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14.12.2003, 17:09 #101
Isabell
Beiträge: 307
[GM] Bruder und Schwester -
Mit schnellen Schritten eilte sie durch die Stadt, befand sich alsbald auf der großen Straße und sah einige Menschen, die sich in der Dunkelheit aufmachten in der Taverne speisen zu gehen. Sie grüßte freundlich, denn sie hatte beste Laune heute. Sie konnte ja nicht ahnen, dass es die letzten Minuten von dieser waren.
Am Brunen des Dorfes nahm sie ein paar Schlücke Wasser, das hatte sie dringend gebraucht, denn der salzige Wind und das Wasser hatten dafür gesorgt, dass sie einen großen Durst bekommen hatte, doch jetzt war dieser gestillt, sie war bereit.
Sie ging weiter zu ihrem Haus, es lag da wie sie es verlassen hatte und langsam wurde sie sehr nervös. Vor der Türe atmete sie noch einmal tief ein und aus und machte sich Mut, denn schließlich kam jetzt der unangenehme Teil, doch da musste sie durch, schließlich hatte sie es sich selbst eingebrockt, aber sie war sich sicher, dass sie Rociel überzeugen konnte, schließlich musste dieser sich sicher freuen, schließlich gewann man nicht jeden Tag eine Schwester. Sie nahm den Messingschlüssel, das Orginal, und öffnete die Türe, sie war verschlossen doch das war ja nicht ungewöhnlich. Als sie jedoch eintrat, da war es dunkel, der Kamin war aus und auch von oben drangen keine Geräusche. Dennoch ließ sie es sich nicht nehmen noch einmal persönlich nachzuschauen, doch das half nicht, auch oben war niemand mehr zu sehen, der Kamin war kalt. Komischerweise war das Bett gemacht, das musste Rociels Werk gewesen sein, denn sie konnte es schlecht gemacht haben, wenn sie ging als er noch geschlafen hatte.
Etwas ratlos und enttäuscht ging sie die Treppen herunter und ließ den Beutel mit den ganzen Schriftstücken in eine Ecke fallen, sie setzte sich auf einen Stuhl und legte die Hände auf den Tisch. Komisch, wo steckte der nur? Plötzlich kam ihr die Erleuchtung, er war bestimmt in der Taverne, das würde Sinn machen, aus Angst vor Gesindel hatte er natürlich trotzdem abgeschlossen und das Feuer brennen zu lassen, wenn niemand da war, war Brennholzverschwendung.
Sie stand auf und ging zur Tür, die Beweise ließ sie erst mal daliegen, denn die brauchte sie ja nicht direkt, bei ihrem herüberschweifen über die Einrichtung fiel ihr etwas auf, der Zettel war weg, den, den sie geschrieben hatte. Hatte er ihn mitgenommen? Wahrscheinlich, was sonst. Aber jetzt wollte sie wirklich zur Taverne, es gab dort sicher eine Menge zu erzählen, hoffentlich war er nicht zu überrascht vor den ganzen Leuten sie wiederzusehen.

Isabell hatte wirklich noch immer die naive Hoffnung, dass sie ihn gleich wiedersehen würde, vielleicht war das auch gar nicht so unbegründet, man konnte ja nicht ahnen...es war wirklich keine lange Zeit gewesen, sie hatte in Rekordzeit ihre Aufgabe erfüllt, das alles war wirklich optimal gelaufen, doch sie konnte nicht erwarten, dass es so weiter ging und eigentlich tat sie das auch nicht.

Hinter sich abschließend ging sie schnell zur Taverne, draußen war es wirklich dunkel heute, fast so dunkel wie letzte Nacht, doch da war sie unter Einsatz ihrer Freiheit in ein gesperrtes Arial eingedrungen, heute konnte sie sich hier bewegen, wie sie wollte.

Bald schon war die Taverne erreicht, sie liebte diese Mobilität hier in Drakia, mit einer großen Erwartung trat sie ein in das gut besuchte, hell beleuchtete und angenehm warme Gasthaus.
14.12.2003, 19:12 #102
Isabell
Beiträge: 307
[GM] Bruder und Schwester -
Sie blickte sich um. Zuerst natürlich an ihrem Stammtisch, dort wo sie immer saßen, niemals hätte er sich woanders hingesetzt, doch der Platz war leer, niemand saß dort. Alles andere war gut besucht, um den Tisch herum saßen mehrere Leute die beim Abendmahl saßen oder einfach nur einen kühlen Gerstensaft tranken, überall wurde geredet und es herrschte eine sehr ausgelassene, fast familiäre Stimmung, doch das alles kannte sie ja schon, es war nichts neues mehr, doch wo war Rociel? Sie konnte sich das nicht erklären, vollkommen verwirrt blieb sie am Eingang stehen, bis sie ein paar weitere Gäste rücksichtsvoll zur Seite drängten, da sie sonst nicht reingekommen wären. Überall waren ihre Augen gewesen und in ihrem Kopf arbeitete es wie wild, doch ihr mochte keine logische Antwort einfallen. Vielleicht lag das ja an den warmen Temperaturen hier, oder an dem ganzen Krach, den die Masse verursachte. Sie wusste es nicht, doch irgendwie war das doch vollkommen ausgeschlossen, am Hafen hatte sie ihn nicht gesehen, obwohl sie nicht so genau geschaut hatte, sie war ja gleich weggewesen, im Hause war er nicht und auch nicht in der Taverne. War er vielleicht bei Berne? Ja, das konnte es sein. Sie versuchte sich wirklich noch Mut zu machen, dabei war es ja nicht mal schlimm, wenn ein Mensch nicht da war, wo man ihn vermutete, sie hatten sich ja nicht verabredet, verständlicherweise. Doch ihre Hoffnungen und vorallem aber ihre gute Laune wurden mit einem Schlag zerstört, als der Wirt ihr ein Zeichen gab näher zu kommen. Was wollte er wohl? Isabell konnte sich nichts denken, sie wollte schließlich nicht unbedingt etwas essen und auch sonst. Wollte er vielleicht wegen des Jagdgeschäfts mit ihr sprechen. Sie wusste, dass es momentan nicht gerade gut lief, was einfach daran lag, dass sie nicht mehr rausgingen, es gab manchmal wichtigere Sachen als Gold oder Wild und das wollte sie auch dem Wirt klar machen, wenn es nötig sein sollte.

Doch der Wirt wollte nicht über das Jagen reden, im Gegenteil, er sagte sowieso kaum was, seine gedrückte, etwas geheimnisvolle Stimmung die sich auch in seiner Gesichtsmimik wiederspiegelte, ließ nichts gutes erahnen. Überhaupt hatte sie den Wirt erst ganz selten so gesehen, sonst war er doch immer gut drauf, war es etwas ernstes?

"Ich soll euch diesen Brief hier geben. Nehmt ihn. Er ist an euch persönlich, nur für euch."

"Ein Brief? Aber von wem ist er?"

"Von eurem Begleiter. Dem Fürsten. Unter uns gesagt, ich vermute, dass es nichts gutes ist, der Inhalt mein ich. Er wirkte sehr bedrückt als er ihn schrieb und bei mir hinterlegte, er hatte wohl geahnt, dass ihr wiederkommt."

"Ich...ich verstehe nicht..."

"Dann lest doch, ich weiß auch nicht mehr als ich euch gesagt habe, der Brief ist nicht versiegelt, doch ich habe genug Anstand ihn nicht geöffnet, bzw. gelesen zu haben."

"D-D-Danke..."


Isabell war von diesem Schriftzeug vollkommen verwirrt, was hatte das zu bedeuten. Wieso war Rociel traurig als er ihn schrieb? Sie verstand das alles nicht, doch sie wollte nicht weiter hier sein, nicht weiter den Blicken von den ganzen Leuten ausgesetzt sein. Sie ging wieder nach draußen, setzte sich auf die Bank, die schon immer vor der Taverne stand. Dort entfaltete sie langsam das Pergament und las die Worte ihres Bruders im Schein einer Laterne, die auch schon immer hier hing und den abendlichen Besucher weisen sollte.

Liebste Isabell,

egal was dich dazu bewogen hat, ich werde es nie verstehen. Du weißt, ich kann das nicht verstehen. Doch so hoffe ich genau wie du, dass wir uns irgendwann wiedersehen werden. Ich wünsche dir viel Glück bei deiner Suche, auf das du mit deinem Bruder hierher zurückkehren magst. Ich werde dann allerdings nicht mehr da sein, ich bin auf der Suche nach mir selbst. Einen Berg mit dem verhassten Namen muss ich finden, mitten in der Region, die ich so fürchte, ich hoffe das alles zu überleben, doch sehe ich keinen Sinn mehr darin.

Ich danke dir für alles...


Mit zittrigen Händen und absolut finsterer Mine legte sie das Schriftstück auf ihren Schoß. Sie war geschockt, verflogen war die gute Laune. Sie konnte es nicht glauben. Hatte das Schicksal denn nie erbarmen, ging dieser verfluchte Weg denn immer so weiter, nie ein Ende habend? Sie hatte ja geahnt, dass da irgendwas nicht stimmte, es ging einfach alles zu glatt, aber das war natürlich ein Schlag ins Gesicht. Er war einfach weg, jetzt war sie so nah und wieder war er weg. Erst war sie geflohen und jetzt er. Sie verstand es nicht.

Wieso, wieso immer ich? Verdammtes Klagen, verdammtes Weinen, wieso muss ich immer nur das alles tun. Verdammtes Schicksal, verdammt seist du. Und du Lichtwesen, hattest du nicht gesagt, es kommt zusammen, was zusammen gehört? Was ist denn jetzt mit all dem? Ist jetzt wirklich alles vorbei, gibt es denn gar keine Hoffnung mehr? Nein, ich will das nicht glauben, ich darf es nicht. Ich bin soweit gekommen, so weit wie ich es mir nie hätte träumen lassen. Jetzt ist Schluss damit, diesen letzten Schritt werde ich auch noch gehen, schluss mit dem Jammern und Klagen, wenn ihr denkt, dass ich aufgebe, dann habt ihr euch geschnitten. Rociel ist gegangen, weil ich ihn verlassen habe, er ist gegangen, weil ich ihn enttäuscht habe, das alles nur um ihn zu finden. Und jetzt, jetzt werde ich ihn wiederfinden. Ich muss nur wissen, wo er hin will, die Beschreibung ist ja relativ ungenau, aber vielleicht...
Ich muss es wenigstens probieren.
Einen Berg mit dem Namen den er hasste? Welchen Namen hasste, oder verabscheute er? Ich glaube ich weiß es, er erwähnte öfters, dass er die Worte "Schicksal" und "Bestimmung" nicht hören konnte. Bestimmungsberg klingt nicht so normal, aber Schicksalsberg, ja das musste es sein, er suchte einen Schicksalsberg. Und die Region die er fürchtete, das konnte dann ja nur das Minental sein, denn da waren sie nie hingegangen und einmal war er auf eine meiner Fragen diesbezüglich ausgewichen, an der Küste schien er ja sein zu können. Also schließe ich daraus, dass er einen Irgendeinen Berg im Minental sucht, der so einen Namen trägt. Ich muss unbedingt hinterher. Hoffentlich ist es noch nicht zu spät, ich kenne das Minental, es ist irre gefährlich, Orks lauern dort und anderes Viehzeugs.


Isabell wischte sich die nassen Augen trocken und faltete das Pergament zurück, jetzt verstand sie auch, warum alles leer und ordentlich war. Natürlich, wieso war sie da nicht gleich drauf gekommen. Doch jetzt hatte sie ein neues Ziel, zwar hätte sie dieses nicht gebraucht, doch wenn sie jetzt noch länger warten würde, dann wäre es auch zu spät. Sie hoffte nur, dass der Wirt doch noch mehr wusste, vielleicht half es ja irgendwie...
14.12.2003, 20:28 #103
Isabell
Beiträge: 307
[GM] Bruder und Schwester -
Als sie die Taverne wieder betrat, schaute der Wirt gleich hoch, anscheinend hatte er nicht damit gerechnet, dass Isabell noch einmal kam, doch jetzt war sie ja da. Sie musste unbedingt noch mehr erfahren, am liebsten wäre sie gleich sofort losgelaufen, doch sie wusste, dass das keinen Sinn hatte, also beschränkte sie sich darauf, morgen früh zu gehen, allerdings möglichst bei Sonnenaufgang. Wenn sie ihn noch erwischen wollte, dann musste sie sich beeilen, schließlich war er sicher eine Zeitlang weg, aber ausruhen musste er sich ja auch. Sie musste einfach schneller sein, doch gerade im Minental war das schwer, denn die Gefahren machten es nicht leicht sich dort einwandfrei zu bewegen. Aber sie würde es schaffen, irgendwie, da war sie sich sicher.

"Und? Ist es eine schlechte Nachricht?"

"Es geht. Die schlechten Nachrichten sehen anders aus, aber ein Grund zur Freude ist es auch nicht. Aber ihr müsst mir jetzt helfen. Es steht dort, dass er ins Minental will. Zu einem Berg, Schicksalsberg könnte er heißen. Wisst ihr, wo das ist?"

"Nein, aber wenn er ins Minental will, dann ist das sicher gefährlich. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass es ein Drakiausläufer der großen Berge ist, denn sonst könnte er ja mit dem Schiff nach Khorinis und von da aus weiter, wäre zumindest schneller und es würde auch den Proviant erklären."

"Proviant?"

"Ja, er bat mich Proviant für eine Reise zusammen zu packen. Das habe ich getan, der Proviant reicht für etwa eine Woche."

"Ich brauche dasselbe bis Morgen früh! Natürlich werde ich es bezahlen."

"Nun, das dürfte kein Problem sein, ich habe genug hier. Die Fleischvorräte sind berstend voll. Dann werde ich gleich heute noch frischen Brotteig aufsetzen."

"Wisst ihr sonst noch irgendetwas, was mir weiterhelfen könnte? Wann ist er aufgebrochen?"

"Vor etwa fünfunddreissig Stunden."

"Hm, dann hat er knappe zwei Tage Vorsprung, ich muss ihn unbedingt einholen. In Ordnung, ich werde noch schnell etwas essen und dann morgen früh wiederkommen."

"Sehr wohl"


Sie setzte sich kurz und aß etwas, danach ging sie zurück zu ihrem Haus. Er war noch nicht uneinholbar und bei schlechtem Wetter da draußen ist er vielleicht kaum vorrann gekommen. Jedenfalls war es fast genau so schwer wie auch schon die eigentliche Suche. Das Minental war so groß und Berge gab es auch duzende, wie sollte sie ihn da nur finden? Doch sie blickte nach vorne, aufgeben konnte sie nicht mehr. Nicht jetzt, jetzt wo sie so nah dran war.

Im Hause selber zog sie es vor nicht im Bett zu schlafen, da sie es sich ja nicht zu bequem machen wollte, sie würde im Sessel schlafen. Das untere Kaminfeuer hatte sie schon entzündet und wartete jetzt eigentlich nur darauf, dass ihr langsam die Augen zufielen, denn desto schneller sie einschlafen würde, desto besser. Gerade der Verlust der Rüstung machte sich durchaus bemerkbar, es war einfach viel bequemer ohne das nervende Ding. Alles war so gut gelaufen, gestern, heute und dann das. Er war einfach weg, sofort nach erwachen weg. Was trieb ihn nur so schnell zu diesem Berg? Wenn er sich vor dem Minental fürchtete, warum ging er dann dorthin? Sie verstand das nicht, vielleicht konnte sie das auch nicht, aber er hatte sie sicher auch nicht verstanden, so stand es ja auch geschrieben. Trotzdem konnte sie zuversichtlich sein, sie ernährte sich noch immer von der Freude über ihren Bruder, die konnte nichts trüben und würde wohl auf ewig anhalten. Da konnte kommen was wolle, egal wie lange sie suchen müsste, jetzt wo sie wusste wer es wahr, hatte sie auch keine Angst mehr vor einer Suche und größer als die gesamte Welt konnte das Minental auch nicht sein.
15.12.2003, 20:53 #104
Isabell
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[GM] Bruder und Schwester -
Die Nacht hatte sich über sie gesenkt, hatte sie in ihr schwarzes Kleid gehüllt, doch die Frau gab nicht auf, sie ging weiter, sie musste ihn einholen, da konnte sie sich keine zu großen Pausen leisten, musste den Schlaf auf ein Minimum reduzieren. Doch sie hatte schon wieder mehr als nur Hoffnung, hatte sogar größeres Vertrauen als je zuvor. Das alles baute auf einer Leiche, so makaber das auch war, die Leiche eines Warges. Sie hatte heute morgen nicht lange gewartet, hatte sich noch vor den Morgenstrahlen aufgemacht und beim Wirt ihren Proviant abgeholt, danach das Dorf verlassen und war in den ersten Sonnenstrahlen schon bei dem toten Tier. Sie hatte das Blut gespürt, es war noch nicht ganz kalt. Außerdem war der Kadaver noch nicht von fremden Tieren und Aasfressern befallen und die Würmer und Maden hatten sich erst wenig verbreitet. Es war irgendwie logisch, denn der Winter sorgte für einen kalten Boden und eine langsamere Verwesesung, doch das war es nicht alleine, es musste von ihm sein, denn das Tier war durch einen Schwerthieb getötet worden und hatte zudem weder Zähne noch Krallen. Rociel konnte das, sie wusste, dass er das konnte, hatte sie es doch selbst mehrere Male gesehen. Es war seine Spur, die er ihr so unbewusst hinterließ und so hoffte sie, würden noch mehrere solcher folgen, denn ansonsten würde es wohl sehr schwer werden. Aber selbst dann war sie noch nicht hoffnungslos.

Mit lebendigen Tieren hatte sie jedoch kein Problem, sie war nämlich noch keinem begegnet, hoffentlich würde das auch so bleiben. Sie hatte keine große Lust in dieser Verfassung zu kämpfen, da sie daran nun wirklich als letztes dachte, doch wenn es nicht anders möglich war, dann wäre sie gnadenlos, wenn irgendein Lebewesen, ob Mensch, Tier oder Dämon sie versuchen würde zu ihrem Bruder zu kommen, dann würde sie kein Erbarmen mehr kennen. Eigentlich kannte sie sowas gar nicht, doch sie hätte das durchgezogen.

Ihre Schritte waren schon den ganzen Tag in einem Ödland, das sie so noch nicht gesehen hatte. Früher, da war sie oft hier draußen, aber nie so weit weg vom Dorf und im Minental war sie auch nie gewesen, sie hatte nur von der Barriere gewusst, von den Gefangenen dort. Aber dieses Gebiet hier, das Drakia vom Minental trennte, das war ja sowas von eintönig. Immer war es dieses Grasland, es war eine weite Steppe, die Unendlichkeit gefiel ihr. Diese Weite, das war herrlich, doch wurde es nicht schön betont, man konnte ohne die Hügel und umliegenden kleinen Berge denken, dass es absolut dasselbe Bild war, dass es immer dasselbe blieb und es gar keine Abwechslung gab. Doch da musste sie durch, er war diesen Weg ja auch gegangen, außerdem war es eine neue Erfahrung, auch wenn es sicher nicht die wichtigste war, so lernte man auch mehr über die Welt kennen und irgendwann könnte ihr dieses Wissen vielleicht mal weiterhelfen.

Sie war noch nicht erschöpft, sie musste weitergehen, mit den Gedanken war sie immer bei ihm und das war auch ihr innerer Antrieb, doch sie hatte auch Angst vor einem Wiedersehen, da waren Angst und Freude eng beisammen, denn durch diese unerwartete Reaktion auf ihren Brief und den Weggang, damit hatte sie nicht gerechnet, sie hatte Angst vor einer möglichen Veränderung, vor einer Radikalisierung seiner Gefühlem, einem Kahlschlag ähnlich. Doch das würde sie frühestens herausfinden, wenn sie ihn finden würde. Es ging weiter.
15.12.2003, 22:12 #105
Isabell
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[GM] Bruder und Schwester -
Sie schlug sich durch, es ging immer noch weiter, auch wenn sie kaum mehr was sah, immerzu stolperte sie, fiel fast hin, da sie die Steine und die Hügelanhebungen nicht mehr sehen konnte, doch trotzdem ließ sie nicht davon ab weiterzugehen. Ihre Füße taten ihr schon lange weh, so weh, dass sie taub waren und sich sicher einige Blasen daran bildeten, doch darauf konnte sie keine Rücksicht nehmen, diesen Schmerz ertrug sie gerne, es war ihr Recht, wenn sie so nur näher an ihn heran kommen könnte. Sie wusste nicht, wie weit er nun schon vor ihr war, sie wusste auch nicht, in welchem Tempo er vorrann kam, sie wusste nur die ungefähre Richtung, wo er hin war, doch das half ihr nicht fiel, denn die Orientierung war in dieser weiten Steppe fast Null und jetzt wo es auch noch dunkel wurde, glich das alles fast schon einem Wahnsinn. Aber je länger sie ging, desto eher würde sie irgendwie ankommen, sie vertraute einfach auf ihr Glück, auch wenn sie mehr und mehr unsicher war. Die letzte Spur war der tote Warg, seit dem hatte sie nichts mehr gesehen. War sie etwa auf der falschen Fährte?

Isabell blieb nun doch stehen, sie wankte etwas und man merkte ihr an, dass sie kaputt war, sie musste sich nun unbedingt ausruhen, gegessen hatte sie auch schon lange nichts mehr. Als sie sich dann wirklich kurz ausruhte und hinsetzte, wurde sie auch schläfrig. Es war vorbei - für heute. Es hatte keinen Sinn mehr sich zu erheben, es hätte sowieso nichts gebracht. Wahrscheinlich würde es nur ein paar Meter weiter gehen, keine vernünftige Relation. Sie nahm ihren Beutel zur Hand und wickelte ihn auf. Ein paar Augenblicke später machte sie sich über das Brot und die Wurst her, sie aß so lange, bis sie satt war. Es machte ja keinen Sinn, Essen zu sparen. Das Brot würde nur hart werden und auch der Rest würde bei der Reise nicht gerade geschont, deshalb sollte man es lieber essen, solange es noch frisch war, der Hunger würde schon noch kommen, wer weiß wann sie den richtigen Berg finden würde.
Nach dem Essen legte sie alles weg und band den Beutel wieder zu, bis sie sich dann hinlegte und die Augen weit gen Himmel richtete, die Sterne wollte sie so gern sehen, doch sie waren verdeckt, verdeckt von einem dicken Wolkenband, schade drum.

Die Frau musste in diesen Momenten oft an Vergangenes denken, wenn sie nicht gehen konnte, wenn sie nicht die Berge näher kommen sah, wenn sie einfach nur da lag und versuchte zur Ruhe zu kommen, dann war es so. Das Positive konnte man ihr nicht mehr nehmen, dazu war es nicht nur unmöglich, sondern auch zu frisch. Aber die Sorge war größer, jeden Tag, jede Stunde. Sie hatte ihn verletzt, doch bereute sie die Entscheidung nicht, das sie es getan hatte, doch bereute sie es, ihn verletzt zu haben. Es tat ihr alles so leid, aber nachdem ihr ganzes Leben nur auf diese Suche fixiert war, da konnte sie nicht einfach davon ablassen oder noch etwas warten. Sie hatte sich einfach nicht getraut ihn zu fragen. Und jetzt, jetzt war das wohl der letzte Weg. Was hier geschehen würde, das würde alles entscheiden. Alles hing nun am seidenen Faden.

Mitten in Isabells Überlegung wurde es hell, doch diese Helligkeit war kein natürlicher Ursprung, es wurde immer heller und heller und als sie sich dann zur Seite drehte, erkannte sie ein fliegendes Wesen. Isabell erschrak, wollte erst eine Waffe ziehen, doch dann beruhigte sie sich, es war nur ein kleines Wesen, aber was war das? Eine schmetterlingsgleicher Gestalt? Aber bei genauem Hinsehen erkannte man die Formungen eines Menschen. Was war das?



"Du siehst traurig aus Mädchen. Stimmt etwas nicht?"

"Wer..wer bist du?"

"Ich bin eine Zauberfee, ich bin eine Traumfigur. Wahrscheinlich schläfst du schon, aber vielleicht bin ich ja wirklich da. Sagst du mir, was dich bedrückt?"

"Ich...ich habe Sorge um meinen Bruder. Ich suche ihn, hier in dieser Wildnis. Doch er ist vor mir losgereist und ich kenne mich nicht so gut aus. Ich glaube, ich könnte mich verlaufen. Es würde mich mehr als nur traurig machen, wenn ich ihn nicht finden könnte."

"Das ist wirklich traurig, aber vielleicht kann ich dich ja etwas aufheitern. Ich bin nämlich hier um dir einen Wunsch zu erfüllen."

"Einen Wunsch? Irgendwas?"

"Ja, irgendwas. Wünsche dir irgendwas und wenn es in meiner Macht steht, so werde ich es erfüllen. Aber wähle weise."

"Nun, wenn das wirklich war ist, dann brauche ich nicht lange überlegen. Ich möchte wissen, welchen Weg mein Bruder geht, damit ich weiß, wie ich gehen muss um ihn zu kriegen."

"Ein bescheidener Wunsch und somit sei er dir erfüllt. Ab sofort wird dich dein Instinkt so leiten, wie auch dein Bruder geht. Ich muss jetzt wieder gehen, aber trotzdem, ich wünsche dir viel Glück bei der Suche Mädchen, tschüss."


Die Fee verschwand wieder und ließ Dunkelheit zurück. Isabell glaubte erst, dass sie wirklich träumte, aber dann merkte sie, wie sie die ganze Zeit wach sein musste. Hatte diese Fee wirklich die Macht, so einen Wunsch zu erfüllen und war das jetzt wirklich real? Sie konnte es fast nicht glauben, doch irgendwie glaubte sie daran und sei es nur aus purer Hoffnung. Mit erneut gestärkter Hoffnung schlief sie nun wirklich real ein, doch hoffen musste sie in der letzten Zeit wirklich viel...
16.12.2003, 14:01 #106
Isabell
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[GM] Bruder und Schwester -
Ein gewaltiger Wind fegte über das Land, ließ die dünnen Grashalme biegen und brechen, bahnte sich seinen Weg durch alles, in jede Ritze kam er hinein, doch Isabell hatte keine Probleme. Zwar war es schwieriger vorrann zu kommen als bei normalen Wetter, doch Rociel musste damit ja auch kämpfen, also gab es nicht wirklich viel zu verlieren, doch ganz am Boden, wo sie ja ging, da hielt es sich noch in Grenzen, sie musste nicht gerade kämpfen um sich nach Vorne zu bewegen, vielleicht war es ja auch Rückenwind, was ihr vielleicht noch einen Vorteil gebracht hätte. Wenigstens hatte sie gute Laune, sie hatte keinen Grund noch groß sorgenvoll zu sein. Es lag nicht an dieser Traumfee, auch wenn es schön gewesen wäre, wenn sie wirklich die Wahrheit sprach, es lag vielmehr daran, dass sie sich einfach freuen musste. Sie konnte das nicht beschreiben, doch sie wusste, dass sie sich freuen würde, egal ob sie ihn finden würde oder nicht. Auf jeden Fall wollte sie nicht mehr aus diesem Gebiet ohne ihn gehen, was hätte das schon für einen Sinn gemacht, alleine zu sein. Wieder alleine. Doch dann hätte es keine Hoffnung mehr gegeben, irgendwann jemanden zu finden. Es konnte niemand zweites geben. Sie hatte sich bis vor wenigen Tagen noch eingebildet, nun zwei Personen zu kennen, die sie unbedingt in ihrer Nähe haben wollte, die sie nie aus ihrem Leben lassen wollte. Das aus diesen zwei Personen, dem Fürsten und dem Phantom des Bruders, jetzt Rociel wurde, das machte die Sache nur noch komplizierter. Wenn sie ihn finden könnte, dann wäre es eine Wendung in das absolut Gute, in das so lange vermisste Glück. Wenn sie ihn aber nicht finden sollte, dann wäre das eine gegenteilige Wendung, eine Wendung in die Verzweiflung. Sie hatte wirklich genug gewartet, die siebzehn Jahre waren genug Zeit, seit denen sie getrennt waren, zwar hatte sie ihn jetzt ein paar Wochen um sich, doch nicht als Bruder, da war er nur ein Mann, den sie jedoch mehr als nur mochte. Ihr kleiner Bruder...
Noch einmal wollte sie nicht so lange von ihm getrennt sein, doch wenn sie ihn nicht finden konnte, dann würde es zwangsläufig so passieren. Er wusste schließlich nichts von einer Schwester und war hier sicher nicht aus Spaß. Niemand konnte sagen, ob er das alles hier überleben würde oder was ihm auf diesem Schicksalsberg erwartete. Ob er nach Drakia zurückkehren würde. Alles unbeantwortet, sie konnte es nicht wissen, sie konnte nur handeln.
Aber trotzdem wäre sie glücklich, sie hatte ihre Entscheidung getroffen, sie würde dieses Gebiet im Glück verlassen, mit oder ohne ihm.

Ihre Füße lenkten sie auf eine magische Weise durch das Land, sie merkte nicht, wie sie immer wieder woanders hinwollte, dann aber doch in eine andere Richtung bog, es war fast so, als ob das nicht ihre Füße wären, doch war es eigentlich gar nicht so wichtig, hier in der Steppe gab es sowieso kaum etwas interessantes zu sehen. Doch mittlerweile tauchten verstärkt kleinere Hügel auf, die Landschaft schien sich sichtlich zu verändern. Vor einem dieser Hügel stand sie nun, wollte eigentlich in eine andere Richtung gehen, doch jetzt merkte sie das erste Mal, wie gravierend sie doch nicht mehr konnte. Ihr eigener Wille gehorchte ihr nicht und sie ging zwangsläufig über den ersten Hügel. Das Gras wehte schon sehr bedrohlich und auch Isabell hatte hier Mühe zu gehen, doch es sollte sich lohnen, denn als sie die Hügelspitze erreichte, sah sie einen Bach, ein Rinnsal, Wasser, aber was noch viel wichtiger war, sie sah wolfsgleiche Kreaturen, sie sahen aus, als ob sie schliefen. Isabell wurde mißtrauisch und zog ihre Schwerter, das ganze würde sie sich mal genauer anschauen, sie traute der Stille nicht. Das ganze sah anders aus, als es schien. Der erste Blick konnte trügen.

Und so war es auch, als sie näher kam merkte sie schnell, dass diese Wölfe nicht mehr lebten und auch das trieb ihr ein breites Lächeln aufs Gesicht. Es tat ihr schon um die Wölfe leid, als sie bei ihnen war kraulte sie sie noch ein bisschen, als ob sie noch lebten, da sie das Blut und den Verwesungszustand untersuchen musste, wie schon bei dem Warg. Sie hatte sofort an zwei Sachen gedacht, erstens an ihrem Bruder, was auch gut sein konnte, da die Wölfe wieder keine Zähne und keine Krallen besaßen und zweites an die Worte der Fee, die ja gesagt hatte, dass sie von nun an geleitet werde. War da vielleicht doch was Wahres dran?

Sie labte sich am Wasser, füllte ihre Krüge wieder auf und wusch sich das Gesicht und die Hände, danach kraulte sie noch mal die Wölfe und spürte auch, dass sie nicht normal waren, irgendwie anders. Es waren schließlich sechs Kadaver und Rociel hatte ihr vor Kurzem noch gesagt, dass er Wölfe gut leiden konnte. Mit nachdenklichem Blick ging sie dann weiter - ohne Pause, sie konnte sich das nicht leisten.
16.12.2003, 17:30 #107
Isabell
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[GM] Bruder und Schwester -
Er hatte sie bestimmt nicht freiwillig getötet. Wenn es irgendetwas anderes gewesen wäre, aber keine Wölfe. Er schien diese Tiere sehr gern zu haben, oh ja, das wusste sie noch zu gut. Und dann gleich sechs auf einen Streich. Dieses Massaker hatte er sicher nicht ohne guten Grund angerichtet. Nicht das man das falsch versteht, Isabell hätte das nichts ausgemacht, für sie waren alle Tiere gleich. Nicht das sie viel morden würde, aber wenn sie auf der Jagd war, dann wurde das erlegt, was als erstes in ihr Sichtfeld kam. So zart besaitet wie Rociel schien sie da nicht zu sein. Und doch lagen diese sechs Wölfe tot da. Sie hatten alle durch dasselbe Schwert ihren Tod bekommen und auch ihre Trophäen waren verschwunden. Nur das Fell hatte er drangelassen und natürlich das Fleisch. Aber darauf gab es natürlich eine einfache Antwort, denn dieses Gewicht konnte man verständlicherweise nicht mehr mitschleppen.
Aber was sie noch viel mehr anregte waren diese komischen Gedanken davor. Ihr Wille wurde durch irgendwas gebrochen. Sie wollte da nicht hingehen, sie wäre einen ganz anderen Weg gegangen und hätte die Wölfe nie gefunden, aber so wurde sie einfach dahingelegt. Mit sanfter Gewalt konnte man sagen, denn gespürt hatte sie von alldem nichts. Es war nur im Kopf dieses kurze Gefühl etwas anders machen, als man es eigentlich wollte. Aber es war ja eine gute Entscheidung, denn diese Fährte stammte zu einer gewissen Wahrscheinlichkeit von Rociel, vielleicht neunundneunzig Prozent. Auch wenn dagegen sprach, dass es eine zu große Anzahl und eben Wölfe waren, aber dass es eine falsche Fährte sein könnte, vielleicht sogar eine Falle, daran glaubte sie nicht und dazu bestand auch kein Anlass. Wer sollte hier draußen schon sein? Niemand, es gab hier niemand. Diese Einöde war einfach zu eintönig und auch zu karg, als das hier hätte jemand leben können.
Aber sie konnte sich da nicht rausreden, für sie wirkte es wirklich so, als ob das ganze gestern Abend doch keine Einbildung war. Diese Fee musste wirklich existieren, denn auch jetzt spürte sie es wieder. Es waren nur kleine Abweichungen, doch sie machten sich bemerkbar, aber irgendwas hielt sie immer auf dem richtigen Weg. Wenn das wirklich wahr war, dann hatte sie einen großen Vorteil gewonnen. Sie war sich zwar nicht sicher, wie sie damit umgehen sollte, mit diesen seltsamen Gefühl, aber sie freute sich trotzdem. Irgendwie ließ sie sich da einfach mal drauf ein, es würde schon so sein. Es wunderte sie eh nichts mehr, nicht mehr im Negativen und auch nicht im Positiven, wobei ihr letzteres bei allen wundern noch am liebsten war.

Die Wolken waren vor einer Stunde noch so schön klar weiß, etwas aufgequillt aber das machte ja nichts, schön waren sie trotzdem. Aber jetzt wurden sie schwarz, komischerweise waren noch einzelne Rotausläufer eines Sonnenunterganges zu sehen, den sie gar nicht richtig bemerkt hatte. Doch so konnte sie die Form der Wolken immer noch erkennen. Der Wind war auch schwächer geworden, sie glaubte sogar Windstille spüren zu können. Tja und dann war da noch die Landschaft, sie veränderte sich langsam. Die ersten Hügel hatte sie überwunden und kam nun zu einer steinigen Region. Diese spitzen kleinen Steine die aus dem Boden ragten, wenn sie sich nicht ganz sicher gewesen wäre, dass es unmöglich war, dann hätte sie gemeint, dass Rociel über eben jene Steine gegangen war. Egal wie, sie folgte ihm, sie war nicht weit entfernt. Ein paar Stunden Rückstand, aber sie würde ihn schon noch kriegen, bevor es zu spät war.
16.12.2003, 21:22 #108
Isabell
Beiträge: 307
[GM] Bruder und Schwester -
Nun schmerzten ihre Füße auch schon seit Stunden, diese felsige Region war wirklich sehr anstrengend zu gehen und selbst die Stiefel konnten da nicht helfen. An den Sohlen zwickte und zwackte es und sie hätte alles für eine Pause gegeben, doch eine Pause war noch nicht in Sicht, noch musste sie weitergehen. Wenn sie ihn kriegen wollte, dann musste sie wirklich Qualen erleiden, sie musste früher aufstehen und später schlafen gehen als ihr Bruder, anders würde es nicht gehen. Doch diese Qualen würden sicher belohnt, aber das alles wusste sie doch, sie wusste es schon so lange und doch hämmerte sie sich die Sätze jeden Tag noch einmal in den Kopf. Immer und immer wieder. Was sollte sie schon anderes tun, sie war ja ganz alleine hier draußen und selbst die Tiere schienen sich vor ihr zu fürchten, oder aber nicht da zu sein, es schien fast so, dass diese karge Gegend kaum mehr Tiere bot, die wenigen waren eine Fährte, die Rociel schon erledigt hatte, ob freiwillig oder nicht, jedenfalls waren sie tot, nur das zählte, oder auch nicht...Die einzigen Begleiter die sie wirklich noch hatte waren die Winde und die Sonnen, die Kälte und die Wärme. In der Nacht war es oft kalt hier draußen und morgends stand sie immer zitternd auf, sie hatte ja kaum was zum zudecken. Aber da musste sie durch, es gab hier eben keine Kamine, keine Decken, keine schützenden Wände. Doch daran hatte sie sich schon länger gewöhnt und außerdem wollte sie es ja noch vor ein paar Tagen, weg aus Drakia, woanders hin...
Ihre Haare wehten im Wind, hinterließen eine schöne Mähne, heute waren sie wieder mehr braun als schwarz, aber so genau wusste sie das auch nicht, manchmal waren die Haare auch unterschiedlich, oben und unten. Aber zu exotisch wurde es dann doch nicht und sie nahm schon an, dass alle Haare diesen dunklen Braunton trugen. Aber eigentlich war es egal. Für wen sollte sie schon hier draußen schön sein, es gab doch sowieso niemanden, der sie sehen konnte. Nur der Mond war noch da, der schaute von da oben herab und konnte sie sehen. Doch das war auch schon alles.
Ein paar Meter wollte sie noch gehen, nur ein paar Meter...doch sie spürte, wie ihr jetzt jeder Schritt schwer fiel, wie es zu einem Alptraum wurde. Schmerzen durchzogen ihr Bein und da wusste sie, dass es besser wäre jetzt zu stoppen, ehe noch irgendeine Sehne oder ein Muskel rießen. Ihr Nachtlager war nicht sehr bequem, doch sie fand einen weiteren Hügel, wo es noch etwas Gras zwischen all den Steinen hier gab. Dort konnte man sich wenigstens hinlegen, ohne sich gleich den Rücken zu brechen. Mit letzter Kraft ging sie fort hin und ließ sich am Fuße des Hügels nieder. Hier war es gar nicht so schlecht, in einer Mulde kullerte sie sich ein und nahm keinen Wind mehr war. Ein idealer Windschutz schien das zu sein. Sie konnte wieder etwas lächeln, eigentlich war ihre Situation doch gar nicht so schlecht, wenn dann nur am Ende alles gut gehen würde, das wäre dann ein richtig perfekter Ausgang.
Aber etwas essen musste sie noch, am besten wieder das Brot, das nun schon nicht mehr ganz so weich war, sondern schon härter zu kauen war, zudem belegte sie die dünn geschnittenen Scheiben noch mit Käse und Wurst. Eigentlich hätte sie auch noch gerne eine Moleratkeule gegessen, doch das würde dann zu schwer im Magen liegen.

Auch heute schaute sie wieder nach oben, in den Himmel und heute konnte sie auch die Sterne sehen. Es war schön, vorallem sehr einschläfernd, denn während sie da sowieso schon sehr müde nach oben schaute, wurde sie noch immer müder. Noch schnell zog sie ihre Stiefel aus und massierte sich etwas die geschundenen Füßchen und dann schlief sie auch langsam ein. Eigentlich war heute ein guter Tag gewesen.
17.12.2003, 14:15 #109
Isabell
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Diese Steine wollten einfach kein Ende nehmen und es war zugegebenermaßen anstrengender als auf einfacher Steppe, als auf einfachem Boden zu gehen, doch Isabell konnte keine Schmerzen verspühren. Sie hatte immer noch einen wohl geformten Gesichtsausdruck und konnte immer noch ein Lächeln nicht verbergen. Natürlich war hier nicht alles gut gelaufen und unter der ganzen Ruhe und der ganzen Monotonie gab es auch keine Erfolge vorzuweisen, aber das war auch von vorherein klar gewesen. Sie war aber auf dem besten Wege und das wusste sie auch, sie kannte jetzt den Weg, zumindest glaubte sie daran, eine hundertprozentige Sicherheit gab es dafür natürlich nicht. Sie hatte die Hoffnung schon lange nicht mehr aufgeben wollen und außerdem spürte sie auf diesen Wegen, dass Rociel hier auch schon gegangen war, also gab es keinen Grund zur Sorge. Selbst die ganzen Bewohner des Minentals ließen sie bis jetzt in Ruhe, noch keine Angreifer, die sie hätte abwehren müssen. Es lief alles bestens. Zwar waren die Erfolge nicht sichtbar, doch das ganze war wie die olle Bauernweisheit. Erst muss man die Saat setzen und nach einer langen Zeit des Wartes bekam man dann den Lohn für seine Mühen, indem man die Früchte seiner Arbeit erntete. So war das auch hier, noch setzte sie nur Saaten, indem sie ihm folgte und nicht locker ließ, indem sie ihre Kräfte jeden Tag bis ans Maximum reizte und selbst darüber ging. Und der Lohn für ihre Mühen wäre dann ein Wiedersehen. Es war nur die Frage, ob diese Frucht nicht eine faule Frucht wäre, es könnte immerhin sein, dass sich in der einst so prachtvollen Frucht nun ein Wurm eingenistet hat und jetzt ist die Frage, wenn sich ein Wurm eingenistet hat, wieviel er schon weggefressen hatte. Im Klartext bedeutete das soviel wie, dass sie sich Sorgen machte. Nicht um das Ob, sondern um das Wie. Das sie ihn wiederfinden würde, das wünschte sie sich, doch hatte sie auch ein paar Befürchtungen, dass es nicht so gut verlaufen könnte.
Aber er musste doch einsehen, dass sie so handeln musste und ohne das sie so gehandelt hätte, hätte er ja auch nie alles über sich erfahren. Auf jeden Fall wollte sie Antworten, egal was er sagen würde, sie wollte auf jeden Fall Antworten über ihren Vater und über sein Leben. Sie wollte ihn näher kennenlernen, egal wie.

Das alles sorgte auch für eine ständige Unaufmerksamkeit, Isabell achtete nur wenig auf die Umgebung, ihre Augen brauchte sie fast gar nicht mehr, denn sie wurde gelenkt von den Füßen, aber natürlich taten die auch nichts, wenn sie die Augen verschlossen hatte. Es war so eine halbe-halbe Mischung. Anders war es nicht zu erklären, dass sie nicht sah, wie die Berge nun immer näher kamen. Noch war sie von ihnen ein gutes Stück, ein paar Meilen entfernt, aber ihr Ziel, dass eigentlich das ihres Bruders war, das rückte in Reichweite. Die felsigen Böden versuchte sie aber auch irgendwie zu verdrängen, denn es waren verdammt schlechte Wege. Es gab leider auch keine großen Ausweichmöglichkeiten, denn genau wie zuerst die weite Grassteppe war hier eine weite Steinebene, man konnte sich die Umgebung nicht aussuchen und das Grün im Boden wurde immer weniger, die Grasbüschel schwanden und bald schon würde es wohl gar keine geben.

Langsam gingen allerdings ihre Wasservorräte zuneige, denn von den sieben Wasserkrügen (die in etwa alle zwei Liter fassten), hatte sie schon drei verbraucht, obwohl sie am Bach aufgefüllt hatte. Also hatte sie nicht mehr ganz soviel Wasser, aber Wasser würde sie brauchen, mehr noch als Nahrung. Also hieß es nun sparen, aber ihr Bruder hatte auch nicht mehr Krüge dabei und wenn er das schaffen würde, dann würde sie das auch. Die Nahrung war zuviel, sie war viel zuviel und anfangs wollte sie noch was wegschmeißen, als sie bemerkte, wie viel der Wirt ihr hinein getan hatte, doch jetzt war sie dankbar für alles. Das ganz hielt jetzt noch bei großzügiger Auslegung eine Woche, nur das Brot wäre dann nicht mehr frisch. Aber man merkte jeden Tag, wie der Beutel auf dem Rücken leichter wurde.
17.12.2003, 18:24 #110
Isabell
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Die Frau hatte langsam genug von diesem Boden, doch sie tröstete sich damit, dass Rociel auch darüber gehen musste. Die Nacht war ebenfalls herein gebrochen und machte ihr nun schwer zu schaffen, denn wenn es erst einmal richtig dunkel werden würde, dann würde sie nichts mehr sehen. Zum Glück hatte sie noch eine Fackel dabei, aber entzünden tat die sich auch nicht von alleine. Das Mondlicht war noch viel zu schwach, als das es wirklich hätte leuchten können, dabei war der Mond schon mehr als die Hälfte sichtbar. Nicht mehr lange und es wäre wieder ein neuer Vollmond gekommen. Sie schaute nun nicht mehr so oft geradeaus, sondern mehr zum Himmel und die logische Tatsache kam auch...

*Krach*

Sie war an irgendetwas hängen geblieben, konnte das Gleichgewicht nicht mehr halten und fiel hin, zum Glück konnte sie die Arme voraus strecken, so passierte ihr nichts, nicht mal eine Schürfwunde an den Knien, sie hatte Glück gehabt. Die Kieselsteine und die Abdrücke hatten sich aber in ihre Hand gebohrt, die nun ein paar komische Formen besaß, doch das würde nicht lange halten. Aber über was war sie da gestolpert?

Sie drehte sich um und erschrak, ein Schrei glitt aus ihrem Munde und sie zuckte zurück. Das Licht war noch stark genug vorhanden, dass sie sehen konnte, dass da irgendetwas lag, dass Ähnlichkeit mit einem Menschen besaß. Zuerst dachte sie an Rociel, deswegen hatte sie auch so Angst gehabt, doch in ihrer Panik war sie noch in der Lage zu sehen, dass dieses menschähnliche Wesen größer als er war. Mindestens zwei Köpfe größer war es. Es hatte einen ekelhaften Gestank an sich und als sie über die Haut fühlte, merkte sie dickes Fell daran.
Sie richtete sich wieder auf und betrachtete das tote Tier...erst jetzt bemerkte sie, dass es ein Ork war. Ja...so mussten diese Wesen aussehen, noch nie hatte sie eines aus der Nähe gesehen und jetzt hatte sie eines direkt vor der Nase. Der Ork war tot, keine Frage, sonst hätte sie jetzt ein Problem. Isabell betrachtete die mächtige Waffe des Wesens, eine Axt, blutig und schmutzig, aber drei mal so groß wie nur eines ihrer Schwerter. Was waren das nur für Wesen, doch noch viel wichtiger, wer hatte dieses mächtige Wesen bezwungen?

Es konnte...ja es musste Rociel gewesen sein, sein Weg war ihr Weg und wer sonst hätte es sein sollen, der hier draußen herum streunte. Auf der Suche nach einem "Schicksals" Berg. Jetzt erkannte sie auch die Wunde. Sie ging vom Rücken bis zum unteren Bauch, die Klinge hatte den ganzen wuchtigen Körper durchlaufen und dieser Körper war dicker und breiter als der eines Menschen. Wahnsinn...aber es musste er sein, sie erkannte den Schnitt gut...wie bei den Wölfen. Ja, sie konnte seine Klinge fast riechen.

Auch wenn es ihr schwer fiel, sie musste auch dieses Mal das Blut untersuchen. Sie fasste in die Rückenwunde und fühlte, dass das Blut noch warm war. Aber wie konnte das sein? Hatte der Ork diese spezielle Kraft...oder war ihr Bruder ganz in der Nähe? Hatte sie ihn eingeholt? Sie nahm ihre Hand wieder heraus und wischte sich das Blut an den Steinen ab, ein paar Grasbüschel halfen sehr, doch richtig wurde sie erst davon befreit, als sie eine klitzekleine Menge Wasser opferte. Danach betrachtete sie noch mal kurz den toten Ork und dann ging sie auch weiter, sie musste weiter, sie war ganz knapp hinter ihm, sie musste dran bleiben, es war noch nicht zu spät, ihre Qualen machten sich bezahlt.

Hoffentlich lieferst du weiter so gute Spuren Bruder
17.12.2003, 20:39 #111
Isabell
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Sie war nun schon sehr weit gegangen, das ganze war noch anstrengender gewesen als an den anderen Tagen, denn die ganze Zeit auf dem felsigen Untergrund zu laufen, die ganze Zeit einzuknicken und immer vorsichtig zu gehen, das kostete. Kostete Kraft. Kostete Nerven. Aber trotzdem, sie blieb absolut gelassen, innerlich war sie ausgeglichener denn je. Sie kämpfte kaum noch mit ihren Nerven, sondern wirklich mit ihrer Kraft, mit ihrer Physis. Dieser Kampf war ihr am liebsten, denn dan konnte sie endlich gewinnen. Gegen innere Nerven zu kämpfen war sinnlos für einen Menschen, aber gegen sich selbst konnte man gewinnen, man konntr Tricks anwenden um Prozesse hinaus zu ziehen und man konnte sich selbst einschätzen. Man bestimmte selber mit seinen eigenen Hirnwindungen die Grenze für sich persönlich, man wurde nirgenswo rein gezwungen. Diesen Kampf gewann sie zwar nie, aber wenn man davon absah, dass jeder Mensch einmal schlafen musste und irgendwann keine Energie mehr hatte und das ihre Schmerzen meistens viel früher anfingen, bevor sie dann endlich aufgab, dann war sie doch immer der Sieger. Es ging hier aber nicht um einen lockeren Wettstreit der eigenen Leistung, es ging hier nur darum das letzte aus sich heraus zu holen, nur damit die paar Meter pro Tag auch wirklich eingeholt wurden. Es waren immerhin drei Tage. Aber der Ork gab Isabell wirklich neue Hoffnung, diese drei Tage verkürzt und vielleicht bald eingestellt zu haben.

Sie ahnte, dass sie es nicht mehr lange machen würde, deshalb machte sie diesmal auch keine Pause, sondern nahm sie die saftige Scavengerkeule im gehen heraus. Sie wollte unbedingt noch etwas essen, besonders diese saftige Keule, doch direkt vorm einschlafen war das ungesund für die Verdauung. Magenschmerzen oder gar noch richtige Magenprobleme konnte sie sich echt nicht leisten, die kleinste Schwäche von ihr würde man hier gnadenlos ausnutzen, sie hatte schon zu kämpfen, dass sie keine Rüstung mehr zum Schutze hatte, doch nicht nur vor Angriffen, sondern auch vor der Kälte. Es war hier erstaunlich in Ordnung, es war so als ob ein Fön hier wehte, anders konnte sie sich die warmen Temperaturen nicht erklären, aber besonders in der Nacht wurde es bitter kalt und jeden Morgen hatte sie Frostsplitter auf der Haut. Es war sehr gefährlich, doch man ließ ihr leider keine Wahl.

Mitten im Essen wurde sie jedoch unterbrochen. Sie hörte ein paar komische Geräusche, die sie aufhorchen ließen, doch in der Finsternis der Nacht konnte man ja kaum was erkennen. Nur der fahle Schein ihrer Fackel sagte etwas über die Umgebung aus, denn diese hatte sie mittlerweile entzündet, doch weit konnte sie damit nicht sehen.
Auf einmal schossen zwei rote Augenpaare aus der Luft, es waren Vögel die bedrohlich an ihr vorbeigeflogen waren, im ersten Moment hatte sie an einen blitzschnellen Angriff gedacht, aber jetzt setzten die Vögel auf den Boden auf und sahen sie komisch an. Was waren denn das für welche? Sie sahen gar nicht so aus, so wie Falken oder Adler oder Spatzen. Sie hatten ein dickes Federkleid und ziemlich große Augen. Sie waren ihr ein bisschen unheimlich, aber nur ein bisschen...irgendwie hatten diese Vögel einen Anziehungskraft auf sie und das bestätigte sich auch, denn sie flogen auch nicht weg, sie konnte sie berühren. Doch als sie den zweiten Vogel über das Fell kraulen wollte, zuckte sie zurück. Was war das?

Mit komischen Wortlauten, die wie Uuuhhuuu klangen, flogen sie wieder weg, hatte sie sie erschreckt? Sie wusste nicht so genau, aber dieses Gefühl. Konnte das wirklich sein? Konnte es wirklich sein...sie hatte doch tatsächlich das Gefühl gehabt, dass Rociel dieses Fell berührt hatte. Das war doch unmöglich oder?...Eine bloße Einbildung...
18.12.2003, 06:54 #112
Isabell
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Dunkle Schwaden zogen von dannen, der schwarze Nebel verzog sich, in ihrem Traume da sah sie wieder Licht zerteilen, sah das Wesen, wie es in Licht getränkt sie blendete. Sie mochte seine Stimme vernehmen. Es war eine helle Stimme, sie sprach weise und edel. Isabell fühlte sich wohl, ihr ganzer Körper war warm, wie in Wasser gebadet. Es war ein molliges Gefühl von Geborgenheit und von Kraft. Sie wollte nicht hier weggehen, doch irgendwie wollte sie doch, denn so alleine wollte sie nicht sein. Noch immer fragte sie sich, was sie hier eigentlich tat, doch die Antworten waren nicht mehr so klar, wie noch vor ein paar Tagen. Das Wesen zeigte auf einen entfernten Berg, eigentlich wäre es ihr unmöglich gewesen diesen zu sehen, doch durch das Licht getränkt wurde die Sicht unglaublich weit. Sie musste nun auch nicht mehr ihre Augen verschließen, sie konnte einfach nur sehen. Einfach nur den Berg des Schicksals vernehmen. Er lag tatsächlich zwischen zwei größeren Bergen, die ihn scheinbar abschotteten, doch das war Isabell egal, sie würde da schon hoch kommen. Es war ja nicht nur der Berg für das Schicksal von ihrem geliebten Bruder, sein Schicksal führte ihn ganz bewusst dahin, doch auch für Isabell entschied sich da oben eine Menge, der Berg hatte diesen Namen doch richtigerweise bekommen, denn da oben würden sich ihre Schicksale entscheiden.
Sie hoffte, dass sie genug Kraft hatte dies alles zu gewinnen, sie wollte unbedingt ihr Schicksal selber bestimmen. Sie wollte nicht nur ihren Bruder wiedersehen, sie wollte auch weiterhin mit ihm zusammen bleiben, wozu sonst sollte sie ihn wiederfinden, das wäre doch alles so sinnlos dann.
Doch das Wesen beruhigte sie, es übte eine ungewöhnlich hohe Vertrauenskraft auf sie aus, eine Überzeugung machte sich da breit. Sie hatte sogar fast das Gefühl, dass sie eine Hand auf ihrer rechten Wange spüren konnte, doch das musste täuschen.
Dann sah sie noch mal zu dem hell erleuchteten Fels und dann...sie vernahm Rociel, sie konnte unglaublich sehen und sah ihn, sie wollte nach ihm rufen, obwohl das vergeblich gewesen wäre, sie konnte nicht, denn ihr Bild fror ein, als sie die ersten Worte aus der Kehle stoßen wollte, danach zerhaute es das Bild und schwarz regierte wieder, doch nur für Sekunden, dann wachte sie auf.


Mit einem etwas unwohlen Gefühl war sie da wieder in ihrer kleinen Schlafstätte aufgewacht, sie hatte Schmerzen an der Hüfte und logischerweise im Nacken. Doch sie wusste, sie war wieder wach und das eben war nur ein Traum. Eine komische Vorstellung, was sie da träumte, doch sie war sich ziemlich sicher, dass es kein richtiger Traum war. Das Lichtwesen hatte letztes Mal auch nur eine Traumvision gegeben und doch stimmte alles, was es gesagt hatte. Sie war sich sicher, das auch jetzt alles stimmte. Sie hatte zwar das Gesicht ihres Bruders nicht sehen können, doch es war er zweifelsohne. Sie wusste, dass er nur noch wenig Vorsprung hatte, das wollte das Bild sicher auch zeigen, das und die Tatsache, wo sie den Schicksalsberg finden könnte und wie er aussah. Sie musste weitermachen, denn da sie jetzt eh wach war...jede Minute war kostbar, sie durfte sie nicht verschenken.

Ich komme geliebter Bruder, ich folge dir wie ein schneller Schatten und ich reise mit dem Wind, nicht mehr lange und ich habe dich, hab Vertrauen zu dir, denk an alles Bruder. Der Wind wird diese Worte zu dir bringen.

Sie packte das wenige was sie hatte zusammen und nahm eine weitere Scavengerkeule aus dem Beutel, das war die letzte, doch gab es noch genug Alternativen. Mit ihrem provisorischem Frühstück brach sie dann auf, es war Zeit diese Felsen endlich zu verlassen, in die Berge vorzustoßen. Ihr Bruder war nicht mehr fern, sie konnte schon Spuren seines Geruches riechen, auch der Wind und die Kälte konnten daran nichts ändern, aber kalt war ihr wirklich, als sie in die ersten Sonnenstrahlen des ersten Sonnenaufgangs loszog...
18.12.2003, 19:23 #113
Isabell
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Sie hatte schon lange die steinigen Gebiete verlassen, ihr Weg hatte sie zu den echten Bergen geführt. Sie war jetzt ganz nah dran, es würde nicht mehr lange dauern, es war an der Zeit, dass sie ihm endlich an den Fersen klebte. Sie war ganz froh über die Entwicklung ihrer Reise, bis jetzt lief alles nach Plan, jeder Tag war zwar ein verschenkter Tag ohne Glück, doch andererseits war auch jeder Tag ein positives Stück dahin. Die ganzen Tiere schienen sich zurückzuhalten, vielleicht war es auch gar nicht möglich für die Viecher hier zu leben, außer ein paar Vögel und den Kadavern hatte sie noch keine gesehen, es war so, als ob hier nichts leben konnte, zwischen all dem Gras, den Steinen und der Einöde. Selbst die Tiere schienen die Trostlosigkeit nicht zu ertragen, schon komisch. Vielleicht hatte sie sie ja auch nur übersehen, oder die Tiere sie, aber so war es ihr recht, kämpfen wollte sie einfach nicht, nicht jetzt. Nichts konnte sie mehr aufhalten, nur der Zufall vielleicht. Das ihre ganze Glückssträhne mit den Fährten jetzt aufhören würde und das sie sich verlaufen würde, doch daran glaubte sie schon lange nicht mehr. Genau wie es kein Zufall war, dass sie die ganzen Leichen und Kadaver gefunden hatte, so war es auch kein Zufall, dass diese Fee sie ansprach und ebenso, dass sie ihn wiederfinden würde.

Heute hatte sie allerdings ganz schöne Abstriche hinnehmen müssen, sie hatte viel zu viel gegessen, ihre Vorräte waren geschrumpft, doch sie verspürte den ganzen Tag ein Hungergefühl, es schien die Kälte hier oben zu sein, denn die Fettreserven, von denen sowieso kaum etwas da war und auch die grundlegenden Funktionen waren nach einer Überlastung des Körpers längst am Ende.
Isabell hatte sich mächtig überschätzt und jetzt bekam sie die Quittung für ihren Raubbau am eigenen Körper. Sie ging hier oben ein viel zu hohes Pensum, schließlich wurde die Luft dünner und immer kälter. In der Nacht, wo sie grundlegende Energien wieder auftanken musste, wurde sie seit kurzem immer wieder von der Kälte heimgesucht und geschwächt. So konnte das nicht weitergehen, in der Nacht war es ein Überlebenskampf und am Tag auch, nur da ließ sie irgendetwas den Schmerz nicht spüren, den die Kälte auf der blanken Haut verursachte. Die Eiskristalle schienen ihr egal zu sein, sie ignorierte alles und obwohl sie bis auf eine Fackel nichts hatte, was wärmen konnte, so schien sie doch immer wieder gewärmt zu werden. Von irgendetwas gewärmt...
Der Körper verlangte jetzt mehr Nahrung als vorläufigen Tribut, mehr Essen und die damit verbundenen Nährstoffe, sie sollten die lebenswichtige Energie erst mal sicher stellen, doch auf Dauer konnte das keine Lösung sein. Sie hatte jetzt noch Nahrung für vier Tage, wenn man es rational einteilte, vier Tage und dann war zappenduster. Vier Tage und dann würde der wahre Überlebenskampf beginnen. Davon aber wollte sie nichts wissen, sie nahm das gar nicht wahr, für Isabell gab es nur das Ziel und das Ziel hieß ohne Zweifel der Berg.
Sie konnte ihn schon sehen, durch ihren Vision im Schlafe hatte sie eine genaue Karte im Kopf, die Lage des Berges war ihr nun klar. Es waren noch wenige Meter, am Fuße des Berges wollte sie heute übernachten, wenn es denn soweit ging. Aber morgen würde es spätestens klappen, aber eigentlich war es Wahnsinn, was sie da betrieb. Sie hatte noch Vorräte für vier Tage und bis dahin sollte sie den Berg bestiegen haben, auf dem Gipfel sein.
Ob das wirklich ging? Ob das machbar war? Sie wusste es nicht, doch sie hoffte es doch sehr. Aber die Hoffnung war ja das einzige, was ihr da noch blieb, welche Sicherheit hätte sie schon haben wollen...

Sie brauchte nun endlich nicht mehr über Fußprobleme klagen, die Zeit der unbequemen Steinchen war vorbei, nun waren es flache Steinebenen, sicher nicht von Menschenhand so geformt. Die Fackel brannte wieder und ließ sie das alles sehen, doch das war jetzt nicht primär wichtig, hauptsache die Meterzahlen würden sinken, sinken zum Berg hin, die Landschaft konnte man bewundern, wenn es hell war, dazu brauchte man nicht die wachsamen Augen der Nacht. Überhaupt musste sie mehr wachen, ihre Ablenkung war ungewöhnlich hoch...
18.12.2003, 22:04 #114
Isabell
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Sie schaffte es einfach nicht mehr. Sie war am Ende. Der peitschende Wind ließ sie nicht mehr aus seinen Fängen, bis zum Fuße des Berges wollte sie kommen, doch daraus wurde nichts mehr, es ging einfach nicht mehr. Ihre Knochen machten schlapp, ihr Geist war willig doch nicht das Fleisch in ihrem Körper. Immer öfters musste sie sich auf dem Boden stützen, doch sie schaffte es immer wieder hochzukommen, doch jetzt ging einfach nichts mehr. Sie fiel und konnte nicht mehr aufstehen, der Wind flog an ihrem Körper vorbei und ließ sie nicht mehr hochkommen, es war eine Qual für sie dort zu liegen, doch noch viel mehr quälte sie etwas anderes. Ihr Bruder, er verschwand langsam aus ihrem Kopf, aber auch aus ihrem Leben, sie wusste genau, was die Bilder sagen wollte, nicht er ging langsam von ihr, sondern viel mehr andersrum. Sie konnte es nicht ertragen, diese Bilder in ihrem Kopf, sie hoffte, dass es doch noch Hoffnung gab....

Hoffnung...bei diesem Wort wurde sie in eine andere Welt versetzt, eine Welt voller komischer Lichter, diese Welt zeigte, was Hoffnung wirklich war. Diese Hoffnung war vergebens, man würde sie nie lange aufrecht erhalten können, das war die vorherrschende Meinung. Sie hatten teilweise auch recht, Hoffnung war schwer, Hoffnung tat auch selber weh. Doch sie konnte es nicht aufgeben, selbst wenn sie gewollt hätte. Es war ein Drang, man konnte ihn nicht ablegen. Genau wie andere Menschen nie ihr Schwert oder ihre Rüstung oder ihre Kleidung ablegten, so konnte sie die Hoffnung niemals aufgeben, denn sie wusste, wenn sie das tun würde, dann wäre alles zu spät.
Es fiel ihr dennoch schwer, doch sie wusste ja jetzt endlich, wofür es sich eigentlich lohnt zu kämpfen, für was sie diesen ganzen Dreck auf sich nahm. Es war viel mehr eine Person und diese musste sie finden, sie durfte sie nicht im Stich lassen, nicht in Unwissenheit sterben lassen.

Ein Licht erstrahlte wieder, in letzter Zeit gab es viele Lichter, doch dieses war anders, es hatte etwas vollkommen anderes als sonst. Dieses Mal war es kein Traum und auch keine Vision, es war auch nicht dieses seltsame Lichtwesen, es war nur ihr eigener Wille, ihre eigene Aura, die da so hell leuchtete. Sie bäumte sich ein letztes Mal auf, der Wind wurde in einem Radius von fünf Metern von ihrem Körper entfernt, musste einen anderen Weg finden, in ihrem erkalteten Körper wurde es warm und sie fühlte sich wieder wohl. Wie konnte das sein? Es war nicht nur ihr Wille, es war auch ihre besondere Eigenschaft, die sie als eine der Schicksalspersonen in sich trug. Mit Zauberei hatte das nichts zu tun, doch mit erklärbarer Logik auch nicht. Sie hatte sich gegen den Willen aller gestellt, einfach so. Hatte sich gegen das natürliche Rad der Zeit gestellt, einfach so. Sie brauchte niemanden, der ihr sagte was sie tun sollte, sie wusste das selber gut genug.

Du brauchst....nicht weiter gegen mich zu kämpfen. Ich habe den Kampf doch schon längst verloren. Aber das weißt du doch. Wieso versuchst du mich immer wieder zu schwächen? Ist es dein Spaß, deine Pflicht? Oder ist das vielleicht ein Schicksal, von dem ich keine Ahnung habe? Wie dem auch sei, es ist sinnlos. Du brauchst nicht versuchen mich aufzuhalten, denn genau wie der Berg auch wird sich mir nichts in den Weg stellen, um mich aufzuhalten. Wir werden uns wiedersehen, egal was ihr auch tut. Wir werden uns wiedersehen Bruder, egal was sie uns antun.

Sie blieb noch lange in dem Licht getränkt, es ließ sie heute nicht mehr los, der Wind wurde noch viel stärker als zuvor, doch prallte er an der immer gleichbleibenden Mauer ab. Sie hielt diese weder mit Hilfe von Magie, noch war dies eine besondere Konzentration, es war einfach ihr Wille und ihre Kraft, die Hoffnung und auch ihr Schicksal. Das alles stand schon lange geschrieben, bevor sie überhaupt davon wussten, die Zukunft aufzuhalten war genau so sinnlos, wie die Vergangenheit zu verändern. Auch wenn es nur um dieses eine ging, so war es ein wichtiger Teil der großen Zukunft, sie wurde sogar von den Paten beobachtet, es war mehr als nur nebensächlich...irgendwann hatte sie körperlich keine Kräfte mehr und musste wirklich aufhören weiterzugehen, doch das machte nichts, die Wärme beschützte sie auch die eiskalte Nacht, mitten auf dem Boden, auf dem unbequemen Boden, sie hatte nichts zu befürchten, auch wenn die Lage extrem schlechter wurde.
19.12.2003, 13:32 #115
Isabell
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Mit mutigem Schritte kämpfte sich die Frau weiter nach vorne, immer Richtung Berg, sie hatte ihr Ziel direkt vorm Auge, es dürften nur noch Minuten sein, die sie brauchte um dort hin zu kommen. An den Fuße des Schicksalsberges. Sie hatte sich viele Gedanken gemacht, über sich, über ihren Bruder, über das alles hier. Aber jetzt war es wirklich und endgültig Zeit das alles abzuschließen. Sie hatte genug gedacht. Ich habe genug gedacht, sie hatte genug gezweifelt. Ich habe genug gezweifelt und sie hatte genug gehofft. Ich habe genug gehofft.

Es war nun endlich an der Zeit, dass dies alles endete. Selbst ein schreckliches Ende wäre mir lieber als ein solch zweifelndes. Ich möchte endlich Klarheit, endlich Wissen. Ich möchte endlich sehen und endlich wieder ein Ziel haben. Es ist egal wie, hauptsache das alles hört auf. Es ist immer das gleiche, es wurde immer dasselbe. Immer und immer wieder passieren Dinge, die nicht passieren durften, passierten Dinge, die nicht passieren konnten. Immer nur auf uns, nie auf andere. Aber es ist schon gut, schon gut. Bleibe ruhig mein Kleines, ich weiß doch, wie du darüber denkst. Ich weiß, ich muss stark sein, ich darf nicht aufgeben, aber weißt du, manchmal fällt mir das nicht mehr so leicht wie früher. Ich hoffe, dass ich nie mehr hoffen muss, dass ich endlich Gewißheit habe. Meine Hoffnung ist aufgebracht, die Hoffnung auf ein ganzes Leben geht langsam zuneige. Du weißt doch, dass es so ist. Lass uns jetzt das alles zu Ende bringen und nicht mehr an das denken, was in der Vergangenheit hierher passiert war. Lass uns nur noch nach vorne schauen, lass uns Zuversicht verströmen und einen Hauch von Glücke spüren. Lass uns gehen.


Ihre Schritte waren nun nicht mehr die gleichen, sie fürchtete sich nicht mehr, vor gar nichts, der Wind gestern hatte verloren und so würde auch alles verlieren, das durfte so nicht enden und so sollte es auch nicht enden. Sie konnte es nicht beschreiben, nicht in Worten malen, sondern nur selbst erfühlen. Vielleicht war es ja ein Gefühl aus den Willen, vielleicht auch nur eines der Glauben. Hauptsache sie konnte weitergehen. Sie war nun schon fast am Fuße des Berges, da führten sie ihre Stiefel an die Quelle. Wie konnte es anders sein, es war die Quelle, an der auch ihr Bruder war, es war die einzige Quelle in einem Umkreis von fünf Meilen. Isabell wäre fast daran vorbeigegangen, doch dann vernahm sie das Plätschern in ihren Ohren und machte eine kleine Pause. Sie hatte gelernt ihre Kräfte nun besser einzuteilen als zuvor.

Es dauerte nicht lange, da vernahm sie das schwarze Samtstück an dem spitzen Steine wehen. Es war nicht sonderlich schwer zu erkennen, hier in der grauen Steinödniss. Sie nahm es vorsichtig von dem spitzen Stein und fühlte nur kurz, sie wusste, dass es von Rociel war, denn es war ein weiteres Zeichen und durch den Zauber der Fee wurde sie hier her gelockt. Es hatte auch den Geruch seines Bruders und für einen Moment mochte sie herzhaft lachen. Er hatte es nicht bemerkt...
Aber dann wurde sie wieder ernster und fühlte ihre leeren Krüge auf, was auch bitter nötig war, danach nahm sie sich noch ein Stück hart gewordenes Brot und knabberte drauf herum, sie war am Fuße des Schicksalsberges. Irgendwo da oben wäre ihr Bruder, irgendwo da oben war ihr Schicksal...
19.12.2003, 16:42 #116
Isabell
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Irgendwie musste er diesen Weg auch gegangen sein, doch weitere Spuren waren nicht mehr zu finden, aber sie hatte ja etwas, was sie an ihn erinnern würde, eigentlich brauchte es dazu keine Stücke aus Materie, doch trotzdem war sie dankbar für jedes Lebenszeichen. Es war komisch, da wusste sie nie ob er noch lebte und ob er überhaupt hier sei und irgendwie wurde das Netz aber immer enger, mal ein toter Tierkadaver, dann ein Stück von einer zerissenen Hose. Das ganze war wirklich komisch. Als würde man eine Suche veranstalten, etwas verstecken und mit kleinen Hinweisen die Suchenden anlocken. Aber sie wusste ja eh, dass er da oben warten würde. Sicher war der Weg auch für ihn nicht leicht, was er wohl darüber dachte? Ob er gesund war und auch so Schmerzen verspürte wie sie? Alles Fragen über Fragen, feststand eigentlich nur, dass er da oben auf sie wartete. Woher sie das wusste? Eigentlich wusste sie es nicht, im Gegenteil, aber sie hatte so eine Ahnung. Sie waren lang genug zusammen gewesen, sie hatte ihn gut beobachten können. Ihren Bruder von seiner Kindheit her zu beschreiben war schwierig, da sie ja wirklich nichts wusste, aber zumindest so konnte sie es. Er war ein Kämpfer, er hatte schon immer das Herz eines Kämpfers gehabt. Und er würde es auch hier haben. Es waren diese besonderen Auren, die man nicht sehen konnte und von denen Menschen auch nicht sprachen, da sie nicht wussten, dass sie überhaupt existieren. Rociel hatte diese Aura auf sie, auf seine Schwester. Sie spürte da immer einen Kampf in ihm, wem er jedoch galt blieb ihr verborgen. Es war nicht nur für heute und für morgen, es war für alle Ewigkeit so.
Dieser Berg, die Gefahr bestand nicht in seinem Aufstieg, die Gefahr bestand in seinem Kern. Der Name sagte alles und nichts, doch waren die Besucher gewarnt, bis hier hin und nicht weiter. So oder so, der Berg hatte kein Recht sie aufzuhalten. Wieso er ausgerechnet diesen Berg ausgewählt hatte und ihm dazu noch diesen Namen gab, das war ihr absolut unbegreiflich, er hätte doch auch in Drakia Frieden finden können, aber er musste raus aus dem Dorf, er musste alleine sein, das verstand sie schon.
Nun war sie schon eine ganz schöne Zeit hier, die ersten Veränderungen die sie hatte sehen können waren ganz klar der Untergrund, es wurde viel schwieriger zu laufen, nicht so wie in dem Gebiet der Steine, sondern anders, abschüssiges Geröll oder einfach nur Kluften und kleine Schluchten. Man musste sehr aufpassen, wohin man seine Füße lenkte. Doch das war nicht so wichtig, es gab immer noch so viele Alternativen, der Berg machte es sehr leicht, zu leicht. Manchmal hatte sie das Gefühl, dass dieser Aufstieg gar nicht der wahre Grund war, dass die Gefahr nicht von dem Berg ausging, sondern von etwas anderem, von etwas mächtigerem. Dieser Berg hier, er hatte so etwas, so etwas unglaublich sanftes, nicht so wie der Berg von Kryliyx, diesem Wiederling. Die Gedanken an ihn fielen jetzt leicht, da sie voller Ekel und Abscheu waren, Angst spielte da keine Rolle mehr, sie brauchte keine Angst mehr haben. Nur noch vor einer Sache musste sie Angst haben.

Isabell stoppte nun ihre Schritte, auch sie hatte es wahrgenommen, die Sonne schien unter zu gehen und sendete noch einmal ihre letzten Strahlen auf die Erde, sie wollte diesen Sonnenuntergang als Pause nehmen, sie war nicht dumm, sie hatte von gestern sehr wohl Lehren gezogen. Sie machte jetzt mehr Pausen und ruhte sich ab und zu aus, wenn ihr schon die Ehre gemacht wurde nicht im Schlaf zu erfrieren, dann sollte sie ihre Gesundheit nicht einfach leichtfertig auf's Spiel setzen. Sie wusste, dass es nicht mehr weit war. Nicht mehr weit...ein paar Stunden. Noch einmal schlafen. Sie konnte den Gipfel schon sehen. Noch lag er unter Nebel, doch bald würde sie darüber stehen. Sie wusste, dass sie ihn nur da oben treffen konnte. Davor würde sie ihn nicht mehr kriegen.
19.12.2003, 18:06 #117
Isabell
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Noch immer sah sie verträumt in den nun schwarzen Himmel, dieses ganze Fest, dass bei einem Sonnenuntergang war, das war so schön...
Nebenbei hatte sie das angenehme noch mit dem nützlichen verbunden, sie hatte nämlich noch etwas gegessen. Nicht so viel wie gestern, sondern sehr bedacht, auf das es noch reichte, doch wenigstens etwas musste sie ja essen, es ging nicht anders. Trotz der häufigeren Pausen war sie doch noch zu schwach, sie konnte nicht ohne Essen auskommen. Ob Rociel seine Vorräte schon aufgebraucht hatte? Bestimmt nicht, sie glaubte das nicht, er aß sowieso zu wenig. Hoffentlich ging es ihm trotzdem gut. Aber in diesem Sonnenuntergang wurde ihr auch schon wieder sehr schwer um's Herz, sie wusste, dass hier oben nicht nur positive Sachen auf sie warteten, wenigstens war der Weg bisher ohne Kampf gegangen, ohne einen Tropfen Blut zu vergießen. Doch das war nicht alles, sie musste sich schon ein bisschen vorbereiten, auch auf einen Kampf. Hier oben würde bald etwas passieren. Momentan befanden sie sich alle in der Stunde Null, in einem Neutrum, doch bald würde dieser Berg seinen Namen ausspielen, er würde das Rad des Schicksals drehen und herauskommen würde eine Entscheidung, nur für wen wäre diese Entscheidung? Sie wusste es nicht, sie wusste gar nichts mehr, sie fühlte das alles so leer war, auch eine gewiße Gleichgültigkeit machte sich da breit. Sie wollte das alles nicht mehr, sie brauchte es auch nicht mehr lange. Isabell wusste selber, das schon lange nichts mehr so war, wie es einst war. Die letzten Wochen waren einfach zu verrückt, sie passten nicht in ein eintöniges Leben, dazu waren sie einfach viel zu anders. Doch bald würde das alles ein Ende haben, schon sehr bald würde wieder alles normal sein, sie hätte nie gedacht, dass sie sich mal auf Normalität freuen würde, doch so war es nun.

Der Himmel war nun schwarz, es war noch viel zu früh um irgendetwas darunter erkennen zu können, viel wichtiger war es, dass sie sehen konnte, wie das Licht ihrer letzten Fackel brannte, wie es ihr den Weg leuchtete, auf dem Weg weiter nach vorne, weiter nach oben. Die Zeit würde nicht ewig so sein, irgendwann wäre selbst die Zeit wieder unendlich, irgendwann würden sie alle wieder unendlich. Unbewusst redete sie wie ihre Bestimmung, unbewusst dachte sie wie ihre Bestimmung. Es war seltsam, dass sich der Kreis hier so schloss. Es war auch seltsam, dass sie hier ihren Lohn für die erfolgreiche Probe ernten sollte und dann doch mit ihrer eigenen Bestimmung konfrontiert wurde. Diese Gedanken, sie waren unheimlich. Doch nicht nur sie, auch ihre Aura veränderte sich, man konnte sehen, wie der Geist ihrer Bestimmung in und aus ging, sie war nicht mehr die normale Isabell, sie hatte ihre Begleiterin nun immer bei sich. Anders aber als man denken konnte, kommunizierten sie in keinster Weise, aber sie stießen sich auch nicht ab, sie akzeptierten sich, denn eigentlich waren sie alle beide vom gleichen Kern.

Der Weg wurde nun sehr langsam, sie wollte nicht riskieren zu stürzen oder einen Fehltritt zu machen, sie musste aufpassen, am liebsten wäre sie ja jetzt irgendwo in einer Höhle, aber davon war hier weit und breit nichts zu sehen. Tja....wie denn auch...
19.12.2003, 20:51 #118
Isabell
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Es lief besser als erwartet, das einzige Problem war der penetrante Rauch der Fackel, dieser im Gesicht war ziemlich nervig und sorgte für das ein oder andere Augenkneifen. Doch ansonsten war es heute in Ordnung, sie ließ sich viel Zeit bei einzelnen Schritten, sah sich immer erst den Boden an, bevor sie irgendwas tat. So dauerte zwar alles etwas länger, doch dafür war der Weg auch sicher. Das ein oder andere mal lief sie sich fest und musste umkehren, aber die Füße wussten immer wieder eine Alternative, natürlich wussten sie das, was sonst. Sie waren ja nicht mehr alleine, sein Weg war seit langem auch ihr Weg, hätte es geregnet und wäre der Boden mit Erde bedeckt, so wäre sie ganz sicher auf seine Fußspuren getroffen. Doch sie brauchte keine Spuren, sie wusste einfach, dass sie den richtigen Weg ging, es war nicht schwer zu beschreiben, es war einfach das Vertrauen in etwas, was nicht sein durfte. Alles das durfte nicht sein, also fiel es auch nicht schwer an etwas dergleichen zu glauben. Wieso sollte es keine Feen geben, wieso nicht? Es gab auch Monster und Menschen, die es nicht hätte geben dürfen, die sich jeglichem Verstand wiedersetzten, also warum nicht auch magische Wesen. Sie brauchte nicht mehr zu zweifeln, denn sie wusste es nur zu gut.

Diese Nacht war wieder einmal verdeckt, sie bewunderte die Natur immer mehr, wenn sie in den Städten und Dörfern lebten, dann bekam man das gar nicht mehr so richtig mit, was für ein komplexes Bauwerk die Natur doch war. Als sie jetzt die Tage hier draußen war, da konnte sie es gut sehen, da konnte sie das alles gut beobachten. Wie sich manche Prozesse und Abläufe doch immer wieder gleichmäßig abwechselten, Sonne und Mond, Licht und Dunkelheit. Wie sich aber auch manche Dinge nicht wiederholten, wie sie gleichblieben, oder aber absolut unnatürlich und ohne Regel wiederholt wurden. Die Bewölkung zum Beispiel, mal war der Himmel klar und man konnte die Sterne sehen, mal war er dicht verhängt und man konnte gar nichts sehen. Wirklich komisch. Ob das ein schlechtes Omen war? Sie hoffte doch nicht, sie wollte keine schlechten Omen vor ihrem letzten Tag in Einsamkeit. Vielleicht war morgen ja auch nur ein Übergangstag, vielleicht schaffte sie es ja gar nicht, oder aber Isabell würde morgen den Anfang der Einsamkeit neu schreiben. Dieses ganze Rätselraten war nichts für sie, sie mochte keine Fragen, auf die es grundsätzlich keine Antwort gab, vielleicht...stellte sie ja auch nur die falschen Fragen.

Es war alles möglich, doch alles auch unmöglich. Man konnte die richtige Antwort nicht erwarten, keine Reaktion von Rociel erkennen, sie konnte nicht mehr in die Zukunft sehen und konnte selbst ihn nicht spüren, sie wusste gar nichts und war schlecht geschaffen für morgen. Überhaupt war morgen kein guter Tag sich wiederzusehen, überhaupt war kein Tag gut sich wiederzusehen. Das alles wäre mit Angst verbunden. Sie hatte keine Ahnung, es wäre so schön gewesen, wenn ihre Begegnung wenigstens an einem klaren See stattgefunden hätte, dessen Wasser auf der Oberfläche glitzerte und der von Bäumen umgeben wäre, oder aber nur die Weite der Unendlichkeit. Aber dieser Berg. Sie hatte Angst, dass der Schicksalsberg ein Ende bereiten würde, für das es noch nicht mal einen Anfang gab. Vielleicht waren ihre Sorgen ja unbegründet, doch es war nicht leicht das alles zu verarbeiten, es fiel ihr sogar äußerst schwer in der Einsamkeit klare Gedanken zu schaffen, doch irgendwie würde es schon gelingen.
20.12.2003, 09:22 #119
Isabell
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Isabell war schon eine ganz schöne Zeit wach, heute Morgen hielt sie nichts mehr im Schlafe, sie wollte unbedingt vorrann kommen, um vielleicht heute Abend endlich auf dem Gipfel zu sein, doch dafür musste sie auch einiges auf sich nehmen. Ihre Haut war von dem Tau der Nacht ziemlich spröde und gefroren, doch wieder einmal war sie am nächsten Morgen aufgewacht. Die kleinen Eiskristalle waren wirklich erstaunlich, sie bohrten sich mit einem Schmerz in ihre Haut, bald würden sie ihr Werk vollendet haben, bald wären sie alle tot. Doch zuvor würden sie ihr einen schmerzhaften Tod bereiten. Das galt es zu verhindern, natürlich. Isabell war dennoch frohen Mutes, sie hatte sowieso nur noch zu gewinnen und nicht zu verlieren. Die letzten Tage hatten mehr gekostet, als alles zuvor, die Leichtigkeit wurde zerstört und die Strapazen traten ans Tageslicht, nicht nur heute, an diesem wunderschönen Morgen.

Die Sonne schien sehr blaß, es war eine typische Wintersonne, wie man sie schon hundert mal erlebt hatte, sie war schön und hell und sie untermauerte die Winterlandschaft hier oben. Der Tau und der Frost der Nacht, sie ließen die ganzen Felsen weiß glitzern, natürlich war kein Schnee gefallen, auch wenn sie das dem Berg gut zutraute. Isabell's Atem war in der Kälte auch wieder zu sehen, es waren nicht gerade erfreuliche Grade, doch das war klar, sie kamen ja immer höher und in der Höhe wurde es eben kalt. Sie verfluchte sich nur, dass sie nicht etwas wärmeres angezogen hatte, doch das war schon das wärmste, was sie hatte. Tja, damit musste sie eben leben. Zumindest hatte bis jetzt kein Feind die Tatsache ausgenutzt, dass sie ohne Rüstung durch das gefährliche Minental lief, doch hier auf dem Berg würde das auch nicht mehr vorkommen, hier könnte es nur noch große Überraschungen aber keine berechnenden Feinde wie die Orks mehr geben. Zumindest vor dem normalen Viehzeugs sollte sie hier sicher sein.

Isabell seufzte ein paar Mal, es waren nicht die Anstrengungen, es war der Gipfel, der immer näher kam. Sie wünschte sich nichts mehr als zu ihm hinauf zu kommen, doch andererseits hatte sie auch Angst davor, große Angst. Denn je weiter sie ihm entgegen kommen würde, desto eher würde auch eine Entscheidung fallen. Der Berg hatte nicht gelogen, es war eine Entscheidung über ihr Schicksal. Sie verstand das alles nicht. Es waren zuviele positive und negative Argumente vorhanden, als das sie wirklich entscheiden konnte, welches denn nun wirklich für sie mehr galt.

Wenn man die ganzen Ereignisse abschätzte, kam man zu folgendem Ergebniss. Vor der Reise nach Khorinis war Pergamo noch Pergamo und sie waren glücklich und hätten machen können, was sie wollten, doch ihren Bruder hätte sie nie gefunden, was ja ihr sehnlichster Wunsch gewesen war und auch immer gewesen wäre. Es wäre immer zwischen den beiden gestanden, egal was zwischen ihnen passiert wäre. Jetzt aber, jetzt wurde aus Fürst Pergamo Rociel, ihr Bruder. Sie wusste es nun, sie wusste alles und doch riskierte sie dabei nicht nur ihren Bruder, sondern auch den Mann zu verlieren, den sie liebte. Sie wusste nicht mehr so genau, ob die Gewißheit einer drohenden Einsamkeit gerecht geworden ist. Aber sie wusste auch, dass sie nicht anders handeln konnte. Genau wie sie jetzt keine falschen Irrwege gehen konnte, so war auch das alles bestimmt...

Isabell wollte sich zusammenreißen. Bald wäre der Moment gekommen und da sollte sie nicht so aufgelöst erscheinen. Aber im Moment wusste sie wirklich nicht mehr, was richtig und was falsch war. Nur an ihren Grundgedanken seit Antritt der Reise hielt sie immer noch fest, was sollte sie auch sonst tun. Sie wollte beide wiedersehen und sie wollte weder den einen Pergamo, noch den anderen Rociel verlieren. Die Erwartungen und Wünsche waren hoch, doch kann ein Mensch alleine von Tatsachen leben? Muss man ihm nicht ein paar Träume lassen? Sie träumte und manchmal konnten Träume ja auch in Erfüllung gehen, manchmal...
20.12.2003, 11:54 #120
Isabell
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Die ersten Stunden waren verstrichen und Isabell machte wieder eine kleine Pause, dem ganzen Geröll und Schutt war sie bisher ganz gut ausgewichen und hatte immer dort Halt gesucht, wo der Fels nicht brüchig, sondern einigermaßen stabil aussah. Sie hatte wahrlich Glück gehabt bisher, denn immer wieder lösten sich kleine Teilchen und schlitterten in einen gähnenden Abgrund, nicht immer war dieser Berg so sicher, manchmal gab es auch tiefe Löcher in denen die Steine kullerten. Ihre Schritte lösten den Fall ja auch manchmal aus, doch ihre Stiefel brauchten eben einen festen Halt.
Sie schaute ein wenig hinab von dem Berg. Es war wie immer schöne Sicht, weite Sicht. Man konnte allerdings kein Leben erkennen, wohin sie auch schaute war alles tot. Keine Vögel mehr, die durch die Luft flogen, keine herumtollenden Wesen, auch keine im Wind wehenden Bäume. Nur das karge Feld, Steine und Geröll, ab und zu größere Formation des Felsens, aber das war's auch schon. Man war hier wirklich absolut abgeschieden, abgeschieden von der Außenwelt und abgeschieden von Menschen und von Leben. Hier war man so allein, man war hier frei. Doch diese Freiheit bestand eigentlich nur aus einer Suche und ob sie hier wirklich frei sein wollte, das wusste sie auch nicht. Hier bedeutete einem Freiheit nicht so viel. Doch viel mehr war es ihr Herz, das weder hier noch woanders frei wäre. Ansonsten wären diese ganzen Strapazen und die ganze Reise ja umsonst gewesen.
Wenigstens kam sie gut vorrann, sie hatte das Gefühl, dass sie heute Rückenwind hatte, keinen Gegendwind. Sie wurde wie eine Feder den Berg hochgetragen, es war schön immer höher zu kommen, nicht nur immer näher dem Gipfel, sondern auch immer näher dem Himmel.

Die fahle Sonne hatte gegen Mittag endgültig abgenommen. Jetzt erstreckte sich nur noch ein Wolkenband in reinem Weiß über das Land. Ob es in Drakia jetzt auch so aussehen würde? Jedenfalls war es so richtig unbedeutendes Wetter, man konnte nicht wirklich sagen, dass es trist war, aber es war auch nicht Freuden erfüllt. Das Licht war aber auch bitter nötig geworden, denn gestern Abend war ihre Fackel endgültig abgebrannt, hatte sozusagen alles gegeben, doch irgendwann war es dann dunkel und durch den verhangenen Himmel blieb es das auch. Wenn sie heute nicht zum Gipfel kam, dann musste sie bei Einbruch der Nacht aufgeben, denn hier oben wurde es gefährlich und sie wollte lieber kein Risiko eingehen. Das Licht war hier überlebenswichtig. Zwar war der Aufstieg ganz gut zu bewältigen, da es immer wieder Auswege gab und man nicht klettern musste, aber wenn man kein Licht mehr hatte, dann konnte man sich hier ziemlich schnell eine böse Überraschung einfangen. Ein einziger Fehltritt reichte schon aus und man konnte stürzen und wenn man hier einmal ins Rollen kam, dann würde es einem genau so ergehen wie den Steinen, sie fielen unaufhaltsam in die Tiefe.

Gedanken an so etwas verschwendete sie nicht, sie ging lieber weiter. Langsam war das alles geworden, doch dafür um so effektiver. Sie schaute sich jetzt die Wege schon im Voraus an und studierte Abkürzungen, sie wollte ihre Kräfte, die mittlerweile sehr angeschlagen waren, wirklich schonen. Die Pausen wie diese gerade wurden nun häufiger, was aber nicht nur an ihr lag. Die Luft hier oben war nun sehr schwer zu atmen, die Höhe war noch nicht sehr hoch, aber es reichte um spürbare Veränderungen zu bemerken. Jedenfalls sah sie ihr Ziel nun deutlich. Es lag nun schon in Sichtweite und selbst der Nebel, der den Gipfel umgab, schwand mit jedem Meter.
Sie schnaufte noch mal durch und zog sich weiter hinauf, die letzten Meter waren nun langsam erreicht.
20.12.2003, 15:10 #121
Isabell
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Isabells Wege führten nun langsam zu einem Ende, der Gipfel kam immer näher und irgendwie wurde ihr Körper immun gegen die Außenwelt, es war die Freude, dass bald alles vorbei war. Irgendwie merkte sie gar nicht, dass sie sich heimlich, still und leise in einen Rausch begab. Aber wenn es denn half den Anstieg zu bewältigen war es ein gutes Zeichen, nicht immer mussten sie ja schlecht sein.
Gedankenverloren ging sie die Felsen weiter, es war alles nicht so leicht, doch konnte sie es irgendwie schaffen, hauptsache sie kam vorrann. Immer weiter nach oben, immer dem Gipfel entgegen, auf das irgendwann die Bergesspitze erreicht wäre.
Stunde um Stunde ging sie nun schon, seit den frühen Morgenstunden, doch dann machte sie eine weitere Entdeckung. Zuerst dachte sie an ein Zeichen, wieder irgendetwas von Rociel, doch zuerst einmal war nur ein Schatten in dem Berg zu erkennen. Sie dachte sofort an eine Höhle und machte sich Hoffnung, dass sie dort vielleicht noch ihren Bruder erwischen konnte, oder zumindest etwas von ihm.
Die kleine Kraxelei hatte sie mit links geschafft, dann rannte sie zu besagter Bergöffnung und sah etwas aufgeregt hinein. Sie rief nach ihm, doch bekam sie auf ihr Hallo? dreimal keine Antwort. Hier war wohl niemand mehr. Doch vielleicht war ja noch jemand anders hier....

Isabell zog ihre beiden Schwerter aus der Scheide und ging weiter in die Höhle hinein, die Winde trieben einen ekelhaften Geruch aus Kadaver und Blut an ihre Nase. Irgendetwas verwesendes war hier. Sie hoffte nicht, dass es ihr Bruder war, doch da diese Vorstellung so abwegig war, musste sie zum Glück kein einziges Mal daran denken. Eigentlich gehörte es ja gar nicht zu ihrem Aufgaben, denn ihr Bruder musste auf dem Gipfel sein und nicht in dieser Höhle, trotzdem, angetrieben von Neugier und Erwartung ging sie weiter. Die Höhle schien nicht sehr groß zu sein, lag sie doch in einem Bereich des Berges, der auch nicht so groß war. Sie konnte gar nicht groß sein.
Die ersten Knochen über die sie stolperte, ließen sie an ein Raubtier erinnern, vielleicht auch irgendetwas echsenartiges. Doch der Geruch wurde nun immer intensiver, roch sogar penetrant. Es war wirklich Aas, dass hier liegen musste, diese ganzen Knochen, sie wurden immer mehr.

Dann erschrak sie kurz, hatte sie in der dunklen Höhle doch nicht den Kadaver gesehen, über den sie nun fast stolperte. Es war ein seltsames Vieh, bei näherer Betrachtung wirkte es fast wie ein Mensch, doch seine nach intakte Haut und sein noch frisches Blut ließen darauf schließen, dass es erst kürzlich verstorben war. Doch dann sah sie die Hände, wie sie noch voller Blut waren und erschrak bei dem Anblick, sie waren nicht wie Menschenhände, einerseits gut, andererseits...
Sie drehte das Vieh etwas und erkannte jetzt erst, dass kein Kopf mehr vorhanden war, angewieder ließ sie das Ding fallen und nahm Abstand, doch als sie schon gehen wollte, ging sie doch noch mal zurück. Sie suchte nach der Stelle und dann fand sie sie auch.

Die Einstichstelle, die Verletzung. Es stammt vom Schwerte Rociel's. Ich kann es jetzt sehen, ich kann es auch spüren. Das hieße ja, er muss hier gewesen sein. Aber wann? War es schon lange her? Hm...das Blut ist noch frisch. Ziemlich frisch. Es wirkt noch wärmer als bei dem Ork. Ist das jetzt Zufall oder? Ich muss weitergehen, scheinbar trennen uns nur noch wenige Stunden, doch zunächst einmal...

Auch Isabell war eine Jägerin, sie hatte schnell erkannt, dass dieses Vieh nicht wirklich normal war, es war eine Abart von irgendwas, doch das einzige was man davon noch nehmen konnte, war Blut, doch das wollte sie haben, trotz des Ekels war sie da eiskalt berechenbar.
Sie nahm einen der mittlerweile wieder leeren Wasserkrüge und öffnete seinen Korkverschluss, danach nahm sie ihren Dolch und suchte eine geeignete Stelle, das Wesen war schließlich schon ziemlich ausgeblutet. Sie entschied sich für den Oberarm, dort schien noch etwas zu sein, sie stach ihren Dolch hinein und zog ihn wieder heraus, danach presste sie das wenige Blut, das noch geblieben war, hinaus und das wiederholte sie so lange, bis sie den Krug zu einem Achtel voll hatte. Einen Viertelliter war das Maximum, was sie aus beiden Armen herausholen konnte. Danach verschloss sie den Krug wieder sorgsam und ging zurück ins Licht des Berges. Die Dunkelheit hatte sie ganz schön mitgenommen, denn es dauerte seine Zeit, bis sie wieder klar sehen konnte, dann aber ging sie schnurstraks weiter. Sie konnte den Gipfel schon sehen, irgendwo da oben. Sie musste da unbedingt hoch, heute noch....
20.12.2003, 19:30 #122
Isabell
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Super. Klasse. Bravo. Mir bleibt aber auch nichts erspart. Dieser verdammte Mist. Mist, Mist, Mist. Dieser Berg ist doch echt nicht faßbar. Ich bin diesen ganzen Weg gegangen und jetzt das. Aber wenn du glaubst, dass ich schon aufgebe, dann hast du dich getäuscht, ich gebe nicht auf, niemals!

Isabell war sichtlich erregt, denn sie stand vor einer ziemlich steilen Wand, das war ja nicht das erste Mal, dass sowas vorkam, doch dieses Mal war es wirklich nicht mehr zu ändern. Sie hatte sich wirklich langsam ein Ende herbeigesehnt und jetzt stand sie vor einer Wand. Das durfte doch nicht wahr sein. Zu allem Überfluss ging auch noch die Sonne unter, gerade senkte sie sich am Horizont und würde sicher nicht extra für sie noch einmal hervorkommen. Sie hatte keine Fackel mehr, doch hätte sie in dieser Situation auch nichts genutzt. Sie brauchte jetzt beide Hände, sie hatte gar keine andere Wahl, entweder sie kletterte da jetzt hoch, oder die Reise wäre vorbei, dann allerdings ohne Ziel. Das konnte es schlecht sein, so durfte es einfach nicht enden. Auch wenn Isabell das Klettern hasste und auch wenn sie sich in Lebensgefahr begab in der einbrechenden Dunkelheit eine steile Felswand zu besteigen, sie musste es einfach riskieren, sie konnte sich dagegen nicht erwehren, sie spürte nur etwas warmes in ihr, eine innere Stimme, die ihr sagte, dass es das richtige war, wenn sie jetzt da hoch kraxeln würde. Außerdem blieb ihr gar nichts anderes übrig, denn ihre Füße waren noch immer von dem Zauber der Fee besessen, dass sie da regelrecht hochgezogen wurde. Also gut, packen wir es an, dachte sie sich und machte den ersten Schritt, sie wollte es diesem verfluchten Berg schon zeigen. Außerdem wartete da oben ihr Bruder, da war sie sich ganz, ganz sicher. Diesen einen Aufstieg noch, dieses letzte Stück und danach wäre es endlich geschafft. Sie spürte, dass danach nichts mehr kommen würde, keine Feinde mehr, keine weiteren Herausforderungen. Danach würde sich das Schicksal endlich entscheiden und auch eine Entscheidung fallen. Doch darüber konnte sie sich später Gedanken machen, außerdem hatte sie darüber schon lange genug nachgedacht.

Die ersten Meter waren sehr schwer, sie fand nicht oft Halt, musste immer wieder abbrechen und blickte oft nach hinten, was ihr schon nach ein paar Metern Schwindelzustände bescherte, doch langsam aber sicher bekam sie den richtigen Dreh heraus, das letzte Licht des Tages reichte gerade so aus, um ihr noch einen kleinen Anfängerkurs zu ermöglichen, aber bald wäre davon nichts mehr übrig, dann würde nur noch die absolute Finsternis bleiben und dann würde das ganze zu einer lebensgefährlichen Probe avancieren. Isabell aber hatte keine Angst vor dem Tod, denn sie wusste, dass sie nicht sterben konnte, nicht bevor sie ihrem Bruder noch einmal in die Augen gesehen hatte. Es waren solche Wünsche, die sie am Leben erhielten. einen unbrechbaren Willen und einen Lebensmut an den Tag legten. Sie war dazu noch sehr vorsichtig, doch sie hatte einen Feind - den Wind. Was heute und gestern noch positiv waren und ihr einen erheblichen Zeitgewinn verschafften, das wurde jetzt zu einer tödlichen Gefahr. Der Wind zerrte an ihr, doch trotzdem gewann sie nun jede Minute mehr Zentimeter, mal ging es leicht, mal schwer, aber es ging...noch.
21.12.2003, 00:13 #123
Isabell
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Es war unglaublich gewesen, was war das nur? Isabell hatte es nicht identifizieren können, aber vielleicht war das ja auch unmöglich gewesen, es schien einfaches Licht zu sein. Dieser Lichtkegel, er hatte den ganzen Gipfel und noch weite Teile danach eingenommen, irgendwas musste da oben vor sich gegangen sein, doch ihr konnte es nur Recht sein, egal was ihrem Bruder da oben wiederfuhr, hauptsache sie kam schneller zu ihm und das war der Fall gewesen. Ohne das Licht, als es dann endlich vollständig dunkel geworden war, hatte sie große Mühe, manchmal dachte sie schon, sie würde nie mehr den passenden halt finden. Doch als das Licht schien, da war sie super vorrann gekommen, sie hatte einen Meter nach dem anderen gewonnen und konnte auch wieder die Steine sehen, doch genau so schnell wie das Licht gekommen war, ging es auch wieder. Fünf Meter waren es noch, fünf Meter bis zum Ende, so war zumindest ihre Einschätzung von der Distanz bis zu der Stelle, wo sie während des Lichtscheines ein Ende voraus gesehen hatte. Na fünf erbärmliche Meter, zu gehen in ein paar Sekunden, hier zu klettern waren es fünf Kilometer. Sie hatte inzwischen alle ihre Kräfte verbraucht, wie sie sich überhaupt noch halten konnte, das war ein Rätsel, vielleicht war es der Adrenalinschub, vielleicht auch die Hormone, vielleicht gab es auch irgendwo noch Notreserven für solche Fälle, doch wer weiß. Essen konnte sie jedenfalls jetzt nicht mehr, dazu war es zu spät.
Fünf Meter bis sie da war, sie schienen unendlich zu werden.

Isabell hatte jetzt noch mehr Erwartung, nachdem sie das da oben gesehen hatte, jedenfalls war es keine natürliche Sache, die da eben abgegangen war, das alles würde sie sehr interessieren, doch ihr einziges Ziel waren jetzt diese fünf Meter. Sie griff mit ihrer Hand immer wieder nach sicherem Halt, fischte dabei oft im Leeren und unter ihr bröckelten die Steine. Ihre Stiefel standen nur auf sehr dünnen Felsvorsprüngen, keine Sicherheit war hier gewährleistet. Isabell griff wieder an einen Fels, er hielt, doch als sie ihr Gewicht verlagern wollte, krachte der Stein polternd aus der Verankerung, Isabell war so erschroken, dass sie auch mit den Beinen Halt verlor...jetzt war alles aus...nein, noch nicht ganz, schon im Fallen hielt sich ihre andere Hand an irgendetwas fest. Sie konnte sich wieder auf die Felsvorsprünge retten. Das war knapp gewesen. Verdammt knapp. Sie atmete wild, ihr Atem glich glatt einem Keuchen. Das alles war so eine Katastrophe, was sie hier schon alles hinter sich gebracht hatten. Das alles war doch kein Leben, war doch kein Abenteuer. Dieser Kampf ums überleben. So ein Mist. Sie fluchte laut auf, dann aber veränderte sich Isabell wieder, sie wurde wieder zu dieser anderen, zu dieser kälteren Isabell. Ihre Augen kniffen sich zusammen, in ihren Augen brannte man Feinde und ihre Haare spitzten sich, ihr Gesicht verzog sich zu einem zähen Blick, der wie Honig verlief. Sie hatte genug von alledem. Fünf Meter. Noch fünf Meter.

Ihr Arm griff nach einem Stein und er hielt, es ging weiter, es wäre doch gelacht, wenn fünf Meter sie aufhalten könnten. Selbst der Tod konnte das nicht und dieser Berg sollte nicht ihr Grab werden, dieses Schicksal würde sie nicht akzeptieren. Nicht diese fünf Meter.
In der Ferne heulten Wölfe, doch es kam ihr so vor, als ob sie neben ihnen schreien würden. Diese ganze Minental würde nicht ihr Grab werden, niemals würde es das. Niemals. Nicht für sie und nicht für ihren Bruder. Sie würde das verhindern und wenn dieser Berg dabei draufgehen müsste. Man merkte es nun deutlich. Die kalte Isabell war in ihr erwacht. Doch war es in dieser Situation das beste. Noch fünf Meter...
21.12.2003, 01:22 #124
Isabell
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In ihren Augen sah man nun ihren Willen, sie würde auf jeden Fall hier hochkommen. Der Berg machte es ihr zwar nicht leicht, doch Isabell schaffte es, sie hatte nur noch zu gewinnen. Irgendetwas zog sie nach oben, es war ein innerer Drang nach da oben zu kommen, diese Nebeldecke zu durchbrechen, die jetzt zwar schwarz war, doch immer noch den Blick auf das eigentliche verbarg. Noch konnte sie nicht einmal daran denken, doch der Berg musste einsehen, dass es keinen Sinn mehr hatte. Noch ein letztes Mal wehte ein stürmischer Wind auf, presste sie mit aller Macht gegen die Steinwand, wollte sie nie wieder von hier weglassen, doch Isabell war nicht mehr aufzuhalten, nicht mehr jetzt und nicht in einer solchen Situation. Sie machte die letzte Handbewegung, die allerletzte mit letzter Kraft ausgeführte Handbewegung, sie griff nach oben. Erst schien es so, als ob ihre Finger ins leere greifen würden, doch dem war nicht so. Irgendwann griffen sie in einen Halt, klammerten sich dort fest.
Dann endlich ließ sie auch die zweite los und griff nach dem Halt. Sie wusste es, jetzt war sie am Ende. Mit ihren Kräften und mit ihrer langen Reise. Sie war absolut am Ende...
Mit einem Kraftakt zog sie ihre müden Beine hoch, die sicher gerne jetzt geschlafen hätten und Isabell hätte das jetzt auch gerne, doch sie konnte nicht. Doch irgendwie kam sie nicht mehr hoch, es hielt sie irgendwas am Boden. Ihre Augen waren wieder wie immer, es war wieder die alte Isabell eingekehrt. Die kalte von eben war wohl nur den Aufstieg da, um auch sicher zu gewährleisten, dass sie auch ja ankommen würde. Das war gut. Denn jetzt brauchte es nur noch die Isabell, die es immer schon gegeben hatte.

Sie wusste, was jetzt passieren würde. Sie würde ihrem Bruder Rociel sehen, sie müsste ihm alles erzählen, was sie wusste. Danach konnte nur noch das Schicksal, dass diesem Berg seinen Namen gegeben hatte sagen, was passieren würde. Sie wollte es nicht länger hinauszögern, es musste sein. Wenn sie doch nur hochkommen würde. Der Wind pfiff noch immer in ihrem Ohr, doch jetzt war es ihr egal, jetzt konnte der Wind, Wind seien, soviel er mochte. Doch auf einmal verflog der Wind. Windstille. Nichts. Doch auf einmal drangen Töne an ihr Ohr. Es waren Töne einer Harfe. Sie wusste das ganz genau, denn sie selber hatte früher immer Harfe gespielt, es war ihr Grundstock als Bardin gewesen. Doch ihre Harfe war lange weg und doch hörte es sich so an, als ob es ihre wäre.

Das Spiel der Musik ließ sie doch aufstehen, jetzt war der Zauber gebrochen, sie konnte wieder gehen wie sie wollte.

Ich danke dir Fee, ich danke dir für deinen Zauber, ohne ihn wäre ich jetzt nicht hier. Danke für deine Hilfe.

Sie wusste nun, was sie zu tun hatte. Nach der Danksagung ging sie in die Richtung aus der die Melodie kam. Was sie erstaunte waren die Treppen. Echte Steintreppen aus Menschenhand. Sie war teilweise überrascht, doch hatte sie mit so etwas gerechnet. Dieser Berg hatte viele Geheimnise, eines davon war dieses. Sie ging die Treppen hoch, neue Kraft hatte sie gewonnen, solange die Melodie spielte. Die Treppenstufen führten immer höher, immer weiter hinauf, sie zählte nicht die Stufen, nur im Gedanken überlegte sie sich etwas, was aber zu nichts mehr führte. Doch vor der letzten Stufe blieb sie stehen, sie mündete direkt in dem Nebel, der den Gipfel umgab. Sie blieb stehen und sank auf die Knie. Sie wusste nicht, warum sie das tat, doch ihr Bruder und ihr Vater waren gläubige Diener Innos und auch wenn sie nie so richtig an die Götter glaubte, so richtete sie nun seit langem wieder ein Gebet an Innos.

Innos,
du weißt, dass ich nie eine treuergebene Dienerin von dir war. Ich kann einfach nicht beten, du weißt das. Ich hoffe dennoch, du verzeihst mir meine Sünden und hörst mich an. Wir haben alle Fehler gemacht, jeder von uns, wir haben alle Schmerzen erlitten und uns gequält. Doch bei allem was mir heilig ist, du weißt, dass ich meinen Bruder nicht auch noch verlieren darf. Es würde nicht gehen. Bitte, mach etwas. Diese Nacht darf nicht getrennt enden. Wir dürfen nicht getrennte Wege gehen. Es darf einfach nicht sein...


Sie erhob sich wieder und klopfte sich den Rock ab, danach fuhr sie sich ein, zweimal durch die Haare und schnaufte durch.

Ihr Schritt durch den Nebel, er war ein Schritt in eine andere Welt. Als sie wieder heraus trat, da sah sie zuerst einmal eine riesige Flammensäule, einen Meter in die Luft erhellte sie das ganze Gebiet. Dann sah sie sieben große Steine und in der Mitte einen grauen Altar, doch das was sie sehen wollte, das sah sie erst am Ende. Es war ihr Bruder, der in einer Ecke saß, die Hafe wie ein junger Gott spielte und dabei weinte, schrecklich weinte.
Auch ihr trieb es die Tränen ins Gesicht, sie hatte sich so sehr auf das Treffen gefreut und jetzt konnte sie nichts anderes tun außer weinen. Sie wollte so viel sagen, doch sie brachte kein Wort heraus.
Ihr Bruder sah ziemlich am Boden zerstört aus, er machte nicht das Gefühl, als das es ihm gut gehen würde. Beiläufig bemerkte sie auch noch die ganzen Federn. Woher diese wohl stammten, sie ähnelten der Feder, die sie am Bett gefunden hatte. Als alles begann...
Sie wollte ihren Bruder so gern in den Arm nehmen, doch sie war wie gelähmt. Zur Lähmung beitrug auch die Harfe, sie hatte das Stück sofort erkannt, sie hatte sich doch auf ihr Gehör verlassen können. Es war ihre Harfe auf der er da spielte. Es war wirklich falsch, aber es musste ihre sein...doch das war ihr jetzt egal, die Musik hingegen schien sie zu bezaubern. Doch das Lied war traurig. So traurig wie die beiden...
21.12.2003, 02:09 #125
Isabell
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Sie war die ganze Zeit wirklich nur dagestanden, das war wirklich ganz schön...dumm von ihr, sie wollte ihn eigentlich nur in den Arm nehmen und ihm alles erzählen, doch irgendetwas hinderte sie daran. Müde war sie auf keinen Fall, jetzt wo sie ihn nach der ganzen Zeit wiedersah, sie konnte es fast nicht glauben. Er hatte sich fast nicht vom äußerlichen verändert, er sah etwas fertig aus, aber das war sie auch, seine Sachen waren immer noch die gleichen und auch sonst blieb alles beim alten, doch sein Gesicht und sein damit verbundendes Inneres. Sie spürte, dass er eine Veränderung durchlebt hatte, irgendetwas musste mit ihm hier oben passiert sein, ob das was mit dem hellen Lichtkegel und den ganzen Federn zu tun hatte? Sie konnte darauf keine Antwort geben, doch genauso wenig konnte sie sich hier irgendwie etwas erklären. Sie mochte eigentlich nicht mehr so lange warten, eigentlich waren ihr alle Sachen egal in dem Moment, nur noch sie beide. Egal was passiert wäre. Hoffentlich wurden das Gebet erhört. Sie hoffte es so sehr, denn ansonsten wäre ihr Schicksal wohl besiegelt gewesen. Irgendwie versuchte sie bei ihrer Antwort zu lächeln, wollte irgendwie etwas Freude abgeben, doch das gelang wohl kaum, jedenfalls hatte sie in seinem Gesicht keine freudige Veränderung wahrnehmen können, überhaupt, das ganze wirkte so seltsam kühl. Sie hätte sich doch schon längst in die Arme fallen müssen. Wieso standen sie noch immer wie angewurzelt da?

Ja mir geht es den Umständen entsprechend gut. Die Reise war nicht leicht, es waren viele Entbehrungen notwendig, doch wenigstens wurde ich den ganzen Weg über von keinem einzigen Vieh angegriffen, auf alles was ich gestoßen bin waren schon getötete Kadaver. Du hast ganze Arbeit geleistet. Ich weiß auch nicht, wieso ich ausgerechnet hier bin, aber du bist hier, das ist alles was zählt. Es tut mir leid. Ich bitte dich, vergib mir. Ich hätte dich nicht einfach so sitzen lassen dürfen, aber dieses Lichtwesen, es hatte gesagt...ich musste meinen Bruder einfach suchen. Es bedeutete mir mehr als alles andere, aber du warst mir nie unwichtig. Jetzt weiß ich auch, warum das so war.

Wieder gingen die Töne langsam unter, wieder einmal beherrschte Ruhe den Gipfel. Sie ließ seine Augen nicht aus ihren Augen, sie konnte nicht anders als ihn anzuschauen. Sie wartete noch immer auf den erlösenden Augenblick, wann sollte es endlich soweit sein? Sie hatte solche Angst gehabt vor diesem Augenblick. Sie hatte sich immer gefragt, was passieren würde, ob er sie wegschicken oder begrüßen würde. Aber so etwas hatte sie nie vorausgesehen. Einfach in der Ungewißheit bleibend. Ohne zu wissen, was denn sei. Eigentlich hasste sie das, sie wollte eigentlich nie wieder in Ungewißheit sein, aber sie konnte nichts dagegen tun, ihn unter Druck setzen. Sie war ja nicht mal in der Lage zu schreien, wie sollte sie da schon ihren Bruder anschreien oder ihn auch nur drohen. Sie konnte nur auf Innos und auf die gute Seele ihres Bruders hoffen, aber vielleicht war es ja nicht mal nötig, vielleicht war ihr Fehler ja doch zu groß, als das es nur seine schlechte Hälfte erwischt hatte...
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