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06.02.2004, 21:33 #201
Isabell
Beiträge: 307
[Q] Das Land Gorthar # 7 -
Zack, wieder war der Angriff nur knapp am Doppelblock der Klingen gescheitert. Sie konnte sich keinen einhändigen Block leisten, das war gegen diesen Druck, der hinter den Zähnen stand, unmöglich, es würde sie wegreißen.
Zack, ein weiterer Angriff der nur mit Mühe und Not abgewehrt werden konnte. Der Wolf war wirklich stark, doch es war nur einer. Ihr Bruder hatte es mit drei zu tun, jetzt noch mit zwei. Es sah nicht gut aus, sie sah fast nichts von ihm, hörte aber immer noch das Knurren der Wölfe hinter sich. Es war schwierig etwas aufzuschnappen, die Konzentration lag jetzt ganz bei diesem Leitwolf. Als sie einmal zu lange rüberschaute, da fiel sie und ohne diesen Dolchwurf wäre es Schluss, Aus, Ende mit dem werten Leben gewesen. Er war wie aus dem Nichts gekommen und sie konnte nicht sehen, welchen Preis Rociel dafür zahlte. Doch obwohl es die Bauchdecke aufriss und im Körper des Wolfes stecken blieb, zog dieser den Fremdkörper einfach raus und machte weiter, als sei nichts gewesen. Er blutete stark, der Boden war schwarz, doch er wurde immer stärker. Keine Schwäche, keinen Schwachpunkt, Gegner wie Menschen, wie ein dunkler Fluch in weißem Gewand, so erschien es ihr.
Zack, ein ungezählter Nächster. Wieder taumelte sie nach hinten und hatte Sekunden für den nächsten, doch dieser Kampf konnte so nicht weitergehen, ihre Kräfte schwanden, es kostete einfach zu viel Kraft und immer wieder sackten die Füße in den Schnee ein. Isabell versuchte es, versuchte aus dieser nimmermüden Angriffswelle hinaus zu kommen, doch es gelang nicht – noch nicht. Es war der x-te Angriff, der auf die Schwerter niederging, ungezählt und unerklärbar mit einer Kraft, die von keinem Wolf je gekommen wäre, da taumelte der Wolf, nur eine einzige Sekunde, doch diese nutzte sie zur Flucht. Auch wenn sie nicht wusste, ob er schneller war und ob sie nicht eher zuschlagen hätte sollen, so rannte sie in die Richtung ihres kämpfenden Bruders und musste mit Schrecken ansehen, wie sein linker Arm immer steifer wurde, rot gefärbt war und Blut an ihm herunterlief.

Aber sie blieb nicht erschrocken stehen – ihre Lebensrettung. Denn hinter ihr eilte der Leitwolf hinterher, schwach und langsamer, doch auf derselben Stufe wie auch sie.
Bruder, was ist mit dir? Ihre Worte nach voller Hast und mit keuchendem Atem folgten, als sie schon näher kam, da ertönte eine geschwächte Stimme schon fast mit ihrem letzten Wort und sie schrie nur: Mein Schwert, ich brauche mein Schwert, schnell, ich halte diese Angriffe keine Sekunde länger! Mit gehetzten Blick sah sie sein Schwert auf dem Boden liegen, mitten im Schnee, rundherum Blut, aber nichts auf der Klinge. Dann aber hörte sie den Atem des Leitwolfes näher kommen und rannte, was das Zeug hielt.
Als sie die Klinge erreichte, ließ sie eines ihrer Schwerter fallen und hob es auf, gerade als sie es in seine Richtung schmiss sprang auch der Leitwolf auf sie zu. Sie konnte den Angriff zwar mit größer Kraftanstrengung abwehren und auch ihren zweiten Tharek’Il aufnehmen, doch das nur, weil der Wolf nun geschwächt war. Ob der Wurf gelang, sah sie nicht mehr, denn jetzt begann alles von vorne. Die Kraft des weißen Riesen war nur minimal schwächer und sie baute immer mehr ab, doch weiterhin hielt sie sich gegen ihn wacker.

Es gelang sogar noch im Tumult der Hektik einen Treffer zu landen, mitten im Gesicht sorgte sie für die sofortige Erblindung des rechten Auges, da einfach ihre Schwertspitze darin steckte, doch der Wolf schien unbesiegbar, kämpfte weiter und mit noch mehr Wut im Bauch...
07.02.2004, 10:47 #202
Isabell
Beiträge: 307
[Q] Das Land Gorthar # 7 -
Isabell kam erst spät zu sich, es mussten Minuten verstrichen sein, bis sie wieder die Kraft hatte ihre Muskeln zu bewegen. Sie hatte ganz leise geatmet, durch ihre zarte, süße Nase kam nur wenig Luft in die Lungen hinein und auch sonst merkte der Körper nichts mehr, was um ihn herum geschah. Sie hatte auch physische Schmerzen, obwohl sie nicht verwundet wurde. Ihr Herz zog sich nun zusammen, ihre Brust schmerzte. Wie ein ungewöhnlich starker Druck presste sich etwas gegen sie, als sie sich versuchte zu erheben. Der Körper hatte noch genug Energie, noch genug Kraft, war noch nicht zu sehr geschwächt. Konnte sich bewegen. Die Kälte war nun immer deutlicher zu spüren, auch wenn sie noch immer dampfte. Der Schweiß war hier gefroren und auch sonst war keine Wärmequelle mehr vorhanden. Wenn Blut vergossen wurde, dann war es nun erkaltet. Ihre Finger streckten sich zu ihren Schwertern, die Ummantelung der Griffe gab ihr Sicherheit. Doch es war kein Kampf mehr auszutragen, alles war zuende, alles war vorbei. Ihre Augen sahen noch wenig, ihre Gedanken mussten zu viele Bilder verarbeiten. Der Schnee, der kalte Schnee. Das Blut und die Kadaver.

Endlich stand sie wieder, auf beiden Beinen, zwar noch etwas wacklig, aber ohne hektische Bewegungen hielt sich ihr Körper ganz gut. Es war nur eine Schwäche gewesen, keine Ohnmacht, keine wirkliche. Aber jetzt wanderten ihre Blicke über alles, sie konnte Rociel nicht sehen, nicht hören, nicht spüren. Ihr Bruder...
Sie suchte den Schnee nach ihm ab, langsam und mit weit aufgerissenem Mund. Angst war in ihren Falten zu lesen, die Haare unwirsch und schmutzig. Verklebt und blond. Blonde Haare? Welche Seltenheit an diesem Tage. Nicht schöner und nicht schlechter als sonst, aber dennoch etwas besonderes.

Sie sah den Leitwolf, den großen weißen Leitwolf, der nun da lag. Um ihn herum war im Radius von einem Meter der Boden dunkel gefärbt und doch lag er noch immer wie eine Schönheit da. Sein Gesicht schien glücklich zu sein, doch konnte ein Toter wirklich glücklich sein? Der Dolch, der zwischen den Augen prangerte schien dem zu wiedersprechen. Sie verschwendete keine Gedanken an ihn, wo war nur Rociel? Dann endlich sah sie ihn, sein Körper lag im Schnee, sein Gesicht ebenfalls. Er rührte sich nicht mehr, war blutüberströmt. Auch um ihn war es rot geworden. Oh nein, Bruder! In ihrem Kopf zerfiel Glas und Kristall, ein Spiegelbild seines Antlitzes zerbrach in tausend einzelne Teile. Sie rannte, nein strauchelte mehr zu ihm. Immer noch schwach und ohne Augen für die Welt stolperte sie über den Kadaver eines anderen Schneewolfes, sie fiel kopfüber in den Schnee und schlitterte zu ihm. Doch auch dies hinderte sie nicht. Mit wiedererwachten Kräften zog sie ihren Körper nach vorne, schleifte sich zu dem Leblosen.

Als sie ihn endlich erreichte sah sie das volle Ausmaß der Katastrophe, sah die Wunde in seinem Arm, sah keine Regung mehr in ihm. Ihre Augen wurden glasig und füllten sich mit Tränen, im Inneren bebte es. Sie traute sich nicht und doch überwand sie ihre Angst. Mit eiskalten Händen umfasste sie seine Wangen und drehte seinen Kopf vorsichtig herum. Aus dem Mund ihres Bruders war Blut entwichen und eine kleine Rinne ging vom Mundwinkel bis zum Kinn. Er hatte eine Wunde an der Schläfe und seine Rüstung hatte sich dunkelrot gefärbt. Für einen Moment zerbrach nicht nur sein Spiegel, auch ihr Herz knackte bedrohlich, dem Zerbersten nahe. Doch dann spürte sie Leben in ihren Händen, ihre beiden eiskalten Hände erfüllten sich mit Wärme und ein angenehmes Gefühl ging durch ihren Körper. Neue Energie das Geschenk dieser Wohltat. Da wusste sie, dass er noch lebte, sie lächelte und wusch sich die Tränen aus dem Gesicht.
Doch sie wusste, dass sie schnell handeln musste. Sie nahm eines der Tücher und reinigte die Wunde. Wasser gab es hier genug, doch sie nahm den Schnee nur zur Kühlung, das Wasser kam aus ihren Vorratskrügen. Als die Wunde gesäubert war und unter dem roten Arm wieder seine blasse Haut zum Vorschein kam, nahm sie ein sauberes Tuch und band es fest um die Wunde. Als provisorischer Verband sollte es reichen, zumindest bis sie in die Siedlung zurückgekehrt waren.

Dann nahm sie vorsichtig das erste Tuch noch mal und säuberte es, ehe sie mit frischem Wasser das Blut aus seinem Gesicht strich. Wie ein zerbrechliches Stück Kristall ging sie mit seinem Gesicht um, wollte nichts zerstören. Noch immer spürte sie weder Regung, Atem oder Leben, nur sein Puls schlug schwach. Sein Herzmuskel war unter der Brust zu spüren. Doch die Wunde an der Schläfe machte ihr Sorgen, viel Blut hatte er verloren. Zuviel? Sie konnte nichts weiter tun, als zu warten, ein wenig seine Rüstung putzen, aber keine echte Hilfe mehr sein. Dabei reichte es schon, dass sie da war...
Mit ihrem Zeigefinger strich Isabell durch sein Gesicht, fuhr sanft über die leicht geöffneten Lippen und verspürte das ungewöhnliche Verlangen ihn zu küssen. Sachlich und kühl gab sie ihrem Verlangen Halt, doch dadurch wurde es nur noch größer. Irgendwann konnte sie nicht mehr an sich halten und gab ihm einen kurzen, sanften Kuss...
08.02.2004, 12:19 #203
Isabell
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[Q] Das Land Gorthar # 7 -
Die Nacht war bitter kalt gewesen, ihre geschundenen Körper waren nun nicht mehr so widerstandsfähig wie noch zuvor, doch es waren nur zwei Tage, zwei grausam lange Tage gewesen. Als sie diesen kleinen Felsspalt erreichten, da wo sie auch auf ihrem "Hinweg" übernachteten, da waren sie froh, da ging ihnen ein Licht auf und als sie ihre gesamte restliche Nahrung verspeisten, ging es ihnen schon fiel besser. Doch mitten in der Nacht begann es zu schneien, so wie es ihr Bruder gesagt hatte, schlechtes Wetter zog an. Ihre Situation war dennoch nicht schlecht, sie waren mehr geschützt, als sie es verdient hatten, ein Feuer brannte unter ihnen, denn trockenes Holz hatten sie noch genug und eben jener Restproviant, der geteilt wurde und ihnen wieder etwas an Kalorien und damit Energie zurückgab, die sie verloren hatten. Doch an Schlaf war kaum zu denken. Lange Zeit blieben sie wach und erzählten sich ihre Gedanken und Gefühle der letzten Stunden, stellten Fragen und lauschten tiefen Antworten. Dabei versorgte sie immer wieder seine Wunde mit frischem Wasser und reinigte den Verband. Eine dünne Schicht hatte sich schon gebildet, die weiteren Blutauslauf verhinderte, doch das war nur der Anfang und längst noch keine Heilung. Als sie dann doch irgendwann einnickten, stellten sie die Rucksäcke vor den Eingang und ließen nur eine kleine Schicht für die Luft. Es war eine geschickte Sache, denn etwas Besseres konnten sie nicht tun, aber dass ihre Glieder am nächsten Morgen klamm und kalt, ja gar frostig waren, das konnten sie nicht verhindern.

Isabell ging es überhaupt nicht gut, doch die Nahrung begann zu wirken und verschaffte den Muskeln neue Elastizität. Geschmeidig war anders, der Schneefall von letzter Nacht hatte neuen, frischen, anstrengenden Schnee gebracht und so war es kein Wunder, dass sie noch langsamer vorankamen. Die Felle die sie trugen waren eine weitere Belastung, sie waren schwerer als erwartet, aber sie hatte schon Ewigkeiten keine Erinnerungen mehr an sie gehabt, nicht mehr mal das Gefühl. Aber diese weiche Oberfläche, diese glatten Haare, sie sorgten schon bald für Erinnerungen. Nach diesem Kampf hielt sie alles für möglich, dachte aber auch offen über ein Ende nach. Denn sie kannte die Feuerwarane, hatte gesehen, welche tödliche Kraft in ihren Schlünden inne wohnte. Sie hatten die Seele der Drachen und konnten Feuer speien, wenn sie es nur wollten. Diese Echsen hinterließen verbrannte Erde und verbranntes Gras und waren der Tod für alles Lebende, das sich ihnen näherte. Es war nicht im Ansatz zu erahnen, was sie dafür tun mussten an diese Schuppen zu kommen. Es müssten mindestens drei tote Warane sein, denn ihre Schuppen waren neben dem Fell der Schneewölfe der Hauptbestandteil. Nach dem diese Wölfe so schwer, beinahe tödlich gewesen wären, wollte sie nicht dran denken, was die Seelen der Drachen mit ihnen machen sollten. Aber ihr Bruder würde nie aufgeben, nicht mehr jetzt und der Ehrgeiz steckte an. Sie musste zugegen ebenfalls gefesselt zu sein, von der Vorstellung die Exoten dieser Erde zu jagen. Das war mehr als eine Expedition, das war ein Abenteuer und das hatte sie sich in den letzten Wochen so sehr gewünscht. Nur die Gedanken an den eigenen Tod passten da nicht, ihre Unsterblichkeit war am Wackeln und das vergossene Blut ihres Bruders waren mehr als nur ein Attribut an die Schneewölfe, es war viel mehr ein Zeichen ihrer Verletzbarkeit.

Noch immer haftete das Blut des großen, weißen Wolfes an ihr, einige Gesichtspunkte waren noch rot, die Haare waren bei beiden verdreckt und verklebt und vor allem ihr Bärenfell hatte es übel mitgenommen, die Haare des Felles waren all klebrig rot. Auch ihrem Bruder ging es nicht anders, aber wenigstens ihre Waffen waren sauber. Doch die Sauberkeit interessierte sie nur sekundär, alles was sie sich wünschte war ein warmes Bad, eine warme Mahlzeit und ein gutes Bett für eine Nacht. Mehr brauchte sie nicht, doch dies alles konnten sie nur in Teljarsfeld bekommen und dort hin waren sie unterwegs. Es war sicher ein Erfolg, sie fühlte sich gut wieder lebend in dieses Dorf zurückzukehren, mit Beute und ihrem Leben, es war ein Gefühl der Selbstbestätigung, doch dies alles bedeutete nicht so viel. Sie hatten ein paar Wölfe getötet, gut, aber die echten Feinde waren immer die der eigenen Rasse.

Isabell verschwendete einen Gedanken an Kryliyx, immer wenn sie an ihn dachte war das ein Glückspiel der Gefühle, denn mal war sie stolz und mal sehr traurig, nur ihre Angst hatte sie verloren. In dem Moment, wo sie seine Rüstung ins Meer schmiss hatte sie sich endgültig von ihm getrennt. Dieses Mal dachte sie mit einem Grinsen an ihn, ja sie verhöhnte ihren einstigen Herren und war sich selbstsicher. Bald schon werde ich Ashisou wieder tragen, meine Waffen sind an meiner Seite und meine Gedanken sind stärker als je zuvor. Nun Dämon, sollte ich dich jemals wiedertreffen, wirst du schon sehen, was du davon hast. Sie lachte in sich hinein und die tiefschwarzen Haare verbargen dieses Lachen, doch nicht vor ihrem Bruder. Er ist tot, klang es neben ihr und ließ das Lachen verstummen und zu einem bleichen Gesicht erhärten. Isabell blieb stehen und sah dem Weitergehenden nach, der aber lachte nun seinerseits und blieb ebenfalls unter wehenden Haaren verborgen. Das Mythos ist tot, der große weiße Wolf, hahaha. Erleichtert atmete sie durch und machte sich auf ihm zu folgen. Für einen Moment hatte sie ernsthaft gedacht, dass Rociel wusste, was sie gedacht hatte, aber das war ja unmöglich... hätte sie mal sein Gesicht gesehen...

Die Pausen wurden länger und die Landschaft änderte sich. Immer noch war es weiß, umrahmt von den grauen Riesen dieses Gebirges. Doch es wurde angenehmer, wärmer, sonniger. Kleine Sonnenstrahlen kamen in der Tat heraus, sie wärmten die geschundene Haut und taten sehr gut, auch für das Wohlbefinden. Vor ihnen machte sich ein abschüssiges Gebiet breit, doch sie atmeten durch. Zwar würden sie noch einmal aufpassen müssen nicht zu stolpern, doch als Belohnung sahen sie schon den Rauch aufsteigen. Noch einen Kilometer, dann hatten sie es geschafft, die Siedlung kam näher und schon bald würden sie da sein. Erleichterung in den beiden Gesichtern, blutig kamen sie zurück, äußerst blutig. Doch auch mit den Fellen, sogar mehr als erwartet.
Der Abstieg auf dem abschüssigen Geröll gelang, sie halfen sich so gut das mit jeweils drei schweren Wolfsfellen eben ging. Am Ende atmeten sie erleichtert durch und gaben sich einen kurzen Kuss, kurz bevor sie das Lager durch das Tor betraten, durch das sie vor etwas mehr wie zwei Tagen gegangen waren.
08.02.2004, 17:07 #204
Isabell
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[Q] Das Land Gorthar # 7 -
Endlich oben schloss sie die Türe hinter sich und ließ sich nun endlich auch fallen, jetzt war es also endgültig vorbei. Bis Morgen zumindest. Ein endgültiges Ende war noch lange nicht in Sicht, aber das hatten sie ja längst gewusst. Sie lehnte sich über die Lehne ihres Stuhles und sah in das dampfende Wasser in dem Waschzuber. Voller Freude der kommenden Entspannung entkleidete sie sich, die blutigen Sachen mochten sowieso nicht so recht zu ihr passen. Das Bärenfell war zwar gut und bot sehr viel Wärme, doch konnte sie damit einfach nicht gut umgehen. Es war ihr einfach zu dick. Hoffentlich erschien der Frühling bald, die Kälte war ihr ein Dorn im Auge.
Das Wasser war wie gewohnt sehr warm, doch ihre eiskalte Haut hatte trotzdem keine Probleme damit. Bald schon änderte sich die Körpertemperatur und wurde wärmer und wärmer. Das Blut fiel vom ganzen Körper, es war mehr hängen geblieben, als sie sich jemals erdacht hätte. Das klare Wasser wurde schon sehr schnell rot, nicht so dunkel wie echtes Blut, nicht wie der Schnee auf den Bergen, aber trotzdem bekam das Wasser eine unangenehme Färbung und vor allem der Geruch haftete daran. Aber vor allem ihren Haaren widmete sie besondere Aufmerksamkeit, denn sie waren mit dem roten Lebenssaft am schlimmsten verschmiert und verklebt worden. Es war kein schönes Gefühl verklebte Haare zu haben und schon gar nicht, wenn in ihnen das Blut von toten Tieren haftete.
Doch trotz allem konnte Isabell auch ein wenig entspannen, obwohl sie immer wieder selbst für das Gegenteil sorgte. Es waren einfach keine Bäder, die am Ende eines großen Ganzen standen. Sie waren immer unterwegs und würden es auch immer sein. Es war der ewige Wechsel zwischen einem kurzen Stopp, in dem sie einfache Menschen und Gäste des menschlichen Volkes waren und dann folgte wieder die Zeit, in der sie einsam und alleine in der großen, weiten Welt umherirrten, auf der Suche nach Dingen die sie mit dem Begriff Materie umschrieben. Gingen sie dort ihrer dämonischen Seite nach? Zwang das Blut ihres Vaters sie dazu, niemals Rast zu finden? Ein paar sehr gute Fragen, die sie sich da stellte, doch ihre Theorien gaben nur Hoffnung, keine Gewissheit. Es war aber anzunehmen, dass ihr Dämonenanteil einen großen Anteil an ihrem Verhalten hatte. Sie war froh diesen Weg nicht alleine gehen zu müssen.

Nach einer guten halben Stunde stieg sie wieder aus dem nicht mehr ganz so warmen Wasser, der Wirt hatte freundlicherweise ein Handtuch mitgebracht, mit dem sie sich nun abtrocknete. Nachdem ihr Körper wieder frisch und trocken war, fühlte sie sich hundert Mal besser als davor, kein Blut mehr, kein Gestank und auch wieder die zarte Haut. Da das Wasser sowieso schon blutig rot war, konnte sie auch noch die Sachen waschen, zumindest das große Bärenfell und die Wolfspelzhose. Ihr Entschluss stand schon lange fest, die Weste würde sie in Gorthar verkaufen, die Hose würde sie behalten. Und was sie mit dem Korsett machen sollte, das wusste sie noch nicht, vielleicht war es ja eines Tages noch mal zu gebrauchen, anziehen würde sie es vorerst nicht mehr, da man da wirklich wie zugedrückt war. Man hatte schon manchmal Schwierigkeiten mit dem atmen und selbst anlegen konnte man es auch nicht. Das war nichts, zumindest nicht mehr. Aber sie hatte ja noch ihr schwarzes Kleid und die einfache Lederweste, die sollten nun reichen, solange die restlichen Sachen trockneten.
Nach diesem kurzen Bad hatte sie Hunger bekommen und ging wieder hinunter, schließlich wollte sie nicht den ganzen Tag da oben alleine verbringen. Doch der Tag neigte sich ohnehin seinem Ende. Zumindest konnte sie das so erkennen.
Bald schon würden sie sich alle zu Bette begeben und dann erwartete sie morgen der Abstieg, hinunter in den Wald, doch zuerst auf die Bergkämme und dann wieder nach Gorthar, wo es Drachenschuppen zu finden galt. Ob dies wirklich die Wahrheit war? Sie hatte ihre Zweifel, denn Drachen waren wirklich selten und eigentlich noch mehr ausgestorben als Schneewölfe, nach ihnen konnte man wirklich nicht einfach fragen und besiegen konnte man einen Drachen schon gar nicht, wenn, dann mussten sie einen dieser geheimnisvollen Händler finden. Aber Gorthar war sicher der erste Platz, den so ein Händler wählen würde.
08.02.2004, 20:22 #205
Isabell
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[Q] Das Land Gorthar # 7 -
Isabell hatte mit einem gespannten Ohr gelauscht, ehe sie sich dann doch von der Treppe weg, auf einen hölzernen und vor allem, freien Stuhl bewegt hatte. Ihr Bruder ein Geschichtenerzähler? Das konnte sie sich nicht entgehen lassen. Auch wenn den Anfang verpasst, so war es doch höchst spannend ihm zuzuhören, es hatte ein wenig von Geschichten, die sich die Barden des Landes erzählten, nur eben mit schuppigen Drachen und heroischen Helden. Mit riesigen Riesen und bösen Hexen und Zauberern. So gesehen hätte es auch als Gutenachtgeschichte durchgehen können, nur war es eben doch nicht so schön gewesen, wie es sich manchmal anhörte. Bis zu jenem Punkt hatte jeder Gast in der Taverne gespannt zugehört, einigen war sogar die Lust am Bierkrugheben vergangen, so gespannt waren sie. Einige mochten in ihrer Fantasie schweben, andere wiederum an persönlich erlebte Dinge erinnert worden, doch trotzdem lauschten sie alle. Bis zu jenem Punkt an dem er aufhörte zu erzählen und da sie inzwischen gut hingehört hatte, wusste sie auch, worum es in diesem einen Punkt ging. Zwar konnte sie nicht ganz verstehen, warum er aufhörte weiterzuerzählen, doch bald schon vermutete sie es zu wissen, denn sie spürte eine unglaublich emotionale Aufregung in ihrem Bruder und das brachte sie wiederum auf die richtige Erkenntnis.

Was ist dann passiert, erzählt weiter, oh großer Wolfsbezwinger, sprach's aus allen Ecken und Enden, die die Taverne nur hatte. Doch Rociel hielt inne und redete nicht mehr. Isabell schmunzelte, zu persönliches wollte sie natürlich auch nicht preisgeben und sie war kein halb so guter Redner wie er, was schon alleine daran lag, dass sie nicht so eine überzeugende und ausdrucksgewaltige Stimme hatte, wie es ihrem Bruder inne lag, doch den Leuten sollte das Ende der Geschichte ruhig präsentiert werden und so erhob sie sich und ging auf Rociel zu. Die Leute verstummten, die meisten zumindest, hatten sie doch genauso wie er nichts von ihrer Ankunft bemerkt. Er zumindest bekam erst mal einen Riesenschrecken, als Isabells Hände seine Schulter umfassten und sie sich dann darauf anlehnte.
Ehe das Gemunkel in den Ecken überhand nahm, begann sie auch schon mit dem, was sie sagen wollte.

Nun, meinem Bruder scheint es die Sprache verschlagen zu haben und das aus einem verständlichen Grund, doch wenn es euch nichts ausmacht, würde ich die Geschichte weitererzählen.
Es war so, ich hatte meine liebe Not mit dem großen Wolf. Er war viel zu stark für mich und ich konnte ihn unmöglich alleine besiegen, das wurde mir schnell klar, also wehrte ich seine Angriffe ab und hoffte, dass mir Rociel zu Hilfe kommen konnte, doch der hatte ja anderweitig ebenfalls seine Probleme. Ich sah immer wieder zu ihm rüber und dann…tja dann stürzte ich, der Angriff des Wolfes hat mich überrannt. Ich lag da, konnte mich nicht mehr wehren, der Wolf sah mich mit seinen kalten, blauen Augen an. In seinen Augen lag Güte und Weisheit, doch auch die Mordlust schimmerte darin. Er wollte mich töten, das steht für mich fest, er war schon dabei sein Maul zu öffnen und die scharfen Zähne wie Widerhaken in meine Brust zu rammen, da kam dieses Zischen.
- Und weiter, was war das für ein Zischen?
- Es war ein Dolch. Einer von meinem Bruder. Der Dolch kam mit unglaublicher Geschwindigkeit an und donnerte in das Fell, genau da, wo der Bauch lag. Ich kann euch versichern, er steckte bis zum Schaft im Wolf drin und doch schien dieser nur gejuckt. Mir gab es Gelegenheit aufzustehen und mich neu zu formieren, der Todesstoß gelang aber nicht. Der Wolf zog den Dolch einfach mit seinen Zähnen heraus und obwohl daraufhin unaufhörlich Blut aus seinem Körper strömte, er kämpfte immer weiter.

Irgendwann bot sich dann eine Gelegenheit zu fliehen, ich war erschöpft und ohne Kraft, wollte nur noch in die Nähe von Rociel, zu Zweit hat man mehr Chancen dachte ich, doch hinter mir hetzte der Wolf und mein Bruder rief nach seinem Schwert. Ich sah es und versuchte es ihm zuzuwerfen, doch der Wurf gelang nicht ganz, ich musste mich wieder um den Wolf kümmern und zu dem Zeitpunkt hatte ich wirklich keine Hoffnung mehr. Doch trotzdem schaffte ich es, dem Wolf sein Augenlicht zu nehmen, auf einem Auge bohrte sich mein Schwert hinein, aber es war wie verhext, er schien durch jede Verwundung stärker zu werden, selbst mit einem Auge kämpfte er wie mit drei. Tja und dann weiß ich nicht mehr so Recht, ich verlor irgendwann das Bewusstsein, die letzte Energie war einfach weg, wenn ihr mehr wissen wollt, müsst ihr meinen Bruder fragen.
09.02.2004, 19:08 #206
Isabell
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[Q] Das Land Gorthar # 7 -
Der Weg führte weit hinab, es war ein anstrengender Weg gewesen, doch verschont von einem Schneesturm war es gar nicht mal so schlimm gewesen. Rociels Wunde war mit Alkohol gereinigt und trug nun die vier Felle hinunter, zwei blieben aber an ihr hängen.
Es war ein schwerer Abschied gewesen, denn in Teljarsfeld war man nett zu ihnen und man hätte noch den ein oder anderen Tag dort verbringen können, doch nur eine Nacht konnten sie in diesen bequemen Federbett verbringen, schon waren sie wieder unterwegs.

Ihre frühe Abreise tat ihrer Wegstrecke gut, weites Gebiet konnte hinter sich gelassen werden, die Siedlung war aus ihren Augen verschwunden und auch aus ihren Gedanken. Sie nahmen dieses Mal nicht den Weg auf den Bergkämmen, sondern stiegen in den Wald herab. Es war eiskalte Berechnung, denn sie wollten nicht frei dem Wetter ausgesetzt sein. Doch auch lauerten im Walde die Tiere, die noch wach waren und nicht schliefen. Der Weg war nur mit wenigen Pausen gespickt, sie trieben sich an, um in die Stadt zu kommen, nichts desto trotz beobachten fleißige Augen ihr Treiben und waren entzückt von ihrer Ankunft. Sie schlichen durch die dunklen Wälder und jagten über dichtes Unterholz, sicher hätte es Isabell ganz und gar nicht gefallen, wenn sie das gesehen oder gewusst hätte, doch die vermeintliche Gefahr ging sehr geschickt vor, so blieb sie scheinbar unbemerkt. Einem Hinterhalt war man hier sehr leicht aufgesessen und trotzdem hatten sie sich für den Wald entschieden. Es war auch eine Zeitrechnung, denn so sparten sie große Teile des Weges und würden schon Morgen, spätestens übermorgen an die Tore Gorthars klopfen.

Man spürte im Wald, dass der Frühling nun mit schnellen Schritten voran kam, zwar hielt sich Kälte und trostloses Klima, doch der Frühling war für den Wechsel bereit und schwang schon seine Hände über das Land. Hin und wieder kamen sie zu früh und hatten keinen Nutzen oder wurden zunichte gemacht, eine kalte Nacht, ein eisiger Regen und schon waren die ersten Bemühungen hinfort, doch an vielen Baumstämmen stieß ein kräftiges Grün empor und auch die Vögel waren schon zurück. Nicht alle aber einige, sie sangen ihre Lieder und erheiterten die Gesellschaft, auch die Geschwister wurden vorzüglich von ihnen unterhalten. In ihren Märschen mussten sie immer viel gehen und kamen selten einmal zur Ruhe, auch fiel hier die Orientierung schwer, denn keiner von ihnen war schon mal in diesem Teil gewesen, für Isabell war dieser ganze Wald sowieso Neuland. Doch sie wussten in die richtige Richtung zu gehen und schafften mehrere Kilometer an diesem Tag.
Die dicken Stämme der Tannen und Pinien verdeckten die Sicht, ihre Nadeln waren immer noch dran, wie sollte es auch anders sein. So fiel es schwer einen Blick zurück zuwerfen, doch wenn sie es taten und es gelang durch das grüne Dach durchzudringen, so sahen sie den kleinen Aufgang den sie gegangen waren immer kleiner werden und weit entfernt.

Doch als es Nacht wurde...

In der Dunkelheit verschwunden, sahen sie kaum mehr etwas, die Sterne über ihren Köpfen, auf einer Lichte wie so oft. Sie warteten nun auf den Beginn eines neuen Tages, ließen sich nieder auf den weichen Fellen, die nun ihr Blut und ihren Schrecken verloren hatten, nicht jedoch ihr Gewicht und ihren Geruch. Es waren gute Kissen und Decken, doch diese brauchten sie ohnehin nicht mehr. Das Fell war warm genug und hier unten war die Temperatur spürbar wärmer als noch oben. Trotzdem war es äußerst angenehm, dass sie nicht auf dem harten Boden schlafen mussten. Die Felle waren ausnahmslos in gutem Zustand und hatten kaum Löcher, nur selten waren ihre Waffen auf das Fell gegangen, meistens in den Bereich des Kopfes. Sie würden sich perfekt auf der Rüstung machen, wirklich perfekt.
Die Vögel kehrten zu ihren Nestern und Ästen zurück, das letzte Zwitschern ging noch lange in die Nacht herein und nebenbei wärmte auch ein Feuer ihre klammen Knochen.
Isabell spielte die Harfe ein weiteres Mal, immer in der Sorge sie zu verlieren, begleitete die wunderbare Harfe sie doch auf allen Wegen und in Momenten wie diesem war es Zeit sie zu spielen. Dann erklangen zarte Töne über dem Fleck, an dem sie gespielt wurde, dann verstummte Mensch und Tier und ließ sich leiten, über alles, über jeden. Und sie? Sie fand bei dem Spielen immer wieder Zeit an die Wolken zu denken, an die Wolken, auf denen man laufen konnte, die weicher waren als jedes Bett und jede Feder. Die Harfe, ein Instrument der Freude und des Glückes, spie traurige Töne aus, die an einen Verstorbenen erinnerten, doch es passte zu ihrer Situation. Sie waren nicht fähig dem Glücke zu frönen, solange nichts entschieden war. Ihre Gradwanderung ging zwischen gut und böse und war anstrengender von Tag zu Tag. Die traurige Ballade hätte auch gut unterlegt werden können, denn sie sah ihren Bruder beim träumen. Sein Mund formte sich und leise Worte drangen durch ihn ins Freie, Worte die zu Tönen passten, Reime die sich die Hand gaben und doch blieb es still und stumm, da heute keine Muse für Worte blieb. Sie hätten ein gutes Bardenpärchen abgegeben, in den Schänken und Tavernen hätte man sich um sie gerissen und sie hatten einen Vorteil, denn sie waren nicht nur zu zweit mit den unterschiedlichsten Fähigkeiten für Folklorevolk ausgestattet, ihnen gingen nie die Geschichten aus, denn wo sie auch hinreisten, so waren sie nicht aus diesem Grunde da. Und doch waren diese Gedanken Müßiggang, denn ihre Tränen waren in der Regel nicht fürs Volk bestimmt, sondern spiegelten düstere Persönlichkeiten wieder.

Irgendwann endete aber auch der schöne Klang der Harfe, vorsichtig legte sie sie zur Seite und dann sollten sie Essen, genügend Proviant gab es von den Bergleuten mit, zwar wenig Fleisch und Brot, dafür viel Zwieback und Käse. Für ihre kurze Wanderung sollte es reichen.
Es war eine schöne Zeit, so schmerzhaft sie auch war. Isabell verspürte Schmerzen, die geringen waren auf der Schulter, wo sie die Felle getragen hatte, die echten waren in ihrer Seele, die sich immer mehr gegen diese Sinnlosigkeit des Seins wehrte. Immer noch führten sie kein glückliches Leben, obwohl sie alles dafür besaßen und doch blieb es ihnen verwehrt.
Das schöne war dennoch unverkennbar. Die Felle waren wirklich weich und angenehm bequem, sie würde sie bald schmerzhaft missen. Und dann lagen sie da, nach dem Essen, nach der wundervollen Musik. Lauschten nächtigen Vögelchen, sahen in die Sterne und dem wehenden Baumwipfeln und manchmal flüsterten sie leise. Arm in Arm, Schulter an Schulter, eng beieinander und vertraute Zweisamkeit...

Doch wie schon erwähnt, es war...
Denn es sollte bald ein jähes Ende haben, schon kurz nachdem sie den großen Wagen entdeckt hatten und sich darüber stritten, wo er denn nun war...
10.02.2004, 16:48 #207
Isabell
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[Q] Das Land Gorthar # 7 -
Auf den Waldpfaden war es nicht stiller geworden als am vorherigen Tage. Immer noch sollte der Frühling Einzug halten und immer noch wurden sie durch die Vögelstimmen erheitert. Die Nacht war herrlich gewesen, das stand außer Frage. Die Felle waren wirklich viel besser als jedes Bett. Doch nun mussten sie wieder getragen werden und sorgten für gehörige Anstrengung. Lange schon hatten sie die nördlichsten Ausläufer des gorthanischen Waldes hinter sich gelassen und waren schon längst im Westteil, nur noch ein paar Schritte von ihrem Ziel entfernt sozusagen. Häufiger gab es nun begehbare Pfade, die von Menschenhand geschaffen wurden und abseits der regulären Wege waren. Sie dienten mehr der Orientierung, als dem besseren Laufen, doch die Sehnsucht nach der Stadt war groß. Es hätte durchaus interessant sein können den Spieß umzudrehen und den Jäger zu jagen, oder einfach nur im Wald den Frühling hautnah mitzuerleben, doch ihre Aufgaben ließen dies nicht zu. Da auch Isabell inzwischen angesteckt wurde gab es auch für sie nichts Größeres mehr, als die Rüstung zu vervollständigen. In einsamen Minuten und Stunden, wo sie alleine blieb und innerlich zu sich fand, sah sie sich schon in Ashisou und der Gedanke war gut, er war antreibend. Die Expedition zu beenden war gar kein Thema mehr, alleine durch ihren Bruder nicht. Auch wenn sie nicht verstehen konnte, warum er trotz seiner Verletzung weiter so auf Zeit drängte, so ehrgeizig wollte sie ihn nun unterstützen.

I: Diese Wesen gestern, was könnte dies gewesen sein Bruder?
R: Du kannst Fragen stellen. Ich kenne sie nicht. Ich bin kein guter Weltenkenner, mein Leben ist kurz und ich bin unerfahren. Aber könnte Magie mitgespielt haben? Spiegelbilder der Stimme oder herbeigerufene Kreaturen...Nekromantie...ich weiß es nicht.
I: Hm, ich dachte nur...
R: Sag bloß, du machst dir ernsthafte Sorgen wegen dem "Gelirkas" Orden? Ich bitte dich...
I: Ich mach mir keine Sorgen, aber ich versuche es zu verstehen. Ich kenne diese Leute nicht, aber sie scheinen zu wissen, wer wir sind.
R: Sie nannte uns "Dämonenbrut". Ich würde nicht sagen, dass sie uns kennen. Das sind Fanatiker, irgendeinem Gott dienend. Aber in Wahrheit haben sie sogar Recht.
I: Was?
R: Mach dir nichts vor. Nachdem wir wissen, was wirklich mit uns ist, gibt es kein Heim mehr, in dem wir sicher sein können. Wir müssen es akzeptieren, dass die Menschen uns immer jagen werden, sobald sie etwas erfahren. Und das ist die größte Gefahr, nicht die Schwerter ihrer Krieger, sondern ihr Wissen. Bei der nächsten Begegnung allerdings werden wir dem ein Ende machen. Wir werden die Anführer nicht entkommen lassen. Niemand hat das Recht uns grundlos anzugreifen und töten zu wollen, auch wenn uns ein schweres Erbe inne liegt, so dulde ich dies nicht.
I: Aber wenn sie abhauen, dann haben wir Pech.
R: Diese Fanatiker? Die werden nicht abhauen, bis zum letzten Atemzug werden die kämpfen, weil sie doch denken, es ist für eine gute Sache. Aber bis dahin steht uns noch eine Menge Arbeit bevor. Es darf uns auf jeden Fall nicht behindern, unsere Aufgabe ist zu wichtig, du weißt, wovon ich spreche.


Sie erinnerte sich an das Gespräch von heute Morgen. Selten war ein Angriff so kalt an ihnen vorüber gegangen. Und doch sah man Isabell an, dass sie diesen Namen nicht aus dem Kopf bekam und die vermeintlichen Spinner nicht auf die leichte Schulter nehmen wollte.
Doch heute hatten sie in der Tat ihre Ruhe, ein paar Wildschweine und Scavenger hatten sie gesehen, doch da sie genug Proviant noch hatten und ihre Last so schon schwer war, beließen sie es bei ein paar Blicken auf das Wild.

Was willst du mit den Fellen tun? Wir können sie unmöglich mitnehmen. Und die Schuppen? Wenn es sie gibt… Es war ihr gerade so in den Kopf gekommen, denn noch mindestens einmal müssten sie ausziehen, müssten gehen. Und unbedingt ohne Felle. Doch wem konnte man in einer fremden Stadt trauen? Hatte Rociel Freunde dort? Sie glaubte nicht.
Ich kenne ein paar Leute dort. Die schulden mir noch einen Gefallen. Und nun ja, sie haben Angst, da sie anständige Leute sind. Aber deine Frage ist berechtigt, ich kann dir nur eines garantieren, sicher ist in Gorthar nichts, Die Stadt ist schlimmer als Khorinis zu seinen besten Tagen. Aber wo wäre es klüger seine Felle zu lassen? Prix wäre eine Idee, aber sein Lager ist oft alleine.

Schweigsam gingen sie weiter. Vor ihnen sollte sich der Wald lichten. Sie kamen nur blöderweise an einer falschen Stelle raus, nämlich direkt auf der Seite, an dem die Stadtmauern keine Tore hatten. Trotzdem verließen sie nun den Wald und traten in die freie Ebene zwischen der Stadt und dem Wald. Mochten sie es auch geschafft haben, so war dies immer noch kein Grund zu jubeln. Im Gegenteil, Gorthar war mehr Schwierigkeit als wirkliche Sicherheit.

Als sie die Stadt durch das Tor betraten, wurden sie nicht von ihren Problemen erlöst, sondern bekamen einige dazu, denn jeder wusste, dass Gorthar nicht nur hinterhältig, sondern auch gefährlich war. Aber nichts konnte sie schrecken, auch wenn sie ihren Bruder am Tor vor einer hitzigen Diskussion mit einer Stadtwache abhalten musste. Sie hatte schon früh gemerkt, dass sich diese nicht sonderlich mochten, aber was musste der Kerl auch fragen, was für Felle sie da hatten und als sie antworteten laut lachen. Na ja, das war ja nur Vorgeplänkel. Ihr Bruder gab die Richtung vor, sie suchten einen Mann namens Garez, der sein Haus neben dem des "Einäugigen Barsches" haben sollte. Die ersten Eindrücke dieser Stadt waren natürlich erschlagend, doch sie gingen trotzdem weiter, begleitet von einigen neugierigen Blicken.
11.02.2004, 21:23 #208
Isabell
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[Q] Das Land Gorthar # 7 -
Dunkler wurde diese Taverne nun, vermittelte ein Gefühl eines kleinen, engen Rattenloches. Keine Musik mehr war zu hören, verstummte Kehlen, verstummte Zungen. Die Lichter wurden gelöscht, die Kerzen gingen aus. Die Taverne war dabei zu schließen, viel mehr war es der Wirt, der das tat. Zapfenstreich, Sperrstunde, was auch immer, hier wurde es ruhig.
Den Mann, den sie Garez nannten, saß in einer Ecke und nahm einen letzten Schluck aus dem nunmehr leeren Krug. Es war erst sein Dritter, deswegen stand, bzw. saß er noch aufrecht. Vor ihm stapelten sich kleine, lederne Säckchen, so wie man es machte, um Gold schnell und einfach zu transportieren. Aus einigen war das Gold auch deutlich zu erkennen und der Eindruck war schnell gewonnen, dass es alles Goldsäckchen waren.
Einzelne Karten lagen da, das letzte eine Herzsieben, durchlöchert von einem Dolch, in den hölzernen Tisch gehauen. Natürlich ging es hier um Glücksspiel, was sonst. In den hintersten Winkeln der Taverne lag der Tisch, abseits von neugierigen Blicken, aber trotzdem mitten in einer großen Masse. Das Gesicht des Mannes schimmerte nur im Feuerschein von zwei Kerzen hervor, denn die großen Öllampen waren längst aus. Der Mann hatte Gold und das war schon mal ein Problem, denn wer selber genügend Gold hatte, der brauchte selber keines mehr. Oder besser gesagt, man musste schon ganz schön was bieten. So jedenfalls war es bei den meisten Menschen, die ihr Gold mit Glücksspiel gewannen. Doch noch immer wussten sie nicht, ob es überhaupt der Mann war, den sie suchten. Er hatte die beiden Schatten längst wahrgenommen, doch keine weitere Beachtung geschenkt. Ihr Bruder, direkt wie immer, setzte sich an einen Stuhl, direkt neben den offensichtlichen Jäger. Dieser schaute grimmig zurück und deutete mit einer Handbewegung, dass der Gast lieber die Finger vom Gold lassen sollte. Was aber nicht unbedingt ein großes Hindernis gewesen wäre. Isabell blieb lieber stehen, um im Notfall eingreifen zu können. Sie hatte kein Interesse an einem Gespräch mit einem Halunken, sondern wollte vielmehr in ein warmes Bett.
Der Wirt löschte die letzten Lichter, doch zu ihnen traute er sich nicht. Es waren nicht nur die kleinen Bestechungsmünzen von ihnen, nein, es war die Bekanntheit dieses Mannes, den sie Garez nannten. Er wohnte nicht umsonst neben dieser Kneipe und war nicht umsonst öfter hier als andere. Er war so was wie eine berühmte Persönlichkeit hier unten im Hafenviertel und auch der Wirt wusste das natürlich. Der Glücksspieler hatte genug Gold, um sich ein Haus am Marktplatz, ein Teil auf dem Burgberg oder aber ein großes Anwesen außerhalb zu leisten und doch blieb er hier. Der ehemalige Drachenjäger, der einst viel umjubelte Held, war kampfunfähig, jedenfalls mit dem Schwert, auf Dauer und mit Rüstung. Er konnte keine schweren Sachen mehr tragen, so nutzte ihm sein Teil der Beute wenig.

Die Menschen hatten Respekt vor dem Mann, der da saß wie ein Stein. Unter seinen struppigen Barthaaren an Kinn und den Wangen sah er eher wie ein Milize, ein Trunkenbold oder ein junger Fischer aus. Man konnte alle Aussagen verwerfen, da sie bei diesen Verhältnissen nicht ernst zunehmen waren, doch sie schätzte ihn nicht älter als dreißig ein. Er hatte noch kein graues Haar, sondern dunkle Haare, schwarz oder braun.

Sicher musste man damit rechnen, dass er ein kauziger Typ war, doch als er dann nach einiger Abwesenheit und dem Goldzählen zugewandt, den Dolch blitzschnell aus dem Holz zog und ihrem Bruder an den Hals hielt, das ging dann doch ein wenig weit für ihren Geschmack. Was wollt ihr beiden eigentlich von mir, häh? Man merkte dem Mann an, dass er auch auf diesen Besuch hätte verzichten können und bis zu diesem Zeitpunkt wirkte er auch auf sie eher wie ein kleiner Betrüger, konnte ja niemand ahnen, dass das seine Art war, die Leute zu begrüßen. Nicht jeder hatte den Sinn nach Gesprächen, insbesondere zu dieser Uhrzeit. Steckt den Dolch weg, oder dies ist euer letztes Gold gewesen. Isabell hatte beide Hände bei den Schwertgriffen und war auch bereit sie hier zu ziehen. Es wäre mehr als ungünstig gewesen hier in Gorthar einen Menschen zu töten, vor allem da der Wirt mehr oder weniger nüchtern war und die Fremden beäugte, aber der Dolch war auffallend dicht an Rociels Kehle und so etwas mochte sie ganz und gar nicht. Ihr seht, ihr habt ein Problem. Ihr seid zwar schnell... In dem Moment bewegte ihr Bruder seine Finger wieder, die schon die ganze Zeit auf dem Stiefel lagen. Es schien so, als ob er das ganze noch mit einem Grinsen sah, zumindest wäre es typisch für ihn gewesen. Nun schnellte seinerseits ein Dolch in seine Hände und lautlos glitt er an die Kehle des Mannes. ...aber ich bin schneller... Nun ließ er seine zweite Hand vom Tisch fallen und zückte auch den zweiten Dolch. Mit zwei Dolchen an seiner Kehle war das schon was anderes, selbst wenn der Fremde bei dem sehr offensichtlichen zweiten Hochholen hätte zustechen wollen, so hatte er immer noch den ersten an der Haut, den er nicht sehen konnte. ...und überlegen. Da ich euch so gut wie in der Hand habe eine Frage, wollt ihr den Dolch wegnehmen, oder soll ich euch einen Zaubertrick zeigen? Es war ein kleines, mieses Psychospielchen, denn wenn der Typ ihn hätte töten wollen, dann hätte er schneller gehandelt.

Er verzichtete und nahm seinen Dolch herunter, verschwand wieder in der dunklen Ecke, weg von jedem Kerzenschein. Ich hatte langen keinen mehr, der mich so aufs Kreuz gelegt hat. Ihr habt gewonnen, ich werde euch eure Fragen beantworten, denn ihr seid sicher nicht gekommen, um zu spielen, nicht wahr? Und dann begann ihr Gespräch auch schon, nachdem nun auch Isabell auf einem Stuhl in einer guten Entfernung zu dem Fremden Platz genommen hatte.

Der Wirt hatte auf Geheiß des Mannes verstanden und drängte niemanden zum Gehen, stattdessen schloss er nur seine Taverne ab, so dass außer ihnen keine Menschenseele mehr da war. Für den Mann gab es ein viertes und letztes Bier, versetzt mit Wasser, für ihren Bruder sein langweiliges Wasser und sie selbst nahm eine kalte Milch. Danach zog sich der Wirt zurück und ihr längeres Gespräch begann. Anfangs war auch Isabell nicht von Garez überzeugt, aber mit der Zeit begann sie ihre Schwertgriffe lockerer zu halten...
12.02.2004, 21:55 #209
Isabell
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[Q] Das Land Gorthar # 7 -
Dunkle Schatten lagen im Land, früh am Morgen klopfte es an einer Tür. Sie hatten ihre Felle genommen und waren durch die Hintertür verschwunden. Nun stand nur noch die Tür aus massivem Eichenholz im Weg. Zwei Initialen kündeten von dem Mann, der hier wohnte und ein verschlagenes Leben führte. Isabell wusste nicht, wie sie Garez einschätzen sollte, ob er glücklich mit seinem jetzigen Leben war, oder ob er sich wieder einen Weg in den Kampf finden wollte. Er war ein guter Erzähler gewesen und ein guter Spieler war er sicher auch, aber sonst... Nur wenig Eindrücke hatte sie sammeln können, doch war es nicht ihre Art gewesen fremde Menschen besser kennen zulernen, wenn dies sowieso keine Bekanntschaft auf Dauer war. Die Zeit für Freundschaften war sowieso abgelaufen, sie waren zu alt, um echte Freunde im Herzen sehen zu können, außerdem gebot es ihr Fluch nicht, sich mit anderen Menschen abzugeben. Da sie schon jetzt jede Sekunde den Tod planten war es sinnlos und wer wollte schon einen Dämon zum Freund? Und sei es nur als Bekanntschaft...
Der Mann, der ihnen nun leicht verschlafen die Tür öffnete, war es sicher nicht. Mit einem freundlichen Guten Morgen begrüßte er die Gäste, bot ihnen etwas zu trinken an und verabschiedete sich wieder. Garez hatte echt Nerven, er pflegte immer bis Mittags zu schlafen, er hasste es auf die Pest morgens aufzustehen, doch das Klopfen hatte ihn heute aufstehen lassen. Das änderte jedoch nichts daran, dass er sich noch mal hinlegte, Angst bestohlen zu werden, hatte er wohl nicht. Vielleicht war es auch eher die Sicherheit, dass sie etwas von ihm wollten, dass nur er kannte, selbst wenn sie die Schuppen stehlen wollten, sie hätten sie nie gefunden und das wusste der findige Drachenjäger a.D.. Auch wenn es nicht geplant war solange zu warten, so sahen sie sich doch ein wenig in Garez Bude um. Es war ein richtiges Haus, nicht unbedingt groß, aber auch nicht klein. An den Wänden hingen gemalte Bilder von Drachen und von drei Menschen. Als sie näher heran trat, erkannte sie die Namen. Es waren Haskir, Feliss und eben Garez, wie sie vor ihrer Beute standen. Spätestens da wurde ihr klar, dass er die Wahrheit gesagt hatte. Sie hatten tatsächlich einen Drachen erlegt. Überall in dem Haus waren schwere Truhen mit noch dickeren Schlössern, unknackbar nicht, aber sicherlich verdammt schwierig und selbst wenn Diebe hier gesucht hätten, so wären sie nur mit einer Menge Gold davon gekommen, aber seine Schätze waren nicht in den Truhen und auch große Teile des Goldes nicht, es war nur ein Bruchstück und doch unheimlich viel. Garez sah nicht unbedingt reich aus, er trug bessere Bürgerklamotten, aber mancher Händler hier hatte feinere Stoffe an. Auch sein Äußeres ließ mehr die Tendenz des normalen Arbeiters als des reichen Edelmannes herausblicken. Sie wusste nicht, wie sie dazu stehen sollte, doch es machte auf jeden Fall seine angebliche Verletzung glaubwürdig.
Wenn Isabell ehrlich war, mochte sie den Abenteurer sogar, aber trotzdem vertraute sie ihm nicht voll. Nur selten waren ihre Augen geblendet von der Tatsache, bald die zweite Zutat für Ashisou zu haben, denn noch war alles so unwahrscheinlich weit weg. Man musste bedenken, dass es hier nicht um ein einfaches Kettenhemd oder einen magischen Plattenpanzer ging, nein, nein, Ashisou besaß keine Verzauberungen und war doch ein Objekt aus reiner Magie. Man sagte den Drachen heilige Kräfte nach, genau wie den Schneewölfen und den Feuerwaranen, es war ihre Kraft, die in diesen Rüstungen steckte und nur wenige wussten, wie man sie baute. Die Kunst war lange vergessen und das war auch gut so...
Es war eine echte Schande und Schmach, dass ein Träger dieser Rüstung von einem Dämon gefangen werden konnte, doch es war nicht mehr zu ändern. Träume in die Vergangenheit waren erlaubt, doch immer blieb das eigentliche Ziel vor Augen. Noch war überhaupt nichts entschieden.
Im Haus gab es auch bequeme Möbel, zwei Kamine und ein paar normale Teppiche, es wirkte alles einfach und gut bürgerlich und genau diesen Eindruck sollte es wohl auch vermitteln. Sie besprachen noch ein wenig die Vorgehensweise und die weiteren Pläne, denn planlos waren sie oft in die Tage gewandelt. Doch Rociel hatte nicht viel zu sagen, schien schweigsam, nachdenklich, ruhig. Getrübt war ihre Stimmung nicht, doch sie konnten die Tage feiern wie sie wollten, nie wieder würde Glück durch ihre Adern kreisen. Glück durch Städte, Fremde, Fremdeinwirkung. Egal was sie auch taten, Glück konnte nicht mehr existieren, auch ihr war klar, dass das Leben vorbei war und es nur noch den einen Weg gab. Hätten sie sich unter anderen Umständen, an einem anderen Zeitpunkt in einer anderen Welt getroffen, anstatt so, es wäre sicher nicht anders gekommen. Doch vielleicht wäre die Bestimmung eine andere, ihr Schicksal blieb in jeder Welt, an jedem Zeitpunkt dasselbe. Immer wieder suchten sie die zwei Worte heim, Bestimmung und Schicksal, seltsam war es. Immer wieder schnürte ihr ein fremdes Element die Luft ab, immer wieder zögerte sie vor Hindernissen, die nicht existierten. Was sie vorhatten war Wahnsinn und Pflicht zugleich, auch wenn sie keine Chance für diese Welt mehr hatten, so würden sie doch für etwas kämpfen. Am Anfang wollte sie es nicht wahrhaben, hielt ihr Blut nicht für so schlimm, doch auch ihr war klar geworden, dass jeder Mensch sie jagen und töten wollte. Als Dämonenkind hatte man keine Chance auf Leben. Eine schwere Depression, die sich seit Wochen durch ihre Adern und Nervenbahnen zog, durch ihre Gedanken und Hirnwindungen, wie ein Gift das seinen Lauf nahm. Immer mehr nahm die Verfremdung ihren Lauf, immer mehr dachte sie an ihre Zukunft. Alles entfernte sich, Dinge die einst nah waren, rückten in weite Ferne. Ihr Blut nahm eine Veränderung an sich, durch die Erweckung des einstigen Vaters gab es kein Zurück mehr. Sie hatten keine Wahl, entweder den Tod, oder das Leben mit diesem Blut.
Sie wurden immer stiller, immer einsamer. Menschen interessierten jetzt schon kaum mehr, bald wären sie ganz aus dem Kopf heraus gespült. Und dabei war es vermeidbar, denn auch ihr Blut hatte Schwächen und Fehler. Man konnte sie nicht immer sehen, doch es war kein Blut, das sie zerstören konnte, wenn sie es nicht wollten. Doch weder Isabell noch ihr Bruder taten etwas gegen diese Zerstörung, anscheinend war es sogar ihr Ziel...die Pläne der Dunklen Seelen zu kennen war unmöglich, doch wer weiß...

Wenn verkohltes Fleisch aus dem glimmenden Rostbraun aufersteht und die Feuer erhängt, dann hat es geschlagen für einen neuen Brandherd. Wenn man die Zukunft kennt, kennt man den Sieg, die Niederlage, das Nichts. Ein Grinsen bedeutet Unheil, ein fahler Blick bedeutet Gefahr. Sahen sie sich doch oft so an und Sterne in ihren Augen funkelten. Wenn andere Blutquellen pumpten, dann flossen ihre umso mehr. In jedem Körper schwamm der Andere. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Ein Narr, wer gar nichts entdeckt. Ein kluger Kopf, wer böse Taten lenkt. Sie sah seine Gedanken brach daliegen, konnte sie deuten. Naive Köpfe erkannten nur unschuldige Kinder, doch wer kannte schon den Fluch. Doch niemand kannte die Wahrheit über Rociel und Isabell, niemand würde je wieder von ihnen hören, niemand kannte sie und würde sie jemals kennen. Kinder waren sie lange, nie sollten Schlächter ferner liegen. Rätsel wollten gesprochen, Taten gefolgt sein.

Ein fremdes Grinsen ging über ihr Gesicht, als Rociel ihr antwortete, doch gleichzeitig bebte roter Lebenssaft in den Adern und kündeten von Lügen, von Dreck und Verdammnis. Fremd waren sie und doch gehemmtes Vertrauen auf Ewigkeit. Gefangen durch Flüche, gefangen durch Seelen, gefangen durch Lügen, gefangen durch Bestimmung. Heilige Rätsel offenbarten Wahrheit und Lüge, kompliziert waren sie, doch musste man sie nur deuten. Auch Menschen waren Rätsel, doch sie waren älter als Äonen...




Irgendwann gegen Mittag kam er dann, Garez. Frisch gewaschen und mit neuen Kleidung machte er einen weitaus frischeren Eindruck als noch gestern. In seinen Augen funkelte Gold, in seiner Hand hielt er einen schweren Schlüssel. Mit wenigen Worten führte er die wartenden Gäste in eine kleine Kammer, in der standen allerhand Sachen, von Eimern, Besen, Harken, Schaufeln, Werkzeug und Holzplatten über Nägel, Bolzen, Farbe und Eisen. Der Mann räumte einen Schrank zur Seite und betätigte den Hebel, der als Fackel getarnt war. Vor ihnen öffnete sich eine Geheimtür und sie staunten nicht schlecht. Das Leben in ihren Gesichtern war zeitweise erstarrt, als da eine überaus raffinierte Konstruktion zur Seite fuhr und Einblicke in ein schwarzes Nichts gaben. Hähähä, wenn die Kunden mir bitte folgen wollen, Vorsicht Stufen.Eine Fackel wurde entzündet, als alle drei Personen in dem sehr engen Gang standen, schloss Garez die Tür und lachte erneut auf. Es war offensichtlich, dass sie so schnell nicht wieder hier raus kamen, selbst Isabell wurde jetzt wieder argwöhnisch gegenüber dem fiesen Lachen des ehemaligen Drachenjägers. Sie gingen vielleicht fünf Meter unter der Erde, der Weg führte immer schräg nach unten. Tief in einem Seitentrakt des Kellers waren sie dann da, am Ziel. Garez entzündete sechs weitere Fackeln, die fest an den Wänden montiert waren und schnippte mit dem schweren Eisenschlüssel in seiner Hand.
Nun sehr her, kleine Schatzsucher. Ihr wollt meinen Reichtum sehen, oh ja, ihr sollt ihn sehen, hähähä. Garez entzündete die letzten zwei Fackeln, blaues Feuer züngelte in den Kelchen, geschnitzt aus den Köpfen zweier Menschen. Die Köpfe waren echt, doch Isabell war nicht im Stande zusammenzuzucken, man konnte Menschen zu sehr entstellen und ihnen ihre Würde nehmen, in Zeiten des Krieges und des Kampfes war ein Anblick von toten Köpfen nichts besonders, selbst ihr Bruder machte da keine Ausnahme, im Gegenteil, Rociel war noch besonders grausam… oder nein, er erkannte den Tod als respektlos an.
Doch mit Garez geschah etwas, das war viel wichtiger. Die blauen Flammen sprangen über die Begrenzungen der Köpfe, flossen in der Luft weiter und bildeten einen Käfig zwischen ihnen. Mit einer jugendlichen Leichtigkeit nahm er den Schlüssel und steckte ihn in die Truhe. Dreifach gehärteter Stahl. Eine Schicht aus Panzererz, solides Holz, perfektes Schloss. Die Truhe der Truhen. Alle drei waren gebannt, Garez erlag auch diesmal dem Fluch des Drachen, ihr Bruder veränderte sich auch, ein Glänzen funkelte in seinen Augen und bei ihr...Isabell weitete ihre Augen, wollte die legendären Drachenschuppen sehen. Wie lange hatten sie darauf gewartet. Mit einem sechsfachen Klacken öffneten sich die Sperren des Schlosses, Metalle wichen zur Seite und Garez glühen wurde größer. Endlich wich auch der letzte Keil des Schlosses. Der Mann öffnete den schweren Deckel und dann tauchte der dunkle Raum in ein helles Licht. Ein Schrei wich aus der Truhe, Nebel stieg daraus auf, die blauen Flammen schossen hinein und schwammen dort weiter. Das Lachen des Mannes ließ Mark und Knochen erschüttern und schürte nur noch mehr den Wahn, den er schon lange erlegen war.

Beugend vor dem Schatz schnappte er sich eine der Drachenschuppen und hielt sie lachend in den Armen, alles glühte an und um ihn und seine Augen waren nun deutlich dem Wahnsinn erlegen. Seht, dass ist mein Schatz. Das ist die Magie des Drachen. Nehmt die Schuppe, aber gebt sie mir wieder.
Rociel nahm die Schuppe entgegen und im selben Moment lag sich eine dunkle Aura um ihn, sofort spürte sie es, in ihrem Blut trat eine deutliche, unglaublich starke Veränderung ein, doch das was sie sah hätte auch ausgereicht. Sofort erlosch jeglicher Glanz und es war ohne Zweifel etwas passiert. Isabell fürchtete sich in dem Moment, da sie nicht wusste, was. Während Garez immer mehr aus der Truhe holte und immer mehr vom Fluch eines Drachenschatzes besessen wurde, kam Rociel langsam auf sie zu. Seine Augen waren blau, unverfärbt und rein, seine Hände zitterten nicht und gerade das machte ihr Angst, denn die schwarze Aura war nie von ihm gegangen, dann reichte er ihr die Schuppe mit der einen Hand und legte gleichzeitig die andere auf einen Punkt an ihrer Hand. Das ist der zweite Teil, sind sie echt? Seine Stimme klang normal und wie immer, es dauerte ein paar Sekunden, bis sie sich auf diese Schuppe konzentrieren konnte, doch dann spürte sie auch die schwarze Aura in sich selber. Sie zuckte zurück, hätte die Schuppe fast fallen gelassen, doch ihr Bruder presste die Hand nur fester auf ihr Handgelenk und beruhigte sie. Ganz ruhig. Entspann dich, der Fluch wird nicht auf dich übergehen. Isabell verstand nicht ganz, was er meinte, doch sie spürte, wie es warm wurde und sich nichts negatives tat. Im Gegensatz zu Garez, der nun vollkommen austickte und immer lauter und gestörter lachte.
Unbeeindruckt davon, nahm sie die Schuppe nun genauer unter die Augen, sie sah auf den ersten Blick, dass es echt war, kein Zweifel, denn die Magie haftete auf Ewig daran. Mit einem Nicken gab sie die Schuppe zurück und als sich die Hand ihres Bruders von ihrem Handgelenk löste, da ging die schwarze auf einmal weg, wie Magie...Wie hast du das gemacht? Doch er drehte sich nur um und zwinkerte locker, als ob nichts wäre.Ich sag’s dir später, jetzt sollten wir uns um den Freund da vorne kümmern. Wie viele Schuppen brauchst du für die Rüstung? – Ich brauche fünf, genau fünf Stück. Ja, fünf Stück waren es, die an der alten Rüstung hafteten. Sie bilden die Herzstücke der Rüstung und waren die Hauptelemente der ureigenen Magie, die selbst über der der Wölfe und Warane stand.

Mit einem Mal war das Lachen verstummt, mehrere weitere Schuppen, Zähne und Krallen waren aus der Kiste entwichen und der vorhin noch so normale Mann sah schwer verwirrt aus, doch die Magie ihres Bruders wirkte auch auf den stärksten Anhänger des Fluches, machte ihn gefügig wie ein kleines Kind, doch nicht seine Sinne waren getrübt.

R: Nun Garez, ihr habt bewiesen, dass ihr ein Mann der Wahrheit seid, habt bewiesen, dass ihr einen Drachen getötet habt und habt damit meinen Respekt verdient, doch ihr wisst genau so gut wie ich, dass es nun enden muss. Nennt mir euren Preis, den ihr für fünf Drachenschuppen wollt und bedenkt, dass ich euer Geheimnis nun kenne.
G: Es wird euch nichts nutzen, wenn ihr hier nicht mehr lebend rauskommt. Also denkt dran, ich habe euch in der Hand.
R: So sind alle Geschäftsmänner und besonders die, die dem Fluch des Drachen verfallen sind, Wusstet ihr, dass ein toter Drache immer noch töten kann?
G: Ach lassen wir das. Ihr wollt meine Schuppen und ihr werdet in ganz Gorthar keinen anderen finden der welche hat. Ihr könnt entweder meine alten Kumpanen suchen, irgendwo auf dieser Welt, könnt versuchen einen anderen Drachen zu finden und zu töten oder aber, ihr nehmt mein Angebot an.
R: Sprecht.
G: Aye! Ich bekomme ein Drittel von dem, was ihr dabei habt.
R: Hm...wenn ihr von meinem Gold redet, soll es mir Recht sein, aber ich werde eher Beliar töten als mich von meiner Ausrüstung zu trennen.
G: Natürlich meine ich Gold, mit anderem Zeug kann ich nichts anfangen.
R: Nach meinen Rechnungen habe ich eintausendzweihundertneunzig (1290) Goldstücke dabei, ein Drittel wären dann...
G: Ja damit bin ich einverstanden, gebt mir die vierhundertdreißig (430) Goldstücke.
R: Ihr seid ein guter Rechner, nehmt die Schuppen, ich werde euch das Gold oben geben.
G: Gerne, wenn ihr endlich meine Schulter loslassen würdet.
R: Oh nein, nicht eher ihr die Sachen nicht wieder verschlossen habt.
G: Hm, komischer Kauz seid ihr.


Die ganze Zeit sah sie dem Schauspiel zu, jedes einzelne Teil verschwand wieder in der Truhe, bis sich diese krachend schloss, wieder sechsfach verriegelt wurde, allerdings um fünf Schuppen ärmer. Die Flammen wurden gelöscht, doch der Fluch haftete auch noch leicht an den Schuppen. Trotzdem war es ein angenehmes Gefühl, als sie endlich wieder aus der Kammer traten. Der Trick für die Öffnung der Tür war simpel, ein verstecktes Loch in der Wand, verborgen durch eine Platte, enthielt den Hebel. Kaum vorzustellen was wäre, wenn dieser nun gesponnen hätte.

Garez war ein armer Mann, der Fluch würde ihn schon bald zerstören, doch sie hatten ihr Ziel erreicht und die Schuppen gehörten ihnen. Zwar war es eine geradezu lächerliche Menge, doch die Rüstung brauchte keine Masse um zu beeindrucken. Nun waren sie so dicht vor dem Ziel, nun fehlten nur noch die Schuppen der gefürchteten Feuerwarane...
14.02.2004, 14:12 #210
Isabell
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[Q] Das Land Gorthar # 7 -
Ein lauer Wind wehte durch die Reihen der großen Fichten, einzelne Tannen kreuzten ihren Weg. Die Bäume bogen sich vor ihnen, mal nach links, dann wieder zurück nach rechts. Heute war kein sonniger Tag, sie steckte unter dicken Wolken fest. Immer noch war es sehr kalt draußen, ihr Atem war sichtbar, es konnte nur wenig über Null liegen. Doch gegen die Kälte in Teljarsfeld war das alles nichts. Die Wärme und Geborgenheit der Taverne war verflogen, dicke Realitätsmomente holten sie ein. An den freien, unbedeckten Stellen ihrer Haut bildete sich eine Gänsehaut, die wie Windpocken aussah, wenn man genau hinsah. Einige Haare des Schneewolfpelzes hingen ihr im Gesicht, doch das machte die Sicht auch nicht mehr schlechter, denn klar lag der Weg vor ihnen. Die Stadt war nur wenige hundert Meter von ihnen entfernt, doch der Wald war dunkel und kündete von seiner Einsamkeit. Die ersten Vögelstimmen waren zu hören, doch alsbald sollten sie verstummen. Waren sie bisher noch auf fester Wiese gelaufen, traten sie nun auf Tannenzapfen, Nadeln und weiche Erde. Auf ihrem Weg durch die dichten Bäume sah sie auch ein paar Pilze an verfaulten Bäumen hängen und auch die ersten roten Beeren gingen an einigen einsamen Büschen auf.
Ein Eichhörnchen tollte wild und kess an einem Baumstamm herum, nagte an einer Nuss und nahm die beiden Waldbesucher gar nicht richtig war. Es ließ sich nicht stören, auch nicht als sie näher als zwei Meter herankamen. Isabell musste willkürlich lächeln, als sie das süße Tier sah, doch dann knackte die Nuss auf und mit der Nuss verschwand auch der Gast auf dem Stamm, irgendwo im Wipfel der Tanne.

Tiefer drangen sie in den Wald ein und doch war ihre Reise schon fast vorbei. Die Erinnerungen an Prix waren nett, sie hatte jedoch mehr seinen kleinen Schüler Ra im Gedächtnis, mit dem sie schon mal ausführlich geredet hatte. Es waren beides keine schlechten Menschen, hatten immer ein Lächeln übrig, zumindest hatte sie diesen Eindruck gewonnen, in den paar Stunden wo sie bei ihnen waren. Es machte ihr Gewiss nichts aus, ein paar Tage hier zubleiben, konnte sie doch eine kleine Pause gut gebrauchen, doch weniger von der Anstrengung als ihrer Psyche her. Es behagte ihr ganz und gar nicht, ihren Bruder einfach so ziehen zu lassen, waren sie doch seit der Widerfindung auf dem Schicksalsberg nie mehr getrennt gewesen, doch sie spürte in seinem Blut, dass er wirklich alleine gehen musste.
Es war aber nicht nur die Hoffnung auf die Schuppen, die dann endlich die Rüstung vollenden würden und damit eine kleine Legende auferstehen ließen, es war viel mehr die Hoffnung auf einen besseren Abschnitt, der darauf beginnen würde. Doch immer schwebte die Angst mit, dass der Tod sie trennen könnte. Unsterblichkeit, einst ein großes Thema, war lange vergessen. Die neuesten Wunden in Körper und Seele hatten gezeigt, dass eine Unsterblichkeit noch lange nicht für sie galt. Niemand war unsterblich, auch sie nicht und auch ihr Bruder nicht. Aber die Wege mussten gegangen werden, es klang seltsam, aber sie war sich dieses Mal viel sicherer, dass er es schaffen würde. Ihr Blut hatte auch einen Vorteil, denn es machte die Gefühle sensibler, als bei anderen.

Lichtend wichen die letzten Bäume von ihnen, sie waren endlich angekommen. Schwer war die Last der Trophäen und in einem hatte er Recht, sie konnten die Kostbarkeiten unmöglich mitschleppen. Vielleicht hatte er aufgrund ihres Wertes auch beschlossen, sie nicht in der Stadt zu lassen. Es war nicht unbemerkt geblieben, genau wie Garez Drachenschatz vor ein paar Jahren. Hätten sie die Sachen dagelassen, wären sie sicher gestohlen worden und dann wäre jede Mühe umsonst gewesen. So würde sie die ganze Zeit drauf aufpassen, wenigstens ein kleiner Trost.

Das Lager lag abseits von Bäumen und anderem waldtypischen. Eine kleine Mulde, blanke Steine, ein harter Untergrund, nur wenig Erde, so sah es aus. Doch war es gut geschützt, für Rociel war dies alles lange bekannt, doch ihr fiel diese gute, strategische Lage erst jetzt auf. Man konnte nur von einer Seite her angreifen und so war das Lager ein wenig gesichert, außerdem war da ja noch die Nähe zur Stadt. Es ragten zwei Zelte heraus, der Platz des großen Lagerfeuers, zwei hölzerne Stämme, die man als Bank benutzen konnte und natürlich noch weitere Kleinigkeiten wie eine kleine, hölzerne Kammer. Es war nichts Reiches dabei, sondern ein einfaches Jägerlager, doch nun war es unbewacht und niemand war da. Es war sehr ruhig, unter ihren Stiefeln fielen kleine Kieselsteine den Abhang herunter, polterten wenige Zentimeter und blieben wieder stehen. Ein scharrendes Geräusch kündigte sie schon lange vorher an, doch das Lager blieb trotzdem leer. Die Vorratskammer war sicher wieder prall gefüllt, doch dieses Mal wollten sie sich nicht einfach bedienen, stattdessen nahm Isabell mit einem schönen, grünen Apfel vorlieb. Es war ein saftiges Stück und in ihm steckte die Süße des Frühlings, doch schon bald war er aufgegessen und so verschwand schon bald der süße Geschmack.

Trotz der Verzögerung warteten sie, die Felle wurden ein letztes Mal auf ihren Zustand untersucht, der nach wie vor einwandfrei war. Nun waren sie einige Zeit von ihren Körpern getrennt und rochen immer noch sehr nach Wolf, doch vielleicht würden sie das bald nicht mehr tun. Letzte Blutsflecken waren verkrustet, standen aber auch auf einer Liste, die sie abarbeiten wollte. Ansonsten waren sie rein und wunderschön, besonders das größere Fell des Leitwolfes. Die Drachenschuppen hingegen wirkten düster, noch immer glitzerten sie rot und schwarz und orange und braun. Vielleicht war es ja ein großer Feuerdrache gewesen. Der Fluch klebte auch an diesen Schuppen, doch er war zu schwach, um sie in ihren Bann zu ziehen, aber dieser Fluch war gleichzeitig Segen, denn nur diese Magie konnte die anderen magischen Elemente entfesseln. Erst durch die Drachenschuppen konnte die Kraft der Schneewölfe erwachen und die gebündelte Wärme der erkalteten Schuppen erwecken.
Plötzlich fiel es ihr wieder ein, denn unten im Keller von Garez war da diese seltsame Situation, die schwarze Aura, Isabell dämmerte es wieder. Rociel, was ich dich noch fragen wollte. Was war eigentlich da unten im Keller von Garez los, als du mir die Schuppe gegeben hast? Was war das für eine finstere Aura, die sich um dich und dann um mich legte? Ihr Bruder sah sie seltsam an, wie jemand, der mit allem gerechnet hätte, nur nicht mit dieser Frage. Dann entspannten sich seine Gesichtszüge aber wieder, wirkten fast überheblich, als er ihr antwortete. Das Amulett. Du weißt doch inzwischen, welche Macht in diesen Relikten steckt. Da unten im Keller, da war eine magische Aura, eine sehr starke magische Aura. Doch es war weniger künstlich geschaffene Magie, als eine jahrtausend alte Magie. Ich vermute, es hatte auch was mit den blauen Flammen zu tun, aber eigentlich ging es um den Drachen. Diese uralten Geschöpfe sind nicht einfach tot, wenn man sie besiegt. Du müsstest es am besten wissen. Der Bann da unten war so stark, dass jeder ihm verfiel. Du hast es an Garez gesehen, hätte ich ihn nicht berührt, so wäre er wohl vollkommen ausgetickt, ein Wunder, dass er es all die Male überlebt hat. Die Kräfte des Amulettes legten diese Aura um mich, um nicht von dem Schatz des Drachen geblendet zu werden, auch ich war ihm schon fast verfallen und du auch. Isabell nickte, er hatte Recht, sie war da unten fast einer Macht erlegen, die sie nicht kontrollieren konnte.

Als auch dies geklärt war, konnte sie sich entspannter zurücklehnen, denn solange niemand kam, wollte Rociel noch bleiben. Wie vor einer Hinrichtung waren das quälende Momente und doch war es schön, es kam immer drauf an, wie man es sah...
15.02.2004, 11:51 #211
Isabell
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[Q] Das Land Gorthar # 7 -
Kräftige Winde ließen Nadeln brechen und fliegen, letztes Laub wurde aufgenommen, die Äste der Bäume bogen sich und Asche flog durch die Luft. Das Feuer, erloschen auf dem Höhepunkt seiner Macht, glimmte nicht mehr, war aus. Wärmendes Feuer fanden sie aber auch so noch. Die Vögel kreisten nun nicht mehr über die schlafenden Köpfe, hatten sich auf die Jagd begeben oder waren in ihren Nestern, wie sie schlafend. Die Nacht war vorüber, der Wind hatte den schwarzen Himmel weggepustet und nun wieder ein graues Wolkenband hinterlassen. In diesen Tagen zeigte sich der Winter noch mal von seiner schönsten Seite, ohne Sonne, dafür mit viel Grau. Wenigstens regnete es nicht, doch die Wolken ließen dies erwarten. Der Sturm brandete bis kurz nach Sonnenaufgang, dann wurden die Winde schwächer und schwächer und ließen irgendwann ganz davon ab. Der Wald beruhigte sich wieder und nun flogen auch die Amseln über die Lichtung. Kleine Tautropfen, Wasser in seiner schönsten Form, fielen von Ästen in mühsamer Prozedur, ernährten kleine Insekten, die schon gierig drauf gewartet hatten. Am Lager war es ruhig, keine Jäger waren da. Als Isabell kurz nach dem Winde erwachte, war sie schon sehr munter, ungewöhnlich für sie. Eingewickelt in zwei der Wolfsfelle war die Nacht sehr angenehm gewesen, doch diesen Morgen hasste sie jetzt schon, obwohl er noch gar nicht richtig begonnen hatte. An einer kleinen Stelle ihres linken Armes hatte sich eine Tannennadel hineingebohrt, der Wind musste sie hierher getragen haben. Sie zog die kleine Nadel heraus und merkte, dass ein winziges Blutrinnsal aus der Wunde kam. In diesem Blut sah sie ihres Bruders Gesicht und es war schwer die Tränen zurückzuhalten. Die sanften, so gefühlsbetonten Küsse, seine ungewöhnlich zarte Haut, sein Lächeln und seine Stimme, all das würde sie vermissen. Es schien so unverständlich, warum es so sein musste, warum es keinen anderen Weg gab, doch sie hatte es innerlich akzeptiert, ließ ihn gehen. Noch immer schlief er tief und fest und sie wachte schon ewig. Ein paar Vögel kreisten am Himmel, flogen Bögen und runde Silhouetten und verschwanden wieder in ewigem Nichts. Die Augen des Mädchens wurden leerer, je länger sie doch in den Himmel starrte. Er war grau und doch unheimlich schön, dieser Himmel mit seinen Wolken und seinen Bändern. Wenige Tränen liefen ihr die Wangen hinab, leise ohne zu wimmern gab sie sich dem Schmerz hin. Es schien so ganz normal zu sein, ohne etwas Besonderes, aber für sie war diese Trennung nicht leicht. Wenn man träumte und etwas schönes sah, dann wollte man es behalten, wenn man dann aufwachte verschwindet dieses schöne, wird erst zu einem schwarzen Abbild und verflüssigt sich dann mit dem schläfernden Augen. Auch in ihren Tränen nun.

Das Licht im Himmel war sicher nur Einbildung, genau wie die Stimme, die sie in ihrem Kopf singen hörte. Ein wenig erinnerte sie die Stimme an dieses helle Licht, dass sie in Drakia gesehen hatte. Die Stimme, die ihr den Weg nach Khorinis gewiesen hatte, die Stimme, die ihr ihren Bruder brachte. Sie hörte sie wieder singen, leise Töne, so sanft wie aus einer hellen Stimme eines Seraphins. Es war seltsam, aber obwohl sie nur sang, konnte Isabell Worte erhören. Klar verständliche Worte. Es war so, als ob sie mit der Luft sprechen würde. Ihre Tränen wurden getrocknet und die Stimme sprach ihr Mut zu. Es war so schön und so warm, genau zum richtigen Zeitpunkt war die Stimme gekommen. Sie änderte alles in ihr und die glasigen Augen weiteten sich um zu lächeln. Sie bildete sich ein, dass sie sich umarmt hätten, doch dann verschwand auch schon jeder Klang und jeder Ton, keine Musik mehr, keine Lieder. Still blieb es jedoch trotzdem nicht...

Sie hatte verstanden, auch wenn mal wieder nicht sicher war, ob es nur ein Traum war oder nicht, sie hatte verstanden um was es ging. Nicht mehr traurig sein, nein, das wollte sie nicht. Damit machte sie Rociel seinen Abschied nur noch schwieriger und es waren ja auch nur ein paar Tage. Noch immer schlummerte er leise, ein echter Langschläfer, durch nichts aus der Ruhe zu bringen, doch sie weckte ihn jetzt, er hatte genug geschlafen. Mit einem Stöhnen begann er den Tag, wurde er doch unsanft geweckt, aber anders ging es nicht. Ein sanfter Kuss auf die Wange sollte ihn aber schnell trösten, ehe sie zum ersten Mal an diesem Morgen aufstand.

Und immer noch keine Spur von den Jägern...

Bis jetzt, denn ein ziemlicher lauter Lärm kündigte sich aus dem Wald an, es dauerte nicht lange, da waren es menschlichen Stimmen, die näher kamen...
20.02.2004, 16:31 #212
Isabell
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[Q] Das Land Gorthar # 7 -
Die Tage seit der Abreise ihres Bruders waren sehr ruhig gewesen und gut fühlte sie sich auch. Es war mal was anderes, eine willkommene Abwechslung, warum sollte sie das nicht genießen. Die beiden Jägersleut waren ausgezeichnete Gesprächspartner, auf Dauer würde sie es zwar nicht mit Prix und Ra aushalten, doch so für ein paar Tage war es in Ordnung. Aber andererseits spürte sie, wie sie das Abenteuer doch reizte, es musste schon interessant sein, diesen Turm zu suchen, so malte sie es sich zumindest in ihren Gedanken aus, dass aber der Kampf mit den Feuerwaranen nicht schön würde, das war auch ihr klar und sie beneidete ihren Bruder kein Stück darum. Eigentlich hatten sie so gut wie nichts zu tun, einmal waren sie auf der Jagd, aber nur um die arg geschundenen Fleischvorräte aufzufüllen, zwei Scavenger hatten die Jäger dabei erlegt, gezielt mit zwei Pfeilschüssen erlegt. Ansonsten blieben sie lange im Lager, richteten Fleisch hin, brieten es an, verpackten es, richteten ihre Waffen, schnitzten Pfeile und natürlich wurde eine Menge gegessen und getrunken und vor allem geredet. Isabell erfuhr so manch Geheimnis über ihr Leben in der Wildnis, von Gorthar als Stadt und auch viele Legenden und Mythen, die sich um diese Insel rankten. Prix war sehr erfahren und in den besten Jahren, er war ein echter Gorthaner und wusste viel über die Stadt und das Land. Es war immer wieder eine Freude zu hören, was hier alles passiert sein soll, doch auch die negativen Dinge ließ er nicht aus. Wenn sie nicht die Felle gehabt hätte, dann hätte sie aber nichts weiter tun können, als zuzuhören und mitzuquasseln, so konnte sie wenigstens die Stiefel bearbeiten und das war ganz schön schwer. Das wichtigste war das Werkzeug und die ganzen Sachen konnte sie zum Glück von Prix bekommen, ohne sie wäre nicht mal ein Anfang möglich. Aber auch so war es schwer, denn die passenden Sachen mussten erst mal gefunden werden. Das Fell musste geteilt werden und sollte gut bis knapp zur Hälfte des Schienbeines gehen. Aber das Fell des großen Wolfes war so groß, es hätte auch für zwei Paare gereicht, deswegen fütterte sie auch die Innenseiten damit. Schon als die Stiefel in ihrem Grundformat standen waren sie reinweiß und nicht von reinem Schnee zu unterscheiden, das war der Mythos, der auf ihnen lag.

Selbst das Wetter meinte es gut, auch wenn die Küste weit weg war gab es ab und zu Wind vom Meer, doch das wurde durch die Bäume alles so gebremst, dass man nicht wirklich von Sturm sprechen konnte. Manchmal schien sogar die Sonne. Es waren richtig gute Tage, was dies anging. Ihre Entscheidung ihn ziehen zu lassen, bereute sie nicht, aber Sorgen waren trotzdem dabei. Zwar waren ihr auch noch nie Feuerwarane begegnet, aber sie hatte ihre Schuppen lang genug am Leib getragen und genau gespürt, welche Macht diese Schuppen in sich hatten. Man konnte das alles gar nicht mit einander vergleichen, auch die Pelze der Wölfe wirkten nun nicht unbedingt stark, doch fasste man sie an oder trug sie, dann konnte man sich die Macht der Tiere, die einst unter ihnen waren, genauestens vorstellen.

Alles ging eigentlich gut, alles bis heute. Es war irgendwann mitten im Nachmittag, keine Kirchenglocke mochte schlagen und läuten, doch das war egal. Sie saßen zusammen um den Lagerfeuerplatz und gingen ihren Sachen nach. Das bedeutete im Genauen, dass Prix seinen Bogen mit irgendeiner Paste einrieb und neue Pfeile auf der Sehne spannte, Ra sein Schwert seit einer halben Stunde auf und ab rieb und dabei Nüsse knackte und sie weiter mit Nadel, Messer und Geschick an den Stiefeln baute.
Von irgendwoher zog dann der Wind an, die Bäume vorne im Wald schüttelten sich und dann kamen sie. Sie konnte die Anwesenheit gerade noch rechtzeitig spüren und sah den Mann im Baum verschwinden, er hatte ein Tuch vor dem Mund und doch war ihr so, als ob er grinsen würde. Ein Wimpernschlag später flog ihr etwas entgegen, es war eine schwarze Rose, die vor ihren Augen zu Boden ging. Wütend zertrat sie die welken, schwarzen Blätter und dann kamen sie auch schon.

Es schienen hunderte zu sein, doch es waren nur sechzehn, sie erkannte die Gestalten wieder, es waren diese Aschefiguren, die scheinbar nur ein Zauber am Leben hielt, düstere Nekromantie hatte Rociel noch gesagt. Und so schien es nun tatsächlich, denn wieder zogen sie ihre Waffen, Schwerter, Äxte, verkrüppelte Messer, das ganze Reservoir, nur mit einer Absicht, zu töten. Isabell war sich sicher, dass der Angriff ihr und nicht den Jägersleuten galt und sie hoffte, dass es ihrem Bruder nicht genauso erging, dann aber blieb keine Zeit mehr zu denken.

Die Drei hatten sich aufgestellt, Prix und Ra hatten ihre Bögen gezogen (Ja auch Ra konnte mittlerweile passabel damit umgehen) und Isabell stand mit beiden Schwertern in der Hand am Eingang des Lagers. Und dann kam die Meute, vermummt wie schon gewohnt und aggressiv wie immer...
20.02.2004, 17:15 #213
Isabell
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[Q] Das Land Gorthar # 7 -
In den Augen der Feinde war ein unnatürliches Glühen zu sehen, doch scheinbar waren es genau die gleichen Gestalten wie auch schon bei ihrem ersten Aufeinandertreffen. Die Typen waren nicht dumm und konnten kämpfen, doch man war in der Lage sie zu stoppen. In der Masse überrollten sie alles, doch in der Qualität besaßen diese Zauber kleine, aber feine Mängel. Sie kamen mit großen Schritten näher und Isabell musste zugeben, sie war einem Kampf nicht abgeneigt, denn es war wirklich etwas öde, nur herumsitzen und nichts tun können. So wartete sie auch nicht, sondern lief den Vermummten entgegen. Neben ihr flogen zwei Pfeile, links und rechts vorbei und donnerten in den Kopf, respektive in den Bauch einer Gestalt, sofort löste sich der eigentlich Tote zum gewohnten Ascheberg auf, für Prix und Ra musste es erschreckend wirken, doch die Zeit für ausführliche Erklärungen war leider nicht mehr geblieben.

Ihre Schwerter hatte sie in den Händen tanzen lassen, doch als sich jetzt drei Vermummte auf sie stürzten gerieten sie direkt in die Todesmühle der Klingen und ihr Körper wurde regelrecht aufgeschlitzt. Wo bei anderen nun Blut spritzen würde, war bei denen nur Asche, die herauswehte, im zweiten Nachsetzen war aber auch der ganze Körper verschwunden. Eines dieser Geschöpfe blockte ihren Angriff erfolgreich ab und sofort waren die restlichen Gestalten auf sie zugestürmt, doch nur durchbohrte Herzen blieben auf ihrem Weg durch das Chaos zurück. Herzen die es nicht gab und doch gut getroffen waren. Sie hatte die Anatomie dieser Zaubergeschöpfe verstehen wollen und war zu dem unweigerlichen Beschluss gekommen, dass die Anatomie wie die eines Menschen war, traf man sie nur an der Schulter, so waren sie noch nicht besiegt, traf man durch die Stelle, wo das Herz bei Menschen lag, waren sie jedoch sofort tot.
Es war leicht ihre Körper zu durchbohren, einmal tödlich getroffen wurden sie zu Staub und Asche und das Schwert tauchte hindurch, doch das nur, weil ihre dünnen Stoffteile keinen Schutz boten. Anders wäre es gewesen, wenn sie Rüstungen angehabt hätten.

Die Reihen des Feindes wichen schneller, als erwartet, neben ihr donnerten unaufhörlich Pfeile in Körperteile und imaginäre Gliedmaßen, ihre Schwerter hatten keinen einzigen Tropfen Blut gesehen, doch der Staub blieb nicht lange so wie er war, wehte ihn der Wind doch fort.
Auch die letzten vier Kämpfer versuchten es vergeblich, mit Schwertern und Äxten gingen sie zusammen auf die einsame Kämpferin los, doch unter dem ersten Schwertstreich tauchte sie hindurch, ehe sie dem Keulenschwinger ein Schwert in den Bauch rammte, um gleichzeitig die zweite Schwertkapriole mit ihrem linken, verteidigenden Arm zu blocken. Doppelt hält besser, war das Motto beim nächsten Zug, als sie mit beiden Schwertern den zwei Angriffen der Schwertkämpfer standhielt und dem Linken danach einen Tritt in die Magengrube versetzte, worauf er nach hinten taumelte. Der dritte im Bunde wollte besonders schlau sein und schlich sich mit der Axt von hinten an, doch als sie nach hinten ausholte, wobei sie den noch stehenden Schwertkämpfer im Blick behielt, hatte der Axtkämpfer die Tharek’Ils zwischen Stirnbein und Nasenbein. Den Schwung darauf nutzte sie, um die Waffe zu Boden zu reißen und dann mit einem gesalzenen Tritt dem Letzten, noch Stehenden, sein Gesicht zu zertrümmern. Erstaunlich daran war, dass sie das Knacken der Knochen zu hören gedachte, doch bevor man das prüfen konnte standen beide Schwertkämpfer wieder, stark waren sie ja, doch die Jäger beendeten dann mit zwei gezielten Schüssen das ganze Trauerspiel, denn mehr war dieser Kampf nicht. Eine willkommene Abwechslung, ein bisschen Training für müde Knochen, aber keine Gefahr. Warum sie allerdings das Lager angriffen, das verstand sie nicht.

Mit schlurfendem Blick ging sie zurück zu der Rose und zertrat sie noch mal, es war wirklich schwarz. Dann sah sie wütend zu dem Baum, wo sie den Mann gesehen hatte, doch keine Seele war mehr dort. Der Staub und die Asche der nicht vorhandenen Leichen waren inzwischen weg, dann hörte auch der Wind auf zu stürmen. Für sie stand fest, dass irgendjemand hinter der Sache stecken musste, diese schwarze Rose stand wohl für ihren Tod. Aber derjenige, der sie töten wollte, der musste doch wissen, dass er mit diesen Marionetten nichts anfangen konnte. Es war rätselhaft, dieser ganze Angriff wirkte so sinnlos, sie konnte ihn nicht erklären, egal wie lange sie sich den Kopf zermarterte. Und Prix und Ra wollten natürlich auch wissen, was da gerade geschehen war und so begann sie langsam zu erzählen, was sie über die vermummten Gestalten wusste. Es war nicht viel, eigentlich war es nichts, aber eines stand fest, der Gerlirkas Orden war mehr als eine Organisation von Spinnern. Aber bisher hatten sie noch nie mehr als einen gesehen und der war immer vermummt oder unsichtbar. Trotzdem schienen mehrere Leute dahinter zustecken. Seltsam war es, wirklich seltsam. Um sie zu töten musste er auf jeden Fall mehr als nur staubige Krieger schicken, aber sie war sich sicher, dass das noch nicht alles war. Vielleicht war es nur ein Test für sie. Das musste es sein. Und warum sich ihre Anführer nie trauten sich zu zeigen war genauso seltsam. Aber sie würden es rauskriegen, nur war sie hier zum warten verdammt, was ihr so gar nicht gefiel...

Zumindest Rociel schien es gut zu gehen, jedenfalls mochte sie nichts Gegenteiliges verspüren, sein Blut war ruhig, als ob er schlief, was sie kaum annahm...
25.02.2004, 20:41 #214
Isabell
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[Q] Das Land Gorthar # 7 -
Prix hatte sie als erster gehört, schon lange vor Ra und ganz am Ende nahm auch sie die Geräusche war, doch da war es schon fast zu spät.

Isabell hatte ihre Augen und Ohren anderweitig gelegt, heute wollte ihr Bruder wieder bei ihnen sein, doch er war nicht gekommen, den ganzen Tag über nicht. Sie hatte lange Zeit gewartet, seit dem Angriff dieser Zaubermänner war nichts mehr geschehen, auch gingen sie nicht mehr auf die Jagd, kümmerten sich um das frisch Erlegte und mussten auch noch andere Dinge erledigen. Die Stiefel waren ebenfalls lange fertig. Es waren zwei schöne Stiefel geworden, weich und bequem, rein weiß und mit einer dicken Ledersohle verziert, Kein Stahl war an ihnen, sondern nur das weiße Fell der Schneewölfe und ein wenig Ersatzleder. Doch mit der Beendigung der Aufgabe war auch die Langeweile gekommen. Gerade in diesen Momenten achtete sie sehr auf ihre Blutbahnen, mochte sie doch zu gerne wissen, wie es ihrem Bruder ging, doch sicher war sie nie. Prix und Ra hatten ihr den ganzen Tag über Mut gemacht, dass es durchaus vorkommen konnte, dass das Wetter oder eine ungenaue Angabe des Mannes dazu führen konnten, dass ein oder zwei Tage die Ankunft sich verzögern sollte, doch das alles beruhigte sie nicht. Sorgen machten sich in dem faltenlosen Gesicht breit, Angst und Kummer spielten eine große Rolle. Natürlich taten sie das. Ein wenig bleicher war ihr Gesicht geworden, alles um sie herum schien so unwichtig, wenn doch bloß Rociel wieder zurückkommen würde.

Als sie nun aber aufblickte, da schien sich etwas getan zu haben. Besucher? Sie hatte da ihre Zweifel, eher ein weiterer Angriff dieser Sekte, war ihr erster Gedanke. Man konnte niemanden trauen, schon gar nicht mehr hier, deswegen ließ sie Prix auch ein Zeichen geben. Es war keine Angst die sie vor dem etwas hatten, denn ihr Lager war so gut wie uneinnehmbar, doch trotzdem war Vorsicht besser als Nachsicht. Für ein paar Momente konzentrierte sie sich wieder auf die Realität.
Im Schein des Feuers konnte man nur wenig sehen, doch umso mehr den knirschenden Schnee hören. Es hatte erst kürzlich geschneit, doch für sie machte es keinen Unterschied, am Lager lag kein Schnee, zu warm und zu geschützt war es doch dafür.

Schon wenige Momente später sah der Jägermeister die Wanderer, ein Fingerzeichen gab an, dass es zwei waren. Isabell wunderte sich, denn sie hätte mit mehreren gerechnet, trotzdem blieb sie auf der Hut. Als die Gäste näher traten, wurden sie gebührend empfangen. Ra und sie standen mit gezogenen Klingen am Eingang des Lagers, Prix stand als Meister vorne und hielt seinen Bogen fest. Natürlich rechneten sie mit einem Angriff, was denn sonst.
Wer seid ihr und was wollt ihr hier?, klang die kräftige Stimme von Prix durch den Wald. Zwei Wanderer auf der Suche nach einem Nachtquartier, war die knappe Antwort einer tiefen Stimme. Ein Nachtquartier? Da seid ihr hier am falschen Platz. Wir haben keine Betten frei. Aber unter der Voraussetzung, dass ihr eure Gesichter enthüllt und nichts Böses im Schilde führt, kann ich euch ein Platz am wärmenden Feuer anbieten. Einer der Männer nickte und gab dem anderen ein Zeichen. Unter den Kapuzen kamen fast genauso finstere Gesichter hervor, doch es war ja auch schon dunkel. Anscheinend waren es tatsächlich Menschen, die auf der Durchreise waren. Die junge Frau war erleichtert und gab sich wieder ihren Sorgen hin. Still seufzend rasselten die Krummsäbel in ihre Scheiden, ehe sie sich wieder zu ihrem Platz am Feuer begab.

Nehmt ein bisschen von dem Fleisch. Zwar sind unsere Vorräte vor kurzem geschröpft worden, doch noch nagen wir nicht am Hungertuch. Leider kann ich euch nur Wasser anbieten. Aber, wollt ihr uns nicht erzählen, was euch so hierher führt? Prix war viel zu gütig, aber vielleicht war es auch richtig so. Ra schwieg die ganze Zeit, Misstrauen brannte in seinen Augen und sie, sie dachte ohnehin nur an Rociel und wie es ihm jetzt wohl ging, während sie hier mit zwei Fremden am warmen Feuer saß...
25.02.2004, 21:25 #215
Isabell
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[Q] Das Land Gorthar # 7 -
Erfolg? Kann man so sagen. Die Wälder von Gorthar sind ein Geschenk für jeden Jäger. Solange man nicht aus Profitgier jagen geht und die Tiere und die Natur respektiert, kann man durchaus ein schönes Leben hier führen. Wie verstehen uns als Freunde. Freunde der Natur. Nur selten zieht es uns in die Stadt, dort kaufen wir Rohstoffe und Luxusgüter, im Gegenzug werden unsere Trophäen sehr geschätzt, genau wie das Fleisch. Vielleicht wisst ihr, dass Gorthar noch nie sehr viel Nahrungsmittelvorräte hatte...

Prix sprach laut und deutlich und doch mochte sie kaum etwas verstehen. Die Sätze drangen durch ein Ohr rein und durch das Andere wieder heraus. Was sollte sie schon groß tun, etwa fröhlich sein? Selbst wenn diese Männer etwas zu verbergen hatten und der wahre Grund nicht der war, ein paar Bekannte zu besuchen, solange sie nichts taten war es ihr egal. Der einzige Grund warum sie überhaupt ein wenig aufmerksam war, war Ra, dem sie zur Not lieber beistehen wollte. Außerdem war es nicht gut, wenn sie diese Männer zu sehr beachteten. Noch immer wusste sie nicht, wie mit ihrem Blut umgehen sollte. Mit dieser Sekte hatte sie jedenfalls genug am Hals, je weniger davon wussten, desto besser.

Normalerweise hätte es sie ja interessiert, aber jetzt war nicht nur ihr Herz voller Sorge, sondern auch die Zunge schwer und unwillig. Der einzige der eigentlich redete war Prix. Die Gäste waren seltsamerweise sehr ruhig, der Eine sagte gar nichts und der Andere sagte kaum was. Doch wahrscheinlich hatten sie ihre Gründe, die sie gar nicht wissen wollte.

Das Feuer knackte, das Holz wurde langsam von innen verbrannt. Die verbrannten Späne flogen durch die Luft, Glut glimmte und eine Nachtigall sang in der Ferne. Warum nur fielen ihr diese Sachen auf, warum nahm sie sie bloß war? Die Sorge machte sie langsam krank, sie spürte das, doch zum Glück sollten sie sich bald schlafen legen, dann würden wieder einige Stunden vergehen und wenn sie wieder aufwachte war er bestimmt da, ganz bestimmt...

Womit verdient ihr den euer Gold?
25.02.2004, 22:27 #216
Isabell
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[Q] Das Land Gorthar # 7 -
Was geht euch mein Kummer an Steinmetz? Ich denke nicht, dass es euch etwas angeht. Die schroffe Antwort mochte unhöflich sein, hatte der fremde Gast doch eine normale Frage gestellt. Doch die junge Frau war sehr reizbar und glaubte nicht, dass es diesen Typen auch nur den Hauch von Interesse abverlangte. Doch es hatte keinen Sinn mehr noch länger hier zu warten. Er würde heute nicht mehr kommen. Ganz sicher nicht.

Mit dem Schnippen eines Holzspans in das Feuer stand sie auf und deutete schon alleine damit an, dass sie nun gehen wollte. Die ganze Nacht über würde sie sicher kein Auge zubekommen, die Sorge und der Kummer nahmen fast stündlich zu, doch es gab keinen Weg daran etwas zu ändern. Schon gar nicht darüber zu reden, denn sie redete nicht über sich oder über Rociel. Schließlich waren sie Dämonen, sie durften mit Fremden nicht reden.

Gute Nacht Prix, schlaf gut Ra. Die höflichen Verabschiedungen klangen gequält und erschlagen, doch die beiden wussten, was sie in den letzten Stunden durchgemacht hatte und nahmen es ihr nicht übel. Müde schritt sie denn in eines der drei Zelte, das speziell für Gäste war, obwohl man dies so gut wie nie bei den beiden antraf. Prix hatte eine Menge über damals erzählt und so wusste sie nun, dass auch ihr Bruder einst hier geschlafen hatte, lange vor ihrem Wissen voneinander. Er und der Jägermeister kannten sich also schon sehr lange, fast ein Jahr nun war es jetzt her. In gewisser Hinsicht ähnelten sie sich sogar.
In dem kleinen Zelt gab es eine kleine, hölzerne Liege, bespannt mit einem Wolfsfell und eine dicke Felddecke, eine Lampe mit Öl und ein kleines, leeres Holzfass, auf der man seine Gegenstände ablegen konnte. Isabell legte nur ihren Gürtel ab, zu kalt war es für anderes. Die Stiefel zog sie noch rasch aus, eines der Krummschwerter legte sie in Griffweite. Es war besser, solange Fremde und Sektenanhänger frei im Wald herum liefen.

Ich ziehe mich dann auch mal zurück. Ihr solltet auch schlafen. Besonders die hölzerne Bank da drüben bietet sich dafür an, sie ist zudem überdacht und nah genug am Feuer. Aber haltet das wie ihr wollt. Versteht mich nicht falsch, ich erbringe euch die Freundlichkeit, die ich auch erwarten würde, doch für mich seit ihr nichts weiter als Fremde. Ihr könnt mein Lager und mein Feuer benutzen, aber wenn ihr hier irgendetwas mitgehen lasst, dann werdet ihr euch wünschen, nie hier gewesen zu sein.

Kurz schwelgte wieder der alte Hass gegen Banditen aller Art in ihm auf, hatte er sie doch so gehasst, bis er Ra kennen lernte, mehr oder weniger freiwillig. Natürlich traute er den beiden Fremden nicht und seine Warnung war durchaus ernst gemeint. Sie mochten vielleicht gute Kämpfer sein, aber in seinem Lager beklauten ihn keine Banditen, so viel stand fest. Die Fremden erwiderten nichts, natürlich taten sie das nicht und so zog auch Prix sich zurück, nachdem Ra kurz nach Isabell gegangen war. Die beiden Männer blieben alleine am Feuer zurück, allein mit sich und ihren Plänen.

Mit einem Gebet auf den Lippen schlief sie ein, das Knacken des Feuers übertönte alle anderen Geräusche, oder aber sie hörte sie nur nicht, da sie immer noch an nichts anderes denken konnte...

Wer träumt, dem wachsen Flügel.
04.03.2004, 19:58 #217
Isabell
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[Q] Das Land Gorthar # 7 -
Es tat so gut seine Wärme wieder bei ihr zu spüren. Es war so ungewohnt neu das alles, obwohl sie doch schon so lange zusammen waren, doch die langen Wochen kamen ihr vor, wie wenige Tage. Die Streicheleinheiten und die Küsse gaben ihr wieder neue Kraft zu lächeln und glücklich zu sein. Es waren Momente wie diese, die sie hoffen ließen, dass irgendwann doch einmal alles aufhören würde, dass sie so ewig glücklich bleiben könnten. Niemand konnte es ihnen verbieten und niemand konnte ihnen Befehle erteilen, doch man konnte ihr Glück zerstören und das wollte sie verhindern. Sie wollte sich, aber vor allem ihren Bruder schützen. Mögliche Aufgaben mussten erledigt werden, durchaus war sie in die Sache mit den SIEBEN eingeweiht und hatte die Sache auch verinnerlicht, aber das war alles nicht so wichtig, hauptsache sie hatten sich, der Rest konnte ihr gestohlen bleiben. Einfach nur dasitzen, die Seele baumeln lassen, ein klein wenig reden, mehr genießen und sich nahe sein, das war es, auf das sie Jahre lang gewartet hatte. Es war unwahrscheinlich schön, dass man niemanden anders brauchte. Keine Freunde, keine Stadt, keine Häuser, nur den eigenen Bruder. Das Leben so viel freier auslebte. Wie viele schon konnten sich dies leisten. Vielleicht waren sie hier draußen den wilden Tieren ausgesetzt, mussten sich das Gold und die Nahrung selber verdienen, aber wie viele schon hatten diese Freiheit? In einer Stadt wie Gorthar oder Khorinis war man doch ein Gefangener seiner selbst. Es gab doch nichts Schöneres, als hier zu sein. Zumindest für diesen Moment, doch die Schattenmomente waren alle nicht lang anhaltend, dafür aber meist grausam und wirkten noch nach.

Jetzt erzähl du mir mal, was in der Woche hier alles passiert ist. Isabell wurde wieder ein klein wenig in die Realität geholt, doch nur ein klein wenig. Um das alles zu erzählen brauchte sie allerdings noch ein paar Sachen. Warte kurz. Geschwind schwang sie an einem Ast hoch, der an dem Baum hing, unter dem sie saßen und von dem sie ihren Bruder auch gefunden hatte. Dort oben, im Geäst der alten, maroden Fichte, da waren sie aufbewahrt, die Kostbarkeiten, an denen sie ganz schön zu schleppen hatte. Die Wolfsfelle, die Drachenschuppen und auch die neuen Stiefel. Als alles unten war, überreichte sie ihrem Bruder erst mal das neue Schuhwerk und bekam dafür großes Lob und einen dicken Kuss auf die rechte Wange. Sie passten wie an gegossen und waren wirklich rein weiß. Nur die Schnallen und die Bänder waren schwarz, dies verlieh ihnen ein dunkles Aussehen, viel dunkler, als sie eigentlich waren, doch der Weißanteil war trotzdem sehr hoch. Sie glänzten fast wie die Sonne im Schnee, obwohl die Sonne gar nicht schien.

I: Freut mich, dass sie dir gefallen. War ne ganz schöne Arbeit, zum Glück hatte dein Freund genügend Flickteile.
Na ja, das war auch das einzige was wir so gemacht haben. Schuhe schustern und am Lagerfeuer sitzen. Viel geredet und so. Aber es gibt da etwas, was du wissen solltest.
R: Was?
I: Wir wurden erneut von diesen Aschemännern angegriffen. Du weißt schon, diese Typen im Namen dieses Ordens…
R: Diese Sekte? Sie hat euch angegriffen? Als ich nicht dabei war?
I: Aye. Wir konnten sie aber ohne Probleme zurückschlagen. Trotzdem, wir sollten darüber noch mal reden…
R: Allerdings, das ist jetzt schon der dritte Angriff. Mich haben sie auch gestern angegriffen. Im Wald. Sie waren zwar nicht stark…aber trotzdem, mir hat es gereicht.
I: Dann ist es also doch ernster, als zunächst gedacht. Haben sie auch eine schwarze Rose geworfen bei dir?
R: Allerdings. Scheint deren Erkennungszeichen zu sein. Eine schwarze Rose…seltsam.
I: Wieso seltsam?
R: Mit einer schwarzen Rose verbinde ich den Tod von etwas Schönem. Auch Hass, aber auch Stärke und Macht. Überleg doch mal, schwarze Rosen gibt es nicht in der Natur. Das heißt, man lässt diese schönen roten Blumen welken, oder malt sie schwarz an. Die schöne Rose stirbt. Tod. Dunkelheit. Hass. Es steht nicht für etwas Positives. Mag sein, dass die Sekte diese Rose als Zeichen für unseren Tod führt, mag sein, dass sie aber auch für die Richtlinien der Sekte steht.
I: Schon möglich. Also nehmen wir sie doch nicht auf die leichte Schulter?
R: Nein, auf keinen Fall. Aber meine Ideen haben noch ein wenig Zeit, morgen…
I: Wie du meinst…

R: Die Schuppen des Drachen, die Felle der Schneewölfe…
I: Hm? Was meinst du?
R: Da liegen sie…die Sachen. Zwei von drei Ressourcen, so kostbares Zeug. Es ist an der Zeit, mein Versprechen war zu machen.
I: Du hast Recht, wir müssen die Rüstung endlich erbauen. Heute Abend ist die richtige Zeit dafür. Ich habe eine schöne Stelle gefunden.
R: Brauchst du dafür eigentlich Stahl? Zum verbinden?
I: Nein, diese Rüstung hat keinen Stahl.
R: Und wie lange wird es dauern.
I: Drei Tage. Aber ich werde nicht ununterbrochen arbeiten müssen.
R: Das ist gut. Sehr gut.
I: Was ist gut?
R: Ach nichts, ich erzähle es dir morgen.


Ein sanfter Kuss beendete das Gespräch und ließ wieder Ruhe einkehren. Es war jede Sekunde schöner. Obwohl die Zeit so kontraproduktiv und sinnlos schien. Doch es tat gut zu träumen, zu fliegen, die Welt hier zu haben, so allein und doch nicht einsam…
06.03.2004, 23:24 #218
Isabell
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[Q] Das Land Gorthar # 7 -
Sie war natürlich überrascht von den Worten ihres Bruders. Kaum hatten sie sich wieder, schon sprachen sie über so ernste Sachen, wie ihren ewigen Kampf. Doch es war in Ordnung, es war richtig. Zwar hätte sie so früh nicht darüber gesprochen, doch aufgefallen war es ihr natürlich auch, es war unmöglich, es zu übersehen. Die Kämpfe seit Wochen hatten eines gezeigt, sie waren zwar Geschwister, aber noch überhaupt kein gutes Kämpferpaar. So war die Entscheidung dies zu trainieren und zu verbessern durchaus lobenswert. Du hast absolut Recht Bruder. Mir ist das auch aufgefallen und ich finde es gut, dass du es ansprichst. Ich denke mal, deine zurückhaltende Kritik an mir ist nicht ganz richtig, mag sein, dass ich gut kämpfen kann, nur leider sehe ich davon selbst nicht sehr viel. Ich mache wohl auch noch zu viele Fehler, was wohl daran liegt, dass sich früher kaum gegen Menschen gekämpft habe, sondern hauptsächlich gegen Tiere. Wie du es schon sagtest, die sind einfacher zu schlagen. Ich denke, von einem intensiven Training können wir beide profitieren. Wenn wir es richtig angehen, sollte es eine enorme Stütze für die Zukunft sein. Aber du solltest eines bedenken, nicht nur die Schwertschläge sind wichtig, auch unsere Bewegungen. Das ganze ist ein sehr langer Prozess und spielt sich erst nach langer Zeit ein, der Kampf ist eben doch für Einzelgänger geschaffen. Aber man kann immer Stück für Stück besser werden. Aus ihr sprach es, wie aus dem Munde einer alten Kriegerin, dabei hatte sie wohl weniger Kämpfe geführt als ihr Bruder, dennoch maßte sie sich diese Worte an, hatte sie doch einfach Recht. Schließlich sollte sie sich auch auf Rociel verlassen können und dasselbe sollte er auch erwarten. Im Kampfe waren sie doch am verwundbarsten, trotz ihres außergewöhnlichen Talentes. Sollte es den Feinden jemals gelingen sie auseinander zutreiben, konnte dies das Ende bedeuten. Nicht immer waren die Feinde harmlose Staubkreaturen und würden es auch nicht sein.Lass uns mit dem Training anfangen. Wir sollten heute nicht mehr allzu viel machen und denk dran, ich muss noch die Rüstung zusammenbauen, aber dennoch sollte die Zeit ausreichen. Ich bin bereit Bruderherz.

Sofort schmiss sie die hölzernen Imitate ihrer Schwerter in die Luft, hechtete nach oben und fing sie wieder auf. Ehe sich ihr Bruder versah, stand sie schon an der einen Ecke der Lichtung und wartete, ehe sich Rociel zum Aufstehen bequemte. Gemächlich ließ er es angehen, als er sich in die andere Ecke begab und ebenfalls das Imitat seines Schwertes in Händen hielt, kurze Zeit hatte sie den Eindruck, dass er gelangweilt wäre, doch das war nur ein Spiel, wie sich schnell herausstellte. Die Sonne befand sich schon kurz vor Sonnenuntergang, bald schon würde es hier stockdunkel sein, doch das machte nichts, noch war es hell genug, um zu kämpfen. Langsam verstand sie auch den tieferen Sinn der Schwerter, waren ihre sonst so spitzen Enden jetzt abgestumpft, so dass sie nicht so schnell eine ernste Verletzung verursachten. Es sollte also endlich die ganze Kunst gefragt sein.
Ohne auf die lahmende Taktik ihres Bruders zu achten, griff Isabell nun an. Ihre Klingen blieben schwach und baumelnd, doch die Lockerheit ihres Griffes sollte sich schon bald ändern. Mit einem gewaltigen Sprung hechtete sie zu ihrem Bruder, doch der tat noch immer nichts. Doch so hatte sie es schon zahlreich oft beobachtet und war deshalb nicht verwundert. Erst im letzten Moment zog er sein Schwert hoch und blockte den Angriff, kurz darauf sprang sie nach hinten, um etwas Luft zwischen sich und Rociel zu bringen. Die ersten Holzsplitter hatten sich beim Zusammenprall der Schwerter gelöst, doch sie blieben ganz und schienen auch nicht zu zerbrechen. Es war gutes Holz, das er da verwendet hatte. Doch viel Zeit zum überlegen blieb nicht, denn nun schien ihr Bruder aus seinem „Schlaf“ erwacht zu sein und führte die Nachbildung seiner Klinge gegen ihre hölzernen Schwerter. Das Gefühl beim Kampf mit den Schwertern aus dem Material der Bäume war ein anderes, als mit Metall. Beim Eisen da gab es schrille, klingende Geräusche, die weit entfernt noch zu hören waren, nun aber hörte man nur dumpfes Pochen und leises Klopfen. Ihr Bruder ließ sich nicht lange bitten und reagierte seit dem ersten Schlag, wie sie es gewohnt war, aggressiv und schnell. Zunächst einmal blieb sie dabei seine Schläge abzuwehren, was mit zwei Schwertern wesentlich leichter fiel, dennoch ging sie Schritt um Schritt zurück, bis zur Mitte der Lichtung drängte er sie. Dann aber ging sie sich auf die Knie, hielt beide Schwerter in einer X-Form, so dass der Angriff ihres Bruders nicht hindurch kam, im selben Moment schlug sie ein Bein gegen sein linkes Schienbein und brachte ihn ins taumeln, doch noch im Fallen stützte er sich mit einer Hand zu Boden ab und griff mit Schwung erneut an. Damit hatte die junge Frau nicht gerechnet und musste klein beigeben, was weitere Mühen der Abwehr mit sich zog. Es war schade, dass sie den Sonnenuntergang nicht genießen konnten, aber so wahnsinnig schön war er auch nicht, also verpassten sie nicht so viel.
Nach einiger Zeit, in der immer wieder die Holzklingen aufeinander trafen und es keinen klaren Sieger gab, da sie mit zwei Schwertern in der Verteidigung kaum zu knacken war, entschied sie sich für den Angriff, doch schon die kleinsten Bemühungen wurden im Keim erstickt. Rociel führte sein Schwert ungewöhnlich geschickt und hatte ein einfaches Mittel gegen ihren Doppelblock, mit links-rechts Schlägen wehrte er ein Schwert ab und griff das nächste an. Die ganze Zeit über fand sie kein Mittel dagegen, doch der Kampf war alles andere als ein Vergnügen. Trotz der Kälte um sie herum tropften feine Schweißperlen die Stirn herab und fielen auf den nassen Boden. Das Keuchen wurde nur durch die dumpfen Geräusche übertönt, doch ihr Bruder keuchte lauter als sie. Dennoch hatte sie die Vermutung, dass dieser Kampf noch sehr lange hätte dauern können und er nicht an der Kondition enden würde. Noch einmal versuchte es Isabell und fuhr mit beiden Schwertern nach vorne, mitten in der Angriffsbewegung ihres Bruders stoppte sie nun das Schwert und warf ihn kurzzeitig zurück, die Klingen nahmen nun einen anderen Weg, sie führte mit ihrer rechten Hand, der offensiven Hand, das Schwert immer nach vorne und nutzte das zweite nur im Notfall, doch die Konzentration ihres Bruders war auf die rechte Hand forciert, da kam es natürlich unerwartet, als das Schwert der linken Hand nach vorne schnellte und sein Schwert aufs Korn nahm. Die Holzsplitter waren weniger geworden, doch nun flogen sie wieder, sie sah sich schon als Siegerin, als sie sein Schwert fest zwischen den ihrigen sah, doch als ob nichts passiert wäre, legte Rociel seine zweite, so arbeitslose Hand an den Griff und mit dem Druck der beiden Arme gelang es ihn schließlich sich zu befreien. Mit einem Ruck fuhren sie wieder auseinander, als sie seine Stimme vernahm. In Ordnung, genug für heute, gehen wir schlafen, sonst reicht uns die Zeit morgen nicht. Einverstanden? Natürlich war sie einverstanden, erleichtert über diese Entscheidung ließ sie die Schwerter wieder schlaff abwärts fallen und ging zu ihrem Bruder, der übler aussah, aber genauso gut gekämpft hatte, aber es war ja nur eine kleine Probe…Einverstanden.

Die paar Schritte zu dem einsamen Baum waren in kurzer Zeit gegangen, heute noch sollten sie ein Bett in der Wildnis haben. Noch waren die anderen Wolfsfelle unbearbeitet und geschmeidig, so lagen sie heute wieder wohl gebettet. Ein weiteres Fell für jeden diente als Decke und zudem entzündeten sie noch ein Feuerchen, das sich aber auf die Flamme der ewig brennenden Fackel ihres Bruders stützte, bis morgen sollten sie aber genügend Holz für ein richtiges Feuer haben. Andererseits war es auch sehr nass, man musste sehen, ob es noch trockenes Geäst gab. Den Sonnenuntergang hatten sie zwar verpasst, doch das kleine Aufwärmtraining hatte gut getan. Sie bewunderte ihren Bruder sehr, wie er doch mit einem einzigen Schwert umgehen konnte und das, obwohl er ja noch ein zweites bei sich trug. Doch auch Isabell hatte gehört, was Tolban über Tessaiga gesagt hatte und so konnte sie ihren Bruder durchaus verstehen, dass er es noch nie eingesetzt hatte, doch es tat gut, so ein Schwert bei sich zu haben. Doch morgen würde erst mal die Rüstung im Vordergrund stehen, denn die machte sich auch nicht von alleine, doch für heute hatten sie genug.
Es waren zwar nur wenige Tage gewesen, doch für sie war es wie eine halbe Ewigkeit, dass sie wieder zusammen einschliefen. Eng beisammen lagen sie unter und auf ihren Fellen, die sie schon wärmten. Die Fackel ließ ihre Gesichter seltsame Schattenkonturen annehmen und schimmerte Licht in das Schwarz der Nacht. Sie hatte eine Hand ihres Bruders genommen und fühlte sich wohl bei dem Gedanken, wieder zusammen einzuschlafen. Sie gaben sich noch unzählige kurze Küsse, bis sie endlich einschliefen, doch so ein Tag musste auch mal enden, so schön er auch war. Ein Tag ohne Angriff, welch ein Geschenk.

Wer träumt, dem wachsen Flügel.
07.03.2004, 20:34 #219
Isabell
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[Q] Das Land Gorthar # 7 -
Nur wenige Momente nachdem ihr Bruder im Wald verschwunden war, raffte auch sie ihren Körper wieder nach oben. Es musste weitergearbeitet werden, daran führte kein Weg vorbei. Schnell hatte sie auch alle Sachen, die sie brauchte. Die Wolfsfelle, die Schuppen der Warane und die des Drachen. Heute sollte sie allerdings erst mal mit dem Grundgerüst anfangen. Schnell waren Nadel und Pfaden zur Hand, die sie immer bei sich trug. Zuerst einmal musste das Grundgerüst aufgebaut werden und dieses bestand aus den vielen Feuerwaranschuppen. Es waren einzeln sehr kleine Teilchen, doch wenn man sie erst einmal verbunden hatte, war es ein solider Panzer, der alleine schon ausgereicht hätte. Noch war es zwar zu früh, die Zauberformel zu sprechen, doch sie summte schon die Klänge vor sich hin, damit sie in drei Tagen auch ja bereit war sie zu sprechen. Alte, schaurige, mystische Klänge, ein Zauber eines wunderbaren Wesens. Nie hatte sie herausgefunden, was es für ein Wesen war, doch die weiße Lichtgestalt war ihr für immer im Kopf geblieben. Sie hatte zwar ihre Rüstung damals an Kryliyx verloren, doch nun sollte es eine zweite geben. Erneut sollte Ashisou ihren schmalen Körper zieren. Sie würden damit endlich eine weitere Stütze im Kampf erhalten. Die Rüstung, so sagte man, konnte einfach Pfeile ohne Mühen abwehren. Sie sollte gegen jegliche Zauber schützen. Und im Nahkampf zäh wie biegsames Leder einer Schlange. Dennoch war man damit nicht unbesiegbar, man hatte nur die besten Chancen lebend aus einem Kampf herauszukommen, doch versichern konnte dies auch die Rüstung nicht. Während Isabell so Minute um Minute eine Schuppe mit der nächsten verband, zogen dunklere Wolken auf. Dennoch hielt sich die Sonne tapfer, zwar schien sie jetzt an grauen Wolken vorbei, aber die gelben Frühlingsstrahlen blieben und sollten der Erde ein klein wenig den Frühling schmackhaft machen, oder ihn zumindest einmal ankündigen. Isabell war glücklich, in den letzten Tagen war wieder so viel passiert, es schien einfach keine Ruhe zu geben, keine Pause, doch so wie es jetzt war, so konnte es weitergehen. Immer noch war sie frisch verliebt und es mochte einfach kein Ende nehmen. Es war ein Gefühl von unglaublicher Harmonie, wenn sie zusammen waren und sich nahe waren, all dies genoss sie noch wie am ersten Tag. Wen scherte es da schon, dass sie Geschwister waren, ihre Liebe niemals anerkannt werden würde. Sie brauchten niemand, der sie bewunderte, keine alltäglichen Freunde, auf die sie sich stützten konnten. Kein Getuschel der Nachbarn in einer Stadt wie Khorinis oder Gorthar. Sie lebten auf ihren Flecken der Erde, gegen jede Regel, gegen jedes Wort. Niemand konnte sie daran hindern es zu tun. Die Flucht schien tatsächlich mit Erfolg gekrönt zu sein. Seit sie aus Drakia weg waren. Niemals hätte sie sich das träumen lassen, noch vor ein paar Monaten sah das alles so anders aus. In der Gefangenschaft dieses Bastards war sie dem Tod näher als dem Leben. Niemals hätte sie weiterleben dürfen und doch tat sie es. Und es war richtig so. Sinn und Unsinn dieser Entscheidung dahingestellt, hätte sie ihn damals getötet? Nicht einmal die Chance dazu ergab sich, aber hätte sie es getan? Isabell lächelte wieder, der Sonnenschein kam ihr genau recht, er war so was wie ein Zeichen ihres Gemüts, es schien wieder die Sonne, doch sie schien so oft und vertuschte so nur die dunklen Schatten der Nacht, die in manch einem Herzen wohnten. Es würde nie so perfekt sein, niemals würden andere für sie lächeln und auch das Leben war niemals so rund, wie sonst gewohnt, aber dieser Preis war einfach nur lächerlich. Man hatte ihnen das Leben geschenkt, was nicht nur für viele treue Gläubige eine Sünde war. Dadurch, dass sie es jetzt wussten, was sie waren, nahm man ihnen jegliche Lebenshoffnung. Aber so, so konnten sie ihr Leben wenigstens aushalten. Es war einfach nur die verruchteste Lösung, für zwei Seelen, die es nie hätte geben dürfen. Innos, Adanos, Beliar, egal welcher Gott, der, der ihnen das Leben schenkte, hatte sich schuldig gemacht, für immer und auf ewig, doch nun waren sie da und so wie sie nun waren, wollten sie für ewig bleiben.



Nicht auszudenken, wenn das Gefüge der Macht gestört werden würde. Egal welcher Teil der beiden genommen würde, der Gegenpart würde sich an jedem rächen, der noch einen Funken Glück in sich trägt. Sie würden wüten, schrecklich wüten. Bald wird man sie auch nicht mehr stoppen können, dann, wenn sie ihre wahre Macht erreicht haben. Und das alles nur, für dieses eine Artefakt, diese unglaubliche Macht, die vor Beliars Schergen in Sicherheit gebracht werden muss, nur wenn es zerstört ist, können sie es nicht mehr nutzen. Doch rechtfertig dies wirklich die Erschaffung von zwei solch unkontrollierbaren Seelen? Was meinst du, was hat sich unser Herr dabei gedacht Tarugie? –
Ach Pator, denkt doch nicht immer über Dinge nach, die du nicht verstehst. Es entwickelt sich alles prächtig, du wirst sehen, die beiden werden es schaffen, genau wie es unser Herr vorausgesehen hat, als er sie erschuf. Aber ich denke, es ist an der Zeit. Ich werde in Kürze mit dem Cherubim in Kontakt treten. Wir dürfen uns keine Fehler mehr leisten. Der Zeitplan muss eingehalten werden. Die neue Gefahr…sie wächst jeden Tag an.




Die Rüstung wuchs und wuchs, anfangs noch ein Beutel mit vielen kleinen Schuppen, war sie doch nun schon zu einem strafen, ansehnlichen Stück Rüstung geworden. Ihr Bruder kam kurze Zeit später. Bei sich trug er ein Wildschwein, ein schönes, leckeres Stück Fleisch. Sie würden ihre helle Freude daran haben. Isabell war soweit zufrieden, essen hatten sie genug, auch noch genügend Wasser, doch davon brauchten sie mehr. Viel, viel mehr. Die Trainingseinheiten waren anstrengend und Kraft raubend, sie mussten viel trinken. Kurze Zeit nachdem Rociel den Eber abgelegt hatte, war er auch schon wieder verschwunden. Feuerholz sammeln, nahm sie zumindest an. Die Rüstung jedoch musste weitergearbeitet werden. Es war nicht wirklich Präzisionsarbeit gefragt, denn diese würde die Zauberformal erledigen, doch man brauchte ein stabiles Rohwerk, um erfolgreich zu sein. Am ersten Tag sollte zumindest der größte Teil der Waranschuppen verbunden sein, am zweiten Tag kam dann das schwierigste, die Drachenschuppen an den wichtigsten Stellen einer Rüstung zu platzieren und am dritten Tag musste das weiße, wärmende Felle auf den Panzer genäht werden, doch selbst dann wäre es noch nicht mal eine ansatzweise gute Rüstung. Dies jedoch sollte das Ritual, sollten die Worte des Überbringers ändern. Erst im Schutze der Nacht würden sie ihre Wirkung entfalten, dann, wenn nach einer Vielzahl von Äonen wieder rote Zweige durch die Nacht fuhren, das schauerliche Schauspiel einer längst vergessenen Zeit, einer Zeit der Magie.

Wie vermutet kam ihr Bruder bald zurück, auch wenn er sich lange Zeit ließ, Dafür war er voll bepackt mit trockenem Holz. Als ob dies noch nicht reichen würde, ging er gleich noch einmal, um die nächste Fuhre zu holen, doch dieses Mal verabschiedete er sich mit dem Hinweis, dass er danach weiter zutrainieren denke. Ein klares Zeichen, dass sie auch akzeptierte. Schließlich waren sie in diesen Tagen viel beschäftigt, kein Vergnügen sollten diese Tage werden. Doch eigentlich war es egal, wie viele Anstrengungen ihr Körper über sich ergehen lassen musste, solange Rociel hier war, gab es keine Schmerzen mehr…
08.03.2004, 21:04 #220
Isabell
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[Q] Das Land Gorthar # 7 -
Los, du kriegst es…ja, gut, geschafft. Ohne Pause ging es weiter, wieder führten sie ihre Kämpfe weiter, ihre Übungen. Isabell war mit Herzblut dabei, gab alles, damit es auch eine Wirkung erzielte. Natürlich hatte sie am Anfang Zweifel, wer hätte das nicht, doch Zweifel waren dazu da, dass man sie beseitigte. Inzwischen hatten sie schon mehr erreicht, als ihnen die nächsten Kämpfe gebracht hätten. Es war immer noch Distanz zu spüren gewesen, sie wollten sich vielleicht nicht verletzen, vielleicht war auch so eine gewisse Scheu und auch eine berechtigte Angst davor, mit dem Gegenpart in einem echten Kampf, wo es um sehr viel ging, zu experimentieren. Doch diese Distanz bauten sie jetzt Schritt für Schritt ab, wollten nicht nur liebevoll und im Blute sich vereinen, sondern auch endlich im Kampfe zu einem einzigen Teil zusammen wachsen. Die Vorteile lagen ganz klar auf der Hand und sie wussten, dass sie dabei nur gewinnen konnten. Sie waren noch jung, hatten noch längst nicht ausgelernt. Auf der Suche nach Perfektion begegneten sie sich auch selbst, sahen ihr eigenes Spiegelbild. Inzwischen übten sie an etwas anderem, dem Werfen des Schwertes über größere Distanz. Sollten sie einmal nicht nah genug sein, um das Schwert im Schwung zu wechseln, so sollte es durch die Luft segeln und in der Hand des Anderen landen. So schön klang das in der Theorie, doch in der Praxis…richtig, da war das überhaupt nicht so. Die Schwerter besaßen die unverschämte Eigenschaft nie so zu fliegen, wie sie es wollten und zudem haperte es zu Beginn noch auf das richtige Zeitgefühl, schließlich konnte man sich nicht in aller Ruhe auf den Flug des Schwertes konzentrieren und so mussten sie unter erschwerten Bedingungen versuchen zu fangen. Es war nicht einfach und wie immer galt, dass sie es noch längst nicht perfekt konnten, das würden sie wohl auch erst nach einigen Mondjahren schaffen, doch der Wille zählte, der Ansatz war da, die Bereitschaft. Sie waren ehrgeiziger und bereiter als jede einfache Kämpferausbildung. Sie schonten sich nicht, gaben sich nur selten Trinkpausen und sie wollten es unbedingt schaffen. So wurde jede gelungene Aktion auch gefeiert und spornte zu neuen Taten an. Sie waren beide gleichgut und so wurde sich auch gleichermaßen für den Anderen gefreut. Sie konnten dieses Training nicht alleine gewinnen, der Sinn bestand nicht darin der Beste zu sein, sondern die Aufgaben am besten zu schaffen. Hier war es ganz sicher von Vorteil, dass es unter den Geschwistern keinen Konkurrenzkampf gab. Sie achteten den Anderen immer, schon aus reiner Pflicht. Selbst Streit gab es so gut wie nie, sie hatten eben kaum einen Anlass sich zu streiten, der Sinn dahinter war verborgen. So hechteten sie von Übung, dabei fielen ihnen immer neue Dinge ein. Die Kriterien waren eindeutig, es musste ihnen etwas im Kampf bringen, Dinge, die schön anzusehen waren aber nichts brachten, die übten sie nicht lange, sondern nur um etwas auszuprobieren und sich neue Anregungen holen. Sicher hätte bei den Übungen jeder Schwertmeister, ob würdig oder Aufschneider, den Kopf geschüttelt und ihnen mehr Kinderspiele zu Buche gehalten, doch das war es sicher nicht. Sie wunderten sich selber über die ganzen Ideen, die sie mit einbrachten, doch ein Kinderspiel war es sicher nicht. Langsam aber sicher schufen sie ihre ganz eigene Kampfart, die vor allem auf Schnelligkeit wert legte. Unterstützend dabei. Ihre leichten Jägerrüstungen, wobei Ashisou eigentlich nicht als solche bezeichnet werden konnte, sowie die scharfen und leichten Einhänder. Für Zweihänder konnte sich ihr Herz noch nie erwärmen und auch ihr Bruder schien diese Schwerter auszuschließen. So waren sie zwar nur leicht gepanzert und hatten oberflächlich schwache Klingen, doch jeder der sie deshalb unterschätzte war ein gefundenes Fressen. Was nutzte es einem gepanzerten Ritter mit mächtigem Schwert, wenn er dieses nur ein paar Mal schwingen könnte, bis er die Klingen zwischen dem Körper spürte.
Bruderherz, was hältst du…von einem weiteren…Schlag? Das Keuchen in den Stimmen war jetzt Standart, doch das hinderte niemanden daran aufzuhören. Ein bisschen ging noch. Schieß los, was haste im Sinn? Isabell holte tief Luft und erklärte ihre Idee dann. Also ich hab mir das so gedacht. Zustechen auf engsten Raum. Neben den Armen, dicht am Kopf vorbei, über die Schulter. Eben auch bei uns. Damit man nicht erst eine passende Schlagposition einnehmen muss, wenn man dem Anderen helfen will. Ihr Bruder schaute bedenklich, war die Idee doch gefährlicher, als sie sich anhörte, doch der Gewinn war natürlich ebenfalls groß… Hm, alles klar, wir versuchen es. Aber sei am Anfang vorsichtig. Der eine kämpft und der andere versucht dann dicht am Körper den Feind zu erwischen. Die Sicht sollte dann klar sein. Wenn du willst, fang ich an. Sie nickte zustimmend um Puste zu sparen und wartete. Das ganze war natürlich auch ein wenig irreal, denn so etwas konnte man kaum trainieren, da man sich in einem echten Kampf immer anders verhalten würde, als hier, wo fast nichts passieren konnte. Aber sie war zuversichtlich, dass es etwas bringen würde. Ihr Bruder brachte sich in Stellung, stellte sich einen Gegner vor, mit dem er in einen Nahkampf verwickelt sein könnte und vollführte die üblichen Schläge. Dabei schien er tatsächlich zu kämpfen und tat auch so, als ob er Angriffe abwehren würde, was sie kurzzeitig schmunzeln ließ, doch dann achtete sie genau auf seine Bewegung, auf die Bewegung der Schulter vor allem. Immer wieder zuckte sie hoch, ehe sie für einen Moment abfiel. Dann bereitete sie sich vor, zog eines ihrer Schwerter und lief zu ihm, dicht über der Schulter zischte ihr Krummsäbel vorbei und musste den Gegner getroffen haben, mit dem zweiten Schwert fuhr sie nach hinten, wo mögliche Verfolger lauern könnten. Danach hätte die Übung durchaus weitergehen können, doch sie stoppten hier, weil sie sich immer nur auf eine Sache speziell konzentrieren wollten. Ohne echte Bedrohung war dies natürlich größtenteils lächerlich und auch sehr, sehr schwer, da sahen die Hiebe in der Luft mehr witzig als ernst gemeint aus, doch dies hinderte sie nicht am konsequenten Training weiterzumachen. Es war einfach unmöglich sich auf einen Kampf vorzubereiten, nicht mal gegen eine Ratte, aber dennoch, sie waren fest von dem überzeugt, was sie hier taten und dies sollte sicher mal belohnt werden…
09.03.2004, 16:12 #221
Isabell
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[Q] Das Land Gorthar # 7 -
Die Sonne stand hoch am Zenit und die Schweißtropfen perlten von der Stirn der schönen Frau. Erst jetzt waren sie wieder mit ihren Übungen des Vormittages fertig geworden. Laufen, leichte Gymnastikverrenkungen und ein bisschen leichtes Schwerttraining, wie auch schon gestern. Danach hatten sie erst mal gefrühstückt, das Wasser war schön kühl, hatte es doch gar eine dünne Eisschicht in der Nacht bekommen, doch davon hatten sie gar nichts gemerkt, von der Kälte. Das Fleisch war zwar schon etwas ranzig, aber die angebratene Haut hielt das Fleisch darunter wenigstens genießbar. Dadurch, dass es über dem Feuer hing konnten die ersten Aasfresser auch schön davon ferngehalten werden. Aber nach dem Essen und der ersten Regenerationsphase mussten sie schon wieder weitermachen. Es war nicht übermäßig anstrengend, sie fühlte sich in keinerlei fertig oder am Ende, aber sie hatten einen straffen Zeitplan zu bewältigen. Doch heute war die Vorfreude noch viel größer als an den anderen Tagen, denn heute Abend sollte es soweit sein. Sie würden endlich die Rüstung komplettieren, sie würde endlich fertig werden. Ein Traum würde wahr werden. Es durfte einfach nichts mehr schief gehen. Als ihr Bruder das erste Mal von ihr sprach, hielt sie ihn noch für einen Träumer, doch sie hatten es tatsächlich geschafft. Mehr oder weniger alleine hatte er die drei Ressourcen besorgt, immer an das Gelingen geglaubt. Man konnte schon von Anfang an sehen, wie sehr er doch daran glaubte es zu schaffen, ihr Anteil bei dieser ganzen Aktion war lächerlich gering. Wer dachte schon ernsthaft dran, beim Namen einer Drachenzutat optimistisch zu sein. Und selbst die Feuerwarane, die noch öfter auf der Insel gesichtet wurden, waren nicht wirklich Trophäentiere, sondern eher Todesboten. Und Schneewölfe in eisigsten Gegenden zu suchen, ohne die realistische Chance sie zu finden, dazu gehörte auch einiges an Selbstvertrauen. Doch jetzt wollte sie es nicht vermasseln und ihren Teil dazu beitragen, so dass es wirklich ein würdiges Imitat der legendären Ashisou würde.

Gestern war es gelungen die fünf Drachenschuppen anzunähen. Es war eine sehr mühsame Arbeit, die noch lange nicht stabil, sondern nur ein vorsichtiges Gerüst war, doch sie war fertig und nur das zählte. Drei Schuppen bildeten eine Pyramide in Form von drei zylinderartigen Körpern, die restlichen zwei wurden als Rückenpanzerung aufgenäht. Die Arme blieben frei, die gesamte Rüstung war ärmelfrei. Es war ein reiner Oberkörperschutz, allerdings mit Verlängerung des Beckens. Die kleinen Waranschuppen sahen ein wenig wie ein enges Kettenhemd an, so eine ähnliche Funktion hatten sie ja auch. Durch ihre enorme Resistenz gegenüber Feuer war man dort fast vollständig vor Flammen geschützt, doch durch die lederartige Struktur war eine ideale Bewegungsfreiheit an der untersten Schicht gewährleistet. Die Panzerplatten des Drachens waren dagegen alles andere als flexibel, doch an den Stellen wo sie saßen brauchte es dies nicht. An der Brust, wo sie mögliche Pfeile bremsen sollten und natürlich auch am Rücken, über hinterhältige Attacken unschädlich zu machen. Dabei war es natürlich nie eine Garantie, dass der Pfeil nicht doch durch die Schuppe dringen konnte, aber die Schuppen eines Drachen waren so dermaßen hart, dass es schwierig, fast unmöglich war. Keine Rüstung bot an nur einer einzigen Stelle hundertprozentigen Schutz, aber je besser die Rüstung, desto höher die Chancen, das klang einleuchtend und das war es auch. Ashisou war sicherlich eine der besten Lederrüstungen, oder besser gesagt Schuppenrüstungen, die es gab, denn sie besaß nicht nur den Schutz von ein paar der mächtigsten Wesen der Welt, sondern wurde auch noch mit Magie behandelt. Dennoch war sie keine Wunderrüstung und konnte nur mit einem guten Besitzer lange überleben. Einem schnellen Besitzer, einem wendigen Besitzer. Jemanden, der gut kämpfen konnte. Heute sollte das Meisterstück folgen, das Fell der Wölfe auf die Rüstung zu nähen. Dabei stellte sie sehr schnell fest, dass sie viel zu viel Fell hatten und einiges übrig bleiben würde, doch das konnte man dann ja noch sehen. Es war eine mühevolle Arbeit, mit Nadel und Faden und dem Messer, dass sie inzwischen von Rociel bekommen hatte, zu arbeiten, aber es würde sich sicher auszahlen, sie fieberte schon auf das Ende der Arbeit hin und legte sich deshalb besonders ins Zeug, denn wenn sich die Sonne senkte musste sie fertig sein. Außerdem war dies ihre Rüstung für die nächsten paar Jahre, eher noch für immer, deswegen sollte sie auch schön sein. Das praktische Denken hatte bei Isabell Vorrang, aber die Schönheit einer Rüstung durfte nicht außer Acht gelassen werden, weswegen sie auch zunächst nur die besten Stücke der inzwischen schon etwas angeschlagenen Wolfsfelle benutzte. Das Fell hatte den Sinn dieser Rüstung Schutz gegen die Natur zu gewähren, Wind und Kälte abzuwehren. Dabei war es das edelste Fell, das man wohl von einem Wolf bekommen konnte.

Während sie noch weiterarbeitete, hatte ihr eifriger Bruder wieder zum Schwert gegriffen, abseits des Baumes, in der Mitte der Lichtung, sah man ihn Schwerterhiebe üben und üben. Solange sie heute arbeitete, solange trainierte er noch. Er hätte sich auch einfach ausruhen können, aber wahrscheinlich war ihm das unangenehm. Die junge Frau war in diesen Tagen mehr und mehr stolz auf den kleinen Bruder und sie war innerlich froh über diese Schicksalswendung. Ihr Bruder hätte auch ein Säufer, ein Schläger oder einfach nur ein stocksteifer Milzsoldat sein können, aber niemals auf der Welt hätte sie vor der Zeit eine solche Vorstellung von einem Menschen entwickelt. Er war nicht nur ein liebevoller Mensch, sondern auch ein zärtlicher Liebhaber, seine Scheu war so anders, als bei so vielen Männern. Dies alles ließ die negativen Seiten wie das Blut ihres Vaters vergessen machen. Dieses Leben war trotz der ganzen Querelen soviel perfekter und schöner als das Dahinsiechen davor. Oft sah sie ihm kurz zu, wie besessen er doch war, eine Besessenheit, die fast schon Angst einflössend war. Doch nun kam er wieder, mit einem zackigen Geräusch hörte man die Klinge in der Scheide verschwinden. Sie sah zu ihm auf, wie sein Kopf rot war und musste kurz kichern, obwohl sie wusste, dass sie nicht viel anders aussah, vor noch nicht allzu langer Zeit. Dann setzte er sich neben sie. Man bin ich kaputt, aber ich denke, dass mit das sehr, sehr weiterhelfen wird. So intensiv habe ich nicht mal bei meiner Ausbildung trainiert. Wahrscheinlich war ich deswegen damals nie wirklich gut. Na ja egal, ich wollte mit dir nur kurz über die Sekte reden. Du weißt schon, wir wollten das Thema kurz anschneiden. Sein aufgerichteter Oberkörper fiel, abgestützt mit den Händen, zu Boden, bis er ganz im matten Gras lag. Sie sah die Nachdenklichkeit in seinem Gesicht, als er ruhig zum Himmel, der heute mehr blau als grau aber dennoch nicht schön aussah. Sie wollte auch ernst bleiben, hatte aber kein Problem damit, im Gegenteil, es würde wichtig sein darüber zu reden. Diese Frage quälte sie nämlich auch schon die ganze Zeit. Doch die Konzentration blieb weiterhin bei der Rüstung, an der sie nebenher weiterarbeitete.
09.03.2004, 20:56 #222
Isabell
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[Q] Das Land Gorthar # 7 -
Schon wieder waren sie am trainieren, doch dieses Mal ohne Schwerter. Kein Holz, kein Metall. Dieses Mal trainierten sie etwas ganz anderes. Die letzte Art des Kampfes. Die Idee kam dieses Mal von ihr und wurde auch dankend angenommen. Die Rüstung war endlich fertig, noch sah sie wie ein unfertiges Stück aus, doch das sollte sich bei Einbruch der Nacht ändern. Doch bis dahin hatten sie noch ein kleines bisschen Zeit, die Zeit, in der wieder intensiv gearbeitet wurde. Isabells Spekulation zielte darauf spezielle Bewegungen in den Kampf hinein zu bringen. Bewegungen, die nützlich waren um den Gegner maximalen Schaden zuzufügen. Es war schwierig, denn die meisten Bewegungen waren schon längst bekannt und schwer ausbaubar, doch es fanden sich Bewegungsabläufe, die man wunderbar kombinieren konnte. Sie übten einfachste Aufgaben wie das Ducken oder das Beugen des Körpers, das Gleichgewicht auf einem Bein und auch im Fallen zu halten. Doch all dies war nur eine Verbesserung einer Kunst, die jeder Kämpfer von selbst trainierte und die deswegen auch keine lange Übung benötigte. Doch eines war ihre Königsdisziplin, ein Bewegungsablauf, gegen die sie sich erst gewehrt hatte und den sie doch am Ende duzende Male trainierten. Das ganze sah eine kampfähnliche Situation vor. Sie kämpften gegen eine Vielzahl von Feinden, was auf diese Vermummten angespielt war. Mitten im Kampf lösten sie sich voneinander, so dass sie genügend Anlauf hatte. Sobald der Weg frei war sollte sie auf Rociel zulaufen, mit einem schrillen Pfeifton das Signal geben und dann ging er in die Hocke, bot sozusagen eine ideale Rampe auf der sie dann absprang. Das ganze musste schmerzhaft für den Rücken sein, denn die Stiefel und der Rest des Körpers hatten schon einiges an Gewicht, doch Isabell tat es dann doch. Das ganze hatte einen gravierenden Vorteil. Die Feinde die sie während des Sprunges ausschalten konnte, waren groß und selbst wenn nicht, allein die Möglichkeiten beim Aufkommen waren unendlich. Gleichzeitig war sie jegliche Verfolger los, da diese ins offene Messer liefen. Der Nachteil war allerdings auch, dass es dafür Anlauf brauchte und den hatte man im Kampf selten. Deswegen übten sie noch eine weitere Finesse. Einen Kampfstil, der lange Zeit behindert wirkte, da sie kaum Platz für ausfahrende Schläge hatten, doch dafür bildeten sie ein fast uneinnehmbares Bollwerk der Verteidigung. Rücken an Rücken konnten sie fast jeden Angriff abwehren, doch dies alleine sollten nicht alles sein. Sie übten den Schwertwechsel blind, wieder nur durch eine Pfeifreihenfolge aufmerksam machend. Sie versuchten die Schläge präzise nach hinten und nicht nur nach vorne. Der Sinn des ganzen war einfach, auch in der Enge noch Möglichkeiten zu haben. Dabei mussten sich immer wieder Hirngespinste ausgedacht werden. Es war wirklich schade, dass sie hier keine Strohpuppen hatten, aber eigentlich war es gar nicht mal so schlimm. Sie kamen gut voran.

Zu guter letzt beendeten sie das Training mit einem Dualkampf. Es war alles genau abgesprochen und doch war es ein Zufallskampf. Sie wollten versuchen alle Elemente des bisherigen Trainings zu kombinieren. Gegeneinander kämpfen, natürlich mit den Holzschwertern, dabei nicht nur tödliche, sondern auch unvorhergesehene Schläge reinbringen. Doch dann sollten sie auch Ausweichbewegungen üben und immer mal wieder die gemeinsamen Techniken anwenden.

Die Schwerter splitterten kaum noch, obwohl es immer härter zuging, unglaublich schnell waren die Bewegungen jetzt, sie hatten spätestens jetzt gesehen, dass es etwas gebracht hatte, so intensives Training zu betreiben. Beim ersten Kampf war es zwar gut, aber lange nicht so schnell. Verbissen waren ihre Gesichter, der Griff der Klingen wurde fast sekündlich gewechselt. In ihren Augen brannte Feuer, dass sonst nur in Kaminen oder bei Lagerfeuern zu sehen war, sie sah selbst, wie verbissen ihr Bruder die Zähne zusammenknirschte, man mochte sich nach einem Knacken sehnen, um die Beobachtung geradezu zuhören. Doch dieser Kampf sollte ein Musterbeispiel werden, wie eine Prüfung sozusagen, sie legten sich deswegen besonders ins Zeug, gaben sich die größte Mühe. Neben unzähligen Schlägen, die immer wieder die Schwerter zusammenkommen ließen, waren ihre Bewegung fast perfekt. Natürlich gab es auch Fehler, manchmal ging sogar alles schief, doch sie resignierten dann nicht, sondern kämpften einfach weiter. Sie schafften es in einer Drehung ihre Waffen auszutauschen, kämpften blind mit Rückenkontakt, sie wagten sich selbst an die durchaus gefährliche Disziplin ohne Ankündigung gezielte Schläge dicht an den Köpfen des Partners vorbei zu führen, doch was sie am meisten freute, ihre Königsdisziplin gelang. Am Ende, Isabell war mittlerweile vollkommen am Ende und sehnte sich nur noch nach dem erlösenden, letzten Schlag, führten sie sie aus. Niemand hätte aufgegeben, doch sie mussten aufhören, die Sonne, oder besser gesagt das Licht, war untergegangen, sie sahen immer weniger und das bedeutete soviel wie Endzeit. Isabell fuhr herum, ihr Körper drehte sich mit ihr, die Klingen tanzten im gleichen Takt, ihre schwarzen Haare fielen baumelnd nach vorne. Sie streiften das Schwert von Rociel, ehe sie sich nach vorne warf. Mit einem gehechteten Salto brachte sie sich raus, wäre fast ausgerutscht, konnte sich aber sicher auf die eigenen Beine retten. Wie besprochen war noch immer die Kampfsituation gleich, ihr Bruder, umringt von fünf Leuten, wehrte sich erbittert gegen die Angreifer. Ihre Klingen fuhren einmal herum, dann packte sie energisch zu, die Griffe fest in der Hand, gestern noch von ihrem Bruder durch kleine Einkerbungen verbessert. Sie lief zu ihm, gab dem verabredeten Pfeifton von sich, dann passierte es, mit einer blockartigen Abwehrbewegung verschaffte er sich Zeit, ging in die Hocke, während zwei Schläge seiner Feinde über die Stelle donnerten, wo eben noch sein Kopf war. Das Spiel musste gespielt werden, unbedingt und Perfekt, ein Drama, gut genug für das Leben da draußen, zu schlecht für ein geeignetes Publikum, denn das Blutvergießen war zu enorm. Sie nutzte seinen Rücken als Trittfläche, sprang an dem realen Rociel in die Höhe, rammte Zweien das Schwert in den Rücken, ehe sie röchelnd zu Boden fielen, sofort herrschte Panik, Chaos, Verwirrung, ehe die zweite Garnison fiel, enthauptet, aufgeschlitzt, tot, tot, tot. Die Verfolger liefen in das Schwert ihres Bruders, das zweimal das Herz nur knapp verfehlte, einen auch am Bein niederstreckte. Das Drama war vorbei, oder auch, der Kampf war gewonnen, die Darsteller verbeugten sich, oder auch, die beiden fielen glücklich, aber auch schwer, schwer schnaufend und keuchend in das Gras. Sie hatten es geschafft. Natürlich war es nicht perfekt…natürlich nicht…aber so wie es war, war es besser. Ihre Feinde hatten am heutigen Tage einen Grund mehr sie niemals zu finden, denn in Isabells Kopf keimte der Gedanke, das durchzuziehen. Das regelmäßig zu machen. Noch während ihr Brustkorb wild auf und ab bebte, war sie süchtig geworden, süchtig nach der unmöglichen Perfektion. Süchtig nach der Bühne, die es nicht gab.

Glücklich war sie nun, sehr glücklich und auch ihr Bruder schien glücklich zu sein. Aber was hieß schon schien, natürlich, sie wusste es ja. Sie konnten nur lächeln, trotz des Auf und Ab, dem wilden Herzschlag und dem rasenden Puls. Sie hatten etwas geschafft, auch wenn noch überhaupt nicht raus war, ob man all das Gelernte überhaupt mal praktisch anwenden könnte. Aber sie waren beide so zuversichtlich, so strahlend, trotz der Dunkelheit, sie hatten keinen Grund mehr nicht daran zu glauben. Wieder schmeckten die Küsse von seinen Lippen salzig, aber das machte nichts, sie hatten Zeit, die Nacht war noch nicht vorbei, sie hatten nun mehrere Stunden um das Angefangene zu vollenden, um den Tag zu einem perfekten Tag zu machen. Der Zauber, so wusste sie, wirkte nur in der Nacht, wenn diese im Lande herrschte. Warum wusste sie nicht, doch sie war bereit dafür. Aber noch mochte sie nicht an den Zauber denken, denn es war da doch ein kleiner Wehrmutstropfen dabei, ein roter Lebenstropfen…
10.03.2004, 15:49 #223
Isabell
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[Q] Das Land Gorthar # 7 -
Schon gestern Abend war es alles andere als gut gelaufen. Sie hätte niemals mit einem solchen Prozess gerechnet, sie kannte diese alte Formel nicht. Wusste nur ihren Sinn, dass man sie brauchte für die Vollendung der Rüstung, doch hatte sie keine Ahnung, dass es so dermaßen enden könnte. Dieser Anblick, er war einerseits faszinierend, aber andererseits auch schrecklich, denn es war nicht anzunehmen, dass Rociel Freude daran hatte, als sein Blut aus dem Körper gerissen wurde, nur um auf der Rüstung zu landen. Doch sie konnte nichts tun. Das einzige, was sie in ihrer Hilflosigkeit tun konnte war ihn nach dem Zusammenbruch zuzudecken und vorsichtig hinzulegen. Es wäre sinnlos gewesen noch mehr zu tun. Zum Glück war sein Puls wieder stabil, genau wie Herzschlag und die Wunde war auch gestoppt. Trotzdem machten sich Schuldgefühle breit, die sie die ganze Nacht wach hielten. Sie konnte nicht viel schlafen, vielleicht drei oder vier Stunden, doch lange lag sie in der vergangenen Nacht wach und sah in die Sterne. Es waren seit langer Zeit einmal wieder Sterne und sie war sich sicher ihr Bruder hätte diese gerne gesehen, sah er doch so gerne die vielen leuchtenden Himmelskörper und vor allem den Mond. So war das alles nicht geplant gewesen, aber jetzt hatten sie auch das überstanden und sie sollten noch viel mehr überstehen. Es war nur der Gipfel einer elendslangen Kette, die zu dieser Rüstung führten, aber sie war nun endlich zu Ende. Sie hatten es geschafft. Auch wenn sie dabei mitgeholfen hatte, fast alles hatte Rociel getan, es war genau das, was es werden sollte, ein echtes Geschenk und sie freute sich auch riesig darüber. Nur gab es da auch zahlreiche Probleme dadurch, denn nun wusste sie nicht mehr, wie sie sich dafür revanchieren konnte. Irgendetwas musste sie ihm dafür geben, auch wenn er eigentlich nichts wollte, aber das ging ja nicht. Er konnte nicht einfach eine mystische Rüstung verschenken und dann nichts dafür nehmen. Auch darüber grübelte sie, doch die Vorwürfe von gestern Nacht blieben noch lange in ihr bestehen.

Schon früh am Morgen hatte sie die Rüstung dann ein erstes Mal anprobiert. Doch zunächst einmal musste sie sich sehr wundern. Es war sogar eine unheimliche Verwunderung. Denn diese Rüstung sah exakt so aus wie noch das Unikat, dass sie einst überreicht bekam. Kein Teil war anders und selbst die Stücke, die vor ihrem Zauber gestern Nacht noch anders aussahen, hatten sich scheinbar an die alte Erinnerung angepasst. Es war so, als ob die Rüstung in ihrem Kopf entstanden wäre. Verzweifelt war sie, denn die Rüstung war wirklich zu schön. Ihre Kanten hatte sie bei dem Zauber verloren, auch ein erheblicher Teil ihres Gewichtes schien auf magische Weise verschwunden zu sein, oder war dies nur die Einbildung an das erste Stück? Sicher, es war nur äußerlich dieselbe Rüstung und würde niemals an die Macht der wahren Ashisou heranreichen, doch sie wollte diese Rüstung stets in Ehren halten, sie pflegen und sie gut behandeln, sie an ihrem Körper tragen, aber auch im Kampfe, denn dafür wurde sie gemacht. Sie wollte sie weiterhin Ashisou nennen, denn auch wenn es nicht dieselbe war, ein Stück davon wohnte auch dem Imitat inne. Und so wurde die Taufe schnell und ohne Umstellungsprobleme vollzogen. Sie sah ähnlich glanzvoll aus als noch vor dem Verlust der ersten Rüstung. Sie war wieder in ihrer vollen Garnitur. Nun besaß sie nicht nur die zwei Waffen und ihren Körper, sondern auch ihre Rüstung. So war es wieder perfekt. Für eine lange Zeit lächelte und strahlte sie ihre Freude und ihre Zufriedenheit nach außen, denn sie fühlte sich jetzt auch besser, als sie die Rüstung trug, man spürte sie gar nicht mehr auf den Schultern, doch ihren Schutz, ihre Schönheit und das angenehme, weiße Fell, das blieb trotzdem erhalten. Doch ihre Freude wich schnell aus ihrem Gesicht, als sie ihren Bruder noch immer am Boden liegen sah. Erst da nahm sie die Rüstung wieder ab und ging zu den großen Krügen mit Wasser. Das meiste hatten sie während der vergangenen Stunden verbraucht, doch es gab noch genug. Sie schöpfte ein wenig heraus in ihre kleinen Krüge und ging dann zu Rociel. Vorsichtig gab sie ihm einen Kuss, denn er aber nicht zu spüren schien. Dann löste sie sein Hemd und blickte auf die Wunde, um die sich ein großer, roter Fleck gebildet hatte. Vorsichtig versuchte Isabell nun das Blut zu entfernen und hoffte inständig, dass Rociel bald aufwachen würde.
10.03.2004, 18:55 #224
Isabell
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[Q] Das Land Gorthar # 7 -
Ja, alles ist perfekt. Dein Opfer war nicht umsonst. Auch sie flüsterte, sie wusste gar nicht, warum sie das eigentlich tat, doch es war auf jeden Fall in Ordnung so. Es tat gut mit anzusehen, dass jetzt alles wieder seine geregelten Bahnen ging, alles nahm den Lauf der vorherbestimmt war. Kurzzeitig hatte sie gezweifelt, ob es wirklich richtig war, ob die ganzen Strapazen und Opfer nicht doch zu groß waren, aber das war nur für einen kurzen Moment so. Diese Aufgabe konnten sie getrost als abgehakt ansehen, nun kam es darauf an nach vorne zu blicken. Kurz griff sie nach seinen Armen, hielt sich an ihnen fest, wie an einem rettenden Seil. Eigentlich wollte sie nicht von hier weg, doch sie ahnte schon, dass es unvermeidbar war diese wunderschöne Lichtung zu verlassen. Sie hatten die paar Tage hier wundervolle Bedingungen gehabt, keine Feinde hatten sie hier aufgespürt, sie hatten eine frische Quelle, genügend Wild und einen perfekten Trainingsplatz. Sollte dies alles nur für die paar Tage sein? Warum konnten sie nicht länger hier bleiben? Die Antwort war ihr schon längst klar, aber die Frage kam immer wieder zurück und ließ sich nicht einfach verdrängen. Ich…ich bin froh. Ich…die letzten Wochen waren sehr anstrengend für uns gewesen. Wir waren in Gebieten, in die man normalerweise nicht freiwillig zieht. Wir haben das ein oder andere Mal dem Tod ein Schnippchen geschlagen. Dabei gab es immer wieder Situationen, an denen ich Zweifelte. Die ganze Zeit hat mich ziemlich zermürbt. Die Bedrohungen wollen einfach nicht abreißen, sie lassen uns nicht los. Aber wir dürfen nicht aufgeben. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir das durchstehen, du und ich. Weißt du Schwester, irgendwie erwische ich immer total die falschen Momente, um so was zu sagen. Ich, ich kannte dich noch nicht mal vor nicht allzu langer Zeit und die paar Mondjahre seit denen wir nun zusammen sind haben dies bezüglich einiges geändert. Gerade diese Aufgabe, diese Chance etwas Verrücktes zu machen und zu schaffen, sie hat mir neue Kraft gegeben. Und dafür bist du verantwortlich. Ich…ich liebe dich Isabell. Ich liebe dich Schwester.

In ihren Augen standen die Tränen, irgendwie so, warum auch immer. Warum war sie nur kurz davor zu weinen. Vielleicht, weil sie das alles gar nicht verdient hatte? Sie wusste nun selber nicht mehr, was sie sagen sollte, alles hätte er tun können. Meckern, Kritik üben, verärgert sein, aber warum das. Sie hatte es einfach nicht verdient, nicht so und überhaupt. Ich liebe dich auch, so sehr Rociel, so sehr. In diesem Moment mochte es abstrakt erscheinen, dass sie sich nicht küssten, aber sie blieben weiterhin so wie vorhin, aber ihre Hände, sie mochten sich küssen, hielten sie den Anderen doch fest und gaben ihm Kraft, halfen seiner Angst und gaben ihm Schutz. Ohne das alles wäre es gar nicht möglich, diesen ganzen Kampf zu überstehen, aber es war so einfach, so spielend leicht. Isabell wünschte, sie könnte mehr tun, mehr tun um Rociel ihre Liebe zu beweisen, aber das ging nicht. Sie hatte ihren Bruder nach all den Jahren gefunden und doch war es nie sicher, ob ihre Liebe überhaupt sein sollte. Denn sie durfte nicht sein und sie war alles andere als leicht zu verstehen. Aber im Moment war sie die glücklichste Sünderin der Welt. Mochte die Welt zusammenfallen, sollten Kriege ausbrechen, Völker sterben, sollten sie für immer fliehen, oder nur verachtet und verspottet werden. Es war so egal. In ihrer eigenen Liebe nährten sie sich von allem, brauchten nicht mal den Tod zu fürchten. Doch selbst dem Leben hatten sie jegliche Angst abgerungen.

Aber jetzt, jetzt lass uns gehen. Ich verspreche dir, irgendwann wird das alles ein Ende haben, wir werden stoppen und stehen bleiben. Nicht mehr weitergehen. Weißt du nicht mehr? Ich habe es dir schon einmal versprochen…Wir haben keine Zeit zu verlieren. Wir müssen noch so viel tun, noch so viel machen, die Welt liegt uns noch lange nicht zu Füßen. Komm schon du lahme Kröte, packen wir die Sachen, auf zur Bibliothek, haha.

So seltsam, so unlogisch. Wie er das nur machte, so fröhlich. Diese Fröhlichkeit war anziehend, ob sie wollte oder nicht, sie wurde davon geradezu angesteckt. Der Pessimismus, das schwere Herz, die Suche nach Worten, die nur annährend ihre Gefühle ausdrückten, das alles brauchten sie jetzt nicht mehr, denn sie hatten ihre Fröhlichkeit und ihre Ziele. Niemand sollte sie mehr aufhalten, denn sie liebten sich so sehr. Niemand würde es wagen, keiner getrauen. Aus ihrer kalten Mine wurde eine warme, lächelnde, während sie die Rüstung zu Hand nahm, sie vorsichtig nahm und straf um den Oberkörper schnallte. Wer ist hier eine lahme Kröte, sammle lieber die beiden Felle ein und komm, bis du da bist, bin ich schon zweimal da gewesen. Wieder ging ein Lachen durch die Lichtung und die Gesichter strahlten um die Wette. Es herrschte Aufbruchstimmung, die Reise zu neuen Ufern. Neue Herausforderungen mussten her. Die Bibliothek sollte gewiss nur ein Anfang sein.

R: Schwester?
I: Ja Bruder, was ist?
R: Ich wollte nur sagen, dass die Rüstung wirklich wunderschön aussieht. Du siehst klasse damit aus. So rein weiß, so zart und dünn und doch strahlt sie geradezu eine Macht aus. Und ich bin stolz, dass mein Blut dich jetzt mehr oder weniger beschützt.
I: Danke, es freut mich, dass sie dir gefällt. Nur blöd, dass wir beide wohl etwas schwarz-weiß rumlaufen. Ein wenig desillusioniert.
R: Na und wenn schon, schwarz und weiß passen doch prima.
I: Genau. Ähm…was machen wir denn mit den beiden Fellen?
R: Na ja, zum mitnehmen auf Dauer sind zu schwer und sie würden sich auch nicht lange so schön halten. Wie wäre es, wenn wir sie erst mal in der Bibliothek lassen?
I: Ja, warum nicht.
R: Gut, dann lass uns gehen, hast du alles?
I: Dein Messer, hier.
R: Ah ja, stimmt. Gut, sonst noch was vergessen? Die Fackel hab ich, meine Tasche, mein Schwert, die Holzschwerter.
I: Alle drei?
R: Ja alle drei. Hast du dein Schwert?
I: Klar, was denkst du denn?
R: Na wir sind ja auch Zwei, wieso sollten wir was vergessen haben, wenn hier nichts mehr liegt.
I: Stimmt, hihihi.
R: Na dann los. Wer als letzter bei der Bibliothek ist hat verloren.
I: Hey, ich will einen Vorsprung, du Unhold.
R: Vergiss es, ich muss mehr schleppen, hehehe.


Und so verließen sie wieder die Lichtung und tollten gemeinsam neckend durch den Wald, nur um nach einiger Zeit zum Waldgebiet der Bibliothek zu kommen. Dort hievten sie den schweren Bleideckel hoch und stiegen hinab in den Untergrund, wobei sie von zwei Wölfen als letztes gesehen und beobachtet wurden…
11.03.2004, 21:22 #225
Isabell
Beiträge: 307
[Q] Das Land Gorthar # 7 -
Es war finster, aber nicht mehr in ihrem Herzen. Nur ihre Augen sahen in wabernde Schwärze, das große Licht der Fackel unterstützte sie dabei nach ganzen Kräften. Die Wände waren alle glatt, einfacher Fels und dicke Spinnenweben sowie Generationen von Staubkulturen, das war es, was zu ihren Seiten zu sehen war. Der Boden war ebenfalls aus flachem Stein, gehauen aus einem riesigen Massiv. Die Kräfte, die dafür erforderlich waren, sie wollte es sich gar nicht vorstellen, aber es musste eine gewaltige Kraftanstrengung gewesen sein, denn anders wäre dies nicht machbar gewesen. Sie vertrieb sich die Zeit mit einem Lied aus Drakia, einem Lied des Windes. Summen konnte man es, aber auch Pfeifen. Es war kein schönes Lied, das hieß, der Inhalt war nicht schön, es erzählte vom Wind, der über ein einsames Fischerdorf wehte, in dem nur noch wenige Menschen lebten. Doch ihre Lieder waren selten schön, denn sie waren alle in einer Zeit entstanden, in der es ihr nicht sonderlich gut ging. Dennoch fanden sie immer Zuhörer, wenn sie die Harfe anklingen würde, die immer in ihrem Rucksack verweilte, seit sie Rociel auf dem Gipfel des Schicksalsberges auf mysteriöse Art und Weise wieder entdeckt hatte. Die Harfe, ein Instrument der Seraphim. Sie konnte traurig klingen, sie konnte fröhlich klingen, sie konnte unendlich langsam klingen, sie konnte schnell wie der Wind singen.

Weiter summte sie das Lied des einsamen Windes über Drakia, während Rociel weiter zielstrebig zu dem Ziel ihrer Reise, der richtigen, kleinen Bibliothek steuerte. Sie folgte ihm auf gleicher Höhe und sah so fast zeitgleich mit ihm, wie sie das Ende dieser verzweigten Gänge erreichten. Die große, marmorne Halle tat sich auf, bot sogar etwas mehr Licht als die Dunkelheit in den Gängen. Den Anblick, den sie letztes Mal hier hatte, denn würde sie wohl nie mehr vergessen. Es war sicher eine unglaubliche Überwindung für ihren Bruder, ihr das alles zu offenbaren, denn es war ja doch ein Geheimnis von höchster Güte, zwar war es nur ein kleines Zeichen, denn eigentlich sollte dies ja selbstverständlich sein, wenn man sich liebte, doch diese Selbstverständlichkeit, die herrschte leider nur in wenigen Köpfen vor. Es war doch sehr schmeichelnd. Doch zurück zu der Halle, ihre große Masse, ihre riesige Größe und ihre fanatischen Säulen prägten den Anblick, zu Beginn ihres Weges, viel mehr ihres Ganges war der Marmor noch sauber, er blitzte und bleckte sogar richtig, doch mit der Zeit wurde er immer staubiger und dreckiger. Bald schon kamen die ersten Fetzen von Rüstungen, Waffen und Schilden in ihren Blick, später dann auch die Knochen und Kadaver von Menschen. Sie sah das ja erst zum zweiten Male, doch ihr Bruder musste es schon viel öfter gesehen haben. Es war nicht mehr allzu schlimm diese Toten zu sehen, denn das konnte man auf Schlachtfeldern, gar Friedhöfen jeden Tag tun, doch der Gedanke, wie die Toten gestorben waren, das war interessant und sicher nicht sehr schön.

Ihre Blicke trafen sich erst, als sie schon den Anblick der Toten abgelegt hatten. Die ganze Zeit mussten die Blicke an sich vorbeigewandert sein. Der Boden bot eben doch weniger Gräuel als der Blick in Ecken, in denen Skelette vor sich hin moderten und verfaultes Fleisch noch am verwesen war. Der Anblick ließ sie eigentlich kalt, doch man versuchte ihn trotzdem zu vermeiden. Es musste nicht sein, dass sie auch noch Anteil am Tod der Schlummernden hatten, das ging sie nichts an. Zum Beginn der elendslangen Treppe mit ihren wenigen Stufen aber dem Zauber, der sie dreimal so lang wirken ließ, stoppten sie dann. Wir nehmen wieder den Trank denke ich, jeder die Hälfte, in Ordnung? Isabell nickte zustimmend, ihr Bruder nahm eine kleine Ampulle aus seinem Beutel. Er öffnete den Pfropfen und schüttelte die Ampulle leicht, etwas Dampf entwich schaurig, doch das hinderte ihn nicht die Hälfte des Inhaltes in sich hinein zu kippen. Danach war sie an der Reihe und tat es ihm nach. Der Trank schmeckte nach nichts, ganz leicht bitterlich vielleicht, doch das konnte man so genau nicht sagen. Die Wirkung war dafür enorm. Heute rannten sie nicht, um die volle Macht des Trankes zu entfalten, sondern gingen ganz gepflegt die Stufen hinauf. Normalerweise hätte sie das sehr viel Kraft gekostet und die Anstrengung wäre enorm gewesen, doch mit Hilfe des Trankes bewegten sie sich ganz normal und konnten die Treppe schneller als gewohnt nehmen.

Die nächste Station war ebenfalls ein guter Bekannter, doch für die junge Frau war es immer noch ein Respekt einflössender Anblick und die beiden Skelette, die in voller Kampfmontur mit dem Zweihänder auf dem Rücken regungslos dastanden, auch sie waren alles andere als beruhigend. Es war keine Angst, es war wirklich nur ein Gefühl von Respekt. Respekt vor diesem Zauber, dieser Mechanik oder einfach nur dieser Art von Kunst so ein Meisterwerk zu vollenden, zu erschaffen. Als sie sich einem bestimmten Punkt näherten, hörten sie die Stimme der Statue in ihren Köpfen, die wieder nach dem Grund ihres Kommens fragte. Wer wagt es in die heiligen Hallen der Bibliothek zu treten? Sie hatte große Achtung vor dieser Stimme und wollte auch keinen Ärger mit ihr, doch zum Glück war es nur noch eine Art Routinevorgang, nichts mehr wovor man sich fürchten müsste. Lässig und ein wenig gelangweilt, was aber sicherlich daran lag, dass Rociel schon ein paar Mal gegähnt hatte, antwortete er der Statue dann mit kräftiger Stimme. Ich bin der Träger des Amulettes des Wissens, lasst uns passieren. Eine kurze Bestätigung noch, dann bewegten sich die Wächterskelette, aber nicht um sie anzugreifen, sondern nur um Platz zu machen, wie schon so oft und doch war es immer wieder spektakulär, wenn sich diese Knochenmänner bewegten.
Nun endlich war der Weg frei zur Bibliothek. Sie gingen über die steinerne Brücke und öffneten dann vorsichtig die hölzerne, stabile und massive Holztür.

Drinnen dauerte es nicht lange, bis sich ein wohliges Gefühl bei ihnen breit machte, denn die Kaminfeuer brannten und der Teppich tat sein weiteres, doch nicht lange blieben sie allein. Der alte Priester Tolban, den Rociel so schätzte, kam ihnen schnell entgegen. Er lächelte zwar, sprach aber ernst. Es freut mich euch gesund und munter zu sehen. Doch ihr werdet eure Kräfte brauchen, legt euch sofort hin, wir sprechen morgen.

Und das taten sie auch. Wieder mussten sie sich ein engstes Bett teilen, doch im Gegensatz zu anderen hatten sie damit kein Problem, im Gegenteil, so blieb es wenigstens schön warm. Ein Kuss sollte diesen Tag versiegeln und beenden, war er doch ruhig und friedlich verlaufen.

Wer träumt, dem wachsen Flügel.
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