World of Gothic Archiv Alle Beiträge von Isabell |
|
20.04.2004, 15:56 | #301 | |||||||
Isabell Beiträge: 307 |
[Q] Das Land Gorthar # 7 -
Der Markt draußen endete noch lange nicht, als derselbe Mann ihnen die Getränke brachte. Sie stießen an, lächelten kurz und nahmen einen Schluck von ihren Getränken, ehe sie sich wieder ihrem Gespräch widmeten. Mit dem Zeigefinger spielte Isabell an einer der Blumenranken, es roch nach Orchideen, wo immer man die auch in Gorthar herbekam. In freier Natur hatte sie diese noch nicht hier gesehen. Ein flüchtiger Blick fiel auf den silbernen Ring, der am Ringfinger ihres Bruders lag, er hatte ihn noch immer. Die Zeit, sie war lange her und doch gab es immer noch kleine Details, die sie daran erinnern ließen, der Ring, ein Beweis ihrer Liebe, er war noch immer da und machte keine Anstalten zu verschwinden. ?und dann werden wir noch mal kurz nen Schmied aufsuchen, der macht uns schnell ne Kette und dann können wir endlich raus hier. Ihr Bruder wiederholte sich, er merkte es nur nicht, aber Isabell lächelte dennoch und wartete. Dann endlich kam ihr Essen, zwei schöne Platten, zwar nicht Silber, aber etwas anderes, das genauso aussah. Es duftete lecker und war reichlich, den Preis wollte sie gar nicht wissen, letztes Mal war es schon unverschämt teuer gewesen, doch an Gold wollte man nun nicht denken, man wollte mal wieder seinen Gaumen erfreuen. Es schmeckte, wie es aussah. Delikat. Das zarte Fleisch zerging förmlich auf der Zunge, man brauchte es fast nicht mehr kauen. Die Knödel waren ohnehin zart und hatten sogar ein bisschen Petersilie als Füllung, was sie sehr aufmerksam fand. Die Pilzsauce jedoch war am besten, kleine Stücke eines Waldröhrlings mussten darin gewesen sein, vielleicht war es auch Steinpilz, aber sie vermutete schon den Röhrling. Das Essen genossen sie jedoch, lange brauchten sie dafür. Rociel schien es auch zu schmecken, aber keiner von beiden hatte es nötig den guten Geschmack mit Schlingen und Stopfen zu beweisen, wie man es gerne unter den Bauern und Gesindel sah. Lass mich mal von deinem Ragout probieren Schwester. Sie war überrascht, nickte aber und reiche ihm ein kleines Stück des Fleisches in der Sauce herüber und er gab zu, dass es auch sehr gut war. Jetzt musst du mich aber auch mal kosten lassen ja? Rociel grinste. Klar doch. und reichte auch ihr ein Stückchen des hoffentlich frischen Fisches rüber, das sie genüsslich von der Kabel aß. Es war wirklich sehr frischer Fisch, Petersilie, Knoblauch, Zwiebeln, Sellerie, Schnittlauch und Zitronengras schmeckte sie, aber es waren sicher noch andere Kräuter dabei gewesen. Schmeckt sehr gut. Eine ehrliche Meinung, aber als ihr Bruder musste man schließlich Geschmack haben grinste sie in sich hinein. |
|||||||
20.04.2004, 16:02 | #302 | |||||||
Isabell Beiträge: 307 |
[Q] Das Land Gorthar # 7 -
Die klare Frühlingsluft fand selbst einen Weg in die tiefen Wege, die nach Gorthar führten, ließen sie aufhorchen was sie zu berichten hatten, fühlten sich gut an. Ihre Finger tänzelten umeinander, ehe sie sich doch entschlossen getrennt zu bleiben, das Essen spürte sie noch immer im Magen und auf der Zunge. Es war ein sehr bekömmliches Mahl gewesen, aber ein wenig Bewegung würde dem Verdauungsprozess sicherlich nicht schaden. Der Marktplatz war noch immer voller Regen und Treiben, die Händler feilschten um Goldmünzen und lockten Kunden mit preisendem Geschrei an ihre Stände. Ein zweites Mal, dieses Mal aber nicht direkt durch die Stände, sondern etwas abseits, passierten sie die Promenade und kehrten dann zurück in die gut betuchte Gegend von Gorthar. Hier wollten sie nun einen Schmied finden, einen Schmied für eine simple Kette, doch erst jetzt fiel Isabell ein, dass sie sich ja aussuchen musste, ob sie lieber Gold oder Silber haben wollte. Wahrscheinlich war sogar noch mehr möglich, doch es sollte schließlich kein Schmuckstück sein, sondern nur eine Kette. Sie entschied sich dann für Silber, da ihr Gold zu aufdringlich war, Silber war da anders, sie mochte Silber, hatte sie Rociel doch auch einen Ring aus Silber geschenkt. Den Schmied fanden sie recht schnell, schon in den ersten Gassen hörte man den Amboss, wie er seine Arbeit verrichtete, kleine Dampf stieg vom Ofen nach oben, es wurde rasch gearbeitet. Sie fanden einen Mann, Schweißperlen satt und überströmt davon. Sein Name musste Igor sein, denn am Schild des Hauses stand "Igors Schmiede", also war der Mann wohl jener Herr. Die Schmiede lag nach außen, man arbeitete also vor dem Haus, doch dies schien hier niemanden zu stören, der Mann arbeitete an Schwertern, man konnte sehen, dass ein Duzend Rohlinge vor ihm lag, erst zwei Stück schon fertig aussahen. Eine Menge Arbeit, die da auf den Schmied zukam, doch zuerst wollten sie einmal die Kette erwerben. Warum sie ausgerechnet zu einem Schmied gingen war eine gute, wenn auch sinnlose Frage, denn eine direkte Antwort hatten sie darauf nicht. Als sich der Schmied den beiden Fremden angenommen hatte, fragte sie auch gleich nach der Kette. Sagt Schmied, könntet ihr mir eine schöne Silberkette machen oder verkaufen? Der grobe Mann sah nur kurz auf und zuckte mit den Augenbrauen, eher er ein grollendes Lachen von sich gab und wieder zurück zum Amboss hinkte, sein rechtes Bein war taub wie es schien. Eine Kette? Ich bin Waffenschmied und kein Goldschmied. Geht zu Bratis, der hat so ziemlich jeden Plunder, den ich nicht habe. Ihr findet ihn gleich hier in der Gasse, dreißig Meter weiter. Die beiden bedankten sich und nahmen den Ratschlag an, allerdings fragte sie sich noch einmal, warum sie ausgerechnet zu einem Schmied gingen, aber diese Frage war eben sinnlos. Bratis Laden zeichnete sich durch ein kleines Schild aus, das auf einen Goldschmied hindeutete. Auch hier traten sie vorsichtig ein und erspähten einen kleinen Zwerg hinter der Theke. Gut drei Köpfe größer als sie war er und das wollte was heißen. Mit großen Augen sah Bratis sie an. Ohhh, Kundschaft, fein. Was darf es sein? Ein Ring mit Rubinen, Smaragden oder Diamanten, oder lieber doch ein Saphircollier, ein Armband aus Gold und Topas oder doch lieber etwas für den Hals? Isabell grinste, das klang nicht gerade billig, aber Hals traf es ganz gut. Sie kramte in ihren Taschen und nahm das kühle Amulett heraus, legte es auf den Tresen und erntete sofort einen wütenden Blick ihres Bruders dafür. Eine Silberkette für dieses gute Stück., entgegnete sie dann. Ohhhh, darf ich mal sehen, ein sehr, sehr schönes Stück und diese Kraft, die es ausstrahlt. ? Finger weg! Ihr Bruder schnappte gierig nach dem guten Stück und entriss es dem kleinen Zwerg. Es war wohl doch keine so gute Idee es herauszuholen. Dennoch, anlegen wollte sie es ja schon. Wie lang? Bis zum Becken, Bauch oder Brust? Ich nehme Maßeinheiten gerne. Gutes Silber, schlechtes Silber? Große Ösen, kleine Ösen? Verschnörkelungen? Isabell überlegte, es sollte so klein wie möglich sein. Bis zum Hals, sehr klein. Und noch etwas. Der Verschluss muss sicher sein. Gutes Silber natürlich und ansonsten schlicht. Bratis hüpfte förmlich auf seinem großen Hocker und eilte in den Hinterraum und wuselte sogleich schon wieder hervor. So, eine wunderschöne Kette. Sie wird euer Schmuckstück in ein schönes Licht setzen. Bestes Silber, rein wie das Wasser der Quellen. Schmiegt sich eng um den Hals, muss deswegen hinten festgemacht werden. Wie ihr es gewünscht habt. Isabell nahm die Kette und bemerkte, dass sie wirklich schön war. Sie legte sie an und sah kurz zu Rociel, der lächelte zuvorkommend. Gefällt sie dir?, fragte er daraufhin. Ja, sehr sogar, war ihre ehrliche Antwort darauf. Also schön, verehrter Bratis, was wollt ihr für diese kostbare Blüte erlesener Goldschmiedskunst. Ihr sehr es an unserem Äußeren, wir sind arme Bettler, also rechnet nicht damit, dass wir den Preis der Idioten aus Gorthar zahlen. Wir könnten das Stück auch mit dem Schwert bezahlen, aber wir sind normalerweise ehrliche Kunden. Also, sagt mir einen gerechten Preis. Sie musste sich das Grinsen verkneifen, der Zwerg schluckte, hatte Rociel ihn durchschaut? Es war ja schon gemein, aber was soll?s niemand hatte gesagt, dass sie nett waren. Ähhmm, hehe?wären euch?vierzig Goldstücke recht? Eigentlich wollte Isabell schon ihren Goldbeutel zücken, aber ihr Bruder leerte schon wieder einen seiner Goldbeutel auf der Theke. Ich gebe euch ... dreißig, ja, dreißig. Dazu noch zwei extra, so, schönen Tag noch. Nachdem er achtzehn Münzen in den Lederbeutel gezählt hatte, verließen sie wieder den Laden, ohne auf einen Einspruch des Besitzers zu warten, der ja trotzdem noch Gewinn gemacht hatte. Die Kette behielt sie gleich um. Ein wirklich schönes Stück, aber warum hatte sie Rociel wieder bezahlt. Er war heute wirklich großzügig und schon wieder fühlte sie sich an das Gespräch mit Tolban erinnert. Der alte Mann meint, ich würde ihm durch meine Anwesenheit ein Geschenk machen, aber trotzdem fühl ich mich schlecht. Hm?ja?das könnte eine Idee sein? Den Gedanken jedoch behielt sie für sich? |
|||||||
20.04.2004, 16:04 | #303 | |||||||
Isabell Beiträge: 307 |
[Q] Das Land Gorthar # 7 -
Unwillkürlich wurde sie mitgerissen, ohne es zu wollen rannte sie die ersten paar Meter, dann setzten sich ihre Beine selbstständig in Bewegung und gingen das Tempo von Rociel. Sie spürte, wie sich Reste des Essens noch bewegten, ein schlechtes Zeichen, doch das hielt sie nicht an, bzw. vom Rennen ab. Doch ihr Gesichtsausdruck deutete in die Fassungslosigkeit. Was war nur mit ihrem Bruder los. Sie wollte es unbedingt wissen, auch im Hinblick auf die Kondition, auf die Seitenkrämpfe im Magen, wenn man während eines Spurts redete, es war ihr egal, sie wollte es wissen. Warum rennen wir denn? Warum müssen wir weg? Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten, deutlich langsamer aber klar sprudelten die Worte aus dem Mund ihres Bruders. Der Gelirkas Orden?wieder da?hinter uns her. Wir saßen in?der Falle. Isabell sprach kein Wort mehr, rannte nur noch, sie waren schnell, doch Ausrüstung, Rüstung und Rucksack hemmten sie sehr. Doch trotzdem blieb sie dicht an der Seite ihres Bruders, aber einmal warf sie einen Blick zurück, wollte mögliche Verfolger erkennen und bemerkte den Schatten auf dem Dach. Die Gelirkas Sekte?sie hatte schon gar nicht mehr mit dieser Organisation gerechnet. Diese Spinner, die sie töten wollte, da sie wussten, wer sie waren. Sie hatten nichts mehr von sich hören lassen, seit sie in Gorthars Untergrund getaucht waren. Aber nun kamen sie wieder, hatten anscheinend nicht vergessen und griffen sogar in der Stadt, unter Menschen an. Es war unglaublich. Am liebsten hätte sie ihr Schwert gezogen und gekämpft, doch Isabell wusste, dass es nichts brachte gegen Puppen zu kämpfen. Sie mussten das Übel an der Wurzel packen, nur wo lag die Wurzel? Das war die große, alles entscheidende Frage. Aber auch das würden sie rausbekommen. Nun jedoch rannten sie, kamen sobald wieder auf den Marktplatz, tauchten durch den Tumult, versteckten sich in der Masse. Sie hechteten an Ständen vorbei, selbst Passanten fielen unter ihrer Eile, die Waren waren nicht mehr sicher, wenn sie in die Nähe kamen, sprangen über Fässer und Kisten, nutzten sie, um besser durchzukommen, dann schlug ihr Bruder den Weg in eine Seitengasse ein, zusammen hechteten sie um eine Häuserwand, klatschten ihre Körper daran. Ihre Körper schlugen auf und ab, die Brustkörbe fielen und stiegen, als ein grinsendes Gesicht neben ihr lachte ? nein, vielmehr kicherte. Grinsend und mit einer Augenbraue zuckend sah sie zu ihm und Rociel meinte nur stolz: Sie kriegen uns nie. Niemals, hihihi. Nun fing auch sie an, wurde von dem Kichern eingefangen und gezwungen mitzulachen. Gemeinsam drangen dann zwei abstrakte Geräusche aus der Gasse, sie lachten über den Orden und über ihre Gerissenheit, aber dann wurde es wieder still, ihr Brustkorb hatte sich beruhigt, der Atem normalisiert, der Herzschlag fast. Gemächlich schritten sie zum Tor, ignorierten die gorthanischen Wachen, senkten Kopf und Haupt, beeilten sich durch die Schwelle zu kommen. Keiner hielt sie auf, keiner...aber ein ungutes Gefühl lag in ihrer Hüfte?dort, wo auch das Amulett lag? |
|||||||
20.04.2004, 16:06 | #304 | |||||||
Isabell Beiträge: 307 |
[Q] Das Land Gorthar # 7 -
Die Gestalt vergaß sie bald wieder, konnte sie doch nichts richtig erkennen, nicht mal das Geschlecht des Mensches, kein Gesicht, nichts. Stattdessen fasste sie den Gedanken auf, sie durfte nun zum ersten Mal sehen. Der Frühling, von dem sie in Zopar und unter Gorthar geträumt hatte, er wurde nun endlich Realität. Sie sah den Frühling vor ihren eigenen Augen. Sie sah, wie die Sträucher und Büsche am Waldesrand und an den Baumstämmen zuerst gekommen waren, sah die Knospen, die Blüten. Die Bäume hatten mehr Äste als zuvor, kleine, dünne waren neu hinzugekommen. Die ersten trugen kleine, in sich verwachsene Blätterkugeln, die schon bald platzen würden und dann die schönen Blätter in alle Richtungen ausbreiten ließen. Einige Bäume waren auch schon grün, doch ganz so weit waren die meisten noch nicht. Die Tannen und Fichten kamen nun grau herüber, obwohl das nicht die Farbe ihres Nadelkleides war, doch in dem schillernden Grün der meisten Pflanzen wirkte ihr Grün wie ein dunkler Abklatsch des scheußlichen Graus. Sie hatten lange genug gedient, zwei Haareszeiten schön gewesen, hatten sie lange erfreut, nun aber sollten die Laubbäume wieder an die Macht und der Wald sollte hell erstrahlen, wenn die Sonnenstrahlen durch das Blätterdach stießen und sie weckten. Selbst einen Kirschbaum sah sie, wie wunderschön die Kirschblüte doch aussah, sie war wahrhaft das Frühlingskind Nummer Eins, nichts Schöneres stand vor ihr im Moment. Sie stand direkt an einer kleinen Mulde und erst jetzt fiel ihr auf, dass sie wohl bewusst zum Jägerlager von Prix und Ra gegangen waren. Vielleicht war das ja auch ganz gut, wenn sie in der ersten Nacht noch in einem sicheren Lager schliefen, ehe es dann weiter ging. |
|||||||
20.04.2004, 17:37 | #305 | |||||||
Isabell Beiträge: 307 |
[Q] Das Land Gorthar # 7 -
Die junge Frau hatte sich wieder dem Wald zugewandt, sah ihn lange und intensiv an. Er wirkte wie ein riesiges Lebewesen, als ob jeder Baum, jeder Strauch, jede Blume ein Teil von ihm wären. Sie nahm sich einen Apfel aus ihrem Rucksack, den sie noch aus den Vorräten des Schlosses hatten und legte auch ihren Rucksack ab, inzwischen war es erträglich geworden, das Gewicht, nur noch ein Viertel von dem Gewicht, dass sie bei ihrer Ausreise hatten. Der Apfel war süß, sein Fruchtfleisch war zart, es schmeckte gut, gleichzeitig war es wässrig, so dass sie auch noch einen guten Durstlöscher damit gefunden hatte. Ab und an schwenkte ihr Blick zu Rociel, der ohne Murren die Aufgabe von Prix angenommen hatte, fast so schien es, als ob es ihm noch Spaß machen würde. Der Jägersmann saß währenddessen einfach nur da und sah ab und an in den Himmel, paffte an seiner Pfeife und schloss die Augen. Ein wenig Ruhe für Geist und Seele, das würde ihnen auch gut tun und nichts anderes war in den nächsten Tagen geplant. Es würden sicherlich schöne Tage werden, wenn nichts mehr dazwischen kam, aber alleine die Ankündigung der Gelirkas Sekte ließ das Gegenteil befürchten. Sie seufzte, lächelte aber sogleich wieder, da sie zwei Vögel auf einem Ast fliegen sah und kurzzeitig ihr gelbes Gefieder bewundern konnte, ehe sie wieder weiterflogen. Diese kleinen Momente und Augenblicke, sie mochte das, mochte das sehr. Es war irgendwie Leben, nie dasselbe, monotone Grau. Der Alltag, ein schreckliches Bild, gemalt von einem stümperhaften Künstler, Natur jedoch war aus der Hand einer Göttin entstanden. Erst jetzt bemerkte sie, wie schrecklich die Zeit in den Labyrinthen unter der Erde doch gewesen war. Eine schreckliche Zeit, an die ihre Erinnerung verging. Die junge Frau nahm nun wieder ihre Kette und öffnete den Verschluss. Dann legte sie das Silberstück in ihren Schoß und griff in die Tasche an der Hüfte. Das Amulett kam zum Vorschein, das Stück, für das sie all diesen Mist auf sich genommen hatten. Es sah total unscheinbar aus, noch nicht einmal sonderlich wertvoll, doch der große Edelstein in der Mitte war wirklich prächtig. Sie merkte sofort, dass es kein einfaches Schmuckstück war. Es war mehr, viel mehr. Wenn man genau hinsah, dann erkannte man sogar eine Art Bewegung, man spürte etwas. Es hieß, es sei ein Relikt Innos. Nun, dann war es mehr als ein Schmuckstück, eine Reliquie. Sie blinzelte, ließ ihre Spannung abfallen und zog die Kette durch die dünne Öse, dann legte sie die Kette wieder um. Das Amulett machte sich kaum bemerkbar, lag an ihrem Hals kalt, doch man gewöhnte sich schnell daran. Isabell fuhr mit der Hand darüber und nahm den letzten Bissen vom Apfelgerippe, dann warf sie die Kerne und das Gerippe weg. Die Geschichte hat begonnen, sehet nur, wie sich die Teile zusammenfügen. Das Schicksal ist unaufhaltsam, die Bestimmung des Mädchens erfüllt sich, Innos Wille wird geschehen... |
|||||||
20.04.2004, 21:21 | #306 | |||||||
Isabell Beiträge: 307 |
[Q] Das Land Gorthar # 7 -
Endlich konnte sie sich einmal revanchieren. Es war zwar nur ein kleiner Dienst, mehr nicht, aber zumindest kam sie sich nicht mehr so nutzlos dabei vor. Die zwei kleinen Stiefeldolchscheiden waren schnell angenäht, aber natürlich kam es auch bei der Arbeit auf Präzision an und die wollte sie dabei auch leisten. Sollte Rociel ruhig einmal ausspannen, das war schon in Ordnung so, er machte sowieso viel zu viel für ihren Geschmack, ein wenig mehr Ruhe schadete ihm sicher nicht. Isabell nahm vorsichtig die Nadel, die sie immer mit sich führte, und fädelte den Faden ein. Danach nahm sie ein geeignetes Stück des Felles, es war wohl Wolfsfell und hielt es an die Stelle, wo es später einmal im Stiefel sein sollte. Danach nahm sie die Nadel und machte einen Stich nach dem anderen, eng beieinander liegend, damit es auch wirklich hielt. Später dann nahm sie das untere Stück der Lasche und faltete es um, bevor auch dieses angenäht wurde. Somit war die einfache Stiefelscheide gemacht und der spitze Dolch war vom Fuß gut abgetrennt. Es war ein zähes Fell und würde sicher lange genug halten. Plötzlich kam dann Ra zurück, anscheinend hatte er gute Beute gemacht, trug er doch einen großen Hirsch, zumindest versuchte er ihn zu tragen. Prix hatte seinen Gehilfen schon gesehen, half beim Tragen des Tieres. Später dann machte sich auch Rociel dran zu helfen. Es wurde wieder ein wenig hektisch ums Lagerfeuer, doch eigentlich war es wie immer. Alles schien so gewohnt, aber keine graue Bekanntschaft die man kannte. Es war viel mehr ein Erlebnis von bekannten Elementen, die sich immer zu etwas Neuen verbanden. Gemeinsam saßen sie dann zu später Stunde da, aßen zu viert frisches Fleisch vom Hirsch, was wirklich eine Delikatesse war, redeten und fragten, mal weniger, mal mehr. Gelacht wurde selten aber wenn, dann aus ganzem Herzen. Und am Ende, am Ende spielte Isabell noch ein wenig auf der Harfe, selten spielte sie bei gleich drei anderen Leuten. Doch heute machte sie eine Ausnahme. Und irgendwann ? in später Nacht ? verloren sich auch die letzten Klänge des Instruments und sie gingen schlafen. Während Ra und Prix in ihren Zelten verschwanden, blieben sie draußen. In einer Steppdecke eingehüllt, am glimmenden Lagerfeuer liegend, eng beieinander. Ein paar Küsse waren gefallen, ein paar Mal streichelten sie sich, doch eigentlich waren sie wirklich müde. Ihre Tage wurden so schrecklich lang. Auch das musste sich dringend ändern. Isabell schmiegte sich eng an den Oberkörper ihres Bruders, benutzte ihn wieder als Kopfkissen, wie schon so oft. Irgendwann, im Schrei der Eule, waren sie dann eingeschlafen. Wer träumt, dem wachsen Flügel. |
|||||||
21.04.2004, 15:53 | #307 | |||||||
Isabell Beiträge: 307 |
[Q] Das Land Gorthar # 7 -
Ein Grinsen huschte über ihre Lippen, dann war es doch wieder ein Lächeln. Sie räkelte sich auf, müde und wenig begeistert vom neuen Tag. Aber wach war sie ja und ausgeruht auch. Irgendwann musste man mal aufstehen und Rociel würde bestimmt nicht noch einmal einschlafen wollen. Noch mitten in ihren langsamen Bemühungen sich zu erheben, kam auch Prix aus seinem Zelt, blieb jedoch erst mal unbemerkt, nur ihr Bruder grüßte ihn beiläufig. Als sie dann wieder da lag und den Oberkörper auf die Ellenbogen stützte, sah sie ein wenig herum. Rociel stand auf und ging ein paar Schritte, auch sie blieb nicht mehr lange am Boden, sondern machte sich auf in den Tag zu kommen. Die Augen rieb sie sich, Schlafkörner sollten herausfallen, dann aber schnappte sie sich die beiden Stiefel und brachte sie zu ihrem Bruder. Hier, ich bin gestern noch fertig geworden. Hast du eigentlich gar keine kalten Füße? Sie schaute ungläubig auf seine nackten Füße und sah besorgt wieder hoch. Ach was, ein bisschen, vielleicht. Dank dir. Er schnappte sie sich und zog sie auch sogleich an, ehe er sie wieder festband. Isabell lächelte ein letztes Mal zurück, dann aber wandte sie sich zu dem Lagerfeuer, holte ihren Rucksack und zwinkerte zu dem älteren Jagdmeister, ehe sie sich zu der Kirschblüte hinwandte. Die Zeit des Gehens war gekommen, Vergänglich lag in der Luft. |
|||||||
|