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25.03.2004, 19:53 #251
Isabell
Beiträge: 307
[GM] Das dritte Amulett -
Oh, ähm, tja… So oder so ähnlich klangen die Geräusche, als sie die Wahl hatten, ob nach Norden, nach Süden, nach Westen, nach Osten, oder natürlich konnte man dies noch mal kombinieren und verdoppelt. Es wäre ja nicht schwierig geworden, wenn die Gänge nur solche Scheingänge gewesen wären, nur leider besaß jeder Gang zu aller erst eine gewisse, dicke Steinwand, die auch nach fünf Metern nicht aufhören wollte. So konnten sie die Möglichkeit, dass bestimmte Gänge zusammenhingen, zumindest teilweise abhaken. Das Ganze war ein schönes Spielchen, gewiss, nur leider hatten sie weder die Zeit, noch die Kraft, noch den Proviant, um hier jeden einzelnen Gang einzeln zu durchleuchten. Je nach Größe oder Raffinesse des Erbauers konnte es Wochen dauern, bis sie auf diese Weise den Richtigen rausgefischt hätten. Doch irgendwann mussten sie mal anfangen und da es sowieso nicht erkennbar war, rieten sie einfach. Nur war es schwer zu raten, wenn man wusste, dass es vielleicht ganz entscheidend war, ob man den richtigen Gang erriet oder nicht.

I: Warum nehmen wir nicht den nördlichsten Gang.
R: Da gibt es aber zwei nördliche Gänge.
I: Wir werfen eine Münze, der Kopf des Königs ist der Linke und Zahl ist der Rechte.
R: In Ordnung, was können wir im Norden schon verlieren.


Rociel kramte seinen Goldbeutel hervor, einen seiner wenig gefüllten, und nahm eine einzige Goldmünze heraus. Ohne zu zögern warf ihr Bruder sie in die Luft und klimpernd fiel das schöne Geld auf den Steinboden. Gespannt sahen sie dann hinunter und nahmen sich mit ihrem gegenseitigen Schattenwurf die Sicht, doch man konnte es erkennen es war…Zahl.

R: Also rechts.
I: Genau, der rechte, nördliche Gang wird der richtige sein.
R: Ganz sicher ist es das.


Das gegenseitige Mut einreden war zwar schön, doch sie glaubte nicht wirklich daran, dass ausgerechnet dieser rechte, nördliche Gang der Richtige war. Es mochte noch so viele andere Wege geben und wenn dies nicht das Ende war, was dann. Es musste jetzt einfach klappen, denn die Zeit rann unaufhörlich weiter. Besonders das Wasser wurde knapp, nur noch wenige Tage würden sie genug davon haben. Sie durchschritten ohne zu zögern den steinernen Bogen und traten in einen Gang ein, der wieder ausreichend beleuchtet war. Doch ihr Weg in dem breiten Gang dauerte nicht lange. Wenige Minuten später endete er plötzlich und entließ sie in einen sonderbaren Raum. Eisengitter standen zuhauf an Ecken und waren nichts weiter als Zellen. Wieder waren diese Zellen ohne jeglichen Komfort, vollkommen leer und ohne Hinweise. Doch eine seitlich gelegene Tür erregte ihre Aufmerksamkeit. Sie öffneten die unverschlossene Tür, die übrigens aus morschem Holz war, dass sie auch nicht erkennen konnte, genauso wenig wie Rociel, der dazu nichts sagte und traten ein. Fackeln brannten zwar, doch dieses Mal hätte sie sich gewünscht, dass sie erloschen wären. Ein recht großer Raum bot sich ihnen an, mitsamt den Werkzeugen, die sich darin befanden. Folterwerkzeuge wohlgemerkt. Zwar klebte kein Blut mehr an ihnen, doch Knochen fand man hier umso mehr. Käfige, in denen Skelettknochen herausschauten hingen über ihren Köpfen, Liegen voller Spitzen, Eisenschlingen, ein Fallbeil, eine Art Sarg, dessen Deckel auf der Innenseite voller scharfer Metallspitzen jeden Gefangenen durchlöcherte, wuchtige Eisenkeulen in Verbindung mit Ketten, die an der Wand befestigt waren und ein gut sortiertes Sortiment von Werkzeugen aller Art, mit denen man Menschen behandeln konnte. Verrostete Messer, kleine, scharfe Rasiermesser, Sezierklingen, alles Werkzeuge eines Barbiers, oder eben eines Folterknechtes. Selbst ein Skelett in ganzer Größe stand in dem Raum, es hielt eine Axt nach oben, als ob es gerade beim Holzhacken war, doch es bewegte sich zum Glück nicht, dennoch wirkte es auf erschreckende Art und Weise authentisch, dass Isabell schwer schlucken musste, als sie es das erste Mal erblickte. Dieser Raum, er war das Ende, es gab keinen weiteren Gang mehr, doch deswegen musste ihre Wahl noch nicht falsch gewesen sein, denn im Hauptraum, wo auch die Gitter um die Zellen standen, dort gab es noch eine weitere Tür, die in die andere Richtung verlief. Doch nun waren sie erst einmal in diesem Horrorkabinett und sahen sich die Folterinstrumente genauestens an, obwohl es nicht schön war hätten hier schließlich weitere Hinweise liegen können. Glaubst du, die beiden Skelette in den Käfigen da oben, könnten weitere Personen sein, die es bis hierher geschafft haben? Isabell überlegte ein wenig, denn Skelette gab es hier viele, aber welchen Grund sollte man gehabt haben, ausgerechnet zwei von ihnen dort oben zu lassen? Durchaus möglich. Aber hier sind so viele Skelette… Ansonsten gab es aber nichts Aufregendes mehr, doch gerade als sie sich ein weiteres Mal umdrehte, erschrak sie. Huch… Sie wich nach unten und prallte dabei gegen Rociel, denn es fast umhaute. Was ist denn los? Erst als sie wieder standen und sich die junge Frau das Skelett noch einmal ganz genau ansah, antwortete sie ihm. Ich war der Meinung, dass sich der rechte Finger des Skelettes gerade bewegt hatte. Ihr Bruder schaute nur unglaubwürdig, genau das hatte sie zwar erwartet, aber wenn es nun mal so war, es war ein Zucken, da war sie sich ganz sicher. Du meinst also…das ist gar kein lebloses… na ja, Skelettbild?Wenn ich’s dir doch sage. Es hat sich bewegt.

Mit einem tiefen Blick sahen sie sich das Ding noch einmal an, doch es blieb starr, als ob es sich niemals bewegt hätte. Letztendlich ließen sie davon ab und begaben sich wieder zur Tür, als sich ihr Bruder umdrehte. Ha, du hattest Recht. Diese verlogenen Ratten, aber nicht mit uns. Zuerst verstand sie kein Wort, aber dann machte es Klick. Währenddessen war ihr Bruder mit gezückter Waffe auf den Knochenmann zugelaufen, doch in dem Moment, wo sein Schwert den starren Knochenkörper treffen sollte, donnerte die Axt aus äußerst beweglichen Handgelenken herunter und hielt den Schlag ab, doch kurz darauf streifte der zweite Schlag von ihrem Bruder den Torso und damit war es um den Gegner geschehen. Zur Sicherheit köpften sie es noch, als es schon am Boden lag. Ich wette das war der Folterknecht oder irgendeine makabere Überraschung für Leute wie uns. Ahnungslos und dumm. Aber es ist ja gerade noch mal gut gegangen. Doch noch im selben Moment fiel die Tür der Folterkammer krachend zu und ein Lachen drang aus dem Raum. Wie schon erlebt, schien es direkt aus den Wänden zu kommen. Doch dieses Mal war es ein geradezu amüsiertes Lachen und es blieb nicht nur dabei…
25.03.2004, 22:34 #252
Isabell
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[GM] Das dritte Amulett -
Plötzlich war es wieder ruhig, die Stimme verschwand genauso schnell, wie sie auch wieder gekommen war. Als ob sie nie da gewesen wäre, so erweckte es den Anschein. Doch sie hatten sie beide gehört. Mal flüsterte sie, mal sprach sie energisch, wie eine echte Stimme besaß sie Emotionen, sie wirkte alles andere als tot. Vor allem die letzten beiden Sätze hatte sie ihnen an den Kopf gedonnert, als ob es eine Warnung sein sollte, eine Warnung, die ihnen nichts mehr nutzen sollte. Ganz klar, es schien der Stimme geradezu diebischen Spaß gemacht zu haben, ihnen diese Botschaft zu überbringen. Doch alles was sie taten war die Tür wieder zu öffnen und endlich aus dieser Folterkammer herauszukommen. Es gab nicht sonderlich viel Interesse noch weiter in einem solchen Raum zu verweilen. Am Ende mochten sich hier noch die Folterwerkzeuge persönlich bewegen und von Geisterhand geführte Seziermesser auf sie zukommen. Das wollten sie gerne tunlichst vermeiden.
Erst als sie draußen waren merkten sie, wie gut die Luft doch außerhalb der Folterkammer war, aber eingebildet aufgrund der schlechten, stickigen Luft waren diese Sätze auch nicht, schließlich hatten sie es beide gehört. Eine grausige Stimme, sie wirkte tot und doch energisch am Leben. Die Sätze allerdings ließen sie kalt. Sie waren provozierend und teils auch einfach nur vorurteilend, doch es lief sowieso auf dasselbe zu. Ein weiteres Mal wurde ihnen angekündigt, dass sie bald sterben würden. Doch dies unterstrich nur die offensichtliche Dummheit der Stimme. Als ob sie es vor wenigen Stunden gehofft hatte, anscheinend unterschätzte sie Skelldon gewaltig und das sollte ihm noch zum Verhängnis werden. Doch bis dahin hieß es nach wie vor wachsam sein, sie durften sich keine Fehler erlauben. Doch bis jetzt war ihr größter Feind nicht irgendwelche Skelette, verfaulende Menschen, dunkle Zauber des Beliar oder Untote, sondern viel mehr diese riesige Anlage. Sie war der größte Feind und sie galt es zu allererst zu besiegen. Sie klammerten ihre gesamte Hoffnung an die Tür, die sie nun öffnen wollten. Sie war die einzige Möglichkeit, dass ihr gewählter, nördlicher, rechter Gang doch der richtige war.

Der Knauf drehte sich knirschend um, drohte fast abzufallen, doch er hielt. Die Tür schwang nach innen und bot einen dunklen Gang als Ansicht. Ja, er war dunkel, keine Fackel hatte jemals hier gehangen, keine eisernen Halterungen. Sie mussten sich in die Dunkelheit begeben, doch nicht ohne einen kleinen Lichtschein. Wozu hatten sie aber ihren eigenen Feuergaranten. So erkannten sie ja auch überhaupt erst mal was. Der Gang zog sich, doch das waren sie ja gewohnt, Isabell lief hinter ihrem Bruder, dabei konnte sie ihn ein bisschen still und heimlich beobachten. Sie vermisste in der Zwischenzeit seine Küsse, seine Hände und seine Gedichte, doch schnell versuchte sie nicht dran zu denken, da sie es sich hier unten einfach nicht leisten konnten, so unaufmerksam zu sein. Zudem gab es wahrlich bessere Orte als eine fremde, unterirdische, kalte Anlage aus Stein, in der lebende Skelette und noch ziemlich viel anderes Zeugs hausen mussten. Dennoch war es schwer alles zu vergessen, einfach so zu tun, als ob nichts wäre.

In dem kalten, dunklen Gang regierte einsame Dunkelheit und ihre Fackel brannte anders als die, die sie an den Wänden so zahlreich sahen. Sie knisterte ein wenig, als ob sich kleine Äste bogen und zusammenbrachen, wie bei einem Feuer. Außerdem versprühte sie Funken in die Luft, die dann hinfort flogen und nach wenigen Zentimetern verglüht waren. Es war eine viel lebendigere Fackel als diese Hundertschaften an den Wänden. Doch auch sie konnte nur wenig Schönes geben, dazu war es zu einsam und still in den Gängen. Schon immer gewesen. Es war hinter ihnen eine schwarze Wand, genau wie an den Seiten und wenn man nach vorne schaute, es drohte sie geradewegs zu verschlucken und nachdem sie einige Zeit, sicherlich mehr als eine Viertelstunde, den geraden Gang entlang gelaufen waren, glaubte Isabell auch nicht mehr an einen Erfolg. Jeden Moment rechnete sie mit der traurigen Botschaft, dass sie gegen eine Wand aus Stein gelaufen waren und wieder umkehren mussten. Mit jedem Meter schien das Risiko zuzunehmen, doch stattdessen stoppte ihr Bruder plötzlich und deutete zuerst zu ihr und dann machte er eine Kopfbewegung, die nach unten zeigte. Was hältst du davon? Die junge Frau kam nach vorne und sah es, im Schein der Fackel bildete sich eine große Treppe. Doch nicht nach oben, nein, sie ging zum zweiten Mal nach unten. Ein weiteres…Arsenal? Ihr Bruder zuckte die Schultern und nahm ihre Hand, es tat gut seine Hand zu spüren, auch wenn sie total kalt war, doch daran dachte sie gar nicht, sie wollte wissen, was er vorhatte. Weißt du noch? Dieser Gang hier, wird der richtige sein, das hast du gesagt. Also wird er es auch sein, also wird es da unten weiter gehen und keine Sackgasse sein. Da bin ich mir ganz sicher, auf jeden Fall schauen wir mal runter.
26.03.2004, 19:04 #253
Isabell
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[GM] Das dritte Amulett -
Rociel zückte sein Schwert rasch, als sie zu ihm sah, nur kurz, nur flüchtig. Suchend nach den alten Knochen glitten ihre Schwerter aus den Scheiden, diese Skelette kamen wahrlich plötzlich, wie aus dem Nichts waren sie vor ihren Augen erschienen und griffen sofort an, doch sie waren schneller. Auf dem Weg zur Erlösung oder besser gesagt, in den endgültigen Tod, waren die Knochenmänner. Spielend schlug sie ihrem Widersacher den Dolch weg, entfernte dabei gleich die ganze Hand. Das war eben der Nachteil eines Skelettes, keine Panzerung mehr und auch der natürliche Schutz von Fleisch, Haut, Blut, Gewebe und Fett war weg. So brachen die Knochen und Knorpelstücke einfach heraus und fielen einfach zu Boden, wo sie die nächsten Jahrtausende vermodern sollten, bis sie jemand fand und verschob oder mitnahm. Doch das Skelett wollte auch mit einer bloßen Hand nicht aufgeben, schließlich konnte man immer noch mit einer Hand und dem Gebiss töten. Die Mordlust war ganz klar zu spüren, ein blinder Befehl trieb diese schwache Kreatur immer wieder an, bis wirklich nichts mehr ging sollte sie kämpfen. Ein Objekt war es geworden, kein Subjekt mehr. Kein Lebewesen, sondern nur noch ein Ding. Doch Isabell konnte kühl mit den Skeletten umgehen, immer noch war ihr Anblick markerschütternd, doch längst nicht mehr so angstvoll. Der Schädel, er war der Schlimmste. Immer, wenn sie in die schwarzen Augenhöhlen blickte, dort, wo sonst die Pupillen waren, spürte sie ein leichtes Kribbeln. Auch sonst war der Anblick schlimm, denn während man sonst immer ausgewogene Gesichtskonturen sah, war nun nur noch ein Knochenaufbau, der so simpel wie effizient war. Sicher, so oder so ähnlich sahen sie alle aus, doch dies auch mit anzusehen war weniger appetitlich. Es war komisch, genau diesen Anblick bot auch die Rüstung von Rociel, doch komischerweise fürchtete sie sich nicht mehr vor dem halben Schädel. Es war so normal geworden, fast schon witzig. Doch nun diese lebenden Körper zu sehen, die ja eigentlich schon tot waren, dies war anders.

Gleich nachdem der Dolch samt Hand gesichert waren, fuhr sie aus, mit einem Schwert stieß sie die zweite Hand hinfort, die fast wieder abfiel, aber nur anknackste, mit dem zweiten Schwert holte sie aus und ließ sich genüsslich an den Rippen aus. Das waren die richtigen Schwachstellen, doch eigentlich war der ganze Körper eine ungesicherte Schwachstelle. Gierig fasste ihr zweites Schwert dann nach, die mächtigen, schweren Krummsäbel fuhren durch den Oberkörper des einstigen Menschenmodells und wüteten dort wie ein blinder Berserker, doch waren die Schläge allesamt kontrolliert angesetzt und vollstreckt. Es gelang ihr ohne Mühe ihren Gegner komplett zu zerstören und schon bald zu vernichten, wie von einer Klippe fielen die Knochen nun auf den Boden, wie ein Stein ins Meer. Immer mehr landeten auf dem Boden und als sie mit einem wuchtigen Schlag ihre Kombination zu Ende brachte, wurden einige, kleinere Hals- und Wirbelknochen mit Wucht an die Wand geschlagen. Der Körper brach nun zusammen, der Kopf fiel mit dem Rest zu Boden, auf dem Boden knackste die Knorpelverbindung zusammen und der Kopf kullerte davon.

Noch ertönte Kampfgetümmel, direkt neben ihr schien der Kampf noch nicht entschieden, doch da irrte sich Isabell. Das zweite Skelett, dass sich zu Rociel gewendet hatte, besaß keine Arme mehr, sie lagen auf dem Boden, so wehrlos hatte es Mühe das Gleichgewicht zu halten, denn immer wenn der Schädel nach vorne schnappte, schlingerte es und drohte umzufallen, doch als sie noch eingreifen wollte, vollstreckte ihr Bruder sein Urteil und schlug dem knöchrigen Armlosen den Schädel ab. Er flog gegen eine Wand und kullerte noch mehrere Meter weit in die Finsternis, doch so finster war es hier gar nicht, denn einzelne Fackeln brannten auch hier. Doch es waren längst nicht so viele, wie noch in den oberen Stockwerken, die sie bisher hinter sich gelassen hatten. Nun war es keine Festbeleuchtung mehr, bei der zahlreiche Fackeln auf engstem Raum standen, sondern eine kluge Einsetzung der Lichterzeuger. So gefiel es ihr auch besser, obwohl sie sich eigentlich freute, je heller es war. Doch man durfte nicht vergessen, sie waren immer noch in irgendeinem dunklen Kellerloch und hatten keine Idee.

Die beiden Skelette schienen vorerst das einzige gewesen zu sein, was sich hier unten an untotem Gesocks befand, so steckte sie ihre sauberen Klingen erst einmal wieder zurück in die Scheiden an ihrem Waffengürtel und atmete durch. Die Luft war gut, besser sogar als man je erwarten durfte. Es war immer noch sehr feucht und jetzt wollte es Isabell wissen. Sie fuhr mit ihrer Hand über eine dieser schwarz schimmernden Wände und tatsächlich, sie war nass. Zwar war es nur sehr gering, aber es war nass. Also musste es definitiv irgendwo eine Wasserquelle geben, die auch die Wände benetzte. Irgendwo musste der Lauf sein und sie hätte ihn gerne gefunden, um ihre mäßigen Vorräte aufzufüllen. Doch zunächst einmal sahen sie sich um. Es war eine seltsame Gangart, doch sie bot ein bisschen Hoffnung an. Es gab vier weitere Wege, doch dennoch verfielen sie nicht in Trauer über die erneute Auswahl. Es war ein symmetrischer Raum und dieser stellte sie nicht vor unendlich viele Gänge. Im schmalen Licht des Fackelscheinwurfes stellten sie fest, dass sie einmal im Kreis gegangen waren. Ein Gang war der bewachte, vor den die Skelette standen, der zweite Torbogen führte zu der Treppe, von der sie gekommen waren und die zwei anderen waren eben fremd. Zwar mussten sie sich wieder entscheiden, doch zunächst einmal wollten sie sich beraten, dazu bot es sich an eine kleine Pause zu machen, da die letzte Mahlzeit schon einiges zurücklag, da waren sie noch nicht mal durch den magischen Spiegel gegangen und jetzt, wo Isabell an Essen dachte, spürte sie auch, wie ihr Magen nach Nahrung lechzte und auch die Lippen und der Rachen einmal wieder Wasser spüren wollten.
26.03.2004, 21:47 #254
Isabell
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[GM] Das dritte Amulett -
Trotz dem ganzen Streß und dem Wirbel, hatte ihr das Essen wirklich gut getan, ihr Magen fühlte sich schon viel gesättigter an und rebellierte nicht mehr so sehr. Bald schon würden neue Kräfte erwachen, die durch das Essen umgesetzt worden. Doch eine kleine Verdauung sollte auch immer sein und da gab es nichts Schöneres wie eine angenehme Masur. Zwar wusste sie nicht, womit sie das verdient hatte, doch im Augenblick wollte sie gar nichts dagegen unternehmen. Allerdings blieb hier unten nicht viel zu tun, wenn man eben nichts tun konnte. Sie konnte ja nicht mal ihre Arme bewegen, da dies wieder die Rückenmuskulatur angespannt hätte und somit eine Massage unmöglich wurde. Isabell hatte jedoch noch andere Sorgen, als ihren Körper, denn sie befürchtete ernsthaft, dass sie es nicht schaffen konnten. Zwar gaben sie sich immer wieder gegenseitig Mut, doch es fehlte einfach das Erfolgserlebnis, etwas, wo sie auch sahen konnten, dass sie auf dem richtigen Weg zu ihrem Ziel waren. Diese Anlage konnte noch hundert Mal so groß sein, als das, was sie bisher gesehen hatten. Sie waren an einem fremden Ort und wenn es tatsächlich eine fremde Welt war, dann war durchaus alles möglich. Jedenfalls hatte sie die Magie des Spiegels irgendwo hingebracht, das konnten auch entlegene Teile der Kanalisation von Gorthar sein, doch es konnte auch eine Welt sein, in der sie keine Ahnung hatten, wie riesig solche Anlagen gebaut wurden. Vielleicht sind deshalb auch so viele der sieben Anderen gestorben, weil sie keine Nahrung und kein Wasser mehr hatten. Genau dieses Wasser wollte sie jetzt finden, zumindest einen Versuch unternehmen. Doch die Wände wollte sie deshalb nicht aufschlagen, wie denn auch. Sie mussten einfach ihrer Nase und ihrem Verstand folgen und ein klein wenig Glück haben, vielleicht fanden sie ja dann diese unterirdische Quelle. Auf jeden Fall hielt sie an Rociels Plänen und seiner Zuversicht fest. Doch er alleine schien so machtlos. So groß sein Vertrauen in ihre Entscheidung war, so sehr zerrte sie davon wieder ab. Doch sie wollte es versuchen, versuchen durchzuhalten sowieso, aber auch nicht ganz so pessimistisch dreinzublicken.

Gerne hätte sie wieder von ein paar Erinnerungen geträumt, Erinnerungen an die schöne Zeit da draußen. Zwar waren sie erst wenige Tage unter Tage, also ohne die Sonne, doch die Tage begannen schon zu wirken und schienen so endlos lang wie Wochen zu sein. Jeden Moment konnte der Frühling in seiner schönsten Form beginnen und sie befanden sich in dunklen Kelleranlagen, die niemals eine schöne Pflanze spüren konnten. Sie jagten Skeletten hinterher, die auf keiner Existenzebene der Logik bestehen konnten, atmeten stickige Luft. Mal war es zum quälen heiß, mal wieder feucht und kühl wie jetzt. Doch unter einem schattigen Baum sitzen und auf den Zehen die warme Sonne kitzeln lassen, diese Option hatte man hier nicht. Im Gegenteil, hier musste man sich alles mit dem Schwert erkämpfen, außerdem wurde das Leben hier zum absoluten Glücksspiel. Keine frei herumlaufende Nahrung, keine schönen Kräuter und essbaren Pflanzen, es gab keine Tiere hier unten und auch sonst waren diese Steingänge tot. Das einzige was sich bewegte fiel auch in diese Kategorie. Am liebsten würde sie nicht nur von einem Traum träumen, sondern am liebsten in diesem Traum aufwachen, nämlich ganz real an der Oberfläche. Das alleine konnte man als Ansporn sehen, sich damit motivieren. Die Singvögel im Ohr spielten den Marsch zum Aufstehen und die restlichen Waldbewohner sangen das Lied des Elans, um die Trägheit abzuschütteln. Immer wieder gelang es ihr sich so zeitweise neu zu motivieren und so gelang es auch jetzt.

Fühlst du dich schon besser? Ihr Bruder störte ihre ganze Konzentration, doch sie war ihm nicht böse, im Gegenteil, hier sollte man sowieso nicht zu viel träumen, sondern sich viel mehr mit der harten Realität beschäftigen. Ihr Rücken war jetzt viel entspannter und nicht mehr so verkrampft, der Schmerz war nach langer Zeit mal wieder ganz fort. Es war schön…doch sicher nicht von langer Dauer. Ja, sehr schön hast du das gemacht. Sie zog sich die Bluse wieder hoch und streifte die Rüstung enger, wahrscheinlich wollte Rociel gleich los. Spielst du mir bitte ein Lied? Die Frage kam für sie überraschend, hatte sie damit doch wirklich nicht gerechnet. Erst noch verwirrt, lehnte sie sich wieder zurück. Ein Lied? Na schön, zu was denn? Sie holte ihre Harfe heraus und nahm sie zwischen die Finger. Die Seiten und Fäden warteten schon darauf wieder einmal zu spielen, überhaupt setzte sie das schöne Stück viel zu wenig ein, eine Schande bei so einem schönen Instrument. Ich habe mir ein paar Gedanken zu meinem kleinen Lied gemacht und würde dir gerne die Fortsetzung der Jungfrau erzählen. Dieselbe Melodie sollte dazu passen. Sie war überrascht, hatte sie doch nicht so schnell mit einer Fortsetzung gerechnet. Gespannt zog sie die Fäden und bald schon klimperte es wunderschön durch den fast dunklen Raum…

Die Melodie der Harfe, sie hatte so vieles und doch durfte man es nicht beschreiben, da sich sonst so viele andere Eigenschaften und Gefühlsregungen, die man vergessen würde, beleidigt wären. Es war ein so schönes Musikinstrument und war doch so viel mehr als nur für Musik und Melodien herzuhalten. Sie fand die Harfe auch besser, als irgendwelche Lauten und Flöten. Die Harfe hatte in ihrem hellen Klang etwas Göttliches in sich, während das andere nur Musik war. Zwar mitunter sehr schöne, flüssige, gut anzuhörende Musik, aber dieses göttliche Temperament konnte nur die Harfe haben und zwar nur ganz bestimmte Harfen.
27.03.2004, 11:24 #255
Isabell
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[GM] Das dritte Amulett -
Ungefähr eine Viertelstunde erklangen die Töne schon. Leise spielte sie weiter, als auch der letzte Ton aus dem Rachen ihres Bruders erloschen war. Ein wenig wollte sie noch das schöne Lied ausklingen lassen, hatte sich in diese Jungfrau verliebt. Vor allem aber klang auch dieses Ende wieder nach einer möglichen Fortsetzung, so wollte sie es hoffen, dass Rociel daran noch weiter arbeiten würde. Auf jedem Fall hatte ihr sein Stück wieder einmal gefallen und auch dieses Mal sollte er es nicht nur für den Moment spielen, sondern durchaus der Ewigkeit erhalten lassen. Doch zunächst einmal spielte sie noch ein wenig, zog an den Seiten um dem Instrument die schönen, hellen Klänge zu entlocken, die sie beide so sehr zu schätzen wussten. Vielleicht konnte sie ja irgendwann einmal, wenn sie wieder etwas mehr Zeit für sich hatten, ein eigenes Lied schreiben und zumindest die Melodien auf der Harfe verschönern. Doch hier unten war das wohl kaum möglich, alleine schon der Klang machte ihnen einen Strich durch die Rechnung.

Alles war äußerst träge, Isabell spürte wie die Zeit sich langsamer bewegte, wenn sie hier ausharrten und sich einfach nur ausruhen wollten, dass dann alles andere so weit entfernt wirkte. Es war trotz der widrigen Umstände eine schöne Pause gewesen, doch auch diese musste enden, denn zu sehr durften sie nicht im Schlendrian und der Faulheit verfallen, sondern mussten weiter. So schwer es auch war, spielte sie noch einen letzten Ton, ehe dieser lange Zeit im Raum verhallte, doch dann legte sie die Harfe aus den Händen und hörte auf ihre trägen Töne weiter zu verbreiten. Sie war ein wenig schläfrig geworden, aber nicht gerade müde. Rociel hatte schon lange nichts mehr gesagt, seid die letzten Töne seines Liedes verstummt waren, aber er hatte seine Arme um ihren Bauch gelegt und war wohl auch vom Zauber der Harfe gefangen genommen. Nun aber drehte sie sich um, sah in sein leeres Gesicht und versuchte seine Mimik zu lesen, doch er war manchmal so verschlossen, dass es schwer war überhaupt zu erkennen, ob er sie wahrnahm. Wollen wir weitergehen? Eigentlich hatte sie mit einem langen Schweigen gerechnet, obwohl sie sich sicher war, dass ihr Bruder die Frage verstanden hatte, doch schon Sekunden später gab er ihr Antwort. Aye, das sollten wir tun. Isabell lehnte sich zu ihm und gab ihm einen langen Kuss auf die Lippen, schon seit einer halben Ewigkeit hatten sie sich nicht mehr geküsst und das hatte sie wirklich vermisst. Es war eine wundervolle Erfahrung und schenkte ihr neue Kraft, um sich überhaupt aus dieser Trägheit loszureißen. Dann aber schwang sie sich von dem hölzernen Fass herab und schnürte ihren Rucksack zu. Dank der Massage dürfte es nun deutlich leichter werden und ein wenig leichter war er ja auch geworden. Isabell sah wie ihr Bruder sich auch aufmachte und lenkte ihre Schritte deshalb schon einmal in Richtung des nächstgelegen Ganges, als sie einen Widerstand an ihrem Arm spürte. Rociel hielt sie fest und kam näher, gab ihr noch einen zweiten Kuss und ließ sie wieder los, ehe er denselben Weg einschlug. Isabell meinte die Botschaft verstanden zu haben, doch ihr schweigender Bruder machte es nicht leicht.

Gemeinsam steuerten sie dann den ersten der zwei Gänge an, der keine Skelette als Wache davor stehen hatte. Ob sich ihre Hoffnung erhärten würde, das musste sich nun zeigen, jedenfalls hatten sie sich in ihrer kleinen Rast gut vorbereitet, für jede nächste Wendung der Ereignisse. Mit der Zeit gewöhnte man sich auch an die Dunkelheit, kannte man dies doch schon zur Genüge. Und die schwarzen Wände, sie waren ohnehin längst zum gewohnten Bild geworden. Noch immer lag eine hohe Feuchtigkeit in der Luft, ließ sie auf eine Wasserquelle hoffen. Sie würden aber auch ohne Wasser nicht aufgeben, doch daran wollte sie nun nicht mal nachdenken. Überhaupt, es gab keine ungefährlichen Zeiten, auch nicht im Wald. Sie mussten immer mit Überraschungen rechnen und auch mit Entbehrungen leben. So war es nun mal, so würde es immer sein…

Isabell ging auf gleicher Höhe wie ihr Bruder, immer wieder berührten sich ihre Fingerspitzen wie zufällig, wenn sie ihre Wege gingen. Ein eigenartiges Kribbeln, doch auch vor ihnen wurde der Gang interessant. Zunächst einmal wurde es ein langweiliger Steingang, der nach dem Torbogen nicht viel besser wurde. Alle zehn Meter hing eine kleine Fackel, die so wenig Licht spendete, dass sie an ihrer Fackel festhielten, die viel besser dafür geeignet war. Doch nach einigen monotonen Metern veränderte sich der Gang deutlich. Und diese Veränderung ließ die junge Frau weiter hoffen und bangen. Von den Decken begann es zu tropfen, erst waren es nur winzige Wassertropfen, die nur alle Minuten runterkamen, doch später dann fielen sie ihr im groben Sekundentakt auf den Kopf und auch Rociel bemerkte das Wasser auf seinen bloßen Armstellen. Irgendwo musste der Lauf sein, denn nun war es ganz eindeutig. Über ihren Köpfen lief ein Gang und benetzte die ganzen Wände und ließ sie so glitzern. Doch wo war der Ursprung dieser Quelle? Das wollten sie herausfinden und im Gang wurde es immer nasser, sie kamen dem Ziel näher und näher, sie spürte die Feuchtigkeit regelrecht…
27.03.2004, 18:42 #256
Isabell
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Wahrscheinlich war es nur ein kurzer Aussetzer, doch sie hätte die Kreatur töten müssen. Dennoch hatte sie gezögert sie zu töten, denn sie sah wirklich so was von verunstaltet aus, dass sie ihr fast schon leid getan hatte. So gefesselt war sie von diesem Anblick, dass sie sich nicht einmal mehr abwenden wollte. Es war gut, dass Rociel wohl weniger überrumpelt gewesen war. Dieser geschundene Körper, er sah so mitgenommen aus. Fast mochte man meinen, in ihm waren doch noch menschliche Gefühle, eine beinahe tote Kreatur, die immer noch Schmerz empfand und ihre Schmerzen am Wasserloch lindern wollte. Trotz der Tatsache, dass dem Körper auch Wasser nicht mehr helfen konnte, hatte sie diese Instinkte gehabt. Ein wirklich trauriges Beispiel von der Brutalität hier unten. Doch gleichzeitig war es wohl auch eine Warnung, eine Warnung die nicht ausgesprochen wurde, die aber dennoch existierte. Isabell ging vorsichtig an dem Leichnam vorbei, denn er war nicht mehr existent. Sie mussten nun an wichtigeres denken, zum Beispiel an das Wasser. Es war nur ein kleines Wasserloch, einen Meter breit, zwei Meter lang, zwei Meter tief. Es war ein Becken am Rande einer dieser Mauern, die auch gleichzeitig das Ende des Ganges besiegelten. Jetzt endlich bekamen sie ein paar Antworten, denn das Becken wurde von einem kleinen Wasserlauf gespeist. Das Wasser rann an der Wand hinab, sehr stetig und beständig, aber es rann. So wurde das kleine Becken immer wieder aufgefüllt. Dort, wo der Wasserlauf begann, bzw. die Decke endete, war ein etwas größeres Loch, weswegen es wohl so gut hindurch kam. Doch der eigentliche Quell musste hoch oben liegen, daher war es auch zu erklären, warum hier alle Wände und Decken nass waren. Das Wasser musste sich seinen Weg durch den Fels gebahnt haben. Doch dafür waren große Mengen an Wasser von Nöten, ein einfacher Regenfall nutzte da nichts. Doch dies war eigentlich egal, denn weiter brachte es sie nicht. Ob sie jetzt dicht unter der Oberfläche waren oder doch noch tief unter der Erde, einen direkten Einfluss auf die Suche nach Skelldon hatte es nicht. Doch eines stand fest, sie hatten Wasser, echtes, trinkbares Wasser. Das einzige Problem sah Isabell darin, dass der Faulende seine Finger und seinen Mund in dem kleinen Becken hatte und vielleicht Bakterien oder sogar Gifte sich darin befand. Es war kritisch, denn das normale Wasser war definitiv nicht giftig. Also beschlossen sie sich eines kleinen Tricks zu bedienen, das hieß, ein Trick war es gar nicht, sondern nur logisches Denken.

Zuallererst jedoch, stellten sie ihre Rucksäcke ab, würden sie doch ein paar Minuten hier verweilen. Bislang hatte sie keine Probleme mehr mit dem Rücken, der Schmerz war vorläufig gestoppt, doch sicher war sicher und bestimmt war dieser Zustand nicht von Dauer. Aus dem Beutel von ihrem Bruder nahmen sie die leeren Wasserkrüge, sie hatten ungefähr die Hälfte leer und die Hälfte noch gut gefüllt. Dann stellten sie sich zu der Wasserquelle und hielten die Gefäße an den Lauf, die sich daraufhin langsam aber sicher mit Wasser füllten. So konnten sie zumindest sicher sein, dass das Wasser nicht vergiftet oder beschmutzt war, denn es kam ja frisch aus einer Quelle über ihnen. So füllten sie einen Krug nach dem anderen, verschlossen sie fest mit den Pfropfen aus Kork und hatten so ihre gesamten Wasservorräte wieder auf dem Stand vor der Abreise gebracht. Das war ein unglaublicher Erfolg auf ihrer Suche, jetzt hatten sie durch das frische Wasser mindestens zwei, drei Tage, wahrscheinlich aber noch mehr dazu gewonnen. Trotzdem sollte das kein Anreiz werden länger hier unten zu verweilen, wie nur nötig. Es war nur eine kleine Verbesserung ihrer Lage, mehr aber nicht. Wenigstens musste Isabell das Ganze nicht schleppen, die Krüge landeten im Rucksack ihres Bruders und das war auch gut so.

Doch mehr gab es hier unten nicht mehr zu sehen, es war eben nur dieses kleine Wasserbecken vorhanden und eben jene Überreste dieses grauenvoll geschundenen Körpers. Für sie jedoch musste es einen anderen Weg geben, dieser hier war nicht der richtige und die Frage stellte sich erneut, ob es denn überhaupt einen richtigen Weg hier unten gab. Nach ihrer Rückkehr zum großen Raum mit dem riesigen, unnützen, steinernen Quader würde sich erneut die Frage stellen, welchen Gang sie nehmen mussten. Es gab noch zwei Alternativen zur Rückkehr in den Raum der sechzehn Gänge. Das eine war der einst bewachte Gang, das andere ein zweiter vom Format wie dieser. Aber noch ein weiteres Wasserloch würden sie wohl kaum finden, zu unwahrscheinlich war diese Idee. Doch zunächst einmal mussten sie ohnehin zurück, genau auf diesem Wege befanden sie sich jetzt. Vorbei an den ganzen, schillernden Wänden, unter den tropfenden Decken hindurch, bis sie wieder da waren, im zentralen Raum. Nun also hatten sie zwei Möglichkeiten ausgeschlossen und die Hoffnung war nun immer größer, dass sie den richtigen Gang erwischten, der sie weiterbrachte, raus aus diesen Gängen, raus aus diesem Labyrinth der verstrickten Gänge, der Sackgassen und irreführenden Wegen. Doch gleichzeitig sank eben jene Chance, dass sie richtig waren. Noch zwei Möglichkeiten…zumindest ihre erste Wahl war ein Erfolg, trotz der Sackgasse, die es auch dort zu finden gab.

Also, was sagst du? Wohin sollen wir nun gehen, den einst bewachten Gang, oder den unbewachten? Rociel tippte sich an sein Kinn, in seiner Pose des Denkens verweilte er ein paar Momente, dann antwortete er. Ich würde sagen, mein Gefühl lenkt mich zu dem bewachten Gang. Außerdem haben wir nichts zu verlieren. Ist es der richtige – super, ist es der falsche, so sehen wir wenigstens, für was die Bewachung gedacht war. Es muss einen Sinn geben, ich bin mir sicher, dass die Skelettwachen einen Sinn hatten. Ich glaube nicht, dass sie nur da standen und ich glaube auch nicht, dass Skelldon so dumm ist. Was ist, wollen wir es wagen? Isabell brauchte nicht lange zu überlegen, denn so oder so, er hatte Recht. Gut, gehen wir in den einst bewachten Gang und sehen uns dort um.

Die Entscheidung war gefallen und so führten sie ihre Schritte zu dem steinernen Bogen, vor dem zwei Knochenhaufen lagen, mehr oder weniger die Gerippe von zwei Menschen, die doch keine mehr waren…
27.03.2004, 22:12 #257
Isabell
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Schnell ging jetzt alles, total schnell. Die roten, glühenden Punkte, mal waren es zwei, mal drei, am Ende gar vier, sie vergrößerten sich immer mehr und als sie zu groß wurden, drosselten sie ihr Tempo, das unwahrscheinlich schnell gehend war, fast schon rennend. Isabell merkte gar nicht, wie sehr ihr Puls raste, dafür war sie viel zu aufgeregt. Auch dieser Gang hatte etwas, etwas ganz besonderes. Diese ganzen, immer gleichen Gänge seit dem Spiegel, sie waren so was von ermüdend, doch hier erlebte man laufend eine Art Nervenkitzel…sie wusste nicht, ob sie das begrüßen sollte, oder überhaupt konnte, denn wenn es langweilig war, passierte immerhin nichts. Als sie nun drastisch langsamer gingen, vom fast rennen zum schleichen übergingen, zog sie ihre beiden Schwerter aus den Scheiden, in einer gewissen Ahnung, dass sie sie bald gebrauchen könnte. Ihr größter Trumpf war nun die Fackel, denn ohne sie wären sie blind, hätten nichts gesehen, doch so konnten sie geringfügig sehen, waren nicht vollkommen aufgeschmissen.

Und dann, dann zeigte sich das Bild ihrer Feinde. Zuerst konnten sie es nur an Geräuschen ausmachen, dann auch sehen. In einer schnellen Bewegung hatten sich die Feinde in Bewegung gesetzt, kamen nun klappernd auf sie zu. Stumm und stillschweigend waren ihre Münder, doch ihr Klappern verriet sie. Die Knochen schepperten und das ewige Knacken war bei jedem Schritt zu hören. Skelette… Rociel nickte nur und sah die roten Punkte näher kommen. Nun waren sie es, die sich rasend schnell näherten. Also hatten sie hier noch mehr versteckt und die Erbauer taten guten daran, keine Fackeln zu gebrauchen. Für jemanden, der nicht das Glück hatte selber Licht erschaffen zu können, der war hier unten total aufgeschmissen. Und die Skelette kannten nur eines. Den Drang zu töten. Da kam es nicht auf Licht oder auf Dunkelheit an, ihre Instinkte, ihr unbedingter Befehl zu töten, dem sie Folge zu leisten hatten, er trieb sie zum Letzten.

Sie warteten jetzt nur noch, hatten keine Lust mehr weiter zu gehen, bereiteten sich auf den Zusammenprall vor, es konnte sich nur noch um Sekunden halten. In einer flüchtigen Sekunde sah sie ihren Bruder, er hielt die Fackel ein wenig versetzt, so dass sie die Ankunft der Skelette bemerken mussten. Doch noch etwas fiel ihr auf. Er hatte seine Augen geschlossen. Sie verstand es nicht, doch drehte sich Isabell wieder zurück. Er würde schon wissen, was er tat, sie sollte sich eher Sorgen um ihren Plan machen. Die Augen schienen immer schneller zu kommen, die Geräusche ihrer knochigen Füße auf dem Boden und die Töne der wippenden Knochen, sie waren markant und unverkennbar. Doch die glühenden Augen, sie waren noch viel außergewöhnlicher. Sie hatte dies gar nicht bemerkt, bei den anderen Skeletten, die sie bisher gesehen hatte.

Dann kamen sie, Isabell spürte fast ihren knochigen, faulen Atem, da tauchten zwei Schatten vor ihnen auf, die Fackel bewegte sich, der Kampf begann. Ihre Klingen stießen nach vorne, prallten mit dem Schwert des Skelettes zusammen, in dem engen Gang gab es ein enges Duell zwischen ihren Feinden und den Geschwistern. Sofort setzte sie nach, ging zurück in die Grundstellung, ein Schwert hinten zum blocken und eines zum angreifen. Sie erkannte die glühenden Augen des Skelettes, das gute zwei Meter groß war. Auch war es viel breiter, die Knochen viel größer. In den Händen hielt es ein eisernes Schwert, ein Langschwert, wie sich später herausstellte. Alle ihre Angriffe schienen nutzlos, das Skelett war immer ein Tick schneller, nur dank ihres zweiten Schwertes konnte sie die schnellen Gegenangriffe abwehren. Auch neben ihr klangen die Klingen, prallten aufeinander und ließen sich keinen Platz. Die Fackel schwang dabei immer wild umher, manchmal sah sie mehr, manchmal weniger. Die Knochen und der Körper ihres Gegners strahlten auf. Mal verschwanden sie in ewiger Finsternis. Es blieb über den ganzen Kampf hin ein Schatten. Ein Spiel aus Licht und Dunkelheit. Doch der Kampf war schnell. Schnell zu Ende. Das Skelett besaß eine hauchdünne Überlegenheit, ging aber wild und ungestüm bei seinen Angriffen ans Werk. Trotzdem gelang es dem Knochenmann sie immer mehr in Bedrängnis zu bringen. Ihre Schwerter hingegen saßen fest, doch es war so eng, dass sie kaum reagieren konnte, sich nicht die Schnelligkeit zum Vorteil machen konnte. Dann folgten zwei, drei unglaublich schnelle Schläge, fast schon Kombinationen, die sie zuerst kaum berührten, doch beim letzten Schlag zog es ihr zweites Schwert, dass sie zum Angriff benutzte, mit hinunter. Nur durch die Form eines Kreuzes konnte sie dem harten Schlag gegenüberstehen. Kurz vor ihrer Brust stoppte das Schwert des Skelettes, verlor jedoch nicht an Kraft. Es versuchte förmlich ihre Mauer zu durchdringen und hatte damit fast Erfolg. Doch sie sah nun die Gefahr und konzentrierte sich, dachte an ihre ersten Kämpfe, an die Ausbildung und an vieles mehr, hörte auf mit Logik kämpfen zu wollen und entspannte sich. Die Verkrampfung in der Schulter löste sich und mit dem Gedanken an den Frühling, an den Gedanken, dass sie bald hier rauskommen würden, kehrte neue Kraft in ihre Muskeln. Auf einmal begannen die Schwerter zu erzittern, trotz der nimmermüden Kraft des Skelettes rutschte das Langschwert hin und her, drohte nun zu zerbersten. Stück für Stück gelang es Isabell das Schwert des Feindes zurückzudrängen, immer wieder bebten die Klingen dabei und dann durchzuckte sie ein kraftvoller Blitz und die Klingen zuckten ebenfalls nach vorne. Wie aus Holz zerriss es das Schwert des Skelettes, obwohl die Qualität dieser Klinge alles andere als den schlechten Standart bisheriger untoter Schwerter hatte. Doch der Drang nach vorne stoppte nicht danach, kurz nach dem Durchbrechen der Klinge zuckte es nur noch mal für eine Zehntelsekunde, danach hatten die Kreuzklingen den Halswirbel zerrissen, der Schädel sauste nach vorne, der Körper wurde mit einem Tritt klar gemacht und fiel zu Boden.

Sofort drehte sie sich um und sah zu ihrem Bruder, der noch immer mit dem Skelett kämpfte und wohl mehr Probleme hatte. Hier fang mal. Als ob Rociel es bemerkt hatte, dass sie ihren Gegner besiegt hatte, warf er ihr mit einem Wurf den brennenden Stock zu, an dessen Ende der Feuerstein hing. Sie musste eine Klinge blitzartig zu Boden fallen lassen, um eine Hand frei zu haben, dann aber fing sie die Fackel sicher. Auf ihrer Stirn bildeten sich Rätselfalten, denn warum hatte er nicht einfach gewartet, zu zweit wäre es doch gar kein Problem gewesen…doch die Antwort blieb überflüssig, denn ohne die Fackel, die wirklich ein wenig schlecht in Händen lag, entschied ihr Bruder den Kampf in Windeseile. Nur wenige Klingenhiebe hörte man noch, dann war es stumm. Stillschweigend hatte sie zugesehen, wie Rociel dem Skelett die Hand abschlug, während dieses gerade zuschlagen wollte, der Rest war nur noch Formsache, dann endlich war es still.

Sie gab die Fackel wieder zurück und legte ihre Haare zurück, danach hob sie ihren Krummsäbel wieder auf und steckte die Schwerter weg. Gespannt und etwas außer Atem führten sie ihren Weg fort und schon nach einer Minute stießen sie auf eine weitere, kleine Sensation. Der Gang wurde versperrt, eine Palisade aus Stein, in der eine hölzerne Tür eingelassen wurde. Zweifache Ketten und ein doppeltes Schloss standen vor der Tür, doch man hatte eines übersehen, die Zeichen der Zeit nagten an dem alten Holz, vielleicht war es ja wieder aus Eiche, doch diese Tür war keinesfalls neu. Sie wirkte dunkel und alt. Das Holz genauso. Was meinst du, sollen wir den Schlüssel suchen? Isabell grinste ein wenig, was man in dieser Dunkelheit aber nicht gut sehen konnte. Ich denke, wir spielen lieber den Schlüssel. Rociel nickte flüchtig, gemeinsam nahmen sie zwei Schritte Anlauf und schleuderten jeweils ein Bein wuchtig gegen die Tür. Zwar wollte diese nicht aufspringen, doch einige Holzbalken waren geberstet, so dass sie nur noch ein wenig nach treten mussten und schon war der Durchgang frei. So konnte man natürlich auch Sperren umgehen. Und es war wirklich eine Sperre, denn der Gang wurde ungehindert weitergeführt. Dieser ganze Aufwand musste doch für irgendetwas gut sein, nur für was? Ihr Ziel kam näher und die Bewachung hatte schon einiges verraten, denn die letzten Skelette waren alles andere als ein Vergleich mit denen, die sie noch davor getroffen hatten. Die Schwierigkeit nahm zu, langsam zeigte der Feind sein wahres Gesicht…
28.03.2004, 13:16 #258
Isabell
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Isabell wollte grinsen, denn so richtig hatte sie noch nie an die Existenz dieses Schädels geglaubt. Als ihr Bruder gemeint hatte, dass er nur durch die Hilfe dieses gespaltenen Menschenkopfes, der angeblich Rexx heißen sollte, das Tor öffnen konnte, das zwischen ihm und dem niederen Gedankendämon lag, hatte sie ihm zwar geglaubt, doch irgendwie blieben doch Zweifel. Sie wusste, dass Rociel kein Lügner war, aber ein sprechender Schädel? So etwas konnte es doch gar nicht geben…
Doch es war keine Lüge, wie sich nun herausstellte. Isabell spürte eine unglaubliche Macht, die Anwesenheit eines Fremden war unmissverständlich. Es war pure Magie, die durch die Luft jagte und nur mit extrem feinen Sinnen wahrgenommen werden konnte. Doch nicht mehr zu übersehen waren die Augen, die rot glühten, dort wo sonst nur die schwarzen Höhlen lagen, glühten die Augen, wie schon bei den Feinden, die sie eben noch vernichtet hatten. Wie war das möglich? Diese Frage beschäftigte die junge Frau sofort, ein wenig Furcht, mehr Respekt und ein bisschen Schuldgefühl, dass sie ihm nicht geglaubt hatte, durchzogen ihre Gedanken. Doch als der Schädel dann noch begann in klaren, myrthanischen Worten zu sprechen, da war wohl endgültig die Grenze zu einer gewissen Distanz gesprengt. Der Wahnsinn hatte einen Namen, Rociel, ihr Bruder. Aber vielleicht war es ja dieser Schädel, der ihnen jetzt weiterhelfen konnte. Dort, wo sie nicht mehr in der Lage waren weiterzukommen, wo dämonische Worte ihnen den Zutritt möglicherweise verwehrten.

Argggghhh, was rufst du mich, du Idiot. Erst verbietest du mir zu sprechen und mit dir zu kommunizieren und jetzt soll ich wieder oder was? Sei froh, dass ich so viel Abwechslung geboten bekomme. Du glaubst ja gar nicht, wie viel ich in den letzten Wochen gelernt habe. Übrigens finde ich es bemerkenswert, dass du auch mal etwas Abwechslung in dein langweiliges Leben rein bringst, aber das du so verblödet bist und dich in das Reich der Toten begibst, Respekt mein lieber Fürst, du hast ja vielleicht aufgepasst. Sieben Menschen haben es bisher hierher geschafft und glaub mir, es waren beileibe keine schlechten Kämpfer, sogar mächtige Magier waren unter ihnen. Keiner von ihnen kam nicht mal in die Nähe von Skelldon. Ich hätte dir ja einiges erzählen können, dich warnen und so, aber ich durfte ja nicht, pah, jetzt bist du selber Schuld, bin ja mal gespannt, wie lange ich noch an dir hafte. Mit diesen Skeletten ist nicht zu spaßen, glaub mir, ich weiß wovon ich rede…

Isabell blinzelte ungläubig die Augen, dieser Schädel, er redete ja ununterbrochen, machte keine Pause, als ob es eine Passion für ihn wäre zu reden. Sie fühlte sich nicht mal in der Lage bei diesem Gespräch mitzumischen, immer noch war sie leicht schockiert von der Tatsache, dass dieser Schädel, mit dem sie schon so lange zusammen war, tatsächlich mehr war als nur ein lebloses Stück Knochenmark.

Ro:Halt einfach die Klappe Rexx. Du brauchst mir nicht wieder die Ohren voll quatschen, wir haben eine Abmachung, du darfst mit mir reisen und hältst dafür den Mund. Du weißt genau was los wäre, wenn jemand zweites davon erfahren würde, dass du sprichst.
Re: Jaja, reg dich ab großer Meister. Wenn es kein Zweiter erfahren darf, was ist dann mit deiner Schwester hier.
Ro: Du weißt genau was ich meine. Hilf uns lieber!
Re: Ach ja, jetzt soll ich wieder helfen. Das hab ich gerne. Was darf ich denn diesmal machen?
Ro: Das will ich dir sagen. Siehst du die Inschrift auf dem Tor, die Zeichen? Sie sind doch in derselben Sprache gehalten, wie das Tor in dem Berg, du erinnerst dich sicher. Übersetze sie für uns.
Re: Oh man, was bist du bloß für ein Stümper. Das sind keine dämonischen Zeichen wie bei Kryliyx. Das ist die Sprache der Untoten. Verstehst du, zwei vollkommen verschiedene Sprachen.
Ro: Pah, die sehen aber gleich aus…egal, kannst du sie übersetzen oder nicht?
Re: Klar kann ich das, die Frage ist nur, ob du das so lustig findest…
Ro: Wieso, was ist denn?
Re: …Das sind Formeln eines Zaubers. Spreche ich sie aus, wird sich das Tor öffnen.
Ro: Na prima, das wollen wir doch…
Re: Du verstehst nicht, großer Meister, dahinter wurde etwas gefangen. Diese Formeln sind ein Bann, um etwas festzuhalten. Etwas, das nie mehr aus diesem Tor kommen soll…


Isabell schluckte, das hörte sich gar nicht toll an. Zwar war der Schädel faszinierend, doch er sprach so normal, als ob sie einen weiteren Mitstreiter an ihrer Seite hatten. Fast war das Gezanke der beiden lustig, doch lachen wollte sie trotzdem nicht. Denn was sie so sprachen, besonders das, was Rexx von sich gab, war alles andere als beruhigend. Aber damit hatten sie ja schon länger gerechnet. Die Klingen waren lange scharf und ihr Wille war nie so selbstsicher wie jetzt. So hatte sie auch keine Sekunde gezögert. Deine Entscheidung Isabell. Riskieren wir es? Es scheint nicht der Weg zu unserem Ziel zu sein… Sie zögerte nicht… Wenn du willst, dann öffne es, ich bin bereit! Rociel lächelte ein wenig gequält, waren sie beide doch ahnungslos über das, was hinter dem Tor lag. Gut, dann ist die Entscheidung gefallen. Rexx? Breche den Bann und lasse das Tor öffnen! Das ist es, was wir wollen.
28.03.2004, 16:35 #259
Isabell
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Isabell spürte, wie ihr ganzer Körper zitterte. Es war keine Angst, denn diese hatte sie schon lange abgelegt, es war wirklich kein Gefühl davon, es war eine körpereigene Reaktion, dieses Zittern. Ihre Haut war auf einmal ganz anders, Gänsehaut erstreckte sich über jedes Hautteilchen und sie dachte nicht mehr viel. Trotzdem durchschritten sie selbstbewusst das Tor, wobei die junge Frau die Nähe zu Rociel suchte und nicht fern von ihm sein wollte. Von Dunkelheit war keine Spur mehr, sie brauchten ihre Fackel kaum noch, trugen sie trotzdem. Ein kleiner, tiefer, enger Torbogen aus Stein, wie sie ihn schon kannten lag nun vor ihnen, doch er war nur noch drei Meter lang. Sie mussten sich etwas ducken, der er nur etwa 1.70 m hoch war, doch schon seitdem sie das Tor durchschritten hatten, sahen sie etwas. Ihre Hände lagen auf ihren Schwertern und sie rechnete mit einem Kampf, mit irgendwas, doch wieder einmal kam es anders als man dachte. Nachdem sie den Torbogen durchschritten und die wenigen Schritte des Ganges gegangen waren, standen sie in einem mittelgroßen Raum. Er war rund und Säulen standen hochgestreckt in ebenfalls runder Reihe. Der Raum war riesig – nach oben – musste gut zehn Meter hoch sein und so hoch gingen auch die Säulen. An der Decke hing ein riesiges Muster, eine Malerei, die ein blutiges Auge zeigte. Ein Auge, das auf sie herabsah. Doch das alles interessierte sie nicht, denn dieser Raum war so gut zu überblicken, dass es leicht war alles zu sehen. Es gab – natürlich – keine Fenster, sondern auch ihr war es ursprünglich dunkel, doch eine Flut von roten Kerzen verhinderte dies. Sie standen überall und nirgendwo, waren zu tausenden am brennen und verwandelten den kleinen, runden Raum in ein Paradies aus Kerzenschein. In der Mitte des Raumes war ein Sarg aufgebahrt, er wirkte nicht sinnlos dort, sondern durchaus mit Berechtigung. Er war aus feinstem, schwarzem Holz gemacht und hatte silberne Verzierungen. Um ihn herum standen die runden Säulen, er war der Mittelpunkt des Raumes. Auf dem Sarg lag ein Körper. Der Körper eines Menschen. Der Körper einer Frau. Sie war fast nackt und hatte am Hals eine blutige Wunde, die fast den gesamten Hals rot färbte. Sie lag da, als ob sie schlafen würde, doch sie war tot. Nie wieder würde sie aufstehen, doch auch keine Untote werden. Es war der erste Mensch, den sie sahen, kein Skelett oder ein verunstalteter Körper, sondern der Körper einer jungen Frau. Isabell empfand sie als sehr schön und keinesfalls hässlich. Doch diese Leiche sah die junge Frau nur mit nun zittrigen Augen, in denen sich blankes Entsetzen spiegelte. Denn so war der Raum, so wie jetzt beschrieben lag er da, es gab nichts, was sie ausgelassen hatte, bis auf eines…bis auf einen…bis auf etwas.

Es stand da, vor dem Sarg, vor der jungen Frau, es sah aus wie ein Mensch, wie ein Mann um genau zu sein. Der Mann stand einfach nur da, hatte den Kopf gesenkt und die pechschwarzen, mittellangen Haare fielen ihm über den Scheitel. Es trug eine überaus feine Garnitur, die womöglich aus Seide war, jedenfalls schimmerte das weite Hemd rot-schwarz. An den Beinen bekleidete es eine schwarze Hose, die überall mit scharfen Messerspitzen gespickt war. Um den ganzen Körper hatte sich ein Umhang gelegt, der so schwarz wie die Haare waren. Doch das Gesicht konnten sie nicht sehen. Die Kreatur hatte das Format eines Menschen, war etwas kleiner wie zwei Meter, ein wenig größer wie ihr Bruder, der nur sechs, sieben Meter entfernt stand, genau wie sie auch. Lange Zeit passierte gar nichts, denn dieses Etwas schien nicht zu leben, sich nicht bewegen zu können. Wie eine Statue stand es da, nur dieser seltsame Wind pfiff durch den Gang und ließ die schwarzen Haare ein wenig biegen, den Umhang kräuseln. Immer noch war die junge Frau auf einem blitzschnellen Angriff gefasst und hielt ihre Klingen verbissen fest, doch er kam und kam nicht.

Dann plötzlich, nach etwa zehn Minuten, schreckten sie beide einen Schritt zurück, als sich diese Kreatur blitzschnell, doch sie schleuderte nur ihren Kopf nach hinten, worauf die Haare aus dem vermeintlichen Gesicht fielen. Es war tatsächlich ein Mann, da hatte sie einen guten Riecher. Das Gesicht, schmal und etwas älter, ein paar Falten, eine tiefe Hakennase. Isabell erkannte nun, dass dieses Wesen einen blutigen Mund hatte, bis zu der Nase lief das Blut, färbte das Gesicht rot. Allmählich wurde ihr klar, was passiert war, der Kerl hatte die Frau ausgesaugt, seine Zähne in ihren Hals gestoßen und das Blut vermutlich getrunken. Doch darauf konnte sie sich keinen Reim machen, außer einer Vorliebe für diese Perversion. Die Gestalt knurrte, wie ein Tier drangen die Geräusche aus seinem Mund und als er den näher kam, wusste sie nicht, was zu tun war. Sie wollte sich erst an ihrem Bruder orientieren, doch dieser tat nichts. Auch als die Gestalt bis zu drei Metern an ihnen dran war, was durchaus für einen tödlichen Schlag gereicht hätte, zog er nicht seine Waffe. Nur die Hand hielt er fest. Doch sie starrte nur auf diese Gestalt, die den Wahnsinn in ihren Augen hatte. Was war sie bloß? Was war das für ein Mann…oder war es überhaupt ein Wesen mit Geschlecht…
28.03.2004, 20:08 #260
Isabell
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Baff. Das war sie. Und das war noch vorsichtig ausgedrückt. In den letzten Minuten musste wohl irgendwas passiert sein, nur was? Sie konnte das alles noch nicht so richtig verstehen, obwohl sie jedes Wort klar und deutlich verstanden hatte, wirkte es mehr wie eine Sprache, die nie existiert hatte. Die Stimme dieses Wesens, sie hatte einen rauen Klang, als ob sie erkältet gewesen wäre. Doch der Kerl war ihr unheimlich, oh ja. Vielleicht hatte er sie noch nicht angegriffen, doch das konnte ja immer noch kommen. Immer wieder sah sie zu der jungen Frau und dann zu diesem Kerl. Ein Wolf im Schafspelz? Vielleicht hatte er ja dasselbe mit ihnen vor. Woher sollte sie wissen, dass man ihm vertrauen konnte? Doch wieso hatte sie ihn nicht angegriffen? Warum hatte ihr Bruder nichts getan? Was ließ zu, dass sie sich mit so einer Kreatur unterhielten, so als ob sie einer von ihnen wäre. Es war ein weiterer Aspekt ihres Unwohlseins, denn sie spürte da noch etwas. Nicht nur die Distanz zu dem Verhalten, zu dem Aussehen, sondern auch eine merkwürdige Aura. Als ob sie diesem Wesen schon einmal begegnet war. Doch das war unmöglich und das wusste Isabell auch, nur warum dann dieser Moment der Ehrfurcht? Sie wusste es nicht, hatte keine Ahnung, war noch immer geschockt und stand doch eigentlich nur unter dem Bann dieses Fremden. Dieses Wesens…

R: Wer seid ihr eigentlich, wer oder was kann so etwas tun? Ein Mensch? Nein, ihr seid kein Mensch, ich weiß es.
A: Oh verzeiht, dass ich mich nicht vorgestellt habe, doch dazu blieb keine Zeit. Ich heiße Alucard, Lord Alucard um genau zu sein. Und ja, ich bin kein Mensch. Ich würde es nicht ertragen zu dieser schwachen Spezies zu gehören. Und einen Menschen würde Skelldon wohl eher in Stücke reißen, als ihn hier einzusperren. Ich bin ein Vampir, wisst ihr was das ist?
R: Nein…
A: Ah, das dachte ich mir schon. Vampire sind uralte Wesen aus der Zeit, als die Dämonen entstanden sind. Es gibt nicht viele von uns, denn wir werden schon seit jeher gejagt. Es gibt keine Rasse, die uns schätzt, denn alle werden sie von uns gejagt. Menschen, Dämonen, Tiere, doch besonders Menschen sind unsere bevorzugten Opfer. Ist es nicht herrlich ihr Blut zu trinken, sie ganz langsam auszusaugen? Ja ich seh schon, es scheint euch anzuwidern, wie alle anderen auch…aber für uns ist es lebenswichtig zu trinken, mit dem Blut von anderen sind wir unsterblich. Vampire besitzen noch die ein oder anderen Geheimnisse, doch diese werde ich euch nicht anvertrauen, ich wäre ja dumm. Aber ihr solltet nun euren Wunsch äußern, denn ich muss hier weg, wir dürfen nicht mehr zulange reden, sie kommen. Ich höre sie.
R: In Ordnung Lord. Ihr seid kein Feind, drum werde ich euch ein Stück weit vertrauen. Doch mir fällt nicht ein, welchen Gefallen ihr uns tun könntet. Schwester, hast du eine Idee? Hey, Isabell, hast du eine Idee, wie sich der Lord bei uns revanchieren kann?


Isabell hörte bei ihrem ganzen Gespräch gar nicht hin, noch immer kreisten so viele Gedanken in ihr. Dieses Gefühl, es wollte einfach nicht weggehen und dann diese ganzen Wendungen, dass ihr Bruder wieder sprach und mit diesem Wesen und immer wieder sah sie die tote, junge Frau. Das alles war wohl ein wenig zu viel und so hörte sie die Frage von Rociel zwar, doch in dem Moment waren es nur Fetzen aus Tönen, die sie nicht verstand oder verstehen wollte. Erst als ihr Bruder sie am Arm fasste kam sie wieder zu sich, als ob die Berührung sie geweckt hätte.

I: Was?
R: Was ist denn mit dir los?
I: Ich weiß nicht…so viel…zu viel…
R: Hast du eine Idee, inwiefern uns der Lord helfen kann?
I: Lord? Wer?
R: Hast du nicht zugehört. Lord Alucard bietet uns seine Hilfe an, mehr oder weniger, er will uns einen Gefallen tun, doch wir müssen uns schnell entscheiden, wir müssen hier weg, irgendetwas scheint hierher zukommen, das Öffnen des Tores hat Skelldon offenbar in Aufregung versetzt.
I: Gefallen…ja…weiß nicht. Aber warte. Ja, kennt sich Meister Alucard in diesen Gängen aus?
A: Ja natürlich, jeden Gang bin ich schon hunderte Male durchflog…ähm, durchgangen.
I: Dann möge uns Meister Alucard den Weg aus diesem unterirdischen Labyrinth zeigen. Unser Ziel ist es zu Skelldon zu kommen.
R: Ja, das ist die Idee! Lord?! Bringt uns zu Skelldon, oder zumindest hier raus. Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren, unsere Suche soll endlich weitergehen, die Zeit wurde genug verplempert.
A: Ihr wollt zu Skelldon? Natürlich wollt ihr zu Skelldon…hehehe, gut, ich werde euch hier rausführen, aber nun schnell, die Wachen sind im Gang, macht euch auf einen Kampf bereit, ich werde schon einmal vorflieg…äh hehe, vorrennen und dann auf euch warten, also, bis gleich.


Der Mann ließ alles zurück, gab es wohl auch nichts, was er hätte mitnehmen können. Auch Rociel lief sofort los, doch Isabell blieb noch stehen. Die junge Frau, sie lag noch immer auf dem Sarg, so wunderschön…und doch tot. Nun komm schon… hallte es schon einige Meter von ihr entfernt, aber anstatt ihrem Bruder hinterher zu rennen ging Isabell mit langsamen Schritten auf die Leiche zu. Sie war so schön, ein blutjunges Mädchen mit bleicher Haut, als ob die gesamte Farbe herausgesaugt wurde. Am Hals hatte sie die Wunde, zwei scharfe Zähne hatten sich in das zarte Fleisch gebohrt. Isabell fuhr mit der Hand über die Augen und sprach sogar kurz zu Innos. Selten betete sie, niemals hatte sie so einen innigen Kontakt zu einem Gott gehabt, wie es ihr Bruder hatte, der in dieser Hinsicht ziemlich fanatisch war. Doch sie war auch eine Gläubige, deren Gott Innos hieß. Und so hoffte sie, dass Innos dieser Frau etwas Gutes tun sollte. Dann rannte auch sie dem Duo der beiden Männer hinterher, die unterschiedlicher nicht sein konnten, auf den Lippen noch zwei Worte, die an den Lord gerichtet waren…Dieses Schwein…
29.03.2004, 12:04 #261
Isabell
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Die junge Frau war nicht wütend, nicht auf Rociel. Vielleicht hatte er der toten Frau nicht den Respekt gezollt, den sie verdient gehabt hatte. Vielleicht hatte er auch ein bisschen zu sehr auf den Lord und auf die Mission geachtet und sie ein wenig vergessen. Doch das konnte sie ihm nicht zum Vorwurf machen. Isabell wusste inzwischen, dass sie ein wenig komisch geworden war, seitdem sie dieses Tor erreicht hatten, hatte sich einiges verändert. Sie brauchte nur ein wenig Ruhe und Abstand zu dem allem, wollte es selber verstehen und sich eine Meinung bilden. So schnell konnte das gar nicht alles einschätzen. Ob der feine Lord ein möglicher Feind war und was sie bloß tun sollten. In erster Linie aber stand ihr Ziel das Amulett zu finden, daran gab es nichts zu rütteln. Natürlich war sie froh, wenn der Fremde ihnen helfen wollte schneller hier herauszufinden. Nichts war wichtiger als das. Doch in ihren Augen war dieser seltsame Mann, dieses Scheusal, kein unbedingt bedingungsloser Helfer, sondern eher eine potenzielle Gefahr. Sie wollte nicht riskieren, dass auch ihr Blut bald durch seinen Mund floss, egal was er auch versprach. Deshalb schwieg sie immer mehr und konzentrierte sich nur darauf, an den Hacken von ihrem Bruder zu bleiben. Solange sie in schwach oder gar nicht beleuchteten Gängen waren, war die Fackel unheimlich wichtig. Vielleicht hatten sie jetzt keine Feinde mehr zu fürchten, doch Dunkelheit war stets ein Feind. Sicherlich wäre auch ohne das gute Licht ein Weitergehen möglich, doch längst nicht in dem Tempo, dass sie anstrebten. Sie beobachte Alucard immer dann, wenn sie eine einminütige Verschnaufpause machten, der Vampir lehnte sich nur lässig an eine Wand und schien ungeduldig zu warten, das Tempo schien ihm nicht das Geringste auszumachen, allerdings musste er auch nicht diese Gewichte auf dem Rücken tragen.

Als sie dann endlich wieder im zentralen Raum waren, warteten sie auf den Weg, den er einschlug, doch zuerst meinte er, dass weitere Verfolger sich näherten. Tatsächlich hörten sie schon bald die Geräusche, die aus der Richtung der Treppe kamen. Doch ehe sie sich versahen hatte der Lord die Initiative ergriffen und sich in die ankommenden Feinde gestürzt. Zuerst dachte sie, dass er womöglich wahnsinnig wäre, denn er trug keine einzige Waffe am Leib, kein Schwert, kein Dolch und eine Rüstung suchte man ebenfalls vergeblich. Aber das Ganze war wohl nicht nötig bei jemand, der messerscharfe Krallen an den Händen hatte. Ob sie aus den Knochen wuchsen oder unter seinem Hemd lagen, sie hatte es nicht gesehen, jedenfalls sahen die beiden mit gezückten Waffen, wie ihr Führer einen Trupp aus fünf Skeletten innerhalb von zwanzig, maximal dreißig Sekunden auseinander nahm. Nichts als Knochen blieb mehr von ihnen übrig und als er grinsend zurückkam achtete sie auf seine Hände. Sie sahen aus wie immer, ohne Krallen, ohne blutige Wunden. Unglaublich. Es war schon sehr merkwürdig, was für Gestalten es gab. Hatte sie Rexx noch geschockt, musste Alucard wohl so was wie ein Wunder sein. Doch ein offensichtlich grausames Wunder, das Spaß am töten hat. Jedenfalls war dies nur die erste Demonstration seines Könnens und es hatte schon ausgereicht. Gegen diese Kreatur wollte sie auf jeden Fall nicht kämpfen, aber wenn es denn sein musste, wäre es Isabell eine ganz besondere Ehre gewesen, ihre Schwerter in die Brust dieses Vampirs zu rammen. Natürlich hatte sie nach diesem Kampf größeren Respekt denn je, doch Angst durfte man vor keinem Feind haben, schon gar nicht vor möglichen Wölfen im Schafspelz…

Das wird nicht der letzte Trupp sein, wir müssen weiter. Folgt mir. Nun war sie gespannt, wo er sie denn hinführte und tatsächlich tauchte er durch den letzten, möglichen Gang ein, den Steinbogen, durch den sie noch nicht gegangen waren. Isabell schaute verdutzt. Hatte sie tatsächlich den richtigen Gang gewählt. Oder war das nur ein Trick? Wenn es denn kein Trick wäre, dann hätten sie diesen Weg ja auch gewählt. Wären sie nach links, anstatt rechts gegangen, wäre es sogar der erste Weg, den sie nach ihrer Ankunft hier unten genommen hätten. War das Zufall? Ein recht merkwürdiger Zufall wäre es gewesen.

Das schwarze Haar des Lords schimmerte wie die Dunkelheit vor ihnen und machte ihn so fast unsichtbar. Doch zu ihrem Glück tauchten alle zehn Meter wieder Fackeln auf, so dass es eine geringe Orientierung gab. Am hohen Tempo jedoch änderte sich auch hier nichts, der Gang war genauso monoton wie alles andere. Eines musste man den Baumeistern lassen, sie hatten hier unten ein perfektes Labyrinth gebaut, in dem man sich nicht nur leicht, sondern mit Sicherheit verlaufen konnte. Doch alleine durch die Durchbohrung einer riesigen, unterirdischen Steinmasse konnte man nichts erreichen. Der langweilige, enge Gang sorgte allerdings dafür, dass sie besser Schritt halten konnten und sie sich mehr auf ihren Führer konzentrieren konnte. Nebenbei hatte sie ihre Überlegungen fast abgeschlossen und sich nun eine Meinung gebildet. Es war ein wackliges Vertrauen, dass sie da hatten. Sie nahm die Hilfe gerne in Anspruch, denn nichts konnte ihr lieber sein, als ein weiterer Kämpfer, der für sie die Arbeit erledigte, doch er sollte es nicht wagen in die Nähe von ihr, oder ihres Bruders zu kommen, so war ihr Beschluss, der Kompromiss, den sie mit dieser Kreatur schloss…
29.03.2004, 19:55 #262
Isabell
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Die großen Augen hatten sich bald schon wieder in den Normalzustand begeben, doch diese Halle war schon ziemlich groß, da musste sie den Blick ihres Bruders unterstützen. Anfänglich war sie ja immer misstrauischer geworden, ob dieser komische Lord sie nicht reinlegte, weil diese drei Gänge wirklich nicht normal erschienen und jeden zur Verzweiflung gebracht hätten, der sich hier nicht auskannte, doch jetzt war das vergessen, denn diese Halle bot ein vollkommen neues Bild und ersetzte das bisherige spielend und mit einem großen Knall. Eine riesige Treppe führte nach unten, doch schon weit oben sah man die meterhohen Säulen und die Verzierungen. Eigentlich hätte dies schon ein würdiger Thronsaal sein können, doch hier sollten sie Skelldon anscheinend nicht finden, zu schlecht gesichert waren die Wege bisher gewesen. Langsam wurde ihr schwindlig von der enormen Größe der Anlage, die sich mittlerweile doppelt so lang zog, wie die gesamte Kanalisation von Gorthar. Anscheinend waren hier die Größenmaße in einer vollkommen anderen Relation als in ihrer Welt, doch viel Zeit zum nachdenken blieb nicht, denn sie mussten schon wieder weiter. Der Vampir ging voraus, mit schnellen Schritten lief er die Treppe hinunter und suchte die Gegend ab. Sein Gesicht verzog sich, doch sie sah es nur durch einen Zufall in seiner Kopfbewegung, denn normalerweise verbargen die langen Strähnen jegliche Mimik der Muskeln. Was sie nicht sah waren die glühenden Augen, die von einem ausdruckslosen Braun zu pulsierendem Rot wechselten. Wie sie die Halle geradezu ausleuchteten, trotz intensiver Beleuchtung durch clever platzierte Fackeln an den Wänden. Nun wurde nicht mehr verschwendet, unnötiger Platz und unlogische Ressourcen verbraucht. Nun sah es aus, wie es auszusehen hatte und doch schienen selbst die Räume einen Sinn zu haben, in denen es mehr Fackeln als Quadratmeter gab. Isabell blieb leicht hinter dem Duo der Männer, dass immer noch Seite an Seite lief und vollkommen untypisch und unrealistisch zusammen wirkte, doch immerhin merkte sie etwas, was den anderen entgangen sein musste. An den Wänden der Seiten bewegten sich Schatten, doch sie waren weitaus größer als die der Fackeln. Es konnte natürlich auch reiner Zufall sein, doch dafür fielen ihr diese Zufälle zu oft auf. Immer waren es nur ganz kleine Hinweise, aber dann sah sie sich um und spürte die Anwesenheit eines Anderen. Der sich fürchtete entdeckt zu werden und der sich lieber in Deckung begab. Die Halle war nämlich alles andere als festlich geschmückt, ein riesiger, übergroßer Lagerraum für Fässer, Kisten, Truhen. Selbst eine riesige Schmiede stand hier unten, doch es schien niemand dran zu arbeiten. Die Schmiede lag fast in der Mitte des Ganges, als sie an ihr vorbeikamen bemerkte sie jedoch, wie ein glühendes Stück Metall an einer Zange in der roten Glut verweilte. Wie das Rad eines Schleifsteins noch langsam ausdrehte. Und hier sollte niemand sein? Da konnte sie nur lachen…mit einem herzhaften Ruck packte sie ihren Bruder am Rücken. Sieh nur, die Schmiede. Wir sind nicht alleine… Zuerst nahm er es nicht wahr, sah nur ausdruckslos auf die verlassene Arbeitsstätte, doch dann nickte er wie selbstverständlich. Du hast Recht. Lass uns enger zusammenbleiben, der Lord wird auch ohne uns da vorne zurückkommen. In der Halle flammte es ein zweites Mal auf, doch nicht nur der flüssige Stahl war daran Schuld, sondern auch ihr Herz, das sich an Rociel klammern wollte. Sie war erfreut über seine plötzliche Aussage und den engen Gang zu ihr, doch andererseits überrascht, da sie das nicht für möglich gehalten hätte. Der Vampir war währenddessen ohne eine Regung oder eine Reaktion auf die Schmiede weitergegangen und befand sich jetzt in etwa zehn Meter vor ihnen, was der jungen Frau nur Recht war. Die Schatten, die vor kurzem benutzte Schmiede. Keine guten Anzeichen waren das, wirklich überhaupt nicht…

Isabell spürte auf einmal die Hand ihres Bruders, die die ihrige versuchte zu fassen und mit einem Mal wurde ihr ganz komisch. Gerade wollte sie seine Annäherung erwidern, da wurden sie jäh unterbrochen, denn wie zufällig hatten sie gerade die Mitte des Ganges erreicht. Es war bisher alles so friedlich gewesen, doch dass die Mitte ihr Verhängnis werden sollte, darauf hätten sie kommen müssen. Nun kamen sie aus allen Ecken geströmt, von den Seiten gesprungen und mit strammem Fuße einmarschiert. Es waren jeweils zwei Reihen à fünf Skeletten, die den Weg versperrten. Zwei standen vor dem Vampir, der schon etwas weiter als sie war und zwei eben vor, bzw. hinter ihnen. Das Mosaik in der Mitte des Ganges hatten sie nicht bemerkt und zahlten nun den Preis. Die Knochenmänner waren innerhalb von Sekunden aufgetaucht, waren sie doch scheinbar unsichtbar gewesen, nicht mal der schlaue Vampir hatte sie anscheinend bemerkt. Für ihn musste es eine schlimme Zeit sein, konnte er an diesen Kreaturen doch nicht den geringsten Tropfen Blut finden, doch bedauern tat sie ihn trotzdem nicht, im Gegenteil, bisher hatte sie gut darauf Acht gegeben, dass er sich nicht an einen von ihnen vergriff. Jetzt jedoch waren diese Differenzen erst mal außer Kraft getreten, denn auf beiden Seiten wurden sie von zehn Skeletten umkreist. Und dieses Mal zeichneten sich die knochigen Gesellen mit einer anderen Individualität aus, denn im Gegensatz zu ihren bisherigen Kollegen trugen sie keine Schwerter oder Dolche, sondern gut aussehende Handäxte. Sie sahen alle gleich aus, doch ihre spitzen Blätter wirkten so, als ob sie sich mühelos durch Fleisch arbeiten konnten und sich prima darin verhaken. Nur eines der Skelette auf ihrer Seite bestach durch eine weitere Besonderheit. Eine große Schürze aus Leder hatte es um und als Waffe einen Hammer, dessen Stiel mindestens einen Meter zwanzig lang war.
Als schon Kampfeslärm aus ihrem Rücken drang, machte der scheinbare Schmied einen Schritt aus der Masse hervor und verkündete seinen Befehl. Tötet sie, tötet sie im Namen von Skelldon, unserem Herrscher, ich will aus ihren Knochen neue Werkzeuge herstellen… Der Befehl schien unwiderstehlich auf die übrigen Skelette zu wirken und sofort stürmten alle neun an ihm vorbei, geradewegs auf die Geschwister zu. Währenddessen ließ sich der Schmied Zeit und trottete nur behäbig auf sie zu, in der Hoffnung, dass seine Sklaven und Diener das Problem der Eindringlinge schnell lösen würden…
30.03.2004, 15:27 #263
Isabell
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Wie der Henker vollstreckte das dürre Skelett das Urteil , dass er als Richter über sie gefällt hatte und ließ die schwere Waffe auf sie sinken, diese war sehr schnell und heftig wuchtig, doch wieder traf sie nur ins Leere, sie waren rechtzeitig ausgewichen, sie nach links, ihr Bruder nach rechts. Bis jetzt war der Kampf so gut gelaufen, doch das sollte gefälligst auch so bleiben. Dieser letzte Gegner konnte nicht gewinnen, nicht hier, nicht heute, nicht gegen sie. Sie mussten dem Schmied ein Ende bereiten, ehe er noch weitere Todeswerkzeuge und Waffen für eine Armee aus Untoten schmiedete. Sie standen beide gleichweit von ihm entfernt und er begann wieder den Hammer über sich zu kreisen, in dem Moment liefen sie zeitgleich auf ihn zu und versenkten ihre Schwerter in ihm, Rociel erwischte die Hand des Schmieds, der den Hammer losließ, loslassen musste, Isabell hatte ihre Schwerter durch die Rippen gestochen und zog sie nun wieder heraus, nahm gleich vier Rippenflügel mit. Das Skelett taumelte nach hinten, war aber noch nicht besiegt, doch als es zu Boden fiel, war immer noch der Hammer in der Luft, durch den Schwung und den verlorenem Arm hatte es ihn nach oben gerissen. Isabell ging einen Schritt zurück, um auf Nummer sicher zu gehen, dann schon krachte die Spitze des Hammers in den Kopf des Skelettes, kurz darauf fiel auch noch der Rest in den Oberkörper. Das Skelett, der Schmied, er wurde geradezu zerquetscht, von seiner eigenen Waffe besiegt. Zehn Skelette hatten sie mit Geschick, Talent und guter Zusammenarbeit besiegen können und ihren Teil erledigt, doch es war ein Irrtum zu glauben, dass der Lord mit derselben Menge nicht auch fertig werden würde. Im Gegenteil, seit Minuten war kein Geräusch mehr aus seiner Ecke gedrungen, als sie sich nun wieder umdrehten, sahen sie nur die ganzen Knochen, was nur eine Annahme zuließ. Alucard stand bereits die duzend Meter voraus an der Treppe und wartete dort auf sie. Gelangweilt sah er von weitem aus, doch Isabell war nur wütend auf diesen Kerl, auf dieses Schwein. Er hätte ihnen ja auch mal helfen können, doch stattdessen hatte es ihm wohl Spaß gemacht zuzuschauen, weil der Kampf sicher auch so unterhaltsam war. Vielleicht wollte er sie ja auch beobachten, um mögliche Schwachstellen bei ihnen zu finden, doch diese würde er nicht finden. Die einzige Schwachstelle war schon lange geschlossen.

Mit gesenkten Waffen, aber immer noch in Händen, kamen sie auf ihn zu, doch in der Halle blieb es ruhig. Die Schatten an den Wänden waren endgültig verschwunden und nun war es auch irgendwie ruhiger, friedlicher, besser. Die Luft war nicht mehr so warm, doch das lag sicher nicht nur an der Temperatur. Es schien mit dem Tod des Schmiedes wohl auch die Seele dieser Halle verschwunden zu sein. Vielleicht war es ja auch nur eine Schmiede, getarnt als Halle, ein Versorgungslager für die Waffen von Skelldons Armee, sollte sie denn existieren. Doch die Halle lag hinter ihnen, fast zumindest, nur noch die große Treppe, an dessen Ende der Vampir wartete. Sein Grinsen unter den Strähnen war widerlich und sein offensichtlicher Spott kaum zu fassen, doch sie trug es mit Fassung in der Hoffnung ihn bald wieder los zu sein.

Da seid ihr ja endlich! Also, ich habe euch versprochen durch die irreführenden Katakomben von Skelldons Palast zu bringen und das habe ich hiermit getan. Geht die Treppe hinauf und ihr seid da. Ab diesem Zeitpunkt werdet ihr euch im Innersten von seinem Palast befinden, es wird nicht mehr viele mögliche Wege geben, doch jeder hat eine Bedeutung. Ich weiß nicht mehr, wie es da oben so genau aussieht, das werdet ihr selber herausfinden müssen, aber ich bin mir sicher, dass ihr es schafft. Genau das war es, was sie hören wollte, das erste und einzige Mal, dass sie sich über die Worte dieses Vampirs freuen konnte. Sie war jetzt schon froh ihn los zu sein, doch sein Dienst war wirklich tadellos gewesen. Er hatte sie gut geführt, mehr aber auch nicht. Kommt ihr nicht mit?, fragte ihr Bruder noch im Vorbeigehen. Nein, ich muss noch ein bisschen was erledigen, man hat viel zu tun, wenn man nach so langer Zeit wieder frei ist. Aber vielleicht sieht man sich ja mal wieder, vielleicht schneller als ihr denkt. Sie nickten und hielten die Hand zum Gruße, eine reine Formalität, dann endlich ging es weiter, die Treppen hinauf, durch den großen Bogen, den kleinen, gut beleuchteten Gang entlang, bis sie vor einer weiteren Tür standen, die aus Holz und unverschlossen war. Zwei Flügel öffneten sich, als sie die Knaufe drehten und sofort einen hellen Gang präsentierten, ein Gang mit einem stilvollen Teppich und einer weitern Tür selber Bauart, nur wenige Meter voraus…
30.03.2004, 19:25 #264
Isabell
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Als sie über die Schwelle der sich nun auftuenden Lücke begaben, konnten sie in den Raum sehen, ihn betreten. Drei dieser eigenartigen Kristalle, die bestimmt nicht aus Gorthar stammten, leuchteten ihnen zu, dabei war dieser Raum ganz klein, ganz unnahbar. Ein Skelett war das erste was sie sah. Durch seinen knochigen Körper war ein Schwert gestoßen, vielleicht war es mal ein sehr gutes und mächtiges Schwert, doch heute war es nur ein kleines Stück Metall, dass keinen Glanz mehr versprühte. Doch es lag zwischen den Rippen des Toten und man konnte annehmen, wenn man ein klein wenig Fantasie hatte, dass die einstige Gestalt, das einstige Lebewesen mit diesem Schwert durchbohrt wurde, irgendwo an der Brust, vielleicht mitten durch das Herz und dann hier zurückgelassen wurde. Zumindest war dies eine erste Theorie, die sie herstellte, doch es gab noch etwas anderes in diesem Raum. Ein kleiner Altar war da und auf ihm lag ein Buch. Ein einziges, nur eines. Davor waren Zettel sorglos hingeworfen, weder versiegelt noch zerknüllt oder gefaltet, sondern noch immer so, wie sie geschrieben wurden. Als sie ehrfürchtig an dem Skelett vorbeigegangen waren und vor beiden Schriftstücken standen, wollte Isabell das Buch berühren, doch ein magischer Schutzfilm umgab es. Eine blaue, knisternde Masse schwirrte darum, doch nach ein paar Sekunden löste sie sich auf und Isabell hatte keine Probleme mehr das Buch anzufassen, doch zuvor wollten sie erst einmal die Zettel lesen, die in ihrer Sprache, der myrthanischen gehalten war.

Fremder, Fremde,
hört mir gut zu. Vielleicht kann euch das Buch noch einmal das Leben retten, wenn ihr so töricht wart hier herzukommen. Ich bin Hardiin Odesäron, ein Magier aus dem Zirkel, geschickt aus Myrthana. Wir sind hier nicht mehr auf der Erde, nicht mehr auf Assiah. Wenn ihr dieses Schriftstück lest, dann seid ihr auf Zopar, der dritten Schale der Hölle. Doch man könnte auch einfacher sagen, ihr seid in Skelldons Reich. Skelldon, der untote Fürst der Finsternis. Er regiert über diese Welt. Sie besteht aus Lava, Stein, Asche und Geröll, doch es gibt Städte, Städte aus Stein und Vulkangestein, in ihnen leben sie, die Untoten. Die Armee von Skelldon ist riesig, doch hier in seinem Palast nur gering. Kein Sterblicher kann hierher kommen, der einzige Weg ist das einzige, existierende Portal. Skelldon hätte es längst vernichtet oder zumindest versperrt, doch seine Magie hält alles und jedem davon ab, es zu zerstören. Einer der wenigen Trümpfe gegen diesen mächtigen Herrscher. Ich bin mit einer Gruppe von zwei weiteren Magiern hier hergekommen. Der Grund ist einfach, wir sollten Skelldon vernichten. Doch wir sind – wie die vier Menschen vor uns – jämmerlich gescheitert. Meine beiden Magiergenossen, Freunde und Brüder sind tot, Skelldons untote Garde hat sie in Stücke gerissen, ehe sie die mächtige Magie wirken konnten. Ich konnte hierher fliehen, doch mein Weg zum Spiegel wurde mir abgeschnitten. Drum friste ich hier meine letzten Stunden, um euch Fremde zu warnen, solltet ihr je soweit kommen.

Das Buch enthält eine Karte, auf der sämtliche Gangsysteme seit dem magischen Spiegel, bis zu Skelldon selbst eingezeichnet sind. Zudem befinden sich genauere Informationen über seine Macht darin. Allerdings muss man für den Text die Sprache der Untoten beherrschen, was den meisten schwer fallen dürfte. Sofern ich noch Zeit habe, werde ich die Übersetzung noch anfertigen, doch zuerst müssen die Schriftstücke gesichert werden. Skelldon würde sie in Fetzen reißen, wenn er sie erst mal hätte, doch das werde ich zu verhindern wissen. Ein mächtiger Zauberer, das bin ich wohl. Aber auch wenn ich gegen diese Masse da draußen versagen werde, so sollen wenigstens die Schriften gesichert werden. Ich werde kämpfen, doch ich bin verletzt, meine Schulter, sie ist ausgekugelt, werden sehen, wie viel Zeit noch bleibt…


Der Text endete mit einem nervösen Schreibarm, der immer mehr begann zu zittern und ungenauer zu werden, anscheinend machte sich seine Verletzung bemerkbar, so lag auch nirgendwo mehr eine Übersetzung, von der die Rede war. Doch sie hatten alles lesen können, einen besseren Einblick hätte man sich nicht wünschen können. Sie dankten Hardiin für seine Tat, die durchaus mutig und edel war. Anstatt langsam zu sterben und vor sich hin zuklagen, sich gar das Leben aus Verzweiflung zu nehmen, hatte der Magier ihnen einen großen Gefallen getan und außerdem noch ehrenhaft gekämpft. Dieser ganze Aufwand, er war wirksam, wenn es eine einzige Person retten würde und sie waren schon zu zweit. Sorgfältig, fast schon bedacht steckte sie den Zettel in ihren Rucksack, würde er doch nie mehr von jemand benötigt werden. Sie hatten fest vor Skelldon zu vernichten, nun endlich hatten sie Gewissheit, dass er der wahre Feind war und nicht nur ein Name, der in der Luft umherschwirrte. Zu oft war er nun gefallen, zu selten, oder besser gesagt nie ein Anderer. Skelldon, ein Name für das personifizierte Grauen, er war nun der Name, der auf ihrer Liste der Feinde an allererster Stelle stand. Er sollte der nächste sein, der durch ihre Klingen fiel, der durch sie sein nicht vorhandenes Leben aushauchen sollte.
31.03.2004, 18:31 #265
Isabell
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......

Die Menschen sind seltsame Wesen
Sie fürchten den Tod
Das Ende des Lebens
Aber sie fürchten auch ihren eigenen Körper
Ich verstehe die Menschen nicht
Sie verschließen sich vor dem Tod
Dabei brauch man ihn gar nicht fürchten
Selbst der Tod kann durch ein Schwert fallen
Wenn man ihn nicht fürchtet…

Hohohohohohohoh…

Ich bin der Tod und doch am Leben
Magie des Gottes lässt mich streben
Ich bin ein Schlächter, muss Tod dir geben
Kämpfe gar mit göttlich Segen
Ich bin ein Schatten und ein Geist
Dich überdauert, bin ganz dreist
Ich bin der Mörder von Männer und Frau’n
Hab blut’ge Hände, Zähne und Klau’n.
Ich bin ein Dieb, halt mich nicht an Gesetze
Lache laut auf, wenn ich die Opfer verletze
Ich bin ein Harlekin, hab Spaß
Werfe euch den Tieren vor zum Fraß
Ich bin die Regel, bin die Logik nicht
Liebe das Dunkel, hass Sonnenlicht
Ich bin ein Gott, der unter einem Gotte steht
Bin der Mittelpunkt, um den diese Welt hier dreht
Ich bin ein König mit viel Gefolgschaft
Trinke Blut wie reinen Saft
Ich bin ein Barde, meine Melodie ist das Ende
Verlangt keines Barden zu bringen die Wende
Ich war ein Mensch und doch bin ich nun
Etwas anderes als das, habe viel zu tun
Ich bin wer ich bin, stelle Rätsel und hab Freud
Kommt nur komm und werd ein Zeug’

Weißt du wer ich bin?
31.03.2004, 20:57 #266
Isabell
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Kurz nachdem die Skelette ihre Schwerter gezogen hatten, zog auch Isabell ihre beiden Klingen aus den Scheiden. Sie hatten sich auf sie gerichtet und waren erst erwacht, als sie über die Schwelle dieser Tür getreten waren, ein wirklich erstaunlicher Zauber. Doch ob Zauber oder nicht, das war jetzt vollkommen egal, sie wollte nur noch diesen Kampf gewinnen. Mit ruhigen und klaren Schritten gingen sie auf die Skelette zu, die im Gegensatz etwas schneller rannten. So trafen sie sich etwas näher zur Tür, als zur Mitte des Raumes. Klingen klirrten, der Zauber des Kampfes war nun der einzige, aktive Zauber. Die Skelette waren gut, auf jeden Fall waren sie viel besser als die schwachen Viecher am Anfang ihrer Reise durch diesen Palast, doch das änderte nichts daran, dass sie überlegen waren. Die Gegner mochten noch so gut sein, wenn sie nur zu zweit waren, hatten sie so gut wie keine Chance, denn wie sollte ein Duo aus Skeletten ein Duo aus Halbdämonen schon besiegen? Eben, es war unmöglich dass sie verlieren konnten und so wurde der Kampf auch geprägt, nach anderen Regeln, nach den Regeln des Kampfes und seinen Boten, den Klingen.

Das erste Skelett fiel schon zu Beginn, als der Kampf gerade ein paar Sekunden alt war, die schweren Zweihänder, die weder Rost noch Abschürfungen aufwiesen, sondern die nach guten, normalen Stahl aussahen, fielen gar nicht mal so langsam, doch sie hatten langsam ihre Technik gefunden, verfeinerten sie bis sie irgendwann vielleicht einmal perfekt wäre. Doch hier unten, in den Räumen, da konnte man seinen Vorsprung an Geschicklichkeit nur schwer ausspielen, darum kämpften sie wieder so, wie schon in den letzten Kämpfen zuvor. Als die Klinge des ersten Skelettes auf sie fiel, blockte sie den Schlag mit dem offensiven Krummschwert, dass in ihrer rechten Hand lag, doch als das zweite Skelett seinen Hieb auf Rociel richten wollte, preschte ihr zweiter, ihr linker Krummsäbel aus seiner Verteidigungshaltung hervor und hielt ihn auf. So konnte Rociel das Werk vollenden und das erste Skelett treffen und unschädlich machen, so spielend leicht, so einfach. Es war nicht leicht den Druck zu halten, den so ein herunterfallendes, zweihändiges Riesending auf den Arm bewirkte, doch sie hatte sehr gute Schwerter und dazu sehr gute Griffe, da war das kein Problem.

Das zweite Skelett jedoch hatte nun gemerkt, dass es ziemlich sinnlos war weiterzukämpfen, nachdem der Kamerad an der Seite nicht mehr da war und nun zwei gegen einen standen. Vielleicht hatte er es auch nicht bemerkt, weil er einfach zu dumm war es zu merken, doch das war ja nicht wichtig, darüber hatten sie sich schon genug Zeit den Kopf zerbrochen, ob diese Kreaturen überhaupt denken konnten. Jedenfalls gelang es dem Skelett noch sich einige Sekunden zu halten, sogar eine ganze Minute lang, denn es schwenkte sein mächtiges Schwert, das natürlich einen Reichweitenvorteil hatte, vor sich hin und her und wich dabei immer wieder ein paar Schritte zurück. So war es zumindest schwieriger für sie einen erfolgreichen Angriff zu starten, doch wenigstens waren sie vorerst die lästigen Angriffe los. Doch eigentlich spielten sie nur ein wenig mit dem Gegner, denn er hatte keine Chance. Als das Skelett dann an einer Wand nicht mehr weiterkam, startete es einen letzten, verzweifelten Angriff und fuhr wild in Rage hervor und achtete überhaupt nicht mehr auf Deckung oder Schutz. Das war ihnen natürlich überaus Recht, so warteten sie ab, wichen nun selbst zurück, um auf den richtigen Moment zu warten und um das Skelett zu verwirren. Trotz ihrer unübersehbaren Überlegenheit war es immer noch ein gutes, stabiles, schweres, zweihändiges Schwert, das ihnen schwere Verletzungen zufügen konnte und so war es auch ratsam nicht in absoluter Überheblichkeit zu verfallen.

Doch wie gesagt, länger als eine Minute konnte sich der Kampfgegner auch nicht halten. Sie waren eiskalt, als es darauf ankam zuzuschlagen. Dieses Mal setzte ihr Bruder an, zog in die linke Ecke vorbei, während sie weiter zurückwich. Das Skelett zögerte einen Moment zu lange, da kam auch schon das Schwert ihres Bruders auf den Zweihänder zu, erbarmungslos von der Seite, schlug es allerdings nicht den Zweihänder entzwei, oder aus der Hand, nein, ihr Bruder schien eine neue Lieblingsbeschäftigung gefunden zu haben, die aber auch äußerst effektiv war. Er nahm gleich den ganzen Handflügel mit, auf dass das Skelett nicht die geringste Chance hatte, durch die Magie die durch den Körper floss, die Stärke aufzubringen, um das Schwert festzuhalten. Für sie war der Rest Routine, einfache Arbeit. Mit Schwung nahm sie Anlauf, drei Schritte, zwei, eins, dann zuckten ihre beiden Klingen durch den sich tatsächlich noch wehrenden Körper, doch dann war auch von diesem Skelett nur noch ein Haufen Knochen übrig, allerdings ohne Verbindlichkeiten zum Wiederauferstehen.

Mit zwei geschickten Bewegungen ließ sie die Schwerter in den Scheiden versinken und griff erneut zum Wasserkrug an ihrem Gürtel, ein paar erfrischende Tropfen auf ihr Gesicht und auf ihre Zunge später, ging es besser. Der Stress war enorm, trotz gut tuendem Heiltrank. Die junge Frau legte sich das Haar aus dem Gesicht und band es nun endlich zu einem Zopf, denn es hatte beim Kampf nur gestört und das würde sich wohl auch beim nächsten nicht ändern, nur der nächste Kampf war schon beschlossene Sache und so machte es keinen Sinn zu spekulieren, ob er kam, sondern nur wann er kam.
01.04.2004, 15:47 #267
Isabell
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Es war wirklich nur ein kleiner Gang, fast schon mehr ein Tunnel, aber sie waren hier wahrscheinlich sowieso unter der Erde, von daher war diese Bezeichnung unangebracht. Bei der ganzen Anlage hatte sie noch kein einziges Fenster gesehen, durch das Licht strahlte, vermutlich weil es eben nicht möglich war. Was sie bisher wussten ließ auch die Vermutung gelten, dass es hier auf dieser Welt keine Sonne gab. Doch egal woher sie ihre Lichtquellen bekamen, sie hatten keine Mühe diesen kurzen Übergang zu bewältigen. Das einzige was ihr aufgefallen war, es gab immer mehr Gegenwehr. Aber es war auch logisch, denn sie kamen immer näher zu Skelldon. Fast schon lächerlich wirkte die Distanz, die sie zwischen ihm lagen. Ein paar hundert Meter, mehr konnte es nicht sein. Leider war es mehr als ein einzelner Gang, es war viel mehr noch ein Bau aus zwei Räumen, einem langen Gang und einem großen Vorraum, danach mussten sie da sein. Die Erwartung war groß, doch die Vorsicht stieg nun. Wieder vor der Tür stehend, atmete sie tief durch, in Erwartung auf eine neue Offensive der Untoten, doch als sich die Tür langsam vor ihnen öffnete, war nichts zu sehen von irgendwelchen Gegnern. Nicht die geringste Gegenwehr schien es zu geben. Aber irgendwie wirkte das komisch. Nachdem die letzten zwei Räume zumindest ansatzweise scharf bewacht waren, sollte hier absolut nichts los sein? Der Raum hatte größere Ausmaße, war mindestens doppelt so groß wie die Räume zuvor, doch weit und breit kein Skelett zusehen. Auch sonst war nicht wirklich viel Leben in diesem Raum, wieder flackerten zwei Kronleuchter, die die Schädel der Skelette als Lichtquelle nutzen und dadurch unheimliche Schatten von menschlichen Köpfen an den dunklen Ecken des Raumes verursachten. Ansonsten war der Raum scheinbar tot, nur die etlichen Nischen auf ihrem Weg zu einem der drei Steinbögen verursachten bei ihr Kopfschmerzen. Was es mit denen auf sich hatte, dass wollte sie nur zu gern wissen. Doch zunächst musste sowieso der richtige Weg abgeklärt werden, doch das ging nur schwer, wenn jederzeit eine versteckte Überraschung auf sie warten konnte, deswegen hielt sie Wache während Rociel sich aufmachte die Karte zu studieren. Nach einiger Zeit war er soweit. Also, wenn die Karte nicht lügt, dann ist der richtige Weg einzig und alleine der linke. Also müssen wir nach links. Isabell hatte verstanden, doch noch immer zögerte sie auf den linken Gang zuzugehen, da diese schwarzen Nischen sicherlich nichts gutes zu bedeuten hatten. Und was glaubst du, befindet sich in diesem Raum? Ihr Bruder schaute ein wenig verdutzt und bemerkte dann: …Hier? Hm nichts würde ich meinen. Doch es blieb bei ihren Zweifeln und so ging sie äußerst vorsichtig an den schwarzen Nischen vorbei und tatsächlich befand sich auch etwas darin. Es waren Särge, die senkrecht aufgestellt waren, doch sie hörten kein Geräusch und auch nichts, was auf untotes Leben hindeuten ließ. So blieb ihr nichts anderes übrig als es zu akzeptieren und weiterzugehen. Noch ein einziger Raum sollte es also sein, nur noch ein einziger, bis sie auf die lange Strecke bis zum Vorraum von Skelldons Thronsaal kommen sollten. Die Spannung stieg, als sie die Tür öffneten. Eine solide Holztür, ohne Makel und Fehler, doch ihr Öffnen bewirkte genau das, auf das sie fast gewartet hatte. Eine Reaktion im Raum, den sie eben noch als so tot empfunden hatten. Gleichzeitig bewirkte es aber auch dieselbe Aktion im neuen, letzten Raum, der scheinbar das absolute Spiegelbild davon war. Es war eigentlich ein Raum, doch man hatte die Tür als magisches Bindeglied hereingebracht. Aber eigentlich war es keine Magie, die hier wirkte, es war schlichtweg eine gelungene Falle. Aus den Särgen strömten alte Körper, mit einem Mal splitterte Holz in mehrere tausend Stücke und das gleich sechsunddreißig Mal. Eine wahre Armee trat nun heraus, in jedem Gang gab es sechs Nischen, drei auf jeder Seite. In jeder stand ein Sarg, bei drei Gängen pro Raum waren das Achtzehn dieser Verfaulten pro Raum. Die stinkenden Körper wirkten noch viel schmächtiger als die, die sie bisher kennen lernen konnten oder besser gesagt mussten und sie trugen auch wieder keine Waffen, doch es war klar, dass sie keine Chance gegen diese Masse hatten, wenn sie an dem Fleck stehen geblieben wären, an dem sie noch standen. Zwischen den beiden Räumen im Rahmen der Tür. Doch sie hatten gut und clever, aber vor allem schnell reagiert. Mit flinken Füßen, aber ohne Hast schlug ihr Bruder die Tür hinter sich zu, um die Untoten von der anderen Seite für ein paar Momente aufzuhalten und vielleicht auch zu verwirren. Isabell hingegen zog ihre beiden Schwerter und ging sofort auf die ersten, sehr nahen Körper los. Ein wahres Schlachtfest musste es gewesen sein, die ziemlich unterlegenen Körper zu durchbohren und aufzuschlitzen, doch sie wussten nur zu gut, dass man die Verfaulten nur besiegen konnte, wenn man ihnen den Kopf abschlug. Doch das war ihr erst mal egal, sie wollten eine Schneise schlagen, um von der Tür wegzukommen, damit man sie nicht umzingeln konnte. Deswegen achtete die junge Frau auch nicht so sehr darauf, dass sie ihre Schläge am Hals oder Kopf anbrachte, sondern eher darauf, dass die Kreaturen erst mal zu Boden sanken. So gelang es eine Schneise zu schlagen, auf dass sie wieder vor der Tür standen, aus der sie gekommen waren. Von dort hatten sie keine Gefahr zu fürchten, was ihren Rücken angeht und konnten sich optimal auf diese Orgie vorbereiten. Die toten Körper waren nicht anders als die, die sie schon kannten. Sie waren langsam und in der Reichweite unterlegen, kämpften mit bloßen Händen, dafür aber sicherlich wieder mit derselben Kraft. Sie hatten alles in der Hand, sie durften sie bloß nicht zu nah kommen lassen.
01.04.2004, 19:37 #268
Isabell
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Auf einmal hörten sie in ihren Verstecken das Geräusch von berstendem Holz. Keine Tür konnte diese Wesen in ihrem Drang stoppen, sie schufen sich ihren eigenen Weg und ließen Hindernisse einfach links liegen, ohne Beachtung, einfach so. Nun wurden die Stimmen wieder lauter, all die schrecklichen Geräusche, die sie doch schon längst kannten, sie kamen näher, immer näher, so elendslang. Isabell umschloss die beiden Schwerter mit ihren Händen, presste die zusammen und ließ wieder los. Währenddessen spürte sie, wie ihr Magen rebellierte und anfing nach Essen zu brüllen, doch das kam nun wirklich in einem äußerst schlecht gelegenen Zeitpunkt. Er musste eben warten. Stattdessen sah sie den ersten Arm, der um die Ecke tauchte, was soviel hieß wie höchste Zeit um einzugreifen. Jetzt! In der Sicherheit, dass Rociel es gehört hatte, tauchte sie nach vorne, mit den Knien rollte sie sich vor zwei Feinden ab, die nur grunzende Laute von sich gaben. Doch ehe sie reagieren konnten, sprang sie nach oben und zerteilte ihre Körper wie es ein perfekter Schlächter nicht hätte tun können. Aufgelöst fielen die Körper um, während sie den nächsten beiden ihre Klingen entgegen streckte. Blitzschnell zog sie die Klingen wieder heraus und setze nach, nutze die Lähmung, die nicht lange anhalten würde. Ihre Angriffsklinge wirbelte in die Luft, mit der linken schlug sie zwei gierigen Feinden die Hände ab, dann fing sie die Angriffsklinge wieder auf und holte zu einem Wirbelschlag aus. Die beiden Verwundeten wurden enthauptet, ohne Mühe war der druckvolle Schlag durch ihre Halsbeine gegangen. Plötzlich flogen fünf Köpfe an ihr vorbei, einer landete auf der Schulter eines ihrer Gegner und fiel von dort zu Boden, die anderen vier knallten an die Wand und hinterließen dort schwarze Flecken. Manche waren auch zersprungen. Verwirrt wich sie nach unten und sah zu Rociel, dieser stand nur lässig vor fünf Enthaupteten und zwinkerte ihr in dieser Sekunde zu, ehe er auch nach hinten wich. Neun Stück waren besiegt, aber noch immer standen etwas weniger wie zwanzig gegen sie.

Zusammen orientierten sie sich zur Mitte des Raumes, konnten solange Angriffe abwehren, dann stießen ihre Rücken aneinander und sie tauschten mitten im Schlachtgetümmel Befehle aus. Das ganze geschah durch die Pfiffe, die sie einstudiert hatten und nun begann erst der richtige Kampf. Die hirnlosen Toten hielten noch immer dieselbe Taktik und wurden dadurch geradezu in den Tod getrieben. Zwar hatte eine Welle, die aus viel Wasser bestand, eine wahre zerstörerische Macht, doch wenn man sie gegen eine Stahlwand liefen ließ, hatte sie keine Chance. Und eine Stahlwand präsentierte sich ihnen jetzt, bester Stahl aus den besten Schmieden. Immer wieder zuckte ihr Krummsäbel hervor, verhakte sich in dem schleimigen Körper eines Faulenden und zog große Teile heraus, ein Mensch wäre bei diesen Qualen und Schmerzen gestorben, doch aus den schwarzen Augen war keine Bewusstseinsveränderung zu sehen und aus den schwarzen Rachen kamen immer dieselben Laute, Schreie freilich waren auch dabei und zwar zur Genüge. Doch durch ihre enge Standweise hatten sie es nun schwerer überhaupt an die Geschwister heranzukommen und es war an der Regel, dass immer wieder Gliedmaßen verloren gingen, da sie in eine der Klingen geraten waren. Isabell alleine hatte in einem Schlag drei Handhälften durchbohrt. Ihr Schwert bohrte sich immer tiefer in das Fleisch, doch richtige Treffer mochten auch nicht gelingen und so zog sich der Kampf ein wenig, doch immer wieder fielen die Untoten einfach um, da schwere Verletzungen gelandet waren, nur um kurze Zeit später wieder aufzustehen.

Wir müssen sie effektiver bekämpfen. Komm! Raus aus dem Pulk! Isabell folgte, flohen sie noch ein weiteres Stückchen weiter nach hinten, die untote Masse hinterher. Ein paar Sekunden gewonnen, mehr nicht. Pass auf, gleich wird es hier ein wenig nach geräuchertem Fleisch stinken, aber das macht nichts. Du musst mir Deckung geben, der Rest erledigt sich von selbst. Ihr Bruder ging in Deckung und zerrte eines seiner Tücher heraus, hantierte an der Flamme, während sie sich schon um die ersten Angriffe kümmern musste. Während vor ihr der Kampf weiterging, bastelte ihr Bruder hinter ihr, aber sie wusste, dass er sich beeilen musste, denn gegen zwanzig dieser Kreaturen konnte man nicht lange bestehen. Dann aber hörte sie ein leises Ja aus der Ecke kommen, doch was sich da tat, konnte sie nicht sehen. Aber sie konnte durchaus sehen, was sie danach tat, denn während sie langsam aber sicher gegen eine Wand gedrückt wurde, kam ihr Bruder, in der einen Hand das Schwert, in der anderen die Fackel, wie bisher auch, nur dieses Mal brannte die Fackel wesentlich höher, gute zweihundert Prozent vielleicht. Das Feuer der Fackel stieg noch nach oben, doch Rociel kämpfte sich eine kleine Nische, aus dem Pulk heraus und ging wieder den entgegen gesetzten Weg, Richtung Thronsaal. Dabei lockte er die meisten der Verfaulenden mit sich, doch sie alle gingen jämmerlich in den Flammen auf. Das Feuer zerfetzte ihre Körper, brachte ihr schwarzes Blut zum kochen. Umgebracht hätte es sie nicht, doch es hinderte sie an jeder Verfolgung. Während sich die feuchte Haut in den Flammen wand und der Körper erneut gelähmt wurde. Als die meisten ausgeschaltet waren, warf er die Fackel zur Seite und kämpfte sich zurück an ihre Seite. Vielleicht noch sieben, acht Untote hatten der Flammenhölle widerstanden, doch nun war Schluss. Nun waren sie es, die in die Zange genommen wurden, von beiden Seiten angegriffen, reagierten sie wieder mal zu langsam und träge und bekamen dafür den Tod. Nun fielen die Köpfe wie reife Äpfel von den Ästen und ehe sie sich versahen gab es keine mehr. Doch noch war nicht Schluss, denn während ihres Kampfes hatten sich einige der brennenden Untoten wieder aufgerichtet und schienen nun, trotz verkohlter Haut, weiterkämpfen zu wollen. Konnten die nicht einfach liegen bleiben?
02.04.2004, 15:00 #269
Isabell
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Als sie das kühlende Nass auf ihre Haut verteilte, auf den Armen und Beinen, da stiegen kleine Schwaden voller Dampf in die Luft. Wie Wasser, das man auf einen heißen Stein schüttete, ihr Körper selbst, er glühte förmlich unter der Belastung. Schweiß war schon lange aus den Hautporen entwichen, egal ob an den Armen, den Beinen oder am Hals. Nur an der Stirn hatte es sich gehalten, so gut es ging. Die Haare waren nicht mehr so verklebt und doch glichen sie einer Katastrophe. Durch die Tage in der Kanalisation war es einfach nur spröde geworden und vor allem auch dreckig. Wie viele Spritzer hatten sie schon abbekommen. Schwarzes Blut oder schleimiger Magensaft. Immer wieder streiften über ihren Körper Gliedmaßen und Knochen. Die Ratten hatten ebenfalls geblutet, nichts war mehr sauber, alles musste gewaschen werden. Aber wo sollten sie ihre Rüstungen hier unten waschen? Man konnte nichts waschen, dafür hatte man keine Zeit. Es herrschte Krieg, hier unten, mitten unter ihnen, denn sie waren eine der zwei Kriegsparteien. Selbst Isabell musste das hinnehmen. Sie war zum Glück keines der verwöhnten Adelskinder, keine hohe Gesellschaft mit edlen Stoffen und Prunk und Pracht, doch deswegen schätze sie trotzdem gute Ware und schöne Kleider. Aber die Tatsache, dass sie schon früh gejagt hatte, das war vielleicht gar nicht mal so schlecht. Jetzt störte sie der Geruch nicht mehr so und das Aussehen auch nicht, nur ein bisschen, denn für ihren Bruder musste es schrecklich sein, auch wenn er das wohl nie zugegeben hätte. Doch auch er hatte einiges mitbekommen, niemand war frei davon. Doch nicht nur einige üble Anhängsel hatten sie mitgebracht, auch der Geruch hing an ihnen wie die Pest an den Ratten. Von eben jenen Riesenratten hatten sie eine unüberriechbare Abwassernote mitbekommen, zudem noch die verwesenden Duftstoffe von Gedärmen. Doch allein der schreckliche Gestank, der in der ganzen Kanalisation herrschte, hätte gereicht. Das verschmutzte Wasser, die Kloake, der Dreck, der Schimmel, all das setzte sich da zu irgendetwas zusammen. Und dann waren da ja noch die auferstandenen Toten. Ihre verfaultem Gliedmassen gingen durch den ganzen Körper, es waren Tote, die nicht vollständig verwesen wollten und deswegen nicht zu Skeletten wurden, wie es normalerweise sein sollte. Doch der Rest hatte ihnen das Feuer gegeben. Auch wenn es notwendig war, altes Fleisch zu verbrennen, das war wirklich eine Zumutung. Trotz ihrer schnellen Flucht lag der Geruch in den Klamotten und sollte ohne eine vernünftige Wäsche nicht rauszukriegen sein.
Ihr Bruder stank seit sie da waren und es war nicht schön sich ihm zu nähern, doch genauso roch sie auch und deswegen war es auch egal. Sie konnten ja nichts dafür, dass Skelldon keinen Rosenduft mochte.

Als die ersten Anzeichen von Wasser verschwunden waren und sich ihr Körper wieder ein wenig entspannt hatte, griff sie zum Essen. Es war seltsam, was in den letzten Minuten passierte, aber sie hatten tatsächlich die Nerven und hielten in Skelldons Ehrenhalle ein lockeres Frühstück ab, obwohl dies ihr letztes sein konnte. Die Halle war wirklich schön hergerichtet, derjenige der sie gestaltet hatte, musste wirklich Geschmack haben, nur leider war es nicht möglich diese ganze Schönheit mit einem vollkommen entspannten Gesicht zu genießen. Zu fertig war sie dazu, einfach zu anstrengend war der letzte Kampf. Außerdem stand der letzte Kampf noch immer aus und erst wenn Skelldon tot war und keiner seiner Diener mehr um sie stand, würde sie sich vollkommen entspannen können, eher war dies nicht möglich. Leicht knackend brach ein Stückchen Brot vom Laib ab, es war inzwischen schon erhärtet und lange nicht mehr so frisch, wie noch vor einigen Tagen. Wie lange waren sie hier schon unten? Fünf Tage? Sechs Tage? Zehn Tage? Irgendwann ging selbst so was verloren, geriet in den Hintergrund. Erst die Tageszeit, dann die Anzahl der Tage…bald wäre dann wohl auch das Stundengefühl dran. Eine Stunde schien hier unten so lange zu sein. Es fühlte sich an, als ob sie schon immer hier unten waren. Ihr Körper hatte den Geruch dieser Hallen angenommen, ihr Aussehen war sich auch schon am anpassen. Besonders aber mussten sich ihre Lungen umgestellt haben, denn wie sonst konnte es sich noch immer so normal anfühlen? Wo keine Fenster waren, wo keine Natur war, wo sollte da der Sauerstoff sein? Wo kam die Luft zum atmen her? Sie hatte sich diese Frage noch nie gestellt, auch nicht in der Kanalisation. Aber irgendwie musste es Luftwege geben, kleine Nischen in den Steinen, Leitungen und Rohre, irgendwas, aber ohne Luft hätten sie hier gar nicht herkommen können.

Isabell blickte leicht irritiert auf, als ihr Bruder die ganze Zeit über auf- und abging. Es machte sie leicht nervös, obwohl der edle Teppich die Geräusche dämpfte. Doch der Schattenwurf hatte auch gereicht, um zu nerven. Zusammen knabberten sie in dem Moment an Brot, warum auch immer, die Brösel fielen auf den Boden und blieben liegen, bis eventuell auch hier die Ratten kommen würden, kleine Ratten, große Ratten, Riesenratten…

I: Warum gehst du die ganze Zeit hin und her?
R: Ich denke nach, das kann man am besten im gehen, ist gut für die Durchblutung.
I: Und worüber denkst du nach?
R: Über vieles, beispielsweise, wie wir heil zu Skelldon kommen.
I: Heil zu Skelldon? Meinst du seine Leibwache?
R: Aye!
I: Hm…vielleicht wie immer? Einfach so, wie immer.
R: Vielleicht. Vielleicht auch nicht.
I: Meinst du nicht, dass es besser wäre, wenn wir uns noch ein wenig ausruhen?
R: Vielleicht. Ich weiß es nicht. Was ist, wenn die Zeit gegen uns ist?
I: Häh? Wieso denn das?
R: Es könnte doch sein, dass Skelldon seine Truppen ruft.
I: Du meinst, nicht aus dem Palast?
R: Ich hab mir die Karte angeschaut, es gibt einen Gang, der wird als "Tor" bezeichnet. Er ist nur circa zehn Minuten von uns weg. Wenn da die Armee der Untoten reinströmt, dann sind wir erledigt.
I: Tja, wir wissen nicht, ob er überhaupt über solche Fähigkeiten verfügt. Ein Bote müsste an uns vorbei…
R: Erinnerst du dich noch an die Steinwand, mit dem Gesicht? Wieso sollte es nur im Palast klappen?
I: Also sollen wir aufbrechen?
R: Nein.
I: Nein?
R: Nein. Es ist nur eine Theorie. Keine erwiesene Tatsache. Ich möchte mich noch ein wenig ausruhen, nur ein bisschen…
Spielst du mir noch mal die Melodie der Jungfernbraut? Ich weiß, mittlerweile kannst du sie auswendig, aber ich denke, ich erzähl dir jetzt das Ende. Den letzten Teil ihrer Geschichte. Wahrscheinlich ist es das letzte Mal, dass wir hier unten so eine Ruhe haben und ich würde die Geschichte hier unten gerne abschließen. Und ja, keine Sorge, ich schreib sie mir wieder auf, damit es auch ja nicht verloren geht.
I: Ja, dann ist’s gut. Ich freue mich schon, aber zuerst muss ich noch was Essen.
R: In Ordnung, ist noch eine Moleratkeule da?


Die beiden machten sich nun über die immer noch großen Vorräte her. Aber es war gut, dass es langsam endete. Schon mehr als die Hälfte der vierzig Pfund hatten sie mittlerweile geschafft und vierzehn Pfund waren keine Welt mehr. Das war in drei, vier, vielleicht sechs Tagen weg. Wenigstens hatten die meisten Lebensmittel auch noch nach der langen Zeit einen einigermaßen guten Geschmack, das Fleisch konnten sie ja an der Fackel anbraten und so frisch machen. Nach dem guten Magenfüllen, griff sie aber zur Harfe, nachdem die Hände vorher gereinigt wurden und versuchte wieder die Melodie zu finden, die Rociel gemeint hatte. Es war nicht leicht, denn das Harfenspiel erforderte äußert viel Geduld und eigentlich musste man auch einen klaren Kopf haben, auch in der Natur sein und keine Gefahr fürchten müssen, das alles war eben nicht der Fall, aber Isabell war eine gute Harfenspielerin, die schöne Harfe liebte sie und sie liebte die Harfe. So konnte schon bald ein schöner Ton durch den schönen Gang gehen und die Ohren und Gehöre verzaubern…
02.04.2004, 21:31 #270
Isabell
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Isabell wischte sich die Tränen aus dem Gesicht, nicht sehr nass war es, aber einzelne Tränen waren doch aus ihrem Auge gesprungen, als ihr Bruder die Geschichte in langsamen Schritten zur langsamen Melodie erzählte. Nun war sie also aus, die Erzählung um die Jungfrau und ihren bösen Ehemann. Vielleicht war sie wirklich nicht gut, aber ihr hatte sie gefallen, dafür dass ihr Bruder kein Dichter oder Barde, sondern hauptsächlich ein heimatloser Jäger war, war sie doch gut gelungen. Dieses Mal spielte sie kein weiteres Stück, keine klagende Schlussmelodie, denn der Schluss war schon klagend genug gewesen. Sie hatte nicht erwartet, dass Rociel ein so trauriges Ende daraus machen würde, aber das war eben die Freiheit eines jeden Künstlers, seine Werke so zu gestalten, wie er es wollte. Aber wenigstens hatte die arme Frau am Ende doch noch ihr Glück gefunden und der Tyrann die gerechte Strafe bekommen, das war gut, sehr gut sogar. Aber trotz des Dramas war es ein erheiterndes Stück, denn so konnten sie wohl beide für ein paar Minuten an die Geschichte der Traumfiguren denken oder einfach nur an die Orte darin, an die Musik in ihren Ohren oder an etwas ganz anderes, hauptsache nicht an diese Räume hier, an diese Halle, an Skelldon, an die bevorstehenden Kämpfe, an alles eben.

Ganz anders sah es nach dem Ende aus, ein paar Minuten noch, dann standen sie beide auf. Sie verstaute die Harfe wieder gut und sicher und nahm sich genügend frisches Wasser in den eigenen Wasserkrug am Gürtel, auf das genug davon dablieb. Der Rucksack war nun wieder deutlich leichter geworden, dabei hatten sie sicher nicht mehr wie vier Pfund gegessen. Aber man merkte es dennoch, dass etwas fehlte. Nun, am Ende ihrer Reise. Dann ging es weiter, ohne große Worte, nur das Übliche eben. Die Karte zeigte den Gang an, doch sie verriet nicht, wie lange er noch gehen würde, doch sicher nicht mehr allzu lang, irgendwann musste der ganze Prunk ja einmal nachlassen. Und selbst wenn, hier blieb es bislang friedlich, vielleicht weil man nichts von dem edlen Zeug beschädigen wollte. Skelldon gab ihr ohnehin Rätsel auf, doch komischerweise konnte sie ihn ein wenig verstehen. Wem konnte es schon gefallen, wenn man einen riesigen Palast hatte, der wirklich nicht mehr an normale Größen von ihrer Welt erinnerte, doch dieser zu großen Teilen aus irreführenden Sackgassen und dunklen Gängen bestand. Sicher, es mochte Skelldon vielleicht gar nicht stören, wenn es dunkel war, aber ewig triste Gänge, das konnte selbst ein Skelett nicht ertragen. Oder?

Sie jedenfalls gingen weiter, auf dem Gang der Gänge, auf der Straße der pompösen Verschwendung, Glanz und Pracht wechselten sich ab und es gab immer wieder etwas Neues zu sehen. Mal waren es golden schimmernde Teppiche, die das Wahrzeichen von Skelldon eingestickt hatten, mal waren es aber auch nur die ganzen Gemälde, die sich anscheinend bis zum Ende ziehen würden. Ein Bild tauchte besonders oft auf, und zwar ein Bild eines Mannes, der ziemlich groß war. Dazu trug er meist eine edle Rüstung und sein Gesicht hatte rötliche Hautfarbe. Er hatte lange, blonde Haare und auf fast den ganzen Bildern eine schillernde Rüstung an, bis zum Kragen jedenfalls. Er war die häufigste Figur, die auf den Gemälden abgebildet war, doch ansonsten gab es noch vier weitere männliche Personen, die mehr als nur einmal abgebildet waren. Die Bilder zu malen musste eine Menge Zeit in Anspruch genommen haben und sicherlich war das auch nicht ganz billig, denn die Rahmen glänzten nach Gold und die Bilder wirkten wie Ölfarbe, die sehr teuer war. Aber trotzdem war die Frage, was ein Skelett wie Skelldon, das dem richtigen, dem wahren Leben schon lange den Rücken gekehrt hatte, mit menschlichen Bildern wollte und da kam ihr plötzlich eine Idee. Was wäre, wenn auf den Bildern Skelldon und seine vier Vertrauten abgebildet waren? Nur eben noch zu der Zeit, wo sie nicht dieses Leben fristeten?

I: Hey Bruder, schau dir mal die Bilder an.
R: Hm? Die Gemälde meinst du? Schöne Bilder, ja?
I: Schau sie dir mal genau an.
R: Und nu?
I: Komm mal mit. Ich bin mir sicher, ein paar Meter weiter und du wirst mich verstehen.


Sie gingen wie gewohnt weiter den Gang entlang und nach wie vor präsentierten sich die Bilder in regelmäßigem Abstand vor ihnen. Sie waren so groß an der Wand, dass man sie gar nicht übersehen konnte und tatsächlich, ihr Verdacht bestätigte sich ohne Zweifel, denn bei den nächsten drei Bildern war wieder zweimal der blonde Mann drauf.

I: So, siehst du es jetzt?
R: Hm…ne, was denn?
I: Na die Menschen auf den Bildern. Sie sind gleich. Vor allem der blonde mit den langen Haaren taucht auf fast jedem Bild auf und dazu immer mal wieder einer dieser vier anderen. Weißt du noch, was in dem Buch stand? Skelldon hat vier Vertraute?!
R: Hm, also willst du etwa damit sagen, dass diese Leute hier, diese Männer, Skelldon und seine Vertrauten darstellen?
I: Exakt.
R: Hm, tja das könnte stimmen. Eigentlich sehen sie alle ganz normal aus. Wie bei einer Ahnengalerie. Dieselben Bilder könnten im Schloss des Königs hängen oder in einem anderen Palast, sie würden auf keinen Fall mit einem Untoten in Verbindung gebracht werden. Aber es hieß ja auch, dass er seine Macht auch aus seinem früheren Leben schöpft. Interessant nicht wahr?
I: Mal schauen, direkt weiter bringt es uns ja nicht, wir wissen nur, was uns erwarten könnte.


Erst jetzt fiel Isabell ein leichtes Grinsen in allen Gesichtern auf. Seltsam, eben war das doch noch gar nicht… Trotzdem gingen sie weiter und tatsächlich kam vor ihnen schon etwas in Sicht, ein mögliches Ende des schönen Ruhmganges?
03.04.2004, 13:56 #271
Isabell
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Ein guter Kampf, was war schon ein guter Kampf? Die Klingen noch eben gesegnet, stürzen wie ein wilder Bachlauf aufeinander ein. Isabell fuhr herum und donnerte mit ihrer Angriffsklinge gegen das hölzerne Schild eines Verteidigers und durchbrach dieses wie ein dünnes Stück Pergament. Gleichzeitig fuhr sie wieder nach vorne, wo sie mit der zweiten Klinge einem hervorschnellenden Schwert Paroli bot. Ihr Bruder befand dicht neben ihr und sie wussten, dass sie wieder zusammenarbeiten mussten. Schon ein wenig geschwächt, ließ der Heiltrank langsam nach, bald schon müssten sie den nächsten trinken. Doch nun stand dieser Kampf aus, hier konnten sie das nicht tun. Es war wie immer, auf einmal zogen die Muskeln an und die Knochen wirkten wie frisch geboren. Isabell fuhr blitzschnell in die Hocke, während eine Klinge über ihren Kopf sauste, schnellte sie mit beiden Schwertern im Angriff hervor und landete in einer Knochenbrust, die polternd zusammenbrach. Schnell musste sie ausweichen, kamen doch zwei Klingen auf ihren Oberkörper zu, doch sie wirbelte ihre Schwerter zur Seite und ließ den Angriff verpuffen. Das eine Skelett hatten sie besiegt, wie ein Gefallener sank es zu Boden, das Schwert fiel auf den Boden mit lautem Geräusch und das Schild blieb fest in der linken Hand. Doch die junge Frau konzentrierte sich schon wieder auf die nächsten Angriffe, die unaufhörlich weiter gegen sie brandeten. Auch Rociel hatte so seine Mühe, doch er wich immer zu einer anderen Seite, bewegte sich in ihrem Takt und hielt ihr zwei Skelette vom Leib. Doch noch immer standen zwei dieser sonderbaren Kreaturen vor ihr, ließen nichts unversucht um durch die zwei Schwerter zu kommen. Ihre Knochen waren anders, das waren keine Skelette mehr, wie sie sie bisher kannten, ihre Knochenfarbe war kalkweiß, kein brauner Schimmer mehr. Sie strahlten sogar ein wenig, in dem teilweise recht wenig beleuchtetem Raum.

Isabell fuhr wieder ein zweites Mal nach hinten ließ sich nun ein wenig zurückfallen, tauchte nicht mehr zu oft im Angriff auf. Durch ihren Kopf schossen zahlreiche Gedanken, wie sie die beiden Feinde am einfachsten besiegen konnte, doch das war gar nicht so leicht. Mitten im Kampf entdeckte sie urplötzlich einen Deckungsfehler eines der Skelett und ihr Schwert fuhr nach vorne, doch als der Betroffene schon zu spät reagierte und ihr Schwert unmittelbar vor dem Eintritt in den Halswirbel stand, ertönte nur ein dumpfer Aufprall und ihr Krummsäbel donnerte gegen eines der Schilde, dass der Skelettpartner schützend vor seinen Kollegen gehalten hatte. Das ganze brachte sie in Verhängnis und es war ein Segen, dass sie nicht mit beiden Schwertern nach vorne geschnellt war, ganz ohne Deckung, ohne alles. Immer wieder trafen sich die stählernen Klingen, in dem hohen Raum mussten die Töne selbst noch ganz oben im dunklen Schwarz zu hören gewesen sein. Der Kampf zog sich, er wurde immer länger. In dem Moment, wo sie unwissentlich einen Kreis gedreht hatte, hörte sie einen Pfiff, zuerst zögerte sie noch, dann aber meinte sie sich zu erinnern, was ein langer Pfiff zu bedeuten hatte. Sie sank erneut auf die Knie, eine schützende Verteidigung mit zwei gekreuzten Klingen aufgebaut, da krachte splitternd ein Schädel der Skelette vom Körper und sie vernahm nur Sekunden die funkelnde Klinge von Rociel. Sofort reagierte sie richtig, blockte in gebückter Haltung den zweiten Angriff des zweiten Skelettes wieder selbst, doch dann zog sie eilig das linke Schwert aus der gekreuzten Haltung und platzierte es wuchtig geradeaus in der Seite des Skelettes. Der weiße Knochenhaufen taumelte nach hinten, während sie in einem eleganten Satz wieder ihren Oberkörper nach oben brachte. Während das Skelett immer weiter von ihr nach hinten geschleudert wurde, setzte sie nun endgültig nach. Schnell lief sie über die Knochen des Skelettes, das Rociel noch eben enthauptet hatte und in Richtung des scheinbar noch nicht endgültig Besiegten.

Dieses hielt sein Schwert schützend vor sich, doch das nützte nichts, aber wirklich rein gar nichts. Zuerst holte sie im Lauf aus und schlug bewusst mit der rechten Angriffsseite auf das Schwert des Skelettes, das unkonzentriert war und deswegen seinen festen Griff verloren hatte. Eine Sekunde später krachte ihre linke Hälfte, die ebenfalls auch angreifen konnte, wenn es nichts zu verteidigen gab, in den Oberkörper, wo es aber nur eine Rippe durchbohrte und sonst aber keinen Schaden anrichtete. Leicht keuchend stand sie dann da, mit überkreuzten Armen und pustete nur einmal kräftig durch, ehe sie ihre überkreuzten Klingen wieder in die richtige Seite brachte, allerdings während sie nach vorne fuhren. Kurz vor Einschlag in den Knochenkörper trafen sich die Schwerter und klirrten schaurig, wie ein schriller Schrei klang es und hätte das Skelett ein Stimmband gehabt, ähnlich wie diese schwarzen Kohleskelette, es hätte nun geschrieen, eben aufgrund jedes Schwertklanges. Es war ein eigenartiges Gefühl, dass in ihrer Hand wütete, als die Klingen einen Knochen nach dem anderen durchfuhren, doch gleich als die Schwerter wieder in der freien Luft waren, drehte sie sich um und rannte zu Rociel…ein paar Sekunden später, als sie es schon längst nicht mehr hörte, fiel der Körper auseinander, solange hatte es gedauert, bis die Knochen merkten, dass sie duzende Male durchtrennt worden waren.

Rociel hatte immer noch mit einem Skelett zu tun, dass scheinbar immer wieder sein Schild einsetzte um die Angriffe ihres Brüderchens abzuwehren, doch sein Dienst vorhin war trotzdem unbezahlbar gewesen. Nun stürmte sie ein weiteres Mal auf ein einzelnes Skelett zu, doch dies war schon tot, als sie es sah. Mal ganz abgesehen davon, dass eh alle Skelette längst tot waren. Sieben Meter vor dem Skelett nutzte sie erneut den Schwung aus und fuhr mit gestreckten Schwertern nach hinten, warf sich dann auf den Boden nach vorne, legte die Klingen scheinbar sanft ab und stieß sich mit den freien Händen gleichzeitig wieder vom kalten Stein ab. Den Schwung des Anlaufes nutzend, geriet ihr Körper in die senkrechte Lage und bevor das Skelett überhaupt merkte was los war, stießen ihre Stiefel in den Körper, ehe sie wieder, leicht verdreht, mit beiden Beinen auf dem Boden landete. Das Skelett jedoch hatte schwere Schäden hinnehmen müssen, etliche Knochen waren gebrochen, weggeflogen, aus dem ganzen anatomischen Körper herausgerissen. Ausgerechnet die Schwerthand hatte sie erwischt. Das ganze war eine Mischung aus witzigem und schaurigem Anblick. Zwei Drittel des Schwertarmes hingen dem Skelett nun zu Boden und seine Hand war dadurch unfähig zu schlagen, zudem war das Schwert auf den Steinboden gefallen. Mit neugierigen Blicken verfolgte sie die kurze Szene, konnte sie sowieso nicht mehr viel machen ohne ihre Schwerter und außerdem wusste sie, dass es nicht mehr notwendig war. Aus Rociels Hand fiel die riesige Flammenfackel zu Boden, rollte dort ein wenig zur Seite. Ihr Bruder nahm Anlauf und während sein Schwert nach oben fuhr, packte er es mit beiden Händen am Griff, dann fiel es auf den Körper des Skelettes, das nun nur noch seinen schützenden Schild vor sich halten konnte…
Das Schild wurde durchbrochen, so hart musste dieser Schlag gewesen sein, dass es dort, wo die Klinge hindurch fuhr, in zwei Teilte splitterte, gleichzeitig jedoch stoppte es nicht, sondern ging durch den gesamten Oberkörper, bis Rociel es abschloss und mit einem Schlag gegen den Hals das Skelett endgültig besiegte.

Dann stand sie wieder auf. Aus ihrer beobachtenden, knienden Haltung aufsteigend, schnappte sie sich rasch ihre Waffen, wie ihr Bruder die Fackel, die er erst jetzt eiligst wieder deutlich verkleinerte, auf ein paar Zentimeter. Erst jetzt hatten sie Gelegenheit sich ein wenig mehr umzusehen und das einzige was sie sahen war ein Raum, der in der Höhe nicht mehr einsehbar war und in der Breite eher dünn war. Es war ein Rechteck, das den Raum prägte. Die riesigen Säulen, sie waren so hoch, so etwas hatte sie noch nie gesehen. Glänzender Marmor war ihr Baustoff, schwarz und doch immer wieder mit weißen, milchigen Flächen. Der Boden war aus ordinärem Stein, der wohl auch in Khorinis liegen konnte und war nichts Besonderes. Das war dafür die Treppe. Eine einzelne Treppe war ein paar Meter vor ihnen an die Wand gemeißelt, ein dünner Sims war in einigen Metern Höhe angebracht. Doch noch viel ungewöhnlicher waren die kleinen Gänge, die nicht in die Karte verzeichnet waren. Sie nahmen sie nur als schwarze Löcher war. Und dann war da dieses Tor, ein Tor aus reinem Marmor, es war jener schwarze Marmor. Es blitzte und wurde hier am Tor von zwei riesigen Fackeln erhellt, die noch größer waren als Rociels Fackelflamme, viel, viel riesiger. Gute drei Meter hoch und unheimlich pulsierend. Doch während sie sich näherten, langsam und vorsichtig, hörten sie auf einmal ein Lachen, gar nicht mal so ungewohnt klang es. Doch es war nun viel intensiver, viel lauter und viel näher, als ob derjenige, dem diese Lache gehörte, nur wenige Meter von ihnen entfernt war.

In einigen Metern Entfernung sahen sie dann, wie sich das schwarze, hell erleuchtete Marmortor veränderte und wieder zu einer flüssigen Form verlief. Im Tor selber erschien dann der Schädel mit seinem untoten, menschlichen Knochengesicht, doch bevor er etwas sagen konnte, was er wohl sicher vorhatte, trat Rociel einen Schritt nach vorne und bot dem riesigen Schädel die Stirn.
03.04.2004, 20:54 #272
Isabell
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Die forschen Worte waren noch nicht verklungen, da hörten sie erneut ein Lachen durch ihre Köpfe säuseln, wie er sich scheinbar amüsiert von ihrem Willen zeigte, sie zu töten. Doch jetzt musste er endlich zeigen, was er gegen sie aufbringen konnte, ob er nicht nur mit heißer Luft spielte, ob er sich so ein Lachen überhaupt leisten konnte. Das große Tor bekam sein ursprüngliches Aussehen wieder, die wogenden Wellen des Schädels verließen die harte Materie wieder und auf einmal war es wieder wie vorher. Kein Lachen, keine Geräusche, nur ihr Atem, ihre scharrenden Stiefel auf dem Boden und die zwei riesigen Flammen, die dort vorne loderten. Doch nicht lange blieb es so schön ruhig, denn nach nur wenigen Minuten in denen es absolut still war, ertönten laute, donnernde Laute. Sie kamen von links und rechts und waren einheitlich. Es klang nach duzenden Stiefeln, die jederzeit gleichzeitig auftraten. Eine riesige Parade, es wurde immer lauter und der Boden begann zu zittern. Hier, trink das Isabell. Ihr Bruder reichte ihr noch einmal so einen Heiltrank und sie kippte schleunigst die süßliche Flüssigkeit ihren Rachen herunter, dort, wo sie hoffentlich bald für die letzten Kraftreserven sorgen sollte, denn diese würden sie auf jeden Fall brauchen, auch wenn der Adrenalinspiegel schon seit einiger Zeit kaum mehr sank, sondern nur noch an seine Grenzen stieg und somit eine Ruhephase fast unmöglich machte.

Aber diese schallenden, donnernden Geräusche, sie kamen wirklich näher und plötzlich zeigten sie ihr wahres Gesicht. Aus den steinernen Bögen, den finsteren Gängen, den hintersten Kammern aus Skelldons Palast, da strömte seine namenlose Leibwache heran. Zuerst sah es so aus, als ob sie zu tausenden aus den Öffnungen strömte, ein ganzer Hofstaat, eine ganze Armee kam heraus. Doch irgendwann endete der Nachschub, aber die Geschwister blieben zunächst einmal ruhig. Keines der Skelette zeigte Interesse an ihnen, zuerst herrschte ein unglaubliches Chaos, während sie angestrengt versuchten alles im Blick zu halten, schienen die Skelette keinen Plan zu haben, was sie eigentlich tun sollten, doch das Chaos wirkte nur so, denn eigentlich wusste jeder ganz genau, was er tun musste. Die Nahkämpfer stellten sich vor das große Tor auf, die beiden riesigen Fackeln zeigten sie, wie sie Reihen bildeten, perfekte Angriffsreihen wie es sich jeder Feldherr bei einem Krieg gewünscht hätte. Diese Nahkämpfer, sie waren perfekt ausgerüstet. Wenn man bisher mit billigen Skeletten konfrontiert wurde, die nicht einmal einen einzigen Rüstungsschutz besaßen, dann war man nun geschockt. Die Nahkämpfer trugen alle eine Rüstung, sie wirkte alt und brüchig, doch sie bedeckte den ganzen Körper des Skelettes und machte so einen Durchschlag schwieriger. Gleichzeitig besaßen sie die wohl besten Waffen, die zur Verfügung standen, Keine billigen, rostigen Schwerter, deren Chance bei einem Schlag selber entzwei zufallen höher war, als zu treffen. Es waren blitzende Klingen, die wohl noch vor wenigen Wochen von diesem Schmied erstellt wurden, den er unterhalb des Palastes getötet hatte. Es war eine Vielfalt sondergleichen, einige waren mit starken Zweihändern bewaffnet, denen man ansah, dass ihr Stahl eine ganze Menge wog, andere trugen zwei Schwerter in einer Hand, andere zwei Äxte in einer Hand, wiederum andere begnügten sich mit einem einfachen Schwert und selbst Schildkämpfer fand man unter den Reihen, sie bildeten die erste Reihe. Ihre hohen Schilde deckten den kompletten Angriffswirbel ab.

Gleichzeitig jedoch waren auch wieselflinke Skelette in der Leibwache vertreten, die von dem Magier aus Myrthana so gefürchteten Fernkämpfer. Und nun ergaben diese Treppe und der dünne Sims auch einen Sinn, denn das war das Ziel der Fernkämpfer. Sie waren ohne Panzerung, dafür aber hatte eine dritte Gattung von Skeletten kleine Fackeln auf dem Sims aufgebaut, ehe sie sich mit einem kleinen Schwert in die letzte Reihe der Nahkämpfer einsortiert hatten. Es wirkte wie bei einer Schlacht, wie bei einem echten Krieg, nur waren sie in einem Palast und sonst nirgendwo, in einem dunklen Gewölbe und gewinnen konnte man nur den Tod. Sie waren zahlenmäßig weit unterlegen und noch nie war Isabell so einer Übermacht entgegengestanden. Es musste in einem Verhältnis von zwei zu fünfzig gestanden sein. Doch trotz dieser offensichtlichen Chancenlosigkeit wurde sie nicht mutloser, das einzige was geschah war, dass sie die kristallene Phiole aus den Händen gleiten ließ, diese zerfiel scheppernd auf dem Boden, doch das war noch passiert, als sich die Leibwache gesammelt hatte. Noch immer jedoch zeigte keines der Skelette einen Willen sie zu töten, im Gegenteil, sie standen nur da, nicht mal ihre Körper bewegten sich, ihre Waffen, alles war auf einmal erstarrt. Doch das war sicherlich eine Falle, darauf würden sie nicht reinfallen, ganz sicher nicht. Sie harrten auch aus, blieben auf ihrem kleinen Fleckchen stehen und beobachteten weiter, ob es nicht doch einen Vorteil gab, den man ausnutzen konnte, denn irgendetwas musste es doch hier geben und da kamen eigentlich nur die Säulen in Frage. Sie boten exzellente Deckung, waren sie doch enorm, dass sich locker zwei Menschen dahinter in Sicherheit bringen konnten.

Auf einmal jedoch wurde die Stille von weiteren Stiefelschlägen durchbrochen, man hörte es ganz deutlich, das stampfen und auftreten, im gleichem Takt, ohne Schlendrian, eisern auf Erfolg und Synchronismus getrimmt, da kamen sie näher, die Schatten aus den Kellern. Wie ein Beben der Erde, als ob Skelldon selbst vor sie treten würde, kamen sie heraus, riesige Skelette, der Anzahl zwei, schwarzes Knochengerüst, ein Helm hatten sie auf, nur eine geringe Bewaffnung, dafür aber mit Abzeichen auf der Rüstung und mit dem gleichen Takt in den Beinen. Plötzlich kehrte Leben in den Raum, einer der Schwarzen orientierte sich nach hinten, einer blieb vorne stehen. Mit einem Armwink zu den Skelettschützen erwachten diese zum Leben, spannten ihre Bögen und hielten die präparierten Pfeile aus ihren schwarzen Köchern in die Flamme. Der schwarze Kommandant drehte sich zu ihnen, ganz klar war zu erkennen, dass er der Anführer der Leibwache und das Sagen hatte. Und auch die Fähigkeit dieser schwarzen Skelette war ihnen bekannt, denn sie konnten sprechen und genauso war es auch hier und jetzt.

Ihr…Lebende…Fleischlinge…ihr, seid zu weit gekommen…hier endet euer Weg…kein Lebender…wird den Meister…herausfordern…Ihr…seid schwach…Wir…sind stark…Im Namen Skelldons…meine prächtigen Schützen…ANLEGEN!...

Isabell sah zu ihrem Bruder und dieser sah zu ihr. Zusammen schrieen sie dann das aus, was sie beide im Moment dachten. Weg hier! Gemeinsam sprangen sie in die rettende Wand aus Säulen, gerade im richtigen Moment, keine Sekunde zu früh.
03.04.2004, 23:24 #273
Isabell
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[GM] Das dritte Amulett -
Was er sich dabei nur gedacht hatte. Dieser Idiot. Wie konnte er einfach aus der Deckung hervorpreschen, nur um diesen Kommandant zu erledigen. Und überhaupt, was war hier eigentlich los? Zuerst verfehlten alle Fernkämpfer ihren Bruder, der in einem hellen Licht aufzugehen schien und dann tauchte auf einmal wieder dieser Vampir auf und schien sie zu retten. Das alles war ganz schön heftig und eine Menge Stoff zum nachdenken, aber zum nachdenken hatten sie jetzt keine Zeit. Sie hatte Mühe hinter Rociel herzukommen, der ohne zu warten auf diese ominöse Treppe zulief. Das Problem war nur, dass sie dabei mitten durch die meisten Skelette mussten, die ganzen Krieger in ihren schweren Rüstungen. Wenigstens hatten die Fernkämpfer zwischenzeitlich von ihnen abgelassen und auf den dritten im Bunde gefeuert, nun war es eine Mischung, denn manchmal versuchten sie beide zu treffen, doch mittlerweile waren sie zum Glück in der Bewegung, da machte es nicht mehr ganz so viel Sinn von einem Sims aus zu feuern. Zudem ging langsam die Munition bei einigen der Skelette da oben aus, was ihnen auch nur recht sein konnte.

Während ihr Bruder sich dann endlich auf die Treppe kämpfen konnte, tat sie wie geheißen und hielt diese. Einige der Kämpfer hatten sich aus der Gruppe um den Vampir gelöst, wo es immer mehr Knochenexplosionen gab und immer mehr Köpfe durch die Gegend rollten und wo immer wieder duzende Brandpfeile und Bolzen hinflogen. Die Kämpfer waren wahrlich schwer gepanzert, ihre Rüstungen sahen sehr schwer aus und waren sicher nicht so leicht zu durchbrechen, auch wenn sie schon alt waren, doch gleichzeitig war dies ein Vorteil, denn so waren die Skelette nicht ganz so agil. Andere hatten weniger schwere Rüstungen an, nur eben um der Schnelligkeit Willens. Doch egal wie die Skelette auch aussahen, was sie anhatten und welche Waffe sie gebrauchten, sie wollte alle nur töten, den Tod bringen und zwar zu ihnen, das war ihr einziges Begehr. Sie hielt dennoch am Fuße der Treppe ihren Platz, langsam kamen die Skelette näher, es wurden mehr und mehr, die sich aus dem Pulk lösten und zu ihr hinüber strömten. Sie fuhr mit ihren Klingen umher, versuchte noch einmal alles zu geben, nicht jetzt schlapp zu machen und sicherte ihrem Bruder den Weg, oben auf dem schmalen Sims.

Dieser kämpfte sich inzwischen immer mehr voran, die ersten Bogenschützen zückten ihre kleinen Dolche, über die er nur lachen konnte, wie wehrlose Kreaturen zerteilte er ihre schutzlosen Knochenkörper. Die hintere Reihe schoss noch immer in den Pulk unten, ein wildes Schießen war das nun nur noch, ohne Plan und ohne Ziel. Auch Rociel bekam das mit, nur einmal, da musste er aufpassen, als einer der Armbrustschützen auf ihn zielte und er gerade noch das Schild hochrecken konnte, das den Bolzen stoppte. Die Fackel von ihm lag noch immer unten, ohne Herr und Halter war es doch hell genug, hauptsächlich wegen den großen Riesenfackeln vor dem prunkvollen Tor. Oben auf dem Sims fielen die letzten sogar, einige stolperten nun über den anderen und zerschellten unten, das labile Knochensystem hielt keine solchen Stürze aus.

Doch das alles nützte ihr unten nicht fiel. Am Fuße der Treppe hatten sich mittlerweile ungefähr zwölf Skelette versammelt und sie wusste, dass sie gegen diese Übermacht nichts Großes ausrichten konnte, den einzigen Vorteil den sie hatte war ihre Geschwindigkeit und ihr Höhenunterschied, denn sie stand dank der Treppenstufen höher als die Skelette, die so viel weiter schlagen mussten. Doch für einige Zweihandkämpfer war auch das kein Problem und so war Isabell riesig froh, als auf einmal ein Schatten an ihr vorbeihuschte, die letzten Stufen der Treppe herunter sprang und zwei Skeletten die Köpfe abriss. Es war Rociel, der nun in ihrem linken Blickwinkel zur Seite lief und die Skelette in die Zange nahm. Nun hatten sie wieder das Heft in die Hand genommen und sofort gab ihr das Erscheinen ihres Bruders einen weiteren Schub Kraft und Motivation weiterzukämpfen.

Ihre Klingen fuhren erneut herum, doch dieses Mal mit viel mehr Kraft und endlich zeigte auch Isabell, was sie konnte. Die schlummernden Kräfte erwachten, zu einem vollkommen ungeahnten Zeitpunkt, doch leider war es keine richtige Aktivierung der Kräfte, sondern nur das Besinnen auf echte Kunst des Körpers. Sie wehrte die Angriffe der Skelette ab, eines trug ein großes Zweihandschwert, das andere ging mit Schild und Schwert an den Start und das dritte ihr zugerichtete Skelett trug eine Eisenkeule. Während sie sich unter dem Schlag des Keulenskelettes hinwegduckte, blockte sie den Schlag des Zweihänders, fuhr jedoch blitzschnell herum und platzierte ihr Schwert in der Kehle des leicht gepanzerten Keulenskelettes, ehe sie den Angriff des Schildträgers abblockte, nur um blitzschnell das Schwert wieder aus dem sterbenden Körper herauszuziehen und zum abwehren des erneuten Zweihandangriffs zu nutzen.

Isabell wich ein paar Stufen höher, fuhr aus und wieder berührte sich hochwertiger Stahl zum Kräftemessen. Doch das sollte der letzte, gemeinsame Schlag gewesen sein, denn sofort ließ sie die Griffe nicht schweifen, sondern veränderte geschickt die Handstellung und konnte so sofort wieder angreifen. Mit heftigem Kraftaufwand rammte sie beiden Skeletten jeweils einen Krummsäbel zwischen die Rippen, doch das reichte nicht. Den Höhenvorteil nutzend, holte sie dann aus, nahm Schwung und hielt sich an den Stufen fest, um ihren Körper in der Luft zu drehen und beiden Skeletten die Stiefelspitze zu zeigen. Der Wums hatte gesessen, denn beide Skelette schlitterten nur noch nach unten und blieben dort benommen liegen. Isabell rann hinterher, so gut es ging, und zog die Waffen wieder aus den Körper, nur um sie sogleich in zwei Rücken von zwei weiteren Skeletten, die sich um Rociel scharten, zu rammen. Auch diese fielen, doch noch immer war ihre Anzahl groß, doch es war zu spät. Schon wieder waren die Skelette nicht fähig zu entscheiden, ob sie sich nach vorne oder nach hinten drehen und auch dorthin schlagen wollten, ein Skelett holte mit dem Schwert auf, doch dieses schlug Isabell von hinten aus der Hand und ihr Bruder durchbrach den wehrlosen Körper von vorne, binnen Sekunden hatten sie die zwölf Krieger besiegt, doch währenddessen tobte noch immer ein Kampf auf dem großen freien Platz.

Auch wenn sie den Vampir nicht leiden konnte, besonders wegen seiner Art über Frauen zu denken, es war selbstverständlich, dass sie in den Kampf eingriffen, es lag schließlich auch in ihrem Interesse. Sofort als sie wieder kamen, orientierten sich die ersten Knochenschädel zu ihnen, doch schon beim ersten machte sie kurzen Prozess, ließ den Schlag an ihr linkes Schwert fallen und fuhr dann mit dem zweiten Schwert wieder aus, direkt zwischen die Augen landete der Angriff und der Schädel hielt dies nicht aus.

Am Ende zogen sie den Kreis immer dichter, beinahe jedoch wäre sie ausgerutscht auf einem Knochen, so viele von den weißen Stücken lagen hier rum. Ein wahres Knochenmeer hatte sich angehäuft, das ganze war nicht mehr normal, wie viele hier rum lagen. Wie bei einem Massengrab, nur das sie hier nicht auf einem Friedhof waren, das war der entscheidende Unterschied. Doch die Reihen lichteten sich immer mehr, bald war die Leibwache mit ihren letzten fünf Männern auf dem Platz vertreten, so sehr hatten sie gewütet, so dass sie nun deutlich besser dastanden. Auch ihr letzter Gegner sollte kein annährend würdiger sein, zwar war er mit seinen beiden Axtblättern durchaus beeindruckend, doch das schützte ihn nicht vor dem Ende. Als die beiden Äxte auf sie zukamen, blockte sie noch mit beiden Schwertern in der Defensive, dann aber schlug sie dem fiel zu nahen Skelett ihr Knie in die Magengegend, da waren zwar nur Knochen, doch zum Gleichgewichtsverlust langte es trotzdem und noch im Straucheln gab Isabell dem Gegner zwei Schwerter in den Rippen mit, die sie aber wohlweislich festhielt, so dass auch dieser Feind nicht mehr auferstand.

Als es dann endlich vorbei war, war sie froh, dass es ihr noch halbwegs gut ging. Sicher, gut war eine übertriebene Formulierung, denn sie schwitzte aus jeder Pore, hatte Angstschweiß auf der Stirn und ihre Hände fühlten sich wie altes Pergament an, nämlich zerknittert und kaputt. Auch Rociel ging es gut, denn zusammen waren sie schnell wieder vereint und lagen sich, immer noch mit den Waffen zur Hand, in den Armen. Doch die Stimmung war dennoch nicht die beste, denn sie hatten es nicht ganz geschafft. Mit einem abschlaffenden Geräusch fiel etwas weiters zu Boden und ihr Bruder hatte es sofort gemerkt.

Er löste sich aus ihrer Umarmung, hin zu dem Vampir, der dort auf dem Boden lag, in einer riesigen Blutlache umgefallen war. Isabell wusste nicht, ob sie das freuen sollte, doch es schien doch schlimm zu sein. Egal was dieses Wesen auch für schreckliche Umtriebe hatte, es war ihnen doch zu Hilfe geeilt und hatte große Teile der Nahkämpfertruppe erledigt, ohne die Hilfe wären sie vielleicht nicht so unverletzt und glimpflich davon gekommen gewesen. Nun aber steckten zwei Pfeile, die sicher vorher auch gebrannt hatten, in der Brust des Vampirs, der nur noch leicht keuchend in seiner eigenen Blutlache lag.
04.04.2004, 16:02 #274
Isabell
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[GM] Das dritte Amulett -
Plötzlich erhob sich der breitschultrige Mann aus seinem Thron, stand auf und setzte sich wieder in einer anderen Sitzposition hin. Sie konnten die Augen nicht sehen, da dort, wo bei Menschen die Augenpupillen waren, nur eine schwarze, unendlich tiefe Wand war. Auch der Rest des Gesichtes bestand nur noch aus Knochenmark, nichts anderes mehr war dieses Skelett. Es wirkte so einfach, nur noch fünf Skelette vor ihnen, es war nun wirklich nicht schwer fünf Skelette zu besiegen, doch gleichzeitig waren da diese Besonderheiten, die es zu einem mehr als ausgeglichenen Kampf machten. Isabell bemerkte das Amulett sofort, es hing um den Hals von Skelldon, genau wie unzähliger anderer Schmuck. Beim Aufstehen hatte sie die prächtigen Beinkleider des Skelettes gesehen und den Gürtel, dessen Lasche mit einem Skelettkopf behangen war. Alles drehte sich hier anscheinend nur um Köpfe, um tote Köpfe und ihre weitere Verwendung. Isabell fand das widerlich, dieser ganze Knochenkult war nichts für sie, nein, ganz und gar nicht. Es war einfach nur abstoßend hier unten zu sein, denn auch der Geruch des Todes kam nun wieder stärker auf als je zuvor. Vielleicht machte es keinen Unterschied für den Tod, ob Skelette starben, denn sie waren ja ohnehin schon tot, doch ihre momentane Lebensessenz würde trotzdem gehen und so wusste der große Seelenfänger, dass es bald wieder etwas zu holen gab. Etwas war immer drin, wenn es zu einem tödlichen Kampf kam. Es konnte nur einen Sieger geben.

Die vier Vertrauten des großen Tyrannen wurden nun langsam wilder, der offensichtliche Schreiber, er zog zwei Dolche aus seinen versteckten Armflügeln und auch der Rest begann unruhig mit den Waffen in den Händen zu spielen. Vor allem der schwer gepanzerte Krieger trat nun nach vorne, zwei Meter vor alle anderen, ehe er stoppte und wütende Blicke zu seinem Meister warf. Anscheinend konnte er es gar nicht mehr erwarten ihnen die Köpfe abzuschlagen, seine Waffe in Blut zu tränken oder was auch immer so ein abstoßendes Wesen vorhatte. Doch der Herrscher blieb nach wie vor ruhig auf seinem Thron sitzen und schwenkte immer mal wieder mit seinem hölzernen, absolut billig aussehenden Holzstab umher. Es war das einzige Teil, das nach nichts aussah und war deswegen auch so ein Blickfänger. Doch dann schien er genug gesehen zu haben von den zwei Fleischlingen unter ihm, für die er sie sicherlich hielt. Isabell wusste nicht, ob er ahnte, dass sie keine normalen Menschen waren. Vielleicht wusste er es schon von Anfang an, vielleicht erst jetzt, oder aber er ging noch immer davon aus, dass er es mit zwei Menschen zutun hatte, mit zwei schwachen, sterblichen Menschen, die man so schön in Stücke schneiden konnte. Auf jeden Fall stand er ein zweites Mal auf und blieb aber stehen, ehe er mit eiserner Stimme seine Rede begann. Irgendwie hatte sie es geahnt, diese Skelette hatten wohl alle das Bedürfnis zu reden, anstatt sofort den Befehl zu geben.

Habt ihr es geschafft! Ihr habt meine ganze Leibwache zerstört, vernichtet, getötet. Aber nein, sie waren ja schon tot…es wird keine große Sache sein, ihre Knochen wieder zusammenzuflicken, nein. Auch die restlichen Diener, die mir wichtig waren, werden wieder auferstehen, den Schmied, erinnert ihr euch? Seine Waffen sind so gut…für das gemeine Volk. Schöne Schwerter, mit der Macht der Untoten belegt. Wird ein Mensch damit verwundet, stirbt er, auch wenn die Wunde nicht tödlich ist und seine Seele kommt zu mir. Eine schöne Sache nicht wahr? Aber ich muss sagen, ich habe es fast geahnt. Als der Spiegel nach Jahrhunderten wieder eingesetzt wurde, da spürte ich, wie eine Gefahr hierher kommt. Ich habe zwar nicht erwartet, dass ihr bis zu mir vordringen könntet, doch mein Amulett hat mich davor gewarnt. Ich weiß jetzt auch, dass ihr auch zwei dieser Amulette besitzt. Deswegen seid ihr doch nur hier, wegen meinem Amulett, nicht wegen mir oder meinen Untertanen, geschweige denn meinen Schätzen. Nein, nur wegen diesem kleinen Stück aus Innos Händen. Zu schade, dass es schon so lange in meinem Besitz ist und ich es nicht hergeben will. Aber ich bin gierig, jetzt, wo ich die Chance bekomme, will ich mir auch eure Amulette nehmen. Doch vermutlich habt ihr da was dagegen. Übrigens danke ich euch für den dummen Hinweis. Ich wäre nie darauf gekommen, dass ihr keine Menschen seid, aber nun spüre ich euer Blut. Es ist das Blut eines widerlichen Dämons. Vielleicht macht es euch ja Spaß uns Skelette zu töten, doch mir macht es noch viel mehr Spaß Dämonen zu töten, diese schmierige Rasse, die keine Existenz verdient hat. Und doch kommt ihr mit dem Antlitz von Menschen? Aber es ist egal, was ihr seid und wer ihr vorgebt zu sein. Eure Beweggründe sind das einzige, was zählt. In euren Forschungen habt ihr sicherlich festgestellt, dass auf Zopar die Untoten regieren und ich bin ihr Herrscher. Erst sieben Menschen haben es hierher geschafft und alle sind sie gestorben. Im Übrigen muss ich euch nochmals danken. Ihr habt das versiegelte Buch dieses windigen Magiers dabei. Jetzt, wo es von seiner schützenden Stelle weg ist, kann ich es endlich wieder an mich nehmen. Ich erinnere mich noch gut, wie ich ihm mein Schwert in den Rücken rammte und nicht an die Schriftstücke rankam. Ach ja und dann habt ihr auch noch Alucard befreit. Dieser fanatische Vampir, der mich töten will. Ich habe gesehen, dass er überraschenderweise wieder in seinen schützenden Sarg zurückgekehrt ist. Seltsam, wo er doch weiß, dass ich das Tor wieder versiegeln lassen werde. Aber auch dafür, werdet ihr nun bezahlen. Niemand zerstört meine Pläne und durchkreuzt sie.
Genauso wenig wie damals, als sie mich hierher verbannten. Meinen Körper haben sie zerstückelt und geschändet, sie, die Menschen und die Dämonen haben ihnen einst geholfen. Mein Hass lodert noch heute, intensiver und stärker als eh und je. Ihr beide habt keine Ahnung, was es bedeutet hier unten eingesperrt zu sein und Jahrhunderte in Einsamkeit in Ketten zu liegen. Und ihr habt vor allem keine Ahnung was es bedeutet, gegen einen Untoten zu kämpfen. Die Gegner, die ihr bis jetzt besiegt habt, sie waren doch nur kleine Sklaven. Diener. Die Armee, sie lauert schon und wartet weiterhin auf Befehle von Beliar. Und er wird es auch sein, der sich über euch freuen wird. Schade, eigentlich seid ihr viel zu jung, um zu sterben, aber wie sagte man damals bei uns. Zum Sterben ist man nie zu jung. Ihr werdet euch wünschen, nie hergekommen zu sein, alle Feinde von Skelldon sind bisher in wenigen Momenten gefallen und nun genug geredet. Ihr sollt mich nicht für einen Lügner halten und meine Worte anzweifeln, euer Ende ist nun gekommen.

Meine engsten Vertrauten, meine geliebten Kinder, meine tapferen Brüder, ihr habt lange genug auf frisches Blut gewartet. Nun sei eure Wartezeit vorbei, befriedigt eure Gier, zerfetzt sie, durchbohrt ihre schwachen Körper und trinkt ihr Blut, aber lasst mir ihre Amulette, hahahaha…


Zum letzten Mal wollten sie dieses schreckliche Lachen ertragen, doch es verstummte nicht und führte sich noch lange fort. Der Herrscher, der Tyrann, der Herr über die Untoten Legionen und Herrscher von Zopar, er setzte sich wieder entspannt hin, auf den weichen Thron und sah zu. Noch bevor der Regent fertig gesprochen hatte, war der Krieger mit der Axt auf sie zugestürmt, voll im Wahn kannte er keine Grenzen mehr, anscheinend hatte die lange Zeit ohne Kampf einen schlechten Einfluss auf seien Geduld gehabt. Andererseits war er auch deutlich langsamer als sie, mit der schweren Eisenrüstung kam er nicht halb so schnell voran, trotz des mageren Gewichtes seines Körpers, der eigentlich diese Last gar nicht tragen konnte. Doch trotzdem, Zeit zum Ausruhen hatten sie deswegen nicht, denn auch die anderen drei Skelette setzten sich nun in Bewegung, der Axtschwinger kam direkt auf sie zu. Ausgerechnet dieser riesige Kerl, dachte sich die junge Frau und hielt ihre Klingen fester, was gar nicht so leicht war mit schweißigen Händen. Zuerst wollte sie mal nichts riskieren, doch irgendwann musste sie auch mal angreifen. Neben ihr erklangen die ersten Kampfgeräusche und ihr Bruder rückte in den Kreis der Kämpfenden, auf den sich gleich zwei der Skelette konzentriert hatten. Auf einmal war das riesige Skelett ganz nah, es holt zum Schlag aus und Isabell hätte versuchen können in dem Moment nach vorne zu schlagen, da momentan, die komplette Oberkörperseite deckungslos war, doch sie zögerte und blieb in ihrer Haltung.

Die Axt fuhr donnernd herunter und ihre beiden Schwerter bildeten erneut ein schützendes Kreuz vor ihrem Körper, doch die Wucht des Einschlags war so groß, dass sie den Halt der Füße verlor, nach hinten fiel und im Fallen auch noch eines der Schwerter. Nur noch ein Schwert und leicht benommen blieb sie liegen, während das schwer gepanzerte Skelett zum zweiten Schlag ausholte. Vom Thron her schrie Skelldon begeistert: Ja, da ist die erste schon weg und tatsächlich sah es so aus, als ob das Skelett nun Schluss machen würde und Sekunden nach dem Schlag fuhr das Axtblatt erneut vom Rücken herunter, mit voller Wucht auf ihren Körper zu, den sie nun mit nur noch einem Schwert zu verteidigen versuchte, was einer Katastrophe gleich kam. Die Axt fiel schon auf die Brust zu und sie schloss die Augen, als auf einmal ein klingen ertönte und sie blitzschnell die Augen wieder öffnete. Oh nein, so schnell werden wir nicht sterben. Ihr Bruder hatte ein verknittertes Gesicht und biss auf die Zähne, während er sein Schwert festhielt, dass wenige Zentimeter über ihrem Körper schwebte und auf dem die Axt des Skelettes zitterte. Ganz schnell rollte sie sich aus der Kampfzone und das war auch dringend notwendig, denn Rociel hatte sich nur ein paar Sekunden von den inzwischen drei Angreifern befreien können, nun hatte er vier auf dem Hals, doch das war viel zu viel. Er hatte ihr das Leben gerettet, aber was war es schon wert, wenn sie trotzdem sterben würden? Sofort attackierte sie den Axt schwingenden Feind erneut, auch nur mit einem Schwert und schlug ihren Krummsäbel in die Rüstung, mit voller Wucht zog sie das Schwert heraus und nahm das zweite wieder auf. Doch anstatt angeschlagen zusammenzubrechen, fuhr es nur herum, wobei die Axtklinge nur knapp über ihrem Kopf wirbelte.

Sie hatte aus ihren Fehlern gelernt, das hieß, sie ließ sich nicht mehr auf eine direkte Konfrontation mit der wirbelnden Axtklinge ein. Nun nutzte sie endlich ihre Schnelligkeit und wich den Schlägen einfach aus, während sie sich immer wieder um den Pulk mit ihrem Bruder in der Mitte kümmerten. Auf einmal waren sie mitten drin und schon wieder schwenkte das Skelett das Axtblatt, um genügend Wucht für den Schlag zu besitzen. Da kam ihr eine Idee, vor ihr befanden sich die Skelette, die ihren Bruder bedrängten, sie hatte sich auch schon den passenden Gegner ausgesucht, das kleine Skelett, das weniger schwer gepanzert war. Nimm das kleine, stoß es weg! Wie aus dem nichts kam ihr Schlag, beide Beine des kleinen Skelettes schlug sie ab, in ihrem Nacken das langsame, überstarke Skelett. Danach beobachtete sie die Schläge der anderen beiden und fuhr direkt im richtigen Moment nach vorne, blockte mit beiden Klingen die Schläge ab, so dass ihr Bruder einen Moment freie Hand hatte, dieser hatte verstanden und rammte dem kleinen Skelett sein Schwert in die Brust, durch die fehlenden Beine taumelte es nun nach hinten und genau dort tauchte jetzt das Skelett mit der Axt auf, Isabell war stehen geblieben, merkte aber, dass es jetzt Zeit war, hechtete sich nach vorne, genau im richtigen Moment, als die Axt zu Boden ging und an der Stelle einschlug, wo sie noch eben stand. Mit voller Wucht krachte die Axt in den ziemlich wehrlosen Körper des kleinen Skelettes und zerfetzte diesen.

Nein!, schrie es vom Thron, eine unerwartete Neigung, die der so selbstsichere Tyrann nicht eingeplant hatte. Gleichzeitig jedoch ging der Kampf weiter, denn die beiden anderen Skelette waren nur für Sekunden abgelenkt und schlugen schon wieder zu, als sie noch an ihnen vorbeisegelte. Gleichzeitig begann der schwer gepanzerte Krieger schon wieder seine Jagd, ohne Emotionen kämpfte er sofort weiter und sie tat das einzig richtige, sie lenkte dieses Monster ab, in dem sie es versuchte von Rociel fernzuhalten. Einer musste sich ja schließlich darum kümmern, man konnte es nicht stoppen, wenn man sich auf eine direkte Konfrontation mit der Axt einließ. Isabell hoffte inständig, dass ihr Bruder bald zu Hilfe eilen konnte.
04.04.2004, 20:44 #275
Isabell
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[GM] Das dritte Amulett -
Er stand wieder, wie gut, wie wichtig das doch war. Hauptsache er stand wieder, alles andere war nicht so schlimm, er würde das schon schaffen, das wusste sie doch sowieso. Isabell ging es nicht mehr so gut, wie noch zuvor, der Sprung hatte auch sehr viel Kraft gekostet und das minutenlange Fliehen war auch nicht gerade leicht gewesen. Doch sie hatten trotz der schwierigeren Kämpfe alles besiegt, bislang hatte jeder Untote am Ende den Kürzeren ziehen müssen, noch immer konnten sie nicht besiegt werden. Sie hatten sich ihren Weg bis zu Skelldon gebahnt. Nun musste der Herrscher selbst ran, er musste wahrscheinlich zum ersten Mal seit langem wieder aktiv an einen Kampf gehen, hatte absolut niemanden mehr, der führ ihn die Drecksarbeit erledigen konnte. Doch Skelldon war noch ausgeruht, hatte bisher keinen Finger krumm gemacht und außerdem wäre Skelldon nicht Skelldon gewesen, wenn er nicht einiges drauf hatte. Wie hieß es doch in diesem ominösen Buch? Er war ein ruhiger, besonnener Kämpfer, der nicht wie ein Berserker wild um sich schlug, sondern in Ruhe auf seine Chancen wartete und geschickt und geschwind mit seinem mächtigen Zweihänder umging. Hoffentlich traf dies alles nicht mehr zu, oder er sollte einen schlechten Tag haben, egal was, alles war gut, wenn sie nur davon profitieren konnten. Sie waren zwei gegen einen, das war ihr großer, ihr größter Vorteil, den mussten sie auch nutzen. Ausgeruht hätten sie vielleicht auch alleine bestehen können, zumindest Rociel, da war sie sich sicher, aber in der momentanen Verfassung war dies unmöglich. Es ging hier nur noch um Leben oder Tod, derjenige, der zuerst fiel, hatte das Spiel verloren. Wären sie bei einem Glücksspiel musste man sagen, dass nun die Trümpfe auf dem Tisch lagen. Niemand konnte mehr etwas in der Hinterhand haben, es war ein offener Schlagabtausch ohne Regeln. Nur noch leb oder stirb. Töte oder werde getötet. Aber das war für sie schon die ganze Zeit Regel, nur für Skelldon musste es neu sein. Wahrscheinlich hatte ihn nie jemand so sehr gefordert. Wie denn auch, er war schließlich der König und Befehlshaber einer ganzen Armee. Er war ein Gott für sie. Skelldon, den Namen, den sie hier unten das erste Mal gehört hatten. Ein Name, der für unsägliches Leid stand und von dem sie trotzdem nie etwas gehört hatten, niemals in Drakia, in Khorinis, in Gorthar. Skelldon, zu dem man nur kam, wenn man durch einen magischen Spiegel trat, der so gut versteckt und bewacht war, dass es wie ein Wunder schien, dass sie überhaupt hier sein konnten. In einer Anlage, mit so vielen Hindernissen und Irrgängen, mit einer solchen Wachmannschaft und den tausenden Dienern im Hintergrund. Nun war es Zeit, dem ein Ende zu bereiten.

Doch es würde alles andere als leicht werden und auch ihr Tod schien nicht unmöglich. Auch für sie hatte der Tod schon angerichtet, aber sie wollten nicht sterben, sie wollten leben, weiterleben und den Frühling genießen, die Natur erleben und ihre Aufgabe weiterführen. Sterben war für sie kein Thema und sie war sich sicher, dass auch ihr Bruder nicht sterben wollte, ja selbst Skelldon versuchte mit allen Mitteln seinen Tod zu verhindern, auch wenn es komisch war, wenn ein Toter nicht mehr sterben wollte. Beim ihm musste es wohl anders heißen, die Auslöschung seiner gesamten Existenz war in Gefahr, doch den Tod musste er nicht mehr fürchten, dieser war nunmehr hinter seiner Seele her, die auch er noch besitzen musste.

Die Klingen fuhren wieder auseinander, ordneten sich neu. Sie gingen bewusst ihre Taktik, in zwei verschiedene Seiten, sie wollten ihn einkesseln, ihm keine Gelegenheit geben nach hinten und nach vorne zu schlagen. Doch das Skelett war nicht dumm, es ging gescheite Laufwege und wich so dieser Einkesselung immer wieder aus, gleichzeitig wirbelte sein Schwert schnell um die eigene Achse. Es war kein Vergleich mit der Waffenführung seiner Diener, denn Skelldon führte den Zweihänder wie einen leichten Einhänder, hatte trotz seiner imposanten Rüstung keine Probleme die Geschwindigkeit zu gehen. An seinem Hals da hing das Amulett, der Gegenstand, wegen dem sie überhaupt erst hierher gekommen waren und diesen irren Kampf bestritten. Es glühte nun und schien dem Skelett tatsächlich zu helfen, mit was auch immer. Jedenfalls landeten sie keinen Treffer in der Anfangsphase des Kampfes, überhaupt war es am Anfang gar kein Kampf, sondern viel mehr ein taktisches Ränkespielchen. Niemand traute sich wirklich aus der Deckung, was bei ihr hauptsächlich an der eingeschränkten Kraft lag. Sie wollte nur im Notfall angreifen, mit halber Kraft einen Angriff zu wagen, war Wahnsinn. Sie hatte schon alle Kräfte mobilisiert, die sie hatte und weitere, heilende Tränke gab es nicht mehr. Es ging einfach nicht mehr weiter und das müde Gehirn war schon schwer genug konzentriert zu halten, schließlich mussten sie sich auf jede Bewegung einstellen, auf jeden Vorstoß gewappnet sein. Ihr Körper sah nun überhaupt nicht mehr prächtig aus, jeder Glanz war von ihm gegangen, die schweißerfüllten Haare, die stinkende Haut, sie hatte jetzt große Ähnlichkeit mit dem gemeinen Volk aus dem Hafen von Gorthar. Sie eine arme, dreckige Dirne und ihr Bruder ein stinkender Dieb aus der Gosse, so waren sie unschön aber richtig betitelt.

Plötzlich aber schien der Kampf eine gewisse Wendung zu nehmen, so länger sie dieses Wartespielchen trieben, desto besser ging es ihren Knochen wieder. Besonders sie, aber auch die Muskeln erholten sich, jede ruhige Sekunde war ein Gewinn und es gab am Anfang viele ruhige Sekunden, manchmal auch Minuten. Manchmal standen sie auch komplett still, aber anscheinend traute sich Skelldon auch nicht aus seiner Deckung heraus. Langsam schien ihr Körper noch einmal angefeuert zu werden, wie bei einem Kamin, in den man die letzten Balken des Holzhauses warf, nur um noch einmal Wärme zu haben. Sie fühlte sich stärker und das war auch dringend nötig, denn wie schon gesagt, der Kampf nahm eine gewisse Wende, die zu einem schrecklichen Kampf führte, alles begann damit, dass ihr Bruder aus der Deckung herauspreschte und Skelldon mit einem wahren Donnerschlag aus Schlagsalven begrüßte. Einmal, zweimal, dreimal, viermal, ununterbrochen folgte einem Linksschlag ein Rechtsschlag und wieder umgekehrt, sie folgte diesem Tross und war bereit einzugreifen. Immer weiter drängte er das Skelett nach hinten, immer weiter wich dieser zurück, bis sie an eine Wand stoßen. Doch Skelldon wäre nicht Skelldon, wenn er blöd gewesen wäre, als er an die Wand stieß und sah, wie ihr Bruder noch einmal zuschlagen wollte wich er geduckt zur Seite und griff seinerseits an, doch sofort war sie da und blockte den Schlag mit gekreuzten Klingen. Doch nicht genug, sie führten das Spielchen sofort weiter, nur dieses Mal griffen sie zusammen an, das Skelett hatte einige Male großes Glück, denn fast wäre einer der drei Klingen mal bis auf die Knochen durchgekommen. Stattdessen konnte sie nur eine Platte seiner Rüstung erwischen, dafür aber zweimal. Nur was zählte es schon, dass sie Skelldons Rüstung beschädigt hatte, wenn er selber nach wie vor am Leben war.

Auf einmal konterte das Skelett, machte einen unerwarteten Schritt zur Seite und fuhr dann wiederum nach vorne. Genau zwischen ihnen landete die Klinge, doch noch ehe sie reagieren konnten war er schon wieder nach hinten geeilt. Fast im selben Moment spürte sie einen heftigen Schmerz am Bein und knickte um, der Grund war simpel, denn Skelldon hatte ihr direkt einen Tritt dagegen besorgt und das mit schweren Eisenstiefeln. Sie war für Momente ohne Deckung, doch wie selbstverständlich wich ihr Bruder vor sie und beschäftigte Skelldon weiter, damit sie sofort wieder aufstehen und weiter kämpften konnte. Und das machten sie jetzt auch und wie. Sie versuchten alles aufzubieten, was dieses kühl rechnende, untote Wesen vernichten konnte. In ihrem Lauf wurde der Ton der Klingen jetzt härter und der Druck der Schläge zog deutlich an. Isabell fuhr zur Seite und schlug auf Skelldons Brust, doch ehe das Schwert sie traf, war der Körper schon wieder ganz woanders. Wie ein Schatten wechselte Skelldon nun die Position und holte immer wieder zu mächtigen Wirbelhieben aus, die wahrscheinlich nicht mal so genau gezielt waren, doch sie auf Abstand hielten. Sie versuchte es erneut, dieses Mal von unten, doch schon wieder war er weg.

Auf einmal lief das Skelett in Windeseile Richtung Thron, ohne auf sie zu achten, als ob er fliehen wollte, doch das wollte er ganz bestimmt nicht, das wäre ja lächerlich gewesen. Und tatsächlich, Skelldon erlaubte sich in seiner unermesslichen Sicherheit noch diesen Hohn, selbst jetzt noch. Vor seinem Throne stehend, lachte er nur laut auf, wobei das Lachen jetzt noch ein wenig makaberer Klang als zuvor und sprach:

Hahaha, ihr seid ja gar nicht mal so schlecht, aber leider habt ihr gar nicht gemerkt, dass ich nur mit euch gespielt habe. Es war ganz lehrreich eure abgeschwächten Körper zu beobachten, aber nun werde ich einmal richtig kämpfen!

Sprach's und wurde sofort wieder mit seinen Verfolgern konfrontiert. Isabell ließen diese Worte kalt, sollte er doch richtig kämpfen, sie war bereit dazu. Sie wollte seinen Kopf sobald es ging vom Rest des Körpers schlagen und auf diese Chance lauerten sie.
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