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30.11.2003, 10:44 #26
Isabell
Beiträge: 307
Die Siedlung Drakia #5 -
Sie konnte nicht mehr einschlafen, verständlich nach diesem Alptraum, irgendwie war es gemein, dass sie immer wieder mit sowas konfrontiert wurde, in letzter Zeit hatte sie so gut wie keine Alpträume und jetzt das, das war einfach nicht fair. Wieso konnte es nie ohne Tiefen gehen, wieso konnte man sie nicht einfach in Ruhe lassen....das hieß, eigentlich rührte das ganze ja nur deshalb, weil sie nicht mehr alleine war, würde es ihn nicht geben, dann hätte sie auch diesen Traum nicht haben können, eigentlich ganz einfach und doch so sinnlos, darüber zu diskutieren war einfach nicht möglich, da es sich um Dinge handelte, die sowieso unmöglich waren, wenn sie die Wahl zwischen Alpträumen und Gemeinsamkeit und keinen Träumen und Einsamkeit gehabt hätte, dann wüsste sie, wofür sie sich entschieden hätte, denn alleine durch die Einsamkeit kam ja das alles her, außerdem wusste sie, dass das alles nur temporär war, aus Träumen wachte man auch irgendwann mal wieder auf, aber aus einer Einsamkeit nicht, sie wusste inzwischen, dass sie unsterblich waren, unsterblich verliebt, sie konnten jedes Problem lösen, wenn sie nur zusammen hielten, sicher konnte man deswegen Alpträume nicht gerade abstellen, doch man konnte ihnen zumindest selbstbewusst gegenüber treten und sie ein für alle mal besiegen, wenn man dann aufwachte, so wie heute, einfach nicht mehr drauf achten, es waren doch sowieso nur Lügen, nur Ängste, die sich in ihrem Kopf zu Bildern formten, diese Bilder, sie waren so unreal wie alles andere auch, man durfte nur nicht drauf hören.

Inzwischen hatte sie gemerkt, wie auch er aufgewacht war, es war wie ein Zucken das durch seinen Körper ging, ohne sich wirklich zu bewegen hatte er eine Art Blitz gespürt, wie beim aufwachen eben. Kurz hatte er ihre Hand fester gedrückt, als ob er mit einem Schrei erwacht wäre, doch hier war nichts zu hören und ihre Ohren waren noch nicht taub, so konnten sie doch das Knacken im Kamin noch hören, der viel weiter entfernt war, es war keine Flamme mehr zu sehen, aber einzelne Aschegebilde schienen zusammen zu fallen. Sie hatte nicht gewagt etwas zu sagen, wollte nur daliegen, wer weiß was er geträumt hatte, wenn überhaupt, das war immer so ne Sache, vielleicht war sie heute mal dran, oder aber seine Alpträume waren wieder da, irgendwie schien er nicht mal im Schlaf seine Ruhe zu finden, auch wenn das Bett heute nicht arg mitgenommen aussah, es war eigentlich ganz normal, also doch kein Alptraum?
30.11.2003, 11:50 #27
Isabell
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Die Siedlung Drakia #5 -
Er hatte sie also doch gesehen, irgendwie wunderte sie das nicht, manchmal dachte sie wirklich in die falsche Richtung, sie hätte wohl immer mit dem Ungewöhnlichen rechnen müssen, bei ihm war das irgendwie noch alles normal, dass er sie vielleicht nur wahrnahm, weil er sie spürte und nicht, weil er sie sah, sie konnte sich das durchaus vorstellen, vielleicht war er was das anging schon viel weiter, doch heute Morgen war seine Stimme sehr trocken und rau, sie hatte nicht gleich gewusst, was sie davon halten sollte, doch sie erinnerte sich an den gestrigen Tag, er war wirklich vollkommen durchnässt gewesen, wer weiß, wie lange er da draußen im Regen stand, wenn er jetzt eine Erkältung bekommen hatte, war das ihre Schuld, sie wusste das, doch sie versuchte darüber hinwegzusehen, er hätte bestimmt gewollt, dass sie trotzdem lächelte und das es nicht ihre Schuld war, wahrscheinlich machte sie sich wirklich zu viele Vorwürfe und schadete damit nicht nur sich selbst, doch irgendwie konnte sie nicht anders, sie wollte doch so perfekt wie möglich sein, wollte ihm eine gute Partnerin sein und keine Mimose, aber wahrscheinlich wusste er das auch, aber er hätte bestimmt gesagt, dass sie sich nicht verstellen soll, sondern so bleiben wie sie ist, wenn sie weinen musste, dann sollte sie das auch tun und wenn sie lachen wollte, dann konnte sie das auch, so oder so hätte er gesagt, ja, langsam verstand sie ihn sogar schon, bevor sie ihn gefragt hatte, komisch, dass sie das noch nie bei einem anderen Menschen gespürt hatte, es war wie eine Blindheit, die die Sinne doch weiterprägten und blind waren sie wirklich.

Mir gehts gut, aber du klingst nicht so, als ob es dir gut gehe oder?

Sie belog sich dabei gleich zweimal, denn sie hatte ihren Alptraum verschwiegen und so gut ging es ihr nicht wirklich, aber damit wollte sie nicht auch noch kommen, manchmal war es besser, wenn man etwas für sich behielt, wenn sie alle ihre Probleme erzählen würde, dann würden sie wohl kaum hier raus kommen, denn sie hatte davon wahrlich genug und dazu kamen noch ihre Ängste, diese Angst ging nur weg, wenn sie jetzt bei ihm war, ansonsten war sie immer wieder da und sie wusste nicht, was sie dagegen tun sollte, außer so weiterzumachen, ein Heilmittel gab es dagegen wohl nicht. Was würde er wohl sagen, wenn sie ihm von dem Traum erzählt hätte? Wahrscheinlich gar nichts, er hätte es als Traum deklariert, was sollte er sonst auch tun, sie hätte schließlich dasselbe gemacht, aber irgendwie musste sie das vergessen...

Und es gelang, denn an diesen wirklich seltsamen Traum dachte sie nicht mehr, langsam verschwand er in ihrem Hinterköpfchen, so als ob es ihn nie gegeben hätte, doch er würde noch einmal wiederkehren...
30.11.2003, 12:40 #28
Isabell
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Die Siedlung Drakia #5 -
Immer wieder für eine Überraschung gut, tja, auch wenn es sicher nichts außerewöhnliches war aus dem Bett aufzustehen und essen gehen zu wollen, so war es doch überraschend gewesen, da sie mehr mit einer etwas traurigerem Reaktion gerechnet hatte, aber scheinbar steckte er das alles ganz gut weg, um so besser, manchmal war er wirklich komisch, sie hätte das nicht so gut verkraften können und dann noch diese Erkältung, aber so war es ihr ganz klar lieber, also fasste sie schweren Herzens den Entschluss aufzustehen, aber sie bereute es nicht, denn sie musste wirklich endlich mal von dieser Faulheit wegkommen, da schien Pergamo schon mit angefangen zu haben und sie war noch meilenweit dahinter, aber das konnte man ja ändern. Doch zuerst einmal musste sie schauen, was sie eigentlich noch anziehen konnte, ihr Kleid von gestern war zwar wieder trocken, aber sie überlegte, ob es nicht mal Zeit war, was anderes anzuziehen, andererseits würde das nur wieder mehr Arbeit machen. Etwas unter Zeitnot zog sie dann doch noch mal das lange schwarze Kleid aus dem warmen Stoff über und fühlte sich darin etwas klamm, doch das Gefühl würde sicher bald weggehen, doch ihre Haare waren da schon ein etwas größeres Problem, waren sie doch total zerzaust und unordentlich, der kleine Spiegel zeigte ihr deutlich, wie schrecklich das doch aussah, da musste man auf jeden Fall etwas tun. Schnell hatte sie den Kamm hervorgeholt und durch die Haarpracht geführt, bis das wieder einigermaßen akzeptabel aussah, jetzt war sie wenigstens wieder so hübsch wie sonst auch, dabei hatte sie es noch immer nicht wirklich verstanden, dass es auf diese Art der Schönheit gar nicht unbedingt ankam, zumindest nicht für ihn, aber es war auch sowas, wie ein Sich-selbst-pflegen einfach um sich auch selber schöner zu fühlen und wenn das das Ergebniss war, dann sollte sie es so oft tun, wie dachte.

Sie war jetzt schon wieder viel besser drauf als gestern und dieses Hoch und Tief Gefühl schien andauernd zu wechseln, irgendwie spürte sie, dass es bald wieder ein Tief geben würde, langsam fing der Alltag an seine negativen Seiten zu zeigen, denn langsam ging es Schlag auf Schlag und so schnell würde sich das wohl auch nicht ändern, solange sie nicht wieder eine Herausforderung hatten, hier in Drakia schienen sie beide langsam zu verschimmeln, so kam es ihr zumindest vor, deswegen sollte bald etwas passieren, denn auch wenn ihre Liebe stark genug war sich immer wieder zu unterstützen, so waren diese Schwankungen nicht gut und bringen taten sie auch nichts, Drakia war zwar ein wunderschönes Dorf, doch auf Dauer bot es einfach zu wenig Abwechslung, es war nur zum entspannen gut, ergo...

Sie dachte nicht mehr so darüber nach, bald schon würde sie wieder suchen und sicher würde auch Pergamo bald gehen wollen, sie schnappte sich den zweiten Apfel, bis ebenfalls hinein und ging dann fröhlich hinunter, ja, bald würde es anders werden...
30.11.2003, 14:23 #29
Isabell
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Die Siedlung Drakia #5 -
Immer wieder dasselbe...das ging ihr nicht mehr aus dem Kopf, Isabell hatte nur noch Gedanken daran, diese Monotonie musste man doch irgendwie ändern, doch wie? Sicher war die Suche nach ihrem Bruder das wichtigste und da musste sie sich auch irgendwie drum kümmern, doch hatte sie nach wie vor keinen Anhaltspunkt, wo sie suchen sollte, die einzige Verbindung war ihr Vater, aber diesen hatte sie schon seit zwei Jahren nicht mehr gesehen und sie vermutete, dass er tot war, eigentlich musste es fast so sein, denn durch ihre lange Gefangenschaft konnte man sie ja gar nicht mehr für lebendig halten, selbst die paar Einwohner in Drakia, die sie noch kannte, wie zum Beispiel Harust oder den Wirt, selbst diese hatten offen zugegeben, dass sie sie für Tod hielten und nicht mehr damit gerechnet hatten, dass sie noch mal zurückkommen würde, sie hatte aber niemanden erzählt, wo sie denn gewesen war, denn diese Dämongeschichte klang so abenteuerlich, dass sie wohl eh keine Gläubiger gefunden hätte, doch das war es eigentlich nicht, sie wollte darüber kein Wort mehr verlieren, doch war sie dennoch dankbar, dass es einen Menschen in ihrer Mitte gab, der das Thema nur zu gut kannte und auch daran glaubte, aber mehr sollten es wirklich nicht sein, nur wer das alles nur ansatzweise verstehen konnte, konnte ihr auch wirklich helfen.

Insgeheim fragte sie sich jetzt auch wieder einmal etwas sehr ernstes, denn auch wenn sie schon in der ersten Sekunde ihrer Überlegung wusste, dass es keine Antwort gab und dass es sinnlos war darüber nachzudenken, tat sie es, denn sinnlos war das ganze Leben also nahm diese Überlegung nur einen weiteren, kleinen Platz darin ein. Sie fragte sich nämlich, ob es wirklich richtig war, was sie hier taten, es waren abenteuerliche Sachen die zurecht als sinnlos betitelt werden konnten, zum Beispiel, ob es wirklich entspannend war hier in diesem Dorf zu leben und jeden Tag dasselbe zu machen mit nur minimalen Abgrenzungen oder auch die Frage, ob es wirklich gut war, dass Pergamo sie nicht getötet hatte. Es waren wilde Fragen ohne Sinn und Verstand und sie kamen nur auf, weil ihr langweilig war, sie sehnte sich zunehmend nach einer Extreme, mal wieder weg von diesem tristen Dasein, so unausgefüllt, so ausgebrannt. Ob ihr Partner das verstehen konnte? Vielleicht sah er ja genau das Gegenteil und war glücklich so wie es war, manchmal würde sie gerne in einen Menschen hinein sehen können, gerade weil er so geheimnisvoll verschleiert war, er hatte etwas unmenschliches, denn seine Gefühle schien man nie richtig zu deuten, irgendwie machte man doch immer wieder einen Fehler, andere währen vielleicht schon längst dafür bestraft worden, aber sie nicht. Aber das war auch eine schwere Sache, wenn man extra alles für den anderen tun wollte, damit er sich wohl an seiner Seite fühlte und doch seinen eigenen Kopf behalten, das war auch so ein Punkt, denn sie wusste, dass er es ablehnte bedient zu werden, dass er nichts mehr hasste als Menschen, die sich absichtlich massiv in ihrer Art veränderten, das alles wusste sie, obwohl er es nie sagte, aber woher konnte sie denn überhaupt diese Gefühle sehen? Oder erahnen? Das war doch vollkommen verrückt, sie kannte sich und ihren Körper mit ihren Gefühlen besser als niemand anderes, aber andere Menschen zu beurteilen war so schwer, weil unmöglich, was, wenn das alles falsch war und sie Dinge über ihn dachte, die nie und nimmer wahr sein konnten? Diese Ahnungslosigkeit würde wohl für immer bleiben, diese Zweifel konnte sie niemals brechen, sie konnte nur hoffen, dass das Rad der Zeit mehr brachte, als Alter und Gebrechlichkeit, sondern auch ein kleines Körnchen Weisheit.

Diese Form der Nachdenklichkeit war einzigartig, die Fragen nach einem Sinn, ohne direkt nach Sinn zu fragen, sondern eher andere Frageformen davor zu schieben, doch eigentlich ging es doch wirklich nur um eines, um Wissen und um Selbstbestätigung, das alles konnte wirklich nur Menschen so gehen, Tiere hatten sicher nie solche Probleme. Ob er wohl manchmal genau so dachte, sie konnte es sich kaum vorstellen, er schien immer auf alles eine Antwort zu haben, aber vielleicht fragte sie auch nie die richtigen Fragen, vielleicht war es alles zu oberflächlich und sie musste tiefergründigere Fragen stellen. Tja, dazu brauchte man aber erst mal einen Grund,....
30.11.2003, 16:19 #30
Isabell
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Die Siedlung Drakia #5 -
Als Isabell wieder aus ihren kleinen Verwirrungen von Gedanken aufwachte, sah sie wie Pergamo da saß, er schien eine Ruhe ausstrahlen zu wollen...zu wollen, da lag das Schlüsselwort, denn es gelang ihm ganz und gar nicht, er wirkte angespannt, so hatte sie ihn bisher noch ganz selten gesehen und irgendwie so auch noch nie, sein ganzer Körper zitterte, zwar lag er völlig ruhig da, doch konnte sie die Energie spüren, seine Zähne klapperten leise und da half auch der geschlossene Mund nichts, außen wirkte er ganz ruhig, aber innerlich zitterte er, aber warum, hatte sie gerade irgendwas verpasst? Überhaupt, wie lange musste sie weggetreten sein und hatte er es bemerkt? Fragen, doch alle nicht so wichtig, dass es unbedingt eine Antwort geben musste, es war wie im ewigen Spiel von Frage und Antwort. Das Essen war längst abgeräumt und auch die Gäste hatten gewechselt, ein paar waren gegangen, ein paar waren hinzugekommen, es war wohl doch mehr Zeit vergangen, als sie sich das eigentlich erwünscht hatte, doch innerlich schnaufte sie kurz auf, denn so früher dieser Tag enden würde, so früher würde auch diese Langeweile verschwinden, mal ehrlich, sie hatten zwar kaum was zu tun, mussten zumindest nichts tun und davon träumten viele Menschen, aber so richtig war das doch nichts, sie wurden von Tag zu Tag deprimierter und so kamen auch erst die ganzen Probleme, wenn es jetzt schon vorbei war, dann war sie froh, wieder ein verschenkter Tag im Leben, wieviele sie wohl noch insgesamt hatte? Wenn sie das wüsste, dann hätte sie auch den Wert dieses Tages einordnen können, aber war nicht jeder Tag ein Geschenk?
Pergamo hatte sich die ganze Zeit nicht gerührt, seine Augen schienen fahl, sie waren nicht mehr so schön blau, wie sie das kannte, sie waren eher matt schimmernd, doch auch nur, weil er aufrecht saß konnte sie das erkennen, immerhin trennte sie ein gutes Stück Tischfläche. Irgendwie hätte jetzt der Wirt kommen können und das ganze auflösen, sie waren hier nur in einem ewigen Bannkreis, aber ohne diese Taverne und die Tatsache, dass Menschen einfach regelmäßig Nahrung zu sich nehmen mussten, wären sie wohl zu gar nichts gekommen. So wären sie wohl nur bei dem Haus geblieben, so Ausflüge zu Harust wären dann der Moment des Tages geworden und irgendwie wären sie zu zwei Schatten verkommen, zwei Schatten, die keine richtige Geschichte zu erzählen hatten, aber das Schicksal sollte bald zuschlagen, Isabell hatte den Traum vergessen, nur noch eine ganz ganz dunkle Erinnerung war davon da, zusammen hatten sie es geschafft, doch war jetzt der Zeitpunkt gekommen...

So soll es sein....in zwei Stunden sollte nichts mehr so sein, wie es war, das war die Abwechslung, ein unerwarteter Schicksalsschlag, der alles auf die Probe stellte, auf eine Probe, die sie nur durch ihre besondere Verbundenheit bestehen konnten. Dabei war es Isabell, die auf die Probe gestellt wurde, doch Pergamo hatte keine tolle Rolle dabei, doch noch blieben ihnen ein paar Minuten...
30.11.2003, 18:19 #31
Isabell
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Die Siedlung Drakia #5 -
Isabell spürte, dass er etwas hatte, doch wusste sie nicht, ob das jetzt gut, oder doch eher schlecht war, auf jeden Fall war es merkwürdig, heute war ein anderer Tag als sonst, er fing schon so komisch an, die Zeit verstrich heute nicht so endlos langsam, sondern eher so endlos schnell, sie hatte das Gefühl erst zwei Stunden auf zu sein, dabei musste es das vierfache sein, sie hatte diese ganzen komischen Gedanken, die gar nicht zu ihr passten, als ob eine Veränderung schon heute anstand, doch was sollte das groß sein, noch immer fühlte sie nicht, wie etwas fehlte, wie etwas an ihr fehlte, was sie in den letzten Tagen immer wieder gespürt hatte - Wärme - es war verflucht kalt, zwar betraff es diesmal nicht ihre Haut, die Temperatur war nicht lebensbedrohlich und hatte auch nicht wirklich die Kälte, wie gestern zu der selben Uhrzeit, außerdem hatte sie ja diesmal etwas warmes an, nein nein, ihr Gefühle und vielleicht ihre Seele waren kalt, ihnen fehlte etwas, was sie aber bis jetzt noch nicht gemerkt hatte, es war komisch und doch war es nicht zufällig, es war alles so, wie es sein musste, das Schicksal kannte keine Ausnahmen, die Zukunft würde so geschehen, wie sie musste und das war nun mal eine Bestimmung, der weder sie, noch Pergamo ausweichen konnten, es war so bestimmt und so würde es auch geschehen, sie konnten nichts dagegen machen, es war unmöglich sich dagegen zu wehren, sie mussten es akzeptieren, so wie es war, nichts anderes, nur diese eine Weg....

Der Weg hatte sie verträumt aber nicht romantisch in alle Teile der Stadt geführt, sie waren nun schon fast durch alle Straßen gelaufen, die Drakia zu bieten hatte und noch sah es nicht so aus, als ob ein Ende in Sicht wäre, Isabell fiel jetzt erst auf, dass Pergamo das Tempo und die Richtung angab, sie folgte ihm nur, sie sagten kein Wort, sie schwiegen wie die Nacht es auch tat, diese verfluchte Nacht...

In dieser Nacht, wo es geschehen sollte, war es absolut schön. Verdammte Schicksale, wieso konntet ihr uns nicht eine dreckige Nacht schenken, wieso musst das Schicksal in einer solche schönen Nacht weitergehen. Wer hatte das gesagt? Isabell, Pergamo? Keiner, doch taten sie es beide, aber es war so, diese Nacht war wunderschön, ruhig, klar, sauber, doch drehte sich nun das Rad der Zeit weiter, sie waren zwei, oder drei Wochen dem Schicksal entflohen, konnten die Uhr stoppen, jetzt aber war es an der Zeit, während Pergamo schon geprüft wurde, war nun Isabell an der Reihe, Pergamo hatte nichts zu befürchten, auch wenn für ihn die Qualen größer sein würden als für Isabell, so wäre es doch für sie die wahre Herausforderung, denn es war ihre Probe
30.11.2003, 18:53 #32
Isabell
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Die Siedlung Drakia #5 -
Dieser Verrückte, was war denn bloß los mit ihm? Erst ging er auf einmal so schnell, dass es fast einem Rennen gleich kam und jetzt, jetzt ging er nur noch im Schneckentempo, irgendetwas stimmte da doch nicht, doch sie wagte es nicht ihn darauf anzusprechen, denn das tat er dann schon selber, wie aus einem tiefen Alptraum sprach er sanft geweckt zu ihr, als ob nie etwas gewesen wäre.

Sternchen, entschuldige, ich hab heute wohl einen schlechten Tag, tut mir leid, wenn ich dich irgendwie nicht so richtig wahrgenommen habe, lass uns nach Hause ja?

Hm-Hm


Sie nickte heftigst und lächelte wieder, war also doch alles in Ordnung? Hatte sie sich nur getäuscht? Es sah fast so aus, als ob das alles nur Einbildung war, na dann war ja alles gut und der Tag war eigentlich in Ordnung, eigentlich war es sogar ein schöner Tag, denn obwohl sie heute beide etwas anders schienen, war es öde und so ging er doch recht schnell vorbei, aber jetzt war alles wieder gut, sie gingen Arm in Arm weiter und sie wusste, dass sie schon fast da waren, es waren nur noch wenige Meter zu ihrem Haus, dort würden sie erst mal ein schönes Feuer machen und dann konnten sie noch die restlichen Dinge essen, die er gestern mitgebracht hatte...

Isabell war wieder glücklich und froh, so froh, dass sie die dunklen Vorboten gar nicht mehr sah, sie nahm sie gar nicht mehr war. Alles schien jetzt egal zu sein, warum sich noch Sorgen machen, warum sich noch weiter mit solch unnötigen Kram beschäftigen, waren sie denn im Moment nicht wieder ganz die alten, waren sie nicht beide glücklich? Das Bild war nur ein Trug, denn auch wenn ihnen niemand ihr Glück nehmen wollte, so war es vorerst das letzte Mal, eine lange Zeit würde kommen, so bestimmte es das Schicksal, die beiden waren eben keine normalen Menschen, das einzige was sie mit den Menschen verband war ihre Sterblichkeit, ihr Körper, ihre Gefühle, doch alles andere hatte andere Ursprünge und so war es eben unmöglich etwas daran zu ändern, so hart das auch war...
30.11.2003, 19:16 #33
Isabell
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Die Siedlung Drakia #5 -
Ahhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhh, nein, nichhhhhhttttt.

Ein Schrei, ein unendlich langer Schrei ging durch ihr Ohr, über alles, sie hatte wahrlich gezittert, nur kurz, wie ein Baum, wenn ein Windhauch an sein Blätterkleid vorbeigeht, doch so apathisch war das Zittern, sie hatte sich nicht getraut sich umzusehen, sie wusste es ganz genau, jetzt, ja jetzt wusste sie es, sie hatte gehofft, dass es ein Wolf in der Ferne war oder ein gestürtzter Einwohner, aber sie wusste es, es war ihre Bestimmung, dann erinnerte sie sich an den Traum, jetzt kam wieder alles hoch, es war also kein Traum, sondern eine Vision...sie sah nun den ganzen Traum vor sich laufen und wusste, was jetzt kommen musste.

Mit einem Blick, der alles verschlungen hätte, der so voller Angst war, der so wahnsinnig war, wie man es nur von tollwütigen Tieren kannte, drehte sie sich um. Ihr ganzes Gesicht bebte, jede einzelne Wimper, jede Augenbraue, jedes Haar, jede Hautpore, sie war am auflösen, es war so schrecklich, sie sah ihn auf wackligen Beinen, er hatte seine Hände vor die Ohren gepresst und war im Begriff hinzufallen, doch wie in ihrem Traum rann sie zu ihm, fing ihn auf in die Arme, gerade noch rechtzeitig schaffte sie es, doch in ihren Worten konnte man schon die Verzweiflung hören, in ihren Augen war nur noch ein kleines Fünkchen Hoffnung, denn sie wusste durch ihren Traum, wie das alles ausgehen würde, doch verdrängte sie die Zukunft soweit es ging, wollte das alles anders kommt, versuchte es vergeblich noch zu verhindern.

Nein, nein nein. Bleib hier, geh nicht, bitte, du kannst das nicht tun, das darf nicht sein, hör auf...
30.11.2003, 19:43 #34
Isabell
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Die Siedlung Drakia #5 -
Isabell hatte das alles nicht ausgehalten, ihr kleines Herz zerriß es fast, das ganze Leid, das ganze Elend, jetzt war einmal nicht sie die Leidende, die, die man quälte und Schmerzen zufügte, da traf es die Person, die es am wenigsten verdient hatte. Die Person, die ihr am wichtigsten war, wieso nur musste sowas immer ihr Leben treffen, dieses Schwert aus Leid, Qualen, Schmerz und Einsamkeit? Wieso nur...

Gerade die letzten Worte, sie waren so schrecklich und sie musste weinen, sie ließ ihren Tränen freien Lauf, sie kullerten die Wange herunter und kannten keinen Halt, es klang so, als ob er sich für immer verabschieden wollte und in seinem letzten Satz hatte sie fast gedacht, sie wüsste was er sagen wollte, doch konnte er ihn nicht zuende sprechen, da er zuvor zusammen sackte, diese Stimme, so schrecklich unschuldig und doch voller Schmerzen aufschreiend, er schrie nach Hilfe, doch konnte sie ihm die nicht geben, sie...hatte versagt.

Noch einmal versuchte sie ihn aufzuwecken, aus dem wo er jetzt war zurückzuholen, schüttelte seine Rüstung, in voller Aufregung und ohne eine Grenze, sie schüttelte bis sie nicht mehr konnte und ihre Tränen fielen in sein Gesicht, wo sie hinunter liefen, es gab keine Hoffnung mehr und sie tat genau das, was sie auch in ihrer Vision getan hatte, sie war so am Ende, dass sie noch ein paar Worte aus ihrer verheulten Stimme herausbrachte.

Neinnnnn, verlass mich nicht, bitte...

Doch er wachte nicht auf, seine Gestalt wurde in eine Dunkelheit getaucht und sie spürte, dass es nicht gut war, nun hatte ihn also auch der letzte verlassen, der erste und der letzte, der einzige, der nie vergängliche, sie konnte...nein, sie musste annehmen, dass er tot war, sie konnte nicht mehr hoffen, sie konnte nicht, nach allem...
30.11.2003, 20:05 #35
Isabell
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Die Siedlung Drakia #5 -
Isabell war so aufgelöst, sie war so traurig, er hatte sie einfach verlassen, aber er hatte ihr doch etwas versprochen, wer hatte das getan, er konnte doch nicht einfach wie vom Blitz getroffen sterben, das ging doch nicht, sowas war unmöglich, sowas durfte nicht sein, das konnte und wollte sie partout nicht glauben, doch sie sah keine Hoffnung mehr, er war wirklich nicht mehr da...

Doch dann kam diese Alte, gehüllt in ein paar Umhänge, schwarz wie die hier einbrechende Nacht, sie kam ganz unerwartet, hatte sich einfach zu Pergamo gelehnt und ihn an seinem Herzen unter der Rüstung und den Händen angefasst, Isabell war im ersten Moment total erschroken, dann total wütend und dann sah sie ein Fünkchen Hoffnung, die Worte der Alten ließen sie wieder neuen Lebensmut schöpfen. Pergamo lebte? Wirklich? Sie konnte es gar nicht fassen und weinte schon wieder, diesmal jedoch vor Freude, auch wenn sie keine Ahnung hatte, wer die Alte war und was sie wollte, sie schien ihm wirklich helfen zu wollen und das war das wichtigste, dass er ja bald wieder gesund würde, während sie eben noch dachte, er wäre für immer verloren gewesen, so hatte sie nun wieder Hoffnung, dass sie ihn schon bald wieder in ihre Arme schließen konnte, allein für diese Hoffnung lohnte es sich zu kämpfen und Pergamo, hatte er das vielleicht alles gewusst? Bestimmt nicht, aber eines wusste sie ganz genau, denn es war in ihr Herz eingebrannt:

Glaube tief in deinem Herzen, dann bist du unverwundbar, dann wird alles so, wie du willst.

Sie nickte der Alten zu und damit auch ihm, ja, diese Aufgabe würde sie meistern, egal wie lange es dauern würde, diese Schicksalswendung traf sie vollkommen unerwartet, doch vielleicht war es ja ihre Aufgabe, sie würde ihn nicht im Stich lassen, niemals, sie würde kämpfen, kämpfen um ihn, schließlich liebte sie ihn doch.

Und so trugen sie ihn gemeinsam zurück in ihr Haus, zum Glück war es nur ein paar Meter entfernt und sie schafften es, jetzt lag alles in der Hand der Alten...
30.11.2003, 21:25 #36
Isabell
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Die Siedlung Drakia #5 -
Nun lag er da, in dem Bett, wo sie bisher immer geschlafen hatten, so friedlich, aber sein Gesicht hatte einen Ausdruck, der etwas anderes vermuten ließ, es sah gequält aus, so gequält wie von dem letzten Schrei, doch die Hoffnung war nun wieder da und wenn wirklich eine Chance bestand ihn wieder in das Reich der Lebenden zu schaffen, dann würde sie die auch nutzen, es musste einfach. Isabell war wieder voller Erwartung, voller Hoffnung, es war wichtig, dass es etwas gab, woran man festhalten konnte und das war jetzt in dem Fall die Alte, hoffentlich wusste sie wirklich, was sie tat, es musste einfach so sein, dass sie Recht hatte, einmal musste es doch so geschehen, dass alles wieder gut wurde, nicht auch noch er, das war einfach unmöglich.

Die Alte hatte aus einer kleinen Tasche ein paar Dinge rausgeholt, eine Schüssel, einen Mörser und ein paar Pflanzen, die sehr nach Kräuter dufteten, eines davon musste Thymian gewesen sein, dies alles zermahl sie zu einem kleinen Pulver und verdünnt es mit Wasser, die Flüssigkeit gab die Pergamo dann und meinte nur, dass es seinen Kreislauf stabilisieren und ihn erst mal beruhigen sollte, mehr verrat sie nicht, überhaupt war es total seltsam, die Alte verriet nicht, was er hatte und auch nicht, wie sie ihm helfen konnte, doch eines wusste sie, sie musste bei ihm bleiben, in seiner Nähe, solange, bis seine Augen wieder offen waren, nicht eher.

Dann hatte sie wieder alles zusammen gepackt und war gegangen, nur noch Zeit für ein kurzes Gespräch blieb ihnen dann.

Und was soll ich jetzt tun? Ist es was Ansteckendes, eine Erkältung?

Nichts, bleib einfach bei ihm, ich werde wiederkommen, wenn die Zeit reif ist, du solltest mir dann die Tür öffnen, ansonsten kann ich ihm nicht helfen, der Hinweis ist zwar bei seiner Krankheit überflüssig, aber halte ihn trotzdem ruhig. Ansteckend ist es nicht und eine Erkältung auch nicht.


So eine Verrückte, als ob sie das nicht wusste. Dann waren sie wieder alleine und Isabell strich ihm sanft die Haare aus dem Gesicht, vielleicht fühlte er ja doch noch was, war nicht ganz weg, jedenfalls wollte sie bei ihm sein, ihn nicht alleine lassen.
Sie zog sich nur ganz schnell um, da das klamme Kleid nicht das richtige war und legte sich dann neben ihm, hoffentlich hielt sie die Nacht durch, aber irgendwann würde der Schlaf sie übermannen, wenn nicht heute dann morgen oder übermorgen, aber zumindest war sie jederzeit da, hoffentlich war alles schon morgen wieder vorbei, aber sie fürchtete fast, dass es schlimmer war als nur einen Tag...
01.12.2003, 17:21 #37
Isabell
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Die Siedlung Drakia #5 -
Die stolze Frau hatte kaum schlafen können, zwar wollte sie krampfhaft aufbleiben um ja da zu sein, wenn etwas passierte, doch das gelang so gut wie gar nicht, denn eigentlich passierte nichts, später war sie dann an seiner Seite eingenickt, doch nur wenige Stunden Schlaf gönnte man ihr, dann wurde sie schon wieder wach, es hatte sich auch nach ihren Aufwachen nichts an der Situation geändert, alles war so geblieben, wie sie es geahnt hatte, es war schrecklich, sie konnte nichts tun, die Alte, sie hatte nicht geklopft, sie war nicht da gewesen, hoffentlich würde sie wieder kommen, zwar hatte diese komische Frau etwas geheimnisvolles, das nicht zu einer alten Frau passte, aber doch spürte Isabell etwas gutes in ihr, dass sie wirklich helfen wollte und genau das war jetzt wichtig, Hilfe.

Sie konnte kaum was essen, hatte nur sehr mühsam die paar Vorräte runter geschlungen, die noch auf dem Tisch lagen, es war ihr fast hochgekommen, doch sie unterdrückte den Brechreiz und schluckte das Essen dann doch runter, es würde ihr Kraft geben, Kraft für weiteres Wachen und Kraft für die eigene Lage, denn oft musste sie weinen, dann wenn sie lange auf sein lebloses Gesicht starrte, es bewegte sich nichts mehr darin, keine Mimik, kein nichts, seine Lippen hatten sich geschlossen, seine Augen ebenfalls, er schien wirklich tot, doch die Alte hatte Recht, wenn sie manchmal auf seiner Brust lag, konnte sie ganz eindeutig den Herzschlag spüren und auch sein Puls war klar und deutlich, aber was war das, die wichtigen Lebensorgane schienen einwandfrei zu funktionieren, doch trotzdem konnte er weder hören, sprechen, sehen. Aber vielleicht konnte er ja fühlen, solange sein Herz schlug musste er doch fühlen können und solange würde sie auch bei ihm bleiben. Nichts anderes wäre für sie in Frage gekommen.

Andere Sachen wurden so bedeutungslos, rückten in den Hintergrund, ihren Bruder, die Suche würde sich weiter verzögern, obwohl sie sich jetzt bereit fühlte, doch sie hatte keine andere Wahl. Als sie von Abwechslung und Langeweile gesprochen hatte, da meinte sie doch nicht, dass so etwas passieren sollte, hatte man sie vielleicht erhört und falsch verstanden? Nein, das war alles nicht möglich. Aber egal was passierte, irgendwann würde er auch wieder aufwachen, ganz sicher würde er das, sie musste nur fest daran glauben, alleine schon, dass aus dem sicheren Tod, wieder eine unsichere Ohnmacht wurde, ließ sie erhoffen. Ja, er würde wieder aufwachen, man würde sie nicht trennen, nicht so, nicht hier und jetzt und nicht in alle Ewigkeit.
01.12.2003, 17:46 #38
Isabell
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Die Siedlung Drakia #5 -
Isabell überlegte sich noch einmal in Ruhe, was da eigentlich vorgefallen war, es schien gar unmöglich, dass sie etwas davon wirklich glauben konnte, doch war es bittere Realität, aber wie...

Zuerst fing alles mit diesem Traum an, es war eine Art Traum zumindest, morgen war es gewesen, früher Morgen, vielleicht so zwei Stunden vor Sonnenaufgang, da musste sie diesen Traum gehabt haben, sie war so komisch drauf gewesen, in diesem Traum versteht sich, es war ihr erster richtiger Traum seit Wochen, es war ein Alptraum, denn er endete so wie es wirklich geschah, alles stimmte haar genau überein. Der Dorfplatz, die Situation, das Lachen, der Kuss, das Weinen, das Schreien, der Schrei, die Worte und dann, tja, dann war der Traum zuende gewesen und so war es dann auch geschehen, soetwas aber auch.

Der ganze Tag war komisch gewesen, es war so anders als sonst, sie waren wie immer in die Taverne gegangen und bis da war es auch noch wie immer, er war sogar richtig glücklich gewesen und dadurch angesteckt wurde auch sie glücklich, ja, vielleicht ahnte er ja schon, was da auf ihn zukam, vielleicht wusste er es nicht direkt, aber so ein Gefühl vielleicht...ob er sich freiwillig in sein Schicksal ergeben hatte? Er wirkte in ihrem Armen so glücklich, als ob ihm das alles nichts bedeuten würde, entweder wusste er, dass er nicht direkt starb, oder aber...er sehnte sich nach genau dem, aber das glaubte sie nicht, er war noch zu jung, seine Reise und seine Suche waren noch nicht zuende, nein nein, er wollte nicht sterben, aber das was er dann noch flüsterte, sie konnte es fast nicht verstehen, aber es schien ihm wichtiger zu sein unter größten Schmerzen noch etwas zu sagen als zu ruhen, es musste etwas wichtiges gewesen sein, doch hatte er nicht zuende sprechen können, wirklich schade, aber er würde das sicher nachholen können, ganz bestimmt waren es nicht die letzten Worte, die er ihr mitgeteilt hatte, das durfte nicht sein.

Aber die Anzeichen waren klar gewesen, sie hätte sie eigentlich sehen müssen, dieser Taverneaufenthalt, dieses Schweigen von ihm, wo er doch sonst zumindest ab und zu was sagte, bei ihr war das anders, sie hatte über vieles gezweifelt, doch er, er hatte da schon die Syntome, das Zittern, das Beben seines Körpers, sie hatte sie nicht ernst genommen aber spätestens als er dann urplötzlich raus wollte, sie planlos umher gingen und dann auf dem Dorfplatz landeten, spätestens da hätte sie das Schicksal aufhalten müssen, doch war ihr das nicht gelungen.
Eine Träne, eine von so vielen lief aus dem linken Auge die Wange runter, langsam, bis sie dann auf den Boden fiel und dort perlte. Es war alles so schwer, wie eine Aufgabe, die man ihr auferlegt hatte, sich über ihre Gefühle klar werden, mal in Ruhe denken, hier ganz alleine, doch gleichzeitig auch die Verantwortung für das Leben eines anderen Menschen, aber nicht von irgendjemanden, es war komisch, eine Aufgabe? Für sie war es eine...

Mitten in Gedanken hörte sie etwas...

Es klopfte....die Alte! Schnell eilte sie die Treppen runter...
01.12.2003, 20:02 #39
Isabell
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Die Siedlung Drakia #5 -
Die Alte war wieder weg, ein wirklich merkwürdiges Frauenzimmer, doch hatte sie einiges mehr an Lebenserfahrung als sie es hatte und das würde wohl auch erst mal so bleiben, manchmal machte sie ihr Angst, das faltige Gesicht und die hervorstehende Hackennase, die schwarzen Augen und das gebrechliche Verhalten, obwohl sie Pergamo mitgetragen hatte, dass alles war höchst merlwürdig, doch ihre Worte und ihre Taten waren das, was zählte, nicht ihr Äußeres oder ihre komische Art zu sprechen.

Das was sie sagte klang fast zu schön wie wahr zu sein, dieser Funken der Hoffnung, der da aufkeimte, es war doch was, er war noch größer durch die Worte geworden, endlich hatte sie ihr klare Anweisungen gegeben, was sie denn nut tun konnte, endlich war es nicht mehr ganz so nutzlos, das mit dem Wasser verstand sie, doch was war mit der Essenz? Sie sah merkwürdig, es waren seltsame schwarze und weiße Bläßchen, aber auch sonst hatte sie eine komische Farbe, unten am Boden bildete sich ein dunkel grünes, vielleicht schwarzes Gemisch, darüber lag eine Schicht rot und dann ganz oben war es gelb, wahrscheinlich musste man das alles erst mal schütteln, dass es gut zusammen gemischt wurde, doch das musste man sehen, allerdings hatte sie nicht wirklich lange Zeit sich darüber Gedanken zu machen, denn heute hatte er ja noch nichts von dem Zeug bekommen, also wäre es wohl besser, wenn sie ihm schon heute einen kleinen Löffel gab.

Sie ging runter an die Herdstelle und holte dort einen kleinen Löffel aus Silber, es war der einzige aus Silber, aber wann konnte man ihn schon mal besser einsetzen, wenn nicht jetzt? Sie ging wieder hoch und nahm die Essenz und den Löffel, vorsichtig schüttelte sie die gut verpfropften Ampulle, dann öffnete sie den Korkverschluss und roch vorsichtig daran, aber es roch nach nichts, es war geruchlos, na um so besser....
Vorsichtig kippte sie die Ampulle, bis eine super zähe Flüssigkeit herauskam, sie sah aus wie ein Sirup oder wie der Schleim, denn man manchmal bei einer Erkältung in den Bronchien hatte, davon war es wirklich nicht schwierig genau einen Tropfen auf den Silberlöffel zu bringen, danach hielt sie diesen leicht zitternd fest, während sie die Ampulle wieder verschloss, doch das Zeug war so zäh, dass es nicht abtropfte.
Das nächste Problem war den Mund aufzukriegen, doch das gelang ganz gut, das Problem war nur, da er keine Reflexe und Bewegungen machen konnte, konnte er auch den Löffel nicht ablecken, also musste eine andere Lösung her, doch auch hier hatte sie eine Idee, sie nahm eine kleine Nadel und kratzte mit der Innenseite das Zeug vom Löffel, die Nadel war viel zu dünn, als das sie das alles hätte halten können und dann tropfte das Zeug irgendwie in seinen Rachen, wo es hoffentlich den Weg zum Magen gehen würde, danach gab sie ihm noch ein paar Schlucke Wasser, aber so konnte man das eigentlich nicht sagen, denn richtig schlucken tat er ja nicht.
Es war eine komische und irgendwie auch fremdliche Art, eigentlich fütterte sie ihn wie ein Säugling, doch in dem Moment war ihr das gar nicht so bewusst, sie suchte nur nach ein bisschen Beschäftigung, damit sie ihm helfen konnte, denn neben Angst vor dem Verlust plagten sie auch Schuldgefühle, die sie so am besten abbauen konnte.
02.12.2003, 13:44 #40
Isabell
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Die Siedlung Drakia #5 -
Isabell erwachte heute schon sehr früh am Morgen, sie hatte einen weiteren Traum gehabt, es war schwer zu beschreiben was in diesem Traum passierte, aber es war kein durchgehender Traum, denn immer wieder wurde er unterbrochen, nicht durch ein Aufwachen oder durch eine innere Leere, es waren immer wieder direkte Risse in diesem Traum, dann erschienen Stimmen, überall waren sie dann zu hören und man konnte auch seltsame Gestalten sehen, wie sie tanzten, wie sie die Zähne und Klauen zeigten und wie sie seltsame Wörter riefen, es waren schon verstehbare Laute, aber in einer Art von Sprache, die sie nicht kannte und nicht kennen konnte, doch auch der Traum an sich hatte etwas beunruhigendes, denn vor ihr spielten sich Szenen aus ihrem ganzen Leben ab, seit sie denken konnte waren da Bilder in ihrem Kopf gespeichert, die sie nun wieder sah, doch es war alles so echt, so dass sie nicht an einen Traum dachte, obwohl die Zeitspannen manchmal enorm waren.
Auch komisch war, dass ihr nur die schlechten Zeiten gezeigt wurden, von irgendetwas gutem war keine Spur, sie sah nur schlimme Dinge, die sie meinte vergessen und verdrängt zu haben, das Bild ging ununterbrochen weiter, bis vorgestern, bis zu dem Tag, wo sie auf diesem verfluchten Dorfplatz waren, doch das war nicht alles, ein letztes Bild war noch zu sehen, Schwarz. Einfach nur schwarz, natürlich waren schwarze Bilder während des Schlafes nichts ungewöhnliches, aber nach all dem gesehenen konnte man in diese schwarze Wand eine Menge hinein interpretieren, zum Beispiel, dass es für das absolute Nichts stand, aber auch, dass da nichts mehr nachkam. Eine Menge Spielraum gab es da, doch wusste sie nichts mit all dem anzufangen, sie wollte nur noch weg und das gelang auch im aufwachen, schon wieder war sie eingeschlafen, sie wollte es doch extra vermeiden...

Sie war nur wiederwillig aufgestanden, doch war die kalte Angst und der Angstschweiß antreibend, es blieb gar nichts anderes übrig, als sofort aufzustehen. Sie war wie geschockt erwacht, hatte eine Übermenge an Adrenalin in ihren Körper produziert und war auch sonst sehr wach gewesen, erst als sie aufgestanden war, konnte sie sehen, dass es diese unruhige Nacht gab, denn das Bett sprach Bände, doch an Pergamos Zustand hatte sich nichts geändert.

Sie fragte sich, wo er denn jetzt eigentlich sei. Ob er vielleicht alles vollständig vergessen hatte, ob er träumte oder halluzinierte, ob er irgendetwas sehen konnte, oder ob sich vor ihm auch eine schwarze Wand aufbaute, doch egal, sicher machte es dort, wo er jetzt war, keinen Spaß, es musste sicher schrecklich sein, sonst würde es wohl kaum diese Reglosigkeit geben.
02.12.2003, 14:40 #41
Isabell
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Die Siedlung Drakia #5 -
Essen konnte sie selber kaum was, es war so ein Knoten, der ihren Magen zuschnürte, doch sie fühlte auch keinen direkten Hunger, meistens eh nicht, doch heute eh nicht, aber doch wusste sie, dass sie etwas essen musste, sonst würde sie bald genau so daliegen, allerdings ohne Herzschlag und normalen Puls und falls er dann doch mal aufwachen sollte, was er bestimmt tat, dann würde er das wohl gleich wieder lassen, wenn er davon wüsste, hungern war zwar eine Disziplin, die sie beherrschte, hatte sie es doch bei Kryliyx sehr gut gelernt, dennoch machte ihre kümmerliche Figur da nicht viel mit, ließ sozusagen nicht den Spielraum für mehr, da waren sie sich wieder ähnlicher als es eigentlich schien, doch konnte sie nicht jeden Tag das Haus verlassen und in aller Seelenruhe in der Taverne essen, das ging nicht, also musste eine Lösung her und auch wenn es ihr schwer fiel, dazu musste sie einmal das Haus verlassen.

Kurz strich sie ihm noch über die Wangen, dann zog sie sich in Windeseile an und huschte aus dem Haus, direkt zur Taverne hin, sie hatte eine Idee, die eigentlich idiotensicher war, das musste einfach klappen, danach brauchte sie nicht mehr aus dem Hause gehen, allerdings war das auch sehr notwendig, denn wenn die Alte wieder klopfen würde, musste sie da sein, unvorstellbar wenn nicht, sie kannte sie schließlich nicht, wer weiß, wie sie reagiert hätte, zwar hatte sie den Trank und Wasser hatte sie auch genug, hatte sie heute doch schon einige Schluck in ihn injiziert, doch wer weiß, ob nicht noch mehr nötig werden würde, sie hatte keine Ahnung von der Krankheit die ihn plagte, hatte sowas noch nie gehört oder gesehen, verstand nichts von Kräutern oder Krankheiten, das alles war eine schlechte Ausgangslage für eine effektive Hilfe.

Draußen, wie lange war sie schon nicht draußen gewesen? Es mussten nun schon mehrere Stunden gewesen sein, noch nichts außergewöhnliches, doch die Luft, die Luft war viel besser hier draußen, sie war viel frischer...
02.12.2003, 16:20 #42
Isabell
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Die Siedlung Drakia #5 -
Schnell eilte sie zur Taverne, dort war sie so oft gewesen, wahrscheinlich jeden Tag und jetzt war es etwas ganz besonderes, schon komisch, das hätte sie nicht gedacht, der Wirt schenkte ihr ein Lächeln, so wie er es wohl bei jedem Gast machte, doch gleichzeitig wunderte er sich, dass sie heute alleine kam, hatte er sie doch schon den ganzen gestrigen Tag vermisst, doch für große Gespräche hatte sie eigentlich keine Zeit, hatte sie doch dieses Gehetzte, obwohl man wirklich nicht sagen konnte, ob es jetzt wirklich auf die paar Minuten ankam, da man die Krankheit nicht kannte und auch nichts tun konnte, doch ihr war es lieber, schnell wieder zurück zu sein.

So ganz alleine? Wo ist denn der Herr Jäger?

Keine Zeit. Hört zu, ihm geht es nicht so gut, keine Ahnung was er hat, irgendetwas schreckliches ist passiert, er ist einfach zusammen gebrochen, ich konnte nichts tun.

Das ist ja schrecklich, kann ich irgendetwas tun?

Ja das könnt ihr tatsächlich, ich will das Haus so wenig wie möglich verlassen, doch essen muss ich auch irgendwie, könntet ihr es irgendwie hinkriegen, dass ich abends ein wenig geschickt bekomme, ein Bote oder so, es ist ja nicht weit, aber mir wäre es trotzdem lieber, wenn ich das Haus nicht mehr verlassen muss, ich warte nämlich auf jemanden, auf eine ganz bestimme Person und wenn die an die Türe klopft, muss ich da sein.

Hm verstehe, natürlich werde ich eurem Wunsch nachkommen, es ist kein Problem, ich kenne da jemanden, der würde sich sogar freuen den Boten spielen zu dürfen, wenn ihr noch fünf Minuten wartet, dann mache ich euch noch schnell was für heute.

Na gut, aber beeilt euch bitte.


Aus den fünf Minuten wurden nur vier, es gelang dem Wirt seine eigene Marke zu knacken, sie war dennoch erleichtert, als sie den Korb in den Händen hielt, was er enthielt war ihr egal, hauptsache sie konnte wieder zurück, dennoch blieb noch Zeit sich herzlich zu bedanken, denn das war schon sehr zuvorkommend, danach war sie aber blitzschnell wieder weg und verschwand in der nun eingebrochenen Nacht. Schnell waren ihre Schritte und auch ohne große Umsicht, bis sie wieder das Haus erreichte und den Schlüssel in das Schloss fielen ließ, kurz darauf schlug sie die Türe hinter sich zu und drehte den Schlüssel herum, endlich wieder da, dabei war dies schon eine große Abwechslung zum grauenhaften Warten der Stunden zuvor, wie lange sollte sie das noch aushalten?
02.12.2003, 18:20 #43
Isabell
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Die Siedlung Drakia #5 -
Sofort war sie hochgerannt, hatte sowas wie Hast an den Tag gelegt, doch es war völlig unbegründet, denn nichts hatte sich verändert, absolut nichts. Ihr fiel auf, wie lächerlich das alles doch war, sie benahm sich total kindisch, aber sie war besorgt und hatte Angst, Angst rechtfertigte das ja wohl, was sollte sie denn bitteschön tun, einfach so weiterleben wie bisher, ohne Rücksicht auf Verluste? Ohne Gewißheit, dass er sterben würde oder vielleicht doch bald schon aufwachen, wie aus einem Traum, aus einem tiefen Schlaf? Außerdem war da noch die Alte, wieso war sie aufgetaucht und wieso bot sie ihre Hilfe an, wenn es nichts wichtiges war, wenn sie nicht davon überzeugt war, helfen zu können.
Trotzdem war es kindisch, wie eine hysterische Hofschranze hatte sie sich benommen, hatte keine innere Ruhe mehr, wer er doch nur etwas sagen könnte, nur sprechen, aber so hatte sie keine Ahnung, was sie machen sollte, außer diese paar Dinge, die die Alte erklärt hatte. Wahrscheinlich war es wichtig die innere Ruhe zu finden, anders ging es nicht, also ganz ruhig bleiben und einfach nur versuchen die Stunden rum zu bringen, was hätte er getan, wenn sie da jetzt liegen würde? Genau, wieso traf es eigentlich ihn und nicht sie? War es eine Strafe oder ein Geschenk, dass man ihr da gemacht hatte? Sie war sich sicher, dass er jetzt dasselbe tun würde, auch wenn sie ihn noch nicht so gut kannte, es war ganz sicher so, keine andere Möglichkeit, aber sie hatte einmal gesehen, wie er gebetet hatte, war er ein sehr gläubiger Mensch? Wenn ja, dann würde er wohl an Innos glauben, nicht an Beliar, obwohl seine Aufmachung mehr auf letzters schließen würde. Vielleicht sollte sie auch beten, aber mit Göttern hatte sie nie etwas groß am Hut, ihr würden wohl keine richtigen Worte herauskommen...
Sie konnte nicht viel tun, nur aufpassen und hoffen, sie war noch voller Hoffnung, noch war nichts kaputt, noch war alles in Ordnung. Sie fühlte kurz seinen Atem, der lautlos, aber regelmäßig durch die Nase entwich, auch sein Herz schlug unter der Rüstung, auch wenn es ihr schwer fiel, sie würde wohl kurz etwas essen können.
02.12.2003, 20:11 #44
Isabell
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Die Siedlung Drakia #5 -
Die Stärkung war nur von kurzer Dauer, sie konnte nach wie vor kaum was essen, nur ein kleines Wurstbrötchen, als sie dann noch eines mit Käse nehmen wollte, war ihr endgültig genug, sie legte das Zeug zur Seite und ging wieder auf die Bettkante zu, wo sie sich setzte und etwas auf ihn schaute, sie konnte in diesen Stunden wirklich nicht mehr tun, außer zu warten, zu warten und zu warten, nebenbei konnte sie aber auch viel nachdenken, nicht nur in ihren Träumen, sondern auch so, dabei ging es nicht mal unbedingt um den Kranken oder um ihre Geschichte, es gab manchmal auch ganz nette Erinnerungen, an die Zukunft, aber auch an die Vergangenheit, doch in der Gegenwart hatte sie nicht wirklich viel zu lachen, doch was sollte sie schon tun, wenn sie irgendwie mächtiger wäre, dann hätte sie vielleicht die Macht, wie diese Alte Frau, doch konnte sie sich nicht beschweren, noch mehr Macht? Wie wollte sie das nur anstellen?

Nebenbei war es mal wieder Zeit für die "Fütterung", schließlich hatte die Alte gesagt, er braucht jeden Tag einen Löffel voll von dem zähen, geruchlosen Sirup. Sie war schon verwundert, was sie hier eigentlich tat, einen Erwachsenen, zumindest glaubte sie das, so ganz sicher war sie da nicht, zu füttern, das hätte sie nie für möglich gehalten. Wenn sie ihm das erzählen würde, dann würde er lachen, ja das würde er, dass wenn sollte sie sich verkneifen, denn das würde alles passieren, nur musste sie daran auch selber glauben.

Eine kleine Hand ging über seine Wangen, wie öfters in letzter Zeit, aber auch sonst, der kleine Silberlöffel in der Hand, mit der Ampulle, wie gestern, zwei Tropfen darauf, dann war der Löffel voll, mit der Nadel schabte sie das Zeug ab, in seinen Rachen fallend, danach ein paar Schluck Wasser hinterher, aber eigentlich war es egal, er spürte das doch eh alles nicht oder? Sie konnte nichts weiter tun, so legte sie sich wieder neben ihn in das Bett, es war komisch, er lag da wie eine Leiche und sie lag neben dieser Leiche, doch fühlte sie keinen Abscheu oder irgendwelche anderen abwenden Gefühle, er war nur irgendwie weg, doch bald würde das alles zuende sein, das sagte sie sich immer und immer wieder...
03.12.2003, 13:56 #45
Isabell
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Die Siedlung Drakia #5 -
Ein Sonnenschein fiel über die Fensterscheibe, direkt auf einen kleinen Holzbalken, dem das aber nichts ausmachte, Isabell hatte nicht wirklich was zu tun gehabt und beschloss mal das Fenster zu öffnen, denn was sollte sie schon groß tun, jede Abwechslung war ihr lieb, denn diese quälende Langeweile war echt nicht auszuhalten, es war ja nicht direkt langweilig, es war schon sehr anstrengend, da man ja wirklich jede Sekunde auf etwas hoffte, doch der Körper, der Rythmus, er empfand dieses Nichtstun schon als abbauend und so übertrug er das auch auf die Nerven, die das eben an das Gehirn weiterleiteten und so entstand dieser quälende Mechanismus, es war ein böser Kreis von immer wiederkehrenden Geschehnissen und Abläufen.

Als sie das Fenster öffnete, da fiel ihr noch zuvor etwas auf, denn das Fenster war beschlagen, es war richtig beschlagen und das konnte nur auf eine sehr kalte Nacht und einem sehr kalten Tag hindeuten. Tatsächlich tropften einige Wasserperlen langsam ab und als das Fenster mit einem Ruck geöffnet wurde dann auch ganz deutlich kleine Rinnsäle mit tropfenden Wasser.
Draußen hatte sich ein dicker Nebel gebildet, das war also dafür verantwortlich, nun ja, es konnte sicher schöneres Wetter geben, doch so war es nun mal und das konnte man leider nicht ändern. Die Sicht war nun wirklich extrem niedrig, sie konnte nicht mal mehr den Hafen und das Meer erkennen und das konnte sie normalerweise bei normaler Sicht, aber so schaffte sie es gerade mal bis zu einem Stück der Dorfmauer und ein paar Konturen von anderen Häusern, wirklich eine Seuche mit diesem Nebel. Wenigstens hatte die Luft etwas sehr klares, es war sehr gut zu atmen, auch wenn es etwas drückte und schwer lag, wenn man einen vollen Zug nahm, doch wenigstens konnte sie für ein paar Minuten vergessen, einfach nur gedankenverloren raus schauen, dieses prickelnde Gefühl der kalten Luft auf der recht wenig bedeckten Haut spüren und nur in die tiefe Suppe aus Weiß-Grau schauen und mal an nichts denken, das ging wirklich gut, doch hielt nicht ewig, wenigstens war dann mal etwas frische Luft in das Zimmer gekommen, vielleicht würde er dann früher aufwachen, wenn er gute, sauerstoffreiche Luft bekam, doch so wirklich überzeugt war sie davon nicht.

Die Sachen von gestern lagen da noch immer, an dem Käsebrötchen konnte sie noch etwas knabbern, aber bei dem Apfel verging ihr schon wieder der Appetit und nur wiederwillig schluckte sie ihn herunter, nun hieß es wieder warten.
03.12.2003, 14:36 #46
Isabell
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Die Siedlung Drakia #5 -
Stimmen des Schicksals

Ich hab dir ja gesagt, dass sie inzwischen soweit ist, diese Prüfung wird bald zuende sein. Was glaubst du, wollten sie damit erreichen?

Es ist mir egal was sie wollten Tarugie, es ist nicht unsere Aufgabe zu entscheiden, was sie wollten oder was nicht, wir sind dazu bestimmt darüber zu wachen was da unten vor sich geht, mehr nicht, persönliche Gefühle obliegen anderen, du hast doch gar nichts davon, immer und immer wieder darauf einzugehen.

Wahrscheinlich hast du Recht...

Ganz bestimmt sogar.

...aber dennoch ist es meine freie Wahl dies zu tun, nur weil wir zu irgendwelchen Aufgaben bestimmt sind, heißt das noch lange nicht, dass uns alles verboten werden kann. Erinnerst du dich nie an die Zeit, als du noch genau wie die beiden da unten warst, wo du noch keine Position hier eingenommen hast und wo es nichts gab, das ist alles nur Vergangenheit, aber nicht Vergessenheit, du kannst es nicht vergessen, du kannst es nur verdrängen. Du fühlst dich in dieser Pflicht scheinbar erfüllt, nun ich tu das nicht, es ist eine Schande, das alles so passiert ist Pator.

Ach Tarugie, was reißt du den alte Wunden auf, du solltest mich gut genug kennen, es hilft nichts. Lass uns unseren Pflichten nachgehen und unsere Dienste gehorsam verrichten, es gibt nichts anderes mehr. Die Aufgaben sind gestellt, die Bahnen werden gelenkt, nun liegt alles an ihnen, die Aufgabe ist schon lange erfüllt...

Aber warum?...

Es ist eine fortführende Geschichte, hast du dich nie gewundert, warum die alte Frau auf einmal so einfach aufgetaucht ist...
03.12.2003, 15:23 #47
Isabell
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Die Siedlung Drakia #5 -
Es herrschte trotz der nun deutlich frischeren Luft eine sehr gedrückte Stimmung in dem Raum, es war auch logischerweise kälter geworden und Isabell fragte sich, ob es wirklich so kalt sein musste, sie ging zum Kamin und kniete davor, sie hatte nicht so wirklich Ahnung, wie man denn ein Feuer entzünden konnte, sie hatte es zwar schon oft gemacht, aber das war immer eine Fummelei, das konnte Pergamo viel besser, bei dem stand der Kamin in ein paar Minuten licherloh in Flammen, doch darauf konnte sie nun auch nicht hoffen, also legte sie neue Scheite in die Kaminöffnung und legte noch etwas Reisig nach, damit es auch gut brennen konnte. Auch ihr fiel der beißende Geruch von Tanne und Fichte auf, der hier in der Nase lag, es war schon ein komischer Geruch, er hatte etwas wie aus dem Wald, als ob sie von einem solchen kommen würden, doch das war leider nicht so, Wald gab es hier ohnehin nicht allzu viel, es war eben ein Küstendorf, das am Meer lag, felsige Küsten lagen hier viel näher an einer Steppe mit wildem Gras und wilden Tieren, als eben große Nadelwälder, schon komisch, woher dieses Holz kam, sie konnte sich gar nicht daran erinnern, es musste wohl schon eine sehr sehr lange Zeit dort liegen, oder es wurde erst hineingelegt, als sie nicht mehr da war, doch Spuren von einer Bewohnung des Hauses hatte sie nicht vorgefunden, es war nur alles sehr verstaubt gewesen, doch das hatte sie alles gut wieder hinbekommen.

Als das Feuer dann endlich brannte, blieb sie noch lange davor sitzen, gemütlicher wäre es unten in den Sesseln gewesen, aber das war genau so unmöglich wie ein Spaziergang, alles war an dieses Zimmer gebunden und die Hände ebenso, es gab nur ganz wenig, was man hier hätte machen können, doch eine Idee hatte sie, nämlich ihre Wäsche mal wieder zu waschen, sie hatte die ganze Zeit die Zeit dafür gesucht, doch nun hatte sie sie gefunden, es war ein sarkastisches Bild, doch was blieb denn schon?

Mit einem Nicken notierte sie das ganze in ihrem Kopf, was gab es denn noch zu tun? Staubwischen konnte man nach all den Wochen auch mal wieder....eine lange Liste von Hausarbeiten fiel ihr spontan ein, doch war es eigentlich alles so bescheuert, wie konnte sie daran nur denken, an Arbeit....
03.12.2003, 16:26 #48
Isabell
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Die Siedlung Drakia #5 -
Ja wirklich, sie machte sich wirklich Sorgen, ausgerechnet an Arbeit zu denken, aber sie konnte es drehen und wenden, wie sie auch wollte, es fiel ihr kein gescheiter Grund ein, der dagegen sprechen würde, zwar war es etwas makaber, da man so tat als ob alles in Ordnung war und einfach arbeitete, doch was sollte sie sonst tun, den ganzen Tag sterben vor Vorwürfen und Angst um Pergamo? Das hätte er sicher auch nicht gewollt und da die Alte nichts gesagt hatte, was man tun konnte, außer diese zwei Sachen, konnte man auch nicht direkt helfen, wenn er aufwachen würde, dann wäre sie sofort da, außerdem war mit der Arbeit ja kein Alltag hergestellt, denn sie würde immer an ihn denken, wie sollte sie auch sonst, war er doch dauernd in ihrer Nähe. Tja, es war die Frage, ob sie das wirklich machen durfte, aber sie tat es, es half ja nichts, gar nichts...

Man erkannte schon wie schwer es ihr fiel, diese ganze Situation war total schwer für die junge Frau, auch wenn sie harte Schicksalsschläge gewohnt war, das übertraf noch mal alles, denn wenn sie wüsste, dass er tot war, dann hätte sie wenigstens eine Antwort, etwas, woran man festhalten konnte, doch so konnte sie nur rätseln, nur zweifeln und genau die Ungewißheit war es, auf der alle Ängste aufbauten, es entstanden erst Zweifel und Depressionen dadurch und auch die Hoffnung müsste man nicht nähren, wenn es Gewißheit gäbe. Doch was war ihr lieber, vielleicht die schwerste Frage der sie sich je gegenüberstand, eine tote Leiche mit Gewißheit oder ein scheintoter Körper mit Ungewißheit....
03.12.2003, 16:46 #49
Isabell
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Die Siedlung Drakia #5 -
Ich würde mich für die Hoffnung entscheiden, was denn sonst. Es gibt keine Sicherheit, man wird sich nie sicher sein können, selbst wenn er mich wirklich lieben würde und ich das auch wüsste, selbst wenn alles stimmen würde, gewiß wäre nur die Unsicherheit, man konnte das doch nicht mit Sicherheit sagen, es war nur eine ganz wacklige Brücke, man konnte jederzeit herunterfallen, ich weiß nicht, was es ist, die Einsamkeit tut uns Menschen besser, aber ich fühle mich dennoch zu anderen gezogen, wie sonst kann man erklären, dass ich immer noch hier bin, war es nur eine kleine Episode, war ich hier nicht wirklich glücklich? Doch das bin ich, es ist nicht immer schön hier und die Wildnis bietet eine ganze Menge, aber eben anderes, niemals diese Geborgenheit, es gibt mir selbst Kraft, wenn mich andere Menschen loben oder sich bedanken, es ist eine Bestätigung seines Wesens, seiner Existenz, doch ist es bei ihm mehr als nur das, ich fühle bei anderen Menschen immer etwas gutes, doch lassen mich die Ängste nicht los, dass einmal etwas passieren könnte, die breite Masse folgt allen so komischen Leitzielen, dass eine Frau eh nichts kann, nur gut für den Herd ist und für das ein oder andere dazu. Sie denken, sie sind stärker und besser in allem. Sie respektieren die Frauen nicht und diese lassen sich das auch noch gefallen...

Von diesen Frauen die sich Amazonen nennen, von denen ich hörte, sie schienen da anders zu sein, sie waren selbstständig und hatten eigene Gesetze, einen eigenen Platz zum leben und bestimmt noch vieles mehr, schade, dass ich so wenig über sie kenne, doch gefällt mir diese Art auch nicht, die vollständige Abschottung gegenüber den Männern. Aber ich hörte, dass sie auch Männer in ihr Lager ließen, doch für was? Egal, das spielt eigentlich alles keine Rolle.

Jedenfalls wird man als Frau die kämpfen kann noch immer nur belächelt, auch wenn die Leute wie der Wirt oder auch die vielen Drakianer immer sehr nett und zuvorkommend sind, ich glaube, dass sie sich immer noch über mich wundern. Genau das tut er nicht, er hat anderes im Sinn, das spüre ich, er hat mich schon seit unserer ersten Begegnung respektiert, dieses Band, dass ihn hinderte mich zu töten, was war das bloß? Es muss etwas sein. Er hat mich immer als gleichwertige Partnerin empfunden und hat sogar Zugeständnisse gemacht, die nicht nötig waren, teilt sein Gold mit mir und macht mir Versprechen, die so gar nicht typisch sind und dann noch dieser Respekt, das war immer das, was ich mir gewünscht habe, nie war jemand so zu mir, er hat etwas von meinem Vater, er war ähnlich wie er...

Keine Frage, ein Tod von ihm wäre nicht akzeptabel, nicht wenn ich mich nicht an seinem Mörder rächen kann, nicht wenn er einfach ohne Grund stirbt, ich muss es wissen, erst muss ich Gewißheit haben und auch dann werde ich alles dafür tun, dass es ihm gut geht, ich stehe in seiner Schuld, das weiß ich, bevor ich mich nicht revanchiert habe und endlich weiß, wer er wirklich ist, wird er mir nicht wegsterben, dafür wird schon irgendjemand sorgen und wenn es ein Gott ist.
03.12.2003, 17:40 #50
Isabell
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Die Siedlung Drakia #5 -
Mitten in ihren Überlegungen hörte sie ein Geräusch an der Türe, ein Klopfen. Ein Klopfen? Sofort eilte sie runter, wenn das wieder die alte Frau wäre, vielleicht könnte sie ihr jetzt endlich genaueres sagen. Sofort öffnete sie die Türe, doch es war nicht die alte Frau, sondern nur ein Junge, vielleicht zehn Jahre alt, sie kannte den Knirps, das war doch der, der so gerne ein Schwerttraining von Pergamo wollte, oder irrte sie sich da? Schon komisch, dass das Schicksal ausgerechnet ihn an dieser Türe klopfen ließ und dann noch in dieser Situation. Er hielt einen weiteren kleinen Korb in der Hand...

Ich bringe euch das Essen. Vom Wirt meine ich. Der schickt mich.

Schon gut Junge, du kannst gerne reinkommen, wenn du willst, ich hole schnell den von gestern, sonst gehen dem Wirt noch die Körbe aus.


Das war es also, der Bote von der Taverne, na dann, dann war es doch nicht die Alte, also doch keine neuen Erkenntnisse, wenn sie wieder kommen würde, dann würde sie sie nicht so schnell gehen lassen, sie wollte unbedingt mal wissen, was Pergamo eigentlich hatte, diese Krankheit war doch nicht normal. Vielleicht verheimlichte sie ihm auch was, wer weiß, es war jedenfalls gut möglich.

Den Korb hatte sie schnell geholt, ob der Junge wusste, oder ahnte, dass der Fürst hier wohnte, wahrscheinlich nicht, über die Krankheit konnte er auch nichts wissen, denn davon wusste noch niemand im Dorf und es war auch besser so, dass es niemand wusste. Sie gab dem Jungen den Korb zurück und versuchte zu lächeln, was irgendwie gelang, danach verschwand der Kleine wieder, hatte wohl selber keine große Lust dazubleiben, naja, sie hatte auch nicht wirklich Zeit, sich um ihn irgendwie zu kümmern, außerdem warteten sicher schon seine Eltern auf ihn, das Essen nahm sie dann wieder hoch und setzte sich an den Tisch um zu essen...

Es war wirklich seltsam, manchmal dachte sie gar nicht daran, aber in Momenten wie diesen fiel ihr selbst das Schlucken des Essens schwer, es war eine sowas von bedrückende Stimmung in ihrem Kopf, sie musste dann immer daran denken, dass sie hier einfach aß und er da lag und vielleicht sonstwas durchmachte und manchmal, da war dies alles weg und sie konnte alles normal so machen, wie sie es auch sonst machen würde, das war wirklich ein komischer Zyklus.
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