen Pantherhelm in die linke Armbeuge und schloss die Finger der rechten Faust um den kalten Griff seines Schwertes. "Wohlan, ich muss mich sputen, den Mächten des Bösen muss Einhalt geboten werden. Lebt wohl, schöne Dame, und betet für mich und meine tapferen Männer, auf dass wir uns baldigst wiedersehen." Unter den gehauchten Beteuerungen, dass Ceillia das tun werde, gab Arson seinem Ordensbruder Einskaldir mit einem knappen Nicken zu verstehen, dass die Reise beginnen könnte, und setzte sich dann selbst an die Spitze der breiten Doppelreihe, zu der sich die gorthanischen Soldaten formiert hatten. Festen Schrittes marschierte der Trupp durch die geöffneten Tore der Burg, die Köpfe erhoben, die Augen diszipliniert nach vorn gerichtet. Während er die Gruppe über die breite Hauptstraße der Hafenstadt führte, warf der Paladin einen kühlen Blick auf das Seidentuch, welches von der Burgdame um seinen rechten Oberarm gebunden worden war. Einen Moment lang erwog der Krieger, es einfach wieder abzureißen, doch besann sich dann eines besseren. Es würde ihn nicht behindern, im Gegenzug jedoch äußerst nützlich sein sobald er die Burg das nächste Mal betreten würde. Sollten die Soldaten ruhig denken, dass er sich in die Tochter des Ratsherren verliebt hatte, sollten sie ruhig an den höflichen und galanten Ehrenmann Arson glauben. Er wäre nicht der erste Wolf der, ungesehen vom Hirten und seinen Jagdhunden in einer Schafsherde lebt um darauf zu warten, dass die Wolltiere sich dick und rund gefressen hatten. Tarnung war der Schlüssel, und Arsons Tarnung war ganz ausgezeichnet. Ein hauchdünnes, ironisches Lächeln huschte über die feingeschnittenen Gesichtszüge des Paladins. Ja, er hatte viel von dem Volk der Sithi gelernt. Nun war es an der Zeit, das theoretische Wissen in die Praxis umzusetzen. "Vorwärts Mannen!" Einskaldirs Bass röhrte durch die Hauptgasse. "Auf nach Utanyeat! Die Jagd ist eröffnet!" Wie Recht der Nordmann doch hatte. |
||||||||
23.06.2003, 09:44 | #675 | ||||||||
Arson Beiträge: 687 |
Wat isch denn mit Der Gilde Innos' passiert -
Das stimmt doch garnicht du alter Lügner, ich, der ehemalige Bullit bin ebenfalls noch hier, nur mit meinem inzwischen dritten Account. :D |
||||||||
|