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29.05.2003, 20:13 #426
Saria
Beiträge: 484
Rund um Khorinis # 7 -
Nachdem sich ihr Sichtfeld wieder normaliesiert hatte, klärte sich allmählich auch wieder Sarias Kopf. Bei den Göttern, dieser Kerl hatte einen mächtigen Schlag drauf, ihr drehte sich jetzt noch alles...
Die letzten Minuten waren fast vollständig an ihr vorbeigegangen, sie hatte das Geschehen nur durch einen wogenden, schwarzen Nebel mitgekommen. Irgendetwas blubberte unverständliche Worte in ihr Ohr. Verwirrt schüttelte Saria den Kopf und stellte erschrocken fest, dass sie über der Schulter eines Riesenkerls hing.
Sofort versuchte sie sich zu befreien, musste jedoch entsetzt feststellen, dass ihre Hände und Füße gefesselt waren. War sie so lange außer Gefecht gewesen?
Wütend zerrte die Diebin an ihren Fesseln. Und konnte zu ihrem Erstaunen die an ihren Händen ein gutes Stück lockern. Das waren ja gar keine Stricke, sondern nur Stofffetzen!
Leider hatte sie mit den Füßen weniger Erfolg. Ihre Lage war zu unglücklich, als dass sie sich vollständig befreien konnte. Dennoch schaffte sie es mit einiger Anstrengung, ihre Hände freizubekommen. Allerdings gab es da immer noch das Problem in Form des Gestalt gewordenen Fleischklopses, der sie mit seiner Pranke festhielt.
Wollte der sie zerdrücken, oder warum packte der so fest zu?
So fest sie konnte, boxte sie dem Kerl in die Seite. Sie hätte wohl genauso gut versuchen können, einen Berg mit bloßen Händen zu bewegen.
"Lass mich endlich los, du Fettsack!", schrie die Amazone und versuchte abermals, sich loszureißen.
Doch dem eisernen Griff des Banditen hatte sie nichts entgegenzusetzen. Also tat sie das einzige, was ihr übrigblieb - sie biss ihm kurzerhand und äußerst herzhaft ins Ohrläppchen.
30.05.2003, 11:51 #427
Saria
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Rund um Khorinis # 8 -
Langsam lichtete sich der Wald aus Schwärze vor Sarias Augen und gab den Blick auf das triste Grau von rauhem Felsboden frei. Träge hob die Diebin den Kopf. Wo war sie?
Dann fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Der Überfall. Erschrocken sah sie sich um. Sie befand sich offenbar in einer Höhle. Die vor Schmutz starrenden Gesichter der Banditen starrten sie an. Instinktiv wollte die Diebin zurückweichen, konnte sich jedoch kaum bewegen. Sowohl ihre Hände wie auch die Füße wurden von straffen Stricken zusammengehalten. Etwas knorriges drückte in ihren Rücken. Würden die Fesseln sie nicht an der Wurzel festhalten, wäre Saria wahrscheinlich längst gestürzt.
Mit der Gewalt eines Schmiedehammers meldeten sich pochende Kopfschmerzen zurück. Das schmerzerfüllte Stöhnen wurde fast vollständig von dem Knebel erstickt. Saria bekam kaum noch Luft, krampfhaft musste sie würgen, jedoch ohne Erfolg. Sie konnte regelrecht spüren, wie sie langsam blau anlief, während sie verzweifelt versuchte, Luft zu bekommen.
Wenigstens würden diese Kerle niemals an das Gold kommen, wenn sie hier erstickte...
30.05.2003, 12:38 #428
Saria
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Rund um Khorinis # 8 -
Sie hatten Isira zurückgelassen...
Saria schluckte. Mit ihrer Verwundung hatte die Wagenlenkerin nur eine geringe Chance, es bis zur nächsten Siedlung zu schaffen. Und das Blut würde mit Sicherheit die Wölfe anlocken. Wenn sie überhaupt noch lebte.
Innos allein wusste, was der Bandit unter "versorgt" verstand. Wahrscheinlich hatten sie ihr einfach die Kehle durchgeschnitten und dann liegen gelassen...
Ein dicker Kloß machte sich in ihrem Hals breit. Eigentlich hatte ihr Isira nichts als Ärger eingebracht. Doch in der Stunde der Not hatte sie trotz allem zu ihr gehalten. Und jetzt sollte sie mit ihrem Leben dafür bezahlt haben?
Erneut musste Saria den bitteren Geschmack in ihrem Mund durch krampfhaftes Schlucken verdrängen. Sie saß wirklich in der Klemme. Wenn sie die Truhe öffnete, würde sie wahrscheinlich das gleiche Schicksal teilen wie Isira. Nur weil sie allein dazu im Stande war, die Truhe zu öffnen, war sie noch am Leben. Sobald sie den Räubern diesen Gefallen erwies, war sie so gut wie tot.
Sie hatte die Gesichter der Männer gesehen. Ihre Stimmen und ihre Namen gehört. Sobald sie frei kam, liefen die Banditen Gefahr aufgespürt zu werden. In Gorthar hatte ein Verrückter alle Besucher einer Taverne getötet, nur um keine Zeugen zu hinterlassen. So wie es aussah, blühte ihr ein ähnliches Schicksal...
"Ihr wollt das Gold?", fragte Saria mit schwacher Stimme, "Ihr habt es doch schon. Sicher verwahrt in einer Kiste. Wenn ihr wirklich glaubt, ich wäre dumm genug, euch zu vertrauen, dann habt ihr euch geschnitten! Ich werde gar nichts tun. Sonst bringt ihr mich ebenso um wie Isira..."
30.05.2003, 13:38 #429
Saria
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Rund um Khorinis # 8 -
Leblos hing Saria in ihren Fesseln. Durch den Chorus aus rauschendem Blut und hämmernden Kopfschmerzen drangen die Stimmen ihrer Entführer an ihr Ohr.
Was sollte das alles? Es war so falsch... Warum sollten Gardisten einfach so die Amazonen überfallen? Nur um den Söldnern eins auszuwischen? Das ergab doch keinen Sinn...
Zudem hatte sie doch ihre Stimmen erkannt! Hatte gehört, wie sie versehentlich ihre Namen ausgeplaudert hatten. Sollte es alles nur Lüge und Trug gewesen sein? Unmöglich, so sehr konnte sie sich gar nicht täuschen.
Langsam nahm das Gefühl der Hilflosigkeit überhand. Sie konnte nichts an ihrer Lage ändern, war völlig auf sich allein gestellt. Warum fiel es ihr auf einmal so schwer, einen klaren Gedanken zu fassen? Sie war doch immer auf sich allein gestellt gewesen!
Die unzähligen Einbrüche, die stundenlangen Flüchte. Nur einmal hatte sie unerwarteterweise Hilfe von Leon erhalten. Sonst war sie stets allein zurecht gekommen. Doch jetzt kam sie sich so hilflos, so alleingelassen vor...
Donnra... wo war sie jetzt? Sie hatte ihr erlaubt, ihre Magie zu wirken. Wo war sie jetzt, jetzt, da sie ihre Hilfe am dringendsten brauchte?
Was war mit ihren Schwestern? Milena hatte doch Hilfe holen wollen. Wo waren sie? Warum half ihr niemand?
"Warum hilft mir denn keiner?!"
Erst im Nachhinein registrierte Saria, dass sie ihre Gedanken laut herausgeschrien hatte.
30.05.2003, 14:27 #430
Saria
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Rund um Khorinis # 8 -
Mühsam kämpfte Saria um ihre Beherrschung. Ihre Schultern zuckten unkontrolliert, Tränen liefen über ihr Gesicht. Sie hatte versagt...
"I-ich... halte es... nicht m-mehr aus...", brachte sie unter heftigem Schluchzen hervor.
Besser, sie starb hier alleine, als ihre gesamten Schwestern im Kampf mit diesen Bastarden. Mit dieser Schande auf ihren Schultern hatte es ohnehin keinen Sinn, weiterzuleben. Blutfeuer hatte Recht gehabt. Sie war eine Schande für das Lager...
"Ich... kann so nicht... zaubern", schluchzte sie schließlich.
Wenn sie ehrlich war, wusste sie nicht einmal ob sie den Zauber brechen konnte, wenn sie nicht gefesselt war. Ihre Kopfschmerzen waren eher schlimmer geworden und sie zitterte am ganzen Körper. Wahrscheinlich würde sie dabei selbst draufgehen...
30.05.2003, 15:13 #431
Saria
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Rund um Khorinis # 8 -
Haltlos fiel die Diebin nach vorne und stürzte auf den harten Felsboden. Minutenlang saß sie einfach nur da, schluchzte leise und rieb sich ihre schmerzenden Handgelenke.
Besonders sanft waren die Banditen nicht zu Werke gegangen. Es dauerte einige Zeit, bis sie ihre Hände überhaupt wieder spürte. Immer wieder machte Saria Anstalten, ihren Kopf zu heben um zu Isira zu blicken, ließ ihn jedoch stets wieder sinken. Sie schaffte es einfach nicht, ihr in die Augen zu sehen.
Alles war umsonst gewesen...
"La-... lasst sie gehen...", brachte die Diebin schließlich mühsam hervor.
"Und niemand folgt ihr! Sonst könnt ihr schauen, wie ihr die Truhe aufbekommt!"
30.05.2003, 15:35 #432
Saria
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Rund um Khorinis # 8 -
Hoffentlich schaffte sie es bis zum Hof. Seltsam, früher hatte Saria nie irgendwelche Gefühle für andere Menschen gespürt. Doch jetzt glaubte sie aus einem ihr selbst nicht ersichtlichen Grund, dass sie der Wagenlenkerin diese Chance schuldete.
Ihr eigenes Leben hatte sowieso keinen Sinn mehr. Im Lager würde sie sich nicht mehr blicken lassen können. Sie hatte ihre Verbündeten verraten.
Zitternd stemmte sich Saria in die Höhe und ging mit unsicheren Schritten zu der Truhe. Langsam ließ sie sich vor ihr nieder. Ihre Hand streckte sich nach dem Schloss aus.
Doch dann zögerte sie. Es war ihr unmöglich, die Hand ruhig zu halten. Mit starrer Miene drehte sie leicht den Kopf, sodass sie die Banditen sehen konnte. Sollte sie das Risiko eingehen und fliehen?
Allerdings würde sie niemals an den beiden Wegelagerern am Höhleneingang vorbeikommen. Sie war verloren...
Beinahe zärtlich berührten ihre Finger das eiserne Truhenschloss. Noch einmal schluckte die Diebin schwer, dann schloss sie die Augen. Diese verdammten Kopfschmerzen...
Ein schwacher Lichtschein machte sich um ihre Hand herum bemerkbar. Dünne Lichtbahnen lösten sich von ihren Fingern, wanden sich wie glühende Schlangen um das Schloss.
Sarias Atem beschleunigte sich. Tausend glühende Nadeln schienen sich in ihr Gehirn zu bohren, ein leises Stöhnen war zu hören. Mittlerweile zitterte ihre Hand stark genug, dass das Gold in der schweren Kiste anfing zu klimpern.
Schweißperlen standen auf der Stirn der Diebin. Vor ihrem inneren Auge tanzten Millionen winziger Lichtpünktchen umher, führten einen wilden Tanz um sie herum auf. Ihr schwindelte. Sie spürte, wie sie zu wanken begann, ihr die empfindlichen Fäden der Magie entglitten.
Geh doch endlich auf...
Kraftlos sank die Amazone nach vorne. Doch ihre Hand lag noch immer auf dem Truhenschloss. Bunte Lichtblitze explodierten vor ihren Augen, die Armee der Leuchtfeuer verschwamm und wandelte sich in ein Meer aus purem Licht.
Noch einmal zuckten die Schultern der Diebin, dann fiel sie vollends zu Boden und blieb reglos liegen. Das Truhenschloss erstrahlte in einem inneren Licht, dann verblasste der Lichtschein.
Sarias Geist versank in einem Ozean aus Schwärze. Wenigstens musste sie nichts mehr spüren...
30.05.2003, 17:05 #433
Saria
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Mitglieder, Ränge und Abwesenheiten der Amazonen -
Von mir ebenfalls noch Glückwünsche für all die Beförderten. Ich hink mit den Glückwünschen irgendwie immer etwas nach...
Nichts für ungut ;)
31.05.2003, 16:03 #434
Saria
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Das Amazonenlager # 9 -
Reglos lag Saria auf dem Bett in ihrem Zimmer und starrte zum offenstehenden Fenster hinaus. Wie sie später erfahren hatte, war sie von einem Suchtrupp der Amazonen in der kleinen Höhle gefunden und zurück zum Lager gebracht worden.
Seitdem hatte sie sich auf ihr Zimmer zurückgezogen und nicht mehr hinausgewagt. Mit starrem Blick beobachtete sie die im Wind raschelnden Blätter des Baumes vor dem Haus. Stunde um Stunde das selbe Bild, ab und zu flachte der Wind etwas ab und die Blätter beruhigten sich wieder, dann erwachte er zu neuer Stärke und verursachte ein wildes Durcheinander in der Vielfalt aus Grüntönen.
Sie hatte versagt. Nicht schlimm genug, dass das Gold verloren war, sie hatte dem Lager auch noch extremen Ärger eingebrockt. Warum hatte sie sich auch gefangen nehmen lassen? Hätte sie damals doch nur gleich geschossen...
Dann wäre sie vielleicht im Kampf gefallen. Und niemand hätte die verdammte Truhe je aufbekommen. Jetzt hatte das Lager gleich zweifach einstecken müssen. Und es war alles ihre Schuld...
Was mochten Hummelchen und Thaleiia jetzt wohl von ihr denken? Sie hatte der alten Magierin versprochen, ihre Sache gut zu machen. Jetzt hatte sie sie enttäuscht. Genau wie Hummelchen. Dank ihrer Unfähigkeit, das Gold zu verteidigen, würde das Lager hungern müssen.
Saria konnte den Baumes nicht länger sehen. Genau wie den Rest ihres Zimmers. Eine eiserne Klammer schien sich um ihre Brust zu legen und sich langsam aber sicher fester zu ziehen. Sie kam sich schon wieder so hilflos vor. Schluchzend warf sie sich auf die Seite und vergrub den Kopf in ihren Armen.
01.06.2003, 12:57 #435
Saria
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Das Amazonenlager # 9 -
Irgendwann, es musste gegen Mittag gewesen sein, doch Saria hatte kein wirkliches Gefühl mehr für die verstrichene Zeit, öffnete sich die Tür ihres Zimmer. Die Diebin rührte sich kein Stück, ihr Blick war starr auf die Wand gerichtet.
Mittlerweile kannte sie das nur aus haarfeinen Linien zu bestehen scheinende Relief der Holzverkleidung wahrscheinlich sogar besser als die Verstecke ihrer auf unzähligen Raubzügen gewonnen Beute. Die Linien in dem hellen Holz bildeten ein unregelmäßiges Muster. Und doch bestand ein gewisses System. Unschwer waren die deutlich dunkleren, ovalen Flecken zu erkennen, an denen wohl einst ein Ast entsprungen war. Wie Wellen auf dem Wasser, nur deutlich in die Länge gestreckt, breiteten sich von diesen Punkten ausgehend dunkelbraune Linien aus, verbreiterten sich stellenweise ebenfalls oder vereinigten sich mit ihren entgegenkommenden Geschwistern.
Erst als sie spürte, wie sich die Decke etwas eindrückte, zuckte die junge Amazone erschrocken zusammen. Doch anstatt nachzusehen, wer sich da neben sie gesetzt hatte, starrte sie weiterhin auf die Wand.
Jetzt kam auch noch Satura zu ihr und wollte sich bei ihr, ausgerechnet bei ihr, entschuldigen. Dabei konnte sie doch am allerwenigsten etwas dafür, dass das Gold verloren war. Im Gegensatz zu ihr hatte sie sich nicht gefangennehmen lassen. Und selbst wenn, die Diebin war sich sicher, dass Satura diesen Kerlen schon ihre Grenzen gezeigt hätte. Niemals hätte sie den Räubern das Gold überlassen.
Schluchzend drehte Saria den Kopf etwas weiter und vergrub ihn tief in dem Kissen.
01.06.2003, 13:25 #436
Saria
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Das Amazonenlager # 9 -
Saturas Stimme klang als ob sie durch Watte an Sarias Ohren dringen würde. Sorgen... die anderen Amazonen machten sich Sorgen um sie? Sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, warum.
Wegen ihr würden sie hungern müssen. Ohne Geld keine Vorräte. Und es war alles ihre Schuld. Isiras Verletzung, das verlorene Gold, alles nur wegen ihr...
Saria spürte kaum, wie sich ihre Hand um Saturas verkrampfte. Ihre Schultern bebten, sie kam sich völlig ausgebrannt vor. Als hätte ihr jemand das Herz aus der Brust gerissen und dann liegen gelassen. An seiner Stelle gab es nur noch eine schmerzhafte, gähnende Leere.
"I-ich... kann nicht...", kam es schließlich stockend aus den Kissen.
"Die anderen Amazonen... ich... kann ihnen nicht mehr in die Augen schauen..."
Erneut wurde die Amazone von Krämpfen geschüttelt. Mittlerweile war das Kissen unter ihr feucht von all den Tränen.
01.06.2003, 13:43 #437
Saria
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Das Amazonenlager # 9 -
Noch einmal lief ein deutliches Zittern durch Saria, dann drehte sie sich tatsächlich etwas auf die Seite. Zögernd, als ob sie Angst hätte, dass sich jeden Moment der Zorn der Götter selbst über ihr entladen würde, wanderte ihr Blick zu Satura.
Mit dem Handrücken fuhr sie sich über die Nase. Noch immer schaffte sie es nicht ganz, ihrer Amazonenschwester in die Augen zu blicken.
"A-aber... was ist mit... mit Thaleiia und Hummelchen? Die ganze Arbeit... alles umsonst..."
Neue Tränen fanden ihren Weg Sarias Wangen herab.
"Da-dabei hatte ich... Thaleiia versprochen... sie nicht zu... enttäuschen... Sie... sie hatte gesagt ich... ich wäre noch nicht weit genug... Und sie hatte Recht..."
01.06.2003, 14:11 #438
Saria
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Das Amazonenlager # 9 -
Endlich schaffte es Saria, den bitteren Kloß in ihrem Hals herunterzuschlucken. Ihre vom Weinen geröteten Augen richteten sich doch noch auf Satura.
Sie hatte Recht. Hoffte Saria zumindest. Was hätte sie denn schon groß gegen diese Übermacht ausrichten können? Es war kein gerechter Kampf gewesen. Sie selbst schaffte es höchstens mit Mühe, ein Schwert halbwegs gerade zu halten und Isira war gleich zu Beginn niedergeschossen worden. Selbst wenn sie eine meisterhafte Schwertkämpferin gewesen wäre, hätte sie keine Chance gehabt.
Aber dennoch war das keine Entschuldigung dafür, dass sie die Truhe geöffnet hatte.
"Aber... was ist mit dem Gold?", fragte die Diebin schüchtern.
"Ich... wenn... nur ich konnte die Truhe öffnen. Hätte ich sie nicht geöffnet, wären diese Schweine niemals an das Geld gekommen. Aber... ich... ich war zu schwach... Ich hätte sie nicht öffnen dürfen... Doch ich hatte... ich hatte so Angst..."
01.06.2003, 14:39 #439
Saria
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Das Amazonenlager # 9 -
Milena hatte sich für sie ausgesprochen?
Das war Saria neu. Vielleicht hatte Satura ja doch Recht, und es war gar nicht in erster Linie um das Gold gegangen.
Doch Saturas Worte lenkten die Diebin schnell von ihren Gedanken ab.
"Festtag? Was denn für ein Fest und wie und warum?", brach sie verwirrt hervor.
"Achso, Hochzeit, aber wer und mit wem überhaupt?"
Jetzt war die Diebin vollends verwirrt. Ihre Gedankenwelt glich einem rasenden Strudel, es fiel ihr schwer einen klaren Gedanken zu fassen.
01.06.2003, 21:10 #440
Saria
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Das Amazonenlager # 9 -
Seltsam, noch nie zuvor war Saria der Donnratempel dermaßen bedrohlich vorgekommen. Doch jetzt, als sie alleine vor der Tempelstiege stand, konnte sie sich kaum vorstellen, dass die Dämonenpforte zu Beliars Reich furchteinflößender sein konnte.
Zögernd setzte sie ihren Fuß auf die erste Stufe. Sie schluckte. Dort drinnen wartete Thaleiia auf sie. Würde sie jemals wieder herauskommen oder wurde sie von der Hohepriesterin zu lebenslangem Tempeldienst verdonnert?
Es kostete ihren gesamten Rest an Mut, langsam die Treppe zum Tempelportal zu erklimmen. Doch als sie den Tempel betreten wollte, zögerte sie. Bei ihrem letzten Gespräch hatte Thaleiia deutlich gemacht, dass sie nicht sicher war, ob sie Saria die Rune für den zweiten Kreis überlassen sollte. Schließlich hatte sie doch eingewilligt, jedoch hatte Saria ihr versprochen, dass sie die Priesterin nicht enttäuschen würde. Und jetzt?
"Komm doch herein."
Die Diebin fuhr zusammen. Ihr Herz schien für einen Moment auszusetzen, um dann schmerzhaft pochend weiterzuhämmern. Zu spät...
"Nun komm schon, ich beiße doch nicht."
Saria holte tief Luft, um ihren rasenden Puls etwas zu beruhigen. Dann betrat sie den Tempel und ging mit vorsichtigen Schritten auf die Hohepriesterin zu.
"Es... es tut mir so leid...", begann sie mit gesenktem Blick, wurde jedoch gleich von Thaleiia unterbrochen.
"Du brauchst dich doch nicht zu entschuldigen", meinte die Priesterin mit einem warmen Lächeln und legte der Diebin beruhigend die Hand auf die Schulter. Zum ersten Mal seit sie die Donnrapriesterin kannte, empfand sie ihre Berührung als angenehm. Zögerlich hob sie den Kopf und blickte Thaleiia aus großen Augen an.
"Dann... bist du nicht wütend auf mich?"
Das Lächeln der Priesterin gewann noch weiter an Wärme.
"Aber warum sollte ich denn? Eher im Gegenteil. Du hast erstaunlichen Einsatz für das Lager gezeigt, als du dich gegen die Söldner gestellt hast. Und du hast die Magie genutzt, um das Eigentum des Lagers zu beschützen. Mach dir wegen dem Gold keine Vorwürfe. Das kann man ersetzen - dein Leben jedoch nicht."
Saria stockte der Atem. Also hatte Satura doch Recht gehabt...
"Dann... dann wirst du mich nicht bestrafen?"
Thaleiia lachte kopfschüttelnd.
"Wo denkst du denn hin. Du hast mir bewiesen, dass meine Entscheidung, dich in den zweiten Kreis der Magie einzuweisen doch richtig war. Warte einen Moment, ich habe etwas für dich."
Die Hand der Priesterin verschwand zwischen den Falten ihrer Robe. Kurz darauf kam sie wieder zum Vorschein und streckte sich Saria entgegen. In der offenen Handfläche lag ein bläulich schimmernder Runenstein.
"Das ist ein Illusionszauber", erklärte die Priesterin.
"Eine äußerst mächtige Magie. Mit ihrer Hilfe kannst du jede erdenkliche Illusion erschaffen. Pass jedoch auf, du kannst dich leicht überanstrengen. Beschränke dich für den Anfang besser auf kleinere Spielereien."
"D-Danke", murmelte Saria und nahm die Rune in die Hand.
Sie konnte immer noch nicht so recht glauben, dass Thaleiia nicht wütend auf sie war. Die Diebin hatte schon fest mit ernsthaftem Ärger gerechnet.
"Ähm... wie geht es Isira?", fragte sie nach einer Minute des Schweigens.
Ein Schatten flog über Thaleiias Gesicht.
"Sie wird sich erholen. Die Wunde war ziemlich tief und diese Söldnerpfeile haben gemeine Widerhaken. Ich frage mich wirklich, wie rücksichtslos ein Mensch sein muss, um nur um des Geldes Willen einfache Frauen zu überfallen und niederzuschießen. Umso erleichterter war ich, als ich erfuhr dass du gesund bist."
"Danke Thaleiia", meinte die Diebin schließlich.
"Mach dir nicht zu viele Gedanken. Hauptsache du bist noch am Leben. Und jetzt schlaf dich besser aus. Ich habe das Gefühl, du könntest etwas Ruhe gut gebrauchen."
Saria nickte nur und lief dann aus dem Tempel. Trotz allem war sie erleichtert, als sie die Lagertore erreichte und auf den Hof trat. Vielleicht sollte sie Satura aufsuchen, um sich bei ihr zu bedanken.
01.06.2003, 21:38 #441
Saria
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Das Amazonenlager # 9 -
Als Saria an Hummelchens Schmiede vorbeikam, blieb sie mitten im Schritt stehen. Die Kunstschmiedin hatte noch immer ihre Runen. Ohne die magischen Steine kam sich die Diebin so schutzlos vor.
Erst bei dem Überfall war sie sich bewusst geworden, wie sehr sie sich auf die Runen stützte. Ob Hummelchen es merken würde, wenn...?
Ein rascher Blick versicherte der Diebin, dass sie nicht beobachtet wurde. Rasch schlüpfte sie in Hummelchens Schmiede und sah sich gehetzt um. Auf einer der Werkbänke konnte sie einen schlichten, silbernen Armreif erkennen. Von den Runen keine Spur. Vielleicht hatte sie ja schon angefangen, die Dinger zu verarbeiten?
Auf Zehenspitzen schlich Saria näher an die Werkbank heran, um den Armreif genauer betrachten zu können. Tatsächlich, auf der Oberseite war die Circe-Rune eingelassen. Bis auf den matt schimmernden Stein war der Reif völlig schmucklos. Wahrscheinlich war die Schmiedin noch nicht ganz fertig. Hastig striff Saria das Schmuckstück über ihren Arm und huschte erneut zur Tür. Wie sie erfahren hatte, wollte sich Hummelchen etwas Ruhe gönnen. Irgendetwas schien die Schmiedin zu bedrücken. So würde sie es kaum bemerken, wenn sich Saria die Rune für einen Tag auslieh. Wenn Hummelchen zurück an die Arbeit ging, würde sie ihre Schmiede genau so vorfinden, wie sie sie verlassen hatte.
Sichtlich erleichtert schlenderte Saria zu der Taverne. Mit etwas Glück war Satura ebenfalls dort.
02.06.2003, 18:43 #442
Saria
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Onars Hof # 7 -
Während sich die restlichen Amazonen um den korrupten Händler kümmerten, hatte sich Saria von dem kleinen Trupp abgesondert und war zu Linkys Laden geschlendert. Das dortige Türschloss übte eine unglaubliche Anziehung auf sie aus, sie konnte einfach nicht länger widerstehen.
So zog sie ihre Dietriche hervor, sah sich noch einmal kurz um und machte sich dann an dem Schloss zu schaffen. Offensichtlich hatte sich erst vor kurzer Zeit jemand versucht, die Tür aufzubrechen. Und er war dabei nicht sonderlich sanft zu Werke gegangen. Die kleinen Kratzer auf dem Metall sprachen eine eindeutige Sprache.
Geschickt stocherte Saria mit ihrem selbstgebastelten Dietrich in dem schmalen Schloss herum, stützte die verbogene Nadel mit einem länglichen, dünnen Stab und drehte sie vorsichtig herum. Als sie leichten Widerstand spürte, zog sie die Nadel ein Stückchen heraus, dann drehte sie weiter.
Klackend löste sich der Riegel und die Diebin konnte die Tür problemlos öffnen. Übung machte halt doch den Meister...
"Schaut mal, die Tür ist plötzlich aufgegangen!", rief sie zu den anderen Amazonen und ließ beiläufig ihr Werkzeug in der Tasche verschwinden.
02.06.2003, 19:25 #443
Saria
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Onars Hof # 7 -
Plötzlich fuhr Saria herum und funkelte Linky wütend an.
"Dein Einfluss bei den Söldnern wird dir auch nichts mehr helfen! Ich bin mir sicher, dass dein General nicht sonderlich erfreut sein wird, wenn er erfährt dass du Warentransporte der Amazonen überfällst und damit den Ruf seiner Söldner durch den Schmutz ziehst!"
Beiläufig strich Sarias Hand über einen ihrer Armreifen. Ein sanftes Leuchten mischte sich in ihre Pupillen, ein wohliges Kribbeln fuhr durch ihren Arm hinauf und jagte einen angenehmen Schauer ihren Rücken hinunter.
Befehlend streckte sie den Arm aus und schien nach etwas unsichtbarem zu greifen. Sie konnte deutlich spüren, wie sie in den Geist des Händlers eindrang.
Du wolltest uns doch gerade erzählen, was du zusammen mit den anderen Söldnern im Wald gemacht hast. Da gab es doch diese kleine Amazone mit all dem Gold. Komm schon, geh an das Fenster und schrei so laut du kannst was damals wirklich passiert ist. Deine Freunde werden sicherlich beeindruckt sein.
02.06.2003, 20:03 #444
Saria
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Onars Hof # 7 -
Urplötzlich wurde Sarias Gedankenstrom unterbrochen. Ein scharfer Schmerz zuckte durch ihren Kopf. Erschrocken fasste sie sich an die Schläfe und taumelte zurück, wurde jedoch von einer ihrer Schwestern aufgefangen.
Was war passiert?
Verwirrt blinzelnd blickte sie zu dem Händler. Das konnte doch nicht wahr sein - Ein seltsam anmutender Hofnarr hatte ihn niedergeschlagen!
Erst auf den zweiten Blick erkannte sie Schmok. Diese Stimme...
Der war doch auch beim Überfall dabei gewesen! Natürlich, er war derjenige, der sie von hinten gepackt und festgehalten hatte!
Das Gesicht der Diebin verzerrte sich vor mühsam zurückgehaltenem Zorn. Liebend gerne hätte sie ihm einen Pfeil zwischen die Augen gejagt. Doch der Kerl hatte sicherlich ein gutes Brüllorgan...
Erneut streichelte Saria ihre Rune. Seltsam, der Zauber schien sich noch leichter entfesseln zu lassen als zuvor. Vielleicht war der Geist des Wirtes einfach so sehr von all dem Alkohol zerfressen, dass er kaum noch Widerstand leisten konnte...
Schmok! Du musst unbedingt raus aus dem Laden! Die gesamte Welt soll hören, wie du zusammen mit deinen Kumpanen den Amazonentransport überfallen hast! Trage deine Stimme hinaus in die Welt! Sie wartet nur auf dich, all die Leute, sie wollen endlich deine Geschichten hören! Du weißt doch selbst, dass die Wahrheit stets die beste Lüge ist. Los, raus aus diesem stickigen Loch und schreie die frohe Botschaft in die Welt hinaus!
02.06.2003, 20:50 #445
Saria
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Onars Hof # 7 -
Währenddessen war Saria ein Stück zurückgewichen und hatte sich dicht neben Satura postiert. Das war also der berühmte General Lee...
Aber er schien etwas leichtgläubig zu sein. Oder etwas dumm. Offensichtlich würde sie etwas nachhelfen müssen, um seine Aufmerksamkeit zu erregen.
Die Hand der Diebin glitt zu ihrer Illusionsrune. Noch einmal atmete sie tief die kühle Nachtluft ein, dann bereitete sie sich auf den Zauber vor. Thaleiia hatte sie zwar gewarnt, es nicht zu übertreiben, doch es handelte sich eindeutig um eine Notsituation.
Noch einmal rief sie sich Schmoks Stimme ins Gedächtnis. Dann fokussierte sie die Magie der Rune, um sie in ihrem Zauber umsetzen zu können. Erneut glühten ihre Augen in einem inneren Licht. Die Umgebung schien um sie herum zu verschwimmen, ein starkes Schwindelgefühl ergriff von ihr Besitz.
Bloß nicht ablenken lassen...
Sarias Atem ging flach, als sie die Augen schloss um die wie wild umherschwankende Welt nicht mehr sehen zu müssen. Sie würde all ihre geistige Kraft für den Zauber brauchen...
Plötzlich ertönte erneut Schmoks Stimme.
"Hallo, mein schnuckeliges Generälchen! Hab ich dir schon von dem Überfall erzählt? Tolle Sache war das, diese dummen Amazonen hatten gar keine Chance! Achja, und bevor ich es vergesse - dreh dich mal um, Taeris verpasst deiner Bude gerade einen neuen Anstrich!"
Instinktiv griff Saria nach Saturas Arm, um sich zu stützen. Ihr Magen ballte sich zu einem Klumpen des Schmerzes zusammen, ihr wurde übel. Doch sie musste... weiter... machen...
Mit zusammengebissenen Zähnen unterdrückte die Diebin ein schmerzerfülltes Stöhnen. Vor ihrem inneren Auge ließ sie das Bild des Wegelagerers entstehen, der sie zum Öffnen der Truhe gezwungen hatte. Das Bild brannte noch frisch in ihrem Geist. Immerhin war es nicht das erste Mal gewesen, dass sie ihm begegnet war. Jetzt war die Zeit der Rache gekommen...
So erblickte der General als er sich umblickte, einen fröhlichen Taeris, der an der Wand seines Hauses offensichtlich äußerst gutgelaunt seine Notdurft verrichtete.
Saria fiel auf die Knie. Ihre Hand verkrampfte sich um Saturas. Die Taerisillusion drehte sich plötzlich herum, machte ein erschrockenes Gesicht und rannte dann so schnell sie konnte in den nahen Wald davon.
Ein Seufzer löste sich von Sarias Lippen. Kraftlos sank sie in sich zusammen, kippte gegen Saturas Bein und blieb reglos liegen.
03.06.2003, 19:41 #446
Saria
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Das Amazonenlager # 9 -
Die Schiffsfahrt war angenehm ruhig verlaufen. Sie waren auf keinerlei Bedrohung gestoßen - Von der Gefahr, Satura könnte sich jeden Moment übergeben einmal abgesehen.
Jetzt waren sie wieder daheim. Daheim... Seltsam, erst in den letzten Tagen hatte Saria die volle Bedeutung dieses Wortes begriffen. Zwar hatte sie sich im Lager stets sicher gefühlt, doch war es für sie nie viel mehr als eine Zufluchtsstätte, ein Ort an den sie sich nach ihren Diebeszügen zurückziehen konnte, angesehen.
Doch in den letzten Tagen hatte sie erstmals gespürt, wie sehr sie sich bereits an das Lager gewöhnt hatte.
Da die Diebin im Moment nichts zu tun hatte, beschloss sie dem Gästehaus einen Besuch abzustatten. Am Empfang war nicht gerade viel los, einige Amazonen saßen an einem der Ecktische und tuschelten irgendetwas. Und ein Leon saß einsam und verlassen an einem anderen Tisch. Saria blinzelte. Ein Leon?
Bei Donnra, was machte der denn hier? War er wegen Satura da? Das war die einzige, halbwegs logische Erklärung, die der Amazone einfiel.
Ein Lächeln stahl sich auf ihre Züge, als sie sich dem Dieb näherte. Der widerlich aufdringliche Gestank von Sumpfkraut schlug ihr entgegen, als sie sich unaufgefordert zu Leon setzte.
"Sag mal, willst du dir den Kopf wegqualmen? Wieviel hast du denn geraucht?", fragte die Diebin und rümpfte die Nase.
"Schau dir doch mal die drei dort hinten an, die sind auch fröhlich und dröhnen sich nicht zu. Nimm dir mal ein Beispiel an denen."
Träge drehte Leon den Kopf zu den noch immer fröhlich schwatzenden Amazonen. Blitzschnell griff Saria nach seinem Bierkrug, hob ihn an und zog den Humpen auf ihre Seite des Tisches. Lautlos setzte der Krug auf der Tischplatte auf.
Sarias zweite Hand war währenddessen in ihrer Tasche verschwunden und hatte sich um ihre Rune geschmiegt. Ein sanftes Glimmen trat in den Blick der Diebin. Als Leon den Kopf zurückdrehte, schien sich auf dem Tisch nicht viel verändert zu haben. Denn sein Bierkrug stand ja noch immer an seinem angestammten Platz.
03.06.2003, 20:03 #447
Saria
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Das Amazonenlager # 9 -
Mit wachsender Belustigung beobachtete Saria Leons zum Scheitern verurteilte Versuche, den falschen Bierkrug zu ergreifen.
"Ach, ich war vor gar nicht allzu langer Zeit mal drüben in Gorthar", meinte die Diebin und begann, den echten Bierkrug auf seiner Kante zu drehen.
"Das ist vielleicht ein seltsames Land, sage ich dir. Aber du warst ja selbst drüben. Satura hat dich gesucht. Habt ihr euch eigentlich getroffen?"
Die Diebin zwinkerte Leon zu, als dieser nicht gleich antwortete.
"Ist schon gut, ich will's gar nicht so genau wissen", grinste sie verschmitzt.
"Hab gehört, du hast auch mal diesen Kult besucht? Das sind vielleicht Spinner. Aber eine Menge wertvollen Krimskrams haben sie rumliegen. Und teilweise sind die Kerle wirklich hohl wie ein Fass."
Da Leon scheinbar keine Lust mehr auf das Krugspielchen hatte, musste sich Saria etwas neues einfallen lassen. So hob der Humpen auf einmal ab, schwankte in der Luft leicht hin und her und schwebte schließlich direkt vor Leons Gesicht.
"Was ist denn?", fragte sie verwundert, als sie Leons Blick bemerkte.
03.06.2003, 20:33 #448
Saria
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Das Amazonenlager # 9 -
"Lehrmeisterin?"
Durch den Schreck zerplatzte Sarias mühsam aufgebaute Konzentration wie eine Seifenblase. Ihr Blick flatterte.
Dann machte sich der Bierkrug auf einmal selbstständig, kippte auf die Seite und schoss wie ein Luftballon, dem man die Luft rausgelassen hatte, davon. Nach einigen Salti und Korkenziehern schraubte er sich knapp unter dem Türrahmen hindurch ins Freie und verschwand.
Verlegen kratzte sich Saria am Hinterkopf.
"Ich, ähm... Also eigentlich fühle ich mich schon wieder ganz gut... Aber das mit dem Lehrmeisterposten ist ja toll! Den hast du dir aber auch wirklich verdient, nach all dem Trubel. Immerhin bist du die beste Schwertkämpferin, die ich kenne!"
Und damit sprach Saria sogar die Wahrheit. Bisher hatte sie niemanden gesehen, der so elegant mit einem Schwert umging. Zumindest nicht in einem echten Kampf. Blutfeuer hatte ja auch immer nur fröhlich rumgeballert - Sowohl mit Worten wie auch mit ihrem Bogen.
03.06.2003, 21:02 #449
Saria
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Das Amazonenlager # 9 -
"Ich weiß nicht so recht", seufzte Saria leise und stützte ihren Kopf auf ihrer Hand ab.
Verspielt schob sie einen ihrer Armreifen nach oben, um ihn dann wieder in die Tiefe plumpsen zu lassen. Eigentlich könnte sie Leon etwas ärgern - doch da fing sie den warnenden Blick Saturas auf.
Abermals seufzend lehnte sich Saria schwer auf ihren stützenden Arm und fingerte dann an dem Haltegriff des tönernen Kruges herum.
"Momentan gibt es für mich nichts zu tun. Thaleiia wär sicher froh, wenn ich mal etwas in ihren Büchern rumwühlen würde. Aber irgendwie find ich keine rechte Lust."
Dass sie den größten Teil der Schriften ohnehin nicht verstand, verschwieg die Diebin.
04.06.2003, 14:58 #450
Saria
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Das Amazonenlager # 9 -
Ein Rütteln an ihrer Schulter riss Saria aus ihrem sanften Schlummer. Zuerst schob sie die Berührung auf irgendein Insekt, dass durch das Fenster geschwirrt war und sich nun auf ihrem Arm niedergelassen hatte. Doch für ein Insekt war der Druck ein gutes Stück zu intensiv. Zumindest, wenn es sich nicht um eine trollgroße Fliege handelte.
Seufzend wälzte sich Saria auf die Seite und schlug blinzelnd die Augen auf.
"Was's den los?", nuschelte sie verschlafen und registrierte verblüfft, dass sie von einer ihrer Schwestern geweckt worden war.
Irgendetwas schlimmes musste passiert sein, denn normalerweise wurde sie von niemandem aus ihrem Schlaf gerissen.
"Hummelchen sucht nach dir. Du sollst umgehend zu ihr kommen", kam gleich die Bestätigung ihrer Vorahnung.
Ächzend schwang Saria die Beine aus dem Bett. Ihre Amazonenschwester war schon längst verschwunden, als die Diebin sich müde den Schlaf aus den Augen rieb und sich dann anzog.
Wenige Minuten später schleppte sie sich durch die Nachmittagshitze über den Hof, auf Hummelchens Schmiede zu. Wenn das mal keinen Äger gab...
Hoffentlich hatte sie nicht gemerkt, wie sie neulich die Rune entwendet hatte.
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