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05.04.2004, 12:49 | #276 | ||||||||
Isabell Beiträge: 307 |
[GM] Das dritte Amulett -
Die junge Frau hatte dem Skelett den Kopf abgeschlagen, nachdem sie vorher den Feind entwaffnet und verletzt hatten. Wenn es ein Mensch gewesen wäre…aber so, ein Skelett. Dieses Skelett war anders, nicht mit normalen Skeletten zu vergleichen. Es war nicht nur viel stärker als alle anderen und besaß eindeutig ein Gehirn, etwas, was ihn denken ließ, es hatte auch durchaus einen mysteriösen Anstrich, eine Aura, die jeden darin fesselte und ihn langsam auffraß. Wie ein großer Schatten, der sich auf ihre Herzen legen wollte, sie verschlingen wollte und dann langsam aber sicher vernichten. Wer weiß, was Skelldon mit ihnen vorgehabt hatte, welche Pläne er ausgetüftelt hatte. Vielleicht eine Folter, vielleicht auch eine Wiedererweckung ihrer toten Körper? Isabell wollte eigentlich darüber nicht mehr nachdenken, nicht mehr jetzt, aber es war immer noch alles so nah und wirklich. Die Realität war immer noch zu spüren, sie befanden sich noch immer inmitten dieses Albtraumes. Sie hatte mit ihren schmerzenden Augen den Saal durchfahren, noch einmal alles angesehen, ob es nicht doch noch etwas gab, was sie übersehen hatten. Dabei spürte sie das endgültige Ende in ihrem Körper, wie sich auch die letzte Pore weitete und der letzte Muskel zuckte. In ihrem Magen drehte sich alles und ihr wurde speiübel, aber selbst dafür hatte sie nichts mehr übrig, es war alles aufgebraucht. Ihr Mund war trockener als es jede Wüste, jedes Ödland sein konnte, voller Staubpartikel und ohne Wasser. Auf einmal spürte sie auch die zittrigen Knie, hielten auch sie den Druck nicht mehr aus und fielen hin. Zum Glück lag noch Teppich hier unten, sonst hätte es wohl einige Schürfwunden gegeben, oder zumindest eine aufgerissene Hose, aber so ging alles gut, mal ganz davon abgesehen, dass sie nicht mehr aufrecht stehen konnte. Mit den Händen kroch sie dann auf allen Vieren, wie ein Tier, zu ihrem Bruder, der nicht weit entfernt lag. Ein abschweifender Blick ging zu seiner Rüstung, besonders allerdings zu Rexx, dessen Augen rot glühten und der scheinbar zu atmen schien. Dieser Schädel, der genauso aussah wie diese, die sie bis eben bekämpft hatten. Es war seltsam, dass ausgerechnet er nun da war und in ihr Blickfeld geriet. Ihre Wimpern waren genauso verklebt wie der Rest ihres Körpers und so bedurfte es zweimaliges Augenschließen, bis sie wieder bei Rociel angekommen war. Es war alles so langsam, die Zeit schien an ihnen vorbeizulaufen und sie um Jahrtausende altern zu lassen, doch Zeit war sowieso unwichtig. Für sie war Zeit nicht mehr wichtig, nicht mehr…jetzt. Sie konnte ihren Bruder sehen, aber er sah sie nicht, scheinbar ging es ihm noch schlechter als ihr selbst. Er atmete sehr schnell, allerdings sehr ruhig, ohne zu keuchen, aber trotzdem bebte sein Brustkorb auf und ab. Als sie ihn endlich erreicht hatte, versuchte sie sein Gesicht zu sehen, doch es lag hinter seiner Schulter verborgen. Sie gab es auf, es krampfhaft zu versuchen und lächelte. Sie hatten es geschafft, es gab keinen Grund mehr irgendetwas schnell erreichen zu wollen. Sie mussten nichts erreichen, wenn sie nicht wollten. Es war jetzt vorbei, kein Stress mehr, keine Hektik. Vorsichtig und ein wenig ratlos legte sie ihren Kopf auf die Brust ihres Bruders, sie wollte bei ihm sein, nah an seinem Herzen und spüren, was auch er spürte. Irgendetwas war da, was sich durch ihre Adern bewegte. Sie hatte schon gespürt, wie ihr Blut in Wallung geraten war, kurz nachdem sie ihn gewarnt hatte, als Skelldon zu einem seiner riesigen Läufe ausholte. Irgendetwas war da passiert und genau so was passierte jetzt auch, aber irgendwie anders. Es war eine Ausschüttung von Glücksgefühlen, obwohl ihre Körper physisch an ihrem Ende angelangt waren. Das einzige was passierte war die Ausschüttung von Glück. Keines, dass sie hatten, obwohl das sicher auch eine Rolle spielte, aber es war viel mehr ein zufriedenes Gefühl, dass durch den Körper ging. Etwas erreicht zu haben, ein Ziel geschafft. Dabei war es mehr als ein Ziel, es war ein Krieg, den sie gewonnen hatten und doch war es nur eine einzige Schlacht, die Schlacht eines großen Krieges, der noch gar nicht tobte, dessen Flammen noch nicht mal loderten, der aber gigantische Ausmaße erreichen würde. Doch im Moment waren Gedanken an die Zukunft tabu. Es zählte nur das Hier und Jetzt, die Gegenwart. Sie hörte den aufgeregten Herzschlag, mitten auf seiner Brust, wie es immer noch laut pochte, wie es nicht aufhören wollte, nicht langsamer wurde. So lagen sie da, ihr Haar hing weit über seinem Körper und obwohl es so dreckig und hässlich war, spürte sie seine Finger dazwischen. Sie sah nun auch nichts mehr von ihm, nur noch der Fackelgang, der ebenfalls übel aussah war in ihrem Blickfeld, obwohl sie so nahe waren, wieder vereint, Körper an Körper, konnten ihre Augen nicht sehen. Aber was nützten schon Augen, denn sie sahen öfter mit dem Herzen, als das andere Menschen taten. Menschen…sie hatte es immer noch nicht aufgegeben daran zu glauben, an Menschen… Die Erholung lief nur schleppend voran, mal konnte sie schmerzfrei daliegen, dann meldete sich wieder irgendein Bereich ihres Körpers und sendete über die Nerven unzählige Schmerzimpulse, die sie aber gar nicht mehr zucken ließ. Auch ihr Herz- und Pulsschlag war enorm hoch gewesen, doch nach zehn Minuten regungslosen Liegens und regelmäßigem atmen, wurde auch er drastisch niedriger, genau wie bei Rociel, der langsam aber sicher wieder normal schlug. Ihre Knochen und ihr Gewebe erholte sich scheinbar schneller als erwartet, eine Lähmung blieb zum Glück aus, doch geschunden waren sie trotzdem, immer noch nicht voll fähig sich zu bewegen. Aber eines hatten die Schmerzen verschont, eines war den Anstrengungen entkommen. Ihre Stimmbänder. Sie konnten noch reden, trotz des staubtrockenen Mundes. I: Wir haben es geschafft. R: Ja… I: Haben unser Ziel erfüllt. R: Aye… I: Hast du Schmerzen? R: Ja… I: Ich auch… R: Wir müssen…hier weg. I: Wieso? R: Es ist…unsicher…hier…..unten. I: Was ist mit deiner Stimme? R: Wasser…brauche… Wasser I: Warte hier, ich hole dir etwas… Isabell versuchte sich schnell wieder aufzurichten, doch das war keine so gute Idee, denn für einen Moment war ihr Körper wieder schmerzfrei, aber nach dem Aufrichten zuckte ein Schmerzimpuls durch ihr Rückgrat. Das hatte erst mal ganz schöne Schmerzen verursacht, aber anscheinend war ihrem Körper das egal, denn er machte trotzdem weiter. Sie fühlte sich wie nach einer jahrelangen Folterung, so verdammt kaputt schien da alles im Inneren zu sein, aber es würde bestimmt bald besser werden. Wenigstens brauchte sie nicht mehr kriechen, sie stand zuallererst einmal nur auf und versuchte sich auf zwei Beinen zu halten. Das klappte schon ganz gut und von diesem "Erfolg" angespornt, machte sie ganz vorsichtig einen Schritt nach dem anderen, bis sie sich sicher war, wieder normal laufen zu können. Sie wusste noch ungefähr, wo ihre Rucksäcke lagen, irgendwo am Eingang des Tores, da hatten sie sie abgelegt und das war auch ihr großes Glück, denn mit dem immer noch recht schweren Gepäck, hätten sie es wohl kaum geschafft nur ein einziges Skelett zu bezwingen. Als sie dann endlich die beiden guten Stücke fand, war sie erleichtert und nahm sofort aus Rociels Beutel einen großen Wasserkrug heraus, während sie sich davor bückte. Sie spürte, dass der Rucksack ungewöhnlich nass war und das hatte auch einen guten Grund. Fast alle Krüge waren zerdeppert, kaputt gegangen, der Grund war auch daneben, ein paar Knochen eines Skelettes, einer der Vier…sie hielt in ihrer Hand einen von zwei noch intakten Krügen, aber das würde ausreichen, mehr brauchten sie auch nicht. Erst mal trank sie selber einen großen Schluck, trank sich so den Staub vom Mund, benetzte ihre taube Zunge wieder mit frischem, lebendem Wasser und sofort wurde ihr Mund wieder aktiver und sorgte auch für Speichelausschüttung. Auch ihr Rachen war staubtrocken gewesen, doch auch dieses Problem löste sich nun auf. Sie füllte noch schnell genügend Wasser in den Krug, den sie am Gürtel mit sich führte, dann nahm sie den Rest mit, zusätzlich noch den Rucksack von ihr selber. Dort waren immer noch einige Pfund Lebensmittel drin, ein wenig Essen würde ihnen gut tun. Es war schon etwas schwieriger mit den Gewichten zu gehen, aber sie kam immer besser damit zurecht und ihre Muskeln waren gar nicht mehr so träge wie zuvor. Das Wasser wirkte anscheinend Wunder. Als sie wieder bei ihrem Bruder war, sorgte sie dafür, dass er schnell an sein Wasser kam, sie half ihm den Oberkörper aufzurichten und hielt vorsichtig seinen Hinterkopf, während er das Wasser trank. Ahhhh, das tut gut. Wasser…ich glaube, es geht langsam wieder. Das zu hören war natürlich Balsam in ihren Ohren und langsam aber sicher machte er sich dran wieder aufzustehen. Sie half ihm noch so gut es ging, solange, bis er wieder sicheren Halt unter den zwei Füßen hatte, dann aber ließ sie ihn los und durchwühlte den Rucksack nach etwas Essbarem. Ein wenig trockenes Brot hatten sie noch, die Wurst sah schon ziemlich schlecht aus und auch der Käse machte keinen guten Eindruck. So begnügte sie sich mit dem Stück Brot und aß es in Kombination mit dem Wasser, dass die harte Kruste aufweichte. R: Tut mir leid. I: Was denn? R: Alles. I: Hm. Schon in Ordnung, es brauch dir nicht Leid tun. R: Nein? I: Nein! R: Das ist schön… Ah, man tut das wieder gut. Einfach nur dastehen und abwarten, irgendwo hinschauen und atmen. Keine Kämpfe mehr und keine Angst vor irgendwelchen Fallen. Für einen Moment dachte ich, ich müsste sterben. Aber nicht im Kampf, nein, nein, ich meine in dem Moment, wo ich meinen Körper nicht mehr gespürt habe. Da war ich komplett taub und habe schwarz vor Augen gesehen. Ein unbeschreibliches Gefühl, kein Schmerz, sondern nur noch Wärme. Es war so schön warm, als ob ich in einer heißen Quelle sitzen würde. Aber dann, dann habe ich doch gesagt, dass ich nicht sterben will und auf einmal hatte ich wieder diese Schmerzen, die durch mich zuckten. Ich spüre das immer noch. Es fühlt sich auch noch alles so weich und aufgeschwollen an. Aber das wird sich sicher legen. I: Was meintest du denn vorhin, dass wir weg müssen? R: Ja, wir müssen sofort aufbrechen. In ein paar Minuten, spätestens in einer halben Stunde. I: So schnell, aber du… R: Mir geht es gut und ich habe noch einen kleinen Trumpf in der Hinterhand. Ich habe immer noch etwas da, nie sollte man alle Karten auf den Tisch legen. I: Du sprichst in Rätseln Bruder. R: Ja ich weiß, ich bin noch ein wenig verwirrt. Aber ich besitze noch eine Flasche von dem Geschwindigkeitstrank. Eigentlich sollte er ja dazu dienen, dass wir nicht diese riesige, verfluchte Treppe hoch müssen, aber nun werden wir ihn jetzt trinken. Ich denke, er wird unsere Beine auch in dem Zustand noch schneller machen. I: Und warum? R: Nun, wir sind hier auf Zopar, einer Schale der Hölle, nicht wahr? I: Ja…wenn es denn wahr ist. R: Das wird es sein. Nun, diese Welt hier untersteht Beliar und da draußen vor den Toren warten tausende Untote und sie alle haben den gleichen Befehl wie zuvor, töten. Außerdem wurde der Fall von Skelldon sicher schon bemerkt, irgendwer wird seinen Platz einnehmen. Wir müssen hier raus und zwar schnellstens. Erst wenn wir wieder in unserer Welt sind, ist es vorbei. Wenn wir zögern könnte alles umsonst gewesen sein. I: Du hast mich überzeugt Bruderherz, dann werden wir in ein paar Minuten aufbrechen. R: Ja, ein paar Minuten haben wir sicher noch. Ich möchte mir das alles noch einmal anschauen, ein paar Erinnerungen hegen und pflegen, außerdem muss ich noch etwas machen. I: Hast du denn schon wieder gar keinen Hunger? R: Doch… I: Hier, nimm wenigstens einen Apfel. R: Danke Isabell. Sie warf ihm den Apfel zu und gemeinsam lächelten sie sich dann kurz an, oder galt das Lächeln eher dem Apfel? Wie auch immer, sie nahm sich jetzt auch einen, von denen hatten sie ja noch eine ganze Menge…ein wenig wollte sie noch essen, ein bisschen noch auf dem Boden sitzen bleiben, aber es stimmte schon, sie mussten hier weg und das so schnell wie möglich. Je eher sie den Frühling begrüßen konnte, desto besser. Außerdem waren diese kalten, luftlosen Hallen ein Gräuel für sie. Sie hatten lange genug die Dunkelheit und die Fackellichter gesehen, es war wahrlich genug… |
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05.04.2004, 18:32 | #277 | ||||||||
Isabell Beiträge: 307 |
[GM] Das dritte Amulett -
Sie haben es geschafft? T: Ja, sie haben es geschafft Es war anzunehmen… T: Aber keine Selbstverständlichkeit. Ihre Leistung war großartig. Großartig? Tarugie, du weißt genau, wer die beiden sind? In ihnen schlummert eine solche Macht, früher hätten sie darüber gelacht. T: Muss ich dich wieder daran erinnern, Pator, dass früher, früher war und heute nun mal heute ist. Das spielt keine Rolle. Jedenfalls müssen wir langsam aber sicher damit rechnen, dass sie eine Gefahr werden. T: Nicht bei Drei, ab Fünf vielleicht. Ab Fünf? Ab Fünf könnte einer von ihnen diese Stadt, wie heißt sie doch gleich? Khorinis, genau Khorinis innerhalb von ein paar Stunden dem Erdboden gleichmachen. Das ist nicht mehr akzeptabel. T: So was wird sowieso nie geschehen. Was sagt der Vater eigentlich? T: Gar nichts sagt er, der Minister meint nur, er würde zurzeit schweigen und sich auf den Krieg vorbereiten. Das ist gut. Ich werde mich inzwischen darum kümmern, dass Tolban neue Instruktionen erhält. T: Mach das Pator…ach warte mal. Was denn noch? T: Pass auf dich auf, mir scheint, in letzter Zeit stimmt hier oben etwas nicht. Hm? Darüber reden wir noch, aber jetzt muss ich los. Und so nimmt der Lauf der Geschichte einen weiteren Gang, das Buch der Bücher wird auf der nächsten Seite aufgeschlagen, nur von was wird es demnächst erzählen? Die Bestimmung tritt ein, so wie vorhergesehen, nichts hat sich geändert. Das Schicksal jedoch kennt niemand, denn auch die Zukunft kann man verändern. Mit dem Sieg über den untoten Herrscher Skelldon, haben die Geschwister das dritte ihrer sieben Amulette geholt, doch war es nicht mehr wie ein kleiner Schlag. Das Beliar darin verwickelt wurde war reiner Zufall, denn der nächste könnte schon Adanos selbst sein. Die Amulette machten keinen Unterschied, zwischen Gut und Böse, sie dienten ihren Trägern treu. Dieses Amulett, das dritte im Bunde der SIEBEN, es leitet den endgültigen Krieg erst ein. Mit dem Amulett beginnen die verschiedensten Parteien erst sich zu mobilisieren, eine Neuordnung kommt immer näher und die Himmelsgestirne rücken enger zusammen. Die drei großen Götter spüren es, die Zahl Drei bedeutete immer Unheil. Die Macht der sterblichen Dämonenkinder wächst mit jedem Tag an, ihre menschlichen Seiten verlieren an Bestand und auch die Dämonen fürchten um ihren Blutanteil. Immer stärker prägt sich ein dritter Teil in ihnen aus, ein geheimes Element… Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis die Chaoskriege beginnen, eine Zeit des Friedens… ............. |
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06.04.2004, 12:29 | #278 | ||||||||
Isabell Beiträge: 307 |
[Q] Das Land Gorthar # 7 -
Dieser Schelm, ganz bestimmt wollte er jetzt nicht hier sein, doch sie nahm es mit Humor, dass sie immer noch nicht aus ihrem Martyrium erlöst wurden. Es war eben nicht ganz so einfach, wenn man in fremden Gängen umherwuselte, doch das sollte sie nicht hindern auch noch diese Hürde zu nehmen. Nachdem sich das Gitter gelöst hatte, bzw. zerbrochen war, tauchten sie in einen schwach beleuchteten Raum ein. Ein paar Fässer standen hier und es gab keine Wache, weit und breit war keine zu sehen und das war gut so. Neugierig dem Geruch folgend, öffnete Isabell den Deckel eines der Fässer und musste feststellen, dass sie voller bestem Quellwasser war. Sie nahm einen großen Schluck daraus und füllte ihren Krug noch einmal bis zum Anschlag auf, auch Rociel ließ sich dieses Angebot nicht entgehen. Sie öffneten noch ein paar weitere Fässer, doch außer Wasser war nichts mehr zu finden. Doch es war schon mal schön, wenn man sich an den Vorräten des Herzogs bedienen konnte. Es war zwar nicht der König, aber immerhin. Was wohl der Herzog selbst dazu gesagt hätte? Wahrscheinlich wäre es ihm nicht so recht gewesen, aber man konnte es ja nie allen Recht machen. Sie sahen sich wieder um und konnten den weiteren Verlauf sehen. Es war nicht schön, schon wieder unter der Erde, oder zumindest weg von der Sonne zu sein, schon wieder durch dunkle Gänge zu laufen, die durch Fackeln beleuchtet wurden und dieses eingesperrte Gefühl wahrzunehmen, aber das Gefühl in dem Schloss von Gorthar zu sein, dort wo Menschen lebten, das war sehr beruhigend. Isabell ging voraus, noch ließen sie ihre Fackel unangezündet, wollten schließlich kein Aufsehen erregen, huschten deshalb in der Dunkelheit umher. Ihr Bruder immer dicht hinter ihr, während sie bemüht waren leise voranzukommen. Es war klar, dass sie nach oben mussten, deswegen galt ihre Aufmerksamkeit besonders den Treppen. Doch zunächst führten zwei Gänge weiter durch die Anlage. Einer führte zu einem weiteren Raum mit Fässern, der andere lag seitlich von den beiden und schien der richtige zu sein. Erst am Ende war wieder eine Fackel angebracht und so mussten sie ein langes Stück absoluter Dunkelheit zurücklegen. Wenn jemand von hier Wasser holte, dann würde er es wohl mit einem Fackelträger tun. Der Gang war allerdings breit genug, um ein Fass zu rollen. Der Boden bestand aus kleinen Steinen, alle gut zurecht geschlagen und gemeißelt, ehe sie in den Boden eingesetzt wurden. Kleine, rote Ziegel aus Lehm vielleicht. Es war ein Albtraum für ihre Stiefel, die so einen Krach verursachten, wenn sie auftraten, doch jetzt hörte man nichts mehr von ihnen, denn sie setzten ihren Weg so gut es ging lautlos fort. Sie waren zwar langsam, aber dafür von keinem Augen- und Ohrenpaar wahrzunehmen. Sinneslos-wahrnehmungslos. |
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07.04.2004, 00:08 | #279 | ||||||||
Isabell Beiträge: 307 |
[Q] Das Land Gorthar # 7 -
Wie ein lautloses Raubtier, beispielsweise ein Wolf, schlichen sie dich den Gang entlang. Gut, manchmal stolperte ihr Bruder über das ein oder andere Steinchen, aber deswegen wurden sie nicht unbedingt lauter. Oder aber ein Falke, der lautlos durch die Lüfte segelte und dann im Sturzflug auf seine Opfer niederging. Erst als es zu spät war, spürten sie den Luftzug und dann schnappte das Maul zu. Sie wollten zwar nicht unbedingt wie der Wolf, oder der Flake ein Beutetier fangen, aber dennoch waren ihre Situationen vergleichbar. Noch wurden sie zwar nicht gejagt, aber das konnte schon bald anders sein. Nur meistens gab es für die Gejagten kein Entkommen, die Jäger setzten auch nach einer ersten, misslungenen Attacke gierig nach und deswegen durfte es einfach zu keiner ersten Attacke kommen. Isabell war sehr darauf bemüht, lautlos zu sein, vor allem aber nutzen sie die Schatten, um sich perfekt zu tarnen, schließlich konnte immer mal wieder etwas Unvorhergesehenes passieren. Z.B. konnte ein Soldat des Herzogs hier runter kommen, wahrscheinlich wären es dann mehrere gewesen. Dann wären sie in der Dunkelheit sicher gewesen und hätten entsprechend reagieren können, doch wären sie einfach nur drauf los gelaufen, dann wäre es zu einem Problem geworden. Der Gang, der sie nun schon eine ganze Weile begleitet hatte, hatte also eine Biegung gemacht und noch mal in einen ähnlichen Gang geführt. Doch nichts war hier an diesen Gängen komplett ähnlich. Die Mauern waren etwas anders, es gab andere Risse und andere Formen und wie zufällig sah sie mit ihrem messerscharfen Augen einen Knochen in einer Ecke liegen. Es war dieses Mal aber kein menschliches Skelett oder ein Knochen eines Menschen, sondern nur der Oberschenkel eines Scavengers, zumindest ein Teil davon. Diese Knochen hatten eine besondere, fast schon gebogene Form, deswegen konnte man das gut erkennen. Solche kleinen Details hätten sie in Zopar oder auch in der Kanalisation kaum gefunden, vor allem drehte sich hier nicht alles um den Tod, denn man war verständlicherweise in einem menschlichen Palast darauf bemüht, dass es nach etwas aussah. Irgendwie ähnelten sich die Geschmäcker ja doch, fiel ihr auf… Doch viel wichtiger war, dass auch dieser zweite Gang einmal endete und zwar ziemlich abrupt. Ein Schatten wurde von der Fackel wiedergegeben, doch er bewegte sich nicht, das war das Problem, denn der Schatten ähnelte einem Menschen. Sofort, als sie dies gesehen hatte, war sie stehen geblieben und mit ihr Rociel. Jetzt müssen wir total ruhig sein, ganz ruhig!, hatte sie ihm noch zugeflüstert. Ein falscher Ton konnte alles zunichte machen. Denn das Licht der bescheuerten Fackel hatte sie sichtbar gemacht, nur noch wenig Schatten und schon gar keine Dunkelheit gab es mehr. Dafür wurde um die Ecke dieser Schatten geworfen und nur noch eine neunzig Grad Ecke trennte die beiden voneinander. Nun machte es sich bezahlt, dass sie vorsichtig waren. Bald schon lugte ein weiblicher Kopf um die Ecke, nur ganz kurz und in derselben Sekunde, war er schon wieder weg, doch er hatte genug gesehen. Ein Mann, eine Wache, sie steht direkt vor dem einzigen Zugang und rührt sich nicht, ihr Blick geht von uns weg. |
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07.04.2004, 22:45 | #280 | ||||||||
Isabell Beiträge: 307 |
[Q] Das Land Gorthar # 7 -
Isabell war ein wenig nervös, war die Situation doch gar nicht so locker, wie sie zuerst schien. Es war zwar nur eine Wache und dazu auch noch ein Mensch, was ja nicht unbedingt etwas heißen musste, aber durchaus schon einiges verriet, aber auch dieser konnte ihnen mit seiner Waffe gefährlich werden. Außerdem wäre es fatal gewesen, wenn sie entdeckt worden wären. Jetzt aber machte sie zwei Schritte nach vorne und kam zu ihrem Bruder. Sie waren jetzt in absolute Dunkelheit gehaucht, was sehr gut war, zumindest für den Anfang. Doch warum hatte er das getan? Warum die Fackel weggeschmissen. Sie brannte ja immer noch, hatte immer noch einen hohen Lichtstreufaktor. Nur würde die Wache es sofort bemerken, dass die Fackel weg war. Aber wie würde sie reagieren, es hätte auch sein können, dass sie sofort Alarm meldete und dann hatten sie ein Problem. Sie mussten abwarten. Die kräftigen Schritte kamen zurück, das plätschernde Geräusch des Wasserlassens war verklungen, der Mann näherte sich ihnen wieder. Was ist das denn… Die Worte der Wache klangen überrascht, aufgeregt und ein wenig perplex, doch ihre Schritte wurden schneller und auf einmal trat sie wieder in den Eingang des Ganges. Isabell konnte die Augen des Mannes spiegeln sehen und versuchte nicht mehr hinzusehen, damit ja kein Spiegelglanz von ihren Pupillen sie verriet. Sie presste sich jetzt an die Wand, versuchte den Atem anzuhalten, nur noch selten Luft zu holen und dann durch den Mund und nicht durch die Nase. Wo ist denn auf einmal die Fackel hin…? Was ist hier los. Der Mann kam näher, näher zu ihnen und sie konnten jetzt nichts mehr tun, konnten die Beine nicht enger ziehen, konnten nicht nach ihren Waffen greifen. Jede Bewegung hätte sie verraten können, denn ein geringes Restlicht drang noch aus dem Raum, der vor ihnen lag und hätte sie verraten. Dennoch waren sie eingehüllt in das schwärzeste Schwarz, das es gab und konnten nur hoffen, dass die Wache nicht aus reinem Zufall sie entdeckte. Sie kam immer näher, plötzlich stand sie nur noch einen Meter von ihnen und machte einen weiteren Schritt nach vorne. Sie hatten riesiges Glück, denn zwischen ihrem linken Bein und Rociels Rechten schlug einer der Füße auf. Dann spürte sie den Atem der Wache und konnte sogar die Farbe der Rüstung sehen, so nah war sie, nur einen Fingerbreit entfernt. Die Wache holte mit ihrer Hand aus, doch sie griff nicht nach den beiden Gestalten, unter ihr, sondern nach dem Platz, wo bis eben noch die Fackel stand. Tatsächlich, weg. Dann drehte sie sich um und klatschte sich an den Kopf. Das klatschende Geräusch im Gesicht war deutlich zu hören, man konnte sogar die Fettzellen raus hören, doch schon wieder sprach die Wache zu sich selbst. Ha, da ist sie ja. Liegt da vorne und brennt wie ne Eins. Verdammt, wie ist die dahin gekommen? Na egal, wird schon alles seine Ordnung haben, wenn ich das der Ablösung erzähle, die lacht sich tot, wo Adrian doch immer an Spione und Diebe glaubt, hihihi. |
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08.04.2004, 22:01 | #281 | ||||||||
Isabell Beiträge: 307 |
[Q] Das Land Gorthar # 7 -
Sie wartete geduldig auf ihren Bruder, sah ihm deutlich an, dass es langsam genug war, er Schlaf brauchte. Auch für sie wäre ein bisschen Schlaf angebracht gewesen, doch sie ließ sich das nicht anmerken. Isabell musste aufmerksam bleiben, die Konzentration hielt sie wach. Diese eine Wache, das konnte noch nicht alles gewesen sein, ganz bestimmt nicht. Wahrscheinlich würde die Präsenz der Wachen größer, je weiter sie nach oben kamen. Dabei wollten sie doch eigentlich nur hier raus und gar nicht mal hier sein. Doch das interessierte eine Schlosswache ganz bestimmt nicht und deshalb blieb es bei ihrem geheimnisvollen Kurs. Als ihr Bruder wieder in Ordnung war, huschte Isabell aus dem dunklen Versteck heraus und direkt zu ein paar Säulen hin. Es waren keine klassischen Säulen, nicht so, wie sie es aus Zopar noch kannten, wo die runden Marmormonumente wie riesige Giganten wirkten, die bis in den Himmel reichten, doch wahrscheinlich gab es in Zopar gar keinen Himmel und würde es nie geben. Es waren eben quadratische Säulen und sie hatten auch nicht den Sinn einer Verschönerung, sondern hatten wohl eher praktischen Nutzen. Hinter einer von ihnen war nun ein weiblicher Körper versteckt, der sich perfekt mit der Dunkelheit verbinden konnte, der aber noch viel besser lautlos sich bewegte. Von einem zum anderen schlich sie sich voran und Rociel war stets dahinter. Mitten in einer weiteren Bewegung hörte sie auf einmal Stimmen, Stimmen, die aus einem Gang kamen, auf den sie zugingen. Ein weiteres Mal suchten sie ihr Heil in der Dunkelheit und pressten ihre Körper an kalte Steine, die so kalt waren, als ob es draußen schneien würde. Kalte Wände und Steine, die doch so leise waren und keinen Ton von sich gaben, kalte Steine, die ihnen ihren Außenleib zu Verfügung stellten, damit sie ihren Feinden entkommen konnten, ungesehen blieben, wie Schatten sich verhielten. Die Stimmte, sie verstummte, doch das Geräusch blieb. Erneutes Stiefeltrampeln und ein pfeifender Ton kamen erneut eine Treppe herunter, während sie ausharrten und wieder die Luft anhielten. Isabell linste um die Säule, eine Haarsträhne fiel ihr dabei um die Säule, doch das machte nichts, ihr Gesicht fiel schließlich auch. Mit nur einer Hälfte des Antlitzes und nur einem Auge sah sie den Schatten, der vor dem eigentlichen Körper wanderte. Das Pfeifen war nicht verstummt, wurde nun nur noch lauter, als die Treppe hinter sich gelassen wurde und die Stiefel nun einen klaren Ton von sich gaben, direkt zwischen den Säulen links und rechts umherwanderten. Das musste die Ablösung sein, von der die erste Wache ganz unten gesprochen hatte. Ihr größter Feind war das Licht und genau dieses brachte der pfeifende Mann mit, in Form einer kleinen Fackel leuchtete er links und rechts, versäumte aber in seiner guten Laune sich umzusehen und selbst dann hätte er sie nicht entdeckt. Zumindest wahrscheinlich nicht, eine Garantie gab es dafür natürlich nicht. Ohne zu zögern trabte er dann die zweite Wendeltreppe herunter, verschwand wieder und zog auch das Licht mit sich hinunter. Doch lange würde es nicht fernbleiben, bald schon würde die erste Wache hochkommen. Sie hatten die Wahl, entweder warten, oder sich beeilen… |
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09.04.2004, 01:28 | #282 | ||||||||
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[Q] Das Land Gorthar # 7 -
Es war ein dünner, sehr tief gelegener Gang, die Fackeln an den Wänden waren zwar lange nicht so verschwenderisch aufgestellt wie in Zopar, doch sie waren klug und strategisch platziert, so dass man keinen dunklen Flecken mehr fand. Zudem waren die Wände so eng, dass sie hintereinander laufen mussten, einen anderen Weg gab es nicht. Hier, wo die Dunkelheit kein Verbündeter mehr war, mussten sie sich beeilen und so waren ihre Schritte nicht mehr ganz so gedämpft, wie noch zuvor. Fast schon laut waren sie, in der Hoffnung, dass niemand sie hörte und wenn, an die Wache dachte, die ohnehin hier sein musste. Verschwenderisch war der Lärm, mit dem sie nun durch die Gänge schweiften, doch ihr Glück hielt lange Zeit an. Der Gang war zwar längst nicht so lange, wie sie es von manch einem aus der Kanalisation oder Zopar gewohnt waren, doch stattliche fünfzig Meter hatte auch er zu bieten. Ein Verbindungsgang, der weiterführte. Nur wohin? Isabell war noch immer nervös, am liebsten hätte sie sich mit Rociel unterhalten, doch dazu war wirklich der falsche Zeitpunkt. Zu laut wäre es, zu lange würde es dauern und ob ihr Bruder überhaupt noch reden wollte, daran hegte sie große Zweifel. Als sie endlich aus diesem beklemmend engen Gang raus kamen, bzw. das Ende in Sicht kam, wurden ihre Schritte wieder langsamer, denn nun begaben sie sich wieder in die Hände des Schicksals, ein Schicksal allerdings, dass sie ändern konnten. Sofort huschten sie in die erstbeste, dunkle Ecke, die hier nur noch selten gestreut waren, denn immer wieder waren Fackeln an den Wänden angebracht. Es waren kluge Standorte und genau das machte es ihnen so schwer die dunklen Ecken zu erwischen, doch noch einmal gelang es, in eine düstere Ecke zu verschwinden, dort, wo Süd- und Ostwand zusammenliefen und eine Menge Dreck lag, dort, wo keine Fackel angebracht war, dort kauerten sie nun, wollten erst mal beobachten, nicht in eine mögliche Falle laufen. Dass sie gerade noch rechtzeitig aus dem Gang gekommen waren, merkten sie relativ rasch, denn dieselbe Wache, die vor ein paar Minuten noch durch diesen Gang gekommen sein musste, kehrte nun mit einem großen Tablett zurück. Während sie sicher im Dunklen saßen, sahen sie im Lichtschein der brennenden Hölzer, dass die Wache Appetit auf Brot, Käse und Wein hatte, doch es war ihnen egal, er hätte auch tote Riesenratten essen können. Die Tatsache, dass er wieder durch den Gang marschierte, war für sie Gold wert. Isabell wartete ein paar Sekunden, dann, als er außer Hörweite war, tapste sie auf spitzen Füßen los, ihr Ziel war genau definiert, eine Holztür, die kein Schloss hatte und genau gegenüber ihres Blickwinkels lag. |
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10.04.2004, 00:41 | #283 | ||||||||
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[Q] Das Land Gorthar # 7 -
In der Nacht lag der Palast still dar. Besonders in dem Raum der beiden Schlafenden war nichts zu sehen. Es war absolut dunkel und still, obwohl es gar nicht Nacht im Schloss war. Der Raum, in dem einige Lebensmittel gelagert worden, von denen es so viele im ganzen Schloss gab, stieß auf keine Bedeutung, war also unbedeutend. Sie schliefen tief und fest, doch heute war es nicht ganz so wie gewohnt. Einige Spinnen krabbelten an den Wänden hinauf und hinab, doch sie waren nur Zeuge des Schauspiels, das sich in der Nacht abspielte. Eine kleine Unglaublichkeit die geschah, ohne das ein Mensch sie sah. Die drei Amulette von Isabell und Rociel, sie glühten, aber nicht wie sonst, um ihre Kraft auszuspielen und ihren Sinn an dem jeweiligen Körperstück auszuführen, nein, sie strahlten ein sanftes, temperaturloses Licht aus, dass auf ihre Körper schien. Es schien nichts zu bewirken und doch war es überaus mysteriös, was dort in diesem Raum geschah. Auch als sich wieder in den Gängen leben zeigte und die ersten Schritte vor der Tür ertönten, erste Stimmen laut wurden und jemand einzutreten drohte, schien das Licht weiter. Es hätte etwas Beruhigendes dargestellt, hätte man es mit einem menschlichen Auge gesehen, doch es wäre so beruhigend gewesen, dass man nie mehr aufgewacht wäre… Es war kein Licht für menschliche Wesen, nein das war es nicht. Das Licht war durch die Kraft der drei Amulette gebündelt. Erst jetzt konnte es sich wieder entfalten, nach über elfhundert Jahren. Mehr als einem Jahrtausend. Denn noch nie hatten sich so viele Amulette auf einem Fleck befunden, seit sie damals auseinander gerissen wurden und dieses Ereignis konnte man nicht nur in diesem Raum verspüren. Es gab zahlreiche Lebewesen und Lebensformen, die es spürten, die wahrnahmen, was da passierte. Es war ein Chaos, denn die Welt der Dämonen, die der Untoten und die der Menschen war gestört und bis auf die Untoten, die nie mehr diesen Schlag überstehen sollten, nachdem sie nun führerlos waren, befanden sich die anderen schon im Aufbruch. Kluge, geschickte Köpfe, die mehr waren, als nur Vertreter ihrer Spezies, die mehr wussten, als niedere Abhängige. Es hatte begonnen, die Amulette entfalteten ihre Macht, noch…war sie nicht allzu groß, aber alleine dieses harmlose, unscheinbare Licht, es war ein Zeichen… |
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10.04.2004, 00:44 | #284 | ||||||||
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[Q] Das Land Gorthar # 7 -
Die junge Frau räkelte sich ein wenig, hatte sie doch nur mitbekommen, wie irgendjemand geschrieen hatte und sich ihr Kopf bewegte, dadurch war sie zum aufwachen gezwungen worden. Wenn ich den in die Hände kriege, der kann was erleben…, dachte sie noch im Halbschlaf, ohne wirklich zu ahnen, was geschah. Als sie aber ihre Arme ausstreckte und dabei fast in das Gesicht von ihrem Bruder kam, langsam ihre Augen sich öffneten und sie ein schmatzendes Geräusch von sich gab, was eher auf den Klos im Hals zurückzuführen war, den sie verspürte, da wurde sie dann auch wieder wach und kam in den Vollbesitz ihrer Sinnenskräfte. Mit einem kräftigen Röcheln presste sie das schleimige Stück aus ihrem Rachen in den vorderen Mund und wollte es dort mit ein bisschen Speichel vermischen, als sie bemerkte, dass ihr Mund staubtrocken war. Also lehnte sie sich zur Seite und spuckte das ekelhafte Ding einfach aus dem Mund, verklebte sich aber ein bisschen die Lippen. I: Uaaahhhh, warst du das, der gerade geschrieen hat Bruder? R: Guten Morgen, oder Abend? Mittag? Bleiben wir bei Morgen. Ja, ich glaub schon, dass ich das war. I: Hm… Isabell kniff ihren Bruder in den Arm, aber nicht doll, aber auch nicht lasch, eher so mittelmäßig. R: Hey, was soll das, aua. I: Das musst du nicht verstehen. Aber ich wünsch dir trotzdem einen guten Morgen. Obwohl man bei dieser Finsternis doch wohl von Nacht ausgehen muss oder? R: Ach was, das ist nur die Dienstleistung der Herberge. Verdunkelung rund um den Tag…ahhhhh…. I: Was hast du denn? R: Wenn ich nur, wüsste, warum ich eben so geschrieen hab und mein Herz so schnell schlug und ich so schnell atmen musste. I: Schlecht geträumt? Vielleicht einen Albtraum gehabt? R: Ja möglich…aber ich erinnere mich an keinen Traum, absolut nichts… I: Hm…kommt vor. Hauptsache den Schrei hat niemand gehört. Hast du mal ein Tuch für mich? R: Ja, sicher… |
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10.04.2004, 00:47 | #285 | ||||||||
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[Q] Das Land Gorthar # 7 -
Puhhh, das war aber knapp. Isabell schnaufte auch durch. Nur wegen einem Fass eingelegtem Fisch wären sie fast entdeckt worden, das war aber gar nicht gut. Die junge Frau sah zu ihrem Bruder, der nach dem Schlaf schon wieder recht agil wirkte und lächelte, als er zu ihr sah. Dann aber erhob auch sie sich und gemeinsam gingen sie dann vorsichtig durch den Raum. Immer in den tiefsten Ecken schleichend, nicht das sie von einer sich unerwarteter Weise öffnenden Tür enttarnt wurden. Eigentlich hätten sie direkt weiter gehen müssen, aber gegen ein gutes Frühstück hatte sie auch nichts einzuwenden und deswegen konnte man sich ja hier noch mal umsehen. Was meinst du, sollen wir es mal wagen und uns den Inhalt der Kisten und Fässer anschauen? Ihr Bruder überlegte nicht lange und nickte, tapste aber sofort noch hin zur Fackel. Hier, fang. Rociel warf ihr die Fackel hin, die er zuvor aus der eisernen Halterung entfernt hatte und sie fing das brennende Stück Holz ohne Probleme auf. Such du nach was Verwertbaren, ich halte draußen Wache, ich denke mal, so dürften wir ziemlich sicher sein. Die junge Frau vernahm noch, wie sich die Tür wieder öffnete und kurzzeitig ein hellerer Lichtschein im Raum war als zuvor, doch dann fiel die Tür wieder in ihre Angeln und es war genauso dunkel wie zuvor. Isabell fuhr mit der Fackel um die Kisten und sah sich diese genauer an. Es war auf jeder Kiste und auf jedem Fass darauf geschrieben, was sich darin befand und so hatte sie es leichter zu erkennen, was wo drin war, obwohl die Handschrift des Schreiberlings eine Zumutung war. Eingelegter Fisch in Olivenöl…bahhhh, das gibt’s also noch mal. Nun ja, nichts für uns. Und hier...Äpfel grün, hm…und da…Äpfel rot. Sehr interessant, davon können wir was gebrauchen… Isabell sah sich die Kiste an und bemerkte, dass der Decke mit Nägeln zugehämmert war, aber das sollte nicht ihr Problem sein. An der Seite, wo die Kiste im Dunklen stand, holte sie nur kurz mit ihrem schweren Schwert aus und ehe man sich versah kullerten die Äpfel aus einem kleinen Loch. Das wiederholte sie bei der anderen Kiste noch mal. Sicherlich würde es irgendwann auffallen, aber bis dahin waren sie längst weg aus dem Schloss und selbst wenn sie noch da wären, man würde wohl eher Ratten als Spione vermuten. Da sie ohnehin unsichtbar bleiben mussten, spielte das auch keine Rolle mehr. Isabell nahm zehn grüne und zehn rote Äpfel, die wirklich lecker prall und süß aussahen und stopfte sie in ihren Rucksack, der zwar wieder etwas voller war, aber da würde sie ohnehin Gewicht verlieren, wenn ihr Bruder erst mal seinen Anteil hatte. Danach suchte sie weiter, es gab bestimmt noch etwas gutes hier unten… |
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10.04.2004, 13:39 | #286 | ||||||||
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[Q] Das Land Gorthar # 7 -
Eine weitere Kiste offenbarte sich mit ihrem Inhalt. Trockenzwieback. Das Zeug waren sie ja schon gewohnt, es war ein adäquater Brotersatz, da man schlecht frisches Brot hier unten bekommen konnte. Ihre Reserven waren schließlich auch nicht mehr die besten und so nahm sie auch aus dieser Kiste ein paar Zwiebackscheiben heraus, sie waren sehr hart und nicht gleich auf den ersten Blick genießbar, aber sie waren nicht so wählerisch. Danach sah sie sich noch ein bisschen an den Regalen um. Die Flaschen trugen zwar keine Bezeichnung, aber Isabell konnte den Inhalt schon heraus riechen, dennoch öffnete sie eine Flasche, auf eine etwas rabiate Weise, indem sie einfach den Flaschenkopf abschlug. Aber das herausziehen des Korkens dauerte ihr zu lange. Die Flüssigkeit, die dann noch in der angebrochenen Flasche zurückblieb, war tatsächlich gegorener Traubensaft, auch Wein genannt. Ob es ein guter Jahrgang war wusste sie nicht und es war ihr auch egal, denn probieren brauchte sie den Alkohol nicht. Sie stellte die Flasche wieder zurück und sah sich noch einmal um, aber alles andere war nicht zu gebrauchen, also musste es bei Zwieback, Wasser und Äpfeln bleiben. Ein wenig tat es ihr ja schon leid, da ein besseres Frühstück sicher die Stimmung nicht gerade gedrückt hätte, doch da konnte man nun nichts machen. Gerade als sie zur Tür gehen wollte und ihrem Bruder ein Zeichen geben, dass sie dann soweit wäre, öffnete sich diese und Rociel stürmte herein, schloss sogleich die Tür wieder hinter sich und sah sie mit aufgeregten Augen an. Schnell, wir müssen uns wieder verstecken, da kommen zwei Wachen., flüsterte er leise aber bestimmt. Isabell hatte schon verstanden und brachte die Fackel wieder an ihre ursprüngliche Position, ehe sie zusammen wieder hinter die Kisten verschwanden, hinter denen sie auch schliefen. Dann wurde es wieder ruhiger, für ein paar Momente jedenfalls. |
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10.04.2004, 22:23 | #287 | ||||||||
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[Q] Das Land Gorthar # 7 -
Hihihi. Isabell musste sich schon bei den ersten Worten des Mannes das Kichern verkneifen, nun aber, wo die Tür wieder deutlich krachend zugefallen war, ließ sie ihrer Schadenfreude freien Lauf. Natürlich verstand es ihr Bruder nicht und sah sie nur komisch an, doch das machte nichts, momentan musste sie sich einfach über diese Wache amüsieren. Sag mal, geht’s dir gut? Langsam hörte sie wieder auf, wischte sich die Tränen aus den Augen, die beim Lachen entstanden waren und schüttelte den Kopf. Weißt du, ich hab doch wissen wollen, was in den Flaschen war, also hab ich einfach den Flaschenkopf abgeschlagen, hab dann festgestellt, dass es Wein war und die Flasche…hihihi…wieder ins Regal gestellt und die Wache hat sich nun dran geschnitten, ist das nicht witzig… Rociel rollte nur die Augen zusammen und seufzte, aber es war ein angenehmes Seufzen und Isabell hatte schon verstanden, dass er endlich essen wollte. Deswegen beruhigte sie sich wieder und vergaß dese kleine Aktion recht schnell wieder und kramte nun aus ihrem Rucksack die erbeuteten Sachen. Also, Trockenzwieback, den wir mit den Wasservorräten aufweichen müssen, dann eben noch die Äpfel. Ich schmeiß das ganze alte Zeug jetzt raus, es ist entweder zu hart oder zu verdorben, ich denke nicht, dass ich das noch essen will, du vielleicht? Ihr Bruder winkte nur mit einem flüchtigen Blick auf das Herausgeholte ab und so landete das Zeug kurzerhand hinter ein paar Fässern. Bis es da auffiel waren sie sowieso nicht mehr da, zwar war es ja nicht ganz korrekt, aber sie waren schließlich keine willkommenen Gäste, sondern Diebe, Spione und wahrscheinlich auch Attentäter, da durfte man so was schon mal. Der Zwieback schmeckte anfangs gar nicht gut, aber als Wasser und Speichel kombinierten, konnte man das harte Zeug essen. Die Äpfel schnitt ihr Bruder in kleine Stücke, so dass sie angenehmer und leichter zu essen waren, jeweils zwei Stück aßen sie jetzt, die restlichen sechzehn nahmen sie mit, jeder getrennt natürlich. Dadurch, dass sie das ganze alte Zeug entleert hatte, war ihr ohnehin leichter Rucksack endlich angenehm zu tragen, ein Gefühl, dass ihr sehr gut bekam. |
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11.04.2004, 02:09 | #288 | ||||||||
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[Q] Das Land Gorthar # 7 -
In Ordnung, komm. Isabell sah zu der Ebene, auf die die Treppe endete und hatte nichts bemerkt, keine Schritte, keine Stimmen, keine sonstigen Geräusche. Es gab weder irgendwelche Türen, noch uneinsichtigen Bereiche, nur eine einzige Wand, in die sie nicht mehr einsehen konnten. Es war jetzt viel einfacher, auch ihr hatte der Schlaf gut getan. Hatte sie davor doch eher mit ihrem Adrenalin und ihrer angespannten Lage die Augen wach halten können, war es nun viel mehr eine absolute Präzision, mit der sie zu Werke ging. Auch Rociel wirkte deutlich konzentrierter, was auch ihr zugute kam, denn so musste sie nicht so sehr auf ihn achten und konnte sich auf die wichtigsten Bereiche konzentrieren. Sie hatten so was noch nie gemacht und auch für Isabell war es das erste Mal, dass sie durch ein Schloss schlich. Früher, beim Jagen, hatte sie gelernt was es hieß sich lautlos fortzubewegen, ohne Geräusche und Spuren zu hinterlassen. Auf die Umgebung achten und auf ihre Bewegungen. Immer einen Schritt voraus sein und mögliche Gefahren vorher erkennen. Nur dann laufen, wenn man so gut wie sicher war, nur dann losstürmen, wenn es nicht mehr anders ging. Lieber langsam und bedächtig vorgehen, so sah man oft das Dreifache als sonst. Doch nun waren ihre Gegner keine wilden Tiere, sondern menschliche Wachen und so sehr sie auch im Zwiespalt mit den Menschen lag, sie waren auf einem sehr hohen Sinnesniveau und vor allem viel gefährlichere Gegner. Dazu kam noch die Tatsache, dass sie niemanden töten durften, dies hatte sie inzwischen ihrem Bruder mehrmals versichert. Zwar hatte sie noch nie einen getötet, aber dennoch hätte Isabell es wahrscheinlich getan. Nur was nützte ihnen ein Weg voller Leichen. Sie würden alle lautlos sterben, aber das waren sie nicht, nein, das war nicht ihr Gesicht…noch nicht. Erneut kamen sie in gebückter Haltung von einer Treppe hoch und sofort wuselte die junge Frau zu einem dunklen Winkel und presste ihren Körper daran. Ihr Bruder nahm die andere Seite und gemeinsam sahen sie dann um die Ecke, was in dem doch sehr breiten Gang zu finden war. Der Gang war nicht lang, zehn Meter vielleicht, dafür drei Meter breit. Es war still, niemand zu sehen, doch Fackeln speisten gierig an ihrem Holz, das Knacken war zu hören und das Licht zu sehen, nur die Fackeln selber waren unsichtbar, nicht einsehbar. Sie konnten nichts machen, ob warten oder nicht, hier waren sie machtlos, also huschte Isabell schnell hervor, tappte die zehn Meter auf großen Zehenspitzenschritten heran und verschwand nach rechts. Sie hatte Glück, kein Mensch, doch ihr Arm war auch bereit gewesen. Die Fackeln, die sie vermutet hatten, hingen an der Wand, die das Gegenstück derer bildeten, an der sie noch eben stand. Mit einem kleinen Schluck aus ihrem Wasserkrug löschte sie eine der Fackeln und sorgte so für mehr Dunkelheit in dem Raum. Mit nunmehr nur noch drei Fackeln ließ es sich besser leben, die Helligkeit war deutlich zurückgegangen und Dunkelheit brauchten sie, nur schwaches Licht war gut. |
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11.04.2004, 23:37 | #289 | ||||||||
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[Q] Das Land Gorthar # 7 -
Vorsichtig und vor allem leise fuhr sie in das Schloss an der Tür, der erste Schlüssel passte nicht. Der zweite auch nicht und auch der dritte war ein Fehlgriff. Insgesamt hatte der Schlüsselbund sieben Schlüssel, aber sie hatten ja Zeit, viel Zeit. Und doch lief sie unaufhörlich, sie wollten hier endlich raus. Dann endlich, Nummer vier war der richtige. Die Tür öffnete sich und Isabell gab den Schlüsselbund wieder an ihren Bruder weiter. Jetzt ganz vorsichtig… Rociel schlich erneut zu dem Mann, der scheinbar wieder langsam am aufwachen war, zumindest hatte er eben noch gesprochen und außerdem kam schon wieder neue Gefahr für sie, denn von weiter hinten hörten sie eine Stimme, verdammt, schon wieder eine Wache. Hans? Haaa-nnnsss? Hey, bist du da? Die schweren Stiefelschritte kamen näher und betraten den Gang, jetzt zählten die Sekunden. Isabell hatte die Tür aufgehalten, ohne zu sehen, was dahinter lag und ihr Bruder hantierte um oder am Körper der schlafenden Wache. Nun komm schon, schnell! Sie wusste ja, dass es auch nichts half ihn so zu drängen, aber die Schritte wurden immer lauter, klangvoller, konnten jeden Moment um die Ecke biegen. Ich hab’s! Ohne auf absolute Lautlosigkeit zu achten, lief er zur Tür und huschte hindurch, sofort nahm sie den Knauf in die Hand und zog die Tür zu, erst ganz am Ende wurde sie sanfter und hob die Tür lautlos in die Angeln. Gerade im richtigen Moment, denn schon kam der Schreihals um die Ecke, er hatte nichts bemerkt, sah nur den schlafenden Kollegen und nahm zur Feier des Tages auch einen Schluck, doch da sie das nicht wissen konnten machten sie sich auf weiterzugehen und das bedeutete in dem Fall eine Treppe hoch zulaufen, die wohl steiler nicht hätte angelegt sein können. Die Wände waren hier alle sehr grob und unbehauen, kein Zeichen von Glanz und Pracht, selbst die Fackeln waren spärlich bis gar nicht gesät und so hatten sie mehr Mühe nicht zu stolpern, als überhaupt voranzukommen. Die Treppe war wirklich steil, aber am Ende konnte man einen weißen, schimmernden Punkt erkennen. Da die Wände enger anlagen, als bisher, sie vielleicht einen halben Meter Platz hatten und es absolut leer war, gaben sie vorerst ihre lautlose Fortbewegung auf und stürmten nahezu diese Treppe hoch. Wer sollte sie schon hören, hier unten… |
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12.04.2004, 12:21 | #290 | ||||||||
Isabell Beiträge: 307 |
[Q] Das Land Gorthar # 7 -
Die Pracht der Hallen hatte sich mit einem Mal um zweihundert Prozent gesteigert. Jetzt liefen sie nicht mehr auf normalen Steinboden, voller Staub und Spinnenweben, nun liefen sie auf gutem Teppich. An den Wänden wuselten keine kleinen Tiere mehr herum und sie waren nicht mehr auf Fackellicht angewiesen. Zwar wurde die Dunkelheit grauenvoll vom Licht der Sonne geschlagen und so war eine Unsichtbarkeit nicht mehr möglich, aber das Sonnenlicht, es war so schön, sie konnte darauf nicht böse sein. Es war komisch, ein Licht, mit dem man die meiste Zeit seines Lebens verbrachte, kam einem nun so fremd vor. Die Augen schmerzten doll und weiteten sich unnatürlich stark. Das Licht brach sich auf der Linse und wurde zurückgegeben, es fühlte sich merkwürdig an, dabei spürte sie nur einen leichten Druck auf den Augen. Doch dafür hatten sie ja gar keine Zeit, denn schon ging es weiter, immer weiter den Gang entlang, der sich leicht bog und so in einer Kurve endete. Wie zwei geschickte Tiere klatschten sie an die Wand, mit dem Rücken zur Türe Deckung suchend, gerade in dem Moment, wo die Schritte kamen. Zwei Männer, beide mit weißen Schürzen, trugen je zwei Tablette, auf denen allerlei Köstlichkeiten standen. Sie kamen direkt durch den Steinbogen, der prächtigen Putz besaß, während die beiden Geschwister links und rechts an der Wand lehnten. Doch die beiden Köche hatten keine Augen für sie, nur das schöne Essen und die Kunst des Kochens interessierte sie und obwohl ihre Tarnung leicht auffliegen konnte, hielt sie stand. Das Licht war nun ihr Feind, aber trotzdem hatten sie die Vorteile auf ihrer Seite. Als die komischen Typen vorbei waren, huschten sie in den Gang, direkt in eine weitere Wendeltreppe, Eine führte nach oben und eine nach unten, eigentlich waren es ja nicht zwei, sondern nur eine, aber egal. Hoch natürlich, sagte Rociel und Isabell nickte nur zustimmend. Gemeinsam flogen sie geradezu die Treppe auf, nahmen zwei Stufen pro Schritt. Als dann eine erneute Öffnung in der Wand zusehen war, bzw. die Treppe ihr Ende erreicht hatte, lauerten sie wieder an der Wand und dieses Mal hatten sie Pech, denn direkt in dem Raum standen vier Wachen starr und fast wären sie ohne Sicherung in die Falle gelaufen. Die Wachen standen aber schlecht, den Gang sahen sie nicht ein. Es war eine Chance, aber sie mussten wieder vorsichtig sein… |
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12.04.2004, 14:25 | #291 | ||||||||
Isabell Beiträge: 307 |
[Q] Das Land Gorthar # 7 -
Sie hatten vielleicht ein paar Sekunden, jeder falsche Schritt, jedes Geräusch konnte eine der aufgeregten Wachen zum Umdrehen bewegen, doch das Glück war anscheinend auf ihrer Seite. Sie tauchten aus der Deckung hervor, schleiften dabei ein paar der grünen Blätter und bogen rasend schnell in den Bogen, der zu einer weiteren, kleineren Treppe führte. Auch diese nahmen sie, allerdings schnell, aber auf Ruhe bedacht, da man die Schritte deutlich gehört hätte. Es war alles gut gegangen. Das einzige Problem für die Wachen war, wie sie zwei Goldmünzen zu dritt aufteilten, aber in ihrer Überraschung und Gier hatten sie gar nichts gemerkt, sie hatten einfach schon lange nicht mehr geschlafen. Als sie die Treppe hinter sich gelassen hatten, kamen sie direkt auf einen Vorhof hinaus, direkt in die Sonne, aber auch direkt unter eine Menge Leute. Sie taten gut daran sich sofort in einen toten Winkel zu begeben, dort wo sie von mehreren Kisten abgedeckt wurden. Sie konnten von hier aus gut die Menschen beobachten. Auf dem Platz herrschte reges Treiben, eine Art Marktplatz, aber sicher nicht zum handeln. Eher wurden hier Waren angeliefert und die Bezahlungen empfangen. Oder aber Steuern entrichtet. Sie hatten trotzdem schon mehr geschafft als normal üblich. Das Glück musste nur noch ein bisschen halten, nur noch ein bisschen… R: Puhh…nicht schlecht. I: Nicht schlecht! R: Meine Güte, das war knapp, aber jetzt haben wir es geschafft. I: Ja, direkt in die Freiheit. R: Noch nicht ganz, erst müssen wir vom Schloss endgültig weg. I: Ja, aber hier wimmelt es doch von Wachen. R: Stimmt. Wir müssen einfach aufpassen. I: Wir könnten uns für den Anfang die Kleider von zwei Bauern schnappen. R: Welche? I: Die da. R: In Ordnung. Aber wir müssen sie ordentlich betäuben. Wir brauchen noch…zwei Stunden, vielleicht. Ich mach das. Du gibst mir Deckung. I: Ist gut. |
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12.04.2004, 17:02 | #292 | ||||||||
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[Q] Das Land Gorthar # 7 -
Draußen war nichts passiert, niemand war vorbeigekommen und niemand hatte sie gesehen. Einzig und alleine ein weiterer Bauer war kurz an die Ecke einer Mauer gelaufen und hatte seine Blase erleichtert, aber auch der hatte nicht zu ihr gesehen. Dann hörte sie das Zeichen, den schrillen Pfiff, stieß sich vom Wagen ab und ging in die Kammer. Ihr Bruder hatte die beiden Bauern wohl irgendwie ausgeschaltet, wie war ja egal und unter einem Strohballen versteckt, sie sah noch den Kopf herausschauen, damit die Kerle auch atmen konnten und nicht so froren. Er selber war schon in eines dieser schäbigen Gewänder gekleidet und warf ihr das ihrige zu. Es war wirklich schäbig und eigentlich wollte sie nicht in die Klamotten eines anderen rein, aber es ging nun mal nicht anders, also streifte sie es über und so schlimm war es gar nicht. So und was jetzt?, fragte sie mit leicht irritiertem Blick. Pass auf, meine Idee sieht folgendes vor. Wir gehen jetzt daraus und laden den Wagen weiter ab, dann ziehen wir ihn wieder mit, bis zum Tor und sagen, dass wir wieder zur Stadt gehen. Eigentlich total simpel, wir müssen nur aufpassen, dass wir ernst bleiben und unsere Gesichter nicht zu sehr preisgeben. Am besten wir senken den Kopf zu Boden. Die Idee war gut, aber ob das wirklich klappen würde? Sie mussten es probieren, die Freiheit winkte schon. Dabei waren sie ja nie wirklich Gefangene gewesen. Einzig und alleine gefangen in Palästen und Kammern, das waren sie. Gemeinsam schleppten sie die Säcke in die Kammern, sahen aus wie ganz normale Bauern. In den Säcken war Getreide, sie konnte den feinen Geruch riechen. Dann endlich waren sie fertig, der letzte Sack war entladen, jetzt kam es darauf an. Die beiden nahmen den hölzernen Karren, umpackten die Koppel und zogen ihn zum Tor. Das ging ganz gut, denn er hatte deutlich Gewicht verloren. Wäre er voll beladen gewesen, dann hätten sie es nicht geschafft, da sie das einfach nicht konnten, aber so wirkten sie in ihrer Rolle aus erfahrenen Bauern ganz überzeugend. Das Tor kam näher und die beiden Wachen lenkten ihren Blick auf sie, während sie bemüht waren ihre Gesichter nach unten zuhalten. Jetzt zählte es, entweder alles ging gut…oder sie mussten kämpfen… |
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12.04.2004, 23:11 | #293 | ||||||||
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[Q] Das Land Gorthar # 7 -
Sie sah einen Moment zu Rociel und ihre Augen schienen dasselbe zu denken, sofort ließen sie die Koppel des Wagens los, er nach rechts und sie nach links. Die Wachen waren davon so sehr überrascht, dass sie keine Chance hatten. Isabell ergriff den Arm der Wache, die sie eigentlich schon durchlassen wollte und rammte ihr Knie in den Bauch des Mannes, danach sprang sie mit Schwung nach hinten, mit den Händen voraus, schlug ihre Beine an den Kiefer des Mannes, der sicherlich einige Schmerzen haben würde, stieß sich mit den Händen vom Boden wieder ab und am Ende dieser akrobatischen Einlage landete sie wieder sicher mit beiden Beinen auf der Erde. Ihr Bruder hatte das ganze etwas anders gelöst, zumindest sah sie, wie die zweite Wache ziemlich bewegungsunfähig auf dem Boden lag und einen Teil des Karrens schwer beschädigt hatte. Auch ihre Wache lag bewusstlos auf dem Boden und würde so schnell nicht wieder zu sich kommen. Es war schon ein wenig brutal, das musste sie zugeben, aber sie waren Dämonenkinder und keine Menschen, sie hatten niemanden umgebracht, hier nicht und auch nicht im Schloss. Hätten sie wirklich Sicherheit haben wollen, dann hätte ihr Weg eine rote Blutspur gehabt, aber das lehnten sie ja kategorisch ab. Nun aber hieß es nur nach Rennen und sie rannten. Die Wachen auf den Wehrgängen würden es schnell bemerken und auch die ersten Einwohner von Gorthar würden es bald sehen, der Karren war zudem auffällig. Vielleicht würden die zwei Bauern ihn ja noch zurückkriegen, aber den Schaden würde ihnen sicher niemand bezahlen. Isabell streifte den Anzug wieder ab, die Kleidung des Bürgers brauchte sie nun nicht mehr, schnell warf sie ihn auf den Karren drauf und auch Rociel tat es ihr nach. Dann rannten sie durch das geöffnete Tor und verschwanden sofort in der erstbesten Seitengasse, es war vorbei, sie waren nun endgültig frei, frei von diesen ganzen verflixten Tagen und Wochen. Endlich konnten sie wieder die Sonne jeden Tag sehen, den Mond und die Sterne. Sie konnten wieder frische Luft einatmen und alles machen was sie wollten. Es war ein herrliches Gefühl und Isabell wollte einfach nur noch lachen und sie lachten, gemeinsam und wild, ohne auf etwas oder jemanden zu achten, sie lachten einfach nur noch um die Wette, obwohl sie gerade eine Rippe und einen Kiefer gebrochen hatten. Sicher war dies nicht der Grund für ihre Freude, aber sie waren einfach nur noch glücklich diesen ganzen Mist überstanden zu haben. |
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13.04.2004, 17:30 | #294 | ||||||||
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[Q] Das Land Gorthar # 7 -
Zusammen ging es die abfallenden Gassen hinunter zum Hafenviertel. Vorbei an schönen, alten Häusern, die noch das Prunkstück der Altstadt bildeten. Immer weiter ging der Zerfall – egal. An einigen Häusern standen die Menschen und traten von ihren Geschäften ab, manche befürchteten vielleicht Banditen, aber am helllichten Tag? Ein kleiner Taschendieb stahl die Geldbörse eines Ramschhändlers, so unaufmerksam war dieser, als er die beiden Personen an seiner Gasse vorbeihuschen sah – egal. Was kümmerte es sie, wenn die Leute unaufmerksam waren und so ihr Gold verloren. Hauptsache sie waren glücklich. Das Bild der Masse, es ähnelte sich immer wieder und das, obwohl sich die Gesichter der Menschen immer änderten. An einigen Häusern fielen noch kleine Blumen herab oder kleine Kletterranken mischten sich darunter, diese Häuser sahen richtig gut aus. Doch stehen blieben sie deswegen noch lange nicht. Immer wieder tanzten sie Hand in Hand, drehten Kreise und Pirouetten und ließen die Einwohner in blankem Entsetzen zurück. Wie ein kleiner Sturm sausten sie vorbei und wenn sie wieder in eine neue Gasse eingebogen waren, war der ganze Zauber aus. Einige alte Menschen lehnten am Fenster oder von kleinen Balkonen herab und lächelten breit, über die Freude in ihren ansonsten so dunklen Gassen und Hinterhöfen, doch sie spielten kein Spiel für andere, sondern freuten sich nur für sich. Nur eine Person gönnte Isabell ihr Lächeln und das war ihr Bruder. Am Hafenviertel ließen sie sich wieder los und tollten einzeln in Richtung Meer, doch sie wollten nicht zu den Stegen, sondern gingen ein wenig abseits der Menschen zu ein paar Klippen, ein paar harmlose Steine, auf die sie sich setzten und endlich Ruhe fanden. Dort verstummte ihr Lachen, aber nur für den Moment des Genusses und nicht für Trauer, Erinnerungen oder Buße. Einfach nur genießen…das Meer…so blau…so schön… |
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13.04.2004, 22:04 | #295 | ||||||||
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[Q] Das Land Gorthar # 7 -
Kleine Windkringel flogen durch ihr Haar. Es war dick und schwer geworden, hatte sich mit Blut und schmutziger, schwerer Luft voll gesogen. Jetzt wehte es nicht mehr auf, wie noch zuvor, sondern lag schwer da. Es war ein Haar, das sie nicht wollte, mit dem sie sich nicht identifizieren konnte. Was machte es da schon, dass es gestern braun und heute rötlich schimmerte. Egal in welcher Farbenpracht es dalag, es würde nie so schön sein, als wenn es frisch nach duftenden Rosen riechen würde. Oder nach leuchtenden Narzissen. Oder nach feurigen Tulpen. Oder…so. Es gab so vieles, was sie ändern mussten. Eine Menge wollte getan werden. Aufgaben würden schon bald wieder anstehen, ob wichtig oder nicht, was machte das schon. Man belud sie mit Arbeit, man belud sie mit schweren Bürden. Aber egal, was man ihnen auch aufbürdete, sie würden das schon irgendwie zurechtbiegen. Sie hatten doch alles bisher geschafft, irgendwie musste das doch einfach gehen. Natürlich…Glocken schlugen in der Ferne…natürlich würden sie es schaffen, schließlich standen sie immer für den Anderen ein. So war es ihr Schwur. Ihr Blut. Sie spürte, wie alles gut war, alles normal. Der Pulsschlag war normal, genau wie das Herz. Das Blut floss langsam und stetig, sowohl bei ihr als auch bei ihrem Bruder. Alles war gut, nur ihre Zeit drohte zu gehen. Die wunderschönen Meereszüge, sie waren ein Geheimnis für sich, doch jetzt war es nicht so wichtig was das Meer sagen wollte, viel wichtiger waren ihre Herzen, die sich scheinbar festklammerten. Isabell genoss das Gefühl der Umarmung, des Daseins einer fremden Vertrautheit. Etwas, das ihr mehr als nur vertraut war, schon fast zu ihrer eigenen Seele gehörte. Unverwechselbar war dieses Gefühl, keine Person auf dieser Welt konnte diese Intensität auslösen, niemand so nah bei ihr sein. Die Haut, sie regte sich und zog sich zusammen. Sie fror nicht, hatte aber dieselben Symptome. Gänsehaut. |
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15.04.2004, 22:37 | #296 | ||||||||
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[Q] Das Land Gorthar # 7 -
Nach einiger Zeit des Wartes, des Erinnerns, des Genießens, drückte sie seine Arme stärker gegen ihren Körper. Es war kalt, sehr kalt, aber die Hände ihres Bruders waren fast immer kalt. Nur selten hatte sie dort Wärme gespürt. Und doch war Rociel an anderen Stellen warm. Nichts desto trotz umschloss sie seine Handflächen nun, ihre Hände waren warm, das totale Gegenteil, fast nie waren sie kalt, nur selten. Droben, dort in Teljarsfeld, wo ihnen fast die Nase abgefroren wäre, dort war es kalt, oh ja, aber ansonsten…immer warme Hände. Doch sie umschloss seine Hände nicht, um ihm Wärme zu spenden, wenn dann noch, um ihm Wärme zu zeigen, doch auch das war es nicht. Eher Aufmerksamkeit. Wollte auch ihren Bruder aus den Erinnerungen reißen, wollte ihn „empfänglicher“ für die Worte machen. Ein kleines, gut gemeintes Zeichen…nicht mehr…nicht weniger. I: Schön hier, nicht? R: Sehr schön. Was gibt es Schöneres, als hier zu sein, allein. Nur wir beide und das Meer. I: Und die Möwen. R: Hehe, ja, und die Möwen. I: Ich wünschte, wir könnten ewig hier bleiben. R: Bei Innos, bloß nicht! I: Warum? R: Es ist zwar wunderschön hier, aber es gibt noch so viele andere schöne Orte, an manche will ich zurückkehren, zu anderen bin ich noch nie gekommen. Und außerdem…wäre es doch eine Schande, wenn wir so dreckig und stinkend hier sitzen bleiben würden. Ich möchte so gerne noch an den See. Im Wald. I: Ja stimmt. Da möchte ich auch gerne hin… Für ein paar Minuten kehrte wieder Schweigen ein, komischerweise hörte sie ausgerechnet in diesem Moment das Meeresrauschen und die Schreie der Möwen ungewöhnlich intensiv, bis wieder Zungenlaute die Stille durchdrangen. R: Denkst du viel über die Zukunft nach? I: Hm… R: Ich auch… I: Und was denkst du so? R: Ich weiß nicht. Irgendwie passt es nicht, aber es wird sich schon aufklären… I: Ja, das wird es. Irgendwann werden wir schon eine Antwort auf alles bekommen. R: Manchmal sehne ich mich nach dem Tal. Und den Wolken. Und der Freiheit. I: Das Tal? Glaubst du wirklich, dass es mehr war, als ein Traum? R: Aber sicher. Es war unsere Zukunft. I: Das wäre schön. Hoffentlich kommt sie bald, die Zukunft. R: Aber sicher wird sie das, ganz bestimmt… |
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16.04.2004, 14:42 | #297 | ||||||||
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[Q] Das Land Gorthar # 7 -
Eine Möwe fiel hinab in das Meer, so machte es den Anschein. Im vollem Flug stürzte sie sich hinein und dann kam sie mit voller Wucht wieder heraus, war nicht mal voll im Wasser, nur zur Hälfte, nur ein bisschen. Im Schnabel hatte sie einen kleinen Fisch, die schuppige Haut spiegelte sich in der Sonne, bald würde sie den Fisch wohl essen, vielleicht auch schon jetzt, in dieser Sekunde. Die Tierwelt war einmalig, ließ sich so einfach beobachten, ohne Hemmungen, ohne gemeine Reize. Aber war es denn wirklich in Ordnung, dass sie dabei zusahen? Waren all diese schönen Beobachtungen nicht einfach nur starrende Blicke? Sie wollten schließlich auch nicht dabei beobachtet werden, wenn sie schliefen oder aßen, oder was auch immer. Aber vielleicht war ja diese Distanz die Entschuldigung. Niemanden dabei verletzen zu wollen, nie zu starren, sondern nur zu träumen. War das ein gerechtes Angebot. Nie zu starren, sondern nur zu träumen?... In den Träumen der Erde sah sie ihren Bruder und selbst dort, wo sie ihn nicht mehr mit den Augen sah, sah sie ihn mit dem Herzen. Irgendwo auf dieser Welt war ein Tal, ein kleines Tal, die Natur lebte dort in absoluter Vollkommenheit, die grünen Wiesen, so saftig und genährt, platzten aus allen Nähten. Die Tiere führten ein glückliches Leben und doch mussten sie sterben. Mal wurden ganze Tierfamilien ausgerottet, aber nur von anderen Tieren und nur selten, nur wenn es der Lauf der Natur es so wollte, was auch gleichzeitig der Lauf des Schicksals war. Dennoch waren selbst die toten Seelen glücklich mit ihrem Leben, gab es doch keinen schöneren Platz zu leben. Sie hatte nicht viel gesehen, es gab bisher nur diesen einen Traum, doch sie hatte viel darüber nachgedacht, wie es denn weiter aussehen konnte. Eines war sicher, sie waren auch da. Und die Wolken und der Regenbogen. Sie waren alle eine Familie und die Tiere sahen sie nicht als Menschen, obwohl sie in dieser Gestalt auch dort existierten. Schicksal?... Isabell drehte sich plötzlich um. Unerwartet, auch für sie. Sie wollte in die Augen von Rociel schauen, lange genug hatte sie ihn gespürt, aber das reichte jetzt nicht mehr, sie wollte es wirklich spüren. Seine Liebe… Sie gab ihm einen tiefen Kuss…schon wieder…selten. Diese langen Berührungen, diese Zweisamkeit in Perfektion, viel zu selten war sie in ihren Gefühlen zu spüren. Aber jetzt schon…und wieder. Doch kein Kuss konnte an den in Drakia heranreichen. Sie spürte es ganz genau. Rociel dachte dasselbe wie sie, für diesen Moment, das Blut verriet ihn…beide. Der Kuss in Drakia. Als…Fremde. Vor der Tür ihres Hauses, bitterkalt war es, eisiger Frost schlich sich ihre Blutbahn hoch. Bis zum Herz. Da stoppte es. Und doch war dieser Kuss anders gewesen. Anders als jetzt, total, absolut, nimmergleich… Darf ich die Fürstin zum Essen einladen? Isabell nickte…lächelnd…grinsend…glücklich… |
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16.04.2004, 20:58 | #298 | ||||||||
Isabell Beiträge: 307 |
[Q] Das Land Gorthar # 7 -
Isabell ging mit ihrem Bruder die Gasse hinauf, die große Hafenstraße, die sie nun auch schon kennen gelernt hatte. Aber über die waren sie nicht gekommen, über viele kleinere Seitengassen waren sie gegangen. Schön war es nicht immer gewesen, manchmal lagen Müllberge im Weg, aber zum Glück war das eher die Seltenheit, die Stadtverwaltung schien wohl doch daran interessiert zu sein, dass es einigermaßen nach etwas aussah. Aber vielleicht gab es so was ja hier auch gar nicht, in Drakia hatten sie so was schon immer gehabt. Die junge Frau wunderte sich, dass sie nie hier war, dabei lag Gorthar doch gar nicht mal so weit entfernt von ihrer Heimatstadt. Aber sie hatte nicht einmal was davon gehört. Schon seltsam, was es so alles gab. Inzwischen kam ihr Gorthar fast schon so vertraut vor, wie es Rociel gehen musste. Sie lernte von ihm, konnte man sagen. Schade, dass es ihr überhaupt nichts brachte, dass sie die Kanalisation so ausgiebig besucht hatte. Aber daran hatte sie auch gar nicht mehr gedacht, was sollte es in einem stinkenden Loch schon groß zu sehen geben. Ein bärtiger Mann fiel ihr ins Auge, der geistig abwesend wirkte, seine Pfeife im Mund steckend, kleine Qualmwölkchen dort heraus kommend. Eine ältere Frau mit Kopftuch und Schürze nahm große Teile des Fanges entgegen, unterstützt von den Fischern verschwanden hunderte Fische in einem Hauseingang, direkt am Hafen. Ein junger Bursche lehnte schlaksig an einer zerbröckelten Häuserwand, die kleinen Steine konnte man noch sehen. Er hatte einen Dolch in den Händen, spielte damit herum, schien aber niemanden zu bedrohen oder angreifen zu wollen, im Gegenteil. Der stets gesenkte Kopf des jungen Mannes erhob sich in dem Moment, als sie zu ihm sah und ein breites, erhabenes Grinsen wich ihm aus den Gesichtszügen. Sie lächelte milde zurück, war sie doch heute in Stimmung dazu, zog dann aber wieder zurück, bloß nicht zulange auf andere Menschen sehen, dachte sie sich. Und dann kamen sie wieder, die kleinen Häuser mit den komischen Namen, die Tavernen, die man durch eine Hintertür betrat, dort, wo immer ein Schläger im einzigen, engen Gang stand und wo vorne die Gäste hinein gingen um sich zu betrinken. Tavernen nannten sie sich, doch hinten waren es kleine Bordelle, nicht zu vergleichen mit den edlen Häusern, die jedoch kein Deut besser waren. Schon immer hatte sie diese Strecke gehasst, nicht immer hatten sie Pech, aber heute schon, denn heute waren sie wieder da. Warum ausgerechnet heute… |
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16.04.2004, 22:02 | #299 | ||||||||
Isabell Beiträge: 307 |
[Q] Das Land Gorthar # 7 -
Hm? Was?...Ach so...hm. Noch immer war Isabell ganz in Gedanken gehüllt, sie mochte diesen Ort einfach nicht gut leiden. Aber jetzt war es ja nicht mehr so wichtig, denn die schönere Gegend kam zu ihnen, besser gesagt sie kamen zu ihr, denn die Häuser bewegten sich schließlich nicht. Die Gassen wurden freundlicher und vor allem menschenleerer, doch die Häuser hatten nun einen weitaus besseren Putz als noch weiter unten. Kleine Blumen hingen schon von so manch herausgeputztem Balkon, doch die richtig schönen Häuser kamen ja erst auf der Gegenseite des Marktplatzes zum Vorschein, die Bauten die sich dem Schloss zugewandt hatten. Der Markplatz war fast so wie eine natürliche Barriere, auch wenn es eben auch schöne Häuser auf der Meeresseite gab, die aber zunehmend verfielen. Nur ganz am Marktplatz waren die richtigen gorthanischen Häuser zu erkennen. Die prachtvollen Bogenhäuser mit den alten Statuen. Dort, wo nicht selten rote Blumen herab regnen wollten, wo sich die Anwohner an den Balkonen zeigten und wo die Holzverkleidungen von den besten Schreinern und Tischlern, Schnitzern und Handwerksmeistern gemacht wurden. Auch der ein oder andere Handwerker selbst hatte hier seinen Sitz, es gab keine speziellen Plätze, wo sich die Handwerker aufhielten, das war anders als in Khorinis. Aber davon wusste sie ohnehin nicht viel, sie hatte es nur einmal gehört. Khorinis lag ohnehin weit weg, eine vergessene Stadt, mit der sie nur noch das Obere Viertel in Verbindung brachte, dort wo ihr Vater, ihr Bruder und seine Mutter lebten. Doch das war passe, nun blickte sie auf ein dickes Eichenschild auf dem der Name eines Tischlers eingraviert war. Wunderschöne Arbeit, wirklich begnadete Schnitzkunst. Ausgehöhlt mit schwarzem Marmorsand. Dazu Kupferguss in die Hohlräume. Wirklich nicht schlecht. Aber in Gorthar fand man ohnehin alles, was man finden wollte, wenn man denn genug des gelben Edelmetalls hatte. Wahrscheinlich brauchte man nicht einmal das mehr, es zählten längst schon andere Währungen, hier in der Hafenstadt. Schau mal dort! Und sie zeigte auf das riesige Tor, das doppelt und dreifach verstärkte, hinter den riesigen Steinmauern mit den Wehrgängen und Zinnen. Dahinter siehst du den Wald? Schön dort. Rociel nickte eifrig. Ja und schon bald werden wir da sein, es ist keine Frage von Tagen, sondern nur noch von Stunden. Und ich bin froh, wenn ich endlich mal wieder ausschlafen kann. Aber dann schlafen wir lange ja, ganz lange. Nun war sie es, die ihm Zustimmung durch ein Nicken, verbunden mit einem Lächeln, zeigte. Ist gut. Ausschlafen, oh ja. Wann hatten sie das schon das letzte Mal? Es musste Ewigkeiten her sein, ohne Gefahr im Nacken zu schlafen. Obwohl, diese Gefahr gab es auch hier, in Gorthar, aber längst nicht so sehr wie in einer Kanalisation, ohne von Zopar zu sprechen. Die Freiheit kam immer mehr und ihr Glücksgefühl hielt noch immer. Schön war es, wirklich schön. |
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17.04.2004, 12:09 | #300 | ||||||||
Isabell Beiträge: 307 |
[Q] Das Land Gorthar # 7 -
So eine unverschämte Pfeife, sieht der denn nicht, dass wir keine Bettler sind… Isabell war noch immer erzürnt von solch einer Ignoranz, beruhigte sich aber wieder, als sie in der Taverne waren. Dankend nahm sie die Hand ihres Bruders und gemeinsam wollten sie sich dann einen schönen Platz zum essen suchen. Die Taverne war schön verwinkelt und hatte fast noch prächtigere Holzverkleidungen als der Tischler. Kleinere, ausgestopfte Tiere vervollständigten das schöne Bild. Kleine Blumenranken und Blumenköpfe lagen auf den einzelnen Tischen verstreut, hingen an den Verkleidungen und fielen geradezu herunter. Ein großer Kamin in der Mitte der Taverne lenkte kurzzeitig ihre Blicke auf sich. Die Glut wirkte magisch anziehend und es wurde auch schon vom Hinsehen heiß. Der Kamin musste sehr alt sein, er wirkte zumindest so. Es war wie ein Ort, an dem man hundert neue Sachen sah und wenn man sich umdrehte war schon wieder alles anders. Überall gab es kleinere Überraschungen, die wirklich auf einen romantischen Moment hoffen ließen. Kleinere Fenster strahlten intensives Sonnenlicht auf die Tische, die mit strahlend weißen Tischdecken garniert waren. Man merkte schon recht schnell, dass es keine normale Kneipe war, bei der die Bierkrüge auf die öden Eichentische gedonnert wurden und das Fleisch auch vom Boden noch gegessen wurde. Wollen wir den nehmen, der ist schön. Isabell hatte sich entschieden, ein kleiner Tisch für zwei Personen, mitten an einem Fenster, das verwinkelt auf den Marktplatz gerichtet war. Man konnte sie nicht sehen, aber sie konnten das rege Treiben beobachten, wenn man richtig gerichtet saß. Zudem stand auf dem Tisch eine schöne Vase, mit Verzierungen mit Goldblattfarbe. Blumenranken höhlten den Platz fast ein und zwei Töpfe mit immergrünen Ranken verfeinerten zusätzlich den positiven Eindruck. Eine Mischung aus Natur und Stil. Alles was du willst Sternchen, nehmen wir ihn. Isabell lächelte, ihr Bruder rückte den Stuhl nach hinten und wartete, bis sie Platz genommen hatte, erst dann setzte er sich auf seinen Platz, genau gegenüber von ihr. |
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