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[Q] Das Land Gorthar # 7
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08.02.2004, 17:07 #176
Isabell
Beiträge: 307

Endlich oben schloss sie die Türe hinter sich und ließ sich nun endlich auch fallen, jetzt war es also endgültig vorbei. Bis Morgen zumindest. Ein endgültiges Ende war noch lange nicht in Sicht, aber das hatten sie ja längst gewusst. Sie lehnte sich über die Lehne ihres Stuhles und sah in das dampfende Wasser in dem Waschzuber. Voller Freude der kommenden Entspannung entkleidete sie sich, die blutigen Sachen mochten sowieso nicht so recht zu ihr passen. Das Bärenfell war zwar gut und bot sehr viel Wärme, doch konnte sie damit einfach nicht gut umgehen. Es war ihr einfach zu dick. Hoffentlich erschien der Frühling bald, die Kälte war ihr ein Dorn im Auge.
Das Wasser war wie gewohnt sehr warm, doch ihre eiskalte Haut hatte trotzdem keine Probleme damit. Bald schon änderte sich die Körpertemperatur und wurde wärmer und wärmer. Das Blut fiel vom ganzen Körper, es war mehr hängen geblieben, als sie sich jemals erdacht hätte. Das klare Wasser wurde schon sehr schnell rot, nicht so dunkel wie echtes Blut, nicht wie der Schnee auf den Bergen, aber trotzdem bekam das Wasser eine unangenehme Färbung und vor allem der Geruch haftete daran. Aber vor allem ihren Haaren widmete sie besondere Aufmerksamkeit, denn sie waren mit dem roten Lebenssaft am schlimmsten verschmiert und verklebt worden. Es war kein schönes Gefühl verklebte Haare zu haben und schon gar nicht, wenn in ihnen das Blut von toten Tieren haftete.
Doch trotz allem konnte Isabell auch ein wenig entspannen, obwohl sie immer wieder selbst für das Gegenteil sorgte. Es waren einfach keine Bäder, die am Ende eines großen Ganzen standen. Sie waren immer unterwegs und würden es auch immer sein. Es war der ewige Wechsel zwischen einem kurzen Stopp, in dem sie einfache Menschen und Gäste des menschlichen Volkes waren und dann folgte wieder die Zeit, in der sie einsam und alleine in der großen, weiten Welt umherirrten, auf der Suche nach Dingen die sie mit dem Begriff Materie umschrieben. Gingen sie dort ihrer dämonischen Seite nach? Zwang das Blut ihres Vaters sie dazu, niemals Rast zu finden? Ein paar sehr gute Fragen, die sie sich da stellte, doch ihre Theorien gaben nur Hoffnung, keine Gewissheit. Es war aber anzunehmen, dass ihr Dämonenanteil einen großen Anteil an ihrem Verhalten hatte. Sie war froh diesen Weg nicht alleine gehen zu müssen.

Nach einer guten halben Stunde stieg sie wieder aus dem nicht mehr ganz so warmen Wasser, der Wirt hatte freundlicherweise ein Handtuch mitgebracht, mit dem sie sich nun abtrocknete. Nachdem ihr Körper wieder frisch und trocken war, fühlte sie sich hundert Mal besser als davor, kein Blut mehr, kein Gestank und auch wieder die zarte Haut. Da das Wasser sowieso schon blutig rot war, konnte sie auch noch die Sachen waschen, zumindest das große Bärenfell und die Wolfspelzhose. Ihr Entschluss stand schon lange fest, die Weste würde sie in Gorthar verkaufen, die Hose würde sie behalten. Und was sie mit dem Korsett machen sollte, das wusste sie noch nicht, vielleicht war es ja eines Tages noch mal zu gebrauchen, anziehen würde sie es vorerst nicht mehr, da man da wirklich wie zugedrückt war. Man hatte schon manchmal Schwierigkeiten mit dem atmen und selbst anlegen konnte man es auch nicht. Das war nichts, zumindest nicht mehr. Aber sie hatte ja noch ihr schwarzes Kleid und die einfache Lederweste, die sollten nun reichen, solange die restlichen Sachen trockneten.
Nach diesem kurzen Bad hatte sie Hunger bekommen und ging wieder hinunter, schließlich wollte sie nicht den ganzen Tag da oben alleine verbringen. Doch der Tag neigte sich ohnehin seinem Ende. Zumindest konnte sie das so erkennen.
Bald schon würden sie sich alle zu Bette begeben und dann erwartete sie morgen der Abstieg, hinunter in den Wald, doch zuerst auf die Bergkämme und dann wieder nach Gorthar, wo es Drachenschuppen zu finden galt. Ob dies wirklich die Wahrheit war? Sie hatte ihre Zweifel, denn Drachen waren wirklich selten und eigentlich noch mehr ausgestorben als Schneewölfe, nach ihnen konnte man wirklich nicht einfach fragen und besiegen konnte man einen Drachen schon gar nicht, wenn, dann mussten sie einen dieser geheimnisvollen Händler finden. Aber Gorthar war sicher der erste Platz, den so ein Händler wählen würde.
08.02.2004, 19:38 #177
Heimdallr
Beiträge: 12.421

...Also da waren wir nun, in diesem kalten Spalt und warteten. Unglücklicherweise waren da nicht nur diese beiden Felswände, sondern auch ein Boden und dieser Boden war mit Schnee bedeckt. Nun, dieser Schnee verbarg meistens nur einfachen Boden oder eben eine weitere Schneeschicht, aber da gab es auch ein paar verdammte Löcher. Miese kleine Löcher, die nicht tief am Boden lagen, sondern so richtig blöd im Schnee, verborgen von einer dünnen Decke. Naja, da tappte meine Schwester eben rein und danach war die Hölle los. Zwei von diesen Wölfen kamen, sie waren so unglaublich groß, schnell und durch ihr weißes Fell so gut wie unsichtbar, es war wirklich so, man konnte sie kaum erkennen, der Schnee verbarg ihre Körper. Wir hatten unsere große Mühe damit, sie zu schlagen, aber am Ende schafften wir es.
Wir hatten gerade ihre Felle abgenommen und waren weiter gezogen, da trafen wir auf ihn.


Ihn? Fragten die Leute in der Taverne. Neben dem Wirt und Tristan waren auch ein paar andere Leute in die warme Taverne gekommen, es wurde dunkler und der Tag neigte sich erneut, da war es klar, dass der ein oder andere sein Bier genießen wollte, oder einfach nur mit den Freunden schwatzen. Was sollte man hier oben schon anderes tun. Doch alle hatten sich nun dran gemacht den Worten von Rociel zu lauschen, der versuchte die Geschichte so spannend wie möglich zu erzählen. Er hatte es nicht nötig irgendetwas aufzubauschen, denn die Geschichte bot genug Potenzial, so wie sie sie erlebt hatten, außerdem konnte er es nicht leiden, wenn man mit übertriebenen Heldentaten prallte und aus dem besiegten Wurm einen Lindwurm machte. Trotz alledem, er war kein guter Geschichtenerzähler, vermochte nicht wirklich gut zu sein und war es trotzdem, aber nur, weil er genug wahre Prahlereien in der Geschichte hatte. Wenn er etwas Trockenes erzählt hätte, dann wäre wohl kein einziger Zuhörer mehr da. Aber eigentlich ging es ihm gar nicht um die Zuhörer, er hätte auch sehr gut alleine sein Wasser trinken und seine Schnitten essen können, doch die Anderen wollten ja alles hören. Besonders Tristan war scharf auf jedes einzelne Wort, zwar war er noch derjenige, der am wenigstens auf ein Weiterreden drängte, doch innerlich sog er jedes einzelne Wort auf, fühlte sich an längst vergangene Zeiten erinnert. Durch die ganzen Blicke traute er sich schon gar nicht mehr weiter zu essen, nahm nur einen kleinen Schluck aus dem Krug um weiter fort zufahren. Das sich unter die Zuhörer nun seine geliebte Schwester mischte, blieb unbemerkt.

*Räusper*. Ja ihn! Es war ein Wolf, ein Tier und doch war es das nicht. Einen solch großen Wolf habt ihr noch nicht gesehen, er war weiß, so ein Weiß, von einer solch erlesenen Schönheit, dass es nicht einmal die Diamanten aus Inith schafften sich daran messen zu lassen. Er war groß wie ein Mensch, mindestens fünf Fuß hoch. Seine Zähne, hier habe ich einen, spitz wie der schärfste Dolch. Seine Augen blendeten mich mit ihrer Schönheit, seine Weisheit war so erhaben, dass man ihn sofort anerkannte, als das, was er war. Es war eine wahre Legende dieser Berge. Es mochte nicht viele geben, die diesem Ruf gerechtfertigt werden. Es gibt immer starke Tiere und ganz sicher, die Schneewölfe gehören zu den stärksten Tieren dieser Region, aber er, er war etwa ganz besonderes, ja, ich möchte meinen er war ein Mythos. Doch er war nicht alleine, drei weitere Schneewölfe standen um ihn herum. Sie hatten zu viert, das muss man sich mal vorstellen, einen ausgewachsenen Bären erlegt, ohne einen Kratzer zu erleiden, ohne Verwundete oder Tote Brüder und Schwestern. Doch dies war unser einziger Vorteil, denn durch die rot gefärbten Mäuler konnten wir sie sehen, als sie kamen...
Sie griffen uns an, doch sie ließen sich Zeit. Schneewölfe sind keine dummen Tiere, sie handeln mit Bedacht. Sie schauten uns aus, machten uns nervös und aufgeregt. Bis sie dann kamen. Drei Wölfe kamen auf mich, der große Leitwolf ging auf meine Schwester los.
Es war ein aussichtsloser Kampf, wir konnten einfach nicht gewinnen. Ein einziger Wolf war ein würdiger Gegner für mich, drei waren zu viel. Das schlimmste – und auch peinlichste – war, dass ich mein Schwert verlor. Ja, es gelang ihnen es mir aus der Hand zu schlagen. Ich hatte nur noch meine beiden Dolche. Schon nach den ersten Angriffen geschah die Verwundung, einer der Wölfe rammte seine Zähne in meinen Arm, sie waren scharf wie Messer und schmerzten wie kochende Säure. Doch den Schmerz spürte ich nur kurz, zu angespannt war ich da. Es gelang mir jenen Wolf sofort zur Strecke zu bringen, doch damit blieben immer noch zwei. Na ja und dann passierte etwas, was noch viel schlimmer war, als der Schmerz in meinem Arm...
08.02.2004, 20:22 #178
Isabell
Beiträge: 307

Isabell hatte mit einem gespannten Ohr gelauscht, ehe sie sich dann doch von der Treppe weg, auf einen hölzernen und vor allem, freien Stuhl bewegt hatte. Ihr Bruder ein Geschichtenerzähler? Das konnte sie sich nicht entgehen lassen. Auch wenn den Anfang verpasst, so war es doch höchst spannend ihm zuzuhören, es hatte ein wenig von Geschichten, die sich die Barden des Landes erzählten, nur eben mit schuppigen Drachen und heroischen Helden. Mit riesigen Riesen und bösen Hexen und Zauberern. So gesehen hätte es auch als Gutenachtgeschichte durchgehen können, nur war es eben doch nicht so schön gewesen, wie es sich manchmal anhörte. Bis zu jenem Punkt hatte jeder Gast in der Taverne gespannt zugehört, einigen war sogar die Lust am Bierkrugheben vergangen, so gespannt waren sie. Einige mochten in ihrer Fantasie schweben, andere wiederum an persönlich erlebte Dinge erinnert worden, doch trotzdem lauschten sie alle. Bis zu jenem Punkt an dem er aufhörte zu erzählen und da sie inzwischen gut hingehört hatte, wusste sie auch, worum es in diesem einen Punkt ging. Zwar konnte sie nicht ganz verstehen, warum er aufhörte weiterzuerzählen, doch bald schon vermutete sie es zu wissen, denn sie spürte eine unglaublich emotionale Aufregung in ihrem Bruder und das brachte sie wiederum auf die richtige Erkenntnis.

Was ist dann passiert, erzählt weiter, oh großer Wolfsbezwinger, sprach's aus allen Ecken und Enden, die die Taverne nur hatte. Doch Rociel hielt inne und redete nicht mehr. Isabell schmunzelte, zu persönliches wollte sie natürlich auch nicht preisgeben und sie war kein halb so guter Redner wie er, was schon alleine daran lag, dass sie nicht so eine überzeugende und ausdrucksgewaltige Stimme hatte, wie es ihrem Bruder inne lag, doch den Leuten sollte das Ende der Geschichte ruhig präsentiert werden und so erhob sie sich und ging auf Rociel zu. Die Leute verstummten, die meisten zumindest, hatten sie doch genauso wie er nichts von ihrer Ankunft bemerkt. Er zumindest bekam erst mal einen Riesenschrecken, als Isabells Hände seine Schulter umfassten und sie sich dann darauf anlehnte.
Ehe das Gemunkel in den Ecken überhand nahm, begann sie auch schon mit dem, was sie sagen wollte.

Nun, meinem Bruder scheint es die Sprache verschlagen zu haben und das aus einem verständlichen Grund, doch wenn es euch nichts ausmacht, würde ich die Geschichte weitererzählen.
Es war so, ich hatte meine liebe Not mit dem großen Wolf. Er war viel zu stark für mich und ich konnte ihn unmöglich alleine besiegen, das wurde mir schnell klar, also wehrte ich seine Angriffe ab und hoffte, dass mir Rociel zu Hilfe kommen konnte, doch der hatte ja anderweitig ebenfalls seine Probleme. Ich sah immer wieder zu ihm rüber und dann…tja dann stürzte ich, der Angriff des Wolfes hat mich überrannt. Ich lag da, konnte mich nicht mehr wehren, der Wolf sah mich mit seinen kalten, blauen Augen an. In seinen Augen lag Güte und Weisheit, doch auch die Mordlust schimmerte darin. Er wollte mich töten, das steht für mich fest, er war schon dabei sein Maul zu öffnen und die scharfen Zähne wie Widerhaken in meine Brust zu rammen, da kam dieses Zischen.
- Und weiter, was war das für ein Zischen?
- Es war ein Dolch. Einer von meinem Bruder. Der Dolch kam mit unglaublicher Geschwindigkeit an und donnerte in das Fell, genau da, wo der Bauch lag. Ich kann euch versichern, er steckte bis zum Schaft im Wolf drin und doch schien dieser nur gejuckt. Mir gab es Gelegenheit aufzustehen und mich neu zu formieren, der Todesstoß gelang aber nicht. Der Wolf zog den Dolch einfach mit seinen Zähnen heraus und obwohl daraufhin unaufhörlich Blut aus seinem Körper strömte, er kämpfte immer weiter.

Irgendwann bot sich dann eine Gelegenheit zu fliehen, ich war erschöpft und ohne Kraft, wollte nur noch in die Nähe von Rociel, zu Zweit hat man mehr Chancen dachte ich, doch hinter mir hetzte der Wolf und mein Bruder rief nach seinem Schwert. Ich sah es und versuchte es ihm zuzuwerfen, doch der Wurf gelang nicht ganz, ich musste mich wieder um den Wolf kümmern und zu dem Zeitpunkt hatte ich wirklich keine Hoffnung mehr. Doch trotzdem schaffte ich es, dem Wolf sein Augenlicht zu nehmen, auf einem Auge bohrte sich mein Schwert hinein, aber es war wie verhext, er schien durch jede Verwundung stärker zu werden, selbst mit einem Auge kämpfte er wie mit drei. Tja und dann weiß ich nicht mehr so Recht, ich verlor irgendwann das Bewusstsein, die letzte Energie war einfach weg, wenn ihr mehr wissen wollt, müsst ihr meinen Bruder fragen.
08.02.2004, 20:24 #179
Heimdallr
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Natürlich wollen wir, erklang es mehrheitlich im Chor, doch er wetterte ab. Er konnte sich selber nicht mehr genau an alles erinnern, doch das was er noch wusste, das sollten die Männer nicht so erfahren. Für ihn war die Geschichte zu Ende, sie hatten genug Spektakuläres gehört, für eine Geschichte sollte das reichen. Aber irgendetwas musste er ja sagen. Er war immer noch unter dem Einfluss von Isabells Worten, die dicht neben seinem Ohr gesprochen hatte. Nie hätte er es für möglich gehalten, doch nun waren sie soweit, Geschichtenerzähler, ob wahr oder nicht. Natürlich brauchten sie keine Sorge haben, als Lügner hingestellt zu werden, denn die Beweise lagen in ihrem Zimmer, doch langsam ging es ihm auf die Nerven so sehr ihre Expedition auszubreiten. Er hörte lieber Geschichten, als sie selber zu erzählen.

Nun, alles was ich euch dazu sagen kann ist, dass ich die beiden Wölfe besiegen konnte, das Schwert konnte ich mit etwas Geschick und viel Glück erreichen. Und dann blieben nur noch der große weiße Wolf und ich, denn Isabell ist, wie sie schon sagte, mitten im Kampf zusammengesackt. Mir ging es ähnlich, deswegen ist meine Erinnerung auch so schlecht. Aber wir beide waren in einer ähnlichen Situation, er hatte viel Blut durch den Dolchwurf verloren und ich durch die Wunde am Arm. Dass er nur noch auf einem Auge sah, das wusste ich natürlich nicht. Was dann genau passierte, das weiß ich nicht, jedenfalls wurde ich erst später wieder wach, auch ich war ohnmächtig geworden, doch der Wolf lag tot da, er hatte einen Dolch zwischen den Augen. Und das war das Ende, das Ende einer Legende.
Und damit auch unserer Geschichte. Wir nahmen die Felle ab und gingen auf dem schnellsten Wege hierher zurück. Wenn Interesse besteht, die Kadaver der Wölfe liegen noch immer da. Doch ich würde es lassen, es ist ein karges Grab und der Anblick nicht schön. Außerdem kann ich nicht ausschließen, dass noch weitere Wölfe dort oben hausen. Ihr solltet ihnen also ihren Frieden lassen. Und jetzt, jetzt bin ich müde und werde schlafen gehen. Gute Nacht die Herren.


Natürlich war das nicht ganz die Wahrheit, denn er konnte sich sowohl an die letzten Momente vor seiner Ohnmacht erinnern, wie er mit dem Wolf sprach und er hatte auch nicht vor schlafen zu gehen, aber so hatten die Menschen ihre Geschichte, bald wieder ihr Bier und er seine Ruhe. Als sich die Diskussion nach dem Ende gelegt hatte, stand Tristan auf und sprach noch ein paar Sätze.

Ihr und auch eure Schwester seid sehr mutige Jäger. Ich als Bezwinger eines dieser Wölfe weiß, dass ihr die Wahrheit sprecht und eure Felle sind Beweis genug. Nicht, dass sie uns gefährlich waren und wir euch nun zum Dank verpflichtet wären, doch trotzdem gebührt eine solche Tat Anerkennung und meinen Respekt habt ihr, wenn ihr mal irgendwas braucht, eine Information oder eine Hilfe, dann seid ihr immer ein gern gesehener Gast bei mir, Jäger müssen schließlich zusammenhalten. Auch ich wünsche euch eine gute Nacht, gehabt euch wohl Freunde.

Während Tristan ging, schüttelten ihm einige die Hände und klopfen ihnen auf die Schulter, der Wirt lächelte verschmitzt und zwinkerte ihm zu, ehe er eine Freibierrunde ausgab, die er aber nicht in Anspruch nahm. Als sich der Tumult endlich gelegt hatte und er einige neue "Bekannte" hatte, konnte er endlich mit Isabell ein paar Worte wechseln.

R: So ich gehe jetzt aber wirklich und werde heute nicht mehr runterkommen.
I: Wenn du willst, kannst du noch baden, das Wasser ist aber schon etwas dreckig.
R: Na ja und du?
I: Ich bleibe noch, habe großen Hunger jetzt, aber ich komme später nach.
R: Ist gut, bis dann.


So verabschiedete er sich von Isabell und erst als die Tür in die Angeln fiel und es leiser wurde, war auch für ihn Schluss. Auch dieses "Abenteuer" hatte er überstanden und nun würden ein paar Stunden Ruhe nicht schaden, morgen schon würde er sie brauchen.
08.02.2004, 21:48 #180
Dark-Druid
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Mit einer lockeren Bewegung wurde das geflochtene Hanfseil über einen kleinen Pfeiler am Hafen geworfen, leise knarzend wurde es von starken Händen festgezurrt, die Schlinge fest fixiert. Kratzend schabte die feuchte Bootswand an der algenbehangenen Kaimauer, an der sich die Wellen seicht klatschend brachen. Schaukelnd trieb die kleine Schaluppe im gorthanischen Hafen, als eine schwarz verhangene Gestalt aus ihr trat. Mit einem leisen Klacken schlugen die eisenbeschlagenen Sohlen der schweren Kampfstiefel auf dem Kopfsteinpflaster auf, knirschend gaben einige kleinere Steinchen dem Gewicht nach, das nun auf ihnen lastete.
Langsam suchten tiefschwarze Augen die Umgebung ab, glitten Ruhelos über hochaufragenden Lastenkräne und hölzernen Kisten, die das momentane Bild dominierten. Hinter den gestapelten Gütern tat sich die eigentliche Stadt auf, unüberschaubare Mengen von Häusern, besser Hütten, betrachtete man ausschließlich die ärmliche Hafengegend.

Die Jünger Ankhraghas waren hier. Und sie hatten die Krone. Druid hoffte, dass die Brüder Erk’Hakras recht behalten hatten und sie noch nicht wussten, wer der auserwählte Gatte der Dämonenkönigin war, ohne ihn würde ihre Beschwörung nicht beginnen können.
Trotzdem musste er sich beeilen, wenn der Kult es zu schnell in Erfahrung brächte, wäre alles aus! Aber dazu würde er es nicht kommen lassen. Er würde Rudolph wohl mal wieder einen kleinen Besuch abstatten müssen...
Ein bösartiges, wölfisches Grinsen huschte über seine schmalen Lippen, als Druid an den feisten Mann dachte...

Plötzlich fixierten seine Augen ein breitschultrige Gestalt, die am Hafen stand. Bis auf eine durchnässte Leinenhose war sie unbekleidet. Ansatzlos setzte sich der Gildenlose in Bewegung, hielt auf seinen Schüler zu. Angekommen holte er einen Stapel von Kleidern unter dem Mantel hervor, ließ sie vor dem Banditen auf den Boden fallen. Die blau angelaufenen Lippen in ständiger Bewegung, beugte dieser sich nach vorne, zog sich zähneklappernd die Lederrüstung wieder an.
„Ihr habt Euch gut geschlagen...“, war der einzige Kommentar, den Druid ihm gegenüber aussprach. „Aber wir müssen weiter. Wir haben keine Zeit zu verlieren, der Feind wartet nicht auf uns. Folgt mir!“ Ohne auf Antwort zu warten setzte er sich in Bewegung, schritt zielstrebig in eine der Gassen, die sich wie ein gigantisches Netz durch die Stadt zogen. Marquez blieb nichts anderes übrig, als ihm zu folgen.
Sie würden in dem Vorposten der Dämonenanhänger vorsichtig sein müssen, es galt leise zu agieren, stellten sie sich doch einer dutzendfachen Mehrheit an Gegnern. Doch nur einer zählte. Rudolph. Er würde wissen, wohin die Krone unterwegs war...
09.02.2004, 19:08 #181
Isabell
Beiträge: 307

Der Weg führte weit hinab, es war ein anstrengender Weg gewesen, doch verschont von einem Schneesturm war es gar nicht mal so schlimm gewesen. Rociels Wunde war mit Alkohol gereinigt und trug nun die vier Felle hinunter, zwei blieben aber an ihr hängen.
Es war ein schwerer Abschied gewesen, denn in Teljarsfeld war man nett zu ihnen und man hätte noch den ein oder anderen Tag dort verbringen können, doch nur eine Nacht konnten sie in diesen bequemen Federbett verbringen, schon waren sie wieder unterwegs.

Ihre frühe Abreise tat ihrer Wegstrecke gut, weites Gebiet konnte hinter sich gelassen werden, die Siedlung war aus ihren Augen verschwunden und auch aus ihren Gedanken. Sie nahmen dieses Mal nicht den Weg auf den Bergkämmen, sondern stiegen in den Wald herab. Es war eiskalte Berechnung, denn sie wollten nicht frei dem Wetter ausgesetzt sein. Doch auch lauerten im Walde die Tiere, die noch wach waren und nicht schliefen. Der Weg war nur mit wenigen Pausen gespickt, sie trieben sich an, um in die Stadt zu kommen, nichts desto trotz beobachten fleißige Augen ihr Treiben und waren entzückt von ihrer Ankunft. Sie schlichen durch die dunklen Wälder und jagten über dichtes Unterholz, sicher hätte es Isabell ganz und gar nicht gefallen, wenn sie das gesehen oder gewusst hätte, doch die vermeintliche Gefahr ging sehr geschickt vor, so blieb sie scheinbar unbemerkt. Einem Hinterhalt war man hier sehr leicht aufgesessen und trotzdem hatten sie sich für den Wald entschieden. Es war auch eine Zeitrechnung, denn so sparten sie große Teile des Weges und würden schon Morgen, spätestens übermorgen an die Tore Gorthars klopfen.

Man spürte im Wald, dass der Frühling nun mit schnellen Schritten voran kam, zwar hielt sich Kälte und trostloses Klima, doch der Frühling war für den Wechsel bereit und schwang schon seine Hände über das Land. Hin und wieder kamen sie zu früh und hatten keinen Nutzen oder wurden zunichte gemacht, eine kalte Nacht, ein eisiger Regen und schon waren die ersten Bemühungen hinfort, doch an vielen Baumstämmen stieß ein kräftiges Grün empor und auch die Vögel waren schon zurück. Nicht alle aber einige, sie sangen ihre Lieder und erheiterten die Gesellschaft, auch die Geschwister wurden vorzüglich von ihnen unterhalten. In ihren Märschen mussten sie immer viel gehen und kamen selten einmal zur Ruhe, auch fiel hier die Orientierung schwer, denn keiner von ihnen war schon mal in diesem Teil gewesen, für Isabell war dieser ganze Wald sowieso Neuland. Doch sie wussten in die richtige Richtung zu gehen und schafften mehrere Kilometer an diesem Tag.
Die dicken Stämme der Tannen und Pinien verdeckten die Sicht, ihre Nadeln waren immer noch dran, wie sollte es auch anders sein. So fiel es schwer einen Blick zurück zuwerfen, doch wenn sie es taten und es gelang durch das grüne Dach durchzudringen, so sahen sie den kleinen Aufgang den sie gegangen waren immer kleiner werden und weit entfernt.

Doch als es Nacht wurde...

In der Dunkelheit verschwunden, sahen sie kaum mehr etwas, die Sterne über ihren Köpfen, auf einer Lichte wie so oft. Sie warteten nun auf den Beginn eines neuen Tages, ließen sich nieder auf den weichen Fellen, die nun ihr Blut und ihren Schrecken verloren hatten, nicht jedoch ihr Gewicht und ihren Geruch. Es waren gute Kissen und Decken, doch diese brauchten sie ohnehin nicht mehr. Das Fell war warm genug und hier unten war die Temperatur spürbar wärmer als noch oben. Trotzdem war es äußerst angenehm, dass sie nicht auf dem harten Boden schlafen mussten. Die Felle waren ausnahmslos in gutem Zustand und hatten kaum Löcher, nur selten waren ihre Waffen auf das Fell gegangen, meistens in den Bereich des Kopfes. Sie würden sich perfekt auf der Rüstung machen, wirklich perfekt.
Die Vögel kehrten zu ihren Nestern und Ästen zurück, das letzte Zwitschern ging noch lange in die Nacht herein und nebenbei wärmte auch ein Feuer ihre klammen Knochen.
Isabell spielte die Harfe ein weiteres Mal, immer in der Sorge sie zu verlieren, begleitete die wunderbare Harfe sie doch auf allen Wegen und in Momenten wie diesem war es Zeit sie zu spielen. Dann erklangen zarte Töne über dem Fleck, an dem sie gespielt wurde, dann verstummte Mensch und Tier und ließ sich leiten, über alles, über jeden. Und sie? Sie fand bei dem Spielen immer wieder Zeit an die Wolken zu denken, an die Wolken, auf denen man laufen konnte, die weicher waren als jedes Bett und jede Feder. Die Harfe, ein Instrument der Freude und des Glückes, spie traurige Töne aus, die an einen Verstorbenen erinnerten, doch es passte zu ihrer Situation. Sie waren nicht fähig dem Glücke zu frönen, solange nichts entschieden war. Ihre Gradwanderung ging zwischen gut und böse und war anstrengender von Tag zu Tag. Die traurige Ballade hätte auch gut unterlegt werden können, denn sie sah ihren Bruder beim träumen. Sein Mund formte sich und leise Worte drangen durch ihn ins Freie, Worte die zu Tönen passten, Reime die sich die Hand gaben und doch blieb es still und stumm, da heute keine Muse für Worte blieb. Sie hätten ein gutes Bardenpärchen abgegeben, in den Schänken und Tavernen hätte man sich um sie gerissen und sie hatten einen Vorteil, denn sie waren nicht nur zu zweit mit den unterschiedlichsten Fähigkeiten für Folklorevolk ausgestattet, ihnen gingen nie die Geschichten aus, denn wo sie auch hinreisten, so waren sie nicht aus diesem Grunde da. Und doch waren diese Gedanken Müßiggang, denn ihre Tränen waren in der Regel nicht fürs Volk bestimmt, sondern spiegelten düstere Persönlichkeiten wieder.

Irgendwann endete aber auch der schöne Klang der Harfe, vorsichtig legte sie sie zur Seite und dann sollten sie Essen, genügend Proviant gab es von den Bergleuten mit, zwar wenig Fleisch und Brot, dafür viel Zwieback und Käse. Für ihre kurze Wanderung sollte es reichen.
Es war eine schöne Zeit, so schmerzhaft sie auch war. Isabell verspürte Schmerzen, die geringen waren auf der Schulter, wo sie die Felle getragen hatte, die echten waren in ihrer Seele, die sich immer mehr gegen diese Sinnlosigkeit des Seins wehrte. Immer noch führten sie kein glückliches Leben, obwohl sie alles dafür besaßen und doch blieb es ihnen verwehrt.
Das schöne war dennoch unverkennbar. Die Felle waren wirklich weich und angenehm bequem, sie würde sie bald schmerzhaft missen. Und dann lagen sie da, nach dem Essen, nach der wundervollen Musik. Lauschten nächtigen Vögelchen, sahen in die Sterne und dem wehenden Baumwipfeln und manchmal flüsterten sie leise. Arm in Arm, Schulter an Schulter, eng beieinander und vertraute Zweisamkeit...

Doch wie schon erwähnt, es war...
Denn es sollte bald ein jähes Ende haben, schon kurz nachdem sie den großen Wagen entdeckt hatten und sich darüber stritten, wo er denn nun war...
09.02.2004, 21:36 #182
Heimdallr
Beiträge: 12.421

Ja, da war es wieder, dieses Gefühl. Erst war es nur ein Gefühl, doch dann wurde es zu einer begründeten Gewissheit, denn das Amulett begann urplötzlich Wärme auszusenden. Schon während ihren ersten Minuten im Wald hatte er es gespürt. Doch sie hatten nicht mit dem Amulett des Fürsten gerechnet, er hatte den stechenden Schmerz gespürt, doch da es sich schon sehr schnell wieder abschwächte wusste er, dass eine Gefahr geflohen war. Doch das Amulett war kein Spielzeug, das vor Wölfen warnte, es musste schon einen Grund haben um aktiv zu werden, einen unmittelbaren und so blieb er wachsam. Er fand es richtig zum erbrechen, dass so ein schöner Moment in ihrem wirklich nicht sehr schönen Tagesablauf wieder alles zerstören musste, doch es half nichts und sie taten gut daran schnell zu reagieren.
Sternchen, nimm deine Waffen, du wirst sie gleich brauchen. Seine Stimme klang gehetzt, nach dem Aufleuchten des Amulettes war nichts mehr so, wie noch vor Sekunden. Wo sie gelacht, gealbert und gekuschelt hatten, wieder mal holte sie ihre eigene Realität ein, der Kampf. Doch dieses Mal hielt das Glühen an, die Gefahr sollte nicht wieder verschwinden. Zweimal war ihm dann doch zuviel, er wollte wissen, wer oder was ihm nach dem Leben trachtete. Es waren sicherlich keine Wanderer, Jäger, Wölfe oder Scavenger, nicht mal einem Schattenläufer traute er so eine Tat zu. Es musste etwas sein, das wirklich töten wollte, gezielt und geplant, denn ansonsten würde das Amulett nicht vor einer Gefahr warnen.
Aber Jäger waren es doch irgendwie, denn sie jagten sie.
Aber warum, was spürst du Bruder? Isabell war aufgestanden und hatte ihre Waffen gezogen, genau wie er auch, nun warteten sie, das Amulett glühte heftiger und berichtete vom näher kommen der Gefahr. Nun sollte es nicht mehr länger dauern... Wir werden bald unangenehmen Besuch bekommen. Und in dem Moment, wo er diese Worte sprach, war es dann auch so weit...

Gestalten der Nacht tauchten auf, umzingelten sie binnen Sekunden. Rociel zählte zwölf, Isabell erging es nicht anders. Die Gestalten kamen in Form von Menschen und sie rochen auch nach ihnen. Keine Sekunde zweifelten sie an der Echtheit ihrer Artgenossen zum Teile. Doch sie hatten etwas Merkwürdiges an sich, ihre Augen glühten in der Nacht und nicht mal das Feuer konnte sie bändigen, doch es konnte sie sichtbar machen. Jeder von ihnen hatte ein Schwert in der Hand, es waren gute Schwerter, kein Schrott. Andere trugen zusätzlich Äxte, Beile, Messer und Haken, je nach Belieben. Doch nicht sie waren es, die wirklich die Gefahr schienen, aus einem Baumwipfel, ganz in ihrer Nähe, ertönte eine Stimme, sie klang wie der singende Wind und trug unheilige Kunde ins Land. Wer sie war konnten sie nicht ausmachen, doch es war myrthanisch, das gesprochen wurde und damit auch für sie verständlich.

Wir haben euch gefunden, Dämonenbrut. Ihr seid die Schande eines jeden Menschen, ihr seid der Abgrund zu Beliars Reichen, ihr seid verfluchte Wesen. Ihr geht bei Menschen ein und aus, ihr tötet nach belieben und ihr habt keinen Funken Ehre in eurem Körper. Die Sünde, dass euch menschliche Körper geschenkt wurden muss gerecht werden, eure Seelen erlöst und eure Hüllen verbrannt werden. Im Namen des Gelirkas – Erhebt eure Waffen, gläubige Diener, im Namen des einzig wahren Gottes, tötet sie, tötet die Dämonenbrut!!! Amen.

In den Augen der Menschen glühten die Augen erneut auf, unnatürlich und unmenschlich war dies und doch glaubten sie weiter an ihre Existenz des Wahren, das was ihre Augen ihnen zeigten. Dem Kampf entbrannte schnell und hektisch, er und Isabell blieben dicht zusammen, aber natürlich nur so, dass sie sich nicht behinderten. Noch waren sie viel zu fremd, um sich ernsthaft gegen eine solche Truppe durchzusetzen. Und nun war es wieder soweit, menschliche Angriffe, mit dem Schlimmste was es gab, sie gehörten zu den besten Angriffsarten.
Schwerter krachten, fliehen konnten sie nicht, denn sie waren eingekreist, zwölf Mann, das klang viel – und genau das war es auch. Natürlich konnten sie nicht alle auf einmal angreifen, doch es war eine schwere Anstrengung die Angriffe von sechs, sieben, acht Armen zu parieren, doch man musste anmerken, dass es alles keine Meisterkämpfer waren, ihnen unterliefen reihenweise Fehler, doch dies glichen sie mit perfekter Mannschaftsarbeit aus, es gab kaum Chancen einmal selber anzugreifen, doch hier auf der Lichtung fiel es leichter zu kämpfen, als oben im Berge. Dort war die Luft so wenig geworden und es so kalt, dass man kaum Kondition, doch dieser Kampf hätte noch Stunden gehen können. Einen klaren Vorteil hatte niemand, denn das was sie an zahlenmäßiger Unterlegenheit hatten, glichen sie mit guten Techniken aus. Aber auch das hätte ihnen nichts genutzt, auf Kurz oder Lang wären sie hier gescheitert, doch langsam zweifelte er an diesen Menschen. Ihre Gesichter, verdeckt unter schwarzem Tuch, ihre Augen rot schimmernd. Ihre Bewegungen, gleichmäßig und synchron...und dann war da noch diese Aura...

Er kämpfte sich einen Weg zu Isabell, tauschte mit ihr die Seiten, auch sie kämpfte mehr als nur gut, war sie doch klar die bessere Kämpferin als er, das stand schon lange außer Frage. Er ließ sich die Zeit und beobachtete sie immer zwischen den Angriffen. Ihre Schwerter wirbelten wie ein Schild und ihre Haare waren wie glühende Pfeile. In ihren Augen war das Feuer einer Kämpferin zu sehen und sie war nicht bereit hier aufzugeben. Mitten in einem Schlag gelang es dann, der erste Treffer, den sie bei ihren Gegnern landen konnten. Doch dann weiteten sich seine Augen und er konnte von Glück sagen, nicht schon wieder getroffen worden zu sein. Dieser Mensch, er blutete nicht und er kämpfte weiter, zog sich nur etwas zurück. Kein Blut? Trotz eines Treffers mit dem Schwert, das kurzzeitig in der Haut verschwand? Nicht nur bei ihm war die Verwunderung groß, auch seine Schwester konnte es kaum fassen. Aber da hatte er genug, er mobilisierte einige Kräfte und schlug die angreifende Welle zurück, er wusste, dass er keinen der hier Anwesenden töten durfte, da es ja Menschen waren und er geschworen hatte keinen Menschen zu töten, doch ihm kam es so vor, als ob hier mehr als nur ein Geheimnis im Gange war. Diesen Namen, Gelirkas, den hatte er schon mal gehört...und dann erinnerte er sich, mitten im Kampfgetümmel, zwischen aufeinander prallenden Schwertern und einem Klingen, das die Vögel verstummen ließ. Denselben Namen trug auch der Umhang, denn sie mal gefunden hatten. Irgendetwas wollte sie damals auch belauschen, ausspionieren, töten, doch sie konnten diesem etwas nachjagen und fanden doch nur den Umhang mit genau diesem Namen.
In seinem Kopf arbeitete es, doch äußerlich führte er den Kampf weiter, unaufhörlich gelang es die Truppe zurückzuschlagen, doch als sich schon eine Möglichkeit zur Flucht bot, ließen sie davon ab, ohne Felle ging es nicht und mit ebenfalls nicht, außerdem floh er aus keinem Kampf, er wollte mehr über diese geheimnisvolle Gruppe erfahren. Und dann, es war mehr ein Versehen als gewollt, fuhr Isabells Krummschwert durch die Luft und donnerte in den Hals eines Mannes. Er sah in diesem Moment genau, wie die Spitze des Schwertes auf der anderen Seite herauskam, wollte schon schreien und sah seine geliebte Schwester als Mörderin, da gab es ein aufquellendes Geräusch, danach war so eine Art Mischung aus Horror und Idiotie angesagt. Dieses Ding, einst Mensch, zerfiel zu Staub, wahrhaftig blieben die anderen elf stehen und sahen etwas verwirrt aus, ein Teil wurde aus ihrer Mitte gerissen und damit hatte niemand gerechnet. Auch sie nicht. Hihihihihihi
Ein grauenhaft boshaftes Lachen ging über seine Lippen, nun waren es seine blauen Augen, die diabolische Züge annahmen und auch seine Schwester schien erleichtert zu sein, keinen Menschen getötet zu haben. Tötet sie! Bringt mir ihre Köpfe, na los, im Namen von Gelirkas, steht nicht nutzlos herum, erklang es von diesem einsamen Baumwipfel und die elf Soldaten schienen verstanden zu haben, lösten ihre Starre und schwangen wieder Schwerter und sonstige Tötungswerkzeuge. Doch noch immer kicherte Rociel, nun änderte sich das Blatt ra-di-kal. Hihihihi, lauft.........LAUFT so schnell ihr könnt...

Natürlich liefen sie nicht, im Gegenteil, sie griffen wieder an, doch das war ihr Todesurteil. Jetzt brachen alle Siegel, die ihn hinderten. Keine Ehre mehr, kein Stolz. Es gab keine Menschen, die er schützen und vor dem Tod bewahren wollte. Alle Bannsiegel waren gebrochen, aber er verfiel nicht in einen Blutrausch, denn hier gab es kein Blut zu holen. Er sah es nur als Bedrohung an und war nun ermächtigt die Feinde zu töten. Auch hatte er keinen Respekt mehr vor ihnen, wie er es noch vor den Wölfen hatte. Da sie nicht gelaufen waren, mussten sie nun zahlen…sofort blockte er die ersten Angriffe die da kamen ab, rammte sein Schwert durch die Reihen und ließ die Hände erzittern. Dem ersten seiner Opfer rammte er das heilige Schwert in den Kopf, Sekunden später löste sich der Körper erneut in Staub. Dann nutzte er die Lücke und rannte fort, hinter ihm fünf Vermummte hinter her, nach nur wenigen Metern, ging er in die Hockte und zog die Dolche, drehte sich um und ließ den Wind sprechen, zwei weitere Soldaten fielen hierbei. Dann war wieder sein Schwert dran und während sie vergeblich versuchten ihn aufzuhalten, bahnte er sich einen Weg zu Isabell. Auch neben ihr lag nun ein Staubhaufen mehr, doch gegen die Urgewalt ihrer Schwerter die nun ebenfalls entfesselt daher liefen, hatten sie keine Chance mehr. Für Sekunden stießen sie Rücken an Rücken, wobei er scherzhaft fragte: Alles in Ordnung? und auf diese seltendämliche Frage ein noch gemeineres Klar, und bei dir?, als Antwort zurückbekam.

Sekunden nach dieser Berührung wirbelte Isabell links von ihm und traf zwei seiner Verfolger ziemlich locker mit beiden Schwertspitzen zwischen den Augen, er hingegen tauchte rechts von ihr hinab und stieß einer weiteren Puppenfigur, die es war, sein Schwert durch den Bauch. Alle drei zerfielen zu Staub und es blieben noch vier, nun einsame Kämpfer übrig. Doch ohne Gefühlsregung und den Gedanken an ihr Ende kämpften sie weiter wie zuvor, doch vergebens, alle fanden ein schnelles Ende in ihrem Stahl, der ohne rotes Blut viel besser aussah.
Als der Kampf vorbei, die Schlacht geschlagen war, da herrschte nur kurz Ruhe, denn die Stimme aus dem Wipfel war noch nicht verschwunden, letzte Giftpfeile verschoss sie in Richtung Boden, wo auf der Lichtung Staub einst lag. Ein kräftiger Wind zog auf, verstreute die Gefallenen Was-auch-immer in alle Himmelsrichtungen und ließen auch die Baumkrone wackeln, in der die Stimme saß und sich die ganze Zeit über den Kampf ansah.

Grrrrr, diese Schlacht mögt ihr gewonnen haben Dämonenbrut, doch wir kommen wieder, der Gelirkas Orden wird euch auf ewig verfolgen, wir dulden keine Parasiten auf unserer Mutter Erde. Ihr habt erst eine von vielen unserer Waffen gesehen, andere werden folgen. Glaubt euch nicht in Sicherheit, auch euer Ende ist nah. Und dann wird eure Asche über Gorthar wehen.

Dann wehte nur die einzelne Baumkrone, ohne Wind, das Amulett leuchtete schwächer und schon bald war jegliche Gefahr entschwunden. Sie standen auf ihrer Lichtung, nicht weit entfernt ihr Feuer. Es war alles wie zuvor, kein Blut, keine Leichen, nichts. Nur die Worte und Bilder der letzten Momente eine Erinnerung.

Noch lange sollten sie darüber reden, jegliche Romantik an diesem Abend war verschwunden, doch sie hatten keine Angst vor der Drohung, viel mehr rätselten sie über Sinn und Zweck dieses Ordens, woher diese Stimme wusste, was ihr Geheimnis bleiben sollte und woher sie stammt und was sie ist. Aber Angst hatten sie nicht mehr und konnten auch gut einschlafen, davon ließen sie sich auch nicht mehr verrückt machen, ein paar Verrückte, nicht weiter schlimm. Natürlich nahmen sie es nicht zu locker und machten sich schon ihre eigenen Gedanke, doch Rociel ließ dies nicht zu schlimm ausufern, er hatte mehr Angst vor einem Schattenläufer als vor dem nächsten Angriff dieser Fanatiker...
10.02.2004, 16:48 #183
Isabell
Beiträge: 307

Auf den Waldpfaden war es nicht stiller geworden als am vorherigen Tage. Immer noch sollte der Frühling Einzug halten und immer noch wurden sie durch die Vögelstimmen erheitert. Die Nacht war herrlich gewesen, das stand außer Frage. Die Felle waren wirklich viel besser als jedes Bett. Doch nun mussten sie wieder getragen werden und sorgten für gehörige Anstrengung. Lange schon hatten sie die nördlichsten Ausläufer des gorthanischen Waldes hinter sich gelassen und waren schon längst im Westteil, nur noch ein paar Schritte von ihrem Ziel entfernt sozusagen. Häufiger gab es nun begehbare Pfade, die von Menschenhand geschaffen wurden und abseits der regulären Wege waren. Sie dienten mehr der Orientierung, als dem besseren Laufen, doch die Sehnsucht nach der Stadt war groß. Es hätte durchaus interessant sein können den Spieß umzudrehen und den Jäger zu jagen, oder einfach nur im Wald den Frühling hautnah mitzuerleben, doch ihre Aufgaben ließen dies nicht zu. Da auch Isabell inzwischen angesteckt wurde gab es auch für sie nichts Größeres mehr, als die Rüstung zu vervollständigen. In einsamen Minuten und Stunden, wo sie alleine blieb und innerlich zu sich fand, sah sie sich schon in Ashisou und der Gedanke war gut, er war antreibend. Die Expedition zu beenden war gar kein Thema mehr, alleine durch ihren Bruder nicht. Auch wenn sie nicht verstehen konnte, warum er trotz seiner Verletzung weiter so auf Zeit drängte, so ehrgeizig wollte sie ihn nun unterstützen.

I: Diese Wesen gestern, was könnte dies gewesen sein Bruder?
R: Du kannst Fragen stellen. Ich kenne sie nicht. Ich bin kein guter Weltenkenner, mein Leben ist kurz und ich bin unerfahren. Aber könnte Magie mitgespielt haben? Spiegelbilder der Stimme oder herbeigerufene Kreaturen...Nekromantie...ich weiß es nicht.
I: Hm, ich dachte nur...
R: Sag bloß, du machst dir ernsthafte Sorgen wegen dem "Gelirkas" Orden? Ich bitte dich...
I: Ich mach mir keine Sorgen, aber ich versuche es zu verstehen. Ich kenne diese Leute nicht, aber sie scheinen zu wissen, wer wir sind.
R: Sie nannte uns "Dämonenbrut". Ich würde nicht sagen, dass sie uns kennen. Das sind Fanatiker, irgendeinem Gott dienend. Aber in Wahrheit haben sie sogar Recht.
I: Was?
R: Mach dir nichts vor. Nachdem wir wissen, was wirklich mit uns ist, gibt es kein Heim mehr, in dem wir sicher sein können. Wir müssen es akzeptieren, dass die Menschen uns immer jagen werden, sobald sie etwas erfahren. Und das ist die größte Gefahr, nicht die Schwerter ihrer Krieger, sondern ihr Wissen. Bei der nächsten Begegnung allerdings werden wir dem ein Ende machen. Wir werden die Anführer nicht entkommen lassen. Niemand hat das Recht uns grundlos anzugreifen und töten zu wollen, auch wenn uns ein schweres Erbe inne liegt, so dulde ich dies nicht.
I: Aber wenn sie abhauen, dann haben wir Pech.
R: Diese Fanatiker? Die werden nicht abhauen, bis zum letzten Atemzug werden die kämpfen, weil sie doch denken, es ist für eine gute Sache. Aber bis dahin steht uns noch eine Menge Arbeit bevor. Es darf uns auf jeden Fall nicht behindern, unsere Aufgabe ist zu wichtig, du weißt, wovon ich spreche.


Sie erinnerte sich an das Gespräch von heute Morgen. Selten war ein Angriff so kalt an ihnen vorüber gegangen. Und doch sah man Isabell an, dass sie diesen Namen nicht aus dem Kopf bekam und die vermeintlichen Spinner nicht auf die leichte Schulter nehmen wollte.
Doch heute hatten sie in der Tat ihre Ruhe, ein paar Wildschweine und Scavenger hatten sie gesehen, doch da sie genug Proviant noch hatten und ihre Last so schon schwer war, beließen sie es bei ein paar Blicken auf das Wild.

Was willst du mit den Fellen tun? Wir können sie unmöglich mitnehmen. Und die Schuppen? Wenn es sie gibt… Es war ihr gerade so in den Kopf gekommen, denn noch mindestens einmal müssten sie ausziehen, müssten gehen. Und unbedingt ohne Felle. Doch wem konnte man in einer fremden Stadt trauen? Hatte Rociel Freunde dort? Sie glaubte nicht.
Ich kenne ein paar Leute dort. Die schulden mir noch einen Gefallen. Und nun ja, sie haben Angst, da sie anständige Leute sind. Aber deine Frage ist berechtigt, ich kann dir nur eines garantieren, sicher ist in Gorthar nichts, Die Stadt ist schlimmer als Khorinis zu seinen besten Tagen. Aber wo wäre es klüger seine Felle zu lassen? Prix wäre eine Idee, aber sein Lager ist oft alleine.

Schweigsam gingen sie weiter. Vor ihnen sollte sich der Wald lichten. Sie kamen nur blöderweise an einer falschen Stelle raus, nämlich direkt auf der Seite, an dem die Stadtmauern keine Tore hatten. Trotzdem verließen sie nun den Wald und traten in die freie Ebene zwischen der Stadt und dem Wald. Mochten sie es auch geschafft haben, so war dies immer noch kein Grund zu jubeln. Im Gegenteil, Gorthar war mehr Schwierigkeit als wirkliche Sicherheit.

Als sie die Stadt durch das Tor betraten, wurden sie nicht von ihren Problemen erlöst, sondern bekamen einige dazu, denn jeder wusste, dass Gorthar nicht nur hinterhältig, sondern auch gefährlich war. Aber nichts konnte sie schrecken, auch wenn sie ihren Bruder am Tor vor einer hitzigen Diskussion mit einer Stadtwache abhalten musste. Sie hatte schon früh gemerkt, dass sich diese nicht sonderlich mochten, aber was musste der Kerl auch fragen, was für Felle sie da hatten und als sie antworteten laut lachen. Na ja, das war ja nur Vorgeplänkel. Ihr Bruder gab die Richtung vor, sie suchten einen Mann namens Garez, der sein Haus neben dem des "Einäugigen Barsches" haben sollte. Die ersten Eindrücke dieser Stadt waren natürlich erschlagend, doch sie gingen trotzdem weiter, begleitet von einigen neugierigen Blicken.
10.02.2004, 20:17 #184
Heimdallr
Beiträge: 12.421

Schnell war die Nacht herein gebrochen. Zeit war wirklich so schnell vorbei. Die Tage wurden zwar länger und doch gingen sie immer schneller vorbei. Zwei Schatten huschten durch die nächtlichen Gassen, Soldaten zündeten überall in der Stadt Fackeln an und sorgten so für die passende Beleuchtung. Der Marktplatz war ziemlich leer, nur wenige trieben sich hier rum und keiner hielt sich länger auf. Ein kurzer Schwatz war noch drin, aber dann wollte man doch nach Hause gehen, wie man es sich vorgenommen hatte. Die Händler strichen schon vor Stunden die Segel und zogen ab. Die ersten anderen Schattenbewohner kamen aus ihren Löchern gekrochen, aber das waren schon keine einfachen Diebe mehr, sondern Leute, die es wirklich faustdick hinter den Ohren hatten. Sprich, übles Pack.
Doch hier oben gab es nichts zu holen, zu viele Wachen und Milizen, da hatte das keinen Sinn. Die Burg konnte man selbstverständlich nicht mehr sehen, nur ihr Aufgang wurde durch Fackeln erhellt. Noch nie war er in diesem Gebäude gewesen, dort, wo der Herrscher über Gorthar saß, wenn man das denn überhaupt so nennen durfte. So genau kannte sich Rociel nicht aus, wusste nicht ob es ein Statthalter, König oder Feldherr war, der hier das Sagen hatte, doch solange man als Reisender in die Stadt durfte, seine Waren anbieten und die Möglichkeiten der Übernachtungen in Anspruch nehmen durfte, solange war alles in Butter. Denn mehr war diese Stadt auch nicht. Sie hatte eine entscheidende Rolle in der Verbindung zwischen Khorinis und Drakia und war auch ein wichtiger Punkt um Geschäfte zu schließen und wichtige Leute zu treffen, aber mehr war Gorthar eben nicht. Aber Städte waren selten etwas Wichtiges, damals als die Dämonen in der Stadt waren, das war was...ein Dämon in einer solchen Stadt, eine schreckliche Vorstellung. Tja, er hatte es ja überlebt, aber wie viele hatten es nicht geschafft. Damals wusste er noch nicht, was so ein Dämon eigentlich ist, kannte es nur aus Erzählungen, doch nun wusste er, was so ein Dämon war, welche Macht in diesen Wesen der Urzeit steckte und er wusste auch, dass er zu ihnen gehörte und doch nie einer von ihnen werden würde, im Gegenteil, jeden seiner Brüder im Blute würde er töten, soweit dies möglich war. Doch neben den Erinnerungen an die Vergangenheit der Stadt, holte sie auch die Realität bald ein.

Sie gingen nun eine andere Straße, doch sie war genauso breit wie die an der Stadtmauer. Und genau so war sie auch angelegt. Auch hier wurde es abfällig, auch hier wurde es immer schlimmer, je weiter man absank. Ihre Taverne musste irgendwo hier sein und so starrten sie gebannt auf die Schilder, die über den Häusern prangerten oder in Form eines Schildes wippten. Wieder einmal war aber auch das Elend hier, nicht nur in Form der abgewrackten Häuser, sondern auch in Form der Personen. Langsam wurden die Straßen dunkler und die Menschenmasse wurde voller. Doch es standen fast nur Frauen auf der Straße, nichts ungewöhnliches für Gorthar, abends im Hafenviertel, da sah das immer so aus. Viele Männer gingen auf die Angebote ein, andere fragten auch herum, doch meistens warben die Dirnen für sich. Ein schmutziges Geschäft und es war jedes Mal das gleiche, wenn er hierher kam. Wenn sie nicht unbedingt hierher gemusst hätten, er hätte das Hafenviertel gemieden. Doch so machten sich die Frauen auch wieder an ihn ran, es lag sicher nicht an seiner Attraktivität, oder seinem Aussehen, sondern viel mehr an seinem reich aussehenden Äußerem. Den meisten Frauen war das Aussehen egal, hatten die Männer nur genug Gold. Nur, die meisten standen danach ohne da, oder total billig entlohnt. Arbeitete man nicht in einem Bordell, so war das nicht so leicht. Er konnte wählen zwischen Kopfschmerzen und vollkommener Depression über diese Seelen, aber lange hatte er es aufgegeben sich darüber aufzuregen. Man konnte sagen, er war von einer leichten Gleichgültigkeit befallen. Er konnte ihr Leben zwar mit Goldgeschenken verbessern, aber Innos war nicht gewillt sich diese Taten länger mit anzusehen, denn damit wurde das wahre Leiden der meisten Frauen nicht besser. Was ihnen fehlte war Gold, Selbstvertrauen und ein Mann, der sie nicht nur zum billigen Vergnügen wollte, doch dieses Etablissement war inzwischen eingebürgert.
Irgendwann gab er es dann auf, sah nicht mehr hin, dachte an andere Sachen, zum Beispiel die Häuser. Die Frauen waren teilweise wirklich hübsch und fast immer sehr jung, manchmal noch beinahe Kinder. Das bei ihnen am heutigen Tage ab und zu eine Goldmünze auf den Boden fiel, war sicher reiner Zufall.

Je weiter sie gingen, desto mehr Salzgeruch stieg ihnen in die Nase, es waren Prisen des Meeres, das schon bald zu sehen wäre, doch dies verhinderte die Tatsache, dass sie ein erleuchtetes Haus fanden. Eine Kerze brannte über dem Schild und gab schwach zu erkennen, die Aufschrift: Zum einäugigen Barsch. Sie waren also da, eines der beiden Häuser daneben war das Haus von Garez, sofern der Informant nicht gelogen hatte. In den letzten Minuten waren seine Zweifel arg gestiegen, denn das alles erschien ihm immer mehr als Täuschung. Hundert Goldmünzen, eine anständige Summe, doch natürlich wollten sie es jetzt wissen. Hinter ersten Lagerkisten, die auf den Hafen verwiesen, leuchteten zwei rote Punkte auf, es waren die Zigaretten von zwei dieser Gestalten, die er als "windig" bezeichnen würde, doch sie feierten dort nur die feierliche Übergabe von ein paar der Sumpfkrautstengel.

In der Taverne hingegen war es ruhig. Es schien eine Taverne der besseren Klasse zu sein, war doch alles recht sauber und die meisten ruhig. Es schien eine Taverne für Hafenarbeiter zu sein, er sah viele Männer in Arbeitskleidung dasitzen. Vielleicht waren auch die zwei Stadtwachen ein Grund für die Ruhe, doch es wirkte mehr, als ob sie ihren Feierabend hier verbrachten, trunken sie doch ausgiebig Bier an diesem Abend und auch jetzt. Trotzdem, die Taverne war ziemlich groß im Inneren und so drang aus zwei Ecken unterschiedliche Musik, was bös auf die Ohren ging und dafür brauchte man eigentlich wirklich Alkohol zum wegspülen und nicht mehr hören, doch natürlich konnte das nicht die Lösung sein. Einige Leute verdrehten ihre Augen Richtung Isabell, das waren dann meistens die, die noch nüchtern waren und sehen konnten, wie gesagt, es war ruhig, doch in Ruhe konnte man auch schlafen und deswegen lagen hier auch einige stark Betrunkene auf dem Boden. Obwohl man unter dem Bärenfell das sie trug kaum etwas von ihrer wahren Schönheit sehen konnte, so waren die Männer zu Recht begeistert, gab es doch hier keine Frauen (nun ja, sie hätten sich nur mal in den Hinterzimmern umsehen müssen...)
Rociel kümmerte das wenig, insgesamt nämlich gar nicht, er hatte nun bei Innos Besseres zu tun, als auf irgendwelche Schnapsleichen eifersüchtig zu sein. Er ging ohne große Umschweife zum Tresen und bestellte ein Wasser, das prompt geliefert wurde. Nachdem er den Krug geleert hatte, nahm er noch ein Zweites, doch bei der Bezahlung legte er zehn Goldmünzen mehr drauf, als es eigentlich sein sollte. Der Wirt stutzte zu Recht, wollte er dafür doch eine absolut simple Gegenleistung und während die Musik in seinen Ohren dröhnte und dudelte und die Gäste weiter redeten und trunken, fragte er im normalen Ton und doch im Lärm untergehend. Wer von denen hier ist Garez? Zuerst zuckte der Wirt nur mit den Schultern, aber als Rociel dann seine Hand stoppte, die nach dem Gold griff, lehnte er sich über den Tresen und sprach so, dass es wirklich niemand hören konnte. Eine kurze Wegbeschreibung in seinem Lokal samt einer kurzen Personenbeschreibung des Besagten Namens später, nahm er sein Gold und füllte weiter Bierkrüge mit Bier und Schnapsgläser mit Schnaps.

Rociel flüsterte nun Isabell ihrerseits etwas zu, eigentlich wiederholte er nur das, was sie nun wussten. Sie entschieden sich dafür nicht zu sehr aufdringlich zu werden und erst mal abzuwarten, was geschah, also blieben sie noch ein wenig zusammen am Tresen, ein drittes Wasser nahm er trotz allem nicht, widmete sich einem seiner Tavernenspiele, nämlich Holz zu schätzen, Leute beobachten und nach alten Erinnerungsstücken suchen, die dieser Taverne aber oft fehlten, aber er hatte ja nicht Einblick in alles. Mit der Zeit gingen die Leute, aber Garez war nicht unter ihnen, so machten sie sich langsam auf ihn zu suchen...
10.02.2004, 23:29 #185
Dark-Druid
Beiträge: 2.190

Lautlos fiel die schwere, doch einfach gehaltene Eichentüre ins Schloss, das leise, kaum hörbare Pfeifen des Windes, das draußen in den Straßen herrschte, verstummte mit einem Mal. Zwei dunkle Gestalten standen in dem schmalen Gang, der sich hinter der Pforte auftat, bewegten sich leise umher, nur eine armselige, kleine Kerze sandte ihr schwaches, flackerndes Licht in die Dunkelheit.
Die beiden Schatten entfernten sich geräuschlos, drangen tiefer in das Gebäude ein.
Der Person, die, den Kopf in einer äußerst ungesunden Position haltend, in eine versteckte, kleine Nische verfrachtet worden war, wurde keine weitere Beachtung geschenkt, nur hin und wieder, bei einem besonders hellen Aufleuchten der geringen Flamme, blitzte ein kleines Stückchen der blanken Plattenrüstung auf. Sie waren drin.

Schnell und doch ohne das geringste Geräusch zu verursachen huschten Marquez und Druid durch die Gänge und Zimmer. Hier, auf der untersten Etage waren Wachen glücklicherweise noch nicht zu zahlreich und ließen sich leicht umgehen. Der Großteil der hier ansässigen Kultisten schlief derweil wohl unten in den weitläufigen Katakomben. Doch nicht Rudolph. Der Leiter des Vorpostens des Ankhraghakultes hatte seine Gemächer droben im zweiten Stock, gut bewacht von seinen Schergen. Der Hauptsitz befand sich irgendwo im gorthanischen Wald, die genaue Stelle kannte Druid nicht. Noch nicht.

Ein leises Klacken ließ den dunklen Krieger aufhorchen. Da war es wieder. In monotonem, gleichbleibendem Rhythmus schlugen Stiefel auf dem Marmorboden auf, näherten sich mit beständiger Geschwindigkeit. Er presste sich an die Wand nahe der Ecke, hinter der sich die Geräuschquelle befand, bedeutete Marquez es ihm gleichzutun. Näher und näher kam die Nachtwache, noch immer hallte das tonlose Klicken seiner Sohlen durch den Gang, kurz vor der Treppe zum ersten Stock, wie Druid noch wusste.
Plötzlich, vollkommen Ansatzlos schnellte er um die Ecke, riss das gepanzerte Bein in die Höhe. Keine Sekunde zu früh. Begleitet von einem seichten Seufzen knickten die Beine des Kultisten ein, als der schwere Kampfstiefel des Mantelträgers gegen seine Schläfe donnerte, kurz bevor er auf dem Boden aufschlug wurde der Körper von starken Armen aufgefangen, lautlos weggezogen.
Kurz blitzte geschliffener Stahl auf, zuckte schließlich nieder, kurz bevor Druid und sein Schüler weiterschlichen, sich langsam die Treppe zur ersten Etage hocharbeiteten. Noch ein weiterer Stock und sie wären bei Rudolph. Nur der tote Wachmann, der mit durchgeschnittener Kehle in einer dunklen Ecke lag, zeugte noch von ihrer ehemaligen Anwesenheit im Erdgeschoss.
11.02.2004, 21:23 #186
Isabell
Beiträge: 307

Dunkler wurde diese Taverne nun, vermittelte ein Gefühl eines kleinen, engen Rattenloches. Keine Musik mehr war zu hören, verstummte Kehlen, verstummte Zungen. Die Lichter wurden gelöscht, die Kerzen gingen aus. Die Taverne war dabei zu schließen, viel mehr war es der Wirt, der das tat. Zapfenstreich, Sperrstunde, was auch immer, hier wurde es ruhig.
Den Mann, den sie Garez nannten, saß in einer Ecke und nahm einen letzten Schluck aus dem nunmehr leeren Krug. Es war erst sein Dritter, deswegen stand, bzw. saß er noch aufrecht. Vor ihm stapelten sich kleine, lederne Säckchen, so wie man es machte, um Gold schnell und einfach zu transportieren. Aus einigen war das Gold auch deutlich zu erkennen und der Eindruck war schnell gewonnen, dass es alles Goldsäckchen waren.
Einzelne Karten lagen da, das letzte eine Herzsieben, durchlöchert von einem Dolch, in den hölzernen Tisch gehauen. Natürlich ging es hier um Glücksspiel, was sonst. In den hintersten Winkeln der Taverne lag der Tisch, abseits von neugierigen Blicken, aber trotzdem mitten in einer großen Masse. Das Gesicht des Mannes schimmerte nur im Feuerschein von zwei Kerzen hervor, denn die großen Öllampen waren längst aus. Der Mann hatte Gold und das war schon mal ein Problem, denn wer selber genügend Gold hatte, der brauchte selber keines mehr. Oder besser gesagt, man musste schon ganz schön was bieten. So jedenfalls war es bei den meisten Menschen, die ihr Gold mit Glücksspiel gewannen. Doch noch immer wussten sie nicht, ob es überhaupt der Mann war, den sie suchten. Er hatte die beiden Schatten längst wahrgenommen, doch keine weitere Beachtung geschenkt. Ihr Bruder, direkt wie immer, setzte sich an einen Stuhl, direkt neben den offensichtlichen Jäger. Dieser schaute grimmig zurück und deutete mit einer Handbewegung, dass der Gast lieber die Finger vom Gold lassen sollte. Was aber nicht unbedingt ein großes Hindernis gewesen wäre. Isabell blieb lieber stehen, um im Notfall eingreifen zu können. Sie hatte kein Interesse an einem Gespräch mit einem Halunken, sondern wollte vielmehr in ein warmes Bett.
Der Wirt löschte die letzten Lichter, doch zu ihnen traute er sich nicht. Es waren nicht nur die kleinen Bestechungsmünzen von ihnen, nein, es war die Bekanntheit dieses Mannes, den sie Garez nannten. Er wohnte nicht umsonst neben dieser Kneipe und war nicht umsonst öfter hier als andere. Er war so was wie eine berühmte Persönlichkeit hier unten im Hafenviertel und auch der Wirt wusste das natürlich. Der Glücksspieler hatte genug Gold, um sich ein Haus am Marktplatz, ein Teil auf dem Burgberg oder aber ein großes Anwesen außerhalb zu leisten und doch blieb er hier. Der ehemalige Drachenjäger, der einst viel umjubelte Held, war kampfunfähig, jedenfalls mit dem Schwert, auf Dauer und mit Rüstung. Er konnte keine schweren Sachen mehr tragen, so nutzte ihm sein Teil der Beute wenig.

Die Menschen hatten Respekt vor dem Mann, der da saß wie ein Stein. Unter seinen struppigen Barthaaren an Kinn und den Wangen sah er eher wie ein Milize, ein Trunkenbold oder ein junger Fischer aus. Man konnte alle Aussagen verwerfen, da sie bei diesen Verhältnissen nicht ernst zunehmen waren, doch sie schätzte ihn nicht älter als dreißig ein. Er hatte noch kein graues Haar, sondern dunkle Haare, schwarz oder braun.

Sicher musste man damit rechnen, dass er ein kauziger Typ war, doch als er dann nach einiger Abwesenheit und dem Goldzählen zugewandt, den Dolch blitzschnell aus dem Holz zog und ihrem Bruder an den Hals hielt, das ging dann doch ein wenig weit für ihren Geschmack. Was wollt ihr beiden eigentlich von mir, häh? Man merkte dem Mann an, dass er auch auf diesen Besuch hätte verzichten können und bis zu diesem Zeitpunkt wirkte er auch auf sie eher wie ein kleiner Betrüger, konnte ja niemand ahnen, dass das seine Art war, die Leute zu begrüßen. Nicht jeder hatte den Sinn nach Gesprächen, insbesondere zu dieser Uhrzeit. Steckt den Dolch weg, oder dies ist euer letztes Gold gewesen. Isabell hatte beide Hände bei den Schwertgriffen und war auch bereit sie hier zu ziehen. Es wäre mehr als ungünstig gewesen hier in Gorthar einen Menschen zu töten, vor allem da der Wirt mehr oder weniger nüchtern war und die Fremden beäugte, aber der Dolch war auffallend dicht an Rociels Kehle und so etwas mochte sie ganz und gar nicht. Ihr seht, ihr habt ein Problem. Ihr seid zwar schnell... In dem Moment bewegte ihr Bruder seine Finger wieder, die schon die ganze Zeit auf dem Stiefel lagen. Es schien so, als ob er das ganze noch mit einem Grinsen sah, zumindest wäre es typisch für ihn gewesen. Nun schnellte seinerseits ein Dolch in seine Hände und lautlos glitt er an die Kehle des Mannes. ...aber ich bin schneller... Nun ließ er seine zweite Hand vom Tisch fallen und zückte auch den zweiten Dolch. Mit zwei Dolchen an seiner Kehle war das schon was anderes, selbst wenn der Fremde bei dem sehr offensichtlichen zweiten Hochholen hätte zustechen wollen, so hatte er immer noch den ersten an der Haut, den er nicht sehen konnte. ...und überlegen. Da ich euch so gut wie in der Hand habe eine Frage, wollt ihr den Dolch wegnehmen, oder soll ich euch einen Zaubertrick zeigen? Es war ein kleines, mieses Psychospielchen, denn wenn der Typ ihn hätte töten wollen, dann hätte er schneller gehandelt.

Er verzichtete und nahm seinen Dolch herunter, verschwand wieder in der dunklen Ecke, weg von jedem Kerzenschein. Ich hatte langen keinen mehr, der mich so aufs Kreuz gelegt hat. Ihr habt gewonnen, ich werde euch eure Fragen beantworten, denn ihr seid sicher nicht gekommen, um zu spielen, nicht wahr? Und dann begann ihr Gespräch auch schon, nachdem nun auch Isabell auf einem Stuhl in einer guten Entfernung zu dem Fremden Platz genommen hatte.

Der Wirt hatte auf Geheiß des Mannes verstanden und drängte niemanden zum Gehen, stattdessen schloss er nur seine Taverne ab, so dass außer ihnen keine Menschenseele mehr da war. Für den Mann gab es ein viertes und letztes Bier, versetzt mit Wasser, für ihren Bruder sein langweiliges Wasser und sie selbst nahm eine kalte Milch. Danach zog sich der Wirt zurück und ihr längeres Gespräch begann. Anfangs war auch Isabell nicht von Garez überzeugt, aber mit der Zeit begann sie ihre Schwertgriffe lockerer zu halten...
11.02.2004, 21:29 #187
Heimdallr
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G: Also, was wollt ihr denn wissen, dass ihr mich aufgesucht habt und auch so hartnäckig seid?
R: Zuerst einmal wäre es nett zu wissen, ob ihr der seid, für den wir euch halten. Seid ihr Garez?
G: Garez Sadahrr, einst gefürchteter Kämpfer, nun ein Krüppel mit einem Dolch und eine Menge Wissen und Talent für das dubiose Glücksspiel. Wollt ihr eine Runde spielen? Einsatz eine Goldmünze?
R: Nein danke, ich ziehe es vor mein Gold zu behalten...Ihr erwähntet, dass ihr ein Kämpfer wart, erlaubt mir eine Frage. Wart ihr ein Drachenjäger?
G: Oh ja, ein Drachenjäger, so nannte man uns auch. Doch viel mehr waren wir Abenteurer, jung, naiv, voller Kraft und voller Glauben.
R: Nun wisst ihr, warum ich hier bin. Habt ihr jemals einen Drachen erlegen können?
G: Oh ja. Einen haben wir erlegt und das ist mehr als die meisten Menschen jemals schaffen werden. Doch der Lohn war nicht der beste.
R: Wieso? Erzählt uns eure Geschichte?
G: Ihr wollt meine Geschichte hören? Dann lehnt euch zurück, lasset mich die Kehle anfeuchten und dann will ich euch meine Geschichte erzählen...


Garez, er war es also wirklich, nahm einen kräftigen Zug aus seinem Krug, dann lehnte auch er sich zurück und schulterte die Arme. In seinem Kopf schienen alte Erinnerungen aufzufrischen, damals, als er noch jung und gesund war. Nicht minder oft hatte er seine Geschichte erzählt, doch das war lange her, schon lange wollte keiner mehr die alten Geschichten hören. Die junge Generation tat die Worte gar als Lug und Trug ab. Seine Trophäen hat er deswegen auch nie gezeigt, er handelte zwar damit, doch das blieb ein Geheimnis. Er wäre nicht mehr sicher, wenn die Leute erfahren würden, was er da so im Keller hatte. Rociel sah kurz zu Isabell und lächelte, doch es musste diabolisch aussehen, so im Schein von zwei dicken Kerzen, die sicher noch für Stunden Wachs hatten.

Es war vor dreizehn Jahren. Ich war neunzehn Jahre alt, hatte die Ausbildung zum ordentlichen Waffenkämpfer an dieser Stätte mit Bravour bestanden. Ich ging in den Dienst der Stadt über, man nahm mich mit Kusshand, ich war jung, ich war begeistert und ich war gut. Ich war sogar ausgesprochen gut. Fünf Monate gingen ins Land, es war nicht aufregend, doch man sorgte trotzdem für genügend Unterhaltung. Es gab oft Feste auf der Feste, na ja, oben auf der Burg eben. Und dann gab’s auch die Privilegien. Egal ob Taverne, Kneipe oder Bordell, es war schon lustig, aber eben nicht spannend. Feinde trauten sich in dieser Zeit nicht an die Stadt heran, ganz im Gegenteil zu früher und der Zukunft die dann kam.
Dann aber kamen sie, eine Gruppe Abenteurer, sie trugen Rüstungen wie Könige und hatten Waffen wie Götter. Sie nannten sich selber, Drachenjäger, ja stimmt, aber trotzdem fühlten auch sie sich als Abenteurer. Bruno, Haskir, Arion, Hans, Theodor und Feliss, ihr Anführer, so waren ihre Namen. Sie machten hier nur einen Zwischenstopp, doch natürlich blieben solche Typen nicht unbemerkt. Auch ich traf sie und nachdem ich mit ihnen eine Nacht geredet und getrunken habe, entschlossen wir uns mit ihnen zu gehen. Ich und mein Freund Anton. Sie versorgten sich mit Proviant und bezahlten uns eine bessere Ausrüstung, standen sogar einen Tag in der Schmiede, ihr müsst wissen, Haskir war der beste Schmied der Stadt, obwohl er nur drei Tage blieb. Nun ja, dafür mussten wir aus dem Dienst treten, was den Herren gar nicht schmeckte. Ich wurde entlassen, durfte aber nie wieder eintreten. Doch auch sie hatten erfahren, was der Sinn dieser Gruppe war und fanden es durchaus amüsant, gegen Drachen zu kämpfen. Sie versprachen mir ein Haus, wenn ich lebend zurückkommen könnte und einen Beweis erbringe, dass der Drache tot war. Nun ja, es ist zwar ne kleine Bruchbude, aber das Haus habe ich ja...
Nachdem wir alles hatten, marschierten wir los. Wir hatten Zugtiere dabei, die unseren Proviant schleppten. Drei Wochen lang gingen wir Richtung Inland, weit in das gorthanische Land hinein. Hier, bei der Hauptstadt, sind nur der Göttersitz und das daran liegende Gebirge bekannt, doch auch im Inneren von Gorthar gibt es große Gebirge. Eines davon nannten sie Todeszacken und so war es auch. Verbrannte Erde, Ödland und die Berge in Form von Zacken, die den Vulkan umrandeten. Und in diesem Vulkan, er war zwar noch aktiv, aber nicht mehr an der Oberfläche, stiegen wir hinab. Nach fünf Wochen ging ein Drittel unserer Vorräte verloren, die Tiere waren auf geheimnisvolle Weise verschwunden. Jedenfalls passierte noch öfter so mysteriöses Zeug, doch wir schafften es heil und mit Aussicht auf Erfolg. Für mich war das alles wahnsinnig spannend, auch die anderen waren nicht viel älter, Feliss, unser Anführer war dreiunddreißig (33) und damit der älteste. Wir waren alles gute Kämpfer, wir mussten uns gegen die eine oder andere Gefahr auf dem Weg zum alten Drachen stellen, doch wir besiegten alles und jeden.
Doch der Drache überforderte uns alle, wir waren zu jung und zu unerfahren für ein solches Monstrum. Wir hatten alle schon viel gehört, tauschten unsere Erfahrungen aus und schätzten, doch als wir den Drachen zum ersten Mal sahen…wir hatten uns alle grob um die Hälfte verschätzt. Das Ding war so groß und wenn es die Flügel anhob, dann konnte man es mit einer Burg verwechseln. Unsere anfängliche Freude war verflogen und die Schätzungen, wie viel Gold jeder bekommen sollte, dahin.
Nun, wie kam es dazu, dass wir ihn doch erlegen konnten, fragt ihr euch sicherlich. Es gab ein paar Felsvorsprünge im Krater, an denen man hochklettern konnte. Feliss und ich kletterten unbemerkt vom Drachen da hoch, bis wir genau über ihm waren. Dann schlug die Stunde der Anderen, die ihn ablenken sollten. Inzwischen weiß ich, dass das alles totaler Schwachsinn war, denn unser Plan hatte viele Lücken und Fehler. So war es auch nicht verwunderlich, was danach passierte. Hans und Theodor, sie waren übrigens Brüder, wurden einfach von der Flamme geröstet. Der Drache hatte natürlich den Angriff bemerkt gehabt und schnaubte gefährlich. Sein Feuer war sogar bei uns oben zu spüren, es musste heiß wie die Sonne selbst sein. Doch um die toten Kameraden zu rächen wurden wir alle nur noch wilder, Feliss und ich wagten den Sprung aus sechs Metern und krachten auf die Schuppen des Tieres. Wir konnten uns gerade so festhalten, bevor wir abgerutscht wären. Schuppen waren glatter als man dachte. Die Schilde gaben unseren Kameraden Schutz, doch der Drache schnappte sich Anton und Bruno wie ein Spielzeug und zerquetschte ihre Körper, am Ende konnten wir nur noch Körperfetzen begraben.
Feliss und ich kämpften und auf dem riesigen Rücken immer weiter nach vorne, bis wir da waren, wo wir hinwollten. Dem Hals, dem Prunkstück des Drachen. Sie hatten besondere Waffen erhalten, Haskir meinte nur, es wären die billigsten Waffen, die je geschmiedet wurden, doch sie trugen eine besondere Fähigkeit in sich. Inzwischen weiß ich, was er meinte. Es waren keine Waffen aus Erz oder Stahl, deswegen billig. Ich weiß immer noch nicht, aus was sie waren, doch der undurchdringliche Schuppenpanzer wurde durchbohrt von ihren Schlägen und Stichen. Dreiundzwanzig Mal stach ich zu und kein Schlag ging nicht durch die Haut. Da der alte Drache weder fliegen konnte, noch sich auf dem Rücken verteidigen, hatte er keine Möglichkeit sich zu wehren, den Abschüttlungsversuchen hielten sie stand.
Irgendwann muss er dann gefallen sein, ich weiß nicht mehr wann, aber zu allem Unglück begrub er Arion unter sich, als er fiel. Ich wurde bei dem Sturz schwer verletzt, mein Rücken und meine Hand wurden gequetscht, ich kann zwar wieder ohne Schmerzen leben und einen Dolch führen, aber meine Kondition ist im Eimer und schwereres als ein Dolch hält mein Arm auch nicht aus. Ihr sehr, mein Preis war auch hoch, doch bescheiden zu dem der Gefallenen.
Am Ende waren nur noch drei übrig. Ich hatte meinen Freund verloren und neue Kameraden und sie ebenfalls ihre Freunde. Wir begruben sie an Ort und Stelle, schenkten ihnen so viel von ihrem Teil, wie es nur ging.
Danach nahmen wir uns unseren Teil. Drachenzähne, Drachenschuppen, ihr Blut und auch ihre Krallen. Komischerweise gab es keinen Hort bei diesem Drachen...aber vielleicht waren wir wirklich so bescheuert und haben ihn übersehen, ihr könnt ja suchen...na ja, kommen wir zum Ende meiner Geschichte. Ich jedenfalls kehrte zurück nach Gorthar, ein paar Tage blieben Haskir und Feliss, dann zogen sie zurück in ihre Heimat. Wir haben uns nie wieder gesehen, aber trotzdem werde ich das nie vergessen.
In Gorthar waren wir tagelang die Helden, doch dann bestahlen uns Räuber, denn die Nachricht hatte sich natürlich wie ein Lauffeuer verbreitet. Nun ja und hier endet es auch schon, ich blieb in meinem Haus und besuche seitdem regelmäßig diese Taverne, wenn ich mich nicht irgendwo...anders...rum treibe. Wenn ich gewusst hätte, wie einfach es ist mit Glücksspielen sein Gold zu verdienen...nein, ich wäre trotzdem mitgegangen. Diese Jagd hat mich vielleicht ruiniert, aber trotzdem wird man ein Leben lang daran erinnert, was man da doch geleistet hat. Nicht zu vergleichen mit ein paar toten Orks oder Wargen. Die jungen Soldaten geben ja schon an, wenn sie mal einen Snapper erlegt haben. So etwas war für uns damals ein Frühstück oder ein Mittagessen. Es war eine aufregende Zeit...

Aber jetzt sagt schon, ihr wollt etwas von mir und damit meine ich nicht diese Geschichte, die euch auch jeder gute Barde erzählen kann. Nur das bei uns keine Jungfrauen vorkommen müssen...


Kurze Stille. Rociel hatte die Geschichte verfolgt und dabei auf Garez geachtet. Natürlich klang es wie ein ausgedachtes Märchen, jeder hätte das gedacht, dass ein halbes Duzend Männer einen Drachen zu Fall bringen? Einen Drachen? Lächerlich...aber Garez erzählte mit einer solchen Inbrunst, dass es die Wahrheit sein musste. Nun, außer an ein paar Stellen, der Fürst war sich sicher, dass er ab und zu gelogen hatte.

I: Und die Schuppen? Ist euch wirklich ALLES geklaut worden?
G: Ja alles, wieso? Ach Moment mal…jetzt geht mir ein Licht auf, ich hatte es geahnt...ihr seid hier, weil ihr die Trophäen kaufen wollt, stimmt's? Nun, wie ich schon sagte, ich habe nichts mehr.
R: Interessant. Ich habe anderes gehört. Wenn der Preis stimmt schätze ich...
G: Seid still. Wir sind nicht alleine. Kommt morgen zu mir. Ich erwarte euch in meinem Haus. Dann werden wir ja sehen, ob der Preis stimmt. Und zu niemanden ein Wort. Nein, nein, ich habe nichts mehr, ihr werdet euch einen neuen Drachen suchen müssen, hähähä.


Garez nahm den allerletzten Schluck an diesem Abend, dann verließ er die Taverne durch die Hintertür, für die er anscheinend einen Schlüssel hatte. Da standen sie nun, in einer dunklen Taverne, in der zwei Kerzen glühten, aber sie hatten keinen Schlüssel und auch nicht die Absicht noch groß raus zugehen. Ihr könnt ein Zimmer mieten, wenn ihr nicht mehr raus wollt. Zehn Goldmünzen die Nacht! Die Stimme hinterm Tresen war also noch da, auch wenn man sie nur noch als wabernder Schatten sah. Nun aber entzündete sich eine Lampe, die sie – für zehn Goldmünzen – in ein Zimmer führte, das das Ende dieses Tages darstellte. Die Felle blieben diesmal auf zwei Stühlen und gingen nicht mit in das Bett, das als Ruhestätte schnellen Anklang fand, denn der Tag war schon sehr spät – denn er war schon sehr jung – es war Viertel vor Drei. Sie waren einen guten Schritt weitergekommen, weiter als jemals erhofft. Auch wenn Zweifel blieben, die blieben bei solchen Sachen immer. Es sah gut aus, morgen sollte die Entscheidung fallen. Es schien logisch, warum Garez jedem weismachen wollte, das er nichts mehr hatte. Aber Rociel hatte von Anfang an den Verdacht, dass ein Typ wie er sich nicht einfach der Beute bestehlen lassen würde. Aber sie würden sehen, morgen war auch noch ein Tag...

Wer träumt, dem wachsen Flügel.
12.02.2004, 15:40 #188
Marquez
Beiträge: 370

Souverän und ohne Feindkontakte hatten sie die Treppe hinter sich gelassen und standen nun direkt vor der Tür aus dem Treppenhaus in das Ganggewirr des 2. Stockwerkes. Zum Glück für die beiden Invasoren bestand jene Tür jedoch nur aus einigen, dürftig zusammengeschusterten Holzbrettern, was zur Folge hatte, dass man dank der Schlitze dazwischen einen perfekten Ausblick auf den dahinterliegenden Gang hatte. So riskierten Druid und Marquez also einen flüchtigen Blick und machten eine weitere Wache genau auf der anderen Seite der Tür aus, die völlig allein mit dem Rücken zu selbiger halb einnickend auf einem Stuhl saß und somit wohl leichte Beute darstellen würde.
Nachdem sie eine Weile gewartet hatten, um nicht doch unverhofft auf Verstärkung zu treffen, schob Marquez die Tür auch schon auf, verpasste dem unaufmerksamen Posten einen wuchtigen Tritt ins Genick und packte ihn, noch bevor er bäuchlings aufschlagen konnte, um ihn lautlos zurück ins Treppenhaus zu ziehen. Druid würde den armen Kerl wohl wieder auf irgendeine weitere lehrreiche Weise erlegen, um auch einhundertprozentig sicher zu gehen, doch der Bandit wollte das gar nicht sehen. Er ging lieber schon einmal vor, um nach weiteren Patrouillen Ausschau zu halten. Und überraschenderweise stellte er fest, dass sich außer dem Wachmann am Treppenhaus nur noch fünf weitere in diesem Stockwerk aufhielten. Zwar versammelten sie sich alle um die gleiche Tür, die wohl in das Gemach Rudolphs führen würde, doch trotzdem stellte sich Marquez die Frage, welcher leichtsinnige Idiot hier wohl für die Bewachung des Kommandanten verantwortlich war. Bis jetzt hatte noch nicht einmal jemand nach der Treppenhauswache gesehen...
Na gut, vielleicht war es ja die Aufgabe des Mannes, der sich nun, kurz nachdem der Bandit zu seinem Lehrmeister zurückgekehrt war, von der Gruppe entfernt hatte, auf den Korridor zur Treppe einbog und Marquez’ hinterhältigen Ellenbogen zu spüren bekam, wer weiß das schon? Jedenfalls zogen sie nun weiter und schlichen an die übrigen vier heran. Diese waren allerdings alles andere als dämlich postiert, ganz im Gegenteil: Nun würden sie wohl ihre Tarnung aufgeben müssen.
Die beiden Infiltranten beschlossen also nach einer kurzen Beratung, sich aufzuteilen und so hinter zwei Ecken in Position zu bringen, dass sie gleichzeitig von beiden Seiten auf die Tür zugreifen konnten. Ein Klopfzeichen sollte hierbei als Signal zum Angriff dienen, aber dafür sorgten die Feinde schon selbst.
Gerade als Marquez nämlich bereit war und zum kraftvollen Schlag gegen die Wand ausholen wollte, setzte sich eine der Wachen mit wütenden Worten in Bewegung: »Das kann doch nicht sein, dass der so lange braucht. Ich wette mit euch um einen Schinken, dass der sich wieder besäuft. Echt, solche Leute sollte man auf der Stelle feuern, aber nein, auf mich hört ja keiner.« Das Gekeife versandete nun zu einem unverständlichen Gebrummel und der Wachmann bog in den Gang, auf dem Marquez ihn schon sehnlichst erwartete, ein.
Sogleich sprang der Bandit auch schon auf seinen Kontrahenten zu und schickte ihn mit einigen ansehnlichen Tritten zur gegenüberliegenden Wand, an der er, nach einem dumpfen Aufprall und aus dem Mund blutend, wie ein nasser Sack herunterglitt. Die anderen Drei zogen nun reflexartig ihre Schwerter, um die Bedrohung so schnell wie möglich aus dem Weg zu räumen, doch weit kamen sie nicht, denn Druid war inzwischen aus seiner Deckung gesprungen und räumte mit den beiden, die ihm am nächsten waren, auf. Der vierte bemitleidenswerte Kultist, der gar nicht wusste, vor wem er zuerst fliehen sollte, lief zwischen den beiden jedoch noch ein wenig panisch im Kreis umher, wurde dann aber endlich in gemeinsamer Arbeit der beiden Leeler erlöst und bekräftigte schließlich mit seinem Aufschlag auf dem Boden, dass der Weg zu Rudolph nun frei war.
12.02.2004, 21:55 #189
Isabell
Beiträge: 307

Dunkle Schatten lagen im Land, früh am Morgen klopfte es an einer Tür. Sie hatten ihre Felle genommen und waren durch die Hintertür verschwunden. Nun stand nur noch die Tür aus massivem Eichenholz im Weg. Zwei Initialen kündeten von dem Mann, der hier wohnte und ein verschlagenes Leben führte. Isabell wusste nicht, wie sie Garez einschätzen sollte, ob er glücklich mit seinem jetzigen Leben war, oder ob er sich wieder einen Weg in den Kampf finden wollte. Er war ein guter Erzähler gewesen und ein guter Spieler war er sicher auch, aber sonst... Nur wenig Eindrücke hatte sie sammeln können, doch war es nicht ihre Art gewesen fremde Menschen besser kennen zulernen, wenn dies sowieso keine Bekanntschaft auf Dauer war. Die Zeit für Freundschaften war sowieso abgelaufen, sie waren zu alt, um echte Freunde im Herzen sehen zu können, außerdem gebot es ihr Fluch nicht, sich mit anderen Menschen abzugeben. Da sie schon jetzt jede Sekunde den Tod planten war es sinnlos und wer wollte schon einen Dämon zum Freund? Und sei es nur als Bekanntschaft...
Der Mann, der ihnen nun leicht verschlafen die Tür öffnete, war es sicher nicht. Mit einem freundlichen Guten Morgen begrüßte er die Gäste, bot ihnen etwas zu trinken an und verabschiedete sich wieder. Garez hatte echt Nerven, er pflegte immer bis Mittags zu schlafen, er hasste es auf die Pest morgens aufzustehen, doch das Klopfen hatte ihn heute aufstehen lassen. Das änderte jedoch nichts daran, dass er sich noch mal hinlegte, Angst bestohlen zu werden, hatte er wohl nicht. Vielleicht war es auch eher die Sicherheit, dass sie etwas von ihm wollten, dass nur er kannte, selbst wenn sie die Schuppen stehlen wollten, sie hätten sie nie gefunden und das wusste der findige Drachenjäger a.D.. Auch wenn es nicht geplant war solange zu warten, so sahen sie sich doch ein wenig in Garez Bude um. Es war ein richtiges Haus, nicht unbedingt groß, aber auch nicht klein. An den Wänden hingen gemalte Bilder von Drachen und von drei Menschen. Als sie näher heran trat, erkannte sie die Namen. Es waren Haskir, Feliss und eben Garez, wie sie vor ihrer Beute standen. Spätestens da wurde ihr klar, dass er die Wahrheit gesagt hatte. Sie hatten tatsächlich einen Drachen erlegt. Überall in dem Haus waren schwere Truhen mit noch dickeren Schlössern, unknackbar nicht, aber sicherlich verdammt schwierig und selbst wenn Diebe hier gesucht hätten, so wären sie nur mit einer Menge Gold davon gekommen, aber seine Schätze waren nicht in den Truhen und auch große Teile des Goldes nicht, es war nur ein Bruchstück und doch unheimlich viel. Garez sah nicht unbedingt reich aus, er trug bessere Bürgerklamotten, aber mancher Händler hier hatte feinere Stoffe an. Auch sein Äußeres ließ mehr die Tendenz des normalen Arbeiters als des reichen Edelmannes herausblicken. Sie wusste nicht, wie sie dazu stehen sollte, doch es machte auf jeden Fall seine angebliche Verletzung glaubwürdig.
Wenn Isabell ehrlich war, mochte sie den Abenteurer sogar, aber trotzdem vertraute sie ihm nicht voll. Nur selten waren ihre Augen geblendet von der Tatsache, bald die zweite Zutat für Ashisou zu haben, denn noch war alles so unwahrscheinlich weit weg. Man musste bedenken, dass es hier nicht um ein einfaches Kettenhemd oder einen magischen Plattenpanzer ging, nein, nein, Ashisou besaß keine Verzauberungen und war doch ein Objekt aus reiner Magie. Man sagte den Drachen heilige Kräfte nach, genau wie den Schneewölfen und den Feuerwaranen, es war ihre Kraft, die in diesen Rüstungen steckte und nur wenige wussten, wie man sie baute. Die Kunst war lange vergessen und das war auch gut so...
Es war eine echte Schande und Schmach, dass ein Träger dieser Rüstung von einem Dämon gefangen werden konnte, doch es war nicht mehr zu ändern. Träume in die Vergangenheit waren erlaubt, doch immer blieb das eigentliche Ziel vor Augen. Noch war überhaupt nichts entschieden.
Im Haus gab es auch bequeme Möbel, zwei Kamine und ein paar normale Teppiche, es wirkte alles einfach und gut bürgerlich und genau diesen Eindruck sollte es wohl auch vermitteln. Sie besprachen noch ein wenig die Vorgehensweise und die weiteren Pläne, denn planlos waren sie oft in die Tage gewandelt. Doch Rociel hatte nicht viel zu sagen, schien schweigsam, nachdenklich, ruhig. Getrübt war ihre Stimmung nicht, doch sie konnten die Tage feiern wie sie wollten, nie wieder würde Glück durch ihre Adern kreisen. Glück durch Städte, Fremde, Fremdeinwirkung. Egal was sie auch taten, Glück konnte nicht mehr existieren, auch ihr war klar, dass das Leben vorbei war und es nur noch den einen Weg gab. Hätten sie sich unter anderen Umständen, an einem anderen Zeitpunkt in einer anderen Welt getroffen, anstatt so, es wäre sicher nicht anders gekommen. Doch vielleicht wäre die Bestimmung eine andere, ihr Schicksal blieb in jeder Welt, an jedem Zeitpunkt dasselbe. Immer wieder suchten sie die zwei Worte heim, Bestimmung und Schicksal, seltsam war es. Immer wieder schnürte ihr ein fremdes Element die Luft ab, immer wieder zögerte sie vor Hindernissen, die nicht existierten. Was sie vorhatten war Wahnsinn und Pflicht zugleich, auch wenn sie keine Chance für diese Welt mehr hatten, so würden sie doch für etwas kämpfen. Am Anfang wollte sie es nicht wahrhaben, hielt ihr Blut nicht für so schlimm, doch auch ihr war klar geworden, dass jeder Mensch sie jagen und töten wollte. Als Dämonenkind hatte man keine Chance auf Leben. Eine schwere Depression, die sich seit Wochen durch ihre Adern und Nervenbahnen zog, durch ihre Gedanken und Hirnwindungen, wie ein Gift das seinen Lauf nahm. Immer mehr nahm die Verfremdung ihren Lauf, immer mehr dachte sie an ihre Zukunft. Alles entfernte sich, Dinge die einst nah waren, rückten in weite Ferne. Ihr Blut nahm eine Veränderung an sich, durch die Erweckung des einstigen Vaters gab es kein Zurück mehr. Sie hatten keine Wahl, entweder den Tod, oder das Leben mit diesem Blut.
Sie wurden immer stiller, immer einsamer. Menschen interessierten jetzt schon kaum mehr, bald wären sie ganz aus dem Kopf heraus gespült. Und dabei war es vermeidbar, denn auch ihr Blut hatte Schwächen und Fehler. Man konnte sie nicht immer sehen, doch es war kein Blut, das sie zerstören konnte, wenn sie es nicht wollten. Doch weder Isabell noch ihr Bruder taten etwas gegen diese Zerstörung, anscheinend war es sogar ihr Ziel...die Pläne der Dunklen Seelen zu kennen war unmöglich, doch wer weiß...

Wenn verkohltes Fleisch aus dem glimmenden Rostbraun aufersteht und die Feuer erhängt, dann hat es geschlagen für einen neuen Brandherd. Wenn man die Zukunft kennt, kennt man den Sieg, die Niederlage, das Nichts. Ein Grinsen bedeutet Unheil, ein fahler Blick bedeutet Gefahr. Sahen sie sich doch oft so an und Sterne in ihren Augen funkelten. Wenn andere Blutquellen pumpten, dann flossen ihre umso mehr. In jedem Körper schwamm der Andere. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Ein Narr, wer gar nichts entdeckt. Ein kluger Kopf, wer böse Taten lenkt. Sie sah seine Gedanken brach daliegen, konnte sie deuten. Naive Köpfe erkannten nur unschuldige Kinder, doch wer kannte schon den Fluch. Doch niemand kannte die Wahrheit über Rociel und Isabell, niemand würde je wieder von ihnen hören, niemand kannte sie und würde sie jemals kennen. Kinder waren sie lange, nie sollten Schlächter ferner liegen. Rätsel wollten gesprochen, Taten gefolgt sein.

Ein fremdes Grinsen ging über ihr Gesicht, als Rociel ihr antwortete, doch gleichzeitig bebte roter Lebenssaft in den Adern und kündeten von Lügen, von Dreck und Verdammnis. Fremd waren sie und doch gehemmtes Vertrauen auf Ewigkeit. Gefangen durch Flüche, gefangen durch Seelen, gefangen durch Lügen, gefangen durch Bestimmung. Heilige Rätsel offenbarten Wahrheit und Lüge, kompliziert waren sie, doch musste man sie nur deuten. Auch Menschen waren Rätsel, doch sie waren älter als Äonen...




Irgendwann gegen Mittag kam er dann, Garez. Frisch gewaschen und mit neuen Kleidung machte er einen weitaus frischeren Eindruck als noch gestern. In seinen Augen funkelte Gold, in seiner Hand hielt er einen schweren Schlüssel. Mit wenigen Worten führte er die wartenden Gäste in eine kleine Kammer, in der standen allerhand Sachen, von Eimern, Besen, Harken, Schaufeln, Werkzeug und Holzplatten über Nägel, Bolzen, Farbe und Eisen. Der Mann räumte einen Schrank zur Seite und betätigte den Hebel, der als Fackel getarnt war. Vor ihnen öffnete sich eine Geheimtür und sie staunten nicht schlecht. Das Leben in ihren Gesichtern war zeitweise erstarrt, als da eine überaus raffinierte Konstruktion zur Seite fuhr und Einblicke in ein schwarzes Nichts gaben. Hähähä, wenn die Kunden mir bitte folgen wollen, Vorsicht Stufen.Eine Fackel wurde entzündet, als alle drei Personen in dem sehr engen Gang standen, schloss Garez die Tür und lachte erneut auf. Es war offensichtlich, dass sie so schnell nicht wieder hier raus kamen, selbst Isabell wurde jetzt wieder argwöhnisch gegenüber dem fiesen Lachen des ehemaligen Drachenjägers. Sie gingen vielleicht fünf Meter unter der Erde, der Weg führte immer schräg nach unten. Tief in einem Seitentrakt des Kellers waren sie dann da, am Ziel. Garez entzündete sechs weitere Fackeln, die fest an den Wänden montiert waren und schnippte mit dem schweren Eisenschlüssel in seiner Hand.
Nun sehr her, kleine Schatzsucher. Ihr wollt meinen Reichtum sehen, oh ja, ihr sollt ihn sehen, hähähä. Garez entzündete die letzten zwei Fackeln, blaues Feuer züngelte in den Kelchen, geschnitzt aus den Köpfen zweier Menschen. Die Köpfe waren echt, doch Isabell war nicht im Stande zusammenzuzucken, man konnte Menschen zu sehr entstellen und ihnen ihre Würde nehmen, in Zeiten des Krieges und des Kampfes war ein Anblick von toten Köpfen nichts besonders, selbst ihr Bruder machte da keine Ausnahme, im Gegenteil, Rociel war noch besonders grausam… oder nein, er erkannte den Tod als respektlos an.
Doch mit Garez geschah etwas, das war viel wichtiger. Die blauen Flammen sprangen über die Begrenzungen der Köpfe, flossen in der Luft weiter und bildeten einen Käfig zwischen ihnen. Mit einer jugendlichen Leichtigkeit nahm er den Schlüssel und steckte ihn in die Truhe. Dreifach gehärteter Stahl. Eine Schicht aus Panzererz, solides Holz, perfektes Schloss. Die Truhe der Truhen. Alle drei waren gebannt, Garez erlag auch diesmal dem Fluch des Drachen, ihr Bruder veränderte sich auch, ein Glänzen funkelte in seinen Augen und bei ihr...Isabell weitete ihre Augen, wollte die legendären Drachenschuppen sehen. Wie lange hatten sie darauf gewartet. Mit einem sechsfachen Klacken öffneten sich die Sperren des Schlosses, Metalle wichen zur Seite und Garez glühen wurde größer. Endlich wich auch der letzte Keil des Schlosses. Der Mann öffnete den schweren Deckel und dann tauchte der dunkle Raum in ein helles Licht. Ein Schrei wich aus der Truhe, Nebel stieg daraus auf, die blauen Flammen schossen hinein und schwammen dort weiter. Das Lachen des Mannes ließ Mark und Knochen erschüttern und schürte nur noch mehr den Wahn, den er schon lange erlegen war.

Beugend vor dem Schatz schnappte er sich eine der Drachenschuppen und hielt sie lachend in den Armen, alles glühte an und um ihn und seine Augen waren nun deutlich dem Wahnsinn erlegen. Seht, dass ist mein Schatz. Das ist die Magie des Drachen. Nehmt die Schuppe, aber gebt sie mir wieder.
Rociel nahm die Schuppe entgegen und im selben Moment lag sich eine dunkle Aura um ihn, sofort spürte sie es, in ihrem Blut trat eine deutliche, unglaublich starke Veränderung ein, doch das was sie sah hätte auch ausgereicht. Sofort erlosch jeglicher Glanz und es war ohne Zweifel etwas passiert. Isabell fürchtete sich in dem Moment, da sie nicht wusste, was. Während Garez immer mehr aus der Truhe holte und immer mehr vom Fluch eines Drachenschatzes besessen wurde, kam Rociel langsam auf sie zu. Seine Augen waren blau, unverfärbt und rein, seine Hände zitterten nicht und gerade das machte ihr Angst, denn die schwarze Aura war nie von ihm gegangen, dann reichte er ihr die Schuppe mit der einen Hand und legte gleichzeitig die andere auf einen Punkt an ihrer Hand. Das ist der zweite Teil, sind sie echt? Seine Stimme klang normal und wie immer, es dauerte ein paar Sekunden, bis sie sich auf diese Schuppe konzentrieren konnte, doch dann spürte sie auch die schwarze Aura in sich selber. Sie zuckte zurück, hätte die Schuppe fast fallen gelassen, doch ihr Bruder presste die Hand nur fester auf ihr Handgelenk und beruhigte sie. Ganz ruhig. Entspann dich, der Fluch wird nicht auf dich übergehen. Isabell verstand nicht ganz, was er meinte, doch sie spürte, wie es warm wurde und sich nichts negatives tat. Im Gegensatz zu Garez, der nun vollkommen austickte und immer lauter und gestörter lachte.
Unbeeindruckt davon, nahm sie die Schuppe nun genauer unter die Augen, sie sah auf den ersten Blick, dass es echt war, kein Zweifel, denn die Magie haftete auf Ewig daran. Mit einem Nicken gab sie die Schuppe zurück und als sich die Hand ihres Bruders von ihrem Handgelenk löste, da ging die schwarze auf einmal weg, wie Magie...Wie hast du das gemacht? Doch er drehte sich nur um und zwinkerte locker, als ob nichts wäre.Ich sag’s dir später, jetzt sollten wir uns um den Freund da vorne kümmern. Wie viele Schuppen brauchst du für die Rüstung? – Ich brauche fünf, genau fünf Stück. Ja, fünf Stück waren es, die an der alten Rüstung hafteten. Sie bilden die Herzstücke der Rüstung und waren die Hauptelemente der ureigenen Magie, die selbst über der der Wölfe und Warane stand.

Mit einem Mal war das Lachen verstummt, mehrere weitere Schuppen, Zähne und Krallen waren aus der Kiste entwichen und der vorhin noch so normale Mann sah schwer verwirrt aus, doch die Magie ihres Bruders wirkte auch auf den stärksten Anhänger des Fluches, machte ihn gefügig wie ein kleines Kind, doch nicht seine Sinne waren getrübt.

R: Nun Garez, ihr habt bewiesen, dass ihr ein Mann der Wahrheit seid, habt bewiesen, dass ihr einen Drachen getötet habt und habt damit meinen Respekt verdient, doch ihr wisst genau so gut wie ich, dass es nun enden muss. Nennt mir euren Preis, den ihr für fünf Drachenschuppen wollt und bedenkt, dass ich euer Geheimnis nun kenne.
G: Es wird euch nichts nutzen, wenn ihr hier nicht mehr lebend rauskommt. Also denkt dran, ich habe euch in der Hand.
R: So sind alle Geschäftsmänner und besonders die, die dem Fluch des Drachen verfallen sind, Wusstet ihr, dass ein toter Drache immer noch töten kann?
G: Ach lassen wir das. Ihr wollt meine Schuppen und ihr werdet in ganz Gorthar keinen anderen finden der welche hat. Ihr könnt entweder meine alten Kumpanen suchen, irgendwo auf dieser Welt, könnt versuchen einen anderen Drachen zu finden und zu töten oder aber, ihr nehmt mein Angebot an.
R: Sprecht.
G: Aye! Ich bekomme ein Drittel von dem, was ihr dabei habt.
R: Hm...wenn ihr von meinem Gold redet, soll es mir Recht sein, aber ich werde eher Beliar töten als mich von meiner Ausrüstung zu trennen.
G: Natürlich meine ich Gold, mit anderem Zeug kann ich nichts anfangen.
R: Nach meinen Rechnungen habe ich eintausendzweihundertneunzig (1290) Goldstücke dabei, ein Drittel wären dann...
G: Ja damit bin ich einverstanden, gebt mir die vierhundertdreißig (430) Goldstücke.
R: Ihr seid ein guter Rechner, nehmt die Schuppen, ich werde euch das Gold oben geben.
G: Gerne, wenn ihr endlich meine Schulter loslassen würdet.
R: Oh nein, nicht eher ihr die Sachen nicht wieder verschlossen habt.
G: Hm, komischer Kauz seid ihr.


Die ganze Zeit sah sie dem Schauspiel zu, jedes einzelne Teil verschwand wieder in der Truhe, bis sich diese krachend schloss, wieder sechsfach verriegelt wurde, allerdings um fünf Schuppen ärmer. Die Flammen wurden gelöscht, doch der Fluch haftete auch noch leicht an den Schuppen. Trotzdem war es ein angenehmes Gefühl, als sie endlich wieder aus der Kammer traten. Der Trick für die Öffnung der Tür war simpel, ein verstecktes Loch in der Wand, verborgen durch eine Platte, enthielt den Hebel. Kaum vorzustellen was wäre, wenn dieser nun gesponnen hätte.

Garez war ein armer Mann, der Fluch würde ihn schon bald zerstören, doch sie hatten ihr Ziel erreicht und die Schuppen gehörten ihnen. Zwar war es eine geradezu lächerliche Menge, doch die Rüstung brauchte keine Masse um zu beeindrucken. Nun waren sie so dicht vor dem Ziel, nun fehlten nur noch die Schuppen der gefürchteten Feuerwarane...
13.02.2004, 18:42 #190
Dark-Druid
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Leise schwang die Türe auf, eröffnete den Blick in die Gemächer Rudolphs. Blitzschnell und absolut lautlos huschten die Beiden durch den Türspalt, schlossen die Pforte sofort wieder hinter sich. Sie war nicht verschlossen gewesen. Der kurze Kampf eben war hoffentlich nicht zu laut gewesen, denn wenn die Rufe der Wachmänner weitere aufmerksam gemacht hätten, hätten Druid und Marquez wohl ein Problem. Der Übermacht, die sich noch in den Katakomben, die sich unter dem von außen unscheinbaren Haus befanden, befand, waren sie nie und nimmer gewachsen.

Ein paar sachte brennende Öllampen, die in gläsernen, in Metall eingefassten Gefäßen an den Wänden ruhten, sandten flackernde Lichtstrahlen durch den Gang in dem sich die beiden Kämpfer nun befanden. Der Boden war mit purpurfarbenem Teppich ausgelegt, die Mauern, in denen sich auf beiden Seiten eine Vielzahl von Türen auftat, waren mit reich verzierten, kunstvollen Holzfresken geschmückt, zeugten entweder von dem Reichtum des Besitzers oder dem des gesamten Kultes. Hinter welcher der kräftigen Türen sich der feiste Mann seiner Nachtruhe hingab, war nicht allzu schwer in Erfahrung zu bringen, zeigte ihnen doch sägendes Schnarchen unüberhörbar den richtigen Weg.

Sauber gefaltet und gestapelt lagen die ausladenden Kleider Rudolphs neben seinem Bett, einem schweren Gestell aus festem, dicken Holz, auf dem eine dicke, scheinbar weiche Matratze prunkte. Der Leiter des Vorpostens in der Stadt lag seelenruhig schlummernd auf jener Matratze, bedeckt von einer wärmenden Decke, den Kopf auf ein dickes Kissen gebettet. Durch ein großes Fenster fiel das fahle Mondlicht in die Kammer, erhellte das ansonsten dunkle Zimmer ein wenig. Im Zwielicht ließen sich einige hochaufragende Schränke und Regale erkennen, in einer der hinteren Ecken stand ein ansehnliches Schreibpult, auf dem mit Schnitzereien verzierten Nachttisch prangte eine gelöschte Kerze in einem goldenen Ständer, die geweißten Wände waren mit Malereien und Bildern aller Art behängt.

Leise sirrend glitt Trauerschatten aus seiner ledernen Ruhestätte, fand festen Halt in der Hand des Kriegers, der ihn führte. Unhörbar huschte Druid zum Bett, kniete sich vorsichtig über Rudolph, presste mit einem Mal die Linke auf seinen Mund, die schwarze Klinge gegen seinen Hals.
Mit einem erstickenden Schrei erwachte der dem Tiefschlaf, mit vor Schreck weit aufgerissenen Augen starrte er zu dem schwarzen Kämpfer hoch, versuchte um Hilfe zu rufen, sich zu befreien, doch die Hand Druid schloss sich fest wie ein Schraubstock um Kiefer und Lippen, ließ keinen Laut zu. Mit Nachdruck presste er die rasiermesserscharfe Klinge seines Schwertes an die Kehle des Liegenden, der schließlich aufgab und ruhig verharrte.
„Pssssscht“, langsam legte der Gildenlose seinen Finger auf seinen Mund. „Ihr habt da etwas, das ich gerne in meinem Besitz wüsste, Rudolph...“, seine zutiefst schwarzen Augen durchbohrten den Mann förmlich, Druid konnte spüren, wie er unter ihm erbebte, als ihm ein Schauer über den Rücken lief.
„Alles, was Ihr seht, soll das Eure sein, aber verschont mein Leben!“
„Na, na, na… Ihr wisst, was ich meine, mein Freund.“, leise erhöhte er den Druck, der auf der Klinge lastete.
„Nein, nein... ich weiß nichts!“, wieder steigerte sich das Gewicht, „aber ich weiß e...“, ein einzelner, einsamer Blutstropfen presste sich unter dem schwarzen Stahl hervor, rann langsam über den Hals, tropfte schließlich, einen roten Fleck hinterlassend, auf das weiße Laken.
„A... Also gut. Die Krone ist im Besitz eines Kriegers aus unseren Reihen. Mit einer kleinen Gruppe aus Kämpfern sucht er nach dem Grab Ankhraghas, um zu erfahren, wer der Auserwählte ist.“
„Wo ist dieses Grab?“
„Ich weiß es ni...“, ein weiteres Mal drückte sich die Schneide des Schwertes gegen seinen Hals. „Aber, ich weiß es wirklich nicht. In der Stadtbibliothek könntet Ihr mehr erfahren!“
Das war es. Er hatte genug gehört.

Plötzlich wurden viele, schnelle Schritte auf dem Korridor hörbar, scheinbar waren sie doch entdeckt worden. Aber das war egal, Druid wusste, was er wissen musste. Mit einem wimmernden Schrei glitt Rudolph in das Reich der Träume, als die Faust des Kriegers schmerzhaft mit seinem Wangenknochen kollidierte.
"Jämmerlich..."
Schnell sprintete er zu dem Fenster, das zur Straße führte, wenn auch zwei Stockwerke über dem Boden gelegen. Mit einem schnellen Hieb schlug er die Scheibe ein und hockte sich in den Rahmen.
„Kommt schon, Marquez!“, mit diesen Worten sprang er.
14.02.2004, 10:14 #191
Heimdallr
Beiträge: 12.421

Es war viel Zeit vergangen, zwei Stunden waren sie in dem Kellerraum gewesen, dabei kam es ihm so kurz vor. Die Schuppen, sie waren wirklich prächtig, wurden bezahlt. Ein Drittel seines Goldes war ein lächerlich geringer Preis für diese Schuppen, doch es zehrte auch an seinen Goldbeständen. Doch Gold war so unwichtig, so ohne Bedeutung für ihn. Nun war es so. Früher nicht. Sie hatten zwei Teile, bekamen von dem wieder geheilten Garez noch ein paar Lappen und Tücher, damit konnten sie die Felle, aber besonders die Schuppen gut einwickeln. Als er versuchte die sechs Felle hochzuheben, schmerzte seine Hand erneut, noch immer waren die Schmerzen da und man konnte die Hand noch nicht voll belasten. So musste er sich mit vier Fellen begnügen, auch seine Schwester hatte in diesen Tagen viel zu schleppen. Kurz waren sie auf dem Marktplatz von Gorthar. Isabell verkaufte ihren Bärenfellpanzer. Er konnte dies gut verstehen, schließlich war ein Bärenfell schwer, dafür aber sehr, sehr warm. Es war einfach nötig gewesen, der sichere Tod hätte gerade sie getroffen, hätten sie nicht für teures Gold diese Kleidung gekauft. Er wollte nichts von seinen neu gewonnenen Sachen wieder abgeben, denn sie passten zu ihm.

In einer kleinen Taverne hatten sie sich dann hingesetzt, es war eines der besseren Häuser, oben am Marktplatz, ganz in der Nähe der Burg, zwei Wachen standen vor dem Haus. Es war nicht gut besucht, es gab keine klimpernden Barden und auch keine erzählenden Barden, auch wenn beides nicht verboten schien. Es war sehr ruhig, es diente wohl wichtigen Geschäftsleuten als Verhandlungsort oder einfach nur für Leute, die in Ruhe essen und trinken wollten oder sich abseits des Rummels der riesigen Stadt unterhalten. Es war überaus gemütlich hier, ein offener Kamin, sehr groß, spie seine Wärme in die ganze Taverne und machte es gleich dreimal so gemütlich. Fast kam er richtig ins schwärmen, sie aßen seit langer, langer Zeit mal wieder richtig edlen Fraß. Das Lokal bot sich dafür an, waren die Preise doch nicht mehr als ein Drittel über dem normalen Preis und es schmeckte vorzüglich. Sie ließen es sich schmecken, genossen dieses vorerst letzte Essen in dieser Stadt, denn Rociel hatte schon weitere Pläne. Selbstverständlich ging es in erster Linie um die letzte Zutat, doch es war auch noch mehr. Genüsslich ließ er die Putenpastete auf seiner Zunge zergehen, ehe er sich mit einem Schluck Wasser die Kehle ölte.

R: Wir werden heute noch aufbrechen.
I: Und wohin geht es diesmal?
R: Isabell...ich möchte, dass du mir einen Gefallen tust...
I: Wenn es in meiner Macht steht...
R: Ich möchte, dass du die nächsten Tage alleine bleibst.
I: Alleine? Du meinst, ohne dich?
R: Ja so in etwa. Wir werden gleich nach dem Essen zu Prix Lager aufbrechen, du kennst ihn und Ra inzwischen ja. Ich möchte, dass du bei ihm bleibst, ihm ein wenig zur Hand gehst und dich etwas schonst, denn sobald ich wieder komme, wird sich vieles verändern.
I: Und du? Ach ich weiß schon, du wirst die Feuerwarane suchen, stimmt's?
R: Ja das werde ich. Ich habe mir lange den Kopf zermatert, ob es wirklich sinnvoll ist, alleine loszuziehen, aber ich muss diese Aufgabe alleine schaffen. Hör zu, es ist so, dass wir mit den schweren Fellen und Schuppen unmöglich nach Feuerwaranen suchen können. Auch sind unsere Vorräte am Ende und selbst, wenn wir uns neu eindecken, so werden wir es kaum schaffen. Ich habe mir nichts sehnlicher gewünscht, als dir diesen Traum zu erfüllen und doch war der Weg alles andere als leicht. Doch ich spüre, dass nun die Zeit gekommen ist, in der ich mich dem Feind stelle. Ich habe da noch eine alte Rechnung zu begleichen…und ich möchte nicht, dass du mich dabei siehst.
I: Ist es denn so schrecklich?
R: Ja, ich...muss so handeln. Bitte versteh mich Sternchen.
I: Ist schon gut. Ich werde dir nicht folgen. Aber nur, wenn du mir eines versprichst. Pass auf dich auf.
R: Oh ja, das verspreche ich dir.


Sie führten ihr Mahl weiter, freilich nicht mehr so wie zuvor. Rociel war froh, dass er es endlich los war und seine Schwester machte sich jetzt ihre Gedanken dazu. Nun schmeckte das gute Essen kaum mehr so gut, wie noch zuvor, doch sie beendeten ihr Mahl trotzdem.
Der Wirt wurde anständig bezahlt, letzte Blicke gingen zu dem schönen Kamin und dann war die Taverne auch schon um zwei Gäste ärmer. Ein letztes Mal schweifte sein Blick über die Stadt. Es war typisch, denn das machte er immer. Letzte Erinnerungen sammeln, noch einmal ganz genau hinschauen, denn immer schweifte der Gedanke mit, dass es das letzte Mal sein konnte. Das Leben in dieser Stadt war einzigartig, die Geschäftigkeit der Leute und der Trubel auf den Straßen. Es war nicht immer schön, aber doch war Gorthar etwas ganz besonderes in seinen Augen. Wahrscheinlich waren es die Kontraste und die Größte, die Gefährlichkeit und die Sehnsucht, die ihn diese Stadt lieben ließen, doch auch letzte Blicke mussten versiegen und so war es irgendwann am frühen Nachmittag, als sie durch die Tore hinaustraten. Nicht mal mit den Wachen gab es diesmal Streit, ein Zeichen, dass er fast als Omen deuten wollte, aber selbstverständlich nicht tat. Draußen im Freien, da waren sie vor kurzem hergekommen, jetzt waren sie also wieder zurück. Nur wenig Proviant hatten sie noch auf ihren Schultern, die Last von fünf Drachenschuppen und sechs Wolfsfellen lastete schwer und machte das Gehen mühselig, doch schon bald sollte das alles ja ein Ende haben, so war die Theorie...
14.02.2004, 14:12 #192
Isabell
Beiträge: 307

Ein lauer Wind wehte durch die Reihen der großen Fichten, einzelne Tannen kreuzten ihren Weg. Die Bäume bogen sich vor ihnen, mal nach links, dann wieder zurück nach rechts. Heute war kein sonniger Tag, sie steckte unter dicken Wolken fest. Immer noch war es sehr kalt draußen, ihr Atem war sichtbar, es konnte nur wenig über Null liegen. Doch gegen die Kälte in Teljarsfeld war das alles nichts. Die Wärme und Geborgenheit der Taverne war verflogen, dicke Realitätsmomente holten sie ein. An den freien, unbedeckten Stellen ihrer Haut bildete sich eine Gänsehaut, die wie Windpocken aussah, wenn man genau hinsah. Einige Haare des Schneewolfpelzes hingen ihr im Gesicht, doch das machte die Sicht auch nicht mehr schlechter, denn klar lag der Weg vor ihnen. Die Stadt war nur wenige hundert Meter von ihnen entfernt, doch der Wald war dunkel und kündete von seiner Einsamkeit. Die ersten Vögelstimmen waren zu hören, doch alsbald sollten sie verstummen. Waren sie bisher noch auf fester Wiese gelaufen, traten sie nun auf Tannenzapfen, Nadeln und weiche Erde. Auf ihrem Weg durch die dichten Bäume sah sie auch ein paar Pilze an verfaulten Bäumen hängen und auch die ersten roten Beeren gingen an einigen einsamen Büschen auf.
Ein Eichhörnchen tollte wild und kess an einem Baumstamm herum, nagte an einer Nuss und nahm die beiden Waldbesucher gar nicht richtig war. Es ließ sich nicht stören, auch nicht als sie näher als zwei Meter herankamen. Isabell musste willkürlich lächeln, als sie das süße Tier sah, doch dann knackte die Nuss auf und mit der Nuss verschwand auch der Gast auf dem Stamm, irgendwo im Wipfel der Tanne.

Tiefer drangen sie in den Wald ein und doch war ihre Reise schon fast vorbei. Die Erinnerungen an Prix waren nett, sie hatte jedoch mehr seinen kleinen Schüler Ra im Gedächtnis, mit dem sie schon mal ausführlich geredet hatte. Es waren beides keine schlechten Menschen, hatten immer ein Lächeln übrig, zumindest hatte sie diesen Eindruck gewonnen, in den paar Stunden wo sie bei ihnen waren. Es machte ihr Gewiss nichts aus, ein paar Tage hier zubleiben, konnte sie doch eine kleine Pause gut gebrauchen, doch weniger von der Anstrengung als ihrer Psyche her. Es behagte ihr ganz und gar nicht, ihren Bruder einfach so ziehen zu lassen, waren sie doch seit der Widerfindung auf dem Schicksalsberg nie mehr getrennt gewesen, doch sie spürte in seinem Blut, dass er wirklich alleine gehen musste.
Es war aber nicht nur die Hoffnung auf die Schuppen, die dann endlich die Rüstung vollenden würden und damit eine kleine Legende auferstehen ließen, es war viel mehr die Hoffnung auf einen besseren Abschnitt, der darauf beginnen würde. Doch immer schwebte die Angst mit, dass der Tod sie trennen könnte. Unsterblichkeit, einst ein großes Thema, war lange vergessen. Die neuesten Wunden in Körper und Seele hatten gezeigt, dass eine Unsterblichkeit noch lange nicht für sie galt. Niemand war unsterblich, auch sie nicht und auch ihr Bruder nicht. Aber die Wege mussten gegangen werden, es klang seltsam, aber sie war sich dieses Mal viel sicherer, dass er es schaffen würde. Ihr Blut hatte auch einen Vorteil, denn es machte die Gefühle sensibler, als bei anderen.

Lichtend wichen die letzten Bäume von ihnen, sie waren endlich angekommen. Schwer war die Last der Trophäen und in einem hatte er Recht, sie konnten die Kostbarkeiten unmöglich mitschleppen. Vielleicht hatte er aufgrund ihres Wertes auch beschlossen, sie nicht in der Stadt zu lassen. Es war nicht unbemerkt geblieben, genau wie Garez Drachenschatz vor ein paar Jahren. Hätten sie die Sachen dagelassen, wären sie sicher gestohlen worden und dann wäre jede Mühe umsonst gewesen. So würde sie die ganze Zeit drauf aufpassen, wenigstens ein kleiner Trost.

Das Lager lag abseits von Bäumen und anderem waldtypischen. Eine kleine Mulde, blanke Steine, ein harter Untergrund, nur wenig Erde, so sah es aus. Doch war es gut geschützt, für Rociel war dies alles lange bekannt, doch ihr fiel diese gute, strategische Lage erst jetzt auf. Man konnte nur von einer Seite her angreifen und so war das Lager ein wenig gesichert, außerdem war da ja noch die Nähe zur Stadt. Es ragten zwei Zelte heraus, der Platz des großen Lagerfeuers, zwei hölzerne Stämme, die man als Bank benutzen konnte und natürlich noch weitere Kleinigkeiten wie eine kleine, hölzerne Kammer. Es war nichts Reiches dabei, sondern ein einfaches Jägerlager, doch nun war es unbewacht und niemand war da. Es war sehr ruhig, unter ihren Stiefeln fielen kleine Kieselsteine den Abhang herunter, polterten wenige Zentimeter und blieben wieder stehen. Ein scharrendes Geräusch kündigte sie schon lange vorher an, doch das Lager blieb trotzdem leer. Die Vorratskammer war sicher wieder prall gefüllt, doch dieses Mal wollten sie sich nicht einfach bedienen, stattdessen nahm Isabell mit einem schönen, grünen Apfel vorlieb. Es war ein saftiges Stück und in ihm steckte die Süße des Frühlings, doch schon bald war er aufgegessen und so verschwand schon bald der süße Geschmack.

Trotz der Verzögerung warteten sie, die Felle wurden ein letztes Mal auf ihren Zustand untersucht, der nach wie vor einwandfrei war. Nun waren sie einige Zeit von ihren Körpern getrennt und rochen immer noch sehr nach Wolf, doch vielleicht würden sie das bald nicht mehr tun. Letzte Blutsflecken waren verkrustet, standen aber auch auf einer Liste, die sie abarbeiten wollte. Ansonsten waren sie rein und wunderschön, besonders das größere Fell des Leitwolfes. Die Drachenschuppen hingegen wirkten düster, noch immer glitzerten sie rot und schwarz und orange und braun. Vielleicht war es ja ein großer Feuerdrache gewesen. Der Fluch klebte auch an diesen Schuppen, doch er war zu schwach, um sie in ihren Bann zu ziehen, aber dieser Fluch war gleichzeitig Segen, denn nur diese Magie konnte die anderen magischen Elemente entfesseln. Erst durch die Drachenschuppen konnte die Kraft der Schneewölfe erwachen und die gebündelte Wärme der erkalteten Schuppen erwecken.
Plötzlich fiel es ihr wieder ein, denn unten im Keller von Garez war da diese seltsame Situation, die schwarze Aura, Isabell dämmerte es wieder. Rociel, was ich dich noch fragen wollte. Was war eigentlich da unten im Keller von Garez los, als du mir die Schuppe gegeben hast? Was war das für eine finstere Aura, die sich um dich und dann um mich legte? Ihr Bruder sah sie seltsam an, wie jemand, der mit allem gerechnet hätte, nur nicht mit dieser Frage. Dann entspannten sich seine Gesichtszüge aber wieder, wirkten fast überheblich, als er ihr antwortete. Das Amulett. Du weißt doch inzwischen, welche Macht in diesen Relikten steckt. Da unten im Keller, da war eine magische Aura, eine sehr starke magische Aura. Doch es war weniger künstlich geschaffene Magie, als eine jahrtausend alte Magie. Ich vermute, es hatte auch was mit den blauen Flammen zu tun, aber eigentlich ging es um den Drachen. Diese uralten Geschöpfe sind nicht einfach tot, wenn man sie besiegt. Du müsstest es am besten wissen. Der Bann da unten war so stark, dass jeder ihm verfiel. Du hast es an Garez gesehen, hätte ich ihn nicht berührt, so wäre er wohl vollkommen ausgetickt, ein Wunder, dass er es all die Male überlebt hat. Die Kräfte des Amulettes legten diese Aura um mich, um nicht von dem Schatz des Drachen geblendet zu werden, auch ich war ihm schon fast verfallen und du auch. Isabell nickte, er hatte Recht, sie war da unten fast einer Macht erlegen, die sie nicht kontrollieren konnte.

Als auch dies geklärt war, konnte sie sich entspannter zurücklehnen, denn solange niemand kam, wollte Rociel noch bleiben. Wie vor einer Hinrichtung waren das quälende Momente und doch war es schön, es kam immer drauf an, wie man es sah...
14.02.2004, 20:43 #193
Marquez
Beiträge: 370

Das ließ sich Marquez nicht zweimal sagen. Sofort eilte er zum Fenster, durch das Druid gerade geflohen war, schoss mit einem beherzten Hechtsprung hindurch und fing sich an der Regenrinne des kleinen Vordaches über dem Eingang wieder auf, die unter einem qualvollen Knarren nachgab und zusammen mit ihrem Ballast gen Boden glitt, bis der Bandit schließlich mit einem grazilen Ausfallschritt vor seinem wartenden Lehrmeister landete. Doch noch während sich die beiden in Bewegung setzen wollten, schlug die Tür hinter ihnen krachend auf und ließ sie zusammenfahren.
»Weg hier!«, rief Druid ihm noch zu und lief dann in die nächste dunkle Seitengasse hinein, in der Hoffnung, dass sie ihnen wenigstens vorübergehend als sicheres Versteck dienen würde. Marquez blieb ihm zuerst dicht auf den Fersen, doch dann, als er meinte, in Sicherheit zu sein, hielt er an und wagte einen kurzen Blick zurück:
Die Kultisten, die inzwischen aus dem Gebäude herausgeströmt waren, schienen sich in zwei Gruppe aufzuteilen: Die eine schwärmte in alle Himmelsrichtungen aus, um die Fliehenden zu suchen, die andere aber eilte direkt die Straße hinunter – und Marquez war klar, was das wohl bedeuten würde, nämlich dass sie die Bibliothek vor ihnen erreichen würden. Die Straßen waren jetzt also garantiert nicht mehr sicher.
»Also, den direkten Weg können wir schon mal abhaken...«, murmelte er, als er wieder zu Druid zurückkam. Dieser würdigte das aber nur wenig:
»Na, dann lasst Euch mal was einfallen!«, sagte er nüchtern und wand sich ab.
Nun ja, Marquez war dann doch irgendwie ratlos, und so ließ er seinen Blick schweifen, als ob er hoffte, die Häuserwände würden ihm eine zufriedenstellende Antwort geben. Doch überraschenderweise waren sie keine große Hilfe. Lediglich der Boden konnte ihm einen entscheidenden Hinweis geben, barg er doch ein breites, dunkles Gitter, welches ein Loch in einer nahen Ecke bedeckte und im fahlen Mondlicht umherglänzte.
»Sagt mal...«, begann der Bandit nun zögerlich. »Druid, wisst Ihr ungefähr, wo die Bibliothek Luftlinie liegt?«
Druid nickte.
»Also gut, dann sollten wir vielleicht den Weg durch die Kanalisation nehmen. Helft mir mal mit dem Gitter...«
15.02.2004, 00:08 #194
Heimdallr
Beiträge: 12.421

Es verstrichen mehrere Stunden, in denen nichts mehr passierte. Bald erfüllte ein kleines Feuer den Platz, die Flammen loderten auf und erhellten das ganze Gebiet. Es zog viele Tiere an, doch die meisten hielten sich versteckt, unsichtbar für die menschlichen Augen. Knisternd und knackend gab das Feuerholz nach, das er aus dem kleinen Schuppen geholt hatte. Gelbliche, rötliche und schwarze Farben zogen hinauf, manchmal auch in grün. Die qualmende Säule stieg in einen Himmel, an dem Sterne standen. Äußerlich war er unzufrieden, denn diese Verzögerung um Stunden mochte ihm gar nicht ins Konzept passen, doch innerlich war er fast froh darüber – noch musste er nicht losziehen, noch war er bei ihr. Er hatte mehr Sorgen, als er bisher dachte, doch hier schien alles so leicht und so unbeschwert zu sein. Es machte alles nur noch schlimmer. Ein paar Sterne funkelten von oben herab und sie sahen aus wie die Augen seiner Schwester. Noch immer war kein Zeichen von Prix und Ra, ungewöhnlich für Jäger, dass sie so lange ihr Lager alleine ließen. Hoffentlich war ihnen nichts zugestoßen. Ihre kargen Vorräte hatten sie zusammengelegt und längst gegessen, nun warteten sie nur noch auf ein Lebenszeichen der Jäger. Er mochte heute Abend nicht mehr aufbrechen, es war sinnlos mitten in der Nacht loszuziehen, denn auch Rociel musste schlafen und alleine in der Wildnis zu übernachten, wenn man hier ein großes Feuer und eine relative Sicherheit hatte, das erschien ihm als absolut inakzeptabel.

Es war wirklich eine Hinrichtung, denn je länger der Abschied dauerte, desto schmerzhafter würde er werden. Aber auch er mochte irgendwann nicht mehr an Feuerwarane, Amulette und Schicksale denken, irgendwann brach man jeden Zauber, in dieser wunderschönen Winternacht. Kalt war es geworden, noch kälter als am Tage und der Atem mochte nun schon öfters gefrieren. Dennoch waren sie gut gewärmt, das Feuer war da, ihre Kleidung war da und niemals würde es so kalt wie in einem Schneegebirge werden. Kälte war nur da, um eine noch viel heißere Hitze zu entflammen. Sie saßen eng beieinander und starrten in unterschiedliche Richtungen. Mal in die Sterne, mal in den Wald, mal in das Feuer. Es war ein ewiges Warten und immer noch vom quälenden Abschied zersetzt. Er hatte keine Ahnung, wie es sich anfühlen würde plötzlich alleine zu sein. Niemanden mehr an seiner Seite zu wissen, niemals fragen zu können, wenn man keine Antwort mehr wusste. Alleine in Sterne und Feuer schauen, einsam des Weges gehen. Alte Wunden brachen wieder auf, doch auch sie machten ihm Mut. Es gehörte dazu zu leben, Mensch zu sein. Dinge zu meistern ohne jemandes Hilfe. Mensch sein... Rociel konnte dieses Wort nicht mehr hören. Er war kein Mensch mehr, würde es nie mehr sein. Er wünschte sich einen Jemand, der die Zukunft sehen konnte. Er wollte wissen, wie es weiterging. Er gab sich selber noch vier Jahre, vielleicht fünf. Danach musste sein Leben ein Ende haben. Dann wäre er dreiundzwanzig oder vierundzwanzig menschliche Jahre alt. Viele Leute starben viel früher und trotzdem würde er einen jungen, starken Körper hinterlassen. Gedanken an den Tod waren nichts neues, meistens auch nur plastisch eingesetzt, doch zum ersten Mal beschäftigte er wirklich realistisch damit. Rociel war schwer gezeichnet durch dieses Blut, er hatte seinen Vater immer geschätzt und geliebt und er tat es heute noch. Doch trotzdem war er es, der ihm nun jeden Lebensmut nahm. Er wollte diese eine einzige Aufgabe erledigen. Viele, ärmere und unterprivilegierte Menschen hatten in ihrem Leben etwas erreicht, etwas worauf sie stolz waren. Er hatte das nicht. Noch nicht. Doch seine Aufgabe lag klar vor ihm, er brauchte nur die Augen aufmachen, um sie zu sehen. Er war ein sehr ehrgeiziger Charakter, er wollte immer das Beste erreichen, wollte perfekt sein. Ich hole die sieben Amulette. Ich verbinde sie. Suche den Gral. Dann soll Innos stolz auf mich sein. Niemand sonst wird es je schaffen, meine Macht soll grenzenlos sein. Doch auf dem Höhepunkt jener, werde ich meine Belohnung fordern. Ihr habt sie mir versprochen. Ihr habt gesagt, wenn ich alle Aufgaben erledigt habe, darf ich in das Tal zurückkehren. Ich werde gemeinsam mit Isabell gehen. Nur wir beide. Der Rest der Welt kann uns gestohlen bleiben. Wir sind unheilige Sünder. Wir sind unwürdige Geschöpfe. Wir lieben uns, obwohl wir Geschwister sind. Wir leben mit dämonischem Blut in unseren Adern. Wir töten auf all unseren Wegen. Wir sind abnormal. Herr, nur du weißt es, nur du kannst es sehen. Bitte, lass die Zeit verrinnen, verleih uns Flügel, auf dass es nicht vier Jahre dauern muss.

Der Wunsch nach dem Tod war so groß wie nie zuvor, eine einst so kleine Flamme, sie loderte nun wie das große Lagerfeuer vor ihm. Die Zeit war reif, in der jüngsten Vergangenheit waren wenig Helden gestorben. Bald sollte es wieder geschehen, doch Helden mussten erst zu göttlicher Macht kommen, um als Held zu sterben. Macht... wie unnatürlich sie doch war. Wer braucht schon Macht, wenn er unstillbare Gier befriedigen kann? Eine kleine, weiße, leise brennende Flamme war neben dem Feuer in ihm. In ihr stand mit dicken schwarzen Lettern ein einzelnes Wort. Leben. Ein Zeichen? Oder nur ein besiegtes Überbleibsel. Noch war niemand gestorben...

Hatschiiiii! In Gedanken versunken kam er wieder zu sich, als ein Nieser durch den Wald ging. Hier im Hintergrund die Felswand, dass gab ein hübsches Echo. Dir ist kalt, warte, ich wärme dich ein wenig. Rociel nahm eines der Wolfsfelle und wickelte es um Isabell, sofort wurde ihr wärmer und Kälte blieb fern. Wie ein kleines Kind legte er dann seinen Kopf auf ihre Schulter und sah ins Nichts. Es war hier so friedlich, so ruhig. Und immer noch keine Spur von den Jägern. Hast du Angst, mein Bruder? Hatte er Angst? Er wusste es nicht. Er hatte keine Angst mehr vor dem Tod, doch es gab Sprüche, die würden in der Ewigkeit noch Wahrheit prangern und einer davon war von ihm. Er hatte Angst um Isabell, weil er sie hatte, als einzige und immer würde es so bleiben. Ich weiß nicht Schwester. Ich habe Angst um dich. Ich möchte dich nie mehr missen, nie verlieren. Aber ich muss gehen und ich werde in Zukunft gehen müssen und du wirst gehen und in Zukunft gehen müssen. Aber eines verspreche ich dir, den letzten Krieg, die letzte Schlacht, die werden wir gemeinsam führen und dann den letzten Weg gehen und durch das letzte Tor schreiten. Natürlich nur, wenn du mich auch begleiten willst. Ich bin fest entschlossen, denn es ist mein einziger Wunsch. Wir sind nie alleine, du weißt doch, unser Blut bindet uns auf Ewig.

Rociel nahm eine Hand seiner Schwester und führte sie wie betäubt unter seine Rüstung, auf der bloßen Haut seiner linken Brust waren ihre eiskalten Finger wie kleine, feine Stiche, die durch das dichte Netzwerk von Haut und Gewebe drangen. Es tat weh und doch erfüllte eine unbekannte Wärme schon bald ihre kleinen Finger. Unter dem Fetzen Haut schlug es kräftig, Blut wurde gepumpt und verwertet, es war dämonisches Blut und menschliches Blut, doch egal welches Blut es auch war, der Effekt war derselbe. Und dieses Herz wird immer für dich schlagen. Nie für jemand anderes...nur für dich...

Isabell wollte etwas sagen, doch zuvor legte er ihr den Zeigefinger auf die Lippen und sie verstummte. Der Mond schien kräftig und hell, Raben krähten zu später Stunde, wie Unglücksboten kreisten die schwarzen Vögel offen über das immer weiter währende Feuer. Flammen sollten von ihrer Anwesenheit künden, loderten immer weiter und höher. Es war schön, zu schön um wahr zu sein, wäre da nicht dieser ganze Kram zuvor, man hätte direkt übermütig werden können. Rociel streichelte sanft ihre Wangen, so kalt wie ein frostiges Herz das trauert, ein Kuss, so wie die Ewigkeit. Ihre Lippen brannten ihre Liebe, ein Feuerwerk der Gefühle, in dieser eiskalten Nacht. Es sollte ungewöhnlich kalt werden, doch in die Felle gewickelt, störte sie das wenig. Es war ein vorgezogener Abschied, ein letztes Mal Nähe spüren und auch Wärme und Geborgenheit finden. Ihre Lippen, einst rau von Kälte, wurden immer weicher und keine Worte fielen mehr, mussten mehr fallen. Ein Herz nur, dass war ihm geblieben, es war das einzige, rein menschliche, was er noch hatte und es sollte ganz alleine dem Mädchen gehören, dass er so über alles liebte.

In dieser seltsamen, undurchdringlichen Winternacht funkelten die Sterne nur für sie...

Und immer noch keine Spur von den Jägern...
15.02.2004, 11:51 #195
Isabell
Beiträge: 307

Kräftige Winde ließen Nadeln brechen und fliegen, letztes Laub wurde aufgenommen, die Äste der Bäume bogen sich und Asche flog durch die Luft. Das Feuer, erloschen auf dem Höhepunkt seiner Macht, glimmte nicht mehr, war aus. Wärmendes Feuer fanden sie aber auch so noch. Die Vögel kreisten nun nicht mehr über die schlafenden Köpfe, hatten sich auf die Jagd begeben oder waren in ihren Nestern, wie sie schlafend. Die Nacht war vorüber, der Wind hatte den schwarzen Himmel weggepustet und nun wieder ein graues Wolkenband hinterlassen. In diesen Tagen zeigte sich der Winter noch mal von seiner schönsten Seite, ohne Sonne, dafür mit viel Grau. Wenigstens regnete es nicht, doch die Wolken ließen dies erwarten. Der Sturm brandete bis kurz nach Sonnenaufgang, dann wurden die Winde schwächer und schwächer und ließen irgendwann ganz davon ab. Der Wald beruhigte sich wieder und nun flogen auch die Amseln über die Lichtung. Kleine Tautropfen, Wasser in seiner schönsten Form, fielen von Ästen in mühsamer Prozedur, ernährten kleine Insekten, die schon gierig drauf gewartet hatten. Am Lager war es ruhig, keine Jäger waren da. Als Isabell kurz nach dem Winde erwachte, war sie schon sehr munter, ungewöhnlich für sie. Eingewickelt in zwei der Wolfsfelle war die Nacht sehr angenehm gewesen, doch diesen Morgen hasste sie jetzt schon, obwohl er noch gar nicht richtig begonnen hatte. An einer kleinen Stelle ihres linken Armes hatte sich eine Tannennadel hineingebohrt, der Wind musste sie hierher getragen haben. Sie zog die kleine Nadel heraus und merkte, dass ein winziges Blutrinnsal aus der Wunde kam. In diesem Blut sah sie ihres Bruders Gesicht und es war schwer die Tränen zurückzuhalten. Die sanften, so gefühlsbetonten Küsse, seine ungewöhnlich zarte Haut, sein Lächeln und seine Stimme, all das würde sie vermissen. Es schien so unverständlich, warum es so sein musste, warum es keinen anderen Weg gab, doch sie hatte es innerlich akzeptiert, ließ ihn gehen. Noch immer schlief er tief und fest und sie wachte schon ewig. Ein paar Vögel kreisten am Himmel, flogen Bögen und runde Silhouetten und verschwanden wieder in ewigem Nichts. Die Augen des Mädchens wurden leerer, je länger sie doch in den Himmel starrte. Er war grau und doch unheimlich schön, dieser Himmel mit seinen Wolken und seinen Bändern. Wenige Tränen liefen ihr die Wangen hinab, leise ohne zu wimmern gab sie sich dem Schmerz hin. Es schien so ganz normal zu sein, ohne etwas Besonderes, aber für sie war diese Trennung nicht leicht. Wenn man träumte und etwas schönes sah, dann wollte man es behalten, wenn man dann aufwachte verschwindet dieses schöne, wird erst zu einem schwarzen Abbild und verflüssigt sich dann mit dem schläfernden Augen. Auch in ihren Tränen nun.

Das Licht im Himmel war sicher nur Einbildung, genau wie die Stimme, die sie in ihrem Kopf singen hörte. Ein wenig erinnerte sie die Stimme an dieses helle Licht, dass sie in Drakia gesehen hatte. Die Stimme, die ihr den Weg nach Khorinis gewiesen hatte, die Stimme, die ihr ihren Bruder brachte. Sie hörte sie wieder singen, leise Töne, so sanft wie aus einer hellen Stimme eines Seraphins. Es war seltsam, aber obwohl sie nur sang, konnte Isabell Worte erhören. Klar verständliche Worte. Es war so, als ob sie mit der Luft sprechen würde. Ihre Tränen wurden getrocknet und die Stimme sprach ihr Mut zu. Es war so schön und so warm, genau zum richtigen Zeitpunkt war die Stimme gekommen. Sie änderte alles in ihr und die glasigen Augen weiteten sich um zu lächeln. Sie bildete sich ein, dass sie sich umarmt hätten, doch dann verschwand auch schon jeder Klang und jeder Ton, keine Musik mehr, keine Lieder. Still blieb es jedoch trotzdem nicht...

Sie hatte verstanden, auch wenn mal wieder nicht sicher war, ob es nur ein Traum war oder nicht, sie hatte verstanden um was es ging. Nicht mehr traurig sein, nein, das wollte sie nicht. Damit machte sie Rociel seinen Abschied nur noch schwieriger und es waren ja auch nur ein paar Tage. Noch immer schlummerte er leise, ein echter Langschläfer, durch nichts aus der Ruhe zu bringen, doch sie weckte ihn jetzt, er hatte genug geschlafen. Mit einem Stöhnen begann er den Tag, wurde er doch unsanft geweckt, aber anders ging es nicht. Ein sanfter Kuss auf die Wange sollte ihn aber schnell trösten, ehe sie zum ersten Mal an diesem Morgen aufstand.

Und immer noch keine Spur von den Jägern...

Bis jetzt, denn ein ziemlicher lauter Lärm kündigte sich aus dem Wald an, es dauerte nicht lange, da waren es menschlichen Stimmen, die näher kamen...
15.02.2004, 14:40 #196
Heimdallr
Beiträge: 12.421


Hey ho, sind's Jägersleut
Reißen das Wild, jagen die Beut

Hey ho sind's Jägersleut
Reißen das Wild, jagen die Beut

Seit Tagen schon auf großen Schritten
Unter der Kälte, wir so litten
Kehren nun heim in unsre Hütten
Dürfen bloß den Wein nicht verschütten

Hey ho, sind's Jägersleut
Reißen das Wild, jagen die Beut

Hey ho, sind's Jägersleut
Reißen das Wild, jagen die Beut

Meister schau, Meister sieh da
Unser Lager, ich sehe es klar
Bald schon sind wir wieder da
Ist das nicht herrlich, wunderbar

Hey ho, sind's Jägersleut
Reißen das Wild, jagen die Beut

Hey ho, sind's Jägersleut
Reißen das Wild, jagen die Beut

War'n in den Tiefen des Waldes schon
Holten uns dort, den Jägerlohn
Kämpften mit allen möglichen Tieren
Keiner wollte einfach verlieren

Hey ho, sind's Jägersleut
Reißen das Wild, jagen die Beut

Hey ho, sind's Jägersleut
Reißen das Wild, jagen die Beut

Die Pfeile in des Tieres Brust
Die Schwerter waren unsre Lust
Sie gingen zu Boden, bevor es ward hell
Der Kampf war kurz, der Kampf war schnell

Hey ho, sind's Jägersleut
Reißen das Wild, jagen die Beut

Hey ho, sind's Jägersleut
Reißen das Wild, jagen die Beut

Der Rückweg so lang, der Rückweg so weit
Warum auch nicht, wir haben ja Zeit
Wenn da nur die Kälte nicht wär
Und die Beute, sie ist schon schwer

Hey ho, sind's Jägersleut
Reißen das Wild, jagen die Beut

Hey ho, sind's Jägersleut
Reißen das Wild, jagen die Beut

Ich möchte nicht mehr länger warten
Meister, lass mich etwas braten
Die Beute ist hier, das Feuer muss an
Lasst mich an das Holz heran

Hey ho, sind's Jägersleut
Reißen das Wild, jagen die Beut

Hey ho, sind's Jägersleut
Reißen das Wild, jagen die Beut

Jägerlehrling, nun hör mir zu
Gib nun endlich einmal Ruh
Gleich schon werden wir was essen
Dann kannst du die Beute fressen
Doch erst werden wir sie brechen
Klauen, Nägel, Zähne stechen
Dann auch noch die Felle gerben
Woll'n doch nicht Lohn verderben

Hey ho, zum Lager herein
Da wird's bald schön warm
Da ist es ganz fein

Hey ho, zum Lager her...ein
Wie kann das denn sein?

Haben wir etwa bekannten Besuch?
Oder spiegelt mein Auge nen düsteren Fluch?

Nein ich denk nicht, denn ich sehe sie auch!
Ich heiß euch willkommen, so will es der Brauch.


Rociel war gerade ein paar Sekunden wach gewesen, als diese Stimmen auf ihn zugekommen waren. Ein ziemlich stürmischer Morgen, erst die gute Laune seiner Schwester und jetzt das. Er war ehrlich gesagt ziemlich überrascht, konnte es nicht so Recht glauben. Ungläubig rieb er sich die Augen, doch das änderte nichts daran. Meine Güte Prix, was ist hier los? Wann habe ich euch jemals singend durch den Wald gehend gehört? Die Jäger waren genauso erstaunt wie er selbst, denn mit Besuch rechnete man nicht, viel mehr mit Banditen aller Art, die alles verwüstet haben, oder noch besser, noch im Lager zurückbleiben. Tja, daran ist mein junger Lehrling Schuld. Er stimmt diese zweifelhafte Kunst an und ich lasse mich viel zu oft hinreißen. Aber egal jetzt, weg von unserer zweifelhaften Kunst, hin zu euch Fürst. Was treibt euch hierher? Habt ihr vor, mal wieder länger unter uns Jägern zu verweilen?
Er schüttelte den Kopf und verneinte, er wäre sicher gerne geblieben, gab es nicht viele Orte, wo er gerne war und noch weniger Menschen. Aber trotz der leichten Verwirrung hielt er an seinen Plänen fest. Etwas abseits, wo sie ungestört waren, konnte er die Details mit Prix besprechen, dabei war das alles so unwichtig, wenn er nur daran dachte...

R: Es tut gut, euch einmal wieder zu sehen, alter Jagdfreund. Unsere Begegnungen, fürchte ich, werden jedoch immer kürzer. Na ja, gut, dass ihr noch am Leben seid. Ich muss euch um ein paar Gefallen bitten.
Mich kriegt man nicht so leicht unter die Erde. Aber ich erweis dir gerne nen Gefallen.
R: Ich brauche Proviant…für sieben Tage.
Aye, ich denke das ist kein Problem.
R: Und dann möchte ich dich noch bitten auf Isabell aufzupassen...
Wie? Deine...sie war doch deine Schwester oder?...
R: Ja.
Ah ja, also sie begleitet dich nicht?
R: Nein, ich habe sie darum gebeten hier zu bleiben. Ich muss diese Aufgabe, die vor mir liegt, alleine schaffen. Isabell ist eine ausgezeichnete Kämpferin und wird dir sicherlich gerne helfen, wenn ihr auf die Jagd geht, aber pass trotzdem ein wenig auf sie auf, ich mache mir jetzt schon Sorgen.
Völlig unbegründet, du weißt doch warum.
R: Wie? Ach so jaja.
Und in sieben Tagen...
R: ...Hoffe ich wieder da zu sein. Ich habe keine Ahnung, wo ich diese Mistviecher finden kann.
Mistviecher?
R: Feuerwarane.
Puhhhh. Da hast du dir aber ganz schön was vorgenommen.
R: Kennst du sie?
Ja, hab schon mal einen erlegt.
R: Und?
Nun ja, kein schönes Vergnügen, meine Haut war ein paar Tage nicht mehr zu gebrauchen, nur ein paar Salben konnten sie wieder herstellen. Diese Viecher können Feier speien, einen halben Meter weit, vielleicht mehr. Sie sind schnell, nicht auf Dauer, aber ein paar Meter können sie rasend schnell sein, dabei täuscht ihre Träge oft. Lass dich in keinen Nahkampf verwickeln, ohne Schild ist das tödlich. Wenn du es schaffen solltest sie zu erlegen, noch etwas. Ihre Schuppen sind sehr hart und doch sehr elastisch. Du musst sie von der Unterseite schneiden, nicht wie Fell ringsum. Es ist eine ganz eigene Kunst, ihre Schuppen zu nehmen, du wirst es lernen müssen, aber schneid immer da, wo sie sich leicht lösen lassen. Und noch ein letzter Tipp. Schneide ihre Zunge ab. Nicht die Zähne, die sind wertlos, aber ihre Zungen, sie gehören zu den wertvollsten Trophäen, die es unter Jäger gibt. Ich würde sie dir gerne abkaufen, oder aber du hast selber Verwendung dafür. Aber auf keinen Fall einem frisch getöten Feuerwaran die Zunge mit der bloßen Hand abnehmen. Benutze irgendetwas anderes dafür, außerdem solltest du sie abkühlen. Das gilt aber nicht für die Schuppen, sie sind nicht heiß.
R: Hm, danke. Das hilft mir sehr. Weißt du, wo ich welche finde?
Hm...na ja, nicht direkt...
R: Sag schon?!
Es gibt da einen alten Turm. In ihm wohnte einst...ähm...ach keine Ahnung, hab's vergessen. Aber egal, vor diesem Turm sollen sie sein. Er liegt am Meer, Strand ringsherum. Man kommt gut dorthin, aber wer riskiert es schon. Vor zwei Jahren habe ich einen Mann getroffen, in Gorthar, der da war und entkam. Vielleicht sind sie immer noch da.
R: Ja, ja, ja, wo ist dieser Turm, da muss ich hin.
Er liegt am Strand, gehe von hier aus zur Nordküste, Richtung Khorinis, ich kann es dir auch noch mal zeigen. Laufe dann immer am Strand entlang, der Mann sagte, er wäre in zwei Tagen geflohen, also rechne mit drei Tagen.
R: Das, das ist die beste Nachricht seit langem. Prima. Jetzt nur noch den Proviant aufnehmen und dann los.
Stell es dir nicht zu einfach vor, ich sag ja, diese Biester sind extrem gefährlich...


Rociel nickte artig, wie ein Lehrling vor seinem Meister, doch Lehrling war er schon lange nicht mehr, er hatte jetzt die besten Voraussetzungen für diesen letzten Teil der Expedition, doch während Prix seinen Rucksack packte ging er zurück zu Isabell, die Ra schon alles erzählt hatte, wie er annahm. Kurz begrüßte er ihn und mischte sich etwas in die Unterhaltung ein, dann aber zog er sie weg von ihm und ging ein paar Schritte raus aus dem Wald, zu der Stelle, wo man auf Gorthar blicken konnte und der Waldesrand mündete. Die Zeit des Abschiedes war gekommen, bitterer Abschied...
16.02.2004, 17:08 #197
Heimdallr
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Sie standen da, der Wind wehte wieder leichter, mal landeten Haare im Gesicht, mal wieder nicht, der Blick auf die Stadt war ungetrübt und auch der diesige Himmel konnte dies nicht ändern. Rociel sah zum Tor, dass er nicht ganz erkennen konnte und legte sich letzte Worte zurecht, doch am liebsten wäre er einfach gegangen, in der letzten Nacht, ohne diesen Abschied. Schon wieder Krähen. Ja, die schwarzen Vögel flogen wieder über ihre Köpfe und krähten heiser, bis sie sich auf einen Ast niederließen und sie von dort aus beobachteten. Kurze Zeit später kam dann Prix, mit ihm ein voll gefüllter Rucksack mit Proviant. Es würde mehr als nur reichen, schließlich führte die Reise nicht in unwegsames Gebiet und vielleicht hätte er sich auch so mit Frischfleisch versorgen können, aber so war es sicherlich besser. Als der Jäger kam, drehte er sich um, bedankte sich sehr, mahnte noch mal die Worte an, auf das Prix gut auf seine Schwester Acht gab und dann schüttelte er ihm die Hand und umarmte ihn. Aber nur kurz und mehr in Freundschaft. Prix war einer der wenigen Männer, die ihn so akzeptierten und nicht mal zurückschrecken würden, wenn sie wüssten, dass er ein Dämon war. Rociel war ewig dankbar dafür und so fiel es ihm noch schwerer, als der braunhaarige Jägermeister nun wieder verschwand, doch er hatte ein Grinsen im Gesicht, was er nicht deuten mochte. Jedenfalls wäre der Jäger ohne die Tipps vom einzig wahren Meister hier schwer aufgeschmissen, denn auch wenn er die Warane gefunden hätte, so hatte er sich tatsächlich noch nie den Kopf zerbrochen, wie er dann eigentlich vorgehen wollte. Er hatte schließlich noch gar keine Erfahrung mit diesen Tieren.
Dann waren sie wieder alleine, aber noch bevor er sich wieder der Stadt widmen konnte, ging Isabell auf ihn zu. Sie umklammerte seine Hände und lehnte sich zu ihm, spielte ein wenig mit seinen Fingern und den ihrigen und sprach dann endlich. Geh jetzt, ich wünsch dir viel Glück, aber du wirst es sicher nicht brauchen. Wenn du zurückkommst, dann werden wir gemeinsam Ashisou fertigen und bis dahin kümmere ich mich um die Felle. Was soll ich dir aus dem Fell des großen Wolfes machen? Armschoner? Schulterklappen? Handschuhe? Glück? Kein Glück? Was spielte das schon für eine Rolle. Die Feuerwarane sind mir doch vollkommen egal. Alles was ich will bist du Schwester, das weißt du doch... Rociel sah zu ihr, in die großen, weiten Augen, die wie ein großes Feld voller Sonnenblumen waren. Seine Lippen waren getrübt durch die Last und verklebt durch trockenen Speichel, aber trotzdem klang seine Stimme klar. Ich möchte neue Stiefel daraus machen lassen. Meine Alten sind mir zu eng geworden. Ich denke, ich sollte jetzt wirklich...gehen. Er drehte sich um und ging den von Prix gewiesenen Weg, ganze zwei Schritte, dann drehte er sich wieder um und lief zu ihr zurück, wie ein angstvolles Kind das nicht von zu Hause weggehen wollte. Doch er hatte keine Angst, er wollte, nein, er musste noch einmal ihre zarten Lippen spüren. Ihr Kuss war so wunderschön und lange hielt er sie fest, wollte sie nicht loslassen, dann aber stieß sie ihn sanft weg und drehte sich um und hüpfte weg, doch einmal noch sah sie zu ihm. Geh jetzt Brüderchen, ich werde jeden Tag an dich denken und mach mir ja keine Schande, die Feuerwarane sollen dich kennen lernen. Sie zwinkerte ihm zu und verschwand, irgendwo ein paar Meter weiter hinten im Lager, versperrt die Sicht durch dicke Tannen.

Da stand er nun, ganz alleine, für Momente wie gelähmt, dann aber zogen sich die Falten zu einem breiten, zufriedenen Lächeln. Sie hatte keine Angst mehr um ihn, also durfte er auch keine mehr haben. Und es war unmöglich, dass etwas passierte, er brauchte Selbstvertrauen und das gab er sich genug. Sein Ehrgeiz brachte erst diese Situation und sein Blut war schon wieder heiß, es wollte diesen Kampf haben, dieses Blut, den Tod, den Erfolg, die Bestätigung. Mit den beiden Schwertern am Gürtel und der Rüstung, sowie den alten Stiefeln stand er dann gemein grinsend da, wo er auch zuvor reglos verharrt war. Seine Lippen waren geöffnet und eiskalter Wind huschte durch den Innenmund und die Lungen, die Bronchien und den Gaumen. Sein schwarzer Umhang flatterte in der stärker werdenden Brise und gab dieses unheimliche Geräusch von sich, das eigentlich gar nicht unheimlich war, aber heute schon und auch schon oft war. Rexx, sein Schädel, sendete unheilige, schwarze Nebel aus und selbst der Feuerstein leuchtete auf. Alles an ihm schien mit Leben erfüllt zu sein, es schien durch seinen Körper zu strömen. Seine Augen glänzten und freuten sich wie die eines kleinen, glücklichen Kindes, das seine ersten Goldmünzen bekommen hat. Dann drangen seine Worte aus dem Mund, sie klangen grimmig und doch gesprochen in einem gewissen Wahnsinn.

Ja, die Feuerwarane werden mich kennenlernen, hehehehehe, hahahahaha, hihihihi...

Mit einem gewaltigen Satz machte er kehrt, der Umhang wurde leiser und das Leben in und an ihm erlosch zum größten Teil, unglaublich schnell bewegte sich die Gestalt dann in Richtung Stadt, aber nicht zum Stadttor. Ein irrer Schrei hallte durch die Berge und kündete von Unheil, der Wind war der Bote, doch welches Wesen sollte der Abnehmer für den sein, der geradewegs marschierte, unaufhaltsam, wie ein Dämon.
16.02.2004, 20:38 #198
Heimdallr
Beiträge: 12.421

Inzwischen war die Sonne untergegangen und Rociel plante heute eine sehr frühe Rast zu machen. Ab morgen wollte er sich keine Pausen mehr gönnen und seinen Körper schinden, doch heute sollte der sowieso schon angebrochene Tag nicht mehr weiter genutzt werden. Schon beim Sonnenuntergang war er stehen geblieben, hier an der Küste von Gorthar. Das Meer fiel krachend gegen die Steine und Felsen oder schwamm nur dem sandigen Ufer entgegen, aber nicht oft waren diese Stellen so schön. Sand war Seltenheit und Klippen überwogen hier, oft musste er hohe Hügel besteigen oder an gefährlich spitzen Felsen vorbeiklettern, aber er wollte sich auf keinen Fall vom Meer abdrängen lassen. Der Sonnenuntergang war hier so schön gewesen und mit der Romantik des Meeres hätte er so gerne den Duft von Isabells Haut oder das Glänzen ihres ewig schönen Gesichts gesehen, doch sie war fern und damit musste er sich abfinden. Aber Zweifeln über die Richtigkeit dieser Sache, das tat er nie, denn er wusste, dass sie das richtige taten. Zusammen, denn auch hier war er nicht allein. Er hätte mit Rexx sprechen können, aber jedes Gespräch verursachte immer leichte Kopfschmerzen. Und in die Welt der Lebenden ging er immer alleine, man konnte ihn nicht zum sprechen bewegen, diesen seltsamen Magieuntoten.

Rociel hatte sich trotz der widrigen Küste ein kleines Plätzchen gesucht, wo Sand lag, denn Sand war der beste Untergrund, den er bekommen konnte. Spitze Felsen waren die Alternative, das Meer war noch nicht stark genug, um an dieser Stelle die Steine auszuwaschen. Der Sand war nicht weich und pulvrig, sondern sehr körnig und einen weichen Schneewolfspelz gab es auch nicht, aber er war damit zufrieden, was er hatte. Allein die Wohltat seine Stiefel ausziehen zu können war schön und seine Zehen spielten mit dem Sand, an dem immer wieder neues Salzwasser ankam. Der Sand war klebrig und bald auch seine Zehen, doch das störte ihn nicht, im Gegenteil. Schön war es hier, auch nach Einbruch der Dunkelheit. Trotzdem dauerte es lange, bis das milchige, lila-blaue am Horizont verschwand und sich schwarz färbte. Sterne waren überhaupt nicht zu sehen, doch sein wahrer Stern begleitete ihn auch hier. Rociel hatte mehrere Minuten auf den silbernen Ring geschaut, den sie ihm geschenkt hatte. Es war ein einfacher Ring aus einfachstem Silber ohne jeglichen, materiellen Wert und er beachtete ihn eigentlich viel zu wenig. Doch jetzt wo er sie am sehnlichsten brauchte, da war dieser Ring so was wie eine Stütze, eine Hoffnung. Manchmal ließ er Bilder in seinem Kopf erscheinen, manchmal auch nur die Stimme. Und manchmal war es ihm fast so, als ob Isabell wirklich neben ihm liegen würde...
Das alles machte ihn nur noch trauriger und selbst die Blicke hinaus aufs Meer konnten da nichts dran ändern. Er zog die Beine aus dem Sand, trocknete sie und zog die engen Stiefel wieder an. Die Nächte waren kalt und hier erst recht. Er wollte sich ja keine Erkältung zuziehen.
Sein Feuerstein hatte die ganze Zeit gelodert, doch auch die ein Meter hohe Flamme wurde jetzt vollkommen gelöscht. Er ließ das Feuer aus, wollte niemanden anlocken, aber eigentlich war hier sowieso nichts, bis auf die Fische, die Krebse, die Muscheln und die Korallen.

Immer wieder krachte das Wasser gegen Steine und Klippen, doch bei ihm rauschte es nur entlang, die Wellen kamen regelmäßig und durch den Wind kamen sie auch stark, doch der junge Fürst hatte keine Einschlafprobleme, denn er mochte diese Naturgeräusche sehr, lebte er doch gerne in der Natur und nicht gegen Zwang oder anderer Gründe.

Er war gespalten, hingerissen zwischen zweierlei Sachen. Dem Kampf und der Aufgabe. Auch am heutigen Tage wünschte er sich vor dem einschlafen, dass er am nächsten Morgen aufwachen sollte und sein Kopf danach leerer wäre. Schon lange nicht mehr quälten ihn Fragen, auf die es keine Antwort gab, doch ihn quälten nun andere Dinge und er fragte sich immer wieder, warum er diese Qual erlitt. Es waren keine schönen Gedanken. Und Hoffnung gab es nur für andere, nicht dafür.

Hoffnung...wo bist du. Schläfst du auch wie ich? Bist du auch so müde geworden? Ach Hoffnung, wir beide waren nie große Freunde, aber doch musst du wissen, dass ich dich immer schätzen wusste. Weißt du, wenn ich heute an Khorinis denke, dann muss ich weinen. Es geht schon wieder los...
Weißt du, ich hab in Khorinis die glücklichsten Jahre meines Lebens gehabt und jetzt stellt sich Stück für Stück heraus, dass dieser Bruch darin schon vorhergesehen war. Jetzt soll ich einfach das Beste aus meinem Leben machen, einfach so. Dabei bin ich doch noch gar nicht soweit. Und du, du hast mir immer geholfen. Aber jetzt, jetzt hilft mir Isabell dabei. Es gibt so viele Leute in Khorinis, bei denen ich mich entschuldigen müsste und dann gibt es noch mehr Leute, die den Tod dort verdient haben. Aber nein...ich möchte nicht spekulieren, welcher Mensch den Tod verdient hat, das weiß nur der Gevatter selbst. Aber zumindest rächen müsste ich mich an ihnen. Glaubst du, dass die vielen Leute, die eine Entschuldigung verdient haben die Anzahl derer rechtfertigen, die dann vielleicht Rache spüren müssten?
Ach Hoffnung, ich bin so ein dummer Junge, ich glaube ich werde einfach hier bleiben und nicht mehr nach Khorinis gehen. Es tut mir leid, hört ihr, es tut mir bei allen leid, bei denen ich mich entschuldigen will. Und der Rest wird sich irgendwann verantworten müssen...irgendwann...
Und nun lass uns schlafen Hoffnung, beschütze mich und gib mir deine Kraft auch für andere Sachen, nicht nur für mein grausames Leben. Bleib bitte bei mir und schlaf gut weiter.


Wer träumt, dem wachsen Flügel.
17.02.2004, 19:07 #199
Heimdallr
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Der nächste Tag sollte ein guter Tag sein, mit blauem Himmel und warmen Brisen vom Meer.
Keine Erkältung, keine Schmerzen und ein fast leerer Kopf, es war wie ein kleiner Schritt nach vorne. Das Meer machte keine Pause, regelmäßig und immer wieder kamen die Wellen und immer wieder sah er sie. Manchmal war es eintönig auf die Wellen zu starren oder ihr Geräusch aufzunehmen, doch dann ging er einfach die nächsten Hügel hinauf und sah ein wenig hinaus, lauschte den Möwen oder anderen Vögeln. Oder er schloss die Augen und döste ein paar Minuten. Doch das Meer war sein ständiger Begleiter, die Küste nun schon so vertraut wie sonst nur Städte. Er war noch nie an einem Küstenstreifen entlang gegangen, nur immer an kleinen Stellen, meistens am Hafen einer Stadt, oder von großen Klippen heruntergeschaut. Es war nicht langweilig, denn die Natur besaß ganz eigene Zauber, die einen in den Bann ziehen konnten, aber es war eben sehr einsam. Die Küste war einsam, schon seit jeher. Schiffe fuhren natürlich nicht hier, fernab von jeder Route und Fischer? Was sollten Fischer hier schon fangen, nein, er war der einzige Mensch, hatte mehrere Meilen Land und See nur für sich. Erst am frühen Morgen hatte er zum ersten Mal in seinen Rucksack gesehen und sich die Sachen angeschaut, die Prix ihm da eingepackt hatte und war überrascht von der Vielfalt...an Fleisch...
Es gab gepökeltes Fleisch, getrocknetes Fleisch, frisches Fleisch, gehacktes Fleisch, in Form von Haxen, Keulen und bratgerechten Stücken. Alles in allem hatte er ungefähr zehn Kilo Fleisch mit. Da taten die fünfhundert Gramm Trockenzwieback auch nicht mehr weh, im Gegenteil. Er hatte schmunzeln müssen, als er gesehen hatte, was es war, doch das war typisch für Prix und machte ihm nur wenig aus. Nur mit dem Wasser musste er sich vorsehen, denn hier am Meer gab es nicht mehr so zahlreich Quellen und Salzwasser konnte er schlecht trinken. Alles in allem war er hochzufrieden mit seiner Ausrüstung, auch für die Schuppen war in Form eines Lederbeutels gesorgt, seine Dolche waren blank gewienert, Todesodem steckte in seiner ledernen Scheide und seine Rüstung saß wie an gegossen, es gab keinen Grund nicht guter Dinge zu sein.

Der Wind pfiff durch die vielen Löcher und Mulden, Meerwasser hatte den Stein ausgewaschen und Löcher hinterlassen. Zahlreiche Tierarten hatten sich dort ein Heim gebaut, nah am Meer und doch vor den Wellen geschützt. Er förderte ein paar Muscheln zu Tage, schwarze Kalkpanzer und schleimiger Inhalt, doch er ließ sie zurück, hatte er auf diese Köstlichkeiten keinen Appetit. Aber obwohl er sehr oft Pausen machte, um so was zu untersuchen, war er doch schnellen Fußes unterwegs. Wenn man Glück hatte, konnte man über steinerne, sandige Flächen laufen, die direkt diesen Weg nahmen, doch wie schon am Vortage erlaubte das Meer nicht immer einen Durchgang, wenn man nicht schwimmen wollte und das hieß Umwege über die Klippen nehmen.
Den ganzen Vormittag ging dieser Weg, zog sich über den Mittag, über den Nachmittag, immerzu. Er konnte nichts tun, keine Feinde, endlich Ruhe. Keine Waffen mehr und doch trainierte er selbst hier. In kleinen Pausen Schlagübungen und im Gehen das Ziehen der Waffe. Manchmal noch dachte er an seine Ausbildung. Damals war er so schlecht gewesen und doch konnte er die Prüfungen bestehen. Diese ganzen Worte von damals, sie erschienen ihm jetzt so unnötig, die ganzen Schläge waren eingeprägte Abläufe, längst hatte sich das Schwert weiterentwickelt und auch seine Hand führte nun ganz anders. Aber trotz dieses Erfolgs mochte er sein Schwert und seine Fortschritte nicht. Sein Schwert konnte man zwar vom Blut befreien, sauber putzen, reinigen, doch den Gestank wurde man nie wieder los. Kein richtiger Gestank, aber ein zarter Geruch von Blut, es lag über der Spitze der Klinge. Und dann noch die ganzen schwarzen, körperlosen Seelen...

Immer wieder das Meer, die Weite des Horizontes und der Himmel. Es tat gut einmal alleine zu sein und diese Leere zu fühlen. Das was er zum denken brauchte hatte er noch, aber ansonsten ließ er sich nur noch treiben. Immer wenn Isabell ganz fern zu seien schien, sah er nur auf den Silberring und strahlte wieder. Viel Zeit hatte man hier, die Küste war wohl der einsamste Fleck der Welt. Manchmal redete er laut, sprach seine Gedanken aus und manchmal antworteten ihm die Vögel mit lautem Krächzen. Sie waren die einzigen, die noch hier waren und ohne sie wäre es zu einsam gewesen, aber dieses bisschen Leben um ihn herum war schön, sehr schön sogar. Doch trotz allem führte der Weg weiter gen Norden, er konnte den Turm schon näher kommen spüren, sehen war gewiss nicht möglich. Ein bisschen Angst hatte er, doch das gehörte ja dazu und aufgeregt war er, oh ja, sehr aufgeregt, denn es war nicht nur so, dass er noch nie gegen einen Feuerwaran gekämpft hatte, er hatte sie auch noch nie gesehen. Zum Glück hatte er so ein gutes Gedächtnis, denn sonst hätte er sicher längst dieses eine, doch sehr bescheuerte Abenteuer vergessen. Es war sicher schon ewige Monde her, aber an die Attacke des Warans gegen seinen Freund bei Miliz, Long, an die konnte er sich noch sehr gut erinnern. So hatte er jetzt zumindest eine Vorstellung, wie es ungefähr aussehen könnte, dieses Biest, doch zunächst wollte er ja diesen Turm finden. Ein alter, verlassener Turm. Seltsam...wieso sollte ihn jemand verlassen und warum leben die Feuerwarane ausgerechnet dort? Hm...na ja, ich werde es schon noch herausfinden...

Der Abend war gegangen, die Nacht war gekommen und der Mond hatte die nicht vorhandene Sonne abgelöst. Sterne waren auch heute nicht am Firmament zu sehen, doch man spürte, wie Kälte immer mehr über die Küste kam. Der Wind war ihr Bote. Der Frühling kam zwar mit Siebenmeilenstiefeln auf das Land zu, doch der Winter war noch nicht besiegt. Gestern hatte er früh gerastet, hatte er ja auch ein perfektes Plätzchen gefunden gehabt, doch heute ging Rociel weiter, die Fackel mit der riesigen Flammensäule erhellte das Gebiet weit und er hatte auch noch genug Kraft, lang geschlafen und gutes Essen, den ganzen Tag an der frischen Luft, er fühlte sich fit und kraftvoll, nicht müde. Ein paar Meter sollten noch zu schaffen sein...
18.02.2004, 00:23 #200
Dark-Druid
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Leise scheppernd blieb das schwarze, gusseiserne Gitter, das einen schmalen Zugang zu dem weitverzweigten Kanalisationssystem der Stadt verschloss, auf den groben Pflastersteinen liegen, als Druid und Marquez die kleine Öffnung sprangen. Lautlos setzten die schweren Kampfstiefel auf dem feuchten, glitschigen Boden auf, Knie wurden gebeugt, fingen die Wucht des Aufpralls federnd ab. Grünlich schimmernde, algenartige Gebilde hingen von den gemauerten Wänden, schienen fast mehr lebendig, denn wie alte, vermodernde Pflanzen. Das Geräusch stetig niederfallender Wassertropfen hallte beständig durch die alten Gänge, wurde von den Mauern dutzendfach zurückgeworfen und verstärkt. Alle paar Meter öffnete sich an der nassen Decke ein weiterer Durchlass, durch die ein fahles, schummriges Licht in die hier vorherrschende Dunkelheit fiel.
Nach kurzer Orientierung hob Druid die behandschuhte Rechte, deutete den Gang entlang.
„Hier her!“, schon lief er los, dicht gefolgt von Marquez. Eigentlich sollte die Kanalisation dem Straßensystem Gorthars angepasst sein, somit wäre es nicht sonderlich kompliziert, unbemerkt zur Stadtbibliothek zu gelangen.
Schnellen Schrittes eilten die beiden durch das Zwielicht, bogen hie und da ab, vorbei an rattenverseuchten, stinkenden Abfallhaufen und schmalen, dreckigen Brackwasserbächen, bis sie endlich in die Nähe ihres Zielortes kamen. Beim nächsten Durchbruch des dicht gelegten Pflastersteinmusters stiegen sie die rostigen, kaum benutzten Leiterstufen hinauf, die fest im Stein verankert waren. Leise schabend glitt das alte Eisengeflecht, das das Loch bedeckte, beiseite, machte den Weg an die Oberwelt wieder frei. Geschwind klommen sie aus dem dunklen Gängegewirr wieder an die Frischluft.

Plötzlich hörte Druid ein lautes Klacken in seinem Rücken. Instinktiv warf sich der Krieger zur Seite, rollte sich geschickt über die Schulter ab, während der Bolzen krachend an einer steinernen Hauswand zersplitterte. Hektisch fingerte der Kultist an seiner Armbrust herum, versuchte ein neues Geschoss einzulegen. Zu spät. Schon prangte seine schwarze Klinge in den Händen Druids, als er mit wütenden Schritten heranstürmte. Im letzten Moment ließ der Schütze seine Waffe fallen, riss sein eigenes Schwert aus der Scheide, entging mit einer klirrenden Parade dem tödlichen Schlag. Ein weiterer Hieb durchschnitt zischend die Luft, prallte wirkungslos auf die hochgerissene Klinge. Blitzartig wirbelte Druid herum, ließ sein Bein in die Höhe schnellen, wurde jedoch jäh gestoppt, als sein Gegenüber grob seinen Arm packte und zu sich riss. Den zusätzlichen Schwung nutzend sprang Druid vor, rammte dem rot Gepanzerten sein Knie in den Magen, dieser taumelte zurück.
Ein silbriges Blitzen in seinen Augenwinkeln veranlasste den Kämpfer dazu, sich ruckartig auf den Boden fallen zu lassen. Keine Sekunde zu früh. Marquez, der mit seiner Reaktion gerechnet hatte, führte einen kräftigen Hieb – und traf. Leise röchelnd ging der Kultist auf die Knie, kippte schließlich vollends zur Seite. Gebrochene Augen starrten kraftlos ins Nichts, während sich langsam eine Blutlache um den toten Körper ausbreitete.

...Seicht zupfte der frische Nachtwind an dem schwarzen Mantel des dunklen Kriegers, enthüllte für eine Sekunde die darunter getragenen Waffen. Tiefschwarze Augen fixierten starren Blicks ein ganz bestimmtes Fenster im ersten Stock. Dahinter verbarg sich das Kartenarchiv der gorthanischen Stadtbibliothek und mit diesem auch die gesuchte Pergamentrolle. Der leicht wogende Umhang wurde zurückgeschlagen, ein zusammengelegtes Seil vom Waffengurt gelöst. Abschätzend wog Druid es in der Hand, rollte es nach einigen Sekunden ab. Mit geübten Bewegungen schwang er die vorbereitete, lassoartige Schlaufe um eine vorstehende, stählerne Fahnenstange und zurrte es fest. Zu festlichen Anlässen wurden an diesen Stangen, die in der ganzen Stadt verteilt waren, die Flaggen mit dem gorthanischen Wappen aufgehängt, nun dienten sie als willkommene Hilfe zum Einbruch, denn da der Haupteingang versperrt war, musste halt dieser unkonventionelle Weg herhalten.
Geschickt kletterte der Krieger an dem schwankenden Seil in die Höhe, nach wenigen Momenten kriegte er das Metallstück zu fassen und zog sich daran empor. Er schützte sich mit den Händen vor dem Herunterfallen, drückte dann plötzlich die angezogenen Beine durch und schnellte vor. Nur wenige Fuß entfernt war das zu erreichende Fensterbrett, geschmeidig setzten seine Füße auf. Mit einem ruckartigen Ellenbogenstoß war das Fenster von dem hinderlichen Glas befreit, ein prüfender Seitenblick auf den nickenden Marquez versicherte, dass niemand etwas gehört hatte. Dieser beeilte sich nun auch, das Seil hinaufzuklettern, es oben angekommen zu lösen und zusammenzurollen, damit auch weiterhin niemand so schnell das unerlaubte Eindringen bemerkte. Einen beherzten Sprung später stand er, zusammen mit Druid, im Kartenarchiv Gorthars...
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